27
Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat Sachsen 2007 bis 2014

Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat Sachsen

2007 bis 2014

Page 2: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 1

Inhalt

1  Motivation und Betrachtungszeitraum 2 

2  Grundlagen der sächsischen Geodateninfrastruktur 2 

2.1  Geodaten als Basis für die moderne Verwaltung 2 

2.2  Grundsätze von Geodateninfrastrukturen 3 

2.3  Geodateninfrastruktur Deutschland 4 

2.4  E-Government 6 

2.5  Strategische Ziele und Anforderungen an die GDI Sachsen 6 

3  Rechtliche Rahmenbedingungen 9 

3.1  Richtlinie 2007/2/EG (INSPIRE-Richtlinie) 9 

3.2  Sächsisches Geodateninfrastrukturgesetz 9 

3.3  Sächsisches E-Government-Gesetz 10 

3.4  Weitere landesrechtliche Bestimmungen 10 

4  Aufbau und Betrieb der GDI Sachsen 11 

4.1  Initiative zum gemeinsamen Aufbau der GDI Sachsen durch Verwaltung,

Wirtschaft und Wissenschaft 11 

4.2  Konzeptionelle Grundlagen am Beispiel des Mediatorkonzepts 12 

4.3  Aufbau der technischen Komponenten 13 

4.3.1  Zentrale technische Komponenten - Projekt GeoBAK 2.0 13 

4.3.2  Technische Komponenten bei den geodatenhaltenden Stellen 16 

5  Stand der Umsetzung der INSPIRE-Richtlinie 16 

5.1  INSPIRE-Monitoring 16 

5.2  Bereitstellung von Metadaten für INSPIRE 18 

5.3  Bereitstellung von Geodatendiensten für INSPIRE 19 

5.3.1  Umsetzung durch geodatenhaltende Stellen 19 

5.3.2  Zentrale technische Komponenten 21 

6  Evaluierung 22 

6.1  Aufbau und Betrieb der GDI Sachsen 22 

6.2  Weitere Umsetzung 24 

Anhang Grundlegende Begriffe 25-26 

Page 3: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 2

1 Motivation und Betrachtungszeitraum Am 18. September 2007 nahm die Sächsische Staatsregierung die strategischen Leitlinien für den gemeinsamen Aufbau einer Geodateninfrastruktur im Freistaat Sachsen (GDI Sach-sen) durch Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zur Kenntnis.

In den vergangenen sieben Jahren wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, die Vorgaben der Sächsischen Staatsregierung umzusetzen, die technischen Komponenten einer GDI Sachsen aufzubauen sowie die rechtlichen und organisatorischen Grundlagen für deren Betrieb zu schaffen. Das Sächsische Staatsministerium des Innern berichtete dem Kabinett in den Jahren 2010, 2012 und 2013 über den jeweiligen Stand beim Aufbau der GDI Sachsen. Mit der Inbetriebnahme der neu entwickelten E-Government-Basiskomponente Geodaten (GeoBAK) am 23. Mai 2014 wurde ein Meilenstein erreicht, der für den Übergang von der Phase des Aufbaus hin zur Phase des Betriebs steht.

Ziel des vorliegenden Berichts ist es, über den Stand der GDI Sachsen zu informieren und Ansätze für deren weitere Entwicklung und Optimierung aufzuzeigen. Die Identifizierung und Umsetzung entsprechender Maßnahmen bleibt auch künftig eine wesentliche Aufgabe aller mit Geodaten befassten Behörden und Einrichtungen.

2 Grundlagen der sächsischen Geodateninfrastruktur

2.1 Geodaten als Basis für die moderne Verwaltung

Eine moderne Verwaltung soll effizient und bürgernah sein. Der Freistaat Sachsen unter-nimmt im Rahmen der Verwaltungsmodernisierung erhebliche Anstrengungen, E-Government-Anwendungen, insbesondere die sog. E-Government-Basiskomponenten (BAK), aufzubauen. Auf der Grundlage von E-Government-Anwendungen sollen die Verwal-tungsprozesse möglichst umfassend mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechni-ken über elektronische Medien abgewickelt werden1.

Als wesentliche Instrumente gelten dabei webfähige Informationsdienste, also Softwarean-wendungen, die über definierte und offene Internetschnittstellen den Zugang zu den Informa-tionen der öffentlichen Verwaltung ermöglichen. Es besteht die Erwartungshaltung, mehr Transparenz, mehr Teilhabe und eine engere Zusammenarbeit innerhalb der Gesellschaft zu erreichen (Open Government).

Dabei werden insbesondere Geodaten benötigt, die bestimmte Sachinformationen mit einem konkreten Ortsbezug und den herrschenden Geländeformen und Infrastrukturmerkmalen des Erdbodens verknüpfen. Die Daten des amtlichen Vermessungswesens bilden dabei die Ba-sis für die Abbildung verschiedenster Sachinformationen dar. Eine vereinfachte Definition für Geodaten lautet wie folgt: Geodaten = Lokalisierung + Sachinformation.

                                                            

1 vgl. Speyerer Definition von Electronic Government, Online-Publikation des Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung bei der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer

Page 4: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3

Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal Sachsenatlas, der die Lage von Waldbiotopen veranschaulicht. Die räumliche Lage des Waldbiotops ist über die darunter liegende Karte erfasst, und die Sachinformationen sind aus der Legende ersichtlich. Das Beispiel zeigt, dass Geodaten die Philosophie des „Open Government“ umsetzen. Behördli-che Planungen und Entscheidungen werden transparent sowie in ihren Folgen abschätzbar.

Abbildung 1: Darstellung von Waldbiotopen als Beispiel für Geodaten

2.2 Grundsätze von Geodateninfrastrukturen

Im vergangenen Jahrzehnt entstanden unter der Bezeichnung „Geodateninfrastrukturen (GDI)“ weltweit spezielle Technologien und Strukturen für den Austausch und die Bereitstel-lung von Geodaten. Neben den Geodaten gehören die Geodatendienste und die Metadaten zu den Kernelementen einer GDI. Metadaten wiederum dienen der Recherche nach Geoda-ten und Geodatendiensten auf der Grundlage von zentralen Katalogen. Eine GDI geht weit über ein technisches Netzwerk hinaus, da sie sich durch ein komplexes Zusammenwirken technischer, administrativer und organisatorischer Komponenten, Regelungen und Vereinba-rungen bestimmt (Abbildung 2).

Abbildung 2: Modell einer Geodateninfrastruktur

Page 5: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 4

Geodateninfrastrukturen können sich auf eine Institution, eine Region oder einen Staat be-ziehen. Übersicht 1 verdeutlicht dies für den Bereich der öffentlichen Verwaltung.

Übersicht 1: GDI der öffentlichen Verwaltung

Kategorie Beschreibung

Kommunale GDI Die GDI stellt Geodaten, Geodatendienste und Metadaten, die sich auf das Gebiet einer Gemeinde, Stadt oder eines Landkreises beziehen, bereit.

Fach-GDI Eine Fach-GDI stellt Geodaten, Geodatendienste und Metadaten, die sich auf ein bestimmtes Fachgebiet beziehen, bereit.

Landes-GDI Die Landes-GDI stellt Geodaten, Geodatendienste und Metadaten, die sich auf das Gebiet eines Landes beziehen, bereit.

An dieser Stelle ist die GDI Sachsen einzuordnen.

GDI des Bundes Die GDI des Bundes stellt Geodaten, Geodatendienste und Metadaten der Bundesbehörden bereit.

GDI Deutschland Die GDI Deutschland (GDI-DE) stellt Geodaten, Geodatendienste und Metada-ten, die sich auf das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland beziehen, bereit. Dies schließt die Landes-GDI und die GDI des Bundes ein.

GDI der EU Die GDI der EU stellt Geodaten, Geodatendienste und Metadaten, die sich auf das Gebiet der Europäischen Union beziehen, bereit. Dies schließt die GDI der Mitgliedstaaten ein.

