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1 Bewusstseins Bewusstseins Bewusstseins Bewusstseins- Philosophie Philosophie Philosophie Philosophie … ein … ein … ein … ein aphoristischer aphoristischer aphoristischer aphoristischer Zugang Zugang Zugang Zugang PD Dr. Dr. Renate Huber Guten Guten Guten Guten Morgen Morgen Morgen Morgen, liebes liebes liebes liebes Schwarzwald Schwarzwald Schwarzwald Schwarzwald-Team Team Team Team! Viel Spaß Viel Spaß Viel Spaß Viel Spaß beim beim beim beim vag vag vag vagabund abund abund abundieren ieren ieren ierenden Philosophieren den Philosophieren den Philosophieren den Philosophieren!

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BewusstseinsBewusstseinsBewusstseinsBewusstseins---- PhilosophiePhilosophiePhilosophiePhilosophie

… ein … ein … ein … ein aphoristischer aphoristischer aphoristischer aphoristischer ZugangZugangZugangZugang PD Dr. Dr. Renate Huber

Guten Guten Guten Guten MorgenMorgenMorgenMorgen,,,,

liebesliebesliebesliebes Schwarzwald Schwarzwald Schwarzwald Schwarzwald----TeamTeamTeamTeam!!!!

Viel SpaßViel SpaßViel SpaßViel Spaß

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Elemente

1. zwei Sketche zum Thema „Bewusstsein“ als Vorbereitung

2. Philo-Kino zu den Sketchen

3. Skript zur Sommer-Akademie 2012

4. Reflexionsbericht: Ertrag der philosophischen Reflexion

5. Bildergalerie

Programm

1. zwei-wöchige peripatetische Schule im Schwarzwald

♣♣♣♣ Vorbereitung des Tages-Aphorismus (9 bis 12 Uhr) ♣♣♣♣ Philosophieren beim Wandern (14 bis 17.30 Uhr) ♣♣♣♣ Präsentation & Reflexion (20 bis 22 Uhr und länger)

2. Lehrformat

♣♣♣♣ problem-orientiert ♣♣♣♣ forschungs-orientiert ♣♣♣♣ aphoristisch

���� „Gedankenschnipsel-Philosophie“

3. Lernziel

♣♣♣♣ vertieftes Problembewusstsein entwickeln ♣♣♣♣ ungewöhnliche Denkwege erkunden ♣♣♣♣ vagabundierendes Philosophieren ausprobieren

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Spielregeln

���� Gruppe wird eingeteilt in zwei Basis-Teams mit je drei Personen

���� Basis-Team 1: Oliver, Victoria, Tarik ���� Basis-Team 2: Jens, Christian, Marscha

���� täglich wird in jedem Basis-Team ein Team-Sprecher bestimmt, der Team-Sprecher repräsentiert dann das Basis-Team

���� Möglichkeiten für Flex-Teams durch Partner-Tausch, festgelegt für den jeweiligen Tag

���� jeden Tag gibt es einen Tages-Aphorismus, er wird zu Beginn in einer Vorlesung von RH vorgestellt

���� jeder Aphorismus steckt den thematischen Rahmen ab, es gibt zu jedem Aphorismus indoor- & outdoor-Aufgaben

���� jedes Flex-Team wählt aus dem Aufgaben-Angebot aus, falls mehrere Aufgaben zur Auswahl stehen, gilt: es müssen nicht alle Aufgaben-Angebote bearbeitet werden, aber mindestens eine indoor-Aufgabe und eine outdoor-Aufgabe

���� jedes Flex-Team bearbeitet die gewählten Aufgaben-Angebote

���� indoor-Aufgaben im Seminarraum bearbeiten ���� outdoor-Aufgaben für die Wanderung vorbereiten

���� jedes Flex-Team bearbeitet die outdoor-Aufgaben beim vagabundierenden Philosophieren

���� Ertrag sammeln & ordnen, kurze Vorbereitung der Präsentation

���� Präsentation der Ergebnisse durch die jeweiligen Team-Sprecher, anschließende Diskussion

���� Reflexion ungelöster Fragen (was … & warum …)

… falls denn welche bleiben!

☺☺☺☺

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Roby … eine Roboter-

maus …

Mausi … eine

Fledermaus…

Philo … ein Mensch …

Mr. Spy … ein Außer-irdischer …

Pauline … ein Oktopus …

Spooky … ein

philosophischer Zombie …

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Aphorismen-Farbenspiel

1111 Methoden-Vorschlag 1: der inferentielle Zusammenhang

♣♣♣♣ Argumentationen

F? Frage

DO Denk-Optionen

PC Prämissen, Konklusion

B! Bewertung

2222 Methoden-Vorschlag 2: die Perspektivenübernahme

♣♣♣♣ fiktive Streitgespräche

���� Tiere

���� Menschen

���� Außerirdische

���� Roboter

���� Zombies

F?: Was wollen wir fragen?

Mausi

Roby

Philo

Spooky

Mr. Spy

Pauline

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3333 Aufgaben-Angebote

���� indoor-Aufgaben

diese Aufgaben dienen

hauptsächlich dazu, den

Vorlesungsstoff vertiefend

zu reflektieren

���� outdoor-Aufgaben

diese Aufgaben sollen ungewöhnliche Denk-Optionen durch skurrile Gedankenexperimente & fiktive Streitgespräche eröffnen

Aufgabe Aph x.y Indoor-Aufgabe Nr. y zu Aph x

Aufgabe Aph x.y Outdoor-Aufgabe Nr. y zu Aph x

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Literatur

���� Beckermann A. 2001; Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes

���� Beckermann A. 2008; Das Leib-Seele-Problem

���� Bieri P. 1993; Analytische Philosophie des Geistes

���� Brüntrop G. 2008; Das Leib-Seele-Problem

���� Ferber R. 2003; Philosophische Grundbegriffe 2

���� Kim J. 1998; Philosophie des Geistes

���� Metzinger Th. 2006, 2009; Grundkurs Philosophie des Geistes 1 Phänomenales Bewusstsein

���� Metzinger Th. 2007; Grundkurs Philosophie des Geistes 2 Das Leib-Seele-Problem

���� Metzinger Th. 2010; Grundkurs Philosophie des Geistes 3 Intentionalität und mentale Repräsentation

���� Münch D. 2000; Kognitionswissenschaft

���� Newen A. 2005; Analytische Philosophie

���� Pauen M. / Stephan A. 2002; Phänomenales Bewußtsein – Rückkehr zur Identitätstheorie?

���� Pauen M. 2007; Was ist der Mensch? Die Entdeckung der Natur des Geistes

���� Perler D. / Wild M. 2005; Der Geist der Tiere

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���� Ravenscroft I. 2008; Philosophie des Geistes

���� Schröder J. 2004; Einführung in die Philosophie des Geistes

���� Spät P. 2008; Zur Zukunft der Philosophie des Geistes

���� Sturma D. 2005; Philosophie des Geistes

���� Teichert D. 2006; Einführung in die Philosophie des Geistes

���� Urchs M. 2002; Maschine – Körper – Geist

���� Walter S. 2006; Mentale Verursachung

video-clips

���� Metzinger Th. 2007 / 2008 Philosophie des Bewusstseins 1 – 15

���� youtube: „Krähe fährt Schlitten“ oder „Snowboard K rähe“

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Inhalt

1. Woche

Aph 1 das Zombie-Problem … – Was kann ein Nicht-Zombie, was ein Zombie nicht kann? – 13 – 24

Aph 2 das psycho-physische Problem I … – der Behaviorismus & die Identitätstheorie – 25 – 36

Aph 3 das psycho-physische Problem II … – die Maschinen-Funktionalismus-Theorie – 37 – 50

Aph 4 das phänomenale Bewusstsein I … – phänomenologische & epistemologische Aspekte – 51 – 62

Aph 5 das phänomenale Bewusstsein II … – wissenschaftstheoretische & modallogische Aspekte – 63 – 74

2. Woche

Aph 6 das intentionale Bewusstsein I … – Begriff „propositionale Einstellungen“ & die intentionalen Erklärungsstrategien – 75 – 88

Aph 7 das intentionale Bewusstsein II … – Begriff „mentale Repräsentationen“ & die Sprache des Geistes – 89 – 100

Aph 8 das Problem der mentalen Verursachung I … – die Aufwärts-Kausalität & Abwärts-Kausalität – 101 – 112

Aph 9 das Problem der mentalen Verursachung II … – eine Wahl zwischen Skylla & Charybdis? – 113 – 124

Aph 10 die kognitive Geschlossenheit … – die Frage nach den Erkenntnisgrenzen – 125 – 131

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Erkenntnisziel 1

1. Woche

In der Philosophie des Geistes sind

Gedankenexperimente wertvolle Hilfsmittel, weil sie versteckte Intuitionen offen legen und es erlauben, bestimmte begriff-liche Hintergrundannahmen deutlicher hervortreten zu lassen, um sie

dann systematisch zu variieren. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 252)

Wieso verstehe ich

eigentlich das Bewusstsein

nicht?

Was genau verstehst Du am

Bewusstsein nicht?

Wenn Du das Bewusstsein gar nicht verstehst, woher weißt Du dann, dass Du kein philosophischer Zombie

bist?

Ich verstehe nicht, warum Du

ein philo-sophischer

Zombie bist und ich nicht

… gute Frage! Da werde ich wohl mal

genauer darüber nachdenken müssen …

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Erkenntnisziel 2

2. Woche

Kannst Du mir sagen, warum ich das Bewusstsein nicht verstehe?

Du verstehst das Bewusstsein deshalb nicht, weil Du nur über zwei kognitive

Fähigkeiten verfügst

… und welche zwei kognitive

Fähigkeiten sind das?

Wahrnehmung &

Introspektion

… und warum genügt das

nicht, um das Bewusstsein zu

verstehen? … gute Frage! das kann ich

Dir erklären …

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Basis-Schema: „Bewusstsein“

���� Qualia

���� intentionale Zustände

���� mentale Verursachung

Blickrichtung

���� Differenzthese

���� Wechselwirkungsthese

���� Geschlossenheitsthese

Input Output sensorisch motorisch V

ϕϕϕϕ1 ϕϕϕϕ2

ψψψψ1 ψψψψ2

Verhaltens-ebene: direkt beobachtbar

neuronale Ebene: im Neuro-scanner beobachtbar

mentale Ebene: partiell durch Intro-spektion zugänglich

Intro-spektion

Wahr-nehmung

R1 R2

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Montag, den 30. Juli

Aph 1 das Zombie-Problem … – Was kann ein Nicht-Zombie, was ein Zombie nicht kann? –

1111 Aufgabe der Philosophie des Geistes

Die Gegenstände der Philosophie des Geistes sind nicht geistige Zustände. Die Philosophie des Geistes untersucht die Begriffe, mit denen wir solche Zustände genauer zu erfassen versuchen, und die logische Struktur von Theorien, die dieses besondere Zielphänomen erklären wollen ... (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 13)

2222 drei Problemfelder der Philosophie des Geistes

… kann man sagen, dass es in der Philosophie des Geistes heute drei theoretische Grundprobleme gibt. Diese sind das Thema Phänomenales Bewusstsein, das Leib-Seele-Problem und die Frage nach der Intentionalität des Mentalen. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 16)

Grundprobleme der Philosophie des Geistes

���� phänomenales Bewusstsein

���� intentionales Bewusstsein

���� mentale Verursachung

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Mit welchen adäquaten Begriffen können wir mentale Zustände beschreiben? ♣♣♣♣ … Mit welchen logisch konsistenten Theorien können wir Bewusstseinsphänomene erklären?

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3333 Ausgangspunkt: alltagssprachlicher Dualismus

Wir unterscheiden zwischen mentalen Zuständen ψψψψ & physischen Zuständen ϕϕϕϕ

4444 drei intuitive Thesen & das logische Problem von Bieri

(1) Differenzthese / Dualismusthese: mentale Zustände ψψψψ sind keine physischen Zustände ϕϕϕϕ

Begründung: mentale Zustände ψψψψ können Eigenschaften haben, die physische Zustände ϕϕϕϕ prinzipiell nicht haben ♣♣♣♣ Intentionalität: Zustände sind gerichtet ♣♣♣♣ subjektive Innen-Perspektive: Zustände werden erlebt

(2) Wechselwirkungsthese: mentale Zustände ψψψψ und physische Zustände ϕϕϕϕ sind wechselseitig kausal wirksam

Begründung: mentale Zustände ψψψψ wirken auf physische Zustände ϕϕϕϕ Bsp.: Wünsche haben & dann verwirklichen physische Zustände ϕϕϕϕ wirken auf mentale Zustände ψψψψ Bsp: Alkohol trinken & dann beschwipst sein

Beispiele: ♣♣♣♣ denken ♣♣♣♣ wünschen ♣♣♣♣ fühlen ♣♣♣♣ empfinden ♣♣♣♣ erleben

Beispiele: ♣♣♣♣ Größe ♣♣♣♣ Haarfarbe ♣♣♣♣ Augenfarbe ♣♣♣♣ Nasenlänge ♣♣♣♣ Bauchumfang

Begriff: „physische Zustände“

Begriff: „mentale Zustände“

ϕϕϕϕ ψψψψ

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(3) Geschlossenheitsthese: der Bereich der physischen Phänomene ϕϕϕϕ ist kausal geschlossen

Begründung: Ursachenketten führen nie aus dem physischen Bereich hinaus ���� logisch: Allsatz

Bieri-Trilemma: Inkonsistenz der drei Thesen

���� Differenz- these

���� Wechselwirkungs- these

���� Geschlossenheits- these

verschiedene Lesarten der Geschlossenheitsthese

Schwache Geschlossenheit: Jedes physikalische Ereignis mit einer hinreichenden Ursache hat eine hinreichende physikalische Ursache … Starke Geschlossenheit: Jedes physikalische Ereignis mit einer hinreichenden Ursache hat ausschließlich eine hinreichende physikalische Ursache … Absolute Geschlossenheit: Jedes physikalische Ereignis mit einer hinreichenden Ursache hat eine hinreichende physikalische Ursache, und keine physikalische Ursache hat eine nicht-physikalische Wirkung. (Walter 2006, S. 226f)

Geschlossenheitsthese

ϕϕϕϕ1 ϕϕϕϕ2

schwach geschlossen stark geschlossen absolut geschlossen

ψψψψ1 ψψψψ2

ϕϕϕϕ1 ϕϕϕϕ2

ψψψψ1 ψψψψ2

ϕϕϕϕ1 ϕϕϕϕ2

ψψψψ1 ψψψψ2

ϕϕϕϕ1 ϕϕϕϕ2

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Welche These sollen wir aufgeben? ♣♣♣♣ … Welche Konsequenzen hat unsere Wahl?

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5555 ontologische Klassifizierung mentaler Entitäten ���� Existenz- & Essenzfragen

Welche Arten von Entitäten sind mentale Entitäten überhaupt? Was sind ihre Eigenschaften und in welchem Sinne kann man von ihnen sagen, dass sie existieren? (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 18)

���� ontologische Entitäten? ♣♣♣♣ … Substanz? ♣♣♣♣ … Eigenschaft? ♣♣♣♣ … Ereignis? ♣♣♣♣ … ???

���� ontologische Abhängigkeit von physischen Entitäten? ♣♣♣♣ … identisch mit ϕϕϕϕ? ♣♣♣♣ … realisiert durch ϕϕϕϕ? ♣♣♣♣ … superveniert über ϕϕϕϕ? ♣♣♣♣ … ???

���� theoretische Reduktion auf physische Entitäten? ♣♣♣♣ … ψψψψ-ϕϕϕϕ Brückengesetze? ♣♣♣♣ … ψψψψ-ϕϕϕϕ Brückenprinzipien? ♣♣♣♣ … ψψψψ-ϕϕϕϕ Ereignis-Korrelationen?

♣♣♣♣ es gibt mentale Entitäten

♣♣♣♣ es gibt keine mentalen Entitäten

♣♣♣♣ mentale Entitäten sind unabhängig

♣♣♣♣ mentale Entitäten sind abhängig

Antwort-Option vier Möglichkeiten

♣♣♣♣ nicht vollständig reduzierbar

♣♣♣♣ faktisch vollständig reduzierbar

Kernfrage Was gibt es?

����

����

����

����, ����, ����, …?

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6666 Was ist ein philosophischer Zombie?

ein philosophischer Zombie ist …

… ein Double, das sich exakt genau so bewegt wie wir selbst, das dieselben Gedanken hat und das dieselben sprachlichen Äußerungen produziert … welcher sich nur durch die Tatsache vom Original unterscheidet, dass er keinerlei phänomenale Erlebnisse hat. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 117)

Was genau ist eigentlich ein philosophischer Zombie?

���� Verhaltens- Ebene

���� Sprachliche Ebene

���� Intentionale Ebene

Erlebens- Ebene

���� ���� ���� ---

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Woher wissen Sie, dass Sie kein philosophischer Zombie sind?

Folgefrage: ���� … Woher wusste die Mama, dass ihr Kind kein philosophischer Zombie ist? ���� … Hat die Mama das Problem des Fremdpsychischen geknackt?

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … die Mama hat gesagt: „Kind, Du bist kein philosophischer Zombie!“

Hurra, ich bin ein Zombie!

… ich habe nie Zahnschmerzen

… leider weiß ich aber auch nicht, wie Eis

schmeckt

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7777 Wittgensteins Käfer-Argument

293 … Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir „Käfer“ nennen. Niemand kann je in die Schachtel des Andern schauen; und Jeder sagt, er wisse nur vom Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist. – Da könnte es ja sein, daß Jeder ein anderes Ding in seiner Schachtel hätte. Ja, man könnte sich vorstellen, daß sich ein solches Ding fortwährend veränderte … Das Ding in der Schachtel gehört überhaupt nicht zum Sprachspiel; auch nicht einmal als ein Etwas: denn die Schachtel könnte auch leer sein. (Wittgenstein, Philo. Untersuchungen 1953)

8888 Pargetter-Problem

die Mama argumentiert …

♣♣♣♣ „… ich selbst bin kein philosophischer Zombie, weil ich einen unmittelbaren Zugang zu meinem Erleben habe …“

♣♣♣♣ „… mein Kind ist auch kein philosophischer Zombie, weil …“

… das Problem des Fremdpsychischen. Die problematische Überzeugung, dass ein anderes Individuum das Subjekt bestimmter mentaler Zustände ist, wird weder deduktiv aus seinem Verhalten geschlossen, noch ist sie ein induktiver Analogieschluss auf der prekären Basis unseres eigenen Einzelfalles. (Churchland, in: Metzinger 2, S. 191)

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Dürfen wir von einem einzigen Fall (uns selbst) auf einen weiteren einzelnen Fall (das Kind) und dann auf den allge-meinen Fall (alle Menschen) schließen?

Mamas Analogie-Argument

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9999 Kritik an der Alltagspsychologie AP

Wenn ich mich entscheide, meinen Arm zu heben, ist die Auslösung der körperlichen Bewegung durch meinen Willensakt wirklich etwas, das ich in mir selbst beobachten kann, oder rede ich einfach nur so, aus purer Gewohnheit? Was meinen wir eigentlich, wenn wir von „unserem“ Selbst sprechen – gibt es jemandem, dem es gehört? Bei genauerem Hinsehen weist die Alltagspsychologie eine große Zahl von Ungereimtheiten auf, und die enormen Fortschritte in der Hirn-forschung, der empirischen Psychologie und der modernen Kognitionswissenschaft haben diese deutlich zu Tage treten lassen. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 14)

… dass die Alltagspsychologie eine radikal inadäquate Theorie unserer inneren Aktivitäten ist, die zu verworren und mit zu vielen Mängeln behaftet ist … (Churchland, in: Metzinger 2, S. 195)

���� eliminativer Materialismus EM

Eliminativer Materialismus ist die These, dass wir unsere heutige Bezugnahme auf mentale Phänomene als eine alte Common-sense-Theorie über Verhalten verstehen können, die durch eine zukünftige, ideale Verhaltenstheorie abgelöst werden könnte, in der nur von neurophysiologischen Phänomenen die Rede wäre. An Stelle von Schmerzen, Angst, Gedanken, Erinnerungen und Träumen würden nur noch Gehirnphänomene wie beispielsweise Schwankungen im Aktions-

Argument von Paul Churchland 1981: ���� Die AP ist häufig begrifflich inkohärent, empirisch unplausibel und erzielt keinen Erkenntnisfortschritt. ���� Die Zuschreibung mentalistischer Be- griffe unterliegt dem historischen Wandel. ���� Die AP ist eine inadäquate Theorie, die unbedingt durch eine konsistente neurowissenschaftliche Theorie ersetzt werden sollte.

Beispiel: ♣♣♣♣ … Pest galt als Werk von Hexen ♣♣♣♣ … epileptischer Anfall galt als Besessenheit von Dämonen ♣♣♣♣ … Nahtod-erlebnis galt als „Blick ins Jenseits“

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potential und Veränderungen in bestimmten Synapsen postuliert … „Was die Leute X’s nannten, ist nichts anderes als Y’s“ … Mentale Phänomene sind altmodische theoretische Entitäten. (Bieri 1993, S. 45)

Seltsam! – Wenn die EM-Theorie

stimmt, dann fühlt Mausi

keine Schmerzen

Lustig! – Dann ist Mausi also ein Schmerz-

Zombie

Nein! Ich habe Schmerzen! – Ich nenne es nur anders

Aha! – Und was hast Du davon?

Ich hab das Bieri-Trilemma gelöst!

Ha, ha … Aber das phänomenale

Bewusstsein verstehst Du dennoch nicht!

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Aufgabe Aph 1.1

Studieren Sie die Geschlossenheitsthese und ihre verschiedenen Lesarten. Diskutieren Sie die Möglichkeiten von Aufwärts- & Abwärts-Kausalität.

Gehen Sie schrittweise vor:

1. Überlegen Sie, welche denkbaren kausalen Verbindungen durch alle Lesarten ausgeschlossen sind. – mentaler Bereich? supranaturaler Bereich?

2. Denken Sie darüber nach, warum die absolute Geschlossenheit unplausibel ist. – kausale Geschlossenheit des mentalen Bereichs? Gegenbeispiele?

3. Überlegen Sie, welche Konsequenzen die starke Geschlossenheit hat. – Funktion des mentalen Bereichs?

4. Diskutieren Sie das Problem der schwachen Geschlossenheit. – Überdetermination?

5. Überlegen Sie, auf welchen Ebenen Gott kausal wirksam werden könnte.

Ich bin ein Gesandter Gottes. – Kann ich Ihnen

helfen?

F?: Bedenken Sie den

inferentiellen Zusammenhang

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Aufgabe Aph 1.2

Spooky – der philosophische Zombie ist das Maskottchen der Bewusstseins-Philosophie.

Überlegen Sie, welche mentalen Zustände definitionsgemäß Spooky haben kann und welche ausgeschlossen sind. Legen Sie eine Liste mit charakteristischen Beispielen an.

Nicht-Zombie Zombie

Rotwahrnehmung

Rotempfindung

„Ich denke, dass …“

„Ich freue auf …“

„Ich liebe das Spaghetti-Monster …“

… ich freue mich schon auf diese

Aufgabe!

