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Heft 1 I 1959 J 79 Aus der Staatlichen Vogelsdaut:zwarte for Baden-Wiirttemberg, Ludwigsburg Beitrag zur Avi{auna Korsikas Von Hans L~hrl Im April 1956 war ich mit Unterstiitzung der Deutschen Forschungsgemein- schaft in Begleitung yon meiner Frau und Studienreferendar R. B~HRINGER auf der Insel Korsika*). Der Aufenthalt auf der Insel dauerte yore 5.4.- 24.4. 1956. Im Juni 1956 war ich nochmals am 3. und 4. auf der Insel. Die Reise galt ausschliefllich dem Korsischen Kleiber, Sitta whiteheadi. Der Aufent- halt war deshalb zum grSl3ten Teil auf dessen Biotop im Bergwald beschr~nkt und fiihrte uns nur selten nach tiefer gelegenen Gebieten. Faunistische Feststel- lungen sind daher vielfach Zufallsergebnisse. Uber die Avifauna der Insel Korsika liegen verh~iltnism~Big zahlreiche Arbei- ten vor. Wohl die letzte stammt yon FRUGIS und HOLGERSEN (1955). Den moisten Beobachtungen lagen jedoch nut kurze Aufenthalte zugrunde, teilweise noch dazu in ornithologisch ungiinstigen Jahreszeiten. Nur so ist es zu erkl~iren, dab wir selbst bei kurzen Stichproben auf Neues stiel3en. Es ist aber wohl nicht not- wendig, bereits Bekanntes hier nochmals zu wiederholen und alle festgestellten Arten aufzuz~hlen. Ich greife daher nur solche Beobachtungen heraus, die in irgendeinem Punkt yon den bisherigen abweichen oder als Erg~nzung dienen kSnnen. Z e i s i g (Carduelis spinus) Der Zeisig ist offenbar noch nicht auf Korsika festgestellt worden. Ich beobachtete ihn dreimal, und zwar am 8. 4. eine Schar, lockend und singend, am Col du Vizzavona; am 9.4. im Restonica-Tal westlich von Corte eine Schar, wobei einige ~ ~ lebhaft sangen; am 14.4. flogen zwei Zeisige rufend fiber den Golf yon Porto an der Westkiiste. Mit grofler Wahrscheinlichkeit handelte es sich durchweg um Durchziigler oder Winterg~iste. An dem zweitgenannten Beobachtungsort wurden sie nie mehr festgestellt, obwohl wir uns bis zum 23.4. dort aufhielten. K r e u z s c h n a b e 1 (Loxia curvirostra) Diese h~iufige Art scheint bevorzugt im zeitigen Friihjahr zu briiten. Wir begegneten wiederholt Familienverb~inden, wobei die Jungen lebhaft lockten. Am 18.4. fand ich im Restoniea-Tal eine Familie, deren JungvSgel offenbar soeben ausgeflogen und nur be- schr~inkt flugf~hig waren. H a u s s p e r 1 i n g (Passer domesticus italiae) W e i d e n s p e r 1 i n g (Passer hispaniolensis) In Anbetracht der besonderen tiergeographischen Verhiiltnisse (auf Korsika nur die Mischform des Italiensperlings [P. domesticus italiae], auf Sardinien nur der Weiden- sperling [P. hispaniolensis] -- s. MEIS~ [1936] --) achteten wir mit besonderer Aufmerk- samkeit auf die Sperlinge. In den l~indlichen Orten waren die Spatzen vielfach auBer- ordentlich scheu, ihre Nahrung suchten sie wohl grSl3tenteils auf den Weidefl~ichen, wo *) Fiir groflziigige Unterstiitzung der Reiso danke ida Prof. J. BERLIOZ, Paris, Mus6um Natio- nale d'Histoire naturelle; M. J. GIBAN, Versailles, Inst. National de la Recherche agronomique sowie M. le Conservateur des Eaux et For~ts, M. A. GUISLAIN, Ajaeeio.