Die Geodateninfrastrukturen stellen einander aufgrund technischer und organisatorischer Standards die betreffenden Geodaten, Metadaten und Geodatendienste bereit.

2.3 Geodateninfrastruktur Deutschland

Die Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE) ist ein alle Fachverwaltungen betreffendes Vorhaben von Bund, Ländern und Kommunen. Ihr Aufbau wurde 2003 vom Chef des Bun-deskanzleramtes und den Chefs der Staats- und Senatskanzleien der Länder beschlossen. In der GDI-DE werden Geodaten von Bund, Ländern und Kommunen vernetzt und über das Internet zur Verfügung gestellt.

Bund und Länder haben eine Verwaltungsvereinbarung zum gemeinsamen Aufbau und Be-trieb der Geodateninfrastruktur Deutschland geschlossen. Die GDI-DE wird durch ein Len-kungsgremium gesteuert und ist dem IT-Planungsrat2 zugeordnet.

Der Freistaat Sachsen wird in der GDI-DE durch das Sächsische Staatsministerium des In-nern und den Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen vertreten und wirkt – unter Einbeziehung der mit Geodaten befassten Behörden und Einrichtungen – aktiv an den Abstimmungs- und Entscheidungsprozessen mit.                                                             

2 Der IT-Planungsrat ist das zentrale Steuerungsgremium für die Informationstechnologie (IT) von Bund und Ländern.

Page 6: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 5

Innerhalb der GDI-DE konzentriert sich das Zusammenwirken auf die konzeptionelle Steue-rung und Schaffung einheitlicher Normen, Standards und Vorgehensweisen sowie die Ent-wicklung und den Betrieb der nationalen technischen Komponenten der GDI-DE.

In der nachfolgenden Übersicht sind wesentliche Komponenten und ihre Verknüpfungen bzw. Funktionen bezüglich der GDI-Sachsen dargestellt:

Übersicht 2: Nationale technische Komponenten der GDI-DE

Komponente Funktion Stand

Verknüpfung mit GDI Sachsen

Geoportal.de Recherche nach und Präsentation von Geodaten und Geoda-tendiensten, die in der GDI-DE verfügbar sind

Betrieb

Geodatenkatalog.de Deutschlandweite Recherche nach Geodaten und Geodaten-diensten

Schnittstelle für die Bündelung der Metadaten von Bund, Län-dern – auch der GDI Sachsen – und Kommunen für INSPIRE

Betrieb

Registry.de Zentrale Verwaltung von Informationen – auch der GDI Sach-sen –, die vielfach in der GDI-DE verwendet werden und deren Einheitlichkeit sicherzustellen ist

Automatisierte Bereitstellung der Ergebnisse der GDI Sachsen für das INSPIRE-Monitoring

Abwicklung des INSPIRE-Monitorings

Betrieb

Testsuite.de Überprüfung der Konformität von Metadaten, Geodaten und Geodatendiensten hinsichtlich der Vorgaben von GDI-DE und INSPIRE, auch für Metadaten, Geodaten und Geodatendienste der GDI Sachsen

Betrieb

Der Deutsche Bundestag und die Bundesregierung beschäftigen sich regelmäßig mit der Bedeutung von Geodaten für die Gesellschaft. Die Bundesregierung verband den 3. Geo-Fortschrittsbericht vom 7. November 2012 (Bundestags-Drs. 17/11449) mit dem Ziel, Deutschland zu einem weltweit führenden Innovationsstandort für das Geoinformationswe-sen auszubauen. Die hieraus abgeleiteten Maßnahmen sind auch für die weitere Entwick-lung der GDI Sachsen zu berücksichtigen.

Page 7: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 6

2.4 E-Government

Der Aufbau der GDI Sachsen wird in enger Verknüpfung mit den Entwicklungen des E-Government realisiert (vgl. Abschnitt 2.5 ff.) Die grundlegenden strategischen Ziele des E-Government in Sachsen können wie folgt beschrieben werden:

a) Unterstützung von Open Government,

b) vollständige elektronische Abwicklung von Verwaltungsverfahren,

c) medienbruchfreie elektronische Bearbeitung von Verwaltungsverfahren,

d) Ermöglichung eines Zugriffs der Mitarbeiter auf Anwendungen und Dienste von einem beliebigen Ort,

e) bedarfsgerechte IT-Leistungen,

f) Nutzung der Potenziale von Zentralisierung und Standardisierung der IT sowie

g) umfassende Gewährleistung von Informationssicherheit und Datenschutz.

Die strategischen Ziele wurden daher auch für den Aufbau der GDI Sachsen zugrunde ge-legt. Die konkrete Umsetzung im Rahmen des Aufbaus und Betriebs der GDI Sachsen wird kontinuierlich zwischen den Beteiligten abgestimmt.

2.5 Strategische Ziele und Anforderungen an die GDI Sachsen

Der Aufbau der GDI im Freistaat Sachsen hat vorrangig das Ziel, die in vielen Bereichen der öffentlichen Verwaltung (staatliche und kommunale Behörden) und der Wirtschaft vorliegen-den Geodaten einem breiten Nutzerkreis zugänglich zu machen. Um ein tragfähiges Konzept für die Zukunft zu schaffen, musste ein breiter Kreis von Akteuren aus der staatlichen und kommunalen Verwaltung sowie aus den Bereichen Wissenschaft und Wirtschaft einbezogen werden. Dazu haben die Beteiligten ihre Vorhaben und Initiativen aufeinander abgestimmt.

Eine besondere Herausforderung stellte die Initiative der Europäischen Kommission zum Aufbau einer gesamteuropäischen Geodateninfrastruktur (INSPIRE)3 und die damit einher-gehenden rechtlichen, technischen und organisatorischen Anforderungen dar.

Für den Aufbau der GDI Sachsen wurde frühzeitig das strategische Ziel formuliert, die Anfor-derungen der INSPIRE-Richtlinie und des E-Government mit den gleichen Komponenten umzusetzen. Die neuen Konzepte beschränkten sich nicht allein auf eine technische Reali-sierung, etwa die Weiterentwicklung der IT-Komponenten. Vielmehr wurden auch organisato-rische und rechtliche Aspekte mitbetrachtet und in einen gemeinsamen Kontext gebracht.

                                                            

3 INSPIRE (Infrastructure for Spatial Information in the European Community)

Page 8: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 7

Beim Aufbau der GDI Sachsen wurden folgende strategische Ziele verfolgt:

I. Initiale Förderung einer breiten Verwendung von Geodaten,

II. Steigerung der Effizienz bei Entscheidungen in der Verwaltung und der Wirtschaft sowie beim Bürger,

III. Ausbau von Standortvorteilen durch Bereitstellung einer modernen GDI,

IV. Ausbau von Bürgernähe,

V. Aufbau neuer Wertschöpfungsketten für die Wirtschaft,

VI. Förderung eines grenzüberschreitenden Wirtschaftsraums mit Tschechien und Polen und

VII. Einbindung der GDI Sachsen in übergeordnete Geodateninfrastrukturen.

Diese übergeordneten Ziele wurden durch konkrete Anforderungen untersetzt. In Übersicht 3 sind die wesentlichen Anforderungen auszugsweise dargestellt.