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Aufgabe Aph 1.3

���� Studieren Sie das Basis-Schema „Bewusstsein“. Formulieren Sie Mamas Analogie-Argument.

Überlegen Sie, ob und wie Sie mit der Alltagspsychologie das Analogie-Argument verteidigen könnten. – explanatorischer Erfolg?

Überlegen Sie, auf welche wissenschaftlichen Theorien Sie Ihr Analogie-Argument abstützen könnten.

1. empirische Psychologie

2. Evolutionstheorie

���� Studieren Sie das Käfer-Argument.

Diskutieren Sie folgende Situationen (deuten Sie die metaphorische Redeweise und problematisieren Sie die entsprechenden Aussagen zu den mentalen Zuständen).

1. Schachtel leer? – kein Käfer? – Zombie?

2. Schachtelinhalt verändert sich? – Marienkäfer verwandelt sich in einen Maikäfer? – Epistemisch zugänglich?

3. Vergleich verschiedener Schachtelinhalte? – Maikäfer, Marienkäfer? – Mamas Analogie-Argument?

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Aufgabe Aph 1.4

Studieren Sie das Pargetter-Problem.

Denken Sie über Wittgensteins Behauptung nach, dass sich mentale Ausdrücke nicht auf private Empfindungen beziehen können, weil sie dann nicht erlernt werden könnten.

1. Überlegen Sie, wie Ihre Mutter es genau anstellte, Ihnen mentale Zustände zuzuschreiben, als Sie noch ein sprachunfähiges Kind waren.

2. Entwerfen Sie ein Szenario, wie Ihre Mutter Ihnen das mentale Vokabular beigebracht haben könnte. Verteilen Sie die Rollen: Spielen Sie Kind & Mama

3. Denken Sie darüber nach, ob sprachliche Zuschreibungen mentaler Zustände bereits von der Analogie Gebrauch machen und daher das Analogie-Argument voraussetzen.

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Dienstag, den 31. Juli

Aph 2 das psycho-physische Problem I … – der Behaviorismus & die Identitätstheorie –

1111 behavioristischer Grundgedanke

Kritik an der Introspektions-Psychologie

Die klassischen Arbeiten von J.B. Watson und B.F. Skinner waren durch eine Kritik an Verfahren der älteren Psychologie motiviert. Die traditionelle Psychologie hatte der Introspektion, der Selbstbeobachtung psychischer Zustände, große Bedeutung zugebilligt. Die Behavioristen kritisieren die Selbstbeobachtung, weil sie unzuverlässig und nicht wissenschaftlich überprüfbar ist. (Teichert 2006, S. 53)

Im Zentrum des behavioristischen Interesses stehen zwei Momente: Erstens die Reize, die aus der Umgebung auf einen Organismus einwirken, und zweitens die Reaktionen, die der Organismus aufgrund der Reizeinwirkung zeigt … Das Glaubensbekenntnis des Behavioristen besagt, dass sich im Prinzip alle Formen des Verhaltens im Rahmen dieses Modells erfassen lassen. (Teichert 2006, S. 52f)

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Können mentale Ausdrücke vollständig übersetzt werden in Aussagen über beobachtbares Verhalten? ♣♣♣♣ … Lassen sich alle mentalen Zustände durch beobachtbares Verhalten erfassen?

Reiz-Reaktions-Modell input output black box

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … ontologische Position: rigoroser Behaviorismus ♣♣♣♣ … semantische Position: logischer Behaviorismus / semantischer Physikalismus

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2222 Begriffsbestimmung

Entweder leugnet der Behaviorist, dass es innere Vorgänge wie bei-spielsweise Überlegen und Nachdenken gibt. Oder er akzeptiert, dass es solche inneren Vorgänge gibt. In diesem Fall behauptet er, dass innere Zustände oder Vorgänge durch Beobachtung von äußeren Verhalten zugänglich sind. Die erste Option ist radikal, aber wenig überzeugend … Die zweite Option ist problematisch, denn die Verbindungen von äußerem Verhalten und inneren Vorgängen sind komplex und nicht eindeutig. So ist das Fehlen von Schmerzverhalten im Fall der Selbst-beherrschung ... nicht dazu geeignet, die Behauptung des Fehlens entsprechender innerer Zustände zu begründen … Der Fall des Schmerzes ist deshalb aufschlussreich, weil Schmerzzustände oft als typische Fälle von mentalen Phänomenen angesehen werden, in denen das Erleben in der Ich-Perspektive entscheidend ist und einen Vorrang vor der Beobachterperspektive hat. Der Logische Behaviorismus akzeptiert kein … Privileg der Ich-Perspektive und verzichtet auf den Begriff des Bewusstseins. (Teichert 2006, S. 53ff)

Begriff: „beobachtbares Verhalten“ ♣♣♣♣ … physiologische Reaktionen ♣♣♣♣ … Körperbewegungen ♣♣♣♣ … Handlungen, die Körper-bewegungen involvieren ausgeschlossen sind … ♣♣♣♣ … Handlungen, die keine beobachtbaren Körperbewegungen involvieren

Beispiel: ♣♣♣♣ Pulsschlag, Blutdruck ♣♣♣♣ Wandern im Schwarzwald, sich beim Philosophieren am Kopf kratzen ♣♣♣♣ sich Notizen machen zum Begriff „Bewusstsein“ ♣♣♣♣ sich Gedanken machen zum Begriff „Bewusstsein“

1. Option input output

2. Option input output ����

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3333 semantischer Physikalismus Übersetzung in Verhaltensbegriffe

Jeder psychologische Satz S kann in einen Satz der physikalischen Sprache übersetzt werden, d.h. zu jedem psychologischen Satz S gibt es einen bedeutungs-gleichen Satz S’ der physikalischen Sprache. (Beckermann 2000, S. 65)

Schmerz-Zustände Schmerz-Verhalten

was wir gewöhnlich sagen … was wir sagen sollten …

Philo X …

� hat Zahnschmerzen

Philo X …

� schreit & jammert � hält sich die Wange � hat ein Loch im Zahn …

Verhaltensevidenzen garantieren das Vorliegen mentaler Phänomene. Die Frage, ob ein mentales Phänomen vorliegt, kann durch behaviorale Kriterien endgültig entschieden werden. Wenn jemand beispielsweise typisches Schmerzverhalten zeigt (er schreit, er verkrampft sich …), so ist dieses Verhalten schlüssige Evidenz dafür, daß er Schmerzen hat, und es ist alle Evidenz, die wir brauchen, um ihm Schmerzen zuzu-schreiben. Die logisch hinreichenden behavioralen Kriterien bestimmen … unseren Begriff „Schmerz“ vollständig. (Bieri 1993, S. 16)

… immer Ärger mit Simulanten & Stoikern

Übersetzung von Aussagen über Schmerz-Zustände

in Aussagen über Schmerz-Verhalten

Beispiel: ♣♣♣♣ Philo X ist ein schmerzgeplagter Mensch, der Schmerzverhalten zeigt ♣♣♣♣ Philo Y ist ein Schauspieler, der Schmerzverhalten spielt ♣♣♣♣ Philo Z ist ein schmerzgeplagter Superstoiker, der Schmerzverhalten geschickt verbergen kann

… Übersetzungs-vorschrift

Aua!

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4444 logische Analyse: Übersetzung in Dispositionsbegriffe

Ryle argumentiert dafür, dass mentale Begriffe … als Dispositionsbegriffe zu analysieren sind. Dispositionen sind nicht-manifeste Eigenschaften. Manifeste Eigenschaften sind Eigenschaften, die aktuell vorliegen und beobachtet werden. Sie können in kategorischen Sätzen (Aussagesätzen) festgestellt werden. Dispositionen hingegen werden in contrafaktischen Konditionalsätzen expliziert … Er vermittelt ein Wissen darüber, was unter bestimmten Bedingungen geschehen würde. (Teichert 2006, S. 60f)

5555 Begriffsbestimmung

Ein Problem der Verwendung des Dispositionsbegriffs liegt darin, dass nicht deutlich ist, welche Beobachtungen für die Zuschreibung einer Disposition als notwendig und hinreichend zu erachten sind. (Teichert 2006, S. 63)

Begriff: „Disposition“ ♣♣♣♣ … nicht-manifeste Eigenschaft ♣♣♣♣ … manifestiert sich nur unter bestimmten Bedingungen

Beispiel: Mr. Spy ist … ♣♣♣♣ … humorvoll ♣♣♣♣ … intelligent ♣♣♣♣ … einfühlsam

… Argument gegen Substanz-

& Eigenschafts-Dualismus-Theorien

Argument von Gilbert Ryle 1949: ���� Mentale Entitäten sind weder Substanzen noch Eigenschaften. ���� Mentale Entitäten sind Dispositionen.

logische Struktur TB Testbedingungen TE Testergebnis D Disposition

(TB →→→→ TE) ↔↔↔↔ D

Ha ha!

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6666 Typen-Identitätstheorie

Im Gegensatz zum Behavioristen akzeptiert der Identitätstheoretiker die Rede von mentalen Zuständen. Er gesteht auch zu, dass mentale Zu-stände introspektiv wahrgenommen werden können … Der Identitäts-theoretiker akzeptiert das Faktum, dass wir über mentale Zustände mit Hilfe von mentalen d.h. nicht-physikalischen Begriffen sprechen. Er behauptet aber, dass die sinnvollen mentalen Begriffe und die physikalischen Begriffe denselben Bezugspunkt – nämlich Zustände des Körpers – haben ... Jeder psychische Zustand (ψψψψ-Zustand) ist identisch mit einem physischen Zustand (ϕϕϕϕ-Zustand). (Teichert 2006, S. 66, 71)

Die behauptete Identität von Bewusstseins- und Gehirnzuständen ist keine analytische, weil sich die Wahrheit der entsprechenden Identitätssaussage nicht mit Notwendigkeit aus der Bedeutung der eingesetzten Prädikate ergibt ... Der philosophische Kerngedanke … besteht also darin, den Materialismus nicht als metaphysischen Materialismus oder als logisch-begriffliche Notwendigkeit zu formulieren, sondern schlicht als empirische Hypothese … Die These der klassischen Identitätstheorie lautet, dass jede mentale Eigenschaft mit einer physikalischen Eigenschaft identisch ist. (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 91)

Kernfrage: ♣♣♣♣ Die Annahme, dass mentale Zustände ψψψψ mit neuronalen Zuständen ϕϕϕϕ korreliert sind, ist empirisch plausibel ψψψψ ♣♣♣♣ Wie ist die Korrelation genau zu verstehen? ϕϕϕϕ Identität ���� empirische Hypothese

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … Typen-Identitätstheorie

Folgefrage: ���� … Ist die empirische Forschung für das Bewusst-seinsproblem zuständig?

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7777 Begriffsbestimmung

Auch wenn der Sinn psychologischer Prädikate ein ganz anderer ist als der neurophysiologischer Prädikate, wird dadurch noch nicht ausgeschlossen, dass sie bedeutungsgleich sind, weil sie auf genau denselben Ausschnitt der Wirklichkeit Bezug nehmen. Diese Tatsache könnte eine empirische Entdeckung sein: Wir könnten entdecken, dass mentalistische Terme, obwohl nicht direkt in neurowissenschaftliche Beschreibungssysteme übersetzbar, sich letztlich durch identische Bezugsgegenstände auszeichnen. Zwei Ausdrücke können nämlich koextensional sein, obwohl sie sich bezüglich ihrer Intension unter-scheiden. (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 92)

Begriff: „Identität“ Theorie der Semantik nach Frege ♣♣♣♣ … Identität der Sorte A ≡≡≡≡ A ♣♣♣♣ … Identität der Sorte A ≡≡≡≡ B Zwei Sätze F1a und G1a sind bedeutungsgleich, wenn sie das gleiche Referenzobjekt haben

Beispiel: ♣♣♣♣ der Morgenstern ≡≡≡≡ der Morgenstern A ≡≡≡≡ A logisch notwendig, analytische Identität ♣♣♣♣ der Morgenstern ≡≡≡≡ der Abendstern A ≡≡≡≡ B empirisch möglich, synthetische Identität

… implizite Annahme ���� einzelne bekannte Korrelationen zwischen mentalen Zuständen ψψψψ und neuronalen Zuständen ϕϕϕϕ werden verallgemeinert. ���� Korrelations-Relationen werden ersetzt durch Identitäts-Relationen. ���� Identitäts-Relationen werden ergänzt durch eine Materialismus-These. ���� Asymmetrie, ���� kein Panpsychismus

ϕϕϕϕ ψψψψ

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8888 … zu schön, um wahr zu sein

Das zentrale Argument für die Identitätstheorie liegt … darin, daß sie eine besonders elegante Lösung für das Problem der mentalen Verursachung liefert. Dieses Problem … ist nämlich nicht nur ein Problem für den Substanz-, sondern auch ein Problem für den Eigenschafts-Dualismus. (Beckermann 2000, S. 115)

9999 Chauvinismus-Einwand

Stellen wir uns einen mentalen Zustand wie den des Hungers vor und fragen uns dann, ob andere Lebewesen als der Mensch Hunger haben können. Gewiss werden wir diese Frage ohne Zögern mit Ja beantworten. Stellen wir uns nun vor, dass andere Tiere … ein Nervensystem haben, das sich von unserem unterscheidet. Wenn ihr Nervensystem sehr verschieden ist, dann sind wahrscheinlich auch die Zustände ihres Nervensystems sehr verschieden von den Zuständen unseres Nervensystems. Wenn sie aber wie wir Hunger haben, obwohl sie andere Zustände des Nervensystems haben, dann kann Hunger nicht mit bestimmten Zuständen des Nervensystems identisch sein, sondern verschiedene solche Zustände entsprechen bei verschiedenen Arten von Lebewesen derselben Art von geistigem Zustand. Man spricht davon, dass die mentalen Zustände multipel realisiert und nicht mit den Gehirnzuständen identisch sind. (Schröder 2004, S. 83f)

… empirisches Argument gegen

die Identitätstheorie

Vorzüge der Identitätstheorie ���� ontologische Aussage:

es gibt mentale Entitäten ���� Eigenschaften

���� hohe empirische Plausibilität: durchgängige ψψψψ-ϕϕϕϕ-Korrelationen

���� ontologische Sparsamkeit: Minimum an ontologischen Entitäten & strukturellen Annahmen

���� Lösung des Bieri-Trilemmas: Verzicht auf Differenzthese

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���� Einwand gegen den Einwand

Hält man daran fest, dass nichts ein mentaler Zustand von Hunger ist, was nicht auf eine bestimmte Weise empfunden wird, lässt sich Putnams … Überlegung, die sich auf den Hunger von Lebewesen mit einem ganz anderen Nervensystem bezog, in Frage stellen. (Schröder 2004, S. 84)

Ich bin hungrig – ich such jetzt etwas Essbares!

… gute Idee: ich bin auch hungrig – ich such auch etwas Essbares!

Kernfrage: ♣♣♣♣ Wie verstehen wir den Begriff „Hunger“?

Wenn das stimmt, dann ist die

Identitätstheorie aber falsch

Die Identitätstheorie ist richtig …

aber mein Hunger ist kein Menschen-

Hunger

Argument von Hilary Putnam 1975: Bestimmte mentale Zustände können auch in Wesen vorkommen, die ein völlig anders gebautes Gehirn haben.

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … Gefühl ♣♣♣♣ … kausale Rolle

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Aufgabe Aph 2.1

���� Überlegen Sie, welche Rolle die Introspektion in der traditionellen Philosophie spielt. Stellen Sie das Basis-Schema „Bewusstsein“ auf den Kopf.

1. Descartes / Leibniz

2. Locke / Hume

���� Formulieren Sie die Argumente gegen die Instrospektions-Psychologie. Benennen und begründen Sie die Stärken des gemäßigten Behaviorismus.

1. unzuverlässig: absichtliche & unabsichtliche Täuschung über die mentalen Zustände?

2. nicht wissenschaftlich überprüfbar: objektives Wissen vs. subjektives Wissen?

���� Formulieren Sie – in ontogenetischer & phylogenetischer Perspektive – ein Unverzichtbarkeits-Argument zugunsten des gemäßigten Behaviorismus.

1. Zuschreibung von mentalen Zuständen bei Kindern nur über den Behaviorismus. Mama ist ein Behaviorist!

2. Zuschreibung von mentalen Zuständen bei Tieren nur über den Behaviorismus. Tierfreunde sind Behavioristen!

F?: Bedenken Sie den

inferentiellen Zusammenhang

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Aufgabe Aph 2.2

Nehmen Sie an, Sie sind Ryle-Anhänger und Sie wollen mentale Zustände durch Dispositionsbegriffe beschreiben.

Die logische Struktur von Dispositions- aussagen ist ein Konditional.

���� Berechnen Sie die Wahrheitswertetafel.

���� Diskutieren Sie das Beispiel eines Psycho-Gutachtens über einen Kriminellen.

1. ontisches Problem

2. epistemisches Problem

���� Nehmen Sie einmal an, Philo X schließt Sie versehentlich ins Bad ein und stellt dann – als Ryle-Anhänger – die Frage, ob Sie die Disposition haben, kriminell zu sein.

Betrachten Sie insbesondere den Wahrheitswert der Disposition „kriminell“ bei nicht-erfüllter Testbedingung.

logische Struktur TB Testbedingungen TE Testergebnis D Disposition

(TB →→→→ TE) ↔↔↔↔ D

F?: Bedenken Sie den

inferentiellen Zusammenhang

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Aufgabe Aph 2.3

Nehmen Sie an, Sie sind davon überzeugt, dass die Identitätstheorie zutreffend ist. Sie untersuchen Philo X, Y & Z. Sie wollen wissen, wer tatsächlich Schmerzen hat.

1. Philo X hat Schmerzen & zeigt ein typisches Schmerzverhalten.

2. Philo Y hat keine Schmerzen, zeigt aber dennoch typisches Schmerzverhalten.

3. Philo Z hat Schmerzen, zeigt aber keinerlei Schmerzverhalten.

Gehen Sie schrittweise vor – berücksichtigen Sie das Basis-Schema:

1. Bedenken Sie nochmals, warum der gemäßigte Behaviorist Deutungsprobleme hat.

2. Überlegen Sie, ob Sie eventuell über nicht-willkürliche Körperreaktionen Informationen bekommen können.

3. Überlegen Sie, ob Sie eventuell über neuronale Zustände Informationen bekommen können.

4. Prüfen Sie gedanklich, inwiefern die jeweiligen Informationen eindeutige Hinweise liefern.

5. Prüfen Sie gedanklich, inwiefern die jeweiligen Informationen überhaupt Hinweise liefern.

6. Denken Sie über die Rolle der Introspektion nach. Inwiefern ist sie unverzichtbar?

Unterscheiden Sie drei Ebenen: ψψψψ ϕϕϕϕψψψψ ϕϕϕϕV V

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Aufgabe Aph 2.4

Nehmen Sie an, Sie sind davon überzeugt, dass die Identitätstheorie zutreffend ist.

Die traditionelle Identitätstheorie besagt, dass psychische Zustände nichts anderes sind als Zustände des Gehirns … Das aber bedeutet, daß … nur … Wesen, die aus dem gleichen Stoff sind und die gleiche neuronale Struktur besitzen wie wir, psychische Zustände haben können. Nicht nur Maschinen können dann keine mentalen Zustände haben, die unseren gleichartig sind, sondern auch höhere Lebewesen, die sich möglicherweise an anderen Orten des Kosmos entwickelt haben, aber eine andere Neurologie, einen anderen physischen und chemischen Aufbau besitzen als wir, können sie nicht besitzen. Zwar gibt es möglicherweise derartige „Marsmenschen“ … gar nicht, doch dies ist nicht der Punkt. Das Problem ist, daß nach der Identitätstheorie derartige Lebewesen keine Schmerzempfindungen haben können. (Münch, in: Münch 2000, S. 14f)

Überlegen Sie, ob und wie Sie die Identitätstheorie gegen den Chauvinismus-Vorwurf verteidigen können.

Sie sind ein Chauvinist!

Oh!

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Mittwoch, den 01. August

Aph 3 das psycho-physische Problem II … – die Maschinen-Funktionalismus-Theorie –

1111 Grundgedanke der Funktionalismus-Theorie

Mentale Zustände sind keine physikalischen / neuronalen Zustände

Die Generalthese des Funktionalismus ist, dass mentale Zustände über ihre kausale Rolle individuiert werden können. Das bedeutet, dass man einen geistigen Zustand durch ein Netzwerk aus Ursache-Wirkungs-Beziehungen, welche ihn mit anderen geistigen Zuständen, dem sensorischen Input und dem motorischen Output des betreffenden Systems verknüpfen, erschöpfend beschreiben kann. (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 251)

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Sind mentale Zustände funktionale Zustände? ♣♣♣♣ … Ist das Wesensmerkmal mentaler Zustände die kausale Rolle, die sie für ein signal-verarbeitendes System spielen?

allgemeiner Funktionalismus input output ψψψψ1 ψψψψ2

Antwort-Option: Funktionalismus ♣♣♣♣ … allgemein ♣♣♣♣ … materialistisch ♣♣♣♣ … immaterialistisch

interne Verarbeitung

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2222 das Computer-Modell des Geistes

Die philosophische Grundintuition des Funktionalismus ist, dass mentale Zustände eine Teilmenge der funktionalen Zustände eines Systems sind und dass Geist und Körper sich in etwa wie software und hardware zueinander verhalten. Funktionale Zustände werden durch ihre kausale Rolle individuiert, die sie zum Beispiel in der inneren Ökologie eines informationsverarbeitenden Systems spielen … Physikalische Zustände realisieren mentale Zustände, sind aber nicht generell mit ihnen identisch, weil derselbe mentale / funktionale Zustand prinzipiell immer auch auf einer anderen hardware realisiert sein könnte. (Metzinger, in: Metzinger 3, S. 21)

Starke KI-These

Zwei-Ebenen-Modell Computer Mensch

Verarbeitungsebene software Geist

Implementationsebene hardware Gehirn

Nach der starken KI ist der Computer … nicht nur ein Werkzeug zur Erforschung des Geistes; vielmehr ist der entsprechend programmierte Computer tatsächlich ein Geist in dem Sinne, dass von Computern mit den richtigen Programmen im wörtlichen Sinne gesagt werden kann, dass sie verstehen und andere kognitive Zustände haben. (Searle, in: Metzinger 3, S. 41)

Folgefrage: ���� … Sind mentale Zustände vergleichbar mit der software eines Computers? ���� … Können mentale Zustände auch auf künstlichen Systemen realisiert sein?

Könnte ich auch mentale

Zustände haben?

