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794 BETKE, SCttLAICK trod I-IUIDOBRo-TEc]-:[: Blutfarbstoffun~ersuehung mit der Starkeblocketektrophorese Klinische Wochenschrif~ sicherlich darch eine Selektion bedingt,, die dadarch entsteht, dab je nach Allgemeinbefinden und Stand der Erkrankung verschiedene Therapiearten ange- wendet warden. Aul~erdem scheint eJne gewisse Eigen- gesetzlichkeit den individuellen Ablauf der Lymphade- nose zu bestimmen. ~Venn such daher die alleinige Chemotherapie offenbar die schleehtesten Ergebnisse zeitigt, so liegt ihr unbestreitbarer Wert doeh darin, auch dann noah mit gewisser Aussieht auf Erfolg angewendet werden zu k6nnen, wenn einsehneiden- dere Ma$nahmen wie RSntgenbestrahlung den Patien- ten nicht mehr zugemutet werden kSnnen, und dab in der Kombination mit R6ntgenstrahlen vor allem dureh die chemische Therapie be] strahlenreffakt/~ren F~llen wieder ein Anspreehen auf die R6ntgen- bestrahlung erzielt werden kann. Literatur. CooKE, J.: J. Amer. med. Ass. 152, 1028 (1953). - - Cgo~z~w, P., L. REvor~ and G. RENDU: Sang 26, 341--345 (1955).- DAUSSJ~T, I.: Sang 23, 233--238 (1952).--- GAULD, W.R., J. Ju~Es and It. RoBsoN: Brit. reed. J. 1953, No 4810, 585--589. - - HEILMEY:~IL L., u. H. BE~E~AN~: Handbuch der inneren Medizin, Bd. II. Berlin-GSttingen- Heidelberg: Springer 1951. - - HE~L~¥ER, L., G. MSSSN~ u. W. Hv~STm~: Dtsch. reed. Wschr. 26, 1046--1050 (1957). - HENNEMANN, H., u. K. DS~IN~: Z. inn. Med. 11, 42--45 (1955). --K6XBnE~, J.: Arch. Geschwuistforseh. 8, 328--331 (1955). - - KO]~L~R, S.: Graphisehe Tafeln zur Beurteilung statistiseher Zahlen. Dresden: Theodor Steinkopff 1943. - - LAWnENOE,Low-BEER and CARPnNDER:J. Amer. reed. Ass. 140, 585 (1949). - - L~AVELL, BYRD: Amer. J. reed. Sci. 196, 329--340 (1938). -- MEA])O~S, G.: Publ. Hlth Rep. (Wash.) 71, 103--108 (]956). - - MOFFI~and LAWRENCE: Ann. intern. Med. 30, 778--790 (1949). - - ROSEN~F~AL, P~SO~OT~A, KO~IV- ClNOS, GOLDBXR~ and DA~ES~EX: Blood 10, 197--227 (1955). - - RUOL, A., e G.C. Co~sI: Act~ med. patav. 14, 627--648 (1954). - - SHINKIN, LUCIA, OPPER~ANN a n d ' MIST~ClER: Ann. intern. Med. 39, 1254--1266 (1953). -- Vo~, A.: Dtsch. reed. Wschr. 1949, 42--45. -- WINTER: Inaug.-Diss. Freiburg 1956. - - WINT~OB]~ U. HAS]~NBUS~t: Zit. be] Mo~Frr. BLUTFARBSTOFFUNTERSUCHUNG MIT DER ST~RKEBLOCKELEKTROPHORESE Zur Frage ihrer dtnwcndung in Deutschland Von K. BETKE, P. SCHLAICHund G. HUIDOBRo-TEcH Aus der Universit~ts-Kinderklinik Freiburg i. Br. (Direktor: ProL Dr. W. K:~I~I~) Elektrophoretische Untersuchungen des Blutfarb- stoffs sind seit der Entdeckung des Sichelzell-Hi~mo- globins darch PAULING U. Mitarb. in vielen L/~ndern der Erde zu einer wichtigen Methode geworden, um anomale Varianten des Blutfarbstoffs zu linden. In Deutschland hat man sich bisher kaum damit be- seh~ftigt, weil nicht erwartet wh~d, dab anomale H~Lmoglobine in nennenswerter Menge in der BevS1- kerung vorkommen. Dareh KU~K~n n. WALLn~IUS wurde als tragendes Medium ffir die Hb-Elektrophorese eine Schieht yon St/~rke, der sog. Sti~rkeblock eingcffihrt. Das bringt zwei Vorteile: Erstens 1/~Bt sieh auf einer St~rke- sehicht mehr tt£moglobin auftragen als auf einem Papierstreifen, zweitens adsorb]err Sti~rke den Blut- farbstoff be] we]tern nicht so wie Papier, so dab die l~stige ,,Schwanz"-Bildung sehr eingeschrgnkt wird. Auf diese Weise konnten KUZqKEL U. WALLE~IUS nachweisen, da~ das normale Erwachsenen-Hb (Hb A) nicht einheitlich ]st, sondern regelm/~Big zwei ,Nebeu- hi~moglobine" enth£1t, eine schnettere Komponente (Hb A~) und eine hngsamere Komponente (Hb A2). Ihre Befunde warden mehrfach besti~tigt (B~AS- COkNTI, CABA~71qES, GERALD U. DIAMOND (1), MAS~I u. Mitarb.). Hb A~ und Hb A~ machen zusammen noeh nicht 10% des Blutfarbstoffs aus. Be] geeigneter Technik laBt sich auBer Hb A~ eine noch langsamer wandernde, sehr kleine Komponente naehweisen (Hb An, MAS~I u. Mitarb.). Der quantitative Naehweis yon Hb A 2 hat da- durch eine unvorhergesehene Bedeutung erlangt, dab Hb A z be] Pat~enten mit heterozygoter Thalassamie (Thalassaemia minor et minima) regelmaBig vermehrt ]st (BERNASCONI, GERALD U. DIAMOND(1), KUNKEL u. Mitarb., JosE~so~ u. Mitarb., SILV~ST~O~I u. Mitarb.). Man hat zahlreiehe andere An~mien unter- sueht, abet hie eiue Hb A~-Vermehrung gefunden, wenn man yon einigen F~llen yon pernici6ser Ani~mie absieht (JosEP~so~ u. Mitarb.). Mit der Vermehrung yon Hb A~ verffigt man also fiber ein nahezu spezi- fisches Kennzeichen ffir die Thalass/~mie in ihrer heterozygoten Erscheinungsform (in folgenden durch- gehend als Thalassaemia minor bezeiehnet, ohne Rficksicht auf die St£rke der k]inischen Erscheinun- gen). Das ]st. ffir die Differentialdiagnose unklarer angeborener hypochromer An~mien auBerordentlich wertvoll. I)iese Feststellung wird dadurch ein wenig eingeschr~nkt, dab in einzelnen F~llen be] ldinisch eindentiger Th~lass/~mie A~-Werte im Norm~lbereich gefunden wurden (Kv~KEL u. Mitarb., MA~INO~E u. BER~AseoNI). Wiehtig diirfte die Untersuchung auf einen etwa gleichzeitig bestehenden Eisen- mangel sein, well nach JOSEPItSON u. Mitarb. be] Eisenmangel- anemic die Bildung yon Hb A 2 vermindert ]st. Die Thalass~mie kommt auch in Deutschland vor (AcH~BAC~ U. Mitarb., GX~'ssLE-~ ~, GRASER, HEIL- M~¥~R U. Mitarb. (1), MA~TI~, P~IBILLA, ZI~TL). Sic ]st sieher nicht hi~ufig. Die m~ten vorgetragenen eigenen Ergebnisse zeigen aher, dab man wahrschein- lich doch etwas mehr mit ihr rechnen muff, als bisher angenommen wurde. Damit gewinnt die Sti~rkeblock- elektrophorese auch in Deutschland ein klinisehes Interesse. Methodik Standardvorschriften finder man be] KUNKEL U. Mitarb., GE~aALD U. DIAMOND(1), Jo~x]s u. HuIs- ~AN. In einigen Einzelheiten wichen wir yon dem fiblichen Vorgehen ab. Man bmucht fiir ein erfolgreiches Arbeiten eine Apparatur, mit tier man etwa 15 V/era Laufstrecke im St/~rkeblock er- zielen kann. Notwendig ]st. ferner eine Kiihlung auf etw~ 4°, d~mit der Block sich nicht erw~rmt und troeknet. Wir benutzten mit gutem Erfolg das yon WI~LA~D U. P F L E m E ~ fiir die Hochsp&nnungselektrophoreseentwickelte Ger/~t (Her- steller Firma L. Hormuth, Heidelberg-Wiesloch)1. Es bcsitzt als Trennstrecken 2 flache Kammern mit den Abmessungen 40 ×40cm, die yon unten durch ein Kiihlsystem gekiihlt werden and in die man den St~rkebrei eingieBen ka.nu (Abb. 1). Der Strom wird aus rechteckigen, l~nge Platinbandelektroden enthaltenden und mit Puffer gefiillten Gef/~Ben dureh 35 cm breite puffergetr/inkte Leinenstreifen an die Trennstrecke 1 Leihgabe der Deu~schen Forsehungsgemeinsehaft.