Übersicht 3: Anforderungen an die GDI Sachsen im Jahr 2007 (gekürzt)4

Anforderung Beschreibung

Rechtliche Vorgaben

INSPIRE Identifikation der erforderlichen Geodatenbestände

Aufbau der erforderlichen Geodienste

Identifikation und Aufbau der erforderlichen Metadaten-bestände

Aufbau bzw. Einrichtung eines zentralen Kontaktpunktes („point of contact“) für den Zugriff auf Geodaten des Freistaates Sachsen im Rahmen von INSPIRE

E-Government Bereitstellung aller notwendigen Geoinformationen der öffentlichen Stellen für E-Government-Anwendungen

Koordination und Umsetzung von Projektbeteiligungen

Nutzungs- und Bezugs-bedingungen

Abbau rechtlicher Barrieren bei der Nutzung von Geodaten

Neuorientierung bei Gebühren und Entgelten von Geodaten öffentlicher Stellen

Harmonisierung der Nutzungs- und Bezugsbedingungen

                                                            

4 Vgl. Strategische Leitlinien zum Gemeinsamen Aufbau einer Geodateninfrastruktur im Freistaat Sachsen durch Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft, © GeoSN 2007, veröffentlicht 2007, geän-dert 2009

Page 9: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 8

Anforderung Beschreibung

Zusammenarbeit und Organisation

GDI-DE Mitarbeit bei der Harmonisierung der Datenbestände der GDI-DE auf nationaler Ebene

Durchführung von Modellprojekten im Rahmen von GDI-DE

Aufbau bzw. Einrichtung eines zentralen Kontaktpunktes für den Zugriff auf Geodaten des Freistaates Sachsen im Rahmen von GDI-DE

Benachbarte Bundesländer Gegenseitige Bereitstellung von Geoinformationen an den Ländergrenzen

Wirtschaft Einbindung der Wirtschaftsunternehmen in die staatlichen GDI-Initiativen

Verbesserung des Zugriffs auf behördliche Geodaten

Wissenschaft Kooperation von Verwaltung und Geowirtschaft mit den Hochschulen

Einbindung der sächsischen Hochschulen in die staatlichen GDI-Initiativen

Geodaten und Technologie

Geodatenressourcen Ableitung einer komplexen Geodatenstrategie für den Freistaat Sachsen, in der Zuständigkeiten und Verwendungsmöglichkeiten aufgezeigt werden

Aufbau eines zentralen Metadatenbestandes für sämtliche Geodaten und Geodienste des Freistaates Sachsen

Harmonisierung der bestehenden Geodatenressourcen

Bereitstellung von Geodaten Ausbau der internetbasierten Zugriffsmöglichkeiten (Geodienste)

Aufbau eines zentralen Knotenpunktes zur Bereitstellung von Geodiensten

Umsetzung internationaler und nationaler Standards

Der nachfolgende Bericht verdeutlicht, dass die damaligen Ziele nahezu vollständig erreicht wurden.

Page 10: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 9

3 Rechtliche Rahmenbedingungen

3.1 Richtlinie 2007/2/EG (INSPIRE-Richtlinie) Am 15. Mai 2007 trat die Richtlinie 2007/2/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 14. März 2007 zur Schaffung einer Geodateninfrastruktur in der europäischen Gemein-schaft (INSPIRE) in Kraft. Die europäische GDI verknüpft die in den einzelnen Mitgliedstaa-ten aufzubauenden GDI-Komponenten und macht die nationalen, regionalen und lokalen Geodatensätze auf der europäischen Ebene zugänglich (vgl. Übersicht 2). Die Richtlinie be-stimmt die übergeordneten Ziele für die nationalen Geodateninfrastrukturen in den Mitglieds-staaten. Zur INSPIRE-Richtlinie wurden fünf Durchführungsbestimmungen (Verordnungen) erlassen, die unmittelbar gelten. Die weitere Umsetzung durch entsprechende Rechtsvor-schriften obliegt den Mitgliedstaaten. Aufgrund der föderalen Struktur der Bundesrepublik Deutschland war der Freistaat Sachsen gefordert, die Richtlinie 2007/2/EG in Landesrecht umzusetzen. Abbildung 3 enthält eine Übersicht über die Rechtsgrundlagen.

Abbildung 3: Vorschriften für die GDI Sachsen

3.2 Sächsisches Geodateninfrastrukturgesetz

Das am 5. Juni 2010 in Kraft getretene Sächsische Geodateninfrastrukturgesetz (SächsGDIG) setzt die europäische Richtlinie 2007/2/EG in Landesrecht um und ist damit unmittelbare Rechtsgrundlage für den Aufbau und Betrieb der GDI Sachsen. Wesentlicher Bestandteil des SächsGDIG ist die von der Europäischen Kommission geforderte rechtsver-bindliche Organisation der Aufgabenerledigung in der GDI Sachsen. Darum bestimmt das SächsGDIG die grundsätzliche Architektur der GDI Sachsen.

Page 11: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 10

In der nachfolgenden Übersicht sind die wesentlichen Verantwortlichkeiten dargestellt.

Übersicht 4: Gesetzliche Aufgaben nach dem Sächsischen Geodateninfrastrukturgesetz

Träger Gesetzliche Aufgabe

Sächsisches Staats-ministerium des Innern

Koordination des Betriebs der GDI Sachsen

Vertretung im Lenkungsgremium der GDI-DE

Staatsbetrieb Geobasisin-formation und Vermessung Sachsen

Unterstützung des SMI bei der Koordination des Betriebs der GDI Sachsen

Steuerung und Überwachung der technischen Funktionsfähigkeit der GDI Sachsen

Bereitstellung der zentralen Komponenten der GDI Sachsen

Zentrale Bereitstellung dezentraler Komponenten für geodatenhal-tende Stellen, die über keine eigenen Komponenten verfügen

Geodatenhaltende Stellen (Behörden, Kommunen und weitere betroffene Personen auch des Privatrechts)

Bereitstellung der Geodatensätze und der zugehörigen Metadaten

Bereitstellung dezentraler Komponenten der GDI Sachsen

3.3 Sächsisches E-Government-Gesetz

Am 9. August 2014 trat das Gesetz zur Förderung der elektronischen Verwaltung im Frei-staat Sachsen in Kraft. Das Gesetz enthält u. a. Bestimmungen zu den E-Government-Basiskomponenten. Für die GDI Sachsen ist insbesondere die Basiskomponente zur Nut-zung von Geodaten (GeoBAK) relevant. Das Gesetz enthält Verpflichtungen und Befugnisse zur Nutzung dieser Basiskomponente und ist auch insoweit für alle mit Geodaten befassten Behörden und Einrichtungen bedeutsam.

3.4 Weitere landesrechtliche Bestimmungen

Behörden und Einrichtungen im Freistaat Sachsen können nach den für sie maßgeblichen Rechtsvorschriften verpflichtet sein, raumbezogene Daten zu erheben, zu speichern und bereitzustellen. Beispiel hierfür ist das Sächsische Vermessungs- und Katastergesetz mit seinen Bestimmungen zu den amtlichen Geobasisdaten. Die Behörden und Einrichtungen sind insoweit auch an der Umsetzung der INPIRE-Richtlinie und der Verwirklichung der Ziele des E-Government beteiligt.

Page 12: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 11

4 Aufbau und Betrieb der GDI Sachsen

4.1 Initiative zum gemeinsamen Aufbau der GDI Sachsen durch Ver-waltung, Wirtschaft und Wissenschaft

Um die verschiedenen staatlichen, kommunalen, wissenschaftlichen und privatwirtschaftli-chen Einzelvorhaben und -aktivitäten auf dem Gebiet des Freistaates Sachsen zu bündeln, bildete sich am 5. Juni 2007 die „Initiative zum gemeinsamen Aufbau der Geodateninfra-struktur im Freistaat Sachsen durch Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft (gdi.initiative.sachsen)“. In ihr arbeiten auf freiwilliger Basis derzeit 97 Institutionen aus der staatlichen und kommunalen Verwaltung, der Wirtschaft sowie der Wissenschaft zusammen. Den Strategischen Leitlinien zum Aufbau der GDI Sachsen entsprechend, gliedert sich die gdi.initiative.sachsen in die Mitgliederversammlung, die Lenkungsgruppe, die Arbeitskreise und die GDI-Projekte. Die Aufgaben der Koordinierungs- und Geschäftsstelle der gdi.initiative.sachsen übernahm der Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen.

