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178 Mfiller, 50. Hauptversammlung der Deutsehen Bunsengesellsehaft [ ZeitschriftK°ll°id- Bericht fiber die 50. Hauptversammlung der Deutschen Bunsengesell- schaft ffir physikalische Chemie in G~Jttingen vom 3. bis 6./Vlai 1951 F. H. Mii 11e r (Marburg / L,) (Eingegang.... 21.!Mai 1951) Als Haupffhema haffe man diesmal ,,Physika- lisch-chemis.che Probleme der Biologi'e" gewfihlt. Es ist interessa,nt, festzustellen, wie d.i.e Grenzg,e- biete und die wechse.lseitigen Bezi,e.hungen zu den Na,chbarwissen,schaften ;nun attch in der physikali- scben Chemie immer mehr a~n Bedeutung gewin- ne.n. Ma,nches der a:ngekfiudigten Einzelreferate, h~itte man noch vor einiger Zeit vie1 eher auf.einer Kolloid-Tagung, als auf einer physik~lisch-chemi-~ schen Tagung erwartet. Die zunehmende Erke~,nt- nis der Bcdeutung des gegenseitigen Wechs.elspiels und der Beziehung zwisehen den versehiede,rLe!n Wissensgebieten erscheint uns als .etw~s sehr We- sentliches. In der Koll~id:-Wiissenseha.ft ist die We.chselbeziehung zu den Nachba:rgebiete:n wohl seit ]e besonders stark gepflegt worden. Aber a~uch die phys,ikatische Chemie hat .seit ihrem Be- stehen zumindest physikalisehe und chemische Ergebnisse zugleich berficks~chtigen mflssen. Da's Aufgreifen biologischer Probleme v'~m physika'- lisch-chemischen Standpunkt aus ist darum nur eine selbstverst~indliehe Wdterentwickhmg, wie ja auch in den Themen z:B. der Faraday Society alle diese FragesteUungen sehon f.rfihkeitig behan- delt wurden. Es ist an sich auch unwichtig, ob z.B. Probte- me der hochpolymerert Substanzen yon Physikern, Chemikern, Biologen oder K'ot:l:oidikern bearbei- tet werden, wichfig ist nur, dab sic bearbeitet werden. Man so lRe allerdings nieht ganz ver- gessen, dab die Kolloidik wohl zun~ichst als~ erste auf die Bedeutung einer Erforsehung dieser ,.kotloidalen" Materie hingewiesen hat, und dab datum diese Probleme lmmer noeh gldcher- mal]en kolloide Problerne bleiben, aueh wenn sic nun langsam .in ein exaktes Gewand gekleidet werden k6nnen. Un~d eine solehe Weiterentwick- lung glauben wir ~ueh ffir andere Zweige der Kolloidwissenschaft voraussagen zu dfirfen, die heute noch infolge ihrer Kompliziertheit starker in den Anfangsgrfinden stecken. So war also die diesmalige Bunsentagung eine Tagung, die in sehr weiten Kreisen, aueh der Naehbarwissensehaften bis hertiber zur Medizin, gr613tes Interesse finden muBte. Und so ergaben sich aueh viele h6ehst anregende Diskussionen. Ffir drei Vorg~inge im hiologisehen Geschehen wurde die M6glichkeit des Funktionierens yon Or- ganen an klar fibe:rsehbaren physikaliseh-chemi- schen Modellen behandelt. So zeigte W. Ktthn (Basel), dab man aus Akryls/iure und Vinylalkohol hochp~lymere Vul- kanisate aufbauen kann, die auf pH-)knderungen mit Kontraktion in /ihnlieher Weise re agieren) wie es die Muskelfasern im t(6rper ,a.uf Grund von Nervenreizen tun. Aueh die erzeugte Kraft stimmt quanti~ativ mit der bei Muskelfasern fiber- ein, und selbst die Erscheinung des Ermfidung und Erholung (,.quick release") ist an e:~nem solehen System in an.aloger Weise feststel,[bar. Ffir