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Z. Rechtsmedizin 80, 9-16 (1977) Zeitschrift fiir Rechtsmedizin ~) Springer.Verlag 1977 Blutverteilungsmuster in der Niere bei Tod durch Verbluten* Gustav Adebahr und Gtinter Weiler Institut flit Rechtsmedizin am Klinikum der Universit/it Essen - Gesamthochschule Hufelandstrage 55, D-4300 Essen, Bundesrepublik Deutschland Distribution of Blood in the Kidney by Death from Exsanguination Summary. The distribution of blood in the human kidney in acute and protracted exsanguination has been examined by staining sections (30-50g) with benzidine. After bleeding to death within a few minutes arteries, arterioles, glomeruli, and the capillary netwo~k in the renal cortex are empty. In protracted bleeding to death glomeruli are filled with blood, the vessels of renal cortex are empty except for some little arteries and some vasa afferentia. It may be possible to utilige the intrarenal blood distribution to reach an opinion as to the duration of the fatal hemorrhage and even to distinguish single or nultiple episodes of hemorrhaging during the course of fatal exsanguination. Zusammenfassung. Bei Tod durch Verbluten wurde mit Hilfe der Benzidinfar- bung an 30-50 g dicken Schnitten die Blutverteilung in der Niere untersucht. Akutes und protrahiertes Verbluten fLihrt zu unterschiedlichen Blutverteilungs- mustem. Bei akutem Verbluten innerhalb yon Minuten ist die Rindenstrombahn mit Arterien, Arteriolen, Glomemla, lang- und rundmaschigem Kapillarnetz Nut- leer. Bei protrahiertem Verbluten ist das zwischen zwei Arteriolen gelegene Kapfl- lametz der Glomerula blutgefiillt, die Rindengefaf~e find, mit Ausnahme einiger Arterien und Vasa afferentia, leer. M~gliche Rtickschltisse auf die Verblutungs- zeit und Aussagen tiber zwei- oder mehrzeitige Blutungen in der forensischen Praxis werden diskutiert. Key words. Verbluten, Tod durch - Niere, bei Verbluten - Blutverteilung, der Niere Der Verblutungstod wird festgestellt aus der Natur einer Vefletzung, dem Nachweis gr6gerer Blutmengen aui~erhalb und/oder innerhalb des K6rpers und der An~imie der Leiche. Die An~imie zeigt sich schon ~iugeflich durch die Bl~isse yon Haut und sicht- baren Schleimh~iuten und der geringen Auspr~igung oder dem Fehlen yon Totenflecken. * Auszugsweise vorgetragen auf dem X. Kongress der Internationalen Akademie ftir Gerichtliche und Soziale Medizin in Miinchen vom 12.-18.9.1976

Blutverteilungsmuster in der Niere bei Tod durch Verbluten

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Page 1: Blutverteilungsmuster in der Niere bei Tod durch Verbluten

Z. Rechtsmedizin 80, 9-16 (1977) Zeitschrift fiir

Rechtsmedizin ~) Springer.Verlag 1977

Blutverteilungsmuster in der Niere bei Tod durch Verbluten*

Gustav Adebahr und Gtinter Weiler

Institut flit Rechtsmedizin am Klinikum der Universit/it Essen - Gesamthochschule Hufelandstrage 55, D-4300 Essen, Bundesrepublik Deutschland

Distribution of Blood in the Kidney by Death from Exsanguination

Summary. The distribution o f blood in the human kidney in acute and protracted exsanguination has been examined by staining sections (30 -50g) with benzidine. After bleeding to death within a few minutes arteries, arterioles, glomeruli, and the capillary netwo~k in the renal cortex are empty. In protracted bleeding to death glomeruli are filled with blood, the vessels o f renal cortex are empty except for some little arteries and some vasa afferentia. It may be possible to utilige the intrarenal blood distribution to reach an opinion as to the duration o f the fatal hemorrhage and even to distinguish single or nultiple episodes o f hemorrhaging during the course o f fatal exsanguination.