Blutfarbstoffuntersuchung mit der Stärkeblockelektrophorese

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Page 1: Blutfarbstoffuntersuchung mit der Stärkeblockelektrophorese

794 BETKE, SCttLAICK trod I-IUIDOBRo-TEc]-:[: Blutfarbstoffun~ersuehung mit der Starkeblocketektrophorese Klinische Wochenschrif~

sicherlich darch eine Selektion bedingt,, die dadarch entsteht, dab je nach Allgemeinbefinden und Stand der Erkrankung verschiedene Therapiearten ange- wendet warden. Aul~erdem scheint eJne gewisse Eigen- gesetzlichkeit den individuellen Ablauf der Lymphade- nose zu bestimmen. ~Venn such daher die alleinige Chemotherapie offenbar die schleehtesten Ergebnisse zeitigt, so liegt ihr unbestreitbarer Wert doeh darin, auch dann noah mit gewisser Aussieht auf Erfolg angewendet werden zu k6nnen, wenn einsehneiden- dere Ma$nahmen wie RSntgenbestrahlung den Patien- ten nicht mehr zugemutet werden kSnnen, und dab in der Kombination mit R6ntgenstrahlen vor allem dureh die chemische Therapie be] strahlenreffakt/~ren F~llen wieder ein Anspreehen auf die R6ntgen- bestrahlung erzielt werden kann.

Literatur. CooKE, J.: J. Amer. med. Ass. 152, 1028 (1953). - - Cgo~z~w, P., L. REvor~ and G. RENDU: Sang 26,

341--345 (1955).- DAUSSJ~T, I.: Sang 23, 233--238 (1952).--- GAULD, W.R., J. Ju~Es and It. RoBsoN: Brit. reed. J. 1953, No 4810, 585--589. - - HEILMEY:~IL L., u. H. BE~E~AN~: Handbuch der inneren Medizin, Bd. II. Berlin-GSttingen- Heidelberg: Springer 1951. - - HE~L~¥ER, L., G. MSSSN~ u. W. Hv~STm~: Dtsch. reed. Wschr. 26, 1046--1050 (1957). - HENNEMANN, H., u. K. DS~IN~: Z. inn. Med. 11, 42--45 (1955). --K6XBnE~, J.: Arch. Geschwuistforseh. 8, 328--331 (1955). - - KO]~L~R, S.: Graphisehe Tafeln zur Beurteilung statistiseher Zahlen. Dresden: Theodor Steinkopff 1943. - - LAWnENOE, Low-BEER and CARPnNDER: J. Amer. reed. Ass. 140, 585 (1949). - - L~AVELL, BYRD: Amer. J. reed. Sci. 196, 329--340 (1938). - - MEA])O~S, G.: Publ. Hlth Rep. (Wash.) 71, 103--108 (]956). - - MOFFI~ and LAWRENCE: Ann. intern. Med. 30, 778--790 (1949). - - ROSEN~F~AL, P~SO~OT~A, KO~IV- ClNOS, GOLDBXR~ and DA~ES~EX: Blood 10, 197--227 (1955). - - RUOL, A., e G.C. Co~sI: Act~ med. patav. 14, 627--648 (1954). - - SHINKIN, LUCIA, OPPER~ANN and' MIST~ClER: Ann. intern. Med. 39, 1254--1266 (1953). - - Vo~, A.: Dtsch. reed. Wschr. 1949, 42--45. - - WINTER: Inaug.-Diss. Freiburg 1956. - - WINT~OB]~ U. HAS]~NBUS~t: Zit. be] Mo~Frr.