Beitrag zur Avifauna Korsikas

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Page 1: Beitrag zur Avifauna Korsikas

Heft 1 I 1959 J 79

Aus der Staatlichen Vogelsdaut:zwarte for Baden-Wiirttemberg, Ludwigsburg

Be i t rag zur A v i { a u n a K o r s i k a s

Von Hans L~hrl

Im A p r i l 1956 war ich mi t Unters t i i tzung der Deutschen Forschungsgemein- schaft in Beglei tung yon meiner F r a u und S tud ien re fe rendar R. B~HRINGER auf der Insel Kors ika*) . Der Aufen tha l t auf der Insel dauer te yore 5 . 4 . - 2 4 . 4 . 1956. Im Jun i 1956 war ich nochmals am 3. und 4. auf der Insel . Die Reise gal t ausschliefllich dem Korsischen Kleiber , S i t t a w h i t e h e a d i . Der Aufent - hal t war deshalb zum grSl3ten Teil auf dessen Biotop im Bergwald beschr~nkt und fi ihrte uns nur selten nach t iefer gelegenen Gebieten. Faunis t ische Fes ts te l - lungen sind daher vielfach Zufal lsergebnisse .

Uber die Avi fauna der Insel Kors ika l iegen verh~iltnism~Big zahlreiche A r b e i - ten vor. Wohl die letzte s tammt yon FRUGIS und HOLGERSEN (1955). Den moisten Beobachtungen lagen jedoch nu t kurze Aufen tha l te zugrunde, teilweise noch dazu in orni thologisch ungiinst igen Jahreszei ten. Nur so is t es zu erkl~iren, dab wir selbst bei kurzen St ichproben auf Neues stiel3en. Es is t aber wohl nicht not- wendig, berei ts Bekanntes hier nochmals zu wiederholen und alle festgestel l ten Ar ten aufzuz~hlen. Ich greife daher nur solche Beobachtungen heraus , die in i rgendeinem Punk t yon den b isher igen abweichen oder als Erg~nzung dienen kSnnen.

Z e i s i g (Cardue l i s s p i n u s )

Der Zeisig ist offenbar noch nicht auf Korsika festgestellt worden. Ich beobachtete ihn dreimal, und zwar am 8. 4. eine Schar, lockend und singend, am Col du Vizzavona; am 9.4. im Restonica-Tal westlich von Corte eine Schar, wobei einige ~ ~ lebhaft sangen; am 14.4. flogen zwei Zeisige rufend fiber den Golf yon Porto an der Westkiiste. Mit grofler Wahrscheinlichkeit handelte es sich durchweg um Durchziigler oder Winterg~iste. An dem zweitgenannten Beobachtungsort wurden sie nie mehr festgestellt, obwohl wir uns bis zum 23.4. dort aufhielten.

K r e u z s c h n a b e 1 (Lox ia curv i ros t ra )

Diese h~iufige Art scheint bevorzugt im zeitigen Friihjahr zu briiten. Wir begegneten wiederholt Familienverb~inden, wobei die Jungen lebhaft lockten. Am 18.4. fand ich im Restoniea-Tal eine Familie, deren JungvSgel offenbar soeben ausgeflogen und nur be- schr~inkt flugf~hig waren.

H a u s s p e r 1 i n g (Pas se r d o m e s t i c u s i tal iae)

W e i d e n s p e r 1 i n g ( P a s s e r h i span io l ens i s )

In Anbetracht der besonderen tiergeographischen Verhiiltnisse (auf Korsika nur die Mischform des Italiensperlings [P. d o m e s t i c u s italiae], auf Sardinien nur der Weiden- sperling [P. h i span io lens i s ] -- s. MEIS~ [1936] --) achteten wir mit besonderer Aufmerk- samkeit auf die Sperlinge. In den l~indlichen Orten waren die Spatzen vielfach auBer- ordentlich scheu, ihre Nahrung suchten sie wohl grSl3tenteils auf den Weidefl~ichen, wo

*) Fiir groflziigige Unterstiitzung der Reiso danke ida Prof. J. BERLIOZ, Paris, Mus6um Natio- nale d'Histoire naturelle; M. J. GIBAN, Versailles, Inst. National de la Recherche agronomique sowie M. le Conservateur des Eaux et For~ts, M. A. GUISLAIN, Ajaeeio.

