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543.852.3 : 668.174.1 BESTIMMUNG DER FETTSAUREN IN COCOSFETTSEIFEN VON J. GROSSFELD. Die direkie Bestimmung der Fettsauren in Seifen folgt im allgemeinen einem von H e h n e r 1) angegebenen Verfahren zur Bestimmung der in Wasser unloslichen (nichtfliichtigen) Fettsauren. Dieses Verfahren liefert aber bei Cocosfettseifen vie1 zu niedrige Ergebnisse, weil im Laufe der Behandlung ein betrachtlicher Teil der Fettsauren verloren geht. Statt 94.2 % Fettsauren, wie sie im Cocosfett enthalten sind, findet man so nur etwa 90 "/o zuriick. Die Ursache dieser Fettsaurenverluste suchte man bisher in Verdampf- fungsverlusten beim Abdestillieren des zum Abtrennen der Fettsauren aus der angesauerten Seifenlosung verwendeten Fettlosungsmittels und vor allem beim anschliessenden Trocknen des Fettsaurenriickstandes. Um diese Verdampfungsverluste zu verhindern, hat man u.a. vorgeschlagen, die Ver- dampfungstemperatur nicht iiber 60" zu steigern (D a v i d s o h n) 2) oder die Fett&uren nicht als solche, sondern erst nach Uberfiihrung in KaIium- salze zu trocknen und zu wagen (S i m m i c h) s). Diese Methoden sind aber zunachst ziemlich umstbdlich und langwierig. Neuere eigene Versuche haben ergeben, dass die Verluste an Cocos- fettsauren im wesentlichen nicht durch Verdampfung verursacht sind. Wurden z.B. die Fettsauren aus 2 g Cocosfett in 25 cm3 Benzin vom Siedepunkt 60-70° gelost und die Losung abdestilliert, SO gingen nur etwa 0.2 % der Fettsauren, berechnet als Caprylsaure. in das Destillat; wurden nun die Fettsauren im Erlenmeyerkolben im Dampftrockenschrank bei etwa 100' 1 Stunde lang getrocknet, so betrug der Verlust nur 0.1 % mehr als bei Kakaobutterfettsauren, die nicht fliichtig sind. Daqit ist die bisherige Erklarung der Verluste als irrig anzusehen und die genannten, zur Verhinderung der Fett- saurenverluste vorgeschlagenen Massnahmen miissen als iiberflussig 1) He hner. Z. anal. Chem. 16, 145 (1877). 2, J. D a v i d s o h n , Chem. Umschau Fette, Ole, Wachse 37, 293 (1930). s) P. S i m m i c h, 2. Untersuch. Lebensm. 21, 38 (1911).

Bestimmung der Fettsäuren in Cocosfettseifen

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Page 1: Bestimmung der Fettsäuren in Cocosfettseifen

543.852.3 : 668.174.1

BESTIMMUNG DER FETTSAUREN IN COCOSFETTSEIFEN VON

J. GROSSFELD.

Die direkie Bestimmung der Fettsauren in Seifen folgt im allgemeinen einem von H e h n e r 1) angegebenen Verfahren zur Bestimmung der in Wasser unloslichen (nichtfliichtigen) Fettsauren. Dieses Verfahren liefert aber bei Cocosfettseifen vie1 zu niedrige Ergebnisse, weil im Laufe der Behandlung ein betrachtlicher Teil der Fettsauren verloren geht. Statt 94.2 % Fettsauren, wie sie im Cocosfett enthalten sind, findet man so nur etwa 90 "/o zuriick.

Die Ursache dieser Fettsaurenverluste suchte man bisher in Verdampf- fungsverlusten beim Abdestillieren des zum Abtrennen der Fettsauren aus der angesauerten Seifenlosung verwendeten Fettlosungsmittels und vor allem beim anschliessenden Trocknen des Fettsaurenriickstandes. Um diese Verdampfungsverluste zu verhindern, hat man u.a. vorgeschlagen, die Ver- dampfungstemperatur nicht iiber 60" zu steigern (D a v i d s o h n) 2) oder die Fett&uren nicht als solche, sondern erst nach Uberfiihrung in KaIium- salze zu trocknen und zu wagen (S i m m i c h) s). Diese Methoden sind aber zunachst ziemlich umstbdlich und langwierig.

Neuere eigene Versuche haben ergeben, dass die Verluste an Cocos- fettsauren im wesentlichen nicht durch Verdampfung verursacht sind.

Wurden z.B. die Fettsauren aus 2 g Cocosfett in 25 cm3 Benzin vom Siedepunkt 60-70° gelost und die Losung abdestilliert, SO

gingen nur etwa 0.2 % der Fettsauren, berechnet als Caprylsaure. in das Destillat; wurden nun die Fettsauren im Erlenmeyerkolben im Dampftrockenschrank bei etwa 100' 1 Stunde lang getrocknet, so betrug der Verlust nur 0.1 % mehr als bei Kakaobutterfettsauren, die nicht fliichtig sind. Daqit ist die bisherige Erklarung der Verluste als irrig anzusehen und die genannten, zur Verhinderung der Fett- saurenverluste vorgeschlagenen Massnahmen miissen als iiberflussig

1) H e h n e r . Z. anal. Chem. 16, 145 (1877). 2, J. D a v i d s o h n , Chem. Umschau Fette, Ole, Wachse 37, 293 (1930). s) P. S i m m i c h, 2. Untersuch. Lebensm. 21, 38 (1911).

