Basel II und Solvency II - fam.tuwien.ac.atsgerhold/pub_files/sem11/hint_v.pdf · 5 Basel II und Solvency II David Hinterkörner Säule I - Mindestkapitalanforderungen Bessere Differenzierung

Basel II und Solvency II11. Jänner 2012

David HinterkörnerBasel II und Solvency II 2

Basel II - Einleitung

● Eigenkapitalquote auf niedrigen Niveau● Basler Ausschuss● Basel I● International gültiger Standard


Risiken des Bankgeschäfts

● Kreditrisiken– Verlust des überlassenen Kapitals– Verschlechterung der Kreditwürdigkeit

● Marktpreisrisiken– Ungünstige Entwicklung des Marktes

● Operationelles Risiko– Versagen von Verfahren, Systemen, Menschen


Basel II – Das 3-Säulen-Modell


Säule I - Mindestkapitalanforderungen

● Bessere Differenzierung der Risiken– In Basel I oft gleiche Eigenkapitalunterlegung

● Unterschiedliche Methoden– Kreditausfallrisiken

● Standardansatz oder IRB - Ansätze– Operationelle Risiken

● Basisindikatoransatz, Standardansatz, alternativer Standardansatz, fortgeschrittene Messansätze

– Marktpreisrisiken


Kreditausfallrisiken

● Standardansatz– Risikobewertung durch externe Ratings– Eigenkapitalunterlegung

– Eigenkapitalquote 8%– Risikogewicht in Abhängigkeit von Forderungstyp

Erforderliche EKU für einKG=Forderungssumme∗Risikogewicht∗Eigenkapitalquote



● Standardansatz: Risikogewichte und ForderungstypForderungstyp Risikogewicht

Staaten

In Abhängigkeit des Ratings durch externe Argentur:

0%, 20%, 50%, 100% oder 150%

Öffentliche Stellen

Multilaterale Entwicklungsbanken

Banken

Wertpapierhäuser

Unternehmen

Retail 75,00%

Besicherung durch Wohnimmobilien 35,00%

Besicherung durch gewerbliche Immobilien 100,00%



● Standardansatz: Risikogewichte und Ratings

Ratings Staaten Banken (Option 1) Banken (Option 2)

AAA bis AA- 0 20 20

A+ bis A- 20 50 50

BBB+ bis BBB- 50 100 50

BB+ bis B- 100 100 100

Unter B- 150 150 150

Ohne Rating 100 100 50



● IRB - Ansätze– Internal Rating Based Approach– Risikosensitivere Methoden– Strengere Anforderungen und Kontrolle– Positive Auswirkung auf Eigenkapitalanforderungen

● Aktiva werden anders bewertet



● IRB - Ansätze– Einteilung in Forderungsklassen– Bestimmung Risikoparameter

● Ausfallswahrscheinlichkeit– Probability of default (PD)

● Verlustquote bei Ausfall– Loss-given-default (LGD)

● Restlaufzeit - Effective Maturity (M)● Ausstehende Forderung zum Ausfallszeitpunkt

– Exposure at default (EAD)



● IRB - Ansätze– Eigenkapitalunterlegung

– IRB – Basisansatz– Fortgeschrittener IRB - Ansatz

Eigenkapitalunterlegung=EAD∗Risikogewicht

Risikogewicht=LGD∗PD∗M


Operationelles Risiko

● Indirekte Verluste– Versagen – Externe Ereignisse– Rechtsrisiken

● Basisindikatoransatz

Eigenkapitalunterlegung=0.15∗13∗(BE 1+BE 2+BE 3)



● Standardansatz

● Alternativer Standardansatz

T 1,2 ,3=max {∑j=1

8

β∗G j ,0}

Eigenkapitalunterlegung=13∗(T 1+T 2+T 3)

Geschäftsfeld BetafaktorUnternehmensfinanz-ierung und -beratung

18,00%

Handel 18,00%Zahlungsverkehr und Abwicklung

18,00%

Depot- und Treuhandgeschäft

15,00%

Firmenkundengeschäft 15,00%Privatkundengeschäft 12,00%Vermögensverwaltung 12,00%Wertpapierprovisions-geschäft

12,00%



● Fortgeschrittene Messansätze – Advanced Measurement Approach, AMA– Bankspezifisch– Genehmigungspflichtig


Marktrisiko

● Eigenkapitalunterlegung– Alle Risiken im Bereich des Handelsbuch

● Änderungen von Aktienkursen, Zinssätzen, Wechselkursen, Goldpreis, …

– Standardansatz● Risikokategorien

– Interne Modelle● Kriterien der Aufsicht


Säule II – Bankaufsichtlicher Überprüfungsprozess

● Ziele sind die Verbesserung– der internen Verfahren– der Methoden des Risikomanagements– des Dialogs zwischen Aufsicht und Geschäftsleitung


Säule II – Bankaufsichtlicher Überprüfungsprozess

● Vier Prinzipien– Bankinterner Prozess zur Sicherstellung der

Kapitaladäquanz– Der aufsichtliche Überprüfungsprozess– Aufsichtsbehördliche Maßnahmen– Aufsichtsrechtliche Intervention

● Keine expliziten Eigenkapitalanforderungen


Säule III – Erweiterte Offenlegung

● Stärkung der Marktdisziplin– Zeitgerechtere Informationen

● Offenlegungsvorschriften gibt es für– Kapitalstruktur, Kapitaladäquanz, Beteiligungen,

Kreditrisiko, Marktrisiko, IRB – Ansätze, ...