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3333 Funktionalismus vs. Identitätstheorie

… wird meine Strategie sein zu zeigen, dass Schmerz kein Gehirnzustand ist – aus dem Grund, dass eine andere Hypo- these plausibler ist … ich werde behaupten, dass Schmerz kein Gehirnzustand im Sinne eines physikalisch-chemischen Zustands des Gehirns ... sondern eine ganz andere Art von Zustand ist. Ich werde die Hypothese vorschlagen, dass Schmerz … ein funktionaler Zustand eines ganzen Organismus ist … Man überlege sich nur, was der Gehirn-zustandstheoretiker tun muss, um seine Behauptungen zu begründen. Er muss einen physikalisch-chemischen Zustand spezifizieren der-gestalt, dass jeder Organismus … dann und nur dann Schmerzen hat, wenn er (a) ein Gehirn von angemessener physikalisch-chemischer Struktur besitzt; und wenn (b) sein Gehirn sich in diesem physikalisch-chemischen Zustand befindet ... Wenn wir also auch nur ein psycho-logisches Prädikat finden können, das klarerweise sowohl auf ein Säugetier als auch auf einen Seepolypen angewandt werden kann (z.B. „hungrig“), dessen physikalisch-chemisches „Korrelat“ aber in den beiden Fällen verschieden ist, dann ist die Gehirnzustandstheorie gescheitert. (Putnam, in: Metzinger 2, S. 377, 380f)

Die multiple Realisierbarkeit wird bis zum Extrem gedacht. Es wird bestritten, daß eine auch nur sehr eingeschränkte Typen-Identität zwischen funktionalen und physischen Zuständen besteht. Wenn mentale Zustände funktionale Zustände sind, heißt das: Selbst

… empirisch-komparatives

Argument gegen die Identitätstheorie

Materialistischer Funktionalismus Spezialfall: Mensch ψψψψ1 ψψψψ2 ϕϕϕϕ1 ϕϕϕϕ2 sensorischer motorischer input output Träger der kausalen Rolle sind komplexe neuronale Aktivierungsmuster

… implizite Annahme ���� Funktionalismus-These wird ergänzt durch eine Materialismus-These

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innerhalb einer biologischen Art kann derselbe mentale Zustand auf sehr verschiedene Weise physisch realisiert sein. Ja sogar innerhalb eines Individuums kann derselbe mentale Zustand zu verschiedenen Zeitpunkten auf verschiedene Weise physisch realisiert sein. Nach einer Hirnverletzung können beispielsweise zunächst nicht mehr ausführbare Funktionen von anderen Hirnteilen übernommen werden. Die psychophysische Typen-Identitätstheorie kann diese Plastizität in der Realisierbarkeit mentaler Zustände nicht hinreichend erfassen. (Brüntrup 2008, S. 100f)

4444 Simulations-Einwand

In der starken KI … zählen allein die Programme, und Programme sind unabhängig von ihrer Realisierung auf bestimmten Maschinen. In der Tat könnte … dasselbe Programm auf einer elektronischen Maschine realisiert werden, auf einer Cartesianischen mentalen Substanz oder auf einem Hegel’schen Weltgeist … Wenn mentale Prozesse in kompu-tationalen Operationen auf formalen Symbolen bestehen, dann folgt daraus, dass es keine interessanten Verbindungen mit dem Gehirn gibt und dass die einzige Verbindung darin besteht, dass das Gehirn zufällig eines der unbestimmt vielen Maschinenarten ist, die fähig sind, das Programm zu instantiieren … Niemand wird annehmen, dass man Milch … erzeugen könnte, indem man eine Computersimulation der formalen Abläufe durchführt, die sich bei der Milcherzeugung … finden. Wenn es aber um den Geist geht, dann wollen viele Leute, motiviert durch ihren tief- und festsitzenden Dualismus, an ein Mysterium glauben: Sie nehmen an, der Geist sei eine Sache formaler Prozesse und er sei, anders als Milch … unabhängig von bestimmten stofflichen Ursachen. (Searle, in: Metzinger 3, S. 62f)

Vorzüge der Funktionalismus-Theorie ���� ontologische Aussage:

es gibt mentale Entitäten ���� empirische Plausibilität:

multiple Realisierbarkeit Plastizität

Vorzug oder Nachteil? ���� ontologische Neutralität Realisierungsbasis … ���� … Kohlenstoff? ���� … Silizium? ���� … Käse (Putnam)?

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5555 Turing-Maschine

Jede Turing-Maschine besteht aus ���� einer Kontrolleinheit … ���� einem … Rechenband und ���� einem Schreib-Lese-Kopf … Das Rechenband ist in einzelne, nebeneinander liegende Felder unterteilt … Die Kontrolleinheit verfügt über eine sehr begrenzte Anzahl von Operationen … Die Arbeitsweise einer Turing-Maschine wird durch ihre Maschinentafel bestimmt. (Beckermann 2000, S. 158f)

Der Geist funktioniert wie ein Automat oder ein Computer. Der Geist kann verschiedene Operationen durchführen. Er nimmt sensorische Inputs auf. Er verändert in Abhängigkeit von den Inputs die internen Zustände des Systems und er zeigt ein bestimmtes Verhalten … (Teichert 2006, S. 93)

6666 zwei skurrile Computerprogramme

Es ist höchstens möglich, Automaten und Zombies herzustellen, die funktional äquivalent mit Menschen sind und so tun, als ob sie eine Innerlichkeit hätten, so daß wir sie von außen nicht mehr von Menschen unterscheiden könnten. (Ferber 2003, S. 127)

… Schema einer Turing-Maschine

Schema einer Turing-Maschine Schreib-Lese-Kopf

Kontroll-einheit

Rechenband

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Oft sind auch psychiatrisch geschulte Gutachter anhand der ihnen vorgelegten Dialoge nicht in der Lage, PARRY als eine Maschine zu identifizieren. Selbst dann, wenn sie selbst schriftlich die Fragen an PARRY stellen dürfen und ihnen die Antworten zugestellt werden, kommt es zu falschen Einschätzungen ... Der Gegenpart zu PARRY ist ELIZA … Das eigentlich überraschende für Weizenbaum war nicht einmal die mangelnde Fähigkeit vieler menschlicher „Patienten“, den nicht-natürlichen Kommunikationspartner in diesem Dialog als solchen zu identifizieren … Viele von ihnen fühlten sich nach dieser „Unterhaltung“ sehr viel besser … (Urchs 2002, S. 87f)

Die Männer sind doch alle gleich. In welcher Hinsicht? Die bringen uns irgendwie immer in Wut. Hast Du vielleicht ein konkretes Beispiel? Naja, mein Freund hat mich dazu gebracht, herzukommen. Dein Freund hat Dich dazu gebracht, herzukommen. Hm, er sagt, ich bin immer so depressiv. Es tut mir leid, dass Du depressiv bist. Es stimmt ja, ich bin unglücklich. Du denkst, herzukommen hilft Dir, nicht mehr unglücklich zu sein? Ich brauche Hilfe. Soviel steht schon mal fest. Was würde es Dir bedeuten, Hilfe zu bekommen? Vielleicht käme ich mit meiner Mutter besser zurecht. Erzähl mir mehr von Deiner Familie …

Warum bist Du im Krankenhaus? Ich bin ganz falsch hier. Wer hat Dich hergebracht? Die Polizei. Hattest Du Schwierigkeiten? Die Bullen sollen sich um ihr eigenen Kram kümmern. Was haben sie denn falsch gemacht? Die sollen die richtigen Leute verhaften. Das tun sie doch manchmal. Die sollen diese italienischen Gauner verhaften. Bist Du Italiener? Ich bin britischer Abstammung, aber hier geboren. Kennst Du irgendwelche italienischen Gauner? Ich gebe mich nicht mit Gangstern ab. Fürchtest Du Dich vor Gangstern? Die Mafia ist am schlimmsten. Hast Du Verbindungen zur Mafia? …

ELIZA PARRY

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7777 Einwand: das chinesische Zimmer

Nehmen wir einmal an, ich sei in einem Raum eingeschlossen und man bringe mir einen dicken Packen chinesischer Schriften. Und nehmen wir ferner an … dass ich Chinesisch weder schreiben noch lesen könne … Angenommen ferner, ich bekomme nach diesem ersten Packen chinesischer Schriften einen zweiten Packen chinesischer Manuskripte, zusammen mir einer Anleitung, die mir sagt, welche Beziehung ich zwischen dem zweiten Packen und dem ersten Packen herstellen soll. Die Regeln dieser Anleitung seien in Englisch verfasst, so dass ich sie so gut wie jeder andere, dessen Muttersprache Englisch ist, verstehen kann. Diese Regeln ermöglichen es mir, eine Menge formaler Symbole mit einer anderen Menge formaler Symbole in Beziehung zu setzen … Nehmen wir nun also an, dass ich einen dritten Packen chinesischer Symbole zusammen mit einer, wiederum in Englisch geschriebenen, Anleitung bekomme, die es mir ermöglicht, Elemente dieses dritten Packens mit den ersten beiden Packen in Beziehung zu setzen. Diese Regeln sagen mir, wie ich bestimmte chinesische Symbole mit einer bestimmten Form als Antwort auf bestimmte Formen im dritten Packen zu geben habe. Die Leute, die mir alle diese Symbole geben, nennen, ohne dass ich dies weiß, den ersten Packen ‚ein Skript’, den zweiten ‚eine Geschichte’ und den dritten ‚Fragen’. Außerdem nennen sie die Symbole, die ich ihnen als Reaktion auf den dritten Packen gebe, ‚Antworten auf die Fragen’ und die englischen Anleitungsregeln, die sie mir gaben, ‚das Pro-gramm’ … Solange man nur meine Antworten sieht, wird niemand auf den Gedanken kommen, dass ich überhaupt kein Chinesisch könne. (Searle, in: Metzinger 3, S. 43)

… semantisches Argument gegen die

Funktionalismus-theorie

Ich versteh kein

Chinesisch …

Argument von John Searle 1980: Syntaktische Kompetenz garantiert noch nicht semantische Kompetenz.

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8888 Liberalismus-Einwand

Auf Ned Block geht ein Gedanken- experiment zurück, das in uns die Intuition erwecken will, dass ein System, das sich in den gleichen funktionalen Zuständen befindet wie ein Mensch oder ein menschliches Gehirn, trotzdem noch keinen Geist haben muss, d.h. nichts denken, nichts fühlen, nichts empfinden muss ... Eine funktionalistische Simulation des Geistes eines Menschen, die eben nicht nur beansprucht, den Geist zu simulieren, sondern selbst einen Geist zu haben, weil die jeweiligen kausalen Rollen … konstitutiv für den Geist sind, wird in einer bestimmten Zeitspanne eine Reihe von funktionalen Zuständen durchlaufen … Nehmen wir an, dass man die Simulation mit etwa einer Milliarde Menschen durchführen kann, und stellen wir uns vor, die Bürger Chinas würden sich bereit erklären, diese Simulation für eine halbe Stunde durchzuführen. Jeder Chinese bekommt ein Funkgerät … (Schröder 2004, S. 104f)

9999 Einwand gegen den Einwand

Haben wir den Eindruck, dass die bloße Realisierung funktionaler Zustände in diesem Gedankenexperiment der chinesischen Nation einen Bewusstseinsstrom verleihen könnte, der sich jenseits der individuellen Bewusstseinsströme vollzieht? Diese Möglichkeit mutet sehr seltsam an. Aber woher wollen wir denn wissen, dass bestimmte funktionale Zu-stände nicht hinreichend für die Erzeugung eines Bewusstseinsstroms sein können? Die Tatsache, dass keiner der Chinesen etwas von diesem Bewusstseinsstrom erfährt, ist sicher kein Grund, die Möglichkeit eines solchen Stroms zu bestreiten. Die Nerven- zellen unseres Gehirns er- fahren wahrscheinlich auch nichts von unserem Bewusstseinsstrom. (Schröder 2004, S. 107)

Argument von Ned Block 1978: Funktionale Zustände sind nicht hinreichend für Bewusstsein.

Wieso fragt mich

eigentlich keiner?

… ontologisches Argument gegen die

Funktionalismus-theorie

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Aufgabe Aph 3.1

Studieren Sie Platons Panpsychismus. Dieser behauptet, dass der ganze Kosmos und seine Teile Bewusstsein haben.

Sokrates. Nimm eines als Beispiel, um daran für alle das Gleiche zu erkennen. Feuer z. B. gibt es bei uns, gibt es aber auch im Weltall … Nun ist doch wohl das bei uns nur dürftig und schwach und flau, das im Weltall dagegen bewundernswert durch Menge und Schönheit … Empfängt das Feuer des Alls seine Nahrung und die daraus hervor-gehende Entwicklung und seinen Anfang von dem Feuer bei uns, oder erhält umgekehrt das Feuer in mir und dir und den anderen Geschöpfen alles dieses von jenem? … Dieselbe Ansicht übertrage nun auch auf dies Weltganze … denn es dürfte wohl in der nämlichen Weise ein Körper sein als zusammengesetzt aus den gleichen Elementen … Empfängt nun nicht unser Körper seine ganze Nahrung von jenem Körper? Oder wird der letztere von dem unseren ernährt und bezieht und erhält er von ihm alles, was wir in dieser Beziehung erwähnt haben? … Soll nicht die Behauptung gelten, daß unser Körper eine Seele habe? … Woher nun, mein lieber Protarchos, hätte er sie erhalten, wenn nicht der Körper des Weltalls beseelt wäre, indem er die nämlichen Bestandteile enthält wie der unsere und zwar noch besser in jeder Beziehung? (Platon, Philebos 29f)

Platon begnügt sich im Philoebos beim letzten Argumentationsschritt mit einer Frage. Im Timaios hingegen gibt er eine metaphysische Begründung dafür, dass der Kosmos beseelt und vernünftig ist.

F?: Bedenken Sie den

inferentiellen Zusammenhang

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Timaios. Denn da Gott wollte, daß alles möglichst gut, nichts aber schlecht sei, so führte er das ganze Reich des Sichtbaren … aus der Unordnung zur Ordnung über überzeugt, daß dieser Zustand in jeder Hinsicht besser sei als jener. Nun stand es aber von jeher, wie noch jetzt, dem Besten nicht zu, irgend etwas anderes zu vollbringen als das Schönste. Indem er also die Sache erwog, fand er, daß unter den ihrer Natur nach sichtbaren Dingen, Ganzes gegen Ganzes gestellt, nichts Vernunftloses jemals schöner sein werde als etwas Vernunftbegabtes, und daß andererseits ohne Seele keinem Wesen Vernunft beiwohnen könne. Von dieser Erwägung geleitet fügte er das Weltall in der Weise zusammen, daß er der Seele die Vernunft, die Seele aber dem Körper beigesellte, um ein Werk zu vollbringen, dem an natürlicher Schönheit und Trefflichkeit nichts gleich käme. Und so haben wir denn … allen Grund zu behaupten, dies Weltall sei ein beseeltes und in Wahrheit vernünftiges Geschöpf, wozu es durch die Vorsehung Gottes geworden. (Platon, Timaios 30)

Untersuchen Sie das Argument Platons.

Gehen Sie schrittweise vor:

1. Welchen logischen Status hat das Argument im Philebos?

2. Platon baut das Argument im Philebos in drei Schritten auf: (αααα) Feuer, (ββββ) Körper und (γγγγ) Seele. Analysieren Sie die einzelnen Argumentationsschritte.

3. Welchen logischen Status hat das Argument im Timaios?

4. Benennen Sie die Unterschiede zwischen der platonischen Variante des Panpsychismus und der in Aph. 2 durch eine Zusatzbedingung ausgeschlossenen Variante.

5. Überlegen Sie, was es bedeuten könnte, dass das Weltall beseelt ist. Kann sich das Weltall freuen, ärgern, nachdenken?

6. Diskutieren Sie die epistemisch-mereologische Frage: Kann ein Teil des Weltalls – der Mensch – wissen, ob das Ganze – das Weltall – Vernunft besitzt?

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Aufgabe Aph 3.2

Studieren Sie den Text zum Parry-Programm. Bedenken Sie, dass die konkreten Antworten nicht einprogrammiert sind.

Maschinen werden durch Menschen programmiert. Überlegen Sie, ob Sie möglicherweise auch „programmiert“ sind – und zwar durch die Umwelt.

Emotionen sind beim Menschen diejenigen mentalen Zustände, die uns wissen lassen, was unsere elementaren Interessen sind und ob sich der Zustand der Welt in Übereinstimmung mit unseren Zielen definiert. (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 430)

Warum bist Du im Krankenhaus? Ich bin ganz falsch hier. Wer hat Dich hergebracht? Die Polizei. Hattest Du Schwierigkeiten? Die Bullen sollen sich um ihr eigenen Kram kümmern. Was haben sie denn falsch gemacht? Die sollen die richtigen Leute verhaften. Das tun sie doch manchmal. Die sollen diese italienischen Gauner verhaften. Bist Du Italiener? Ich bin britischer Abstammung, aber hier geboren. Kennst Du irgendwelche italienischen Gauner? Ich gebe mich nicht mit Gangstern ab. Fürchtest Du Dich vor Gangstern? Die Mafia ist am schlimmsten. Hast Du Verbindungen zur Mafia? …

PARRY

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Aufgabe Aph 3.3

Der Chauvinismus-Vorwurf richtet sich gegen die Identitätstheorie. Der Liberalismus-Vorwurf richtet sich gegen die Funktionalismus-Theorie. Diskutieren Sie die beiden Vorwürfe.

Block geht davon aus, daß der Funktionalismus zurückzuweisen ist, wenn man zeigen kann, daß er entweder zu vielen oder zu wenigen Systemen … psychische Zustände zuschreibt. Das erste Extrem nennt Block „Chauvinismus“ – er hat die Tendenz, die eigene Art vorzuziehen und nur ihr psychische Phänomene zuzusprechen. Das zweite Extrem, der „Liberalismus“, geht dagegen zu weit und schreibt auch solchen Systemen psychische Zustände zu, die offensichtlich keine haben. (Münch, in: Münch 2000, S. 17)

Gehen Sie schrittweise vor:

1. Skizzieren Sie ein Streitgespräch 1: Argumentieren Sie mit Mr. Spy gegen Block – aber mit Hinweis auf Platon – für das Bewusstsein der chinesischen Nation im Experiment.

Ich behaupte, dass die chinesische

Nation im Gedankenexperiment

von Block tatsächlich

Bewusstsein erlangt!

bitte Aufgabe Aph 3.3 an zwei Tagen bearbeiten 1. Teil: Ideen sammeln

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2. Skizzieren Sie ein Streitgespräch 2: Argumentieren Sie gegen einen verrückten Scheich, der unbedingt in einem spektakulären Projekt seine mentalen Zustände durch ein ökonomisches System realisieren will.

Die Schwierigkeit mit dieser Version des Funktionalismus ist jedoch, daß er zu einem ungezügelten Liberalismus führt. Ökonomische Systeme haben Inputs und Outputs, z.B. zu- und abfließende Kredite und Schulden. Ökonomische Systeme haben auch eine große Bandbreite interner Zustände, z.B. daß die Wachstumsrate des Bruttosozialprodukts doppelt so hoch ist wie der Diskontsatz. Es scheint nicht unmöglich zu sein, daß ein reicher Scheich die Kontrolle über die Ökonomie eines kleinen Landes bekommt … und dessen Finanzsystem so manipulieren kann, daß es funktional mit einer Person, z.B. ihm selbst, äquivalent ist. (Block, in: Münch 2000, S. 208)

3. Skizzieren Sie ein Streitgespräch 3: Nehmen Sie an, Philo Z hat soeben empirisch nachgewiesen, dass ein Oktopus neun Gehirne hat. Oktopusse sind die intelligentesten Kopffüßler. Argumentieren Sie mit Pauline gegen Philo Z, der dem Oktopus mentale Zustände absprechen will.

… ich habe neun Gehirne!

… aber Du hast kein

Bewusstsein!

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4. Skizzieren Sie ein Streitgespräch 4: Argumentieren Sie mit Mr. Philo Z gegen ein einzelnes Neuron für das Bewusstsein der Menschen.

Intuitiv scheint kein physikalischer Mechanismus ein Sitz für Qualia zu sein, am wenigsten das Gehirn. Erscheint ein Klumpen schwabbligen grauen Stoffs intuitiv als Sitz für Qualia geeigneter als ein Trupp kleiner Männer? (Block, in: Münch 2000, S. 182)

Menschen haben ein

Bewusstsein!

… das glaube ich nicht!

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Donnerstag, den 02. August

Aph 4 das phänomenale Bewusstsein I … – phänomenologische & epistemologische Aspekte –

1111 Problemfelder

„Bewusstsein“ bedeutet … heute phänomenales Bewusstsein, also … im Sinne von Erleben und Subjektivität. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 16) Es ist das Thema „Bewusstsein“, welches das Leib-Seele-Problem wirklich vertrackt macht … Ohne das Thema „Bewusstsein“ wäre das Leib-Seele-Problem weit weniger interessant. Mit dem Thema „Bewusst-sein“ scheint es hoffnungslos zu sein … Wenn wir anerkennen, dass eine physikalische Theorie des Mentalen den subjektiven Charakter der Erfahrung erklären muss, dann müssten wir zugeben, dass uns keine der gegenwärtig verfügbaren Konzeptionen einen Hinweis gibt, wie dies geschehen könnte. Das Problem ist einzigartig. (Nagel, in: Metzinger 1, S. 62, 72)

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Gibt es nicht-physikalische Tatsachen? ♣♣♣♣ … Unterscheiden sich mentale Zustände von neuronalen Zuständen?

Folgefrage: ���� … Wie groß ist die Reichweite einer materialistischen Theorie des Geistes? ���� … Wo liegen die prinzipiellen Grenzen des wissenschaftlichen Weltbildes? ���� … Gibt es tatsächlich subjektives Wissen?

Antwort-Option: nein ja ♣♣♣♣ Beha- vioristen ♣♣♣♣ Identitäts-theoretiker

♣♣♣♣ Substanz- Dualisten ♣♣♣♣ Eigenschafts- Dualisten

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2222 Begriffsbestimmung

Es ist zwecklos, eine Verteidigung des Materialismus auf irgendeine Analyse mentaler Phänomene zu gründen, die es versäumt, sich ex- plizit mit ihrem subjektiven Charakter zu beschäftigen ... Das Problem ist jedoch nicht auf exotische Fälle beschränkt; es besteht nämlich auch zwischen zwei Personen … Selbst im Hinblick auf andere Personen ist das Verständnis davon, wie es ist, sie zu sein, nur bruchstückhaft. (Nagel, in: Metzinger 1, S. 64, 67, 69fn)

Begriff: „Qualia“ ♣♣♣♣ … Wahrnehmungseindrücke ♣♣♣♣ … Körperempfindungen ausgeschlossen sind … ♣♣♣♣ … höherstufige Eigenschaften von phänomenalen Eigenschaften

Beispiel: ♣♣♣♣ die Zitrone ist gelb ♣♣♣♣ die Zitrone schmeckt sauer

Beispiel: Erlebnisgehalt von … ♣♣♣♣ Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten ♣♣♣♣ Schmerzen, Lust ♣♣♣♣ Stimmungen, Emotionen, Gefühle

Begriffsunterscheidung: „Qualia“ kausal abhängig von physischen Tatsachen Qualia haben einen Erlebnisgehalt „… es fühlt sich irgendwie an …“

subjektiver Erlebnisgehalt der Qualia … ♣♣♣♣ unmittelbar? ♣♣♣♣ bewusst? ♣♣♣♣ privat? ♣♣♣♣ transparent? ♣♣♣♣ perspektivisch?