die also zuniiehst r~itselhafte Umwandlu~g yon che- mischer in mechan.is,ehe Energie ist som~it immer- bin, und zwar a~uf Grtmd von bekan~nten Natur- gesetzen, ein mSglicher Weg zur Erkl~irtmg ge- funden. Es ist etwas anderes, ob die Natur nun genau diesen r~alisiert; denn wie eia 2. Modell, das Ak~omyosin-Modell yon H.H. W e b e r, zeigt, gibt es mehrere. In gleicher Weise ist das Modell der ,,eisernen Nerven", das U. F. F r.a n k (G6ttingen), mit ein- drueksvollen Experimenten belegt, vorffihrte, eben nut ein Modell. Der K6rper muff mi± Hi,Ire yon anderen Substa.nzen als mit Eisen und Salpeter- sfiure sein Ziel erreichen. Abe~ e's ist h6chst in- struktiv, zu sehen, wie ctie Passivierung von Eisen, mit der sich se, it 1/ingerem F. Bonho:effer eben schon im Hinbli.ck auf diese Analogi:e be- sch/iftigt hat, ein ModelI aufzubauen gestattet, das die Vorg~inge in den Nerven in vielen, ja in fast allen Zfigen zu imifieren erh.ubt. Die elektrischen Nebenerscheinungen sind die gleichen, wie w,ir sie von physiologischen Forschungen her kennen, und es liiBt sieh kontinuierliche und saRatorische Er- regung nachbilden. Man kann sogar aus solchen Eisendr/ihten Schaltungen aufbauen, die erh6hte Potentialdifferenzen zu erzeugen gestatten, und die verstehen lassen, wie es in den elektrisehen Or- ganen von Ziiterrochen zu den bekannten hohea elektrischen Spannungen kommen k6nnte. Ein bisher noeh ungel6stes Problem war es, wie eine K6rperzelle es gegen den osmotischen Druck yon vielen Atm. in der Niere fertig bringt, die hohe Konzentrierung des Harnes zu erreichen.. B. H a r g it.a y (Basel) zeigte, wie hier ein Multi- plik~tionsverfahren zum Ziele fiihrt. Die einze,tne Zelle braucht .also nur gemfiB den in der unbeleb- ten Natur gfiltigen Oesetzen a rbeiten zu k6nnen, urn in Zusammenwirktmg vieler Zelten diese sonst nieht verstfindliche Leistung zustande kommen zu lassen. Aus der Anatomie der Niere lieB sich zei- gen, dab tats/ichlieh ein analoger Mechanismus verwirklicht zu sein scheint (H e n I e sche Schleifen). Im Er6ffnungsvortrag teilte O. W a r b u r g (Ber- lin-Dahlem) sei.ne neuesten Ergebn~sse fiber die Phofosynthese a~n Algen mit. Es war hierbei be- sonders instruktiv, die besondere Untersuchtmgs- technik kennen zu lernen. Weitere Vortr~ige tangierten das Gebiet der Kolloidik noch st/irker a ls das Kuhnsche Hech- polymeren-Muskelmodell, so z:. B. die Ausffihrun- gen yon T. Teorell (Uppsala) fiber Membran- durchlfissigkeit, die Bildung organiseher Sitizium- verbindungen im K6rper yon L. H ol z a p f e 1 (Ber- lin-Dahlem), die letzten Endes mit AnlaB zur En't- deckung der Klasse der Silikone war, die Betrach- tungen yon Q. V. Sehulz (Mainz) fiber die Entstehung der auBerordentlich regul/ir gebauten Makromolekfile irrt Organismus, spezie'll der Pro- teine. Dieses :ist nicht zuletzt e~ine thermodyna- misehe Frage, eine Frage nach der M6gliehkeit des Aufbaues derart hochgeordneter Strukturen (Entropie!), Allgemeiner wurde yon R. Haase (Marburg/L) die Bedeufung des 2. Hauptsatzes an H,and ether These yon Prigogine fiber En- tropieerzeugung (Thermodynamik irreversibler Prozesse) behandelt.

