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Über Probleme mit Uhubruten Bubo bubo im Siedlungsbereich und auf Bauwerken – Lösungsansätze Von Uwe Robitzky 1. Einführung Inzwischen haben Uhupaare längst, wie andere Eulen- und Vogelarten auch, urbane Bereiche für sich als Lebensräume und Brutplätze erschlos- sen und kommen zwar noch vereinzelnd, jedoch immer häufiger auch auf Bauwerken wie Brücken, aber ebenfalls inmitten von Großstädten vor (LINDNER 2009,2010). In Hamburg z.B. brüten Uhus inzwischen regelmäßig an der Peripherie (ROBITZKY 2013), vereinzelnd jedoch auch in der Stadt (HARTMANN 2009, eigene Erfahrung). Wurde anfänglich noch geglaubt, dass es sich dabei um handzahme Gefangenschaftsflüchtlinge handelte, ist dieses inzwischen der Erkenntnis gewichen, dass Uhus sich nicht anders verhalten, als andere Eulen auch und Menschen gegenüber besonders in Städten sehr vertraut werden können, was Enten, Gänse, Schwäne und Möwen ja schon sehr lange sind. Baulichen Anlagen erlauben dem Uhu mancherorts, trotz des städtischen Treibens, ein Verstecken und an einigen Stellen sogar störungsfreies Brüten. Was für die Schleiereule mal als typisch angesehen wurde, dass sie nämlich im Kirchturm und unmittelbar neben den Glocken brütete, kann der Uhu natürlich auch. Dennoch gibt es erhebliche Unterschiede zwischen diesen beiden und zu anderen Arten, wie z.B. dem Wanderfalken, der in der Stadt sogar aktiv gefördert wird und inzwischen gerade dort eine Populationsgröße erreicht hat, die wesentliche Teile des Gesamt- bestandes ausmachen (HELLER et al. 1995, ROCKENBAUCH 1998). Das ei- gentliche Problem ergibt sich beim Uhu meistens erst, wenn die Jungen ab- springen oder abgesprungen sind, wo- rüber auch bei LINDNER (2009) einige Beispiele nachzulesen sind. Das unterscheidet sie von anderen Eulenarten. Dieses Verhalten und die Tatsache, dass es sich beim Uhu um eine nach BNaturschG streng geschützte Vogelart handelt, die besonderen Schutz genießt, machen im urbanen Bereich regelmäßig Maß- nahmen zum Schutz, besonders der störungsfreien Jungvogelaufzucht not- wendig. Dabei kann erfolgreich im Sinne des Uhuschutzes nur wirken, wer sich sehr gut mit Uhus und dem Umfeld auskennt, in dem sie brüten oder die Jungen aufziehen sollen. Die Erfahrung zeigt nun, dass das noch nicht ausreichend funktioniert, weshalb es mir erforderlich erschien, sich mit diesem Thema näher auseinande- zusetzen. In der Literatur werden zwar die Probleme beschrieben (z.B. LINDNER 2009), aber kaum Lösungen angeboten. Nachfolgend werden deshalb einige Fälle beschrieben und dazu Hinweise gegeben, die ein Abschätzen ob und in welcher Weise etwas verhindert werden muss oder geholfen werden kann und mit welchen geeigneten Maßnahmen nach bis- herigen Erfahrungen das geschehen ist. Uhus können, wie Wanderfalken und andere Tiere auch, inzwischen in jeder Stadt vorkommen. Der Umgang mit ihnen muss von uns erst wieder erlernt und sollte Bestandteil unserer Kultur werden. Ausdrücklich wird da- rauf hingewiesen, dass manche Hin- weise nicht als Kritik oder gar Vorwürfe verstanden werden sollen. Es fehlen einfach die Erfahrungen. Und diesem Zustand soll mit diesem Aufsatz und seiner Verbreitung begegnet werden. 2. Methode Für diese Arbeit sind einige typische Fälle von Problembruten des Uhus im 1

Über Probleme mit Uhubruten im Siedlungsbereich und auf

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Über Probleme mit Uhubruten Bubo bubo im Siedlungsbereich und aufBauwerken – Lösungsansätze

Von Uwe Robitzky

1. EinführungInzwischen haben Uhupaare längst,wie andere Eulen- und Vogelartenauch, urbane Bereiche für sich alsLebensräume und Brutplätze erschlos-sen und kommen zwar nochvereinzelnd, jedoch immer häufigerauch auf Bauwerken wie Brücken, aberebenfalls inmitten von Großstädten vor(LINDNER 2009,2010). In Hamburg z.B.brüten Uhus inzwischen regelmäßig ander Peripherie (ROBITZKY 2013),vereinzelnd jedoch auch in der Stadt(HARTMANN 2009, eigene Erfahrung).Wurde anfänglich noch geglaubt, dasses sich dabei um handzahmeGefangenschaftsflüchtlinge handelte,ist dieses inzwischen der Erkenntnisgewichen, dass Uhus sich nicht andersverhalten, als andere Eulen auch undMenschen gegenüber besonders inStädten sehr vertraut werden können,was Enten, Gänse, Schwäne undMöwen ja schon sehr lange sind. Baulichen Anlagen erlauben dem Uhumancherorts, trotz des städtischenTreibens, ein Verstecken und aneinigen Stellen sogar störungsfreiesBrüten. Was für die Schleiereule malals typisch angesehen wurde, dass sienämlich im Kirchturm und unmittelbarneben den Glocken brütete, kann derUhu natürlich auch. Dennoch gibt eserhebliche Unterschiede zwischendiesen beiden und zu anderen Arten,wie z.B. dem Wanderfalken, der in derStadt sogar aktiv gefördert wird undinzwischen gerade dort einePopulationsgröße erreicht hat, diewesentliche Teile des Gesamt-bestandes ausmachen (HELLER et al.1995, ROCKENBAUCH 1998). Das ei-gentliche Problem ergibt sich beim Uhumeistens erst, wenn die Jungen ab-springen oder abgesprungen sind, wo-rüber auch bei LINDNER (2009) einige

Beispiele nachzulesen sind. Dasunterscheidet sie von anderenEulenarten. Dieses Verhalten und dieTatsache, dass es sich beim Uhu umeine nach BNaturschG strenggeschützte Vogelart handelt, diebesonderen Schutz genießt, machenim urbanen Bereich regelmäßig Maß-nahmen zum Schutz, besonders derstörungsfreien Jungvogelaufzucht not-wendig. Dabei kann erfolgreich imSinne des Uhuschutzes nur wirken,wer sich sehr gut mit Uhus und demUmfeld auskennt, in dem sie brütenoder die Jungen aufziehen sollen. DieErfahrung zeigt nun, dass das nochnicht ausreichend funktioniert, weshalbes mir erforderlich erschien, sich mitdiesem Thema näher auseinande-zusetzen. In der Literatur werden zwardie Probleme beschrieben (z.B.LINDNER 2009), aber kaum Lösungenangeboten. Nachfolgend werdendeshalb einige Fälle beschrieben unddazu Hinweise gegeben, die einAbschätzen ob und in welcher Weiseetwas verhindert werden muss odergeholfen werden kann und mit welchengeeigneten Maßnahmen nach bis-herigen Erfahrungen das geschehenist. Uhus können, wie Wanderfalkenund andere Tiere auch, inzwischen injeder Stadt vorkommen. Der Umgangmit ihnen muss von uns erst wiedererlernt und sollte Bestandteil unsererKultur werden. Ausdrücklich wird da-rauf hingewiesen, dass manche Hin-weise nicht als Kritik oder gar Vorwürfeverstanden werden sollen. Es fehleneinfach die Erfahrungen. Und diesemZustand soll mit diesem Aufsatz undseiner Verbreitung begegnet werden.

2. MethodeFür diese Arbeit sind einige typischeFälle von Problembruten des Uhus im

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Arbeitsumfeld des Autors ausgewertetworden, zu denen Maßnahmen erfor-derlich wurden oder wenigstens da-raufhin zu beurteilen waren. EigeneAuswilderungserfahrungen mit Uhusab 1981, wie auch Erfahrungen überBestandsuntersuchungen aus eigenerProbefläche im Landkreis Dithmar-schen, Schleswig-Holstein, seit 2005zum Uhu in einer Größe von 540 km2

mit inzwischen (2013 einschließlich)519 Bruten (ROBITZKY 2012a) , sowieeinigen zusätzlichen und außerhalbliegenden Bruten, so wie Bestands-untersuchungen zu Greifvögeln, insbe-sondere zum Habicht (ROBITZKY 2007)über eine Probefläche von 283 km2,die innerhalb der größeren „Uhufläche“liegt und seit 1973 bis heute beinahdurchgehend bearbeitet worden ist, alsauch Erfahrungen zu Wander-falkenbruten seit 1995 im eigenenLande (ROBITZKY 2011) sind in dieArbeit mit eingeflossen. Ein Uhupaar in eigener Probefläche,welches seit 2005 bekannt war, ließ

sich ab 2007 in eine größere über-dachte Nisthilfe an einer Lärche in ca.15 m Höhe ansiedeln. Ab 2010 verfolg-ten wir Balz, Brutverlauf und Jungen-aufzucht bis einschließlich 2013 zudiesem Paar über eine Webcam. Ins-besondere über diesen Einblickwurden wertvolle Erfahrungen z.B.dazu gewonnen, wie ein normales undübliches Verhalten ohne Störungen imAblauf aussehen muss und an welchenReaktionen bzw. welchen Verhaltens-weisen sofort auf Störungen geschlos-sen werden kann. Die Kamera liefertezudem eindrucksvoll Bilder zumUmgang des Uhuweibchens mitDepotbeute, zum Kannibalismus undderen Ursachen und zur schrittweisenJugendentwicklung bis zum Absprin-gen. Die Summe aller Erfahrungen, geradeauch zur intraspezifischen Konkurrenzvon Greifvögeln und Uhus waren beider Beurteilung und Beschreibung dernachfolgenden Fälle sehr hilfreich.

Abb. 1: 13.05.2008, großes Uhuweibchen inSchalkholz (HEI). Der Uhu ist weltweit diegrößte Eule. Foto: U. ROBITZKY

3. Ergebnisse3.1 Der Uhu – Ausrottung undWiederkehr

Der Uhu ist weltweit die größte Eule,deutlich größer als der Mäusebussard(GLUTZ et al. 1994). Die Größe desMännchen liegt im Durchschnitt bei 61cm und die vom Weibchen bei 67 cm.Die Flügelspannweite des Männchensbeträgt durchschnittlich 157 cm und dievom Weibchen 168 cm (MEBS &SCHERZINGER 2008). Um 1935 aber hatte der Uhu inDeutschland mit ca. 35 Paaren denniedrigsten Stand und war in weitenTeilen, so auch in Schleswig-Holsteinund Hamburg ausgerottet (GLUTZ &BAUER 1994, ASMUSSEN 2003, LOOFT

2005). Hauptursache dafür war eineintensive Verfolgung durch Jäger, dieihn als Feind des Niederwildesbetrachteten und durch Ablieferung derFänge der erlegten Uhus einenerheblichen Nebenverdienst erwirt--schaften konnten (MEBS & SCHERZINGER

2008, LOOFT 2005). EineWiederbesiedlung geschah durch Aus-wilderungen gestützt im Wesentlichen

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erst ab 1965, in Schleswig-Holsteinerst ab 1981 (GLUTZ & BAUER 1994,ASMUSSEN 2003). In der Zwischenzeitist der Brutbestand erfreulich gestiegenund kommen Uhus wieder überall inder Fläche vor (ROBITZKY 2012a). Dieeigentliche Lebensweise des Uhus,sein Vorkommen und die natürlicheBrutdichte sind aber scheinbar inVergessenheit geraten oder darüberein völlig falsches Bild entstanden.Denn, dass brütende Uhus imSiedlungsbereich oftmals Probleme

haben, sollte so ganz neu eigentlichnicht sein. Eine gute Übersicht überhistorische Bruten u.a. in Kirchen im16. Jahrhundert gibt LINDNER (2009)und erwähnt, dass die Uhubeute zudieser Zeit sogar z.T. in eigener KücheVerwendung finden konnte.So müssen wir, die sich speziell mitdem Uhu beschäftigen, wie auch dieBevölkerung erst einmal wieder neulernen, mit wilden Tieren im urbanenBereich und so auch mit dem Uhuumzugehen.