Im Rahmen der gdi.initiative.sachsen wird unter www.gdi.sachsen.de eine öffentlich zugäng-liche Kommunikationsplattform bereitgestellt. Sie enthält vielfältige Informationen für den Bereich Geoinformatik und verweist auf regionale und landesweite sowie einige ausgewählte bundesweite Geoportale und Geoanwendungen. Die gdi.initiative.sachsen hat in den ver-gangenen Jahren bedeutende konzeptionelle Grundlagen für die GDI Sachsen entwickelt. Sie initiierte sieben GDI-Projekte, die der gezielten Entwicklung von Komponenten der säch-sischen GDI und der Evaluation von praktischen Lösungen im Betrieb dienen sollten. Über-sicht 5 enthält Beispiele für Projekte.

Übersicht 5: Beispiele für Projekte der gdi.initiative.sachsen

Projekt Themen und Ergebnisse

Analyse des Geoinforma-tionsbedarfes

Ziel dieses Projektes war es, die Situation der GDI Sachsen aus Sicht der Nutzer im Jahr 2009 zu analysieren, um darauf aufbauend gezielt Konzepte für einen verbesserten Zugang zu Geodaten zu entwickeln und umzusetzen. Neben der Auswertung verfügbarer Quellen führte das Projekt eine webbasierte Befragung durch, an der sich 274 Geodaten-nutzer (ca. 14 % der Adressaten) mit 288 Antwortformularen beteiligten.

Das Ergebnis wurde in einem Dokument, das auf www.gdi.sachsen.deverfügbar ist, zusammengestellt.

Landkreisatlas Mit dem Landkreisatlas sollte die Grundlage für eine leistungsfähige regionale GDI für alle Kommunen in Mittelsachsen geschaffen werden. Ziel war, eine nachnutzbare Lösung zur Haltung, Erfassung, Verwaltung und Bereitstellung lokaler, nicht hoheitlicher Infrastrukturen (Points of Interest) mit Raumbezug zu entwickeln. Dieses Ziel wurde mit der Frei-schaltung des Mittelsachsen-Atlas am 1. September 2010 erreicht.

SchulWebGIS Im Rahmen dieses Projektes wurde das WebGIS des sächsischen Bildungsservers in die GDI Sachsen eingebunden.

Page 13: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 12

4.2 Konzeptionelle Grundlagen am Beispiel des Mediatorkonzepts

Ein wichtiger Grundsatz beim Aufbau von Geodateninfrastrukturen wird mit Erwägungsgrund 6 zur INSPIRE-Richtlinie benannt: „Die Geodateninfrastrukturen der Mitgliedstaaten sollten so ausgelegt sein, dass Geodaten auf der optimal geeigneten Ebene gespeichert, zugänglich gemacht und verwaltet werden, …“

Im Zuge des Aufbaus der GDI Sachsen wurden hierzu neue konzeptionelle Grundlagen nach dem Stand von Wissenschaft und Technik entwickelt und umgesetzt. Beispielhaft sei an die-ser Stelle auf das in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden entwickelte Mediator-Konzept verwiesen. Dazu wird zwischen dem Nutzer und der geodatenhaltenden Stelle als Anbieter ein Mediator eingeschaltet. Aufgabe des Mediators ist es, das Angebot des Anbieters so aufzubereiten, dass die Geodaten im Hinblick auf Semantik und Syntax sowie die Art und Weise der Datenübermittlung den Anforderungen des Nutzers genügen. Dabei stellt der Mediator mit hoher Flexibilität geeignete Werkzeuge bereit, um das Angebot – bezogen auf den konkreten Anwendungsfall – für den Nutzer zu wandeln. Nach dem Sächsischen Geodateninfrastrukturgesetz obliegen wesentliche Aufgaben des „Mediators“ dem Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen.

Die Umsetzung in der GDI Sachsen erfolgt im Zuge einer kooperativen und behördenüber-greifenden Aufgabenerledigung. Hierzu sind zentrale und dezentrale technische Komponen-ten aufzubauen und zu betreiben. Abbildung 4 enthält eine schematische Darstellung des Prinzips.

Abbildung 4: Säulenmodell des Mediatorkonzepts

Page 14: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 13

Die mit Geodaten befassten Behörden und Einrichtungen sowie sonstige geodatenhaltende Stelle haben ihrerseits dezentrale technische Komponenten aufzubauen und können ergän-zend zentrale Funktionalitäten der GDI Sachsen (z. B. das Geoportal) nutzen. Darüber hin-aus können unter bestimmten Voraussetzungen – und mit entsprechendem Aufwand – feh-lende dezentrale Funktionalitäten durch die zentralen Komponenten ausgeglichen werden.

4.3 Aufbau der technischen Komponenten

4.3.1 Zentrale technische Komponenten - Projekt GeoBAK 2.0

Der Freistaat Sachsen stellt bereits seit Längerem Geodaten im Internet bereit. Die aus den technologischen Entwicklungen sowie aus der INSPIRE-Richtlinie und dem E-Government resultierenden Anforderungen einerseits sowie die Erwartungen der Nutzer an webbasierte Informationsangebote andererseits machten jedoch eine grundlegende Neuentwicklung er-forderlich.

Um die Anforderungen zu bündeln und Parallelentwicklungen zu vermeiden, vereinbarten das für E-Government zuständige Sächsische Staatsministerium der Justiz und für Europa (SMJus) sowie das für die Umsetzung von INSPIRE zuständige Sächsische Staatsministeri-um des Innern (SMI) ein gemeinsames Vorgehen.

Mit dem Projekt GeoBAK 2.0 wurden folgende übergeordnete Ziele verbunden (Übersicht 6):

Übersicht 6: Projektziele für die Neuentwicklung der GeoBAK

Nr. Ziele

1 Zentrale Bereitstellung von IT-Funktionen zur Umsetzung von INSPIRE und des Sächsischen Geodateninfrastrukturgesetzes

2 Optimierung von E-Government-Prozessen im Hinblick auf eine effiziente Bereitstellung und Nutzung von Geodaten durch Verwaltung, Wirtschaft und Bürger

3 Unterstützung der geodatenhaltenden Stellen im Freistaat Sachsen bei der Erfüllung ihrer gesetzlichen Verpflichtungen

4 Etablierung wirtschaftlich ausgewogener zentraler und dezentraler GDI-Strukturen bei den staatlichen Behörden sowie Landkreisen, Städten und Gemeinden durch die Vermeidung des Aufbaus redundanter dezentraler Lösungen

5 Schaffung von Anknüpfungspunkten für Wertschöpfungsketten der Wirtschaft

Die Neuentwicklung der GeoBAK unterteilte sich in eine Konzept- und eine Realisierungs-phase. Die Konzeptphase begann am 15. Dezember 2010 und wurde mit der Veröffentli-chung des Vorkonzepts im März 2011 abgeschlossen. Mit der Entwicklung des Vorkonzepts war eine interdisziplinäre Projektgruppe betraut, der neben Vertretern des SMJus und des SMI Bedienstete verschiedener staatlicher und kommunaler Behörden angehörten. Unter-stützt wurde die Projektgruppe von externen Beratern, der TU Dresden und der HTW Dres-den.

Page 15: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 14

Das Vorkonzept bestimmte ein Gesamtsystem, das aus neun einzelnen und miteinander verknüpften IT-Komponenten bestehen sollte. Nach Maßgabe des Vorkonzepts sollten acht Komponenten kurzfristig und zu einem späteren Zeitpunkt ein Geoshop realisiert werden. Es enthielt u. a. einen Realisierungsplan mit Maßnahmen, Meilensteinen, Erfolgsfaktoren und einzusetzenden Ressourcen für die Durchführung des IT-Vorhabens einschließlich einer Abschätzung des Finanzbedarfs. Die damaligen Planungen sahen einen Abschluss des Ge-samtprojektes bis zum 30. April 2014 vor.

Die Gesamtprojektverantwortung lag beim Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermes-sung Sachsen. Der Staatsbetrieb Sächsische Informatikdienste war für die Implementierung des Gesamtsystems auf der E-Government-Plattform zuständig. Mit der Realisierung beauf-tragte der GeoSN ein Konsortium von externen Softwareentwicklungsunternehmen. Am Pro-jekt wirkten wiederum eine Vielzahl von Beteiligten mit: Vertreter der Hochschulen, der staat-lichen Behörden und Einrichtungen, der Landkreise, Kreisfreien Städte und Gemeinden so-wie Unternehmen aus dem Bereich Geoinformation. Des Weiteren wurde ein externer Dienstleister für Softwaretests herangezogen.