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3333 Fledermaus-Einwand

… Fledermäuse … weisen … einen Sinnesapparat und eine Reihe von Aktivitäten auf, die von den unsrigen so verschieden sind, dass das Problem, das ich stellen möchte, besonders anschaulich ist … Heute wissen wir, dass die meisten Fledermäuse … die Außenwelt primär durch Radar oder Echolotortung wahrnehmen, indem sie das von Objekten in ihrer Reichweite zurückgeworfene Echo ihrer raschen und kunstvoll modulierten Hochfrequenzschreie regi-strieren. Ihre Gehirne sind so konstruiert, dass sie die Ausgangsimpulse mit dem darauf folgenden Echo korrelieren. Die so erhaltene Information befähigt Fledermäuse, eine genaue Unterscheidung von Abstand, Größe, Gestalt, Bewegung und Struktur vorzunehmen, die derjenigen vergleichbar ist, die wir beim Sehen vornehmen. Obwohl das Fledermaus-Radar klarerweise eine Form von Wahrnehmung ist, ist es in seinem Funktionieren keinem der Sinne ähnlich, die wir besitzen … Ich möchte wissen, wie es für eine Fledermaus ist, eine Fledermaus zu sein … Wir glauben, dass Fledermäuse irgendwelche Spielarten von Schmerz, Angst, Hunger und Verlangen fühlen, und dass sie neben dem Radar andere, vertrautere Arten von Wahrnehmungen besitzen. Wir glauben aber, dass diese Erlebnisse in jedem Fall auch einen bestimmten subjektiven Charakter haben, der jenseits unserer Fähigkeiten liegt, uns einen Begriff davon zu machen. (Nagel, in: Metzinger 1, S. 65f)

… phänomenologisches Argument gegen eine

materialistische Theorie des Geistes

Argument von Thomas Nagel 1974: ���� Bewusste Erfahrungen haben einen subjektiven Charakter. ���� Materialistische Theorien des Geistes können den subjektiven Charakter begrifflich nicht erfassen und folglich nicht analysieren und nicht erklären.

… Es fühlt sich gut an, eine

Fledermaus zu sein!

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4444 Begriffsbestimmung

traditioneller Begriff: „Wissen“ ♣♣♣♣ … Q ist sprachlich formuliert ♣♣♣♣ … Wissensinhalt Q ist wahr ♣♣♣♣ … Subjekt S ist überzeugt von Q ♣♣♣♣ … Subjekt S hat gute Gründe für Q

Begriffsunterscheidung: „Wissen“ ♣♣♣♣ … Wissen, dass Q ���� inferentieller Zusammenhang ♣♣♣♣ … Wissen, wie es geht ���� Fähigkeit ♣♣♣♣ … Wissen, wie es sich anfühlt ���� Zugang

Beispiel: ♣♣♣♣ „Ich weiß, dass phäno-menale Qualitäten einen subjektiven Gehalt haben“ ♣♣♣♣ „Ich weiß, wie man mit den Ohren wackelt“ ♣♣♣♣ „Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn ich Eis esse“

Begriffsunterscheidung: „Tatsachen“ ♣♣♣♣ … Begriff „grobkörnige Tatsachen“ nach Wittgenstein Zwei Sätze F1a und G1a drücken dieselbe Tatsache aus, wenn F und G dieselbe Eigenschaft bezeichnen ♣♣♣♣ … Begriff „feinkörnige Tatsachen“ nach Frege Zwei Sätze F1a und G1a drücken verschiedene Tatsachen aus, wenn F und G verschiedene Weisen des Gegebenseins sind

Beispiel: a ≡≡≡≡ Feuerwehrauto F1 ≡≡≡≡ bestimmte Wellenlänge G1 ≡≡≡≡ Roteindruck

����

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5555 Gedankenexperiment

Mary ist eine brillante Neurowissen- schaftlerin, die – aus welchen Gründen auch immer – gezwungen ist, die Welt aus einem schwarz-weißen Raum heraus und mit Hilfe eines schwarz-weißen Monitors zu erforschen. Sie spezialisiert sich auf die Neuro-physiologie der Farbwahrnehmung und erwirbt auf diesem Gebiet, so nehmen wir an, alle physikalischen Informationen, die es überhaupt zu erlernen gibt, darüber, was geschieht, wenn wir reife Tomaten oder den Himmel betrachten und Ausdrücke wie „rot“, „blau“ usw. verwenden … Was wird passieren, wenn Mary ihren schwarzweißen Raum verlassen darf oder einen Farbmonitor bekommt? Wird sie etwas lernen oder nicht? Es scheint einfach offensichtlich zu sein, dass sie etwas über die Welt und über unser (visuelles) Erleben der Welt lernen wird. Dann ist es jedoch unvermeidlich, dass ihr vorheriges Wissen unvollständig war. Aber sie hatte alle physikalischen Informationen. Also muss es vielleicht doch mehr zu wissen geben als das, und der Physikalismus ist falsch. (Jackson, in: Metzinger 1, S. 87)

Argument von Frank Jackson 1982: ���� Es gibt eine privilegierte Form des Wissens über phänomenale Zustände, die nur erworben werden kann, indem man diese Zustände selbst erlebt. ���� Materialistische Theorien des Geistes können diese privilegierte Form des Wissens begrifflich nicht erfassen und folglich nicht analysieren und nicht erklären.

… epistemologisches Argument gegen eine

materialistische Theorie des Geistes

Ich weiß etwas, was Du nicht weißt …

So hab ich das ja

noch nie gesehen!

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Alle reduktiven Erklärungen sind mit der Abwesenheit des subjektiven Charakters der Erfahrung logisch vereinbar. Es ist widerspruchsfrei denkbar, dass alle, in einer materialistischen Beschreibung der Tatsachen berücksichtigten kausalen Prozesse vorliegen, aber kein subjektives Erleben vorkommt ... Weil das so ist, kann die reduktionistische Erklärung des Mentalen nicht vollständig gelingen. Sie versagt angesichts der subjektiven Tatsachen und des sie umfassenden phänomenalen Bewusstseins. (Teichert 2006, S. 137)

6666 Vollständigkeit des wissenschaftlichen Weltbildes?

Qualia sind Gegenstände des introspektiven Erlebens. Aber sind sie auch Objekte inneren Wissens? (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 204)

Kernfrage: Außen-Welt Innen-Welt intersubjektive art-spezifische individuelle Perspektive Perspektive Perspektive Tiere αααα-Mausi ββββ-Mausi Menschen Philo X Philo Y Außerirdische Mr. Spy 1 Mr. Spy 2

wissen-schaftliches

Weltbild

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Wenn das subjektive Wissen aus der Innenperspektive eine Form von Tatsachenwissen ist, dann scheint die Schlussfolgerung unausweich-lich, dass es nicht-physikalische Tatsachen gibt, nämlich subjektive Tatsachen. Dann aber besäße das wissenschaftliche Weltbild ein Loch … (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 82)

7777 emergente Eigenschaften?

Die … philosophische Intuition der

Emergenztheorie besagt, dass … man einen Monismus … mit einem

Eigenschaftsdualismus kombiniert … In einer starken Form fügt der psycho-physische Emergentismus zwei neue Gedanken hinzu: Geistige Eigenschaften sind genuin neuartige

Eigenschaften im physikalischen Universum, und sie waren vor ihrem ersten Auftreten unvorhersagbar … Das Interessante an der starken

Konzeption emergenter Eigenschaften ist, dass ihr erstes Auftreten der Theorie zufolge auch aus einer vollständigen Kenntnis aller Natur-

gesetze heraus nicht hätte vorhergesagt werden können … Die erste These ist der ontologische Physikalismus: Die Gesamtheit der konkreten Realität erschöpft sich in den von der Physik postulierten Elementarteilchen und in Aggregaten dieser Elementarteilchen. Die zweite These ist die Emergenz von Makroeigenschaften: Ab einer gewissen Ebene struktureller Komplexität entstehen aus Mengen von Mikroeigenschaften genuin neue, emergente Makro-Eigenschaften. (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 275)

Schwache Emergenz ♣♣♣♣ … Mikrodetermination ♣♣♣♣ … Reduzierbarkeit ���� vollständig erklärbar aus den Teilen & der komplexen Anordnung der Teile

Starke Emergenz ♣♣♣♣ … Mikrodetermination ♣♣♣♣ … Nichtreduzierbarkeit ���� unvorhersagbar, neuartig, kausal wirksam

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Ist das phänomenale Bewusstsein eine stark emergente Eigenschaft der Makrostruktur? ♣♣♣♣ … Wie verhalten sich die Makroeigenschaften eines Systems zu seiner Mikrostruktur?

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … Emergenz

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Philosophen machen aus jeder Selbstverständlichkeit ein Problem … Indem wir das Selbstverständliche problematisieren, und nur dadurch, gelangen wir zu einem tieferen und besseren Verständnis der uns umgebenden Welt und unseres Platzes in ihr. (Walter 2006, S. 11)

… das phänomenale Bewusstsein könnte

eine stark emergente

Eigenschaft sein

… gibt es noch andere stark emergente

Eigenschaften in der Natur?

… ich zitiere Nagel: „Das Problem ist

einzigartig“

… wenn es das einzige Phänomen ist, dann glaub ich nicht an eine starke

Emergenz!

… das wäre dann ja wohl

eine creatio ex nihilo …

… schöne Grüße vom Spaghetti-Monster!

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Aufgabe Aph 4.1

Nehmen Sie den traditionellen philosophischen Begriff „Wissen“ und betrachten Sie die notwendigen & hinreichenden Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit wir von Wissen sprechen können.

Gehen Sie schrittweise vor:

1. Prüfen Sie, ob im Argument des unvollständigen Wissens von Jackson dieser Wissensbegriff gemeint sein kann.

2. Überlegen Sie, ob ein Synästhesist über Wissen verfügt, das ein Nicht-Synästhesist nicht hat.

3. Denken Sie darüber nach, ob Patienten mit Capgras-Syndrom oder Cotard-Syndrom über Wissen verfügen, das ein gesunder Mensch nicht hat.

4. Was weiß Mausi, was Philo nicht weiß?

Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse der Aufgabe Aph 4.1 mit den Ergebnissen der Aufgabe Aph. 2.1

F?: Bedenken Sie den

inferentiellen Zusammenhang

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Aufgabe Aph 4.2

Nehmen Sie an, Sie würden sich schrittweise in eine Fledermaus verwandeln.

Überlegen Sie, ob und ab welcher Stufe Sie dann wüssten, wie es sich anfühlt, eine Fledermaus zu sein.

Gehen Sie schrittweise vor:

1. Umwandlung des Körpers

2. Übernahme der spezifischen Verhaltensweisen

3. Angleichung der neuronalen Ausstattung

4. Erleben der speziellen mentalen Zustände

Denken Sie darüber nach, inwiefern bereits Änderungen der 1. & 2. Stufe Auswirkungen auf der 4. Stufe haben können.

Denken Sie darüber nach, ob bereits mit der 3. Stufe eine vollständige Umwandlung stattgefunden hat oder ob noch etwas fehlt.

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Aufgabe Aph 4.3

Phänomenale Bewusstseinszustände gelten als transparent. Sie sind als Bewusstseinszustände nicht erfahrbar.

Phänomenale Transparenz ist mit Sicherheit eine der (wenn nicht die) wichtigste Bedingung auf der Suche nach einem fundamentaleren theoretischen Verständnis danach, was phänomenales Erleben in Wirklichkeit ist ... Eine … Standarddefinition phänomenaler Transparenz besagt, dass sie darin besteht, dass nur Inhalts-eigenschaften einer bewussten mentalen Repräsentation für die introspektive Aufmerksamkeit verfügbar sind, nicht aber ihre … „Träger-Eigenschaften“. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 440)

Überlegen Sie, wie Sie eine Brille als Brille erkennen können, durch die Sie gerade blicken.

Gehen Sie schrittweise vor:

1. normale Brille mit Brillenfassung

2. unendlich große Brille

3. gefärbte Brille

4. Brillenwechsel

Denken Sie darüber nach, was dies – analog betrachtet – für den „Träger“ phänomenaler Bewusstseinszustände bedeuten könnte.

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Aufgabe Aph 4.4

Denken Sie darüber nach, welche Rolle das Zeitmaß spielten könnte.

Nehmen Sie an, dass es Außerirdische gibt, deren mentale Zustände stark verlangsamt ablaufen.

Denken Sie über die beiden folgenden epistemischen Fragen nach.

1. Könnten wir sie dennoch als intelligent bezeichnen?

2. Würden Sie uns als intelligent bezeichnen?

Welchen Grund gibt es für die Annahme, daß Deine mentalen Operationen nicht sehr verlangsamt werden könnten und trotzdem mentale Operationen bleiben würden? Ist es wirklich widersprüchlich oder unsinnig, anzunehmen, daß wir intelligente Wesen kennenlernen könnten, mit denen wir nur durch Zeitrafferverfahren kommunizieren könnten? Wenn wir diese Kreaturen beobachten, scheinen sie beinahe leblos. Wenn wir sie aber in einem Zeitrafferfilm betrachten, sehen wir sie miteinander sprechen. Wir finden heraus, daß sie sagen, daß unser Verhalten für sie nur dann sinnvoll ist, wenn sie uns mit Hilfe stark verlangsamter Filme betrachten. (Block, in: Münch 2000, S. 177)

Überlegen Sie, ob das Zusprechen mentaler Zustände eventuell vom Zeitmaß abhängen könnte.

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Freitag, den 03. August

Aph 5 das phänomenale Bewusstsein II … – wissenschaftstheoretische & modallogische Aspekte –

1111 Problemfelder

Es gibt also nicht nur phänomeno- logische und erkenntnistheoretische Schwierigkeiten, wenn wir das phänomenale Erleben in seinem quali-tativen Gehalt und seiner Gebundenheit an individuelle Erste-Person-Perspektiven ernst nehmen wollen, sondern es ergeben sich auch funda-mentale begriffliche Probleme beim Versuch es mit strengen wissen-schaftlichen Methoden zu erklären. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 101)

Könnten tatsächlich philosophische Zombies existieren?

Neben den phänomenologischen, erkenntnistheoretischen und wissenschaftstheoretischen Argumenten für die Irreduzibilität des phänomenalen Bewusstseins gibt es eine vierte Klasse, nämlich die modalen Argumente. Die philosophische Grundintuition hinter modalen Argumenten gegen die ontologische Reduktion der Entität „Bewusst-sein“ war häufig, dass es immer möglich ist, sich widerspruchsfrei vorzustellen … dass die physische Basis inklusive der Gesamtheit ihrer funktionalen Zustände auch ohne das Auftreten phänomenaler Eigenschaften existieren könnten. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 117)

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Können wir wissen-schaftlich erklären, warum ein bestimmter neuronaler Zustand mit einem spezifischen Erlebnisgehalt korreliert?

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … nein, das ist eine echte Erklärungslücke ♣♣♣♣ … da gibt es nichts zu erklären; das ist ein factum brutum

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2222 Begriffsbestimmung

♣♣♣♣ Explanandum erklärungsbedürftige Aussage

♣♣♣♣ Explanans erklärende Aussagen

In seinem Aufsatz … betont Levine bei der Beantwortung dieser Frage zunächst, daß jede Reduktion zu einer Erklärung des reduzierten Phänomens führen muß und daß es, wenn diese Erklärung gelingt, tatsächlich in einem epistemischen Sinn unmöglich ist, sich vorzustellen, daß das Explanans ohne das Explanandum vorliegt. (Beckermann 2000, S. 406)

3333 Beispiel aus der Physik ���� mereologische Brückenprinzipien

Makrostruktur Wasser ist bei 20°°°°C flüssig

Brückenprinzipien verbinden die Ebene der Teile mit der Ebene des Ganzen

Mikrostruktur physik.-chem. Eigenschaften von H2O-Molekülen

Begriff: „vollständig explanatorische Theorie“ ♣♣♣♣ … adäquate Erklärungen müssen verständlich machen, dass das erklärungsbedürftige Ereignis zu erwarten ist.

Beispiel: ♣♣♣♣ Explanandum: Warum ist Wasser bei 20°°°°C flüssig?

Antwort: ♣♣♣♣ … ja, aus dem Explanans (Kenntnis der Mikrostruktur & Brückenprinzipien) folgt notwendig das Explanandum

Frage: ♣♣♣♣ … Können wir verstehen, warum Wasser bei 20°°°°C flüssig ist?

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4444 Analogie: phänomenales Bewusstsein ���� mereologische Brückenprinzipien

Makrostruktur mentaler Zustand

Brückenprinzipien verbinden die Ebene der Teile mit der Ebene des Ganzen

Mikrostruktur neurophysiologischer Zustand

Wir können das epistemische Ziel nicht genau benennen, weil wir den Begriff des phänomenalen Bewusstseins … nicht definieren können. Dann aber wird es uns auch schwer fallen, genauer zu sagen, was über-haupt als eine erfolgreiche empirische Erklärung des Phänomens … gelten würde ... Es ist der Aspekt des subjektiven Erlebens … von dem unklar ist, wie man ihn aus seinen physikalischen und funktionalen Bedingungen heraus verstehen oder wissenschaftlich erklären könnte ... Die Wissenschaft aber kann immer nur Funktionen erfassen. Denn das, was etwa die Neuro- und Kognitionswissenschaften über das phäno-menale Erleben herausfinden können, betrifft letztlich immer nur die kausale Rolle von bestimmten Hirnzuständen … Die philosophische Grundidee ist also, dass eine vollständige wissenschaftliche Erklärung das reduzierte Phänomen durch begriffliche Zurückführung auf eine tiefer liegende Beschreibungsebene in diesem Sinne zu einem notwen-dígen Phänomen machen muss. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 34, 102)

Antwort: ♣♣♣♣ … nein, aus dem Explanans (Kenntnis der Mikrostruktur) folgt nicht notwendig das Explanandum ♣♣♣♣ … wir kennen keine Brückenprinzipien

Frage: ♣♣♣♣ … Können wir verstehen, warum sich der Farb-eindruck „rot“ so anfühlt, wie er sich anfühlt?

Beispiel: ♣♣♣♣ Explanandum: Warum fühlt sich die Farbe „rot“ so und so an?

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5555 Einwand der Erklärungslücke

Wir merken in der Tat, dass die kausale Rolle von Schmerz ein wesentlicher Bestandteil unseres Begriffs von Schmerz ist und dass die Entdeckung der physischen Mechanismen, die diese kausale Rolle hervorbringen, einen entscheidenden Aspekt dessen erklären würde, was es in Bezug auf Schmerz zu erklären gibt. Doch unser Begriff von Schmerz umfasst eben mehr als nur die kausale Rolle, er umfasst den qualitativen Charakter von Schmerz, der bestimmt, wie Schmerz sich anfühlt. Und was … unerklärt bleibt, ist, warum sich Schmerzen so anfühlen, wie sie sich anfühlen! … Aus dem bisher Gesagten sollte deutlich geworden sein, dass es nicht weiterhilft, Qualia mit ihren funktionalen Rollen zu identifizieren ... Wenn wir nämlich der Meinung sind, dass Schmerzen zu haben identisch damit ist, sich in einem bestimmten funktionalen Zustand zu befinden, welchen Maßstab von funktionaler Ähnlichkeit bzw. Unähnlichkeit verwenden wir, um zu beurteilen, ob ein außerirdisches Wesen unsere qualitativen Zustände teilt? (Levine, in: Metzinger 1, S. 108f)

Argument von Joseph Levine 1983: Identitätstheorien und Funktionalismustheorien können nicht erklären, warum mentale Zustände notwendigerweise den Erlebnisgehalt haben, den sie haben.

… wissenschaftstheoretisches Argument gegen

eine materialistische Theorie des Geistes

Habe ich ein phänomenales Bewusstsein?

Habe ich ein phänomenales Bewusstsein?

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6666 Zombie-Einwand

Bewusstes Erleben ist eng mit physischen Vorgängen in Systemen wie Gehirnen verbunden – das steht außer Frage … Aber wie und warum führen physische Vorgänge zu bewusstem Erleben? Warum finden diese Vorgänge nicht „im Dunkeln“ statt, ohne von bewussten Erlebnissen begleitet zu sein? Das ist das zentrale Mysterium des Bewusstseins … Dem Argument zufolge ist es vorstellbar, dass ein mit einem bewussten Wesen physisch identisches System nicht dieselben bewussten Zustände erlebt (oder gar keine bewussten Zustände erlebt). Ein Beispiel für ein solches System ist der Zombie: ein System, dem jedes Bewusstsein fehlt, obwohl es physisch identisch mit einem bewussten Wesen ist … Wir haben keinen Anlass anzunehmen, dass es tatsächlich Zombies gibt … Gott hätte eine Zombie-Welt erschaffen können, wenn ihm danach gewesen wäre. (Chalmers, in: Metzinger 1, S. 121)

Was existiert, hängt in erster Linie davon ab, welche Entitäten unsere besten empirischen Theorien als existierend annehmen müssen, um die fraglichen Phänomene zu erklären und ihr Auftreten präzise auszusagen. Dieses Prinzip gilt auch für mentale Entitäten … Aus den allgemeinen Gesetzen der Neurobiologie folgt aber … für keinen möglichen Gehirn-zustand, dass er eine spezifische Erlebnisqualität besitzen muss … Der philosophische Fachterminus heißt hier „epistemische Notwendigkeit“ … (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 22, 102)

… modallogisches Argument gegen

eine materialistische Theorie des Geistes

Argument von David Chalmers 2002: Identitätstheorien und Funktionalismustheorien können nicht erklären, ob und warum es keine philosophischen Zombies gibt.

Kann mir mal einer erklären, warum es mich

nicht geben soll?

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7777 … verrückte Qualia

normale Qualia „… etwas Grünes“ „… etwas Rotes“

����

����

Z1 Grün-empfindung Z2 Rot-empfindung

vertauschte Qualia „… etwas Grünes“ „… etwas Rotes“

����

����

Z1 Rot-empfindung Z2 Grün-empfindung

fehlende Qualia „… etwas Grünes“ „… etwas Rotes“

����

����

Z1 Z2

sensor. input sprachl. output

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Wenn es philosophische Zombies gäbe, wären also nicht nur wir nicht in der Lage, zu erkennen, daß es sich bei diesen Wesen um Zombies handelt, sie selbst könnten dies nicht herausfinden. Denn die Zustände, die in ihnen die Rolle von Empfindungen spielen, bringen sie dazu, von sich zu glauben, sie hätten echte Empfindungen. Ist es wirklich sinnvoll, anzunehmen, daß es Wesen geben kann, die nicht über wirkliche, sondern nur über „Ersatzempfindungen“ verfügen, die mit keinerlei qualitativen Eindrücken verbunden sind, von denen aber niemand – nicht einmal sie selbst – herausfinden kann, daß das so ist? Wer meint, dies sei trotz aller Probleme möglich, sollte sich klar machen, daß er dann möglicherweise selbst nur ein Zombie ist, der von sich nur glaubt, er hätte wirkliche Empfindungen. (Beckermann 2000, S. 174)

8888 Teilzeit-Zombies

Man kann sich nämlich an der Stelle der üblichen Vollzeitzombies ohne weiteres auch Teilzeitzombies vorstellen. Teilzeitzombies haben manch-mal normale Bewusstseinszustände … zu anderen Zeiten sind sie aber ohne Bewusstsein … Die Vorstellung von Teilzeitzombies basiert auf denselben Voraussetzungen wie die von Vollzeitzombies. Beide setzen nämlich nur voraus, dass geistige Prozesse prinzipiell unabhängig von physischen Prozessen variieren können. Stellen wir uns daher vor, der Teilzeitzombie hätte in einer Phase des Bewusstseins eine Schmerz-

Kann mir mal einer beweisen,

dass ich ein Zombie bin?

