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Christina Freund - Karl-Theodor-Str. 31 a 80803 München Tel.: 089 98106761 [email protected] 1 Beunruhigte Kinder. Hyperaktivität aus dem Blickwinkel von Familienstellen, Bindung und Trauma Ein Vortrag. Mein Wunsch und Ziel ist es, Ihnen die Unruhe der Kinder in ihrem Wesen und Ursa- chen darzustellen. Dabei ist es entscheidend, die kindlichen Verhaltensauffälligkeiten zunächst als Symptome einer noch verborgenen Problematik zu erkennen und als bestmögliche Bewältigungsversuche zu verstehen. Dann erst sind daraus mögliche Konsequenzen für Heilung und Therapie der Kinder zu ziehen. Symptome der Kinder Heilen Verstehen Erkennen als Ausdruck und Bewältigung von Angst und Ohnmacht. Abbildung 1 Der Schwerpunkt liegt daher auf der Stufe des Verstehens der Symptome von ADHS: Sie sind als Ausdruck und Bewältigungsversuch von Angst und Ohnmacht der Kinder zu verstehen. Was ist ADHS?

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Beunruhigte Kinder.

Hyperaktivität aus dem Blickwinkel von Familienstellen, Bindung und Trauma

Ein Vortrag.

Mein Wunsch und Ziel ist es, Ihnen die Unruhe der Kinder in ihrem Wesen und Ursa-

chen darzustellen. Dabei ist es entscheidend, die kindlichen Verhaltensauffälligkeiten

zunächst als Symptome einer noch verborgenen Problematik zu erkennen und als

bestmögliche Bewältigungsversuche zu verstehen.

Dann erst sind daraus mögliche Konsequenzen für Heilung und Therapie der Kinder

zu ziehen.

Symptome der Kinder

Heilen Verstehen Erkennen

als Ausdruck und Bewältigung von Angst und Ohnmacht.

Abbildung 1

Der Schwerpunkt liegt daher auf der Stufe des Verstehens der Symptome von

ADHS:

Sie sind als Ausdruck und Bewältigungsversuch von Angst und Ohnmacht der Kinder

zu verstehen.

Was ist ADHS?

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1. Die Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

Die Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist die häufigste Verhal-

tensstörung im Kindes – und Jugendalter. Der hyperaktive Zappelphilipp ist nicht nur

in beinahe jedem Klassenzimmer, sondern auch in der Öffentlichkeit präsent.

Die ständige körperliche und geistige Unruhe der Kinder ist für Eltern, Geschwister,

Lehrer und Mitschüler sehr anstrengend und nur schwer auszuhalten.

ADHS wird als Störungsbild in den klassischen Diagnosemanualen ICD 10 und DSM

IV aufgeführt:

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (DSM IV)

Hyperkinetische Störungen (ICD 10) Aufmerksamkeitsstörung – Hyperaktivität – Impulsivität

Unruhe

Abbildung 2

Die Symptome

Trotz unterschiedlicher Bezeichnungen stimmen die beiden Manuale in der Beschrei-

bung der Kernsymptomatik überein:

Hyperaktivität ist eine permanente motorische Bewegung insbesondere dann, wenn

Stille und Ruhe erforderlich wären.

Unaufmerksamkeit bezeichnet ein Verhalten, das von Unkonzentriertheit und Un-

aufmerksamkeit gegenüber momentan zu leistenden Aufgaben und Arbeiten geprägt

ist.

Impulsivität meint ein spontanes Ausagieren von Impulsen ohne Rücksicht auf so-

ziale Konventionen.

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Dabei gibt es unterschiedliche Typen, je nach Ausprägung der drei Kardinalsympto-

me, wie beispielsweise die Aufmerksamkeitsdefizitstörung ADS.