BLUTFARBSTOFFUNTERSUCHUNG MIT DER ST~RKEBLOCKELEKTROPHORESE

Zur Frage ihrer dtnwcndung in Deutschland

Von

K. BETKE, P. SCHLAICH und G. HUIDOBRo-TEcH

Aus der Universit~ts-Kinderklinik Freiburg i. Br. (Direktor: ProL Dr. W. K:~I~I~)

Elektrophoretische Untersuchungen des Blutfarb- stoffs sind seit der Entdeckung des Sichelzell-Hi~mo- globins darch PAULING U. Mitarb. in vielen L/~ndern der Erde zu einer wichtigen Methode geworden, um anomale Varianten des Blutfarbstoffs zu linden. In Deutschland hat man sich bisher kaum damit be- seh~ftigt, weil nicht erwartet wh~d, dab anomale H~Lmoglobine in nennenswerter Menge in der BevS1- kerung vorkommen.

Dareh KU~K~n n. WALLn~IUS wurde als tragendes Medium ffir die Hb-Elektrophorese eine Schieht yon St/~rke, der sog. Sti~rkeblock eingcffihrt. Das bringt zwei Vorteile: Erstens 1/~Bt sieh auf einer St~rke- sehicht mehr tt£moglobin auftragen als auf einem Papierstreifen, zweitens adsorb]err Sti~rke den Blut- farbstoff be] we]tern nicht so wie Papier, so dab die l~stige ,,Schwanz"-Bildung sehr eingeschrgnkt wird. Auf diese Weise konnten KUZqKEL U. WALLE~IUS nachweisen, da~ das normale Erwachsenen-Hb (Hb A) nicht einheitlich ]st, sondern regelm/~Big zwei ,Nebeu- hi~moglobine" enth£1t, eine schnettere Komponente (Hb A~) und eine hngsamere Komponente (Hb A2). Ihre Befunde warden mehrfach besti~tigt ( B ~ A S - COkNTI, CABA~71qES, GERALD U. DIAMOND (1), MAS~I u. Mitarb.). Hb A~ und Hb A~ machen zusammen noeh nicht 10% des Blutfarbstoffs aus. Be] geeigneter Technik laBt sich auBer Hb A~ eine noch langsamer wandernde, sehr kleine Komponente naehweisen (Hb An, MAS~I u. Mitarb.).

Der quantitative Naehweis yon Hb A 2 hat da- durch eine unvorhergesehene Bedeutung erlangt, dab Hb A z be] Pat~enten mit heterozygoter Thalassamie (Thalassaemia minor et minima) regelmaBig vermehrt ]st (BERNASCONI, GERALD U. DIAMOND (1), KUNKEL u. Mitarb., J o s E ~ s o ~ u. Mitarb., SILV~ST~O~I u. Mitarb.). Man hat zahlreiehe andere An~mien unter- sueht, abet hie eiue Hb A~-Vermehrung gefunden, wenn man yon einigen F~llen yon pernici6ser Ani~mie absieht (JosEP~so~ u. Mitarb.). Mit der Vermehrung yon Hb A~ verffigt man also fiber ein nahezu spezi-

fisches Kennzeichen ffir die Thalass/~mie in ihrer heterozygoten Erscheinungsform (in folgenden durch- gehend als Thalassaemia minor bezeiehnet, ohne Rficksicht auf die St£rke der k]inischen Erscheinun- gen). Das ]st. ffir die Differentialdiagnose unklarer angeborener hypochromer An~mien auBerordentlich wertvoll.

I)iese Feststellung wird dadurch ein wenig eingeschr~nkt, dab in einzelnen F~llen be] ldinisch eindentiger Th~lass/~mie A~-Werte im Norm~lbereich gefunden wurden (Kv~KEL u. Mitarb., MA~INO~E u. BER~AseoNI). Wiehtig diirfte die Untersuchung auf einen etwa gleichzeitig bestehenden Eisen- mangel sein, well nach JOSEPItSON u. Mitarb. be] Eisenmangel- anemic die Bildung yon Hb A 2 vermindert ]st.

Die Thalass~mie kommt auch in Deutschland vor (AcH~BAC~ U. Mitarb., GX~'ssLE-~ ~, GRASER, HEIL- M~¥~R U. Mitarb. (1), MA~TI~, P~IBILLA, ZI~TL). Sic ]st sieher nicht hi~ufig. Die m~ten vorgetragenen eigenen Ergebnisse zeigen aher, dab man wahrschein- lich doch etwas mehr mit ihr rechnen muff, als bisher angenommen wurde. Damit gewinnt die Sti~rkeblock- elektrophorese auch in Deutschland ein klinisehes Interesse.

Methodik Standardvorschriften finder man be] KUNKEL U.

Mitarb., GE~aALD U. DIAMOND (1), Jo~x]s u. HuIs- ~AN. In einigen Einzelheiten wichen wir yon dem fiblichen Vorgehen ab.

Man bmucht fiir ein erfolgreiches Arbeiten eine Apparatur, mit tier man etwa 15 V/era Laufstrecke im St/~rkeblock er- zielen kann. Notwendig ]st. ferner eine Kiihlung auf etw~ 4 °, d~mit der Block sich nicht erw~rmt und troeknet. Wir benutzten mit gutem Erfolg das yon WI~LA~D U. PFLEmE~ fiir die Hochsp&nnungselektrophorese entwickelte Ger/~t (Her- steller Firma L. Hormuth, Heidelberg-Wiesloch)1. Es bcsitzt als Trennstrecken 2 flache Kammern mit den Abmessungen 40 ×40cm, die yon unten durch ein Kiihlsystem gekiihlt werden and in die man den St~rkebrei eingieBen ka.nu (Abb. 1). Der Strom wird aus rechteckigen, l~nge Platinbandelektroden enthaltenden und mit Puffer gefiillten Gef/~Ben dureh 35 cm breite puffergetr/inkte Leinenstreifen an die Trennstrecke

1 Leihgabe der Deu~schen Forsehungsgemeinsehaft.

Page 2: Blutfarbstoffuntersuchung mit der Stärkeblockelektrophorese

Jg. 37, Heftl5 BETKE, SCl~ISAIClI und HUIDOBg0-TEcH: Blutfarbstoffuntersuehung mit der Sti~rkebloekelektrophorese 795 1. August 1959

gebraeht. Die Streifen werden nieht direkt auf die Stiirke aufgelegt, sondern eingeschlagen in Cellophan, um einen Puiferstrom zu unterbinden o)me den Ionendarehtr i t t zu hin.. dern. Zur Vermeidung yon Spannungsverlusten verst/~rkten wir die Leinenstreife~ dureh einige Lagen puffergetr~inktes Filtrierpapier. Als Puller benutzten wir ein (kaum puffern- des) Gemiseh yon 0,03 reel Veronalnatrium und Natrium- acetat vom pt~ 9,6 mit einer Ionenst~irke yon 0,06 (6,3 g Veronah~atrium, 4,17 g Natriumaeetat , dest. Wasser ad 1000 m]) oder aueh Veronal-Veronahlatriumpuffer veto p~ 8,6 und einer Ionenst/irke yon 0,05 (10,3 g Veronalnatrium, 1,84 g Veronal, dest. Wasser ad 1000 ml).