Bericht über die 50. Hauptversammlung der Deutschen Bunsengesellschaft für physikalische Chemie in Göttingen vom 3. bis 6. Mai 1951

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178 Mfiller, 50. Hauptversammlung der Deutsehen Bunsengesellsehaft [ ZeitschriftK°ll°id-

Bericht fiber die 50. Hauptversammlung der Deutschen Bunsengesel l - schaft ffir physikalische Chemie in G~Jttingen vom 3. bis 6./Vlai 1951

F. H. Mii 11 e r (Marburg / L,) (Eingegang . . . . 21.!Mai 1951)

Als Haupffhema haffe man diesmal ,,Physika- lisch-chemis.che Probleme der Biologi'e" gewfihlt. Es ist interessa, nt, festzustellen, wie d.i.e Grenzg,e- biete und die wechse.lseitigen Bezi,e.hungen zu den Na, chbarwissen,schaften ;nun attch in der physikali- scben Chemie immer mehr a~n Bedeutung gewin- ne.n. Ma,nches der a:ngekfiudigten Einzelreferate, h~itte man noch vor einiger Zeit vie1 eher auf.einer Kolloid-Tagung, als auf einer physik~lisch-chemi-~ schen Tagung erwartet. Die zunehmende Erke~,nt- nis der Bcdeutung des gegenseitigen Wechs.elspiels und der Beziehung zwisehen den versehiede,rLe!n Wissensgebieten erscheint uns als .etw~s sehr We- sentliches. In der Koll~id:-Wiissenseha.ft ist die We.chselbeziehung zu den Nachba:rgebiete:n wohl seit ]e besonders stark gepflegt worden. Aber a~uch die phys,ikatische Chemie hat .seit ihrem Be- stehen zumindest physikalisehe und chemische Ergebnisse zugleich berficks~chtigen mflssen. Da's Aufgreifen biologischer Probleme v'~m physika'- lisch-chemischen Standpunkt aus ist darum nur eine selbstverst~indliehe Wdterentwickhmg, wie ja auch in den Themen z:B. der Faraday Society alle diese FragesteUungen sehon f.rfihkeitig behan- delt wurden.

Es ist an sich auch unwichtig, ob z.B. Probte- me der hochpolymerert Substanzen yon Physikern, Chemikern, Biologen oder K'ot:l:oidikern bearbei- tet werden, wichfig ist nur, dab sic bearbeitet werden. Man so lRe allerdings nieht ganz ver- gessen, dab die Kolloidik wohl zun~ichst als~ erste auf die Bedeutung e iner Erforsehung dieser ,.kotloidalen" Materie hingewiesen hat, und dab datum diese Probleme lmmer noeh gldcher- mal]en kolloide Problerne bleiben, aueh wenn sic nun langsam .in ein exaktes Gewand gekleidet werden k6nnen. Un~d eine solehe Weiterentwick- lung glauben wir ~ueh ffir andere Zweige der Kolloidwissenschaft voraussagen zu dfirfen, die heute noch infolge ihrer Kompliziertheit starker in den Anfangsgrfinden stecken.

So war also die diesmalige Bunsentagung eine Tagung, die in sehr weiten Kreisen, aueh der Naehbarwissensehaften bis hertiber zur Medizin, gr613tes Interesse finden muBte. Und so ergaben sich aueh viele h6ehst anregende Diskussionen.

Ffir drei Vorg~inge im hiologisehen Geschehen wurde die M6glichkeit des Funktionierens yon Or- ganen an klar fibe:rsehbaren physikaliseh-chemi- schen Modellen behandelt.

So zeigte W. K t t h n (Basel), dab man aus Akryls/iure und Vinylalkohol hochp~lymere Vul- kanisate aufbauen kann, die auf pH-)knderungen mit Kontraktion in /ihnlieher Weise re agieren) wie e s die Muskelfasern im t(6rper ,a.uf Grund von Nervenreizen tun. Aueh die erzeugte Kraft stimmt quanti~ativ mit der bei Muskelfasern fiber- ein, und selbst die Erscheinung des Ermfidung und Erholung (,.quick release") ist an e:~nem solehen System in an.aloger Weise feststel,[bar. Ffir die also zuniiehst r~itselhafte Umwandlu~g yon che- mischer in mechan.is,ehe Energie ist som~it immer- bin, und zwar a~uf Grtmd von bekan~nten Natur-

gesetzen, ein mSglicher Weg zur Erkl~irtmg ge- funden. Es ist etwas anderes, ob die Natur nun genau diesen r~alisiert; denn wie eia 2. Modell, das Ak~omyosin-Modell yon H.H. W e b e r, zeigt, gibt es mehrere.