Die Ursache

Der momentane Stand der Wissenschaft, wie sie unter anderem von Manfred

Döpfner und Gerd Lehmkuhl vertreten wird, geht von einer genetischen Disposition

bei den betroffenen Kindern aus, die zu Veränderungen im Gehirn führt. Diese

bewirken eine Störung des Neurotransmitter-Systems. Dadurch ist ihre Fähigkeit,

sich zu regulieren und zu steuern, eingeschränkt.

Die Symptomatik kann durch Umweltfaktoren, wie das Familien - und Schulsystem

verstärkt oder vermindert werden.

Die Therapie

Entsprechend dem gängigen Erklärungsmodell kann die Therapie von ADHS immer

nur eine Symptombehandlung sein, da sich die Ursache – die genetische Disposition

– nicht heilen lässt.

Es gibt drei hauptsächliche Behandlungsformen, die auch miteinander kombiniert

werden können:

Die medikamentöse Therapie wirkt direkt auf das Neurotransmitter-System im

Gehirn ein.

Die Verhaltenstherapie versucht, die Steuerungsfähigkeit der Kinder zu stärken.

Die Psychotherapie befasst sich mit den Umweltfaktoren, wie Schule und Familie.

Allerdings finden die Kinder mit keiner dieser Therapieformen wirklich zu sich. Ihre

Seele bleibt unruhig.

Da eine Therapie immer nur so gut sein kann, wie das ihr zugrunde liegende

Erklärungsmodell, ist meiner Ansicht nach ADHS in ihrer Ursache noch nicht

gänzlich verstanden.

Was beunruhigt die Kinder so sehr?

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2. Ein Erklärungsansatz

Ich möchte zusammen mit Ihnen einen neuen Blick auf die unbändige Unruhe der

Kinder werfen.

Dabei stelle ich Ihnen einen Erklärungsansatz vor, der von Ergebnissen aus der

Analyse von Aufstellungen ausgeht.

Diese werden dann mit den theoretischen Erkenntnissen der Bindungstheorie von

John Bowlby, Karl Heinz Brisch, u.a. und der Mehrgenerationalen Psychotrauma-

tologie von Franz Ruppert verbunden.

Erklärungsansatz

Bindung Trauma Unruhe

Aufstellung

Abbildung 3

Aufstellungen, Bindung und Trauma sind derart grundlegende Themenkomplexe,

dass ich Ihnen nur einen kleinen Einblick schenken kann. Es wäre vermessen, diese

in einem Vortrag angemessen darstellen zu wollen.

Was sind Aufstellungen?

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3. Die Aufstellungen

Eine Aufstellung ist eine psychotherapeutische Methode, mit deren Hilfe Menschen

einen Blick auf ihre Seele, deren Zustand und Struktur werfen können.

Dabei zeigt sich, welche seelischen Prozesse in einem Menschen wirksam sind und

welche Faktoren sein Denken, Fühlen und Handeln bestimmen. Darüber hinaus sind

Aufstellungen ein wichtiges Instrument, um Symptome und Erkrankungen in ihrem

tatsächlichen Ursachen und Wirkungsbezügen zu erkennen und zu verstehen.

Aufstellungen

sind eine psychotherapeutische Methode zur Visualisierung von

seelischen Prozessen, Einflussfaktoren auf Denken, Fühlen, Handeln, Ursachen und Zusammenhängen von Symptomen und Krankheiten.

Die StellvertreterInnen spiegeln die seelische Wirklichkeit eines Menschen in seinem Bindungssystem wider.

Abbildung 4

Es gibt unterschiedliche Formen der Aufstellung, wie beispielsweise das klassische

Familienstellen, das Bert Hellinger entwickelt und bekannt machte. Im Unterschied

dazu entwickelt Franz Ruppert eine besondere Form, in der sich die Stellvertreter frei

ausdrücken können.

Dabei spiegeln sich seelische Prozesse und Wirklichkeiten der Menschen in ihren

jeweiligen Bindungssystemen wieder. Diese seelischen Realitäten sind oft über-

raschend und unterschiedlich zu dem, was sie rational erwarteten.

