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Von Christian Bürge N ie wird ein Sportpublikum emotionaler als bei Fragen dieser Art. Denn die Suche nach dem Besten hat zwar auch mit Resultaten zu tun – aber nicht nur. Man bewundert Eleganz oder Kraft, Intelligenz oder Willen, Geistesblit- ze oder Ausdauer. Und vor allem wählt man einen Typ Mensch. Eine Wahl zwischen Pelé, Maradona und Messi heisst für fast alle auch, die Charaktere dieser aussergewöhnli- chen Spieler und die Geschichten hinter ihren Namen zu bewerten. Wir sehen nicht nur Maradonas Wunder- solo an der WM 1986 gegen England, wir sehen auch seine Eskapaden, sei- ne Sprüche, seinen dicken Bauch. Das gilt für jede Sportart und je- den Vergleich. Auch die Frage, wer der beste Tennisspieler der Geschich- te ist – oder in diesem Fall der Swiss Indoors –, ist keine rationale Sache. Wählen wir Federer, schwingt immer auch eine gesunde Portion Patriotis- mus mit. Wir sonnen uns in seinem Licht. Wir sind Federer. Bemerkens- wert ist, dass er, der schon alles ge- Wählen Sie Ihre Nummer 1 der Swiss-Indoors-Tennis- Geschichte! Mit etwas Glück gewinnen Sie das ultimative VIP-Package für Weltklasse live mit persön- licher Übergabe des Swiss Indoors History Award am 1. November 2011 auf dem Centre Court in Basel. Oder jeden Tag Preise von BLICK, Manor und den Swiss Indoors – zum Beispiel Tickets für die Highlights 2011. Jetzt täglich reinkli- cken und abstimmen unter www.history-award.ch oder über www.blick.ch Für einige Tage der Swiss Indoors sind noch Tickets erhältlich unter der Ticket-Hotline: Tel. +41 (0)900 552 225 (CHF 1.19/Min., Festnetztarif) wonnen hat, rund um die Welt stärker unterstützt wird als jeder Aussenseiter. Die Herzen fliegen ihm zu, weil er eine lebende Legen- de ist. Und weil er ist, wie er ist – ein umgänglicher, netter Typ. Der grossartige Athlet Novak Djokovic hingegen kämpft an zwei Fronten. Um Punkte auf dem Platz und Sympathiewerte auf den Rän- gen. Er muss sich zweimal überle- gen, ob er sich auf die Brust klopft. Und erst recht, ob er sich im Triumph die serbische Flagge um die Schultern legt. Selbst seine grandiosen Imitationen der Geg- nerschaft bekommen einige Humor lose in den falschen Hals. Das zeigt: Wer eine Publikumswahl gewinnen will, muss auch diplo- matisch sein wie ein Politiker. Basels Turnierdirektor Roger Brennwald hat seit 1970 alle gros- sen Stars der Branche begrüsst. Auch er hat Vorlieben. Connors vor McEnroe, Edberg vor Becker, Sampras vor Agassi. Die stilleren Typen machen bei ihm das Rennen. «Wer Tennis gern hat, der schaut Sampras einfach gerne zu», sagt er. «Da kann er meinetwegen so langweilig sein, wie er will.» Es gibt für jeden der 14 Athleten, die beim «History Award» zur Wahl stehen, gute Argumente. Letztlich ist es eine Glaubensfrage wie Beatles oder Stones, Klassik oder Rock ’n’ Roll. Manchmal kann man es sich kaum erklären, warum man Feuer und Flamme ist. Man liebt, wen man liebt. Olendrem eugiamet dio dip erostio est- rud molorperit, sum irit e aulwdzt asitxt a7t idtuios7dt di7ts dtatas7d tastps8 Man bewundert Eleganz oder Kraft, Geistesblitze oder Ausdauer – aber vor allem wählt man einen Typ Mensch. Fotos: Getty Images, Keystone, Imago Die Swiss Indoors wollen wissen, wer der beste Spieler ist. Das ist auch eine Glaubensfrage. Freitag, 16. September 2011 Giganten Tennis- Borg & Co Sampras Federer Wer ist der Grösste? Swiss Indoors History Award EXTRA Number 1 History Award

Blick Swiss Indoors History Award EXTRA

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Blick präsentiert zur Swiss Indoors History Award ein umfassendes Extra.

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Page 1: Blick Swiss Indoors History Award EXTRA

Von Christian Bürge

N ie wird ein Sportpublikum emotionaler als bei Fragen dieser Art. Denn die Suche

nach dem Besten hat zwar auch mit Resultaten zu tun – aber nicht nur. Man bewundert Eleganz oder Kraft, Intelligenz oder Willen, Geistesblit­ze oder Ausdauer. Und vor allem wählt man einen Typ Mensch. Eine Wahl zwischen Pelé, Maradona und Messi heisst für fast alle auch, die Charaktere dieser aussergewöhnli­chen Spieler und die Geschichten

hinter ihren Namen zu bewerten. Wir sehen nicht nur Maradonas Wunder­solo an der WM 1986 gegen England, wir sehen auch seine Eskapaden, sei­ne Sprüche, seinen dicken Bauch.

Das gilt für jede Sportart und je­den Vergleich. Auch die Frage, wer der beste Tennisspieler der Geschich-te ist – oder in diesem Fall der Swiss Indoors –, ist keine rationale Sache. Wählen wir Federer, schwingt immer auch eine gesunde Portion Patriotis­mus mit. Wir sonnen uns in seinem Licht. Wir sind Federer. Bemerkens­wert ist, dass er, der schon alles ge­

Wählen Sie Ihre Nummer 1 der Swiss-Indoors-Tennis-Geschichte! Mit etwas Glück gewinnen Sie das ultimative VIP-Package für Weltklasse live mit persön-licher Übergabe des Swiss Indoors History Award am 1. November 2011 auf dem Centre Court in Basel. Oder jeden Tag Preise von BLICK, Manor und den Swiss Indoors – zum Beispiel Tickets für die Highlights 2011. Jetzt täglich reinkli-cken und abstimmen unter www.history-award.ch oder über www.blick.ch

Für einige Tage der Swiss Indoors sind noch Tickets erhältlich unter der Ticket-Hotline: Tel. +41 (0)900 552 225 (CHF 1.19/Min., Festnetztarif)

wonnen hat, rund um die Welt stärker unterstützt wird als jeder Aussenseiter. Die Herzen fliegen ihm zu, weil er eine lebende Legen-de ist. Und weil er ist, wie er ist – ein umgänglicher, netter Typ.

Der grossartige Athlet Novak Djokovic hingegen kämpft an zwei Fronten. Um Punkte auf dem Platz und Sympathiewerte auf den Rän­gen. Er muss sich zweimal überle­gen, ob er sich auf die Brust klopft. Und erst recht, ob er sich im Triumph die serbische Flagge um die Schultern legt. Selbst seine grandiosen Imitationen der Geg­nerschaft bekommen einige Humor

lose in den falschen Hals. Das zeigt: Wer eine Publikumswahl gewinnen will, muss auch diplo­matisch sein wie ein Politiker.

Basels Turnierdirektor Roger Brennwald hat seit 1970 alle gros­sen Stars der Branche begrüsst. Auch er hat Vorlieben. Connors vor McEnroe, Edberg vor Becker, Sampras vor Agassi. Die stilleren Typen machen bei ihm das Rennen. «Wer Tennis gern hat, der schaut Sampras einfach gerne zu», sagt er. «Da kann er meinetwegen so langweilig sein, wie er will.»