Abb. 2: 08.06.2009, Uhubrutplatz mit zwei Jungen unter einem Dachgiebel auf dem Gut Olpenitz (RD).Dieser Gebäudebrutplatz war mehrjährig besetzt. Solche und ähnliche Brutplätze sollten künftigmehrfach vorkommen. Foto: U. ROBITZKY

3.2 Drei markante Fälle aus 2013Obwohl in letzter Zeit immer malwieder von Schwierigkeiten mitJunguhus im Siedlungsbereich berich-tet wurde, waren Anlass für diesenAufsatz, drei Uhubruten in 2013 in dreiverschiedenen Bundesländern, bei de-nen die Entwicklung für die Junguhusund für ein ad. Männchen in einerKatastrophe geendet sein müssenoder nachweislich geendet sind. EinPaar davon brütete und jetzt wiederholt

im U-Boot-Bunker in Bremen an derWeser, ein Paar auf einer Oder-Brückein Brandenburg und ein weiteres Paarmitten in der City in Hamburg. Von der Brut in Bremen berichtete B.BÜNNING (per Email). Ein Jungvogelwar bereits abgesprungen und tot imWasser treibend unterhalb des Nist-platzes entdeckt worden. Zwei weitereJunge saßen noch im Nestbereich (L.RITZEL (per Email) auf einemBetonabsatz, der nur ein Abspringen in

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ein Wasserbecken ermöglichte, in demeiner ja bereits tot gefunden wordenwar. Daraufhin wurde die zuständigeBehörde gebeten, die beiden verblie-benen Jungen wegzunehmen und

außerhalb des Bunkers in einem„ruhigen“ Bereich am Erdboden wiederauszusetzen. Junguhus sind nichtschwimmfähig, weshalb ihnen einsicherer Tod durch Ertrinken drohte.

Abb 3: 02.06.2013, Innenraum des U-Bootbunkers in Bremen an der Weser. Auf dem Betonabsatz vorder mittleren Tür befindet sich das Uhunest mit jetzt noch zwei Jungen, nachdem ein Junges ertrank.Foto: L. RITZEL

Abb. 4: 02.06.2013, die zweiverbliebenen Jungen auf demMauerabsatz im U-Bootbunker inder Brutmulde des Uhus. Foto: L.RITZEL

Das Brutvorkommen war auch nichtneu, nach LINDNER (2009) bereits seit2007 bekannt und wurde damalsschon nur dadurch entdeckt, dass eintoter Uhujungvogel im Wasser treibendgefunden wurde. Für die Zukunft sollte

dieser Brutplatz für die Uhusunbenutzbar gemacht und dafür alsErsatz auf dem Dach des Bunkers eineNisthilfe mit Überdachung und Einstreuangeboten werden, um zukünftigesErtrinken zu vermeiden. Die Situation

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wurde durch eigene Erfahrungen vorOrt so eingeschätzt, dass die Jung-uhus dort anschließend weder Prob-leme bekommen, noch welche bereitenwürden. Die zuständige Verwaltungfolgte diesen Vorschlägen leider nichtund tat gar nichts. Weil Uhus sehrstandorttreu sind und dieser Bunkeraus dem 2. Weltkrieg uns und denUhus weiter erhalten bleibt, wird auchkünftig regelmäßig mit weiteren„Unfällen“ zu rechnen sein.Von der Brut in Brandenburg wurdeüber das Internet berichtet. Am23.05.2013 erschien ein Artikel vonDPA „Uhu-Nachwuchs verhindert Brü-ckenöffnung und Touristen-Projekt“:http://www.t-online.de/regionales/id_63517900/uhu-nachwuchs-verhindert-brueckenoeffnung-und-touristen-projekt.html . Auf einer Brückeund dabei über Wasser, hatten Uhuserfolgreich gebrütet und zogen jetztihre zwei Jungen auf. Die zuständigeVerwaltung hatte die Freigabe der

Brücke für Touristen deshalb gestoppt,weil erst die Junguhus ausfliegensollten, wohl nicht wissend, dass diesenicht ausfliegen, sondern abspringen.Weil anzunehmen war, dass dieseJunguhus ertrinken müssten, wurdedie Verwaltung darum gebeten, dieJungvögel sofort zu entnehmen undeinfach an Land am Brückenbauwerkwieder auf der Erde abzusetzen. Daswurde jedoch abgelehnt, weil diesefürchtete, die Uhus könnten bei demVersuch des Einfangens in der Oderlanden und ertrinken. Sie plante,danach den Brutplatz für Uhusunbenutzbar zu machen und als Ersatzeine Nisthilfe in einem Baum in Nähedes alten Brutplatzes anzubieten. Esist wohl nicht verstanden worden ist,dass Junguhus in jedem Falleabspringen und nicht abfliegen könnenund auch Tage später immer nochnicht schwimmen können und deshalbwahrscheinlich ertrunken sind.

Abb. 5: 22.05.2010, drei ca. vierWochen alte Junguhus in einerNisthilfe für Uhus bei Gaushorn(HEI). Solche Nisthilfen werdenvon den Uhus gerneangenommen. Ferner lassen sichdamit die Jungen problemlos voneinem Ort zu einem anderenumsetzen, wobei die Eltern dieJungen weiter versorgen. Foto: U.ROBITZKY

Von der Brut in der Innenstadt vonHamburg berichtete A. BRANDT (überEmail am 26.02.2013). KERSTIN STEINL

(ALLIANZ Deutschland) hatte mit ihrenKolleginnen und Kollegen viele Tageein Uhupaar aus ihren Arbeitsfensternheraus an einem unbenutzten Büro-gebäude auf der gegenüberliegendenStraßenseite beobachtet. Sie hattejetzt mehrere Tage versucht Hilfeherbeizurufen, weil sie zunächst

glaubten, dass das Uhumännchen vonRabenkrähen getötet sein müsse. Esblieb lang nach einer starken Attackedurch einen Krähenschwarm verschol-len. Der andere Uhu würde zudem aneiner Stelle liegen und sich ebenfallsseit Tagen nicht mehr bewegen. Sievermutete, dass dieser vergiftet seinkönnte. Sie selbst teilte dann etwasspäter aber mit, dass das Männchenwieder aufgetaucht wäre und das

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Weibchen offensichtlich brütete. Am22.02.2013 telefonierte sie mit einemNABU-Vertreter außerhalb von Ham-burg und sandte diesem am25.02.2013 eine nochmalige Situ-ationsschilderung und ein Bild überEmail. So erfuhren Schützer undVerwaltung leider nicht gleich davon. Ineiner Email teilte am 26.02.2013daraufhin B. KREBS, StaatlicheVogelschutzwarte Hamburg, den bisdahin über Email Informierten mit,„dass sie eine vorsichtige Ortsbe-sichtigung vorgenommen hätte. Esgäbe ihrer Meinung nach aus jetzigerSicht also keinen Grund zur Besorgnisund man sollte die Uhus auf jeden Fallin Ruhe lassen und den Brutplatz nichtweitersagen. Der Abriss des Gebäudeswar ohnehin der Uhus wegen schonverschoben und das Gebäude gegenein Betreten gesichert, bzw. würde vonBauarbeitern verhindert“. Das erschienuns zu wenig. So besprachen A.BRANDT, die in Wedel am Stadtrandvon Hamburg wohnt und ich möglicheGefahren für die Jungen und wie mandiese beheben könne. ANKE nahmdazu noch eine Ortsbesichtigung vor,um alles besser einschätzen zukönnen. Danach schrieb sie am03.04.2013 die Staatliche Vogelschutz-warte in Hamburg an, um möglichst vorOrt Lösungsvorschläge für ganz sicherzu erwartende Probleme mit denJunguhus vorschlagen zu können. DieEmail wurde leider nicht beantwortet.

Abb. 6: 24.02.2013, brütendes Uhuweibchen(Pfeilspitze) und links daneben das sitzendeUhumännchen auf einem unbenutztenGeschäftshochhaus in der Innenstadt vonHamburg. Foto: K. STEINL

Wie wir danach erfahren konnten, isttatsächlich auch nicht vorgesorgtworden. Die nachfolgendenInformationen erhielten wir durch SVEN

BERNHARDT, CHRISTIAN ERDMANN,KERSTIN STEINL (alle pers. Mitt.) undüber die Homepage des TierfotografenG. BRODOWSKI (http://www.brodowski-fotografie.de/beobachtungen/uhu_auswilderung.html ). Die Uhus hatten das Erstgelegedurch Störungen aufgegeben, jedochüber ein Zweitgelege drei Jungeaufziehen können. Als die Jungen älterwurden und absprangen, wurden siemal von der Feuerwehr und in einemweiteren Fall vom Tierschutz jeweilsund das mehrfach wieder nach obenauf das gleiche Gebäude oder einNachbardach gesetzt. Zwei Junguhussind vorübergehend in Pflege gekom-men, über mehrere Tage in Volierengehalten, eines davon wieder zurück-gesetzt worden. Der zweite Jungvogelbleibt vermutlich Dauerpflegling, weilauf beiden Augen eine Eintrübung derIris sichtbar wird, wodurch wegen einerEinschränkung der Sehfähigkeit keineWildbahnfähigkeit mehr gegeben ist.Das ad. Männchen muss nach Störungdurch Menschen so verletzt wordensein, dass es vier Wochen langgepflegt werden musste. Es wurdeanschließend mit starker Eintrübungund Verlust der Sehkraft auf einemAuge vor Ort wieder zurückgesetzt. Inder Zwischenzeit sind die Jungendurch G. BRODOWSKI zugefüttertworden. Ein Jungvogel flog ebenfallsschon früh durch Menschen verursachtgegen eine Scheibe im Gebäude undkonnte aber wieder zu den anderenzurückgesetzt werden. Dass es so schlimm kommen würde,hatten A. BRANDT und ich nicht ver-mutet. Es ist aber eigentlich ganztypisch für solche Brutplätze. Resultatist nun, dass in Bremen vermutlichzwei Junguhus ertrunken sind. Vonwenigstens einem Überlebendenberichtet L. RITZEL (per Email am02.08.2013 auf Nachfrage). In Bran-

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denburg sind beide Junguhus ver-mutlich ebenfalls ertrunken. In Ham-burg kann das ad. Uhumännchen zwarüberlebt haben, dürfte aber mit nureinem Auge nicht imstande sein, sich,das ad. Weibchen und die zweiverbliebenen Jungen zu ernähren.Beim Ausfall des ad. Männchen über-leben die Jungen regelmäßig nicht.Beim Tierschutz und bei der Feuer-wehr sind aber keine weiteren Meld-ungen zu den Junguhus eingegangen,weshalb anzunehmen ist, dass auchdiese im Sommer gestorben sind.