Zusammenfassung. Bei Tod durch Verbluten wurde mit Hilfe der Benzidinfar- bung an 3 0 - 5 0 g dicken Schnitten die Blutverteilung in der Niere untersucht. Akutes und protrahiertes Verbluten fLihrt zu unterschiedlichen Blutverteilungs- mustem. Bei akutem Verbluten innerhalb yon Minuten ist die Rindenstrombahn mit Arterien, Arteriolen, Glomemla, lang- und rundmaschigem Kapillarnetz Nut- leer. Bei protrahiertem Verbluten ist das zwischen zwei Arteriolen gelegene Kapfl- lametz der Glomerula blutgefiillt, die Rindengefaf~e find, mit Ausnahme einiger Arterien und Vasa afferentia, leer. M~gliche Rtickschltisse auf die Verblutungs- zeit und Aussagen tiber zwei- oder mehrzeitige Blutungen in der forensischen Praxis werden diskutiert.

Key words. Verbluten, Tod durch - Niere, bei Verbluten - Blutverteilung, der Niere

Der Verblutungstod wird festgestellt aus der Natur einer Vefletzung, dem Nachweis gr6gerer Blutmengen aui~erhalb und/oder innerhalb des K6rpers und der An~imie der Leiche. Die An~imie zeigt sich schon ~iugeflich durch die Bl~isse yon Haut und sicht- baren Schleimh~iuten und der geringen Auspr~igung oder dem Fehlen yon Totenflecken.

* Auszugsweise vorgetragen auf dem X. Kongress der Internationalen Akademie ftir Gerichtliche und Soziale Medizin in Miinchen vom 12.-18.9.1976

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Innerlich fallt die Bl~isse und Trockenheit der, ihre Eigenfarbe zeigenden, parenchyma- t6sen Organe, die geringe Ausbildung innerer Hypostasen und die kleine Blutmenge im Herzen auf. Die aUgemeine An/imie kann besonders bei Verbluten nach Innen, wenn es durch die austretende Blutmenge zu einer Behinderung von Herztatigkeit oder Atmung und dadurch beschleunigtem Todeseintritt kommt, nur gering ausgebildet sein. Mit- unter bietet die ~iufiere Besichtigung keine Auffalligkeiten. Die Erfahrung lehrt, daft akuter Blutverlust meist nicht zu so starker Angrnie ftihrt, wie eine protrahierte oder in Schtiben vedaufende Blutung.

Der Eintritt des Todes bei Verbluten wird nicht nur durch die Menge des ausge- tretenen Blutes, den Ort der Blutung und Blutansammlung sowie durch Organverletzun- gen und -erkrankungen bestimmt, sondem nicht unwesenflich vom zeitlichen Ablauf des Geschehens und morphologisch nicht faftbaren funktionellen Faktoren, so daft sich im EinzelfaU retrograd in der Regel die Verblutungszeit nicht genau ermitteln lafit. Zu den funktionelten Faktoren zNalt auch die periphere Vasokonstriktion, die bei vermindertem Herzzeitvolumen zu einer Zentralisation ftilart. In diese Zentrali- sation werden die einzelnen Organe, mit Ausnahme von Herz und Gehirn, in verschie- denem Marie einbezogen. Die periphere Vasokonstriktion setzt an den einzehaen Or- ganen nach unterschiedlich langer Latenzzeit mit abgestufter Intensit/it ein. Beirn Tod durch Verbluten ist daher die An~imie der Organe nicht gleichstark ausgepr~igt. Am Ge- hirn kann die An~rnie g~inzlich fehlen, an den Brustorganen ist sie nicht immer deut- lich erkennbar, w~ihrend sie an den Bauchorganen fast regelm/ifiig aufffiUt. Von der KreislaufumsteUung beim Verblutungsvorgang scheinen die Nieren besonders betrof- fen zu sein und k6nnen, ahnlich wie im Schock, durch intrarenale Geffifikonstriktion weitgehend vonder Blutzirkulation ausgeschaltet werden. Naeh Gmyrek u. Moder- sohn sinkt im h/imorrhagischen Schock die Nierendurchblutung starker als es dem ver- minderten Herzzeitvolumen entspricht, und der renale Geffifwiderstand steigt um 230%, der Widerstand in der Peripherie nur um 137% an. Im Entblutungsschock nimmt bei sinkendem Blutdruck nach Weber u. Mitarb. die Rindendurchblutung ab. Die Druckwiderstandsbeziehung wird allgemein als Autoregulation der Nierendurch- blutung bezeichnet, wobei diese vonder intakten Gef~iftmuskelfunktion abhangt (Thurau u. Kramer).