Nicht jede Stdirke ist geeigne~. Wir erzielten mit gereL° nigter Kartoffelst~rke DAB VI gute Erfolge. Sie win'de 2--3real mit 50--60 o C warmem Puffer gewasehen. Es wurde so viel St~rkebrei in die Kammern gegossen, dag eine Sehicht yon 3- -5 mm Dicks entstand. ~berfliissiger Puffer wards wie iiblieh mit Filtrierpapier abgetupft.

Den Blut/arbsto M verwendeten wit, wie andere Autoren aueh (GERALD U. DIA3~O~D (1), Kr;~K~L u. Mitarb., Ki~NZER U. Ar~ss), als Cyanh~miglobin, weft er in dieser Form be- senders stabil ist. In der Vorbereitung der Kb- L6sungen vermieden wir Kaliumferrieyanid als Oxy- duns, well es bei der yon uns zur Auswertung an- gewendeten photometrischen Messung bei ,~ = 420 m# st6rt. Wir oxydierteu den Blutiarbstoff innerhalb der Erythrocyten mit Nitrit , wusehen die Zellen an- schliegend und hi~molysierten durch Zusatz yon lt/~ Vol. Wasser und ~/~ Vol. Toluol zu 1 Vet. Ery- throcytensediment. Augerdem setzten wir ~/s0 Vol. einer 5%igen L6sung yon KCN zu, wodurch das Met,h&moglobin in Cyanh/imiglobin iiberffihrt wurde. Naeh 5--12stfindigem Stehen im Kfihtschrank wurde seharf zentrifugie~ and die ktare Hb-LSsung mit einer vorn sehr rein ausgezogenen Pipette vorsiebtig unter der Toluol- and Stromasehieht abgezogen.

In jedem Fail wurde sine kleine Probe des untersuehten Bluts ve t der weiteren Verarbeitlmg beiseite getan, um bei irgendwelehen Unstimmigkeiten noeh sine Probe des Aus- gangsmaterials zur Verffigung zu haben. Augerdem fertigten wit ein Brillantkresylblaupr~parat an, um tIb H nieht zu iibersehen (1--2Tropfen Blur + 1Tropfen I% BrillanV kresvlblau in physiologiseh.er Kochsalzl6sung, 1--2 Std in feuc}~ter Kammer inkubiert). Hb t t enthaltende Erythro- eyten bilden auffallende plumps ,.InnenkSrper" (RmAs u. Mitarb., E~G u. Mitarb.). Bei Verdaeht auf t tb H mug in der Pr&paration der I-Ib-L6sung ein Stehen im Xfihlsehrank vermieden werden, weil Hb H dadureh denaturiert wird.

Der heikelste Punkt des gesamten Vorgehens ist das Au/- tragen der Hb-Proben. Soweit wit iibersehen, maehen alle Untersueher hierzu einen Graben oder Spalt in die St~rke und applizieren das Hb entweder als Teig mit St&rke ange- rfihrt oder frei Ms Hb-L0sung oder auch eingesaugt in ein Stiiek Filtrierpapier. ])as ist alles reeht umsta~ndlieh. Wir zogen daker vet , den St~rkebloek zun&ehst mit l~iltrierpapier recht trocken zu tupfen and die Kb-L6sung (0,1~0,2mt) mit einer Blutzuckerpipette in saner 3---3,5 em langen Linie striehfSrmig direkt aufzutragen. Mit einiger lJbung gelingt es, die Kb-L5sung gleichmN3ig aus der Pipette fliegen zu lassen, ohne die Oberfl/~che der Sti~rke zu bertihren oder auf- zureil~en. In die troekene Sthrke siekert die tIb-LSsung sofort sin, otme wesentlieh in die Umgebung zu diffundieren. ~{eist trugen wit 6 Proben nebeneina.nder auf. AnsehtieBend feuchteten wir die stark abgetroeknete StOrks wieder mit Puffer an. Wit besprfihten dazu die St~rkesehieht gleieh- m~Sig mit einem Zersti~uber, bis die Oberflache eben einen speekigen Gla, nz annahm.

Fiir den elektrophoretischen Lau~ bedeekten wir die An- ordnung mit einer Glasplatte. Sis ruhte beiderseits auf der mit Cellophan umhfillten Stromzuffihrung aus Leinen und Fi]trierpapier and sehwebte dadureh 2--3 mm fiber der Ober- fl~iehe des St&rkebloeks (vg]. Skizze Abb. I). Die Glasplatte hat die Aufgabe, einerseits die Verdunstung aus der StOrks einzuschr&nken, andererseits aber aueh Kondenswasser ab- zuhalten, das sich ve t allem bei warmer Witterung aus der Raumluft an der auf 40 gekfihlten St&rke abscheiden wiirde. Seitlich blieb jeweils sin kleiner Spalt, den wir mit einem Filtrierpapierstreifen abdeekten. Ein vSlliger Absehlu~3 des Stgrkebloeks, w i e e r yon den meisten Autoren empfohlen wird. erwies sieh gls unnStig. Bei 500--850 V resultierte sine Stromst~rke yon 30--60 mAmp. Unter diesen Bedingungen er- zielten wir die besten Ergebnisse. Naeh fund 15 Std waren

Klin. Wschr., 37. J-ah~g.

die Hb-Komponenten gut getrennt. In jedem Fall liel3en wir die gleichen Hb-Proben in beiden Kammern wandern.