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[J.Orn. 80 HANS L~HRI, [ 100

sie nach Finkenart herumhiipften und wahrscheinlich Unkrautsamen fraBen. Getroidebau fehlt ohnehin auf dem grSBten Tell der Insel. Die Beobachtung war daher nicht sehr einfach. Ein Versuch, Sperlinge mit mitgebrachtem Weizen zu k~dern, schlug fehl, da die Spatzen yon Ajaccio und Corte den Weizen gar nicht beachteten.

In Ajaceio (Westen) scheinen die Spatzen teilweise auf den Palmen zu briiten, wenig- stens sah ich ein c~ und ein ~ an verschiedenen Stollen mit Nistmaterial in den Palmen verschwinden. ~brigens ist in Ajaccio die Variabilit~t der ~ ~ relativ gering. Nur bei wenigon war die Striche]ung der Brust so ausgedehnt, dab sie bis zum Fliigolbug reichte. Alle gesehenen ~ c~, sicher mehrere Dutzend, waren oinwandfrei i taliae. ]m Gegensatz dazu erw~hnt M~Is~. (1934) in einer Ful~note eine englische Notiz (Ibis 1930), wonach in Ajaecio auch gomes t i cus beobachtet worden w~re.

In Cateraggio (Ostkfiste) sahen wir aus n~chster N~he zwei Sperlinge, die deutlich ver- schiedon waren: der eine war schSn rostbraun auf der Oberseite, der andere wesentlich dunkler. Als ida bei dem kleiuen Ort Casperato unweit Calviani im Tavignanotal groBe Schw~rme yon Spatzen beobachtete, die bei ihrer Scheu stets auf der dora Beobarhter entgegengesetzten Seite der Hecken einfielen, hatte ich plStzlich einen Sperling im Glas (8 X 56), der sich m. E. yon dor Abbildung des W e i d e n s p e r 1 i n g s i m PETERSON nicht unterschied. Ich sah -- auf hSchstens 15 m Entfernung -- sowohl don vSllig schwarz- geb~nderten Riicken ohne jedes Braun wie auch vor dem Abflug die kr~ftige soitliche B~nderung und den groBen Brustfleck. Er verschwand sofort wieder, dor Schwarm flog ein Stfiok weiter und nochma/s zeigte sich ein Weidensper]ing kurz auf oinem oberon Zweig. Ida konnte das Glas gerade noch Herrn BSHRINGER reichen, der sofort best~tigte, dab er noch niemals einen solch dunklen Sperling gesehen habe. Meine Bemfihungen, den ganzen Schwarm zu sehen, blieben leider in dem sehr heckenreichen Gol~nde erfolglos. Als ich kurze Zeit sp~ter endlich einen am Boden befindlichen Schwarm mit etwa 12 ~ c~ land, handelte es sich durchweg um reine i taliae. Auch auf einem in der N~he befind- lichen Gutshof unmittelbar an der Kfiste bei Cateraggio waren nur i tal iae zu sehen.

Ich halte es immerhin ffir mSglich, dab es sich bei dem Weidensperling nichtum ein einzelnes Exemplar, sondern um einen Schwarm dieser Form gehandelt haben kSnnte. Bei der groBen Anzahl w'~re es wirk]ich oin Zufa]l gewesen, wenn ida zweimal denselben Sperling ins Glas bekommen h~tte. Jedenfalls so]lte man der Ost- und Sfidostkiiste Korsikas in Beziehung auf die Zusammensetzung der Sperlinge grSBere Aufmerksamkeit schenken. Es erscheint mir nach der Beobachtung dieses ~ im Gegensatz zu J. SrEn~- EAeHER (1954) als nicht unmSglich, dal3 doch 8fters reine Weidensperlinge yon Sardinien her eindringen, was dureh die bestehende Sichtverbindung erleichtert wird. Dies wurde nach M~ISE schon yon Gm~mLi (1902) behauptet. Es w~re besonders wichtig, das Ver- halten solcher Einwanderer zu i tal iae zu untersuchen, da es sonst kein Gebiet gibt, wo reine hispan io lens i s der italienischen Bastardform gegeniiberstehen.

