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TEST ■ ■ ■ 1 Irgendwie konnte ich mit der zuge- stellten Sendung nichts anfangen. Meine Verwirrung beruhte auf dem in schwarzer Folie umwickelten Paket, dessen Gewicht eher an ein paar Designerslipper im Schuhkar- ton denken ließ als an eine ausge- wachsene Endstufe. Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass Endstu- fen in der Gewichtsklasse Schuhen Konkurrenz machen würden? Doch bevor wir uns mit Messergeb- nissen auseinandersetzen, gilt es vorab, die Bestandsaufnahme zu protokollieren. Die Rückseite ist schnell erklärt, denn außer zwei XLR/ Klinke Combobuchsen, zwei Speakon-Buchsen und einem Kalt- geräteanschluss ist hier nichts zu vermelden. Statt Neutrik-Armatu- ren kommen Buchsen aus asiati- scher Fertigung zum Zuge, deren Qualitätsstandard sicherlich auch interessant wäre, eingehender un- tersucht zu werden. Aber das ist ein separates Thema für eine der kom- menden tools 4 music-Ausgaben. Zurück zum „Kandidaten“: Zur Kühlung dient ein kräftig ins Gerät pustender 88-mm-Lüfter samt Me- tallschutzgitter. Die Ausgangs- buchse für Kanal A ist sinnvoller- weise 4-polig beschaltet, wozu an den Pinnen 2+ und 2- das Signal von Kanal B anliegt. Den Grund finden wir entweder in der An- steuerung aktiver 2-Weg-Anlagen über ein 4-poliges Speakon-Kabel oder der Anforderung einer hohen Ausgangsleistung im Brückenbe- trieb an 4 Ohm, wobei der Laut- Bereits vor einigen Monaten wurde im Internet eifrig über die angekündigte Beh- ringer „iNUKE“ Endstufenserie diskutiert. Eine erste Tuchfühlung der optischen Art erfolgte auf der diesjährigen Prolight & Sound in Frankfurt, auch wenn die dortige Vorstellung eher der Sichtung seltener Reptilien im Terrarium glich. Denn außer einem Glaskasten mit vermutlich leblosen Ausstellungsstücken der Vorserie gab es wenig zu begutachten. Insofern war es überraschend, dass wir zu dieser Ausgabe zeitnah ein Muster zu Testzwecken von Behringer zur Verfügung gestellt bekamen. Ring frei für ein weiteres Fliegengewicht in der DSP-Endstufenliga. Von Stefan Kosmalla Behringer „iNUKE“ NU-3000 DSP

Behringer „iNUKE“ NU-3000 DSPdownloads.music-group.com/software/behringer/_pdf/Tools4...Bild 3: Moderner Aufbau der Behringer „iNUKE“ NU-3000 DSP 4 kommen, vor allem vor dem

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Page 1: Behringer „iNUKE“ NU-3000 DSPdownloads.music-group.com/software/behringer/_pdf/Tools4...Bild 3: Moderner Aufbau der Behringer „iNUKE“ NU-3000 DSP 4 kommen, vor allem vor dem

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Irgendwie konnte ich mit der zuge-stellten Sendung nichts anfangen.Meine Verwirrung beruhte auf demin schwarzer Folie umwickeltenPaket, dessen Gewicht eher an einpaar Designerslipper im Schuhkar-ton denken ließ als an eine ausge-wachsene Endstufe. Wer hätte vorzehn Jahren gedacht, dass Endstu-fen in der Gewichtsklasse SchuhenKonkurrenz machen würden?

Doch bevor wir uns mit Messergeb-nissen auseinandersetzen, gilt es

vorab, die Bestandsaufnahme zuprotokollieren. Die Rückseite istschnell erklärt, denn außer zweiXLR/ Klinke Combobuchsen, zweiSpeakon-Buchsen und einem Kalt-geräteanschluss ist hier nichts zuvermelden. Statt Neutrik-Armatu-ren kommen Buchsen aus asiati-scher Fertigung zum Zuge, derenQualitätsstandard sicherlich auchinteressant wäre, eingehender un-tersucht zu werden. Aber das ist einseparates Thema für eine der kom-menden tools 4 music-Ausgaben.

