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BF informiert Nr. 28 Helmut Müller-Enbergs »Rosenholz« Eine Quellenkritik unter Mitarbeit von Sabine Fiebig Günter Finck Georg Herbstritt Stephan Konopatzky Bildung und Forschung

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BF informiert

Nr. 28

Helmut Müller-Enbergs

»Rosenholz« Eine Quellenkritik

unter Mitarbeit von Sabine Fiebig Günter Finck Georg Herbstritt Stephan Konopatzky

Bildung und Forschung

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Helmut Müller-Enbergs

»Rosenholz«

Eine Quellenkritik

unter Mitarbeit von Sabine Fiebig Günter Finck Georg Herbstritt Stephan Konopatzky

BF informiert 28 (2007)

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Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik Abteilung Bildung und Forschung Postfach 218 10106 Berlin [email protected] Die Meinungen, die in dieser Schriftenreihe geäußert werden, geben ausschließlich die Auffassungen der Autoren wieder. Abdruck und publizistische Nutzung sind nur mit Angabe des Verfassers und der Quelle sowie unter Beachtung des Urheberrechtsge-setzes gestattet. Titelbild: CD mit sogenannten »Rosenholz«-Daten (BStU) Schutzgebühr: 5,00 € Berlin 2007

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Inhalt

1 Einführung 3 2 Quellenlage 7 2.1 Akten der HV A 7 2.2 Datenbank HHO 10 2.3 Abteilungen XV 11 2.4 SIRA 12 2.5 Interviews 14 3 Vorgeschichte 16 3.1 Das Anlegen der Karteikarten 16 3.2 Das Löschen von Karteikarten 18 3.3 Mikrofilme 20 3.4 Der CIA-Coup 26 3.5 »Rosenholz I« 28 3.6 »Rosenholz ll« 30 4 Formblatt 16 36 4.1 Die Karteikarte 37 4.2 Die Beschriftung durch den operativen Mitarbeiter 39 4.3 Der Nachname 39 4.4 Wie viele Bürger sind verzeichnet? 41 4.4.1 Mehrfacherfassungen 42 4.4.2 Fiktive Personalien und andere Identitäten 42 4.4.3 Arbeitskartei 45 4.5 Der Geburtsname 46 4.6 Der Vorname 46 4.7 Geburtsdatum und -ort 47 4.8 Personenkennzahl 48 4.9 Staatsangehörigkeit / Nationalität 50 4.10 Wohnanschrift 53 4.11 Beruf und Arbeitsstelle 54 4.12 Vorgangsdaten 54 4.12.1 Registriernummer 54 4.12.2 Diensteinheiten 56 4.12.3 Archivsignaturen 57 4.13 Hauptperson 58 4.14 Aufträge »Dokument«, »Information«, »Lawine«, »Pirat«, »System« 59 4.15 Veränderungen auf der F 16 durch die CIA 63 4.16 Vollständigkeit der F 16 66

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5 Formblatt 22 68 5.1 Aufbau 69 5.1.1 Vorgangsführung 70 5.1.2 Archivierung 71 5.1.3 Vorgangsgeschichte 74 5.1.4 Sonderauftragungen 75 5.2 Die Abkürzung »IMA« 75 5.3 Vollständigkeit 87 5.4 Wie viele Personen sind auf einem Vorgang erfasst? 88 5.5 Enttarnungen 90 6 Die »Statistikbogen« 93 6.1 Analyseprobleme 94 6.2 Statistiken beim MfS 95 6.3 IM-Statistik der HV A 97 6.4 Analyse der IM-Statistik: Teil A 102 6.4.1 Erscheinungsbild 102 6.4.2 Kopfzeile 103 6.4.3 Vorgangsdaten 104 6.4.4 Kategorien 106 6.4.5 Persönliche Angaben 111 6.4.6 Angaben zur Werbung 111 6.4.7 Ursprung des Vorganges 113 6.4.8 Zielobjekte 115 6.4.9 Zuverlässigkeit und Sicherheitsprobleme 115 6.4.10 Verbindungswesen 116 6.5 IM-Statistik – Teil B (IM im Ausland) 119 6.6 IM-Statistik – Teil C (IM in der DDR) 120 6.7 IM-Statistik – Teil D (»Abgänge«) 123 6.8 Enttarnung und Statistikbogen 125 7 Zeitgeschichtlicher Wert 126 7.1 Forschungsstand bis zur Herbstrevolution 126 7.2 Forschungen in der Stasi-Unterlagen-Behörde 129 7.3 Forschungen 131 7.4 Bedeutung von »Rosenholz« für die Forschung 138 8 Dokumente 141 8.1 Editorische Vorbemerkung 141 8.2 Verzeichnis der Dokumente 142 9 Literatur- und Quellenverzeichnis 225

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1 Einführung

In früheren Zeiten wurden Bücher und Akten auf Karteikarten verzeichnet, um sie im Archiv schnell wieder auffinden zu können. Mithin sind Karteikarten Findhilfsmittel, die zumindest einen Namen und eine Signatur, mitunter weitere Angaben enthalten. Sie sind ein Versprechen auf das, was im Archiv ausgehoben werden kann. Das gilt insbesondere für die Kartei eines Nachrichtendienstes und mehr noch für den Fall des Spionagedienstes der DDR – die Hauptverwaltung Aufklärung (HV A).

Die HV A hat mit der systematischen Vernichtung von zunächst ausgewählten Akten im November 1989 begonnen. Insgesamt sollen während dieser »Politik der Reißwölfe« etwa 100 Lkw beladen worden sein, die das Material aus der Zentrale der HV A in der Normannenstraße (größtenteils) zu einer Papiermühle schafften. Mit dem 15. Januar 1990, als Bürger die MfS-Zentrale besetzten, änderten sich auch für die HV A die Arbeitsbedingungen. Nunmehr trugen kleine Gruppen von Mitarbeitern der HV A das noch verbliebene Material in wenigen Räumen zusammen und vernichteten es Tag und Nacht in Reißwölfen, wobei zuerst besonders brisante Unterlagen zerschnipselt und in Säcken eingelagert wurden. Das Hauptaugenmerk lag dabei nicht nur auf den Akten, die Aufschluss über inoffizielle Netze vermittelten, sondern auch auf Grundsatzdokumenten, die Einblicke in die Arbeitsweise der HV A und ihre Arbeits-schwerpunkte geben konnten und Karteien.1 Tatsächlich sind in der ehemaligen Zen-trale der HV A kaum Dokumente mit solchen Hinweisen überliefert.

Trotz dieses Vernichtungsfeldzuges blieben zentrale Findhilfsmittel wie die Karteien, Datenbanken und die unter anderem für die Parteiführung zusammengestellten Infor-mationen erhalten – ca. 13 000 der ehemals 63 000 geführten Vorgänge. Kopien bzw. Abschriften dieser Karteien haben den Namen »Rosenholz« erhalten. Ein Name, den ein Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz aus drei Bezeichnungen, die jeweils mit dem Buchstaben »R« begannen, auswählte. Dreimal standen Karteikarten der HV A im Blickpunkt der Öffentlichkeit: 1953, 1993 und 2003.

Erstmalig beschäftigte sich das Bundesamt für Verfassungsschutz mit Karteikarten der HV A, als die Quelle »Bob« eines amerikanischen Geheimdienstes in der HV A in die Bundesrepublik floh – und 35 Karteikarten mit sich führte. Im Kontext der damit

1 Vgl. Richter, Peter; Rösler, Klaus: Wolfs West-Spione. Ein Insider-Report. Berlin 1992,

S. 7–10 u. 155–158. Über das Vernichtungsverfahren erlauben Insiderberichte Aufschluss: Eichner, Klaus; Dobbert, Andreas: Headquarters Germany. Die USA-Geheimdienste in Deutschland. Berlin 1997, S. 275–278; Bohnsack, Günter: Die Legende stirbt. Das Ende von Wolfs Geheimdienst. Berlin 1997, S. 147–150; Schlomann, Friedrich-Wilhelm: Die Maulwürfe. Die Stasi-Helfer im Westen sind immer noch unter uns. Frankfurt/M. 1994, S. 77–81; Bohnsack, Günter, Brehmer, Herbert: Irreführung. Wie die Stasi Politik im Wes-ten machte. Hamburg 1992, S. 64, 238 u. 246 f.; Eltgen, Hans: Ohne Chance. Erinnerun-gen eines HVA-Offiziers. Berlin 1995, S. 210.

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verbundenen Operation des Bundesamtes namens »Aktion Vulkan«, waren die Ermitt-lungsbehörden bemüht, der verzeichneten Personen habhaft zu werden und diese in Untersuchungshaft festzusetzen. Seinerzeit unterlag man dem Irrtum, bei den dort genannten Personen handele es sich um Agenten der DDR-Spionage. Doch stellte sich alsbald heraus, dass aus der Verzeichnung von Personen allein die Beziehung zur DDR-Spionage nicht ableitbar war. Tatsächlich, so der damalige Leiter Markus Wolf in seinen Erinnerungen, waren unter diesen lediglich sechs inoffizielle Mitarbeiter (IM), alle anderen waren Zielpersonen oder aus anderen Gründen erfasst.2 Als sich in der Untersuchungshaft eine der im Rahmen »Aktion Vulkan« inhaftierten Personen erhängte, geriet diese Aktion zu einem Skandal – und alsbald in Vergessenheit.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz wurde im Jahre 1993, wiederum von ameri-kanischer Seite, streng vertraulich auf Kopien dieser Kartei aufmerksam gemacht. Abermals gab es beachtliche Schlagzeilen: »2 000 Agenten« in der Bundesrepublik würden binnen kürzester Frist enttarnt werden, hieß es von offizieller Stelle.3 Mithin eine Warnung an all diese Quellen, dass Gefahr drohe, und verbliebene, belastende Beweismittel nunmehr endgültig zu vernichten waren. Nun schlug die Stunde der Ermittlungsbehörden, die einen geringen Teil dieser Karteikarten in Abschriften erhiel-ten, auswerteten, ermittelten und auf strafrechtliche Relevanz prüften.4

Unter dem Begriff »Rosenholz« werden drei Arten von Unterlagen zusammenge-fasst, die ursprünglich bei der HV A entstanden sind. Den größten Teil der »Rosen-holz«-Unterlagen, die der Stasi-Unterlagen-Behörde heute vorliegen, bilden rund 293 000 Karteikarten aus der Personenkartei der HV A. Die HV A erfasste darin Per-sonen, die für sie von Bedeutung waren. Intern trugen diese Karteikarten die Bezeich-nung Form/Formblatt 16 (»F 16«). Sie enthalten den Namen und die persönlichen Daten einer Person sowie eine Registriernummer. In der F 16-Kartei wurden nicht nur inoffizielle Mitarbeiter (IM) der HV A verzeichnet, sondern auch Personen aus deren Umfeld und die Daten von Menschen, für die sich die HV A aus unterschiedlichen Gründen interessierte. Häufig wurden mehrere Personen unter einer Registriernummer geführt. Auch zu fiktiven Personalien wurden Karteikarten angelegt. Es ist deshalb

2 Vgl. Wolf, Markus: Spionagechef im geheimen Krieg. Erinnerungen. Düsseldorf 1997,

S. 74 f. 3 Vgl. Der Spiegel (1993)23, S. 32; Focus (1993)48, S. 38; International Herald Tribune v.

26.10.1995. 4 Zur Aktion »Rosenholz« aus Sicht des Bundesamtes für Verfassungsschutz vgl. Doerren-

berg, Dirk: Erkenntnisse des Verfassungsschutzes zur Westarbeit des MfS. In: Herbstritt, Georg; Müller-Enbergs, Helmut (Hg.): Das Gesicht dem Westen zu … DDR-Spionage ge-gen die Bundesrepublik Deutschland. Bremen 2003, S. 72–111; aus Sicht des Bundeskri-minalamtes Engberding, Rainer O. M.: SIRA und »Rosenholz« aus Sicht der polizeilichen Spionagebekämpfung. In: ebenda, S. 133–142. Schließlich aus Sicht der Bundesanwalt-schaft Lampe, Joachim: Die strafrechtliche Aufarbeitung der DDR-Spionage. In: Geiß, Karmann u. a. (Hg.): Festschrift aus Anlass des fünfzigjährigen Bestehens von Bundesge-richtshof, Bundesanwaltschaft und Rechtsanwaltskammer. Köln 2001, S. 449–473.

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nicht ohne weiteres möglich, gezielt die IM in dieser Kartei zu identifizieren. Den zweiten Teil der »Rosenholz«-Unterlagen bildet die so genannte Vorgangskartei, für die das Formblatt 22 (»F 22«) verwendet wurde. Überliefert sind rund 57 000 Vor-gangskarteikarten. Sie enthalten keine bürgerlichen Namen und persönlichen Daten, sondern Daten zur Art des Vorgangs und eine Registriernummer, mit der sich die Verbindung zu den F 16-Karteikarten herstellen lässt. Die Vorgangskartei F 22 gibt erste Anhaltspunkte, ob die zur jeweiligen Registriernummer gehörenden Personen etwa einem IM-Vorgang oder einem Objektvorgang zuzuordnen sind. Der dritte Teil der »Rosenholz«-Unterlagen besteht aus rund 1 700 sogenannten Statistikbogen. Ein Statistikbogen fasst verschiedene Angaben zu jeweils einem IM oder einer Kontakt-person (KP) zusammen. Er enthält nicht den bürgerlichen Namen, sondern den Deck-namen, einige persönliche Daten und nähere Charakterisierungen wie das Motiv zur geheimdienstlichen Tätigkeit und das Jahr der Anwerbung. Über die Registriernum-mer auf dem Statistikbogen, können die Daten den Karteien F 16 und F 22 zugeordnet werden. Zusammengenommen bilden sie ein wichtiges Hilfsmittel, um inoffizielle Mitarbeiter der HV A zu identifizieren. In den Statistikbogen sind fast ausschließlich Bürger der alten Bundesrepublik verzeichnet.5

Die »Rosenholz«-Unterlagen sind also keine Akten, sondern nur Karteien und inso-fern lediglich ein Findhilfsmittel. Sie stehen seit Sommer 2004 für die Aufarbeitung zur Verfügung – sowohl für Forschung und Medien als auch für die Aufgaben der Behörde. Die Freigabe der Unterlagen sorgte damals für großes Aufsehen. Bei der abermaligen Analyse lag der Schwerpunkt zunächst allein auf der Bewertung dieses Quellentyps, um darauf aufbauend systematische Analysen folgen zu lassen. Gefragt wird danach: Welche Funktionen hatten die Karteikarten und Statistikbogen der HV A? Welche Daten hat die HV A im Einzelnen auf den Karteien und Statistikbogen festgehalten und welche Schlussfolgerungen lassen sie zu? Wie funktionierte das Registrierwesen in der HV A? Welche Aussagen über einzelne IM-Vorgänge sowie über die Arbeit der HV A können aufgrund des »Rosenholz«-Materials getroffen werden? Welche Grenzen hinsichtlich der Aussagekraft gibt es? Wie zuverlässig sind die Eintragungen? Welchen Wert hat »Rosenholz« für die zeitgeschichtliche For-schung?

Das Kapitel 2 beschäftigt sich mit Umfang und Aussagekraft der überlieferten Quellen der HV A in der Behörde. Kapitel 3 stellt bislang vorliegende Informationen zur Geschichte von »Rosenholz« zusammen – wie die CIA an diese Unterlagen ge-langte, bleibt offen. Die Kapitel 4 bis 6 befassen sich mit »Rosenholz« selbst: Das Kapitel 4 stellt das Formblatt 16, das Kapitel 5 das Formblatt 22 und das Kapitel 6 die IM-Statistik vor. Die erst im April 2005 aufgefundenen Grundsatzdokumente zu die-ser IM-Statistik werden in Kapitel 8 dokumentiert. In Kapitel 7 werden die Möglich-keiten aufgezeigt, die sich für die Forschung durch »Rosenholz« ergeben.

5 Einen Überblick über die »Rosenholz«-Problematik bietet Müller-Enbergs, Helmut: Kleine

Geschichte zum Findhilfsmittel namens »Rosenholz«. In: DA 36(2003)5, S. 751–761.

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Die hier vorgelegte Darstellung fußt auf Auswertungen, Sichtungen, Diskussionen und Analysen der Forschungsgruppe »Rosenholz«. Vom Archivbereich der Behörde gehörten ihr Sabine Fiebig, Stephan Konopatzky und Günter Finck an, die sie neben ihren sonstigen Verpflichtungen unterstützt haben. Sabine Fiebig leitete das (zeitwei-lig fünfzigköpfige) Sachgebiet, das die Recherchedatenbank in »Rosenholz« überar-beitet hat. Weiter gehörte ihr mit Stephan Konopatzky der maßgebliche Rekonstruk-teur der SIRA-Teildatenbanken an, sowie Günter Finck, der insbesondere im Zentral-archiv der Behörde nach Unterlagen der HV A gefahndet, diese ausgewertet und eine Zusammenstellung überlieferter Unterlagen der HV A angefertigt hat. Der Leiterin des Archivbereichs, Birgit Salamon, sowie Dr. Jochen Hecht und Christine Eisenberg sind zu danken, dass diese Mitarbeiter Zeit und Know-how in die Forschungsgruppe ein-bringen konnten. Die Forschungsabteilung stellte mit Georg Herbstritt und Helmut Müller-Enbergs, dieser als Leiter der Gruppe, zwei Mitarbeiter zur Verfügung, die sich ebenfalls neben ihren sonstigen Verpflichtungen in die Gruppe einbrachten. Eini-gen Außenstellen – insbesondere denen in Gera, Frankfurt/O., Leipzig, Potsdam und Suhl – ist für die konstruktiven Hinweise zu danken. Dieser Dank gilt gleichfalls Ute Bibow vom Auskunftsbereich, die wichtige Ratschläge zur Schlussfassung gab und Martin Erdmann für das Lektorat.

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2 Quellenlage

Die meisten Erfahrungen mit »Rosenholz« haben Justiz und Ermittlungsbehörden in den 1990er Jahren gesammelt. Dabei erwiesen sich die Eintragungen in »Rosenholz«, soweit überprüfbar, als überwiegend zutreffend. Dennoch ist die Justiz, der vornehm-lich Abschriften und nicht Kopien vorlagen, prinzipiell davon ausgegangen, dass diese Unterlagen nur den Beweiswert von Indizien haben. Sie nahm sie als Ausgangsinfor-mationen und ließ weitere Ermittlungen durchführen, andere Unterlagen auswerten und befragte Zeugen und Beschuldigte. Damit versuchte sie, ein Bild vom konkreten Vorgang und den beteiligten Personen zu gewinnen. Ein so umfangreiches Instrumen-tarium steht der Behörde bei der Bewertung eines Vorganges oder konkreter Personen nicht zur Verfügung. Ihre Mitarbeiter sind auf die Verknüpfung von »Rosenholz« mit anderen Überlieferungen des MfS und anderen Erkenntnissen angewiesen, um zuver-lässige Erkenntnisse zu gewinnen. Die Recherche zielte daher zunächst darauf ab, einen Überblick über die in den Archiven der Behörde vorhandene Hinterlassenschaft der HV A einschließlich der, in den Bezirksverwaltungen des MfS angesiedelten Abtei-lungen XV (die auf Bezirksebene die Aufgaben der HV A wahrnahmen), zu erhalten. Es bedurfte einer breit angelegten Durchsicht der noch vorhandenen Akten der HV A. Insgesamt konnten – neben »Rosenholz« – drei Überlieferungstypen ermittelt werden: Akten der HV A im Archiv der Zentralstelle, Akten der Abteilungen XV der Bezirks-verwaltungen in den Außenstellen der Behörde und die rekonstruierten, von der HV A erstellten SIRA-Teildatenbanken. Schließlich ist die von der Behörde erstellte »HHO«-Datenbank6 anzuführen (auf die zurückzukommen sein wird).

2.1 Akten der HV A

Im Archiv der Zentralstelle der Stasi-Unterlagen-Behörde sind 1 675 Akteneinheiten der HV A mit einem Umfang von 47 laufenden Metern erschlossen.7 Darunter befin-den sich die von der HV A erstellten »Informationen« mit einem Umfang von 17 laufenden Metern (250 Akteneinheiten).8 Diese Informationen, auch als

6 HHO: Recherchedatenbank mit Personen- und Vorgangsdaten aus dem Bereich der HV A

sowie zu HIM (hauptamtlichen IM) und OibE (Offiziere im besonderen Einsatz) des gesam-ten MfS.

7 Stand v. September 2006. Der Bestand ist damit vollständig erschlossen. 8 Stand v. Dezember 2006. Eine Einzelaufstellung dieser »Informationen« befindet sich in

dem »Teilbestand MfS HV A«. Dabei handelt es sich um Belegexemplare der von der HV A seit 1959 erstellten, an die Partei- und Staatsführung übergebenen Informationen. Sie wurden von der HV A nach ihrer Selbstauflösung im Juni 1990 an das Archiv überge-ben. Vgl. Übergabeprotokoll, 4.1.1990; BStU, MfS, ZAIG Nr. 14389. Weiter wurden 123

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»Ausgangsinformationen« bezeichnet, sind Berichte, die die HV A zu den verschie-densten Themen erstellte und hohen SED-Funktionären, DDR-Regierungsmitgliedern sowie dem KGB übergab. Grundlage dieser Berichte waren Informationen, die die HV A von ihren weltweit tätigen IM erhielt. Diese Informationen tragen eine durch-laufende Nummerierung, die sich in vielen Fällen in den Ausgangsinformationen (SA) der SIRA-Teildatenbank 12 wiederfindet. In der SIRA-Teildatenbank 12 ist zumeist auch vermerkt, aus welchen Quellen sich eine solche Ausgangsinformation speiste. Im Regelfall wird die Quelle mit einer oder mehreren Registriernummern angegeben, was im günstigsten Fall in »Rosenholz« die namentliche Identifizierung des beschaffenden IM erlaubt.

Nach ersten Analysen des Forschungs- und Editionsprojekts »ZAIG-Informationen« liegt die Zahl der von der HV A an die Parteiführung bzw. das DDR-Militär gerichteten Informationen Ende der 1960er Jahre bei rund 1 000 pro Jahr und sank dann bis 1979 auf gut 500 und bis 1988 auf rund 300 Berichte ab. Es sind also im Durchschnitt täglich ein bis drei solcher Informationen geliefert worden. Nach vorläu-figen Stichproben sind hiervon jeweils ca. 60 Prozent überliefert.9

Zur Überlieferung gehören auch Rückführungen an die Behörde wie die »Stiller-Akten«, die der BND zurückgegeben hat,10 oder die gegenwärtig in der VS-Stelle eingestellten Unterlagen der Abteilung IX (Gegenspionage).11 Schließlich sind noch Materialien der Abteilung VII zur Organisation der Auswertung, der Abteilung X (Desinformation), der EDV-Abteilung und Korrespondenzen aus dem Dienstbetrieb der HV A zu nennen. Ingesamt gesehen liegt nur ein bescheidener Rest der HVA-Bestände vor.

Ordner und sieben Kübel Karteien zu Geheimdiensten, 262 Ordner zur politisch-militärischen Aufklärung in den Jahren 1959–1989, zu den USA 33 Aktenordner, 11 Klemmmappen, 61 Schnellhefter, 21 Broschüren u. 14 Bündel der Jahre 1970–1989 über-geben. Aus der Wissenschaftsaufklärung der Jahre 1986–1990 verblieben 7 Ordner u. 5 Re-gistrierbücher. Vgl. HV A in Auflösung: Archiv der ehemaligen HV A, 28.5.1990; BStU, MfS, HV A Nr. 821, Bl. 1–5.

9 Für weitere Einzelheiten vgl. Gieseke, Jens: East German espionage in the Era of Détente. Paper presented at the Conference »Intelligence in Waging the Cold War”. Oslo 28.–30.4.2005 (unveröffentlichtes Manuskript).

10 Der BND übergab 2,5 lfm Unterlagen des Arbeitsbereichs Sektor Wissenschaft und Tech-nik der HV A, die der HVA-Offizier Werner Stiller bei seinem Übertritt in die Bundesre-publik mitgenommen hatte. Vgl. BStU: Dritter Tätigkeitsbericht. Berlin 1997, S. 37, sowie Stiller, Werner: Im Zentrum der Spionage. Mainz 1986.

11 Über die Tätigkeit der HVA-Abteilung IX berichtet ausschnittsweise ihr früherer stellver-tretender Abteilungsleiter Klaus Eichner (gemeinsam mit Andreas Dobbert): Headquarters Germany. Die USA-Geheimdienste in Deutschland. Berlin 1997.

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Aus diesem Grund wurden recht erfolgreich Ermittlungsakten nach weiterführen-den Hinweisen durchgesehen. So fand sich in der Anklageschrift der Bundesanwalt-schaft gegen den früheren Leiter der Abteilung XV der Bezirksverwaltung Dresden ein Hinweis auf verfilmtes Aktenmaterial dieser Abteilung XV, das der Anklagebe-hörde als Beweismittel zur Verfügung stand.12 Diese Verfilmungen befinden sich, wie Recherchen ergaben, seit 1997 im zentralen Archiv der Behörde unter der Akzessi-onsnummer 18/97. Dieser wichtige Fund war bislang nicht in der »Teilbestandsgliede-rung MfS Hauptverwaltung Aufklärung« ausgewiesen, obgleich er immerhin 23 Filme im Kleinbildformat sowie 110 rückkopierte Akten enthält. Mit diesem Material stand ein Mittel zur Verfügung, die Angaben in »Rosenholz« an konkreten Akten zu prüfen. Die Filme enthalten Auskunftsberichte und vergleichbare Dokumente zum zuletzt aktiven IM-Netz der Abteilung XV der Bezirksverwaltung Dresden, darunter auch in der Bundesrepublik geführte Vorgänge. Eine Ausnahme bildet ein Filmstreifen, auf dem offensichtlich ein von einem IM geliefertes Dokument abgelichtet ist. Es handelt sich um ein Protokoll der deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik vom 1. De-zember 1986. In SIRA ist der Eingang dieses Dokuments bei der HV A belegt. Diese Filme sind in der Behörde in die so genannte 91-er Reihe eingearbeitet und somit als geschlossener Bestand nicht ohne weiteres erkennbar.

Als im November 2000 das Berliner Landesamt für Verfassungsschutz gleichfalls Teile dieser Verfilmung sowie Unterlagen der Abteilungen XV der Bezirksverwaltung Potsdam und Frankfurt/O. im Umfang von 0,30 laufende Meter an die Behörde gab, wurden sie unter der Akzessionsnummer 05/01 verzeichnet. In diesem Fall wurden die Unterlagen an die zuständigen Außenstellen der Behörde weitergereicht. Diese Bei-spiele – es gibt weitere – zeigen, dass es einigen Aufwandes bedurfte, einen Überblick über den vorhandenen Bestand der HV A zu gewinnen.

Die Recherche stellte die Gesichtspunkte Verfilmung, Registrierung und Statistik der MfS-Abteilung XII und der HV A in den Mittelpunkt. Die gesichteten Unterlagen bieten Aufschluss über die Aktenordnung der HV A, über Prinzipien der EDV-Erfassungen bei der MfS-Abteilung XII, die Arbeitsabläufe im MfS-Archiv und die Zusammenarbeit von Referat R (dem späteren Referat 7) des Stabs der HV A mit der Abteilung XII. Gleichfalls fanden sich Unterlagen zu Überprüfungen, Änderungen und Löschungen von Daten von erfassten Personen, zu Übergaben an andere Dienst-einheiten und Abverfügungen in das Archiv, sowie zur F 16 der HV A. Zur Verfil-mung von Unterlagen sowie zur Personendatenbank des MfS konnten ebenfalls Wei-sungen gefunden werden.

Doch wirklich aufschlussreiche Dokumente fanden sich, mit der Ausnahme der in der Anlage dokumentierten Struktur des IM-Statistikbogens, im Hinblick auf Rosenholz nicht. Deshalb nahm sich die Forschungsgruppe die damals noch in einem Umfang von 20 laufende Meter unerschlossenen Unterlagen der HV A vor, die

12 Bundesanwaltschaft Karlsruhe, Anklage v. 31.1.1992 gegen Herbert Köhler u. andere,

3 StE 3/92-4, S. 17 f. u. 79.

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zusammen mit Archivaren im Sommer 2004 durchgesehen, sortiert und nach Erschließungsgesichtspunkten gruppiert wurden. Allerdings erfüllten sich auch hier keine hochgesteckten Erwartungen, da überwiegend aus dem Westen (dem »Operationsgebiet«) beschaffte Unterlagen gefunden wurden. Höhepunkt waren einige Kabinettsunterlagen der Bundesregierung und BND-interne Unterlagen, die jedoch bei den anstehenden Fragen nicht weiterhalfen. Darüber hinaus lassen sich in der SIRA-Teildatenbank 21 rund 9 000 HVA-Vorgänge ermitteln, die ganz offensichtlich im Zentralarchiv des MfS abgelegt wurden. Dabei handelt es sich beispielsweise um IM- oder OPK-Vorgänge, die für die HV A ohne Bedeutung waren und die man deshalb dem MfS-Zentralarchiv zur Aufbewahrung übergab.13 Da die HV A mit den übrigen MfS-Diensteinheiten eng zusammenarbeitete, finden sich auch in den überlieferten Aktenbeständen mehrerer MfS-Abteilungen Unter-lagen der HV A.

2.2 Datenbank HHO

In der Recherchedatenbank »HHO« (HV A/HIM/OibE) hat die Archivabteilung der Stasi-Unterlagen-Behörde Personen- und Vorgangsdaten aus dem Bereich der HV A sowie zu HIM (hauptamtlichen IM) und OibE (Offiziere im besonderen Einsatz) des gesamten MfS verzeichnet. Insgesamt enthält die HHO-Datenbank 196 637 Datensät-ze.14 Davon weisen 133 014 einen Bezug zur HV A auf, darunter 4 778 zu hauptamtli-chen und 1 549 zu inoffiziellen Mitarbeitern sowie 115 490 zu anderen Personen, die aus ganz verschiedenen Gründen in das Blickfeld der HV A geraten waren.15 In diese Datenbank werden auch die Angaben der »Löschkartei« der HV A überführt,16 was langfristig die Möglichkeit bietet, festzustellen, welche Personen in der »Rosenholz«- F 16 zu einem früheren Zeitpunkt erfasst waren und später in der Kartei wieder gelöscht wurden und daher in der »Rosenholz«-F 16 nicht verzeichnet sind. Bislang ist jedoch lediglich ein Teil der bekannten Angaben vermerkt. Die HHO ist ein wichtiges Find-hilfsmittel, weil in der Behörde aufgefundene Erkenntnisse zu Registriernummern, Personennamen und Archivsignaturen in dieser Datenbank vereint sind.17

13 Erkennbar sind solche Vorgänge daran, dass ihre Archivierung in der SIRA-Teildaten-

bank 21 vermerkt, aber keine Archivsignatur angegeben ist. 14 BStU: Sechster Tätigkeitsbericht. Berlin 2003, S. 17; darin wird die Zahl der Datensätze in

der HHO-Datenbank irrtümlich mit 1 794 497 angegeben, dem Zehnfachen des damals tat-sächlich vorhandenen Datenbestandes.

15 Auskunft des Referates AR 2 der BStU v. 26.2.2007. 16 BStU. Dritter Tätigkeitsbericht. Berlin 1997, S. 59. 17 Vgl. Hecht, Jochen; Sündram, Birgit: Überlieferungslage beim Bundesbeauftragten. In:

Knabe, Hubertus (Hg.): West-Arbeit des MfS. Das Zusammenspiel von »Aufklärung« und »Abwehr«. Berlin 1999, S. 38–55.

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2.3 Abteilungen XV

In den Abteilungen XV, den Bezirksstellen der HV A, sind in den Außenstellen Ber-lin, Gera, Neubrandenburg und Magdeburg nennenswerte Mengen an Unterlagen, in Leipzig und Frankfurt/O. größere Bestände nachgewiesen.18 Insbesondere die in Leip-zig überlieferten Akten dürften geeignet sein, die entsprechenden Archivsignaturen systematisch mit »Rosenholz« abzugleichen. Aus dem Bestand der Abteilung XV der Bezirksverwaltung Dresden ist verfilmtes Aktenmaterial überliefert. Die Filme enthal-ten Auskunftsberichte und vergleichbare Dokumente zum zuletzt aktiven IM-Netz der Abteilung XV der Bezirksverwaltung Dresden, darunter auch zu in der Bundesrepu-blik geführten Vorgängen. Mit diesem Material stand ein Mittel zur Verfügung, die Angaben in »Rosenholz« an konkreten Akten zu prüfen.

Soweit möglich, wurden Unterlagen der HV A in den Außenstellen gesichtet. Die Forschungsgruppe »Rosenholz« der Stasi-Unterlagen-Behörde stellte bis Februar 2005 eine Übersicht über diese Unterlagen zusammen. Eine systematische Auswertung wurde noch nicht vorgenommen. In der Außenstelle Frankfurt/O. finden sich bei-spielsweise einige Unterlagen zur IM-Statistik19 und Informationsbegleitlisten20, in Potsdam auch zur IM-Statistik.21 Insgesamt liegen inzwischen 6 223 Akteneinheiten vor (die Erschließung ist fast abgeschlossen), von denen ein knappes Drittel von der Forschungsgruppe durchgesehen wurde.

18 Hecht/Sündram: Überlieferungslage (Anm. 17), S. 54. 19 BStU, MfS, BV Frankfurt/O., Abt. XV Nr. 104, Abt. XV Nr. 158, Abt. XV Nr. 159, Abt.

XV Nr. 509, Abt. XV Nr. 707, Abt. XV Nr. 160 u. Abt. XV Nr. 782. 20 BStU, MfS, BV Frankfurt/O., Abt. XV Nr. 212. 21 BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV Nr. 23.

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Tabelle 2/1: Akteneinheiten in den Außenstellen der Stasi-Unterlagen-Behörde zu den Abteilungen XV der Bezirksverwaltungen (Stand Januar 2007)

Berlin 438 Leipzig 3 162

Chemnitz 0 Magdeburg 226

Cottbus 825 Neubrandenburg 314

Dresden 12 Potsdam 25

Erfurt 23 Rostock 11

Frankfurt/O. 62 Schwerin 2

Gera 1 090 Suhl 0

Halle 33

2.4 SIRA

Die von Mitarbeitern des Archivs Ende 1998 entschlüsselten Datensätze des »Systems der Informationsrecherche« der HV A (SIRA) mit ihren fünf Teildatenbanken 11, 12, 13, 14 und 21 stellen eine wichtige Überlieferung dar und schließen eine wichtige Lücke für die Forschung.22 Sie decken - unterschiedlich vollständig - im Wesentlichen den Zeitraum von 1969 bis 1989 ab, die Teildatenbank 21 reicht noch weiter zurück.

Die Teildatenbank 11 enthält die von der Abteilung V der HV A für den Sektor Wissenschaft und Technik ausgewerteten Eingangsinformationen (SE). Sie enthält »Informationen über wissenschaftlich-technische und militärische Forschungsergeb-nisse, verfahrenstechnische und technologische Erkenntnisse aus Objekten des Opera-tionsgebietes sowie die in diesem Zusammenhang beschafften Muster«.23 Rund 204 000 Informationseingänge liegen vor.

In der Teildatenbank 12 sind rund 163 000 Informationen zu außenpolitischen, innen-politischen, wirtschaftspolitischen, militärpolitischen und militärischen Sachverhalten nachgewiesen, die bei der HV A eingingen. Sie umfasst die Jahre zwischen 1969 und

22 Zur SIRA grundsätzlich Konopatzky, Stephan: Möglichkeiten und Grenzen der SIRA-

Datenbank. In: Herbstritt, Georg; Müller-Enbergs, Helmut (Hg.): Das Gesicht dem Westen zu. DDR-Spionage gegen die Bundesrepublik Deutschland. Bremen 2003, S. 112–132.

23 Dienstanweisung 1/88 der HV A. Über die Aufbereitung und Übergabe von operativ beschafften Informationen durch die operativen Diensteinheiten der HV A und die Abtei-lungen XV/BV an die informationsauswertenden Diensteinheiten der Hauptverwaltung A und deren Auswertung; BStU, MfS, BV Frankfurt/O., BdL Nr. 2386.

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1987 vollständig, mitunter auch Informationen ab 1955. Für die Jahre 1988 und 1989 sind die Daten nur teilweise überliefert. Darüber hinaus liegen Daten zu etwa 23 000 Ausgangsinformationen vor. Die HV A bediente einen wechselnden Verteiler mit Einzelinformationen (EI), der wirtschaftspolitischen Übersicht (WPÜ), der militärpoli-tischen Übersicht (MPÜ), der außenpolitischen Übersicht (APÜ) und operativen Ein-zelinformationen (OEI).

Die von der Abteilung VI der HV A geführte Teildatenbank 13 enthält rund 38 000 Informationseingänge zu den »Regimeverhältnissen im Operationsgebiet« der Jahre von 1972 bis 1989, von denen 30 769 eine Registriernummer aufweisen. Die Daten-sätze für 1988/89 sind offenkundig unvollständig.

Die Teildatenbank 14 der Abteilung IX/C der HV A zu Erkenntnissen über gegne-rische Nachrichtendienste umfasst rund 46 000 Eingangs- und 45 Ausgangsinformati-onen aus dem Zeitraum 1980 bis 1989. Über Personen gegnerischer Nachrichten-dienste bzw. solche, die von der HV A diesen Nachrichtendiensten zugeordnet wur-den, sind in der Teildatenbank 14 rund 77 000 Datensätze gespeichert. Einen Teil der zugehörigen Karteien und andere Unterlagen hat die HV A im Juni 1990 dem Staatli-chen Komitee zur Auflösung des ehemaligen MfS/Amtes für Nationale Sicherheit übergeben, sie befinden sich heute im Archiv der Zentralstelle der Stasi-Unterlagen-Behörde. Damit und den anderen Überlieferungen ist es bei der Abteilung IX als einziger Abteilung der HV A möglich, die Kenntnislage und die Herkunft dieses Wis-sens auf Mikroebene zu rekonstruieren. Damit wären die nachrichtendienstlichen Aktivitäten westlicher Dienste in der Bundesrepublik wie in der DDR zumindest teilweise darstellbar, doch schließt das Stasi-Unterlagengesetz diese Möglichkeit aus.

In der SIRA-Teildatenbank 21, der zentralen Registratur für Personen und Vorgänge beim Stab der HV A, die als erste Teildatenbank der »Zentralen Objekt- und Perso-nendatenbank« der HV A (ZOPA) eingeordnet worden ist, sind die Vorgangsdaten der Formblätter 22 der HV A ab Juni 1960 bis 24. Mai 1989 im Umfang von 63 188 Vor-gangsinformationen enthalten.24 Es handelt sich faktisch um die elektronische Version der Rosenholz-F 22-Karteikarten. Die Teildatenbank 21 bildet das wichtigste Kon-trollinstrument der F 22-Faksimile in »Rosenholz«.

24 Im Juni 1960 erfolgte eine Umstellung der Karteikarten F 22, wobei nur jene neu ver-

zeichnet wurden, deren Vorgänge noch aktiv, d. h. offen waren. Solche Vorgänge sind auch in SIRA mit ihrem ursprünglichen Erstellungsdatum verzeichnet, wobei das älteste Datum mit 11.5.1950 angegeben wird, einem Zeitpunkt, zu dem die HV A bzw. ihre Vor-läufer noch nicht aktiv waren.

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Tabelle 2/2: Vorgänge in der SIRA-Teildatenbank 21 (Stand: 2001)

Vorgangsart Bedeutung Anzahl

GMS Gesellschaftlicher Mitarbeiter für Sicherheit 1 658

IMA IM-Vorgang mit Arbeitsakte 34 532

IMB IM-Vorgang mit kombinierter Personal- und Arbeitsakte 10 830

IMV IM-Vorlauf 268

KOD Konspirative Objekt-Akte (DDR) 1 205

KOW Konspirative Objekt-Akte (Operationsgebiet) 13

KPA Kontaktperson-Akte 100

OPK Operative Personenkontroll-Akte 8 956

OTV Operativ-Technischer Vorgang 2

OVO Objektvorgang 1 501

PNA Personen-Nebenakte 2 164

REA Residentur-Akte 79

REN Residentur-Nebenakte 20

SVG Sicherungsvorgang 1 233

ONE Unspezifiziert 484

2.5 Interviews

Als sich die in der Behörde vorhandene Aktenlage zur HV A hinsichtlich der Kartei-führung als unbefriedigend abzeichnete, erwiesen sich die Hinweise ehemaliger, bei der Behörde angestellter Mitarbeiter des MfS als sehr hilfreich. Doch beschränkte sich deren Erfahrungsschatz auf die Karteiführung bei der Abteilung XII des MfS, die jedoch in einigen besonders wichtigen Fragen von der des Referats R der HV A abwich. Folglich wuchs das Interesse an Erkenntnissen anderer Behörden und deren Wissen um die Karteiführung der HV A. Die entsprechenden Unterlagen der Jahre 1993 bis

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1995, punktuell bis in die jüngere Zeit, lassen auf eine intensive Auseinandersetzung und auch auf Klärungsbedarf schließen. Diese Informationen sind jedoch letztlich kritisch zu bewerten, teils, weil manche Angaben offenkundig unzutreffend sind, wie etwa die Bewertung der IM-Statistik als der »Mobilisierungskartei«25 der HV A, teils, weil sie naturgemäß als Belegquelle nicht angeführt werden können.

Insoweit lag der Gedanke, selbst Interviews mit ehemaligen Mitarbeitern des Refe-rats R der HV A, die für die Karteien zuständig waren, sowie des Stabes, denen die IM-Statistik oblag, zu führen, auf der Hand. Mithilfe überlieferter Korrespondenzen wie auch der Kaderkarteikarten wurden insgesamt 43 Mitarbeiter des Referates R bzw. 34 des Stabes ermittelt. Betrüblicherweise enthalten die Kaderkarteikarten keine kon-kreteren Angaben zu diesem Referat, nur zur Stabszugehörigkeit und in den meisten Fällen liegen auch die Kaderakten nicht vor, sodass der interessierende Personenkreis nicht näher eingegrenzt werden konnte. Erfahrungen mit Interviews konnten seit 1993 gesammelt werden. Nicht wenige Angehörige auch der HV A waren bereit, Fachfra-gen – grundsätzlich keine Personenfragen – mit uns zu diskutieren. Die so gewonne-nen Erkenntnisse flossen in Behördenpublikationen ein.

25 Dergleichen wird die HV A geführt haben, doch überliefert ist sie nicht. Gemäß einer

»Realisierungskonzeption der HV A« v. 20.12.1988 war mit Beginn einer Spannungssitua-tion das »vorbereitete Mob-IM-Netz … in höchstem Maße« zu aktivieren und die Informa-tionsbeschaffung auf Hauptfragen zu konzentrieren wie militärische Ziele, Methoden der Kampfführung, Bündnisse, Nachkriegspläne des Gegners usw. Grundlage für Meldungen war der Befehl 1/85, nachdem »im Fall der Befreiung von Territorien der BRD … vorbe-reitete Operativgruppen« der HV A zum Einsatz gelangen sollten, um Personen, Doku-mente und Gegenstände zu sichern. Im Abschnitt »Stand der Mobilisierungsarbeit« ist aber-mals vom »Mob-IM-Netz« der HV A im »Operationsgebiet« die Rede wie auch von einem »Zusammenschluss ausgewählter IM im OG zu Mob-Residenturen und der Einsatz der notwendigen Anzahl IM/DDR«. Im Bereich C der Abteilung VII der HV A war zur früh-zeitigen Erkennung von Vorbereitungshandlungen des »Gegners« ein Lagezentrum einzu-richten, das Pläne für »offensive Operationen« auszuarbeiten hatte. In Vorbereitung auf einen solchen Fall sollten IM/DDR der HV A als Reservisten des MfS erfasst werden, was auf einer Direktive 1/67 basiert. Vgl. BStU, MfS, AGM Nr. 2290.

Zum Befehl 1/85 gehört die 1. Durchführungsbestimmung v. 15.12.1985; BStU, MfS, BV Gera, Abt. XV Nr. 367/7, Bl. 27–33; Dienstanweisung der HV A Nr. 3/85; ebenda, Bl. 37–40.

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3 Vorgeschichte

Am 26. Juni 2003 wurde »Rosenholz« deklassifiziert. Das teilte der Geheimdienstko-ordinator im Bundeskanzleramt, Ernst Uhrlau, der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, mit. Als Grundlage dafür wurde eine Verständigung des Bundeskanzleramtes mit den USA genannt. Tags darauf unterrichtete die Bundes-beauftragte die Öffentlichkeit, dass die in »Rosenholz« abgelichteten Karteikarten wie alle anderen Findhilfsmittel auch verwendet würden.26 Die am 7. Juli 2003 einberu-fene Pressekonferenz erregte vor allem deshalb Interesse, weil diese Karteikarten ein wichtiges Scharnier zwischen Quelle, bürgerlichem Namen und Registriernummer darstellen und damit – angesichts oft fehlender Akten – eine empfindliche Lücke schließen, wodurch ein erheblicher Erkenntnisfortschritt in Sachen DDR-Spionage zu erwarten war.

3.1 Das Anlegen der Karteikarten

Aktenordnungen und Durchführungsbestimmungen regelten bei der HV A die Aus-gabe von Akten und die Verfahrensweise bei dem Anlegen von Karteikarten. Die Regelungen selbst sind bekannt und überwiegend rekonstruierbar, von den konkreten Vorschriften ist der Titel bekannt, doch diese selbst konnten bislang nicht bzw. nur teilweise gefunden werden.27

26 Vgl. »Rosenholz«-Unterlagen künftig nutzbar. Pressemitteilung der BStU v. 27.6.2003,

auf Website der BStU (www.bstu.bund.de, unter /Pressemitteilungen-2003). 27 Es handelt sich um die Aktenordnung für IM der Aufklärung, VVS MfS 198 A 4/75. Sie

wurde abgelöst durch die Ordnung 1/84 über die operative Aktenführung im Bereich der HV A und der Abteilungen XV der Bezirksverwaltung – Aktenordnung HV A –, VVS 198 A 27/84; BStU, MfS, BV Gera, Abt. XV Nr. 367/7. Auszugsweise veröffentlicht in: Mül-ler-Enbergs, Helmut (Hg.): Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Teil 2: Anleitungen für die Arbeit mit Agenten, Kundschaftern und Spionen in der Bun-desrepublik Deutschland. Berlin 1998, S. 830–857. Die Ordnung 1/84 fasste eine Reihe von Regelungen zusammen, die zuvor in Einzelbestimmungen fixiert waren. So die 1. Durchführungsbestimmung zur Richtlinie 2/79. Aktenordnung IM Aufklärung, 1. Er-gänzung der 1. Durchführungsbestimmung zur Richtlinie 2/79, 1. Änderung der 1. Durch-führungsbestimmung zur Richtlinie 2/79, 2. Durchführungsbestimmung zur Richtlinie 2/79. Objektakten, 3. Durchführungsbestimmung zur Richtlinie 2/79. Residenturakten, 1. Durchführungsbestimmung zur Richtlinie 1/81 des Ministers. Operative Personenkon-trolle, 1. Durchführungsbestimmung zur Ordnung des Ministers. Sicherungsvorgänge, und 1. Durchführungsbestimmung zur Ordnung. Konspirative Objekte und Wohnungen. Diese Bestimmungen konnten durchgehend im Archiv der Behörde nicht ermittelt werden. Je nach Vorgangsart verfügte die HV A über spezifische Bestimmungen. Hinsichtlich konspi-

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Insoweit ist das Verfahren mit den Formblättern 16 und 22 aus überlieferten Akten und insbesondere anhand der Aktenordnung 1/84 zu erschließen.28 Aus diesen Unter-lagen ist zu ersehen, dass für das Anlegen einer Akte bei der HV A recht hohe Hürden bestanden. Unabhängig vom Charakter einer Akte – ob es sich beispielsweise um eine IM-Akte oder eine Akte zur Operativen Personenkontrolle handelte – waren aus-schließlich die dienstlichen Leiter bis hinunter zu den Referatsleitern der HV A geneh-migungsberechtigt. In den Abteilungen XV der Bezirksverwaltungen waren dazu nur die Abteilungsleiter befugt.

Vom Vorgangsführer waren den zuständigen Leitern drei verschiedene Unterlagen vorzulegen: Er hatte festzustellen, ob die zu erfassende Person bereits für eine andere Diensteinheit aktiv war. Deshalb hatte er zuvor (mit dem Formblatt 10) beim Stab der HV A, Referat R bzw. Referat 7, anzufragen, um Doppelerfassungen von Personen zu vermeiden. Diese auch »Suchzettel« genannte Anfrage durfte nicht älter als vier Wo-chen sein. Dann hatte er einen Beschluss zu formulieren, in dem er die Gründe für das Anlegen des Vorganges nannte. Dafür gab es das Formblatt 1. Schließlich hatte der Vorgangsführer zu jeder Person, die er auf diesem Vorgang verzeichnen wollte, das Formblatt 16 in zweifacher Ausfertigung auszufüllen. Diese Unterlagen waren dem Referat R zu übersenden.

Dort folgte eine Reihe von Arbeitsschritten, von denen hier nur einige vereinfacht genannt werden. Es wurde dem Formblatt 16 eine Registriernummer zugewiesen und aufgetragen, deren Ziffernfolge von der Abteilung XII des MfS zur Verfügung gestellt wurde. Ein Exemplar des Formblattes 16 wurde vom HVA-Referat R an die Abteilung XII des MfS übergeben, der Zentralkartei, in der es einen Gesamtüberblick über alle vom MfS erfassten Personen gab. Zudem wurde vom Referat R die auf dem Formblatt 16 verzeichnete Registriernummer auf ein neu anzulegendes Formblatt 22 übertragen, falls für diesen Vorgang nicht bereits ein entsprechendes Formblatt existierte. Nur dort durften der Deckname des Vorganges, der Vorgangsführer und die angelegten und ausgegebenen Akten sowie die Art der Aktenbände vermerkt werden.29 Die Form-blätter 16 und 22 wurden anschließend in verschiedenen Karteien getrennt geführt, sodass die damit befassten Mitarbeiter jeweils in Unkenntnis darüber blieben, welche Beziehung jemand zur HV A hatte oder wer sich hinter einem Vorgang verbarg.

rativer Objekte in der DDR, in denen keine Personen wohnten, gab es die Dienstanwei-sung 1/83. Die Archivierung dieser Vorgänge war in der 3. Durchführungsbestimmung der Dienstanweisung 2/81 geregelt.

28 Aktenordnung 1/84 in: Müller-Enbergs: IM 2 (Anm. 27), S. 837–848. Diese Aktenordnung sollte 1989 überarbeitet und als 2. Durchführungsbestimmung zur Richtlinie 2/79 herausge-geben werden. Entsprechende Grundsätze waren am 28.2.1989 verabschiedet worden. Vgl. Grundsätze für die Überarbeitung der Aktenordnung HV A, 28.2.1989; BStU, MfS, Abt. XII Nr. 4001, Bl. 68–102. Ein erster Entwurf lag bereits am 23.2.1989 vor. Vgl. Entwurf der Aktenordnung der HV A, 23.2.1989; ebenda, Bl. 1–38. Eine überarbeitete Fassung lag mit dem 25.5.1989 vor; vgl. ebenda, Bl. 39–67.

29 Auf der F 16 findet sich grundsätzlich die Angabe zum Vorgang anlegenden Mitarbeiter.

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en.

Schließlich wurden die Aktenbände mit dieser Registriernummer versehen und dem Vorgangsführer zugestellt.

Die zentrale Kartei des MfS zu Personen und Vorgängen führten die Abteilung XII in der Zentrale des MfS bzw. in den Bezirken die Abteilungen XII der Bezirksverwal-tungen. Das galt auch für die Hauptabteilung I des MfS, die für die Absicherung des Militärkomplexes in der DDR zuständig war. Die F 16- und F 22-Karteien der HV A wurden ebenfalls doppelt geführt, sowohl in der zentralen Kartei der Abteilung XII des MfS als auch beim Referat R der HV A. Karteikarten für Vorgänge der Abteilun-gen XV in den Bezirksverwaltungen wurden ebenfalls sowohl in der zentralen MfS-Kartei als auch in der Kartei der HV A geführt, nicht jedoch in den Karteien der Be-zirksverwaltungen. Es ist – mit einigen Abstrichen – zutreffend, wenn Markus Wolf ausführt:

»Die ständig wiederkehrenden Bestrebungen Mielkes und der Abwehr, bestehende Sonderregelungen aufzuheben und eine zentrale Erfassung der Agenturen durchzuset-zen, gegen die ich mich ebenso unermüdlich zur Wehr setzte, sorgten für dauerhafte Reibung. Da er selbst die Konspiration in jedem Befehl und jeder Rede bemühte, konnte er schlecht etwas dagegen sagen. Bis ich den Dienst verließ, war die zentrale Erfassung für die HV A ausschließlich mit vier Grunddaten zur Person möglich, sodass unsere Quellen in keinerlei Weise von zehntausenden anderen Personen, die irgend-wann in unser Blickfeld gerieten, zu unterscheiden waren oder sind.«30 Im Unter-schied zu den Abwehrdiensteinheiten des MfS verzeichnete die HV A auf ihren F 22 nicht die IM-Kategorie, die Auskunft gibt, ob und als welcher Typ von IM jemand verzeichnet wurde, sondern vielmehr lediglich die Vorgangsart, die allein darüber Auskunft gibt, welche Akten für den Vorgang ausgegeben wurd

3.2 Das Löschen von Karteikarten

Am 14. Dezember 1989 fasste die Regierung Modrow den Beschluss, zwei voneinan-der unabhängig arbeitende Geheimdienste der DDR aufzubauen: einen Auslandsnach-richtendienst und einen Verfassungsschutz.31 Im Zuge der Umstrukturierung des Staatssicherheitsdienstes sollten in einer mehrwöchigen Aktion die Karteikarten F 16 und F 22 der Abwehr- und Aufklärungsdiensteinheiten getrennt werden. Alle Kartei-karten F 16 und F 22 in der zentralen Abteilung XII waren nach HVA-Bezügen durch-zusehen. Obwohl in der Geschichte der HV A durchgehend Löschungen kleineren Umfangs durchgeführt worden waren, hatte es eine Löschung von Karteikarten in dieser Dimension beim MfS bis dahin nicht gegeben.

30 Wolf: Spionagechef (Anm. 2), S. 145. 31 Süß, Walter: Staatssicherheit am Ende. Warum es den Mächtigen nicht gelang, 1989 eine

Revolution zu verhindern. Berlin 1999, S. 669.

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Eine Arbeitsgruppe unter dem Leiter des Referats 7 der HV A brachte Karteikarten buchstabengruppenweise zur zentralen Kartei, um die entsprechenden Gegenstücke aus der MfS-Kartei herauszuziehen. F 16-Karteikarten ausschließlich mit HVA-Bezug wurden entfernt.32 Stieß man auf Karteikarten, die sowohl einen MfS- als auch einen HVA-Bezug enthielten, wurden auch sie entfernt, aber es wurde handschriftlich eine neue F 16 ausgeschrieben. Auf ihr wurden die Angaben der Abwehrdiensteinheiten eingetragen. Mit diesen Karteikarten war es der Behörde Jahre später möglich, die Existenz eines HVA-Bezuges zu ermitteln, allerdings ohne Aussagen über dessen Qualität treffen zu können.

Darüber hinaus verzichtete die HV A in bestimmten Fällen auf das Herausziehen von Karteikarten. Das war oft dann der Fall, wenn Unterlagen von ihr bei der Abtei-lung XII des MfS als »nicht gesperrtes Material« archiviert worden waren oder wenn es sich um den Sicherungsvorgang der HV A mit der Registriernummer XV 370/76 handelte, in dem mehrere tausend Personen verzeichnet waren. Dieser Vorgang war angesichts der vielfachen Änderungen durch Löschungen, Neuerfassungen und verän-derte Personengrunddaten kaum mehr überschaubar. Ebenso sind Teile der Kartei F 17 der HV A, auf der die »Feindobjekte« verzeichnet sind, erhalten. Schließlich verblie-ben mitunter Karteikarten mit Bezügen zur HV A, weil die mit dem Herausziehen der Karteikarten befassten Mitarbeiter mit dem phonetischen Alphabet nicht vertraut waren, und so die entsprechende HVA-Erfassung nicht fanden. Häufig blieben auch Hinweiskarten der HV A erhalten, die auf die abgelegte F 16 unter einem anderen Namen zum Beispiel nach Heirat, Doppelnamen o. ä. verweisen.

Ein ähnliches Verfahren wurde bei der F 22-Kartei angewandt, wobei EDV-Listen zur Orientierung dienten. Die entfernten Karten wurden in einem Nachbarraum geschreddert, wird berichtet, während die Findmittel der HV A wieder mitgenommen wurden. Diese Aktion wurde während der Erstürmung der Zentrale des MfS am 15. Januar 1990 kurzzeitig unterbrochen, dann aber fortgesetzt – allerdings unter Aufsicht der vom Zentralen Runden Tisch gebildeten Arbeitsgruppe Sicherheit, die das Ziehen der Karten beaufsichtigte. Die Umschreibeaktion lief wohl bis Februar, vermutlich jedoch bis zum 9. April 1990.33 An diesem Tag sollten bei der HV A noch »Rest-Karten« sortiert werden, heißt es in einem Protokoll des Bürgerkomitees. Kurz vor Abschluss der Arbeiten – nun ging es schon längst nicht mehr darum, einen eigen-ständigen Nachrichtendienst aufzubauen und sich organisatorisch vom übrigen

32 Gemäß einer Festlegung der MfS-Abteilung XII/6 v. 15.12.1989 waren die Original-F 16

der HV A aus dem Speicher der Abteilung XII zu ziehen. Die Archivablagen der HV A wie AP, AKK und AOPK waren nicht aus dem Archiv zu entfernen. Insoweit auf der Ori-ginal-F 16 der HV A mehrere Erfassungen vorhanden waren, war eine neue F 16 auszu-schreiben. Vgl. Festlegungen zum Ziehen der F 16 v. 15.12.1989; BStU, MfS, Abt. XII Nr. 6265, Bl. 56 f.