Da in der Nierenrinde zwei Kapillargebiete hintereinander geschaltet und die Kapillarschlingen der Glomemla zwischen zwei unterschiedlich starken Arteriolen ge- legen sind (Abb. 1), erscheint es aussichtsreich zu prtifen, ob die Blutverteilung in der Nierenrinde, spezieU die BlutfttUung der Glomerula, bei akutem und protrahiertem Verbluten unterschiedlich ist. Hierbei k6nnen nach H6pker u. Meessen diese histolo- gischen Augenblicksbilder der Nierendurchblutung als hquivalente des jeweiligen Funktionszustandes angesehen werden, zumal wegen der fehlenden Eigenkontrakti- lit~it des Organs nicht mit gr6fteren Blutverlagerungen zu rechnen ist.

Methode

Zusatzlich zu den bereits yon Adebahr untersuchten 150 Fallen mit unterschiedlichen Todes- arten untersuchten wit weitere 35 F~ille yon Tod dutch Verbluten, bei denen anamnestisch die Verblutungszeit ermitteR werden konnte. Bei 10 F~illen konnte eine Verblutungszeit yon 1 Stunde und l~inger, in einem Fall yon Verbluten in den Magendarm-Trakt aus einem Magenulcus eine solche yon 48 Stunden, ermittelt werden. In 33 der 35 FSlle war der Verblutungstod Folge yon Verletzun- gen, iiberwiegend duIch Schug, Stich oder Unfiille. Methodisch gingen wit so vor, daft yon der lin-

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Blutverteilungsmuster in der Niere 11

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juxtamedull~res ~'lephton

cort icales Nepbron

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Abb. 1. Blutversorgung de:" Niere. Modifiziert nach Spanner

ken Niere 30 bis 50 ~z dicke Paraffin-Schnitte nach Pickworth mit Benzidin und 7 # dicke Schnitte mit H~imatoxilin-Eosin gef~bt wurden. Bei nicht mehr frischem Material wurde zus~tzlich eine H~imoglobin-F~bung nach Lepehne vorgenommen. Die Beurteilung tier Benzidinschnitte wurde mit Hilfe der binokularen Lupe durchgeftihrt.

Ergebnisse

Als ~quivalentbild einer normalen intrarenalen Blutverteilung dienten Todesf~ille durch Einwirkung elektrischer Energie. Das Blutverteilungsmuster ist hierbei durch die gleichm/if~ige FtiUung yon Arterien, Venen und Kapillargebieten gekennzeichnet (vergl. Abb. 6), wobei eine allgemeine Blutverschiebung zur ven6sen SeRe auftreten kann.

Bei akutem Verbluten innerhalb yon Minuten shad Glomemla, lang- und rund- maschiges KapiUarnetz der Tubuli blutleer. Meist sind nur einige Rindenvenen mit Blut gefiillt, ebenso die Venulae rectae der Markrindengrenze. Die Arterien sind ebenfalls blufleer. Ein solches Blutverteflungsmuster zeigt Abbfldung 2 ha einfacher und Ab- bfldung 3 ha vierfacher Vergr6t~emng, wobei besonders deuflich die Blufleere der Glo- merula zu Tage tritt.