Es gibt für jeden der 14 Athleten, die beim «History Award» zur Wahl stehen, gute Argumente. Letztlich ist es eine Glaubensfrage wie Beatles oder Stones, Klassik oder Rock ’n’ Roll. Manchmal kann man es sich kaum erklären, warum man Feuer und Flamme ist.

Man liebt, wen man liebt.

Olendrem eugiamet dio dip erostio est-

rud molorperit, sum irit e aulwdzt asitxt a7t idtuios7dt di7ts

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Man bewundert Eleganz oder Kraft, Geistesblitze oder Ausdauer – aber vor allem wählt man einen Typ Mensch.

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Die Swiss Indoors wollen wissen,

wer der beste Spieler ist. Das ist

auch eine Glaubensfrage.

Freitag, 16. September 2011

GigantenTennis-

Borg & Co

Sampras Federer

Wer ist der Grösste?

Swiss Indoors History Award

Extra

Number 1History Award

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Brennwald über …… Björn Borgs überraschende Frage «Ich brauchte wohl nie mehr so viel Mut wie bei Borg. Als ich ihn engagieren wollte, war ich mit 29 Jahren noch ein Niemand, er das Weltsportidol. Ich schmuggelte mich in Paris in die Garderobe und fragte ihn, ob er in Basel spie-len wolle. Er fragte mich: ‹Wo liegt denn dieses Basel? Und wie alt sind Sie überhaupt?› Er erklär-te mir, was ich tun müsse, um ihn zu engagieren. Ein Jahr später war er bei uns. Borg war ein

Glücksfall, der Schlüsselmoment für unser Turnier. Wir katapultier-ten die Zuschauerzahl von 5000 auf 20 000. Vor ihm war Tennis in der Schweiz ein wenig versnobt. Mit ihm wurde es popularisiert. Und: Als er kam, fielen die ande-ren Stars wie Dominosteine.»

… den Horror mit Boris Becker «Guillermo Vilas bekam 1984 eine Wildcard. Sein damaliger Mana-ger Ion Tiriac sagte mir aber, ich solle die Wildcard einem gewissen Boris Becker geben, den er eben-falls unter Vertrag hatte. Der war damals – ein Jahr vor seinem

Von Christian Bürge

W o beginnen? Das ist die Frage, die sich Roger Brennwald immer

stellt, wenn er in seinen Erinne-rungen kramt. Wenn er ins Leere schaut und eine Bilderflut seinen Kopf in Besitz nimmt. Was war das Beste, Originellste in 40 Jah-ren Turniergeschichte? Was war unvergesslich? Fragen, die kaum zu beantworten sind. Immerhin soll nun das Publikum in einer Abstimmung klären, wer DER Beste war.

Von einer leeren Halle und drei perplexen Vertretern

Wenn am Ende der Sieger einen Award erhält, müssten eigentlich auch die besten Anekdoten prä-miert werden. Wie etwa die von

1970, als Brennwald mit Philipp Morris einen Hauptsponsor gefunden hatte. 200 Franken bezahlte die Zigarettenfirma, um in der Ballonhalle Müsterchen zu verteilen. «Als die drei Vertreter kamen, waren nur mein Bruder Pierre an der Kasse und eine Handvoll Offizieller da. Die von Philipp Morris fragten, wo das Turnier denn stattfände. ‹Hier›, sagten wir. Es war etwas peinlich. Aber es war ganz einfach kein Zuschauer da.»

Mittlerweile sind die Swiss Indoors mit einem Budget von über 18 Millionen Franken und über 70 000 Zuschauern der grösste und teuerste Sportanlass der Schweiz. Die Stars machten ihn so populär. Der starke Mann des Turniers kann fast zu allen etwas Bemerkenswertes erzäh-len.

Wimbledon-Sieg – erst 16 Jahre alt und noch unbekannt. Ich wil-ligte ein. Becker bekam die Wild-card, Vilas musste dafür durch die Quali. Prompt schrammte Superstar Vilas knapp am Aus vorbei. Ich hätte das dem Publi-kum kaum erklären können. Mei-ne Nerven wurden selten so stra-paziert. Das war der Horror.»

… und Becker, der keinen Spass verstand «1992 gewann Boris Becker den Titel in Basel. Im selben Jahr ging er aber Harald Schmidt bei ‹Verstehen Sie Spass› auf den Leim. René Besson war der Lockvogel, der ihn inter-viewte. Er fragte ihn Dinge wie: ‹Wa­rum haben Sie die Haare rot gefärbt?› oder ‹Warum spielen Sie den Doppel­Flop?› Das ganze übersetzte er dann in drei Schweizer Fantasie­Sprachen. Es war eigentlich urkomisch. Aber Becker fand es überhaupt nicht witzig. Nicht einmal, als Schmidt den Gag auflöste.»

Freitag, 16. September 20112

Turnierdirektor Roger Brennwald

Glücksfälle: Borg (l.) und Becker (u.) waren Zuschauermagnete.

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Turnierdirektor Roger Brennwald erzählt, welch seltsame Geschichten er mit den Stars erlebte. Wer ihm den Pokal zurückgab und warum er mit Pete Sampras eine Irrfahrt durch den Kanton Baselland machte.

Jimmy bezahlte alles zurück»

ExtraSwiss Indoors History Award

Page 3: Blick Swiss Indoors History Award EXTRA

… Ilie Nastase und die Grenzpolizei «Die Stars waren früher schwierig zu bekommen. Denn wir waren ein kleines Turnier mit einem ver-gleichsweise kleinen Preisgeld von 100 000 Dollar. Und Antrittsgelder waren früher verboten. Also dachten wir uns einen Trick aus. Wir veran-stalteten zuerst Exhibitions für sie, damit sie Extragagen kassieren konnten. Noah gegen Wilander in Solothurn und Nastase gegen Panatta gleich über der Grenze. So weit, so gut. Nur hatte ich mit Nas­tase noch ein anderes Problem. Er hatte kein Visum und durfte nicht einreisen. Ich traf mich mit dem Botschafter und mit anderen wichti-gen Leuten. Schliesslich wurde er in einem Auto der Grenzpolizei zum Turnier gebracht. Selten war ein Spieler so gut bewacht.»

… Nachttraining mit Guillermo Vilas «Der verbissenste in Sachen Trai-ning war zweifellos Guillermo Vilas. Der Argentinier stand früher wäh-rend Turnieren bis zu sechs Stunden pro Tag auf dem Platz. Er war eine Ballmaschine. Und er wollte unbe-dingt auf dem Centre Court trainie-ren. Weil das schwierig war, muss-ten wir ihn auf die Randzeiten le-gen. Stellen Sie sich vor: Der Mann begann morgens um fünf Uhr mit dem Training. Sagen Sie das heute mal einem Spieler. Eigentlich unvor-stellbar.»

… den seltsamen Herrn Barclay «Wir hatten in den ersten Jahren noch keine grosse Namen. Der Fran-zose Jean-Claude Barclay war 1973 unser Aushängeschild, auch wenn er kein Topstar war. Er gewann das Turnier und nahm die Trophäe, eine

Zinnkanne, entgegen. Kurz darauf gab er mir den Pokal zurück. Er sagte, er sei ihm zu schäbig. So etwas würde mir heute nicht mehr passieren. Heu-te würden sie ihn mir gerne aus der Hand reissen.»

… die Irrfahrt mit Pete Sampras «Als Andre Agassi 2001 Forfait er-klärte, hatte ich Glück. Pete Sampras sprang ein. Ich fuhr voller Stolz zum Flughafen Basel, um ihn abzuholen. Er sagte mir dann aber, er müsse zum Doktor, er könne nicht spielen. Das war ein Riesenschock für mich. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und fand das Stadion nicht mehr. Mindestens eineinhalb Stunden gondelte ich mit Pete Sampras im Auto im oberen Basel­biet herum. Schliesslich landeten wir in Eptingen. Was sich Sampras dabei dachte? Keine Ahnung.»