33 Vgl. Protokoll AG-Leiter v. 9.4.1990; BStU, Staatliche Überlieferung zum MfS/AfNS in Auflösung, Nr. 15, Blatt 54 f.

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hten.

MfS/AfNS zu trennen, sondern um die Auflösung der HV A34 – erinnerte man sich der mikroverfilmten F 16 und F 22 des MfS. Blieben sie erhalten, hätte das die gesam-te Umschreibeaktion ad absurdum geführt. Weitergehende Maßnahmen waren erfor-derlich. Deshalb wurde am 28. März 1990 in einer Weisung der Regierungsbeauftrag-ten, die auch das Bürgerkomitee paraphierte, dringlich darum gebeten, auch diese Filme des MfS zu vernic

3.3 Mikrofilme

In der Abteilung XII des MfS wurde die erste Verfilmung der F 16-Kartei etwa 1973 vorgenommen. In späteren Jahren wurde, wie sich ehemalige MfS-Mitarbeiter erin-nern, dieser Vorgang mindestens dreimal wiederholt. Das technische Verfahren änderte sich: Statt Rollfilmen wurden Jacketts angelegt, worauf die einzelne Karteikarte nur drei mal vier Millimeter groß war. Die zweite Vollverfilmung fand etwa 1974, die dritte Anfang der 1980er Jahre und die letzte ab Januar 1988 statt. Aus ökonomischen Gründen ging der zuständige Änderungsdienst in der Abteilung XII dazu über, je nach Anfall neue oder korrigierte Karteikarten wochen- oder tageweise zu verfilmen. Die Arbeit mit diesen Verfilmungen, die im Arbeitsalltag genutzt wurden, war in umfäng-lichen dienstlichen Bestimmungen wie der Dienstanweisung 2/81 mit ihren Durchfüh-rungsbestimmungen geregelt.35 Diese vier von der Abteilung Xll des MfS erstellten Fassungen der F 16 blieben bis zur Auflösung des MfS erhalten. Ähnlich wie bei der F 16 wird die Verfilmung der F 22 erfolgt sein und ebenso hat man im Stab der HV A die F 16 und F 22 verfilmt.36

Die »Rosenholz«-Unterlagen in der Behörde bestehen zum überwiegenden Teil aus rückvergrößerten Mikroverfilmungen von Karteikarten der Formblätter 16 und 22. In der HV A war vermutlich das Referat R für die Verfilmungen zuständig.37 Ein entsprechender Nachweis fehlt, es gibt jedoch Hinweise. Am 24. Juni 1988 hat der Leiter der Abteilung XII, Oberst Heinz Roth, eine Archivordnung erlassen. In den

34 Die HV A durfte sich nach einem Beschluss der »Arbeitsgruppe Sicherheit« des Zentralen

Runden Tischs v. 23.2.1990 in eigener Regie auflösen; vgl. Süß, Walter: Staatssicherheit am Ende. 1999, S. 739.

35 »Dienstanweisung Nr. 2/81 zur einheitlichen Gestaltung der Erfassung und Überprüfung von Personen und Objekten, der Registrierung von Vorgängen und Akten sowie der Archi-vierung politisch-operativen Schriftgutes in den Abteilungen XII« v. 1.7.1981; BStU, MfS, BdL/Dok 4210, dokumentiert (mit Angabe der Fundstellen zu den Durchführungsbe-stimmungen) in Engelmann, Roger; Joestel, Frank (Bearbeiter): Grundsatzdokumente des MfS. MfS-Handbuch, Teil V/5, Berlin 2004, S. 384–396.

36 Mitteilungen der Mitarbeiter der Stasi-Unterlagen-Behörde, Robert Tippel, Reinhard Kittelmann und Hans-Jürgen Tetzel, November 2003.

37 Müller-Enbergs, Helmut: Das MfS steht völlig entblößt da. Kleine Geschichte zu »Rosen-holz«. In: Gerbergasse 18, 8(2003)30, S. 13 f.

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dazugehörigen »arbeitsorganisatorischen Festlegungen« befasste sich der VI. Abschnitt mit der Mikroverfilmung von Archivmaterial.38 Darin wurde zwischen Sicherungs-, Ersatz- und Auskunftsfilmen unterschieden. Zwischen diesen drei Filmarten bestand kein bzw. kein nennenswerter technischer Unterschied. Die Unterscheidung verwies nur auf den Zweck der Verfilmung. Im selben VI. Abschnitt wurde auf Besonderheiten der verschiedenen Aktenkategorien eingegangen, die für eine Verfilmung infrage kamen. Dabei fanden ausschließlich Akten Erwähnung, aber keine Karteikarten. In der Dienstanweisung 2/81 wies Erich Mielke die Abteilungen XII an, »politisch-operatives Schriftgut auf Mikrofilm zu speichern.« Wie schon die Archivordnung behandelte auch diese Dienstanweisung ausschließlich Akten, aber keine Karteikarten. Weshalb in diesen grundlegenden MfS-Dokumenten die Verfilmung von Karteikarten nicht geregelt worden ist, muss offen bleiben.39 Dagegen behandelte das um 1984 erstellte Wörterbuch der MfS-Abteilung XII beide Unterlagenformen und deren Verfilmung. Dort wurde unter dem Stichwort »Ersatzverfilmung« erläutert, dass es sich hierbei um eine Form der Aktenverfilmung handelte. Parallel dazu gab es diesem Wörterbuch zufolge auch den »Bestandsfilm«, auf dem Karteikarten mikroverfilmt waren.40

In einem »Bericht über den Stand der Einsatz- und Mobilmachungsbereitschaft 1988« der HV A vom 5. Dezember 1988 ist ausdrücklich von Sicherheitsverfilmungen der Karteikarten F 16 und F 22 durch den Stab der HV A die Rede.41 Die Verfilmung hatte auf 16 mm-Mikrodünnfilmen zu erfolgen. Die Verfilmung der F 16 und F 22 werde laufend durchgeführt und die Rollfilme in Containern aufbewahrt, damit sie auf Weisung des Leiters der HV A ausgelagert werden könnten. Hierzu stünden 160 wasserdichte Stahlkassetten zur Verfügung, die Anschaffung weiterer 30 sei für 1989 geplant. Dokumente, die diesen Ansprüchen nicht genügten, seien vernichtet worden. Zugleich sei mit dem Austausch von Dokumenten begonnen worden, die auf schnell vernichtbarem, wasserlöslichem Spezialpapier Hydrosol gefertigt seien.42 Die

38 Abt. XII: Festlegungen zur einheitlichen Durchführung der Aufgaben der Archivarbeit in

der Abteilung XII des MfS und den Abteilungen XII der Bezirksverwaltungen/Haupt-abteilung I – Archivordnung XII – v. 24.6.1988; BStU, MfS, BdL/Dok Nr. 3487; Archiv-ordnung v. 2.7.1966; BStU, MfS, BdL/Dok Nr. 5817.

39 Der Leiter des Referats R der HV A teilte der MfS-Abteilung XII mit Schreiben v. 2.9.1984 lediglich mit, dass alle archivierten Materialien der HV A gemäß Ordnung 1/84 der HV A über die Mikroverfilmung zu verfilmen sind, wobei die Originale anschließend zu vernichten seien. Dazu ist es jedoch mit Blick auf die verbliebenen Unterlagen so nicht gekommen. Vgl. BStU, MfS, Abt. XII Nr. 6466, Bl. 2.

40 Wörterbuch XII. Zusammenstellung von spezifischen Begriffen zu den Hauptarbeitspro-zessen in der Arbeit der Abteilung XII und deren Erläuterung, S. 41 u. 63; BStU, MfS, Abt. XII Nr. 2486.

41 BStU, MfS, AGM Nr. 2290, Bl. 19. 42 HV A: Bericht über den Stand der Einsatz- und Mobilmachungsbereitschaft 1988 v.

5.12.1988; BStU, MfS, AGM Nr. 2290, Bl. 6 f.

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Mikroverfilmung von Archiv- und Karteibeständen war auch Gegenstand der Jahres-arbeitspläne der Abteilung XII, wurden für diesen Bericht aber nicht eingesehen.43

Nach Aussagen eines früheren Mitarbeiters der Abteilung XII des MfS im Dezember 2003 hatten die Leiter der einzelnen MfS-Diensteinheiten einen gewissen Entscheidungsspielraum bei der Auswahl der Unterlagen, die verfilmt werden sollten. Allgemein verbindliche technische Standards bei der Verfilmungstechnik habe es in der Praxis nicht gegeben. Wo die Möglichkeit bestand, habe man auf westliche Verfilmungstechnik zurückgegriffen. Für die Karteikartenverfilmungen sei es üblich gewesen, 16 mm-Rollfilme zu verwenden. Für die Komplettverfilmung der zentralen F 16-Kartei mit ihren zuletzt rund 5,4 Millionen Karteikarten habe man etwa eineinhalb Jahre benötigt. Die Verfilmungen mussten anhand der Originalkarteikarten überprüft werden, um mangelhafte Bildqualität, Lücken usw. feststellen und korrigieren zu können. Qualitätssicherung hatte also zu erfolgen.

Im bereits erwähnten Wörterbuch der Abteilung XII findet sich eine Erläuterung für den Begriff »Löschkartei«.44 Nicht mehr benötigte Karteikarten der Form F 16 wurden aussortiert und bildeten eine »Löschkartei«; die darauf enthaltenen Namen und Informationen wurden so aus der F 16-Kartei gelöscht. Vor der physischen Vernichtung dieser Karteikarten fertigte die zuständige Abteilung XII eine Mikroverfilmung an. Den Film nannte man »Löschfilm«. So blieben die Informationen auf den aussortierten Karteikarten erhalten. Häufig befanden sich in den Löschkarteien Personenerfassungen aus Sicherungs- oder Objektvorgängen. Insgesamt entsprach dieses Verfahren dem, das bei der Aktenverfilmung unter der Bezeichnung »Ersatzverfilmung« lief.

Im Archiv der Stasi-Unterlagen-Behörde sind zahlreiche verfilmte Unterlagen auf Mikrofilm erhalten geblieben. Darunter befinden sich drei Filmrollen mit Löschfilmen der HV A. Sie wurden vom Bundeskriminalamt mit Schreiben vom 16. April 1993 an die Behörde herausgegeben (Akzession Nr. 14/93). Dem dazu gehörenden Vermerk des Bundeskriminalamtes zufolge wurden die drei Filmrollen nach der deutschen Einheit in den Räumlichkeiten der HV A in der Roedernstraße gefunden. Zwei der Filmrollen sind identisch und bestehen aus verfilmten Karteikarten, die in alphabetischer Reihenfolge von »Ne« bis »St« reichen. Es sind je Film 5 625 mikroverfilmte Karteikarten F 16. Die Karteikarten sind so angeordnet, dass nur die untere Hälfte des Filmstreifens belegt ist. Bei gleicher Abbildungsgröße hätte also die doppelte Menge Karteikarten auf einen Film gepasst. Die Filmspulen sind mit den 5 625 mikroverfilmten Karteikarten F 16 annähernd voll. Eine Filmdose aus Metall mit einem 16 mm-Rollfilm hat einen Durchmesser von ca. 19 cm und eine Höhe von ca. 2 cm. Diese Filmdosen sind in gelben Plastikdosen verpackt, auf denen das Verfilmdatum, der 18. August 1987, vermerkt ist. Die dritte Filmrolle enthält in

43 Abt. XII: Jahresarbeitspläne der Abteilung XII/1, XII/2 u. XII/4 für 1988; BStU, MfS,

Abt. XII Nr. 2467. 44 Vgl. Wörterbuch XII (Anm. 40).

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alphabetischer Reihenfolge mikroverfilmte F 16-Karteikarten von »St« bis »Zw«, insgesamt 1 819 Kopien. Allen drei Filmrollen ist gemein, dass Filmvorspann und Filmende abgetrennt und nicht mehr vorhanden sind, sodass keine weiteren Rückschlüsse auf die Mikroverfilmung möglich sind. Anders verhält es sich beispielsweise bei der Komplettverfilmung der F 16- und F 22-Kartei der Bezirksverwaltung Cottbus, die sich im Bestand der Behörde im »Sicherungsfonds« im Archiv der Zentralstelle befindet. Diese Filme enthalten im Gegensatz zu den drei HVA-Löschfilmen noch Filmvorspann und Filmende;45 insgesamt sind 53 Filme F 16 der BV Cottbus im Archiv vorhanden. Die Bildqualität der mikroverfilmten Karteikarten ist gut, deutlich besser als die der »Rosenholz«-Unterlagen. Ein stichprobenartiger Vergleich der HVA-Löschfilme mit den F 16-Karteien von »Rosenholz II«46 zeigt, dass nur in Ausnahmefällen ein Name in beiden Karteien vorhanden ist. Das trifft beispielsweise auf den am 4. Februar 1955 geborenen Uwe N. zu, zu dem im Löschfilm eine Karteikarte unter der Reg.-Nr. XV/5676/86 existiert, in »Rosenholz« unter der Reg.-Nr. XV/953/82. Beide Registriernummern gehören zu Sicherungsvorgängen.

Legt man die Daten der HVA-Löschfilme zugrunde, so hätten die ursprünglich avisierten rund 350 000 mikroverfilmten Karteikarten auf 63 Filmrollen Platz gefunden. Das ist eine überschaubare Menge. Wenn man das Arbeitstempo bei der Verfilmung der zentralen F 16-Kartei auf die Menge der Karteikarten von »Rosenholz« überträgt, so wären für diese rund 350 000 Karteikarten ungefähr sechs Wochen Zeit zu veranschlagen.

Bemerkenswert ist die gute Bildqualität der Löschfilme. Eine vergleichbare Bildqualität weist die Komplettverfilmung der F 16- und der F 22-Kartei der Bezirksverwaltung Cottbus auf. Die Qualitätsstandards, die gefordert wurden, sind offenbar eingehalten worden. Man kann davon ausgehen, dass diese Standards von der HV A bei den F 16- und F 22-Karteikartenverfilmungen ebenfalls eingehalten wurden. Das aber würde bedeuten, dass die Bildqualität der ursprünglichen Mikroverfilmung deutlich besser war, als es die der »Rosenholz«-Karteien bei der Behörde heute ist. Deshalb stellt sich die Frage, an welcher Stelle, zu welchem Zeitpunkt und aus welchem Anlass die Bildqualität schlechter geworden ist. Möglich, dass die CIA eine – nach Auflösung der HV A angefertigte – Kopie der Mikrofilme erlangte. In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass die »Rosenholz«-Statistikbogen47 der Behörde in einer ebenso schlechten Qualität vorliegen wie die verfilmten Karteikarten. Auch wenn es sich bei den »Rosenholz«-Statistikbogen um Computerausdrucke handelt, so wurden auch diese Computerausdrucke zu einem nicht näher

45 C 3/86 u. C 40/86. 46 Zur Unterscheidung zwischen »Rosenholz I« u. »Rosenholz II« s. u. 47 Die »Statistikbogen« sind Computerausdrucke von Dateisätzen, in denen die HV A (zu

statistischen Zwecken) einige Details (ohne Namensnennung) zu ihren 1988 aktiven IM und Kontaktpersonen festgehalten hat. Die Registriernummern der Statistikbogen korres-pondieren mit denen der F 16/F 22-Karteikarten.

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bestimmbaren Zeitpunkt verfilmt – das kann durchaus nach dem offiziellen Ende des MfS gewesen sein.

Ein wichtiges Dokument im Zusammenhang mit den mikroverfilmten Unterlagen ist eine Festlegung des Leiters der »Arbeitsgruppe des Leiters« (AG L) in der MfS-Bezirksverwaltung Frankfurt/O., Oberstleutnant Grumbd, aus dem Jahre 1987. Grumbd regelte in diesem Papier, auf welche Weise operative Dokumente konserviert und gesichert werden sollten.48 Dabei bezog er sich auf den zentralen »Kenn-ziffernplan für die Vorbereitungsarbeit auf den Verteidigungszustand in den Organen des Ministeriums für Staatssicherheit«, und zwar auf die Kennziffer 4.16., die den »Plan der Maßnahmen zur Sicherung operativer Dokumente, Materialien und anderer wichtiger Unterlagen« betraf.49 Seine Festlegungen nahmen zum Teil vorweg, was Erich Mielke rund ein halbes Jahr später in einem Referat zur Mobilmachung ansprach: die periodische Konservierung der Auskunftsberichte aller IM/GMS (Form F 217a).50 Bemerkenswert an Grumbds Festlegungen sind mehrere Aspekte: Die bei ihm als »Maßnahme ›Konservierung‹« bezeichnete Aktion beinhaltete die Verfilmung von Unterlagen mittels Mikroaufnahmefilm MA 8-16 mm und deren Verpackung in Sicherheitsbehältern »Krebs II«. Im oben erwähnten Vermerk des BKA ist davon die Rede, dass auch die Löschfilme der HV A in solchen »Krebsen« gefunden wurden. Bemerkenswert ist zudem die Regelung, dass »nur die Auskunftsberichte der IM/GMS bzw. bei GMS – soweit keine Auskunftsberichte vorliegen –, auch der Vorschlag zur Gewinnung« von dieser »Maßnahme ›Konservierung‹« erfasst wurden. Die Sicherheitsverfilmung hatte alle fünf Jahre vollständig neu zu erfolgen. Daneben waren mindestens einmal jährlich »Ergänzungsverfilmungen« vorzunehmen, in denen Veränderungen des IM/GMS-Bestandes festgehalten wurden. Dieses Vorgehen deckt sich mit Aussagen früherer Mitarbeiter des MfS über einen Fünfjahres-Turnus für Komplettverfilmungen. Grumbd ordnete im Übrigen an, dass nach der kompletten Neuverfilmung die alten Filme vernichtet werden sollen. Die »Maßnahme ›Konser-vierung‹« wurde innerhalb des MfS unter strengster Geheimhaltung durchgeführt: »Den Diensteinheiten ist nicht zur Kenntnis zu geben, dass es sich um eine Sicherheitsverfilmung handelt. Ihnen gegenüber ist mit einer periodischen Auswer-tung der Auskunftsberichte zum Vergleich mit der IM-VAK [IM-Vorauswahlkartei]

48 MfS-Bezirksverwaltung Frankfurt/O., Arbeitsgruppe des Leiters: Festlegung zur Regelung

der Verfahrensweise der Konservierung zur Sicherung operativer Dokumente im Verteidi-gungszustand entsprechend der vorliegenden instruktiv-methodischen Hinweise der Arbeits-gruppe des Ministers v. 8.8.1985, GVS MfS 0005-161/85 unter Beachtung bestehender Weisungen für den Bereich der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Frankfurt/O. v. 1.8.1987; BStU, MfS, BV Frankfurt/O., BdL Nr. 897.

49 MfS-Arbeitsgruppe des Ministers: Kennziffernplan für die Vorbereitungsarbeit auf den Verteidigungszustand in den Organen des Ministeriums für Staatssicherheit v. 20.12.1984, S. 12; BStU, MfS, AGM Nr. 1816.

50 Referat des Ministers Mielke auf der Dienstbesprechung zur Mobilmachungsarbeit im MfS am 26.2.1988 (Manuskript); BStU, MfS, BdL/Dok Nr. 5352, Bl. 68.

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zu argumentieren.«51 Die hier zitierten Festlegungen lassen zugleich den Schluss zu, dass es sich bei den Statistikbogen nicht um die Mobilisierungskartei (»Mob-Kartei«) handelt, wie gelegentlich angenommen wurde.

Nach Angaben des »Spiegel« befanden sich die Sicherheitsverfilmungen des MfS im November 1989 in Stahlbehältern, in einem Stahlgestell eingelassen, im Keller des HVA-Gebäudes in der Normannenstraße.52 In der Zeit vom 6. bis zum 8. April 1990 wurden die Sicherheitsverfilmungen der Karteien des MfS vernichtet. Nähere Auskunft darüber gibt das dabei angefertigte Vernichtungsprotokoll. Im Einzelnen wurde die Bestandsverfilmung 1986 der F 16 sowie die zwischen 22. Januar 1986 und 6. Dezember 1989 verfilmte F 16 zerhäckselt, weiter die bis 1960 geführte mikroverfilmte F 22, die von 1960 bis 1985 geführte F 22 (Arbeitskartei) und die in den Folgejahren bis 1988 ergänzte F 22; schließlich noch die Auskunftskarteien F 22 und F 22a bis 1985 und deren Neuzugänge bis 1988.53 Nachdem diese Materialien in acht Häckslern zerstört waren, wurden die Plastikstücke am 11. April 1990 in den Räumen des Dienstobjektes Biesenthal der HA III des MfS (Funkaufklä-rung/Funkabwehr) verbrannt.54 Die Vernichtung früherer, vom MfS erstellter Mikrofilme ist in dem Protokoll nicht verzeichnet. Damit bleibt offen, wo die drei ersten Mikroverfilmungen des MfS verblieben sind. Hinsichtlich der verfilmten HVA-Karteien, auf die im Vernichtungsprotokoll ebenfalls Bezug genommen wird, ist die Angabe unscharf: »Gleichzeitig vernichtet wurden alle gemäß Regierungsbeauftragten vom 28.3.1990 (betrifft: vorvernichtete Filmmaterialien des Archivs der HV A und andere Filmduplikate) zu liquidierenden Materialien.«55 Welche mikroverfilmten Karteien der HV A vernichtet worden sind, bleibt deshalb unklar. Der Vernichtung entgangen, sind die erwähnten »Löschfilme« der HV A. Die verfilmten Karteikarten, die in einer Größenordnung von mehreren Tausend von der Behörde rückkopiert wurden sind heute ein wichtiges Mittel für den Abgleich mit den »Rosenholz«-Unterlagen.

51 Festlegung zur Regelung der Verfahrensweise (Anm. 48), S. 3. 52 Sontheimer, Michael: Das Ende einer Legende. In: Der Spiegel (1999)3, S. 40–51, hier 44 f. 53 Die F 16 war der zentrale Nachweis des MfS zu Personen, die darin mit Namen (phone-

tisch sortiert) erfasst wurden. Mit der Vorgangskartei F 22 wurde der Zugang zu den archi-vierten, registrierten Vorgängen und Akten erschlossen. Die Vorgangskartei F 22/F 22a war eine Auskunftskartei, die der Koordinierung der Tätigkeit der operativen Dienstein-heiten diente. Sie war ausschließlich für aktuelle Vorgänge vorgesehen; enthielt aus Grün-den der Geheimhaltung außer der Registriernummer keine Angaben zu Vorgang und Vor-gangsart und verwies lediglich auf die verantwortliche Diensteinheit und den zuständigen Mitarbeiter.

54 Mitteilung von Hans-Jürgen Tetzel. 55 Protokoll über die Vernichtung der Sicherheitskopien der Gesamtregistratur der Abteilung

XII des ehemaligen Amtes für Nationale Sicherheit v. 11.4.1990.

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3.4 Der CIA-Coup

Im Wesentlichen kursieren zwei Versionen darüber, wie die CIA an die mikro-verfilmten F 16 und F 22 der HV A gelangt ist – nach der einen hat sie die Mikrofilme von Mitarbeitern des KGB erworben, nach der anderen Variante sollen leitende bzw. ein Mitarbeiter der HV A heimlich die CIA bedient haben. Beide Varianten überzeu-gen nicht – es müssen nicht zwingend die Sicherheitsverfilmungen der HV A gewesen sein.

Am Anfang der KGB-Variante wird häufig Oberstleutnant Rainer Hemmann als wichtiger Akteur genannt. Er habe im Dezember 1989 den Befehl erhalten, die in einigen Blechdosen enthaltenen Mikrofilme nach Berlin-Karlshorst zum KGB zu schaffen, um sie dort Sascha Prinzipalow auszuhändigen: »Im Dezember 1989 kam mein Vorgesetzter zu mir. Er wies mich an, die Verfilmungen von dem Material des Referats 7 nach Karlshorst auszulagern.«56 Dass Hemmann einen solchen Auftrag erhalten hat, ist nicht gänzlich abwegig, denn dem Stab der HV A war mit dem Refe-rat 7 auch die Registratur der HV A unterstellt, die mit den Mikroverfilmungen gear-beitet haben müsste. In einer schwarzen Kuriertasche hätten sich die Blechdosen befunden, die er dem KGB in einer Karlshorst nahe gelegenen Villa übergab, an deren Schranke ihn Prinzipalow empfangen habe: »Ich drückte Sascha die einem Piloten-koffer ähnelnde Tasche in die Hand.«57

Der Weg der Mikrofilme vom KGB zur CIA wird meist mit Prinzipalow und dem KGB-Obristen Alexander Sjubenko in Verbindung gebracht. Sjubenko soll zu einem Lt. Colonel der CIA in Berlin namens James Atwood (»Jimmy«) in Kontakt gestanden haben, der unter der Legende eines Militärhistorikers operiert habe. Angeblich hat Atwood 1992 in Moskau die Unterlagen von einem dieser beiden KGB-Mitarbeiter entgegengenommen. Allerdings: Die KGB-Variante ist nicht überprüfbar, denn das Einzige, was alle drei Akteure – Atwood, Prinzipalow und Sjubenko – verbindet, ist die Tatsache, dass sie verstorben sind.58 Nicht zu den mikroverfilmten F 16 und F 22 zählen die »Statistikbogen«. Mit Blick auf diese wird häufig der Stationschef der CIA in Bonn, Edwin J. Pechous, ins Spiel gebracht. Er habe diese, mitunter auch als Mobi-lisierungsdatei bezeichneten Bogen, auf 8,5-Zoll-Robotron-Disketten beschafft.59

Nach einer anderen Variante, die – minder häufig – in Umlauf ist, sind die Mikro-filme entweder von einigen Spitzenleuten oder von einem einzelnen Mitarbeiter der

56 Zitiert nach Sontheimer: Ende einer Legende (Anm. 52), S. 51. Eine entsprechende Nach-

frage ließ Hemman unbeantwortet. 57 Ebenda; ähnlich Kühn, Friedrich: Operation Rosewood. Wie der US-Geheimdienst CIA

am Ende des Kalten Krieges an die Agentendatei der DDR-Auslandsspionage kam. In: Taunus-Zeitung v. 9.7.2003; Reuth, Ralf-Georg: Die »Rosenholz«-Datei eröffnet neue Einblicke ins Stasi-Netz. In: Welt am Sonntag v. 6.7.2003.

58 Vgl. Kuhn: Rosewood (Anm. 57); Reuth: »Rosenholz«-Datei (Anm. 57). 59 Vgl. Siebenmorgen, Peter: Das zweifelhafte Spiel mit zweifelhaften Akten. In: Der Tages-

spiegel v. 14.8.1993; »IM« für Uncle Sam. In: Focus v. 6.4.1998, S. 45 f., hier 46.

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HV A an die CIA übergeben worden. Den Blick in diese Richtung, und insbesondere in die des Stabes der HV A lenken leitende Mitarbeiter der Abteilung IX/C der HV A: »Offensichtlich hatte unsere Bürokratie, die ›Stabsarbeit‹ von Federfuchsern, grund-legende Regeln der Geheimdienstarbeit ignoriert. Eine solche brisante Zusam-menstellung anzufertigen [was im Auftrag Wolfs erfolgte – HME] und davon noch Mikrofilm-Kopien zu erstellen, war eine massive Verletzung des ›besonderen Quel-lenschutzes‹. Dazu kam, dass in den Wirren der Liquidierung des MfS und der Auf-lösung der HV A dieses hochbrisante Material nicht so gesichert wurde, dass niemand damit ›Silberlinge‹ verdienen konnte. Oder war unter den mit der Sicherung Beauf-tragten der Judas?«60

Ob überhaupt eine bzw. welche dieser Varianten zutrifft, muss offen bleiben. Wie auch immer es gewesen ist, die Operation selbst genießt bei der CIA auch Jahre später hohen Stellenwert. So zitierte die »Washington Post« einen daran Beteiligten mit den Worten: »When the complete history of the closing days of the Cold War is written, this will be one of CIA's greatest triumphs.«61 Umgekehrt wird dies von Angehörigen der HV A gewürdigt: »Dieser Zugriff der CIA […] auf HVA-Unterlagen, aus denen sich Angaben über unsere Quellen rekonstruieren lassen, gehört zu unseren größten Niederlagen.«62 Immerhin wurde US-Präsident George Bush senior umgehend infor-miert.63

Etwas deutlichere Hinweise gibt es für den Zeitpunkt des Zugriffs auf »Rosen-holz«. Oftmals werden als Zeitpunkt 1989 oder 1990, mitunter auch 1992 genannt. Eine offizielle Stellungnahme seitens des amerikanischen Geheimdienstes liegt dazu nicht vor. Dafür, dass die CIA erst 1993 dieses Material erwarb oder erst dann aus-wertete, spricht folgende Überlegung: Ein hochkarätiger Agentenfall konnte erst mit-hilfe dieser Mikrofilme aufgeklärt werden (also ohne entscheidende Mitwirkung von Überläufern oder von erhalten gebliebenen schriftlichen Unterlagen). Es handelt sich um den »NATO-Spion« Rainer Rupp. Recht früh war den Ermittlungsbehörden sein Deckname »Topas« bekannt geworden, aber trotz immensen Aufwands wurde bis Januar 1993 der sich dahinter verbergende Agent nicht enttarnt. »Topas« wurde am 31. Juli 1993 festgenommen. Den Ausschlag gab die mikroverfilmte F 16 der HV A.64

60 Eichner; Schramm: Headquarters (Anm. 1), S. 285. 61 Pincus, Walter: Cold War Footnote. CIA obtained East Germany’s Foreign Spy files. In:

Washington Post v. 22.11.1998; Ders.: CIA 10 Germany: What Spy Files? In: Washington Post National Weekly Edition v. 30.11.1983, S. 17.

62 Eichner; Schramm: Headquarters (Anm. 1), S. 285. 63 Livingston, Robert Gerald; Mascolo, Georg: »Das sind die Kronjuwelen«. In: Der Spiegel

v. 18.4.2005, S. 50. 64 Vgl. Emde, Heiner; Limbach, Paul: Geheime Operation »Tote Hose«. In: Focus (1993)37,

S. 66–70; Vielain, Heinz: US-Geheimdienst CIA hält Akten über deutsche Stasi-Spione zurück. In: Welt am Sonntag v. 15.8.1993.

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3.5 »Rosenholz I«

Entgegen einer weit verbreiteten Auffassung lautet der Name für die Beschaffung der mikroverfilmten »operativen Registratur« der HV A nicht »Rosenholz« oder »Rose-wood«. Die von der CIA gewählte Operationsbezeichnung ist bislang unbekannt. In der Öffentlichkeit findet sich die Bezeichnung »Rosenholz« erstmals im »Focus« vom 6. April 1998. Dort wird geschildert, wie Dirk Dörrenberg, Leiter der Abteilung Spio-nageabwehr im Bundesamt für Verfassungsschutz, gemeinsam mit einigen seiner Mitarbeiter im Jahre 1993 selektierte Ausdrucke in einem Großraumbüro in den USA auswerten konnte. Demnach handelt es sich bei der »Aktion Rosenholz« um diese Wissensaneignung. Dass in den Medien bis heute »Rosenholz« beinahe durchgehend mit der CIA-Operation verbunden wird, ist insofern verwunderlich, als ab der ersten CD-ROM, die im April 2000 im »Spiegel« abgebildet wurde, die Amerikaner auf den CD-ROM stets das Phantasiewort »Rosenholtz« aufgedruckt haben. Das vom Verfas-sungsschutz eingesehene Material betraf ausschließlich Vorgänge von inoffiziellen Mitarbeitern in der Bundesrepublik und West-Berlin, die im Januar 1988 noch aktiv waren, insgesamt 1 553 Vorgänge. Dieser Datenbestand wird, um ihn von der CD-ROM-Lieferung an die Behörde ab März 2000 besser unterscheiden zu können, oftmals »Rosenholz I« genannt. Die darin enthaltenen Informationen ergänzten das bereits vorhandene Wissen über die IM in der Bundesrepublik erheblich und bildeten vielfach den Ausgangspunkt für das Tätigwerden der Ermittlungsbehörden, an die das Material weitergereicht wurde.65

Das Bundeskanzleramt wurde Anfang 1993 von Milt Bearden, Bonner CIA-Chef, über die Mikrofilme unterrichtet.66 Das Bundesamt für Verfassungsschutz konnte Teile der Karteikarten in Washington abschreiben. Im Juli 1993 erschienen die ersten einschlägigen Meldungen in deutschen Medien. »Bild« berichtete relativ präzise: »Die wichtigsten drei Mikrofilm-Karteien der Stasi sind im Besitz der Amerikaner. In den Karteien F 16, F 22 und F 77 sind alle wichtigen Stasi-Spitzel, Kuriere und die Lauschopfer notiert. Der Verfassungsschutz hat vom CIA Ablichtungen aus den Ori-ginalkarteien erhalten.«67 Verfassungsschutzpräsident Eckart Werthebach, der im August 1993 als Staatssekretär im Bundesinnenministerium im Gespräch war, sei von Bundeskanzler Helmut Kohl angehalten worden, noch auf dem Posten zu verharren, um seine vorzüglichen Kontakte zur CIA zur Herausgabe der Unterlagen zu nutzen.68 Behördenleiter, Joachim Gauck, forderte erstmals am 13. August 1993 die Herausgabe

65 Die Bundesbeauftragte konnte diese Erkenntnisse in der Regel um Finanzunterlagen,

Operativgeldzahlungen oder auch Hinweise auf Auszeichnungen ergänzen. 66 Livingston, Robert Gerald; Mascolo, Georg: »Das sind die Kronjuwelen« (Anm. 63),

S. 50. 67 Enttarnt! 30 Spione bei Kinkel. In: Bild v. 10.9.1993. 68 Viellain, Heinz: US-Geheimdienst CIA hält Akten über deutsche Stasi-Spione zurück. In:

Welt am Sonntag v. 15.8.1993.

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der Unterlagen. Den Einwand, es würde sich dabei, wie Werthebach mitgeteilt hatte, nicht um Stasi-Unterlagen handeln, kommentierte er denkbar knapp: Er habe »die Auffassung von Herrn Werthebach zur Kenntnis genommen«, und hielt dagegen, dass er dies selbst prüfen wolle: »Irgendwo am Anfang der Informationskette stehen Stasi-Unterlagen, und wer das Gesetz anschaut, findet deutliche Aussagen auch über Kopien – und in wessen Hände diese gehören.«69

Recht schnell geriet »Rosenholz I« ins politische Fahrwasser. Nachdem Indiskre-tionen zu Björn Engholm und Karl Wienand in Bonn kursierten, sah sich der SPD-Vorsitzende, Rudolf Scharping, am 9. August 1993 veranlasst, der Bundesregierung vorzuwerfen, sie betreibe »parteipolitisches Schindluder«. Sekundiert von SPD-Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing und dem Fraktionsvorsitzenden Hans-Ulrich Klose verlangte er die Unterrichtung der Parlamentarischen Kontrollkom-mission.70 Die erste regierungsamtliche Bestätigung der Existenz solcher Unterlagen erfolgte durch ein Schreiben der deutschen Botschaft in Washington an den Schalck-Untersuchungsausschuss, der die Beiziehung dieser Unterlagen verlangt hatte. Die an die CIA gerichtete Forderung, diese Unterlagen herauszugeben, müsse abschlägig beschieden werden, »keine Aussicht auf Erfolg«. Es handele sich, so das Ergebnis der deutschen Sondierungen, um eine Frage der inneren Sicherheit, die in den Zuständig-keitsbereich deutscher Sicherheitsbehörden falle.71 Die Intervention Gaucks blieb dennoch nicht erfolglos. Die Sicherheitsbehörden erwarteten, bis Ende 1993 die 2 000 Hinweise in den »Rosenholz«-Findhilfsmitteln aufgearbeitet zu haben,72 weshalb der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Horst Waffenschmidt, im Bundestag am 23. September 1993 mitteilte, diese Unterlagen »in Kürze« an die Behörde abzugeben. Deren Direktor, Hansjörg Geiger, hatte sie bereits durchgesehen, und mit Werthebach die Einzelheiten der Übergabe besprochen.73 Eine entsprechende Verfügung hatte Bundesinnenminister Kanther eine Woche zuvor erlassen.74

Eine erste Lieferung erfolgte 1993 mit rund 1 600 Abschriften, eine zweite – teils ergänzend, teils wiederholend – 1999 mit nochmals rund 800 Abschriften. Zunächst war »Rosenholz I« gemäß Verschlusssachenanweisung als VS-Vertraulich eingestuft – als solche war sie vom Bundesamt für Verfassungsschutz übergeben worden –, eine

69 Gärtner, Peter: »Aufklärung nötig«. In: Weser Kurier v. 13.8.1993; Ders.: »Strafverfol-

gung möglich, wenn wir die Akten haben. In: Stuttgarter Nachrichten v. 13.8.1993; Stöfer-le, Peter: Stasi-Akten am Anfang der Kette. In: Augsburger Allgemeine v. 11.8.1993.

70 Scharping drängt auf Information über MfS-Akten. In: ND v. 14.8.1993; Kontroverse um Stasi-Akten. In: Süddeutsche Zeitung v. 14.8.1993; Ultimatum zu Spionage-Akten. In: Berliner Zeitung v. 9.9.1993.

71 Stasi-Akten bei der CIA. In: taz v. 25.91.993; Stock, Wolfgang: Amerika hält die Akten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 25.9.1993.

72 Vgl. Kühn, Friedrich: Alle 2 000 Stasi-Dossiers sollen Ende des Jahres aufgearbeitet sein. In: dpa v. 22.9.1993.

73 Vgl. Spionageakten bald bei der Gauck-Behörde. In: dpa v. 23.9.1993. 74 Vgl. Gauck erhält neue HVA-Karteien. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 16.9.1993.

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Einschränkung, die bald aufgehoben wurde, womit die Unterlagen für die behörden-interne Forschung freigegeben wurden. Im Jahre 1998 veröffentlichte die Behörde eine umfassende Auswertung dieser Materialien.75 Tatsächlich handelt es sich bei »Rosenholz I« um eine vom Bundesamt für Verfassungsschutz angefertigte Abschrift von Statistikbogen sowie den damit in Verbindung stehenden Kopien der Mikrofilme der F 16 und F 22. Da Abschriften nicht als Stasi-Unterlagen gelten, durften sie von der Behörde der Bundesbeauftragten nicht herausgegeben werden.76 Stichprobenartige Überprüfungen ergaben, dass in gut fünf Prozent der Fälle die Schreibweisen der Namen ungenau waren, es besonders bei Registriernummern Zahlendreher gab, diese teilweise gänzlich falsch waren oder aber unrichtige Zuordnungen von Informationen aus der F 16 und der F 22 vorgenommen wurden. Eine Kontrolle war wegen des feh-lenden Originals unmöglich, weshalb unrichtige Auskünfte nicht auszuschließen waren. Auch für die interne Nutzung eigneten sich diese Abschriften deshalb nur bedingt. Zum allergrößten Teil waren die Abschriften aber zutreffend und erwiesen sich im Rahmen der Ermittlungsverfahren der 1990er Jahre insgesamt als weitgehend zuver-lässig.

3.6 »Rosenholz ll«

Neben diesen Unzulänglichkeiten fehlten in »Rosenholz I« noch wichtige Teile: zum einen die Unterlagen zu Vorgängen, die vor 1988 beendet wurden, zum anderen jene, die nichtdeutsche Bezüge aufweisen. Versuche von deutscher Seite dem abzuhelfen, erreichten im Jahr 1998 einen Höhepunkt. Im Frühjahr hatte Staatssekretär Hans-Friedrich von Ploetz vom Auswärtigen Amt im State Departement in Washington Druck zu machen versucht. Der politische Ton der Bundesregierung wurde schärfer. Der Bundesbeauftragte, Joachim Gauck, erklärte: »Ich bin kein Kasper und will kei-nen Zoff im Vorgarten. Diese ganzen Agentengeschichten und der Zwist unter den Geheimdiensten interessieren mich nicht. Mein Auftrag lautet, die Fakten eines Repres-sionsapparates an die Öffentlichkeit zu bringen.«77 Aufsehen erregte in den USA eine Demonstration vor der USA-Botschaft in Berlin, als Bürgerrechtler eine Petition mit 1 700 Unterschriften überreichten, auf der die vollständige Aushändigung der Unter-lagen an die Stasi-Unterlagen-Behörde verlangt wurde. James Rubin, Sprecher des State Department, sah sich zu einer Stellungnahme veranlasst, die aber eher kühl ausfiel: »The German Democratic Republik State Security Service was an intelligence

75 Vgl. Einleitung zu Müller-Enbergs, Helmut (Hg.): Inoffizielle Mitarbeiter des Ministe-

riums für Staatssicherheit. Teil 2: Anleitungen für die Arbeit mit Agenten, Kundschaftern und Spionen in der Bundesrepublik Deutschland (Wissenschaftliche Reihe des Bundes-beauftragten; 10). Berlin 1998, S. 39–56.

76 Die Dornen der »Aktion Rosenholz«. In: Der Tagesspiegel v. 7.6.2000. 77 Vgl. Gestohlen und gebunkert. In: Focus v. 16.11.1988, S. 57–60.

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and police agency. We do not comment on intelligence matters.«78 Die Debatte wurde Ende des Jahres durch die Entschlüsselung der SIRA-Dateien verstärkt, sodass in den USA ein erhebliches deutsches Interesse an dieser Angelegenheit erkennbar wurde. Erste Gerüchte, die Bewegung erkennen ließen, wurden am 19. Januar 1999 bekannt, als Roger Boyes in der »Times« eine entsprechende Andeutung machte.79 Noch am gleichen Tag parierte Rubin beim Daily Press Briefing: »We do not comment on intelligence matters.«80

Im Februar 1999 hoffte Bundeskanzler Gerhard Schröder den amerikanischen Prä-sidenten zu überzeugen und mit einer entsprechenden Botschaft nach Deutschland zurückzukehren. Doch Clinton wollte diesen Fall nicht erörtern.81 Im März startete dann Geheimdienstkoordinator Ernst Uhrlau bei seinem Antrittsbesuch bei der CIA in Washington einen erneuten Versuch,82 der wieder etwas Bewegung in die Debatte brachte, aber noch keinen Durchbruch.83 Die Bundesregierung sah sich im Juni 1999 zu einer offiziellen Aufforderung an die amerikanische Seite veranlasst. Den Durch-bruch hat möglicherweise Kanzleramtschef Bodo Hombach erreicht, als er im Juli 1999 die CIA von der Rückgabe überzeugen konnte – ein Erfolg, der wegen seines Funktionswechsels weitgehend unbemerkt blieb.84 Am 26. Oktober 1999 war es so weit: Kopien sollten zurückgegeben werden, »but not all. Files relating to foreigners who worked for the Stasi in the United States, Europe, the Middle East, Africa and elsewhere will not be turned over«.85

In der Folgezeit handelten das Bundeskanzleramt und die CIA die Details der Über-gabe aus, die schrittweise bis zum Jahr 2001 erfolgen sollte. Erwogen wurde, das Material zunächst an das Bundesministerium des Innern zu übergeben und von dort

78 U.S. Department of State: Daily Press Briefing v. 23.11.1998. 79 Boyes, Roger: CIA to Return Stasi Papers. In: Times v. 19.1.1999. 80 V.S. Department of State: Daily Press Briefing v. 19.1.1999; vgl. Pincus, Walter: U.S.

Won’t Hand Over E. German Spy Files: CIA obtained Data Sometime After ‘89. In: Washington Post v. 20.1.1999. Einen Rückzieher machte auch Roger Boyes: V. S. Denies Deal to Hand Over Stasi Spy Files. In: Times v. 21.1.1999.

81 Vgl. Drozdiak, William: The cold War in Cold Storage. Washington Won’t Part with East German Spy Files. Bonn Wants Them Back. In: Washington Post v. 3.3.1999.

82 Mascolo, Georg; Tiede, Peter: Dom im Rosenholz. In: Der Spiegel (1999)11, S. 72 f., hier 73.

83 Vgl. Goetz, John; Camphbel, Matthew: Germany Seeks CIA Spy Dossier. In: Sunday Times v. 21.3.1999.

84 Vg1. Schumacher, Hajo: Vom »Chef BK« zu »Mr. Balkan«. In: Der Spiegel (1999)26, S. 24 f., hier 25. Die Annahme, der Chef des Bundeskanzleramtes, Bodo Hombach, habe seinen dreitägigen Besuch in Washington im Februar 1999 genutzt, um für die Abgabe dieser Materialien zu werben, wurde von Staatssekretär Dr. Frank-Walter Steinmeier demen-tiert. Vgl. Deutscher Bundestag, 14. Wahlperiode, Drucksache 14/2879, 10.3.2000.

85 Pincus, Walter: Berlin to Get CIA Copie of 320 000 Stasi Files. In: Washington Post v. 27.10.1999.

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eine Kopie an die Stasi-Unterlagen-Behörde weiterzugeben.86 Gegen die zentrale Rolle des Verfassungsschutzes konnte sich Gauck erfolgreich behaupten, der auf das Stasi-Unterlagen-Gesetz pochte und die vollständige Aushändigung der Unterlagen verlangte. Dem Verfassungsschutz bot er – dem Gesetz entsprechend – an, im Einzel-fall Auskunft zu geben.87 Zudem verlangte er, »dass das Material umfassend und zügig übergeben« werde.88

Nachdem sich diese Entwicklung andeutete, reichte die Fraktion der PDS im Bun-destag am 29. März 2000 einen Antrag auf Straffreiheit für Spione ein,89 der im Bun-destag am 6. Juli 2000 zu einer lebhaften Debatte führte. Wolfgang Gehrcke zitierte genüsslich Äußerungen aus dem Unionslager, wonach sich Wolfgang Schäuble Spio-nage als Straftat teilungsbedingt außer Verfolgung vorstellen konnte.90 Gehrcke ver-mochte den Bundestag nicht zu überzeugen. Gleichwohl hielt Vera Lengsfeld (CDU) ein Plädoyer für die Aushändigung der »Rosenholz«-Unterlagen: »Wir wollen wissen, wer die Geschichte der Bundesrepublik im Hintergrund wie mitgesteuert hat und warum, auch, aus welchen Motiven gemeinsame Sache mit der SED gemacht wurde und von wem. […] Um der historischen Wahrheit willen müssen wir wissen, wer diese Leute gewesen sind.«91

Die erste CD-ROM mit 2 042 Datensätzen wurde am 31. März 2000 an das Bun-deskanzleramt übergeben, verbunden mit der Zusicherung, bis Ende 2001 alle Daten-sätze mit deutschen Bezügen auszuliefern. Aufgetragen ist der Schriftzug »Rosen-holtz« und die Klassifizierung »secret«. Inhaltlich handelte es sich um Daten aus der Personenkartei F 16, für die in den Folgemonaten von einer amerikanischen Firma etwas schleppend eine eigene Software entwickelt wurde.92 Seinerzeit erwartete Uhr-lau noch weitere 1 000 CD mit insgesamt 317 000 Namen. Aus dem Kanzleramt und dem Innenministerium wurde wiederholt darauf hingewiesen, dass ein öffentlicher

86 Vgl. Mascolo, Georg: Akt der Freundschaft. In: Der Spiegel (1999)42, S. 116. 87 Vgl. Mascolo, Georg: Geheim oder nicht geheim. In: Der Spiegel (2000)19, S. 66. 88 Auslandsspionen der Stasi auf der Spur. In: Berlin Morgenpost v. 17.1.2000; Zur Person.

In: Frankfurter Rundschau v. 17.1.2000. 89 Antrag der Fraktion PDS: Straffreiheit für Spionage zugunsten der Deutschen Demokrati-

schen Republik. In: Deutscher Bundestag, Drucksache 14/3065, 29.3.2000. 90 Deutscher Bundestag, 14. Wahlperiode, 114. Sitzung, 6.7.2000, S. 10911. 91 Ebenda, S. 10909. 92 Nach Verhandlungen mit der Softwarefirma stimmte das Innenministerium dem Vertrags-

entwurf am 29.3.2000 zu. Die Ausfuhrgenehmigung beantragte die Firma am 7.4.2000 beim U. S. Departement of State, wozu die entsprechende Exportlizenz am 22.6.2000 erteilt wurde. Der entsprechende Vertrag, der diese Lizenz voraussetzt, ging am 3.7.2000 beim Bundesministerium des Innern ein. Vgl. »Rosenholz« ist deutschen Diensten noch ein Rät-sel. In: Süddeutsche Zeitung v. 14.4.2000; CD-Rom mit Stasi-Material ist schon lesbar. In: Die Welt v. 14.4.2000; Clauss, Ulrich: Gauck bekommt die Stasi-Westkartei nun doch. In: Die Welt v. 30.6.2000; Antworten auf die Fragen der Abgeordneten Sylvia Bonitz, CDU/CSU-Fraktion, v. 30.6.2000, 5.7.2000.

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Zugang »zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beabsichtigt« sei.93 »Auch wenn es sich nach bisherigen Erkenntnissen eindeutig um Stasi-Akten handle, sei es politisch unklug, zum jetzigen Zeitpunkt mit Rechtsgutachten und einer starren Haltung auf der deut-schen Rechtsposition gegenüber der rechtlich ebenso verbindlichen Geheim-schutzvereinbarung von 1960 zu bestehen und damit den Erfolg der Rückführung infrage zu stellen« erklärte die Bundesregierung vor dem Innenausschuss.94 Gleich-wohl ging die Behördenspitze – Gauck wie Direktor Dr. Peter Busse – davon aus, die USA würden nur formal auf der Sicherheitsstufe bestehen; womit Nachverhandlungen ein »positiveres Ergebnis« erwarten ließen.95

In der Folge fanden mehrere Gespräche des Bundeskanzleramtes mit den Ameri-kanern über die Einstufung der Unterlagen statt, bei denen Flexibilität erkennbar wurde. Eine entsprechende Anfrage der CDU-Abgeordneten Sylvia Bonitz beant-wortete die Bundesregierung damit, dass die Notwendigkeit der VS-Einstufung »erst beurteilt« werden könne, wenn das Material einer »ersten Bewertung« unterzogen worden sei.96 Dies wurde von der Opposition als Lavieren gedeutet. Bonitz mutmaßte in dieser zögerlichen Haltung eine Behinderung der Aufklärung. In die gleiche Kerbe hieb der frühere Geheimdienstkoordinator, Bernd Schmidbauer, der keine Bindung an amerikanische Geheimschutzbestimmungen zu erkennen vermochte. In Reaktion darauf erklärte Uhrlau, eine Aufhebung der VS-Einstufung sei erst dann sinnvoll, wenn die Unterlagen »von A bis Z komplett zusammen sind«.97 Er fügte jedoch ausdrücklich hinzu, dass das Material nach dem Stasi-Unterlagengesetz behandelt werden könne, womit es für Forscher zugänglich sei, wenn diese eine Ermächtigung zum Umgang mit Verschlusssachen besäßen.98 Das hatte zur Folge, dass zumindest zeitweise einem Forscher der Behörde der Zugang gewährt wurde.

Zeitgleich wurde eine gemeinsame Arbeitsgruppe von Vertretern des Bundes-ministeriums des Innern, des Generalbundesanwaltes, des Bundeskriminalamts, des Bundesamtes für Verfassungsschutz und der Bundesbeauftragten gebildet, die zunächst der Frage nachging, ob es sich überhaupt um Stasi-Unterlagen handle. Sofern dies gegeben sei, seien die Unterlagen an die Behörde weiterzureichen. Bis August 2000

93 Die Dornen der »Aktion Rosenholz«. In: Der Tagesspiegel v. 7.6.2000. 94 »Aktion Rosenholz«-Akten werden keine strafrechtliche Relevanz mehr haben. In: Blick-

punkt Deutscher Bundestag, Juli 2000. 95 Ebenda. 96 Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Sylvia Bonitz v. 19.6.2000. 97 Keil, Lars-Broder: Gezerre um die »Rosenholz«-Akten. In: Berliner Morgenpost, Pfings-

ten 2000; Regierung hält Akten der DDR-Spionage zurück. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 29.6.2000; Streit um Stasi-Akten aus den USA. In: Berliner Zeitung v. 29.6.2000; Clauss, Ulrich: Gauck-Behörde bekommt Rosewood-Daten nicht. In: Die Welt v. 29.6.2000; Robert Ide: »Aktion Rosenholz«. Geheim bleibt geheim. In: Der Tagesspie-gel v. 29.6.2000.

98 Gauck-Behörde erhält Klarnamenkartei. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 30.6.2000.

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sollte darüber Klarheit herrschen.99 Am 20. September 2000 teilte das Bundes-innenministerium mit: »Als Ergebnis der Arbeitsgruppe des BMI wurde einver-nehmlich festgestellt, dass es sich bei den Inhalten der Datenträger um sonstige Dupli-kate von Stasi-Unterlagen handelt, deren weitere Behandlung in die Zuständigkeit der Stasi-Unterlagen-Behörde fällt. Sie wird dabei im Rahmen ihres gesetzlichen Auf-trages den Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere der Aufgabenstellung des BfV und des GBA, Rechnung tragen.«

Das Misstrauen, es würden Unterlagen durch die CIA zurückgehalten, versuchte man durch Erläuterungen am Gegenstand auszuräumen. Die engagierteste politische Kritikerin, die Abgeordnete Bonitz, wurde Anfang November 2000 in die CIA-Zent-rale nach Langley eingeladen. Vor Ort wurde ihr und ihrem SPD-Kollegen, Michael Bürsch, der Computer mit den »Rosenholz«-Daten vorgeführt. Eine solche Vor-führung erfolgte im gleichen Monat auch in der Behörde in Berlin, doch offenbar ohne ihr Ziel zu erreichen. »Unverdrossen« – so der »Spiegel« lautet Bonitz' Botschaft dennoch: Die deutsche Seite hebe »die Geheimhaltung wohl deshalb nicht auf, um zu vertuschen, dass führende linke Politiker sich einst mit der Stasi eingelassen hätten.«100

Im März 2003 lagen der Behörde schließlich 381 CD-ROM vor. Die Rückführung der faksimilierten Mikrofilme mit deutschen Bezügen ist damit weitgehend, wie noch zu zeigen sein wird, abgeschlossen. Die Datensätze teilen sich zum einen in eine Gra-fikdatei, in der aus technischen Gründen keine Textsuche möglich ist, und zum ande-ren in eine für die Recherche in diesen Karteien entwickelte Datenbank mit entspre-chender Suchmaske.

Die Datenbank wurde von amerikanischer Seite auf Basis der mikroverfilmten Kar-teikarten erstellt. Schon bei den ersten an die Behörde übergebenen CD im September 2000 zeigte sich, dass die erfassten Angaben in vielen Fällen nicht genau mit den Daten der dazugehörigen Karteikarten aus der Grafikdatei übereinstimmen: Falsche Schreibweisen von Namen, Verwechslungen von Geburtsnamen mit Vornamen, unkor-rekte Bezeichnung von Diensteinheiten und fehlende Eingabe von Umlauten waren die Ursachen. Zudem sind bis zu 30 Prozent der faksimilierten Karteikarten schlecht lesbar. Mit der Nachbearbeitung waren bis zu 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stasi-Unterlagen-Behörde ein Jahr lang, bis April 2005, beschäftigt. Etwa 10 Prozent der Datensätze sind aufgrund schlechter Lesbarkeit nicht interpretierbar. Mithilfe von Recherchen in den übrigen Beständen der Behörde wird weiterhin versucht, auch diese Datensätze zu vervollständigen und für die Nutzung verfügbar zu machen.

Schon von amerikanischer Seite waren in die Datenbank nicht alle auf den Kartei-karten verzeichneten Informationen übernommen worden, obwohl die Stasi-Unterlagen-Behörde vorab ein Anforderungsprofil für diese Datenbank übergeben

99 Antworten auf die Fragen der Abgeordneten Sylvia Bonitz, CDU/CSU-Fraktion v.

30.6.2000, 5.7.2000. 100 Krach, Wolfgang; Mascolo, Georg: Preziosen mit kleinem Makel. In:. Der Spiegel v.

20.11.2000, S. 82–85.

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hatte, das die elektronische Erfassung aller Angaben auf den Karteikarten vorsah. Nachträglich war das, wegen des enormen Korrekturaufwandes und dem hohen Zeit-druck, unter dem »Rosenholz« zugänglich gemacht werden musste, nicht mehr zu korrigieren. Der Preis dafür ist, dass bestimmte Sachverhalte nicht systematisch recher-chiert werden können.101

101 In der Rosenholz-Datenbank im Archiv der Stasi-Unterlagen-Behörde kann man nach fol-

genden Angaben aus den F 16-Karteikarten recherchieren: Vornamen, Nachnamen, Geburts-daten, Personenkennzahlen (PKZ), Staatsangehörigkeit, MfS-/HVA-Diensteinheit, Namen der vorgangsführenden Mitarbeiter (Führungsoffiziere) und Mitarbeiternummern, alle auf der Karteikarte vorhandenen Registriernummern sowie die Eintragung »HP«. Von den Angaben in der F 22-Kartei lassen sich Decknamen, Registriernummern, die Vorgangsart, die zuständigen HVA-Diensteinheiten, die Führungsoffiziere sowie das Datum, an dem die Karte angelegt wurde, über die Datenbank recherchieren. Von den Angaben auf den Statis-tikbogen können über die Datenbank die Decknamen, die Registriernummern, die IM-Kategorie, die HVA-Diensteinheit sowie Geburtsjahr und Geschlecht der erfassten Person recherchiert werden.