Bei protrahiertem Verbluten, das sich tiber Stunden erstreckt, sehen wir vornehm- lich in der Nierenrinde ein anderes Blutverteflungsmuster. Die gut mit Blut geftiUten Glomerula heben sich im Benzidinschnitt als schwarze Punkte in der ansonsten blassen Rinde ab (Abb. 4 und 5). Die Blutftillung der Glomemlumkapillaren kann hierbei unterschiedlich sein, so daft man in manchen Gesichtsfeldern lediglich gruppiert ange- ordnet blutgefiiUte Glomerula sieht. Blut finder sich noch ha einigen Arterien und auch Vasa afferentia, sowie ha den Venen der Markrindengrenze.

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12 G. Adebahx und G. Weiler

Abb. 2. Akutes Verbluten mit Rindenan~imie und blutleeren Arterien. Benzidin, 40 g, ix, nachver-

gr61~ert x4,0

Abb. 3. Akutes Verbluten mit Blutleere der Glomerula und Blutft~lle der Venen der Rindenmark- zone. Benzidin, 40 u, 4x, nachvergr6gert x4,5

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Abb. 4. Protrahiertes Verbluten innerhalb von einer Stunde mit Blufftille der Glomerula bei blasser Rinde. Benzidin, 50 ~z, 1,25x, nachvergr6f~ert x4,75

Diskussion

Die beiden beschriebenen Blutverteilungsmuster - Abbildung 6 zeigt zum Vergleich ein Pr~iparat bei Stromtod, bei akutem Verbluten und protrahiertem Verbluten -- wur- den nut bei Tod durch Verbluten gefunden. Dies wurde auch durch die yon Kollatz auf Anregung yon Adebahr durchgeftthrten Untersuchungen best~itigt. Das Zustande- kommen des 5,quivalentbildes bei akutem und protrahiertem Verbluten ftihren wir auf den unterschiedlichen Ort der peripheren Vasokonstriktion zurtick, Beim akuten Ver- bluten mit leeren Arterien, Arteriolen und nachgeschaltetem Kapillarnetz dtirfte die Vasokonstriktion an den grogen Arterien, beim protrahiertem Verbluten, mit Fttllung der Glomerula und einiger Vasa afferentia und Arterien, an dem langen, engen Vas efferens ansetzen. Dutch erh6hten Tonus der Vasa efferentia vermag hierdurch in den Glomemla noch eine Zeitlang ein geringer Druck aufrecht erhalten werden, der wegen der Schaltung zwischen zwei Arteriolen normalerweise h~Sher ist als in jedem anderen Kapillargebiet.

Blutverteilungsmuster, die einem Tmeta-Mechanismus entsprechen, Ftillung der juxtamedull~iren Glomerula bei blasser Rinde, wie dies Adebahr bei F~llen mit Sch~idel- Hirntrauma nachweisen konnte, sahen wir in eindeutiger Auspr~igung nicht. Eine Blut- verteilung wie bei protrahiertem Verbluten konnte H6pker u. Meessen tierexperimen- tell bei reflektorischer Rindenan~imie durch Abklemmen der anderen Niere erzeugen.

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14 G. Adebahr und G. Weiler

Abb. 5. Protrahiertes Verbluten fiber 16 S tunden mi t Blutf'tille der Glomerula. Benzidin, 30 t J, 3,2x, nachvergr6i~ert x4,5

a b c

Abb. 6a. Blutvertei lungsmuster der Nierenrinde bei S t romtod b aku tem Vcrbluten c und protra- hier tem Verbluten

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In der forensischen Praxis ist h~iufig mit autolytischen Gewebsver~nderungen zu rechnen. Auch bei bereits deutlicher Autolyse der Tubuli ist mit den 30-50/a dicken Benzidinschnitten die Blutf'dlung der Glomerula noch gut zu beurteilen. Ein postmor- taler Blutverlust ftihrt nach unseren Erfahrungen nicht zu einer so starken Rinden- an~mie und nicht zu den beschriebenen Blutverteilungsmustem des vitalen Verblutens. Insbesondere ist das for ein protrahiertes Verbluten typische Benzidinbild als vitale Reaktion anzusehen.