Zurück zum „Kandidaten“: ZurKühlung dient ein kräftig ins Gerätpustender 88-mm-Lüfter samt Me-tallschutzgitter. Die Ausgangs-buchse für Kanal A ist sinnvoller-weise 4-polig beschaltet, wozu anden Pinnen 2+ und 2- das Signalvon Kanal B anliegt. Den Grundfinden wir entweder in der An-steuerung aktiver 2-Weg-Anlagenüber ein 4-poliges Speakon-Kabeloder der Anforderung einer hohenAusgangsleistung im Brückenbe-trieb an 4 Ohm, wobei der Laut-

Bereits vor einigen Monaten wurde im Internet eifrig über die angekündigte Beh-ringer „iNUKE“ Endstufenserie diskutiert. Eine erste Tuchfühlung der optischen Arterfolgte auf der diesjährigen Prolight & Sound in Frankfurt, auch wenn die dortigeVorstellung eher der Sichtung seltener Reptilien im Terrarium glich. Denn außereinem Glaskasten mit vermutlich leblosen Ausstellungsstücken der Vorserie gab eswenig zu begutachten. Insofern war es überraschend, dass wir zu dieser Ausgabezeitnah ein Muster zu Testzwecken von Behringer zur Verfügung gestellt bekamen.Ring frei für ein weiteres Fliegengewicht in der DSP-Endstufenliga.

Von Stefan Kosmalla

Behringer „iNUKE“ NU-3000 DSP

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sprecher dann an die Pins 1+ und2+ geklemmt wird. Das Gehäuseder Endstufe besteht aus Alumini-umblech mit einer stylisch geform-ten Front aus Kunststoff inklusivezweier Einbaugriffe. Damit dieFrontplatte beim Rackeinbaugegen auftretende Kräfte geschütztwird, sind die seitlichen Gehäuse-wände um 90 Grad gekantet.

Zentral im Blickfeld befindet sichdas grafikfähige Display des inte-grierten Digitalcontrollers, zweiWipptaster in Union mit einem En-coder übernehmen die Eingabe-kommandos zur Programmierungder Endstufe. Neben den beiden Pe-gelstellern erspähe ich noch denNetzschalter sowie einen USB-An-schluss zur Kommunikation zwi-schen Endstufe und PC. Direktnach dem Einschalten meldet sichder Lüfter durch kurzzeitigesBeschleunigen. Das Display sowiedie dezent orange leuchtendenKränze um die Pegelsteller signali-sieren einwandfreie Funktion derBehringer „iNUKE“ NU-3000 DSP– es kann also losgehen.

KonzeptDie Behringer „iNUKE“-Serie wirdin sechs verschiedenen Variantenmit Gesamtleistungen von 1.000,3.000 und 6.000 Watt angeboten. Injeder Leistungsklasse gibt es aucheine DSP-Ausführung, die einen„Digitalen Sound Prozessor“ direkt

implementiert hat. Dieser DSP-Controller bietet dabei Program-miermöglichkeiten über einfacheLow- und Highcut Funktionen bishin zu Frequenzweichenprogram-mierung nebst Limiter, Phasenum-schaltung, Delay und komfortablenEqualizereinstellungen. Zur Pro-grammerstellung steht dem An-wender eine wirklich einfach zu

bedienende Software zur Verfü-gung, die nebenbei bemerkt voll-kommen problemlos installiertwerden konnte und via frontseiti-gem USB-2.0-Slot die Kommunika-tion mit einem PC aufnimmt. Umsich einen Eindruck vom grafischenErscheinungsbild der nahezu selbsterklärenden Software zu machen,genügt ein Blick auf Bild 1.

Bild 1: Die Editorsoftware der„iNUKE“-Endstufe ist klasse

Test mit freundlicher Genehmigung von

tools 4 musicAusgabe 4/2011

www.tools4music.de

Weitere Informationen zur Behringer iNUKE NU-3000 DSP

www.behringer.com

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Der Controller bietet als aktive Fre-quenzweiche drei Filtercharakte-ristiken: Butterworth, Bessel undLinkwitz-Riley, wobei deren Steil-heit in 12-dB-, 24-dB- und 48-dB-Schritten gewählt werden kann.Bild 2 gibt einen Überblick zu denUnterschieden der Filterarten imdirekten Vergleich zueinander. In der Equalizer-Sektion sind be-reits im parametrischen Teil insge-samt acht Filter zu vergeben, derenEigenschaften in weiten Zügen freigestaltet werden können. Werdamit noch nicht genug hat, greiftzu den dynamischen Filtern, derenWirkung in Abhängigkeit zur Aus-gangsleistung steht. Der Sinn die-ser beiden Filter pro Kanal liegtbeispielsweise in der Programmie-rung einer Loudness-Funktion, diebei zunehmender Lautstärke kon-tinuierlich abnimmt, um keineSchäden an den angeschlossenenBoxen zu provozieren.