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4 Formblatt 16

In der Kartei F 16 wurden vom Referat R (der früheren Abteilung 4) der HV A Perso-nen registriert, die für den Nachrichtendienst von Interesse waren. Teils handelte es sich um inoffizielle Mitarbeiter, teils um Personen, an denen Interesse als Informati-onsquelle bestand und die man »abschöpfen« wollte, oder die mit solchen Personen-kreisen in Verbindung standen; ferner um Personen, die in interessierenden Einrich-tungen arbeiteten, oder um Menschen, deren Personalien für gefälschte Ausweise verwendet werden sollten. Mitunter sind auch Geschwister, Bekannte, Kollegen oder Ehepartner von Agenten verzeichnet.102 Auf diesen F 16 sind neben Personalien die Registriernummer und die Diensteinheit, die den Vorgang angelegt hat, sowie der erfassende Mitarbeiter verzeichnet. Aus der F 16 ist in der Regel nicht ersichtlich, welche Beziehung eine Person zur HV A hatte.103

Die F 16 der HV A enthalten umfassendere Angaben als jene der Abteilungen XII des MfS. In ihnen sind die Referate, interne Mitarbeiternummern und Diensteinheiten angegeben. Außerdem finden sich mitunter handschriftliche Eintragungen wie »HP« (sehr wahrscheinlich Hauptperson), oder (wie auch in der Abteilung XII praktiziert) eine Null für den Fall, dass zu dieser Person noch eine weitere F 16 angelegt war. Waren zu einer Person mehr als zwei Karteikarten eingestellt, so stehen in der Null die Ziffern 1, 2 oder 3. Zuweilen findet sich ein Stempelauftrag »Dokument«, der auf die beabsichtigte bzw. vollzogene Aushändigung eines gefälschten Ausweises für die auf der F 16 verzeichneten Person hindeuten könnte oder schlicht auf einen falschen Aus-weis.

Die jüngste in »Rosenholz« verzeichnete F 16 datiert vom 7. Januar 1988. Ab die-sem Zeitpunkt, also für die Jahre 1988 und 1989, fehlen Einträge. Das bedeutet, dass

102 Eine Vorgangsart zu »Zielpersonen«, die den »Operativen Vorgängen« der Abwehr ver-

gleichbar ist, gab es, sieht man von Objekt- und Sicherungsvorgängen ab, bei der HV A nicht. In Objekt- und Sicherungsvorgängen erfolgte meist nur eine Registrierung von Per-sonen, ohne dass daraus eine weitere Bearbeitung folgen musste, bzw. ein eigenes Dossier zur Person angelegt wurde. Materialsammlungen zu politisch interessierenden Personen wurden auch als nicht registrierte Unterlagen in der Auswertungsabteilung VII der HV A geführt. Beispielsweise ist ein 673-seitiges Dossier mit Informationen zu Franz Josef Strauß aus den Jahren 1954–1968 in der SIRA-Teildatenbank 12 unter dem Titel »Bio[grafisches] Material« nachgewiesen.

103 Vermutlich verfügte die HV A spätestens mit dem Jahre 1988 ebenfalls über eine EDV-geführte F 16, die es bei der MfS-Abteilung XII schon mindestens seit 1982 gab. Zumin-dest gibt es bei der HV A Hinweise v. Juli 1988, wonach man sich im Stab der HV A mit den »Speicherführungsprinzipien« des MfS auseinandergesetzt hat. Vgl. Oberst Heinz Enk: Schreiben an die Abt. XII v. 15.7.1988; BStU, MfS, Abt. XII Nr. 3191, Bl. 4; ferner BStU, MfS, HV A Nr. 994.

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der CIA die Ergänzungsfilme aus den Jahren 1988 und 1989 nicht ausgehändigt wor-den sind. Damit ist fraglich, ob »Rosenholz« über den zuvor skizzierten KGB-Umweg den Amerikanern zugänglich gemacht wurde, denn es ist zu vermuten, dass die HV A dem KGB eine aktuelle Fassung übergeben hätte, die Ablichtungen der Karteien bis zum Dezember 1989 eingeschlossen.

4.1 Die Karteikarte

Die Karteikarte hat das Format DIN-A6 und wird Form oder Formblatt 16 (abgekürzt »F 16«) genannt. In den 1950er Jahren nannte man sie »Erfassungskarte«. Das Institut für wirtschaftswissenschaftliche Forschung (IWF), der Vorläufer der HV A, hatte zunächst eine eigene Karteikarte entworfen, nutzte jedoch mitunter ab 1953, nach der Integration des IWF in das MfS (bzw. Staatssekretariat für Staatssicherheit) auch die F 16 des MfS.104 Die Farbgestaltung variierte. Anfangs war die Karteikarte dunkel-blau, weshalb manch ein operativer Mitarbeiter die Inoffiziellen »Blaue« nannte. Sodann waren die Karteikarten rosafarben und zuletzt in hellem sonnengelb gehalten. Das Farbsystem weist bis 1960 keine Übereinstimmung mit dem des MfS auf, das blau für die IM, grün für Grenzgänger, rosa für Untersuchungsvorgänge verwendet. Die aus Pappe bestehenden Karten wurden in diversen Reihen hergestellt, in den 1950er Jahren, zu Zeiten des »Sparsamkeitsregimes«, verwendete die Druckerei mit-unter bereits einseitig bedruckte Aktendeckel als Grundmaterial.105

Die einzelnen aufgedruckten Felder unterlagen in ihrer Geschichte einem Wandel, konstant wurden zwei Spalten verwendet. In der linken Spalte finden sich personen-spezifische, in der rechten Spalte vorgangsspezifische Eintragungen. Insgesamt wur-den in »Rosenholz« sechs Typen von Karteikarten gefunden, die sich lediglich in ihrem gestalterischen Design oder in der Anordnung des Textes unterscheiden. Bei den Eintragungsfeldern lassen sich drei, für die Anfangszeit vier Blöcke unterschei-den. Im ersten Block der Karteikarte, der sich in der linken Spalte befindet, sind Fel-der für Vor- und Zunamen, Geburtsdatum und -ort, Staatsangehörigkeit, Anschrift, Tätigkeit und Arbeitsstelle vorgegeben. In den 1970er Jahren wurde zudem ein Feld für den Geburts- und weitere Namen geschaffen. Hinzu kam die Personenkennzahl. Nur in den 1950er Jahren wurden weitere Angaben gefordert, neben der Staatsbürger-schaft war die Nationalität einzutragen. Auch waren Eintragungen zur Körpergröße,

104 Zur Erfassung von Personen vgl. die einschlägigen Dokumente in Engelmann, Roger;

Joestel, Frank (Bearbeiter): Grundsatzdokumente des MfS. MfS-Handbuch, Teil V/5, Ber-lin 2004. Speziell zur F 16 vgl. Müller-Enbergs, Helmut (Hg.): Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Teil 1: Richtlinien und Durchführungsbestimmungen (Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten; 3). Berlin 2001, S. 241, 290, 297, 301, 379, 383, 394, 398 u. 401.

105 Reg.-Nr. XV 14520/60; Reg.-Nr. 1653.

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Gesicht, Gestalt, Haar, Bart und besonderen Kennzeichen erwünscht. Diese Felder wurden in den 1960er Jahren auf der Rückseite der Karteikarte platziert. Mit einzelnen Feldern wurden die Interessen der Abwehr des MfS berücksichtigt, wenn etwa Anga-ben zur »Art des Verbrechens« zu vermerken waren. Bis in die 1960er Jahre hinein wurden Angaben zur Parteizugehörigkeit, mitunter zur Funktion verlangt.

Im zweiten Block, dessen Anordnung ebenfalls Veränderungen unterlag, waren die Registrierangaben aufzubringen. Dazu zählten die erfassende Diensteinheit, der erfas-sende Mitarbeiter, dessen Unterschrift und das Anlegedatum. Ein weiteres Feld war für die Registriernummer vorgesehen.106 In den 1970er Jahren findet sich auch die Forderung nach Angabe der »Erfassungsart«, Das wurde jedoch selten ausgefüllt und stets nur dann, wenn eine Registriernummer bei Anlage der Karteikarte nicht vergeben wurde. Erfassungsarten waren in solchen Fällen KK (Karteikarte), VSH (Vorverdich-tungs-, Such- und Hinweiskartei) oder OPK (Operative Personenkontrolle). In den 1950er Jahren wurden noch eine Angabe zur Kategorie und zum Decknamen verlangt. So finden sich zum Beispiel auf einer Karteikarte neben den Personenangaben die Kategorie »GI« (Geheimer Informator) und der Deckname »Egon«.107 Damit enthielt die Karteikarte einen Hinweis auf eine inoffizielle Beziehung zum MfS. Diese intern dekonspirierende Praxis wurde fallen gelassen, indem zunächst das Feld »Katego-rie«108, bald auch das Feld für »Deckname« auf den Formblättern 16 des MfS nicht mehr aufgetragen wurde. Die von der HV A erstellten Formblätter enthielten von Beginn an kein Feld für Einträge dieser Art.

Schließlich verblieben als dritter Block Felder für Archivierungsangaben, zunächst nur für die Archiv-Nummer (zeitweilig Archiv-Signatur genannt). In den 1970er Jah-ren kamen Felder für die ablegende Diensteinheit, den veranlassenden Mitarbeiter und das Ablagedatum hinzu. Es war die »gesperrte« oder »nicht gesperrte« Archivablage zu vermerken. Die Druckerei machte die diversen Serien der F 16 in der unteren lin-ken Ecke der Karte kenntlich. In unterschiedlichem Maß finden sich Hinweise an die operativen Mitarbeiter. Etwa der, dass bestimmte Angaben wie die Registriernummer oder die erfassende Diensteinheit lediglich von der Abteilung XII des MfS aufgetra-gen werden.109

106 Zur Registrierung vgl. Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheits-

dienstes der ehemaligen DDR: Fünfter Tätigkeitsbericht, Berlin 2001, S. 96. 107 Reg.-Nr. 1340/56; BStU, MfS, 15363/60. Ebenso Reg.-Nr. 921/57: GI »Fritz Koch«; Reg.-

Nr. Rostock 539/58: GI »Ernst Thürkow«; Reg.-Nr. 1495/58 bzw. XV 19200/60: GI »Waldmann«; Reg.-Nr. 2197/57: »Matthias«; Reg.-Nr. 543/57: GI »Köhler«; Reg.-Nr. 1083/55: »Gustav-August«.

108 Reg.-Nr. 921/57; Reg.-Nr. 539/58. 109 Weitere Hinweise lauten: »Bei registrierten Vorgängen auf Reg.-Nr. und Bezirk, bei

sonstigen Erfassungen Art, Bezirk, DE evtl. Mitarbeiter angeben« oder »Bei registrierten Vorgängen nicht angeben.«

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4.2 Die Beschriftung durch den operativen Mitarbeiter

Auf die Blanko-Formblätter 16 hatte jeder operative Mitarbeiter Zugriff; sie lagen in den Diensteinheiten des MfS bereit und wurden von Tausenden von Mitarbeitern ausgefüllt. Allein das lässt erahnen, dass es eine beachtliche Anzahl von Ausfüllvari-anten gegeben hat. Was seinerzeit funktional sinnhaft war, erweist sich bei Recherche und Analyse als Nachteil. Die Abweichungen sind so vielfältig, dass eine Erörterung der einzelnen Felder unvermeidlich ist.

Überwiegend erfolgten die Aufschriften mit einer Schreibmaschine, in nicht gerin-ger Anzahl handschriftlich und seltener als Computerausdruck110, dies jedoch nur in den letzten Jahren. Wenn handschriftlich Druckbuchstaben benutzt wurden, ist in der Regel sicheres Lesen gegeben, wurde jedoch Normalschrift verwendet, hängt vieles von der Sorgfalt des Eintragenden ab. Manch ein Buchstabe oder eine Zahl erschlie-ßen sich nicht, was dazu führen kann, dass eine solche Karte bei einer üblichen Recher-che nicht aufzufinden ist.

4.3 Der Nachname

Das Problem mit den Nachnamen auf den Karteikarten wird auch die zuständigen Referate des MfS bzw. die HV A vielfach beschäftigt haben. Aus diesem Grund waren die Karteikarten nach phonetischen Kriterien sortiert. Selbstverständlich war der Nachname korrekt abzufassen, was jedoch nicht immer geglückt ist. Beispielsweise hatte ein Vorgangsführer den Nachnamen »Bachmann« phonetisch als »Bachmahn« wahrgenommen und so verzeichnet. Auch später ist das nicht aufgefallen und korri-giert worden. Eine Recherche nach diesem »Bachmann« muss ins Leere laufen, da im Archiv der Behörde lediglich der Name auf der Karteikarte recherchierbar gemacht wird, nicht das zufällige Wissen um eine zutreffendere Schreibweise, das sich aus anderen Quellen speist. Augenscheinlich tritt das besonders bei ausländischen, im deutschen Sprachraum wenig gebräuchlichen Namen auf. Allerdings befinden sich nur selten Namen dieser Art in »Rosenholz«, da von amerikanischer Seite nichtdeutsche Bezüge herausgemustert wurden. Beispielsweise war Douglas Scharp als GI »Thomas Münzer« von 1954 bis August 1958 verzeichnet. Ein Jahr später, im Oktober 1959 stellte das Referat R der HV A fest, dass die zutreffende Schreibweise des Namens Sharp war, zu dem wiederum Archivmaterialien vorlagen.111

Besonders in den 1950er Jahren trug das MfS möglichen Namensänderungen nicht Rechnung, was sich in der Praxis oftmals als unpraktisch erwies und zu den erwähnten Umgestaltungen der Karteikarten führte. War eine Frau unter ihrem Mädchennamen

110 Vgl. Reg.-Nr. XV 333/85. 111 Vgl. die ungewöhnlich ausführlichen Notizen auf der Rückseite der F 16-Kartei mit der

Reg.-Nr. Dresden 1664/54.

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erfasst, so führten Recherchen nach ihrem später angenommenen, durch Heirat verän-derten Namen nicht zum Erfolg, sofern in der EDV nicht auch nach dem Geburtsna-men und der Personenkennzahl recherchiert wurde, was beim MfS ab den 1970er Jahren (in der speziellen HVA-EDV) dagegen erst später möglich war. Es gibt Fälle, dass Frauen und Männer mehrfach heirateten, was jeweils mit einer Namensänderung verbunden war. Auch gibt es Beispiele für umgekehrte Veränderungen, bei denen der durch Heirat erworbene Nachname infolge einer Scheidung wieder abgelegt wurde. Auch das ist in »Rosenholz« nachweisbar. Nicht immer wurden veränderte Nachna-men vom operativen Mitarbeiter dem Referat R der HV A bzw. der Abteilung XII des MfS gemeldet, teils weil es versäumt, teils weil der Vorgang vor dem Zeitpunkt der Namensänderung archiviert wurde. Das bedeutet, dass heute bei Recherchen zu einer Person alle bekannten Nachnamen angegeben werden müssen, wenn eine sicherere Aussage möglich sein soll.

Damit einher geht die Verwendung von Doppelnamen. Auf diesen Fall hat sich manch ein operativer Mitarbeiter, wie auch das Referat R eingestellt, indem die Kar-teikarten doppelt ausgestellt wurden, wobei auf der einen der erste Teil, auf der ande-ren der zweite Teil des Nachnamens unterstrichen wurde. Beispielsweise liegt der Nachname »Wendt-Riedel«112 so vor, wobei »Wendt« bzw. »Riedel« jeweils in der alphabetischen Folge in der Kartei abgelegt wurden. Die Karteikarte, auf der »Riedel« mit einem Unterstrich versehen wurde, enthält zusätzlich den Vermerk »Hinweiskarte«. Dieser Vorgehensweise bei Doppelnamen ist es zu verdanken, dass in »Rosenholz« überhaupt Namen im Buchstabenraum »La« bis »Li« vorhanden sind, der sonst voll-ständig fehlt. Beispielsweise wäre der Doppelname der Zielperson »Lehmann-Brauns«, also einer Person, über und gegen die die HV A Material sammeln wollte, nicht in »Rosenholz« enthalten, wenn dieser nicht auf zwei Karteikarten ausgefertigt worden wäre, und eine Karteikarte mit dem Teilnamen »Brauns« folglich im Buchsta-benbereich »B« eingestellt wurde. Abgesehen von dieser Buchstabenlücke gibt es einige wenige Fälle, in denen nur die eingestellte »Hinweiskarte« vorliegt.113 So bei »Aboud-Zeid«, bei dem eine Karteikarte im Buchstabenbereich »Z« deponiert wurde, nicht jedoch die eigentliche Karteikarte, die im Buchstabenbereich »A« hätte vorhan-den sein müssen.

Insoweit werden die Angaben in »Rosenholz« durch die Praxis bei Doppelnamen vervollständigt. Um für die fehlenden Buchstaben »La« bis »Li« eine Vorstellung von der Größenordnung zu bekommen, boten sich zwei Untersuchungsvarianten an: Es könnte einerseits das Verhältnis der Menge dieser Buchstaben zum Gesamtbestand in der Zentralkartei des MfS, andererseits das entsprechende Verhältnis in der HHO-Datenbank114 ermittelt werden. Die erste Variante war zu aufwendig, es blieb die

112 Reg.-Nr. XV 2820/80. 113 Im Buchstabenbereich »L« liegen in »Rosenholz« 3 640 Datensätze (Mehrfacherfassungen

bereits abgezogen) vor, davon entfallen auf »La« 62, auf »Le« 79 und auf »Li« 41 Daten-sätze. Für »Lo« liegen 1 285 Datensätze vor.

114 Zur HHO-Datenbank vgl. Kap. 2.2.

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zweite. Der Anteil von Personen mit der Buchstabenfolge im Nachnamen von »La« bis »Li« beträgt in dieser Datenbank 1,86 Prozent. Bezogen auf die »Rosenholz«-F 16 fehlen demnach etwa 5 200 Karteikarten. Das würde auf einen Mikrofilm passen.

Vereinzelt finden sich Karteikarten, auf denen Verweise zu Änderungen des Nach-namens vermerkt sind, so etwa eine Namensänderung durch Heirat. Statistisch gese-hen lässt sich die Anzahl solcher Karteikarten nicht ermitteln, was eine genaue Ermitt-lung der Zahl der in »Rosenholz« erfassten Personen erschwert. Mitunter ist lediglich die Verweiskarte erhalten geblieben, nicht jedoch die Karte mit der zutreffenden Schreibweise.

Mitunter hat die HV A selbst in ihrer Kartei Namen nicht wieder finden können. Beispielsweise wurde die Akte des 1955 als IM geworbenen »Rolf Zeibig« im Jahre 1959 an die Abteilung XIV der HV A übergeben, die wiederum diese Akte im August 1974 ins Archiv verfügte. Als das Referat R die entsprechenden Vermerke auf den Karteikarten auftragen wollte, musste dort festgestellt werden, das der IM nicht erfasst war. Es stellte sodann eine neue F 16 aus, vermerkte jedoch die Gründe dafür.115 Schließlich der Fall des Peter A., dessen Vorgang 1975 bei der HV A archiviert wor-den war. Sechs Jahre später wurde bekannt, dass zu ihm keine F 16 aufgefunden wer-den konnte, weshalb eine neue ausgeschrieben wurde.116

4.4 Wie viele Bürger sind verzeichnet?

Die Bundesbeauftragte ging zu Beginn der »Rosenholz«-Rückgabe davon aus, dass in den Dateien rund 317 000 Personen verzeichnet wären.117 Bestätigt hat sich das bis-lang nicht. Inzwischen sind präzise Angaben möglich: Es handelt sich um 293 114 Datensätze der mikroverfilmten F 16, von denen derzeit (denn Korrekturen sind noch möglich) 13 787 Mehrfacherfassungen abzuziehen sind, sodass man auf 279 327 Personendatensätze kommt.118 Außerdem liegen dem Archiv der Stasi-Unterlagen-Behörde 57 433 Datensätze zur F 22 und 1 702 »Statistikbogen« vor. Deren Bestand ist mit Sicherheit unvollständig an die Behörde übergeben worden, weil etwa 250 weitere Computerausdrucke, deren Abschriften zu »Rosenholz I« gehörten, auf den CD-ROMs mit »Rosenholz II« nicht enthalten sind.

115 Vgl. Reg.-Nr. XI 133/55; BStU, MfS, AIM 11151/74. 116 Peter A., ohne Reg.-Nr. 117 Vgl. Fünfter Tätigkeitsbericht der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicher-

heitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik – 2001. BStU, Berlin 2001, S. 96.

118 Auskunft des Referats AR 2 der BStU v. 8.2.2007.

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4.4.1 Mehrfacherfassungen

Bald stellte sich heraus, dass es grundlegend verschiedene Mehrfacherfassungen gibt: Teils ist die identische Karteikarte mehrfach auf der CD-Rom faksimiliert worden mit der Folge, dass diese jeweils als eigener Datensatz ausgewiesen wird, teils hat die HV A zu einer Person mehrere Karteikarten angelegt und dies auch noch in verschie-denen Varianten. Lediglich die von der amerikanischen Seite erstellten Mehrfacherfas-sungen sind bei der behördlichen Durchsicht kenntlich gemacht worden. Nicht in jedem Fall wurde bei der (von verschiedenen Personen durchgeführten) Prüfung erkannt, dass eine identische Karteikarte nochmals vorhanden ist. Die tatsächliche Zahl der identischen Karteikarten dürfte höher liegen.

Das Referat R der HV A hat zuweilen eine Person bewusst, zuweilen versehentlich mehrfach in der Kartei verzeichnet. Sie tat dies – wie erwähnt – immer, wenn Perso-nen einen Doppelnamen führten. 2 849 solcher Hinweiskarten konnten bisher ermittelt werden. Eine weitere Karteikarte wurde ausgefüllt, wenn die bisherige Karte keinen Platz für weitere Eintragungen bot. In einem solchen Fall wurde über dem Text eine Null eingetragen. Die Neuausfertigung einer Karteikarte erfolgte auch dann, wenn eine Person zu einem früheren Zeitpunkt erfasst war, dieser Vorgang jedoch im Archiv abge-legt worden ist, und die Person erneut von Interesse war. In einem solchen Fall gibt es zu einer Person zwei Karteikarten ohne Beziehung zueinander. Schließlich liegen mitunter zwei Karteikarten zu einer Person vor, wenn bei der zuerst angelegten Kar-teikarte zwar alle Angaben vollständig waren, aber das Geburtsdatum fehlerhaft einge-tragen war. Wurde nach dieser Person mit zutreffendem Geburtsdatum recherchiert, vermochte das Referat R die bereits erfolgte Erfassung nicht zu bestätigen. Folglich wurde eine zweite Karteikarte ausgefertigt. Solche Fälle sind bislang jedoch nur selten festgestellt worden. Ferner konnte ein ehemaliger inoffizieller Mitarbeiter mit einer Karte verzeichnet sein und die gleiche Person zu einem späteren Zeitpunkt hauptbe-ruflich in den Dienst der HV A eintreten und daher eine weitere Karteikarte ausgestellt werden. Doppelerfassungen dieser Art sind bei der behördlichen Durchsicht nicht gesondert vermerkt worden, da sie in der Auskunftspraxis ohne Bedeutung sind. Es mag eine niedrige, dreistellige Anzahl doppelter Einstellungen dieser Art in der Kartei durch Mitarbeiter der HV A vorgenommen worden sein. Mithin verbleiben rund 277 000 Karteikarten zu verschiedenen Personen. Hinsichtlich der Mehrfacherfassun-gen kommt noch ein weiteres Problem hinzu: das der fiktiven Personen.

4.4.2 Fiktive Personalien und andere Identitäten

Bestandteil nachrichtendienstlicher Arbeit ist die Verwendung von vollständig oder teilweise fiktiven Personalien. Mit solchen Personalien wurden gefälschte oder echte Ausweise, zumeist der Bundesrepublik, aber auch der DDR, ausgestellt und mit dem Lichtbild des Ausweisnutzers versehen. Dieser Vorgang war sorgfältig zu protokollie-

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ren und fand seinen Niederschlag auch in der Personenkartei.119 In »Rosenholz« ist jede so eingetragene fiktive Identität mit einem eigenen Datensatz versehen, folglich wird sie als vollwertige Person gezählt. Bei der Ermittlung der in »Rosenholz« erfass-ten Personen richtet sich das Interesse jedoch auf die realen Personen. Sie herauszufil-tern, erweist sich als schwierig. Während im Einzelfall eine sichere Klärung zumeist möglich ist, ist das nach gegenwärtigem Stand systematisch nicht leistbar. Denn in der Geschichte der HV A hat sich die Dokumentation dieses Verfahrens mehrfach geän-dert, wobei deren Entwicklung anhand von Anweisungen oder Ordnungen nicht rekon-struierbar ist, da sie bislang nicht aufgefunden werden konnten. Zudem haben operative Mitarbeiter wiederholt gegen die (bekannten) normativen Bestimmungen verstoßen und keine oder individuelle Verzeichnungen auf den Karteikarten vorgenommen.

Nach Angaben eines leitenden Mitarbeiters der Abteilung VI der HV A, die mit der Anfertigung solcher Falschidentitäten betraut war, sind 60 000 Exemplare von der HV A hergestellt worden. Diese Angabe lässt sich anhand überlieferter Stasi-Unterlagen nicht bestätigen; sie wirkt zugleich ungewöhnlich hoch und somit wenig glaubhaft.

Bislang sind mehrere Varianten bei der Verzeichnung von fiktiven Identitäten fest-gestellt worden. Es gibt Registriernummern, für die mehrere Personen verzeichnet sind. Durch parallele Aktenüberlieferungen, Erkenntnisse von Ermittlungsbehörden oder Aussagen Betroffener erweist sich, dass auf bestimmten Vorgängen lediglich eine Person echt ist, alle anderen Angaben aber Falschidentitäten für diese Person sind. Aus den Karteikarten erschließt sich das indes nicht. Weder durch einen Stem-pelaufdruck »Dokument«, einen solchen maschinenschriftlichen- oder handschriftli-chen Eintrag oder eine bestimmte Registriernummer, die erfahrungsgemäß bei Falsch-identitäten häufig auftaucht, ist festzustellen, wer echt und wer falsch ist. Lediglich ein schwacher Hinweis auf Falschidentitäten ergibt sich, wenn gleiche Geburtsdaten oder -orte, mitunter auch Berufe, angegeben worden sind. Eine Schätzung der in »Rosen-holz« verzeichneten fiktiven Personen ist gegenwärtig unmöglich.

Auf einer Reihe von Karteikarten ist durch die HV A der Auftrag »Dokument« erfolgt, ohne dass eine Beziehung zu einer anderen Karteikarte oder den Nutzer der Falschidentität hergestellt werden kann. Die Behörde hat anfangs das Merkmal »Do-kument« in die Rosenholz-Recherchedatenbank eingetragen, was aber nach wenigen Wochen mit Blick auf die zügige Durchsicht aller Karteikarten abgebrochen werden musste. Insoweit lässt sich ein vollständiger Überblick der Karteikarten mit dem Ein-trag »Dokument« nicht erstellen. Allerdings konnte immerhin zu knapp 15 000 F 16-Karteikarten der Auftrag »Dokument« in die Rosenholz-Recherchedatenbank über-nommen werden und ist in diesen Fällen gezielt recherchierbar.

119 Zu unterscheiden ist ferner zwischen fiktiven und echten Identitäten, die von der HV A

genutzt wurden. Während es sich bei fiktiven Identitäten um erdachte Personaldaten han-delt, die sich teilweise an tatsächlichen Personendaten orientieren, konnten sie aber auch gänzlich abweichen. Bei echten Identitäten wurden die realen Daten anderer Personen für operative Zwecke genutzt.

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Für einen Einsatz im Ausland, aber auch für die tägliche nachrichtendienstliche Arbeit in der DDR erhielten operative Mitarbeiter der HV A eine zweite Identität. Diese wurde im zentralen Einwohnermelderegister der DDR, das bei der Pass- und Meldestelle der Volkspolizei beim Ministerium des Innern angesiedelt war, registriert. Die Verzeichnung dieser Identitäten erfolgte teils in Vorgängen, die von einzelnen Diensteinheiten geführt worden sind, teils in zentralen Vorgängen. Die Untersuchung, um welche Vorgänge es sich dabei handelte, konnte nicht abgeschlossen werden. Da aber jeder operative Mitarbeiter einen gefälschten Ausweis erhalten haben dürfte, wird die Anzahl solcher fiktiven Personen in »Rosenholz« mehrere Tausend betragen.

Unterdessen konnten in der F 22-Kartei drei Vorgänge ausgemacht werden, die im Zusammenhang mit »operativen Dokumenten« stehen dürften, die mit fiktiven oder realen Personendaten versehen wurden. Es handelt sich um die Objektvorgänge mit den Registriernummern XV/1093/62, XV/370/76 (OVO »Register«) und XV/5700/81120. Insgesamt gibt es 18 362 F 16-Karteikarten, die eine dieser drei Regist-riernummern tragen und somit einem dieser Objektvorgänge zuzuordnen sind. Es handelt sich bei ihnen teils um fiktive, teils um echte Personalien. Dies ist den Kartei-karten selbst nicht anzusehen. Beispielsweise ist unter der Registriernummer XV 1093/62 der Name eines hauptamtlichen Mitarbeiters und der Stempelaufdruck »Doku-ment« mit einer spezifizierenden Ausweisangabe enthalten. In diesem Fall besagt die Karteikarte lediglich, dass diese Person über eine weitere Identität verfügt. Diese fiktive Identität selbst ist in dem Vorgang XV 1093/62 auf einer Karteikarte verzeichnet, eben-falls mit dem Stempelaufdruck »Dokument«, jedoch mit einer anderen Ausweisangabe versehen.121 Dass es sich dabei um die Identität des Hauptamtlichen handelt, er-

120 Auch auf dem am 24.9.1981 von Referat R/100 angelegten Objektvorgang XV 5700/81,

der ausdrücklich als »Dokumente« bezeichnet worden ist, befindet sich ein Zusatz: »Aus-kunft – bitte wenden. HV A/Stab/7/100. Auf F 10 (Informationsteil) Vorg.-Nr. unkenntlich machen, erfassende DE auftragen (siehe F 16-Kartei) mit Tagesstempel versehen, Stempel ›Dokument aus Archiv Vorg.-Nr. …‹ oder ›Dokument aus Übergabe Vorg.-Nr. …‹ auftra-gen, F 10 an Mitarbeiter schicken. Bei Ausscheiden des vorgangsführenden MA wird Aus-kunft gegeben: Abt., Referat, ehem. MA. Auf F 10 (Operative Auskunft) Auskunft geben bis MA-Nr., Tagesstempel (auch bei telef. Anfragen von Abt. XII/MfS).

121 Bei dem Vorgang XV 1093/62 handelt es sich um einen vom Stab (7/100) der HV A geführten Objektvorgang, der am 10.4.1962 angelegt worden ist. Für ihn galt seit dem 5.5.1967 eine Sonderregelung, die auf der Rückseite der F 22 aufgetragen ist: »Vorgang XV 1093/62: F 16 ziehen, auf Informations-Teil Vorgangs-Nr. unleserlich machen und Auskunft auf den MA [unleserlich] erteilen, für den die Grunddaten des Dokumentes erfasst sind, F 10 (Information) mit Stempel ›Dokument. Sofort Verbindung mit anfragender Diensteinheit aufnehmen‹ versehen, Tagesstempel im Umschlag an den nächst höheren Vorgesetzten schicken. Auf F 10 Operative Auskunft wird Auskunft [unleserlich: an?] den nächst höheren Vorgesetzten des erfassenden Mitarbeiters gegeben, mit Tagesstempel ver-sehen und zur Abt. XII/MfS zurückgeben mit [unleserlich]. Sind Erfasser und Anfrager bei der HV A oder Abt. XV/BV wird der F 10 nicht getrennt und an den nächst höheren Vor-gesetzten der erfassenden DE geschickt. Außerhalb der Dienstzeit wird von der Abt.

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schließt sich aus diesen beiden Karteikarten nicht. Auf einen Blick findet sich dieser Zusammenhang allerdings auf der F 16 zu Günter Wendt, die als Registriernummer XV 1093/62 und die Angabe »Dokument A 02318« aufweist. Auf deren Rückseite ist notiert: »Klarname: Berndt, Günter, Mitarbeiter IX«. Folglich lautet das Pseudonym von Günter Berndt »Günter Wendt«.

Die HV A benutzte aber nicht nur fiktive Personendaten, sondern auch echte Iden-titäten. Das war beispielsweise bei der inoffiziellen Mitarbeiterin Johanna Olbrich der Fall. Sie war eine DDR-Bürgerin, die die Identität der westdeutschen Sonja Lüneburg angenommen hat. Beide wechselten die Seiten. Die echte Sonja Lüneburg war in die DDR verzogen und sah dort einem traurigen Schicksal entgegen und Olbrich nahm für ihren Einsatz in der Bundesrepublik deren Identität an. Zu beiden findet sich in »Rosen-holz« jeweils eine Karteikarte, wobei beide Karteikarten unter der Registriernummer XV/2873/62 des IM-Vorgangs von Johanna Olbrich erfasst wurden. Während sich auf jener zu Johanna Olbrich ein Hinweis auf ein »Dokument« findet, ist Sonja Lüneburg zwar verzeichnet, aber ohne irgendeinen Hinweis darauf, dass ihre Identität miss-braucht worden ist. Dieses Beispiel mag als Beleg dafür dienen, dass keinesfalls alle fiktiven (oder realen) Personen als solche verzeichnet worden sind.

Zusammenfassend ist davon auszugehen, dass viele fiktive sowie reale, jedoch missbräuchlich verwendete Personalien in »Rosenholz« eingestellt worden sind. Deren Zahl kann gegenwärtig allenfalls vermutet werden. Möglicherweise könnte es sich hierbei um eine niedrige, etwa fünfstellige Zahl handeln, wenn angenommen wird, dass sowohl operative Mitarbeiter als auch DDR-Instrukteure und -Werber sowie Spitzenquellen der HV A in der Bundesrepublik über Falschidentitäten verfügten. Wird diese Annahme in der hier zu untersuchenden Frage nach echten Personen in Rechnung gestellt, verbleiben von den 277 000 bislang ermittelten Personen höchstens 267 000 – unter denen freilich noch jene verzeichnet sind, deren Daten missbraucht worden sind.

4.4.3 Arbeitskartei

Die Angaben zu den in »Rosenholz« verzeichneten Personen sind in der Regel auf bestimmten Formblättern aufgetragen worden, die innerhalb des MfS einheitlich die Zahl 16 tragen. Abweichungen aller Art lassen sich dennoch finden. Eine der größten Abweichungen stellt in »Rosenholz« die »Arbeitskartei« dar, die im Zuge der Siche-rungsverfilmungen abgebildet wurde, sachlich aber gesondert zu betrachten ist. Die in »Rosenholz« einliegende »Arbeitskartei« umfasst 2 823 echte Personen, wobei es sich durchgehend um operative Mitarbeiter der HV A handelt. Die spärlichen Angaben berücksichtigen Vor- und Zuname, selten das Geburtsdatum, die Diensteinheit und die Mitarbeiternummer. Diese Kartei zu Hauptamtlichen gibt keinen Aufschluss über

XII/MfS Auskunft gegeben: HV A/Stab/Referat R. Bei Versetzungen der MA geht das Dokument in die neue Abteilung.

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operative Vorgänge. Es handelt sich hierbei somit um einen Sonderfall, der rechne-risch nicht weiter zu verfolgen ist, da es sich um konkrete Personen handelt. Sie wird vermutlich ursprünglich nicht im Bestand der F 16 enthalten gewesen sein.

Die Gesamtzahl der in »Rosenholz« namentlich verzeichneten natürlichen Perso-nen wird kaum jemals abschließend zu ermitteln sein. Nach gegenwärtigem Kenntnis-stand gibt es zu viele nicht eingrenzbare Faktoren. Gründe sind Mehrfacherfassungen verschiedener Art und fiktive Personalien. Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang auch daran, dass sich diese Angabe nur auf jene Faksimile bezieht, die an die Behörde gelangt sind. Keinesfalls darf die Gesamtzahl mit jener gleichgestellt werden, die insgesamt einmal bei der HV A erfasst waren, auch nicht bezogen auf die Personen mit deutschen Bezügen. Dagegen spricht die beachtliche Fluktuation von Karteikarten allein zu Zeiten der HV A. Insoweit dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit die tatsäch-liche Anzahl der in »Rosenholz« erfassten Personen mit deutschen Bezügen unter 267 000 Personen liegen.

4.5 Der Geburtsname

In das Feld für Geburts- und weitere Namen wurde bei Frauen üblicherweise der Mädchenname und – sofern gegeben – der Name nach der Eheschließung eingetragen. Wiederholt blieb jedoch dieses Feld frei und nur der neu angenommene Nachname wurde vermerkt, weil der Geburtsname vielleicht nicht bekannt war oder ein entspre-chender Eintrag versäumt worden ist. Bei der Recherche bereitet das selbstverständ-lich Probleme. Mitunter wurden in diesem Feld angenommene Namen wie Künstler-namen oder nach Nachnamen klingende Decknamen eingetragen, wobei dann das Kürzel »DN« vorangestellt wurde. In den 1950er Jahren, als dieses Feld nicht verge-ben wurde, trugen operative Mitarbeiter zuweilen den Mädchennamen unterhalb des Nachnamen-Feldes auf.

4.6 Der Vorname

In der Regel haben die operativen Mitarbeiter den Vornamen korrekt eingetragen. Falls es deren mehrere gab, wurden alle notiert und der Rufname unterstrichen. So konnte ein Eintrag mit vier Vornamen gefunden werden. Zuweilen gibt es bei Vorna-men Abweichungen. Sie wurden unvollständig oder verfälschend aufgeführt, so »Ru-di« statt »Rudolf«, »Karl« statt »Karl-Heinz«122, »Klara« statt »Klare«123 oder »Gün-ter« statt »Günther«124 eingetragen. In seltenen Fällen wurde statt oder zum bürgerli-

122 Reg.-Nr. XV 4310/84. 123 Reg.-Nr. XV 11428/60. 124 Reg.-Nr. XV 2853/66.

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chen Namen der Deckname eingetragen, wie im Fall »Anna«, als deren Deckname »Anita« zugetragen worden ist.

Während solche Probleme in der Rechercheroutine der Stasi-Unterlagen-Behörde in der Regel erkannt werden können, liegt die Sache anders, wenn lediglich ein Vorna-me eingetragen wurde, aber von der Person üblicherweise ein anderer verwendet wurde und der recherchiert werden soll. Geschieht das in Verbindung mit einer Namensände-rung, so mag – wenn keine zusätzlichen Erkenntnisse zur Verfügung stehen – diese Person als nicht erfasst erscheinen.

Oft wurden beide Ehepartner auf einem Vorgang verzeichnet, aber jeder erhielt eine eigene Karteikarte. Auf diesen Sachverhalt verweist ein Eintrag im Feld für Vorna-men, wenn neben dem maschinenschriftlichen Eintrag eine handschriftliche Ergän-zung mit dem Vornamen des Ehegatten erfolgte. So findet sich etwa unter dem glei-chen Familiennamen der Eintrag »Dirk + Elke«,125 wobei an erster Stelle stets jene Person steht, der die Karteikarte gilt, an zweiter Stelle der Verweis darauf, dass es eine weitere Karteikarte zu dem genannten Vornamen gibt. Oftmals findet sich dann auch der Vermerk »Hinweiskarte«. Meist ist die Karteikarte, auf die verwiesen wird, in »Rosenholz« ebenfalls enthalten. In einem solchen Fall ist zwar die an zweiter Stelle genannte Person im weitesten Sinne erfasst, sofern jedoch keine weiteren aussagekräf-tigen Unterlagen in der Behörde vorhanden sind, ist eine spezifizierende Aussage über die Beziehung dieser Person zur HV A nicht möglich.

Es ist davon auszugehen, dass der handschriftliche Auftrag des zweiten Vorna-mens, in dem genannten Fall also »Elke«, vom ausfüllenden operativen Mitarbeiter gefertigt wurde oder wahrscheinlicher, vom Kartei führenden Referat R. Denn diese Ergänzung weist überwiegend eine Handschrift auf, was folglich auf einen Mitarbeiter des Referates R deutet. Dies wirft jedoch die Frage auf, woher dessen entsprechende Kenntnis herrühren sollte, sofern nicht eine Verbindung auf Basis einer gemeinsamen Registriernummer vom Referat R unterstellt worden ist.

4.7 Geburtsdatum und -ort

In der Regel erfolgte die Datumsangabe in der üblichen Ziffernfolge, wie »26.09.1960«. In einem solchen Fall ist eine zügige Recherche in der »Rosenholz«-Recherchedatenbank möglich, da die EDV diese Angabe besser verarbeitet als Namens-recherchen. Doch auch bei den Geburtsdaten gibt es eine hohe Quote ungenauer Anga-ben. Manchmal war den operativen Mitarbeitern das Geburtsdatum nur unvollständig bekannt, etwa nur die Jahreszahl oder Tag und Monat, nicht jedoch das Jahr. In solchen Fällen behalfen sie sich mit Schätzungen, beispielsweise ,,05.07. ca. 1933«. Von amerikanischer Seite wurden solche Daten, ohne den Vermerk »ca.« in die

125 Reg.-Nr. XV 2849/80.

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»Rosenholz«-Datenbank eingegeben. Schätzungen waren nicht unüblich und erfolgten in zwei Varianten, als circa-Angabe (ca. 1933) oder als Zeitraum (ca. 1930–1935). Manche Angaben sind offensichtlich falsch, dann nämlich, wenn 31.06.« vermerkt ist, oder ein »29.02.« für ein Jahr, das kein Schaltjahr ist. Solche Unsicherheiten kamen beispielsweise in Objekt- und Sicherungsvorgängen, aber auch in IM-Vorgängen vor, wenn die HV A allgemein Informationen über viele Mitarbeiter einer Institution sammelte, ohne über genaue Personendaten zu verfügen. Mitunter ist ein gänzlich fal-sches Datum angegeben, was, sofern es kein Versehen darstellt, auf eine veränderte Identität für einen nur teilweise gefälschten Pass hindeuten könnte. Gelegentlich steht ein solcher Eintrag in Verbindung mit dem Verweis auf »Dokument« oder einer in diesem Kontext üblichen Registriernummer wie »XV 370/76«. Mithilfe paralleler Überlieferungen in der Behörde ist oft eine sichere Bestimmung des Geburtsdatums möglich, was insbesondere bei der Durchsicht der Recherchedatei in »Rosenholz« hilfreich war.

Manchmal finden sich zu einer Person gleich fünf Karteikarten wie im Fall von Annette B. Im zentralen Einwohnerregister ist die am 9. Dezember 1956 Geborene als Annette eingetragen. Mit dieser Angabe liegt eine F 16 vor, die auch den Auftrag »HP« enthält,126 auf allen anderen Karteikarten wird sie mit »Anette« und am 9. Dezember 1954 gebürtig geführt.127 Die Personenkennzahl wurde jeweils dem Geburtsdatum angepasst. Insofern ist das Einwohnerregister ein wichtiges Findmittel für die Ermitt-lung der echten Identität. Während Name und Geburtsdatum meist verzeichnet sind, fehlt besonders bei Bundesbürgern häufiger der Geburtsort.

4.8 Personenkennzahl

Ab dem 1. Januar 1970 wurden für alle in der DDR lebenden Personen einheitliche Personenkennzahlen (PKZ) eingeführt. In den Folgejahren wurden sie von den opera-tiven Mitarbeitern auf der F 16 vermerkt. Die zwölfstellige Ziffernfolge enthält zunächst das Geburtsdatum (TTMMJJ), dann eine Angabe zum Geschlecht: die Zahlen 2 und 4 für männlich, 3 und 5 für weiblich. Die Geschlechtsangabe erfolgte für Personen, die vor 1900 geboren waren, mit 2 oder 3, für danach Geborene mit 4 oder 5. Die folgen-den drei Zahlen geben die Meldestelle des Wohnorts im Jahr 1970 an, für später Gebo-rene die eintragende Meldestelle des Geburtsortes. Sie sind kreisweise gruppiert. Aus dieser Angabe ergibt sich auch, ob es sich um einen DDR-Bürger, einen Ausländer oder einen Staatenlosen handelt. Die folgende Ziffer wurde bei mehreren am gleichen Tag, im selben Kreis Geborenen aufsteigend vergeben. Die letzte Ziffer wurde zu Prüfzwecken vergeben (vgl. Tabelle 4/1).

126 Reg.-Nr. XV 1683/84. 127 Vgl. Reg.-Nr. XV 4636/79 u. XV 1683/84.

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Tabelle 4/1: Personenkennzahl Geburts-

tag Geburts-

monat Geburts-

jahr Geschlecht Unterscheidungs-zahl (Kreis)

Prüf-ziffer

12 03 43 5 2 362 1 Die PKZ wurde in das Geburtenbuch, die Geburtsurkunde und bei Kindern in den Personalausweis der Eltern eingetragen. Bei ausländischen Bürgern wurde die PKZ nicht vom Standesamt des Kreisgebietes, sondern durch das Büro für Pass- und Aus-länderangelegenheiten des Ministeriums des Innern vergeben. Die vierstellige Unter-scheidungszahl beginnt in diesem Fall mit einer »9«. Auch davon gibt es Ausnahmen.

Anfangs erschienen die Untersuchungen zur Personenkennzahl viel versprechend, denn sie sind, sofern vorhanden, in die Recherchemaske übertragen worden. Zum einen schien es mithilfe der Personenkennzahl möglich, eine Aussage zur Geschlech-terverteilung und Altersstruktur zu treffen, zum anderen gab es ein Instrument, um fiktive DDR-Personalien herausfiltrieren zu können. Doch die Hoffnungen erfüllten sich nicht. Die Geschlechterverteilung ließ sich nicht zuverlässig ermitteln, denn in der Regel wurde die Personenkennzahl auf den Formblättern 16 erst nach 1970 aufge-tragen, selten erfolgte der Nachtrag auf früher angelegte Karteikarten.128 Mithilfe des Zentralen Einwohnerregisters, das in einer eingeschränkten Fassung zu Recherchen von der Behörde genutzt wird, könnten diese Daten zwar nachträglich in die Recher-chemaske eingetragen werden, doch ist der Aufwand dafür zu groß.

Fiktive DDR-Personalien lassen sich durch vollständige Erfassung der Personen-kennzahlen nicht bestimmen. Auch die verfälschten Personalien waren im Zentralen Einwohnerregister eingestellt und sind von echten nicht zu unterscheiden. Das MfS konnte durch die Vergabe von Personenkennzahlen Personen mit mehr als einem Personalausweis und somit auch mehr als einer gültigen PKZ ausstatten. Es existiert bisher kein Fall, in dem zwei Personen unter derselben PKZ eingetragen wurden.

Mitunter zeigt das Zentrale Einwohnerregister eine andere Person an als die, die auf der »Rosenholz«-F 16 ausgewiesen wird. So weist das Register unter der PKZ 110538 4 1711 7 einen Horst B. aus, »Rosenholz« hingegen einen Siegfried W., des-sen Karteikarte mit dem Stempel »Dokument« versehen ist.129 Siegfried W. dürfte demnach als Namen für Horst B. genutzt worden sein. Ein Klaus W. ist in »Rosen-holz« mit der PKZ 180635 4 1938 8 und einem »Dokument«-Stempel ausgewiesen, die Personalien sind so auch im Einwohnerregister eingetragen. Auf der Rückseite der F 16 heißt es (ein seltener Fall): »Personalien werden als Doppelgängerdokument verwendet.«130

128 Im Zuge der Revision wird sie unterdessen nachgetragen, doch sind diese Ergänzungen

noch nicht abgeschlossen. 129 Reg.-Nr. XV 80/77. 130 Reg.-Nr. XV 4921/60.

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4.9 Staatsangehörigkeit / Nationalität

Für die Angabe der Staatsangehörigkeit enthält die Karteikarte ein eigenes Feld, das grundsätzlich auszufüllen war, was jedoch oftmals unterblieb. Die Behörde hat bei der Durchsicht der Rosenholz-Daten diese Angabe, sofern auf der F 16 vorhanden, in die Datenbank nachgetragen, und somit ist dieses Merkmal recherchierbar und analysier-bar. Dem sind zwei Grenzen gesetzt, die auch mögliche Aussagen einschränken. Zum einen findet sich in »Rosenholz« eine beachtliche Anzahl fiktiver Personalien, die nicht herauszufiltern sind, was die Aussagekraft der Statistik mindert. Zum zweiten konnte sich die Staatsbürgerschaft ändern. Dies anzuzeigen oblag dem operativen Mitarbeiter, doch eine solche Nachmeldung wurde oft unterlassen, besonders dann, wenn ein DDR-Bürger die bundesdeutsche Staatsbürgerschaft angenommen hatte. Beispielsweise wird Günter Guillaume in der Kartei als Bürger der DDR, seine Frau Christel Guillaume als Bundesbürgerin geführt. Tatsächlich waren beide stets Bürger der DDR, nur zeitweise hatten sie äußerlich die bundesdeutsche Identität angenom-men. Unschärfen dieser Art mindern die Aussagekraft der Analyse beträchtlich. Ein weiteres Hindernis wird künftig verschwinden, besteht jedoch gegenwärtig noch: Alle Daten in der Recherchedatenbank »Rosenholz« wurden überprüft und – sofern vor-handen – der von amerikanischer Seite vorgenommene Eintrag »german« entspre-chend dem Eintrag auf der Karteikarte geändert. Angesichts der Vielzahl an Spezifika-tionen sind Fehler jedoch nicht gänzlich auszuschließen. Schließlich hat mancher operative Mitarbeiter der HV A das Land, in dem eine Person wohnte, mit der Staats-bürgerschaft gleichgesetzt, ein Fehler, der in diesem Zusammenhang nicht bereinigt werden kann.

Auf den Karteikarten sind 152 842 Bundesbürger vermerkt. Mit Blick auf die 280 682 in dieser Berechnung berücksichtigten Karteikarten ist das ein Anteil von 55 Prozent. Diese Angabe beruht auf drei Faktoren. Es wurden alle Karteikarteneintra-gungen, die auf die Bundesrepublik verweisen, berücksichtigt,131 ebenso jene, die auf West-Berlin hindeuten.132 Hinzu kommt eine Anzahl von 3 179 Bundesbürgern, deren Staatsbürgerschaft mit »DBR« angegeben worden ist, ein Kürzel, das innerhalb des MfS zeitweise als Bezeichnung für die »Deutsche Bundesrepublik« verwendet wurde.133

Die Anzahl der DDR-Bürger ist schwerer zu ermitteln, da es zu ihrer Bezeichnung eine Reihe von Spezifikation gab, die von den operativen Mitarbeitern der HV A nur

131 Die operativen Mitarbeiter der HV A verwendeten für die bundesdeutsche Staatsbürger-

schaft Bezeichnungen wie BR, DBR, WD, WDBR, Westdeutsch, Westdeutschland, WSB/BRD, WSB o. BRD, WB/BRD.

132 Für Westberlin fand sich die Eintragungen W.B., W-Bln, WBS, WSB, West-Berlin, West Berlin, Westberlin, West-Berlin/WSB, WBln, Wbln. und Berlin-West.

133 Wie in Tabelle 4/2 aufgeführt, stand »DBR« in den 1980er Jahren für eine bestimmte Gruppe von DDR-Bürgern. Mit der Bedeutung »Deutsche Bundesrepublik« wurde »DBR« hingegen in den 1960er Jahren verwendet. Durch den zeitlichen Abstand ist es möglich, die Abkürzung »DBR« jeweils der richtigen inhaltlichen Bedeutung zuzuordnen.

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bedingt eingehalten worden sind. In den »Prinzipien der Speicherführung«, die im MfS seit 1983 galten und die immer wieder überarbeitet worden sind, findet sich nicht allein der Begriff DDR, sondern auch DBR, DDA, DDB, DDM, DDN, DDS, DDU und DDW (vgl. Tabelle 4/2).134 Jede dieser Abkürzungen wurde ab 1983 für bestimm-te Konstellationen verwendet.

Statistisch ließen sich 1 659 Bürger mit einer dieser Spezifikationen ermitteln, wo-bei sich diese Angaben bei weiteren Prüfungen noch ändern werden. Sie wurden der Staatsbürgerschaft DDR zugeschlagen, denn Stichproben ergaben, dass der überwie-gende Anteil dieser Personen in der DDR gelebt hat, und ein operativer Mitarbeiter nach Anlegen der Karteikarte zu einem späteren Zeitpunkt eine Änderungsmitteilung an das Referat R der HV A gegeben hat und erst dann die Sonderbezeichnung aufge-tragen worden ist. Ähnlich verhält es sich im umgekehrten Fall, wenn ein ausländi-scher Staatsbürger in die DDR verzogen ist, aber seine Staatsbürgerschaft behalten hat. Beispielsweise wohnten zehn DDR-Bürger, die als DDW gekennzeichnet worden sind, in der Bundesrepublik, sieben weitere in der DDR und sechs in einem Drittland. In »Rosenholz« sind demnach 108 943 DDR-Bürger (39 %) verzeichnet. Davon wer-den 24 als in der Bundesrepublik lebend ausgewiesen, 107 474 in der DDR und 1 445 in einem Drittland bzw. es liegt keine Angabe vor.

134 Prinzipien der Speicherführung in den Abteilungen XII und der Gestaltung dazu erforder-

licher Informationsprozesse – Speicherführungsprinzipien XII –, 21.1.1986; BStU, MfS, Abt. XII Nr. 1636, Bl. 139 u. 244.

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Tabelle 4/2 Bedeutungen von Abkürzungen für die DDR-Staatsbürgerschaft Abkürzung Bedeutung

DBR

Die Person hat die DDR verlassen. Es ist nicht bekannt, ob die Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR erfolgt ist. Keine Eintragung der tatsächlichen Staatsbürgerschaft; in den 1960er Jahren stand sie allein für Bundesbürger.

DDA Die Person hat die DDR verlassen. Sie wurde nicht aus der Staatsbürgerschaft entlassen. Als tatsächliche Staatsbürgerschaft ist DDR einzutragen.

DDB Die Person hat die DDR verlassen. Sie wurde aus der Staatsbür-gerschaft entlassen.

DDM Die Person hat die Staatsbürgerschaft der DDR und eine der nordafrikanischen Staaten.

DDN Die Person hat die Staatsbürgerschaft der DDR und eine von Dänemark, Finnland, Norwegen oder Schweden.

DDS Die Person hat die Staatsbürgerschaft der DDR und eine der sozialistischen Staaten.

DDU Die Person hat die Staatsbürgerschaft der DDR und der USA, »kapitalistischer Staaten« oder eines Staates in Mittel- oder Südamerika

DDW

Die Person hat die Staatsbürgerschaft der DDR und Belgiens, der Bundesrepublik, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, Luxemburgs, der Niederlande, Österreichs, Portugals, der Schweiz oder Spaniens.

Nur mit erheblichen Einschränkungen, insbesondere wegen der fiktiven Personen-

angaben, kann die Verteilung der Staatsbürgerschaft in der »Rosenholz«-F 16 angege-ben werden. Demnach sind 55 Prozent der Erfassten als Bundesbürger und 39 Prozent als DDR-Bürger ausgewiesen. Bei sieben Prozent (20 218 Personalien) ist die Staats-bürgerschaft unbekannt, mindestens 52 Personen verfügen über eine ausländische Staatsbürgerschaft und leben in ihren Heimatländern.

Nach CIA-Vorgaben sollten ausschließlich Faksimiles von Karteikarten zu deut-schen Personen zur Verfügung gestellt werden. Im Bestand finden sich auch Kartei-karten zu ausländischen Personen mit deutschen Bezügen. So sind Personen aus 16 Ländern in »Rosenholz« registriert. Darunter acht Schweizer, jeweils sieben Belgier, Briten und Österreicher, und sogar vier amerikanische Staatsbürger, bei denen auf der F 16 ihr jeweiliges Heimatland als Wohnort angegeben ist. Das bei der HV A vorhan-dene Interesse an Polen lässt sich auch mit »Rosenholz« belegen: Es findet sich eine Karteikarte zu einem in Polen lebenden polnischen Staatsbürger. Wie viele Karteikar-ten mit ausländischen Bezügen der Behörde nicht übergeben worden sind, ist nicht mitgeteilt worden.

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Insoweit ist zu fragen, wie viele Karteikarten könnten das sein? Auch hier werden schnell methodische Probleme hinderlich, sodass lediglich Trendaussagen für möglich gehalten werden. Anhand einer Stichprobe des Jahres 1974 wurden alle Karteikarten zu den Aktenvorgängen zusammengestellt und geprüft, welchem dieser Vorgänge keine Personen zugeordnet sind. Unter diesen Personen müssten sich auch Ausländer ohne deutsche Staatsbürgerschaft befinden. Im Ergebnis konnten unter den 1 277 Vorgangskarteikarten 153 gefunden werden, für die in »Rosenholz« keine Personen erfasst sind. Im Einzelnen erweist sich, dass es sich in 13 Fällen um ein konspiratives Objekt (KOD) handelt, das sicherlich unbewohnt war, mithin keine Personen dafür erfasst sein können. Die elf in der Stichprobe enthaltenen Hinweise auf Personalne-benakten sind in der Regel OibE mit deutscher Staatsbürgerschaft zuzuordnen und bei den fünf Objektvorgängen dürften entweder keine Personen verzeichnet gewesen oder, und sofern doch, diese wieder heruntergelöscht worden sein. Hinsichtlich der insge-samt 124 IM-Vorgänge können 23 Akten zugeordnet werden, die durchgehend deut-sche Bezüge aufweisen. Diese Akten wurden zumeist von der HV A einer Abwehr-diensteinheit überlassen, wobei zugleich die Personenkarteikarte aus dem Bestand der HVA-Kartei entfernt worden ist. Es verbleiben 101 Vorgänge ohne jegliche weitere Erkenntnisse zu Personen. Darunter werden sicherlich auch Vorgänge sein, die eben-falls zur Abwehr gelangten, was aber auf den Karteikarten nicht gesondert ausgewie-sen wurde. Folglich kann allenfalls eine Obergrenze für Ausländer ohne deutsche Staatsbürgerschaft angegeben werden, nach der auf den Vorgängen des Anlegejahres 1974 maximal 760 Personen verzeichnet waren, wenn der durchschnittliche Wert von Vorgangs- und Personenanzahl der Stichprobe zugrunde gelegt wird. Hochgerechnet auf den Gesamtkarteikartenbestand (Stand: Januar 1988) könnten demnach schät-zungsweise 34 000 Ausländer ohne deutsche Staatsbürgerschaft in »Rosenholz« ver-zeichnet gewesen sein.