Ein bedeutender Meilenstein im Projektverlauf war die Freischaltung des neuen Geoportals Sachsenatlas, die am 14. Juni 2013 gemeinsam durch Herrn Staatsminister Markus Ulbig (SMI) und Herrn Staatssekretär Dr. Wilfried Bernhardt (SMJus) erfolgte (Abbildung 5). Das Gesamtprojekt GeoBAK 2.0 konnte schließlich am 23. Mai 2014 erfolgreich abgeschlossen werden.

Abbildung 5: Freigabe des Geoportals am 14.Juni 2013

Der Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen hat gemeinsam mit den für E-Government zuständigen Projektpartnern die technischen Voraussetzungen für die GDI Sachsen geschaffen.

Page 16: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 15

Mit dem Abschluss des Projektes GeoBAK 2.0 stehen für die GDI Sachsen folgende techni-sche Komponenten zur Verfügung (Übersicht 7):

Übersicht 7: Komponenten der GeoBAK 2.0

Komponente Funktion

Geoportal Das Geoportal ist der zentrale Zugangspunkt für Bürger, Unternehmen und Verwaltungen zu den Geoinformationen des Freistaates Sachsen im Internet. Es bietet neben einer Einstiegsseite und allgemeinen Informationen rund um das Thema Geoinformationen und Geodateninfrastruktur zahlreiche Funktio-nen zur Recherche und Nutzung von Geoinformationen.

Geoviewer Die Komponente Geoviewer ist der wesentliche Bestandteil des Geoportals und bietet vielseitige Möglichkeiten zur Darstellung von Geoinformationen in Form von interaktiven, dynamischen Karten sowie zum Druck und Export dieser Karten. Der Geoviewer kann von den sächsischen Behörden nachge-nutzt und in eigene Webauftritte und Verwaltungsverfahren integriert werden.

Metadatenkatalog Über die Komponente Metadatenkatalog (GeoMIS.Sachsen) werden die im Freistaat Sachsen verfügbaren Geoinformation auf der Grundlage von Meta-daten erfasst, katalogisiert und recherchierbar gemacht. Die Nutzung kann sowohl über das Geoportal, als auch über einen im Internet publizierten Kata-logdienst erfolgen.

Geodiensteserver Die Komponente Geodiensteserver ermöglicht die Publikation von Geodaten im Internet über Geodatendienste.

Geodienstesecurity Die Komponente Geodienstesecurity ermöglicht es, Geodienste vor unbe-rechtigtem Zugriff zu schützen.

Geodienstemonitoring Auf Basis der Komponente Geodienstemonitoring erfolgt die Überwachung der bereitgestellten Dienste und Komponenten, insbesondere hinsichtlich Verfügbarkeit, Antwortzeit und Kapazität. Zudem ermöglicht sie die automati-sierte Bereitstellung von anonymisierten Nutzungs- und Qualitätsstatistiken.

Geodatenaufberei-tung

Die Komponente Geodatenaufbereitung ermöglicht die Modellierung und Transformation von Geodaten als Grundlage für die Bereitstellung von Geo-datendiensten im Internet.

Geodatenspeicherung Die Komponente Geodatenspeicherung dient dem Management und der Speicherung von Raster- und Vektordaten sowie der Übertragung dieser Daten von Anbietern auf die E-Government-Plattform.

Damit verfügt die GDI Sachsen heute über leistungsfähige technische Komponenten, die entsprechend der technologischen Entwicklung und den Nutzeranforderungen weiterzuent-wickeln sind. Bezüglich der Umsetzung der Projektziele im Einzelnen wird auf Abschnitt 6.1 verwiesen.

Page 17: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 16

4.3.2 Technische Komponenten bei den geodatenhaltenden Stellen

Nach Maßgabe des Sächsischen Geodateninfrastrukturgesetzes sollen die geodatenhalten-den Stellen (also insbesondere staatliche Behörden sowie Landkreise und Gemeinden) dezentrale technische Komponenten innerhalb der GDI Sachsen betreiben.

Bei Erfüllung dieser Verpflichtungen ist eine positive Tendenz erkennbar. Mit Blick auf die Ergebnisse des INSPIRE-Monitorings (vgl. Kapitel 5.1) wird deutlich, dass immer mehr Be-hörden ihre Daten auf der Grundlage eigener technischer Komponenten über das Internet bereitstellen. Hervorzuheben ist insbesondere die stetig steigende Anzahl von Geoportalen bei den geodatenhaltenden Stellen, mit denen die eigenen Geodaten jeweils präsentiert werden5. Auch die Bereitstellung von Geodatensätzen mittels Darstellungsdiensten nimmt langsam zu. Gleichwohl wird eingeschätzt, dass bei den mit Geodaten befassten Behörden und Einrichtungen noch zu wenige leistungsfähige technische Komponenten vorhanden sind, die sich in die GDI Sachsen einfügen. Diese sind jedoch erforderlich, damit Datenbestände nicht an zweiter (zentraler) Stelle nochmals gespeichert und aktualisiert werden müssen, sondern die Daten direkt bei der geodatenhaltende Stelle zugänglich sind. Entsprechende Anforderungen für leistungsfähige dezentrale Komponenten ergeben sich auch durch die Verpflichtungen aus der Umsetzung der INSPIRE-Richtlinie (siehe Abschnitt 5).

Der Aufbau leistungsfähiger dezentraler technischer Komponenten bleibt damit eine wesent-liche Aufgabe für die GDI Sachsen. Weitere Ausführungen hierzu enthält Abschnitt 6.

5 Stand der Umsetzung der INSPIRE-Richtlinie

5.1 INSPIRE-Monitoring

Nach Artikel 21 Abs. 1 der Richtlinie 2007/2/EG sind die Mitgliedstaaten verpflichtet, die Schaffung und Nutzung ihrer Geodateninfrastrukturen zu überwachen (Monitoring) und an die Europäische Kommission zu melden. In Deutschland koordiniert das Lenkungsgremium der Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE) die jährliche Erhebung und Veröffentli-chung. Für den Freistaat Sachsen ermittelt der GeoSN aufgrund der Eintragungen im GeoMIS.Sachsen (vgl. hierzu Abschnitt 5.2) die erforderlichen Kennzahlen und übermittelt diese nach Prüfung durch das Sächsische Staatsministerium des Innern an das Lenkungs-gremium GDI-DE.

Die Übersicht 8 enthält Ergebnisse des INSPIRE-Monitorings 2013 für die gesamte Bundes-republik Deutschland sowie bezogen auf den Freistaat Sachsen.

                                                            

5 Die einzelnen Geoportale stellen haben jeweils unterschiedliche Ziele. Bei den kommunalen Geopor-talen stehen Informationen mit regionalem Bezug im Vordergrund, beispielsweise die Visualisierung freier Bauplätze. In den Portalen der Fachbehörden werden spezifische Informationen publiziert.

Page 18: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 17

Deutschland meldete insgesamt Geodatensätze und Geodatendienste von 501 Stellen. Für Sachsen betraf die Mitteilung Geodatensätze und Geodatendienste für 49 Stellen, darunter 15 Staatsbehörden, neun Landkreise und die Kreisfreien Städte, fünf kreisangehörige Städte und 17 weitere geodatenhaltende Stellen.

Übersicht 8: Ergebnisse des INSPIRE-Monitoring für das Jahr 2013 (Auszug)

Kennzahl Deutschland Sachsen

Anzahl gemeldeter Geodatensätze 9.154 659

Anzahl gemeldeter Geodatendienste 11.999 204

Stand der Erfassung von Metadaten für die gemeldeten Daten und Dienste

95 % 100 %

Konformität6 der erfassten Metadaten zu INSPIRE 94 % 100 %

Die Anzahl der gemeldeten Geodatensätze und Geodatendienste hat sich in den vergange-nen Jahren stetig erhöht. Abbildung 6 gibt einen Überblick über die Entwicklung der sächsi-schen Monitoring-Ergebnisse von 2009 bis 2013.