3.3. Allgemeines zum UhuverhaltenDas sind natürlich katastrophaleErgebnisse, die nur deshalb entstan-den, weil Uhus in ihrer Evolution nichtlernen mussten, den gesamtenZeitraum der Jungenentwicklung mitdem dazu nötigen Umfeld bei derNistplatzwahl mit zu berücksichtigen.Urbane Bereiche beinhalten für sie vielmehr Gefahren, als Berge und Wälder,weil Menschen bei der Schaffung vonBauwerken und technischen Anlagenbisher kein oder höchstens wenigVerständnis für Natur oder Artenberücksichtigten. So wird ein in seinerEvolution im Wesentlichen auf denBrutplatz geprägter Vogel niemalslernen, dass dieser für die Jungenfrüher oder später zur ökologischenFalle wird bzw. werden kann. Zu denbekannten Straßen- und Bahnunfällen,Tod durch Stromschlag oder WKA,Leitungs- und Scheibenanflug oderStachelrahtunfälle, wodurch meistensbereits selbständige Uhus geschädigtsind, sind an diesen Orten alle,hauptsächlich jedoch die Jungenbetroffen. In 2005 wurde in derInnenstadt von Hamburg ein ad. Uhuvon der Feuerwehr gerettet, der sich ineinem Netz verfangen hatte und nichtwieder allein befreien konnte, welcheszur Taubenabwehr an einemöffentlichen Gebäude angebracht war.Bei den Jungen kommt es bereits beimAbspringen leicht zu Verletzungen

oder Tod, weil sie u.U. aus großerHöhe auf Kanten, Drähte, Nadeln zurTaubenabwehr oder Platten aus Steinoder Beton oder ins Wasser bzw.Schlote, Schächte, Wasserkästen fal-len können. Ferner leben sie an-schließend ungefähr zwei Monate langam Erdboden. Das müssen sie auch,um spielerisch Flugfähigkeit und dieJagd zu erlernen. Dabei verschlafensie große Teile des Tages und sindzwischendurch aber immer mal wiederaktiv. Sie wandern viel, erklimmengerne kleine Höhen, um von dortspringend und abfliegend die Flug-muskulatur zu trainieren. Mit werden-dem Alter wird ihr Aktionsradiusgrößer. In dieser Zeit ist es abendslange hell und sind deshalb auchimmer noch Menschen unterwegs.Aber selbst, wenn sie bereits fliegenkönnen, sitzen oder liegen sie tagsüberimmer noch am Boden. Dabei geratensie leicht zwischen den Verkehr vonFußgängern und Fahrzeugen. DieBeute wird tagsüber und nachtsgefressen. Nicht verwertete Beute wirdam Boden versteckt und bei Hungerwieder hervorgeholt. An solchen Stel-len finden sich nicht nur Kot undGewölle, sondern viele Speiseresteaus Knochen, Federn, Igeldecken,manchmal auch unverwertet Beute-reste, die stinkt und voller Fliegen-maden ist. Die Uhueltern sitzen in derNähe der Jungen und beschützen siein dieser Zeit. Je nach Temperamentoder Angst vor Menschen geschiehtdieses für Mensch, Hunde und Katzennur durch Drohungen, oftmals aber garnicht. Es ist aber zunächst davonauszugehen, dass gerade das Uhu-weibchen versuchen wird, Menschenund Haustiere, wenn sie den Jungenzu nahe kommen, zu vertreiben. Sieschimpfen („bellen“), verleiten (stellensich behindert) oder fliegen dazu dichtüber die Köpfe von Mensch oder Tier.Es ist zwar noch nicht ein Fall bekanntgeworden, dass ein Uhu auch malzupackte, gänzlich ausschließen kann

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man das aber nicht, weil in einemFernsehbeitrag über Kanada zu sehenwar, wie ein Schneeeulenweibchen zurAbwehr von Wölfen in Nestnähe mitJungen einem dieser Wölfe imVorbeifliegen kräftig in den Rückengriff. Das muss geschmerzt haben,weil der aufheulte. Es besteht deshalbaber kein Grund zur Angst oder Panik.Wichtig ist, entsprechend auf dieWarnungen des Uhuweibchens zureagieren und einen Bogen um dieJungen zu machen, wenn es dennmöglich ist oder sich wenigstens zügigvon diesem Ort zu entfernen.Wenn Junguhus Hunger haben, bettelnsie. Bei normaler Ernährungslage tunsie dieses tagsüber nicht, weilmeistens noch Nahrung im Depot liegt.Der Beobachter kann an diesemVerhalten durch Verhören deshalbleicht abschätzen, ob sie ausreichendversorgt werden oder nicht. DieseKontrolle ist erforderlich, weil Alt- undJunguhus zu oben aufgeführtenGefahren in Städten durch den ver-mehrten Verzehr von Haustaubenzudem permanent mit der Gefahrleben, sich mit Trichomonaden (dieKrankheit wird auch als „Gelber Knopf“oder „Trichomoniasis“ bezeichnet) zuinfizieren, woran sie qualvoll durchVerhungern sterben. Jungvögel, die imSiedlungsbereich immer in Menschen-hand geraten, deshalb prophylaktischmit Medikamenten zu behandeln, istnicht ratsam. Wohl aber kann maneinen Abstrich aus dem Schlundnehmen und diesen von einemerfahrenen Tierarzt mikroskopischuntersuchen lassen. Werden die Er-reger Trichomonas gallinae gefunden,ist eine Behandlung ratsam, die auchnicht kompliziert ist, weil sie sonstsichere Todeskaditaten wären. DieKrankheit überträgt sich bei derFutteraufnahme über kleinsten Verlet-zungen im Rachen und Schlund, diefür sich gesehen dem Uhu übli-cherweise nichts ausmachen würden,dem Erreger aber gute Bedingungen

bieten. Weil der Uhu scharfkantige undu. U. viel zu große Knochen, Igel-stacheln usw. mit verschlingt und sichdabei vermutlich regelmäßig geringsteVerletzungen im Rachenraum oderSchlund zuzieht, ist er womöglich des-halb besonders betroffen.Ob ein Altvogel deshalb oder aus an-deren Gründen ausgefallen ist, erkenntman sofort an den Jungen, weil diesedann auch tagsüber betteln. Es beginntbei mehreren Jungen damit, dass dasJüngste ständig bettelt, weil die Älterendiesem von der Restnahung im Depotnichts übrig lassen oder abtreten.Danach betteln dann alle, wobei derjüngste Uhu schnell erste Schwäche-anzeichen zeigt. Er liegt und schläftdann viel. Irgendwann fällt er vorSchwäche um und wird dann oderwenig später, wenn er gestorben ist,von den älteren Jungen gefressen.Kannibalismus trat, von einem Fallabgesehen, bisher in der bearbeitetenProbefläche nur in solchen Fällen auf,in denen sicher ein oder beide Altvögelverschollen waren. Daraus aufNahrungsmangel oder einen Ernäh-rungsengpass zu schließen, wie esSCHNURRE (1936) und weitere Autorennach ihm taten, konnte noch nichteinmal bestätigt werden und istvermutlich auch falsch.

3.4 Theoretische Überlegungen zumöglichen Hilfen Die Situation abzuschätzen, im Sinneder Uhubrutentwicklung voraus zudenken und in gewisser Hinsichtvoraus zu planen und damit im Erge-bnis zu beurteilen, ob etwas verhindertoder mit Maßnahmen unterstützt bzw.geschützt werden muss, istVerpflichtung des Uhuschutzes, beson-ders des behördlichen Artenschutzes.Das will erlernt sein und brauchtvielfältige Erfahrungen. Dabei sind der von den Uhus gewählteBrutplatz und die Brutphase selbsthäufig nicht das Problem. Leiderwerden die brütenden Uhus meistens

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auch erst entdeckt, wenn dieWeibchen bereits auf den Eiern liegenoder noch später. Brüten die Uhusbereits, wird i.d.R. eine Überprüfungdaraufhin erforderlich, ob und durchwen diese Brut gestört und dadurchder Fortpflanzungserfolg verhindertwird. Bevor aber jetzt möglicheVerfügungen erteilt werden, die Men-schen bei ihren üblichen oder bea-bsichtigten Tätigkeiten über Monateeinschränken – in Hamburg wurde derGebäudeabriss um Monate verscho-ben, muss überlegt werden, ob dieJungen ohne oder mit Hilfen überhaupteine Chance haben an diesem Platzselbständig zu werden. Erst, wenn dasals günstig zu bewerten ist, kann manNutzungseinschränkungen bis zumvorübergehenden Verzicht verfügen.Steht als Ergebnis aber ungünstig, istzu empfehlen, die Eier baldmöglichstzu entnehmen und den Brutplatz fürdie Uhus auf Dauer unbenutzbar zumachen. Dabei werden die Interessenvon Einzelpersonen und die derAllgemeinheit, wenn es z.B. umNutzungsbeschränkungen von Ver-kehrsflächen, Parks u.v.a.m. geht,gegen die des Artenschutzrechts gem.§ 44 BNaturschG, wonach es verbotenist, streng geschützten Arten wie Uhuswährend der Fortpflanzungs-, Auf-zuchts-, Mauser-, Überwinterungszeiterheblich zu stören, abzuwägen sein.Das kann und darf natürlich nur diedafür lokal zuständige Artenschutz-verwaltung verfügen. Diese wirdoftmals der Beratung eines erfahrenenUhuschützers bedürfen. Ohnehinlaufen die Meldungen über solcheBruten meistens beim Schutz auf. Vondort wird ja auch der erste Checkdurchgeführt und dann evtl. an dieVerwaltung zur Beurteilung undEntscheidung weiter gereicht. Dabeibraucht es nur in solchen Fällen eineEntscheidung der Verwaltung, wenngegen das Störungsverbot verstoßen

werden würde. Einfache Sachverhalte,wie z.B. das Anbringen oder Verlegeneines Brutplatzes mit Nisthilfen oderein Umsetzen der Jungen zum eigenenSchutz kann der Schutz selbst regeln,wenn davon Betroffene mitmachen unddamit einverstanden sind (§ 45 (5)BNaturschG). Es ist aber günstig undanzuempfehlen, sich in jedem Fall vonManipulationen bei der Verwaltungrückzuversichern.

3.5 Beschreibungen weiterer FälleNach der vorausgegangenen theore-tischen Erörterung sollen weitere Fällebeschrieben werden, die erkennenlassen, welche Probleme wodurchentstehen, wie diese vom Schutzaufgenommen und beurteilt wurdenund wie Schutz umgesetzt wurde undwie viele Uhus dabei ums Lebenkommen. Nach eigener Einschätzungwerden erst dadurch die besonderenProbleme deutlich, denen Stadtuhusim Unterschied zu den anderenwildlebenden Uhus unterliegen.

3.5.1 Hütten im Wald, Bauruinen,unbenutzte IndustriehallenUnbenutzte Jagdhütten im Wald,Bauruinen, unbenutzte Industriehallenoder unbenutzte Häuser in Waldnäheoder in parkähnlicher Landschaftwerden immer gerne von Uhus alsBrutplatz benutzt. Manche davon vieleJahre hintereinander (PESCHEL 2013,eigene Erfahrungen). Hilfen sind dortmeistens nicht erforderlich. Weil Uhusohne Nistunterlage das Gelegeschlecht an einem Punkt haltenkönnen und Eier immer wieder weg-rollen, ist der Bruterfolg häufigreduziert. Eine größere Kiste mitflachem Rand und mit Einstreu gefülltan den Neststandort gestellt, behebtdieses Problem sofort. Manchmalmüssen noch spielende Kinder abge-halten werden, um den Bruterfolg zuermöglichen.