In gleicher Weise ist das Modell der ,,eisernen Nerven", das U. F. F r.a n k (G6ttingen), mit ein- drueksvollen Experimenten belegt, vorffihrte, eben nut ein Modell. Der K6rper muff mi± Hi,Ire yon anderen Substa.nzen als mit Eisen und Salpeter- sfiure sein Ziel erreichen. Abe~ e's ist h6chst in- struktiv, zu sehen, wie ctie Passivierung von Eisen, mit der sich se, it 1/ingerem F. B o n h o : e f f e r eben schon im Hinbli.ck auf diese Analogi:e be- sch/iftigt hat, ein ModelI aufzubauen gestattet, das die Vorg~inge in den Nerven in vielen, ja in fast allen Zfigen zu imifieren erh.ubt. Die elektrischen Nebenerscheinungen sind die gleichen, wie w,ir sie von physiologischen Forschungen her kennen, und es liiBt sieh kontinuierliche und saRatorische Er- regung nachbilden. Man kann sogar aus solchen Eisendr/ihten Schaltungen aufbauen, die erh6hte Potentialdifferenzen zu erzeugen gestatten, und die verstehen lassen, wie es in den elektrisehen Or- ganen von Ziiterrochen zu den bekannten hohea elektrischen Spannungen kommen k6nnte.

Ein bisher noeh ungel6stes Problem war es, wie eine K6rperzelle es gegen den osmotischen Druck yon vielen Atm. in der Niere fertig bringt, die hohe Konzentrierung des Harnes zu erreichen.. B. H a r g it .a y (Basel) zeigte, wie hier ein Multi- plik~tionsverfahren zum Ziele fiihrt. Die einze,tne Zelle braucht .also nur gemfiB den in der unbeleb- ten Natur gfiltigen Oesetzen a rbeiten zu k6nnen, urn in Zusammenwirktmg vieler Zelten diese sonst nieht verstfindliche Leistung zustande kommen zu lassen. Aus der Anatomie der Niere lieB sich zei- gen, dab tats/ichlieh ein analoger Mechanismus verwirklicht zu sein scheint (H e n I e sche Schleifen).

Im Er6ffnungsvortrag teilte O. W a r b u r g (Ber- lin-Dahlem) sei.ne neuesten Ergebn~sse fiber die Phofosynthese a~n Algen mit. Es war hierbei be- sonders instruktiv, die besondere Untersuchtmgs- technik kennen zu lernen.

Weitere Vortr~ige tangierten das Gebiet der Kolloidik noch st/irker a ls das K u h n s c h e Hech- polymeren-Muskelmodell, so z:. B. die Ausffihrun- gen yon T. T e o r e l l (Uppsala) fiber Membran- durchlfissigkeit, die Bildung organiseher Sitizium- verbindungen im K6rper yon L. H o l z a p f e 1 (Ber- lin-Dahlem), die letzten Endes mit AnlaB zur En't- deckung der Klasse der Silikone war, die Betrach- tungen yon Q. V. S e h u l z (Mainz) fiber die Entstehung der auBerordentlich regul/ir gebauten Makromolekfile irrt Organismus, spezie'll der Pro- teine. Dieses :ist nicht zuletzt e~ine thermodyna- misehe Frage, eine Frage nach der M6gliehkeit des Aufbaues derart hochgeordneter Strukturen (Entropie!), Allgemeiner wurde yon R. H a a s e (Marburg/L) die Bedeufung des 2. Hauptsatzes an H,and ether These yon P r i g o g i n e fiber En- tropieerzeugung (Thermodynamik irreversibler Prozesse) behandelt.