… den freundlichen Herrn Connors «Jimmy Connors wollte ich immer verpflichten. Er war einer meiner Lieblingsspieler. Einer mit einem grossen Kämpferherz, einer, der immer sein Letztes gab. Ich pro-bierte es jahrelang, ihn zu über-zeugen. Aber er war kein grosser Europa-Fan. Kein Spieler war schwieriger nach Basel zu krie-gen. Als ich ihn jeweils am Telefon hatte, nannte ich ihn ‹Jimmy›, er mich hochanständig ‹Sir›. Das war irgendwie seltsam, war doch er der grosse Star. Er sagte mir jahrelang freundlich aber be-stimmt ab. Auch seine Mutter war kei­ne Hilfe. Die hatte wirklich Haare auf den Zähnen. Schliesslich kam er 1988 doch noch. Mit 36 Jahren. Bei drei seiner vier Auftritte kam er bis in die Halbfinals. Wir kämpften 14 Jahre um ihn. Es war eine späte Liebe. Aber er zahlte uns alles zurück. Ich bereue das lange Warten keinen Moment.»

3Freitag, 16. September 2011

Kämpfer Jimmy Connors nannte

Brennwald immer «Sir».

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Guillermo Vilas (l.) nahm die Zinnkanne von Brennwald gerne entgegen – ein anderer gab sie zurück.

Fliegender Star: Sampras machte eine ungewollt lange Fahrt im Auto.

Wir entscheiden, wer der Beste war. Wer die Erfolgreichsten sind, wissen wir bereits.

I n Basel ist man stolz, dass alle Grossen während ihrer Karriere einmal ihre Aufwartung mach-

ten. Und was das einheimische Publi-kum besonders freut, ist spätestens seit 2010 auch ein Blick auf die Statis-

tik. Denn Roger Federer gewann den Event, der mittlerweile zur Turnier-kategorie ATP 500 gehört, im vergan-genen Jahr zum vierten Mal. Damit ist der 16-fache Grand-Slam-Sieger auch in Basel Rekordsieger.

Fünfsatzmatches und wenig Preisgeld

Federer löste den Schweden Stefan Edberg als erfolgreichsten Spieler ab. Der hatte 1985, 1986 und 1988

gesiegt (zweimal gegen Yannick Noah, einmal gegen Jakob Hlasek).

Um den Pokal wurde in unter-schiedlichen Spielformaten gekämpft. 1970 bis 1974 auf zwei Gewinnsätze, 1975 bis 2006 auf drei Gewinnsätze und seit 2007 wieder im kräftescho-nenden Rahmen (best-of-three).

Interessant auch, wie sich das

Preisgeld über die Jahre entwickelt hat. Turnierdirektor Brennwald erzählt gerne vom Start und der Uhr, die der Deutsche Klaus Berger 1970 für den Sieg erhielt. 1971 waren es total 500 Dollar, 1974 erstmals 10 000 Dollar. Die Grenze von 500 000 Dollar fiel 1990, ab 1995 war es eine ganze Mil-lion. Mit dem neuen Status in der

dritthöchsten Kategorie über-

haupt wurden die bisherigen Dimen-sionen punko Preisgeld regelrecht ge-sprengt. 1,775 Millionen Euro erhält der Sieger neben 500 ATP-Punkten.

Auch über die Zuschauerzahlen ist man in Basel stolz. 1970 waren es 50, 1978 aber bereits 28 000. Seit den Neunziger Jahren kamen regelmässig an die 70 000 Zuschauer in die St. Jakobshalle. Christian Bürge

ExtraSwiss Indoors History Award

Die Dominatoren am Rheinknie

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Freitag, 16. September 20114Fo

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Von Christian Bürge

D er 16-fache Grand-Slam- Sieger hat zu den Swiss Indoors ein inniges Verhält-

nis. Einst Balljunge, gab er in Basel mit 17 Jahren sein Debüt. Und dies nicht gegen irgendwen, sondern gegen einen der Grössten überhaupt: Andre Agassi. Der 6:3, 6:2-Sieg des Amerikaners war eine Lektion für den Wimbledon-Juniorensieger. Trotzdem lobte der Routinier da-mals: «Er hat ein paarmal sein Talent und sein Gespür fürs Spiel bewiesen, auch wenn ich nicht allzu viel tun musste.» Federer hatte das Gefühl, er sei «permanent am Rennen» gewesen. Er verlor die ersten drei Ver gleiche mit der Tennis-Legende bis 2002, reihte dann aber acht Siege aneinander.

Federers grosses Pech

Seine Liebe zum Basler Turnier bescherte ihm nicht sofortigen Erfolg. 2000 stand ihm in einem Fünfsatz-Final der Schwede Thomas Enqvist vor der Sonne, ein Jahr spä-ter stoppte ihn Tim Henman – eben-falls im Endspiel. Er musste sich weiter gedulden, verlor gegen David

Nalbandian (Halbfinals 2002) und Ivan Ljubicic (Achtelfinals 2003), beklagte 2004 und 2005 Verletzungspech. Die Wende zum Guten gelang dennoch. Seit 2006 gewann er das Turnier vier Mal, verlor einzig den Final 2009 gegen Novak Djokovic. «Es ist schön, einen Kindheitstraum immer wieder zu erleben», sagt Federer zu seinem andauernden Hoch in Basel.

Der Trick mit dem Hotel

Interessant aber, dass seine Heimspiele erst erfolgreich wur-den, nachdem er seine vertrauten vier Wände der eigenen Woh-nung mit einem Hotelzimmer tauschte. «Er hat nach sechs Anläufen herausgefunden, dass es ihm schadet, wenn er zu Hause schläft», sagt Turnierdirektor Brennwald. Im Hotel hingegen lenkt nichts ab, pflegt Federer seine Routine, wie er sie von den Events rund um die Welt kennt. So gesehen ist er auch in Basel nur ein Gast. Ein sehr erfolgreicher.

Geht es nach ihm, werden die Zuschauer seinen Traum noch eine Weile teilen dürfen. Trotz einer Pha-

se der Erfolglosigkeit – immer an seinem hohen Standard gemessen – gibt es bei ihm kaum Zeichen von Sattheit. Auch mit 30 will er mehr. Er wird alles dafür geben.

E r war einer der ganz grossen Spie-

ler der 80er-Jahre. Von 1982 bis 1988 gewann Mats Wilan-der sieben Grand-Slam-Titel (drei Aus-tralian Open, drei French Open und die US Open). Der heute 47-jährige Schwede nahm die Szene im Sturm. 1982 kam er als ungesetzter Spie-ler an die French

Open, bezwang Ivan Lendl in Runde 4, Vitas Gerulaitis in den Viertelfinals, José Luis Clerc in den Halbfinals und Guillermo Vilas im Final. Mit 17 Jahren und 9 Monaten war er damals der jüngste Spieler, der je ein Grand-Slam-Turnier gewon-nen hatte. Der Rekord wurde seither von Boris Becker und Michael Chang gebrochen.

In seinem besten Jahr, 1988, ge-wann er die Australian Open, die French Open und die US Open und wurde zur Nummer 1 im Ranking. Interessant auch: Der Schwede gewann die ersten zwei Titel in Aus-

tralien auf Gras, den dritten auf Hartplatz.

In Basel trat er zweimal an. Als 18-Jähriger frischgebackener French-Open-Sieger war er 1982 eine der Turnierattraktionen, unter-lag nach einem fantastischen Turnier erst im Final dem Franzosen Yannick Noah. 1995, ein Jahr vor seinem Rücktritt, verlor er als 31-Jähriger bereits in der ersten Runde gegen Jason Stoltenberg.