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Abb. 7: 01.05.2008, verlassener Uhubrutplatz mit drei Eiern (linke untere Ecke) in einem verlassenenIndustriegebäude bei Kellinghusen (IZ). Ursache für die Brutaufgabe waren vermutlich spielendeKinder, die sich natürlich mit Uhus nicht auskannten. Foto: U. ROBITZKY

3.5.2 Fernmeldeturm KlingbergMit der Fertigstellung eines hohenFernmeldeturms auf dem Klingberg(OD) in den 90er Jahren, erhielt diesegleich eine Wanderfalkennisthilfe in50m Höhe. In dieser brüteten danachregelmäßig Turmfalken. In 2009 ver-mutete dort erstmalig E. MOMSEN (pers.Mitt) eine Uhubrut, die sich wenigspäter in einer Kontrolle betätigen ließ(ROBITZKY 2010). Von den zwei erbrü-teten Jungen verstarb eines beimAbsprung. 2010 brachen die Uhus dieBrut ab. Weil danach auch keine mehrriefen, vermuteten wir, dass mindes-tens ein Uhu ums Leben gekommensein musste. In 2011 sprangen nacherfolgreicher Brut wieder zwei Jungeab, wodurch dabei erneut einerverstarb. Im Zuge der Zunahme derWanderfalkenpopulation in Schleswig-Holstein, siedelten erstmalig in 2012Wanderfalken in dieser Nisthilfe, diemit gleich vier Jungen sehr erfolgreichwaren. Bereits ein Jahr zuvor hattenwir in gut 90 m Höhe eine weitereNisthilfe angebracht, um Uhus und

Wanderfalken eine Brut an diesemTurm zu ermöglichen. Wohl dadurchbrüteten in 2013 die Wanderfalken inder oberen Nisthilfe und die Uhuserneut in der auf 50 m Höhe amgleichen Turm. Die Wanderfalken blie-ben ohne Erfolg. Aus den drei Eiernkonnten hoch entwickelte Jungenherauspräpariert werden. Weil diesesPhänomen auch noch bei relativ vielenweiteren Falkenbruten festgestelltwurde, vermuten wir als Ursache dazuden späten Kältewinter mit hohenMinusgraden noch bis Anfang April.Bei den Uhus wurden wieder zweiJunge aufgezogen. Während sich einJunges noch in der Nisthilfe aufhielt,saß ein abgesprungener bereits aufeinem Rundgang aus Gitterrosten inca. 30 m Höhe und unterhalb derNisthilfe. Dieser ist wenig später ohneKopf unterhalb dieser Stelle gefundenworden (H.-J. KREUTZ pers. Mitt. mitBild). Weil von ihm und anderenbeobachtet worden war, dass dieWanderfalken regelmäßig Attacken aufdiesen Jungen flogen, vermuten wir,

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dass vermutlich das Falkenweibchenden Jungvogel tötete. Wie auch dieserFall zeigt, können Uhus Wander-falkenansiedlungen oder -bruten nichtverhindern. Als Ergebnis zum Uhubleibt festzuhalten, dass von vierUhubruten nur drei erfolgreich waren,bei denen von sechs Junguhus zweidurch den Aufprall aus 50 m Höhestarben und eines vermutlich vonWanderfalken getötet wurde, von denerfolgreichen demnach auch nur 50%die erste Zeit der Jugendentwicklungüberlebten. Weil einige Junge denAbsprung schadlos überstanden,konnten wir aus dem Wachstum undder Gefiederentwicklung der Jungenableiten, dass nur diejenigen, die unterca. vier Wochen alt absprangen, denAufprall auf Gehwegplatten, aber auchauf hartem Rasen nicht überlebten. EinProblem dabei stellt die Enge derNisthilfe für die Uhus dar, die natürlichfür Wanderfalken konzipiert wurde.Über Erfahrungen mit Nisthilfen für

Uhus wissen wir inzwischen (ROBITZKY

& DETHLEFS 2012), dass die erstenJunguhus kleine Nisthilfen bis ca. 60 x60 cm Grundfläche bereits in einemAlter zwischen drei und vier Wochenverlassen können. Der letzte aber we-sentlich später abspringt und nur derüberlebt den Sturz aus dieser Höhe.Das Schwunggefieder fängt bei drei bisvier Wochen alten Jungen gerade erstan zu wachsen, ist noch viel zu kurz,um den Aufprall aus großer Höhegenügend abzufedern. Durch denAufprall reißt die Leber und der Vogelverblutet innerlich. Unabhängig davonwird durch den Aufschlag das zentraleNervensystem derart geschädigt, dasser vermutlich parallel einen Schocktoterleidet. Und selbst, wenn er überlebensollte, sind Koordinationsfähigkeit undSinne derart gestört, dass er nichtweiter versorgt werden kann unddeshalb in jedem Fall stirbt. SolcheJungen werden dann manchmal vonanderen Jungen verwertet.

Abb. 8: 06.05.2009, zwei Junguhus in der Wanderfalkennisthilfe auf dem Fernmeldeturm der DFMGauf dem Klingberg (OD) in ca. 50 m Höhe. Foto: U. ROBITZKY

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Die Lösung ist hier sehr einfach: DieJungen werden dort künftig mit ca. dreiWochen (auf keinen Fall älter) nachunten auf den Boden an die Hauswandgesetzt. Sie werden dort, wie in denFällen vorher, von den Eltern weiterversorgt, weil der eingezäunte Bereichstörungsfrei ist. Versteckmöglichkeitensind ebenfalls genügend vorhanden.So erwarten wir ein Verstecken tags-über unter einer das Gelände ein-friedigenden Hecke, wie es die Jungenbisher auch taten. Das Umfeld bestehtaus landwirtschaftlichen Nutzflächenund einem Wald, ist also für die Wei-terentwicklung als sehr günstig anzu-sehen (eigene Erfahrungen). Wir pla-nen aber dennoch, einen weiterengrößeren Kasten an einem Umlauf inca. 30 m, also weit geringerer Höheanzubringen, um überhaupt nicht mehreingreifen zu müssen.

3.5.3 Ägidienkirche in LübeckAls im November 1984 ein Uhupaar inder Innenstadt von Lübeck beobachtetwurde, vergrößerte man die Turmfal-kennisthilfe in der Ägidienkirche, umdiesem Paar eine Brutmöglichkeitanzubieten (PESCHEL 2013). 1985erbrüteten die Uhus darin tatsächlichzwei Junge. Als diese vom Brutplatz inca. 40 m Höhe abgesprungen waren,landete sie auf der Straße. Weil sieunmittelbar an der Kirche nichtstörungsfrei weiter versorgt werdenkonnten, wurden sie ergriffen und inKirchennähe in einen Garten derFamilie GAHBLER gebracht, der einengroßen Innenhof, darstellt. In diesemwurden sie von den Uhueltern weiterversorgt (JB LVE 1985). Aus diesementwichen die Junguhus erst, als siegut fliegen konnten. Später wurden dasad. Männchen und ein Jungvogel totgefunden, die an einer Trichono-madeninfektion verstorben waren. Dasad. Männchen wurde jedoch sofortdurch ein anderes, freilebendes er-setzt. So erbrüteten die Uhus 1986sogar drei Junge. Mit diesen Jungen

führte man das gleiche Procederedurch, wie im Vorjahr (JB LVE 1986).Als nach einiger Zeit die Jungen abernicht weiter gefüttert wurden, fing mandiese ein und wilderte sie über eineVoliere über ein zuvor absolviertesTraining auf Lebendnahrung aus. Auchvon diesen Jungen verstarb noch einesvor der Auswilderung an einerTrichonomadeninfektion (PESCHEL

2013). Im Herbst wurde auch noch dastote ad. Männchen gefunden. Auchdieses war wieder einer Trichono-madeninfektion erlegen. Dennoch bil-dete sich wieder ein neues Paar,welches 1987 und jetzt immer angleicher Stelle zwei Junge aufzog. Alserneut das ad. Männchen tot auf-gefunden worden war, Ursache warwieder eine Trichonomadeninfektion,verbrachte man beide Jungen in eineAuswilderungsvoliere, in der noch einJunges ebenfalls an der gleichenKrankheit verstarb (JB LVE 1987,PESCHEL 2013). Uhuweibchen sindnicht imstande die Jungen alleinaufzuziehen. Nach diesen Ereignissenwurde dort 1988, 1994, 1995 und 1996noch ein rufender Uhu gehört undbeobachtet, fanden Bruten aber nichtmehr statt. Im Umfeld der Kirche unddes Brutplatzes existieren nur Häuserund Straßen mit lebhaftem Verkehr.Ihnen an dieser Stelle eine Nist-möglichkeit zu schaffen und dann nochauf Kosten von Turmfalken, die dortzuvor jahrelang gebrütet hatten, wurdeTeil des Problems. Es gab dort nochandere, sogar sehr viel günstigeMöglichkeiten, den Uhus ein Nestanzubieten. Nur waren die Erfah-rungen nach wenigen Jahren derAuswilderungen mit Uhus (ab 1981)noch nicht so gereift, um alle mög-lichen Problem auch zu überschauen.In 2010 brüteten am gleichen Brutplatzerstmalig Wanderfalken erfolgreich, dieim Folgejahr jedoch eine andere Kircheals Brutplatz wählten. Interessant warjedoch, dass am 11.05. 2011 ein Uhuauf dem Anflugbrett dieser Nisthilfe

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saß, Uhus auch wochenlang gehörtund gesehen wurden, eine Brut abernicht nachgewiesen werden konnteund ein Versuch vermutlich auch nichtstattfand. Die Wanderfalkenbrut war in2011 wieder mit vier Jungen erfolg-reich. Dass in nur drei Brutjahren und immeram gleichen Brutplatz sechs Uhus, dreiadulte und drei Junge an immer dergleichen Krankheit verstarben, istbisher in Schleswig-Holstein einmaligdokumentiert und aus anderen Be-reichen so noch nicht bekannt ge-worden. Weil die Wanderfalken, dieseit 2010 jährlich erfolgreich brütennoch keine Symptome dieser Krankheiterkennen ließen, scheint es so ge-wesen zu sein, dass der gesamteHaustaubenbestand in der Innenstadtvon Lübeck damit kontaminiert ge-wesen ist. Es lässt sich ferner ver-muten, dass Uhus dafür scheinbar vielempfänglicher sind als Greifvögel.

Abb. 9: 08.04.2009, der ehemalige Uhubrut-platz in ca. 40 m Höhe in der Ägidienkirche inLübeck (HL), in der sich jetzt das neueangekommene Wanderfalkenweibchen setzte(Bildmitte). Foto: U. ROBITZKY

3.5.4 Ratzeburger DomIm Januar 2005 wurden erstmalsbalzende Uhus an der Domspitze inRatzeburg gehört und gesehen. Sieschritten dort anschließend sogar ineiner Schleiereulennisthilfe mit Trenn-wand zur Brut. Die erbrüteten zweiJungvögel sprangen anschließend,weil der Brutplatz in ca. 40 m Höhe sogünstig lag, automatisch in einengrößeren Innenhof ab, der vonMenschen üblicherweise nicht betretenwird. Es handelt sich dabei um einenehemaligen Mönchsfriedhof, der mitBöcken ausgestattet wurde, um denUhus das Spielen und Fliegen zuerleichtern. Sie wurden dort auch gutvon den Eltern weiter versorgt. BeimAbspringen hatte sich aber einJungvogel einen Flügelbruch zuge-zogen. Weil das irreparabel war, wurdeer eingeschläfert. Der andere Jung-vogel wuchs normal heran und verließden Innenhof, als er voll flugfähig war.Zur einen Seite schließt sich eineparkähnliche Landschaft mit Seeuferan, weshalb hier keine weiterenMaßnahmen erforderlich wurden. DerBrutplatz selbst wurde von W. PESCHEL

durch Herausnehmen der Trennwandin der Schleiereulennisthilfe für dieUhus vergrößert, weil er auch für daskommende Jahr eine Brut erwartete(PESCHEL 2013). In 2006 erbrüteten dieUhus am gleichen Platz drei Junge, dieunverletzt über den Innenhof und ohneProbleme in die Natur gelangten. In2007 schlüpfte aus drei Eiern nur einJunges. Die Eier und der Jungvogelwurden aber geraubt, so dass dieUhus ohne Erfolg blieben. Zeitgleichwurde dem bisherigen Betreuer jederweitere Zutritt zum Nistplatz verweigertund vom Pastorat ein anderer Betreuereingesetzt. Obwohl in 2008 und 2009noch rufende Uhus im Kirchturmgehört und gesehen wurden, fandenanschließend Bruten dort nicht mehrstatt. Wir vermuten, dass dort weitereUhubruten systematisch verhindert undeventuell sogar weitere Gelege

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entnommen wurden und deshalb demUhufachmann PESCHEL der Zugangverweigert wurde. Die genauenUrsachen ließen sich jedoch nichtergründen. Informell erhielten wirjedoch davon Kenntnis, dass dieVerunreinigungen über Beutereste undKot im Kirchturm und dem Kirchen-umfeld am Boden und einige fehlendeHühner eines Mitgliedes des Kirchen-vorstandes die ausschlaggebendenGründe dafür gewesen sein können.Igelreste, tote Ratten und andereUtensilien vor dem Kircheneingangoder im Umfeld, wird bei einigen derregelmäßigen vielen Besuchern, dieteils von weit her mit Bussen anreisen,zu kritischen Bemerkungen veranlassthaben, aus denen dann dieKirchenleitung vermutlich diese Kon-sequenzen zog.Die Uhus verlegten ihren Brutplatzaber in den nahen Wasserturm undbrüten dort ab 2010 bis heute hin auchwieder jährlich erfolgreich. Da dieserebenfalls an angrenzender park-ähnlicher Fläche mit Seeufernähesteht, waren besondere Maßnahmenzum Schutze der Jungen nichterforderlich. Das Uhupaar soll an demneuen Platz für fortgesetztes Brütenjedoch noch eine Nisthilfe erhalten(PESCHEL 2013).