Zur quar~titativen Auswertung eluierten wir wie iib]ieh den Blntfarbstoff mit Wasser. Die tIauptkomponente A I wurde mit A 3 zusammen etuiert, Ae ffir sich allein. Entweder hoben wir jeweils gteiehgroBe Stiicke der St£rke mit einem Spagel ans, riihrten sis mit 6 ml Wasser zu einem Brei m~d zentrifugierten seharf. Oder wit braehten die den Blutfarb- stoff tragende StOrks auf Nne Glasfritte (G 4, Sehott), ver- rfihrten sie mit etwas }Vasser und wusehen sis unter Sog mit der Wassers~raMpumpe dutch Zutropfen yon weiterem Wasser frei yon Btutf~rbstoff. In diesem Fall war ffir die Elation yon A 2 insgesamt etwa 4 ml, ffir die yon A 1 + A a 8--9 mI Wasser erforderlieh; absctdieBend ~-arden die Voiu- mina anf 5 bzw. 10 ml aufgeffillt. Zur Messnng wurde das Eluat yon A 1 + A a i m Vergleieh mit dem yon A 2 in jedem FMI auf eine Gesamtverdiinnung ~on 20 gebraeht, um eine mit A~ vergleichbare Farbtiefe zu erreiehen. ])as Eluat yon A 2 wurde bei 6000 U/rain 20 min zentrifugiert, nm die hiiufig vorhandene zarte Trfibung dutch feinste Sti~rkepartikel zu beseitigen. Die photometrisehe Messung erfolgte bei 2 =

2tPeifen ~us Zo/nen÷~l/ezpep/ep #e/Ioph~rnm~z~che/fe

\ffek/zode~ 'efd~y Abb. 1. Skizze einer Hi~lfte der Elektrophoreseanordnung im L~ngsschni~

420 m,u (Soretbande yon Cyunh~miglobin) mit dem Zeiss- Spektratphotometer. Aus den Extinktionswerten wurde tier prozentuate Anteil yon Hb A S am Gesamtfarbstoff naeh folgeuder Formel berechnet:

Ext inkt ion A 2 - 100 Prozent Hb A 2= 20- Extinkt ion (A I + Aa) + Extinktion A S

Selbstverst/indlich lfi, l]t sich die Messung start bei 420 m/~ aueh bei 540 m# durchffihren, wie dies die meisten anderen Autoren tun, doeh ist hier die Lichtabsorption viel schw&eher, was angesichts der geringen F&rbung der Eluate nachteilig ist.

Die Bestimmung des Gehalts der Blutproben an Hb J7 (fetalem Hb) erfolgte mit der Methods der Alkalidenaturie- rung (BETKE). Als Gehalt an Hb F wurde der Anteil des Blutfsrbstoffs eingesetzt, der nach 11/2 rain Einwirkung yon 0,1 ml 2n NaOK ~uf 4,0 ml einer 150 mg-%igen LSsung yon Cyanh/imiglobin madenaturiert blieb, d .h . dureh Drittel- s~ittigung mit Ammonsulfat nieht uusgef&llt wurde.

Untersuchungsgut. Wit untersuehten Blutproben yon Kindern atler Mtersstnfen, die als Patienten in unserer Klinik lagen, und yon gesunden Erwaehsenen. AuBerdem konnten wir zahtreiche Blutproben yon Patienten mit unMaren An- i~mien untersuchen, die uns yon verschiedenen Kliniken zu- geschickt wurden. Eine besonders enge Zusammenarbeit bestand mit der Medizinischen Universita.tsldinik Freiburg (Direktor: Prof. Dr. L. HEIL~YER) und mit der Universita.ts- kinderklinik Ztirieh (Direktor: Prof. Dr. G. Fx~-com) sowie mit t terrn Priv.-Doz. Dr. C. GASSY:R, ZiilSeh. Weiterbin ver- danken wir folgenden I~iniken Blutproben: Kantonsspital Aarau, Universit~tskinderklinik Basel, Medizinisehe Uni- versit~tspoliklinik Basel, Medizinisehe Universitfi.tspoliklinik Bern, Kinderklinik Bremen, Universit~tskinderklinik Giefen, Universit~tskinderklinik GSttingen, Urfiversit&tskinderklinik Iiamburg, II . Medizinisehe Universitgtsklinik Hamburg, Uni- versit~tskinderMinik Heidelberg, Medizinisehe Universit&ts- poliklinik KSln, Medizinisehe Universiti~tsMinik KSln-Mer- heim, Universit/~tskinderklinik P:rag, Biirgerspital Solothurn, Ctiniea Sant 'Anna Sorengo-Lugano, KinderMinik Stuttgart , Universitiitskinderklinik Wish, Medizinisehe Universit~ts- poliklinik Ziirieh. Auf diese Weiss kamen wit in relagiv kurzer Zeit in den Besitz yon wertvollsgem Untersuehuugs- gut, wie wit es aus der eigenen Klinik nicht in Jahren h~ttten sammeln kSnnen. Wir m6ehten daher den Leitern der ein- zelnen Kliniken und itn'en Assistenten aueh an dieser Stelle fiir ihre groL3ziigige Unterstfitzung unseren herzliehen Dank sagen.

55d

Page 3: Blutfarbstoffuntersuchung mit der Stärkeblockelektrophorese

796 BETKE, SCtILAICII u n d HUIDOBRO-TECI~: B l u t f a . r b s t o f f u n t e r s u c h u n g m i t d e r S t h r k e b l o e k e l e k t r o p h o r e s e Klinisehe Wochensehrift

E~yebnisse Wie bereits a us den eingangs zitierten Ver6ffent-

liehungen bekannt, t rennt sieh Hb gesunder Erwaeh- sener in der Stgrkebloekelektrophorese in 3 Fraktionen auf: Hb A~ = Hauptkomponente, t tb A~ = langsame Komponente, l ib A s = schnelle Komponente (Abb. 2). Hb A s eilt als spitz und zipffig ausgezogener Seh]eier der Hanptkomponente voraus, H b A e trennt sieh

Abb. 2. St~rkeblockelektrophorese yon Blutfarbstoff nach 15 Std Lauf- zeif. Startlinie dnreh Pfeile markiert. Die langsame J~raktion Hb A,

hebt sieh besonders in der 2 . 5. und 6. Probe von links deutlich ab (ttb-Proben yon Pa~ienten mit Thalassaemia minor)

deutlieh ab. Hb A~ ist in NormaK~llen nur sehwaeh siehtbar, bei Tr~gerr~ der Thalass~mie-Anlage hebt es sieh deutlieher ab. Eine A~-Vermehrung ist bereits mit dem bloBen Auge am Bild des elektrophoretisehen Lanfs erkennbar (Abb. 2).

l i b Ae betrug im Mittel bei 40 gesunden Erwaeh- senen/2,52% des Gesamffarbstoffs, wobei die EinzeL

Abb. 3. llb-Proben yon Thalassaemia minor (ganz links), Thalassaemia major (2. nnd 4. yon links; Patienten yon Prof. Dr. SVEJCAR, Universitgts- Xinderklinik Prag) und Nabelsehnurblut (3. yon links) in der St~rkebloek-

elektrophorese. Die Startlinie ist am nnteren Bildrand zu denken.