Was zeigt sich in den Aufstellungen?

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Die Analyse

Ich habe insgesamt zehn Aufstellungen aus zwei ADHS – Seminaren mit der

Videokamera aufgenommen, transkribiert und analysiert.

Meine Leitfragen waren dabei:

Was beunruhigt die Kinder so sehr?

Worauf ist ihre ganze Aufmerksamkeit gerichtet?

Wie können die Kinder zu ihrer inneren und äußeren Ruhe finden?

Die Antworten auf diese grundlegenden Fragen sind in meiner Diplomarbeit „ADHS,

Bindung und Trauma“ und in dem Artikel „Hyperaktivität und ADHS“ in der „Praxis

der Systemaufstellung“ zu finden.

Die Ergebnisse

Die Gene sind es nicht, welche die Unruhe der Kinder verursachen.

Die Kinder erreichen ihre Mutter emotional nicht.

Die Mütter sind mit sich beschäftigt; sie wissen gar nicht, dass sie überhaupt ein Kind

haben und betonen, selber noch Kind zu sein; sie können sich nicht bewegen, fühlen

nichts, sprechen nichts, ... .

Die Kinder werden immer unruhiger. Sie quengeln, zupfen an der Kleidung der Mut-

ter, reden und bewegen sich unaufhörlich, hören nicht auf, nach der Mutter zu su-

chen und zu rufen... .

Durch schlimme Erlebnisse der Mutter wird nicht nur ihre Seele verletzt, sondern

auch ihre Fähigkeit, sichere Bindungen einzugehen.

Die Mütter sind genauso verzweifelt wie ihre Kinder. Sie suchen bei ihren Müttern

vergeblich nach Schutz und Liebe. Dabei zeigen sich schlimme Erlebnisse, die Müt-

ter und/oder Großmütter erlebten.

Die Kinder sind völlig außer sich und versuchen, ihren Müttern zu helfen, so dass sie

die Mütter doch noch erreichen können. Sie wollen sie vor den schlimmen

Erlebnissen beschützen. Sie suchen vehement nach Lösungen und Heilung in ihren

Familiensystemen.

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Dadurch werden die Kinder existentiell beunruhigt. Ihre ständigen Bewegungen sind

lebenswichtige Bewältigungsversuche der Angst und Ohnmacht.

Die Kinder sind verzweifelt, weil sie weder ihre Mutter erreichen können, noch diese

retten können. Sie sinken erschöpft in sich zusammen und liegen regungslos am

Boden. Bis sie doch wieder Kraft finden und sich weiter bewegen. Es zeigt sich ein

andauernder Kreislauf von ständigen Bewegungen und völligen Erschöpfungszu-

ständen.

Ergebnisse

Die Kinder erreichen ihre Mutter emotional nicht. Durch traumatische Erlebnisse der Mutter wird nicht nur ihre Seele verletzt, sondern auch ihre Fähigkeit, sichere Bindungen einzugehen. Dadurch werden die Kinder existentiell beunruhigt. Ihre ständigen Bewegungen sind lebenswichtige Bewältigungsversuche der Angst und Ohnmacht.

Abbildung 5

Wie lassen sich diese Ergebnisse erklären?

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4. Die Bindungstheorie

Die Bindungstheorie des britischen Kinderpsychiaters John Bowlby und der kanadi-

schen Psychologin Mary Ainsworth liefert dazu erste wichtige Hinweise. Sie beschäf-

tigten sich mit dem Aufbau und den Veränderungen von Bindungen im Laufe des

Lebens. Dabei lag ihr Forschungsschwerpunkt auf der Mutter-Kind-Bindung.

Was ist eine Bindung?

Die Bindung

Ein Kind sucht und findet in der Bindung zu seiner Mutter immer dann Schutz, Trost

und Liebe, wenn es sich unwohl oder bedroht fühlt.