3.5.5 Hochbrücke B 5 über denNord-Ostsee-Kanal bei BrunsbüttelUm einem in 2010 beobachtetenWanderfalkenpaar an der Kanalhoch-brücke bei Brunsbüttel (HEI) eineNistmöglichkeit zu bieten, wurde dorteine Nisthilfe installiert, die aber in2011 spontan von einem Uhupaar inBeschlag genommen wurde, welchesdarin auch erfolgreich Junge aufziehenkonnte (ROBITZKY 2012b). Die Wander-falken zogen ihre Jungen im gleichenBrückenbauwerk auf der anderenKanalseite erfolgreich in einemKrähennest auf. In 2012 und 2013brüteten in der Nisthilfe dann Wan-derfalken erfolgreich. Den Uhubrutplatz

konnten wir in 2012 nicht finden,obwohl sie den Spuren nach erneutunter der Brücke gebrütet habenmussten. Die Brut war aucherfolgreich, denn es ließen sich im Julizwei Junge in einem direkt angren-zenden kleinen Wald in Brückennäheverhören. In 2013 wurde dann derBrutplatz spät und nach Abspringender Jungen gefunden. Sie hatten beideJahre, war von der zuständigenStraßenmeisterei zu erfahren, in einem„Schlitten“ gebrütet, der oben unter derBrücke angebracht ist und mit demKontrollfahrten unter der Brücke überdem Nord-Ostsee-Kanal durchgeführtwerden. Es ist ein ca. 5 x 8 m großesGefährt mit hüfthohen geschlossenenUmrandungen. Die Junguhus musstenaus ca. 40 m Höhe abspringen und aufGehwegplatten landen. Jetzt wurdeuns klar, dass sie dieses gefahrlosüberstanden hatten, weil sie obenschon etwas flugfähig gewesen seinmussten, um das Nisthabitat überhauptverlassen zu können. Die zuständigeStraßenmeisterei sieht keine Problemeim Uhubrutplatz, weil evtl. notwendigwerdende Kontrollfahrten vor odernach der Brut stattfinden können.Übrigens brüteten nicht nur dasWanderfalkenpaar, sondern einigeTurmfalkenpaare, ein Nilganspaar, ca.20 Dohlenpaare in einer Kolonie undeinige Rabenkrähenpaare zeitgleichunter der Brücke. Ob sie alle erfolg-reich waren, ließ sich nicht kon-trollieren, weil von der zuständigenStraßenmeisterei immer viele Nesteraus Gründen der Arbeitssicherheitentfernt werden müssen.

3.5.6 Betonsteinwerk in WedelAls am 24.06.2013 morgens mitBeginn der Arbeiten in einer Produ-tionshalle eines Betonsteinwerks inWedel (PI) ein ca. fünf Wochen alterJunguhu am Boden sitzend entdecktwurde und man nicht wusste, woherder wohl gekommen sein könnte,verständigte man von der Werksleitung

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die Polizei und diese den Tierschutz,die den Vogel abholte. Anschließendübergab man ihn C. ERDMANN von derWildtierhilfe in Elmshorn (PI) zurweiteren Pflege. Deshalb wurde sofortANKE BRANDT, benachrichtigt, die indiesem Bereich Greifvogel- undUhubestandsaufnahmen durchführt.Frau BRANDT schaute sich unterFührung der Firmenleitung anschlies-send das Gelände an in der Hoffnung,den Brutplatz zu entdecken. Dasgelang leider nicht. Eine Bodenbrutkonnte sie ausschließen. Leider ließensich aber die Flach-Dächer nichtbetreten. Sie konnte jedoch denbevorzugten Tagessitzplatz des Uhu-männchens durch die typischenHinterlassenschaften lokalisieren.Auch fand sie unterhalb einer Stelledes Flachdaches mehrere Beutereste(einschließlich Igeldecken), worausrückzuschließen war, dass an dieserStelle oben auf dem Flachdach wohldie Brut und Jungenaufzucht statt-gefunden haben sollte. Weil zuvermuten ist, dass die Uhus dorterneut brüten werden und das Firmen-gelände in einer offenen Bebauungliegt mit z.T. hohem Baumbestand,angrenzenden Freiflächen und land-wirtschaftlichen Nutzflächen (obwohlmitten in Wedel gelegen), hat diesesUhupaar nun eine große Nisthilfe aufdem Dach in etwa an der Stelleerhalten, an dem die diesjährige Brutvermutet wurde. Damit soll das Paarörtlich „gebunden“ und erreichtwerden, Brut und Jungenaufzuchtkontrolliert zu begleiten. Die Firmen-angehörigen sind begeistert, förderndas Projekt nach Kräften und freuensich auf die neue Saison (BRANDT pers.Mitt.). Mit Wissen um diesen Brutplatzwäre eine Inpflegenahme des Jungenalso gar nicht erforderlich gewesen. Eshätte genügt, ihn zu greifen und amEnde der Gebäude an der Gebäude-außenwand auf dem Erdboden wiederabzusetzen. Der Umgang soll jetzterlernt werden!

3.5.7 Heizungshaus einerehemaligen Gärtnerei inBoizenburg, M.-V.In 2008 erfuhr G. BRODOWSKI (pers.Mitt.) zufällig von einem Junguhu, derin Boizenburg, Mecklenburg-Vor-pommern, von einem Pkw im Ort aufder Straße angefahren worden seinsollte und dass dieser nach kurzerPflege in Fundortnähe wieder aus-gesetzt worden war. Der Jungvogelblieb unverletzt und war bereitsflugfähig. Die Recherchen vonBRODOWSKI ergaben, dass dort einUhubrutplatz nicht bekannt war.Deshalb suchte ich die Nähe desUnfallortes nach einem möglichenBrutplatz ab und konnte diesen amOrtsrand auf einem terassenförmigangelegtem und mit Vegetationversehenem Flachdach eines Hei-zungshauses einer inzwischen still-gelegten Gärtnerei nachweisen. Esfanden sich noch deutlich ausgeprägteNistmulden mit und ohne Eischalenund typische Hinterlassenschafteneiner erfolgreichen Aufzucht für 2008,jedoch auch noch rückwirkend für 2007und 2006. Bei den Gesprächen teilteder zuständige Behördenvertreter E.STEFFEN mit, dass ein weiter Jungvogeltot in einem Bassin gefunden wordenwar, welches sich nur wenige Meterunterhalb des Uhunestes aus 2008befand. Es war von ihm verfügtworden, dass ein Brett im Bassin aufder Wasserfläche ein mögliches Er-trinken von Junguhus künftig ver-hindern sollten. Der Begründung, dassJunguhus nicht schwimmen könntenund nicht in der Lage wären, einsolches Brett im Wasser zu erklimmenund um von dort auf die Beckenkanteoder darüber hinaus in Freiheit zufliegen und das Becken deshalbentweder abgelassen oder mit einemNetz zu überspannen wäre, wurdenicht gefolgt.

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Abb. 10: 20.09.2008, der Brutplatz in Boizenburg auf der Dachkante mit dem davor befindlichen Wasserbecken, in dem mindestens zwei Junguhus ertranken. Das kleine Brett unten rechts im Bild sollte das verhindern. Foto: U. ROBITZKY

So ertrank leider auch noch in 2009nach erfolgreicher Brut an gleicherStelle ein weiterer Junguhu(BRODOWSKI pers. Mitt.). Erst danachwurde das Wasser abgelassen. DerFall war auch noch in anderer Hinsichtinteressant, weil im gesamten Meck-lenburg-Vorpommern angeblich nurzwei Uhubrutpaare vorkommen sollten.Bei dieser Exkursion konnten G.BRODOWSKI und der Autor nicht nurfeststellen, dass an diesem Platz Uhusmehrer Jahre gebrütet hatten, ohnedass es irgendjemandem aufgefallenwäre, in einer nahen Kiesabbaustellefanden wir ebenfalls typischeHinterlassenschaften einer erfolg-reichen Jungvogelaufzucht und in einerweiteren sehr großen Kiesabbaustellegleich zwei Stellen, an denen Jung-vögel aufgezogen worden waren. Vonden Jungen einer Brut hatte derBetreiber einige Bilder gefertigt undbestätigte uns gegenüber, dass auchdieses Paar dort an immer dergleichen Stelle bereits im fünften Jahrbrüten würde, was dort unter

Ornithologen aber ebenfalls nichtbekannt war.

3.5.8 Kalkberg in Bad SegebergSchon 1985 und 1986 hattenUhubruten am Kalkberg in BadSegeberg (SE) für Aufregung gesorgt(ist neben der Insel Helgoland einzigesGesteinsmassiv im Lande), weil dieserAussichtsplattform ist, das angren-zende Freilichttheatern für viele Ver-anstaltungen genutzt wird, wobei dieKarl-May-Festspiele mit ReiterspielenSchießen, Explosionen und großemFeuerwerk wohl am bekanntesten sind,aber auch darunter liegende Fleder-maushöhlen viele Besucher anlocken.Der Versuch, die Veranstaltung zuGunsten der Uhus zu verhindernscheiterte damals wie heute. So wurde1985 das Gelege entnommen, was zurFolge hatte, dass der Uhu an gleicherStelle nachlegte (JB LVE 1985).Während der Karl-May-Veranstal-tungen war es danach mehrfach vor-gekommen, dass Junguhus auf Laut-sprechern saßen oder durchs Stadion

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flogen, was aber nur den Veranstalterder Festspiele störte. Auch 1986brüteten die Uhus erfolgreich. Weil dasad. Männchen an einer Trichono-madeninfektion verstarb, gab eszunächst keine weiteren Bruten (JBLVE 1986). Seit 2010 brütet dorterneut ein Uhupaar (ORTHMANN pers.Mitt.). Mit Bekanntwerden der Brutwurden von mehreren FachleutenMeinungen zur Verträglichkeit mitTourismus und den Veranstaltungeneingeholt. Im Ergebnis einigte mansich darauf, zum Uhuschutz zunächstnichts Besonderes zu unternehmen.Der Verlauf sollte beobachtet und dannnötigenfalls eingegriffen werden. Eskam aber wie es kommen musste. DieUhus konnten in 2010 zwei Jungeaufziehen, blieben in 2011 abererfolglos. Das Weibchen verließ dieeben geschlüpften Jungen, diedaraufhin verstarben. Die Ursachedafür wurde nicht bekannt. In 2012verlegten sie ihren Brutplatz undbrüten seitdem direkt unter derAussichtsplattform auf dem Berg undmittig über dem Stadion mit seinenVeranstaltungen. Leider musste dasMännchen nach einem Scheibenanflugin Pflege gegeben werden, wohin dannauch die drei Jungen folgten. Dennochbrüteten die Uhus in 2013 am gleichenPlatz mit drei Jungen erfolgreich. Zweigeräumige Nisthilfen, die man ihnenzuvor an anderer Stelle und abseitsder Veranstaltungen angeboten hattewurden ignoriert. Auf den Umsied-lungsversuch war man gekommen,weil die Junguhus durch ein Feuerwerkam Ende der Veranstaltung in 2012durch einige Raketen beschossenworden waren, worauf sich Zuschauerund Medien beschwert hatten(ORTMANN pers. Mitt., REISER 2011,verschiedene Pressemitteilungen). Ichselbst hatte noch einzuwenden, dassbei den „Winnetou-Spielen“ keinlebender Steinadler mehr eingesetztwerden dürfe. Denn wenn der Adler beiseinen Trainingsflügen oder in den

Veranstaltungen einen Junguhuwahrnimmt, er diesen bestimmt sofortanjagen und töten würde. So schnellkann niemand sein, um das zuverhindern. Das fand beim Veranstalteraber keine Berücksichtigung, Unfällesind glücklicherweise noch nichts pas-siert. Inzwischen wirbt der Veranstaltersogar ein wenig mit den Uhus: „DieIndianer vom Stamme der Apachenlieben die Uhus, denn er ist ihnenheilig und bringt ihnen Jagdglück!“ DenErgebnissen nach, ist das ein sehrproblematischer Brutplatz, wobei sichdie Veranstaltungen darauf vermutlichkaum oder gar nicht auswirkten. Aberer ist mitten in der Stadt gelegen,weshalb sich Ausfälle durch Schei-benanflüge und Krankheiten auchkünftig nicht verhindern lassen. DasAreal bietet auch derart viele Brut-möglichkeiten, dass bei den vielenUhus im Lande dort auch immerwieder Uhus brüten werden.Erwähnenswert ist noch, dass unweitdes Kalkbergs mit seinem Uhubrutplatzein Fernmeldeturm existiert, auf demseit 2010 ebenfalls Wanderfalken ineiner Nisthilfe brüten und bisheralljährlich erfolgreich waren.