Wilander war während seiner Karriere vor allem ein brillanter Taktiker, spielte ein intelligentes, durchdachtes Tennis. Mit dem Kopf

ist er auch heutzutage bei der Sache. Seine messerscharfen Analy-sen gibt er in der französischen Sportzeitung «L’Equipe» und auf dem Fernsehsender Eurosport zum Besten. Die Fans hängen ihm an den Lippen. Christian Bürge

«Ich bewunderte ihn, wie er das Bällchen

100 Mal übers Netz schlagen konnte. Der Mann war ein Genie.»Brennwald über Wilander

Man schaute ihm gerne beim Spielen zu. Aber noch lieber hören ihn viele reden.Taktiker Wilander

TraumKindheits-Federers

Er ist Tennis-Ikone, beliebtester Schweizer und König von Basel in einem. An Roger Federer führt fast nie ein Weg vorbei. Schon gar nicht an seinem Heimturnier.

Grosser Moment:

Sieg in Roland Garros.

ExtraSwiss Indoors History Award

Schlägt Federer auf, wird die

St. Jakobshalle zur Kathedrale.

«Er war das Mass aller Dinge. Roger stellte mein Leben auf den Kopf. Es war eine

schwierige Zeit für mich. Ich fühlte mich wie einer, der im Euro Millions gewinnt und damit nicht umgehen kann. Dass der Mega-Star vor meiner Haus türe wohnt, konnte ich kaum fassen. Die Geschichte ist für mich kaum greifbar. Er hat eine riesige Bedeutung.» Brennwald über Federer

Page 5: Blick Swiss Indoors History Award EXTRA

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Page 6: Blick Swiss Indoors History Award EXTRA

Freitag, 16. September 20116Fo

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Von Christian Bürge

S elten gab es einen Spieler mit so viel Ausstrahlung wie Björn Borg. Wo der Schwede

auftrat, zitterten Gegner, kreischten Mädchen und Frauen, rannten ihm Journalisten hinterher. Borg war der erste Popstar des Tennis, eine coole Ikone, ein langmähniger blonder Frauentraum. Er revolutio-nierte das Tennis in den Siebziger Jahren mit einer neuen Griff- und Schlagtechnik, dominierte von der Grundlinie mit dem damals neuen Top-Spin.

Legendäre Duelle mit McEnroe

Seine insgesamt elf Grand-Slam- Titel gewann er in Roland Garros (6) und Wimbledon (5). Zur Legen-de machten ihn vor allem die unver-gesslichen Duelle mit dem Amerika-ner John McEnroe in Wimbledon. 1980 gewann er ein Spiel, das spä-ter als Klassiker in die Annalen ein-ging, in fünf Sätzen. 1981 verlor er gegen den New Yorker Jüngling seine Regentschaft im Südwesten Londons. Borg war der erste Profi, der in einer einzigen Saison über eine Million Dollar verdiente (1979). Herausragend war auch seine Bilanz in Grand-Slam-Turnieren, wo er knapp 90 Prozent aller Matches (141:16) gewann.

In Basel trat er insgesamt viermal an (1977, 1979, 1980, 1992). Der

Schwede gewann bei seiner ersten Teilnahme gleich den Final gegen John Lloyd und verlor 1980 gegen den auf-strebenden Ivan Lendl das Endspiel über fünf Sätze.

«Wie Elvis oder Liz Taylor»

Neben seinem frühen Rück-tritt mit 26 Jahren gab es noch andere aussergewöhn-liche Merkmale in der Karri-ere Borgs. So spielte er die Australian Open nur ein einziges Mal, 1974. Seine vier Finals bei den US Open verlor er allesamt (je zwei-mal gegen Connors und McEnroe).

Der legendäre Arthur Ashe sagte einmal über Borg: «Ich denke, Borg hätte die US Open gewinnen können. Er hätte auch den Grand-Slam gewinnen können. Aber zu seiner Zeit waren die Grand-Slams noch nicht so wichtig im historischen Kontext. Es bedeutete nicht so viel. Borg war grösser als das Spiel selbst. Er war wie Elvis oder Liz Taylor. Jemand von der Sorte.»

Y annick Noah ge-gen Stefan Ed-berg: Bevor Ro-

ger Federer die Bühne betrat, hätte dies das grosse Duell um den bes-ten Swiss-Indoors-Spie-ler der Geschichte sein müssen. Zweimal stehen sich der temperament-volle Franko-Afrikaner und der kühle Schwede im Final gegenüber. Bei-de Male verzaubern sie

die St. Jakobs-Halle mit ihrem Of-fensiv-Spektakel. Und beide Male gewinnt Edberg. Noah bleiben zwei Basel-Titel, Edberg holt sich drei.

Doch dem Franzosen gelingt et-was viel Bedeutenderes. Am 5. Juni 1983 erlöst er die Grande Nation nach 37 Jahren von einem Albtraum. Er gewinnt die French Open. Lange vor der grossen Fussballnati von 1998 und 2000 zeigt Noah den weis-sen Franzosen, was ein Schwarzer mit Wurzeln in Kamerun zu leisten imstande ist.

Später kann er auf allerhöchster Stufe nicht mehr an diesen Höhe-punkt anknüpfen. Mit 23 Titeln und der Position als Nummer 3 der Welt (im Doppel sogar die Nummer 1) kann sich seine Karriere aber durch-aus sehen lassen. In Erinnerung ge-blieben ist Noah aber genauso sehr als Entertainer.

Mit seinem grössten Hit «Saga Africa» stürmt er als Sänger die Hit-paraden. Langweilig wird es um Noah nie. Dreimal ist er verheiratet,

von den drei Frauen hat er fünf Kin-der. Sohn Joakim hat es als Basket-baller bei den Chicago Bulls selber zu Star-Status gebracht.

Daneben ist der charismatische 1,93-m-Riese ein begnadeter Team-leader. Als Captain führt er das fran-zösische Davis-Cup-Team 1991 ge-gen ein hochfavorisiertes US-Dream-Team zum ersten Triumph seit fast 60 Jahren. Die Frauen holen unter sei-ner Führung 1997 den ersten Fed-Cup-Sieg überhaupt ins Hexagon.

Motivationskünstler, Spassvogel, Wohltäter für Benachteiligte in Afri-ka – kein Wunder ist Noah bei Show-turnieren und Galas weiter gern ge-sehen. Die afrikanische Saga ist noch nicht zu Ende.

Marcel Hauck

«Bei ihm standen die Leute auf den

Stühlen. So etwas habe ich nie mehr gesehen.»Brennwald über Yannick Noah

Die Eleganz einer Raubkatze, das Cha-risma eines Künstlers: Yannick Noah unterhält die Fans nicht nur beim Tennis.

Spassvogel Noah

PopstarIhn bewunderten Männer und Frauen gleichzeitig. Björn Borg war der erste mediale Superstar.

Auch in Basel immer ein Publikumsliebling: Yannick Noah.

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ExtraSwiss Indoors History Award

Der Ort, mit dem man Borg immer

identifiziert: Wimbledon.