So deutlich sich die beiden ~quivalentbilder for die Extremfalle akutes und pro- trahiertes Verbluten auch unterscheiden, lassen unsere bisherigen Befunde eine genauere Aussage tiber den zeitlichen Ablauf des Verblutens nicht zu. Die Grenzwerte ftir das Auftreten der genannten )lquivalentbilder liegen einerseits bei einer Verblu- tungszeit von Minuten bis maximal einer halben Stunde und andererseits bei einer bis zu mehreren Stunden.

Das Tempo des Blutverlustes ist oft schon durch die Untersuchung der Blutungs- quelle abzusch/itzen. Schwierig kann die Beurteilung abet werden bei Organerkrankun- gen und -verletzungen, die zu einer zwei- oder mehrzeitigen Blutung ftihren k6nnen. ErwShnt seien Oesophagusvarizen, Magen- und Duodenalulcus, Tubargravidit/it, Uterusruptur, Operationsstellen und traumatische Milz- oder Leberruptur. Zwei Bei- spiele aus der Praxis m6gen die Bedeutung der ~iquivalentbilder bei akutem und lang- samen Verbluten zeigen.

Ein Arzt wird am Abend zu einer Frau gerufen, die pl6tzlich Schmerzen im rech- ten Unterbauch bekommen hat. Die Untersuchung ergibt keine zur Sorge Anlag ge- bende Situation, nach einer frtthen Gravidit~t wird nicht gefragt. Beim Besuch am nachsten Morgen hat sich das Befmden der Frau etwas verschlechtert, Anhaltspunkte for eine emste oder gar lebensbedrohende Erkrankung sind auch jetzt nicht vorhanden. Gegen Mittag verfallt die Frau und verstirbt kurze Zeit nach der Krankenhausaufnah- me. Die Obduktion ergab einen HSxnaskos yon 2500 ml bei einer geplatzten Tubar- gravidit/it. Dem Arzt wird vorgeworfen, er babe nicht sorgfgltig untersucht, die Situa- tion verkannt, wichtige Untersuchungen unteflassen und dadurch schuldhaft den Tod der jungen Frau verursacht. Wichtig ftir die Beurteilung des Sachverhaltes ist es zu untersuchen, ob mit der offensichtlich am Abend rupturierten Tubargravidit/it eine tiber Stunden sich hinziehende Blutung eingesetzt hat oder ein akutes Verbluten vor- lag, das relativ kurz vor dem Tode eingesetzt hat, nachdem die Blumng aus der Tubar- mptur zungchst zum Stehen gekommen war. Das Nquivalentbild des akuten Ver- blutens k6nnte zur Entlastung des Arztes beitragen.

In einem anderen Fall war ein junger Mann am Abend in eine Schl~igerei verwickelt und erhielt Schl/ige und Tritte in die rechte Oberbauchgegend. Am n~chsten Morgen geht er zur Arbeit, die er in einer tiber eine Treppe zu erreichenden Heizungsanlage aus- tibt. Bei Schichtwechsel wird er tot am Fut~e der Treppe aufgefunden. Die Obduktion ergab eine Leberruptur mit Blutung yon 2000 ml in die Leibesh6hle. Die Frage geht dahin, ob ein langsames Verbluten aus einer bei der Schlfigerei erlittenen Leberver- letzung vorgelegen hat, ob es sich um ein akutes Verbluten bei zweizeitiger Leberrup- mr handelt oder ob ein Sturz eine akute, t6dliche Blutung aus einer gedeckten Leber- ruptur bzw. eine akute Blutung aus einer sturzbedingten Lebermptur vemrsacht hat. Das Nquivalentbild des akuten oder protrahierten Verblutens tr~igt neben der mikros- kopischen Untersuchung der RuptursteUe zur Kl~rung der Frage bei. Demnach stellt die mitgeteilte Untersuchungsmethode eine Entscheidungshilfe in Kausalit~tsfragen dar.

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16 G. Adebahr und G. Weiler

L i t e r a t u r

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Eingegangen am 2 7. September 1976