Abb. 11: Am 25.07.2008 besuchten wir mitFamilie die Veranstaltung am Kalkberg in BadSegeberg (SE) „Winnetou und Old Firehand“.Oben am Felsen und direkt über dem Zentrumder Arena brüten seit 2012 die Uhus unter

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denen auf dem Bild gezeigten Bedingungenund füttern dabei in der Abendveranstaltungsogar ihre Jungen. Der steile Felsen entstanddurch Abbau des Kalkgesteins. Foto: U.Robitzky

3.5.9 Schrottumschlagplatz imHafen von HamburgIn 2008 brütete ein Uhupaar auf einemSchrottumschlagplatz im Hafen vonHamburg (BRODOWSKi pers. Mitt.,HARTMANN 2009) Einige Bilder dazugibt es unter: http://www.brodowski-fotografie.de/beobachtungen/uhus.html. Man muss solches mal gesehenhaben, weil es einfach unglaublich ist,wo Uhus überall zu brüten versuchen.Das Paar hatte einen Jungvogelerbrütet, der nur durch ein Wunder vonherabfallenden Schrotteilen aus Metallnicht erschlagen wurde. Uns wardamals klar, dass das so nicht bleibenkonnte. Aber die Fimenangehörigenhatten bereits zuvor eine Blechplatteim Nestbereich so aufgestellt, dass derJungvogel sich darunter versteckenkonnte, wodurch sich die Gefahr für ihnerheblich reduzierte, nicht von flie-genden Teilen getroffen zu werden.Wir besprachen, dass die Betrei-berfirma innen in einer großen Halle, inder die Uhus auch schon gesehenworden waren, eine Nisthilfe anbringen

sollte, um den Uhus für die Zukunfteinen sicheren Brutplatz anzubieten.Obwohl sie es zugesagt hatten,erfolgte jedoch nichts. Deshalbbrachten wir eine Nisthilfe gegenüberauf der anderen Seite der Süderelbe,im Gelände der Firma SHELL und mitderen Unterstützung für die Uhus an.Diese wurde jedoch im Folgejahr voneinem Nilganspaar in Beschlaggenommen. Inzwischen wissen wir,dass Uhus dann keine Chance haben,an diesem Platz Eier zu legen. DieUhus sind bis Spätherbst 2008 nochbeobachtet worden (BRODOWSKI pers.Mitt.), verschwanden dann aber ausdiesem Bereich. Der neue Aufent-haltsort ist inzwischen noch nichtwieder ermittelt. Es gibt in Hamburgauch niemanden, der sich besondersum die Uhusuche bemüht. So wardiese Aktion leider nicht von Erfolggekrönt. Schade eigentlich, denn dasWerksgelände von SHELL wäre alsBrut- und Aufzuchtsgebiet für Uhusbesonders gut geeignet gewesen.Oben auf einer Anlage in ca. 60 mHöhe brüten seit 2002 Wanderfalkenregelmäßig erfolgreich und auf demWerksgelände am Boden eine KolonieSturmmöwen und einige Austern-fischerpaare.

Abb. 12: 24.10.2008, beim Anbringender Nisthilfe außen an einem Tank inca. 15 m Höhe auf dem Gelände derFirma SHELL. Personen: v.l.n.r: G.RUPPNOW, G. BRODOWSKI, Mitarbeiterder Firma SHELL. Foto: U. ROBITZKY

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3.5.10 Geschäftshochhaus inHamburgZur Innenstadt-Brut der Uhus inHamburg 2013, die oben bereitserwähnt ist, fehlten noch die Hinweisedarüber, wie solches zu lösengewesen wäre. Dafür stellte A. BRANDT

nach ihren Recherchen vor Ort dienachfolgend eingefügte Karte vonGoogle-Map zur Verfügung. Mit rotemPunkt ist der Brutplatz markiert. Beiden beiden ovalen Kreisen handelt essich um Gebiete, die wenig vonBesuchern frequentiert werden und andenen eine einigermaßen störungsfreieAufzucht durch die Elterntiere möglichgewesen wäre. Die Karte zeigt schon,dass das Uhujagdhabitat nicht so sehrdie Stadt gewesen sein konnte,sondern vermutlich der Stadtparkinmitten der Stadt ist. Die Uhus fandendort aber scheinbar genügend Nah-rung, warum dieses Paar für dieEiablage und Jungenaufzucht ein Nestbrauchte. Das gab es wohl nicht imStadtpark, weshalb sie auf einem nichtin Nutzung stehendem Gebäude ganzin der Nähe brüteten. Auf diesenHintergrund baut der einfache undschon anderswo erfolgreich praktiziertenachfolgende Vorschlag auf (GRELL &FINKE 2011). Am einfachsten wäre es gewesen, dieca. 20 Tage alten Jungen in eine halb

überdachte Nisthilfe von ca. 80x80 cmGrundfläche zu setzen und diese imnahen Stadtpark oben in einem Baumanzubringen. Die Eltern hätten dieJungen mit ihren Bettelrufen schnellgefunden und weiterversorgt. Daswäre auch einfach zu kontrollierengewesen. Die Jungen hätten dannvermutlich mit ca. fünf bis sechsWochen die Nisthilfe verlassen, sichtagsüber verbergen können und nachtseine geeignet große Fläche zumToben zur Verfügung gehabt. Zugleichhätte die gute Aussicht daraufbestanden, den Uhus für die nächstenJahre in einem natürlichen Habitat undan einem störungsarmen Platz einNest auf Dauer anzubieten. Damitwäre ein Gebäudeabriss ca. zweiMonate nach Brutbeginn möglichgeworden, wodurch die Angehörigender Betreiberfirma vermutlich zu Uhu-Fans geworden wären. Jetzt musstensie mindestens bis in den Oktoberwarten. Wenigstens, nachdem dieJunguhus abgesprungen waren, wäreein Umsetzen in den nahen Stadtparkeine noch einfachere Lösung gewesen.Stattdessen setzte man die abge-sprungenen Jungen mehrfach wiederzurück oder auf Dächer der Neben-gebäude, wohl nicht wissend, dass siewieder nach unten springen würden.

Abb. 13: Nist- und Jagdbiotop desUhupaares in der Innenstadt vonHamburg in 2013. Nistplatz = roterPunkt, ovale Kreise = günstigeAnbringungsmöglichkeiten für eineNisthilfe. Gefertigt über Google-Map:A. BRANDT, 30.04.2013

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3.6 Woran man besonders odersonst noch denken sollteAuf ein paar einfach auszumerzendeFehler soll nachfolgend nochmals be-sonders eingegangen werden. WennJunguhus abgesprungen sind, könnensie ja noch lange nicht fliegen. Setztman sie wieder nach oben ins Nest,aufs Dach oder in den Turm, springensie erneut ab. Das erhöht nicht nur dasVerletzungsrisiko, sondern ist wider dieBiologie dieser Art. Es schafft mehrProbleme denn weniger. Viel einfacherist es, die Jungen vor dem Abspringenzu entnehmen und gezielt an einemvorher ausgesuchten und vorbereitetenPlatz am Erdboden oder in einemKunstnest oben auszusetzen, an demsie später unten störungsfrei aufge-zogen werden können. Dieser Platzsollte möglichst nah am Brutplatzvorhanden sein. Dabei darf man denUhueltern aber auch schon mal 150 mund vermutlich auch mehr an neuerEntfernung zu ihren Jungen zutrauen,um sie weiter zu versorgen.Junguhus sind im Unterschied zuAltuhus nicht schwimmfähig! Nachersten Eindrücken sind die Jungensogar erheblich wasserscheu. Dashängt damit zusammen, dass ihre Hautnur locker mit Dunen besetzt ist, diesich bei Berührung mit Wasser vollsaugen. Sie können erst schwimmen,wenn ihr Großgefieder sich so weitentwickelt hat, dass die Kiele aus-getrocknet sind. Da diese mit Luftgefüllt sind, wird der Vogel erst dannüber Wasser gehalten und kann mit„etwas Anlauf“ auch wieder von derWasseroberfläche aus starten. Dasbedeutet, dass sie ein Schwimmbaderst im September/Oktober schadlosüberstehen. Ein von mir 1982 tele-metriertes Uhuweibchen, welches wireinem wildlebenden Männchen zuge-sellt hatten, ließ sich bei einer Kontrollein einem See einige Meter vor derSchilfkante im freien Gewässer mitHilfe des Peilgerätes orten. Weil es inder Morgendämmerung geschah und

die Sicht noch eingeschränkt war,wurde erwartet, dort den ertrunkenenUhu zu finden. Um sicher zu gehen,ihn eventuell zu bergen, wurde einWasserbad erforderlich. Nach demDurchqueren des Schilfsaums, dasWasser ging bereits bis über die Hüfte,stand vor mir mit wenigen Flügel-schlägen das triefnasse Uhuweibchenaus dem Wasser auf und flog etwasschwer, jedoch ohne Probleme in denWald. Dasselbe können Uhujungeeben nicht, weshalb alle Brutplätze, dieein Abspringen der Jungen in einirgend geartetes Gewässer erwartenlassen, ökologische Fallen sind, weilsie darin zwangsläufig ertrinken. Die meisten Menschen sind begeistert,wenn sie erstmals einen Uhu aus derNähe sehen. Es gibt aber auchdiejenigen, die sich davor fürchten,vornehmlich vor den großen Krallenoder den „Dreck“, der damit evtl.verbunden ist, den sie nicht mögenoder nicht haben wollen oder weil siesogar Sachbeschädigungen fürchten(der Lack der Statuskarosse könnte jabeschädigt werden). Das muss manerst nehmen! Begründen, dass Furchtunberechtigt ist, hilft meistens nicht.Diese Menschen mitnehmen, ansolchen Aktionen teilhaben und mit-helfen lassen, weckt eventuell positiveEmotionen in ihnen. Es ist auchsinnvoll, Polizei, Feuerwehr und denörtlichen Tierschutz in solche Aktioneneinzubinden oder wenn solche anste-hen könnten, vorher zu informieren. Essollten möglichst viele mitlernen.Ebenfalls ist es sinnvoll, die Pressesolche Aktionen begleiten zu lassen.Das hilft, schafft Kontakte und fördertden Schutzgedanken ungemein.Derart kritische Bruten erfordern leideralle ein einigermaßen fortgesetztesBeobachten und Kontrollieren, umnötigenfalls sofort helfend eingreifen zukönnen. Der Vorteil ist dabei, dassman eine Menge über die Uhus lerntund dieses Wissen weitergeben kann.Deshalb werden Uhuschützer hiermit

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auch ersucht, über weitere Fälle, derenAusgang und Lösungen zu berichten.Was die beschriebenen Fälle auf jedenFall deutlich machen ist, dass es alleEinzelfallregelungen sind und bleibenwerden und es nicht erstrebenswert ist,Uhubruten generell im städtischenBereich durch Ansiedlungen auf Dauerzu fördern. Es wird immer Tote, Ver-letzte, viel Arbeit, Stress und manch-mal Scherereien geben. Nur, wenn sieeinmal da sind, zwingen die EG-Vogelschutzrichtlinie und das Bundes-naturschutzgesetz Verwaltung undSchutz dazu, eine möglichst störungs-freie Aufzucht wenigstens für diesenAugenblick zu gewährleisten. Deshalbwird es eine Gebäudebrüterpopulation,ähnlich der Wanderfalken, beim Uhuvermutlich nie geben. Ganz anders istdabei der ländliche Bereich zu sehen,weil dort weit weniger Probleme zuerwarten sind und die Uhus die Dörferso wie Objekte in der Landschaft vonallein „erobern“. Sie hätten diesesvermutlich längst überall getan, wenndenn nicht so viele Opfer illegalerVerfolgungsaktionen würden (ROBITZKY

in Vorbereitung). Der Uhu ist eine ansich häufig vorkommende Eule, dienatürlich auch in jedes Dorf gehört.Möglich, dass sich gerade Eulen-schützer daran erst einmal gewöhnenmüssen.