Nein, kann ich leider nicht!

… ich weiß ja noch nicht

einmal, ob ich einer bin! Kann es sein, dass

die EM-Theorie doch stimmt?

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empfindung. Wenig später befinde er sich wieder in dem gleichen Zustand, doch nun ist er in einer Zombie-Phase und spürt daher keine Schmerzen. Schließlich gibt es eine dritte Situation, in der er an die beiden vorangegangenen Situationen zurückdenkt. Die entscheidende Frage ist nun, ob er die Abwesenheit der Schmerzempfindung in der zweiten Situation im Nachhinein bemerken kann. Wenn es jedoch auf der physischen Ebene keinerlei Unterschiede zwischen beiden Situationen geben darf, dann können auch die Unterschiede zwischen der „schmerzhaften“ und der „schmerzlosen“ Situation von einem Gedächtnis nicht registriert werden. (Pauen 2007, S. 130f)

9999 superveniente Eigenschaften?

Die … Grundintuition der Supervenienz-Theorie besagt … Wenn alle physikalischen Tatsachen feststehen, dann sind damit auch alle psycho-logischen Tatsachen festgelegt. (Metzinger, in: Metzinger, S. 245)

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Ist das phäno- menale Bewusstsein eine superveniente Eigenschaft?

nomologische Supervenienz ♣♣♣♣ … Seien W1 und W2 zwei Welten mit identischen physikalischen Naturgesetzen.

logische Supervenienz ♣♣♣♣ … Seien W1 und W2 zwei Welten mit identischen logischen Gesetzen.

allgemeine Supervenienz ψψψψ ψψψψ1 ψψψψ2 ϕϕϕϕ1 ϕϕϕϕ2 ϕϕϕϕ ♣♣♣♣ … Wenn Philo X in der Welt W1 dieselben physischen Eigenschaften ϕϕϕϕ besitzt wie Philo Y in der Welt W2, dann haben Philo X und Philo Y auch dieselben mentalen Eigenschaften ψψψψ.

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … Supervenienz

Zombie-Doppelgänger ausgeschlossen

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Aufgabe Aph 5.1

Der Chauvinismus-Vorwurf richtet sich gegen die Identitätstheorie. Der Liberalismus-Vorwurf richtet sich gegen die Funktionalismus-Theorie.

Diskutieren Sie die beiden Vorwürfe auf dem Hintergrund des gestrigen & heutigen Tages-Aphorismus weiter.

Gehen Sie schrittweise vor:

1. Vervollständigen Sie das Streitgespräch 1: Argumentieren Sie mit Mr. Spy gegen Block – aber mit Hinweis auf Platon – für das Bewusstsein der chinesischen Nation im Experiment.

2. Vervollständigen Sie das Streitgespräch 2: Argumentieren Sie gegen den verrückten Scheich, der unbedingt in einem spektakulären Projekt seine mentalen Zustände durch ein ökonomisches System realisieren will.

3. Vervollständigen Sie das Streitgespräch 3: Nehmen Sie an, Philo Z hat soeben empirisch nachgewiesen, dass ein Oktopus neun Gehirne hat. Oktopusse sind die intelligentesten Kopffüßler. Argumentieren Sie mit Pauline gegen Philo Z, der dem Oktopus mentale Zustände absprechen will.

4. Vervollständigen Sie das Streitgespräch 4: Argumentieren Sie mit Mr. Philo Z gegen ein einzelnes Neuron für das Bewusstsein der Menschen.

F?: Bedenken Sie den

inferentiellen Zusammenhang

bitte Aufgabe Aph 3.3 als Aufgabe Aph 5.1 weiter bearbeiten 2. Teil: Konsequenzen aus den gesammelten Ideen ziehen

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Aufgabe Aph 5.2

���� Beschäftigen Sie sich mit der Frage nach den introspektiven Identitätskriterien.

Man müsste introspektive Identitätskriterien besitzen, um sie [die Qualia] von einem zum nächsten Auftreten wieder erkennen zu können. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 204)

Denken Sie über die Möglichkeit introspektiver Identitätskriterien nach.

Eines morgens wachen Sie auf und stellen fest, dass Gras rot und der Himmel gelb ist … Da außer Ihnen niemand irgendwelche Farb-anomalien feststellt, schließen Sie, dass das Problem ganz allein bei Ihnen liegen muss. Sie sind daher zu der Schlussfolgerung berechtigt, so scheint es, dass Ihre visuellen Farbqualia invertiert sind. (Von mir aus können wir später herausfinden, dass und wie böse Neurochirurgen sich an Ihren Neuronen zu schaffen gemacht und damit ihre Qualia invertiert haben.) ... Wenn Sie aufwachen und Ihre visuelle Welt in höchstem Maße anomal finden, sollten Sie ausrufen „Huch, irgend etwas ist passiert! Entweder sind meine Qualia invertiert oder meine erinnerungsgebundenen Dispositionen, auf sie zu reagieren. Ich möchte zu gerne wissen, welcher dieser beiden Fälle eingetreten ist!“ (Dennett, in: Metzinger 1, S. 215)

Übertragen Sie folgende Überlegungen auf das phänomenale Bewusstsein.

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Vergleichen Sie die soeben beschriebene Situation von Dennett mit folgendem physikalischen Fall:

1. Philo X, Philo Y & Philo Z haben jeweils einen Längenmeßstab.

Beispiel

LX LY LZ

2. Ein böser Dämon ändert heimlich den Längenmeßstab LZ von Philo Z.

Beispiel

LX LY LZ

3. Überlegen Sie, wie die dämonische Untat nachgewiesen werden kann.

4. Überlegen Sie, ob die dämonische Untat eindeutig diagnostiziert werden kann. LZ verkürzt? LX, LY verlängert? LX, LY, LZ verändert?

���� Phänomenales Bewusstsein ist aber auch auf der begrifflichen Ebene problematisch. Überlegen Sie, wie Sie einem Blinden erklären können, wie sich die Farbe „rot“ anfühlt.

Könnte es phänomenale Inhalte geben, die unaussprechlich sind? … Auf der anderen Seite scheint es so, als ob unsere alltagspsychologische Kommunikation über die subjektiven Qualitäten unserer bewussten Erlebnisse mithilfe lebensweltlich verankerter phänomenologischer Kategorien durchaus erfolgreich ist … Ein theoretischer Fortschritt könnte deshalb überraschenderweise genau in der Einsicht bestehen, dass es bei Qualia überhaupt nichts zu erklären gibt, weil das Explanandum bei näherem Hinsehen nicht existiert. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 477, 204)

Überlegen Sie, welche Schlussfolgerungen Sie aus der merkwürdigen Problematik ziehen würden.

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Aufgabe Aph 5.3

Nehmen Sie an, Sie betreten einen Teletransporter, der Sie auf den Mars bringt.

Überlegen Sie, ob Sie als Mars-Mensch identisch sind mit sich selbst als Erden-Mensch.

Der Scanner hier auf der Erde wird mein Gehirn und meinen Körper zerstören, währenddessen registriert er den exakten Zustand aller meiner Zellen. Er wird dann die Information mit Radiowellen übertragen. Die Nachricht wird mit Lichtgeschwindigkeit innerhalb von drei Minuten den Replikator auf dem Mars erreichen. Dieser wird dann aus neuem Material ein Gehirn und einen Körper herstellen, die mir vollständig ähneln. In diesem neuen Körper werde ich erwachen. (Teichert 2006, S. 161f)

Nehmen Sie nun an, dass gelegentlich die „Technik spinnt“. Denken Sie über folgende Panne nach.

Bei dem Kopiervorgang wird der Körper der Person auf der Erde … nicht zerstört. Nach kurzer Zeit erlangen daher zwei qualitativ iden-tische Personen ihr Bewusstsein wieder: das Original auf der Erde … und die Replik auf dem Mars … Allerdings ist das Herzkreislaufsystem des Originals beim Kopieren beschädigt worden. Die Original-Person wird in den nächsten Tagen sterben … Später spreche ich mit meiner Replik auf dem Mars. Da meine Replik weiß, dass ich sterben werde, versucht sie mich zu trösten. Meine Replik versichert mir, dass sie mein Leben fortführen wird, wenn ich fort bin. Sie liebt meine Frau und wird mit ihr zusammen für meine Kinder sorgen … (Teichert 2006, S. 162ff)

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Montag, den 06. August

Aph 6 das intentionale Bewusstsein I … – Begriff „propositionale Einstellungen“

& die intentionalen Erklärungsstrategien –

1111 Problemfelder

Intentionale Zustände sind Zustände mit „semantischen Eigenschaften“. (Metzinger, in: Metzinger 3, S. 33)

2222 Begriffsbestimmungen

Begriff: „Intentionalität“ semantische Eigenschaften … ♣♣♣♣ … Inhalt ♣♣♣♣ … Referenz ♣♣♣♣ … Wahrheitsbedingungen ♣♣♣♣ … Erfüllungsbedingungen

Begriff: „Syntax“ ♣♣♣♣ … System von Regeln zur korrekten Ver-knüpfung von Zeichen

Begriff: „Semantik“ ♣♣♣♣ … Bedeutung & Verwendung der Zeichen

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Was sind eigentlich intentionale Zustände? ♣♣♣♣ … Wer besitzt überhaupt intentionale Eigenschaften? – Tiere? Pflanzen? Roboter?

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … Intentionalität ist eine Eigenschaft von Beschreibungen mentaler Zustände im Sinne einer Erklärungsstrategie ♣♣♣♣ … Intentionalität ist eine reale Eigenschaft mentaler Zustände

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3333 Begriffsbestimmungen

Bedingungen der Rationalität

Begriff: „propositionale Einstellungen“ der Begriff umfasst Angaben zu … ♣♣♣♣ … Inhalt ♣♣♣♣ … Person ♣♣♣♣ … zwei-stellige Relation

Beispiel: Inhalt sei Q, Person sei Philo X, verschiedene Einstellungen Philo X … ♣♣♣♣ … weiß, … ♣♣♣♣ … vermutet, … ♣♣♣♣ … wünscht, … ♣♣♣♣ … hofft, … ♣♣♣♣ … befürchtet, … ♣♣♣♣ … behauptet, … … dass Q

Propositionale Einstellungen unterliegen bestimmten … ♣♣♣♣ … Wahrheitsbedingungen ♣♣♣♣ … Erfüllungsbedingungen … bei rationalen Wesen sind propositionale Einstellungen voneinander abhängig ♣♣♣♣ … inferentielle Regeln

Beispiel: ♣♣♣♣ … Überzeugungen können wahr sein ♣♣♣♣ … Wünsche können sich erfüllen

Beispiel: ♣♣♣♣ … Philo X wünscht, dass Q ♣♣♣♣ … Philo X entdeckt, dass Q ���� Philo X freut sich, dass Q Philo X ist ein rationales Wesen

Beispiel: ♣♣♣♣ … Philo Y wünscht, dass Q ♣♣♣♣ … Philo Y entdeckt, dass Q ���� Philo Y ärgert sich, dass Q Philo Y ist ein irrationales Wesen

Ausrichtungen ♣♣♣♣ Wort – Welt ♣♣♣♣ Welt – Wort

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4444 Existenzfragen

Wir können uns … nicht nur Dinge vorstellen, die nicht vor uns liegen, sondern auch solche, die es überhaupt nicht gibt … Solche fiktiven Dinge sind ebenfalls semantische Gegenstände, d.h. es sind eigentlich die Bedeutungen von Wörtern … die nun zum Gegenstand werden. Insbesondere sind wir dank der Fähigkeit zur Vergegenständlichung in der Lage, Götter zu schaffen und sie zu ehren. Wir können sogar das Nichts zum Gegenstand unserer Betrachtungen machen; denn auch das Nichts hat eine semantische Existenz. Das menschliche Bewußtsein wird also schöpferisch, indem sich die menschliche Intentionalität semantische Gegenstände und semantische Tatsachen schafft. (Ferber 2003, S. 79)

Beispiel: Person: Philo X Einstellung: Überzeugung verschiedene Inhalte Philo X ist überzeugt, dass … ♣♣♣♣ … Eichhörnchen existieren ♣♣♣♣ … Pegasi existieren ♣♣♣♣ … Außerirdische existieren ♣♣♣♣ … das Spaghetti-Monster existiert ♣♣♣♣ … Gott existiert ♣♣♣♣ … das Nichts existiert

Begriffsunterscheidung: „reale Existenz“ & „semantische Existenz“ Entitäten, die es … ♣♣♣♣ … auch unabhängig von uns gibt ♣♣♣♣ … nur in unseren Gedanken gibt

Beispiel: ♣♣♣♣ … Katzen ♣♣♣♣ … Pegasi

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Es scheint immer so etwas wie ein „Pfeil der Intentionalität“ zu geben, und dieser Pfeil kann auch auf nicht-existierende Gegenstände zeigen. Normale Relationen haben niemals nicht-existierende Gegenstände als zweites Argument, intentionale Beziehungen scheinen aber zumindest manchmal diese Eigenschaft zu besitzen … Der Kern des Problems ist jetzt, dass Intentionalität keine natürliche oder physikalische Beziehung sein kann, weil Beziehungen zwischen existierenden und nicht-existierenden Dingen einfach keine natürlichen Beziehungen sind. (Metzinger, in: Metzinger 3, S. 13)

5555 Rationalitätskriterien

Kausalbeziehungen zwischen intentionalen Zuständen respektieren häufig semantische Beziehungen zwischen ihren Inhalten bzw. Rationalitätsprinzipien. (Beckermann 2000, S. 276)

… aber wir wollen es nicht übertreiben

Sicher wird man nicht verlangen können, dass jemand, der von etwas, sagen wir p, überzeugt ist, auch von allem überzeugt sein muss, was logisch aus p folgt. Aber man wird doch verlangen, dass wer p glaubt, auch alle offensichtlichen Folgerungen aus p glaubt. Wer glaubt, dass alle Katzen eigenwillig sind, und glaubt, dass Mietzi eine Katze ist, der sollte auch glauben, dass Mietzi eigenwillig ist … Zweitens besagt die Rationalitätsanforderung, dass Überzeugungen grundsätzlich konsistent sein müssen; niemand kann offensichtlich Widersprüchliches glauben … Drittens schließlich besagt die Rationalitätsanforderung für Überzeugungen, dass nicht alle … Überzeugungen einer Person falsch sein dürfen. (Beckermann 2008, S. 94)

Kausalrelation

ψψψψ1 ψψψψ2

Beispiel: Rationalitätskriterien für Überzeugungen ♣♣♣♣ … Implikationen ♣♣♣♣ … Konsistenz ♣♣♣♣ … Wahrheit

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6666 drei Erklärungsstrategien für besonders komplexes Verhalten

Wir benutzen die intentionale Strategie nur aus Unkenntnis der wahren Zusammenhänge. Ein uns intellektuell weit überlegenes Wesen, be-nötigte die intentionale Strategie überhaupt nicht … Diese äußerst komplexe Interaktion zweier Körper wäre rein physikalisch für uns nicht zu erklären. Das Geschehen im Nervensystem der beiden Personen und die komplexen Interaktionen mit der Umwelt summieren sich zu einer Datenfülle, die für uns nicht mehr handhabbar erscheint … Wir greifen daher auf die intentionale Strategie zurück. Die Wünsche (seine Frau abzuholen …) in Zusammenhang mit Überzeugungen (daß sich seine Frau am Flughafen befindet …) geben eine sehr verläßliche Grundlage für Vorhersagen und Erklärungen. (Brüntrup 2008, S. 120)

Die Alltagspsychologie

… liefert eine instrumentalistisch

gerechtfertigte Beschreibung der

Wirklichkeit. (Brüntrup 2008, S. 115)

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Welche Erklärungs-strategien haben wir? ♣♣♣♣ … Wann ist eine intentionale Erklärungs-strategie gerechtfertigt?

Antwort: Strategie … ♣♣♣♣ … physikalisch ♣♣♣♣ … funktional ♣♣♣♣ … intentional

Beispiel: ♣♣♣♣ … Planeten-bewegungen ♣♣♣♣ … Computer-anwendungen ♣♣♣♣ … Verhalten von Menschen

Beispiel: ♣♣♣♣ … Philo X ist überzeugt, dass seine Frau am Flughafen ist ♣♣♣♣ … Philo X möchte gerne seine Frau abholen

Argument von Daniel Dennett 1971: ���� Intentionalität ist eine Eigenschaft von Beschreibungen mentaler Zustände im Sinne einer erfolgreichen Erklärungs-strategie bei Wissensdefiziten. ���� Die Zuschreibungen intentionaler Zustände sind explanatorisch nützlich, denn sie erlauben Vorhersagen.

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7777 Gedankenexperiment

Dennett führt fiktiv einen Super- wissenschaftler von einer fremden, uns überlegenen Zivilisation ein, der allein aufgrund von Daten auf der physischen Ebene alle Bewegungen von Herrn X im Detail voraussagen kann. Aus der Perspektive dieses Superwissenschaftlers muß es geradezu als magisch erscheinen, daß ein Mensch mittels der intentionalen Strategie mit einem Mindestmaß an Information die Bewegungen von Herrn X über Stunden hinweg vorhersagen kann. Die einzige Erklärung für diesen Erfolg der intentionalen Strategie besteht nach Dennett darin, daß sie auf abstrakte Weise reale kausale Muster in der Welt herausgreift. (Brüntrup 2008, S. 120)

Ich weiß gemäß meiner

physikalischen Erklärungsstrategie genau, was Philo X

tun wird.

… epistemisches Argument für eine

realistische Deutung intentionaler Zustände

Argument von Daniel Dennett 1981: ���� Intentionale Erklärungen greifen real existierende kausale Muster in der Welt heraus. ���� Intentionalität ist eine reale Eigenschaft mentaler Zustände. ���� Ein System ist genau dann ein intentionales System, wenn sich in seinem Verhalten Muster zeigen, die nur von der intentionalen Einstellung aus sichtbar werden.

Ich verstehe aber nicht, warum Philo Z – trotz

beträchtlicher Wissensdefizite – gemäß

seiner intentionalen Erklärungsstrategie

ebenfalls weiß, was Philo X tun wird.

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8888 Wer besitzt intentionale Zustände?

Was sind die Kriterien?

Dennett behauptet, daß jedes System, das durch die intentionale Strategie erklärt werden kann, auch ein intentionales System ist. (Brüntrup 2008, S. 118)

♣♣♣♣ Menschen ♣♣♣♣ Tiere ♣♣♣♣ Pflanzen ♣♣♣♣ Außerirdische ♣♣♣♣ Zombies ♣♣♣♣ Roboter …

Da ‚Wahrheit’ ein metasprachliches semantisches Prädikat ist und da der

Besitz von Überzeugungen die Fähigkeit erfordert, zwischen wahren und falschen Überzeugungen unterscheiden zu können, folgt daraus

anscheinend unmittelbar, dass der Besitz von Überzeugungen metasprachliche semantische Prädikate verlangt, und dies setzt

offensichtlich Sprache voraus. (Searle, in Perler / Wild 2005, S. 140)

Ich kann das Verhalten einer Mausefalle zwar gemäß der

intentionalen Erklärungsstrategie

verstehen …

… aber ist die Mausefalle

deshalb schon ein intentionales

System?

… nur sprachfähige Wesen sind intentionale

Systeme

… also keine Tiere?

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9999 philosophische Zombies?

Stellen wir uns einen Zombie vor: Ein roboterhaftes Wesen, das sich wie ein Mensch verhält, aber in Wirklichkeit nur eine komplexe Maschine ohne jedes bewußte mentale Leben ist. Das Verhalten des Zombies läßt sich gemäß der intentionalen Strategie erklären ... Während der Mensch echte Wünsche und Überzeugungen hat, handelt es sich beim Zombie nur um eine raffinierte Attrappe ... Searle hat deshalb zwischen echter oder genuiner Intentionalität einerseits und Als-Ob-Intentionalität andererseits unterschieden. (Brüntrup 2008, S. 118)

Nun, die erste und wichtigste Sache ist die, dass Überzeugungen und Wünsche nicht nur in ein Netz anderer Überzeugungen und Wünsche eingebettet sind, sondern … in ein Netz von Wahrnehmungen und Handlungen, und diese sind die biologischen Grundformen der Intentionalität … Der allgemeine Punkt ist der, dass Tiere ihre Überzeugungen andauernd auf der Grundlage ihrer Wahrnehmungen korrigieren. Um diese Korrekturen zu machen, müssen sie in der Lage sein, den Sachverhalt, in dem ihre Überzeugung erfüllt wird, von einem Sachverhalt zu unterscheiden, in dem sie nicht erfüllt wird ... Warum aber müssen wir Überzeugungen und Wünsche überhaupt ‚postulieren’? Warum können wir in solchen Fällen nicht einfach die Existenz von Wahrnehmungen und Handlungen zugestehen? Die Antwort ist die, dass das Verhalten ohne die Voraussetzung von Überzeugungen und Wünschen unverständlich ist … (Searle, in Perler / Wild 2005, S. 140)

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Gibt es einen Zusammenhang von phänomenalen & intentionalen Zuständen?

Searle sagt: „Tiere sind intentionale

Systeme, Zombies hingegen nicht“

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … Intentionalität gibt es auch ohne phänomenale Zustände ♣♣♣♣ … Intentionalität kommt nur mit phänomenalen Zuständen vor

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Aufgabe Aph 6.1

Überlegen Sie, in welchem Sinne der Ausdruck „rational“ gemeint sein könnte, damit die intentionale Einstellung brauchbar ist.

Während die physikalistische Einstellung keine besonderen Voraus-setzungen für die Erklärung und Prognose von Verhalten macht, wird bei der funktionalen Einstellung vorausgesetzt, dass ein System störungsfrei funktioniert … Bei der intentionalen Einstellung nehmen wir an, dass das zu beschreibende System sich rational verhält … Wenn ein System sich nicht rational verhält, dann ist die intentionale Ein-stellung unbrauchbar. (Newen 2005, S. 203)

Art der Einstellung

Voraussetzungen der Anwendung

Erklärung / Prognose von Verhalten mittels …

physikalisch keine physikalischer Zustände

funktional störungsfreies Funktionieren

funktionaler Zustände

intentional rationales Verhalten

intentionaler Zustände Überzeugungen, Wünsche

F?: Bedenken Sie den

inferentiellen Zusammenhang

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Aufgabe Aph 6.2

Betrachten Sie das Problem der unterschiedlichen Deutungen intentionaler Zustände.