«Ihm hat das Turnier unheimlich viel zu verdanken. Er brachte eine Coolness

rein, die man vorher so nicht gekannt hat. Eine Riesenfigur.» Brennwald über Björn Borg

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Von Christian Bürge

W as der Serbe 2011 auf den Centre Courts dieser Welt aufführt, ist so gut, dass

es eigentlich absurd ist. Zehn Titel hat er seit Jahresbeginn errungen, die Grand-Slam-Titel der Australian

Open, von Wimbledon und nun auch der US Open gehören ihm. 64:2 lautet seine Jahresbilanz. Einmal brauchte es einen brillanten Roger Federer, um ihn zu stoppen, das andere Mal konnte er gegen Andy Murray wegen einer überstra-pazierten Schulter nicht zu Ende

spielen. Der Ball erscheint ihm seit Monaten «so gross wie eine Melone». Er strotzt vor Selbst-vertrauen. Keiner kann die Leistun-gen nur annähernd so konstant abrufen wie er.

Mitentscheidend für seinen Erfolg ist unter anderem die verän-derte Ernährung. Seit ein Arzt bei ihm eine Gluten-Unverträglichkeit festgestellt hat, ist er auf Diät, isst weder Pizza noch normale Pasta, fühlt sich fitter denn je. Der Franzo-se Jo-Wilfried Tsonga sagt über Djo-kovic: «Er spielt unglaubliches Ten-nis, aber er ist kein Ausserirdischer. Er schlägt nicht härter, er schlägt nicht früher, aber er ist immer da. Er

hat nicht den besten Return der Tour, aber er retourniert immer gut. Was er mit-bringt, ist Konstanz. Er hat keine Schwäche.»

Lieber König als Clown2009 tritt die momentane Nummer 1 erstmals an den Swiss Indoors an und bezwingt nicht nur Stan Wawrinka in den Viertelfinals, sondern mit Roger Federer im Final auch den zweiten Schweizer. 2010 schafft es Djokovic erneut ins End-spiel gegen Federer, zieht aber den Kürzeren. Ob im Erfolg oder in der Niederlage: Djokovic ist auch in

Basel beliebt. Weil er weiss, was er dem Publikum schuldig ist und darum die paar Brocken Deutsch hervorkramt, die ihm aus seiner Zeit in Niki Pilics Akademie in München geblieben sind.

Auf die von den Fans vehement geforderten Imitationen seiner Gegner verzichtet er dafür weitge-hend, nachdem sich einige beklag-ten. Und neuerdings gefällt ihm eine Rolle noch besser als die des Clowns: die des Königs.

Stefan Edberg war Roger Federers Jugendidol und der Prototyp des Serve-and-Volley-Spielers.

S elbst ein Genie kann nicht in jeder Disziplin der Beste sein. Könnte sich Roger Federer

einen Schlag aussuchen, wäre es wohl der Volley von Stefan Edberg. Der Schwede gehörte zur Spezies der Serve-and-Volley-Spieler. Wann im-mer er konnte, suchte er sein Heil am Netz. Dort gab es selten ein Wackeln oder Zucken. Wie im Schlaf versenkte er die Kugeln, die ihm entgegen -flogen. Für die Gegner wie eine unüberwindbare Wand.

Die mit sechs Grand-Slam-Titeln dekorierte ehemalige Nummer 1 ist den meisten Leuten durch drei unver-gessliche Wimbledon-Finals gegen Boris Becker in Erinnerung (1988-1990). Edberg musste sich dem Deut-schen nur 1989 beugen. In Basel trat er insgesamt zehn Mal an. 1985, 1986 und 1988 gewann er, 1989 und 1993 stand er zudem im Final.

In seinem Palmarés fehlt der Titel bei den French Open, den er mit der Finalniederlage 1989 knapp verpass-te. Bereut er das? «Sicher hätte ich noch mehr gewinnen können», sagt er. «Aber ich hätte auch mehr verletzt und weniger erfolgreich sein können. Ich bin mit dem Erreichten zufrieden.

Ich war die Nummer 1. Es ist schön, wenn man den Kindern sagen kann: «Hey, vor 20 Jahren war euer Vater der beste Tennisspieler der Welt.»

Edberg zog sich nach seinem Rücktritt jahrelang aus der Öf-fentlichkeit zurück. Zuletzt spiel-te er aber gelegentlich wieder mit Spass auf der Champions Tour. «Anfänglich war es schlimm, häufi-ger zu verlieren, Bälle zu verschla-gen, die ich zuvor problemlos getrof-fen hätte. Ich war immer noch sehr ehrgeizig. Nach einer Rückenverlet-zung vor fünf Jahren war ich froh, überhaupt noch spielen zu können und realisierte, ein paar Fehler mehr bedeuten nicht das Ende der Welt.»

Christian Bürge

Z war hatte Björn Borg schon 1978 in Basel triumphiert. Aber der Final 1980 bringt an

den Swiss Indoors zwei Giganten zu-sammen. Der gerade 20-jährige Ivan

Lendl gewinnt den Thril-ler gegen Borg im fünf-

ten Satz. Tennis auf diesem Niveau

hatte die Schweiz noch nie

gesehen.

Der Tschechoslowake läutet eine neue Ära ein. Er ist der erste Hardhit-ter von der Grundlinie – «hitting hot» nennt er selber seinen Stil. Lendl ist damit der Vorläufer der heutigen Stars. Er setzt Massstäbe bei Professi-onalität, Fleiss und Trainingsauf-wand. Nachdem er seinen Wohnsitz in die USA verlegt, lässt er sich von der Firma einen Hartplatz bauen, die an den US Open zum Einsatz kommt.

Der Lohn sind acht (!) US-Open- Finals in Serie – drei davon gewon-nen. Lendls Finalbilanz ist auch sonst deutlich negativ. 19 Mal steht er in

einem Grand-Slam-Final (Rekord, bis Roger Federer kam), nur acht

kann er gewinnen. Häufig steht ihm einer vor der

Sonne. Zu beginn

Björn Borg oder Jimmy Connors, dann John McEnroe und schliesslich Boris Becker oder Stefan Edberg.

Zu Beginn spielen ihm auch häufig die Nerven einen Streich, versagt er im entscheidenden Moment. Bis er 1984 – vier Jahre nach dem grandio-sen Basel-Final – im Endspiel der French Open gegen McEnroe einen 0:2-Satzrückstand noch dreht und seinen ersten Major-Titel holt. Verbis-sen trainiert er auch auf Gras, um end-lich mal in Wimbledon zu gewinnen. Vergeblich. Die vielen Bälle, die auf Rasen verspringen, würden Kreativi-tät und ein feines Händchen erfor-dern – und das hat Lendl nicht.

Lendl verschwindet aus dem Ram-penlicht, ist an der Börse erfolgreich, perfektioniert sein Golfspiel und zieht mit Frau Samantha fünf Töchter auf. Die spielen entweder Golf oder reiten. Der oft als Roboter verunglimpfte Mann aus Ostrava ist nicht die charis-matische Figur, um die sich die Ten-nisszene nach seinem Rücktritt riss. Marcel Hauck

«Er war einer der solidesten und

beliebtesten Spieler. Sein Einkauf machte sich immer bezahlt.»Brennwald über Edberg

Ivan, der RoboterEr war der Vorläufer der heutigen Powerspieler. Auch wenn er dominierte, stand er meist im Schatten der charismatischeren Spieler.

Die schwedische Wand

NoleMann ohne SchwächenNovak Djokovic ist der Spieler des Jahres, seine Auftritte eine Wucht. Er erobert Punkte, Titel und die Herzen der Fans. Auch in Basel kommt «Nole» gut an.

ExtraSwiss Indoors History Award

Djokovic : Vielleicht der

beste Athlet der gesamten Tour.

Ivan Lendl ist der Inbegriff für Fleiss

und Professionalität.

«Er ist ein liebenswürdiger, sym pa thi scher Mensch und ein

toller Enter tainer. Er gehört wohl zur letzten jungen Generation, die mir noch nahesteht, die ich noch richtig kennenlerne.» Brennwald über Djokovic

«Bei ihm schlichen die Zuschauer vom Centre Court weg auf Platz 2, weil er die Szene so dominierte.