3.7 Gemeinsames Vorkommen vonUhus und Wanderfalken auch in derStadtWie in einigen Fällen beschrieben,tauchen nun auch immer wieder und inZukunft sicher noch mehr Uhus anBrutplätzen der Wanderfalken aufBauwerken und Gebäuden auf. Es sindauch im hiesigen Bereich weit mehrFälle, als unter 3.4 aufgeführt. Der füruns bisher interessanteste Fall dazubesteht in Hetlingen an der Elbe, nahean Hamburg, im Landkreis Pinneberg.Dort stehen mit 180 m Höhe die wohlhöchsten Gittermasten Europas. Aufeinem brütet seit 2002 ein Wander-

falkenpaar und regelmäßig erfolgreichin einer Nisthilfe. Dieses Paar ist vongleich vier direkt angrenzendenUhupaaren eingeschlossen, die dorteine für uns bisher unbekannte Dichteerreichen (ROBITZKY et al. 20013).Gerade dieser, aber ebenfalls dieanderen beschriebenen Fälle zeigen,dass der Uhu keinen Einfluss auf dieNistplatzwahl und den Bruterfolg desWanderfalken hat. Im Gegenteil zu denbisherigen Auffassungen von z.B.ROCKENBAUCH (1998) und WEGNER

(2012), dass Wanderfalken den Uhusausweichen und dadurch von Uhusbesetzte Felsareale vom Wanderfalkennicht mehr nutzbar sind, lässt sichüber inzwischen genügend häufigdokumentiertes Nebeneinanderbrütenwiderlegen. Der Wanderfalke ist selbstin der Lage, den Uhu von dem von ihmgewählten Nistplatz fernzuhalten odersogar zu vertreiben, um dort selbst zubrüten (eigene Erfahrungen). Unswundert das nicht. Erkennen wirsolches doch schon länger bei derzwischenartlichen Konkurrenz vonHabichten und Mäusebussarden undden Uhus und sogar Waldkäuzen undUhus in gleicher Fläche (ROBITZKY &DETHLEFS 2011, ROBITZKY 2007,2012a). Auch darauf haben Uhusebenfalls keinen Einfluss. In beinahallen dazu bekannt gewordenen unduntersuchten Fällen, in denen Über-griffe oder Einwirkungen von Uhusvermutet wurden, waren natürlicheUrsachen, meistens aber menschlicheEinwirkungen die eigentliche Ursache,oftmals illegale Verfolgung vonGreifvögeln, meistens davon Vergif-tungen. In sofern präsentiert sich derUhu als ausgezeichneter Indikator fürEinwirkungen durch den Menschen,insbesondere der illegalen Verfolgungvon Greifvögeln (ROBITZKY inVorbereitung). Nach bisherigen Erfah-rungen brüten Uhus meistens ingeringer Höhe, seltener hoch und dannnur bis zu einer Höhe von ~ 50 m überGrund. Bei den Wanderfalken ist es

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genau umgekehrt. Aus Angst vorVerfolgung wählen sie ihre Brutplätzemeistens in größeren Höhen von 80 mund höher (ROBITZKY 2011). Wieandere Vögel auch, können sie imSiedlungsbereich, in dem die Jagdverboten ist, Menschen gegenübersehr vertraut werden und dann auch insehr geringer Höhe erfolgreich brüten.Sie empfinden dort aber wesentlichmehr Stress als in großer Höhe,weshalb oftmals gar keine Eier gelegtwerden oder die Brut vorzeitigabgebrochen wird. Dabei kommt es indiesem Bereich natürlich zumNebeneinanderbrüten mit Uhus oderzu Auseinandersetzungen zwischenbeiden oder noch einer dritten Art,nämlich der Nilgans zum gleichenNistplatz. Von Menschen ungestörtsollte der Wanderfalke bei nur einemNistplatz die zwischenartlichen Ausein-andersetzungen zu seinen Gunstenentscheiden können, wenn er darinschon einmal brütete. Die erwähntenGreifvogelarten bewachen alle ihrNest. Sind die Falken noch aufNestsuche und brüten die Uhusbereits, wird der Uhu diesen Platz fürsich behaupten. Bruten mit ca. 50 mnebeneinander kommen hier zwischenUhus und Habichten und Uhus undMäusebussarden regelmäßig ohneNachteile für die Greifvögel vor,weshalb es keinen Sinn macht, Erfolgund Misserfolg an Entfernungenzwischen den Brutplätzen ablesen zuwollen, was andere Forscher gernemachen. In einem kleinen Bauernwaldbei Nindorf (HEI) brüteten in 2013 einHabichtspaar, ein Mäusebussardpaar,ein Uhupaar und ein Kolkrabenpaarauf einer Fläche von nur ca. 100 x 200m alle nebeneinander erfolgreich.Warum soll das nicht auch mitWanderfalken funktionieren? Die mirbekannteste geringste Entfernungzwischen den Brutplätzen von Wander-falke und Uhu wird von G. RIETSCHEL

(2013) beschrieben. Im Stadtgebietvon Mannheim hatten in zwei großen

Abluftröhren, die nebeneinander in 18m Höhe angebracht waren, Wander-falken und Uhus je in einer Röhre unddamit nur ca. einen Meter voneinanderentfernt gebrütet. Die Wanderfalkenwaren nicht erfolgreich. Sie hatten dasGelege nach ca. drei Wochen Brutzeitmit großen Embryos verlassen, wofürdie Uhus verantwortlich gemacht wur-den. Auch die Uhus blieben ohneErfolg. Bei einer Nachkontrolle wurdenein toter Altvogel und zwei toteJungvögel gefunden. Weil dort auchnoch zweieinhalb tote Ratten lagen,wurde geschlussfolgert, dass die Uhusmöglicherweise an Rattengift einge-gangen sein könnten (RIETSCHEL 2013).Wenn niemand etwas zu möglichenUrsachen beobachtet und ebenfalls„Reste“ nicht darauf hin akribischuntersucht wurde und schier gar nichtsvorliegt, woraus man irgendetwasschlussfolgern könnte, ist es diereinste Glücksache, ob denn dieEinschätzung richtig ist oder nicht.Wenn aber darüber hinaus behauptetwird, dass in diesem Fall die Uhus dieWanderfalken vom Gelege vertriebenund darüber aber nicht eine Beob-achtung vorliegt, aus der das rückge-schlossen werden könnte, ist das nichtnur falsch, sondern man sollte auchbesser ganz auf solche „lockerenHinweise“ verzichten. BECHT et al.(2013) berichten von einem Kältebedingten dramatischen Einbruch beiden Reproduktionszahlen der Wander-falken für ganz Baden-Württemberg in2013. Im Vergleich von Untersu-chungen mehrerer Gelege aus dieserZeit, wäre sicherlich noch häufigerfestzustellen gewesen, dass weit mehrJungen im Ei mit ca. drei Wochenabstarben, weil das für Embryonen einkritisches Alter zu sein scheint (eigeneErfahrungen). Ferner ist nach unserenFeststellungen nicht Rattengift diewahrscheinlichste Todesursache vonAltuhus in der Stadt, sondern eineTrichomonadeninfektion, worauf mehr-fach eingegangen wurde. In Fällen, in

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denen dann, die Wanderfalken nichterfolgreich waren, wird beinah immerdafür dann der Uhu verantwortlichgemacht. Das aber ist auch dannfalsch, wenn sogar Altfalken oderderen Junge vom Uhu gefressenwurden, weil mit großer Wahr-scheinlichkeit diesem EreignisMenschliches Einwirken auf die Falkenvoraus ging, was beim Uhu anschlies-send nur sichtbar wird (ROBITZKY inVorbereitung). Eigenartiger Weise wirddieses bei Wanderfalkenbruten ingroßer Höhe nicht so diskutiert, obwohlder Uhu doch auch spielend 100 mund höher fliegen kann. Nur brütet ernicht in dieser Höhe.

3.8 Auswildern von JunguhusWie sich aus dem Vorhergesagtenergibt, können über solche Bruten,jedoch auch noch aus anderenGründen, immer mal wieder Junguhusverschiedenen Alters in Menschen-hand geraten, die gepflegt und ohneElternkontakt wieder ausgewildertwerden müssen. Jungvögel zu ande-ren gleichaltrigen fremden Jungen inandere Nestern zuzusetzen funktioniertso lange gut, wie diese das Nest nochnicht verlassen haben. Wenn sie ältersind, sollte man es lieber gar nicht erstversuchen. Uhujunge pflegen unterein-ander einen ganz engen sozialenKontakt, weshalb diese weder von denanderen Jungen, noch von den Fremd-Eltern akzeptiert werden. Wie nun mitdenjenigen Junguhus umgehen, dienicht woanders zugesetzt werdenkönnen, aber in die Natur zurückmüssen?In den meisten Bundesländern habenentweder Zoos, Tierschutzorganisa-tionen oder private Tierpflegedienstegroße Auswilderungsvolieren, in denendie Uhus ab September, wenn sie gutfliegen können, zum Teil mit Lebend-nahrung versorgt werden, damit siedas Fangen von Beute erlernen. Wennsie darin fit sind, werden sie in dieNatur entlassen. Wer sich nicht

auskennt, erfährt die nächste Stelleüber die zuständige Naturschutz-verwaltung.Steht eine solche Einrichtung abernicht zur Verfügung, stellt dasAuswildern zum Glück kein großesProblem dar. Man muss nur wissenwie es geht und dazu einiges orga-nisieren und vorbereiten. Bei denAktionen zur Wiederbesiedlung vonSchleswig-Holstein mit Uhus(ASMUSSEN 2003) entließen wir 1983erstmals 34 Junguhus in die Natur. Mitvier dieser Junguhus versuchte icheine Methode, die die Falkner als„Wildflugmethode“ bezeichnen. Beidieser Methode werden die Jungenohne Elternkontakt in die Wildbahnentlassen. Von allen bisher beschrie-benen und angewandten Methoden istsie die einfachste, die dazu noch dengeringsten Aufwand erfordert undpraktisch an vielen Stellen durchge-führt werden kann. Dazu wurde eine„provisorische Voliere“ in einemkleinen parkähnlichem Wald errichtet,an dem Uhus wenig durch Menschengestört wurden (z.B. lichter Altholz-bestand, trockener Boden ohne vielBodenwuchs und Gebüsch) und anden sich ein günstiges Nahrungsrevieranschloss (z.B. Grünland mit großemTeich). Man benötigt dazu eine Voliere,weil Uhus Fußgänger sind und ohneEinfriedigung jetzt auf Wanderschaftgehen würden, um die verlorenenEltern zu suchen. Sie müssen aberwährend der ersten Zeit an einem Ortgehalten werden, an dem sie bis zurSelbstständigwerdung mit artgerechterNahrung versorgt werden sollen. Durchdie Voliere „binden“ wir sie eine Zeitlang an diesen Ort, so dass sie nur hierNahrung aufnehmen können. Zugleichwird verhindert, dass Füchse undandere Tiere den Uhus das Futterwegschnappen oder von Uhus unver-wertetes Futter für sich übernehmen.Dadurch werden die Uhus auf diesenOrt, an dem sie fortlaufend versorgtwerden, geprägt! Das geschieht relativ

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schnell. Sie werden dann auch später,wenn sie bereits gut fliegen könnenund noch nicht selbständig sind, immer

hierher zurückkehren, sobald sie Hun-ger haben.