1. Dennett 1971 argumentiert für eine instrumentalistische Deutung. Eine instrumentalistische Deutung besagt, dass die Zuschreibung intentionaler Zustände lediglich explanatorisch nützlich ist.

2. Dennett 1981 argumentiert für eine realistische Deutung. Eine realistische Deutung behauptet hingegen, dass intentionale Zustände tatsächlich Elemente der Wirklichkeit sind.

3. Analysieren Sie die Begründung, die Dennett für seine neue Deutung gibt.

4. Denken Sie über Vor- & Nachteile der jeweiligen Deutungen nach.

F?: Bedenken Sie den

inferentiellen Zusammenhang

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Aufgabe Aph 6.3

Studieren Sie nochmals Aph 1 und bedenken Sie die Vorwürfe, die der eliminative Materialismus EM gegen die Alltagspsychologie AP erhoben hat.

Wenn eine Theorie T unser einziger Grund dafür ist, an eine Entität E zu glauben, und wenn sich T dann als schlechte Theorie entpuppt, haben wir keinen Grund mehr, an E zu glauben. Sobald dies geschieht, ist E, wie wir sagen, eliminiert worden. (Ravenscroft 2008, S. 125)

Gehen Sie schrittweise vor:

1. Denken Sie darüber nach, welche Entität der eliminative Materialismus EM bestreitet. Überlegen Sie, was die Alltagspsychologie AP dazu sagt.

2. Formulieren Sie den Begriff „schlechte Theorie“ im Sinne mangelnder Vorhersageleistung.

3. Formulieren Sie zwei Prämissen des EM bezüglich der AP, um den Grundsatz von Ravenscroft anwenden zu können.

4. Überlegen Sie, wie zutreffend Ihnen die angebliche explanatorische Erfolglosigkeit der AP erscheint.

5. Wenden Sie den Grundsatz von Ravenscroft auch auf andere Entitäten an: Hexen, Dämonen, Spaghetti-Monster, Gott.

F?: Bedenken Sie den

inferentiellen Zusammenhang

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Aufgabe Aph 6.4

Die Alltagspsychologie AP deutet intentionale Zustände stets realistisch. Der eliminative Materialist behauptet, dass es keine intentionalen Zustände gibt, also auch keine Behauptungen.

1. Überlegen Sie, ob der eliminative Materialismus EM inkohärent ist.

2. Verteidigen Sie den eliminativen Materialismus EM.

Wenn es keine intentionalen Zustände gibt, wenn keine mentalen Zustände mit einer Bedeutung existieren, wie kann man dann das Programm des eliminativen Materialismus weiterentwickeln, ohne das Ziel zu haben, den Kritiker von der Wahrheit einer bestimmten These zu überzeugen? … Wie kann man Gründe für die eigene These anführen, ohne dabei voraus-zusetzen, dass andere Menschen auch Zustände mit einem semantischen Inhalt haben – zum Beispiel Wünsche, Erwartungen, oder eigene Über-zeugungen? Kann der eliminative Materialist überhaupt noch intelligibel machen, was es bedeutet, Wissenschaft und Philosophie zu betreiben? … Die wichtigste Einsicht des eliminativen Materialismus besteht vielleicht darin, dass auch unsere mentalistischen Begriffssysteme historisch plastisch sind. Das bedeutet, dass die Zuschreibungskriterien für unsere Begriffe selbst geschichtliche Entitäten sind, die sich im Verlauf des wissenschaftlichen Fortschritts immer weiter verändern. Deshalb können sich traditionelle Begriffssysteme – und auch die sich aus ihnen ergebenden philosophischen Probleme – im Laufe der Zeit nicht nur in ihrer Bedeutung verändern. Sie können in manchen Fällen auch ganz verschwinden. (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 184f)

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Aufgabe Aph 6.5

���� Denken Sie sich eine story aus nach der intentionalen Erklärungs- strategie für das Verhalten einer …

1. … Mausefalle / Artefakt

2. … Katze / evolutionär entstandenes Lebewesen

Finden & bedenken Sie Unterschiede. Reflektieren Sie die Bedingungen der Rationalität der Systeme.

���� Studieren Sie nochmals Aph 1 und bedenken Sie das Problem mit der Pest. Informieren Sie sich im Internet über die Ursache der Pest.

Denken Sie sich jeweils eine story aus für das Auftreten der Pest im Mittelalter …

1. … Hexen im Bund mit dem Teufel

2. … Bakterien als Verursacher von Epidemien

Vergleichen Sie die beiden Erklärungsstrategien. Welche Konsequenzen ziehen Sie für die Geschlossenheitsthese?

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Aufgabe Aph 6.6

Überlegen Sie, welche Erklärungsstrategie Aristoteles für die Bewegungsvorgänge in der Natur verwendet.

Wenn nun die Vorgänge nach Maßgabe der Kunstfertigkeit auf Grund des „wegen etwas“ ablaufen, so ist es klar, daß auch die Vorgänge gemäß der Natur (dies tun) … Wenn es also bei der Kunstfertigkeit des „wegen etwas“ gibt, dann auch in der Natur. Am deutlichsten wird das (dann), wenn ein Arzt seine Heilkunst auf sich selbst anwendet: so ähnlich geht auch die Natur vor … Es bewegt sich nämlich ein jeder an seinen eigenen Ort, wenn man ihn nicht daran hindert, der eine nach oben, der andere nach unten. (Aristoteles, Physik II 8, 199 & IV 1, 208)

Lassen Sie Philo X als Aristoteles-Anhänger und Roby als Aristoteles-Gegner Argumente für ihre Position formulieren.

… ich glaube, dass die intentionale

Erklärungsstrategie richtig ist, weil …

… ich finde, dass die funktionale

Erklärungsstrategie völlig ausreicht, weil …

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Dienstag, den 07. August

Aph 7 das intentionale Bewusstsein II … – Begriff „mentale Repräsentationen“

& die Sprache des Geistes –

1111 Realisierung intentionaler Zustände durch Computer-Programme?

Eine der entscheidenden Einsichten … war, dass Rechnen tatsächlich kein Hantieren mit Zahlen, sondern ein Hantieren mit Zahlzeichen ist – und zwar ein algorithmisches, bestimmten festgelegten Regeln folgendes Erzeugen und Verändern von Zahlzeichen ... Rechnen besteht also darin, dass man – ausgehend von vorhandenen Zahlzeichen – schritt-weise neue Zahlzeichen erzeugt, indem man einfache Operationen in geeigneter Weise nacheinander ausführt … Wenn man Zahlzeichen als Muster von Spannungszuständen kleiner elektronischer Bauteile realisiert, kann man erstens auch die einfachen Operationen, auf denen alle Berechnungen beruhen, elektronisch realisieren. Zweitens ist es darüber hinaus möglich, elektronische Geräte zu bauen, dass diese Operationen genau in der Weise nacheinander ausgeführt werden, dass das gewünschte Resultat entsteht …

In unserem Zusammenhang ist jedoch ein weiterer Punkt von ent-scheidender Bedeutung – die Tatsache, dass man nicht nur Rechnen,

sondern auch logisches Schließen als Veränderung und Erzeugung von Symbolen auffassen und daher genau so wie das Rechnen elektronisch realisieren

kann. (Beckermann 2008, S. 95f)

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Ist Intentionalität eine physikalische / funktionale Beziehung? ♣♣♣♣ … Kann Intentionalität naturalisiert werden?

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … nein, denn intentionale Zustände haben einen semantischen Gehalt. ♣♣♣♣ … ja, denn intentionale Zustände & die Rationalitäts-kriterien können durch Computerprogramme realisiert werden.

… arithmetische & logische Operationen lassen sich realisieren

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2222 Realisierung logischer Schlüsse durch spezielle Computer-Programme

syntaktischer Kalkül

Inferenzprogramme … reichen allerdings nicht mehr aus, wenn es um die Erfüllung der dritten Rationalitätsanforderung geht. Denn damit die Überzeugungen eines Systems in der Regel wahr sind, d.h. mit seiner Umwelt übereinstimmen, ist es offensichtlich notwendig, dass das System über Wahrnehmungskomponenten verfügt, die es ihm ermöglichen, Informationen über diese Umwelt aufzunehmen. (Beckermann 2008, S. 99)

… ich zitiere Searle: „Computer haben zwar eine Syntax,

aber keine Semantik“

semantische Beziehungen

Beispiel: Überzeugungen … ♣♣♣♣ … Implikationen ♣♣♣♣ … Konsistenz ausgeschlossen ist … ♣♣♣♣ … Wahrheit syntaktische Beziehungen

… und ich verweise auf den Begriff „In-der-Welt-Sein“ von

Heidegger

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3333 Grundgedanke der Repräsentationstheorie

Fodor zufolge kann ein Wesen tat- sächlich nur dann über Wünsche, Überzeugungen … verfügen, wenn es die Struktur eines symbolver- arbeitenden Systems besitzt, d.h. wenn in ihm strukturierte Repräsentationen nach formalen, struktursensitiven Regeln erzeugt und umgeformt werden. (Beckermann 2000, S. 282)

4444 Begriffsbestimmungen

Begriff: „Repräsentation“ ♣♣♣♣ … Stellvertreter / personale Stellvertretung ♣♣♣♣ … Darstellung

Begriff: „mentale Repräsentation“ ♣♣♣♣ … räumliche Metapher: „sich etwas lebhaft vorstellen“ ♣♣♣♣ … zeitliche Metapher: „etwas vor Augen haben, als ob es gegenwärtig wäre“

externe Repräsentationen

semiotische Repräsentationen Zeichen

Sprache Bilder

interne Repräsentationen

mentale Repräsentationen Vorstellungen

Sprache des Geistes

Bilder im Geiste

Beispiel: ♣♣♣♣ Papst, Bundespräsident ♣♣♣♣ Piktogramm, Landkarte

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Wie ist es möglich, dass Kausalrelationen zwischen intentionalen Zuständen Rationalitäts-prinzipien genügen?

Vorbild

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5555 Bestimmungsstücke der mentalen Repräsentationen

Die drei wichtigsten Unterscheidungsmerkmale für Arten von mentalen Repräsentationen sind die Natur des Trägers, der Typ von Inhalt, der durch sie im Geist dargestellt wird, und das Format, in dem dieser In-halt dem Subjekt präsentiert wird. (Metzinger, in: Metzinger 3, S. 195)

Eines der klassischen Dogmen der analytischen Philosophie war, dass es letztlich keine Form von Wissen

außerhalb von Sätzen gibt. (Metzinger, in: Metzinger 3, S. 197)

Der Inhalt … könnte … durch Aussagen oder Begriffe gebildet werden. Menschen sind jedoch auch wahrnehmende und sich körperlich bewegende Wesen. Sowohl die Sinneswahr- nehmung als auch die Körperbewegung … er- zeugen auch ganz eigene Typen intentionaler Zu- stände und nicht-begriff- liche Formen des Wissens … Denn es ist eine empi- risch plausible Annahme, dass die so genannten „höheren“ kognitiven Inhalte in unserem Geist sich schrittweise aus der mentalen Repräsentation perzeptueller und motorischer Prozesse her-aus entwickelt haben … Das Format einer Datenstruktur legt fest, auf welche Weise Information kodiert wird … Denken wir in Worten, oder denken wir in Bildern? (Metzinger, in: Metzinger 3, S. 195f)

Begriff: „mentale Repräsentation“ ♣♣♣♣ … Träger ♣♣♣♣ … Inhalt ♣♣♣♣ … Format

Beispiel: ♣♣♣♣ Träger: Zustand eines kognitiven Subjekts … ���� subpersonal (Gehirn) ���� personal (Mensch) ���� künstlicher Agent (Computer) ���� interaktiver Agent (… Umwelt) ♣♣♣♣ Inhalt: erzeugt durch … ���� Sprache ���� Wahrnehmungen ���� Körperbewegungen ♣♣♣♣ Format: ���� sprachartig ���� bildartig

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6666 Repräsentationstheorie von Fodor

Die oberste Ebene bilden die intentionalen Zustände eines Systems und die Kausalbeziehungen, die zwischen diesen Zuständen bestehen; diese werden eine Ebene tiefer mit Hilfe von mentalen Repräsentationen und formalen struktursensitiven Prozessen realisiert; die Strukturen und Prozesse auf der zweiten Ebene müssen aber – wie die Programme eines Computers – ebenfalls implementiert sein; unter der zweiten Ebene gibt es daher als dritte noch die physische Ebene, auf der Repräsentationen durch physische Strukturen und formale Prozesse durch physische Prozesse realisiert sind. (Beckermann 2000, S. 283)

Drei-Ebenen-Modell

Computer Mensch

Computationale Ebene Intentionalitätsebene

Algorithmische Ebene Repräsentationsebene

Implementationsebene Implementationsebene

Wichtig ist … daß zwischen den verschiedenen Ebenen jeweils eine Beziehung der Multirealisierbarkeit besteht. Ebenso wie die mentalen Repräsentationen und formalen Prozesse der zweiten Ebene auf die unterschiedlichste Weise physisch implementiert (bzw. realisiert) sein können, können auch intentionale Zustände durch ganz unter-schiedliche mentale Repräsentationen und die kausalen Beziehungen zwischen intentionalen Zuständen durch ganz unterschiedliche formale Prozesse realisiert werden. (Beckermann 2000, S. 283)

Theorieteile: RT, LOT & CMP

Fodors Theorie besteht … aus zwei Thesen: der Repräsentationalismus-These, derzufolge intentionale Zustände mit Hilfe mentaler Repräsen-tationen realisiert sind, und der Computationalismus-These, die besagt, daß diese Repräsentationen strukturiert sind und mit Hilfe von struktur-sensitiven Prozessen verarbeitet werden. (Beckermann 2000, S. 302)

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1. Repräsentationalismus-These RT

���� Ein System ist genau dann in einem intentionalen Zustand des Typs A(s) mit dem Inhalt s, wenn sich das System in einer Relation zu einer mentalen Repräsentation R(s) befindet, die die Bedeutung s hat.

���� Mentale Repräsentationen sind physische Strukturen, die einen propositionalen Inhalt haben.

Nehmen wir etwa an, dass ich beabsichtige, meine linke Hand zu heben … Was ich dann also tue: In meine Intentionsbox lege ich ein Einzel-vorkommnis eines mentalen Symbols, das bedeutet „Ich hebe meine linke Hand.“ Und nach dem geeigneten Schütteln und Glucksen und Rechnen und Ausüben von kausalen Kräften hebt sich dann meine linke Hand. (Fodor, in: Metzinger 3, S. 125f)

Beispiel:

Intentionalitätsebene

Ü(p)

Philo X ist überzeugt, dass p

Repräsentationsebene

Überzeugungsspeicher

R(p)

Vorstellung mit dem

Inhalt p

Beispiel:

Intentionalitätsebene

W(q)

Philo X wünscht, dass q

Repräsentationsebene

Wunschspeicher

R(q)

Vorstellung mit dem

Inhalt q

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2. Computationalismus-These

���� These einer Sprache des Geistes LOT

���� Mentale Repräsentationen sind strukturiert. Diese Struktur ist für ihre Verarbeitung relevant.

���� Die Teile einer mentalen Repräsentation können in verschiedenen mentalen Repräsentationen auftreten.

���� Mentale Repräsentationen haben eine kompositionale Semantik. Die Bedeutung komplexer Repräsentationen ergibt sich in regelhafter Weise aus der Bedeutung ihrer Teile.

Die Idee, dass diese mentalen Zustände, die einen Inhalt haben, auch eine syntaktische Struktur haben – insbesondere eine Satzteilstruktur – die dem Inhalt, den sie haben, angemessen ist – das ist es, was die Geschichte zur Geschichte der Sprache des Geistes macht und nicht einfach zu einer Geschichte des intentionalen Realisten. (Fodor, in: Metzinger 3, S. 126)

���� These vom computationalen Charakter mentaler Prozesse CMP

���� Die Kausalbeziehungen zwischen intentionalen Zuständen beruhen auf struktursensitiven Symbolverarbeitungsprozessen.

Beispiel:

Ü(p) W (q)

Überzeugungsspeicher

Wunschspeicher

Kausalrelation

ψψψψ1 ψψψψ2

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Wie können die Kausalrelationen zwischen intentionalen Zuständen durch Symbolverarbeitungs-prozesse realisiert werden?

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7777 Mentalesisch: die Sprache des Geistes

„Aber warum“, fragt die Tante mit merk- licher Strenge, „muss es eine Sprache sein?“ Die Tante spricht mit der Stimme des Establishments, und ihre Kompromisslosigkeit ist schrecklich. Sie ist aber bereit, im vorliegenden Fall bestimmte Zugeständnisse zu machen. Erstens räumt sie ein, dass es Überzeugungen und Wünsche gibt und dass es einen Tatsachenbezug in ihren intentionalen Inhalten gibt … Zweitens akzeptiert die Tante die Kohärenz des Physikalismus. Es könnte sein, dass sich Glauben und Wünschen als Hirnzustände erweisen, und falls sie das tun, ist das in Ordnung für die Tante. Drittens gesteht sie bereitwillig zu, dass Über-zeugungen und Wünsche kausale Rollen haben und dass sichtbares Verhalten typischerweise eine Folge komplexer Interaktionen zwischen diesen mentalen Ursachen ist … Kurz gesagt: Die Tante erkennt, dass psychologische Erklärungen ein Netz kausal verknüpfter intentionaler Zustände postulieren müssen. „Aber warum“, fragt die Tante mit merklicher Strenge, „muss es eine Sprache sein?“ (Fodor, in: Metzinger 3, S. 124)

8888 Konnektionismus-Einwand

Das intelligente Verhalten von Menschen und höheren Tieren beruht nicht auf computerähnlichen Symbolverarbeitungsprozessen, sondern auf den flexiblen Strukturen neuronaler Netze. (Beckermann 2000, S. 297)

Argument von Jerry Fodor 1987: ���� Kognition ist Symbolmanipulation. ���� Gedanken sind Ausdrücke in einer Sprache des Geistes. ���� Merkmal der Sprache des Geistes ist ihre kombinatorische Syntax und ihre Semantik.

… Argument für eine

Sprache des Geistes

… spreche ich auch

Mentalesisch?

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Aufgabe Aph 7.1

Alltagspsychologische Erklärungen für rationale Handlungen haben die folgende Form:

Philo X wünscht, dass z Philo X ist überzeugt, dass die Handlung h seinen Wunsch erfüllt

Philo X tut h

Intentionale Zustände (Wünsche & Überzeugungen) werden mit rationalen Handlungen verknüpft.

Ryle vertritt die These, dass solche Erklärungen keine Kausal-erklärungen sind. Dazu unterscheidet er zwei Typen von Erklärungen: Eine Erklärung heißt kausal, wenn sie ein Ereignis erklärt, indem sie das verursachende Ereignis angibt, z.B. erklärt man das Zerbrechen dieser Glasscheibe durch die Tatsache, dass ein Stein auf sie geworfen wurde. Eine Erklärung heißt dispositional, wenn sie diejenige Eigen-schaft angibt, die dafür verantwortlich ist, dass die Glasscheibe zer-brochen ist, als ein Stein auf sie geworfen wurde, nämlich die Zerbrech-lichkeit der Glasscheibe. Dispositionale und kausale Erklärungen sind prinzipiell verschiedene Erklärungen. (Newen 2005, S. 199f)

Überlegen Sie, ob alltagspsychologischen Erklärungen kausale oder dispositionale Erklärungen sind.

F?: Bedenken Sie den

inferentiellen Zusammenhang

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Aufgabe Aph 7.2

Denken Sie über mögliche Formate mentaler Repräsentationen nach.

Suchen Sie auf „youtube“ „Krähe fährt Schlitten“ oder „Snowboard Krähe“ und analysieren Sie das Verhalten der Krähe.

Gehen Sie schrittweise vor:

1. Überlegen Sie, mit welcher Erklärungsstrategie Sie das Verhalten der Krähe beschreiben würden.

2. Denken Sie darüber nach, ob es Gründe gibt, anzunehmen, dass das Verhalten der Krähe rational ist. – Vorhersage des Verhaltens? – beim ersten Mal? – im Wiederholungsfall?

3. Überlegen Sie, ob die Krähe mentale Repräsentationen vom Vorgang des Schlittenfahrens haben könnte / müsste.

4. Überlegen Sie, ob die Krähe eventuell in Bildern denkt.

5. Denken Sie darüber nach, ob die Krähe vorab einen „lustigen Einfall“ hatte. Vergleichen Sie den Fall mit dem sequentiellen Werkzeuggebrauch unseres Rabenfreundes Fridolinus.

F?: Bedenken Sie den

inferentiellen Zusammenhang

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Aufgabe Aph 7.3

Denken Sie über mögliche Träger mentaler Repräsentationen nach.

Eine besonders interessante Frage aber ist, was genau eigentlich die Träger mentaler Inhalte sind … Verarbeiten wir kognitive Information nicht häufig dadurch, dass wir externe Werkzeuge als Träger von mentalen Inhalten benutzen, also in eine dynamische Wechselwirkung mit unserer Umgebung treten? (Metzinger, in: Metzinger 3, S. 497)

Gehen Sie schrittweise vor.

1. Nehmen Sie an, Sie sitzen vor einem Computerbildschirm mit Bildern verschiedener 2-dim. Figuren. Ihre Aufgabe besteht darin, diese Figuren in bestimmte abgebildete Fassungen einzupassen. Um die Passform einschätzen zu können, müssen Sie die Figuren in Gedanken drehen.

2. Modifizieren Sie die Situation dadurch, dass Sie nun annehmen, dass durch einen Rotationsschalter die Figuren auf dem Bildschirm geeignet gedreht werden können.

3. Modifizieren Sie die Situation erneut und zwar dadurch, dass Sie annehmen, dass Sie ein neuronales Implantat besitzen, das genau die Rotationsfunktion durchführen kann, wie der Computer in 2.

Wie viel Kognition ist in diesen Fällen gegeben? Wir schlagen vor, dass alle drei Fälle ähnlich sind. Fall (3) mit dem neuronalen Implantat scheint offensichtlich mit Fall (1) gleichwertig zu sein. (Clark / Chalmers, in: Metzinger 3, S. 502)

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Überlegen Sie, wie Sie in den zuvor genannten drei Fällen den Träger der mentalen Repräsentationen festlegen wollen. Stimmen Sie Clark / Chalmers zu oder vertreten Sie eine andere Position?