Er schlief auf einem Holzbett. Ein wahrer Asket. Er hatte Disziplin wie kaum einer.» Brennwald über Lendl

Page 8: Blick Swiss Indoors History Award EXTRA

Freitag, 16. September 20118Fo

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Von Christian Bürge

E s gibt für einen Orga-nisator nichts Schöne-res, als einen Weltstar

auf seinem Höhepunkt enga-gieren zu können. Als Pete Sampras 1996 die Swiss Indoors beehrt, hat er bereits 43 Titel gewonnen, acht Grand-Slam-Siege in der Bilanz, 25 Millionen Dollar an Preisgeld abgeräumt. Und dies mit erst 25 Jahren. Eine geschätzte Viertelmillion kas-siert er in Basel an Antritts-geld – und er ist jeden Rappen wert. Denn das Publikum be-kommt ihn gleich fünfmal zu sehen. Radulescu, Haas, Tillström, Kafelni-kow und im Final Hendrik Dreek-mann müssen sich dem Meister beu-gen – ein Volltreffer für den Turnier-direktor Roger Brennwald, dem während seiner Karriere kaum ein grosser Star eine Abfuhr erteilte.

Sampras beweist rund eineinhalb Monate später, dass kleinere Turnie-re wie die Swiss Indoors nicht nur Kraft kosten, sondern auch zum Formaufbau beitragen können. Er

gewinnt die ATP World Tour Cham-pionships in Hannover. Das Fünf-satz-Spektakel im Final gegen Boris Becker ist eines der besten und dra-matischsten Tennismatches der Geschichte.

Immer noch ehrgeizig

Zwei Jahre später wird Sampras er-neut in Basel antreten. Er unterliegt jedoch Wayne Ferreira (ATP 35) schon in der ersten Partie. Beim sel-ben Turnier gibt Roger Federer sein Debüt auf der Tour (gegen Agassi).

Dem Schweizer bleibt ein Duell mit seinem grossen Idol Sampras ver-wehrt. Er wird es 2001 in Wimble-don nachholen, wo er den Star in den Achtelfinals vom Sockel stürzt.

Dem Amerikaner gelingt 2002 mit einem Sieg bei den US Open trotzdem der perfekte Abgang. Nach 14 Grand-Slam-Titeln hat er genug, taucht ab, macht die Türe hinter sich zu. Sampras braucht Zeit. Es dauert Jahre, bis er sich wieder für Exhibi-tions zur Verfügung stellt, wie etwa gegen Roger Federer im Madison

Square Gar-den. Mitt-lerweile hat ihn der Ehr-geiz wieder gepackt. Er, der im August 40 Jahre alt wurde, war im März dieses Jahres auch an den Zurich Open zu sehen – dem Turnier der Champions Tour.

Nur die Besten einer Ära

Auf die Frage, wer der Grösste der Geschichte ist, sagt er: «Es ist

schwierig, das zu sagen. Denn die Technologie wurde besser, das Spiel schneller, der Wettbewerb härter. Es gibt nur die Besten einer Ära – Rod Laver, Björn Borg, Roger Federer, Rafael Nadal und wohl auch ich selbst.»

Andre Agassi hatte eine Karriere wie ein Hollywoodstreifen. Man liebte oder hasste ihn.

«Ein hochspiritueller Typ, der oft zusammen mit seinem Bruder betete. Er war aber auch

ein Frauenschwarm. Jung, frisch. Mit ihm bekam das Tennis eine neue Dynamik.» Brennwald über Agassi

K aum einer hat so polarisiert wie Andre Kirk

Agassi. Er war nicht nur Tennisspieler, sondern Revoluzzer, Pionier, Popstar.

Das Leben und die Karriere des achtfa-chen Grand-Slam-Sie-gers (viermal Australi-an Open, zweimal US Open, einmal French Open, einmal Wimble-don) passt eigentlich gar nicht zwischen Buchdeckel. Trotzdem hat er es in der Biogra-fie «Open» getan. Eine

Abrechnung mit dem Vater, mit dem Tennisgeschäft. Und ein scho-nungsloser Blick in den Spiegel. Womit bleibt er den Tennisfans in Erinnerung? Mit seiner Löwen-

mähne, die er als aufkommen-der Teenager zur Schau trug, die – wie er später zugab – eine Perücke war. Mit seinen Jeans-shorts, seinem ungestümen Prügelstil, der in jungen Jahren noch wilder wirkte. Der Mann mit dem vielleicht besten Re-turn der Geschichte schaffte den Karriere-Grand-Slam, holte sich Olympiagold und den Davis Cup.

Kampf um die Rückkehr

Schlagzeilen machte er aber auch abseits des Platzes. Mit seiner Hei-rat mit der Schauspielerin Brooke Shields etwa, der nur zwei Jahre später die Scheidung folgte.

Mit seiner zweiten Frau Steffi Graf, aber auch mit einem sportli-chen und persönlichen Absturz, der 1997 im Drogenkonsum seinen Tiefpunkt fand.

Sein Kampf zurück an die Spitze war aufsehenerregend. Agassi, der mit 32 Jahren in Melbourne seinen letzten Grand-Slam-Titel feierte, hatte drei Auftritte in Basel. 1998 kreuzte er in der ersten Runde die Klingen mit einem gewissen Roger Federer, der damals als Nummer 396 mit einer Wildcard antrat.

Agassi bezwang ihn 6:3, 6:2, lobte den einheimischen Jüngling und sollte danach bis in den Final vorstossen. Es war sein bestes Resultat am Rheinknie. Christian Bürge

Pistol

Revoluzzer Agassi

Der stille Star Pete Sampras war auf seinem Zenit auch in Basel. Amerikas Tennislegende sagt: Einen Besten gibt es nicht.

Pete

ExtraSwiss Indoors History Award

Sampras: Es brauchte schon

Roger Federer, um seine Marke

zu knacken.

«Er war ein Aristokrat, tennismässig auf Federers Sockel. Wenn man Sport gerne

hat, schaute man ihm gerne zu. Er konnte aus aussichtslosen Situationen zum Gegenschlag ausholen. So etwas konnte nur Sampras.»Brennwald über Sampras

Die Glatze wurde zu

Agassis neuem Markenzeichen.

Mähne und Jeans waren

Kult, die Haare aber

eine Perücke.

Page 9: Blick Swiss Indoors History Award EXTRA

9Freitag, 16. September 2011

Der Rumäne war einer der ersten Stars in Basel. Keinen liess er kalt.

W er sich auf der Inter-net-Videoplattform «Youtube» die lus-

tigsten Ausschnitte aus den 70er-Jahren ansieht, sieht ihn immer wieder: Ilie Nastase. Etwa, wie er einem Schieds-richter in Wimbledon sagt, er solle ihn doch bitteschön «Mis-ter Nastase» nennen. Oder wie er demselben beim Seiten-wechsel einen Ball zwischen die Beine auf den Stuhl wirft. Auch solche Szenen trugen ihm den Namen «Nasty» (fies, ge-mein) ein. «Solange ich böse werden kann, spiele ich gut. Wenn ich gut spiele, kann ich jeden schlagen. Ich bin glück-lich, dass ich böse werde.»

Doch meistens machte er seine Spässe mit einer Portion

Humor. In einem Legenden-doppel in Wimbledon etwa enervierte er sich über die pfei-fende Maschine hinter der T-Linie und sagte dem Schieds-richter: «Sie können das Ding ernsthaft nicht überstimmen? Können Sie wenigstens Ihre Frau überstimmen?»