Dadurch wird das Überleben eines Kindes gewährleistet. Im Gegensatz zu

verschiedenen Tierarten ist der Mensch alleine nicht lebensfähig. Über seine Geburt

hinaus ist er auf die Mutter und später dann auch auf andere Menschen hin bezogen.

Diese Bindung an die Mutter (später auch an den Vater, die Geschwister und andere

Menschen) ist der nährende Boden für jegliche weitere Entwicklung eines Kindes.

Besonders wichtig ist die Bindung für die Entwicklung der Fähigkeit, Kontakte und

Beziehungen zu sich selber, zu anderen Menschen und zur Welt an sich einzugehen.

Bindung

Großeltern Geschwister

Freunde

PartnerInnen

Kinder

Kind Mutter und Vater

Abbildung 6

Die Bindung an die Mutter, die ein Mensch als Kind erfährt, ist zunächst das Muster

für alle weiteren Beziehungen, die er im Laufe seines Lebens eingeht. Dabei ist vor

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allem die Qualität dieser Bindung von entscheidender Bedeutung. Man kann sagen:

Die Bindung an die Mutter ist dem Menschen ein Vor-Bild, wie Beziehungen zu Men-

schen beschaffen sind und wie sie zu gestalten sind:

Finde ich in meinen Beziehungen Schutz, Trost und Geborgenheit?

Oder sind meine Beziehungen für mich einschränkend, unsicher und gefährlich?

Suche ich nach Beziehungen oder vermeide ich sie?

Diese Bindungsmuster aus der Kindheit sind daher weit über die ersten Lebensjahre

hinaus sehr einflussreich. Insbesondere für die Bindung zu eigenen Kindern sind sie

von entscheidender Bedeutung.

Wie findet Bindung statt?

Der Bindungsprozess

Der Prozess der Bindung besteht aus einem Wechselspiel zwischen einem Bin-

dungsverhalten des Kindes und dem entsprechenden Fürsorgeverhalten der Mutter.

Bindungsprozess Bedrohung Bindungsverhalten Feinfühligkeit

schreien weinen klammern nachlaufen

füttern trösten schmusen wiegen

Liebe Sicherheit

Abbildung 7

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Das Kind äußert ein Bedürfnis. Es schreit, weint, … .

Daraufhin wendet sich die Mutter dem Kind zu. Sie fühlt, ob es gerade schreit, weil

es Hunger hat, weil die Windeln voll sind oder weil es einfach schlecht gelaunt ist.

Diese Feinfühligkeit ist der Mutter angeboren. Mit dieser Fähigkeit versteht eine Mut-

ter das jeweilige kindliche Bedürfnis und kann es so rechtzeitig stillen.

Reagiert eine Mutter wiederholt und vorhersehbar mit Feinfühligkeit auf das Bin-

dungsverhalten ihres Kindes, so ist das Kind sicher gebunden.

Warum ist eine sichere Bindung so wichtig?

Die Selbstwirksamkeit und der Selbstwert

In einer sicheren Bindung gewinnt das Kind langsam Sicherheit und Gewissheit dar-

über, dass seine Bedürfnisse passend und rasch befriedigt werden. Es lernt dabei,

dass ein unangenehmer Zustand zeitlich begrenzt ist und es selber etwas dafür tun

kann, damit es ihm wieder gut geht. Das Kind weiß, dass es aktiv und wirksam für

sich selber sorgen und sich schützen kann. Und es weiß, dass ihm andere

Menschen dabei helfen.

„Ich fühle mich unwohl. Ich habe Hunger. Ich schreie. Mama kommt und füttert mich.

Ich habe keinen Hunger mehr. Es geht mir gut.“

Erlebt ein Kind dies immer wieder, kann sich in ihm eine innere Vorstellung oder ein

„inneres Bild“, wie es Gerald Hüther nennt, verfestigen. Die Macht dieser inneren Bil-

der besteht darin, dass sie ein Kind befähigen, für sich zu sorgen.