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bezeichnet werden. Die wirkliche Ursache der Verluste kann nur darin gesucht werden, dass beim Ausschutteln der angesauerten Seifen- losung mit Ather oder Benzin ein Teil der Fettsauren in der wasserigen Schicht zuruckbleibt. In erhohtem Masse wird dies der Fall sein, wenn die Schicht noch Alkohol enthalt. Will man also die Fettsauren voll- standig gewinnen, so muss man die wasserige Schicht moglichst klein halten und ausserdem bei durch alkoholische Verseifung von Fetten erhaltenen Seifen etwa aus der Verseifung herruhrende Alkoholreste entfernen.

Diese Behandlung gelingt sehr bequem und einfach auf der Grund- lage des von mir angegebenen Verfahrens zur Fettbestimmung in Seifen 4 ) . Statt des dort angegebenen Trichlorathylens verwenden

A 25 ccm

wir aber heute vorteilhafter Benzin vom Siedepunkt 60-70° (S c h e r i n g - K a h 1 b a u m 0568), weil es im Licht bestandiger ist und sich wegen seiner niedrigeren Dichte fur unsere Versuchs- apparatur besser eignet. Zum Abmessen der Fettsaurenlosung bedienen wir uns namlich der sog. Druckpipettierung, wie sie in der neben- stehenden Abbildung erlautert ist: Die Fliissigkeit ist in einer Glas- flasche enthalten, verschlossen mit einem doppelt durchbohrten Gummistopfen. Durch die eine Bohrung geht eine 25 cm3-Vollpipette, deren Spitze etwa 10 mm oberhalb der wasserigen Schicht endet, durch die andere ein gebogenes Glasrohr, das ein Stuck Gummi- ______

4, Z. Untersuch. Lebensm. 18, 411 (1924).

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536 1. GTossfeid.

schlauch und ein Endstiickchen Glasrohr tragt. Blast man in dieses Glasrohr, so steigt die Fettdiurenlijsung in der Pipette hoch und iiberschreitet schlicsslich die obere Marke der Pipette. Nun nimmt man die mit dem Finger verschlossene Pipette mit Stop€en ab. lasst bis zur Marke zurucklaufen und dann in ein gewogenes Kolbchen ausfliessen.

Mit Hilfe dieser Vorrichtung kann nun die Fettsaurenbestimmung in Cocosfettseifen wie folgt ausgefiihrt wcrden:

5.000 g (oder eine kleinere Menge) der zu priifenden Seife 5) wird in einem Schuttelkolben von der abgebildeten Form aus Jenaer Glas mit Schliffverschluss mit 5 cm3 25 OJO-iger SaIzsaure ubergossen und im Wasserbad oder im Heizschrank mit aufgesetztem Glasstopfen erwarmt, bis die Fettsauren als Mare Schicht auf der Salzlosung schwimmen. Nun lasst man auf Zimmertemperatur erkalten und fiigt genau 50 cm3 des genannten Benzins hinzu. Darauf verschliesst man wieder und schuttelt von Zeit zu Zeit um, bis die Fettsauren gelost sind. Nun entnimmt man bei gleicher Temperatur, wie sie das ver- wendete Benrin hatte, durch die beschriebene Druckpipettierung 25 cm3 Fettlijsung, gibt diese in einen gewogenen 100 cm3 Erlenmeyer- kolben, destilliert das Bentin ab und trocknet 2 Stunden lang das liegende Kolbchen im Wasserdampftrockenschrank, l a s t erkalten und wagt die Fettsauren,

Fur die Berechnung ist zu beachten, dass die Fettsaurenlosung nicht mehr 50 cm3 betragt sondern sich um das Volumen der Fettsauren ver- mehrt hat. Daher benutzt man folgende Berechnungsformel

50 ad 2 5 d - a ’ x =

worin a die gewogene Menge Fettsauren, d die Dichte der Fettsauren (= 0.90) und x die gesuchte Menge Fettsauren bedeuten. Fur Reihenversuche empfiehlt es sich. die von mir berechneten Fett- tabellen 6) zu benutzen.

Eine Versuchsreihe von nach dieser Vorschrift ausgefiihrten Fett- saurebestimmungen in Cocosfettseifen, die aus Cocosfett mit 94.2 % Fettskuren (berechnet aus der Verseifungszahl f bereitet waren. hatten folgendes Ergebnis:

6, Eine dkoholische S e i f e n l b g wird zuvor zur Troekne gebracht. a) J. G r o s s f e 1 d. Anleitung zur Untersuchung der Lebensmittel, Berlin 1927,

S. 332 und 338. Die erste Tabelle bezieht sich auf 100 cm* TrichlorBthylcn. Bei Anwendung von 50 cm8 davon bzw. von Bcnzin miissen die Werte der Tabelle halbiert werden. Die zweite Tabelle gibt ftir eine Einwaage von 5 g und 50 a n s Benzin (bzw. 10 g und 100 cm*) direkt den Prozentgehalt an.

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9 Nr.

OIO 9 9

Einwaage an Cocos-Fettsluren

1-5

Wagungsriickstand Fettsluren gefunden

8.310 - 8.298 99.9

Einwaage an

€I

Art des L-sungsmittels Cocos-Fettslureo

4 3 !

WBgungs- Fettsluren gefunden ruckstand

g 9 010

0.234 0.506 0.957 1 A90 4.723

Ather Ather-Benzin ,-::::::

I 0.1151 1 0.232 1 99.0

102.6 99.8

0.2509 ! 0.508 1 100.3 I 0.4673 0.954 99.7 0.9040 1.884 99.7 2.1369 1 4.722 I 100.0

B e r 1 i n - C h a r 1 o t t e n b u r g, Preusische Landesanstalt fur Lebensmiftef-, Arzneimittel- und gerichtliche Chemie.

(Eingegangen am 10 Februat 1940).

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