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Band 122 ] Bfieherbespreehungen i79 Heft 3 (1951)J

Die Struktur von Faserproteinen mit interessan- ten Folgerungen fiber ihre Entstehang aus globtw laren mittels r6ntgenographischer und UV.-Absorp- tions-Messungen behandelte O. Kr at k y (Oraz), der auch die in derKo'lloid-Z. 121, 1, 1951 ausffihr- lich mitgeteilten Oberlegungen fiber die The orJe der Deformafionsvorg~inge bet Zellulose nochmals vortrug. Zusammenhiinge yon mechanischen Eigen- schaften und molekularem F,einbau biologischer Sy- sterne behandelte K. H. M e y e r (Oenf) insbes, an Proteinen.

Weiiere Vortfiige betrafen Zellieilung [H. L e t - t r 6 (Heidelberg)], Proteinl6sungen [E. A. Mol - ve in , H u g h e s (Cambridge), M. Dia ler (Base l ) ] (Serumpro±eine), die Anwendung von Isotop-In- dikatoren zur E ntsCheidung von Diffu'sion u'nd ak- tivem Transport (mit Arbeitsleistung der Zeile) durch Membranen [H. U s s i n g , (Kopenhagen)], Verfolgung des Verbleibes von radioakfivem Phos- phor bet Zell±eilungen [A. H. F r i e d r i e h - F r e k s a (Tfibingen)], Kinefik der Bildung der Zahnober- fl/ic,henschichten bet Z~ihnen [A. K n a p p w o s t (Tfibingen)] trod Untersu~hungen an Bakteriopha- gen [C. B r e s c h (O6ttingen)]. Die Vortr/ige von

V. F r e is e (O6ttingen) fiber die Bildtmg der Fer- rozyankupfermembran und yon I. T. D a v i e s (London) fiber elektrische PotentiMe an Filmen zwisehen O1-Wasser mit schwinge~nder MeBplatte (Proteine als gespreitete Subs~anzea) sind schon fast rein kolloide Themen.

In ether zweiten Vortragsrejhe wuxden neben speziellen physikal[schen Referaten auch einige ge, haRen, die ffir den Kol, loidiker van Interes'se sind.

S o konnte A. Mf i ;ns te r (Frankfurt/M.) eine all- gemeinere Theorie der Phasenumwa:nd~lung auf- stellen. J e n e k e I (Aachen) teilte interessanle Ergebn[sse fiber die Adsorption von hochmole- kularen Stoffen mit, die sicher bet Oberlegungen fiber die Wechselwirkung zwischen Ffil.lstoff and Hochpolymeren w~chtige Einblicke gestattea wer- den. E. Kr f i cke (Marburg) referierte fiber die Weiterentwicklung einer MeBmethode d'er Diffu. sion yon R 6 g e n e r [(s. Kolloid-Z. 105, 110 (1943) ; 118~ 10 (1950)1 in Anwendung auf organische Sub- stanzen.

Die Tagung war sehr gut organisiert trod ver- lief auBerordenfiich harmoniseh.

Bficherbesprechungen Praktikum der Kolloidchemie. Als Einfiihrung

in die Arbeitsmethodea. Von. H. T h i e l e - K i e t . XII, 227 Seiten mit 121 Abb. (Darmstadt 1950,

• Verlag von Dr. Di.e~rich Steinkopff). Preis brosch. DM 16,--, geb. DM 1%--.