„Ich fühle mich unwohl, weil ich Hunger habe. Ich muss zu schreien beginnen, damit

Mama kommt, um mich zu füttern, damit es mir wieder gut geht.“

Insbesondere die inneren Bilder der Selbstwirksamkeit und des Selbstwertes sind

von großer Wichtigkeit für ein Kind.

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„Die Macht der inneren Bilder“ (Gerald Hüther) Ich weiß, dass ich mit

meinem Handeln meine Ich weiß, dass ich es wert

Wünsche und Ziele bin, dass ich und andere sich

erreichen kann. um mich kümmern.

Selbstwirksamkeit Selbstwert

Abbildung 8

Selbstwirksamkeit bedeutet, dass ein Kind um die Wirksamkeit seines Handelns

weiß. Es ist sicher, dass es damit eigene Ziele und Wünsche erreichen kann. Dies ist

vor allem in der Schule beim Lernen wichtig.

Selbstwert meint, dass, ein Kind um seinen Wert weiß. Das Kind ist es wert, dass

sich Menschen kümmern und helfen und, dass es für sich selber sorgt.

Was geschieht, wenn eine Bindung nicht sicher ist?

Die Bindungsstörung

Eine sichere Bindung zwischen Mutter und Kind ist leider nur der Idealfall.

Für ihr Gelingen ist die Feinfühligkeit der Mutter entscheidend. Doch ist diese höchst

störanfällig. Äußere und innere Einflussfaktoren, die bei der Mutter Stress auslösen,

können die Feinfühligkeit verringern oder verhindern. Dann kann eine Mutter die Be-

dürfnisse ihres Kindes nicht mehr richtig deuten. Sie versteht das Kind nicht mehr.

Die Bindung ist unsicher.

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Bindungsstörung Bindungsverhalten

missverstehen

bestrafen Wut über-,unterreagieren Angst ignorieren Verlassenheit

Abbildung 9

Ein Kind hat Hunger. Es beginnt zu quengeln und zu schreien. In einer unsicheren

Bindung könnte es zu folgenden Reaktionen der Mutter kommen:

Die Mutter erschrickt und beginnt hastig ihr Kind zu füttern. Dabei gibt sie ihm viel

mehr, als es eigentlich will. Sie hat Angst, dass sie ihr Kind nicht gut versorgt, dass

sie keine gute Mutter ist, dass es sterben könnte, … . Die Mutter reagiert zu viel.

Die Mutter gibt dem Kind verspätet eine von ihr zuvor bestimmte Menge an Nahrung.

Die Mutter hat Angst, dass sie das Kind zu sehr verwöhnen könnte, dass es ihr über

den Kopf wächst, dass es zu viel wollen könnte, dass es sie aussaugt, … . Die Mut-

ter reagiert zu wenig.

Die Mutter erschrickt. Sie ist hilflos, weil sie sich nicht weiß, warum das Kind schreit.

Sie wechselt ihm die Windeln. Das Kind schreit weiter und die Mutter ist noch verun-

sicherter. Die Mutter hat Angst, nie wirklich zu wissen, was das Kind braucht, es ein-

fach nicht zu verstehen. Die Mutter missversteht ihr Kind.

Die Mutter reagiert gar nicht auf das Schreien des Kindes und füttert es erst dann,

wenn es aufgehört hat. Die Mutter hat generell Angst vor allen Bedürfnisäußerungen

des Kindes. Die Mutter ignoriert das Kind.

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Die Mutter kann aufgrund ihrer Angst das Bedürfnis des Kindes nicht stillen. Das

Kind ist sich nicht sicher, ob und wann und wie die Mutter auf sein Bindungsverhalten

reagiert. Seine Bedürfnisse bleiben trotz aller Anstrengung unbefriedigt. Dazu kom-

men noch Gefühle von Angst, Wut und Verlassenheit, weil die Mutter nicht ent-

sprechend reagierte.

Man kann sagen: Die Not des Kindes verdoppelt sich. Und dies immer und immer

wieder.