Umsetzung von Basel II

● 1988: Basel I● Juni 2004: Veröffentlichung Basel II – Akkord ● Juni 2006 : EU – Richtlinien ● 2007: Umsetzung in nationales Recht

– In Österreich: 1. Jänner 2007– Änderungen im Aufsichtsgesetz, Bankwesengesetz– Verordnungen der FMA


Veränderungen mit Basel III

● Weiterentwicklung von Basel II– Modell nicht verändert

● Änderungen in Bezug auf Eigenkapitalbasis– Erhöhung der Qualität, Konsistenz und Transparenz– Verbesserung der Risikodeckung– Einführung einer Verschuldungsgrenzen– Verhinderung „übermäßiger Vernetzung“


Veränderungen mit Basel III

● Änderung der Liquiditätsvorschriften– Prinzipien für das Liquiditätsmanagement– Liquidity Coverage Ratio (LRC)

● Liquidität um einen Monat Barabflüsse zu kompensieren

– Net Stable Funding Ratio (NSFR)● Ausreichende Verfügbarkeit langfristiger

Finanzierungsquellen


Basel III - Übergangsphase

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

Verschuldungsgrenze Überwachungs-phase Parallelbetrieb Über-

nahme

Mindestkernkapitalrate 3,5 4,0 4,5 4,5 4,5 4,5 4,5

Kapitalerhaltungspuffer 0,625 1,25 1,875 2,5

Minimum Kernkapital + Kapitalerhaltungspuffer 3,5 4,0 4,5 5,125 5,75 6,375 7,0

Minimum (Tier 1+2) Gesamtkapital 8,0 8,0 8,0 8,0 8,0 8,0 8,0

Minimum Gesamtkapital + Kapitalerhaltungspuffer

8,0 8,0 8,0 8,625 9,25 9,875 10,5

Kapitalinstrumente die nicht mehr als Tier 1+2 anerkannt werden

Stufenweiser Abbau über 10 – Jahres – Horizont

LCR Beobachtungsphase Mindeststandard

NSTR Beobachtungsphase Mindeststandard


Solvency II - Einleitung

● 1995 Untersuchung der Eigenmittelvorschriften– Keine ausreichende Deckung– Solvency I

● 1999 risikosensitiveres Modell für Europa– Alle Bemühungen dazu unter dem Begriff Solvency II


Risiken Versicherungsgeschäft

● Absicherung von Risiken als Kerngeschäft● Breites Risikoprofil

– Versicherungstechnisches Risiko● Änderungsrisiko, Irrtumsrisiko, Zufallsrisiko

– Kapitalanlagerisiken– Betriebswirtschaftliche Risiken– u.v.m


Solvency II – Aufbau


Säule I - Kapitalanforderungen

● Bestimmung Mindestkapitalanforderung– Minimum Capital Requirement, MCR– Robuste, einfach berechenbare, objektive Größe– Tiefgreifende Maßnahmen bei Unterschreitung

● Bestimmung Solvenzkapitalanforderung– Solvency Capital Requirement, SCR– Erhebliche unvorhersehbare Verluste sollen

abgefangen werden können



● Maßnahmenkatalog



● Berechnung des SCR– Standardmodell– Interne Modelle

● Überprüfung durch Aufsicht● Genehmigung durch Aufsicht● Anreiz ist geringerer SCR


Säule I - Solvenzbilanz

● Marktnahe Bewertung der Aktiva und Passiva– Primär Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und

versicherungstechnische Rückstellungen● Vermögenswerte, Verbindlichkeiten

– Bewertungsmethoden ähnlich den der International Financial Reporting Standards (IFRS)



● Versicherungstechnische Rückstellungen– Grundsätzlich Beträge, die bei einer Übertragung an

ein VU entstehen würden– Oder nach folgendem Schema

● Besten Schätzwert ermitteln● Risikomarge hinzuaddieren





● Beste Schätzwert (best estimate)– Barwert des wahrscheinlichkeitsgewichteten

Durchschnitts zukünftiger Zahlungsströme● Berechnung muss versicherungsmathematischen

Rechnungsgrundlagen entsprechen– Aktuarielle bzw. statistische Methoden zur

Ermittlung der zukünftigen Zahlungsströme– Alle Unsicherheiten müssen berücksichtigt werden– Realistische Datengrundlage