F e 1 d s p e r I i n g (Passer m o n t a n u s )

Als wir am 5. 4. 1956 friihmorgens in Ajaceio an der Westkiiste gelandet waren, betrachtete ida zuniichst in don Au/]enbezirken der Stadt die zahlreichen Sperlinge (Passer italiae), um mir ein Bild von der VariabilitKt dieser Mischform auf Korsika zu machen. P15tzlich entdeckte ich unter diesen einen Feldsperling, der auf dem Giebel eines von G~irten umgebenen Hauses sal3. Diese Art ist bisher nicht auf Korsika festgestellt, breitet sich jedoch auf Sardinien immer mehr aus. Obwohl ich zusammen mit Herrn BSnRrNGSR den Vogel noch eine gute Viertelstunde lang dauernd im Glas behielt, sahen wir keine weiteren Stiicke; der Feldsperling befand sich stets in Gesollschaft der Hausspatzen.

Da auch in den folgenden drei Wochen keine weiteren Feldsperlinge mehr beobachtet wurden, bleibt unklar, ob es sich um ein vereinzeltes Exemplar handelte, das sich auf die Insol verflogen hatte, oder ob es nur yon einer vielleicht an einem unbekannten Ort der Insel ans~issigen Population abgesprengt war.

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H a u b e n I e r c h e ( G a l e r i d a c ~ s t a t a )

Am 10.4. sah BSnRINGBR an der Ostkfiste unweit Cateraggio eine Haubenlerche. Bei einer Nachsuche am 21.4 . konnten wir in dem betreffenden Gel~nde leider keine mehr auffinden, obwohl der Biotop nieht ungeeignet erschien.

W i e s e n p i e p e r ( A n t h u s p r a t e n s i s )

Am 21.4 . 1956 beobachteten BSHRING~R und ich in der Tavignano-Niederung an der Ostkiiste in feuchtem bis sumpflgem Wiesengel~inde mehrere Wiesenpieper. In Anbetracht der sp~ten Jahreszeit halte ich ein Brfiten auf der Insel ffir nicht ausgeschlossen.

K o r s i s e h e r K l e i b e r ( S i t t a w h i t e h e a d i )

Wie bereits erwiihnt, galt der Aufenthalt auf Korsika in erster Linie diesem Kleiber. Nachdem die Art von mehreren der auf der Insel t~tigen 0rnithologen, z. B. ETCnECO~R et Hi~s (29. Juni--18. Juli, wohl 1954) und FRu~Is und HOL~RSEN (20. Juni--26. Juni 1954) nicht aufgefunden worden war, waren wir um so mehr erfreut, diesen Kleiber schon am ersten Morgen nnseres Aufenthalts in Vizzavona (6.4. 1956) anzutreffen. Die Art wurde dann anschliel3end an allen geeigneten ()rtlichkeiten festgestellt und scheint nicht allzu selten zu sein. In Vizzavona fehlt sie zwar in den dichten Kiefernbest~inden der unteren Lagen, in den aufgelockerten Randgebieten des Waldes kommt sie jedoch auf beiden Seiten des Tals vor. Im Restonica-Tal hatten wir zwischen km 7 und 8 unmittelbar am Bach unser Zelt aufgeschlagen und konnten dort zwei Paare dieses Kleibers tSglich und ausgiebig beobachten. Eine Stichprobe im For~t d 'Aitone oberhalb Evisa war gleich- falls erfolgreich. Ein Kleiberm/innchen wurde dort unmittelbar an der Stral3e beobachtet. NKheres fiber diese Art und die Beobachtungsmethoden bleibt einer spKteren VerSffent- lichung vorbehalten.