werte meist zwisehen 1,7 und 3,0% lagen. Einzelne Proben hat ten Werte his hinauf auf 3,4% nnd his hinunter auf t,5 %. Diese Ziffern stehen in Einklang mit den arts der Literatnr bekannten Ergebnissen ( O E I ~ A L D n . D I A M O N D (1 ) , K U N K E L U. M i t a r b . , M A S R t

u. Mitarb.). Fetales l i b ( t I b F ) lfi.uft etwas langsamer Ms

Hb A l, wie yon der Papierelektrophorese her gelgnfig. Abb. 3 zeigt neben einer Probe yon Nabelsehnnr-tIb mit 65% Hb F zwei Hb-Proben yon Patienten mi t Thalassa.emia major (Cooley-An£mie) mit Hb F-Ge- halten yon 77,5 und 88%. Bei der Probe yon Nabel- sehnur-ttb sieht man vor der I Iauptmenge des Farb- stoffs eine Verdiehtung in der Position von A~. In der Stgrkebloekelektrophorese gelingt (im Gegensatz zur

Papierelektrophorese) die Trennnng yon Hb A und Hb F, wie zuerst X?ONz~ u. ANBS gezeigt haben. Wir mfissen allerdings feststellen, dag bei uns die Abtrennung nieht regelmggig gut war, sondern yon einem Lauf zum anderen reeht versehieden ausfallen konnte. Bei Prozents~tzen fiber 75% H b F blieb Hb A stets im Hb F-Fleck.

Abb. 3 zeigt ferner, dag das Neugeborene kaum t Ib A s besitzt, wie bereits KU~KEL U. WALLSSIUS in ihrer ersten Mitteilung feststellten. Dagegen haben beide Patienten mit Thalassaemia major einen ans- geprggten Ae-Streifen. Das ist insofern wiehtig, als I{UNKEL U. }VALLENIUS zun/~ehst annahmen, dag / iberhanpt bei Vermehrung yon Hb F, d.h. such bei Thalassaemia major, Hb A s fehle oder nur in geringer

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% H b F Abb. 4. GehMt an Hb F u n d Kb A~ in 31 BIubproben yon P~tienten mi~,

Thal~ssa.emia. minor. Sehr~ffiert: :Normalbereieh

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Menge vortiege. In der Zwischenzeit wurde jedoch bei Cooley-An~mie mehrfach ein normaler oder gar erh6hter Gehalt an t t b A s gefunden (Jos~Pgsos n. Mitarb., Ks~K~n u. Mitarb.). In vier uns fiberlas- senen Blntproben yon Cooley-Angmie (Universit~ts- kinderklinik Prag, Universit~tskinderklinik Zfirich) fanden wir folgende Prozents~ttze far Hb F u n d Hb A s: 77,5 nnd 3,0, 88 nnd 5,1, 77 nnd 4,0, 91 nnd knapp 1.

Eine Vermehrung yon Hb A s konnten wir in 31 yon 88 Blutproben finden, die uns yon anderen K1L niken znr Verffigung gestellt wurden, und konnten damit die bereits klinisch gestellte Diagnose einer Thalassaemia minor best~ttigen oder eine unklare Angmie als solehe wahrseheinlieh maehen. Die Werte ffir Hb A s streuten zwischen 3,9 und 9,0% (Abb. 4) mit einer I-I~ufung zwisehen 5,5 nnd 7% und einem Mitt, el yon 5,99 %. In etwa gleieh grogen Kollektiven fanden JOS~PHsoN n. Mitarb. 6,49%, KUSK~L U. Mitarb. 5,11% im ihfittel mi t einera /~hnlieh breiten Streubereieh.

Einzelne unkla.re Befunde mit As-Werten zwisehen 3,5 und 3,8% sind nieht eingereehnet, da wit nicht tibersehen, inwieweit a.ndere Befunde. insbesondere Behmde an anderen Familienmitgtiedern, die Diagnose einer Thalass~mie zu siehern verm6gen.

Der Betrag an Hb F war in den Blutproben der Patienten mi t ThMassaemia minor meist leicht er- hSht, gelegentlieh sogar erheblieh (bis 16,9%). Es kamen abet aueh einige Werte unter der oberen Grenze der Norm (2%) vor. Abb. 4 zeigt, dab Ver-

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Jg. 37, Iteft 15 B~T~, SCUL~XeH und HKIDOBRO-TECH" Blutf~rbstoffuntersuehung mit der Starkeblockelektrophorese 797 1. August 1959

mehrung yon Hb A~ nnd Hb F unabhangig vonein- ander sind: Es fanden sieh Blntproben mit relativ niedrigem Gehalt an t Ib Ae und starkerer Vermeh- rung von l i b F neben solehen mi t normalem Gehalt an l i b F gel s tark erhShtem Hb A~.

Unter den Patienten mit Thalassaemia minor waren 18, die ans mediterranen Landern oder aus Kleinasien s tammten, d.h. also aus Gegenden, in denen die Thalassamie heimisch ist. 13 Patienten aber s tammten ans Deutschland oder der deutsehen Schweiz und hatten unauffallige deutsche Namen.

In keinem Fall wurde ein anomales Nb (z B. Hb S, I t b C, Hb D, Hb H usw.) gefunden. Dagegen wnrden 3 Blutproben mi t stark erhShtem Prozent- satz an Hb F (26.5, 42, 5 I%) beobaehtet, bei denen nach den klinisehen und famfliaren Gegebenheiten kaum eine Thalassamie vorliegen konnte.

Besprechung Die vorgelegten Untersuehungen yon Normalper-

sonen, eigenen Patienten und Patienten anderer Kli- niken haben gezeigt, dab im Klientel einer Anstalt nSrdlich der Alpen kaum mit dem Vorkommen ano- maler Hamoglobine zu reehnen ist und zwar aueh dann nieht, wenn es sich um eine bekannte Klinik handelt, in die yon weir her Patienten kommen. Nieht selten ist jedoeh bei gewissen Anamien die Diagnose einer Thalass/~mie zu stellen. Werm man sieh daher in Deutschland fiir dan klinisehen Routine- gebrauch mi t Itgmoglobinelektrophorese beseh~ftigen will, soll man dies mit dem Starkebloek tun. Nur so gelingt die einwandfreie quantitative Bestimmung yon H b A~, die fiir die Diagnose einer Thalassaemia minor entseheidend wiehtig ist. Mit der Papier- elektrophorese, die fiir die Auffindung anomaler Hamoglobine unsehatzbare Dienste leistet, kam~ man Hb A s nut mi t gewissen Kunstgriffen best immen (AKsoY u. Mitarb., HocH u. BA~a) nnd auch dann ist die quanti tat ive Aussage nieht seharf. %Vir selbst haben daher die Hb-Elektrophorese auf Papier ganz aufgegeben. Es ist unn6tig zu sagen, dag anomale Hamoglobine mi t der Starkebloekelektrophorese eben- sogut gefunden werden k6nnen wie mi t der Papier- elektrophorese, ja noeh besser, well die Trermseharfe grSBer ist.