Was beeinträchtigt ihre Feinfühligkeit?

Warum hat die Mutter Angst?

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5 Das Trauma

In den Aufstellungen zeigt sich, dass die eigenen Bindungsstörungen und traumati-

schen Lebenserfahrungen die Feinfühligkeit einer Mutter vermindern und verhindern.

Ein Trauma ist eine momentane oder andauernde oder sich wiederholende Situation,

die für den betroffenen Menschen objektiv und/oder subjektiv lebensgefährlich ist. Er

ist in der Situation absolut schutzlos und ohnmächtig. Dadurch wird er seelisch und

körperlich überfordert.

Unfälle, Kriege, Verluste, Vernachlässigungen, körperliche Misshandlungen und

sexuelle Gewalt sind Beispiele für traumatische Erlebnisse.

Trauma

- momentane / andauernde / sich wiederholende Situation der Existenz- gefährdung

- Gefühle von Ohnmacht und Todesangst

- körperliche und seelische Überforderung

- Überleben durch Spaltung

Abbildung 10

Ein Überleben ist nur durch den psychischen Mechanismus der Spaltung möglich.

Es gibt zwei unterschiedliche Arten der Spaltung:

Fragmentierung des traumatischen Ereignisses

Das Trauma wird im Gehirn in einzelne Fragmente gespalten. Es sind dies

einzelne zusammenhanglose Gefühle, Gedanken, Sinneseindrücke, körper-

liche Empfindungen, u.ä.. Diese Fragmente werden im Gehirn zersplittert ge-

speichert. Dadurch verlieren sie jeglichen Bezug zueinander. Das Trauma ist

nicht mehr als ein ganzes Erlebnis erinnerbar. Die Fragmente tauchen immer

nur kurz wie Blitze als flash-backs im Bewusstsein auf, ohne dass der Mensch

sie einem Ereignis zuordnen könnte.

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So ist ein Weiterleben ohne Bewusstsein über die schrecklichen Erlebnisse

möglich.

Spaltung 1 Fragmentierung des traumatischen Ereignisses Sinneseindrücke Gedanken Trauma Gefühle körperliche Empfindungen

Abbildung 11

Spaltung der menschlichen Seele

Die menschliche Seele spaltet sich in unterschiedliche Persönlichkeitsanteile.

Die traumatisierten Anteile

Sie haben das Trauma erlebt. Sie stecken noch inmitten des Schreckens. Für

sie ist das Trauma Gegenwart und Dauerzustand. Ihre Entwicklung ist mit dem

Trauma abgebrochen. Sie sind immer noch Ungeborenes, Säugling oder

Kleinkind, … .

Die Überlebensanteile

Sie sichern das Überleben des Menschen, indem sie verhindern, dass das

Trauma in das Bewusstsein des Menschen kommt. Deswegen vermeiden sie

alles, was nur im Geringsten daran erinnern könnte. Insbesondere vermeiden

sie Gefühle. Die Überlebensanteile verdrängen, kontrollieren, kompensieren,

betäuben und vermeiden. Je schlimmer das Trauma war, desto mächtiger und

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stabiler sind sie. Dadurch ermöglichen sie das Überleben, verhindern jedoch

ein emotional erfülltes Leben. Es sind diese Anteile, die in einer Therapie, vor

allem in einer Traumatherapie, oft vehement Widerstand leisten.

Die gesunden Anteile

Sie sind der Kern des Menschen, der vom Trauma unberührt ist. Es gibt sie in

jedem Menschen, was auch immer er Schreckliches erlebte. Sie sind klein,

verkümmert und ganz vom Trauma verdeckt. Sie emotional wiederzufinden

und zu stärken, ist die Voraussetzung für Heilung.

Spaltung 2 traumatisierte Anteile Überlebensanteile

gesunde Anteile

Spaltung in einzelne Persönlichkeitsanteile

Abbildung 12

Der Mensch weiß oft ebenso wenig von seinen Anteilen, wie diese von einan-

der wissen.