S t e i n s e h m ~ t z e r ( O e n a n t h e o e n a n t h e )

Es fiel auf, dab diese Art vor dem 16.4. iiberhaupt nicht beobachtet wurde und aud~ da nur in wenigen Exemplaren in den Anlagen yon Ajaccio. Angesichts des gerade fiir diesen Vogel besonders geeigneten Gel/indes hKtte man ihn viel hiiufiger vermutet.

W a s s e r a m s e 1 ( C i n c l u s c i n c l u s )

Da mehrere Beobachter die Wasseramsel auf Korsika nicht aufgefunden haben, sei kurz bemerkt, dab wir sie an allen geeigneten B/ichen in spiirlicher Anzahl feststellen konnten.

F e 1 s e n s e h w a 1 b e ( R i p a r i a r u p e s t r i s )

Obwohl wir auf diese Schwalbe besonders achteten und mehrere in der Literatur erwKhnte Brutpl~tze aufsuchten, wobei BSHrtINGSR eine ganze Anzahl von Fahrten mit dem Motorroller eigens dieser Art wegen durchffihrte, fanden wir nur am 21 .4 . fiber dem FluB Tavignano unterhalb von Corte drei Exemplare dieser Schwalbe. Wit vermuten, dab die Art, die ja im Mittelmeerraum weitgehend iiberwintert, offenbar dem kalten Februar zum Opfer gefallen ist. Dieser Wintermonat brachte auf Korsika selbst in gfin- stigen Lagen Frost und verursachte streckenweise grSBte Schiiden. Nach iibereinstimmen- den Aussagen yon Einheimisehen war auch in den Kfistengebieten der vergangene Winter der strengste seit mehreren Jahrzehnten.

M a u e r s e g l e r ( M i c r o p u s a p u s )

Bei unserer Ankunft am 5 .4 . 1956 waren in Ajaccio schon zahlreiche Mauersegler vorhanden. Sie fehlten jedoch im etwa 450 m hoch gelegenen Corte (im Innern der Insel) noch mindestens bis zum 12.4. vollst~ndig. AnschlieBend waren wir 5 Tage abwesend, und naeh unserer Riickkehr am 17.4. waren sie dann da. An einer Stelle im Restoniea- Tal waren sie Felsbewohner. Auf der anderen Ta]seite fanden wir A 1 p e n s e g 1 e r ( M i c r o p u s m e l b a ) an den Felsen, die glcichfalls erst nach dem 17.4. beobachtet wurden.

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R ii t e 1 f a I k (Falco naumannl) In der Tavignano-Niederung zwischen Cateraggio und Aleria an der Ostkiiste der Insel

trafen wir am 21.4. zahlreiche Falken, die auf den Telegrafenleitungen in niichster NiChe der StraBe saBen und offenkundig Eidechsen fingen, da sie wiederholt unmittelbar yore Draht aus niederstiellen und Beute ergriffen, die sie sofort verzehrten. Ein Riitteln wurde niemals beobachtet. Zwischen zwei Masten im Abstand von 50 m saBen gelegentlich bis zu vier Falken. Ein (~ beobachtete ida bei gutem Sonnenlicht auf hSchstens 50 m Ent- fernung und konnte mit dem Glas (8 X 56) keine Spur yon schwarzen Flecken auf dem Riickengefieder feststellen -- eine vergleichende Probe nach meiner Riickkehr ergab, dab die Flecken bei einem ausgestopften Turmfa lken- c~ in derselben Entfernung deutlich erkennbar waren. Ich zweifle daher nicht daran, dab es sich bei den Falken um R~itel- falken gehandelt hat, obwohl ida leider auf andere Kennzeichen nicht achtete. Unter diesen Umst~inden erscheint mir das Briiten Yon Riitelfalken in dieser Gegend Korsikas als wahrscheinlich.