Apropos Lautsprecherschaden –der Controller kann mit dem ein-gebauten Limiter sogar im Zusam-menhang mit der Lastimpedanzder angeschlossenen Lautsprecher-boxen auf das Watt genau einge-stellt werden. Die angegebenen

Werte stimmen mit unseren Mes-sungen überein. Diese Art der Pro-grammierung ist wesentlich ein-facher zu verstehen als die Angabeder Pegelreduzierung in Dezibel.Dass sich sowohl Attack- als auchRelease-Zeit in sehr weiten Berei-chen einstellen lassen ist ebenfallserwähnenswert. Vorbildlich istauch die frei einstellbare Delayzeit,um Boxen zeitverzögert anzusteu-

ern. Der Einstellbereich wird inMetern, Millisekunden und der US-Einheit „feet“ angezeigt. Erreichtwerden Verzögerungen bis zu 102Metern. Hat der Anwender seinProgramm erstellt, stehen 20 Spei-cherplätze zur Verfügung, die so-wohl am Gerät als auch bequemüber den PC verwaltet werden kön-nen. Der Controller kann selbstver-ständlich auch direkt an derEndstufe vollständig bedient wer-den, wobei ich persönlich die Ein-stellung über den PC-RemoteEditor bevorzuge.

BestandsaufnahmeDas Schaltungsprinzip der End-stufe beruht auf einem Schaltnetz-teilkonzept mit pulsweitenmodu-lierter Endstufenschaltung. Diesein Fachkreisen „Class D“ genannteSchaltungsart verspricht höchstenWirkungsgrad bei minimalem Bau-teile- und Kühlflächenaufwand. Soverwundert der in Bild 3 gezeigteInnenaufbau keineswegs, denn üp-pige Bauteiledimensionierung istbei modernen Konzepten dieser Artnicht nötig. Natürlich bleibt einegewisse Skepsis gegenüber deneher an Computerhardware erin-nernden Platinen übrig, ist mandoch sonst meist großvolumigeKaliber in dieser Leistungsklassegewohnt. Irritierend mögen auf den erstenBlick die vom Hersteller zugesi-cherten Ausgangsleistungen vor-

Bild 2 zeigt uns die Steilheit der verschiedenen Filter

Bild 3: Moderner Aufbau der Behringer „iNUKE“ NU-3000 DSP

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kommen, vor allem vor dem Hin-tergrund, dass keine richtigenKühlkörper zu entdecken sind.Dass derartige Endstufenkonstruk-tionen aber gut funktionieren,haben wir bereits beim Test derPeavey IPR-1600 gezeigt. Der Gerä-teaufbau besteht aus einer Zentral-platine, die Netzteil, Ausgangs-stufen sowie Eingangsschaltungnebst Controller-Elektronik beher-

bergt. Die Verarbeitung der End-stufe ist ohne Fehl und Tadel,wenngleich die bereits erwähnteFrontplatte aus Kunststoff dochetwas gewöhnungsbedürftig er-scheint.Die ersten Messungen mit einem 20Millisekunden langen Burstpaketund einer Testfrequenz von 1.000Hz an 8 Ohm lassen Spitzenpegelohne Berücksichtigung des Klirr-

Bild 4: Test mit 500 Millisekunden Burst-Signalen – die Leistung an 2 Ohm wird nach 3 Sekundenbegrenzt

Bild 5: Die Vergleichsmessung zeigt das Begrenzungsverhalten der Endstufe beim Sinustest (blau = 8Ohm, lila = 4 Ohm und grün = 2 Ohm mit Abschaltung nach 5 Sekunden)

Test mit freundlicher

Genehmigung von

tools 4 musicAusgabe 4/2011

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Behringer iNUKE NU-3000 DSP

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faktors von 61 Volt Effektivspan-nung erkennen, was einer Aus-gangsleistung von 2 x 465 Wattentspricht. Auch an 4 Ohm Last er-reicht die „iNUKE“ NU-3000 DSPstramme 59 Volt, wonach sich um-gerechnet 2 x 870 Watt ergeben.Erst bei der niedrigen 2-Ohm-Be-lastung wird die „Notbremse“ gezo-

gen, was sich unmissverständlichin der deutlichen Pegelreduzierungvon anfänglich rund 2 x 1.700 Wattauf schonendere 2 x 900 Watt nach3 Sekunden zeigt.