4.10 Wohnanschrift

Die F 16 bietet ein Feld für die Wohnanschrift, in dem Postleitzahl, Wohnort und Straße anzugeben waren. Mitunter wurden Änderungen nachgetragen. Oftmals unter-blieben jedoch Eintragungen in diesem Feld. Nach diesen Daten kann bislang nur teilweise in der Recherchedatenbank recherchiert werden, da der entsprechende Nach-trag noch nicht abgeschlossen ist. Dann werden Recherchen nach bestimmten Orten möglich sein.

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4.11 Beruf und Arbeitsstelle

In der Regel gab der operative Mitarbeiter den Beruf, die Funktion und die Arbeits-stelle zum Erfassungszeitpunkt zur Person an. Nur in seltenen Fällen erfolgte bei einer Veränderung eine Aktualisierung. Rainer Rupp beispielsweise ist als Student in Mainz, Hans-Adolf Kanter ist als Geschäftsführer von Europa-Häusern verzeichnet, Tätigkeiten, die sie später nicht ausgeübt haben. Oft blieb dieses Feld frei oder enthält recht allgemeine Angaben, was im Einzelfall als Hinweis auf fiktive Personalien gedeutet werden kann. Allerdings sind Recherchen nach Beruf, Funktion und Arbeits-stellen in der Datenbank derzeit nur bedingt möglich, da auch diese Daten gegenwär-tig nachgetragen werden. Bis zu deren Abschluss wird auf Umwegrecherchen abge-stellt werden müssen. Etwa über die Erfassungen einer Diensteinheit in der Teildaten-bank 21 lassen sich interessante Resultate erzielen. Auf diese Weise konnte ermittelt werden, dass die Abteilung XV der Bezirksverwaltung Magdeburg in der Medizini-schen Akademie in Magdeburg 14 Studenten, neun Ärzte, drei wissenschaftliche Mitarbeiter, zwei medizinisch-technische Angestellte, jeweils einen Professor, Abtei-lungsleiter, eine Operationsschwester und Reinigungskraft registriert hatte.

4.12 Vorgangsdaten

In mehreren Feldern sind Angaben zum jeweiligen Vorgang vermerkt, darunter die Registriernummer, die registrierende Diensteinheit und der damit betraute operative Mitarbeiter, außerdem ein Datum, an dem die Karteikarte angelegt bzw. die betreffen-den Personendaten erfasst wurden. Das Datum kann einen Hinweis darauf geben, ob die betreffende Person erst nachträglich auf einen bereits bestehenden Vorgang hinzu-erfasst wurde, oder ob sie die erste Person des Vorgangs war. Ferner wurden, sofern gegeben, eine Archivsignatur und das Datum der Archivierung aufgetragen.

4.12.1 Registriernummer

Die Vergabe von Registriernummern in der HV A hat eine längere Geschichte. In den Jahren 1951 und 1952 vergab jede Diensteinheit der Vorläuferorganisation eine eigene Nummer in Verbindung mit der jeweiligen Struktureinheit. Dieses System wurde 1952 abgelöst. Nun erhielt jeder Vorgang eine Nummer, die von 1 an aufsteigend vergeben wurde und bis etwa 10 000 reichte. Im Jahre 1959 wurde in der HV A ein anderes System eingeführt, bei dem erneut mit der Zahl 1 begonnen und nach einem Quer-strich das Jahr 59 angefügt wurde, im Folgejahr dann das Jahr 60. An diesem Verfah-ren hielt die HV A bis Mitte 1960 fest. Dann registrierte sie alle noch offenen bzw.

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aktiven Vorgänge neu, wobei mit einer fünfstelligen Zahl begonnen wurde, der eben-falls das Jahr 60 angehängt und als Registrierbezirk »MfS« angegeben wurde. In den Folgejahren erhielt die HV A vom MfS bestimmte Registriernummern zugewiesen, sodass die Registriernummer zunächst den Registrierbezirk »XV« ausweist, dann die zugewiesene Nummer und schließlich die Jahresangabe. Beispielsweise erhielt der zu Günter Guillaume am 28. Februar 1953 angelegte Vorgang zunächst die Registrier-nummer 389, dann 939 und schließlich MfS 19142/60.

In der Praxis wurde die neu vergebene Registriernummer auf der F 16 eingetragen, die bisherige Nummer durchgestrichen. Einige hundert Karteikarten sind im Zuge dieser Umstellung neu ausgestellt worden, wobei nur gelegentlich die bisherige Re-gistriernummer mit verzeichnet wurde. Jene Vorgänge, die im Jahre 1960 bereits archiviert waren, behielten ihre bisherige Registriernummer, die weder in der »Rosen-holz«-F 22 noch in der SIRA-Teildatenbank 21 verzeichnet ist. Ihre Anzahl ist ge-genwärtig noch nicht zu ermitteln. Es könnte sich um etwa 2 000 Vorgänge dieser Art handeln.

Prinzipiell ist auf jeder F 16 eine Registriernummer aufgetragen, die sich ebenfalls auf der F 22 befindet. Davon gibt es allerdings einige wenige Ausnahmen: Wenn Personen in der Vorgangsart »Operative Personenkontrolle« verzeichnet wurden, erhielt die F 16 bis zum Jahr 1981 keine Nummer, folglich wurde auch keine F 22 ausgestellt. Von dieser Verzeichnungsart ging die HV A später ab und vergab auch für diese Vorgangsart eine Registriernummer, weshalb in der »Rosenholz«-Vorgangskartei F 22 nur 6 642 Einträge dieser Art vorhanden sind, obgleich deutlich mehr OPK-Vorgänge von der HV A angelegt worden sind. Typisch für OPK-Vorgänge ohne Registriernummer ist der Stempelauftrag »MfS/HV A Op. Personen-kontrolle«. Beispielsweise findet sich zu Gregor Gysi eine F 16, nicht jedoch eine F 22. So wurde zu ihm am 12. Mai 1975 eine Karteikarte angelegt, diese jedoch nicht mit einer Registriernummer versehen. Am 22. März 1978 wurde der Vorgang abver-fügt und zu diesem die Archivsignatur AOPK 2185 vergeben.

Im Dienstbetrieb der HV A wurden mitunter fehlerhafte Registriernummern festge-stellt. Wiederholt finden sich Schreiben an Diensteinheiten, verbunden mit der Auf-forderung, solche Ungenauigkeiten zu bereinigen. Exemplarisch ist dafür ein Schrei-ben der Abteilung VI der HV A an die Abteilung XV der Bezirksverwaltung Leipzig vom 3. März 1987. Man habe fehlerhafte Vorgangsnummern ermittelt, einige seien unvollständig, enthielten Zahlendreher oder unterschiedliche Registriernummern für einen IM. Konkret wurde moniert, dass der IM »Fred Hansen« als »F. Hansen« so-wohl unter der Nummer XV 298/77 als auch unter XV 198/77 verzeichnet worden sei; gleichfalls sei die Registriernummer des IM »Beer« mit XIII 341/66 und XIII 314/66 nicht stimmig. Schließlich wurde gerügt, dass gleich drei IM – »Vetter«, »Torgau« und »Kurierfahrer« unter der gemeinsamen Vorgangsnummer XV 2801/80 verzeich-net seien. Es erwies sich, dass »Kurierfahrer« tatsächlich im Vorgang XIII 396/82

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erfasst war und zu den IM »Vetter« und »Torgau« jeweils getrennte Akten anzulegen waren.135

Einige Monate zuvor hatte sich der Leiter der MfS-Abteilung XII, Oberst Heinz Roth, an den Leiter des Stabs der HV A, Generalmajor Heinz Geyer, gewandt, dem auch die Abteilung VI der HV A unterstand. Roth bemängelte in einem vierseitigen Schreiben, dass die HV A eine Arbeitsvereinbarung mit der Abteilung XII, wo die zentrale MfS-Personenkartei und das Archiv angesiedelt waren, nicht einhalte. Vor allem müsse »die Datengenauigkeit im Erfassungsprozess verbessert werden«, so Roth. Man habe festgestellt, dass die Personendaten, die im Rahmen von Überprü-fungsprozessen automatisch eingespeichert wurden, häufig Differenzen gegenüber den F 16-Karteikarten aufweisen, die anschließend erstellt wurden. Bei den mit EDV-Schalterdruckern hergestellten F 16-Karteikarten betreffe das circa acht Prozent der Karteikarten, bei den mit Schreibmaschine ausgefüllten Karteikarten wiesen rund dreißig Prozent an irgendeiner Stelle Abweichungen gegenüber den Daten im EDV-Speicher der Abteilung XII auf. Häufig bestanden die Differenzen allerdings nur darin, dass nicht alle Angaben aus dem EDV-Speicher auf die F 16-Karteiarten über-tragen wurden.136

4.12.2 Diensteinheiten

Der operative Mitarbeiter, der einen Vorgang anlegte, füllte das Formblatt 16 aus und gab seine Diensteinheit, seine Mitarbeiternummer und das Datum an, an dem er die entsprechende F 16 anlegte.137 Dann unterschrieb er seine Angaben. In manchen Fäl-len setzte der Leiter einer Diensteinheit oder der Referatsleiter seine Paraphe dahinter. Diese Angaben sind (wenn lesbar, auch die Unterschrift) in die Recherchedatenbank aufgenommen, sodass danach recherchiert werden kann. Allerdings kam in der Recher-chedatenbank aus pragmatischen Gründen der zuletzt gültige Diensteinheitenschlüssel zum Zuge. Abteilungen der HV A, die es beispielsweise nur in den frühen 1950er Jahren gab, bilden sich in dem verwendeten Diensteinheitenschlüssel nicht ab. Sie wurden, soweit möglich, in einem gesonderten Bemerkungsfeld in der Rechercheda-

135 Vgl. HV A VI Schreiben an die Abteilung XV der Bezirksverwaltung Leipzig v. 3.3.1987;

BStU, MfS, BV Leipzig, Abt. XV Nr. 12/03, Bl. 40 f. 136 MfS, Abteilung XII, Leiter: Schreiben an die Hauptverwaltung A, Stellvertreter des Lei-

ters, Genossen Generalmajor Geyer, v. 17.9.1986; BStU, MfS, Abt. XII Nr. 6279, Bl. 10–13. 137 Wiederholt finden sich in den F 16 zwei operative Mitarbeiter genannt sowie zwei, teils

sogar drei verschiedene Datumsangaben. Nach den bisherigen Erfahrungen sind der zuerst genannte Mitarbeiter und das älteste Datum der Zeitpunkt für das Anlegen der Karteikarte. Innerhalb der HV A war es vor allem in frühen Jahren üblich, den operativen Mitarbeiter, der den Vorgang übernahm, nochmals zu verzeichnen. Es gibt jedoch andere Fälle, in denen zunächst der Vorgesetzte die Karteikarte für den operativen Mitarbeiter angelegt hat, der dann bei Übernahme des Vorgangs vermerkt wurde.

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tenbank vermerkt, und sind insoweit auch recherchierbar. Die Angaben zu den Dienst-einheiten stellen ein gutes Kontrollinstrument dar, besonders wenn die Registrier-nummer nicht sicher zu bestimmen ist, da mit anderen Überlieferungen wie der »Ro-senholz«-F 22 oder der SIRA-Teildatenbank 21 operiert werden kann.

4.12.3 Archivsignaturen

Im Wesentlichen konnten drei Arten von Archivsignaturen festgestellt werden. Das Gros des Archivgutes erhielt jeweils eine einzelne in aufsteigender Folge vergebene Zahl. Insgesamt sind rund 28 000 Archivsignaturen vergeben worden. Ausnahmen davon bilden die Allgemeine Personenablage (AP) und die Archivierten Operativen Personenkontrollen (AOPK), die über eine eigene, aufsteigende Nummernfolge ver-fügten der jeweils AP bzw. AOPK vorangestellt wurde. Diese Signatur wurde auf der F 16 vermerkt, was einen Hinweis auf den Charakter des Vorganges gibt, wenn etwa »AlM« angegeben wurde.

Ein erheblicher Teil der von der HV A geführten Vorgänge wurde an Abwehr-diensteinheiten des MfS zur weiteren Bearbeitung übergeben oder im Zentralarchiv des MfS abgelegt. Das wurde manchmal auf der F 16 vermerkt, entweder mit dem Hinweis »ZA« oder mit der Archivnummer des MfS. Gleichfalls sind gelegentlich Archivsignaturen des MfS aufgetragen, die ohne die »Rosenholz«-F 16 nur schwer zu finden wären. Beispielsweise findet sich auf der F 16 zu Günter Guillaume der Auf-trag MfS AP 1841/55. Aus der Akte sind zwar die Guillaume betreffenden Blätter entnommen worden, dennoch ist ersichtlich, dass er im Kontext eines 1952 existieren-den »Widerstandskreises der Jugend der Sowjetzone« gestanden hat. Nach solchen Archivsignaturen kann in »Rosenholz« nicht elektronisch recherchiert werden, da sie nicht in die Recherchedatei aufgenommen werden.

Die Archivsignaturen sind für Recherchen von gleicher Bedeutung wie die Regist-riernummern. Dies gilt insbesondere für Personen, denen gefälschte Ausweisunterla-gen ausgehändigt worden sind. In der Praxis konnten dem Nutzer der Ausweise und den Fiktivpersonen unterschiedliche Registriernummern zugewiesen werden. Wenn die Akten des Ausweisnutzers archiviert wurden, erhielten die F 22 der dazugehörigen gefälschten Ausweise die gleiche Archivnummer. Auf diese Weise ist ein Abgleich möglich.

Eine Abweichung in der Vergabe bei Archivsignaturen bestand in den ersten bei-den Jahren der Existenz der HV A. Damals wurden Unterlagen zu einer Person nicht über einen längeren Zeitraum in einem Aktenvorgang gesammelt, sondern Einzelstü-cke oder Konvolute nach Bedarf in das Archiv der HV A verfügt und jeweils mit einer Nummer versehen, die auch auf der F 16 aufgetragen worden ist. Mitunter finden sich acht solcher Signaturen auf einer F 16.138

138 Offenkundig sollten auch bei der HV A Archivsignaturen EDV-gestützt recherchierbar

sein. Im Rahmen des Organisationsprojektes »Ever« wurden für Oktober 1989 Testdaten

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4.13 Hauptperson

Auf bislang 13 539 Karteikarten fand sich das Kürzel »HP« (vgl. Tabelle 4/3), das stets mittig am oberen Rand mit der Hand aufgetragen ist. Da es wiederholt die glei-che Handschrift aufweist, liegt die Vermutung nahe, dass dieser Auftrag durch das Referat R erfolgt ist. An der Aufklärung dieses Schriftzuges bestand enormes Interesse. Denn es findet sich in der Regel dann für eine oder zwei Personen aufgetragen, wenn auf einem Vorgang noch weitere Personen verzeichnet sind. Nach bisheriger Erfah-rung war »HP« stets auf solchen F 16-Karten aufgetragen, die sich auf eine F 22-Karteikarte beziehen, bei der im unteren Feld »IMA« oder die Herausgabe einer Per-sonal- und Arbeitsakte im Textfeld vermerkt war. Nach Befragung von Nachrichten-diensten und Ermittlungsbehörden wurde »HP« als »Hauptperson« aufgelöst. Das legte die Vermutung nahe, auf diese Weise über Schlüssel zu verfügen, um in einem Vorgang mit mehreren Personen den IM identifizieren zu können. Allerdings konnte der Begriff »Hauptperson« bzw. »HP« in den internen Bestimmungen der HV A bis-her nicht nachgewiesen werden.

Tabelle 4/3 »HP«-Verzeichnungen

Staatsangehörigkeit Anzahl Bundesrepublik Deutschland 1 730 West-Berlin 350 DDR 11 284 DBR (s. o.) 12 DDW (s. o.) 2 andere Staaten (plus 1 Staatenloser) 11 k.A. 150

zusammen 13 539 In normativen Unterlagen ist die Bezeichnung »Hinweisperson« (HWP) aufzufinden, wobei es sich um eine Person handelte, zu der ein Hinweis vorlag, die nachrichten-dienstlich abgeklärt wurde, in der Regel vor einer Kontaktaufnahme.139 Diese »Hin-weispersonen« stehen jedoch in keiner Verbindung zu den auf den Karteikarten ver-merkten »HP«, denn Hinweispersonen waren in der Vorgangsart »Operative Perso-nenkontrolle« zu erfassen, definiert als »Operative Personenkontrolle für Hinweise zu operativ bedeutsamen Personen, die aktiv operativ bearbeitet werden (eine Form des IM-Vorlaufs)«.140

für die Übernahme der Archivsignaturen der HV A erprobt. Vgl. BStU, MfS, Abt. XII Nr. 3090, Bl. 8 f.

139 Vgl. Müller-Enbergs: IM 2 (Anm. 27), S. 540, 585, 587 f., 590–601, 613, 771–773. 140 Ebenda, S. 631.

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Wiederholt erwies sich die auf einer Karteikarte mit »HP« gekennzeichnete Person tatsächlich als der IM. Seit wann dieser Auftrag verwendet wurde, ist unbekannt, sicherlich seit den 1980er Jahren. Er findet sich jedoch auch auf Vorgängen, die schon 1960 angelegt worden sind.141 Schließlich ist dieser Auftrag nicht durchgängig erfolgt. Günter Guillaumes Karteikarte beispielsweise enthält ihn nicht.142 Insofern ist das Kürzel »HP« nicht sonderlich zuverlässig. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es auch für jene Person verwendet wurde, die nachrichtendienstlich verpflichtet wurden, um an die eigentlich interessierende Person heranzukommen. Die amerikanische Seite hat das Merkmal »HP« recht sorgfaltig in der Recherchedatenbank verzeichnet.

4.14 Aufträge »Dokument«, »Information«, »Lawine«, »Pirat«, »System«

Neben der handschriftlichen Aufschrift »HP« finden sich auf den Karteikarten auch Stempelaufträge wie »Lawine«, »Pirat«, »System«, »Dokument« und »Information« (sie wurden von der Behörde nur anfangs in die Recherchedatenbank übertragen).143 Ein Befehl der HV A, die Karteikarten mit solchen Aufträgen zu versehen, konnte nicht ermittelt werden. Die ersten drei Stempel lassen sich zuordnen: »Pirat« wurde aufgetragen, wenn es sich um einen Vorgang des HVA-Offiziers Werner Stiller han-delte, für den in der »SIRA-Teildatenbank 21« insgesamt 71 Vorgänge verzeichnet sind. Stiller ist am 18. Januar 1979 in den Westen übergelaufen.

Bei »Lawine« handelt es sich um Vorgänge seines Kollegen Werner Teske, der einen Übertritt in die Bundesrepublik erwogen hatte, entsprechende Vorbereitungen aber wieder abbrach. Dennoch wurde er zum Tode verurteilt und 1981 hingerichtet. Für ihn sind 40 Vorgänge in der »SIRA-Teildatenbank 21« enthalten.144 In der Summe müss-ten mindestens 111 F 16-Karteikarten den Aufdruck »Pirat« oder »Lawine« aufwei-sen. Es war zu vermuten, dass damit Personen gekennzeichnet worden sind, die west-lichen Nachrichtendiensten bekannt geworden sein könnten. Die Detailanalyse bestä-tigt das jedoch nicht (vgl. Tabelle 4/4).145

141 Z. B. Reg.-Nr. XV 5333/60. 142 Reg.-Nr. XV 19142/60. 143 Ein weiterer Auftrag lautet »Signalkarte«, die in Rostock eingestellt sei. Offenbar wird

damit auf eine weitere Karteikarte in der Bezirksverwaltung Rostock verwiesen. Vgl. »Ro-senholz«-F 16 mit der Archivsignatur A/OPK/2072. Ebenso nur als »Signalkarte« in Leip-zig und mit dem Hinweis »Lawine«; Reg.-Nr. 8454/61.

144 In »Rosenholz« ist zu Vorgängen Teskes keine sichere Aussage möglich, da in der Recher-chedatei nur der den Vorgang anlegende Vorgangsführer angegeben ist. Das muss nicht Werner Teske – nach dem hier recherchiert wurde – gewesen sein, der vielleicht diesen Vorgang später übernommen hat.

145 Auch hier ist bei Angaben, die allein auf der SIRA-Teildatenbank 21 beruhen, mit einer Fehlerquote zu rechnen. So fehlt dort der Vorgang Teskes mit der Reg.-Nr. XV 393/85 mit dem »Lawine«-Auftrag.

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Nicht alle Vorgänge von Werner Teske wurden mit dem »Lawine«-Aufdruck verse-hen. Von 120 Personen, mit denen er als Vorgangsführer zu tun hatte, enthalten 53 den Auftrag »Lawine«, 66 nicht. Denkbar war, dass dieser Auftrag Bundesbürger betrifft; aber auch die Differenzierung nach der Staatsbürgerschaft führt zu keiner Lösung. Es bleibt unklar, warum die F 16 im einen Fall so gestempelt wurde, im ande-ren nicht. Auf den »Rosenholz«-F 22, die in Verbindung mit Teske stehen, ist der Vermerk »Lawine« stets vorhanden.

Tabelle 4/4: F 16-Karteikartenerfassungen aus den Vorgängen von Werner Teske

Staatsbürgerschaft mit »Lawine« ohne »Lawine« DDR 30 29 Bundesrepublik 23 37 k. A. 2 2

Der Stempel »System« findet sich auf Karteikarten zu Personen mit westlichem nach-richtendienstlichem Bezug, also Mitarbeitern des Bundesnachrichtendienstes, eines Verfassungsschutzamtes usw., auch zu Personen, bei denen ein solcher Bezug nur vermutet wurde. Sie lassen sich mit der Datenbank nicht recherchieren, da der Hin-weis »System« nicht berücksichtigt wird. Es ist anzunehmen, dass diese Personen in den osteuropäischen Datenverbund »SOUD« eingetragen wurde. Die HV A ließ in den Jahren von 1979 bis 1988 insgesamt 3 748 Personen in »SOUD« erfassen.146

Auf den Stempel »Dokument« wurde schon an anderer Stelle eingegangen (vgl. Kapitel 4.4). Auch dazu konnte bislang keine klärende Bestimmung gefunden werden. Dieser Auftrag erfolgte meist in Verbindung mit einem Buchstaben und einer vier- bzw. fünfstelligen Zahlenfolge, wobei »A« für einen bundesdeutschen Falschausweis, »W« für einen Westberliner Falschausweis steht: beispielsweise »Dokument A 0473«147 Die Herausgabe gefälschter Ausweise der Bundesrepublik und West-Berlins lag in Händen der Abteilung VI/K der HV A, die das gesamte MfS damit versorgte.

Die Schlüsselfrage ist, ob derjenige, zu dem eine Karte mit dem Hinweis »Doku-ment« angelegt wurde, eine Falschidentität erhalten hat – oder ob sich die HV A sei-ner Personalien für eine Fälschung bedient hat (selbstverständlich ohne dass er davon wusste)? Auch dazu konnte bislang keine Regelung aufgefunden werden.

Da »Dokument« häufig zusammen mit dem Vorgang XV 370/76 in Verbindung steht, konnten dazu Teilunterlagen gesichtet werden, denn zu diesem am 1. Mai 1976 angelegten Vorgang fanden sich einige Hinweise, die weiteren Aufschluss erlauben. Der Vorgang wurde zeitweise als »Objektvorgang«, dann als »Sicherungsvorgang«

146 Vgl. Wegmann, Bodo; Tantzscher, Monika: SOUD. Das geheimdienstliche Datennetz des

östlichen Bündnissystems (BStU, Analysen und Berichte, Reihe B Nr. 1/96). Berlin 1996, S. 85.

147 Vgl. Reg.-Nr. XV 3704/66.

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unter dem Namen »Register« geführt.148 Dazu regelte eine Arbeitsvereinbarung zwi-schen der HV A und der Abteilung XII des MfS aus dem Jahre 1985, dass eine Anfra-ge zu einer Person, die auf diesem Vorgang erfasst war, zunächst von der Abteilung XII EDV-seitig zu bearbeiten war. Wenn sie bei der Abteilung XII des MfS »nicht erfasst« war, sollte die Anfrage an das Referat R der HV A weitergereicht werden – einmal wöchentlich in Diskettenform. Die Initiative dazu war von Markus Wolf aus-gegangen, der sich am 27. April 1976 in einem Schreiben an die MfS-Abteilung XII gewandt und die Einrichtung eines solchen Vorganges angeregt hatte. Die Federfüh-rung sollte bei der Abteilung VI der HV A liegen.149 Einem weiteren Schreiben vom 8. August 1984 ist zu entnehmen, dass für den Vorgang der Diensteinheitenschlüssel 96 15 50 7 vergeben wurde, der bei positiver Auskunft den Vermerk »HV A Abt. VI/9 Tel. 27616« erhielt – konkrete Angaben an die anfragende Diensteinheit erfolgten somit nicht.150 Offenbar war die Regelung in Detailfragen unbefriedigend, denn am 25. Oktober 1984 wurde eine weitere Arbeitsvereinbarung zwischen HV A und Abtei-lung XII geschlossen. Demnach sollte das Referat R der HV A die zu erfassenden Personendaten der Abteilung XII nunmehr EDV-gestützt zur Verfügung stellen. Kon-kret heißt es wie zuvor, dass die Abteilung XII bei eingehenden Anfragen und im Ergebnis »aktiver Erfassungen« keine Auskunft zu erteilen hatte, sondern lediglich mit »Erfasst für HV A, Abt. VII E/2, Tel. 27616« antwortete. Die im Vorgang XV 370/76 erfassten Personen sollten im Rahmen des vom Referat R verfolgten EDV-Projekts in den Personenspeicher aufgenommen werden.151 Doch auch weiterhin gab es seitens der MfS-Abteilung XII Beanstandungen hinsichtlich der Verfahrensweise, weshalb sie sich mit Schreiben vom 17. September 1987 direkt an Generalmajor Gey-er wandte und von der Abteilung VI der HV A die »strikte Einhaltung« der Arbeits-vereinbarung verlangte, namentlich die Aushändigung einer F 16, zunächst bei der Ersterfassung und dann bei Änderungen zu einer »passiven« Erfassung, wobei in einem solchen Fall die F 16 auf der Rückseite mit »E« zu kennzeichnen war.152

Aus diesen Vereinbarungen und dem Schriftwechsel ist zu schließen, dass die HV A auch falsche oder legendiert genutzte Identitäten in die zentrale Kartei des MfS einzustellen hatte, damit jedoch insgesamt zögerlich verfuhr. Im Ergebnis ist davon auszugehen, dass solche Identitäten überwiegend im Vorgang »Register« (XV 370/76) gespeichert worden sind. Demnach weisen F 16 die Registriernummer XV 370/76 in zwölf Fällen oben rechts auf der Karteikarte und in 12 587 Fällen unten rechts auf. Zu beweisen ist das jedoch bislang nicht. Und auch ein Umkehrschluss ist keineswegs zulässig: Im Sicherungsvorgang »Register« wurden tausende DDR-Besucher aus dem

148 Vgl. BStU, MfS, Abt. XII Nr. 2511. 149 Vgl. BStU, MfS, Abt. XII Nr. 6279, Bl. 1–4. 150 Vgl. MfS-Abteilung XII: Schreiben an die HV A, 8.8.1984; BStU, MfS, Abt. XII

Nr. 6279, Bl. 5 f. 151 Vgl. Arbeitsvereinbarung, 25.10.1984; BStU, MfS, Abt. XII Nr. 6279, Bl. 7–9. 152 Vgl. MfS-Abteilung XII: Schreiben an Generalmajor Geyer v. 17.9.1987; BStU, MfS, Abt.

XII Nr. 6279, Bl. 10-13.

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Westen eingespeichert, darunter solche, die viel zu prominent waren, um sie für Falschidentitäten zu verwenden.

Darüber hinaus scheint die Praxis mit der Verzeichnung von Falschidentitäten recht unterschiedlich gewesen zu sein. Nachweislich gibt es Vorgänge, in denen jeglicher Hinweis darauf fehlt, obwohl es sich um fiktive Personalien handelte. Beispielsweise liegt für Rainer Rupp, den Residenten »Topas«, der Hinweis auf die Aushändigung von gefälschten »internationalen Ausweisen« vor, doch auf der F 16 findet sich darauf weder ein Hinweis noch der Auftrag »Dokument«.153 Andererseits ist die Karteikarte zu Pierre Guillaume mit diesem Stempelaufdruck versehen, obwohl er keine inoffi-ziellen Beziehungen zur HV A unterhalten hat.154 Schließlich gibt es den Fall des IM »Jochen«, der mindestens vier Falschausweise erhalten hat (vgl. Tabelle 4/5). Der Erfassungszeitpunkt deutet darauf hin, dass die HV A erst ab den 1970er Jahren den Hinweis »Dokument« auf Karteikarten eingetragen hat; sie weisen alle die gleiche Registriernummer auf.

Tabelle 4/5: Falschidentitäten von »Jochen«155

Name Geburtsdatum Ort erfasst ab Hinweis »Dokument«

Joachim Freiberg 14.3.1922 30.01.1968 Nein Hans-Joachim Scheidel 24.3.1923 17.06.1970 Nein Hans Binder 14.3.1922 Suhl 20.12.1978 Ja Herbert Dahlhäuser 18.8.1924 Wiesbaden 4.12.1985 Ja

Sehr selten finden sich auf einer Karteikarte klare Angaben. So zu dem Westberliner Eckhard L., zu dem eine Karteikarte aus der »Vorverdichtungs-, Such- und Hinweis-kartei« (Formblatt 401) vorliegt, auf der es heißt: »Westberliner PA [Personalaus-weis], Doppelgänger ... 14. August 1979, Dokument vernichtet« – anders ausgedrückt: Die Identität dieser Person wurde genutzt und der Ausweis am 9. Februar 1989 ver-nichtet.156 Das ist jedoch eine Schlussfolgerung, die wegen des Fehlens der Karteikar-ten »La« bis »Li« in »Rosenholz« nicht überprüft werden kann.157 Einer anderen Karteikarte, die ebenfalls als Formblatt 401 vorliegt, ist zu entnehmen, dass die Identi-tät von Ursula B., wohnhaft in Rheydt, als »Übersiedlungspseudonym« für Hermine Hirschelmann genutzt worden ist.158 In der »Rosenholz«-F 16 wird das so abgebildet, dass auf der Karteikarte zu der genutzten Identität von B. ein »Dokument«-Stempel, jedoch kein Verweis auf die Nutzende aufgetragen ist. Hingegen findet sich auf der 153 Reg.-Nr. XV 333/69: F 16, »Rosenholz« und Statistikbogen. 154 Reg.-Nr. XV 5061/87. 155 Reg.-Nr. XV 3704/66. 156 Reg.-Nr. XV 3036/75; BStU, MfS, BV Gera, F 401. 157 Der Vorgang mit der Registriernummer XV 3036/75 weist sieben Personen aus, davon

enthalten zwei F 16 den Auftrag »Dokument«. 158 Ursula B.; BStU, MfS, HA 11/13, F 401.

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zu können.

Karteikarte zu Hirschelmann kein »Dokument«-Stempel.159 Zu B. liegt eine weitere Karteikarte mit der Registriernummer XV 5700/81 vor, die den mit Schreibmaschine aufgetragenen »Dokument«-Hinweis enthält. Demnach wären jene F 16, die einen solchen Stempelauftrag enthalten, die (unwissentlichen) Identitätsspender.

Der Stempelaufdruck »Information« – quer auf der Karteikarte aufgetragen – steht offenbar ebenfalls mit der »Dokument«-Problematik in Verbindung. Dies ergibt sich anhand zweier Karteikarten, die zu dem am 1. Februar 1928 geborenen Horst Jansen angelegt worden sind. Auf der einen ist ohne Angabe einer Registriernummer der Auftrag »Information« zu erkennen, auf der zweiten identische Grundpersonalien, zusätzlich aber die Registriernummer XV 1093/62, der Auftrag »Dokument A 02177« sowie die Aufschrift »Klarname Höwler, Horst, PA-Nummer XV 0010357, ausgestellt am 31.3.1964, ausgestellt in Berlin-Treptow«.160 Unter dem Klarnamen findet sich in der »Rosenholz«-F 16 eine weitere Karteikarte mit einer anderen Registriernum-mer,161 die jedoch keinen Hinweis auf die Aushändigung eines »Dokuments« enthält. Auffallend an diesem Vorgang ist die in allen drei Fällen identische Angabe zu Ge-burtsdatum und Vornamen, die auch bei weiteren Fällen festgestellt werden konnte. Insoweit erscheint es hilfreich, bei Recherchen grundsätzlich zugleich nach diesen Grunddaten suchen zu lassen, um möglicherweise einen Zusammenhang zu »Doku-menten« herstellen

Es gibt auch den umgekehrten Fall, in dem eine Karteikarte den Auftrag »Doku-ment« trägt und der Betreffende tatsächlich Inhaber eines gefälschten Ausweises ist, der indes seine echten Personalien enthält. Dies ist nachweisbar bei dem HVA-Mitarbeiter Heinz Fitzek von der Abteilung I/l, dessen »Rosenholz«-F 16-Karteikarte den Stempel-Auftrag »Dokument A 8036« aufweist.162 Und schließlich konnte manchmal nicht nur ein Hinweis auf einen gefälschten Westberliner Ausweis oder einen Bundesausweis gefunden werden, sondern der Auftrag »Dokument MdI« mit einer sechsstelligen Ziffer.163

4.15 Veränderungen auf der F 16 durch die CIA

Ein besonderes Problem stellen Veränderungen dar, die im Zuge des Einscannens der Mikrofilme für das CD-ROM-Faksimile entstanden sind. Während die Behörde die Faksimile als unveränderbare Dateien erhalten hat, ergaben sich beim Einscannen von amerikanischer Seite Veränderungen. Die CIA hat die Qualität der Microverfil-mung stets problematisiert und angeregt, diese durch einen »clearing up process« zu

159 Vgl. Reg.-Nr. XV 233/69. 160 Horst Jansen; Reg.-Nr. XV 1093/62. 161 Reg.-Nr. XV 2964/78. 162 Heinz Fitzek; Reg.-Nr. XV 1093/62 und Arbeitskarteikarte. 163 Vgl. Gerhard Albrecht; Reg.-Nr. unleserlich: Dokument A 04426 und Dokument MdI

082146.

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verbessern. Recht schnell zeigte sich, dass dieses Verfahren untauglich ist und es wurde deshalb auf Anregung der Bundesbeauftragten spätestens am 10. Mai 2001 eingestellt. Tatsächlich hatte der »clearing up process« zum Teil gravierende Folgen.

Beispielsweise liegt die Karteikarte zu Udo Abe in drei Fassungen vor. In zwei Fassungen ist die Registriernummer XV 659/83 sicher zu erkennen, in einer dritten Fassung mutierte sie jedoch zu XV 658/83. Für diesen Vorgang zeichnet Jürgen Bran-dies, was auf zwei Fassungen sicher zu lesen ist, während in der dritten Fassung dar-aus Pürgen Krundios geworden ist. Läge allein die veränderte Fassung vor, bedürfte es einer gründlichen Recherche nach der zutreffenden Vorgangsnummer, was mithilfe der SIRA-Teildatenbank 21 möglich ist. Ähnlich liegt der Fall bei der Karteikarte zu Volker Ackermann: Auf der einen ist recht gut (und zutreffend) XV 4587/86 lesbar, wahrend auf der veränderten Fassung die Registriernummer XV 4589/88 steht. Während auf der einen Karteikarte der Namenszug und die Angabe zum Vorgangs-führer Simon in Maschinenschrift gut leserlich sind, wurden sie auf dem zweiten Fak-simile augenscheinlich mit handschriftlichen Bearbeitungsmerkmalen versehen. Der Namenszug Ackermann wirkt handschriftlich nachgezeichnet, aus Simon wurde jedoch »Timor«. Während auf der ersten Bilddatei starke Filmspuren erkennbar sind, scheinen sie bei der zweiten wegretuschiert.164 Weitere Beispiele für solche Eingriffe könnten genannt werden.165

Bemerkenswert sind die Veränderungen auf der Karteikarte zum Vorgang XV 4310/84, die zeitweilig zu der Vermutung Anlass gaben, dass die CIA nicht an die Mikrofilme, sondern an die Karteikarten selbst herangekommen ist, die sie dann ver-filmt hätte – obwohl schon die schlechte Qualität der Verfilmung eindeutig dagegen spricht. Die erwähnte Karteikarte ist auf dem Faksimile durch eine weitere, allerdings schwarze Karte in Form eines Dreieckes überdeckt. Beim zweiten Faksimile ist der gesamte Bereich mit dem Dreieck abgeschnitten und beim dritten Faksimile ist die schwarze Fläche des Dreiecks weggelöscht worden. Auffallend ist weiter: Bei den ersten beiden Faksimiles sind die Vornamen »Christa + Günter« gut leserlich, wäh-rend bei der Dritten der Schriftzug »Günter« getilgt und der von »Christa« verstüm-melt ist. Gleiches gilt für die Registriernummer, von der allenfalls noch »XV 431«, statt der XV 4310/84« erkennbar ist.

Etwas anders gelagert ist der Fall bei der Karteikarte zu Marianne A. Zu ihr liegen zwei Faksimiles vom gleichen Original vor. Das erste Faksimile zeigt die F 16 zu A., die offenkundig durch eine andere Karteikarte überdeckt war – und zwar so vollstän-dig, dass lediglich der in der ersten Zeile eingetragene Nachname und die Registrier-nummer noch lesbar sind. Die CIA hat jedoch das Bild beschnitten und die überde- 164 Reg.-Nr. XV 4587/86: In der Recherchedatenbank mit XV 4587/80 bzw. 4589/88 ausge-

wiesen. 165 Vgl. Reg.-Nr. XV 4511/80: Namensänderung; Reg.-Nr. XV 1295/68; Reg.-Nr. XV

1260/73: unleserlicher Name; Reg.-Nr. XV 4680/80: Namensänderung Monika-Brigitte A. bzw. E; Reg.-Nr. XV 436/73: Namensänderung; Reg.-Nr. XV 333/85: Geburtsdatumsän-derung; Reg.-Nr. XV 3074/64: Namensänderung.

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ckende Karteikarte weggelöscht. Das Faksimile weist danach lediglich eine Höhe von 2,5 cm auf, während es sonst 13 cm sind. Das zweite Faksimile vom identischen Ori-ginal zeigt die Karteikarte zu Marianne A. vollständig. Es kann sein, dass dieser Über-deckungsfehler schon bei der Verfilmung durch die HV A aufgefallen ist, also unmit-telbar – mit der Folge, dass sofort ein zweites Bild von diesem überdeckten Original (Bild 4) zu erstellen war. Schlüssig ist das nicht. Es wird auch bei der HV A zu Fehl-aufnahmen gekommen sein, obgleich das bei den in der Behörde vorliegenden Über-lieferungen in keinem Fall festgestellt werden konnte. Allerdings wäre bei der HV A – wenn sofort festgestellt – die aufliegende Karteikarte (Bild 2) nochmals abzufilmen gewesen, dann deren Rückseite (Bild 3) und endlich die Karteikarte zu Marianne A (Bild 4). Allerdings haben die von der CIA erstellten Faksimiles – die seltsamerweise nicht in streng alphabetischer Folge gelistet sind – »Ident«-Nummern erhalten. Das vorstehend genannte erste Faksimile trägt die Ident 277438 (Bild 1), die Karteikarte zu Marianne A. die Ident 277437 (Bild 4), hintereinander liegende Nummernfolgen also, was soviel besagt, dass die Faksimiles von der CIA direkt hintereinander erstellt wor-den sind.166

Legt man Karteikarten-Faksimiles dieser Art nebeneinander, fällt das Bemühen der amerikanischen Seite auf, Kratzspuren und Verunreinigungen auf dem Faksimile mit einem elektronischen Schwämmchen zu entfernen, wobei dann entweder weiße Fle-cken verbleiben oder Veränderungen entstehen. Die Notwendigkeit dieser Eingriffe ist nicht nachvollziehbar, wie die weit über 200 000 Faksimile zeigen, bei denen darauf verzichtet wurde. Den Beweiswert dieser Unterlagen schränken sie erheblich ein, weil sie zudem mit der Entfernung bzw. Veränderung von Buchstaben und Zahlen verbun-den waren. Abzuhelfen wäre dem nur mit einer echten Kopie der Mikrofilme (auf der gleichwohl Karteikarten mit nichtdeutschen Bezügen getilgt werden könnten).

Das Gros der Faksimile ist 1:1 gescannt worden, die Anzahl der veränderten Kar-teikartenfaksimile dürfte auf mindestens 1 000 veranschlagt werden. Da diese Faksi-miles in ihrer überwiegenden Anzahl als Mehrfachkopien vorliegen, sind sie leicht zu erkennen. Das mindert den Schaden. Schwierig wird es dann, wenn lediglich die ver-änderte Fassung eines Faksimile vorhanden ist167 – und denkbar problematisch ist es, wenn der Nachname von einem Faksimile weg retuschiert worden ist. Im Fall der »Hauptperson« Sylvia mit der Registriernummer XV 5119/83 etwa fehlt der Nachna-me, obgleich dieser der CIA bekannt war, denn sie hat ihn in ihre EDV-Recherchedatei unter der Ident 18381 eingetragen.168 Ähnlich verhält es sich mit dem Vorgang »Heinrich«, eine OPK, die Peter Körner von der Abteilung XV der HV A am 12. Mai 1986 angelegt hat. Dazu liegen zwei Faksimiles des Originals vor. Das eine

166 Vgl. Reg.-Nr. IX 3166/71 und Recherchedatenbank Ident 277437 u. 277438. Identisch ist

der Fall gelagert bei Reg.-Nr. unleserlich u. Ident 271858. 167 Beispielsweise bei Reg.-Nr. MfS 13791/60, XV 2434/80, XV 477/71, XV 2623/79, XV

2292/73, XV 25, 32/80, XV 290/81, 627/81 u. XV 1150/84. 168 Reg.-Nr. XV 5119/85 u. Ident 18481.

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ist kaum leserlich, das andere nahezu vollständig verfälscht. Der Aufwand zur Identi-fikation dieser Registriernummer ist erheblich.

Tabelle 4/6 OPK »Heinrich«

Feld Faksimile (1 : 1) Faksimile (verändert) SIRA-TDB 21 Registriernummer [unleserlich] MfS/7159/86 XV /2159/86 Diensteinheit SWT/XV/7/63 BUT/XV/7/691 HV A XV 06 63 Operativer Mitarbeiter Körner Nacke Körner Nachname [unleserlich] [fehlt] -

Die Karteikarten weisen eine Vor- und eine Rückseite auf. Sofern auf der Rückseite Eintragungen erfolgt sind, erfolgte in der Regel auf der Vorderseite der Hinweise »b. w.«, als »bitte wenden«. Faksimiliert wurden seitens der CIA Rückseiten sinnvoll-erweise nur dann, wenn dort auch Einträge vorhanden waren. Dabei nahm man es wiederholt nicht so genau, wie die Karteikarte zu Wally S. zeigt, von der zwei Faksi-miles vom gleichen Original vorliegen. Das erste ist mit Vor- und Rückseite abgebil-det (die Vorderseite nur teilweise), bei dem zweiten fehlt die Rückseite.169 Grob nach-lässig scheint es, wenn allein die Rückseite abgebildet wurde, nicht aber die Vorder-seite, während in der Recherchedatei Personenangaben und die Registriernummer nachzulesen sind.170 Beim Vorgang Olaf R. mit der Registriernummer XV 4680/80 wurden gleich eine ganze und eine halbe Rückseite auf einem Faksimile angeboten, womit wahlweise entschieden werden kann, welche Rückseite ihm zuzuordnen ist. Ganz offenkundig hat die CIA bei den Faksimilierungsarbeiten auf eine Qualitätskon-trolle verzichtet.

Von den geschilderten Veränderungen sind Übertragungsfehler der HV A selbst abzugrenzen. Beispielsweise hatte das Referat R der HV A auf der F 16 zum Vorgang »XV 48/82« versehentlich XV 48/52 aufgetragen.

4.16 Vollständigkeit der F 16

Ist für das Kriterium der Vollständigkeit maßgebend, dass sämtliche dazu gehörenden Teile vorhanden sind, so war die Personenkartei der HV A niemals vollständig. Bald täglich wurden in den Jahren zwischen 1951 und 1989 Personen neu erfasst, die Anzahl der Karteikarten nahm zu. Allerdings entfernte die HV A wieder Karteikarten, wenn das operative Interesse an einer Person erlahmt war. Jeder Vorgang führende Mitarbeiter konnte das veranlassen. Die Karteikarten wurden dann gezogen und manchmal in den Vorgangsakten eingeheftet. Dies galt, soweit erkennbar, nicht für Karteikarten, auf denen Personen verzeichnet sind, mit denen eine inoffizielle Beziehung unterhalten 169 Reg.-Nr.5195. 170 Reg.-Nr. XV 451/79 u. Ident 91242.

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wurde. Meist betrifft es Personen, die auf Sicherungs- und Objektvorgängen oder mitunter auf Akten zu operativen Personenkontrollen aufgetragen waren. Eine Doku-mentation derart gezogener Karten erfolgte auf »Löschfilmen«, die teilweise erhalten geblieben sind. Deshalb ist und bleibt es unmöglich, die Gesamtzahl der irgendwann einmal in der F 16 der HV A verzeichneten Personen zu ermitteln.

Die CIA hat sämtliche Karteikarten mit deutschen Bezügen an die Stasi-Unter-lagen-Behörde aushändigen wollen. Sind welche nicht übergeben worden? Anhalts-punkte dafür gibt es. Im Ergebnis einer Untersuchung von 183 Vorgängen, die in den Jahren von 1969 bis 1989 zu den Spitzenlieferanten von Informationen an die HV A zu zählen sind, finden sich sieben, die nicht in »Rosenholz« verzeichnet sind und bei denen eher bundesdeutsche Themen im Mittelpunkt stehen. Ob die CIA nicht über diese Unterlagen verfügte, diese nicht an die Stasi-Unterlagen-Behörde zurückgab (weil es sich um ausländische Bürger handelt) oder ob diese Karteikarten aus anderen Gründen vorenthalten wurden (Staatsbürgerschaft nicht erkennbar), ist unbekannt.

Die der Stasi-Unterlagen-Behörde vorliegende »Rosenholz«-F 16 endet mit den ersten Januartagen 1988, wodurch alle danach erfassten Personen darin nicht mehr berücksichtigt sind. Nach einer vorläufigen Schätzung könnte dies 7 000 Personen betreffen. Es fehlt die Buchstabensequenz »La« bis »Li« vollständig. Weiter enthalten die Karteikarten wiederholt Querverweise – zumeist auf den Ehepartner, zu dem oft die Karte – ohne erkennbare Gründe – fehlt, auch dann, wenn nichts auf einen Nach-namen im Buchstabenbereich »La« bis »Li« hindeutet.

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n.

5 Formblatt 22

Die Identität eines inoffiziellen Mitarbeiters des MfS ist im Normalfall mit zwei Kar-teikarten, der F 16 und der dazugehörigen F 22, zu entschlüsseln. Die Verbindung zwischen diesen beiden Karteikarten stellt die Registriernummer dar. Auf der F 22 finden sich grundsätzlich, von Ausnahmen abgesehen, keinerlei Personenangaben. Anders als beim sonstigen MfS üblich sind aber auf der F 22 der HV A in der Regel keine Angaben zur IM-Kategorie verzeichnet, allenfalls die Vorgangsarten vermerkt.

Nun ist die F 22 der HV A aber mehrfach überliefert. Es findet sich in der Zentral-kartei eine unbekannte, aber signifikante Anzahl solcher Karteikarten, die im Zuge der Vernichtungen 1989/90 (in der Regel bewusst) stehen gelassen wurden; auch sind sie, sofern sie in dieser Zeit umgeschrieben worden sind, leicht zu erkennen. Darüber hinaus gibt es Karteien der Abteilungen XV der Bezirksverwaltungen Cottbus und Leipzig, die Angaben zu den jeweils dort geführten Vorgängen liefern.171

In EDV-Form liegt die Kartei der Behörde sogar in zwei Fassungen vor: Zum einen in der mehrfach erwähnten SIRA-Teildatenbank 21, die Ende der 1990er Jahre arbeits-fähig rekonstruiert werden konnte, und als »Garzau«-Liste, die in eingeschränkter Form in die HHO-Datenbank überführt worden ist. In Garzau, wo seitens der Bun-deswehr Magnetbänder geprüft wurden, waren Mitarbeiter Anfang der 1990er Jahre auf diese Datensätze gestoßen, über deren Existenz der Militärische Abwehrdienst (MAD) und dann die Behörde unterrichtet worden sind. Die beiden EDV-Überlieferungen sind weitgehend identisch. Insoweit liegt mit der »Rosenholz«-F 22 nunmehr die mikroverfilmte Fassung der in der HV A geführten Kartei vor, die wie-derum Grundstock für die EDV-Erfassung war. In der Summe dieser Unterlagen ist ein vollständiger Überblick über die von 1960172 bis Mai 1989 geführten Vorgänge der HV A möglich – sofern die drei Datenbanken miteinander abgeglichen werde

In »Rosenholz« sind 57 433 Datensätze zur F 22 verzeichnet, was nicht gleichbe-deutend mit der tatsächlichen Anzahl der von der HV A angelegten F 22 ist. Mitunter

171 Dazu gehören aus dem Bestand der BV Cottbus unter anderem 800 Karten aus der VSH-

Kartei, 800 Karten aus der Decknamenkartei, 800 Karten Archiv der HV A u. 1 200 AK-Vorgangskartei; aus dem Bestand der BV Gera 5 800 Karten aus der VSH-Kartei; aus dem Bestand der BV Leipzig unter anderem 18 298 Karten aus der Kartei der gelöschten Erfas-sungen, 2 776 Einreisehinweise zur Universität Münster, 863 Karten der Handkartei, 989 SiVo-Erfassungen-West, 775 SiVo-Erfassungen-DDR, 803 IM-Erfassungen, 1 018 Karten der Decknamenkartei, 13 467 »Lebendbescheinigungen«.

172 Zudem sind auch jene Vorgänge aus der Zeit vor 1960 enthalten, die danach weitergeführt worden sind. Sie haben lediglich eine neue Registriernummer erhalten.

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hatte die HV A eine zweite F 22 angelegt, weil die erste keinen Platz für weitere Ein-tragungen bot.173

Anzunehmen ist außerdem, dass in Einzelfällen eine F 22 doppelt faksimiliert wor-den ist, um sie lesbarer zu machen. Folglich wird die Zahl der F 22 in »Rosenholz« geringer ausfallen. Die letzte mikroverfilmte F 22-Karteikarte trägt das Datum 5. Januar 1988.174 Es fehlen – wie schon bei der F 16 – alle Angaben aus den Jahren 1988 und 1989, die jedoch in der SIRA-Teildatenbank 21 weithin überliefert sind, da sie Einträge bis zum 3. Juli 1989 enthält.175 Im Vergleich damit fehlen in den »Rosen-holz«-F 22 mindestens 5 565 F 22, davon für das Jahr 1988 allein 3 908 F 22 und für das Jahr 1989 bis zum Juni weitere 1 597. Darunter befinden sich 587 Vorgänge, die von Abwehr-Abteilungen übernommen worden sind. Das MfS stellte der HV A im Jahr 1989 jedoch insgesamt 2 900 Registriernummern zur Verfügung. Falls die (durch Neuregistrierungen nach dem Juni 1989) tatsächlich verbraucht worden sein sollten, wäre von etwa 7 000 fehlenden F 22-Karteikarten-Faksimiles in »Rosenholz« allein für den Zeitraum 1988 und 1989 auszugehen.

5.1 Aufbau

Das Formblatt 22 wurde allein vom Referat R (bzw. zuvor von der Abteilung 4) der HV A ausgefüllt, sofern es Vorgänge betraf, die von der HV A selbst angelegt worden sind. Wurden von operativen Mitarbeitern Vorgänge der Abwehrdiensteinheiten des MfS oder der Verwaltung Aufklärung des Ministeriums für Nationale Verteidigung übernommen, dann wurde in der Regel eine neue F 22 von der HV A ausgestellt, auf der die Herkunft meist vermerkt wurde. Das erste Feld der F 22 enthält Informationen zur Vorgangsführung, das zweite zur Archivierung und das dritte detaillierte Angaben zur Vorgangsgeschichte. Ein besonderes Thema sind handschriftliche Auftragungen, die aus verschiedenen Gründen verfasst wurden.

173 Als bei Rainer Rupp am 3.3.1982 die 55. Arbeitsakte angelegt wurde, war die erste F 22

zu ihm vollständig ausgefüllt, so dass eine zweite F 22 begonnen wurde. Als am 21.1.1985 die 90. Arbeitsakte angelegt wurde, war auch die zweite F 22 vollständig ausgefüllt. Als knapp drei Jahre später, am 10.12.1987, dem Vorgangsführer Karl Rehbaum die 132. Arbeitsakte übergeben wurde, blieb auf der dritten Karte lediglich noch eine Zeile frei. Eine vierte F 22 wurde nicht mehr ausgestellt, hatte sich Rehbaum doch in Erwartung größerer Informationslieferungen gleich 13 Arbeitsakten (120.–132.) geben lassen. Dem-nach umfasste der Vorgang »Topas« mindestens 5 lfm. Akten.

174 Dies betrifft den IM-Vorlauf »Hanna«; Reg.-Nr. XV 416/88, der am 5.1.1988 für die Abteilung XII/5 der HV A angelegt wurde.

175 Vgl. Reg.-Nr. XV I 2408/78.

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5.1.1 Vorgangsführung

Das Feld zur »Art des Vorgangs« wurde meist nicht ausgefüllt, lediglich in den letzten Jahren ist das Referat R dazu übergegangen, hier einen Eintrag vorzunehmen. Der darf jedoch nicht mit der IM-Kategorie, sofern gegeben, verwechselt werden. Ebenfalls in der ersten Zeile, am rechten Rand der Karteikarte, konnte die Registriernummer ange-führt werden, die bereits (in Kapitel 4.12.1) erörtert worden ist, und – wenn vorhanden – eine von der HV A vor 1960 vergebene Registriernummer. Das war beispielsweise beim Objektvorgang XV 18252/60 zur SPD der Fall, der Anfang der 1950er Jahre als 146 geführt worden ist.176

Seltene Sonderfälle hinsichtlich der Registriernummern liegen bei ungewöhnlichen »Spitzenquellen« vor. Offenkundig haben Diensteinheiten der HV A, um ihre »Spit-zenquellen« zu schützen, diese auch dienstintern konspiriert. So findet sich in der SIRA-Teildatenbank 14, in der die Informationseingänge zu gegnerischen Nachrich-tendiensten gespeichert wurden, die Registriernummer XV 22/65, verbunden mit dem Decknamen »Denkmal«. Eine solche Nummer findet sich weder in einer der überlie-ferten F 22, noch in der F 16. Dabei ist »Denkmal« mit 6 218 Einträgen in der SIRA-Datenbank absoluter Spitzenreiter bei Informationen zum BND. Wer steckt hinter »Denkmal«? Allein in einem Archivbuch des MfS, das die einzelnen Registriernum-mern verzeichnet, findet sich diese Nummer, unter der ein IM-Vorlauf der Bezirks-verwaltung Berlin eingetragen ist, der im Januar 1965 angelegt und neun Monate später archiviert worden ist. Sogar die Akte existiert noch, hilft aber bei der Suche nach der Identität von »Denkmal« nicht weiter, da die SIRA-Informationseingänge auf die 1970er und 1980er Jahre verweisen. Es handelt sich folglich um eine zwar vorhan-dene Registriernummer, die aber für eine andere Person genutzt wurde. Es spricht einiges für die These des BND, dahinter Gabriele Gast zu vermuten,177 denn tatsäch-lich findet sich kein weiterer relevanter Vorgang in der SIRA-Teildatenbank 14, der mit ihr in Verbindung zu bringen ist. Wäre dieser Fall nicht auf andere Weise offen-kundig geworden, die Behörde hätte die Identität nicht feststellen können. Als eben-falls sehr selten und als Unregelmäßigkeit im umgekehrten Sinne ist die Karteikarte »Forelle« zu werten, auf der nicht nur der Deckname, sondern auch der Klarname Manfred M. eingetragen ist.178

Das nächste Feld auf der F 22-Karte war dem Decknamen vorbehalten, der erst in den letzten Jahren des MfS nachgetragen worden ist. Er weicht mitunter von der Angabe in der SIRA-Teildatenbank 21 ab. Der Eintrag auf der Karteikarte war der zunächst

176 Vgl. Reg.-Nr. XV 18252/60. 177 Wössner, Ullrich: Angriffe des MfS auf den Bundesnachrichtendienst. In: Herbstritt,

Georg, Müller-Enbergs, Helmut (Hg.): Das Gesicht dem Westen zu … DDR-Spionage ge-gen die Bundesrepublik Deutschland. Bremen 2003, S. 393–403, hier 398.

178 Vgl. Reg.-Nr. XV 3079/82.

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verwandte Deckname, der in der Datenbank der zuletzt gebräuchliche.179 Beispiels-weise lautete der erste Deckname von Rainer Rupp »Mosel«; er ist auch in der »Ro-senholz«-F 22 finden. Als er in »Topas« geändert wurde, wurde dieser auf der F 22 nachgetragen, »Mosel« durchgestrichen. In der SIRA-Teildatenbank 21 findet sich allein der Deckname »Topas«.180

Das Feld »IM-Kategorie« ist von der HV A grundsätzlich nicht ausgefüllt worden, wohl aber das Anlagedatum, der anlegende (vorgangsführende) Mitarbeiter und des-sen Diensteinheit. Im nächsten Feld findet sich die Anzahl der zunächst ausgegebenen Aktenbände.