Abb. 14: Noch nicht ganz fertige Auswilderungsvoliere mit bereits flugfähigen Junguhus im Walde amRande einer Kiesabbaustelle in einem Idealbiotop und geschützten Bereich. Auch bei diesen relativalten Jungen (ca. 60 Tage alt) funktioniert die Wildflugmethode noch! Foto: U. Robitzky

Da die Voliere nur vorübergehendgebraucht wird und später wiederentfernt werden muss und dieJunguhus nur bis zur Flugfähigkeitendarin gehalten werden, braucht sienicht groß und auch nicht hoch zu sein.Bei dem Versuch damals, weil allesschnell gehen musste, genügten fünfengmaschige Baustahlmatten, die aufdem Dachgepäckträger des Pkw trans-portiert werden konnten. Eine davonwurde halbiert und die beiden Hälftenfür die beiden Stirnseiten benutzt. Diebeiden Hälften und zwei ganze wurdendanach einfach so gegeneinander ge-stellt, so dass sich daraus ein Recht-eck ergab. Nach oben hin, sozusagenals Dach, diente ebenfalls eineBaustahlmatte, die nur aufgelegtwerden musste. Als Wind- und Regen-schutz lassen sich Fichtenzweige ver-wenden, die aufgelegt oder eingestecktwerden (oben und unten über Eck).

Der Baumarkt bietet dazu aber aucheiniges an, was gute Dienste leistenkann. Eine Wind und Regengeschützte Seite sollte unten so mitZweigen oder anderem Materialverkleidet sein, dass es für die Jungenals „Versteck“ dienen kann. Es istwichtig, dass sie sich tagsüber ver-stecken können, weil sie sonst nichtwirklich zur Ruhe kommen. Es wurdenzwei Sitzstangen durchgeschoben,eine im unteren Bereich und eineweitere oben. Diese lassen sicheinfach anbringen und befestigen, weilsie nur durch das Gitter geschobenwerden. Sie müssen aber befestigtwerden, damit sie nicht herunterfallenund sich nicht drehen können. Es istgünstig, wenn sie über Eck angebrachtwerden, weil die Voliere ja in Etappenwieder abgebaut werden wird. EineTränke bzw. Badestelle ist beiUhujungen, die ausgewildert werden

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sollen, nicht erforderlich. Flüssigkeitnehmen die Uhujungen nur über dieNahrung auf. In diese Voliere wurdendie ca. vier Wochen Junguhus nochflugunfähig hineingesetzt und zunächstnur am Boden gefüttert. Als auch derletzte Junguhu die obere Sitzstangeerreichte, sind die Jungen nur noch aufeiner Futterplattform (Bock mit Platte)in Höhe der oberen Sitzstangegefüttert worden. Als auch das gutfunktionierte und alle ihr Futter dortaufnehmen konnten, wurde die Voliereschrittweise abgebaut und die Jungenaber über diesen Futterplatz weiterversorgt. Zuerst wurde dazu eineSeitenwand entfernt, dann das Dachund dann die restlichen Elemente. DieFutterplattform blieb aber erhalten. Siekann später, wenn die Junguhus dasProcedere gut genug kennen, sogarumgestellt werden. Interessant war,dass die Jungen sich sofort andereTagesverstecke außerhalb der Volieresuchten und meistens am Tage garnicht zu finden waren (wie in der Naturauch), die Futterstelle aber regelmäßigabends und oftmals noch gegenMorgen zur Nahrungsaufnahme auf-suchten. Weil Uhus aber „überzähligesFutter“ in eigene Depots verbringenoder es vor den eigenen Geschwisternverstecken, ohne es gefressen zuhaben, ging ich dazu über, dass Futter(meistens waren es Bisamratten) mitDraht auf dem Futterbrett zu be-festigen, um eine einigermaßensichere Kontrolle über die Futterauf-nahme zu erhalten. Um nicht Füchse,Dachse und evtl. Wildschweine mit zuversorgen, musste die Uhunahrungauch weiter oben auf der Plattformangeboten werden. Damit nicht Mäu-sebussarde und andere Greifvögelangelockt werden, die den Junguhusauch noch gefährlich werden können,ist es günstig, wenn dieses Verfahrenin Menschennähe durchgeführt wird.Das ist auch der ausschließlicheGrund, warum eine oben abgedeckteVoliere erforderlich ist. Sonst würde

eine Umzäunung in geringer Höhevöllig ausreichen. Man kann solchenUhus sogar dabei zuschauen, wie sieauch ohne Elternkontakt spielendimmer selbständiger werden und einesTages das Futter nicht mehr benötigenund danach verstreichen. Wenn Jung-uhus nicht in Nester von Wilduhuszugesetzt werden können, ist das einesehr effektive und die vermutlichkostengünstigste, dazu sehr einfachdurchzuführende Methode. Man musskeine Junguhus auf Lebendnahrungtrainieren, ebenfalls keine kombiniertenZucht- und Auswilderungsvolieren indie Wildbahn setzen, erspart sichdamit zugleich viel Arbeit und Konfliktemit dem Tierschutz. Hilfreich ist, wenndiese Junguhus dem „Pfleger“ gegen-über vertraut werden, weil man sichihnen dann später nähern kann, ohne,dass sie in Panik davonfliegen. Daserleichtert die Kontrolle und ist dazuungemein bereichernd. Um das zuerreichen, beginnt man mit der„Konditionierung“ schon dann, wennman den Uhu erhält und gibt immerdann, wenn man sich dem Uhu mitFutter nähert, einen und immer dengleichen Laut oder Pfiff von sich.Wichtig ist dabei, zuerst den Laut(welcher ist eigentlich egal, es mussnur immer der gleiche sein) zu äußernund dann das Futter zu verabreichen(Pawlowsche Reflex). Das sollte manauch noch später beibehalten, jedochnur auf dem Weg zum Futtertisch, umsie nicht handzahm zu machen. Siesollen ja Wildvögel bleiben. Der Vorteilist dabei, dass die Uhus sich, wenn siediesen Laut hören, akustisch meldenund wir damit den Sitzplatz bzw.Standort erfahren, den wir sonst erstmühsam zu suchen hätten. Wenn derHunger groß genug ist, kommen sieauch sofort angeflogen, um zu fressen.Diese Uhus erweitern ihren Aktions-radius laufend, was damals in Etappenpassierte. Sie lassen sich auch gut indie Gemarkung hinein verfolgen,beobachten und zählen, ohne ihnen

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Sender anlegen zu müssen. Siemelden sich zwar noch in derDunkelheit und geben in IntervallenStandortlaute ab, ähnlich wie Bettel-laute, sind aber natürlich nur so langezu beobachten, solange es dasTageslicht erlaubt. Zu bedenken istdabei, dass die Junguhus möglicher-weise noch bis in Oktober hineingefüttert werden müssen. Wenn maleinen Tag bzw. in der Nacht oder aberüber mehrer Tage kein Futter vomFuttertisch aufgenommen wurde, istdas noch kein Grund, die Aktion gleichzu beenden. Sobald sie gut fliegenkönnen, beginnen sie damit, sich imBeutefangen zu üben. Gelingt das,wird diese natürlich gefressen. BeiMäusen und kleinen Ratten, aberebenfalls Regenwürmern und großenInsekten haben sie dabei keineProbleme. Das kann dazu führen, dasssie nicht hungrig genug sind und diezur Verfügung gestellte Futterrationdeshalb vorübergehend unberührtbleibt. Erst, wenn sie ca. acht Tagelang nicht mehr am Futtertisch er-schienen und auch sonst der Kontaktzu ihnen abgerissen ist, kann man dieVersorgung einstellen. Sie sind dannselbständig oder es ist ihnen etwaspassiert.Das gleiche Procedere kann mannatürlich auch bei anderen Eulenartenin den ihnen typischen Habitatenanwenden. Seit Tierhandlungen auchtiefgefrorene Mäuse und Ratten vor-halten, ist die spontane Futterbe-schaffung kein großes Problem. Uhuslieben Taubennahrung über alles. AufHaustauben sollte man dabei wegender großen Gefahr der Erkrankung mitTrichonomaden besser ganz verzich-ten.

4. DanksagungFür Auskünfte danke ich A. BRANDT, S.BERNHARDT, G. BRODOWSKI, B. BÜNNING,C. ERDMANN, H. KLUGKIST, H. J. KREUTZ,T. LANGGEMACH, O. MOMSEN, A. K.ORTHMANN, W. PESCHEL, L. RITZEL, G.

RUPNOW, K. STEINL UND K. WOYTALEWITZ,für ergänzende prak-tische Hilfen undBilder zudem A. BRANDT, G.BRODOWSKI, L. RITZEL, G. RUPNOW undK. STEINL. Ohne diese Hilfen wäre derUmfang dieser Arbeit so nichtzustande gekommen.

5. ZusammenfassungNach Bestandserholung und entspre-chender Dichte, brüten Uhus längstwieder im Siedlungsbereich vonMenschen. Da der Uhubestand nochweiter steigt, ist damit auch künftig undsogar vermehrt und dann in jeder Stadtzu rechnen. Die Brut und besondersdie Jungenaufzucht verlaufen dabeimeistens nicht störungsfrei, weil Alt-und Jungvögel dabei erhebliche häu-figer als üblich und dann mit ganztypischen Verletzungen oder Krank-heiten zu Schaden kommen. Es istaber gesetzliche und moralische Ver-pflichtung, sich solcher Bruten anzu-nehmen und mit geeigneten Lösungenzu helfen. Das setzt Erfahrungenvoraus, die scheinbar erst langsamreifen. Mit dieser Arbeit werden einigeFälle beschrieben, dazu Lösungenerörtert und erläutert. Das soll imUmgang mit künftigen Fällen helfen,Verletzungen und Verluste zu mini-mieren. Eine Förderung solcher Brut-vorkommen wird für den städtischenBereich verneint, für den ländlichenRaum, auch in Dörfern aber bejaht,weil dieser zum natürlichen Habitatgehört, dort kaum Störungen auftretenoder sich die Dinge dort leichter undzum Vorteil der Uhus regeln lassen.Die Beschreibung vom Zusammen-leben von Uhus und Wanderfalken undeines einfachen Auswilderungsver-fahrens von Junguhus, die nicht mehrvon Eltern aufgezogen werden können,rundet die Arbeit ab. Die Arbeit zieltdarauf ab, dass es Bestandteil unsererKultur sein sollte zu erlernen, mit Uhusund anderen wilden Tieren zu lebenund mit ihnen richtig umzugehen.

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Odderade, den 18.03.2014Uwe Robitzky Fieler Str. 1125785 Odderade Email: [email protected]

Zitiervorschlag: ROBITZKY, U. (2014): Über Probleme mit Uhubruten Bubo bubo imSiedlungsbereich und auf Bauwerken – Lösungsansätze. Internetveröffentlichung:http://www.agw-sh.de/presse-und-veröffentlichungen/veröffentlichungen-uhuschutz/

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