Die Betrachtung von Bild 4 zeigtdas Verhalten im Detail, wo aller-dings die anliegenden Burstpakete

auf 500 Millisekunden verlängertwurden, um die Leistungsreduk-tion innerhalb der 10 Sekundenwährenden Darstellung zu de-monstrieren. Diese ersten Ergeb-nisse zeigen, dass die Endstufedurchaus sehr hohe Impulsleistun-gen innerhalb eines begrenztenZeitfensters bereitstellen kann, umdann jedoch im Rahmen ihrerNetzteilkapazität die Leistung aufsichere Werte zu reduzieren. Be-trachtet man die Ausgangsleistun-gen mit Klirrfaktorgrenzen bis zu1 Prozent, messe ich an 2 Ohm 2 x1.176 Watt, an 4 Ohm 2 x 600 Wattund an 8 Ohm 2 x 312 Watt. DieEndstufe zeigt dabei eine ebensokonstante zeitliche Leistungsab-gabe wie die Peavey IPR-1600.

Um das Begrenzungsverhalten derEndstufe im direkten Vergleich zudrei Belastungsimpedanzen zu be-urteilen, zeigt Abbildung 5 miteinem normalen Sinustest, dass an8 Ohm noch keine Begrenzungensichtbar sind, während bereits an 4Ohm erste Regeleingriffe stattfin-den, die dann bei 2 Ohm sogar zurvollständigen Abschaltung nachdrei Sekunden führen.

Beim Test der Betriebsspannungs-grenzen steigt die Endstufe beieiner auf 160 VAC abgesunkenenNetzspannung aus. Unsere Testsim Labor haben wir bei 230 VACNetzspannung durchgeführt, aberes sei der Hinweis erlaubt, dasseine probeweise Erhöhung derNetzspannung auf 240 VAC aucheine geringfügig höhere Ausgangs-leistung ermöglicht. Die Eingangs-empfindlichkeit beträgt übrigensgenau 852 mV (+0,82 dBu), um an8 Ohm eine unverzerrte Spannungvon 50,33 Veff (+36,25 dBu) zu er-halten, woraus sich der Gain derEndstufe in Bild 6 mit 35,43 dB er-rechnen lässt. Bei der Betrachtungdes roten Eingangssignals im Ver-hältnis zum blauen Ausgangssig-nal in Bild 6 fällt zudem derzeitliche Versatz der beiden Kur-ven zueinander auf. Dieser Effektist dem Laufzeitverhalten des Con-trollers zuzuschreiben, dessen Ver-zögerungsmessung in Bild 7 eineLaufzeit von 0,6 Millisekunden zu-tage bringt.

Bild 6: Bei einer Eingangsspannung von 852 mV (rot) gibt die Behringer „iNUKE“ NU-3000 DSP eineAusgangsspannung von 50,33 V (blau) ab, das entspricht einer Verstärkung von 35,43 dB

Bild 7: Latenzmessung des Controllers: Eingangssignal (blau) und Ausgangssignal (rot), die Verzögerungszeitbeträgt genau 0,6 Millisekunden

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Beim Frequenzgangtest in Bild 8zeigt die Endstufe die typische Re-sonanzreaktion der Ausgangsfiltereines kostenoptimierten „Class D“-Aufbaus in Abhängigkeit zur ange-schlossenen Lastimpedanz miteinem Anstieg bis zu 7 dB bei 24kHz an 8-Ohm-Lasten. Bei Belas-tung mit 2 und 4 Ohm fällt dieseNichtlinearität etwas weniger starkins Gewicht. Die Messung des Klirrfaktors bei 1Watt an 8 Ohm in Bild 9 ergibt sehrgeringe Werte von nur 0,045 Pro-zent, die sich aber bei höherer Be-lastung auf immer noch ausrei-chende 0,12 Prozent steigern (Bild10). Die genauere Analyse des Klirr-spektrums zeigt überwiegend un -gradzahlige Verzerrungen, wie siebei PWM-Endstufen oft zu beobach-ten sind.