5.1.2 Archivierung

Im Feld »Archivierung« konnten drei verschiedene Angaben eingetragen werden, darunter das Archivierungsdatum einer Akte. Dabei ist auf eine Besonderheit hinzu-weisen: Die HV A verfügte offenkundig – anders als das sonstige MfS – nicht über ein System von Teilablagen, die eigenständige Archivsignaturen erhielten. Wenn ein operativer Mitarbeiter des MfS – nicht der HV A – den Teil eines Vorganges archivie-ren lassen wollte, den er weiterführte, wurde dieser als Teilablage archiviert und ent-sprechend kenntlich gemacht. Archivarisch gesehen hatte das den Vorteil, dass die Abteilung XII des MfS platzsparender operieren konnte. Bei der HV A hingegen konnten zwar ebenfalls schon Teilakten ins Archiv gegeben werden, diese wurden jedoch nicht gesondert kenntlich gemacht, sondern erhielten eine der durchlaufenden Signaturen. Wurde später ein weiterer Teil des Vorganges archiviert, wurde er der schon vorhandenen Ablage hinzugefügt, wobei die bisherige Archivsignatur beibehal-ten wurde. Im Feld zur Vorgangsgeschichte auf der »Rosenholz«-F 22 wird zwar die Abverfügung eines Teilvorganges dokumentiert, nicht jedoch die Archivsignatur selbst. Sie wurde erst aufgetragen, wenn ein Vorgang endgültig abgeschlossen war. Die SIRA-Teildatenbank 21 berücksichtigt in der Regel nicht die zwischenzeitlichen Teilablagen, sondern verzeichnet allein die dafür verwendete Archivsignatur, was manchmal den unzutreffenden Eindruck vermittelt, ein Vorgang sei abgeschlossen. Beispielsweise erhielten die zu »Topas« angelegten 16 Bände der Arbeitsakte (Teil II) am 6. Juni 1983 die Signatur 19243. Als danach weitere Akten abverfügt wurden, wurde das auf der F 22 verzeichnet, die Signatur blieb. Es wurde das Feld »abgelegte Bände« ergänzt: »T. II/1-6-32-44-54-59-63-68-73-78-82-86-89-91-92-93-95«. Bis Januar 1988 landeten 95 Bände Arbeitsakten im Archiv.

Wenn die »Rosenholz«-F 22-Karteikarte vorliegt, lässt sich aufschlüsseln, wann Teile des Vorganges archiviert worden sind. Anders liegt der Fall, wenn sie fehlt, wie für die Jahre 1988 und 1989.

179 Die alten Decknamen wurden in der Teildatenbank 21 vermerkt, sind aber nicht vollstän-

dig überliefert. 180 Reg.-Nr. XV 333/69.

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Zur Archivierung gehört weiter die Angabe, ob die Akte gesperrt oder nicht gesperrt wurde. Galt sie als »gesperrt«, dann durfte von einer anderen Diensteinheit nur Ein-sicht genommen werden, wenn die ablegende Diensteinheit zustimmte. War sie »nicht gesperrt«, konnte sie auch von anderen Diensteinheiten angefordert und eingesehen werden.

Das Thema Archivsignatur ist bereits angesprochen worden (Kapitel 4.12.3). Wenn ein Vorgang archiviert wurde, war das auf der Karteikarte zu vermerken. Gelangten die Unterlagen in den Archivbestand der HV A, findet sich in den entsprechenden Feldern der F 16 und der F 22 jeweils eine Archivnummer, etwa 10 531. Mitunter wurde einer solchen Signatur ein »A« vorangestellt. Diese Ziffernfolge findet sich grundsätzlich auch in der SIRA-Teildatenbank 21 wieder. Ist das der Fall, dann wird diese Akte heute in der Regel nicht gefunden, sie muss als vernichtet gelten. Aller-dings gilt auch der Umkehrschluss: Wenn in der SIRA-Teildatenbank 21 eine Archi-vierung vermerkt ist und lediglich die Aktenkategorie (zum Beispiel AIM, AOPK) angegeben ist, jedoch die Archivsignatur fehlt, ist das in der Regel ein Hinweis darauf, dass der entsprechende Vorgang im MfS-Zentralarchiv abgelegt wurde. Solche Vor-gänge sind im Archiv der Behörde in sehr vielen Fällen noch vorhanden.

Wie viele Vorgänge sind der Behörde erhalten geblieben? In der SIRA-Teildatenbank 21 sind für die Jahre von 1960 bis Mai 1989 insgesamt 63 115 Vorgän-ge verzeichnet.181 Von diesen wurde im Mai 1989 noch mit 23 928 (38 %) gearbeitet, zumindest ist keine Veränderungsmitteilung in der Datenbank vermerkt. Sie dürften vom Schreibtisch weg vernichtet worden sein. Nur 15 Vorgänge sind als dem KGB überlassen gekennzeichnet; das weist darauf hin, dass der Vorgang bei solchen Über-gaben in der Regel wohl als »gelöscht« verzeichnet worden ist. In 3 684 Fällen wur-den die Vorgänge gelöscht, das war oft bei Objektvorgängen der Fall. 23 028 Vorgän-ge wurden im Archiv der HV A abgelegt, das im Winter 1989/90 vernichtet wurde. In der Summe müssen also 50 655 Akten (80 %) abgeschrieben werden (vgl. Tabelle 5/1).

181 Vorgänge, die schon vor 1960 von der HV A beendet und im Zentralarchiv abgelegt

wurden, sind nicht in der TDB 21 und damit auch nicht in dieser Zahl enthalten. Bei Vor-handensein entsprechender Vermerke in der TDB 21 bzw. »Rosenholz« F 22 wurde meist tatsächlich Material gefunden.

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Tabelle 5/1: Verbleib von Vorgängen der HV A182 Verbleib Anzahl

im Mai 1989 noch in Bearbeitung 23 928 an KGB 15 HVA-Archiv: Ablage 23 035 gelöscht 3 684 an Abwehr-Diensteinheiten 3 467 Zentralarchiv: AGMS-Ablage 325 Zentralarchiv: AlM-Ablage 7 121 Zentralarchiv: AOPK-Ablage 1 562

gesamt 63 137 Demnach könnten noch über zwölftausend Vorgänge der HV A existieren, weil sie beispielsweise an Diensteinheiten des MfS abgegeben (3 467) und dort zumindest teilweise aufbewahrt oder weil sie im Zentralarchiv des MfS abgelegt wurden (9 008).183 Doch es sind weitere Einschränkungen zu machen: Akten, die von der HV A abgegeben wurden, sind in der Regel zuvor gesichtet und relevante Teile ent-nommen worden. Insoweit erlauben die Akten oft nur einen sehr begrenzten Einblick in die Tätigkeit der HV A. (Allerdings gibt es noch die bereits erwähnten Verfilmun-gen von Akten, wie sie für Dresden und Cottbus ermittelt werden konnten.) Stichpro-ben ergaben zudem, dass meist Akten zu Personen in das Zentralarchiv des MfS gelang-ten, die als Deckadresse und als Inhaber einer konspirativen Wohnung fungierten, also wenig ergiebig sind. Es handelt sich also weder quantitativ noch qualitativ um »ein Fünftel« des HVA-Aktenbestandes. In Einzelfällen finden sich jedoch Akten zu bun-desdeutschen IM, zu Instrukteuren und zu Übersiedlungs-IM. Wurde eine Akte im Zentralarchiv des MfS abgelegt, wurden die Kürzel »Z«, »ZA« oder gleich Zentralarchiv angegeben, mitunter mit der dort verwendeten Signatur. In solchen Fällen ist der Vorgang zumeist im Behördenarchiv vorhanden.

Im Jahr 1989 begann die HV A damit, die durchlaufende Archivnummernfolge der des übrigen MfS anzupassen, indem sie mit einer jährlichen Zählung einsetzte, also

182 Die Summe der einzelnen Zahlen weicht geringfügig (um 15) von der Gesamtzahl der

Vorgänge ab, weil darin Mehrfachzählungen enthalten sind, wenn z. B. Vorgänge an die Abwehr-Diensteinheiten abgegeben worden waren, die später wieder zur HV A zurückge-kommen und dort archiviert worden sind.

183 Das Referat R übersandte solche Akten an die Abteilung XII und versah sie mit einer Aktennotiz: »An dieser Person besteht kein operatives Interesse mehr. Das Material wird deshalb, entsprechend einer Vereinbarung mit der Abt. XII dem Archiv übergeben.« Vgl. BStU, MfS, AP 10624/57, Bl. 35.

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mit 1/89.184 Belege dafür finden sich zwar nicht in »Rosenholz«, aber in der Teilda-tenbank 21, in der diese neuen Archivnummern eingetragen sind.

5.1.3 Vorgangsgeschichte

In dem Feld »Art der Veränderung« wird die Vorgangsgeschichte dargestellt. Daraus wird ersichtlich, ob ein anderer Mitarbeiter der HV A den Vorgang übernommen hat, der Wechsel des Vorgangsführers innerhalb oder zu einer anderen Diensteinheit, sowie die Anzahl der angelegten Bände. Die Abverfügungen sind in diesem Feld eingetragen. Im bereits erwähnten Fall »Topas« übernahm Karl Renner (Mitarbeiter-Nummer 2104) am 2. November 1974 den Vorgang von Dieter Kutta, der ihn am 8. Mai 1969 angelegt hatte. Renner gehörte offenkundig ebenfalls zur Abteilung XII, weshalb eine Änderung der Diensteinheit nicht angezeigt wurde. Renner erhielt von seinem Vorgänger die Personalakte (Teil I/l) und neun Bände der Arbeitsakte (Teil II/1-9). Am 3. Apri1 1979 übernahm Karl Rehbaum (Mitarbeiter-Nummer 2700) die Unterlagen, die auf 19 Bände Arbeitsakten angewachsen waren. Als am 6. Februar 1983 Rehbaum in die Leitung der Abteilung XII aufstieg, änderte sich seine Mitarbei-ter-Nummer, die nun 2002 lautete (HV A XII/Ltg. 2002). Das wurde auf der F 22 vermerkt. Sein nächster Karrieresprung innerhalb der Abteilung am 1. November 1983 wurde abermals vermerkt (HV A XII/Ltg. 11).

Außerdem wurden in diesem Feld die angelegten Bände verzeichnet. Bis zur Ein-führung der Richtlinie 2/68185 wurden ausschließlich »Bände« verzeichnet, nicht oder nur selten näher nach Personal- und Arbeitsakte differenziert. Die Richtlinie sah jedoch die Führung eines Teil I und eines Teil II vor, weshalb es in den Folgejahren jeweils so verzeichnet wurde. Um beim Fallbeispiel »Topas« zu bleiben: Bis zum 14. April 1970 ist die Herausgabe von vier Bänden verzeichnet, Band 1 am 8. Mai 1969, die Bände 2 bis 4 am 30. März 1970. Mitte April 1970 wurden die bislang herausgegebe-nen Bände umgeschrieben. Band 1 firmierte nun als Teil I/1, die bisherigen Bände 2 bis 4 als Teil II/l bis 3. Als am 16. September 1970 die nächste Akte an den Vorgangs-führer abgegeben wurde, wurde sie als Teil II/4 vermerkt. Eine solche Umstellung wurde üblicherweise als »Vorg. umgeschr. lt. Richtl. 2/68 IM-Akte A« markiert und erfolgte in der Regel dann, wenn eine neue Akte vom Referat R verlangt wurde. Die Vorgangsart »IM-Akte A« lautet in Kurzform »IMA«. Auf dieses Kürzel wird im Kapitel 5.2 eingegangen.

184 Vgl. Richter: Schreiben an die Abt. XII v. 11.3.1988; BStU, MfS, Abt. Xll Nr. 6554, o.

Pag. In diesem Zusammenhang sollten alle Archivierungen bis zum 31.12.1988 mit der Jahresendzahl 60 versehen werden.

185 Abgedruckt in Müller-Enbergs: IM 2 (Anm. 27).

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5.1.4 Sonderauftragungen

In Vorbereitung auf die Übernahme der Angaben von der F 22 in die EDV (die SIRA-Teildatenbank 21), wurden von der HV A die Karteikarten systematisch durchgesehen und mit diversen Zeichen versehen. Vermutlich erfolgte dies in den Jahren von 1985 bis 1987. An bestimmten Stellen wurden die Buchstaben E, A, U und W aufgetragen. »E« und »U« stehen für die Weitergabe eines Vorganges an einen operativen Mitar-beiter der HV A, »A« für Archivierung« und »W« für die Abgabe an eine Abwehr-diensteinheit des MfS. Die so markierten Stellen finden sich in der Datenbank wieder, wobei offenkundig nicht alle Angaben übernommen worden sind. Besonders bei Ein-trägen aus der Zeit vor 1960 wurde zwar das Anlagedatum übernommen, aber nicht alle bis 1960 verzeichneten Vorgangsführer. Insofern sind die Daten in der SIRA-Teildatenbank 21 in einzelnen Fällen ungenauer als in der »Rosenholz«-F 22.

5.2 Die Abkürzung »IMA«

In den »Rosenholz«-Unterlagen findet man die Abkürzung »IMA« in zwei grundle-gend verschiedenen Bedeutungen. In den Statistikbogen (vgl. Kap. 6) bezeichnet »IMA« eine IM-Kategorie (»Inoffizieller Mitarbeiter für besondere Aufgaben«). Auf den F 22-Karteikarten (und analog in der SIRA-Teildatenbank 21) steht »IMA« hin-gegen stets für eine Vorgangsart bzw. eine Aktenart, und zwar für »IM-Akte A«. In einer IM-Akte A, bei der Personalakte und Arbeitsakte getrennt geführt wurden, ver-zeichnete die HV A die Unterlagen für IM wie Quellen, Residenten, Werber und Instrukteure, ferner IM-Kandidaten und – da setzt das Problem mit den IMA ein – auch für Kontaktpersonen.

Im Gegensatz dazu wurden bei der IM-Akte B – auf der Rosenholz-F 22 sowie in der SIRA-Teildatenbank 21 mit »IMB« abgekürzt – Personal- und Arbeitsakte in einer Akte zusammengefasst. IMB-Vorgänge legte die HV A vor allem für die IM des Verbindungswesens an, zum Beispiel für Inhaber von Deckadressen, Decktelefonen, Konspirativen Wohnungen usw., also für Vorgänge, bei denen im Gegensatz zu IMA-Vorgängen wenig Arbeitsunterlagen anfielen. Meistens waren es DDR-Bürger, die solche Funktionen innehatten, weshalb in IMB-Vorgängen überwiegend DDR-Bürger geführt wurden.186

Die folgende Tabelle 5/2 zeigt, welche Vorgangsarten bei der HV A in Gebrauch waren und wie häufig sie in der Vorgangskartei F 22 in »Rosenholz« sowie in der SIRA-Teildatenbank 21 vorkommen. Über die Hälfte der »Rosenholz«-F 22 sind als IMA-Vorgänge gekennzeichnet, das heißt, auf ihnen wurde handschriftlich das Kürzel »IMA« aufgetragen, es war die mit Abstand häufigste Vorgangsart der HV A.

186 Vgl. Müller-Enbergs: IM 2 (Anm. 27), S. 830–836.

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Tabelle 5/2: Anzahl der Vorgangsarten in der »Rosenholz«-F 22 und der SIRA-Teildatenbank 21

Vorgangsart Rosenholz F 22 SIRA Teildaten-bank 21

GMS 1 492 1 666 IMA 33 224 34 604 IMB 10 317 10 854 IMV 1 282 KOD 961 1 211 KOW 8 13 KPA 0 101 OPK187

6 629 9 003 OTV 0 2 OVO 1 687 1 501 PNA 1 955 2 164 REA 34 79 REN 15 20 SVG 1 006 1 237 ONE188

0 484 Vorgangsart unbekannt 25 Summe189

57 329 63 246 Die in der Tabelle 5/2 sichtbaren Differenzen zwischen der F 22 und der SIRA-Teildatenbank 21 hängen – neben einer gewissen Fehlerquote – vor allem damit zusammen, dass Angaben in die SIRA-Teildatenbank 21 eineinhalb Jahre länger ein-fließen als in die »Rosenholz«-F 22. Im Januar 1988 gab es die Vorgangsart zur Kon-taktperson oder des IM-Vorlaufes noch nicht bzw. begann erst die Umsetzung. Ferner wurden Ende der 1980er Jahre zahlreiche Objektvorgänge in Sicherungsvorgänge umgewandelt.

187 OPK-Vorgänge, also operative Personenkontrollen, waren faktisch zumeist eine Art von

IM-Vorlauf. Bei der Anzahl der OPK ist zu bedenken, dass hier nur OPK-Vorgänge der 1980er Jahre ausgewiesen wurden, während bei den übrigen Vorgangsarten wie IMA u. IMB die Summe von über drei Jahrzehnten wiedergegeben ist, und zwar die Summe aller Vorgänge, die seit 1960 aktiv waren, auch wenn sie bereits vor 1960 angelegt wurden.

188 »ONE« ist keine Vorgangsart, sondern wurde in Fällen eingetragen, in denen bei der Datenerfassung Probleme entstanden und keine eindeutige Zuordnung des Vorgangs mög-lich war.

189 In 58 Fällen ist neben der zuletzt gültigen Vorgangsart auch die vorherige Vorgangsart in dem jeweiligen Datensatz vermerkt. In der Tabelle wurde nur die jeweils zuletzt gültige Vorgangsart berücksichtigt.

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hen.

Im Weiteren soll vor allem der Eintrag »IMA« im Mittelpunkt stehen, eine Vor-gangsart, die im Interesse der Zeitgeschichtsforschung liegt. Er wird oftmals als erstes Indiz für eine inoffizielle Beziehung der HV A zu einer oder mehreren Personen ange-nommen, verstärkt noch durch den Archivhinweis, wenn gegeben, »AIM«, der für archivierten IM-Vorgang steht. Sofern die Akte oder ein Statistikbogen überliefert sind, lässt sich feststellen, ob es sich um einen IM oder eine Kontaktperson handelt. Sind beide nicht vorhanden, mögen mitunter Einträge in den SIRA-Teildatenbanken 11 bis 14 spezifizierenden Aufschluss geben oder andere Unterlagen. Sind jedoch auch solche Stasi-Unterlagen nicht zu ermitteln und gibt es auch sonst keine offen-kundigen Hinweise (Urteile, Selbstbezichtigungen usw.) ist eine Charakterisierung nicht zuverlässig möglich.

Die Vorgangsart »IMA« verzeichnet IM, Werbekandidaten und auch Kontaktper-sonen: »Als Kontaktpersonen werden Bürger aus dem Operationsgebiet bezeichnet, zu denen eine stabile Verbindung unterhalten wird; […,] die relativ beständig abge-schöpft […] werden, ohne dass sie den nachrichtendienstlichen Charakter dieser Tätig-keit kennen […]; deren Werbung als IM aus politischen, operativen oder anderen Gründen nicht möglich, zweckmäßig oder notwendig ist.«190 Die Definition von »Kontaktpersonen« wurde im Lauf der Jahre mehrfach verändert, aber das Kernele-ment – die Abschöpfung von Personen etwa in der Bundesrepublik – blieb beste-

191

190 IM-Richtlinie 2/79 für die Arbeit mit Inoffiziellen Mitarbeitern im Operationsgebiet [v.

8.12.1979]. In: Müller-Enbergs: IM 2 (Anm. 27), S. 471–513, hier 507. Vgl. auch Kap. 6.4.4.17.

191 In der MfS-Richtlinie 2/68 wurde mit dem Begriff noch die Hoffnung auf eine künftige Anwerbung der betreffenden Person verbunden. »Kontaktpersonen« werden darin als »Werbekandidaten bezeichnet, zu denen im Verlaufe der Personenaufklärung oder im Werbeprozeß bereits persönlicher Kontakt hergestellt wurde. Kontaktpersonen sind auch solche Personen, die operativ abgeschöpft werden, nachdem sich eine Werbung als nicht zweckmäßig oder als aussichtslos erwiesen hat. In bestimmten Fällen werden Kontakt-personen zur Durchführung von inhaltlich und zeitlich begrenzten Aufgaben gewonnen und eingesetzt, ohne dass eine Werbung beabsichtigt ist. Der Kontakt zu solchen Personen kann sowohl unter Preisgabe des tatsächlichen Beziehungspartners als auch unter Legende oder fremder Flagge hergestellt werden. Kontaktpersonen sind keine Inoffiziellen Mitar-beiter (IM).« IM-Richtlinie 2/68 für die Arbeit mit Inoffiziellen Mitarbeitern im Opera-tionsgebiet [v. Januar 1968]. In: Müller-Enbergs: IM 2 (Anm. 27), S. 352–388, hier 358. Vier Jahre später wurde in einer »Durchführungsbestimmung« der Richtlinie die Konspi-ration erhöht und die Werbungsperspektive abgeschwächt: »KP [Kontaktpersonen] dürfen den tatsächlichen Beziehungspartner nicht erkennen. Sie werden zur Beschaffung von Informationen und operativen Hinweisen genutzt. […] KP sind auch solche Personen, die mit dem Ziel der Werbung als Quelle, Werber, Perspektiv-IM, Ermittler und Beobachter bearbeitet werden und zu denen persönlicher Kontakt besteht.« Vgl. Müller-Enbergs: IM 2 (Anm. 27), S. 445–464, hier 451.

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Während die im Jahre 1984 erlassene »Aktenordnung« der HV A noch keine andere Praxis erkennen lässt,192 wurde in einer Ergänzung 1988 eine eigene Aktenart für Kontaktpersonen eingeführt: die Aktenart KP-Akte (KPA).193 Sie sollte für Personen angelegt werden, »die beständig unbewusst für die operative Arbeit genutzt werden«.

Auf den überlieferten »Rosenholz«-F 22 kann sich kein Vermerk »KPA« befinden, weil ihre Überlieferung vor Änderung der Aktenordnung liegt. In der bis Juni 1989 reichenden SIRA-Teildatenbank 21 sind für die Jahre 1988/89 101 KPA-Vorgänge nachgewiesen. Tatsächlich verfügte die HV A im Dezember 1988 über 376 Kontakt-personen in der Bundesrepublik und West-Berlin.194 Sie wurden nicht nur in Akten der Vorgangsart »IMA« geführt, sondern auch in OPK, Sicherungsvorgängen usw. (vgl. Tabelle 5/3). Tabelle 5/3: Kontaktpersonen in Statistikbogen

195 nach Vorgangsart in »Rosen-

holz«-F 22 (Stand: 1988) Anzahl der KP Vorgangsart in F 22

87 IMA 7 IMB

103 OPK 47 OVO

5 RNA 59 SVG 53 keine F 22 vorhanden

4 keine Zuordnung möglich 365 Σ

192 Die Aktenordnung 1/84 ist in ihrer ursprünglichen Fassung bisher nicht auffindbar. Es

existieren nur Exemplare, in denen zwei Blätter mit im fraglichen Aspekt entscheidenden Regelungen 1988 ausgetauscht worden sind. Das gilt auch für das Exemplar aus dem Zentralarchiv: »Ordnung Nr. HV A 1/84 v. 15.5.1984 über die operative Aktenführung im Bereich der HV A und der Abteilungen XV der Bezirksverwaltungen – Aktenordnung HV A –«; BStU, MfS, HV A Nr. 797, Bl. 2–57. Bei der Fassung, die 1998 ediert wurde, handelt es sich ganz offensichtlich nicht um die Ursprungsfassung, sondern um die ergänzte Fassung aus dem Jahre 1988, ohne dass dies jedoch kenntlich gemacht ist, in: Müller-Enbergs: IM 2 (Anm. 27), S. 830–857.

193 Einem Dokument aus dem Bestand der BV Gera, BdL, ist zu entnehmen, dass 1988 das entsprechende Austauschblatt in die Aktenordnung 1/84 eingefügt wurde, auf dem erst-mals das Anlegen von KP-Akten geregelt wurde; BStU, MfS, BV Gera, Abt. XV Nr. 367/7. Zur Aktenart KPA vermerkt die Aktenordnung 1/84 in ihrer Fassung von 1988: »für KP-Akten sind IM-Aktenhefter, die mit einem Aufkleber ›KP-Akte‹ versehen sind, zu verwenden«.

194 Vgl. Müller-Enbergs: IM 2 (Anm. 27), S. 114. 195 Vgl. zum Statistikbogen Kap. 6.

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Wie wichtig es im Einzelfall zur korrekten Bewertung ist, bei IMA-Vorgängen zwischen Aktenart und IM-Kategorie zu unterscheiden, mag die folgende Untersu-chung veranschaulichen.

Tabelle 5/4: Abgeordnete des 6. Deutschen Bundestages in der »Rosenholz«-F 16

CDU/CSU FDP SPD Σ % Nicht erfasst 146 9 96 251 45 Nicht lesbar 5 0 3 8 1 Objektvorgang u. ä. 105 24 118 247 45 OPK 0 0 1 1 0 IMA/IMB 13 4 32 49 9 Σ 269 37 250 556

Dem 6. Deutschen Bundestag gehörten insgesamt 556 Abgeordnete an, darunter teils als Nachrücker, teils als Vertreter West-Berlins. In der Personenkartei der HV A wür-den 251 Abgeordnete, nahezu die Hälfte nicht gefunden, was bei 20 Abgeordneten nicht verwunderlich ist, da ihre Nachnamen in der Buchstabenfolge »La« bis »Li« liegen, die in »Rosenholz« nicht enthalten sind. Abgesehen davon entspricht dieser Befund den Erwartungen, da nicht alle Bundestagsabgeordnete für das MfS bedeutend und daher auch nicht erfasst waren. Doch 248 Abgeordnete sind erfasst, allerdings für so genannte Objektvorgänge (OVO). Zu jeder Partei hatte die HV A eigens einen Aktenvorgang angelegt, auf den sie die sie interessierenden Politiker verzeichnete. Auf diese Weise sind 118 Abgeordnete der SPD, 106 der CDU/CSU und 24 der FDP in der Kartei berücksichtigt.

Mitunter wurde aus dieser als neutral zu wertenden, für den einzelnen Abgeord-neten unbekannten Kartierung durchaus mehr – wie im Fall des Abgeordneten Dr. Erhard Eppler, der auf dem Objektvorgang zur SPD gebucht ist.196 Seine Kartei-karte weist den Vermerk »OVO« aus.197 Die HV A hatte mittels eines DDR-Philosophen mit dem Decknamen »Ring« im Frühjahr 1968 eine Verbindung zu ihm hergestellt. Keinesfalls sollte der Sozialdemokrat geworben werden, vielmehr als KP »Dialog« dienen, um »Informationen über die Politik der SPD gegenüber der DDR abzuschöpfen und Eppler dahingehend zu beeinflussen, dass er einen Dialog zwischen SPD und SED befürwortet«, wie sich der Vorgangsführer der HV A, Manfred Bols, erinnert.198 Und weiter: »›Ring‹ besuchte Eppler an dessen Wohnort, um Grüße eines gemeinsamen Bekannten zu überbringen. Diese Brücke sollte Eppler signalisieren,

196 Vgl. Baum, Karlheinz: Stasi sah bei Eppler keine Perspektive. Birthler-Akten geben umfas-

senden Einblick in Arbeitsweise des DDR-Spionagesystems. In: Frankfurter Rundschau v. 6.10.2006.

197 Reg.-Nr. XV 18252/60. 198 Bols, Manfred: Ende der Schweigepflicht. Aus dem Leben eines Geheimdienstlers. Berlin

2002, S. 88–90.

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dass zu ihm ein inoffizieller Kontakt gesucht wurde.«199 Bis Juni 1968 fanden mehrere Begegnungen dieser Art statt, »bei denen unser IM Informationen über Ansichten der SPD-Führung zu einem Dialog SPD-SED abschöpfen konnte.« Darunter das Interesse, »mit führenden Funktionären der DDR in ein Gespräch zu kommen«. Im Übrigen stieß bei Eppler die zu jener Zeit viel diskutierte Politik der SED gegenüber der Reform-politik in der ČSSR »auf heftigen Widerstand«. Weitere Treffen wurden auf Weisung des stellvertretenden Leiters der HV A, Hans Fruck, eingestellt. Manfred Bols wie auch Erhard Eppler200 haben in ihren Erinnerungen auf dieses Kapitel im Jahre 1968 verwiesen – aus den »Rosenholz«-Karteikarten erschließt es sich nicht. Ebenso ergibt sich aus »Rosenholz« nicht, dass tatsächlich die Akte erhalten geblieben ist.201 Somit wird abermals bestätigt, dass KP der HV A auch in Objekt- bzw. Sicherungsvorgän-gen erfasst sind.

Es finden sich von den 556 Abgeordneten bei 508 entweder kein Eintrag in der Kartei, sie sind dort nicht leserlich verzeichnet (was bei acht der Fall ist), oder sie sind in einem der drei Objektvorgänge zu den Parteien gebucht. Es verbleiben somit 49 Einträge zu Abgeordneten, die von den vorhergehenden abweichen. Sie sind in der Regel für die Vorgangsart »IM-Akte A« (IMA) notiert, worunter – wie erwähnt - drei Gruppen von Akteuren von der HV A vereint worden sind: IM, KP und Personen, bei denen eine Werbung als IM beabsichtigt war. Wie bei allen Nachrichtendiensten sind diese drei Gruppen nicht immer schlüssig voneinander zu trennen, handelt es sich doch um einen fließenden Prozess vom Kontakt zur Absicht und schließlich zur Wer-bung, der jederzeit unter- oder abgebrochen werden konnte. Aufschluss darüber, wer welcher Gruppe zuzuordnen ist, gibt die Aktenlage, was bei der HV A selten der Fall ist, da die Akten weithin vernichtet sind. Dennoch finden sich mitunter nicht wenige Anhaltspunkte, die eine nähere Zuordnung erlauben.

Werbekandidaten

Bei mindestens zehn Personen aus diesem Kreis war eine Werbung als IM erwogen worden, das belegt der Eintrag »IM-Vorlauf« auf der Karteikarte, der bei folgenden Abgeordneten zu finden ist: Herbert Schneider (CDU)202, Bruno Heck (CDU)203, Georg Kliesing (CDU)204, Erich Mende (FDP)205, Hans Schachtschabel (SPD)206,

199 Ebenda, S. 89. 200 Vgl. Eppler, Erhard: Komplettes Stückwerk. Erfahrungen aus fünfzig Jahren Politik.

Frankfurt/M. 2001, S. 174: »Heute weiß ich, dass Ring, der seit den sechziger Jahren dem Ministerium für Staatssicherheit zuarbeitete, schon damals auf mich angesetzt war.«

201 BStU, MfS, BV Leipzig, AP 1118/71. Ausführliche Aktenauswertung in Simon, Christine: Erhard Epplers Deutschland- und Ostpolitik. Diss., Bonn 2004, S. 137–158; Brisanter »Dialog«. In: Der Tagesspiegel v. 9.12.2006.

202 Reg.-Nr. XV 13760/60. 203 Reg.-Nr. XV 2895/66. 204 Reg.-Nr. XV 8573/60. 205 Reg.-Nr. XV 13757/60.

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d nicht sa-gen.

höpffähige Kontakt-per

Karl-Heinz Schmitz (CDU)207, Adolf Scheu (SPD) und Helmut Wendelborn (CDU)208. Während die Akten zu den Vorgenannten nicht erhalten geblieben sind, liegen sie bei anderen Werbekandidaten vor. Rudi Lotze (SPD) war in den Jahren 1964/65 als Kandidat in Betracht gezogen worden noch bevor er sein Bundestagsman-dat erhielt. Doch entfernte sich »Idur«, wie er bei der HV A hieß, von den politischen Ansichten seiner Jugend, sodass das Interesse an ihm erlahmte.209 Bei Uwe-Hans Looft (CDU), der nicht in »Rosenholz« erfasst ist, erwies sich einer seiner Kontakte in die DDR als IM »Peter Robacki«, der in den Jahren von 1965 bis 1967 fleißig an-gehalten war, eine stabile Verbindung zum späteren Abgeordneten aufzubauen. Doch der ging dem IM nicht auf dem Leim.210 Beide – Lotze wie Looft – hatten ausweislich ihrer Akten keinen direkten Kontakt zur HV A unterhalten. Bei wie vielen anderen eine Werbung versucht wurde, lässt sich nach gegenwärtigem Kenntnisstan

Kontaktpersonen

Dem Werbungsversuch, wurde er seitens der HV A als ratsam erachtet, ging regelmäßig eine Kontaktphase voraus. Kontakte wurden auch von Vorgangsführern der HV A selbst gepflegt, doch an ihrem Anfang überwiegend von einem IM, gleich ob DDR- oder Bundesbürger. Nicht selten zeigte sich nach ersten Gesprächen die Aussichtslo-sigkeit eines solchen Unterfangens, weshalb es dann auf den Ausbau einer stabilen und persönlichen Verbindung ankam, um dauerhaft an vertrauliche Informationen zu gelangen. Das gilt für die ganz überwiegende Anzahl von Bundestagsabgeordneten, deren Unterlagen in einer »IM-Akte A« verzeichnet worden sind. In der Regel teilten sich dann der abschöpfende IM und die abgeschöpfte KP eine IM-Akte A. Bei dem recht bekannten Kanzleramtsreferenten Günter Guillaume (»Hansen«) etwa war das hinsichtlich des Bundeskanzlers Willy Brandt, trotz räumlicher und beruflicher Nähe, nicht der Fall. Vielmehr scheint es so, dass Guillaume zur Abgeordneten und Staats-sekretärin Brigitte Freyh (SPD) einen Kontakt unterhalten haben wird, da sie mit ihm gemeinsam in einer Akte verzeichnet ist. Vielleicht war sie absc

son von Guillaume während des 6. Deutschen Bundestages.211

206 Reg.-Nr. XV 2177/60. 207 Reg.-Nr. XV 8652/61. 208 Reg.-Nr. XV 3508/64. 209 Reg.-Nr. XV 436/64; BStU, MfS, AIM 4052/65, Bl. 44–46. 210 BStU, MfS, AIM 6988/67. 211 Vgl. Reg.-Nr. XV 19142/60. Es ist auch wichtig zu wissen, dass in aller Regel für jeden

IM eine eigene IM-Akte angelegt wurde und nicht mehrere IM in ein und derselben Akte geführt wurden; beispielsweise wurde Guillaumes Ehefrau Christel Guillaume als IM »Heinze« unter der Reg.-Nr. XV 11694/60 geführt. Abweichungen von dieser Regel waren möglich. So kam es vor, dass Ehepartner unter einer gemeinsamen Registriernummer, aber jeweils eigenem Decknamen geführt wurden.

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3 erfolgte Einstellung des IM-Vorgangs »Erich Wo

ngholm (SPD) etwa galt ihr in jenen Jahren als KP

Der westdeutsche Journalist »Gustel« wusste von Eberhard Brünen (SPD) drei

Ebenso verhielt es sich bei dem CSU-Abgeordneten und späteren Innenminister Friedrich Zimmermann. Die Registriernummer, für die er verzeichnet ist, war für den Journalisten Rudolf Schelkmann vergeben worden, den die HV A 1960 als IM »Kar-städt« angeworben hatte. Schelkmann unterhielt in Bonn zahlreiche Kontakte zu Poli-tikern, bis er sich 1975 in die DDR absetzte. Die F 16-Karteikarte zu Friedrich Zim-mermann wurde 1968 angelegt, offenbar hatte Schelkmann ab dieser Zeit in irgendei-ner Weise Zugang zu ihm.212 Die Registriernummer des Abgeordneten Rudolf Werner (CDU) weist auf den IM-Vorgang eines Hallenser Arztes mit dem Decknamen »Erich Wolf«, den die MfS-Bezirksverwaltung Halle 1960 angelegt hatte. Der Abgeordnete Werner wurde erst ein knappes Jahr später hinzuregistriert. Aus der erhalten gebliebe-nen Akte geht hervor, dass der Hallenser Arzt »zur Bearbeitung westdeutscher Perso-nen eingesetzt werden« sollte. Im Oktober 1962 reiste er zu diesem Zweck nach Ost-berlin, um sich dort mit einem Bundesbürger zu treffen, bei dem es sich vermutlich um Rudolf Werner handelt. Der erwartete Bundesbürger, bereits als KP »Andron« bezeichnet, reiste jedoch nicht ein und auch in der Folgezeit kam es offensichtlich nicht mehr zu einem Kontakt. Die 196

lf« wurde damit begründet, dass der IM »nicht zur Bearbeitung westdeutscher Personen eingesetzt werden kann.«213

In anderen Fällen erlauben überlieferte Unterlagen der HV A ein klareres Bild, sie bezeichnen Kontaktpersonen. Björn E

»Erdmann«,214 später Reinhard Bühling (SPD) als KP »Freund«215 oder Jürgen Wohlrabe (CDU) als KP »Taifun«216.

Auch Abgeordnete, die von der HV A als KP im Bundestag registriert sind, erbrachten ein teils enormes operatives Informationsaufkommen. Ein DDR-IM »Hauptmann« vermochte vom Abgeordneten Hugo Brandt (SPD) alias KP »Junker« 16 operative Informationen, vielfach aus dem SPD-Parteivorstand abzuschöpfen.217

213

18955/60, der offensichtlich auf einen bestehenden istriert wurde.

212 Vgl. Reg.-Nr. XV 6004/60. Vgl. Reg.-Nr. VIII/6872/60, sowie BStU, MfS, AIM 20932/63, Bl. 42-44. Die Abt. XV der BV Halle reaktivierte den IM-Vorgang »Wolf« im Juli 1967 unter der Reg.-Nr. XV/1919/67, wobei keine Querbezüge zu Werner mehr ersichtlich sind. Ähnlich ist die Verzeichnung bei MdB Claus Arndt, Reg.-Nr. XV 12117/60; Lenelotte von Bothmer, Reg.-Nr. XV 2792/60; Hugo Brandt, Reg.-Nr. XV 279/70; Eberhard Brünen, Reg.-Nr. XV 15903/60; Wilhelm Dröscher, Reg.-Nr. XV 18540/60; Helmut Kater, Reg.-Nr. XV 15896/60; Kurt Mattick, Reg.-Nr. XV 17987/60; Georg Schulhoff, Reg.-Nr. XV 3198/67; Richard Tamblé, Reg.-Nr. XV 7154/60; Lothar Wrede, Reg.-Nr. XV 256/80; wahrschein-lich auch Hans Bardens, Reg.-Nr. XV IMB-Vorgang hinzureg

214 Reg.-Nr. XV 128/71. 215 Reg.-Nr. XV 6474/81. 216 Reg.-Nr. XV 3379/60.217 Reg.-Nr. XV 279/70.

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n dem Journalisten Diethelm Schröder (IM »Schrammel«) abgeschöpft.222

Informationen zu gewinnen, auch hier aus führenden SPD-Kreisen.218 Ein IM »Strauch« konnte überwiegend vom Abgeordneten Dr. Richard Tamblé (SPD) 47 Informationen einwerben, darunter auch zum politisch links stehenden Don-nerstagskreis innerhalb der SPD Berlin.219 IM »Kolbe« gelang es sogar, gesprächs-weise vor allem von Lenelotte von Bothmer (SPD) und Karsten D. Voigt (SPD) 281 Informationen zu gewinnen. In der Regel handelte es sich dabei um »interne Vor-gänge« im SPD-Vorstand.220 Erkenntnisse brachten auch Kontakte zu den Abgeord-neten Dr. Ernst Achenbach (FDP)221 oder Wilhelm Dröscher (SPD); letzter wurde offenkundig vo

Sonderfälle

Während in den vorgenannten Fällen oftmals ein IM einen Abgeordneten abschöpfte, was bestenfalls ermittelbar und anhand überlieferter Informationen beschreibbar ist, gibt es eine beachtliche Reihe vor allem prominenter Abgeordneter, bei denen HVA-intern entschieden worden ist, keine Informationen in die interne Auswertung zu geben, sogar die Existenz des Aktenvorgangs innerhalb des MfS zu verschweigen. Auf Karteikarten dieser Personen ist der Vermerk aufgetragen: »Achtung – auf Dos-sier [Reg.-Nr.] keine Auskunft erteilen und keine Information an die [für die Auswer-tung zuständige] Abt.[eilung] VII/HV A frei stempeln.« Einen solchen Vermerk tra-gen neun Abgeordnete: Willy Brandt (SPD)223, Erich Mende (FDP)224, Will Rasner (CDU)225, Carlo Schmid (SPD)226, Erwin Schoettle (SPD)227, Gerhard Schröder (CDU)228, Georg Schulhoff (CDU)229, Franz-Josef Strauß (CSU)230 und Herbert Weh-ner (SPD)231. In diesen Fällen wird es jeweils eine besonders zu schützende Person gegeben haben, die eine persönlich-stabile Verbindung zu einem Abgeordneten unter-hielt, deren Informationen allein von der Leitung der HV A gelesen, aber nicht einmal

218 Reg.-Nr. XV 15903/60. 219 Reg.-Nr. XV 7154/60. 220 Reg.-Nr. XV 2792/60. 221 Reg.-Nr. XV 1398/65. 222 Reg.-Nr. XV 18540/60, sowie Schlomann, Friedrich Wilhelm: Die Maulwürfe. Frank-

furt/M. 1994, S. 226 f. 223 Reg.-Nr. XV 3168/70. 224 Reg.-Nr. XV 13757/60. 225 Ohne Reg.-Nr. 226 Reg.-Nr. 18252/60. 227 Reg.-Nr. 768. 228 Reg.-Nr. XV 19814/60. 229 Reg.-Nr. XV 3198/67 230 Reg.-Nr. XV 19816/60. 231 Reg.-Nr. XV 13840/60.

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sgewertet wurden. Die spannende Frage lautet: Wer waren

rde zu 49 Abgeordneten, auf deren Karteikarten der Vermerk »IMA« (bz

als zuverlässig. Die überlieferten 34 Informationshin-we

innerhalb der HV A audiese IM, die über eine solche Verbindung zu diesen Abgeordneten verfügten?

Inoffizielle Mitarbeiter

Nach in der Stasi-Unterlagen-Behörde durchgeführten Recherchen gelangte die Bun-desbeauftragte zu dem Ergebnis, dass die in der Behörde vorliegenden Unterlagen über Abgeordnete des 6. Deutschen Bundestages in keinem der Fälle dazu ausreichend seien, um feststellen zu können, ob es sich bei ihnen um inoffizielle Mitarbeiter han-delt, die sich zur Lieferung von Informationen an den Staatssicherheitsdienst bereit erklärt oder wissentlich und willentlich mit ihm kooperiert haben. Und solange das so sei, haben diese Abgeordneten als unbelastet – in der Sprache des Stasi-Unterlagen-Gesetzes als Betroffene – zu gelten.232 Im Juli und Oktober 2006 händigte die Stasi-Unterlagen-Behö

w. in drei Fällen »IMB«) aufgetragen ist, Unterlagen an interessierte Journalisten und Forscher aus, sodass für jeden die Möglichkeit besteht, sich von dieser Deutung zu überzeugen.

Werden diese Unterlagen nach verschiedenen Indikatoren – wie Aktenumfang, Informationseingang, bestimmte Karteikartenmerkmale und gegebenenfalls weitere Unterlagen – analysiert, liegt bei mindestens zehn Abgeordneten die Schlussfolgerung nahe, dass die HV A direkt mit ihnen Beziehungen unterhalten hat. Dies gilt für den Abgeordneten Hannsheinz Bauer (SPD), der von etwa 1960 an von der HV A als »Volk« bezeichnet wurde. Der operative Informationsfluss erfolgte so rasant, dass schon 1968 der 21. Aktenband angelegt werden musste, was etwa 6 300 Blatt Papier entspricht. »Volk« galt stets

ise enthalten die Übergabe von Protokollen von Ausschusssitzungen des SPD-Parteivorstandes, des Arbeitskreises Rechtswesen bis hin zu Sitzungsprotokollen des Europarates im Jahre 1972.233

Kaum weniger ergiebig war für die HV A Heinrich Junker (SPD), der von Juli 1967 an bei der HV A als »Bismark« bezeichnet wurde. Bald jede zweite Information dieses Vorganges war geeignet, die SED-Führung zu unterrichten.234

232 Vgl. Marianne Birthler: Die Enthüllungen passen in eine Fußnote. Die Studie über die

Abgeordneten des 6. Deutschen Bundestages: Fraktionsstärke hatte das MfS dort nie. Die Forschung an den Stasi-Unterlagen kann beginnen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 6.9.2006, S. 10; Dies.: Unterwanderte Republik? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 28.6.2006, S. 6.

233 Reg.-Nr. XV 18089/60; vgl. Baum, Karl-Heinz: Deckname »Leder«. In: Frankfurter Rundschau v. 6.10.2006; Ders.: Stasi und Bundestag. Weitere Ex-Abgeordnete im Blick-punkt. In: Neue Gesellschaft, Frankfurter Hefte (2007) 5, S. 41–45.

234 Reg.-Nr. XV 1228/67; vgl. Kellerhoff, Sven Felix: Engholm hieß bei der Stasi »Erd-mann«. In: Die Welt v. 4.10.2006; Förster, Andreas: Helmut Schmidt als »ehrgeiziger Kar-rierist«. In: Berliner Zeitung v. 5.10.2006, S. 8; vgl. Baum: Stasi (Anm. 233).

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ionen schien der HV A geeignet, der Parteiführung kundgetan zu werden.

die

(woraus nichts wurde), steuerte »Kegel« in den Jahren 1964/65 zwei bis drei Berichte

In fünf Arbeitsakten passten Informationen, die auf den Abgeordneten Willi Peiter (SPD) verweisen. Jede der mit ihm, alias »Leder«, in Verbindung zu bringenden 13 Informat 235

Analog verhält es sich mit dem Sozialdemokraten Dietrich Sperling (»Vogel«), für den sechs Arbeitsakten angelegt wurden und für den 19 Informationen verzeichnet sind.236

Formal bietet das Erfassungsverhältnis zum Abgeordneten Walter Behrendt (SPD) alias »Bernhard« dasselbe Bild: Auf ihn gehen fünf Informationen zurück, davon je eine 1970 und 1971 und drei 1973. Archiviert wurde der Vorgang bis 1989 nicht. In

sem Fall liegt die Vermutung nahe, dass die HV A um einen Kontakt zum Abge-ordneten Behrendt bemüht war. Doch die geringe Zahl an Informationen deutet an, dass eine möglicherweise bestandene Verbindung letztlich im Sande verlaufen war.237

In der Regel ist gegenwärtig über diese Abgeordneten nicht mehr bekannt, dennoch mehr, als angesichts vernichtet geglaubter Akten bislang angenommen wurde. Im Ergebnis einer Tiefenrecherche, bei der Unterlagen aus dem Umfeld beigezogen wur-den, sind bei einem weiteren Abgeordneten, Arthur Killat-von Coreth (SPD), nähere, gleichwohl noch immer nur karge Angaben aufgefunden worden. Der 43-jährige Arthur Killat kam im November 1955 in den Gesichtskreis der HV A. Der Gewerk-schaftsfunktionär und ehemals aktive Jungsozialist bot Anknüpfungspunkte, insbeson-dere wegen seines leidenschaftlichen Engagements für Angestelltenfragen. Bereits in den 1950er Jahren war es erforderlich für die HV A, für ihn, den sie »Kegel« nannte, die zehnte Arbeitsakte, in der die eingegangenen Informationen und Treffberichte verzeichnet wurden, anzulegen. Keine dieser Arbeitsakten blieb erhalten.238 Zu der Zeit gehörte er bereits dem Bundestag an und stand 1960/61 der Gewerkschaft HBV als Vorsitzender vor. Nur wenige Spuren in den Stasi-Unterlagen deuten auf Aktivitä-ten von »Kegel«. Als Heinz Vietheer (»Voß«) – später langjähriger Vorsitzender der HBV und mit Killat gut bekannt – der HV A als ein geeigneter Werbekandidat erschien

Reg.-Nr. XV 1227/67; vgl. Baum, Karl-Heinz235 : Deckname »Leder«. In: Frankfurter Rund-

237

urde

238

behörde in der Legitimationskrise.

schau v. 6.10.2006; Ders.: Stasi (Anm. 233). 236 Reg.-Nr. XV 86/71; vgl. Baum: Stasi (Anm. 233).

Reg.-Nr. XV 2212/70; vgl. Baum: Stasi (Anm. 233). Mit gewissen Einschränkungen betrifft das auch Ernst Achenbach, zu dem der IMB-Vorgang XV 1398/65 angelegt wund in der SIRA-Teildatenbank 12 ein einziger Informationseingang verzeichnet ist. Reg.-Nr. XV 18784/60; vgl. Staud, Toralf: Wer war »Arthur Kaufmann«? Ein weiterer früherer SPD-Bundestagsabgeordneter hat womöglich jahrelang für die Stasi gearbeitet. Die Rosenholz-Datei gibt jedenfalls Hinweise darauf. In: Die Zeit v. 8.2.2007; Ders.: Lie-ber nichts wissen. In der Rosenholz-Datei können sich Hinweise auf bisher unbekannte Stasi-IM unter Ex-Bundestagsabgeordneten finden. Aber weder Union oder SPD noch die Birthler-Behörde wollen danach suchen. In: Die Zeit v. 15.2.2007; Kellerhoff, Sven-Felix; Müller, Uwe: Selbst verschuldet. Die Stasi-UnterlagenIn: DA (2007)2, S. 197–201; Baum: Stasi (Anm. 233).

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Kl

Gesprächs-artner »Krüger«, 432 Informationen. Für Julius Steiner (»Simon«) – der der HV A

bei.239 Eine gewisse Bedeutung wird die HV A »Kegel« dennoch beigemessen haben, denn im Juni 1975 wurde ein DDR-Ausweis mit identischem Geburtsdatum und -ort – 20.11.1912 Freiburg (Breisgau) –, aber auf den Namen »Arthur Kaufmann« herge-stellt, zu einer Person, die es nie gegeben hat.240 In jener Zeit umfassten seine Arbeits-akten bereits 15 Bände – 4 500 Blatt – bei angenommenen 300 Seiten pro Akte. Die überlieferten 53 Hinweise auf Informationen »Kegels« enthalten Angaben etwa zur

ausurtagung der SPD-Bundestagsfraktion im Mai 1970, zu Ansichten von Gewerk-schafts-, insbesondere HBV-Funktionären. Der Informationsfluss versiegte etwa 1986.

Offenkundig hatten diese Abgeordneten für die HV A ihre wichtigste Phase in den 1960er Jahren, denn die überlieferten Hinweise auf operativ beschaffte Informationen fallen zu den bereits bekannten Abgeordneten vergleichsweise gering aus (diese Über-lieferung im Archiv der Bundesbeauftragten setzt erst im Jahre 1969 ein). Demnach gehen auf William Borm (»Olaf«) 395 Informationen zurück, auf Gerhard Flämig (»Walter«) 957 und auf Karl Wienand (»Streit«), vermittelt über seinen

241pals nur »vertrauenswürdig« galt – sind fünf Informationen nachgewiesen. Für die Zeitgeschichtsforschung sind nicht allein identifizierbare IM von Bedeutung, sondern die Ziele der HV A, die beschafften Informationen und die Umsetzung der dadurch gewonnenen Erkenntnisse. Der Nachrichtendienst wollte dauerhaft, stabil und zuverlässig wissen, was im Regierungskabinett, in den Parteien und Fraktionsvorstän-den geplant und gedacht wurde und welche Konflikte dort die Debatte beherrschten. Wenn die HV A da einen IM hatte, war ihr das zwar nützlich. Entscheidend war aber eine möglichst frische und solide Information, die auch eine KP liefern konnte. In der Summe zeichnet sich nun ein Bild ab, als hätte die HV A im 6. Deutschen Bundestag

239 Reg.-Nr. XV 9925/61; BStU, MfS, AIM 331/71, Bl. 32 f. u. 66. 240 Schriftliche Auskunft des Landeseinwohnermeldeamtes Berlin v. 7.9.2006: »Kaufmann,

Arthur geb. am 20.11.1912 konnte ich für Berlin, als gemeldet oder gemeldet gewesen, nicht ermitteln, im Zeitraum von vor 1945 bis gegenwärtig. Hinweis: Früher wurden die Meldeunterlagen bei Verzügen innerhalb der DDR zum Meldeamt der neuen Wohnung versandt. In Berlin verblieb nichts.«

Nach Ansicht der Behörde der Bundesbeauftragten ist die Prüfung einer Meldeadresse nur beim Einwohnermeldeamt allein nicht ausreichend, um die Existenz einer Person feststel-len zu können. Dazu muss die Personenkennzahl überprüft werden. Diese Prüfung ist nur im Zentralen Einwohnerregister (ZER) der DDR möglich. Bei Prüfung dieser Daten wurde am 8.1.2007 festgestellt, dass die PKZ von Arthur Kaufmann im ZER nicht vorhanden ist, diese Person mithin nicht existierte.

241 William Borm, Reg.-Nr. XV/4604/60; Gerhard Flämig, Reg.-Nr. XV/750/66; Julius Stei-ner, Reg.-Nr. XV/2238/60 und XV/221/73; Leo Wagner, Reg.-Nr. XV/6985/75; Karl Wienand, Reg.-Nr. XV/1741/60, die von Wienand beschafften Informationen sind in der SIRA-Datenbank unter der Reg.-Nr. des ihm von der HV A zugeordneten Kuriers, XV/18556/60, gespeichert. Für weitere Angaben und Literaturhinweise vgl. Herbstritt, Georg: Bundesbürger im Dienst der DDR-Spionage. Göttingen 2007 (im Druck).

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dneten, der durch die HV

rgang schon vor 1969 archiviert worden, oder sie wurden erst nach 1972 registriert.242 Vier weitere Abgeordnete wurden erst im Laufe der 6. Legislaturperiode erfasst243, bei zwei weiteren wurden die entsprechen-

Zeitraum archiviert.244

en. Diese Annahme geht auf den Umstand zurück, das ursprünglich 20 000 F-2

nung zu diesem Vorgang mit der Vorgangsart IMA nicht auszuschließen gewesen.

entweder direkt oder über IM, die mehr als zwei Dutzend Abgeordnete abschöpften, eine bemerkenswert dichte Innenansicht über Absichten und Diskussionen im parla-mentarischen Raum erhalten. In der spannenden Zeit zwischen 1969 und 1972 war die HV A informatorisch stets auf der Höhe der Zeit. Ob sie mehr als über Julius Steiner auf Abstimmungen Einfluss genommen hat, müsste in Untersuchungen geklärt wer-den. Am Beispiel der »IMA« des 6. Deutschen Bundestages wird erkennbar, das »Ro-senholz« in Verbindung mit anderen Unterlagen durchaus die Zeitgeschichtsforschung unterstützen kann. Denn über Julius Steiner hinaus, der sich selbst dazu bekannt hat, deutet nach Aktenlage nichts auf einen weiteren Unions-Abgeor

A zu einer Stimmverweigerung beim Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Brandt angeregt worden ist. Der mitunter in diesem Zusammenhang erwähnte Leo Wagner ist erst 1975 in einem eigenen Vorgang erfasst worden.

Hinzuweisen ist schließlich noch darauf, dass von den 49 Abgeordneten des 6. Deutschen Bundestages, denen ein IMA- bzw. IMB-Vorgang zugeordnet ist, nicht alle genau in dem fraglichen Zeitraum 1969 bis 1972 erfasst waren. Denn bei 14 der 49 Abgeordneten war der entsprechende Vo

den Vorgänge in diesem

5.3 Vollständigkeit

Ob und nach welchem Prinzip die CIA die F 22 bewusst nicht faksimiliert hat, also nicht der Bundesrepublik zur Verfügung gestellt hat, lässt sich nicht sagen, aber eher ausschließ

2-Datensätze mehr angekündigt waren als eingetroffen sind. Eine Stichprobe der »Rosenholz«-F 22 für das Registrierjahr 1987 deutet eine nahezu vollständige Rück-gabe an.

Die Bedeutung und Notwendigkeit eines Abgleichs vorhandener F 22-Überlieferungen der HV A für Archivrecherchen und Forschung erschließt sich aus folgenden Beispielen: Mitunter unterliefen Mitarbeitern der HV A Übertragungsfehler von der »Rosenholz«-F 22 in die SIRA-Teildatenbank 21. Die Erfassungskarte mit der Registriernummer XV 427/71 ist in SIRA mit XV 412/70 eingestellt. Ohne »Rosen-holz« wäre das zum einen nicht aufgefallen, zum anderen wäre eine fehlerhafte Zuord-

242 Im Einzelnen trifft das die MdB Lenelotte von Bothmer, Hugo Brandt, Helmut Kater, Rudi

Lotze, Erich Mende, Alexander Menne, Adolf Scheu, Karl-Heinz Schmitz, Herbert Schneider, Georg Schulhoff, Julius Steiner (mit Einschränkungen), Leo Wagner, Rudolf Werner u. Lothar Wrede.

243 Walter Behrendt, Björn Engholm, Dietrich Sperling u. Heinrich Welslau. 244 Martin Schmidt u. Helmut Wendelborn.

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eine so hohe Vorgangszahl in die

stisch ermittelten 874 Abweichungen zwischen »Ro-senholz«-F 22 und den Einträgen in der SIRA-Teildatenbank 21 noch eine erheblich

Dies wäre im Fall des Vorgangs XV 2021/67 mit der Vorgangsart IMA zu erwarten, der in »Rosenholz« sowohl in der F 16 und F 22 schlüssig ist. SIRA weist ihn jedoch mit einem Zahlendreher XV 2012/67 und ebenfalls der Vorgangsart IMA auf.245 Die »Rosenholz«-F 16 zur Registriernummer XV 2012/67 enthält jedoch keinen Hinweis auf eine Vorgangsart; freilich fehlt in SIRA die zutreffende Registriernummer XV 2021/67. In die Irre führt die in der SIRA-Teildatenbank 21 verzeichnete Registrier-nummer XV 31117/82, die offenkundig fehlerhaft ist, da

sem wie auch keinem anderen Jahr beim MfS, geschweige bei der HV A erreicht worden ist. Die zutreffende Angabe lautet XV 3117/82.