Abbildung 6: Entwicklung des INSPIRE-Monitorings im Freistaat Sachsen

                                                            

6 Der Parameter „Konformität“ beschreibt, in welchem Umfang die durch INSPIRE bestimmten tech-nischen Normen und Standards jeweils erfüllt werden. Die Konformität wird als Prozentzahl ausge-drückt und auf der Grundlage von vorgegebenen Berechnungsformeln (Durchführungsbestimmung zum Monitoring und Reporting) ermittelt.

Page 19: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 18

5.2 Bereitstellung von Metadaten für INSPIRE

Metadaten für Geodatensätze und -dienste sind seit Ende 2013 zu allen in den Anhängen der Richtlinie 2007/2/EG aufgeführten Themen über einen Suchdienst zugänglich zu ma-chen. Für die Bereitstellung von Metadaten bestimmt die Richtlinie Umsetzungsfristen.

Nach Maßgabe der Verwaltungsvereinbarung GDI-DE erfolgt die Bereitstellung aller deut-schen Metadaten an INSPIRE über den Geodatenkatalog.de. Der Geodatenkatalog.de er-fasst selbst keine eigenen Metadaten, sondern übernimmt die Metadaten der angebundenen Metadateninformationssysteme des Bundes und der Länder.

Nach Maßgabe von § 7 Abs. 4 des Sächsischen GDI-Gesetzes stellt der Staatsbetrieb Ge-obasisinformation und Vermessung Sachsen für alle geodatenhaltenden Stelle in Sachsen die technische Komponente GeoMIS.Sachsen kostenfrei als zentrales System für die lan-desweite Metadatenerfassung zur Verfügung. Das GeoMIS.Sachsen stellt dabei automati-siert sicher, dass die Metadaten der von INSPIRE geforderten Art und Weise (Konformität) entsprechen.

Die nachfolgende Abbildung verdeutlicht, dass die technische Komponente zur landesweiten Metadatenerfassung für die Nutzung durch die jeweilige geodatenhaltende Selle terminge-recht bereitsteht.

Übersicht 9: Umsetzungsfristen für INSPIRE hinsichtlich der Bereitstellung von Metadaten

Termin Meilenstein Erfüllung

03.12.2010 Geodatensätze und -dienste, die unter die Themen der Anhänge I und II der INSPIRE-Richtlinie fallen, sind konform zu INSPIRE zu be-schreiben.

09.05.2011 Anfangsbetriebsfähigkeit eines Suchdienstes, der konform zu INSPI-RE ist.

09.11.2011 Volle Betriebsfähigkeit eines Suchdienstes

03.12.2013 Geodatensätze und -dienste, die unter das Themen III der INSPIRE-Richtlinie fallen, sind konform zu INSPIRE zu beschreiben.

Grundlegende Voraussetzung für die Erfüllung der betreffenden Verpflichtungen ist die Mit-wirkung aller nach dem Sächsischen GDIG-Gesetz verpflichteten geodatenhaltenden Stel-len. Sollte eine geodatenhaltende Stelle feststellen, dass sie ihren Verpflichtungen bislang nicht oder nicht vollständig nachgekommen ist, muss sie die Erfassung unverzüglich nachho-len.

Künftig wird außerdem besonderes Augenmerk auf die kontinuierliche Aktualisierung der bereits erfassten Metadaten zu legen sein.

Page 20: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 19

5.3 Bereitstellung von Geodatendiensten für INSPIRE

5.3.1 Umsetzung durch geodatenhaltende Stellen

Geodatenhaltende Stellen, darunter staatliche und kommunale Behörden in Sachsen, sind nach Maßgabe des Sächsischen Geodateninfrastrukturgesetzes und der europarechtlichen Bestimmungen (siehe Abbildung 3) verpflichtet, ihre Geodatensätze entsprechend einem vorgegebenen Zeitplan über Geodatendienste in einem INSPIRE-konformen (harmonisier-ten) Datenmodell zugänglich zu machen. Die Anwendung der Bestimmungen wurde durch die Europäische Kommission 2013 noch dahingehend konkretisiert, dass bis zu einer Bereit-stellung von Geodatensätzen mittels INSPIRE-konformer Datenmodelle die Verpflichtung besteht, die originären Datensätze ebenfalls mit INSPIRE-Metadaten zu beschreiben, über INSPIRE-Darstellungsdienste und Downloaddienste zugänglich zu machen sowie im INSPI-RE-Monitoring zu erfassen.

Jede staatliche und kommunale Behörde oder sonstige geodatenhaltende Stelle, welche über Geodatensätze zu den Themenbereichen des Sächsischen GDI-Gesetzes verfügt, ist verpflichtet,

alle betroffenen Geodaten und Geodatendienste bereits jetzt mit INSPIRE-konformen Metadaten zu beschreiben sowie

sämtliche INSPIRE-relevante Geodatensätze bereits jetzt über INSPIRE-konforme Geodatendienste, d. h. über die Schnittstellen INSPIRE-View und INSPIRE-Download, bereitzustellen. Dabei ist es unerheblich, ob die Geoda-tensätze bereits in das INSPIRE-konforme Datenmodell transformiert wurden. Für den Fall, dass die Transformation noch aussteht, sind zunächst alle be-troffenen und vorhandenen Geodatensätze bereitzustellen.

Ein wesentlicher Aspekt bei der Umsetzung der INSPIRE-Richtlinie sind die Anforderungen an die Betriebsqualität der verwendeten technischen Komponenten. INSPIRE bestimmt sog. Servicelevel, die insbesondere konkrete Werte für die Verfügbarkeit, das Antwortverhalten und die Kapazität der Geodatendienste festlegen7. Da die Bereitstellung von Geodatensät-zen über Geodatendienste grundsätzlich den jeweiligen geodatenhaltenden Stellen obliegt, sind diese Anforderungen auch für den Aufbau und Betrieb der technischen Komponenten bei den mit Geodaten nach der INSPIRE-Richtlinie befassten Behörden und Kommunen bin-dend.

Das Sächsische Staatsministerium des Innern und der Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen unterstützen die geodatenhaltenden Stellen durch die Koordinati-on der GDI Sachsen, den Aufbau und Betrieb der zentralen Komponenten der GDI Sachsen, umfangreiche Informations- und Serviceangebote u.v.m. Diese umfassen z. B. auch die im Rahmen der GDI-DE herausgegebenen Handlungsempfehlungen für die Bereitstellung von Geodatendiensten, die unter www.geoportal.de abrufbar sind.

                                                            

7 Grundsätzlich für alle INSPIRE-Dienste: 3 Sekunden Antwortzeit, Kapazität mindestens 30 paralle-le Anfragen pro Sekunde, Verfügbarkeit: 99 % (7*24)

Page 21: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 20

Zudem hat der Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen im Jahr 2012 das Projekt „Sax4INSPIRE“ initiiert. Damit werden die geodatenhaltenden Stellen bei ihrer Aufgabe unterstützt, alle INSPIRE-relevanten Geodatensätze zu identifizieren und in das INSPIRE-konforme Format zu überführen sowie über INSPIRE-konforme Geodatendienste bereitzustellen. Das Projekt schlägt den Bogen von der Identifizierung der betroffenen Stel-len bis hin zur Inbetriebnahme der erforderlichen Geodatendienste. Nach dem folgenden Prüfschema kann jede Stelle feststellen, ob sie im Sinne der INSPIRE-Richtlinie betroffen ist.

Abbildung 7: Prüfschema für die INSPIRE-Betroffenheit

Im Rahmen der Überwachung der GDI Sachsen hat der Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen regelmäßig zu prüfen, ob die von den geodatenhaltenden Stellen bereitgestellten Netzdienste die Anforderungen der INSPIRE-Richtlinie und ihrer Durchfüh-rungsbestimmungen, der nationalen Geodateninfrastruktur und der GDI Sachsen erfüllen (§ 7 Abs. 3 SächsGDIG).