Vielleicht noch ein Wort zumStromverbrauch der Endstufe, dervom Hersteller mit nur 350 Wattangegeben wird. Einige Kollegenam Stammtisch werden jetzt em-pört auf den Tisch hauen, wenn sievor der leidenschaftlich diskutier-ten Frage stehen: Wie können da3.000 Watt rauskommen, wenn nur350 Watt verbraucht werden? ZurBeantwortung der Frage messenwir die tatsächliche Leistungsauf-nahme der Endstufe unter Sinus-volllast und stellen dabei kurzzeitig1.600 Watt Wirkleistung fest, die in-nerhalb weniger Sekunden aufWerte um die 650 Watt reduziertwerden. Wie bereits bei den Messungen zurAusgangsleistung erwähnt, be-grenzt die Endstufe die Netzteilbe-lastung innerhalb der zulässigenSpezifikationen. Hinzu kommt dieTatsache, dass Musik ein Gemischaus Impulsen unterschiedlicherAmplituden ist und die sich so ad-dierte Leistung nur einen Bruchteilder zur Verfügung stehenden Im-pulsleistungen darstellt. Dennochkommen mir die von Behringer an-gegebenen Werte ein wenig zuknapp vor, da die Messungen beigleichbleibenden Belastungen deut-lich höhere Ergebnisse ergaben. Bei den Messungen zeigte sich einverblüffend hoher Wirkungsgradvon nahezu 90 Prozent, da das Ver-hältnis von aufgenommener Wirk-

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Bild 8: Frequenzgang mit typischem Resonanzanstieg zu hohen Frequenzen an einer 8-Ohm-Last

Leistungsmessung: Die Impulsleistung an 2 x 8 Ohm beträgt 2 x 61 Veff = 2 x 465 Watt

Die Ausgangsspannung an 2 x 8 Ohm, bei 1 % Klirrfaktor, beträgt 50,27 Veff, was 2 x 315 Watt Leistung entspricht

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leistung zu abgegebener Ausgangs-leistung sehr nah zusammenlag. Richtig spannend bei Tests sind dieVerhaltensmuster bei abnormalenZuständen wie Kurzschluss, zuniedriger Impedanz oder Unter-spannung. Bei der Behringer„iNUKE“ NU-3000 DSP gibt es auchin dieser Hinsicht keinen Grundzur Kritik. Kurzschlüsse verkraftet

die Endstufe ohne Schäden und dieBelastung an zu niedrigen Impe-danzen wird durch die einfacheAbschaltung quittiert. Insgesamtmachte die „iNUKE“ einen sehrsouveränen Eindruck innerhalb derTestreihen im Labor, sodass imLaufe des Tests kein Zweifel an derQualität von Bauteilen oder demSchaltungsdesign aufkam.

FinaleFür wen eignet sich die die NU-3000DSP aus dem Hause Behringer? DerPreis gehört eigentlich in die Kate-gorie „kauf ich einfach mal“, dennmit nur 389 Euro Verkaufspreis istdiese Endstufe extrem preisgünstig.Bleibt die Frage nach dem Anwen-dungsfall, der guten Gewissens mit„geht eigentlich für alles“ beantwor-tet werden kann. Als Interessent hatman die Wahl zwischen Versionenmit oder ohne integriertem DSP undwählt nach Bedarf die gewünschteAusgangsleistung in drei Klassen.Die Endstufe zeigt keine Schwächenin der Verarbeitung, die Leistungsfä-higkeit des Controllers in Kombina-tion mit der übersichtlichen Editor-software lässt kaum Wünsche offenund die gebotene Ausgangsleistungdürfte besonders vor dem Hinter-grund der angekündigten 6000erBaureihe auch höheren Ansprüchengerecht werden. Sicherlich ist eineFrontpartie aus Kunststoff gewöh-nungsbedürftig, auch das Fehlen vonPolklemmen oder die nicht vorhan-dene Durchschleifmöglichkeit derEingangssignale mag den einen oderanderen Kritiker aus der Reservelocken. Aber unter dem Strich hat Behringermit der neuen „iNUKE“-Reihe eineEndstufe-Serie im Programm, diemit Sicherheit für einigen Wirbel inder Branche sorgen wird. Fehlt ei-gentlich nur noch ein Vergleichstestinnerhalb dieser neuen leichtgewich-tigen Endstufenklasse mit DSP-Con-troller – der folgt in einer derkommenden Ausgaben. �

Pro & Kontra

+ günstiger Anschaffungspreis+ sehr geringes Gewicht

+ gute Editorsoftware

+ wirksame Schutzschaltungen

+ sehr hoher Wirkungsgrad

+ stabile Ausgangsleistungen

+ mit/ohne DSP-Controller erhältlich

+ unterschiedliche Modelle zur Auswahl

- nicht vorhandene Durchschleifmöglich- keit der Eingangssignale

- keine Polklemmen - Kunststofffrontplatte- vergleichsweise lauter Lüfter

Von der Firma Behringer er-reichte uns zu diesem Test keinKommentar bis Redaktions-schluss.

NACHGEFRAGT

Bild 9: Klirr bei 1 Watt und 8 Ohm = 0,045 %

Bild 10: Klirr bei 100 Watt und 8 Ohm = 0,12 %