Manch eine Registriernummer ist in der SIRA-Teildatenbank 21 doppelt einge-stellt, wie die zum Vorgang X 489/72, die jeweils unterschiedliche Bezüge haben und in einer Variante mit der »Rosenholz«-F 22 übereinstimmen. Offenkundig enthält der zweite Datensatz eine unzutreffende Registriernummer, deren wirkliche durchaus ermittelbar ist. (Solche Eingabefehler liegen auch bei Archivsignaturen vor.246) Folg-lich dürfte sich hinter den stati

größere Dunkelziffer befinden.

5.4 Wie viele Personen sind auf einem Vorgang erfasst?

Schon auf den ersten Blick ist offensichtlich, dass mehrere Personen auf einem Akten-vorgang der HV A erfasst sein können. Das ergibt sich aus der Anzahl von 57 400 Aktenvorgängen zu knapp 280 000 Personen, was einem Verhältnis von 1:5 ent-spricht. Wegen methodischer Probleme ist eine präzisere Aussage nicht möglich.247 Gleichwohl ist es notwendig, näheren Aufschluss über die Verteilung von Personen

245 Ein Zahlendreher ist auch für den Vorgang mit der Reg.-Nr. XV 2964/60 festzustellen, der

in SIRA mit XV 2694/60 eingestellt ist. 246 So bei den Archivsignaturen 6673 u. 6695 der Vorgänge XV 1246/65 u. XV 1256/65. 247 Die erfassten Personen sind nicht in jedem Fall einem Aktenvorgang zugeordnet. Aus-

nahmen gibt es bei Personen, die in einer OPK-Akte geführt, denen aber keine Registrier-nummer zugewiesen wurde. In diesen Fällen gibt bei Abschluss des Vorganges eine Ar-chivsignatur, bezeichnet als AOPK, über den Charakter der Akte Aufschluss. Weiter fin-den sich die in der Arbeitskartei geführten Hauptamtlichen, denen ebenfalls keine Regist-riernummer zugewiesen ist. Während die in der Arbeitskartei Erfassten zahlenmässig be-stimmt werden können, ist dies ohne Einzeldurchsicht der OPK-Erfassten nicht möglich. Schließlich stellen diese Datensätze den Stand der Kartei im Januar 1988 dar, mit der Fol-ge, dass einstmals erfasste Personen wieder von Aktenvorgängen gelöscht worden sind. Je älter Vorgänge sind, etwa Objekt- oder Sicherungsvorgänge, desto geringer ist meist die Anzahl der dort noch verzeichneten Personen. Für manchen Objektvorgang sind keine Personen mehr erfasst; sie sind vollständig ausgetragen. Schließlich greifen auch andere Komponenten wie die unvollständige Buchstabenfolge »L« usw.

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ist als Bezugs-per

alles andere als gleichmäßig. (vgl. Tabelle 5/5). Auf fast jedem zweiten Vorgang (45 %) ist nur eine Person erfasst, bei knapp einem

Tabelle 5/5: gang (Registrierungsjahr 1974) Personen pro Vorgang Anzahl der Vorgänge Anteil der Vorgänge in Prozent

auf Aktenvorgängen zu gewinnen. Denn in der Praxis ist damit bei IM-Vorgängen die Frage verbunden, wer von den dort Erfassten galt als IM? Wer von ihnen

son anzusehen, die zur Sicherheit des IM erfasst wurde? Und wer sind die Perso-nen, deren Personalien für Ausweise von IM verwendet worden sind?

Um näheren Aufschluss zu gewinnen, wurde das Registrierjahr 1974 ausgewählt und alle 8 038 Karteikarten zu Personen und 1 439 zu Vorgängen einzeln durchgese-hen. Dabei zeigte sich eine beachtliche Fehlerquote, nach der 131 Personenkarteikar-ten ebenso wenig dieser Stichprobe zuzuordnen sind, wie 162 Vorgangskarteikarten, deren Registriernummern nicht korrekt erfasst waren. Es verblieben schließlich 7 907 Personen auf 1 277 Vorgängen. Das statistische Mittel sind sechs Personen auf einem Vorgang. Allerdings ist die Verteilung

Drittel sind es genau zwei Personen.

Personen pro Vor

1 5 45,0 75 2 3 30,5 90 3 99 7,8 4 55 4,3 5 32 2,5 6 28 2,2 7 14 1,1 8 20 1,6 9 9 0,7

10 7 0,5 über 10 48 3,8

In Objekt- oder Sicherungsvorgängen sind oft mehrere Personen verzeichnet. Insge-samt sind in dieser Stichprobe 4 592 Personen solchen Vorgängen zugeordnet, Spit-zenreiter ist ein Objektvorgang mit 3 224 Personen. 17 Prozent bzw. 1 334 der Perso-nen in der Stichprobe für das Jahr 1974 sind IMA- und IMB-Vorgängen zugeordnet, auf denen fünf oder mehr Personen, in einem Fall sogar 44 Personen erfasst sind. Bedarf es schon eines beachtlichen analytischen Aufwandes, in jenen Fällen Klarheit zu schaffen, in denen zwei bis vier Personen auf einem Vorgang erfasst sind, so dürfte die Beantwortung der Frage, wer in den IM-Vorgängen mit mehr als fünf Personen als IM galt, in der Regel kaum möglich sein – sofern nicht zufällig der Aktenvorgang erhalten blieb oder andere zusätzliche Quellen vorliegen. Ein wichtiges Indiz kann in solchen Fällen das Datum auf den F 16- und F 22-Karteikarten sein, das darüber Aus-kunft gibt, wann die jeweilige Karteikarte angelegt wurde. Sofern mehrere F 16-Karteikarten unter einer Registriernummer angelegt wurden, handelt es sich bei der ersterfassten Person üblicherweise um die Hauptperson, im Falle von IM-Vorgängen

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90

rde die Registriernummer auf der zuerst ange-leg

La« bis »Li« und es außerdem zu Übertragungsfehlern gekommen ist, sod

Im Ergebnis ist festzuhalten, dass etwa jeder zweite IM-Vorgang lediglich eine Person verzeichnet.

erisch von maximal etwa 200 inoffiziellen Mitarbeitern mit bu

desamt für Verfassungsschutz geht davon aus, dass es etwa 55 Fälle nicht hat identifi-

also zumeist um die informationsbeschaffende Quelle. Die Ersterfassung einer Person ging üblicherweise damit einher, dass auch ein Vorgang zu dieser Person angelegt wurde, also zur gleichen Zeit eine F 22-Karteikarte ausgestellt wurde. F 16-Karteikarten, die erst einige Zeit oder gar Jahre nach dem Anlegen der F 22-Karteikarte erstellt wurden, betreffen daher in der Regel nicht die Hauptperson des Vorgangs. Sofern zu einem Vorgang nur F 16-Karteikarten überliefert sind, die deut-lich später angelegt wurden als die Vorgangskarteikarte F 22, ist davon auszugehen, dass die zuerst angelegte F 16-Karteikarte und somit die Angaben zur Hauptperson nicht mehr vorhanden sind. Häufig wu

ten F 16-Karteikarte handschriftlich aufgetragen, was ein weiterer Hinweis auf die Hauptperson des Vorgangs sein kann.

Bei den IMA- und IMB-Vorgängen, denen nur eine Person zugeordnet ist, ist eine Identifikation einfacher, allerdings mit der – bereits erläuterten – Unwägbarkeit, dass die F 16-Karteikarten zu Ausländern ebenso wenig überliefert sind, wie die Karten zu den Namen »

ass im Einzelfall die Zuordnung einer zweiten Person deshalb nicht nachweisbar sein könnte.

5.5 Enttarnungen

Von den fehlenden F 22 für die Jahre 1988 und 1989 war bereits die Rede. Was bedeu-tet das? Wie viele bundesdeutsche IM können darunter sein? Mit Bezug auf Ver-gleichsangaben ist rechn

ndesdeutscher oder Westberliner Identität auszugehen, die mit »Rosenholz« nicht enttarnt werden können.

Dies erschließt sich anhand folgender Erwägung: Mithilfe der Angaben in der SIRA-Teildatenbank 21 konnten insgesamt 1 256 F 22-Hinweise auf die Vorgangsart IMA ermittelt werden, die in »Rosenholz« nicht mehr erfasst worden sind, weil die Rosen-holz-Überlieferung der F 22 nur bis zum Jahresanfang 1988 reicht, die SIRA-Teildatenbank 21 hingegen bis Juni 1989 (1988: 976, 1989: 280). Angaben für die Zeit nach Mai 1989 liegen nicht vor, sind aber auf etwa 300 zu veranschlagen. In der Summe also rund 1 500 IMA-Vorgänge, die nicht durch »Rosenholz« zu identifizieren sind. Das Verhältnis von bundesdeutschen IM unter den IMA konnte anhand der Statistikbogen auf etwa 1:7 definiert werden. Somit dürften sich darunter maximal 200 bundesdeutsche IM befinden. Die tatsächliche Anzahl wird darunter liegen. Das Bun-

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91

merhin 17 Lieferungen verzeichnet sind, die teilweise NATO-Be

ngsbehörden auch andere Erkenntnis-qu

den sind, sind sie bei Üb

h sind all jene herauszurechnen, die nie dem

zieren können.248 Beispielsweise den Vorgang »Rubens«, der erst 1989 angelegt wur-de, und für den im

züge aufweisen. Auf der Grundlage der Rosenholz-Daten wurden in den 1990er Jahren Ermitt-

lungen durch den Generalbundesanwalt eingeleitet. Es kam zu Ermittlungsverfahren gegen 3 000 Bürger der alten Bundesrepublik, von denen etwa fünfhundert angeklagt und über 360 auch verurteilt wurden. Von den fünfhundert Angeklagten war indes nur die Hälfte für die HV A tätig, die andere Hälfte spionierte zum überwiegenden Teil für MfS-Abwehrdiensteinheiten, ein kleiner Teil für den militärischen Nachrichtendienst der DDR. In etlichen Fällen wurden Ermittlungen bzw. Verfahren, auch aufgrund unzureichender Beweislage, eingestellt, in manchen Fällen auch gegen Zahlung beträchtlicher Bußgelder. Auch Verjährungsfristen führten zu Verfahrenseinstell-ungen. Zu bedenken ist ferner, dass den Ermittlu

ellen wie Überläufer zur Verfügung standen. Es ging dabei nur um Tatbestände, die nach 1990 noch strafrechtlich relevant waren.

Vieles war verjährt, die Beschuldigten bereits verstorben oder nicht mehr verhand-lungsfähig – oder sie waren bereits früher von der bundesdeutschen Justiz belangt worden. Die Dunkelziffer liegt bei jenen HVA-IM erheblich höher, die in der DDR tätig waren und die nicht zuvor oder danach von anderen Dienststellen des MfS geführt worden sind. Soweit Spuren zu ihnen nur in »Rosenholz« zu fin

erprüfungen in den ersten Jahren nicht weiter aufgefallen.249 Im Zusammenhang mit möglichen Enttarnungen tauchte auch die Frage danach

auf, wie viele unenttarnte IM der HV A im öffentlichen Dienst der alten Bundesländer tätig sein mögen. Bedienstete, die vor 1990 in der DDR wohnten, wurden in der Regel einer Überprüfung unterzogen, sodass sie nicht weiter in Betracht zu ziehen sind. Eine Modellrechnung hat von der Gesamtzahl der bundesdeutschen IM auszugehen, von denen enttarnte, pensionierte bzw. berentete Personen ebenso abzuziehen sind wie Personen, deren Tätigkeit vor 1975 endete (§ 19 Abs. 1 StUG) und die nach dem 12. Januar 1972 Geborenen. Und schließlic

öffentlichen Dienst angehörten haben. Jeder dieser Faktoren kann nur geschätzt werden, beginnend bei der Anzahl bun-

desdeutscher IM der HV A, die gegenwärtig mit 6 000 (12 000 für das MfS insgesamt)

248 Zur Berechnungsmethodik vgl. Helmut Müller-Enbergs: Was ist »Rosenholz«? In: DA

36(2003)5, S. 759–761; Josef Hufelschulte: 200 Verräter atmen auf. In: Focus v. 18.10.2004, S. 11.

249 Nachdem die Zahl der Überprüfungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des öffent-lichen Dienstes Anfang des Jahrzehnts stark zurückgegangen war, ist in den Jahren 2004/2005 – weil die »Rosenholz«-Unterlagen nun zugänglich waren – ein neuer Überprü-fungsschub zu verzeichnen (2003: 8 977, 2004: 70 518, 2005: 50 946 Überprüfungen). Vgl. Siebenter Tätigkeitsbericht der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staats-sicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik – 2005. BStU. Berlin 2007, S. 46 u. 100.

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its in den 1950er Jah

Tätigkeit vo

echerchen in »Rosen-holz« war der Anteil der jüngeren DDR-IM der HV A mit den Jahrgangsstufen 1950 bis 1970 deutlich präsenter. Hier ist von einer deutlich größeren Gruppe von Personen im öffentlichen Dienst auszugehen, die vor 2003 kaum enttarnt werden konnte, da sie erst durch die Überprüfung in »Rosenholz« erkennbar werden.

angenommen wird. Von denen sind zu Anfang der 1990er Jahre, auch durch »Rosen-holz«, etwa 1 500 enttarnt worden, weitere schon früher wie etwa Günter Guillaume oder Sekretärinnen etc. In der Summe hat das Bundesamt für Verfassungsschutz in den Jahren 1964 bis 1989 rund 10 000 Anbahnungsversuche erkannt, darunter sicherlich erfolgreiche und abgewiesene Versuche der HV A. Bei diversen Prüfungen der Kar-teikarten fiel auf, dass ein hoher Anteil bundesdeutscher IM bere

ren rekrutiert worden ist, mithin vor dem Mauerbau. Die Jahrgangsstufen der betreffenden Personen waren oftmals 1930 oder früher, wonach dieser Personenkreis heute mindestens 70 Jahre oder älter sein müsste. Dem Eindruck nach kann dieser Anteil gut ein Drittel der geführten bundesdeutschen IM darstellen.

Sodann sind zwei weitere Faktoren in Rechnung zu stellen. Nicht alle bundesdeut-schen IM waren im öffentlichen Dienst tätig. Wie hoch dieser Anteil ist, entzieht sich jeder begründbaren Erkenntnis. Jedoch ist anzunehmen, dass im Bereich Wirtschafts-spionage (Wissenschafts- und Technikspionage) ein erheblicher Anteil von IM-West zu verzeichnen ist, deren beruflicher Schwerpunkt in der Industrie oder in selbständi-gen Kleinbetrieben zu verorten ist. Der Prozentanteil der in der Wissenschafts- und Technikspionage zu lokalisierenden Personen wird nach gegenwärtigem Kenntnis-stand mit zuletzt circa 40 Prozent der bundesdeutschen IM angenommen. Weiterge-hend ist in Rechnung zu stellen, dass die HV A selbst ihren IM unterschiedliche Wer-tigkeit beigemessen hat, mithin lediglich ein weiteres Drittel wirklich relevant ist und diese IM im engeren Sinne als Quellen zu bezeichnen sind. Von diesen ist überdies jene Anzahl von bundesdeutschen IM gemäß StUG abzuziehen, deren IM-

r 1975 endete, sowie jene, die erst nach dem 12. Januar 1972 geboren worden sind. Zu diesen bundesdeutschen IM gibt die Behörde nur in besonderen Fällen (Minister etc.) bei Überprüfungsverfahren Auskunft. Nach diesem Modell ist von einer sehr geringen Anzahl alt-bundesdeutscher IM im öffentlichen Dienst auszugehen.

Deutlich anders stellt sich der Fall für die IM dar, die von der HV A in der DDR geführt wurden. Nach recht plausiblen Kriterien ist eine Gruppe von über 10 000 Personen anzunehmen, die zuletzt aktiv waren. Nach ersten R

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6 Die »Statistikbogen«

Da bei der Erfassung von mehreren Personen unter der gleichen Registriernummer der IM nicht sicher zu identifizieren ist, werden weitere Angaben benötigt. In einer Reihe von Fällen sind dafür die bereits erwähnten »Statistikbogen« nützlich, die eine Art Portrait auf einen Blick erlauben.250 Die früher vielfach vertretene Auffassung, es handle sich um eine Art Mobilisierungskartei, ist unzutreffend.251 Tatsächlich geht es um die IM-Statistik der HV A, die jedoch nur zu einem Teil überliefert ist. Sie enthält Angaben zu Decknamen, Registriernummer, Alter, Kategorie, Zugangsmöglichkeiten, Beschreibung des Arbeitsplatzes, der Besitzverhältnisse und weitere Angaben – nicht aber den bürgerlichen Namen.

Auf eine mögliche Mobilisierungskartei deuteten zeitweise Auftragungen auf die-sen »Statistikbogen«. Bei den Auftragungen handelt es sich um die Bezeichnung »Situation« – wahlweise mit »I« bis »III« angegeben, die angibt, zu welcher Person im jeweiligen Spannungsfall Kontakt unterhalten werden sollte. Das beförderte die Annahme, die zumeist auf etwa Dezember 1988 zu datierenden Statistikbogen seien bewusst für diesen Zweck zusammengestellt worden.

Der Begriff »Statistikbogen« wird von den Ermittlungsbehörden verwendet und wurde von den Medien und der Forschung übernommen. Tatsächlich kommt dieser Begriff in Unterlagen des MfS mehrfach und in zentralen Dokumenten vor, allerdings mit etwas anderer Konnotation. So sprach Erich Mielke in einem Schreiben vom 17. März 1959 an die Leiter mehrerer Bezirksverwaltungen sowie Leiter der Abteilun-gen XII wörtlich von »Statistikbogen«.252 Er bezeichnete damit keine genormte Akten-kategorie, sondern meinte in einem allgemeinen Sinne tabellenartig strukturierte Vor-drucke. In diese Vordrucke wurden Zahlenwerte zu bestimmten, vorgegebenen Sach-verhalten eingetragen. Sie dienten der regelmäßigen Berichterstattung an vorgesetzte Dienststellen innerhalb des MfS.

250 Eine umfassende Analyse der »Statistikbogen« ist veröffentlicht in Müller-Enbergs, Hel-

mut: Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Teil 2: Anleitungen für die Arbeit mit Agenten, Kundschaftern und Spionen in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin 1998, S. 39–250.

251 Vgl. Dörrenberg, Dirk: Erkenntnisse des Verfassungsschutzes zur Westarbeit des MfS. In: Herbstritt; Müller-Enbergs (Hg.): Das Gesicht dem Westen zu … (2003), S. 72–111, hier 100.

252 BStU, MfS, BdL/Dok Nr. 3998, o. Pag.

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6.1 Analyseprobleme

Ein Original der IM-Statistik der HV A konnte in der Behörde nicht ermittelt werden. Deshalb ist man auf die Faksimiles der Statistikbogen und auf Abschriften des Bun-desamtes für Verfassungsschutz angewiesen. Ein Vergleich beider Überlieferungen ergibt signifikante Abweichungen. Das Bundesamt hat 1993 in den USA Abschriften von der mikroverfilmten IM-Statistik vornehmen können, die ab April des gleichen Jahres Grundlage für Ermittlungsverfahren waren. Die zunächst 1 929 erstellten Abschriften händigte es im Jahre 1995 der Behörde als Verschlusssache aus, eine Ein-stufung, die vom Präsidenten des Bundesamtes 1997 mit dem Ziel aufgehoben wurde, in einer für 1998 vorgesehenen Publikation der Behörde auch diese Quelle analytisch auswerten und die Ergebnisse veröffentlichen zu können.253 Faksimiles der IM-Statistik erhielt die Behörde bis zum Mai 2003, jedoch lediglich 1 702 Einzelaufstel-lungen. Insoweit waren zunächst die Differenzen einzugrenzen.

Schon das Ergebnis der ersten Sichtung ließ aufmerken. Es zeigten sich Wider-sprüche bei den Registriernummern, teils zwischen den Angaben auf dem Faksimile und dem ihr jeweils angefügten Recherchedatensatz, teils zwischen den Abschriften des Bundesamtes – die der Forschungsgruppe lediglich als Listenaufstellung zur Ver-fügung gestellt worden sind – und den Faksimiles.

Nach gegenwärtigem Kenntnisstand gibt es in den »Rosenholz«-Unterlagen, die der Behörde vorliegen, 1 702 Statistikbogen. Dem Bundesamt für Verfassungsschutz sind 1 939 Statistikbogen bekannt.254 Offenbar hat das Bundesamt für Verfassungs-schutz, vorbehaltlich einer abschließenden Prüfung, 228 Bogen der IM-Statistik mehr erhalten als die Behörde; zugleich zeigte sich, das sich einzelne Bogen nicht unter den Abschriften des Bundesamtes befinden. Diese Differenzen werden drei Ursachen haben: Erstens gibt es Übertragungsfehler vom verfilmten Original bei den Abschriften des Bundesamtes und bei den Einträgen in die Recherchedatei. Zweitens sind einige Regist-riernummern, wie noch an anderer Stelle zu erläutern ist, schon auf dem Original irreführend verzeichnet worden. Drittens hatte die CIA an die Behörde lediglich Unter-lagen mit deutschen Bezügen ausgehändigt, hinsichtlich der IM-Statistik lediglich den »Teil A« (Bundesrepublik, West-Berlin). Dagegen sind dem Bundesamt für Verfas-sungsschutz für seine Recherchen vereinzelt auch Bogen der IM-Statistik »Teil B« (Ausländer) abschriftlich zugänglich gemacht worden. Ob der CIA auch der »Teil C« (DDR) vorliegt, konnte nicht festgestellt werden – in »Rosenholz« ist kein Bogen enthalten, der diesem Teil der IM-Statistik zugeordnet werden konnte. Zugeordnet deshalb, weil – wegen der oftmals fehlenden Kopfzeile – den Bogen der IM-Statistik selbst nicht anzusehen ist, welchem Teil sie entstammen – das ist nur annäherungs-

253 Vgl. Müller-Enbergs: IM 2 (Anm. 27). 254 Liste der beim Bundesamt für Verfassungsschutz befindlichen Rosenholz-Fälle (mit Statis-

tikbogen) zu Spuren »mit deutschem Bezug« v. 27.8.2001.

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weise anhand der dort verzeichneten Nationalität und dem Wohnort zu erschließen. So sind auch einige ausländische, das heißt nichtdeutsche, Staatsbürger im »Teil A« der IM-Statistik zu finden; bei einigen von ihnen ist im Statistikbogen die Bundesrepublik Deutschland als Wohnsitzland angegeben, bei anderen hingegen ihr jeweiliges Her-kunftsland, sodass sie augenscheinlich eher zu »Teil B« der IM-Statistik passen wür-den.

Um eine gesicherte Angabe zur Anzahl der überlieferten Bogen der IM-Statistik zu erhalten, boten sich mehrere Möglichkeiten an: Die CIA war aufzufordern, die noch ausstehenden Bogen in Faksimile, wenn nicht die Verfilmungen selbst, der Behörde auszuhändigen, zumindest aber die noch fehlenden Bogen des »Teils A«. Die Behörde entschied sich für letzteren Schritt. Ohne Erfolg.

Die CIA hatte Erkenntnisse aus »Rosenholz« ihren diversen Partnerdiensten zu-gänglich gemacht, die sich über das Bundeskriminalamt mit Amtshilfeersuchen an die Behörde gewandt haben, teils mit der Bitte um Recherchen, teils um gutachterliche Stellungnahmen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat auf diese Weise und durch die CIA weitere Abschriften von 583 Bogen der IM-Statistik zusammengetra-gen, die es dem »Teil B« zuordnet. Auf Nachfrage stellte das Bundesamt der Behörde diese Erkenntnisse als Listenzusammenstellung zur Verfügung, die jedoch lediglich Registriernummer, Deckname und Diensteinheit enthält. Diese Daten gehen auf die von der CIA erstellte Recherchedatei zurück.

Für das Forschungsprojekt wurden die so gewonnenen Datensätze in einer Daten-bank zusammengefasst. Mithilfe einer Stichprobe für das Registrierjahr 1988 wurde dann eine genauere Überprüfung der erfassten Daten vorgenommen. Die Datenbank verzeichnet gegenwärtig 2 475 Bogen der IM-Statistik, von denen 1 890 dem »Teil A« und 585 dem »Teil B« zugeordnet werden. Die IM-Statistik dürfte auch in diesen beiden Teilen umfangreicher gewesen sein, worauf nicht allein die Vorgeschichte hinweist, sondern die Faksimiles selbst.

Die verschiedenen Überlieferungsformen des »Statistikbogens« lassen sich anhand der Abteilung XV der Bezirksverwaltung Leipzig illustrieren. Insgesamt konnten für diese Bezirksverwaltung Hinweise auf 67 Statistikbogen gefunden werden. Aber lediglich fünf liegen der Behörde als Faksimile vor, zu 13 existieren immerhin durch die BfV-Liste Hinweise und zu weiteren 49 hat das Bundesamt für Verfassungsschutz Abschriften erstellen können, die der Behörde nicht als Faksimile vorliegen. Zu acht O-Quellen findet sich in der Behörde lediglich ein Statistikbogen faksimiliert vor.

6.2 Statistiken beim MfS

Erstmals wurde mit einer Richtlinie vom 20. September 1950 das Anlegen von Statis-tiken zu Anzahl und Entwicklung des IM-Netzes angewiesen, über die allmonatlich zu berichten war. Die auszuarbeitenden Berichte galten als »streng vertrauliche

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Dokumente«, über die ausschließlich der Minister, seine Stellvertreter und Leiter der Bezirksverwaltungen verfügen durften. Die Daten sollten den Karteikarten entnom-men werden.255

In dem Befehl 299/65 vom 24. Juli 1965 verfügte Erich Mielke ein einheitliches System der »politisch-operativen Auswertungs- und Informationstätigkeit im MfS«. Hinter diesem Befehl stand das Bemühen, alle Informationen, die im MfS anfielen, systematisch zu erfassen, um sie entsprechend gezielt abrufen zu können. Mielke benannte in diesem Befehl vier verschiedene »Mittel und Methoden der operativen Erfassung und Auswertung«: Auswertungsvorgänge, Kerblochkarteien, zentrale Abla-gen für die in der Kerblochkartei erfassten Materialien, und operative Statistiken und grafische Übersichten.

Die im MfS geführten Statistiken sind Teil der »politisch-operativen Auswertungs- und Informationstätigkeit«. Der Befehl 299/65 regelte den Informationsfluss von unten nach oben: In Kreis- und Objektdienststellen sowie in den »operativen Abtei-lungen« der MfS-Bezirksverwaltungen sollte jeweils mindestens ein Mitarbeiter als »Auswerter« tätig sein. Diese Auswerter unterstanden den »Auswertungs- und Infor-mationsgruppen« (AIG), die aufgrund des gleichen Befehls in jeder MfS-Bezirksverwaltung eingerichtet wurden. Die AIG wiederum unterstanden einerseits dem jeweiligen Leiter der Bezirksverwaltung, wurden andererseits aber auch von der ebenfalls neu gegründeten »Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe« (ZAIG) im MfS angeleitet und kontrolliert. Für die HV A sah der Befehl 299/65 keine Einrich-tung einer AIG vor. Hier wurde die »politisch-operative Auswertungs- und Informati-onstätigkeit« in die Verantwortung der HVA-Abteilung VII gelegt, die eng mit der ZAIG zusammenarbeiten sollte.256

Die Anlage 8 zum Befehl 299/65 behandelte die »Arbeit mit operativen Statisti-ken«. Operative Statistiken dienten demnach der »Unterstützung der Analyse der politisch-operativen Lage und der Wirksamkeit der politisch-operativen Arbeit«. Sie sollten die »Wirksamkeit der politisch-operativen Arbeit, vor allem zum Einsatz der operativen Kräfte und Mittel«, erhöhen. Es wurden zwölf Themenfelder aufgezählt, zu denen operative Statistiken geführt werden sollten. In diesem Zusammenhang war wiederum von »Statistikbogen« die Rede: »Für die Erarbeitung operativer Statistiken zu den nachfolgend angeführten Problemen sind Statistikbogen entsprechend den angefügten Mustern zu verwenden.« Zu den zwölf Themenfeldern gehörten: ungesetz-liches Verlassen der DDR, Handlungen, die den Verdacht des Landesver-

255 Vgl. Richtlinien über die Erfassung der geheimen Mitarbeiter, Informatoren und der Per-

sonen, die konspirative Wohnungen unterhalten. In: Müller-Enbergs, Helmut (Hg.): Inoffi-zielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Teil 1: Richtlinien und Durchfüh-rungsbestimmungen. Berlin 2001, 3. Aufl., S. 159–163, hier 162.

256 Befehl Nr. 299/65 über die Organisierung eines einheitlichen Systems der politisch-operativen Auswertungs- und Informationstätigkeit im Ministerium für Staatssicherheit; BStU, MfS, BdL/Dok Nr. 3900, hier S. 5–10.

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rats/Geheimnisverrats zulassen, Struktur und Dislozierung der IM und GMS, Trefftä-tigkeit, Informationsgewinnung, operative Personenkontrolle.257 Als Anlage sind Kopien der Muster-Statistikbogen zu Struktur und Dislozierung der IM und GMS beigefügt. Auf diese Aktenkategorie trifft der Begriff IM-Statistikbogen ganz offen-sichtlich zu.

In einem Schreiben vom 25. Februar 1982 setzte Erich Mielke die Anlage 8 zum Befehl 299/65 außer Kraft.258 An ihre Stelle traten Bestimmungen des Leiters der ZAIG, Werner Irmler, die Irmler am selben Tag in einem Schreiben den zuständigen Diensteinheiten im MfS bekannt gab.259 Dabei handelte es sich im Wesentlichen um eine Fortschreibung der bisherigen Praxis. Muster-Statistikbogen waren dem Schrei-ben nicht beigefügt; stattdessen hieß es nun, es sollte je nach Bedarf im Einzelfall festgelegt werden, welche Merkmale und Merkmalsgruppen für eine statistische Erhe-bung nötig seien. Zugleich mahnte Irmler aber auch Einheitlichkeit und Kontinuität bei der Datenerhebung an, um die Vergleichbarkeit statistischer Aussagen über länge-re Zeiträume hinweg zu ermöglichen. In der Anlage 2 zum Schreiben Irmlers sind eine Vielzahl von Merkmalen und Merkmalsgruppen aufgelistet, die bei der Erhebung von IM-Statistiken berücksichtigt werden sollten, wobei diese Aufzählung als »nicht ver-bindlich« bezeichnet wurde. Im Wesentlichen finden sich Merkmale wieder, die bereits in den Muster-Statistikbogen von 1965 vorhanden waren. Die Anlage 3 zum Schrei-ben Irmlers definiert »operative Statistiken« als »Zahlenübersichten, in denen die Merkmale so geordnet sind, dass sie den Ablauf eines Prozesses, das Niveau einer Erscheinung oder Zusammenhänge zwischen den Erscheinungen auf kleinstem Raum sichtbar machen.« Anstelle von Muster-Statistikbogen enthielt die Anlage 3 zwei schematische Skizzen zur Illustration, wie operative Statistiken prinzipiell aufgebaut sein sollten. Diese Skizzen waren in ihrem Aufbau mit den Muster-Statistikbogen von 1965 identisch.260

6.3 IM-Statistik der HV A

Sicherlich haben die HV A und ihre Vorläuferorganisationen schon in den 1950er Jahren Statistiken über den Bestand an inoffiziellen Mitarbeitern geführt und entspre-chende Weisungen in Kraft gesetzt. Hinweise liegen jedoch erst für die 1960er Jahre vor, nach denen die – nicht überlieferten – Dienstanweisungen 2/62, 1/65 und 7/68

257 Anlage 8 zum Befehl Nr. 299/65 des Ministers für Staatssicherheit: Arbeit mit operativen

Statistiken; BStU, MfS, BdL/Dok Nr. 3900. 258 Zur Arbeit mit operativen Statistiken im Ministerium für Staatssicherheit. Schreiben v.

25.2.1982; BStU, MfS, BdL/Dok Nr. 6537, Bl. 1. 259 Zur Arbeit mit operativen Statistiken im MfS. Schreiben v. 25.2.1982; BStU, MfS,

BdL/Dok Nr. 6536. 260 Ebenda, S. 5 f., 11–14 u. 19 f.

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entsprechende Vorgaben enthielten.261 Sie sahen ein Führen von »statistischen Erfas-sungsbogen« in vier Teilen vor: Teil A »Operationsgebiet West-Berlin/West-deutschland«, Teil B »Operationsgebiet Kapitalistisches Ausland«, Teil C DDR-IM, und Teil D »Abgang«.

Mit dem Befehl 1/70 vom 15. Juni 1970 regelte der Stellvertreter des Ministers, Markus Wolf, die Arbeit mit den statistischen Unterlagen teilweise neu.262 Der Befehl hob die Arbeit mit den »Erfassungsbogen« bei im »Operationsgebiet« geführten IM auf und führte stattdessen »Kerblochkarten« ein,263 die im Bereich des Leiters des Stabes, Oberst Schulze, in zweifacher Ausfertigung zu erstellen waren. Ein Exemplar verblieb in der zuständigen Arbeitsgruppe beim Leiter der HV A, ein weiteres beim Leiter der jeweiligen Diensteinheit der HV A. Auf ihnen wurden auf der Grundlage der statistischen Unterlagen mit Stand vom 30. November 1969 sowie den bis zum 3. Juni 1970 gemeldeten Veränderungen die Daten mit einem Kerbschlüssel übertra-gen. Mit Aushändigung der jeweils zweiten Kerblochkarte und des dazu gehörigen Schlüssels an die Leiter der Diensteinheiten der HV A wurden die vorhandenen »sta-tistischen Erfassungsbogen« eingezogen. Insoweit dürften alle »Erfassungsbogen« der im »Operationsgebiet« geführten IM bis zum Jahre 1970 bei dieser Arbeitsgruppe des Leiters der HV A konzentriert gewesen und im Zuge der Auflösung der HV A ver-nichtet worden sein.

Auf Basis dieser Daten erstellte die HV A eine zentrale Jahres- und Halbjahressta-tistik, von der kein Exemplar überliefert ist. Interessant ist das Detail in der 1. Durchführungsbestimmung zum Befehl 1/70: Die Kerblochkarte zu einem im »Ope-rationsgebiet« tätigen IM war zu entfernen, wenn die Kooperation mit ihm eingestellt wurde. Daraus folgt, dass die Statistik jeweils – vermutlich bis zuletzt – den aktiven Bestand an inoffiziellen Mitarbeiter verzeichnet. Mit Bezug auf die überlieferten Faksimiles der Bogen der IM-Statistik in »Rosenholz« ist daher anzunehmen, dass sie bereits von den im Jahre 1987 abgeschlossenen IM-Vorgängen bereinigt waren und daher den Kenntnisstand des Jahres 1988 darstellen.

Ein »statistisches Meldeformular« bildete die Grundlage aller Daten in den bis dahin verwendeten »statistischen Erfassungsbogen« und den dann eingesetzten Kerblochkar-ten für die im »Operationsgebiet« tätigen IM. Es war offenkundig von jedem Vor-gangsführer selbst auszufüllen. Vom Leiter jeder Diensteinheit der HV A war der

261 Vgl. Dienstanweisung 2/62 der HV A v. 4.12.1962; Schreiben v. 11.12.1963 u. 9.12.1964;

Dienstanweisung 1/65 v. 10.11.1965, VVS A 656/65; Schreiben v. 3.11.1966, VVS A 707/66, u. 6.11.1967, VVS A 116/67; Dienstanweisung 7/68 v. 17.11.1968. Zitiert nach Befehl 1/70 über die Arbeit mit den statistischen Unterlagen über das IM-Netz im Operati-onsgebiet – IM-Erfassung und Statistik – v. 15.6.1970, VVS A 11/70; BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV, Nr. 23, Bl. 5–7, hier 7.

262 Befehl 1/70 (Anm. 261). 263 Exemplare der hier genannten Kerblochkarte konnten bislang nicht ermittelt werden. Es

liegen zwar von der Abteilung XV der Bezirksverwaltung Leipzig Kerblochkarten vor, die jedoch zahlreiche Indikatoren, wie sie die IM-Statistik vorsieht, nicht enthalten.

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»Zu- und Abgang« sowie eine Veränderung im Zuge dieser Umstellung »sofort« dem Leiter der zuständigen Arbeitsgruppe beim Leiter der HV A zu melden, sonst offen-sichtlich halbjährlich (zum 30. April und zum 30. Oktober). Damit sollte »gewährleis-tet« sein, »dass sich die statistischen Unterlagen ständig auf einem aktuellen Stand befinden.264 Ein Original des »Meldeformulars« aus jenen Jahren konnte bislang nicht ermittelt werden.265

Die Struktur der IM-Statistik, die nach dem Befehl 1/70 nur teilweise rekonstruiert werden kann (vgl. Tabelle 6/1), galt offenbar mit geringen Modifikationen bereits in den 1960er Jahren und sollte bis zuletzt so erhalten bleiben. Darauf deuten auch ein-zelne Unterlagen hin, die im Bestand der Abteilung XV der Bezirksverwaltung Cott-bus überliefert sind und die bis in den Oktober 1989 reichen. Darunter befinden sich Formblätter für die Jahresstatistik der HV A/Abteilungen XV. Ein »Teil A« der Jah-resstatistik gab Auskunft über IM in der Bundesrepublik Deutschland (einschließlich West-Berlin), ein »Teil B« über die IM im Ausland, ein »Teil C« über die IM in der DDR und ein »Teil D-3« erfasste die Abgänge der DDR-IM.266 Einem Schreiben des amtierenden Leiters des Stabs der HV A, Heinz Enk, an die Leiter der Abteilungen XV der MfS-Bezirksverwaltungen vom 3. Oktober 1989 ist zu entnehmen, dass sich die IM-Statistik aus diesen Teil-Statistiken zusammensetzte.267 Einer Festlegung des Leiters der HV A, Werner Großmann, vom März 1988 zur IM-Statistik ist mit Bezug zur VVS A 45/84 ebenfalls zu entnehmen, dass die IM-Statistik der HV A aus dem »Teil A (BRD)«, einem »Teil B (Ausland)«, einem »Teil C (DDR)« sowie einem »Teil D« bestand; den »Teil D« präzisierte er nicht weiter.268 Außerdem ist ein ausge-fülltes Exemplar »Teil D-3« der IM-Statistik der Abteilung XV der BV Cottbus erhal-ten geblieben. Auf einem ebenfalls erhaltenen Beiblatt wurden die Kategorien und die Bedeutung der Spalten/Rubriken erläutert. Erhalten sind ferner einige Exemplare »Teil C« der IM-Statistik derselben Abteilung, unter anderem mit vollständigen Angaben

264 Vgl. Befehl 1/70 (Anm. 261), Bl. 6; ebenso 1. Durchführungsbestimmung zum Befehl Nr.

/70 [sic!] des Leiters der Hauptverwaltung A – IM-Erfassung und Statistik – v. 5.6.1970, VVS A 12/70; BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 8–12, hier 9.

265 Allerdings konnten Karteikarten aufgefunden werden, die weitgehend Felder wie in der IM-Statistik enthalten. Vgl. BStU, MfS, HV A Nr. Nr. 818.

266 Erwähnung finden alle fünf Teile in einem undatierten Beiblatt zum Teil D-3; BStU, MfS, BV Cottbus, Abt. XV Nr. 104, Bl. 52. Das Beiblatt dürfte um 1970 entstanden sein, denn einerseits wird darin die Abkürzung »WD« für Westdeutschland gebraucht, die nur bis Anfang der siebziger Jahre üblich war, andererseits kommt darin der Begriff »IM« vor, den das MfS erst 1968 eingeführt hatte.

267 BStU, MfS, BV Cottbus, Abt. XV Nr. 160, Bl. 1. Abweichend zum vorgenannten Beiblatt (Anm. 266) erwähnte Heinz Enk hier einen »Teil B-l«.

268 MfS, HV A, Stellvertreter des Ministers, 7.3.1988: Festlegungen über die Erweiterung und Präzisierung von IM-Kategorien und der Begriffsbestimmung der Kontaktperson für Erfas-sungen in der IM-Statistik; BStU, MfS, BV Frankfurt/O., F BdL Nr. 2366, S. 1–4. Dieses Dokument ist teilweise abgedruckt in: Müller-Enbergs, Helmut (Hg.): Inoffizielle Mitar-beiter des Ministeriums für Staatssicherheit, Teil 2 (1998), S. 950 f.

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für die Jahre 1985 und 1986. Die römischen Ziffern in der linken Spalte des Form-blatts bezeichneten die verschiedenen IM-Typen, wie sich aus einem weiteren, gering-fügig modifizierten Formblatt des Typs »Teil C« ergibt. Drei weitere Dokumente aus dem Bestand der Bezirksverwaltung Cottbus lassen Rückschlüsse darauf zu, welche Merkmale zu den einzelnen IM die HV A für ihre operative Statistik erfasste. Ein ausführlicher Katalog mit über 30 Merkmalen liegt für den Sachverhalt »Abbruch der Beziehungen zum IM« vor.269 Dieser Katalog erfragt in einem ersten Kapitel Angaben zum IM, in einem zweiten Kapitel dann »Verlauf und Ergebnisse der Zusammenar-beit«, während sich die Kapitel 3 bis 5 dann mit dem Abbruch der Beziehung befass-ten. Bei den anderen beiden Dokumenten aus dem Bestand der Bezirksverwaltung Cottbus handelt es sich um Schreiben von Oberst Heinz Enk zu Fragen der operativen IM-Statistik. Demnach enthielt die operative Statistik der HV A in ihren Teilen A und B Angaben zu den Berufen der IM und zu den Zugängen der IM zu Objekten, Einrich-tungen und Organisationen; ferner enthielt sie Abschnitte über das Verbindungswesen zwischen IM und Zentrale, Angaben zur Werbungsgrundlage, zur Zuverlässigkeit und zum Ursprung des Vorgangs.270

269 Dokument ohne Datum und Herkunftsangabe, 1980er Jahre, mit der Überschrift »Ab-

bruch«; BStU, MfS, BV Cottbus, Abt. XV Nr. 160, Bl. 11 f. 270 MfS, HV A/Stab, 1. Stellvertreter: Ergänzung der operativen IM-Statistik. Schreiben v.

24.6.1983; BStU, MfS, BV Cottbus, Abt. XV Nr. 534, Bl. 1. MfS, HV A/Stab, 1. Stellvertreter: Neufassung der Struktur zur IM-Statistik. Schreiben v. 24.9.1984; eben-da, Bl. 2.

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Tabelle 6/1: Elemente der Struktur der IM-Statistik 1970271 Teil Kapitel Gegenstand A Operationsgebiet West-Berlin/Westdeutschland I/1 Resident I/3 Quelle I/6 S-Quelle II/4 Anschluss von IM an Residenten bzw. Führungs-IM III IV V VI VII Objekt (mit jeweiliger Nummer) VIII Wohnort

B Operationsgebiet Kapitalistisches Ausland 1 1 c SL Sozialistische Länder

C DDR-IM D 3 Abgang DDR-IM

Dem Befehl 1/70 war eine Anlage beigefügt, in der auf über 80 Seiten detailliert die Struktur der IM-Statistik vorgegeben war. Sie wurde von der Arbeitsgruppe des Lei-ters der HV A (AGL), Oberstleutnant Bauer (später Oberst Heinz Enk), verschiedent-lich überarbeitet, und den Diensteinheiten entsprechende Austauschblätter zugestellt. Generaloberst Wolf befasste sich selbst mit diesen Fragen, wie aus einem Schreiben vom August 1980 hervorgeht.272 Im August 1984 wurde der Befehl 1/70 offenkundig überarbeitet. Es liegt eine vom Stab der HV A, Generalmajor Geyer, in Kraft gesetzte 109-seitige »Struktur zur IM-Statistik« vor.273 Sie hatte offensichtlich bis zuletzt Bestand, denn noch bis März 1988 wurden einzelne Detailfragen in Austauschblättern geändert.274 Die Struktur der IM-Statistik des Jahres 1984 (siehe Anhang, Dokument

271 Rekonstruktion nach Angaben im Befehl 1/70 (Anm. 261), der 1. Durchführungsbestim-

mung zum Befehl 1/70 (Anm. 264) sowie Schreiben v. 2.10.1973; BStU, MfS, BV Pots-dam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 124; Schreiben v. 7.7.1975; ebenda, Bl. 125; Schreiben v. 7.7.1977; ebenda, Bl. 126; Realisierung der Richtlinie 2/79 für die operative IM-Erfassung und -Statistik v. 29.8.1980; ebenda, Bl. 127; Schreiben v. 31.8.1982; ebenda, Bl. 128.

272 Markus Wolf: Schreiben an die Diensteinheiten, 29.8.1980; BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 127.

273 HV A/Stab: Struktur zur IM-Statistik, 31.8.1984, VVS o198 A 45/84; BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 13–121.

274 HV A/Stab: Schreiben an Diensteinheiten, 12.6.1985; BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 122.

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11) gleicht in ihrer äußeren Form in vielem der des Jahres 1970, zugleich fügen sich die Angaben auf den Faksimile-Bogen der IM-Statistik in »Rosenholz« genau in diese Matrix ein.

Für das Jahr 1986 war die Umstellung der IM Statistik auf EDV vorgesehen. In diesem Zusammenhang wurden die HVA-Diensteinheiten aufgefordert, »alle IM und KP auf Übereinstimmung mit der Struktur [...] zu prüfen, [Angaben] gegebenenfalls zu verändern und die Veränderungen ebenfalls zu melden.«275 In der Folge wurden die als Faksimiles überlieferten Bogen der IM-Statistik zumindest nach Januar 1986 durchgesehen und – sofern Korrekturen angezeigt worden sind – wohl auch aktuali-siert. Dass diese Absicht umgesetzt wurde, ist nicht nur anhand der Faksimiles augen-scheinlich, sondern auch aus einer bereits zitierten Festlegung Werner Großmanns vom März 1988, die unter anderem die Anweisung an den Stab der HV A sowie an die Arbeitsgruppe EDV enthielt, die erforderlichen technisch-operativen Voraussetzungen für die inhaltlichen Veränderungen der EDV-gestützten Erfassung der Angaben zur IM-Statistik zu schaffen.276 Diese Anweisung ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass die HV A sich der elektronischen Datenverarbeitung bedient hat, um IM-Statistiken zusammenzustellen. Die überlieferten EDV-Bogen der IM-Statistik bilden mindestens den Kenntnisstand von 1986 ab, zu einem erheblichen Teil aber auch darüber hinaus.

6.4 Analyse der IM-Statistik: Teil A

Die mit den Statistikbogen vorliegenden Informationen erlauben Analysen der IM-Struktur, bis hin zur Erstellung von Agentenprofilen. Allerdings sind die Datensätze nicht abschließend geprüft worden, weshalb im folgenden lediglich jene Aspekte untersucht werden können, bei denen sich die Daten auch nach erneuter Durchsicht nicht ändern werden.

6.4.1 Erscheinungsbild

Die Statistikbogen wurden auf Computern erstellt und auf einem Nadeldrucker ausge-druckt. Die Faksimiles zeigen sie als stark zerkratzte Verfilmungen. Es ist deshalb offenkundig, dass die IM-Statistik der HV A als EDV-Version, das heißt als Compu-terdatei oder -datenbank, existiert hat. Daher ist es ohne weiteres möglich, dass die vorliegenden Faksimiles die HV A nicht als verfilmte Dokumente verlassen haben, sondern beispielsweise in Diskettenform. Dafür würde sprechen, dass Disketten räum-lich und vom Arbeitsaufwand ökonomischer und konspirativ sicherer sind, als es ein Erstellen von Ausdrucken und deren Verfilmung ist.

275 HV A/Stab: Schreiben an Diensteinheiten, 23.12.1985; BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV

Nr. 23, Bl. l. 276 BStU, MfS, BV Frankfurt/O., F BdL Nr. 2366, S. 3 (Anm. 268).

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Auf den meisten Faksimilebogen der IM-Statistik finden sich rechts unten auf der Seite ein schwarzer Farbauftrag in Gestalt eines kleinen Rechtecks. Dort ist offensicht-lich vor der Verfilmung etwas einzeln mit der Hand ausgestrichen worden. Mögli-cherweise handelt es sich dabei um Zahlen;277 lediglich in einem Fall konnte das bislang festgestellt werden.278

Auf manchen Statistikbogen fallen mehrere signifikante Fehler auf. Ein Statistikbo-gen wurde durch einen anderen überdeckt, sodass lediglich Teile des ersten Abschnit-tes lesbar sind. Dabei handelt es sich um den Bogen zur A-Quelle »Aude«279, der durch den Bogen zu »Albatros« überdeckt wird.280 Dies ist auch in einem zweiten Fall feststellbar, nur sind dort nähere Angaben nicht zu ersehen.281 Die Verfilmung dieser Bogen ist folglich nicht sorgfältig erfolgt. Bemerkenswert ist, dass diese Faksimiles nicht ausschließlich Vorgänge der HV A zeigen, sondern in zwei Fällen, die nichtdeut-sche Bezüge aufweisen, von der MfS-Hauptabteilung II/13 stammen, die für westliche Korrespondenten zuständig war. Allerdings liegen diese beiden »Statistikbogen« nicht der Behörde, sondern lediglich dem Bundesamt für Verfassungsschutz vor.282 Die Gründe, warum auch Quellen anderer Diensteinheiten des MfS in den »Statistikbo-gen« verzeichnet sind, bedürfen noch der Klärung.

Der letzte von der HV A angelegte und in »Rosenholz« verzeichnete Vorgang datiert vom 9. November 1988 und betrifft den PIM »Welle«.283

6.4.2 Kopfzeile

Lediglich in 28 Fällen findet sich in der Kopfzeile der Hinweis »Auszug der IM-Sta-tistik. Teil A: Bundesrepublik Deutschland/Ber1in(West)«, zumeist verbunden mit einer Datumsangabe: 13., 14. oder 19. Dezember 1988. In zwei Fällen wird auf den »Teil B« verwiesen, datiert auf den 19. Dezember 1988. Deshalb ist anzunehmen, dass die Bogen der IM-Statistik im Dezember 1988 erstellt wurde, obwohl bei allen ande-ren Statistikbogen ein solcher Auftrag fehlt.

Für einen Erstellungszeitraum zwischen 1986 und 1988 spricht, dass 96 Vorgänge mit einer Registriernummer aus dem Jahr 1988 versehen sind. Weiter wird in 224 Fällen das Jahr der »Werbung« mit 1988 angegeben. Auch der letzte, schon erwähnte Eintrag vom 9. November 1988 spricht dafür. Schließlich konnte sich die kategoriale

277 »Busch«, Reg.-Nr. XV 5303/88. Dort könnte es sich um die Zahl 58 handeln. 278 »See«; Reg.-Nr. XV 145/89 Die Registriernummer ist so verzeichnet, sicherlich aber nicht

richtig erfasst. Sie wird XV 145/69 lauten. 279 Reg.-Nr. XV 2554/80. 280 »Albatros«; Reg.-Nr. XV 257/*6 (Abt. XIV). 281 Der Bogen mit der Reg.-Nr. XV 4935/88 überdeckt den zweiten Bogen. 282 Es handelt sich um »Dorothee Heß«, Reg.-Nr. VIII 427/75 und »Erwin«, Reg.-Nr. XV

099/78. 283 PIM »Welle«; Reg.-Nr. XV 5695/88. Er wurde von der Abteilung IV/1 der HV A ange-

legt.

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Zuordnung einer Person bei der HV A ändern, was für das Jahr 1988 in 162 Fällen ausgewiesen wird. Insgesamt weisen etwa 400 Statistikbogen dezidiert das Merkmal 1988 auf.

Die Annahme, der entsprechende Bereich in der Kopfzeile sei vonseiten der CIA aus operativen Gründen abgedeckt worden, bestätigt sich bei den vorliegenden Faksi-mile nicht. Denn werden mehrere Bogen nebeneinander gelegt, zeigt sich, dass sie einstmals auf einem durchlaufenden, durch eine Perforationslinie trennbaren Drucker-papier ausgedruckt worden sind. Bei einer Reihe von Faksimile ist der Abstand zwi-schen Kopfzeile und Perforationsbereich deutlich erkennbar und keine Veränderung ersichtlich.

Lediglich in drei Fällen lässt sich ein abweichender Aufdruck in der Kopfzeile fin-den: »HV A/XV/Ltg« [Leitung], was darauf hindeutet, dass es über die Jahre hinweg Umgestaltungen in der Kopfzeile gegeben haben könnte.284 Zugleich ist nicht auszu-schließen, dass die verzeichneten Daten zu unterschiedlichen Zeiten erfasst worden sind, teilweise schon 1986.

6.4.3 Vorgangsdaten

In den Vorgaben zur »Struktur der IM-Statistik« findet sich keine Aufforderung zu Angaben zur vorgangsführenden Diensteinheit, zur Registriernummer und zum Deck-namen. Sicherlich wurde das als selbstverständlich vorausgesetzt. In der Regel ist die Vorgang führende Diensteinheit der HV A auf dem Statistikbogen angegeben (Tabelle 6/3). In einem Dutzend Fällen ist sie unleserlich, in gleich vielen Fällen sind die Arbeitsgruppen, über die die HV A verfügte, nicht näher spezifizierbar und schließlich fehlt in drei Fällen jegliche Angabe. Diese Daten sind mithilfe von SIRA aber grund-sätzlich überprüfbar.

284 Es betrifft die Vorgänge »Walldörfer«, Reg.-Nr. XV 4073/70; »Werner«, Reg.-Nr. XV

1515/87 und »Paul«, Reg.-Nr. XV 5300/85.

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Tabelle 6/2: Verteilung der Statistikbogen nach Diensteinheiten der HV A bzw. der Abteilungen XV

HVA-Diensteinheit Anzahl Abteilung XV Anzahl

I 118 Berlin 90

II 110 Cottbus 24

III 196 Dresden 34

IV 96 Erfurt 35

IX 145 Frankfurt/O. 41

X 98 Gera 31

XI 153 Halle 47

XII 147 Karl-Marx-Stadt 56

SWT 79 Leipzig 61

XIII 87 Magdeburg 76

XIV 121 Neubrandenburg 35

XV 139 Potsdam 145

XVI 28 Rostock 58

XVII 81 Schwerin 45

XVIII 17 Suhl 21 Grundsätzlich findet sich die Angabe eines »Decknamens« (es gibt lediglich vier Aus-nahmen), in zehn Fällen sind sie unleserlich. Die Decknamen reichen von »Abraham« bis »Zwerg« und kommen teilweise mehrfach vor. Beispielsweise findet sich »Adler« sechsmal in den Statistikbogen, mit jeweils unterschiedlicher Registriernummer.285 Die Decknamenwahl erfolgte offenkundig individuell. Waren mehrere Personen auf einem Vorgang verzeichnet, wurden in den Statistikbogen die auf die jeweiligen Per-sonen individuell bezogenen Decknamen angegeben, wie bei »Adam« und »Eva«286 oder bei »Max Bessel« und »Hannelore Bessel«287.

Die schon an anderer Stelle erläuterten Registriernummern verweisen überwiegend auf den Registrierbereich der HV A. Allerdings war es durchaus üblich, die

285 »Adler«, Reg.-Nr. XV 3931/82, XV 5700/86, XV 4960/87, XV 15905/60, XV 720/83 u.

XX1/1/87. 286 »Adam«/«Eva«, Reg.-Nr. 1574/66. 287 »Max Bessel«/«Hannelore Bessel«, Reg.-Nr. IV 956/71.

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e.

Registriernummer beizubehalten, wenn der Vorgang von einer Abwehr-Diensteinheit übernommen wurde. Die Statistikbogen weisen das in 117 Fällen aus.

Sonderfälle bilden die in den Statistikbogen verzeichneten Registriernummern XV 1/91 bis XV 15/91. In der Regel geben die letzten beiden Ziffern einer Signatur das Erfassungsjahr an, was in diesem Fall nicht zutrifft. Insoweit liegt hier eine deutli-che Abweichung vor. Auffallend ist, dass diese Registriernummern ausschließlich von der für offizielle Kontakte zuständigen Abteilung XVI/1 und XVI/2 bzw. XVI/A/1 und XVl/A/2 vergeben wurden. Allen 15 Personen wird als Kategorie Kontaktperson zugewiesen, was bei dieser Abteilung grundsätzlich erfolgte. Die Fälle sind, wie dem Feld »Werbung« zu entnehmen ist, im Jahre 1988 angelegt worden. Bislang konnte für diese Vorgehensweise keine Erklärung gefunden werden. Vermutlich handelt es sich um bekanntere Persönlichkeiten, denn es befinden sich darunter zwei Bundestagsab-geordnete und sechs Direktoren von Instituten oder Unternehmen. Lediglich eine Person, einen Bundestagsabgeordneten, glaubt das Bundesamt für Verfassungsschutz identifiziert zu haben.288 Nicht auszuschließen ist, dass – wie schon bei den Archiv-signaturen – eine neue Nummernfolge eingeführt wurde bzw. werden sollt

Offenkundig erfolgte durch den Stab der HV A keine Überprüfung der durch die Abteilungen zugestellten »Meldeformulare«. Die Stabsstelle hat anscheinend die von den Abteilungen der HV A zugeleiteten Angaben einfach übernommen. Bei 29 Statis-tikbogen konnte eine um einen Zähler veränderte Registriernummer festgestellt wer-den, bei 6 weiteren Statistikbogen wurde die Bezirkskennung verändert. Der bekann-teste Fall dieser Art betrifft den Schriftsteller Günter Wallraff, dessen Registriernum-mer mit XV 485/63 angegeben wird, obgleich diese zutreffend mit XV 485/68 hätte ausgewiesen werden müssen. Nach der Ursache befragt, erklärten mehrere leitende Mitarbeiter der HV A übereinstimmend, dass sie solche Statistiken für dekonspirie-rend hielten, weshalb sie solche (wie auch andere) Veränderungen stillschweigend geduldet hätten.

6.4.4 Kategorien

Der Statistikbogen weist jeweils eine Kategorie auf, entweder eine IM-Kategorie oder den Status als Kontaktperson. Dieser Eintrag hat besonderen Stellenwert, da er – wenn keine weiteren Unterlagen vorhanden sind – der konkreteste Hinweis auf eine nach-richtendienstliche Beziehung und den Stellenwert der verzeichneten Person für die HV A ist. Bislang liegen nur vereinzelt Belege dafür vor, dass die auf dem Statistik-bogen verzeichnete Kategorie mit der Aktenüberlieferung übereinstimmt – mit einer besonderen Ausnahme, auf die noch zurückzukommen sein wird.