4. Vergleichen Sie nun die story von Otto und Inga. Sind Überzeugung im Kopf oder können sie auch außerhalb sein?

Inga hört … dass es im Museum of Modern Art eine Ausstellung gibt, und entscheidet sich, sie zu besuchen. Sie … erinnert sich, dass das Museum in der 53. Straße ist, daher läuft sie zur 53. Straße und geht ins Museum … Betrachten wir nun Otto. Otto leidet an Alzheimer, und wie viele Alz-heimer-Patienten greift er auf Informationen aus seiner Umwelt zurück ... Wo immer er auch hingeht, trägt Otto ein Notizbuch mit sich herum. Wenn er neue Informationen bekommt, schreibt er sie auf. Wenn er ältere Informationen braucht, schlägt er sie nach. Für Otto spielt sein Notizbuch die Rolle, die gewöhnlich von einem biologischen Gedächtnis gespielt wird. Heute hört Otto von der Ausstellung im Museum of Modern Art und entschließt sich, sie zu besuchen. Er befragt sein Notizbuch, das ihm sagt, dass das Museum in der 53. Straße ist. Daher läuft er zur 53. Straße und geht ins Museum … Das Notizbuch spielt für Otto dieselbe Rolle wie das Gedächtnis für Inga. Die Information im Notizbuch funktioniert genauso wie die Information, die eine gewöhnliche, gerade nicht abgerufene Überzeugung konstituiert; nur zufälligerweise liegt diese Information jenseits der Haut. (Clark / Chalmers, in: Metzinger 3, S. 508f)

5. Denken Sie über Zwillings-Otto nach. Fälschlicherweise hat er in sein Notizbuch geschrieben, dass sich das Museum in der 51. Straße befindet.

Heute ist Zwillings-Otto von innen und außen ein körperliches Duplikat von Otto, aber sein Notizbuch unterscheidet sich. Es ist nur konsequent, wenn man Zwillings-Otto am besten als jemanden charakterisiert, der die Überzeugung hat, dass das Museum in der 51. Straße ist, während Otto glaubt, es sei in der 53. Straße … Die Lehre daraus ist, dass die Grenzen von Schädel und Haut nicht heilig sind, wenn es um Überzeugungen geht. (Clark / Chalmers, in: Metzinger 3, S. 510f)

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Mittwoch, den 08. August

Aph 8 das Problem der mentalen Verursachung I … – die Aufwärts-Kausalität & die Abwärts-Kausalität –

1111 Dualisten vs. Monisten

Ist es de facto wahr, dass Bewusstsein ein physischer Prozess ist? … Naturalisten behaupten, dass das so ist, Dualisten bestreiten dies: Zwar geben auch Dualisten heute im Allgemeinen zu, dass die neuronalen Prozesse in unserem Gehirn eine notwendige Bedingung für unsere geistigen Aktivitäten darstellen, doch sie bestreiten, dass es damit schon getan ist: In ihren Augen muss zu den rein physischen neuronalen Aktivitäten noch etwas hinzu kommen, das selbst nicht physisch ist, nämlich die Eigenschaft des Bewusstseins. (Pauen 2007, S. 115)

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Wie viele ontologische Entitäten gibt es? ���� … Substanzen? ���� … Eigenschaften?

Antwort-Option: es gibt … ♣♣♣♣ … keine Kausalität ♣♣♣♣ … nur Aufwärts-Kausalität ♣♣♣♣ … nur Abwärts-Kausalität ♣♣♣♣ … Aufwärts- & Abwärts- Kausalität

Folgefrage: ♣♣♣♣ … Welche verschiedenen Kausalitätsformen gibt es?

Antwort-Option: es gibt … ♣♣♣♣ … zwei Entitäten ♣♣♣♣ … nur eine Entität

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2222 der traditionsreiche Substanz-Dualismus Alltagspsychologie & trad. Philosophie

Begriff „Person“ mit Geist & Körper

keine Wechselwirkung (keine Vertreter)

Okkasionalismus (Malebranche)

Gott

Parallelismus (Leibniz)

Gott

dualistischer Epiphänomenalismus (Huxley, Haeckel)

Animismus (Platon, Augustinus)

Interaktionismus (Descartes, Eccles)

3333 grundlegende Probleme des interaktionistischen Substanz-Dualismus

���� … empirisch nicht bestätigungsfähig

Auf jeden Fall ist bemerkenswert, dass in allen ausgearbeiteten Theorien der kausalen Interaktion von Geist und Körper der Einfluss des Geistes so gering ist, dass er unterhalb der Schwelle des empirisch Feststellbaren liegt ... Wenn der Geist auf den Körper einwirkt, sollte man eigentlich erwarten, dass sich dies bei einer empirischen Unter-suchung der Funktionsweise des Gehirns zeigen würde. Aber ganz im Gegenteil: Neurobiologische Untersuchungen haben bisher nirgends einen Anhaltspunkt für das Wirken nicht-physiologischer Ursachen ergeben. (Beckermann 2008, S. 45)

☺☺☺☺ = ���� + ����

���� ����

���� ����

���� ←←←← ����

���� →→→→ ����

���� ↔↔↔↔ ����

���� ����

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���� … mangelnde Erklärungsleistung

(1) … die phylogenetische & ontogenetische Entwicklung ♣♣♣♣ Wann kommt in der phylogenetischen Entwicklung vom Tier (nur Körper) zum Menschen (Körper & Geist) der Geist hinzu? ♣♣♣♣ Wann kommt in der ontogenetischen Entwicklung von der Befruchtung der Eizelle (nur Körper) zum erwachsenen Menschen (Körper & Geist) der Geist hinzu?

(2) … die Verbindung zwischen den verschiedenen Substanzen ♣♣♣♣ Wie kommt die Verbindung zustande?

(3) … die temporale Nicht-Existenz / Doppel-Existenz ♣♣♣♣ Wo ist der Geist bei Bewusstlosigkeit? ♣♣♣♣ Was passiert bei multiplen Persönlichkeiten?

(4) … ist ein Tausch von Körper / Geist möglich?

(5) … wieso können Gehirnläsionen die kognitiven Fähigkeiten des Geistes beeinträchtigen?

(6) … wozu ist so ein komplexes Gehirn erforderlich? Warum sind Gehirnareale nur für den sensorischen Input und den motorischen Output nicht ausreichend?

���� … verschlimmert die Problemlage

Wie genau kann der Wille Körperbewegungen bewirken?

Energie kann weder plötzlich erzeugt noch vernichtet, sondern lediglich aus der einen Form in eine andere überführt werden … Das Gesetz von der Erhaltung der Energie, welches die kausale Geschlossenheit der physischen Welt begründet, ist … nichts anderes als die physikalische Version des logischen Grundsatzes, daß aus Nichts nicht etwas ent-stehen kann … So schreibt Spinoza: „Wenn die Menschen also sagen, daß diese oder jene Handlung des Körpers im Geist ihren Ursprung habe, so wissen sie nicht, was sie sagen.“ (Ferber 2003, S. 103, 139, 143)

���� ����

����1 ����1 ����2 ����2

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4444 Eigenschafts-Dualismus vs. Eigenschafts-Monismus

���� ontologische Entitäten? mentale Entitäten

ψψψψ

ϕϕϕϕ physische Entitäten

���� Antwort-Option Ebene: ψψψψ ♣♣♣♣ … eliminativ ♣♣♣♣ … nicht-eliminativ

���� ontologische Abhängigkeit von physischen Entitäten?

ψψψψ abhängig

ϕϕϕϕ

���� Antwort-Option Abhängigkeitsverhältnis: ψψψψ ϕϕϕϕ ♣♣♣♣ … dualistisch ♣♣♣♣ … monistisch

���� theoretische Reduktion auf physische Entitäten?

ψψψψ nomologisch

ϕϕϕϕ

���� Antwort-Option Gesetzesartigkeit: ψψψψ ϕϕϕϕ ♣♣♣♣ … reduktiver Physikalismus ♣♣♣♣ … nicht-reduktiver Physikalismus

Eigen-schaften

kausale Strukturen?

ψψψψ ψψψψ

ϕϕϕϕ ϕϕϕϕ

Antwort-Option Kausalität:

���� … ϕϕϕϕ ϕϕϕϕ ���� … ψψψψ ϕϕϕϕ ���� … ψψψψ ψψψψ

Eigen-schaften

Eigen-schaften

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Begriff „Person“ mit mentalen Eigenschaften & physischen Eigenschaften

Was kann es heißen, daß mentale Eigenschaften … auf physische Eigenschaften … zurückgeführt werden können? … (I) Mentale Eigenschaften, sind genau dann auf physische

Eigenschaften zurückführbar, wenn sie mit physischen Eigenschaften identisch sind.

(II) Mentale Eigenschaften, sind genau dann auf physische Eigenschaften zurückführbar, wenn sie über den physischen Eigenschaften supervenieren?

(III) Mentale Eigenschaften, sind genau dann auf physische Eigenschaften zurückführbar … wenn sie durch physische Eigenschaften realisiert sind.

(Beckermann 2000, S. 203 – 205, 217)

5555 … Ärger mit der Geschlossenheitsthese?

(1) Bewußte geistige Vorkommnisse haben physische Wirkungen … (2) Alle physischen Wirkungen haben hinreichende physische Ursachen ... (3) Die physischen Wirkungen bewußter Ursachen sind nicht immer überdeterminiert … Sie können Prämisse (1) zurückweisen und einen Epiphänomenalismus oder einen psychophysischen Parallelismus akzeptieren. Ich denke, wir würden es vorziehen, diese Auffassungen nach Möglichkeit zu vermeiden. In anderen Bereichen der natürlichen Welt scheinen wir schließlich keine Mechanismen zu finden, die kausale Anhängsel oder schlichte, nicht weiter erklärbare Parallelismen involvieren. Das gibt uns einen induktiven Grund, derartige Dinge auch nicht an der Schnittstelle von Geist und Gehirn zu erwarten.

Kernfrage: ♣♣♣♣ … In welchem Sinne können mentale Eigen-schaften ontologisch selbstständig sein?

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … Mentale Eigenschaften sind dann ontologisch selbstständig, wenn sie nicht auf physische Eigenschaften zurückgeführt werden können.

☺☺☺☺ = ��������

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Sie können Prämisse (2) zurückweisen und bestreiten, daß die Physik kausal vollständig ist … Letztlich geht es darum, ob wir rein bewußte Ursachen in die Kategorie fundamentaler Grundkräfte neben der Gravitation … aufnehmen müssen? Sie können sogar Prämisse (3) zurückweisen und statt dessen akzeptieren, daß die physischen Wirkungen bewußter Ursachen außerdem noch besondere physische Ursachen haben. Gemäß dieser „Gürtel-und-Hosenträger“-Auffassung sind es immer zwei verschiedene Ursachen … (Papineau, in: Pauen / Stephan 2002, S. 225 – 228)

Geschlossenheitsthese

stark geschlossen nicht: Prämisse (1)

schwach geschlossen nicht: Prämisse (3)

nicht geschlossen nicht: Prämisse (2)

ψψψψ1 ψψψψ2

ϕϕϕϕ1 ϕϕϕϕ2

ψψψψ1 ψψψψ2

ϕϕϕϕ1 ϕϕϕϕ2

ψψψψ1 ψψψψ2

ϕϕϕϕ1 ϕϕϕϕ2

6666 starke Geschlossenheitsthese

Epiphänomenalismus nur Aufwärts-Kausalität

Der Grundgedanke war … dass die psychophysische Korrelation auf einer echten, aber exklusiv aufwärtsgerichteten Form von Kausalität beruht. Mentale Zu- stände sind pure Epiphänomene, kausal unbedeutende Neben- wirkungen autonom operierender physischer Mechanismen ... Das würde … bedeuten, dass es nicht intentionale Zustände wie Meinungen, Wünsche oder Willensakte sind, deren Inhalt unsere Handlungen auslöst. (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 323)

Argument von Robinson 2007: ���� ϕϕϕϕ1 kann sowohl ψψψψ1 als auch ϕϕϕϕ2 verursachen. ���� ψψψψ1 und ϕϕϕϕ2 stehen zueinander in Beziehung, weil sie Wirkungen einer gemeinsamen Ursache sind.

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7777 Einwand & Einwand gegen den Einwand

Warum haben mentale Eigenschaften sich in biologischen Organismen entwickelt, in Populationen verbreitet, und über Millionen von Jahren in vielen Gattungen stabilisiert, wenn ihr Besitz mit keinerlei kausalem Nutzen verbunden war? (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 324)

Es mag beispielsweise sein, dass wir einen Geist ausgebildet haben, weil es evolutionär vorteilhaft ist, ein großes Gehirn zu haben, und es nomologisch unmöglich ist, ein großes Gehirn zu haben, ohne über einen Geist zu verfügen. (Walter 2006, S. 251)

8888 schwache Geschlossenheitsthese

Emergenztheorie mit Abwärts-Kausalität

Prinzip des methodo- logischen Physikalismus: Eine Kausalerklärung eines physischen Ereignisses p1, gilt dann und nur dann als gelungen, wenn sie nur physische Ereignisse p2, p3, … pn identifiziert, die p1 verursacht haben …

Begriff: „Überdetermination“ ♣♣♣♣ … eine Wirkung wird durch zwei je hinreichende Ereignisse verursacht.

Beispiel: ♣♣♣♣ Tod eines Menschen, der gleichzeitig erschossen und von einem Blitz getroffen wird ♣♣♣♣ Sicherung der Hose durch Gürtel & Hosenträger ♣♣♣♣ Empfängnisverhütung durch Pille & lesbische Liebesbeziehung

Beispiel: warm evol. Vorteil Eisbärpelz schwer evol. Nachteil

Antwort-Option: komplex evol. Vorteil Gehirn bewusst evol. neutral

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Prinzip der Exklusivität von Kausalerklärungen: Für kein Ereignis e in der aktuellen Welt w* gibt es zwei oder mehr Kausalerklärungen, die sowohl vollständig als auch voneinander unabhängig sind. (Brüntrup 2008, S. 47, 49)

9999 Einwand & Einwand gegen den Einwand

… impliziert die Annahme von Überdetermination, daß bei Abwesenheit der einen Ursache das Ergebnis aufgrund der anderen Ursache dennoch eingetroffen wäre … Es scheint aber falsch zu sein zu sagen, daß mein Arm sich auch dann bewegt hätte, wenn ich den Schmerz nicht empfunden hätte. (Papineau, in: Pauen / Stephan 2002, S. 226)

Was beispielsweise schließt aus, dass die von der Biologie und der Neurophysiologie erforschten physikalischen Faktoren die entsprechenden Wirkungen nur deshalb hervorbringen, weil sie von nicht-physikalischen Ursachen „unterstützt“ werden, die mit natur-wissenschaftlichen Methoden nicht sichtbar gemacht werden können. (Walter 2006, S. 231)

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Gibt es eine mentale Kraft?

Folgefrage: ♣♣♣♣ … Ist die mentale Kraft physikalisch unsichtbar, aber in Verbindung mit physikalischen Kräften kausal wirksam?

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … es gibt mentale Kräfte ψψψψ1 ϕϕϕϕ1 ϕϕϕϕ2

notwendig, nicht hinreichend notwendig, nicht hinreichend, nicht sichtbar

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Aufgabe Aph 8.1

Denken Sie darüber nach, dass Fragen bestimmte Wissenshorizonte eröffnen.

Unterscheiden Sie begrifflich zwischen ���� Fragen nach kausalen Gründen / Ursachen ���� Fragen nach finalen Gründen / Ziele & Absichten

Diskutieren Sie das mögliche Verhältnis der Bereiche

1. komplementäre Bereiche

2. identische Bereiche

3. inkludierende Bereiche

Was bedeutet dies für die verschiedenen Erklärungsstrategien?

Berücksichtigen Sie Ihre Überlegungen zu Aufgabe Aph 7.1

F?: Bedenken Sie den

inferentiellen Zusammenhang

?

? ?

? ?

? ?

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Aufgabe Aph 8.2

Versuchen Sie, die Wirksamkeit Ihres Geistes ganz genau zu beobachten. Nehmen Sie an, es gibt eine mentale Kraft, die Bewegungen mitverursacht.

Man könnte zunächst der Meinung sein, wir nähmen unmittelbar wahr, dass mentale Ereignisse etwas verursachen ... unsere Absichten rufen im Regelfall ein passendes Verhalten hervor … Nähmen wir tatsächlich wahr, dass es sich bei diesen Ereignisabfolgen um Kausalprozesse han-delt, dann wäre der Epiphänomenalismus natürlich in der Tat unhalt-bar … Es gibt eine ganze Reihe von „offensichtlichen Tatsachen“, die der Epiphänomenalismus zu bestreiten scheint. Man wirft ihm beispiels-weise vor, er mache die Zuschreibung moralischer und juristischer Verantwortung unmöglich und sei mit jenen Eigenschaften wie Rationalität, Willens- und Handlungsfreiheit unverträglich, ohne die wir nicht die Art von Wesen wären, die wir sind. (Walter 2006, S. 250)

���� Können Sie durch Introspektion den Unterschied zwischen dem bloßen Gedanken und der entsprechenden Bewegung feststellen?

���� Denken Sie darüber nach, wie der Zusammenhang mit dem Handeln aus Gründen ist.

���� Überlegen Sie, ob auch Tiere – schlittenfahrende Krähen – eine mentale Kraft haben?

F?: Bedenken Sie den

inferentiellen Zusammenhang

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Aufgabe Aph 8.3

Robinson verteidigt den Epiphänomenalismus gegen Fodors Intuitions-Einwand.

Jerry Fodor hat geschrieben, dass

„Wenn es nicht buchstäblich wahr ist, dass … mein Juckreiz kausal für mein Kratzen verantwortlich ist … dann ist praktisch alles, was ich über irgendetwas glaube, falsch, und das ist das Ende der Welt.“

Ich verstehe dies als Ausdruck der häufig vorgebrachten These, dass wir Gewissheit darüber besitzen, dass unsere qualitativen Ereignisse unser Verhalten verursachen. Dies wird als etwas vorausgesetzt, was wir einfach wissen, und jede Sichtweise, die das leugnet, ist offensichtlich falsch. Ende der Geschichte … Wir müssen nur erkennen, dass … Entweder verursachen qualitative Ereignisse, die zu Verhalten führen, oder die zwei Arten von Ereignisse sind Wirkungen einer gemeinsamen Ursache. (Robinson, in: Metzinger 2, S. 349)

Überlegen Sie, ob Sie durch Introspektion entscheiden können, welches Modell zutreffend ist.

ψψψψ Juckreiz ϕϕϕϕ1 ϕϕϕϕ2 V Kratzen

ψψψψ Juckreiz ϕϕϕϕ1 ϕϕϕϕ2 V Kratzen

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Aufgabe Aph 8.4

Überlegen Sie, welche Konsequenzen Neuroimplantate für eine Bewusstseinstheorie haben.

Nehmen Sie an, einem querschnittsgelähmten Patienten wird ein Neuroimplantat in das Bewegungszentrum des Kortex eingesetzt, das er mit „seinen Gedanken“ steuern kann. Das Neuroimplantat enthält einen Chip, der die neuronalen Aktivitäten aufnimmt.

Gehen Sie schrittweise vor:

1. Nehmen Sie an, dass Sie ein überzeugter Ereignis-Dualist sind und betrachten Sie den Fall einer Abwärts-Kausalität.

2. Nehmen Sie an, dass Sie ein überzeugter Epiphänomenalist sind und erklären Sie dann die Funktionsweise des Neuroimplantats.

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Donnerstag, den 09. August

Aph 9 das Problem der mentalen Verursachung II … – eine Wahl zwischen Skylla & Charybdis? –

1111 zwei besondere Schreckgestalten der Mythologie

Skylla und Charybdis sind zwei Meeresungeheuer aus der griechischen Mythologie, die an der Meerenge von Messina lebten und jeweils eine Seite der Meerenge besetzten. Skylla hatte sechs Köpfe mit einer dreifachen Reihe Zähnen in jedem Maul und fraß jeden, der in ihre Nähe kam. Charybdis sog dreimal am Tag das Meereswasser ein, um es danach brüllend wieder auszustoßen. Schiffe, die in den Sog gerieten, waren verloren. In Homers Odyssee haust das Ungeheuer Skylla auf dem größeren der beiden sich gegenüberstehenden Felsen der Meerenge und Charybdis unterhalb des kleineren Felsens, auf dem ein großer Feigenbaum steht. Zusammen sind sie zwei unvermeidliche, gleich große Übel.

Die Redewendung „zwischen Skylla & Charybdis“ steht für eine vertrackte Situation, in der man sich zwischen zwei Gefahren befindet. Weicht man der einen Gefahr aus, begibt man sich unweigerlich in die andere.

Es gilt also, den richtigen Weg zwischen zwei Verhängnissen hindurch zu finden.

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Befinden wir uns mit dem Problem der mentalen Verursachung zwischen Skylla & Charybdis?

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … Pro-Naturalismus ♣♣♣♣ … Anti-Naturalismus

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2222 … die Bedrohung unseres Selbstverständnisses

Um uns als rationale und moralische Personen begreifen zu können, müssen wir, so scheint es, zeigen, dass es wirklich der Inhalt unserer eigenen geistigen Zustände ist, der die entscheidende Rolle bei der Auslösung unseres Verhaltens spielt. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 17) Wenn man eine kausale Rolle der mentalen Zustände bewahren möchte, so ist man 1. entweder auf eine Form des Naturalismus festgelegt oder muss 2. eine eigenständige Form der mentalen Verur-sachung durch Psychisches einführen (z.B. Agenskausalität), oder muss 3. eine systematische Überdetermination in allen Fällen von mentaler Verursachung annehmen. (Newen / Vogeley, in: Spät 2008, S. 93)

Dass es mentale Verursachung gibt, erscheint ganz einfach offensichtlich … Wie mentale Verursachung funktioniert, wie sie überhaupt möglich ist, ist hingegen keinesfalls offensichtlich … Mentale Verursachung ist ein integraler Bestandteil unseres „manifesten Bilds“ der Wirklichkeit. Wir scheinen gar nicht anders zu können als uns als eigenverantwortlich und frei handelnde Akteure zu verstehen … (Walter 2006, S. 11f)

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … Pro-Naturalismus

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … Anti-Naturalismus

Konsequenz: ♣♣♣♣ … das phänomenale Bewusstsein ist nicht verständlich

Konsequenz: ♣♣♣♣ … die mentale Verursachung ist nicht verständlich

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3333 die Bewusstseins-Aporie

Warum wollen Naturalisten unbedingt Naturalisten bleiben?

Das Grundproblem dualistischer Leib-Seele-Theorien besteht in der genauen Beschreibung des Mechanismus der psychophysischen Kausalität. Das Hauptproblem für den Dualisten ist, dass er mindestens zwei Klassen von Kausalrelationen und damit zwei Klassen von Gesetzen voraussetzen muss. Die erste Klasse von kausalen Gesetzen verknüpft die Ereignisse innerhalb der physikalischen Welt zu einem Netz. Die zweite Klasse wird durch die Gesetze gebildet, die die innere Natur der psychophysischen Korrelationen beschreiben. (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 130f)

Sind kausale Strukturen

zwischen physischen &

psychischen Zuständen

epistemisch zugänglich?

Ist Wissen über Korrelationen zwischen physischen & psychischen Zuständen durch Intro- spektion möglich?