Das altbekann~e kolloidehemisehe Prakfikum von Wo. O s t w a l d vermittelte erstmals ei~e Obersicht fiber di:e Manni,gfalfigkeit belehrender Versuche aus a Ilen Oebieten di:eses F~rschun:gs- bereiches. Bs i st nicht allein geblieben und hat u.a. in dem vorli~egenden Prakfikum einen Naeh- folger g.efunden, in dem Bew/ibrtes fibernommea und manches Neue hinzugeffigt worden is~, wobei neben der Beseh'reibung der Versuche selbsf aueh kurze theore±ische Ei:nffihrungen nicht fehlen. Da in Deutschland gegenw/iffig ein ausgeswoehener Mangel an zeitgem~iBen Bfiehern ffir den Unter- ficht in d~r l(olloidchemie beseeM, ist das Er- scheinen di:eses mi± frischen Zfigen ausges~atteten Laboratoriumsbuches zu begrfiBen, denn die ~ifte- ren Werke machen nun notwendig einen sehon etwas vers~aubten Eindruck. - - Die Themenaus- wahl ist vie[sei±ig, nimmt aber Bedacht auf die normaleTweise zur Verffigung stehenden exp,eri~- me~tellen Hilfsmiflel. Erwfinscht w/ire die quanti~ tative Behandlung aueh der Adserption eines Oases, gr6Bere Ausffihrlichkeit bei Bes~immungen der Oberfl/iehenspannung, ebenso im pr~iparat~ven Anfangstei'l ein en~sehiedenerer Hinweis auf den Untersehied geschfitzter und ungesehfitzter Sole im Sinne Z s i g m o n d y s . Effreulich ist der E[n- sehlag physiologisch-bioehemiseher Themen, Be- rfieksichtigung der Chromatographie, des Ionen- austauschs, der ka~alytischen Verbrennung von Oxals~iure usw., so dab auch nut ffir eine Aus- wahl von Versuchen in manni'gfacher Hinsicht Anregungen geboten sind.

L. Hock (Marbu.rg/L.)

Physical chemistry of high polymer systems. (Phys~kalische Chemie von hoehpolymeren Syste- men). (Hochpolymere; B~nd II). Von H. M a r k -

Brooklyn, N.Y. trod A. V. T o b o l s k y - P r i n c e t o n , N. Y. 506 S., zahlr. Abb. (New YoTk u. London 1950, Interscience Publ.). Preis: gem $ 6.50.

Das vorl~egende Buch ist die zweite, stark ver- mehrte Auflage der Ausgabe von 1940. Besonders erweifert si~nd hierbei 6ie Kapitel fiber .das the~-- modynamische and mech~nische VerhaRen der Hochpolym,eren.

Zun~ichst w erden an H~nd von Betrachtu,ngen fiber Eigenschaften der kleinen Molekfile die Be- ziehungen yon Ei~genschaften trod molekularer Struktu.r und die M6glichkeit ihrer wissenschaft- lichen Aufkl/irang geboten. Die Oese~ze der klei- Hen Molekfile werden dann auf die Makromole- kfi~e angewendet. ,Die Unterscheidung inner- und zwis~henmolekularer Kfiifte, die Hinzunalame von s ekund~iren Valenzen ffihren zur Erkl~irang der Grundph~inomen,e der Makrom.olekfile: Scl~melzen, Kristal~isation, L6slichkeit usw. Behandelt ist so- wohl der feste als der gel6ste Zusta~ad. Der Reak- tionskinetik sowie dem Abbau sind ebenfalls be- sondere Kapitel gewidmet.

Das Buch ist geeignet, dem Leser einen ersten Eindruck fiber die m6glichen gesetzm/iBigen Zu- sammenh~inge durch Anwendung tier Regeln der kl.einen Molekfile auf die Hochpolymeren ztt ver- mitteln. Vollkomlm, en konsequent erscheint jedoch dem Referenten die Durchffihrang r~ieht. Insbeson- dere ist ei~n relativ grol~er Tell des verffigbaren Platzes den kle~nen Molekfilen gew/dmet, w0bei die M6glichkeiten der Oberfragang auf die Hoch- polymeren dann zuweilen llur angedeutet stud. Beispi~ele hi erffir: Die Dipoltheorie und der Kerr- effekt (letzterer im Hi~nblick auf Hoehpolymere garnicht angewendet!).

Wenn so dem Kenner der Maferie alas Buch vielleicht weniger als .erwartet biete.f, so kann es ffir den mehr AuBenstehenden in semer Art doch eine vorzfigliche Einffihrung in den Problemkreis der physikalischen Chemie der Hochpolymeren darstellen.

F.H. Mfill'er (Marburg/L.)

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