Ffir die Diagnose einer Thalassaemia minor sind die bekannten hamatologisehen Kriterien: eisenrefrak- tare tIypochromie, Mikroeytose, vermehrte und ver- breiterte osmotisehe Resistenz, zwar reeht charak- teristisch, abet nieht beweisend. Die haufig zu fin- dende geringe Vermehrung yon Hb F kommt leider auch bei verschiedensten anderen Anamieformen vor und sagt daher differentialdiagnostiseh nicht viel aus. Man muB heute f/ir die Differentialdiagnose der Thalassamie die Best immung yon I Ib A, fordern.

Die St/trkeblockelektrophorese ist leider ziemlieh umstandlich und erfordert eine gewisse Erfahrung in der technisehen Durehf/ihrung und Auswertung. Sic wird sieh also nur dort lohnen, wo die Patienten- frequenz der betreffenden Klinik oder Einsendungen yon auBerhalb ffir genfigend untersuehenswertes lVfaterial sorgen. Andererseits kann man abet in Deutschland nieht daranf verziehten, well die Tha- lassamie im dentsehen Spraehgebiet vorkommt, wie die eingangs zitierten Literaturunterlagen zNgen und wie die eigenen Ergebnisse erneut belegt haben.

Klan, Wschr., 37. Yahrg.

Gerade bei der relativen Seltenheit der Thalass~tmie ist eine exakte Differentialdiagnose wichtig.

Zur AnMyse einer hereditaren Hamopathie ge- hSren Famflienuntersuehungen. Die Aussagen werden im Fall der Thalassgmie wesentlieh sicherer und be- weiskr/~ftiger, wenn man mit der Bestimmung der Fraktion Hb A2 ein fast spezifisehes Kri ter ium in der Hand hat. Den Wert solcher Untersuchungen in Deutschland haben kiirzlich ACItENBAC]:[ U. Mitarb. im Raum yon KSln demonstriert; wir sind dankbar, dab wir daran mitwirken konnten. Eine ahnliche Untersuchung konnten wir zusammen mit MARTI an einer Thalassamie-FamiNe in der deutsehen Schweiz durehffihren.

Unter der Diagnose ,,Thalassamie" warden heute sicher noeh zahlreiche Anamieformen registriert, die keine Thalassgmie sin& Hier sind gewisse Hgmo- globinanomatien zu nennen, wie die t Ib H-Krankhei t (RmAS u. Mitarb., H ~ D ~ - ~ G u. Mitarb.) und die y o n GI~I~ALD u . DJAMOND (2) entdeekte ,,Lepore"- Anlage. Eine sehr interessante Erkrankung ist die hereditare sideroaehrest~sche Angmie, die in Nord- europa beschrieben wurde (GAuBY u. Mitarb., t tE IL- 5~EY~ u. Mitarb. (2)). Es handelt sieh ausnahmstos um Entdeekungen der letzten Jahre, wodureh fllu- stNert wird, dab die Erforsehung der angeborenen eisenrefrakt~ren hypochromen Angmien erst in ihren Anfangen steht. Die Aufklarung derartiger Hamo- pathien ist nieht nur wissensehaftlieh interessant, sondern auch fiir den jeweiligen Patienten wichtig. Freilieh laBt sieh zur Zeit wohl nut selten eine wir- kungsvolle Therapie aus solehen Studien ableiten, d o & kann man dem Patienten finanzielle Ausgaben und kSrpertiche Belastigung dutch nutzlose anti- angmisehe Kuren ersparen. Das Iohnt bereits die M/ihe.

Zusammen/assung. Elektrophoretisehe Blutfarb- stoffuntersuehungen haben in Deutschland nut dann einen Sinn, wenn sic zur Differentialdiagnose der heterozygoten Thalassgmie (Thalassaemia minor und minima) brauehbar sind. Hierzu ist die quanti tat ive Bestimmung der ,,langsamen Frakt ion" Hb A 2 des Blutfarbstoffs erfordertieh. Sic 1/~13t sich mit gent- gender Genauigkeit nut mi t der Starkebloekelektro- phorese durchfiihren. Anomale Varianten des Blut- farbstoffs, fiir deren Untersuchung die Papierelektro- phorese ausreieht, wurden in Deutschland bisher noeh nieht beobaehtet; nieht atlzu selten kommt jedoeh die Thalassamie im deutsehen Spraehgebiet vor.

Das eigene Vorgehen in der Starkebloekelektro- phorese wird besehrieben. Der Mittelwert ftir Hb A 2 betrng bei Gesunden 2,52% des Gesamtfarbstoffs, mit ehlem Strenbereieh yon 1,5--3,4%. In 31 Btut- proben yon Patienten mit Thalassaemia minor, die yon versehiedenen in- nnd auslandisehen Kliniken zur Verfiigung gestellt wurden, war der Mittelwert 5,99%, mit einem Streubereieh yon 3,9--9,0%.

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Page 5: Blutfarbstoffuntersuchung mit der Stärkeblockelektrophorese

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DIE KATECHOLA~IINAUSSCHEIDUNG BEI INFEKTIONSKRANKHEITEN. I

Von

H. DENGLEI~ I~I. Ib~LEMI~I l ind G. t~EICI-IEL

Aus der ~Iedizinischen Universitittsklinik (Ludolf-KrehI-Klinik) Heidelberg (Direktor Prof. Dr. med. K. 5~AT~HES)