D u r c h z i i g l e r Vom Vogelzug war im Innern des Landes wenig zu bemerken. An Einzelbeobachtungen

sind vielleicht erw~ihnenswert: Ein Blaukehlchen (Luscinia svecica) am 21.4. an der Ostkiiste, ein Halsbandschniipper-~ (Ficedula albicollis) (BSHRINGER) am 10.4. ebenda, ein schwarzer Trauerschn~pper (Ficedula hypoleuca) (~) gleichfalls in derselben Gegend und je ein Gartenrotschwanz (Phoenieurus phoenicurus) (~) am 17.4 bei Ajaceio an

der Westkiiste und am 21.4. an der Ostkiiste. Stark in die Augen fallend war dagegen der Durchzug des Waldlaubsiingers (Phyllos-

copus sibilatrix). Die ersten VSgel dieser Art beobachteten wir am 14.4. am Golf yon Porto an der Westkiiste. Am 16.4. waren in den Olivenhainen am Rand der Stadt Ajaceio fiberall sehr viele Waldlaubs~inger zu sehen. Am frfihen Morgen des 17.4. schienen es noch mehr zu sein, darunter waren vereinzelt auch Weidenlaubsiinger. ~ber- all yon allen B~iumen hSrte man das Schnabelklappen der insektenfangenden VSgel. Als wir am 2l. 4. in der N~ihe der Ostkiiste erstmals Halt machten, fielen sofort wieder mehrere Waldlaubs~inger in n~ichster N~he auf; es hat sich demnach um einen starken Durchzug dieser Art gehandelt, und zwar sowohl an der West- wie an der Ostkiiste.

Da bisweilen auch negative Feststellungen yon Weft sind, sei noch kurz darauf hin- gewiesen, dab wir weder Steinsperling (Petronia petronia) noch Felsentaube (Columba livia) irgendwo beobachten konnten. Auch FRUQIS und HOLGERS~N fanden den Stein- sperling nur im Sfideu (in Bonifacio), wo wit nicht waren. Felsentauben stellten sie dagegen 2 Stfick im Restonica-Tal lest. ~hnlich erging es uns mit der Sumpf- oder Weidenmeise (Parus palustris oder P. atrlcapillus). HOLGERSBN hat graue Meisen, deren Artzugeh~rigkeit nicht festgestellt werden konnte, im Restonica-Tal beobachtet. Wir widmeten daher diesen Meisen besondere Aufmerksamkeit, konnten jedoch, obwohl wir 13 Tage in dem Tal lebten, keine dieser Arten beobachten. Weiter vermiBten wit den Berglaubs~inger (Phylloscopus bonelli). HOLa~.RS~.N fiihrt diese Art gleichfalls fiir das Restonica-Tal und damit neu fiir Korsika auf. Obwohl ich diese Vogelart gut kenne und der Biotop ffir Mitteleuropa typisch wiire, konnten wir nichts yon ihr feststellen. Viel- leicht war die Jahreszeit doch noch zu friih? Allerdings hSrte ida auch am 4 . 6 , als ich zu FuB durch jenes Tal ging, nichts von einem bonelli. Da HOLGERS~N angibt, den Vogel nur yon der anderen Talseite gehSrt zu haben, dachte ida zun~ichst an die MSglichkeit einer Verwechslung mit dem Korsischen Kleiber, dessen sehr variabler Gesang reich wiederholt an den Berglaubs~nger erinnert hatte, vor allem, da das Tosen des Gebirgs- bachs die Vogelstimmen stark fiberdeckt. Dagegen spricht jedoch der Ort der Beobachtung dutch HOLG~.RSEN bei km 3, wogegen ich den Kleiber erst in grSBerer HShe zwischen km 5 und 6 feetstellte.

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Literatur ETC~COPAR, R.D., und H~B, Fr. (1955): Observations estivales en Corse; L'Oiseau et

R. F. O., XXV, p 233--255. FRuGIs, S., und HOLGERSES, H. (1955): Ornithological Observations from Corsica, in

June 1954; Sterna 22, p. 1--26. M~sE, W. (1936): Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weiden-

sperlinge, Passer domesticus (L). und hispaniolensis (L.); J . f .O. 84, p. 631 his 672.

PET~RSON, MOUNTFORT, HOLLOM (1954): Die VOgel Europas. Hamburg--Berlin. STSXNBACHER, J. (1954): Uber die Sperlings-Formen yon Sardinien und Sizilien; Sen&en-

bergiana 34, p. 307-310.