Bei einem Männerdoppel an den French Open erlaubte er sich den Spass, sich mit seinem Partner nach jedem geschlage-nen Ball die Rackets gegensei-tig zuzuwerfen.

Auch Basel hatte das Ver-gnügen mit ihm. 1975, mitten in seiner Blütezeit etwa, als er sich bis in den Final kämpfte und er sich dort dem Tschechen Jiri Hrebec beugen musste. Von den ganz grossen Turnieren

gewann er nur deren zwei, die US Open 1972 und die French Open 1973.

Abgesehen von Björn Borg hatten viele der Topspieler jener Zeit – wie eben Nastase, McEnroe, Connors, oder Geru-laitis einen etwas eigenwilligen Charakter, waren Selbstdar-steller, hatten emotionale Aus-brüche auf dem Platz. Vilas sagte über sie: «Diese Typen wussten, dass sie verrückt waren. Und die Zuschauer wussten es auch, weil sie alles öffentlich zelebrierten. Viel-leicht sind die heutigen Jungs ja ebenso verrückt – aber man sieht es auf dem Platz nicht.»

An anderer Stelle war über Nastases Generation zu lesen: «Sie waren wie das Rat Pack. Auf dem Platz, auf den Titelseiten oder in Discos, Pfund für Pfund, der tollste, fesselndste und irgendwie kindischste Rebellen-Clan der Tennisgeschichte.»

Christian Bürge

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Tausende Tennisspieler hatten mehr Talent als Jimmy Connors. Doch keiner hatte den grösseren Willen. Der Lohn: 109 ATP-Titel, 1337 gewonnene Matches.

Der ultimative KriegerExtraSwiss Indoors History Award

«Der Mann hatte Ausstrahlung,

man konnte sie fast mit Händen fassen.»Brennwald über Ilie Nastase

Böser Ilie Nastase

«Jimmy und die Swiss Indoors – das war eine

späte Liebe. Ich habe 14 Jahre lang darum gekämpft, hätte alles gemacht für ihn. Er kam schliesslich, aber als Sieger fehlt er uns im Palmarès. Er gab alles auf dem Court. Für ihn war Tennis ein Kampf Mann gegen Mann.»Brennwald über Connors

Von Marcel Hauck

D as Video läuft auch an den letzten US Open in jeder Regenpause – und

davon gabs einige. 2. September 1991: Jimmy Connors feiert sei-nen 39. Geburtstag, wie es sich gehört: Er rennt sich auf dem Center Court von New York die Lunge aus dem Leib. 1990 hatte er auf der ATP-Tour gerade mal drei Matches gespielt – und alle drei verloren (unter anderem in Basel gegen Michael Stich).

Doch nun ist der Linkshänder wieder da. Sein Gegner Aaron Krickstein kann einem leid tun. Connors zieht alle Register. Spielt mit dem Publikum, lässt es toben, wenn er dringend eine Pause braucht. Saugt die Ovati-onen in sich auf, wenn er wieder mal einen spektakulären Punkt verbucht hat.

31 Grand-Slam-Halbfinals

Nach 4:41 Stunden gewinnt der Oldie den Achtelfinal im Tie-Break des fünften Satzes. Und unglaublich: Er ist auch für den Viertelfinal zwei Tage später wie-

der fit, verliert erst im Halbfinal gegen Jim Courier. Es ist sein 31. und letzter Grand-Slam-Halb-final. Einsamer Rekord, zwei mehr als derzeit Roger Federer.

Einzelkämpfer, Individualist

«Um mich zu besiegen, braucht es den Besten», lautet das unbe-scheidene Selbstverständnis des James Scott – oder eben «Jim-my» – Connors. Getrieben von einer überehrgeizigen Mutter gewinnt er 1974 seine ersten grossen Titel (Australian Open, Wimbledon und US Open). Trotzdem dauert es lange, bis Connors zum Liebling der Mas-sen wird. In den 70er-Jahren wird sein kriegerisches Gehabe auf dem Platz und die häufigen Dispute mit Offiziellen als skan-dalös empfunden. Der Mann aus Belleville bei St. Louis im Nie-mandsland des mittleren Wes-tens ist nie strom linienförmig. Er tritt nicht der neu gegründeten ATP bei, verdient sich sein Geld lieber bei Schaukämpfen. Als Strafe wird er fünf Jahre lang von den French Open ausge-schlossen. Sonst hätte er höchst-

wahrscheinlich zumindest den Karriere-Grand-Slam geschafft.

Connors ist ein Einzel-kämpfer, ein Individualist. Im Gegensatz zu seinem verhassten Rivalen John McEnroe sagt ihm auch der Davis Cup nichts. Und in Europa fühlt er sich nicht wohl. 14 Jahre lang ver-sucht Roger Brennwald, ihn nach Basel zu locken. Erst mit 36 Jahren ists 1988 erstmals so weit. Connors kommt viermal. Er enttäuscht trotz hohem Alter nicht, erreicht drei-mal die Halbfinals.

Drei Basel-Halbfinals

Seine Bezwinger in der St. Jakobs-Halle heissen Jakob Hlasek, Stefan Ed-berg, John McEnroe und Michael Stich. Wahrlich keine Schande. Aber: Im Palmarès der Swiss In-doors ist er einer der ganz wenigen grossen Namen, die auf der Siegerliste feh-len.

Immer für einen Scherz gut: Nastase in

Wimbledon.

Tennis-Rebell: Jimmy Connors

war alles andere als stromlinienförmig.

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Freitag, 16. September 201110Fo

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Von Marcel Hauck

U nglaublich: Als John McEn-roe, gerade mal 20 Jahre alt, zu seinem ersten Wimble-

don-Final 1980 auf den Court schrei-tet, wird er vom sonst so respektvol-len britischen Publikum knallhart ausgebuht. Er hat hart gearbeitet für seinen Ruf als flegelhafter Bengel. Vor und nach diesem ersten Wimble-don-Final.

Gegen den stets coolen Björn Borg hat er seine Nerven jedoch immer im Zaum. Es wird ein grandioser Final. In einem 20 Minuten langen Tie-Break wehrt McEnroe fünf Match-bälle ab, gewinnt die Kurz-Entschei-dung 18:16 – und verliert schliesslich trotzdem im fünften Satz.

Heute ist McEnroe der wohl be-gehrteste Experte und TV-Kommen-tator der Welt. Er spricht so, wie er früher spielte: engagiert, witzig, ge-

nial. Nur seine Wutausbrüche hat er unter Kontrolle ge-bracht. Und blickt mit einer Portion Selbstironie auf die wilden Tage zurück.

«You cannot be serious», nannte er seine Autobiogra-fie. Das war sein Lieblings-spruch an den bedauerns-werten Linien- oder Schieds-richter, der seinen Zorn ge-weckt hatte. «Johnny Mac» kam zwar im deutschen Wiesbaden zur Welt (sein Vater diente da in der Luftwaffe), wuchs aber in New York City auf. Keine Stadt hätte besser zu seinem Charakter passen können. Kaum je hat einer mit so viel Leiden-schaft Tennis gespielt.

McEnroe machte und macht alles mit vollem Einsatz. Um Gitarre spie-len zu lernen, tat er sich mit keinen geringeren Lehrern zusammen als Eric Clapton und Eddie Van Halen.

Als er einsehen musste, dass er nicht das gleiche Talent dafür hatte wie für Tennis, hängte er die Gitarre wieder an den Nagel.