288 Es handelt sich um den Vorgang unter der Reg.-Nr. XV 6/91. Dem Bundesamt für Verfas-

sungsschutz lag nach seiner Auskunft der Statistikbogen zum Vorgang »Thomas« (Reg.-Nr. XV 12/91) nicht vor.

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Bereits heute ist offenkundig, dass die auf der »Rosenholz«-F 22 verzeichnete Vor-gangsart »IMA« (und der darauf beruhende Eintrag in der SIRA-Teildatenbank 21) nicht zwingend auf einen IM-Vorgang weist, denn die HVA-Aktenordnung differen-ziert (bis 1988) nicht nach IM und Kontaktperson (siehe Kap. 5.2), was spätestens seit der Diskussion um das Erfassungsverhältnis von Björn Engholm einem breiteren Publikum bekannt geworden ist.289 Außerdem wird in den Bogen der IM-Statistik bei einzelnen Kategorien deutlich zwischen »bewusster« und »unbewusster« Ausnutzung unterschieden, das heißt, die HV A wollte vermerkt wissen, ob eine Person bewusst und willentlich mit ihr kooperierte.

Die Struktur der IM-Statistik sieht zwanzig Kategorien vor, von denen 18 mit den Statistikbogen nachgewiesen werden können. Es fehlen Einträge zu Personen, die als IM in Aussicht genommen worden sind (IM-Vorlauf) und Angaben zu jenen Perso-nen, deren Identität für einen IM übernommen werden sollte (Austauschbarer-IM). Beide Kategorien existierten 1988 – wie aus überlieferten Unterlagen hervorgeht. Wohl auch weil solche Angaben fehlten, wurde der Schriftzug »Auszug« auf der IM-Statistik angebracht.

Residenten Es fanden sich 31 Statistikbogen, die als IM-Kategorie »Resident« ausweisen. Dazu verlangte die »Struktur der IM-Statistik« sechs weitere Merkmale: Fünf der 31 Resi-denten arbeiteten selbst in dem von ihnen »bearbeiteten« Objekt und 26 in einem »anderen« Objekt. Darunter befinden sich elf, die keine IM anleiteten, vier, denen Gehilfen zur Seite standen und 16, denen bis zu drei IM zugewiesen waren. In das Feld, ob jemand mehr als drei IM führte, erfolgte kein Eintrag.290 Gehilfe des Residenten Ein Gehilfe stand in der Regel dem Residenten zur Seite und nahm ihm inhaltliche, administrative oder technische Aufgaben ab. Ein Dutzend solcher Gehilfen sind in den Statistikbogen verzeichnet, bei neun wird ihre Zugehörigkeit zu einer Residentur angegeben.291 Führungs-IM Ähnlich dem Residenten leitete der Führungs-IM (FIM) selbst IM an. In den Statistik-bogen sind 25 FIM verzeichnet, denen – wie den Residenten – meist zwei weitere Spezifizierungen zugeordnet sind. Sie wurden danach unterschieden, ob sie »im Objekt« oder in einem »anderen Objekt« berufstätig waren. Außerdem finden sich Angaben zum Umfang des von ihnen geführten Netzes. So leiteten zwei FlM mehr als drei IM,

289 Reg.-Nr. XV 128/71. 290 Vgl. Müller-Enbergs: IM 2 (Anm. 27), S. 48–52. 291 Vgl. ebenda, S. 62 f.

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te.

elf bis zu drei IM, drei keine und sechs nur ihren Gehilfen an. Bei zwei FIM sind keine Angaben verzeichnet.292 Quellen Mit der »Struktur zur IM-Statistik« liegt erstmals ein normatives Dokument vor, in dem »O- Quellen« und »A-Quellen« definiert werden. Eine O-Quelle war »direkt im Objekt verankert«. Unter den Statistikbogen fanden sich 448 dieses Quellentypus. 14 von ihnen waren einem FIM und 13 einer Residentur angeschlossen. Bei einer ist der Status als Offizier im besonderen Einsatz verzeichnet. Abschöpfquellen (A-Quellen) sind IM, die ihrerseits Personen abschöpfen. Ein solcher IM »hat über zweite Person Verbindung zum Objekt. Personen aus dem Objekt werden durch A-Quelle abge-schöpft«.293 Nach Möglichkeit sollten A-Quellen eine gesellschaftliche oder berufliche Position besitzen, die ihnen vertrauliche Kontakte erlaubten, wie etwa Journalisten.294 In den Statistikbogen werden 137 dieser IM ausgewiesen, von denen fünf einer Resi-dentur angeschlossen waren.

Werber Werber wurden nach Werber I und II differenziert. Werber I sollten zur Kontaktie-rung, Vorbereitung und Durchführung von Werbungen zum Einsatz gelangen, wäh-rend Werber II die Hinweis- und Dossierarbeit zu Personen, Sachverhalten und Objek-ten durchführten.295 Die Statistikbogen enthalten Hinweise auf 81 Werber I, von de-nen zwei einem FIM unterstellt waren, und 191 Werber II, von denen einer zu einer Residentur gehör

Perspektiv-IM Als Perspektiv-IM galten IM, die perspektivisch in einem Zielobjekt der HV A tätig werden sollten.296 In den Statistikbogen konnten 162 ermittelt werden, von denen jeweils einer einem FIM und einem Residenten angeschlossen war. Funk-IM Funk-IM hatten die Funkverbindung zwischen einer Residentur und der HV A zu unterhalten.297 In den Statistikbogen sind 16 Funk-IM (bzw. Funk-Deponie) verzeich-net, wobei – wie es differenzierend heißt – sechs ihre Funkausbildung abgeschlossen hätten, bei acht diese noch vorgesehen sei. Nur vier Funk-IM waren funktechnisch ausgerüstet. Neun von ihnen sollten auch im Kriegsfall tätig werden.

292 Vgl. ebenda, S. 44–46. 293 Ebenda. 294 Vgl. ebenda, S. 47. 295 Vgl. ebenda, S. 950. 296 Vgl. ebenda, S. 42–44. 297 Vgl. ebenda, S. 80–84.

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Ermittler Ein Ermittler hatte durch Befragung unter einem Vorwand Informationen über Perso-nen, Objekte und Sachverhalte zu beschaffen bzw. bereits vorhandene Erkenntnisse zu bestätigen oder Personen zu überwachen.298 In den vorliegenden Statistikbogen sind 40 Ermittler erfasst, von denen einer, wie es ergänzend heißt, einer Residentur ange-schlossen war.

Kurier Kuriere hatten zur unpersönlichen Verbindung zwischen Führungsoffizier und Resi-dentur oder Quelle beizutragen.299 49 sind verzeichnet, davon vier, die einer Residen-tur angeschlossen waren.

Deckadresse Die Deckadresse stellte eine unpersönliche Verbindungsform zwischen dem Füh-rungsoffizier und der Residentur bzw. der Quelle dar. Der Inhaber einer Deckadresse nahm Postsendungen entgegen und gab sie unter konspirativen Bedingungen an den Führungsoffizier weiter.300 41 Deckadressen können in den Statistikbogen ermittelt werden, von denen 25 »bewusst« und 16 »unbewusst« ausgenutzt werden konnten. (Letztere sind im Sinne des Stasi-Unterlagen-Gesetzes nicht als IM zu betrachten.) Konspirative Wohnung Inhaber von konspirativen Wohnungen (KW) stellten ihre Räumlichkeiten für Treffs und gegebenenfalls für Übernachtungen zur Verfügung.301 In den Statistikbogen sind 44 von ihnen vermerkt, von denen drei Inhaber als »unbewusst« und 41 als »bewusst« ausnutzbar galten. (Die drei »unbewusst« nutzbaren Wohnungsinhaber sind nicht als IM im Sinne des StUG anzusehen.) Lediglich eine KW war einer Residentur ange-schlossen. Anlaufstelle Bei einer Anlaufstelle handelte es sich um eine Person, die bewusst oder unter einem Vorwand dazu veranlasst wurde, ihre Räumlichkeiten für die Übermittlung von Infor-mationen oder operativen Materialien zwischen Führungsoffizier und Resident bzw. Quelle zur Verfügung zu stellen.302 Diese IM-Kategorie wurde in 15 Fällen ausgewie-sen, jeweils verbunden mit der Bemerkung, dass eine »bewusste Ausnutzung« vorliege.

298 Vgl. ebenda, S. 57–60. 299 Vgl. ebenda, S. 87 f. 300 Vgl. ebenda, S. 76–78. 301 Vgl. ebenda, S. 84 f. 302 Vgl. Müller-Enbergs: Inoffizielle Mitarbeiter. Teil 1 (Anm. 104), S. 74–74 f.

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Ausweichquartier Eine eindeutige Definition von Ausweichquartieren konnte bislang nicht ermittelt werden. Zweifellos handelte es sich um bewohnte Räumlichkeiten, in denen sich zeitweilig ein IM aufhalten konnte. Mitunter werden sie mit Funk-IM in Verbindung gebracht, die »qualifizierte Funk- und Ausweichquartiere« zu schaffen hätten.303 In den Statistikbogen werden acht solcher Quartiere ausgewiesen, die allesamt »bewusst« ausgenutzt werden könnten.

Grenz-IM In den Statistikbogen sind 45 Grenz-IM verzeichnet, die entweder Personen oder Materialien konspirativ über die Staatsgrenze schleusten.304 IM für besondere Aufgaben Die »IM für besondere Aufgaben«, von denen 62 in den Statistikbogen genannt wer-den, wurden von der HV A, insbesondere von deren Abteilung X für »aktive Maß-nahmen« verwendet. Es waren meist Journalisten, die Informationen in die Medien lancierten. Einer dieser IM war einer Residentur angeschlossen. Sicherungs-IM Sicherungs-IM (SIM) hatten geheimdienstliche Aktivitäten zu schützen, etwa Über-siedlungsvarianten der HV A zu verschleiern oder zu legalisieren.305 116 sind in den Statistikbogen verzeichnet, davon zwei einem FIM und sechs einem Residenten ange-schlossen. Kontaktperson Kontaktpersonen (KP) sind Bürger, zu denen eine stabile Verbindung bestehen sollte und die Zugang zu bedeutsamen Informationen oder über Möglichkeiten zur aktiven Einflussnahme verfügten und deren Werbung nicht möglich, zweckmäßig oder not-wendig war.306

Auf der »Rosenholz«-F 22 gibt es keinen Hinweis auf den Status »Kontaktperson«, sondern ihr ist nur die Aushändigung einer Personen- und Arbeitsakte an den Vorgang führenden Mitarbeiter zu entnehmen, was zu der Bezeichnung »IMA« führte.307 In den Statistikbogen sind 365 Kontaktpersonen erfasst, von denen eine, wie es ausdrücklich heißt, »bewusst« ausgenutzt wird, zehn einem Führungs-IM und fünf einer Residentur

303 Vgl. ebenda, S. 85 f. 304 Vgl. ebenda, S. 88 f. 305 Vgl. ebenda, S. 67 f. 306 Vgl. ebenda, S. 114–117; HV A/Stab: Festlegungen über Veränderungen der Registrierung

von Akten zu Personen im Bereich der HV A und der Abteilungen XV der Bezirksverwal-tungen, 18.5.1988; BStU, MfS, HV A Nr. 797, Bl. 28. Ausführlicher zur Vorgeschichte der KP-Definitionen in Kap. 5.2.

307 Vgl. auch oben, Kap. 5.2.

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angeschlossen sind. Vier wurden als Selbstanbieter geführt, was dafür spricht, dass sie bewusst Informationen weitergaben.

6.4.5 Persönliche Angaben

Im dritten Feld des Statistikbogens befinden sich Angaben zur Person. An erster Stelle steht das Geburtsjahr, das in 1 898 Fällen angegeben ist und von 1903 bis 1971 reicht. 469 Personen bzw. 33 Prozent sind weiblichen, 1 424 Personen männlichen Geschlechts. Die Nationalität wird meist mit deutsch angegeben (1 818 Fälle), verein-zelt finden sich auch andere Nationalitäten. Der Familienstand ist verzeichnet mit geschieden (169), ledig (497), verheiratet (1 192) und verwitwet (31). In 1 198 Fällen ist das Beherrschen einer Fremdsprache vermerkt. Die meisten beherrschten Englisch (1 106), schon weniger Französisch (203), Spanisch (45), Italienisch (23) und Rus-sisch (23). Jeweils vier beherrschten Japanisch oder Chinesisch und drei Arabisch. Weiter finden sich Angaben zur Nationalität, zum Wohnsitzstaat, zum Bundesland und zum konkreten Wohnort der erfassten Person, zum Beruf und zur Tätigkeit. Bei-spielsweise wurde in 14 Fällen der Beruf Abgeordneter angegeben, wobei zehn von ihnen als Kontaktperson und vier als O-Quelle verzeichnet sind.308 Die Angaben zur Vermögenslage lassen darauf schließen, dass die Angaben für den Statistikbogen möglicherweise den Zeitpunkt betreffen, als der Vorgang angelegt worden ist. Die zwölf Kriterien für die Vermögenslage reichen vom Untermieter (148) bis zum Haus-eigentümer (471), vom Pkw-Besitz (1 350) bis zum Flugzeugbesitz (4). Dabei sind selbstverständlich mehrfache Nennungen möglich.

6.4.6 Angaben zur Werbung

Die Angaben zur Werbung sind überaus detailliert gehalten und berücksichtigen grundsätzlich drei Komplexe: In welchem Land – DDR oder »Operationsgebiet« – fand die Werbung statt? Welches Motiv hat der Vorgang führende Mitarbeiter festge-stellt? Wer hat die Werbung durchgeführt?

In 1 694 Fällen wird »eigene« Werbung angegeben, womit die Kontaktaufnahme (sofern erfolgt) durch die zuvor genannte Diensteinheit der HV A gemeint ist. In weiteren 192 Fällen wurde die Übernahme durch eine andere Diensteinheit der HV A bzw. in zehn Fällen durch eine Abwehrdiensteinheit angegeben. In 135 Fällen wird das Jahr der Übersiedlung eines IM angegeben.

In der DDR, heißt es in den Statistikbogen, fand die »Werbung« in 1 366 Fällen statt. Das betrifft 187 Kontaktpersonen. Für das »Operationsgebiet« sind 528 ver-zeichnet. Ein weiteres Feld verzeichnete eine »frühere Kategorie«, verbunden mit einer Jahresangabe. Gefunden werden konnten die Kategorien Führungs-IM (FIM),

308 »Walter«, Reg.-Nr. XV 750/66; »Kirchner«, Reg.-Nr. XV 922/80; »Fluß«, Reg.-Nr. XV

147/72; »Hans«, Reg.-Nr. XV 14906/60.

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Gehilfe des Residenten, Kontaktperson (KP), Perspektiv-IM (PIM) und Sicherungs-IM (SIM). Neben der früheren Kategorie findet sich eine Jahresangabe, mit der offen-bar das Datum der Umkategorisierung festgehalten wurde. So wird für die Werbung eines Münchner Angestellten, Deckname »Bürger«, das Jahr 1969 angegeben. Im Feld »frühere Kategorie« findet sich die Kategorie Perspektiv-IM, die offenbar 1988 ver-ändert wurde in »Werber II«, jene Kategorie, die im Feld Angaben zum IM verzeich-net ist.309

Die Motivlagen wurden differenziert verzeichnet, wobei selbstverständlich die Sichtweise des jeweiligen HVA-Mitarbeiters festgehalten wurde. Die HV A unter-schied sechs verschiedene Motive, wobei einem IM bis zu drei Motive zugeordnet werden konnten. Dazu gehörten »ideologische Basis« (gemeint war damit allgemein eine politische Überzeugung), »materielle Basis«, »unter fremder Flagge« (scheinbar für eine andere Institution), »persönliche Zuneigung zur Bezugsperson«, »Selbststel-ler« sowie die »Verwendung von Druckmitteln«. In Fällen, in denen die geworbene Person den Beziehungspartner nicht als MfS erkennen sollte, wurde das eigens ausge-wiesen, so bei einem Frankfurter Angestellten, dem der Deckname »Klaus Brauer« zugewiesen wurde. Die als O-Quelle erfasste Person, heißt es im »Statistikbogen«, sei in der DDR auf ideologischer und materieller Basis, jedoch »unter fremder Flagge« durch einen Mitarbeiter des MfS geworben worden.310 Sofern das MfS die »fremde Flagge« gegenüber einem IM nach einiger Zeit aufgab und sich zu erkennen gab, wurde diese Veränderung im Statistikbogen nicht vermerkt.

Mit 1 062 wurde auffallend häufig allein eine »ideologische Basis« als Werbungs-grundlage genannt, materielle Interessen seien in 324 das ausschließliche Motiv gewe-sen, in 147 Fällen »persönliche Zuneigung«. Die anderen Motivgruppen wurden selte-ner als einziges Motiv genannt: »fremde Flagge« in 67, »Selbststeller« in 20 und »Druckmittel« (die als wenig stabile Werbungsgrundlage galten) gar nur in 5 Fällen. Daneben gab es eine Reihe von unterschiedlichen Motivkombinationen, wobei die Verbindung von ideologischer und materieller Werbungsgrundlage mit 153 Fällen quantitativ heraussticht.

Eine Angabe findet sich auch zu der Person, die die »Werbung« vorgenommen hat. In 437 Fällen wird ein DDR-IM, in 209 ein IM aus dem »Operationsgebiet« und in 1 244 Fällen ein »Mitarbeiter des MfS« angegeben.

Die Statistikbogen berücksichtigen in 474 Fällen einen Aspekt der Entwicklungs-geschichte des Vorganges, die Neuzuordnung zu einer Kategorie. Zu diesem Zweck wurden die vorherige Kategorie und das Jahr des Wechsels zu der neuen Kategorie angegeben. Dieser Entwicklungsprozess kann der SIRA-Teildatenbank 21 nicht ent-nommen werden, da diese lediglich die zuletzt gültige Zuordnung zu einer Vorgangs-art berücksichtigt. Dieses Detail ist nicht nur für die Beschreibung eines Vorganges von Gewicht, sondern spricht insbesondere für die Glaubwürdigkeit der Statistikbo-

309 »Bürger« (Werber II), Reg.-Nr. XV 1974/69. 310 »Klaus Brauer« (O-Quelle), Reg.-Nr. XV 3854/87.

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gen. So wird beispielsweise aufgeschlüsselt, in welchem Jahr eine Person von einer Kontaktperson zu einer IM-Kategorie umgruppiert wurde.

6.4.7 Ursprung des Vorganges

Grundsätzlich finden sich Angaben zum Ursprung des Vorgangs, auf Fremd- oder Eigenwerbung und zur Werbung selbst. Mitunter gibt es weiterführende Angaben, etwa, wenn Informationen zu einer früheren IM-Kategorie vorliegen oder der Vorgang von einer anderen Diensteinheit übernommen wurde. Sofern gegeben, wird die Über-siedlung eines IM gesondert ausgewiesen.

Die Angabe zum Ursprung eines Vorgangs war nicht nur für die HV A von Interes-se. Heute bietet sie eine Orientierung für die Archivrecherche, etwa zu den 200 DDR-IM der Abwehr, zu denen vermutlich noch Unterlagen existieren (vgl. Tabelle 6/4). Zum Ursprung eines Vorgangs finden sich 20 verschiedene Varianten. Die Eintragun-gen basieren auf den Angaben der jeweiligen Vorgangsführer, die wohl wörtlich über-nommen worden sind. Das zeigt etwa der Hinweis auf die Kreisdienststelle Wernige-rode, der bei einer Systematisierung wahrscheinlich in die Gruppe DDR-IM der Abwehr oder in »Mitarbeiterkontakt« hätte aufgelöst werden können, ebenso gehört »Zufalls-kontakt« vermutlich zur Kategorie »Mitarbeiterkontakt«. Sofern ein Vorgang vom KGB übernommen worden ist, verzeichnete die HV A »Bruderorgan« und im weite-ren »UdSSR«.

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Tabelle 6/3: Ursprung der Vorgänge

Anzahl Ursprung

512 IM aus dem »Operationsgebiet«

436 DDR-IM der HV A

200 DDR-IM der Abwehr

146 Meldewesen, Eingaben, Reiseverkehr

119 Übersiedlung

104 DDR-IM zeitweilig im »Operationsgebiet«

86 Offizielle Kontakte

60 Information der MfS-Hauptabteilung VI

48 Selbststeller

46 Stützpunkt-IM in der DDR

42 Leipziger Messe, Großveranstaltung

27 DDR-Auslandsvertretungen

20 M-Post311

20 Auswertung offizieller Materialien

10 Stützpunkt-IM im »Operationsgebiet«

2 Bruderorgan

2 Hinweise der DDR-Botschaft

2 Objektunterlagen

2 Kontaktarbeit des Mitarbeiters

1 Wehrerfassungsunterlagen, Musterungsgespräch

1 Andere Aktionen

1 Objektanalyse

1 Sozialistisches Ausland

1 Zufallskontakt

1 IM aus DDR

1 KD Wernigerode

311 M-Post: Bezeichnung für die Postkontrolle des MfS.

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6.4.8 Zielobjekte

Im vierten Feld des Statistikbogens wurden Objekte und deren Ort verzeichnet, auf die der IM angesetzt war oder zu denen eine Kontaktperson Zugang hatte. Zugleich wurde notiert, welcher Art seine Verbindung war, ob direkt, ob zur oberen, mittleren oder unteren Ebene. Genannt werden zum Beispiel das Auswärtige Amt (20), das Bundes-kanzleramt (3), der Bundesnachrichtendienst (9), der Bundestag (19), der CDU-Bundesvorstand (3) oder der SPD-Parteivorstand/Präsidium (12). Ein einzelner IM konnte bis zu vier Objekten zugeordnet sein. Diese Zuordnung bedeutete nicht, dass der IM selbst in der betreffenden Institution tätig war. Ebenso gut konnte es sein, dass er nur Kontakt zu deren Mitarbeitern hatte oder auf anderem Weg an Informationen gelangen konnte.

6.4.9 Zuverlässigkeit und Sicherheitsprobleme

Auskünfte zur Zuverlässigkeit können ebenfalls vermerkt sein. Hinsichtlich der Zuver-lässigkeit finden sich sechs verschiedene Angaben. Die höchste Stufe war »geeignet für Sonderaufgaben«, die zweithöchste »zuverlässig«, gefolgt von »vertrauenswür-dig«, »nicht überprüft« und »fragwürdig« bis hin zu »Doppelagent«. Zur Interpretation einzelner Statistikbogen ist es hilfreich, sie vor dem Hintergrund der Gesamtverteilung dieser Wertungen zu sehen (vgl. Tabelle 6/4)312.

Tabelle 6/4: Grad der Zuverlässigkeit

Grad der Zuverlässigkeit Anzahl in % geeignet für Sonderaufgaben 63 3

A Zuverlässig 675 36 B vertrauenswürdig 738 39 C nicht überprüft 390 21 D Fragwürdig 18 1 E Doppelagent 1 0

Zur Sicherheitsanalyse gehörten zahlreiche Gesichtspunkte, von denen einige für die Recherche hilfreich sein können, etwa der Hinweis auf aktive verwandtschaftliche Beziehungen in die DDR (vgl. Tabelle 6/5).

312 Vgl. auch Müller-Enbergs: IM in der Bundesrepublik (1998), S. 174.

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Tabelle 6/5: Sicherheitsanalyse (schließt Mehrfachnennungen ein) Problem Anzahl

verwandtschaftliche Verbindungen in die DDR bzw. in sozialistische Länder (aktiv) 888

keine verwandtschaftliche Beziehung in die DDR bzw. in sozialistische Länder 733

Reisen in die DDR bzw. in sozialistische Länder aus beruflichen Gründen 343

Touristenreisen in die DDR bzw. in sozialistische Länder 334

verwandtschaftliche Verbindungen in die DDR bzw. in sozialistische Länder (passiv) 316

zeitweilige Festnahmen aus politischen Gründen 212

Transitreisen durch die DDR bzw. sozialistische Länder 203

festgestellte Beobachtung und Ermittlungen 16

zeitweilige Festnahme aus kriminellen Gründen 3

festgestellte Telefon- und Postüberwachung 2

6.4.10 Verbindungswesen

In der »Struktur zur IM-Statistik« sind zum Verbindungswesen zwischen HV A und IM, zu vermittelten Kenntnissen und ausgehändigten Unterlagen 25 Varianten vorge-geben. In den Statistikbogen kommen davon lediglich 19 vor, vereinzelt finden sich keine Einträge, in anderen bis zu sechs verschiedene Angaben. Einträge zum »Deckte-lefon«, zu Treffs in der DDR oder im »Operationsgebiet« fehlen, ebenso Angaben zu den »Grenzschleusen« wie Wurfschleuse, Personen- und Materialschleuse und Infra-rot-Schleuse (IR).

Verbindungsmittel werden in den Statistikbogen für insgesamt 1 312 IM und Kon-taktpersonen ausgewiesen. Die Aushändigung einer Deckadresse in der DDR (984) und eine Instrukteurverbindung (786) zählen fast zur Standardausstattung (vgl. Tabelle 6/6). Technische Komponenten kamen schon deutlich seltener zum Einsatz. Nach den vorliegenden Statistikbogen zu urteilen, waren lediglich 41 IM in die Mikratfotografie eingeführt. Recht großzügig war IM »Jochen« ausgestattet, dem ein einseitiger KW-Funk ebenso zugeteilt worden sein soll, wie der UKW-Funk »Horizont«, das UKW-Signalisationssystem »Panorama«, Chiffre und das Verbindungsmittel »HD«. Selbst-redend verfügte er über eine Deckadresse in der DDR und Geheimschreibmittel, einen

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e 6/6).

Toten Briefkasten und bediente einen solchen im Zug. Ein unpersönlicher Material-transport war ihm ebenso zugänglich wie ein gefälschter Ausweis der Bundesrepu-blik.313 Die Kontaktperson »Kralle« wurde seltsamerweise mit einem Geheim-schreibmittel ausgestattet314 (vgl. Tabell

Tabelle 6/6: Verbindungsmittel (schließt Mehrfachnennungen ein)

Verbindungsmittel Anzahl

Deckadresse in der DDR 984

Instrukteurverbindung 786

Einseitiger KW-Funk 221

Chiffre 189

Geheimschreibmittel 148

Code 74

Persönliche Kurierverbindung 59

UKW-Signalsystem »Panorama« 43

Toter Briefkasten im Zug 42

Mikratfotografie 41

Toter Briefkasten 26

Verbindungsmittel »HD«315 21

UKW-Funk »Horizont« 17

Zweiseitiger KW-Funk 15

Unpersönlicher Materialtransport 12

Deckadresse im »Operationsgebiet« 12 Im Statistikbogen waren auch jene gefälschten Ausweise zu vermerken, die von der Abteilung VI/K der HV A angefertigt wurden. Insgesamt konnten 172 Ausweise für

313 Reg.-Nr. XV 3704/66. 314 Reg.-Nr. XV 3856/87. 315 Verbindungsmittel »HD« (»Schnellgeber«): Eine telefonische Form der Nachrichtenüber-

mittlung, sie nutzte den automatischen Selbstwählverkehr zwischen westlichen Ländern und der DDR. Die Agenten konnten der HVA-Zentrale mit einem speziellen Gerät inner-halb weniger Sekunden chiffrierte Informationen übermitteln. Aus Sicherheitsgründen sollten dafür nur öffentliche Telefonzellen genutzt werden, vgl. Ordnung Nr. HV A 1/86 für die Arbeit mit operativ-technischen Mitteln – OTM-Ordnung; BStU, MfS, BV Frank-furt/O., BdL/Dok Nr. 2111, Bl. 34.

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146 IM ermittelt werden (vgl. Tabelle 6/7). Das deutet auf eine sparsame Herausgabe hin. Die zum Sektor Wissenschaft und Technik gehörende Abteilung XV stattete drei ihrer IM mit jeweils drei bundesdeutschen Ausweisen aus: die Gehilfin eines Residen-ten »Nora«, vom Beruf Lehrerin,316 sodann einen Maschinenbauer aus Nürnberg mit dem Decknamen »Strecker«317 und die Sekretärin »Nora« aus München.318 Tabelle 6/7: Anzahl ausgehändigter gefälschter Ausweise

Art des Ausweises Anzahl der IM Anzahl der Ausweise je IM Bundesrepublik 79 1 Bundesrepublik 11 2 Bundesrepublik 3 3 West-Berlin 35 1 West-Berlin 6 2 International 9 1 International 3 2

Die Statistikbogen enthalten eine Angabe in Vorbereitung auf einen möglichen Span-nungsfall, wobei die HV A drei Situationen unterschied. Die Situation I beschrieb den Normalzustand, bei dem die übliche Zusammenarbeit und Verbindung erfolgte. In Situation II sollten die Kooperation und Verbindung »trotz erschwerter Bedingungen« aufrechterhalten werden, weil es sich um einen wichtigen und bedeutenden IM handel-te. In Situation III schließlich sollten die Verbindung und Zusammenarbeit »aufgrund der Bedeutung und Aufgabenstellung in allen Situationen – auch unter Kriegsbedin-gungen« erfolgten.319 In 1 869 Fällen konnte die Situation auf den Statistikbogen zugeordnet werden, in den anderen Fällen ist sie nicht lesbar. Mit 179 IM wollte die HV A auch im Kriegsfall die Verbindung aufrechterhalten (vgl.Tabelle 6/8).

Wer sind diese Kontaktpersonen, zu denen bekanntlich die Kriminalpolizei keine Ermittlungen durchgeführt hat? Das Ergebnis überrascht: Ein Rentner aus Kempten, der als KP »Gerhard« erfasst ist,320 ein Arbeitsloser aus München mit Verbindungen zum BND, der als KP »Segler« verzeichnet ist,321 und ein Unteroffizier namens KP »Pionier«, der beim Bundesministerium der Verteidigung tätig war.322 Unter den IM, mit denen die HV A »aufgrund ihrer Wichtigkeit und Bedeutung« auch in der

316 Reg.-Nr. XV 4651/63. 317 Reg.-Nr. XV 4541/60. 318 Reg.-Nr. XV 3980/63. 319 Vgl. Struktur zur IM-Statistik (Dokument 11). 320 Reg.-Nr. XV 2919/82. 321 Reg.-Nr. XV 3675/81. 322 Reg.-Nr. XV 139/68.

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Situation II zusammenarbeiten und die Verbindung aufrecht erhalten wollte, ist auch die A-Quelle »Wagner« aufgeführt.323 Tabelle 6/8: Aufrechterhaltung der Verbindung in Situationen I bis III

IM KP Situation I 807 649 Situation II 225 6 Situation III 179 3 ∑ 1 211 658

6.5 IM-Statistik – Teil B (IM im Ausland)

Im Teil B der Statistik wurden Daten zu Personen erfasst, die entweder im sozialisti-schen oder im kapitalistischen Ausland tätig waren, dort wohnten oder eine solche Staatsbürgerschaft besaßen. Den vorhandenen Unterlagen ist keine eindeutige Defini-tion zu entnehmen. Der Behörde liegen lediglich zwei Statistikbogen vor, die – wegen ihrer Kopfzeile – eindeutig dem Teil B zuzuordnen sind. In beiden Fällen werden eine deutsche Nationalität, aber ein Wohnort und Arbeitsplatz in Belgien bzw. Österreich ausgewiesen.324 Mit Wohnort und Arbeitsplatz außerhalb Deutschlands finden sich in den Statistikbogen weitere 106 Personen. Möglicherweise sind sie ebenfalls dem Teil B der Statistik zuzuordnen. Es kann sich dabei jedoch nur um einen kleinen Teil der in diesem Unterkapitel der Statistik erfassten Personen handeln, denn das Bundesamt für Verfassungsschutz hat eine Liste mit 538 Datensätzen zur Verfügung gestellt. Über-wiegend liegen Bogen zu Deutschen im Ausland vor.

Der Teil B wies zumindest in den Jahren von 1970 bis 1984 eine etwas verwirrende Differenzierung nach Personen in sozialistischen und in kapitalistischen Ländern aus. Unter der Überschrift »Operationsgebiet kapitalistisches Ausland« gab es den Teil »B-SL« für sozialistische Länder,325 Teil »B« und Teil »B 1«. Vermutlich stand dieses »B« ohne einen weiteren Zusatz eben für kapitalistisches Ausland und »B 1« im Kon-text mit Übersiedlungen in solche Länder. Darauf deutet ein Eintrag im Teil D 3 der IM-Statistik von 1970, in der es heißt: »Abgang durch [...] Übergang in den Teil B (Übersiedlung kap[italistisches] Ausland, [...] Übergang in den Teil B 1 C (Übersied-lung)«.326 Möglicherweise ist diese Unterscheidung im August 1984 fallen gelassen worden, denn von nun an ist die Rede von »IM im Ausland«. 323 Reg.-Nr. XV 453/68. 324 Vgl. Reg.-Nr. XV 4735/63; Reg.-Nr. XV 4680/80: »Peter Klein«. 325 1. Durchführungsbestimmung zum Befehl 1/70 ( Dokument 2). 326 Vgl. Dokument 11, S. 159.

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Der Aufbau des »Teiles B« entspricht dem des »Teiles A«. Es rücken freilich andere Objekte in den Mittelpunkt. In den ersten sieben Ziffern werden NATO-Ein-richtungen aufgeführt. Hierzu finden sich einige Einträge, exemplarisch: Das Objekt 1 - Militärausschuss der NATO, der Internationale Militärische Stab der NATO und das Generalsekretariat der NATO in Brüssel – gehörte wohl zu den wichtigsten Zielen. Neben dem Residenten »Topas«327 finden sich unter den Statistikbogen auch die zum Stabsoffizier O-Quelle »Türkis«328 und der Sekretärin im Generalsekretariat, O-Quelle »Isolde«329. Für das Objekt 2, das NATO-Hauptquartier Europa, ist der belgische Vertreter »Skat« eingetragen, dem die IM-Kategorie Ermittler zugewiesen ist.330 Zum NATO-Hauptquartier Europa-Mitte (Objekt 3), dem NATO-Oberkommando Europa-Nord (Objekt 4), dem NATO-Oberkommando Südeuropa (Objekt 5) sowie dem technischen Zentrum des SHAPE (Objekt 6) sind keine Angaben in den hier vorliegenden Daten eingetragen. Allerdings zum Objekt 7 – Sonstige NATO-Dienststellen in den NATO-Staaten – sind vier Personen erfasst: ein belgischer Fähnrich, KP »Anwärter«331, ein belgischer Zivilangestellter, O-Quelle »Nicole«332, ein belgischer Elektriker, Funk-IM »Soldat«333, und die französische Angestellte, KP »Anne«334.

Des Weiteren listete die HV A in der IM-Statistik ausländische Dienststellen, Ver-tretungen und Ministerien sowie staatliche Einrichtungen im Einsatzland auf, die offenbar von besonderem Interesse waren. Bei der regionalen Gliederung im Kapitel VI wurde zwischen »NATO-Staaten« (A) und »anderen kapitalistischen Staaten« Europas (B) differenziert, ferner zwischen arabischen (C), afrikanischen (D), latein-amerikanischen Staaten (E) und asiatischen Staaten (F).

6.6 IM-Statistik – Teil C (IM in der DDR)

Der aus sechs Feldern bestehende Teil C der IM-Statistik befasste sich mit den IM in der DDR. Im Feld A waren Angaben zum Bestand der IM einzutragen. Die Zahlen des Vorjahres waren mit anzugeben. Feld B enthält sieben IM-Typen, zunächst die Offi-ziere im besonderen Einsatz und dann verschiedene Typen von Hauptamtlichen in Beziehung zu Objekten, und schließlich Angaben dazu, wer einer Residentur oder

327 Reg.-Nr. XV 333/69. 328 Reg.-Nr. XV 434/72. 329 Reg.-Nr. XV 627/83. 330 Reg.-Nr. XV 1882/75. 331 Reg.-Nr. XV 3067/77. 332 Reg.-Nr. XV 973/84. 333 Reg.-Nr. XV 3067/77. 334 Reg.-Nr. XV 11/80.

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einer Einsatzgruppe angeschlossen war. Das Feld C enthielt statistische Angaben zu den Beschäftigungsverhältnissen und war dazu in sieben Felder untergliedert. Das Feld D war für Angaben zu Übersiedlungskandidaten vorgesehen. In den Feldern E und F waren die Anzahl ausgegebener operativer Ausweise, die Anzahl ausländischer, in der DDR zeitweilig wohnhafter IM anzuführen. Alle Angaben waren nach den einzelnen IM-Kategorien aufzuschlüsseln.335

Dieser Teil der IM-Statistik befindet sich nicht in »Rosenholz«, zumindest nicht unter den Faksimiles, die der Behörde ausgehändigt wurden. Mit ihnen könnten präzise Angaben zum IM-Netz der HV A in der DDR erarbeitet und mannigfache Schlüsse zu dessen Zusammensetzung und Kategorisierung gewonnen werden.

In der Außenstelle Frankfurt/O. der Behörde sind jedoch zwei Statistiken des Teils C der Abteilung XV der Bezirksverwaltung Cottbus erhalten geblieben, die Auf-schluss über die Jahre von 1984 bis 1986 geben.336 Mit ihrer Hilfe kann erstmals das Profil des IM-Netzes einer solchen Diensteinheit nachvollzogen werden. Die Tabelle 6/9 schlüsselt das IM-Netz nach Kategorien auf. Der überwiegende Teil war in der DDR operativ tätig. So fungierten etwa ein Drittel der IM als Deckadresse und ein Zehntel als Inhaber konspirativer Wohnungen. Instrukteure, Werber und Kuriere dürften im »Operationsgebiet« zum Einsatz gelangt sein. Im Jahre 1984 waren 51 Instrukteure, 24 Werber und ein Kurier im Einsatz, also etwa ein Viertel der IM. Die-ser Feststellung kommt insofern Bedeutung zu, weil deren meist überlieferten Akten oft Bezüge zu bundesdeutschen IM enthalten, die wiederum die Identität von IM in »Rosenholz« bestätigen können.

335 Vgl. Dokument 11, S. 159. 336 BStU, MfS, BV Cottbus, Abt. XV Nr. 104, Bl. 1 f.

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Tabelle 6/9: DDR-IM der Abteilung XV der Bezirksverwaltung Cottbus 1984-1986

Nr. Kategorie 1984 1985 1986

I Resident 4 3 1

II Gehilfe des Residenten 0 0 0

III Führungs-IM 1 1 1

IV Instrukteur 51 44 35

V Funker 0 0 0

VI Kurier 1 1 1

VII Werber I 24 26 54

VIII Ermittler/Beobachter 6 4 4

IX Deckadresse 106 97 95

X Konspirative Wohnung 34 33 64

XI Konspiratives Objekt 6 5 2

XII Werber II 0 1 6

XIII Decktelefon/Anlaufstelle 3 4 9

XIV Grenz-IM 0 0 0

XV Sicherungs-IM 2 2 8

XVI IMS 61 57 73

XVII GMS 13 10 18

XVIII Übersiedlungs-IM 3 0 0

XIX Kontaktperson 0 0 0

XX Einsatzkader 0 0 0

∑ 315 288 371 Zudem bieten die Angaben zur IM-Struktur der Abteilung XV in Cottbus einen Hin-weis auf den Umfang des HVA-IM-Netzes in der DDR. Diese Abteilung gehörte, wer-den die in der SIRA-Teildatenbank 21 vermerkten Vorgangszahlen zum Maßstab genommen, zu den quantitativ durchschnittlichen der 15 Abteilungen XV in den Bezirksverwaltungen. Das erlaubt, den Mittelwert der IM-Zahlen der Jahre 1984 bis 1986 als Faktor in Betracht zu ziehen. Diese 333 IM ergeben – bezogen auf die 15 Abteilungen XV in den Bezirksverwaltungen – einen rechnerischen Wert von 4 995 IM. Mit Blick auf die 37 zentralen Diensteinheiten bzw. Abteilungen der HV A, die

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insgesamt wesentlich mehr IM/DDR führten als ihre Abteilungen in den Bezirken zusammen, gelangt man zu einem Wert von mindestens 10 000 IM/DDR für Mitte der 1980er Jahre.

Interessant an der Cottbuser IM-Statistik sind die Angaben zu den beruflichen Tätig-keitsfeldern. Auffallend sind der hohe Anteil der Rentner (1986: 21 %) und der in Großbetrieben Beschäftigten (1986: 25 %). Im Öffentlichen Dienst – Staatsapparat, Universität; Fachschulen und wissenschaftliche Institute – waren etwa ein Viertel (1986: 29 %) beschäftigt (vgl. Tabelle 6/10). Tabelle 6/10: Tätigkeitsfelder des DDR-IM-Netzes der Abteilung XV der Bezirksver-waltung Cottbus 1985/86 (Mehrfachnennungen)

Tätigkeitsfeld 1985 1986 Staatsapparat 43 80 Parteien/Organisationen 14 16 Universitäten/Fachschulen 18 23 Wissenschaftliche Institute 9 8 Großbetriebe 95 97 Sonstige Betriebe 47 83 Rentner 53 79 ∑ 279 386

Ferner ist erwähnenswert, dass diese Abteilung auch Kandidaten für die Übersiedlung in die Bundesrepublik vorbereitete, die Statistik verzeichnet einen für das Jahr 1985, fünf für das Jahr 1986. Sie befanden sich noch in der Ausbildung. Fünf bzw. drei IM verfügten über einen gefälschten bundesdeutschen, vier bzw. drei über einen Westber-liner Ausweis. Die Statistik weist schließlich einen ausländischen IM aus, der 1986 auf die Rückkehr in sein Heimatland operativ vorbereitet wurde.

6.7 IM-Statistik – Teil D (»Abgänge«)

Der Teil D weist drei Kapitel auf: Das Kapitel 1 verzeichnete die »Abgänge« aller bundesdeutschen und Westberliner IM nach Kategorien und nach Gründen. Dies wiederholt sich in Kapitel 2, das die statistischen Angaben zu den IM aus dem Aus-land wiedergab. Das Kapitel 3 der IM-Statistik befasste sich mit den »Abgängen« unter den IM der DDR. Es enthält gleichfalls drei Felder. Im Feld A war ebenfalls eine Gesamtangabe zu allen im Berichtsjahr »abgängigen« IM, im Feld B zu Hauptamtli-chen zu tätigen und im Feld C konnten 15 verschiedene Gründe angegeben werden. Der Teil D der IM-Statistik befindet sich nicht in »Rosenholz«. Zumindest einen Eindruck vermittelt auch hier ein Exemplar des Teils D 3 für die Abteilung XV der Bezirksverwaltung Cottbus – ausgerechnet für das Jahr 1990, eine

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Monatsangabe fehlt, höchstwahrscheinlich war es der Januar.337 Das Blatt dokumen-tiert den Verlust von 60 IM, der den Zeitumständen geschuldet und somit untypisch sein dürfte. Die Hälfte schied aus familiären und beruflichen Gründen aus, acht wegen Unzuverlässigkeit, drei wegen Dekonspiration und zwei Übersiedlungs-IM – die Gelegenheit war günstig – wegen »Republikflucht«.

Tabelle 6/11: »Abgänge« der Abteilung XV der Bezirksverwaltung Cottbus 1990

Nr. Grund Anzahl

1 Übergabe an HV A oder andere Abteilung XV 0

2 Übergabe an das MfS 0

3 Verhaftung im »Operationsgebiet« 0

4 Verhaftung in der DDR 0

5 Verrat oder Überwerbung durch den Gegner 0

6 Republikflucht 2

7 Unfähigkeit bzw. zur Zusammenarbeit ungeeignet 15

8 Unzuverlässigkeit 8

9 Übergang in Teil A (Übersiedlung) 0

10 Übergang in Teil B (Übersiedlung) 0

11 Übergang in Teil B-1 (Übersiedlung) 0

12 Alter/Krankheit/Todesfall 2

13 Dekonspiration 3

14 Einstellung als MfS-Kader 0

15 »Normaler Abgang« aus familiären, beruflichen Gründen (wegen Studium, Wechsel des Wohnortes usw.) 30

∑ 60

337 BStU, MfS, BV Cottbus, Abt. XV Nr. 509, Bl. 8.

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6.8 Enttarnung und Statistikbogen

Wie viele der 110 Personen, deren Vorgänge erst im Jahre 1988 angelegt wurden und die in den Statistikbogen verzeichnet sind, konnten identifiziert werden? Auf diesen Bogen sind 44 Kontaktpersonen und 62 IM verzeichnet, in vier weiteren Fällen fehlt die Kategorisierung (vgl. Tabelle 6/12). Von den IM hat das Bundesamt für Verfas-sungsschutz 26 Personen (42 %) identifiziert, die Bundesbeauftragte verfügt in acht Fällen über entsprechende Hinweise in ihren Unterlagen (10 %). Nach Kenntnisstand beider Behörden konnten somit 33 bundesdeutsche IM (einen haben beide Behörden gefunden), die in den Statistikbogen verzeichnet sind, identifiziert werden (55 %). Es sind jedoch von den besagten 110 von der HV A angelegten Vorgängen lediglich zwei Aktenvorgänge erhalten.338 Tabelle 6/12: Personenhinweise zu Statistikbogen des Registrierjahres 1988

IM KP k. A.

Statistikbogen 62 44 4

Identifizierung durch BfV339 26 3 3

Hinweise der Behörde340 6 4 2

338 Vgl. BStU, MfS, AOPK 15056/89; BStU, MfS, AIM 17499/91. 339 Das betrifft die IM mit den Reg.-Nr.: XV 425788, XV 430/88, XV 433/88, XV 643/88,

678/88, 785/88, 1641/88, 1681/88, 1785/88, XV 2498/88, XV 2532/88, XV 2590/80, XV 2699/88, XV 3588/88, XV 4116/88, XV 4221788, XV 4703/88, XV 4757/88, XV 5303/88, XV 5304/88, XV 5308/88, XV 5309/88; die KP mit den Reg.-Nr.: XV 720/88, XV 2583/88, XV 6/91; k. A. zu Reg.-Nr.: XV 735/88, XV 4757/88, XV 4988/88.

340 IM Reg.-Nr.: XV 425/88, XV 1785/88, XV 2328/88, XV 4116/88, XV 4141/88, XV 4757/88; KP Reg.-Nr.: XV 720/88, XV 2557/88, XV 2583/88, XV 4800/88; k. A. Reg.-Nr.: XV 785/88, 4757/88.

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7 Zeitgeschichtlicher Wert

Ausführungen zur Arbeit mit »Rosenholz« machen nur Sinn, wenn sie in den Kontext der bisherigen Forschung zur DDR-Spionage gestellt werden. Aus diesem Grund werden zunächst der Forschungsstand bis zur Herbstrevolution, die Forschungen der Stasi-Unterlagen-Behörde und der aktuelle Kenntnisstand ausgelotet, um auf dieser Grundlage den zeitgeschichtlichen Wert der »Rosenholz«-Unterlagen zu ermitteln. Die DDR-Spionage hat bekanntlich als Gegenstand in populären Sachbüchern und der Fachliteratur nach der Herbstrevolution 1989 enorm an Attraktivität gewonnen. Die zahlreichen Veröffentlichungen reichen von kritischen Untersuchungen (etwa Fried-rich-Wilhelm Schlomann, Karl Wilhelm Fricke oder Peter Siebenmorgen) über unter-haltsam abgefasste Sachbücher (Peter-Ferdinand Koch) bis hin zu Memoiren und Selbstdarstellungen ehemaliger Akteure (wie Markus Wolf oder Werner Großmann). Die kaum überschaubare Anzahl von Publikationen über Hauptakteure der »West-Arbeit« des MfS, über Strukturen und wichtige inoffizielle Mitarbeiter darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Forschung noch in ihren Anfängen steckt.

7.1 Forschungsstand bis zur Herbstrevolution

Nach Paul Maddrell kann der »Kalte Krieg« als »Intelligence War« angesehen wer-den.341 Mithin war die Geheimdienstforschung auch Teil der politischen Kriegführung gegen die DDR, der Sensibilisierung des bundesdeutschen Publikums über die Art und Weise operativer Arbeit, als Beleg und Legitimation bundesdeutscher nachrichten-dienstlicher Arbeit gegen die DDR und zuvörderst, um schutzwürdige Interessen der Bundesrepublik zu verteidigen. Folglich basierten Informationen in dieser ersten Etappe der Erforschung der »West-Arbeit« des MfS, die bis zur Herbstrevolution reicht, überwiegend auf Erkenntnissen bundesdeutscher Abwehr- und Ermittlungsbe-hörden sowie des Bundesnachrichtendienstes. Zu einem deutlich geringeren Teil entstammten sie von ehemaligen Akteuren – hauptamtlichen wie inoffiziellen Mitar-beitern –, Gerichtsverfahren oder – deutlich seltener – Veröffentlichungen der DDR sowie originären MfS-Dokumenten.

Das blieb für die Überprüfung und Validität publizierter Angaben nicht folgenlos. Zumeist konnten Informationen aus westlichen nachrichtendienstlichen Kreisen, offi-ziell ausgehändigt oder inoffiziell beschafft, nicht zitiert werden. Somit war die Über-prüfung solcher Angaben erschwert oder schier unmöglich. Mehr noch konnte unter

341 Maddrell, Paul: Battlefield Germany. In: Intelligence and National Security 13(1998)2,

S. 190–212, hier 190.

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quellenkritischen Gesichtspunkten der Kontext solcher Teilinformationen nicht immer überblickt werden.

Die öffentliche Auseinandersetzung mit der »West-Arbeit« des MfS erfolgte in den ersten vier Jahrzehnten der Bundesrepublik überwiegend von journalistischer, schon mit nachgeordneter Bedeutung von offen auftretender nachrichtendienstlicher Seite. Zeitgeschichtsforschung oder die DDR-Forschung eigneten sich die Spionage gegen die Bundesrepublik als Thema nicht an. Dieses Manko ist nicht allein auf die DDR-Forschung beschränkt, es gilt generell für die Zeitgeschichtsforschung der meisten europäischen Staaten, die wie die Bundesrepublik keine akademische Geheimdienst-forschung unterhalten.342

Ein Mangel an Publizistik im geteilten Deutschland zur »West-Arbeit« ist bis zur Herbstrevolution jedoch nicht festzustellen. Zweifellos erhielt die »West-Arbeit« durchgehend breiten Raum in der tagesaktuellen Berichterstattung. Tatsächlich kön-nen seit den 1960er Jahren mindestens 44 Buchtitel und somit weitaus mehr nachge-wiesen werden, als zumeist angenommen. Es erschienen in den 1960er Jahren 22 Titel, in den 1970er Jahren 6 und in den 1980er Jahren 15 Publikationen. Ein solches Auszählen monographischer Literatur ist jedoch müßig, wenn nicht eine umfassende Berücksichtigung von Tages- und Wochenzeitungen erfolgt.

Als das zentrale Problem der Publizistik erwies sich der Zugang zu entsprechenden Primärquellen. Die Situation war in dieser Beziehung in den 1950er Jahren, der Zeit der relativ »offenen« Grenze deutlich besser Das zeigt eine beachtliche Anzahl von Schriften von Organisationen, wie der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit, des Untersuchungsausschusses freiheitlicher Juristen oder anderer, die im Rahmen ihrer Aufklärungsarbeit über die SED-Diktatur entstanden sind. Insbesondere durch Verfol-gungsmaßnahmen des MfS entstand ein organisatorischer (und durch schlechte Erfah-rungen reicher) Erfahrungsschatz. Die mitunter personell verwobenen Beziehungen dieser Organisationen zu staatlichen und nachrichtendienstlichen Institutionen erbrach-ten auf diese Weise ein Bild über Organisationen der »West-Arbeit« des MfS und deren Praxis. Diese Publikationen wie auch die von Bundes- und Landesbehörden herausgegebenen Informationen in jenen Jahren schließen mitunter Informationslü-cken, die durch die in der Behörde vorhandenen Restbestände kaum geschlossen werden können. Dies gilt insbesondere für Strukturen der HV A und »Operationsziele« in der Bundesrepublik.

Nach dem Mauerbau hatten sich die Bedingungen für die nachrichtendienstliche Arbeit in Ost wie West verändert. Der Zugriff auf Erkenntnisse der »West-Arbeit« der DDR war erschwert. Gleichwohl gelangten Abwehrbehörden und Nachrichtendienste zu einigen bemerkenswerten Erkenntnissen, die überwiegend von Überläufern stamm-ten, die noch vor dem Mauerbau übergetreten waren (wie 1959/60 der Leiter und der

342 Wolfgang Krieger: German Intelligence History. A field in search of scholars. In: Scott, L.

V. (Hg.): Understanding Intelligence in The Twenty-First Century. London 2004, S. 42–53, hier 42.

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stellvertretende Leiter des CDU-Referats der HV A), und von einer Reihe enttarnter inoffizieller Mitarbeiter (insbesondere Sekretärinnen), die erst im Laufe der 1960er Jahre teilweise publizistisch aufbereitet wurden. Der Gewinn dieser Publikationen besteht vor allem in Recherchespuren zu inoffiziellen Mitarbeitern in noch vorhande-nen Unterlagen der Stasi-Unterlagen-Behörde. Das publizierte Wissen um Struktur, Zielpersonen und Akteure des CDU-Referates der HV A beispielsweise erlaubt heute zumindest punktuell einen Einblick in die Arbeitsweise der DDR-Spionage zu jener Zeit – und bildet ein Korrektiv zu Einlassungen ehemaliger, heute publizierender Mitarbeiter dieses Dienstes.

In den 1970er Jahren nahm der Zugewinn an nachrichtendienstlichen Kenntnissen über die »West-Arbeit« des MfS deutlich ab. Zwar wurde die Enttarnung der IM »Hansen« und »Heintze« (Günter und Christel Guillaume) sowohl in den Medien als auch im zeitgeschichtlichen Kontext breit rezipiert, aber angesichts einer gewissen Marktsättigung und der bei diesem Thema stets zeitversetzten Buchpublizistik ließ die Aufbereitung in eigenständigen Titeln in den 1970er Jahren nach.

Einen wesentlichen Schub brachte dann der Übertritt des HVA-Leutnants Werner Stiller im Januar 1979, dessen Informationen die Kenntnislage beim Bundesnachrich-tendienst wie bei den Abwehrbehörden revolutioniert hat. Doch brauchte es weitere sechs Jahre, bis ein Titel – hier die Erinnerungen des Überläufers – auf den Markt gelangte, der noch heute eine beachtenswert genaue Darstellung der HV A darstellt. Neben einer Reihe von Einlassungen enttarnter inoffizieller Mitarbeiter verbesserte sich die Quellenlage, was einen Publizitätsschub in den 1980er Jahren bewirkte.

Dem überwiegend journalistischen Engagement stehen, wenn auch in geringerer Anzahl, Publikationen von staatlicher Seite oder Nachrichtendienstlern gegenüber. Einen ersten Überblick bot David J. Dallin bereits im Jahre 1956.343 Unbedingt zu nennen sind die Veröffentlichungen des Westberliner Senats, des Bundesamtes für Verfassungsschutz oder anderer staatlicher Stellen. Durch aktive Maßnahmen der DDR-Spionage gesetzte Akzente nehmen sich dagegen bescheiden aus.

Unstreitig haben Behördenpublikationen zur »West-Arbeit« des MfS Tradition und kompensierten bis zum Herbst 1989 leidlich die fehlende akademische Geheimdienst-forschung, die beispielsweise in den USA seit den 1950er Jahren »an academic dis-cipline« darstellt.344 All diese Publikationen beschreiben nach damaligem Kenntnis-stand in unterschiedlicher Qualität Organisation, Strukturen und Arbeitsweise. Freilich bleiben sie in vielem hinter dem heute vorhandenen Forschungsstand zurück. Gleich-wohl gibt es kaum ein Themenfeld der 1990er Jahre, das nicht schon früher diskutiert worden ist. Dies gilt für Entführungen aus der Bundesrepublik, Sabotage-vorbereitungen, die »Romeo«-Arbeit bis hin zu Wirtschafts-, Technologie-, Wissen-schafts-, Politik-, Militär- und Gegenspionage – und auch für die Desinformation.

343 Dallin, David J.: Die Sowjetspionage. Prinzipien und Praktiken. Köln 1956. 344 Kahn, David: An Historical Theory of Intelligence. In: Intelligence and National Security

16(2001)3, S. 79–92, hier 79.

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Das Fehlen akademischer Geheimdienstforschung sowie die journalistische Domi-nanz haben zur Mythen- und Legendenbildung in der öffentlichen Wahrnehmung beigetragen, die noch heute wirkmächtig ist. Dies betrifft nicht nur das Bild vom Agenten selbst, sondern auch die Anzahl von Agenten in der Bundesrepublik, die zeitweise auf 50 000 veranschlagt wurde, und den Charakter inoffizieller Arbeit, der deutlich überdimensioniert als Unterwanderung durch »Maulwürfe« charakterisiert ist. Aus diesem Fundus speiste sich vor allem die öffentliche Erwartungshaltung bei der Aufdeckung der »West-Arbeit« des MfS in den 1990er Jahren. Das Korrektiv wissen-schaftlich gesicherter, insoweit auch abweichender Erkenntnisse, ist bislang noch nicht im kollektiven Gedächtnis wirksam geworden. Das war die Ausgangslage, die die Stasi-Unterlagen-Behörde vorfand.