Belas tungen mannigfaeher A r t ffihren - - sofern sie eine be s t immte R.eizgr6Be i ibersehre i ten - - zu einer sehr komplexen I~eaktion des Organismus, die wei t- gehend unabhgng ig yon der speziellen A r t der Aggres- sion uni form abl/~uft (F. HOFF, REILL¥, DECOIm% SELYE). W e n n m a n yon einer bisweilen zu beobaeh- t enden und in ihrer W e r t i g k e i t noeh n ieh t sieher zu be- u r te i l enden Vorphase absieht , d a n n s teh t arn Anfang des Gesehehens s tets eine R e a k t i o n des Organismus, auf deren s y m p a t h i k o t o n e N a t u r besonders HoFF s te t s hinwies. Diese E ino rdnung der am 3[ensehen beob- aeh te ten Phgnomene grf indet sieh e inmal auf kl iniseh zu beobaeh tende ind i rek te Kr i t e r i en (Fieber, Leuko- eytose, Linksv-ersehiebung der Neut rophi len , Ande- rungen des Ionengle ichgewiehtes usw.) und zum ande- ten auf Analogien m i t t i e rexper imente l l en Ergeb- nissen, yon denen besonders die yon CA~XON als Not fa l l s reak t ion bezeiehnete Ak t iv i e rung des sym- pa th ieo -adrena len Sys tems sowie die yon W. R. HESS herausgearbe i t e t en Kol lek t iv le i s tungen des vegeta t i - yen Sys tems r ieh tungweisend war. E inen d i rek ten Naehweis dieses e rhShten sympa th i sehen Erregungs- n iveaus kSnnte die Bes t immung ve rmehr t e r 13ber- t rggers toffe des sympa th i sehen Nervensys t ems im Blu t oder t t a r n erbr ingen, wobei die Un te r suehung der Ausscheidtmg im t t a r n ffir die Er fassung lang- fr is t ig ab laufender l~eakt ionen besonders geeignet er- seheint.

Ff i r eine Reihe tells psyehiseher , tel ls somat i seher Be las tungss i tua t ionen i s t der Naehweis einer e rhShten Ka teeho laminaussehe idung im Ur in oder eines ge- s te iger ten Wirkstoffspiegels im Blu t bere i ts gefi ihrt . Psyehiseher Stress (ELNIADJIAN, LANSON and NERI, FUNKENSTEIN and GREENBLATT, VON ]~ULEI~ a n d LU~DEEeG), Myoea rd in fa rk t ( F o R s ~ N > ~, Ha>*sso> ~ and JE~SEN; NUZUM and B~SC~OFF), Verbrennungen (BroKE u. Mitarb.) , Pneumoeneepha lograph ie (vo~ EUL~:~), G e b u r t (]=[OCtIULI, KAESE~ u. BURGER), Opera t ionen (FlcANKSON, GE~IZELL and vON EULER).

Die aku ten In fek t ionsk rankhe i t en wurden beson- ders yon HOFF sehon i m m e r als Modelle ffir das Studit~m unspezif iseher Abwehrvorg£nge angesehen. Versehiedene Gr/ inde l iegen eine B e s t i m m u n g der Ausseheidung der Ka t eeho l amine (KA) im H a m hier- bei besonders aufsehlugreich erseheinen. Dies is t ein- real die g r o t e Var ia t ionsm6gl iehke i t der Aggression, die sieh aus der Vielzahl de r Er reger und der un te r - sehiedlichen Loka t i sa t ion des In fek tes ergibt . Zum

anderen h a t m a n es hier m i t einer Reihe zusgtz l icher F a k t o r e n zu tun, die anderen Ausl6seursaehen eines akn t en Syndroms (HAuss), wie e twa dem t I e rz in fa rk t , fehlen: den Wi rkungen des hohen F iebers an sieh, den Folgen eines erhebl ieh ges tNger ten P ro te inabbaues und der MSgliehkei t einer n ieh t n u t nnspezif isehen W i r k u n g bak te r ie l l e r Toxine auf des vege ta t ive Ner- vensys tem (Lit bei BESI~ET and CLUFF; KI~OI~EBEI~G n. PSTZSCtt).

Es i s t desha lb ers taunl ieh, d a b fiber das Verha l ten der K A bei Iu fek t ionsk rankhe i t en weder in der Kl in ik noeh im T ie rexpe r imen t Un te r suehungen vorliegen,

Wi r haben bei Pa t i en t en mi t aku ten Infekt ions- ~ - a n k h e i t e n die KA-Aussehe idung im Ur in b e s t i m m t und dabe i besonderen ~¥ert auf l a n J r i s t i g e Verlaufs- un te r suehungen gelegt. I n dieser ers ten Mit te i lung werden vornehml ieh die Ergebnisse bei In fek ten des ZNS mi tge te i l t .

Methodilc Der 24.Std-Urin wurde portionenweise in ein mit 10 ml

konzentrierter HC1 versetztes Glas gegeben. Bestimmungen an verschiedenen Urinell hatten ergeben, dal3 des sich bei einer Urinmenge yon etwa 1500 ml sieh einstellende End-pH < 2,5 liegt. Dieses stark sauere Milieu sell die oxydations- bedingten Verluste an KA verhindern. Die Extraktion der KA aus dem Urin erfolgte im Prinzip nach der Methode yon v. EuLm~ und OI~W~N, die wit in folgellden Punkten ab- gnderten:

Naeh einem Vorschlag Prof. U. S. v. EuL~I~s wurde zum ttarn gleichzeitig mit dem Alunfiniumoxyd 1 g EDTA pro 100 ml zugegeben. Wir verwendeten Titriplex I I I Merck. Als Adsorptionsmittel erwies sich nns yon mehreren gepriiften Sorten und bei versehiedener Vorbehandlung des Adsorbens des .Aluminiumoxyd saner" (WoELM) ohne weitere Vorbe- handlung am gfinstigsten. Die pi-I-Einstellullg der Ham- Aluminiumoxydsuspellsion, die rnit einem magnetisehen t~fih- rer seharf geriihrt wurde, ei~[olgte nieht mit Indikatoren, sondern unter KontrNle eines p~-Meters (PusL-p~-Meter mit kombinierter Glaselektrede yon INGOLD).

Die KA bestimmten wir fluorimetriseh naeh der yon v. EULE~ und FLODING ~ngegebenen Methods. Dabei konnten die sp~.ter publizierten Ab~nderungen bereits beriieksichtigt werden (Verwendung yon 0,4 ml 0,5%iger ZinksulfatlSsung, Leerwert: Urinextrakt ~- Aseorbins~ure- NaOH-Gemiseh). Zur Fluorimetrie verwendeten wir den Fluoreszenzzusatz zum Eppendor¢-Photometer mit einem Prim~rfflter ,,405 m/~ I-Ig zur Fluorimetrie". Unser Sekund~rfilter war bei relativ steilen Flanken durehlassig zwisehen 515 und 690m~ mit einer sehmalen Einsenkung bei 570-600m#. Gemessen wurde stets gegen einen Chininsulfat-St~nd~rd Dis Bereehnung des Adrenalin- bzw. Noradrenalinanteils erfolgte n~eh dellFormeln yon v. EVLEI~ und FLOI)ING, wobei die einzelnen Parameter in unserer hleBanordnung {olgende GrSge batten : a = 1,2; n = 10; m == 1,96.