Mit Hilfe von Aufstellungen können Menschen erkennen, welche Anteile in ih-

nen sind. Sie können emotional in Kontakt mit ihnen treten und sie als zu sich

gehörig fühlen.

Traumatische Erlebnisse verletzen den Menschen nicht nur in seiner seelischen Inte-

grität, sondern vor allem auch in seiner Bindungsfähigkeit.

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Indem er von seinen Gefühlen wie abgeschnitten ist, kann er nicht mehr feinfühlig auf

die Bindungsbedürfnisse seiner Kinder und seiner Partner zu reagieren. Die Gefühle

sind fast ausschließlich an das Trauma gebunden.

Deswegen vermeiden Mütter Gefühle und deswegen können die Kinder ihre Mütter

nicht erreichen.

Sie sind unsicher gebunden.

Wie wirkt sich diese Bindungsstörung auf die Kinder aus?

Das Bindungstrauma

Ohne Kontakt zu den eigenen Gefühlen kann eine Mutter die Bedürfnisse eines

Kindes nach Schutz, Trost und Wärme nicht ausreichend erfüllen. Die seelische und

körperliche Not des Kindes bleibt bestehen.

Die symbiotische Verstrickung

Das Kind intensiviert sein Bindungsverhalten, um die Mutter doch noch zu erreichen.

Diese bedingungslose Suche nach emotionaler Nähe in den mütterlichen Gefühlen

ist überlebenswichtig. Das Kind muss solange suchen, bis es Gefühle der Mutter fin-

det. Und es findet sie im Trauma der Mutter.

Daran bindet sich das Kind.

War das Trauma für die Mutter schon lebensbedrohlich, so ist es das für das Kind

noch viel mehr. Auch das Kind muss das Trauma abspalten, um zu überleben. Dabei

übernimmt das Kind nicht nur das Trauma und die entsprechenden Gefühle, sondern

auch die Spaltung der Mutter.

Es ist symbiotisch verstrickt mit der Mutter.

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Bindungstrauma

Symbiotische Verstrickung Scham Spaltung

Angst

Schuld

Trauer

Wut

Die Bindung selbst ist für ein Kind traumatisierend.

Abbildung 13

In dieser Verstrickung überschreiten Kinder Grenzen der eigenen Person und Identi-

tät. Sie binden sich an Anteile ihrer Vorfahren, an denen auch ihre Mütter gebunden

sind. Dabei fühlen sie diese übernommenen Gefühle als wären es eigene Gefühle.

Als hätten sie selber das Trauma erlebt.

Dadurch verlieren sie jegliche Identität und Orientierung.

Wer bin ich? Welche Gefühle gehören zu mir?

Wer ist meine Mutter? Meine Oma? Meine Uroma?

So ist die Bindung an sich für das Kind traumatisch.

Die seelische Not in der emotionalen Abwesenheit der Mutter ist derart groß, dass

die Kinder sich an die traumatischen Gefühle der Mutter binden. Dadurch werden sie

selber traumatisiert. Das Kind erleidet ein Bindungstrauma.

Wie versuchen die Kinder dieses Bindungstrauma zu bewältigen?

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6 Die Überlebensstrategien der Kinder

Die Überaufmerksamkeit und Hyperaktivität

Ein Kind versucht die Bindungsunsicherheit und das Bindungstrauma auf seine ihm

bestmögliche Art und Weise zu bewältigen.

In den Aufstellungen zeigen sich immer wieder die Symptome von ADHS als Über-

lebensstrategien. Mit ihnen versucht das Kind, die drohende Resignation zu verhin-

dern. Man kann sagen: Hyperaktivität ist die Kehrseite der Depression angesichts

der kindlichen Angst und Ohnmacht.