Basel-Bilanz: 13:2 Siege

Von dieser Hingabe profitieren auch die Swiss Indoors. Der Linkshänder mit sieben Grand-Slam-Titeln im Ein-zel (und weiteren zehn in Doppel und Mixed) kommt nicht oft ans Rhein-knie. Aber wenn, liefert er stets Qua-

litätsarbeit ab. 1978 hat er ge-rade erst vom College zu den Profis gewechselt, als er im Fi-nal in vier Sätzen dem grossen Guillermo Vilas unterliegt.

Zwölf Jahre später – mittlerweile 31-jährig – kommt er wieder. Statt einer Zinnkanne gibts diesmal ein Preisgeld von 65 000 Dollar für den Sieger. Und der heisst John McEn-roe. In einem Fünf-Satz-Thriller wendet er gegen Aufschlag-König

Goran Ivanisevic einen 0:2-Rück-stand noch. Ein Jahr später lässt er im Halbfinal Jimmy Connors kei-ne Chance, verliert aber das Endspiel gegen den Schweizer Jakob Hlasek. Seine Bilanz in Basel: 13 Siege, 2 Niederlagen. Ausgebuht wurde er hier vom Publikum nie.

Die Matches von John McEnroe liefen selten ohne

Diskussionen ab.

ExtraSwiss Indoors History Award

«Er fiel aus dem Rahmen, zog bewusst eine Show ab.

Bei ihm gehörten Wutausbrüche dazu.» Brennwald über McEnroe

John McEnroe ist heute noch der Tennisspieler, den wohl jeder kennt. Wegen des gefühlvollsten linken Arms der Tennisgeschichte – und natür-lich noch mehr wegen seiner Wutausbrüche.

serious!»«You cannot be

*

McEnroe

Boris Mehr als BummMit Boris Becker entdeckten auch die Deutschen Zuschauer die Swiss Indoors. Nur schon seine Präsenz war eine Wucht.

«Er war der Gebildete, der Belesene. Ein Grand

Monsieur, der Prinzessin Caroline an seiner Seite hatte. Er war ein hochanständiger Mann mit Niveau. Aber wer Vilas mit Caroline sehen wollte, musste 10 000 Dollar extra zahlen.»Brennwald über Vilas

Der Argentinier Guillermo Vilas war ein Bulle von Mann und ein Frauenschwarm.

D ie Zahlen zu Vilas’ Karriere sind beeindruckend. 62 Ti-tel, 4 Grand-Slam-Siege,

923:284 Siege insgesamt. 1977 hol-te er 16 (!) Titel und blieb in 46 Spie-len hintereinander unbesiegt. Ilie Nastase stoppte ihn schliesslich am Turnier von Aix-en-Provence. Der Rumäne spielte die Partie mit einer Spaghettibespannung, die gleich nach dem Turnier verboten wurde. Umso bemerkenswerter, dass Vilas danach erneut 28 Spiele in Serie gewann.

Vilas war aber auch ein belesener Mann, ein Buchautor und kein Kost-verächter, was Frauen betrifft. Legendär war seine Verbindung mit

Prinzessin Caroline von Monaco. Die Reporterlegende Bud Collins schrieb über ihn: «Der junge Pam-pas-Stier war der Inbegriff von Stär-ke und Fitness, Ausdauer und Geduld auf dem Platz. Er überdauerte seine Gegner von der Grundlinie mit sei-nen Topspin-Schlägen, Stunde um Stunde, wie ein Metronom, das die anderen zerstörte.»

Trotz seiner 16 Titel 1977 war er in jenem Jahr laut ATP-Computer nur die Nummer 2 hinter Jimmy Connors, obwohl verschiedene Ma-gazine ihn als Nummer 1 des Jahres deklarierten.

Dreimal spielte er in Basel (1978, 1984 und 1987). Die beste Leistung gelang ihm bei seinem ersten Auf-tritt, während seiner stärksten Pha-se, als er im Final den aufkommen-den John McEnroe in vier Sätzen niederrang. Sein Siegerpreis: eine Zinnkanne – fast wie an einem Jass-turnier. Christian Bürge

I m Jahr 1985 stürmte ein Deutscher Journa-list das Pressezentrum

in Wimbledon und schrie: «Wir haben ihn! Wir ha-ben ihn!» Der Mann war entzückt über eine Vor-stellung eines 17-jähri-gen rotblonden Jüng-lings, der auf dem heili-gen Rasen im Südwes-ten Londons eindrucks-voll durch die ersten Runden marschierte.

Die Euphorie des Mannes war berechtigt. Ein paar Tage später schrieb Boris Becker

Geschichte, wurde zum jüngsten Wimbledon-Sieger der Geschichte.

Prägend für eine Generation

Becker-Hecht, Becker-Rolle, Becker-Faust – der Mann wurde prägend für eine ganze Generation. Vor allem aber machte er den Sport in Deutschland erst

richtig populär. Er war Becker und Bumm-Bumm-Becker. Wegen seines Aufschlags und seiner wuchtigen Vorhand. Davon profitierten auch die Swiss Indoors, welche die St. Ja-kobshalle auch deshalb füllten, weil der Deutsche Megastar seine Auf-wartung machte. Seine Landsleute kamen in Scharen über die Grenze.

Fünfmal besuchte er das Turnier am Rheinknie, 1992 gewann er es mit einem Viersatzsieg gegen den Tschechen Petr Korda.

So sehr beachtet wie Beckers Auf-tritte auf dem Platz ist seit seinem Erscheinen auch sein Privatleben. Scheidung, Krisen, uneheliches Kind, Affären, erfolgreiche oder ge-scheiterte wirtschaftliche Projekte – der Mann ist omnipräsent. Er ver-kauft sich als Pokerspieler so gut wie als Kommentator für die britische BBC, wenn er auf Englisch über sein «Wohnzimmer» spricht, wie er den Centre Court von Wimbledon seit seiner erfolgreichen Zeit nennt.

Es gibt aber auch Becker TV, wo er vorbereitete Einblicke in sein Leben gibt. Und die Cleven- Becker-Stiftung, die sich für eine gesunde Entwicklung von Kindern einsetzt. Auch da ist der Deutsche mit Herzblut dabei. In eine Schu-blade passt er auch heute nicht rein.

Christian Bürge

«Er war zu seiner Zeit fast so wichtig wie Borg davor. Er popularisierte den

Sport im Deutschen Raum. Wir profitierten stark davon.»Brennwald über Becker

Vilas der Rekordjäger

* Deutsch:«Das meinst du jetzt aber nicht ernst!»

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Page 12: Blick Swiss Indoors History Award EXTRA

Sie prägten das Gesicht des grössten Schweizer Sport-Events. In Basel gab sich die gesamte Tennis-Prominenz die Klinke in die Hand.

Freitag, 16. September 2011

Connors 1996 (Kreis), Noah mit Büstenhalter und Vilas heute (o.).

Giullermo Vilas mit dem jungen Boris Becker im Jahre 1984, John McEnroe (o.) zeigt seine Muskeln.

Stilstudie von Roger Federer (l.) – der Meister und sein Schatten beim Einmarsch.

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Redaktion, Produktion: Christian Bürge, Marcel Hauck, Oliver Görz Artdirektor: Jürg Zuberbühler Fotoredaktion: Benjamin Soland, Kathi Bettels, Toto MartiKorrektorat: Ringier Specter

BLICK Dufourstrasse 23, 8008 Zürich, Telefon 044 259 62 62, Telefax 044 259 66 65, E-Mail [email protected], Internet www.blick.chChefredaktor: Ralph Grosse-Bley Sportchef: Felix BingesserGeschäftsführerin: Caroline Thoma Leiter Werbemarkt: Beniamino EspositoHerausgeber: Ringier AG, Brühlstrasse 5, 4800 Zofingen Druck: Ringier Print Adligenswil AG

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