Wenn es einen Kernaspekt des Mentalen gibt, von dem es sich zeigt, dass er aus prinzipiellen Gründen nicht an die Naturwissenschaften übergeben werden kann, dann ist genau diese Entdeckung eine philosophisch relevanter Erkenntnisfortschritt ... Der Versuch der Naturalisierung ist deshalb eine legitime Strategie, um ein tieferes und genaueres Verständnis des menschlichen Geistes zu erreichen. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 23)

Kernfrage: ♣♣♣♣ … kausale Strukturen ♣♣♣♣ … psycho-physische Korrelationen Erste-Person-Perspektive

ψψψψ ψψψψ

ϕϕϕϕ ϕϕϕϕ Dritte-Person-Perspektive

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4444 Emergenztheorie ohne Geschlossenheitsthese

Die psychophysische Emergenztheorie besagt, daß mentale Eigen-schaften emergente Eigenschaften sind. Sie sind real, mikro-determiniert durch die physische Ebene, irreduzibel, unvorhersagbar, neuartig und kausal wirksam. (Brüntrup 2008, S. 71) Wie … bekannt, stammt die intuitive Vorstellung einer emergenten Eigenschaft von dem Gedanken ab, dass ein rein physikalisches System, das ausschließlich aus kleinen Materieteilchen zusammen- gesetzt ist, ab einem gewissen Zeitpunkt genuin neuartige Eigenschaften zeigen kann, die seine einfacheren Bestand- teile nicht besitzen, und zwar wenn es einen bestimmten Komplexitätsgrad in seiner strukturellen Organisation erreicht hat … Aber was genau bedeutet es, zu sagen, dass etwas eine emergente Eigenschaft ist? Was bedeutet es, zu sagen, dass es eine „neuartige“ Eigenschaft ist? Was tun emergente Eigenschaften, nachdem sie emergiert sind? … Der Emergentismus kann nicht ohne die abwärts gerichtete Kausalität leben, aber er kann auch nicht mit ihr leben. (Kim, in: Metzinger 2, S. 298)

Antwort-Option: ♣♣♣♣ … es gibt mentale Kräfte ψψψψ1 ϕϕϕϕ1 ϕϕϕϕ2

notwendig, nicht hinreichend notwendig, nicht hinreichend, nicht sichtbar

Begriff: „notwendige & hinreichende Bedingungen“ ♣♣♣♣ … notwendige Bedingung A ist notwendig für B: A ←←←← B ♣♣♣♣ … hinreichende Bedingung A ist hinreichend für B: A →→→→ B

ϕϕϕϕ1 ∧∧∧∧ ψψψψ1 →→→→ ϕϕϕϕ2

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5555 idealistische Positionen

Abkehr von einer physikalistischen Basis-Ontologie?

Eine dem Materialismus entgegengesetzte Antwort auf das Leib-Seele-Paradox ist der Idealismus. Dabei können wir zwischen einem objektiven und einem subjektiven Idealismus unterscheiden. Der objektive Idealismus geht auf Platon zurück … In der Neuzeit tritt der subjektive Idealismus in den Vordergrund. (Ferber 2003, S. 128)

���� objektiver Idealismus Platon

Doch so sehr sich Platon der mentalen

Verursachung bewußt war, die Energie- erhaltungssätze waren ihm noch unbekannt.

Deshalb war ihm auch die Hypothese von der kausalen Geschlossenheit der Natur noch

nicht vertraut. Das Leib-Seele-Problem stellte sich für ihn daher noch nicht in seiner trilemmatischen Schärfe. (Ferber 2003, S. 131)

���� subjektiver Idealismus Berkeley

♣♣♣♣ Der Begriff „Ich“ referiert auf die einzig gesicherte Instanz, die auch einem rigo-

rosen Skeptizismus nicht zum Opfer fallen kann. Der Solipsismus ist eine empirisch

& logisch nicht widerlegbare Position.

♣♣♣♣ Der Begriff „Ich“ ist ein indexikalischer Begriff und daher nur bedingt theoriefähig, weil die Vorstellungsinhalte nur durch Introspektion zu gewinnen sind. Die Introspektion ist aber unzuverlässig und wissenschaftlich nicht überprüfbar.

ψψψψ ϕϕϕϕ

Grundbegriff ♣♣♣♣ … das „Ich“

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���� transzendentaler Idealismus Kant

Ein transzendentaler Gegenstand ist ein Gegenstand, von dem keine Erkenntnis möglich ist, der aber gleichwohl den Erscheinungen zugrundeliegt … Kant ist … einer der ersten Philosophen, der die Unlösbarkeit des Leib-Seele-Problems vertreten hat. Die Lösung des „Leib-Seele-Problems“ übersteigt nämlich die theoretische Vernunft und ist insofern erkenntnistranszendent. (Ferber 2003, S. 134) Kants Theorie des Selbstbewusstseins lässt sich in wenigen Kernthesen … zusammenfassen … (K1) Das transzendentale Ich ist der formale Ausgangspunkt der

Erfahrung und nur in der Idee gegeben, während das empirische Ich der Träger mentaler Phänomene in der Wirklichkeit ist …

(K2) … Als Bedingung der Mög- lichkeit der Erfahrung ist das transzendentale Ich prinzipiell nicht empirisch erforschbar.

(K3) Eine Begründung für die Annahme, dass es ein transzendentales Ich geben muss, ist a priori aufweisbar, denn ohne die Annahme eines solchen Ich wäre gemäß Kant die Meinigkeit und die Einheit der Erfahrungen, die ich mache, nicht erklärbar … (Newen / Vogeley, in: Spät 2008, S. 98)

6666 Einwände

Mit der Trennung von transzendentalem und empirischem Ich führt Kant eine Zweiweltentheorie (bzw. Zweiaspekte- theorie) ein, bei der (a) die beiden Welten (bzw. Aspekte) prinzipiell unverbunden bleiben – eine Beziehung zwischen den beiden Ichs ist nicht bestimmbar – und bei der (b) die mentale Verursachung … theoretisch als unerklärbar eingestuft werden muss, obwohl Kant in seiner praktischen Philosophie die mentale Verursachung als Faktum voraussetzt … Es ist zwar im Rahmen der praktischen Philosophie Kants so, dass der Mensch ein autonomes Wesen ist, das aus freiem

Grundrelation der Erkenntnis ♣♣♣♣ … S erkennt O als A transzendentale Gegenstände ���� erkennende Subjekt ���� zu erkennende Objekt

… Argument gegen Kants

Theorie des Geistes

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Willen handeln kann. Es bleibt aber eine unüberwindbare Spannung zwischen seinen Annahmen in der praktischen Philosophie und den Behauptungen in der theoretischen Philosophie bestehen … Für eine mentale Verursachung menschlicher Handlungen aufgrund von mensch- lichem Selbstbewusstsein bleibt bei Kant strenggenommen kein Raum … das transzendentale Ich … ist Be- dingung der Möglichkeit für die Anwendung der Kategorie der Kau- salität, so dass die Begriffe von Ursache und Wirkung nicht auf das transzendentale Ich angewendet werden können. Dieses Ich ist als abstrakte logische Einheit eine Bedingung der Möglichkeit für jedwedes Bewusstsein. (Newen / Vogeley, in: Spät 2008, S. 99ff)

7777 Gibt es einen Weg zwischen Skylla & Charybdis?

♣♣♣♣ … eine konsequente Einbeziehung der Evolution

♣♣♣♣ … ein vertieftes Verständnis evolutionärer Mechanismen

Der Mikrofunktionalismus orientiert sich an kon- nektionistischen Theorien der mentalen Repräsentation und an der Theorie neuro- naler Netze. Seine These ist …

Argument von Albert Newen 2008: ���� Das transzendentale Ich als Grund der mentalen Verursachung ist empirisch unzugänglich. ���� Die mentale Verursachung bleibt daher unverständlich.

Mikro-funktionalismus ♣♣♣♣ … Theorie neuronaler Netze

Teleo-funktionalismus ♣♣♣♣ … Theorie der Evolution

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dass wesentliche Teile unserer mentalen Informationsverarbeitung auf nicht-regelgeleiteten Prozessen im Gehirn beruhen, die subsymbolischer Natur sind … Weil in einem konnektionistischen System Wissen in Form der Verbindungsstärke zwischen einzelnen Einheiten … gespeichert ist, sind alle funktionalen Einheiten eng miteinander verbunden, beeinflussen sich ständig gegenseitig in ihrer Aktivität und modifizieren auch das Muster ihrer Verbindungen permanent in Abhängigkeit von aktuellem Input …

Ein abstrakt und ohne seine zeitliche Entfaltung beschriebener men-taler Zustand wie „Hunger“ mag multirealisierbar sein … Sie besitzen

nicht nur eine andere evolutionäre Geschichte und eine andere zeitliche Dynamik, sondern sicher auch eine andere

Phänomenologie. Haifischhunger fühlt sich höchstwahrscheinlich auch von

innen anders an als Menschenhunger. (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 389f)

Weiterentwicklungen des Funktionalis- mus versuchen, ein biologisches Ver- ständnis von Funktionen zu entwickeln. Funktionen sind die kausalen Rollen in einem biologisch und evolutionär verstandenen Kontext … Diese Konzeption des Funktionalismus bietet viele Vorteile gegenüber dem Maschinenmodell. Bei einem Maschinenfunktionalismus war jede Realisierung erlaubt, solange nur der abstrakte Zusammenhang zwischen Eingabe, interner Zustand und Ausgabe isomorph abgebildet wurde. Dagegen wurde argumentiert, daß dann die abwegigsten Realisierungen möglich seien … Der biologische Funktionalist wendet daher ein, daß ein physikalischer Zustand nur dann als eine Realisierung zählt, wenn er eine funktionale Rolle in einem integrierten Organismus übernehmen kann … Man spricht deshalb auch von einem „teleologischen Funktionalismus“. Der mathematische Funktions-begriff des Maschinenfunktionalismus wird also erheblich konkretisiert im Sinne einer biologischen oder evolutionären Zweckdienlichkeit. Bestimmte Eigenschaften von Organismen wurden aufgrund ihrer kausalen Rolle (Funktion) selektiert. (Brüntrop S. 104f)

… dann werde ich

auch verstehen, warum mein Hunger

kein Menschen-Hunger ist!

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Aufgabe Aph 9.1

Nehmen Sie das Basis-Schema und denken Sie nochmals über alle Lösungsansätze nach.

Gehen Sie schrittweise vor:

1. Sammeln Sie alle in der Vorlesung erörterten Positionen und tragen Sie diese in die Liste ein.

2. Überlegen Sie, worin die wichtigsten Kernaussagen zur Charakterisierung der jeweiligen Position bestehen.

3. Stellen Sie fest, welche der drei Thesen des Bieri-Trilemmas durch die jeweilige Position verworfen wird.

4. Überlegen Sie, welche Probleme bestehen bleiben und warum dies so ist.

5. Denken Sie darüber nach, ob die Frage nach den mentalen Zuständen möglicherweise unlösbar ist.

F?: Bedenken Sie den

inferentiellen Zusammenhang

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Theorie Kernaussagen Bieri-Trilemma: Verzicht auf These?

Probleme

EM keine mentalen Entitäten

Qualia Intentionalität

logischer Behaviorismus

logische Identität Differenzthese

Typen-Identitäts-Theorie

empirische Identität

Differenzthese Chauvinismus Qualia

Computer-Funktionalismus

Liberalismus Qualia

Epiphäno-menalismus

Supervenienz

Emergenz

Substanz-Dualismus

Geschlossen-heitsthese

kausale Wechselwirkung

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Aufgabe Aph 9.2

Überlegen Sie, ob ein bewusster Willensakt die Ursache dafür ist, dass Sie morgens aufstehen.

Wie können … Willensakte körperliche Bewegungen auslösen? … Immerhin handelt es sich um subjektive Zustände, die nach unserem traditionellen Verständnis keine öffentlich beobachtbaren Eigenschaften besitzen … Gibt es sie überhaupt und in genau welchem Sinne kann man von ihnen sagen, dass sie existieren? (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 11)

Gehen Sie schrittweise vor.

1. Sagen Sie morgens vor dem Aufstehen bewusst zu sich selbst: „Ich will jetzt aufstehen.“ Beobachten Sie, was passiert.

2. Überlegen Sie, warum Sie nach 10 min. immer noch im Bett liegen.

3. Überlegen Sie, warum Sie meistens morgens auch ohne bewussten Willensakt aufstehen können.

4. Denken Sie darüber nach, welche kausale Rolle der Wille für Handlungen spielt.

Zeichnen Sie die kausal relevanten Faktoren ein. ψψψψ ϕϕϕϕ ϕϕϕϕ V

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5. Denken Sie darüber nach, ob Pauline einen Willen hat und wie sie es schafft, sich zielorientiert zu bewegen.

… und bitte berücksichtigen Sie,

dass ich – im Gegensatz zu Ihnen – über neun Gehirne

verfüge!

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Freitag, den 10. August

Aph 10 die kognitive Geschlossenheit … – die Frage nach den Erkenntnisgrenzen –

1111 metatheoretische Reflexionen

Skepsis ist vielleicht die philosophische Grundhaltung überhaupt: Als Fachterminus der Erkenntnistheorie bezieht sich „Skepsis“ auf die Grundhaltung des kritischen Zweifelns, z.B. an überlieferten Dogmen und Denkgewohnheiten, aber auch an ethisch-politischen Wertvorstellungen … Eine begrifflich konsistente und mit den empirischen Daten kompatible Lösung für das Leib-Seele-Problem zu finden, ist eines der wichtigsten epistemischen Ziele der modernen Philosophie des Geistes. (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 463)

Ist es möglicher Weise aus prinzipiellen Gründen unmöglich, dass wir unser epistemisches Ziel erreichen? Gibt es vielleicht eine bestimmte Klasse von theoretischen Problemen, die menschliche Wesen grundsätzlich nicht lösen können, weil sie durch eine systematische Beschränkung ihrer eigenen geistigen Fähigkeiten, durch eine „kognitive Geschlossenheit“ niemals in der Lage sein werden, die Wahrheit zu entdecken? Vielleicht gibt es ja Erkenntnisgrenzen, die Wesen wie wir selbst weder durch die wissenschaftliche Methode noch durch logische Analyse und philosophische Argumentation überwinden können. Ist es denkbar, dass wir das, was wir wissen wollen, nicht wissen können? (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 463)

Kernfrage: ♣♣♣♣ … Ist das Bewusstsein ein lösbares Problem, oder ein mystisches Geheimnis?

Antwort-Option: Das Bewusstsein ist … ♣♣♣♣ … ein natürliches Phänomen, das prinzipiell lösbar ist. ♣♣♣♣ … ein natürliches Phänomen, das die Grenzen der Erkenntnis überschreitet. ♣♣♣♣ … kein natürliches Phänomen, weil sich hier der „Finger Gottes“ offenbart.

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2222 Erklärungsproblem

Bewusstsein muss … ein Naturphänomen sein, das in natürlicher Weise aus bestimmten Anordnungen von Materie entsteht. Sagen wir also, dass es irgendeine Eigenschaft E gibt, die durch das Gehirn instantiiert wird, aufgrund derer das Gehirn die Basis des Bewusstseins ist. Entsprechend gibt es irgendeine Theorie T, die Bezug nimmt auf E und die Abhängigkeit vollständig erklärt, in der sich Bewusstseinszustände von Hirnzuständen befinden. Wäre uns T bekannt, hätten wir eine konstruktive Lösung für das Leib-Seele-Problem. Die Frage ist, ob wir jemals in der Lage sein werden, T zu erkennen und das Wesen von E zu erfassen. (McGinn, in: Metzinger 2, S. 470)

3333 Begriffsbestimmungen

In unserem Bestreben, E zu identifizieren, scheinen uns zwei mögliche Wege offen zu stehen: Wir könnten zu E gelangen, indem wir Bewusst-sein direkt untersuchen, oder wir könnten uns an die Hirnforschung wenden, um E zu finden. (McGinn, in: Metzinger 2, S. 471)

Begriff: „kognitive Geschlossenheit“ Ein kognitives System vom Typ M ist kognitiv geschlossen im Hinblick auf Eigenschaft E / Theorie T, wenn die Begriffsstruktur, die M zur Verfügung steht, das Verständnis von E / Theorie T nicht zulassen.

Beispiele: perzeptuelle Geschlossenheit ♣♣♣♣ sinnliche Wahrnehmung ���� optisches Fenster ���� akustisches Fenster

ontologische Abhängigkeit von physischen Entitäten?

ψψψψ Verbindung

ϕϕϕϕ

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4444 kognitive Geschlossenheit 1 & 2

„Introspektion“ ist der Name des Vermögens, durch das wir unser Bewusstsein in aller anschaulichen Nacktheit erfassen … Aber enthüllt uns die Introspektion auch die Eigenschaft E? … Eindeutig nicht … Introspektion präsentiert Bewusstseinszustände nicht in irgendeiner intelligiblen Weise als abhängig vom Gehirn. Wir können daher E nicht durch Introspektion erkennen. (McGinn, in: Metzinger 2, S. 471f)

Die Eigenschaft des Bewusstseins selbst … ist keine beobachtbare oder wahrnehmbare Eigenschaft des Gehirns. Man kann in ein lebendes, bewusstes Gehirn hineinstarren, ins eigene oder in das eines anderen, und dort ein breites Spektrum instantiierter Eigenschaften sehen … aber man wird dadurch nicht sehen, was das Subjekt gerade erlebt, den Bewusstseinszustand selbst. Bewusstseinszustände sind einfach keine potentiellen Wahr-nehmungsgegenstände: Sie sind abhängig vom Gehirn, aber sie können nicht beobachtet werden, indem wir unsere Sinne aufs Gehirn lenken. (McGinn, in: Metzinger 2, S. 475)

Argument von McGinn 1989: Neurowissenschaftliche Beobachtungen sind bezüglich E kognitiv geschlossen.

Argument von McGinn 1989: Das Vermögen der Introspektion ist bezüglich E kognitiv geschlossen.

… Argument 1 für die kognitive Geschlossenheit

… Argument 2 für die kognitive Geschlossenheit

kognitive Geschlossenheit der Introspektion

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kognitive Geschlossenheit der neurowiss. Beobachtungen

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Perzeptuelle Geschlossenheit bedingt nicht kognitive Geschlossenheit, da wir auf das Verfahren der Hypothesenbildung zurückgreifen können, die Nichtbeobachtbares begrifflich fassbar macht. (McGinn, in: Metzinger 2, S. 477)

5555 kognitive Geschlossenheit 3

Schlussfolgerungen nach dem Prinzip der besten Erklärung rein physikalischer Daten werden uns niemals aus dem physischen Bereich hinausführen und uns dadurch dazu zwingen, Bewusstseinsbegriffe einzuführen. Alles was physisch ist, hat eine rein physikalische Erklärung. Somit ist die Eigenschaft des Bewusstseins kognitiv geschlossen in Bezug auf die Einführung von Begriffen durch Schlussfolgerungen nach dem Prinzip der besten Erklärung für die Wahrnehmungsdaten über das Gehirn … Um die beobachteten physikalischen Daten zu erklären, brauchen wir nur solche theoretische Eigenschaften, die einen Bezug zu diesen Daten haben, nicht aber die Eigenschaft, die das Bewusstsein erklärt, das gar nicht in den Daten vorkommt. Da wir das Bewusstsein nicht benötigen, um diese Daten zu erklären, benötigen wir auch nicht die Eigenschaft, die das Bewusstsein erklärt. Wir werden uns in unseren Erklärungen jener Daten nie weit genug von den Wahrnehmungsdaten entfernen, um mit dem Bewusstsein explanatorisch in Verbindung zu treten. Dies ist in der Tat die Ursache dafür, dass uns Bewusstsein theoretisch epiphänomenal für die Erklärung physikalischer Ereignisse erscheint. Kein Begriff, den wir zur Erklärung der Geschehnisse in der physischen Welt benötigen, wird hinreichend erklären, wie die physische Welt Bewusstsein produziert. (McGinn, in: Metzinger 2, S. 477f)

… Argument 3 für die kognitive Geschlossenheit

Argument von McGinn 1989: Neurowissenschaftliche Theorien sind prinzipiell bezüglich E kognitiv geschlossen.

kognitive Geschlossenheit der neurowiss. Theoriebildung

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6666 innere Struktur des Erkenntnisapparates

Anschauungsbeispiel: Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten

nur Form nur Farbe

Unsere Bekanntschaft mit dem Gehirn und unsere Bekanntschaft mit dem Bewusstsein sind notwendiger Weise durch klar unterscheidbare kognitive Fähigkeiten vermittelt, nämlich durch Wahrnehmung und durch Introspektion. Somit unterscheidet sich die Fähigkeit, mit der wir den einen Teil der Verbindung wahrnehmen, notwendiger Weise von der Fähigkeit, mit der wir den anderen Teil wahrnehmen … Die Notwendigkeit, abwechselnd zwei verschiedene Fähigkeiten einsetzen zu müssen, erzeugt in uns eine Illusion der Unerklärbarkeit. (McGinn, in: Metzinger 2, S. 479)

nur Wahr- nur Intro- nehmung spektion

Erkenntnisgrenzen sind bedingt durch die innere Struktur unseres Erkenntnisapparates

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7777 epistemisches Rätsel

Keine beobachtbare Eigenschaft des Gehirns kann sich als die gesuchte Verbindungsstelle zwischen Physischem und Mentalem erweisen … Man kann die faktische Korrelation experimentell feststellen, der kausale Nexus zwischen Geist und Materie bleibt der Beobachtung verschlossen und behält daher ein Moment des Unverständlichen und Überraschenden … Wenn man die gesuchte Eigenschaft … nicht direkt wahrnehmen kann, so läßt sie sich vielleicht theoretisch erschließen. Das wäre allerdings nur der Fall, wenn sich innerhalb der Kette physischer Prozesse im Gehirn Lücken auftäten, die uns dazu zwängen, eine unbeobachtbare, kausal wirksame Entität als theoretisches Postulat einzuführen. Solche explanatorischen Lücken im Bereich des Phy-sischen lassen sich aber bisher nicht ausmachen. Es ist eher unwahr-scheinlich, daß es sie gibt ... Ein Wesen, das zur begrifflichen Erfassung von Gehirn und Bewusstsein nicht auf äußere Wahrnehmung und Introspektion angewiesen wäre, könnte vielleicht … das Leib-Seele-Problem lösen. Wenn eine Problemlösung für den Menschen kognitiv unzugänglich ist, bedeutet das noch keine absolute kognitive Verschlossenheit … Ein Wesen ohne unsere kognitiven Begrenzungen könnte die Natur dieses Kausalzusammenhanges durchschauen … Der Eindruck eines tiefen Problems wurde durch die Begrenzungen unseres Erkenntnisapparates er- weckt. (Brüntrup 2008, S. 138f)

Ich habe die kognitiven Fähigkeiten:

Wahrnehmng & Introspektion. Warum

kann ich das Bewusstseins-Problem trotzdem nicht lösen?

Man benötigt die kognitive Fähigkeit

um das Bewusstseins-

Problem zu lösen.

ωωωω

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8888 metaphysisches Rätsel?

Somit könnte das Leib-Seele-Problem … dazu verwendet werden, die Existenz Gottes zu beweisen (kein Wunder ohne einen Wunder-Macher). (McGinn, in: Metzinger 2, S. 482fn)

Viel Spaß!

Vielen Dank!