Bewältigungsversuche

Überaufmerksamkeit

Fokussierung auf die Mutter

körperliche und geistige Hyperaktivität

Suche nach der Mutter und Abbau des körperlichen Erregungszustandes

Impulsivität

Wut als Ausdruck tiefster Verzweiflung

Abbildung 14

Die Überaufmerksamkeit

Ein Kind versucht mit aller Kraft und Verzweiflung die Mutter und ihre Gefühle

zu erreichen. Doch dazu muss es wissen, wo die Mutter sich emotional be-

findet. Hochkonzentriert verfolgt es jede ihrer emotionalen Bewegungen. Die

Gefühle der Mutter sind für das Kind ein überlebenswichtiger Orientierungs-

punkt. Auf sie ist das Kind ausschließlich fokussiert. Es verwundert daher

nicht, dass (zu) wenig Aufmerksamkeit zum Beispiel für die Schule und andere

nicht primär überlebenswichtige Dinge übrig bleibt. Das Kind erscheint unkon-

zentriert.

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Das Symptom der Aufmerksamkeitsstörung ist daher mehr ein zu viel als zu

wenig an Aufmerksamkeit.

Die körperliche und geistige Hyperaktivität

In den unaufhörlichen Bewegungen zeigt sich die Angst und Ohnmacht des

Kindes.

Grundlegend ist die Hyperaktivität ein Ausdruck dieser andauernden Suchbe-

wegungen der Kinder.

Darüber hinaus ist sie ein Versuch, den ständig erhöhten Erregungszustand

der Kinder zu regulieren. Die emotionale Abwesenheit der Mutter ist für ein

Kind derart bedrohlich, dass ein physiologisches Notfallprogramm gestartet

wird. Dabei wird der Körper in Hochspannung versetzt, damit das Kind um

sein Überleben kämpfen kann. Da jedoch bei einem Bindungstrauma die Situ-

ation gleich bleibend bedrohlich ist, bleibt das Kind diesem Dauerstress aus-

gesetzt. Diese wird durch die Bindung an das Trauma noch zusätzlich ge-

steigert.

Die Hyperaktivität ermöglicht, diese andauernde Hochspannung soweit abzu-

bauen, dass das Überleben gesichert ist.

Die Impulsivität

In ihren impulsiven Äußerungen zeigt sich die Wut der Kinder, von ihrer Mutter

nicht wirklich gesehen zu werden. Hinter dieser Wut liegt eine tiefe Verzweif-

lung und Ohnmacht der Kinder.

Wie finden Kinder zur Ruhe?

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7 Die Heilung

Die Kinder finden dann Beruhigung, wenn Eltern Verantwortung für sich selbst und

ihr Leben übernehmen. Dies beinhaltet die Bereitschaft, eigene seelische Verletzun-

gen erkennen, verstehen und heilen zu wollen.

In diesem Prozess können sich Mutter und Vater jetzt als erwachsene Menschen aus

ihren symbiotischen Verstrickungen mit ihren Eltern lösen. Dadurch werden sie für

ihre Kinder sichtbar und greifbar. Dann können Kinder in der Bindung zu ihnen

Schutz, Trost und Liebe finden.

Kinder können sich nicht vor symbiotischen Verstrickungen schützen und sich auch

nicht daraus lösen. Das ist Aufgabe der erwachsenen Eltern. Dieser intensive Pro-

zess der Lösung setzt eine therapeutische Begleitung in einem geschützten Raum

voraus.

Heilung

Kinder finden dann zu ihrer inneren und äußeren Ruhe, wenn Eltern ihre

eigenen seelischen Verletzungen

Heilen. Verstehen Erkennen

Abbildung 15

Meiner Ansicht nach ist eine Aufstellung dazu sehr gut geeignet. Sie ist eine Metho-

de der Klarheit. Sie offenbart die unterschiedlichen Anteile der Menschen mit ihren

tatsächlichen Bedürfnissen.

Dadurch zeigen sich symbiotischen Verstrickungen, in denen Menschen gefangen

sind. Zugleich öffnen sich ihnen Wege, um sich daraus befreien zu können.