● Risikomarge– Berechnung auf Ebene des gesamten

Versicherungsportfolios– Kapitalkostensatz


Säule I – Das Standardmodell

● Freie Wahl zw. Standardmodell und internen Modellen

– Übergangsfrist● Solvenzsituation angemessen abbilden● Zwei Bereiche

– Bestimmung und Klassifizierung der Eigenmittel– Bestimmung SCR und MCR


Das Standardmodell - Eigenmittel

● Basiseigenmittel– Überschuss aus Vermögenswerten über

Verbindlichkeiten● Ergänzende Eigenmittel

– Vermögenswerte die zur Absicherung von Verlustrisiken dienen

– Methode zur Bestimmung und Berechnung muss von Aufsicht genehmigt werden


Das Standardmodell - Eigenmittel

● Einteilung in Qualitätsklassen (Tier 1,2,3)– 6 Kriterien– Tier 1 – Basiseigenmittel

● Eigenmittel die alle Merkmale erfüllen– Tier 2 – Basiseigenmittel & ergänzende EM

● Basiseigenmittel die die ständige Verfügbarkeit nicht erfüllen

● Ergänzende EM die alle Kriterien erfüllen– Tier 3 – Restlichen Eigenmittel


Das Standardmodell - SCR

● Solvenzkapitalanforderung– Kapitalniveau ist so gewählt, dass alle 200 Jahre das

VU durch unerwartete Verluste ausfallen könnte– Value-at-Risk mit Konfidenzniveau von 99.5% und

Zeithorizont von einem Jahr● Auch Neugeschäft wird betrachtet● SCR muss kontinuierlich erfüllt sein● Änderung des Risikoprofils → Neuberechnung



● Risiken– Versicherungstechnisches Risiko Leben– Versicherungstechnisches Risiko Kranken– Versicherungstechnisches Risiko Nicht-Leben– Gegenparteiausfallsrisiko– Marktrisiko– Operationelles Risiko





● Mehrstufiges Verfahren – Baumstruktur– Jeder Endpunkt repräsentiert ein spezielles Risiko– Verschiedenste Methoden zur Berechnung dieses

Risikos– Einzelne Kapitalanforderungen verhalten sich wie

korrelierte normalverteilte Zufallszahlen

SCRKnoten=√∑i , j SCRi∗SCR j∗ρij


Das Standardmodell - MCR

● Mindestkapitalanforderungen● Aufsicht greift bei Unterschreitung in

Unternehmenssteuerung ein● Höhe des MCR

1. Absolutbetrag als Untergrenze2. Unter- und Obergrenze in Relation zum SCR3. Berechnung


Das Standardmodell - MCR

● Faktorbasierter Ansatz zur Berechnung– Faktoren: versicherungstechnische Rückstellungen,

verbuchte Prämien, Verwaltungsaufwendungen,...● Berechnung des MCR für jede Sparte

– Addition zum Gesamt-MCR


Vergleich SCR und MCR

Anforderung SCR MCRZur Bedeckung einsetzbare Eigenmittel

Anrechnungsfähige Eigenmittel

Anrechnungsfähige Basiseigenmittel

Berechnungsfrequenz Jährlich VierteljährlichBerechnung Standardformel oder

Internes ModellVereinfachtes Verfahren

Folgen einer Nichteinhaltung

- Veröffentlichung- Vorlage eines Sanierungsplans- Rückführung innerhalb von sechs Monaten

- Veröffentlichung- Vorlage eines Finanzierungsplan- Rückführung innerhalb von drei Monaten- Entzug der Zulassung


Säule II – Governance - System

● Setzen von Maßnahmen zur– Steuerung der Risiken– Überwachung der Qualität der Prozesse und

Verfahren● Überprüfung durch Aufsicht


Säule II – Governance - System

● Aufgaben des Governance – System– Transparente Organisationsstruktur– Leitlinien für interne Revision, interne Kontrollen,

Risikomanagment– Vorhandensein von Notfallplänen– Risiko- und Solvabilitätsbeurteilung– Versicherungsmathematische Funktion


Säule III - Offenlegungspflichten

● Stärkung der Markttransparenz und Marktdisziplin– Risikobewusste Unternehmensführung soll honoriert

werden● Angelegt an Offenlegungspflichten von Basel II● Unterscheidung zwischen Informationen

– an die Öffentlichkeit– an die Versicherungsaufsicht



● Bericht über die Solvabilität und Finanzlage– Solvency and Finanzial Condition Report, SFCR– Enthält: SCR, MCR, Qualität der Eigenmittel,

Nichteinhaltung von SCR oder MCR, Methoden zur Bewertung, Risikosituation, ...

– Analyse der Veränderungen– Verfügbar 14 Wochen nach Ende des Geschäftsjahr– Report muss vom VU genehmigt werden– Weitere Informationspflicht bei wichtigen Ereignissen



● Regelmäßige Berichterstattung an die Aufsicht● Report to Supervisors (RTS)

– Vergleichbar mit SFCR– Zusätzliche Informationen wie Planwerte für SCR– Jährlich zu erstellen

● Quantitative Reporting Templates (QRT)– Enthält Quantitative Unternehmensdaten– Quartalsweise zu erstellen


Umsetzung von Solvency II

● In zwei Phasen– Rahmenbedingungen bis 2003 formuliert– Arbeitsgruppen erarbeiten technische Details

● Laufend Feldstudien– Quantitative Impact Studies

● Solvency II Rahmenrichtlinie 10.11.2009 verabschiedet

● Umsetzung in nationales Recht am 01.01.2013


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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