Ausgangspunkt jeglicher Prüfung ist und bleibt auch künftig die Identifizierung der relevanten Geodatensätze durch die jeweilige staatliche oder kommunale Behörde oder sonstige geo-datenhaltende Stelle. Erst wenn diese ihre Betroffenheit erkannt und die betreffenden Geo-datensätze durch Metadaten beschrieben haben, können weitergehende Unterstützungs-, Umsetzungs- und Kontrollprozesse eingeleitet werden.

Den staatlichen und kommunalen Behörden sowie den sonstigen geodatenhal-tenden Stellen obliegt es zu prüfen, ob in ihrer Einrichtung weitere Geodatensät-ze zu identifizieren, durch Metadaten zu beschreiben und INSPIRE-konform durch Geodatendienste bereitzustellen sind. Die geodatenhaltenden Stellen und die Aufsichtsorgane haben gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen einzulei-ten, um ihren Verpflichtungen nach der INSPIRE-Richtlinie nachzukommen.

Sie können hierzu auf organisatorische und technische Unterstützungsleistun-gen seitens des Staatsbetriebes Geobasisinformation und Vermessung Sachsen zurückgreifen.

Page 22: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 21

5.3.2 Zentrale technische Komponenten

Die Umsetzung von INSPIRE-Anforderungen, soweit sie sich auf die zentralen GDI-Komponenten beziehen, ist in Übersicht 10 dargestellt.

Übersicht 10: Umsetzungsfristen für INSPIRE hinsichtlich der Bereitstellung von Geodatensätzen

Termin Meilenstein Erfüllung

09.05.2011 Anfangsbetriebsfähigkeit von Darstellungsdiensten, die konform zu INSPIRE sind

09.11.2011 Volle Betriebsfähigkeit von Darstellungsdiensten, die konform zu INSPIRE sind

28.06.2012 Anfangsbetriebsfähigkeit von Download- und Transformationsdiens-ten, die konform zu INSPIRE sind

23.11.2012 Bereitstellung von neu erhobenen oder weitgehend umstrukturierten Geodatensätzen, die unter Themen des Anhanges I der INSPIRE-Richtlinie fallen und konform zu INSPIRE sind.

28.12.2012 Volle Betriebsfähigkeit von Download- und Transformationsdiensten, die konform zu INSPIRE sind

21.10.2015 Bereitstellung von neu erhobenen oder weitgehend umstrukturierten Geodatensätzen, die unter Themen der Anhänge II und III der INSPIRE-Richtlinie fallen und konform zu INSPIRE sind.

23.11.2017 Bereitstellung vorhandener Geodatensätze, die unter Themen des Anhanges I der INSPIRE-Richtlinie fallen und konform zu INSPIRE sind.

21.10.2020 Bereitstellung vorhandener Geodatensätze, die unter Themen der Anhänge II und III der INSPIRE-Richtlinie fallen und konform zu INSPIRE sind.

Die Abbildung verdeutlicht, dass die zentralen technischen Komponenten für die Nutzung durch die jeweilige geodatenhaltende Selle bereitstehen.

Page 23: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 22

6 Evaluierung

6.1 Aufbau und Betrieb der GDI Sachsen

Für die Evaluierung wird zunächst auf die im Jahr 2007 definierten strategischen Ziele für den Aufbau der GDI Sachsen Bezug genommen. Die Erreichung dieser Ziele wird wie folgt eingeschätzt:

Übersicht 11: Erfüllung der strategischen Ziele mit Bezug auf die Anforderungen von 2007

Ziel Erläuterung Erfüllung

Initiale Förderung einer breiten Verwendung von Geodaten

Die Wirtschaft und die Wissenschaft waren auf der Grund-lage der gdi.initiative.sachsen umfassend in den Aufbau der GDI Sachsen eingebunden.

Steigerung der Effizienz bei Entscheidungen in der Verwaltung und der Wirtschaft sowie beim Bürger

Die GDI Sachsen ist fester Bestandteil des E-Governments und kann die in diesem Kontext geforderten Geoinformati-onen auf der Grundlage des Mediatorkonzepts und der GeoBAK 2.0 bereitstellen.

Ausbau von Standort-vorteilen durch Bereit-stellung einer modernen GDI

Eine Berücksichtigung von Angebot und Nachfrage, wie beim „Marktplatz Geodaten“ gefordert, kann auf der Grund-lage des Mediatorkonzepts und der GeoBAK 2.0 erfolgen.

Ausbau von Bürgernähe

Mit dem Mediatorkonzept und der GeoBAK 2.0 stehen die Werkzeuge für eine umfassenden Zugang zu den Geoda-tenressourcen des Freistaates Sachsen bereit.

Aufbau neuer Wert-schöpfungsketten für die Wirtschaft

Eine Vereinheitlichung und Vereinfachung der Nutzungs- und Bezugsbedingungen konnte noch nicht erreicht wer-den.

Förderung eines grenzüberschreitenden Wirtschaftsraums mit Tschechien und Polen

Benachbarten Ländern und Staaten kann der für die Zusammenarbeit notwendige Zugang zu sächsischen Geodaten auf der Grundlage des Mediatorkonzepts und der GeoBAK 2.0 ermöglicht werden.

Einbindung der GDI Sachsen in übergeord-nete Geodateninfra-strukturen

Für die Umsetzung von INSPIRE stehen auf der Grundla-ge des Mediatorkonzepts und der GeoBAK 2.0 die notwendigen Werkzeuge bereit.

Das Zusammenwirken von Bund, Ländern und Kommunen in der GDI-DE wird im Freistaat Sachsen umgesetzt.

Die gängigen internationalen und nationalen Standards zur Bereitstellung von Geodaten werden umfassend unterstützt.

vollständig mit Einschränkungen sehr eingeschränkt nicht erfüllt

Die Übersicht zeigt, dass sechs der damaligen sieben strategischen Ziele vollständig erreicht wurden; bei den Bezugs- und Nutzungsbedingungen besteht noch Handlungsbedarf.

Page 24: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 23

Für die spezifischen Projektziele beim Aufbau der GeoBAK 2.0 wird folgendes eingeschätzt:

Übersicht 12: Erfüllung der Projektziele durch die GeoAK 2.0

Nr. Ziele Erfüllung

1 Zentrale Bereitstellung von IT-Funktionen zur Umsetzung von INSPIRE und des sächsischen Geodateninfrastrukturgesetzes

2 Optimierung von E-Government-Prozessen im Hinblick auf eine effiziente Bereitstel-lung und Nutzung von Geodaten durch Verwaltung, Wirtschaft und Bürger

3 Unterstützung der geodatenhaltenden Stellen im Freistaat Sachsen bei der Erfüllung ihrer gesetzlichen Verpflichtungen

4 Etablierung wirtschaftlich ausgewogener zentraler und dezentraler GDI-Strukturen bei den staatlichen Behörden sowie Landkreisen, Städten und Gemeinden, Vermeidung des Aufbaus redundanter dezentraler Lösungen

5 Schaffung von Anknüpfungspunkten für Wertschöpfungsketten der Wirtschaft

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

I. Die mit dem Aufbau der GDI Sachsen verbundenen strategischen Ziele wur-den nahezu vollständig erreicht. Gleiches gilt für die mit dem Aufbau der zent-ralen Komponenten der GeoBAK 2.0 verbundenen spezifischen Projektziele.

II. Für die GDI Sachsen stehen heute leistungsfähige zentrale Komponenten zur Verfügung. Es wird eingeschätzt, dass die GDI Sachsen besonders bezüglich ihrer strategischen und konzeptionellen Ausrichtung und der zentralen Kom-ponenten im Vergleich mit anderen Ländern, auch im europäischen Maßstab, einen vorderen Platz einnimmt. Die Ergebnisse werden sowohl im nationalen als auch europäischen Rahmen nachgenutzt.

III. Die staatlichen und kommunalen Behörden sowie die sonstigen geodatenhal-tenden Stelle befassen sich zunehmend mit den bei ihnen vorliegenden Geo-datensätzen. Sie erfassen hierfür Metadaten als grundlegende Voraussetzung für die spätere Erschließung und Nutzbarmachung durch Geodatendienste.

IV. Die Unterstützung der geodatenhaltenden Stellen durch den Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen ist sichergestellt. Mit der zu-nehmenden Inanspruchnahme der zentralen Leistungen der GDI Sachsen durch die geodatenhaltenden Stellen ist allerdings auch ein erhöhter perso-neller und organisatorischer Aufwand verbunden.

V. Für die elektronische Abwicklung des Bezugs von Geodatensätzen und Geo-datendiensten sowie die einheitliche Ausgestaltung der Nutzungsbedingun-gen besteht noch Abstimmungs- und Entwicklungsbedarf. In diesem Zusam-menhang ist auch darüber zu befinden, ob und in welchem Umfang der Erwar-tungshaltung der Nutzer nach möglichst kostenfreien Datenbereitstellungen Rechnung getragen werden kann.

Page 25: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 24

6.2 Weitere Umsetzung

Für die weitere Entwicklung der GDI Sachsen und die Umsetzung der INSPIRE-Richtlinie bestehen folgende Anforderungen:

I. Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen für zentrale Funktionalitäten

Die der GDI Sachsen zur Verfügung stehenden technischen Komponenten sind entsprechend der technologischen Entwicklung und den Nutzeranforde-rungen zu betreiben und weiterzuentwickeln. Dies schließt auch die Ziele des Open Government sowie die heutigen Informations- und Kommunikations-technologien (z. B. Web 2.0 und Nutzung mobiler Endgeräte) ein.

II. Staatliche und kommunale Behörden sowie sonstige geodatenhaltende Stellen

Die staatlichen und kommunalen Behörden und die weiteren geodatenhalten-den Stellen müssen ihre Verantwortung für eine funktionsfähige GDI Sachsen und ihre Verpflichtungen nach den gesetzlichen Bestimmungen stärker wahr-nehmen. Sie sind gefordert, ihre Geodaten zu identifizieren und nach den An-forderungen der GDI Sachsen und der INSPIRE-Richtlinie zugänglich zu ma-chen. Dies schließt auch den weiteren Aufbau leistungsfähiger dezentraler technischer Komponenten ein.

III. Behörden, Wirtschaft, Wissenschaft und Private als Nutzer von Geodaten

Die mit der GDI Sachsen und ihren technischen Komponenten verbundenen Möglichkeiten zur Optimierung von Verwaltungsprozessen unter Nutzung von Geodaten und Geodatendiensten werden derzeit noch nicht ausgeschöpft. Dies betrifft insbesondere die Etablierung übergreifender elektronischer Ver-waltungsprozesse, die auf bereitgestellte Geodaten und Geodatendienste zu-greifen. In diesem Zusammenhang sind auf allen Ebenen die Kenntnisse und Kompetenzen zu Geodaten und Geodateninfrastrukturen und ihrer Verwen-dung zu stärken.

Für die Umsetzung sind kurzfristig geeignete Maßnahmen zu entwickeln und um-zusetzen. Ziel ist es, den Aufbau und Betrieb leistungsfähiger Geodateninfrastruk-turen zu verbessern, ihre Potentiale zu erkennen und zu erschließen.

Page 26: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 25

Anhang

Grundlegende Begriffe

Darstellungsdienste Ein Darstellungsdienst ist ein Geodatendienst, der Geodaten in einer Karte darstellt und es ermöglicht, in der Karte zu navigieren, die Karten zu vergrößern oder zu verkleinern, zu verschieben, Daten zu überlagern sowie Informationen aus Legenden und sonstige relevante Inhalte von Metadaten anzuzeigen.

Datenmodell Als Datenmodell wird ein künstlich geschaffenes abstraktes Ab-bild der Realität bezeichnet. Ein Datenmodell zielt im Allgemeinen auf einen bestimmten Zweck, für den die notwendigen Informati-onen in einer festgelegten Struktur abgebildet und verarbeitet werden können. Ein Datenmodell besteht grundsätzlich aus einer inhaltlichen Festlegung (welche Informationen) und einer struktu-rellen Abbildung (wie werden diese Informationen abgebildet).

Downloaddienste Ein Downloaddienst ist ein Geodatendienst, der dem Nutzer den Zugriff auf Vektor- oder Rasterinformationen zu einem von ihm festgelegten Zeitpunkt, für einen von ihm festgelegten Raum und für von ihm festgelegte weitere Eigenschaften im Rahmen des bestehenden Angebotes ermöglicht.

Geoanwendungen Geoanwendungen sind internetbasierte, browsergestützte An-wendungen, mit denen Geodaten erfasst, dargestellt oder ander-weitig verarbeitet werden können. Sie sind aus Sicht und Bedarf bestimmter Fachdisziplinen konzipiert.

Geodatendienste Geodatendienste sind Schnittstellen, die mit Hilfe von Webbrow-sern den Zugang zu den Geodaten im Internet ermöglichen.

Geodatenhaltende Stelle (ghS)

Geodatenhaltende Stellen sind die Behörden des Freistaates Sachsen und die seiner Aufsicht unterstehenden Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts, soweit sie zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben Geodaten erfassen, verwalten oder bereitstellen. Geodatenhaltende Stellen sind ebenfalls natür-liche und juristische Personen des Privatrechts, soweit sie zur Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben oder der Erbringung öffent-licher Dienstleistungen, insbesondere der öffentlichen Daseins-vorsorge, Geodaten erfassen, verwalten oder bereitstellen(§ 3 SächsGDIG).

Geoportal Das Geoportal ist der für den Anwender sichtbare Teil der Geo-dateninfrastruktur. Es bündelt die einzelnen Client-Komponenten unter dem Aspekt einer übergreifenden Funktionalität und Be-dienbarkeit.

Page 27: Bericht über den Aufbau der Geodateninfrastruktur im Freistaat … · 2016. 9. 15. · Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 3 Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Geoportal

Bericht über den Aufbau der GDI Sachsen I 26

INSPIRE INSPIRE (Infrastructure for Spatial Information in the European Community) ist eine Initiative der EU mit dem Ziel, relevante, harmonisierte und hochwertige Geoinformationen verschiedener Themenfelder auf europäischer Ebene verfügbar zu machen, umdie europäische politische Entscheidungsfindung zu unterstützen. Die Richtlinie 2007/2/EG vom 14. März 2007 verpflichtet die Mit-gliedstaaten, stufenweise interoperable Geodaten bereitzustellen.

INSPIRE-Thema Ein INSPIRE-Thema ordnet Geodaten im Hinblick auf den Infor-mationsinhalt thematisch einem bestimmten Gebiet zu. Für jedes INSPIRE-Thema existiert ein spezifisches Datenmodell, das den oder die zugehörigen INSPIRE-Geodatensätze inhaltlich und se-mantisch/strukturell definiert.

Die INSPIRE-Themen sind im Anhang zum Sächsischen Geoda-teninfrastrukturgesetz (SächsGDIG) landesrechtlich festgelegt. Im Freistaat Sachsen wurden 32 INSPIRE-Themen festgelegt. Technisch sind die INSPIRE-Themen durch die zugehörigen Da-tenmodelle in der Verordnung (EG) Nr. 1089/2010 (Interoperabili-tät von Geodatensätzen und -diensten) konkretisiert.

Metadaten Metadaten sind Informationen, die bestimmte Auskünfte über die technische Beschaffenheit von Geodaten sowie die Art und Wei-se des Zugangs zu Geodaten bereitstellen.

Normen und Standards Normen und Standards sind gemeinsam von Datenanbietern und -nutzern eingehaltene technische Formate, um die gegenseitige elektronische Kommunikation und Interaktion zu gewährleisten.