7.2 Forschungen in der Stasi-Unterlagen-Behörde

Zunächst schien es in den 1990er Jahren so, als würde die »West-Arbeit« des MfS und insbesondere deren Sparte DDR-Spionage niemals seriös erforscht werden können. Angesichts der im Frühjahr 1990 vorgenommenen Vernichtung von HVA-Akten war dieser Eindruck unausweichlich. Die umfangreichen Ermittlungen der Generalbundes-anwaltschaft schufen zwar hervorragendes Quellenmaterial, führten zunächst jedoch zur Sperrung von Unterlagen der Behörde, sofern Bezüge zur »West-Arbeit« des MfS offenkundig wurden. Diese Sperrungen wurden zumeist 1996 aufgehoben, einige Akten sind auch weiterhin nicht zugänglich, weil sie, aus rechtlichen Gründen, wegen ihrer Aufschlüsse zur bundesdeutschen Nachrichtendienstarbeit als Verschlusssache deklariert worden sind. Gegenwärtig sind keine Sperrvermerke mehr gültig. Diese Rahmenbedingungen erlaubten bis Mitte der 1990er Jahre lediglich Forschungen zur Struktur und die Recherche von Grundsatzdokumenten zur »West-Arbeit«. Die Orga-nisationsstruktur des MfS, 1995 veröffentlicht, schlüsselte Roland Wiedmann auf.345 Nachdem die Generalbundesanwaltschaft die verhängten Sperrungen aufgehoben hatte,346 erfolgte in einer Gesamtanstrengung der Behörde die Zusammenführung aller bis dato ermittelten Unterlagen zur »West-Arbeit« des MfS, die unter Leitung von Hubertus Knabe im Jahre 1999 in zwei Publikationen veröffentlicht wurden. Sie fassen den bis dahin bekannten Forschungsstand zusammen und bündeln ihn in der

345 Die Organisationsstruktur des Ministeriums für Staatssicherheit 1989. Bearbeitet von

Wiedmann, Roland. MfS-Handbuch, Teil V/1. Berlin 1995. 346 Bis zum Jahre 2005 gab es seitens der Generalbundesanwaltschaft Sperrungen für be-

stimmte Quellen, die in SIRA verzeichnet waren, für die SIRA-Teildatenbank 14 (Ge-heimdienste) und für bestimmte Absenderangaben wie Polen, ČSSR, UdSSR usw.

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umstrittenen Thesen der »unterwanderten Republik«, die der Autor jedoch nach wei-terem Quellenstudium später zurückgenommen hat.347

In den vergangenen Jahren wurde deutlich, welche durchaus beachtlichen Archiv-bestände der Behörde verblieben sind. Offenkundig ist, dass von Abwehrdiensteinhei-ten des MfS wie der Abteilung II (Spionageabwehr), XVIII (Wirtschaft) und XX (Staat, Organisationen, Opposition) umfangreichere Aktenbestände zur »West-Arbeit« überliefert sind, als zuvor angenommen. Dies gilt selbst für die HV A, von deren 63 000 Vorgängen, die sie während ihrer Existenz angelegt hatte, schätzungsweise 13 000 in Aktenform und darüber hinaus noch eine Reihe in Form HVA-verfilmter Akten existieren. Diese Unterlagen sind von der Forschung weitgehend unerschlossen, was auch für die Juni 2004 in die Auskunft einbezogenen Karteien der HV A, die Faksimile auf CD-ROM (»Rosenholz«) gilt, sofern von dem »ARD-Projekt« abgese-hen wird, in dem die Staatssicherheit und deren Arbeit gegen die Medien untersucht wurde. Schließlich ist auf den bereits 1998 entdeckten Bestand des elektronischen Systems der Information und Recherche der Aufklärung (SIRA) zu verweisen, der in den letzten Jahren weitgehend rekonstruiert werden konnte und nunmehr zuverlässige-re Aussagen über das Leistungsprofil von Agenten erlaubt, als es jemals zuvor mög-lich war. Während bei »Rosenholz« der Verschlusssachencharakter seit Mai 2003 aufgehoben ist, wirkt sich die jüngste Rechtsprechung, beispielsweise auf die Ver-wendung von SIRA, eher ungünstig aus, von Einschränkungen bei ihrer Verwendung ist auszugehen. Schließlich sind die Informationen, die seitens der HV A in den Jahren von 1959 bis 1989 der Parteiführung zugestellt worden sind, weitgehend vollständig und von der Forschung bislang nicht angemessen beachtet, obgleich diese sogar durch ein spezifisches Nummerierungssystem mit konkreten Agenten verbunden werden können. In der Summe ist die Quellenlage zur »West-Arbeit« des MfS, wird sie mit der zugänglichen Quellenlage anderer Geheim- und Nachrichtendienste verglichen, einmalig – trotz ihrer beachtlichen Lücken. In Verbindung mit den der Behörde zugäng-lichen Unterlagen der Generalbundesanwaltschaft verspricht sie Forschungen, die über bisherige Fragestellungen hinausgehen können.

Eine erste Zwischenbilanz über Quellen und den Forschungsstand zog die Behörde auf einer Tagung im November 2001, wobei sie mit Blick auf die sich überraschend entwickelnde Quellenlage mit der Veröffentlichung des Bandes »Das Gesicht dem Westen zu …« bis Oktober 2003 wartete, um die zweite Etappe der Forschungen zur »West-Arbeit« des MfS bündig abzuschließen.

347 Die Staatssicherheit, resümierte Hubertus Knabe, habe zwar die westdeutschen Medien,

wie es etwas undeutlich heißt, in »vielfältiger Weise durchdrungen und beeinflusst«, aber die Veränderung des DDR-Bildes sei »nicht in erster Linie von Agenten bewirkt« worden. Die inoffiziellen Mitarbeiter haben eher der Informationsbeschaffung als der Einflussnahme gedient, wie er schließlich feststellt. Vgl. Knabe, Hubertus: Der diskrete Charme der DDR. Stasi und Westmedien. Berlin 2001.

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Die wissenschaftliche Auswertung von »Rosenholz«-Unterlagen wurde durch Joachim Gauck vorangetrieben. In der Behörde galten zunächst entsprechende Abschriften des Bundesamtes für Verfassungsschutz, die von den später als »Rosenholz« bezeichneten Unterlagen in den USA angefertigt worden sind, als Verschlusssache. Diese Abschrif-ten weisen lediglich die zuletzt in der Bundesrepublik tätigen etwa 1 500 Agenten aus. Auf Drängen der Behördenleitung deklassifizierte das Bundesamt im Frühjahr 1998 diese Unterlagen und erlaubte deren behördenseitig wissenschaftliche Aufbereitung und Analyse. Deren Ergebnisse wurden im Herbst zusammen mit allen bis dahin bekannt gewordenen wesentlichen Vorschriften zur inoffiziellen Arbeit veröffentlicht. Damit lag der Forschung erstmals ein umfassendes Kompendium des Regelwerks der Spionage vor, das Grundarbeitsmittel für Forschung und Ermittlungsbehörden sowie Hilfsmittel für zahlreiche Verfahren, insbesondere wegen Landesverrats, und auch für Grundsatzentscheidungen des Bundesgerichtshofs wurde.

Als die ersten CD-ROM der »Rosenholz«-Faksimile im Jahre 2000 der Behörde vorlagen, regte die Behördenleitung auch eine wissenschaftliche Auswertung dieser Unterlagen an, um bei vollständigem Vorliegen dieses Materials nicht unvorbereitet zu sein, mit entsprechenden Arbeiten wurde begonnen.

7.3 Forschungen

Eine wissenschaftlich fundierte Gesamtdarstellung zur Geschichte der HV A liegt bislang nicht vor. Die wichtigste Publikation stellt ein Sachbuch dar, das von zwei ehemaligen Mitarbeitern dieses Dienstes verfasst wurde.348 Sie beschreiben die innere Entwicklung der HV A von deren Anfängen bis zur Auflösung, die Spannungen zwischen den verschiedenen Diensteinheiten, insbesondere zwischen der »Abwehr« des MfS und der HV A, wie auch deren elitäres Selbstverständnis. Weiter benennen sie »Erfolge« und »Niederlagen« dieses Dienstes und gehen auf die Informationsver-mittlung und -verarbeitung durch Wirtschaft und Staatsführung ein. Ihr analytischer Erinnerungsbericht besticht durch die authentische Beschreibung von Stimmungslagen und Sichtweisen innerhalb dieser Struktureinheit des MfS. Auch zur »West-Arbeit« der MfS-Abwehr und – mit Einschränkungen – der Verwaltung Aufklärung des Minis-teriums für Nationale Verteidigung liegen wissenschaftlich fundierte Analysen nicht vor. Am besten sind noch die frühen Jahre untersucht, etwa durch die Arbeiten von Michael Kubina.349

348 Richter, Peter; Rösler, Klaus: Wolfs West-Spione. Ein Insider-Report. Berlin 1992. Eher

mit Unterhaltungswert Koch, Peter-Ferdinand: Die feindlichen Brüder. DDR contra BRD. Eine Bilanz nach 50 Jahren Bruderkrieg. Berlin 1994.

349 Kubina, Michael: »In einer solchen Form, die nicht erkennen lässt, worum es sich han-delt«. Zu den Anfängen der parteieigenen Geheim- und Sicherheitsapparate der KPD/SED nach dem Zweiten Weltkrieg. In: IWK-Internationale wissenschaftliche Korrespondenz

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Vergleichsweise verlässlich ist die zuletzt gültige Organisationsstruktur der HV A von Roland Wiedmann – allerdings ihr Ist-Zustand vom Dezember 1989, einem Zeit-punkt also, als bereits erste Reorganisationen wirksam wurden.350 Das Organigramm für die vorausgehenden Jahrzehnte ist weitgehend ermittelt und steht zur Publikation an. Wesentlich schwerer zu rekonstruieren sind die Strukturen des mit der »West-Ar-beit« befassten Abwehrbereichs des MfS.351

Von den IM-Netzen in der Bundesrepublik ist das der HV A noch am ehesten erschlossen. Wie schon erwähnt, waren etwa 1 500 Bundesbürger zuletzt für die HV A in der Bundesrepublik tätig. Bezogen auf die Fluktuation dieses Netzes, sind nach zunehmend solideren Berechnungen etwa 6 000 West-IM der HV A anzunehmen. Diese Größenordnung ist auch für die Abwehr-Diensteinheiten wahrscheinlich.352 Bereits heute darf als sicher gelten, dass die in der ersten und zweiten Etappe der For-schungen zur »West-Arbeit« genannten 20 000 bis 50 000 Agenten des MfS in der Bundesrepublik unzutreffend sind. Georg Herbstritt hat das in der Bundesrepublik zuletzt aktive IM-Netz der HV A einer sozialwissenschaftlichen Analyse unter-zogen.353

Die Kenntnisse über inoffizielle Mitarbeiter konnten durch Analysen der Behörde erheblich verbessert werden. Innerhalb der Geheimdienstforschung wurde hinsichtlich der Agentenprofile dagegen Neuland betreten. Über die Hälfte von ihnen sind als Agenten im engeren Sinne anzusehen, eingegrenzt durch Bezeichnungen wie

32(1996)3, S. 340–374; Ders.: »Was in dem einen Teil verwirklicht werden kann mithilfe der Roten Armee, wird im anderen Teil Kampffrage sein.« Zum Aufbau des zentralen Westapparates der KPD/SED 1945–1949. In: Wilke, Manfred (Hg.): Anatomie der Partei-zentrale. Die KPD/SED auf dem Weg zur Macht. Berlin 1998, S. 413–500. Wichtige Auf-schlüsse sind enthalten in: Bailey, George; Kondraschow, Sergej A.; Murphy, David E.: Die unsichtbare Front. Der Krieg der Geheimdienste im geteilten Berlin. Berlin 1997; Sacha-rov, Vladimir V.; Filippovych, Dmitrij N.; Kubina, Michael: Tschekisten in Deutschland. Organisation, Aufgaben und Aspekte der Tätigkeit der sowjetischen Sicherheitsapparate in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (1945–1949). In: Wilke, Manfred (Hg.): Anatomie der Parteizentrale. Die KPD/SED auf dem Weg zur Macht. Berlin 1998, S. 293–335.

350 Die Organisationsstruktur des Ministeriums für Staatssicherheit 1989. Bearbeitet von Wiedmann, Roland. MfS-Handbuch, Teil V/1. Berlin 1995. Noch unveröffentlicht, aber wesentlich aussagekräftiger: Ders.: Übersicht zur Entwicklung der Diensteinheiten 1959–1989. Diachrone Darstellung. Berlin 1997 (Ms.). Vgl. ferner: Die Hauptverwaltung Auf-klärung (HV A) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), erstellt vom Bundesamt für Verfassungsschutz. Köln 1994.

351 Zur Problematik Knabe, Hubertus: Die unterwanderte Republik. Stasi im Westen. Berlin 1999.

352 Müller-Enbergs, Helmut: Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Teil 2: Anleitungen für Arbeiten mit Agenten, Kundschaftern und Spionen in der Bundes-republik Deutschland. Berlin 1998, S. 152.

353 Vgl. Herbstritt: Bundesbürger (Anm. 241).

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»Abschöpf«- und »Objektquellen« oder »Residenten«. Ein weiteres Drittel hatte Hilfs- oder Teilfunktionen wie »Ermittler«, »Gehilfe« oder »Werber«. Schließlich verbleibt ein Sechstel der IM, die als logistische Basis dienten. Bemerkenswert ist auch die Feststellung, dass fünf Prozent bereits seit den 1950er Jahren, weitere 14 Prozent seit den 1960er Jahren inoffiziell tätig waren. Erstmalig konnte der Frauenanteil unter den Agenten mit 28 Prozent empirisch gesichert bestimmt werden. Aufschluss konnte über die Zielgruppen Sekretärinnen, Studenten und Journalisten gewonnen werden, wie auch über Tippgebung, Werbungsverfahren und -orte sowie Motive. Der etablierte Mythos, überwiegend seien materielle Motive für nachrichtendienstliche Arbeit anzutreffen, konnte widerlegt werden. Gut zwei Drittel hatten ideelle Motive, ein Viertel (Motive können sich überschneiden) materielle Interessen. Ebenfalls konnte die Stasi-Unterlagen-Behörde erste Ergebnisse zur Sozial- und Altersstruktur oder Dislozierung ermitteln.

Die Ziele der »West-Arbeit« des MfS sind von der Geheimdienstforschung unter-schiedlich erschlossen. Das überwiegende Interesse gilt der politischen Spionage, obgleich nur jeder fünfte Agent damit befasst war. Damit ist eine kontroverse Debatte verbunden, in der einerseits die These von der »unterwanderten« Bundesrepublik und entsprechenden Einflussmöglichkeiten der DDR stehen,354 auf der anderen Seite wird zwar beachtlicher Einblick in politische Entscheidungsprozesse in der Bundesrepublik konzediert, aber der tatsächliche Einfluss auf Grundsatzentscheidungen, wie zum Beispiel West-Anbindung und Nachrüstung, als unerheblich eingestuft. Die bislang umfangreichste Darstellung zur politischen Spionage liegt gleichwohl von Hubertus Knabe vor. Insbesondere wegen der geringeren Materialbasis fallen die Arbeiten von Friedrich-Wilhelm Schlomann355 oder Peter Siegenmorgen356 ab. Es fehlen dennoch zeitgeschichtliche Untersuchungen, die insbesondere die Einflussversuche des MfS auf die einzelnen Parteien analysieren. Mit Ausnahme zu den Grünen gibt es hierzu keine Untersuchungen.

Die Bedeutung der Wissenschafts-, Technik- und Wirtschaftsspionage wurde in-folge des Übertritts von Werner Stiller einem breiteren Publikum bewusst.357 Sie stieß

354 Knabe, Hubertus: Die unterwanderte Republik. Stasi im Westen. Berlin 1999. 355 Schlomann, Friedrich-Wilhelm: Die Ostblock-Spionage gegen die Bundesrepublik

Deutschland. Eine Analyse der nachrichtendienstlichen Offensive des Warschauer Paktes – insbesondere der »DDR« – gegen das freie Deutschland. München 1981; Ders.: Operati-onsgebiet Bundesrepublik. Spionage, Sabotage und Subversion. München 1984; Ders.: Die östliche Spionage gegen die Bundesrepublik Deutschland. In: Politische Studien 42(1991)320, S. 581–601; Ders.: Das Erbe der Spionage. In: Politische Studien 43(1992)324, S. 82–92; Ders.: Die Maulwürfe. Noch sind sie unter uns, die Helfer der Sta-si im Westen. München 1993.

356 Siebenmorgen, Peter: »Staatssicherheit« der DDR. Der Westen im Fadenkreuz der Stasi. Bonn 1993.

357 Stiller, Werner: Im Zentrum der Spionage. Mit einem Nachwort von Karl Wilhelm Fricke. Mainz 1986. Vgl. zuvor Informationen über Konzeption und Arbeitsweise des MfS auf

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innerhalb der Geheimdienstforschung auf Interesse, wie in den Arbeiten von Kristie Macrakis358 und Rainer O. M. Engberding zum Sektor Wissenschaft und Technik zu ersehen ist.359 Insbesondere die geheimen Außenhandelsoperationen des Bereiches Kommerzielle Koordinierung standen in den 1990er Jahren im Vordergrund, wofür die Autoren Norbert Treutwein und Wolfgang Seiffert360, Peter Ferdinand Koch361, Egmont Koch362, Walter Bajohr363 oder auch eine Veröffentlichung des Deutschen Bundestages stehen.364 Die Stasi-Unterlagen-Behörde hat sich angesichts dieser Fülle zunächst auf die für die DDR-Volkswirtschaft zuständige MfS-Hauptabteilung XVIII (Maria Haendcke-Hoppe-Arndt) konzentriert;365 sodann ist sie durch Fallstudien von Reinhard Buthmann hervorgetreten.366 Dennoch muss der Forschungsstand für eines der wichtigsten Spionagefelder der HV A – zwei von fünf Agenten waren damit befasst – als unbefriedigend gelten. Insbesondere ist die Frage von Aufwand und Nutzen für die DDR-Wirtschaft nicht geklärt, abgesehen von den ersten Überlegungen Jörg Roes-lers.367

dem Gebiet der Wissenschafts- und Wirtschaftsspionage in der Bundesrepublik Deutsch-land. Hg. v. Bundesamt für Verfassungsschutz. Köln 1980. Vgl. hierzu Liebl, Karlhans (Hg.): Betriebsspionage. Begehungsformen – Schutzmaßnahmen – Rechtsfragen. Ingel-heim 1987; Ders.: Tuck, Jay (Hg.): Direktorat T. Industriespionage des Ostens. Heidelberg 1988.

358 Macrakis, Kristie: Das Ringen um wissenschaftlich-technischen Höchststand. Spionage und Technologietransfer in der DDR. In: Hoffmann, Dieter; Macrakis, Kristie (Hg.): Natur-wissenschaft und Technik in der DDR. Berlin 1997, S. 59–88.

359 Engberding, Rainer O. M.: Spionageziel Wirtschaft. Technologie zum Nulltarif. Düssel-dorf 1993.

360 Seiffert, Wolfgang; Treutwein, Norbert: Die Schalck-Papiere. DDR-Mafia zwischen Ost und West. München 1991.

361 Koch, Peter-Ferdinand: Das Schalck-Imperium. Deutschland wird gekauft. München 1992.

362 Koch, Egmont R.: Das geheime Kartell. BND, Schalck, Stasi & Co. Hamburg 1992. 363 Bajohr, Walter (Hg.): Das Erbe der Diktatur. Bonn 1992. Zu nennen wäre weiter Förster,

Andreas: Auf der Spur der Stasi-Millionen. Die Wien-Connection. Berlin 1998. 364 Der Bereich Kommerzielle Koordinierung und Alexander Schalck-Golodkowski – Werk-

zeuge des SED-Regimes. Abschlußbericht des 1. Untersuchungsausschusses des 12. Deut-schen Bundestages. Hg. v. Deutschen Bundestag. Bonn 1994.

365 Haendcke-Hoppe-Arndt, Maria: Die Hauptabteilung XVIII. Volkswirtschaft. Berlin 1997; Dies.: Wirtschaftsspionage und Überwachung westlicher Geschäftsleute – Die Hauptabtei-lung XVIII, in: Knabe, Hubertus: West-Arbeit des MfS. Das Zusammenspiel von »Aufklä-rung« und »Abwehr«. Berlin 1999, S. 244–254.

366 Buthmann, Reinhard: Kadersicherung im Kombinat VEB Carl Zeiss Jena. Die Staatssi-cherheit und das Scheitern des Mikroelektronikprogramms. Berlin 1997.

367 Roesler, Jörg: Industrieinnovation und Industriespionage in der DDR. Der Staatssicher-

heitsdienst in der Innovationsgeschichte der DDR. In: DA 27(1994)10, S. 1026–1040.

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Die Militärspionage der DDR war vielfach Gegenstand der Geheimdienstfor-schung.368 Erschöpfende Darstellungen liegen von Bodo Wegmann, Walter Richter und Klaus Behling vor.369 Den ersten und immer noch aussagekräftigen Aufsatz über den militärischen Nachrichtendienst des Ministeriums für Nationale Verteidigung legte Oberstleutnant Helmut Göpel vor. Er enthält gesicherte Angaben über die Größe und Arbeitsweise des inoffiziellen Netzes dieses Nachrichtendienstes.370 Einen Insider-Bericht gibt Andreas Kabus im Sachbuch »Auftrag Windrose«. Es galt längere Zeit als das informativste öffentlich zugängliche Buch zur Verwaltung Aufklärung des Minis-teriums für Nationale Verteidigung.371 Die Militärspionage der DDR erweist sich somit als gut erschlossen. Offen ist nach wie vor die Frage nach dem konkreten Nut-zen für die DDR und für den Warschauer Pakt mit Blick auf Rüstungstechnik und -forschung sowie auf die Rückwirkung nachrichtendienstlicher Erkenntnisse auf die militärpolitische Strategie.

Die Gegenspionage, Herzstück nachrichtendienstlicher Tätigkeit, verfügte im Be-reich Abwehr mit der Hauptabteilung II (Spionageabwehr) und im Bereich Aufklärung mit der Abteilung IX (Äußere Abwehr) über zwei sehr leistungsstarke Diensteinheiten mit einer entsprechenden Infiltration bundesdeutscher Nachrichtendienste.372 Die Gegenspionage darf als wenig erforscht gelten. Grundlegend für die Spionageabwehr ist bislang die Studie von Hanna Labrenz-Weiß, die Angaben zu Geschichte, Struktur und Akteuren zusammengestellt hat.373 Außerdem liegen von ehemaligen Akteuren

368 Exemplarisch Scharnhorst, Gerd: Spione in der Bundeswehr. Ein Dokumentarbericht.

Bayreuth 1965. 369 Vgl. Behling, Klaus: Der Nachrichtendienst der NVA. Berlin 2005; Richter, Walter: Der

Militärische Nachrichtendienst der Nationalen Volksarmee der DDR und seine Kontrolle durch das Ministerium für Staatssicherheit. Frankfurt/M. 2004; Wegmann, Bodo: Die Mi-litäraufklärung der NVA. Berlin 2005.

370 Göpel, Helmut: Aufklärung. In: Naumann, Klaus (Hg.): NVA. Anspruch und Wirklichkeit. Berlin 1993, S. 221–239.

371 Kabus, Andreas: Auftrag Windrose. Der militärische Geheimdienst der DDR. Berlin 1993. 372 Als Beispiel: Gebauer, Karl: Doppelagent. Erinnerungen. Berlin 1999; Haase, Dieter:

Mein Name ist Haase – ich weiß zuviel. Ein Doppelagent berichtet über unheimliche Dienste, Regierungskriminalität. Celle 1993.

373 Labrenz-Weiß, Hanna: Hauptabteilung II. Spionageabwehr. MfS-Handbuch, Teil III/7, Berlin 1998; Dies.: Bearbeitung von Geheimdiensten, Korrespondenten und anderen »feindlichen Zentren« – Die Hauptabteilung II. In: Knabe, Hubertus (Hg.): West-Arbeit des MfS. Das Zusammenspiel von »Aufklärung« und »Abwehr«. Berlin 1999, S. 183–205.

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Selbstdarstellungen vor (Gabriele Gast374, Helmut Wagner375, Klaus Eichner und Andreas Dobbert376).

Zur »West-Arbeit« des MfS zählen Desinformation, Information und Einwir-kungsversuche.377 Die instruktivste Darstellung stammt von den ehemaligen Angehö-rigen der dafür zuständigen Abteilung X, Herbert Brehmer und Günter Bohnsack.378 Es fehlt an einer systematischen, vor allem wirkungsgeschichtlichen Analyse der Desinformation. Einige Aspekte hat Hubertus Knabe im »Diskreten Charme« dar-gestellt.379

Die »West-Arbeit« des MfS in anderen Ländern stößt auf zunehmendes Interesse, über die in Österreich berichtet Kid Möchel380 und die in Dänemark thematisieren Mette Herborg, Thomas Wegner Friis und Per Michaelsen.381 Erste Studien über die Tätigkeit in den Niederlanden von Beatrice de Graaf, in Kanada und Schweden sind abgeschlossen. Erste Anfänge über Aktivitäten in der Dritten Welt bilden die Arbeiten über Afrika von Hans-Georg Schleicher und Ulf Engel382 sowie über Mosambik und Äthiopien von Hans-Joachim Döring.383

374 Gast, Gabriele: Kundschafterin des Friedens. 17 Jahre Topspionin der DDR beim BND.

Frankfurt/M. 1999. 375 Wagner, Helmut: Schöne Grüße aus Pullach. Operation des BND gegen die DDR. Berlin

2000. 376 Eichner, Klaus; Dobbert, Andreas: Headquarters Germany. Die USA-Geheimdienste in

Deutschland. Berlin 1997. 377 Liminski, Jürgen: Desinformation - ein Relikt des Kalten Krieges? In: APuZ, Beilage zur

Wochenzeitung Das Parlament, 23.9.1988. 378 Bohnsack, Günter; Bremer, Herbert: Auftrag: Auftrag: Irreführung. Wie die Stasi Politik

im Westen machte. Hamburg 1992; Bohnsack, Günter: Hauptverwaltung Aufklärung. Die Legende stirbt. Das Ende von Wolfs Geheimdienst. Berlin 1997; Bremer, Herbert: Die Verratslegende ist die Erlösung von der eigenen Verantwortung. Von »Falschspielern« und solchen, die sich der Dolchstoßlegende bedienen. In: Zwie-Gespräch 3(1993)15, S. 22–28.

379 Knabe, Hubertus (Hg.): Westarbeit des MfS. Das Zusammenspiel von »Aufklärung« und »Abwehr«. Berlin 1999; Ders.: Der diskrete Charme der DDR. Berlin 2001.

380 Möchel, Kid: Der geheime Krieg der Agenten. Spionagedrehscheibe Wien. Hamburg 1997; vgl. Knoll, Reinhold; Haidinger, Martin: Spione, Spitzel und Agenten. Analyse einer Schattenwelt. St. Poelten 2001.

381 Herborg, Mette; Michaelsen, Per: Stasi og Danmark. Viborg 1996. 382 Schleicher, Hans-Georg; Engel, Ulf: DDR-Geheimdienst und Afrika-Politik. In: Außenpo-

litik 47(1996)4, S. 399–409. 383 Döring, Hans-Joachim: »Es geht um unsere Existenz«. Die Politik der DDR gegenüber der

Dritten Welt am Beispiel von Mosambik und Äthiopien. Berlin 1999.

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bt.

Einzelne Studien liegen zum Wirken des MfS auf DDR-kritische Organisationen in der Bundesrepublik vor,384 wie den Untersuchungsausschuss Freiheitlicher Juristen,385 Amnesty international386 und die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte.387 Gleiches gilt für die »Romeos«.388 Die wichtigsten Titel legten Elisabeth Pfister389 und Marianne Quoirin vor.390 Weithin erschlossen dürfte die »West-Arbeit« gegen westdeutsche Medien sein, was sich insbesondere durch die schon erwähnte ARD-Studie des Forschungsverbundes SED-Staat, aber auch durch die Arbeiten von Huber-tus Knabe und Gunter Holzweißig391 ergi

Zu den Sabotagevorbereitungen der Staatssicherheit liegen unterdessen Studien vor. Jens Gieseke und Stephan Fingerle konzentrierten sich auf den Zeitraum von 1957 bis 1962,392 Thomas Auerbach auf die Sabotageplanungen und -vorberei-tungen.393 Auch die ambivalente Beziehung zum Terrorismus war Gegenstand der Forschung. Arbeiten liegen von Michael Müller und Andreas Kanonenberg394, Tobias Wunschik,395 Fritz Schmaldienst und Klaus-Dieter Matschke396 sowie Wilhelm

384 Chaker, Irene: Die Arbeit der Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) im »Operationsge-

biet« und ihre Auswirkungen auf oppositionelle Bestrebungen in der DDR. In: Materialien der Enquete-Kommission »Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland«. Hg. v. Deutschen Bundestag, Bd. VIII: Das Ministerium für Staatssicher-heit. Seilschaften, Altkader, Regierungs- und Vereinigungskriminalität. Baden-Baden 1995, S. 126–242.

385 Hagemann, Frank: Der Untersuchungsausschuss Freiheitlicher Juristen 1949–1969. Frank-furt/M. 1994.

386 Brauckmann, Roland: Amnesty International als Feindobjekt der DDR. Berlin 1996; Mihr, Anja: Amnesty International in der DDR. Der Einsatz für Menschrechte im Visier der Stasi. Berlin 2002.

387 Wüst, Jürgen: Menschenrechtsarbeit im Zwielicht. Zwischen Staatssicherheit und Antifa-schismus. Bonn 1999.

388 Für die Zeit vor 1989 beispielsweise Gabriel, Hans: Sex und Spionage. Ein offener Bericht über geheime Verhältnisse. Pfaffenhofen 1966.

389 Pfister, Elisabeth: Unternehmen Romeo. Die Liebeskommandos der Stasi. Berlin 1999. 390 Quoirin, Marianne: Agentinnen aus Liebe. Warum Frauen für den Osten spionierten.

Frankfurt/M. 1999. 391 Holzweißig, Gunter: Klassenfeinde und »Entspannungsfreunde«. West-Medien im Faden-

kreuz von SED und MfS. Berlin 1995. 392 Fingerle, Stephan; Gieseke, Jens: Partisanen des Kalten Krieges. Die Untergrundtruppe der

Nationalen Volksarmee. Hg. BStU. Berlin 1996; Dies.: Partisanen des Kalten Krieges. Die Untergrundtruppe der Nationalen Volksarmee 1957 bis 1962 und ihre Übernahme durch die Staatssicherheit. In: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 1996. Berlin 1996, S. 132–147.

393 Auerbach, Thomas: Einsatzkommandos an der unsichtbaren Front. Terror- und Sabotage-vorbereitungen des MfS gegen die Bundesrepublik. Berlin 1999.

394 Müller, Michael; Kanonenberg, Andreas: Die RAF-Stasi-Connection. Berlin 1992. 395 Wunschik, Tobias: Baader-Meinhofs Kinder. Die zweite Generation der RAF. Opladen

1997.

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Dietl397 vor. Eine systematische Aufbereitung des Terrorismus, des Links- wie des Rechtsextremismus im Rahmen der »West-Arbeit« des MfS stehen noch aus.

Recht weit vorangeschritten ist die Analyse der strafrechtlichen Verfolgung der »West-Arbeit« des MfS,398 wobei insbesondere die Studie vom Generalbundesanwalt Joachim Lampe und Klaus Marxen zu nennen ist.399

7.4 Bedeutung von »Rosenholz« für die Forschung

Der Forschungsstand ist einerseits gekennzeichnet durch Rekonstruktionsversuche der »West-Arbeit« des MfS, in deren Mittelpunkt Organisationsstrukturen, hauptamtliche und inoffizielle Akteure standen, andererseits durch erste Interpretationsversuche der Wirkungsgeschichte. Mit wenigen Ausnahmen – etwa beim Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Willy Brandt oder beim Fall Günter Guillaume – sind die Forschungen nicht in den Kontext der Zeitgeschichte gestellt worden. Vielmehr werden tendenziell Geheimpolizei und Nachrichtendienst der DDR davon isoliert betrachtet. In der zeit-geschichtlichen Forschung kommt es nun darauf an, die Rolle des ostdeutschen Nach-richtendienstes in den deutsch-deutschen Beziehungen wie im internationalen Kontext und den Einfluss operativ beschaffter Informationen auf das politische Handeln der SED wie auch der KPdSU, soweit zu verzeichnen, zu untersuchen. Im Ergebnis einer solchen Analyse wird darstellbar sein, ob einerseits Aufwand und Nutzen inoffiziell beschaffter Informationen in einem nachvollziehbaren Verhältnis standen, andererseits

396 Schmaldienst, Fritz; Matschke, Klaus-Dieter: Carlos-Komplize Weinrich. Die internatio-

nale Karriere eines deutschen Top-Terroristen. Frankfurt/M. 1995. 397 Dietl, Wilhelm: Carlos. Das Ende eines Mythos. Die Jagd nach dem Top-Terroristen.

Bergisch Gladbach 1995. 398 Frowein, Jochen A.; Wolfgram, Rüdiger; Schuster, Gunnar: Völkerrechtliche Fragen der

Strafbarkeit von Spionen aus der ehemaligen DDR. Heidelberg 1995; Ridder, Helmut: Die deutsch-deutsche Spionage im Okular der westdeutschen Deutschland-Jurisprudenz. Bonn 1996; Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (GBM): Unfrieden in Deutschland. Weissbuch. Mehrbänd. Werk. Gesellschaft für Rechtliche und Humanitäre Unterstützung (GRH): Unrecht im Rechts-Staat. Strafrecht und Siegerjustiz im Beitrittsge-biet. Teilbd. 5, Berlin 1995; Wagner, Klaus: Spionageprozesse. Brühl 2000; Thiemrodt, Ivo: Strafjustiz und DDR-Spionage, Berlin 2000; Nanzka, Martin: Spionage der ehemali-gen DDR gegen die Bundesrepublik Deutschland. Verfassungsrechtliche Grenzen der Strafverfolgung wegen Landesverrat, geheimdienstlicher Agententätigkeit und damit im Zusammenhang stehender Straftaten nach Herstellung der Einheit Deutschlands. Frank-furt/M. 2001.

399 Lampe, Joachim: Juristische Aufarbeitung der DDR-Spionage. Eine vorläufige Bilanz. Berlin 1999; Ders.: Politische und juristische Aspekte der Spionageprozesse. In: Weber, Jürgen; u. a. (Hg.): Eine Diktatur vor Gericht. Aufarbeitung von SED-Unrecht durch die Justiz. München 1995, S. 137 145; Marxen, Klaus (unter Mitarbeit von Petra Schäfter und Ivo Thiemrodt): Strafjustiz und DDR-Unrecht. Bd. 4.1 u. 4.2: Spionage. Berlin 2004.

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auch die Rolle des Nachrichtendienstes (weniger der Geheimpolizei) in einer Diktatur zu bestimmen. In diesem Zusammenhang stellt »Rosenholz« eine erhebliche Verbes-serung der Quellenlage dar, da es das Ensemble bisher vorhandener Unterlagen wie SIRA, Stasi-Akten, Zeitzeugenbefragungen und Ermittlungsergebnissen bereichert. Sicherlich wird der vornehmlich nachrichtendienstlich geführte Kalte Krieg ohne Berücksichtigung des westlichen Gegenparts unverständlich bleiben; auch dieses Duell gilt es näher zu beleuchten. Ferner ist »Rosenholz« kein unerhebliches Findmit-tel zur Rekonstruktion der noch ausstehenden Gesamtdarstellung zur Geschichte der HV A.

Die zeitgeschichtliche Bedeutung von »Rosenholz« soll am Beispiel von Günter Guillaume illustriert werden. »Rosenholz« kann in diesem Fall zu dem vorhandenen Bild kleinere Akzente beitragen: Über Guillaumes erste nachrichtendienstlichen Schritte berichtete er selbst in seiner Autobiographie, die tatsächlich – wie »Rosen-holz« ausweist – spätestens am 28. Februar 1953 – ihren Anfang nahmen, als er in der Kartei erfasst wurde. Gleichfalls enthält seine Karteikarte den bereits angeführten Hinweis auf Unterlagen, die einer anderen, noch existenten Akte entnommen worden sind, aber ohne den Hinweis in »Rosenholz« kaum aufgefunden worden wäre. Die Akte selbst listet eine Reihe Jugendlicher auf, die einem »Widerstandskreis der Jugend der Sowjetzone« in Potsdam angehört haben, mit dem Guillaume in Beziehung gestan-den haben wird. Welchen Charakter dieser Kontakt auch gehabt haben mag, er bietet Anknüpfungspunkte für weiter gehende Forschungen. Guillaume weist in seinen Erinnerungen insbesondere auf seinen Führungsoffizier, den Altkommunisten Paul Laufer hin, tatsächlich hatte er – wie gleichfalls der Karteikarte zu entnehmen ist – anfangs mit wesentlich kleineren Kalibern zu tun. Der Umfang der von ihm geliefer-ten Informationen erschließt sich aus den für ihn angelegten Arbeitsakten, von denen bis zu seiner Verhaftung 21 angelegt waren. Bis zu seinem Eintritt ins Kanzleramt waren es 17 Arbeitsakten, in den Jahren von 1969 bis 1974 gerade einmal vier. Die operative Hauptarbeitszeit Günter Guillaumes lag in den 1960er Jahren, nicht während seiner Referententätigkeit im Kanzleramt. Von nicht minderer Bedeutung dürfte seine Frau, Christel Guillaume (»Heinze«) gewesen sein, für die bis 1966 die 16. Arbeits-akte angelegt und bis zu ihrer Verhaftung keine weitere hinzugefügt wurde,400 und auch keine eingegangenen Informationen mehr vermerkt sind. Folglich dürfte in den Jahren die informationsbeschaffende Arbeit eher bei Günter Guillaume gelegen haben.

Ein genaueres Profil der 45 überlieferten Hinweise auf seine Informationen erlaubt die SIRA-Datenbank, aus der ersichtlich wird, dass sich 23 um SPD-interne Vorgänge, 12 um Fragen der Regierungspolitik und 9 um Gewerkschaftsfragen drehten. Zu 19 Informationen liegen Bewertungen der HV A vor: 14 hatten »mittleren Wert« (Note: III) und 5 galten als »wertvoll« (Note: II). Im Vergleich zu anderen erscheint Günter Guillaume als mittelmäßige Quelle. Seine letzte Information als Quelle datiert vom 8. April 1974. Diese Feststellung widerlegt die Auffassung von Markus Wolf, wonach

400 Vgl. Reg.-Nr. XV 11694/60.

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Guillaume bereits im Sommer 1973 die operative Tätigkeit eingestellt hätte. Anderer-seits ist belegt, dass eine bedeutende Information, ein Brief des amerikanischen Präsi-denten, die für das Strafmaß Guillaumes von Gewicht war, zwar von ihm an die HV A weitergeleitet wurde, doch dort niemals eingetroffen ist.401

Über den Horizont der »Westarbeit« des MfS hinaus erlauben die Stasi-Unterlagen und insbesondere das daraus ablesbare nachrichtendienstliche Handwerkszeug gleich-falls eine neue Qualität in der Geheimdienstforschung selbst. Lässt sich die operative Methodik verallgemeinern? Weist die HV A gemeinsame Merkmale mit anderen Aufklärungsdiensten auf? Unterscheiden diese sich in demokratischen, autoritären oder totalitären Staaten? Welche nachrichtendienstlichen Philosophien gibt es? – Um solche Fragen zu beantworten, bedarf es zunächst empirischer, fallbezogener For-schungen, für die »Rosenholz« bei der Quellenrecherche wertvoll ist.

401 Vgl. Konopatzky, Stephan: Möglichkeiten und Grenzen der SIRA-Datenbanken. In:

Herbstritt, Georg; Müller-Enbergs, Helmut (Hg.): Das Gesicht dem Westen zu … Bremen 2003, S. 112–132, hier 118–123.

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8 Dokumente

8.1 Editorische Vorbemerkung

Bei allen Dokumenten wurde eine behutsame Angleichung an die Regeln des Dudens vorgenommen. Ihre Wiedergabe erfolgt grundsätzlich nach den Originalen, wobei sie zur besseren Übersicht in ein einheitliches Druckformat gebracht wurden. Hervorhe-bungen im Original wie Unterstreichungen, Fett- oder Sperrdruck werden durch Kur-sivdruck kenntlich gemacht. Im Allgemeinen werden die Dokumente ungekürzt wie-dergegeben. Auslassungszeichen in eckigen Klammern beziehen sich auf Inhaltsver-zeichnisse, Formblätter usw. Wo es zum Verständnis der Dokumente hilfreich erscheint, werden in eckigen Klammern Teilabkürzungen ergänzt, fehlende Worte eingefügt und Verweise angebracht. Alle in Kurzform gesprochenen Abkürzungen werden in den Anmerkungen aufgelöst. Dort wird zu jedem einzelnen Dokument zuerst die jeweilige Fundstelle in der Behörde angegeben.

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8.2 Verzeichnis der Dokumente

1 Befehl 1/70 v. 15.6.1970 143

2 1. Durchführungsbestimmung zum Befehl [1]/70 v. 5.6.1970 146

3 [Erfassungsbogen] Teil C (IM in der DDR) [Juni 1970] 151

4 [Erfassungsbogen] Teil D – 3 Abgang aller IM aus der DDR [Juni 1970] 152

5 Anlage 1 zum Befehl 1/70 v. 2.10.1973 153

6 Anlage 1 zum Befehl 1/70 v. 7.7.1975 154

7 Anlage 1 zum Befehl 1/70 v. 7.7.1977 155

8 Realisierung der Richtlinie 2/79 v. 29.8.1980 156

9 Anlage 1 zum Befehl 1/70 v. 31.8.1982 157

10 Ergänzung zur operativen IM-Statistik v. 24.6.1983 158

11 Struktur zur IM-Statistik v. 31.8.1984 159

12 Neufassung der Struktur zur IM-Statistik v. 24.9.1984 222

13 Aufstellung der Objekte für den Teil A v. 12.6.1985 223

14 IM-Statistik der HV A v. 23.12.1985 224

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Dokument 1 15. Juni 1970

Befehl 1/701

Zur Vereinfachung der Führung der statistischen Unterlagen über das IM2-Netz und deren verstärkte Anwendung in der Leitungstätigkeit mit dem Ziel, größte Effektivität und Sicherheit beim Einsatz der IM im Operationsgebiet zu erreichen, befehle ich: 1. Die statistischen Unterlagen über die IM im Operationsgebiet (Struktur Teil A

und B3) sind auf Kerblochkarten umzustellen. Die Kerblochkarten treten an die Stelle der bisherigen statistischen Erfassungsbogen und werden für alle IM und KP4 im Operationsgebiet (lt. Richtlinie 2/685 und Struktur zur Analyse Teil A und B) von der Arbeitsgruppe beim Leiter der HV A6 in zwei Exemplaren ausge-fertigt. Ein Exemplar erhalten die Leiter der DE7, die Zweitexemplare verbleiben für die zentrale Erfassung und Auswertung in der AG8 beim Leiter der HV A.

Das Anfertigen von weiteren Exemplaren ist nur mit meiner Genehmigung gestat-tet.

2. Die Kerblochkarten sind von den Leitern der DE geschlossen in den mitgeliefer-ten Karteikästen aufzubewahren und wie GVS9-Dokumente zu behandeln.

3. Die Arbeitsgruppe beim Leiter der HV A ist für die Herstellung der Kerblochkar-ten, deren Nachweisführung und für die aktuelle operative Aussagekraft der sta-tistischen Unterlagen verantwortlich. Sie übergibt bis zum 1. Oktober 1970 die überarbeitete Struktur zur Analyse und die Schlüsselunterlagen den Leitern der DE und weist sie in die Arbeit mit dem Kerbschlüssel (Selektierung) ein.

1 Befehl Nr. 1/70 über die Arbeit mit den statischen Unterlagen über das IM-Netz im Opera-

tionsgebiet – IM-Erfassung und Statistik –. Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik. Stellvertreter des Ministers. Berlin, 15.6.1970. VVS 096 A 11/70. 27. Ausferti-gung, 3 Bl., gez. [Markus] Wolf, Generalleutnant. F. d. R.: Bauer, Oberstleutnant. BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 5–7.

2 IM: Inoffizieller Mitarbeiter. 3 Anlage 1 zum Befehl 1/70: Struktur Teil A u. B. Diese Anlage konnte im Bestand der

BStU bislang nicht ermittelt werden. Teil A: Operationsgebiet Bundesrepublik Deutsch-land und West-Berlin; Teil B: Operationsgebiet kapitalistisches Ausland.

4 KP: Kontaktperson. 5 Vgl. Richtlinie 2/68, abgedruckt in: Müller-Enbergs, Helmut (Hg.): Inoffizielle Mitarbeiter

des Ministeriums für Staatssicherheit. Teil 2: Anleitungen für die Arbeit mit Agenten, Kundschaftern und Spionen in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin 1998, S. 352–388.

6 HV A: Hauptverwaltung Aufklärung. 7 DE: Diensteinheit. 8 AG: Arbeitsgruppe. 9 GVS: Geheime Verschlusssache.

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4. Die Kerblochkarten sind von der AG beim Leiter der HV A auf der Grundlage der statistischen Unterlagen (Stand 30.11.69 und der gemeldeten Veränderungen bis 3.6.70) zu erarbeiten und den Leitern der DE bis zum 26.6.70 zu übergeben.

Die Leiter der Abt. XV der Bezirke vereinbaren einen Abholetermin mit der AG beim Leiter der HV A. Der Transport der Unterlagen hat streng nach den VS-Bestimmungen10 zu erfolgen.

5. Die bei den Leitern der DE vorhandenen statistischen Erfassungsbogen über IM im Operationsgebiet (Struktur Teil A und B) sind beim Empfang der Kerbloch-karten der AG beim Leiter der HV A zu übergeben.

6. Um zu gewährleisten, dass sich die statistischen Unterlagen ständig auf einem aktuellen Stand befinden, haben die Leiter der DE alle Zu- und Abgänge der IM im Operationsgebiet sofort der AG beim Leiter der HV A auf dem bekannten sta-tistischen Meldeformular mitzuteilen.

7. Veränderungen zu den Angaben der Struktur Teil A und B – Fragenkomplex I bis XIII – sind im Laufe des Monats April (bis 30.4.) bzw. im Laufe des Monats Oktober (bis 31.10.) des laufenden Jahres mit gleichem Formular der AG beim Leiter der HV A zu melden.

8. Alle übrigen statistischen Erfassungsunterlagen wie Struktur Teil B-SL11, Struk-tur Teil C DDR12-IM, Struktur Teil D-3 (Abgang DDR-IM) sind in der bisheri-gen Form weiterzuführen und werden von der Umstellung auf Kerblochkarten noch nicht berührt.

9. Der Leiter des Stabes erlässt zur Durchsetzung des Befehls die erforderlichen Durchführungsbestimmungen.13

10. Mit Inkrafttreten dieses Befehls verlieren folgende DA14 bzw. Schreiben des Leiters der HV A ihre Gültigkeit: – DA 2/62 vom 4.12.1962, – Schreiben vom 11.12.1963, – Schreiben vom 9.12.1964, – DA 1/65 vom 10.11.1965 VVS 656/65,

10 VS: Verschlusssache. 11 SL: Sozialistisches Ausland. 12 DDR: Deutsche Demokratische Republik. 13 Vgl. Dokument 2, S. 146–150. 14 DA: Dienstanweisung.

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– Schreiben vom 3.11.1966 VVS 707/66, – Schreiben vom 6.11.1967 VVS 716/67. – Die DA 7/68 vom 17.11.1968 behält hinsichtlich der Punkte II/1 und II/2

ihre Gültigkeit.15

15 Diese Dienstanweisungen und Schreiben konnten im Bestand der BStU bislang nicht

ermittelt werden.

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Dokument 2

5. Juni 1970

1. Durchführungsbestimmung zum Befehl [1]/701

Zur Gewährleistung einer einheitlichen Erarbeitung und Handhabung der statistischen Unterlagen über alle IM im Operationsgebiet, nach der Umstellung auf Kerblochkar-ten, wird wie folgt verfahren: 1. Als Grundlage für die statistische Erfassung der IM im Operationsgebiet und der

analytischen Auswertung der Unterlagen dienen die Strukturen zur Analyse mit ihren Teilen A – Operationsgebiet Westberlin/Westdeutschland, B – Operationsgebiet Kapitalistisches Ausland. Die Diensteinheiten werden angewiesen, für jeden IM aus dem Operationsgebiet alle geforderten Angaben zur Analyse ständig auf dem aktuellsten Stand zu hal-ten.

2. Mit der Umstellung auf Kerblochkarten für das IM-Netz im Operationsgebiet

(Teil A und B) kommen die bisherigen Erfassungsbogen in Wegfall. Alle anderen Dokumente wie – Erfassungsbogen B-SL (Soz[ialistische] Länder), – Erfassungsbogen B 1, – Erfassungsbogen C (DDR-IM), – Erfassungsbogen D 3 (Abgang DDR-IM) werden weitergeführt und sind wie bisher beim Leiter der DE sicher aufzubewah-ren.

3. Die an die DE übergebenen Kerblochkarten sind nach dem Stand vom 3. Juni

1970 erarbeitet und die Ausgangsbasis für das neue Melde- und Erfassungssys-tem. Ab sofort sind alle Zu- und Abgänge zum IM-Bestand des Operationsgebietes sowie alle Veränderungen, die sich innerhalb der einzelnen Vorgänge ergeben und statistisch erfasst werden müssen, schriftlich auf dem bekannten Meldefor-mular direkt an die Arbeitsgruppe beim Leiter der HV A zu senden. Alle Mel-dungen sind vom Leiter der DE bzw. dessen Stellvertreter zu unterschreiben.

1 Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik. Ministerium für Staatssicherheit.

Hauptverwaltung A. Leiter des Stabes: 1. Durchführungsbestimmung zum Befehl Nr. [1]/70 des Leiters der Hauptverwaltung A – IM-Erfassung und Statistik –, 5.6.1970. VVS MfS 096 A 12/, 5 Bl., gez. Schulze, Oberst. BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 8–12.

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Die Arbeitsgruppe beim Leiter ist für die Herstellung der Kerblochkarten ver-antwortlich und leitet diese den DE zu. Die DE haben selbständig keine Verände-rungen der Karten vorzunehmen.

4. Die Kerblochkarten sind in ihrem Behältnis so aufzubewahren, dass sie nach

– Operationsgebiet Westberlin/Westdeutschland, – Operationsgebiet Kapitalistisches Ausland getrennt stehen. Alle Neuzugänge von IM und KP im laufenden Berichtsjahr im Operationsgebiet Teil A und B sind zusammen im Abschnitt Zugänge bis zum Abschluss des Jah-resberichts aufzubewahren. In gleicher Weise wird mit den Abgängen verfahren, diese sind im Abschnitt Abgänge ebenfalls bis zum Abschluss des Jahresberichts aufzubewahren. Diese Maßnahme ist notwendig, damit bei der Abstimmung der Unterlagen der DE mit denen der Arbeitsgruppe beim Leiter der HV A zum Jahresabschluss sofort die Bewegung im betreffenden IM-Netz erfasst werden kann. Nach der Abstimmung zum Jahresabschluss sind alle Kerblochkarten von Vor-gängen mit echtem Abgang, d. h. wo die operative Verbindung abgebrochen ist und keine weiteren Maßnahmen erforderlich sind, an die Arbeitsgruppe beim Leiter zu senden. Dort sind alle Kerblochkarten über abgebrochene Verbindun-gen aufzubewahren und für die Leitung der HV A aufzuarbeiten. Die Kerblochkarten für Neuzugänge sind in den Bestand des aktiven IM-Netzes einzureihen, sodass mit Jahresabschluss in den Abschnitten Zugang und Abgang keine Kerblochkarten mehr stehen.

5. Zur weiteren Vervollkommnung der operativen Aussagekraft der statistischen

Erfassungsunterlagen haben alle DE neu hinzukommende, operativ erfasste Objek-te, Einrichtungen, Organisationen usw. unmittelbar der Arbeitsgruppe beim Lei-ter mitzuteilen, damit diese in die Strukturen und Schlüsselunterlagen einbezogen werden können. Die Arbeitsgruppe beim Leiter hat dazu die einzelnen DE recht-zeitig zu konsultieren.

6. Zur Sicherung einer exakten Halbjahres- und Jahresberichterstattung über alle

operativen Verbindungen der DE der HV A und der Abt. XV der Bezirke erfolgt in den Monaten Mai und November des laufenden Berichtsjahres eine Abstim-mung der Karteien zwischen den DE und der Arbeitsgruppe beim Leiter. Die Termine sind mit den DE festzulegen. Im Einzelnen ist wie folgt zu verfahren:

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Neuzugänge Teil A und B Bei Neuwerbungen von IM oder Aufnahme von nachrichtendienstlichen Kontak-ten (KP) ist sofort das Meldeformular vollständig auszufüllen. Bei Übernahme von IM aus DE der HV A oder der Abt. XV der BV

2 ist ein Mel-

deformular von der übernehmenden DE vollständig auszufüllen und mit dem Hinweis »Übernahme von HV A/Abt. …/Abt. XV …« kenntlich zu machen. Bei Übernahme von IM von anderen DE des MfS ist in gleicher Weise zu verfah-ren. Bei Übernahme aus dem IM-Netz Struktur Teil A in Teil B oder umgekehrt Teil B-1 oder B-SL ist – wie bei Neuwerbungen – das vollständig ausgefüllte Melde-formular mit dem Hinweis »Übernahme aus Teil A oder B, B-1 oder B-SL« kenntlich zu machen. Bei Übersiedlungen von DDR-IM ins Operationsgebiet Teil A und B ist ebenfalls ein Meldeformular, wie bei einer Neuwerbung, auszufüllen. Diese Meldeformulare sind sofort auf dem Postweg direkt an die Arbeitsgruppe beim Leiter zu senden. Von dort werden die gefertigten Kerblochkarten, unter Ausnutzung des Postweges von Referat - R - der HV A, direkt an die Abt. XV der Bezirke geschickt, den DE der HV A persönlich zu übergeben. Diese Karten sind, wie bereits angeführt, in den Abschnitt »Zugänge« des Auf-bewahrungsbehältnisses bis zum Jahresabschluss zu stellen und dann dem betref-fenden IM-Bestand Teil A oder B zuzuführen. Werden aus Neuzugängen im laufenden Berichtsjahr Abgänge, sind diese wie unter Maßnahmen für Abgänge zu bearbeiten.

Abgänge

Bei Abbrechen der operativen Verbindung und Ablage der IM-Akten ins Archiv ist das Meldeformular mit dem Decknamen des IM, dem Einstellungsgrund, ohne weitere Angaben, auszufüllen. Wird die operative Verbindung abgebrochen, der Vorgang muss aber noch aus operativen Gründen in der DE unter Kontrolle gehalten werden, ist das Melde-formular ebenfalls mit Decknamen und Einstellungsgrund, ohne weitere Anga-ben, auszufüllen. Bei Verhaftungen von IM aus dem Operationsgebiet und der Weiterführung des Vorganges bis zur endgültigen Klärung aller Probleme (Haftentlassung, Rückzug usw.) ist ein Meldeformular mit dem Einstellungsgrund, Datum der Verhaftung und Deckname des IM auszufüllen. Der IM bleibt jedoch bis zu endgültigen Klärung statistisch erfasst und muss auch über das Berichtsjahr hinaus erfasst bleiben, bis alle Fragen geklärt sind. Das gleiche trifft auch für IM in Haft zu.

2 BV: Bezirksverwaltung.

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Bei Rückzug von IM aus dem Operationsgebiet ist ein Anmeldeformular mit Deckname und dem Einstellungsgrund auszufüllen. Bei Übergabe von IM aus dem Operationsgebiet an DE der HV A, Abt. XV der Bezirke oder andere DE des MfS ist ein Meldeformular auszufüllen mit Deck-name und konkreten Angaben der übernehmenden Dienststelle. Bei Übergabe von IM des Operationsgebietes Teil A in Teil B oder umgekehrt ist ein Meldeformular mit den vollständigen Angaben auszufüllen entsprechend den Forderungen der Struktur. Alle Formulare sind auf dem Postweg direkt an die Arbeitsgruppe beim Leiter zu senden. Die Kerblochkarten über die abgebrochenen operativen Verbindungen verbleiben bis zum Jahresabschluss bei den einzelnen Diensteinheiten. Sie werden dem Gesamtbestand der IM entnommen und unter Abschnitt »Abgänge« aufbewahrt. Dies betrifft auch solche Vorgänge, die bereits im Laufe des Berichtsjahres ins Archiv abgelegt wurden. Nach Abschluss der Jahresanalyse sind die unter »Abgang« befindlichen Kerb-lochkarten über dem Postweg des Referates - R - verschlossen und versiegelt an die Arbeitsgruppe beim Leiter zu schicken.

Veränderungen

Alle Veränderungen in den IM-Vorgängen, die statistisch erfasst werden müssen, wie – andere IM-Kategorie, – Alter, Familienstand usw., – Residenturanschluss, – neuer Wohnort, – anderes Objekt, andere Einrichtung, – anderer Beruf, andere Tätigkeit Und alle Forderungen der Abschnitte I bis XIII in den Strukturen A und B sind in den Monaten April und Oktober (jeweils bis Ende dieser beiden Monate) mittels Meldeformular an die Arbeitsgruppe beim Leiter zu melden. Die Meldungen sind so abzufassen, dass jeweils in dem Abschnitt, wo Verände-rungen auftreten, der neueste Stand vollständig zu ersehen ist.

Beispiel:

a) Der IM war bisher in den Objekten 100 und 200 verankert. Aufgrund von Wechsel der Arbeitsstelle entfällt Objekt 100, dafür kommt Objekt 150 hinzu. Auf dem Meldeformular muss demzufolge angegeben sein: VII/150 und 200 (100 streichen).

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150

b) Eine Quelle wird Resident und verzieht in eine andere Stadt. Auf dem Melde-formular muss vermerkt sein: I/3 (Quelle) »streichen«, I/1 (Resident) »ankreuzen«, VIII (Wohnort) wird in gleicher Weise verfahren.

Die Arbeitsgruppe beim Leiter wird entsprechend den Veränderungsmeldungen die Kerblochkarten neu anfertigen, kerben und der betreffenden DE über den Postweg dem Referat - R - zuleiten. Durch die betreffende DE sind diese neuen Karten gegen die alten auszutauschen und letztere in eigener Zuständigkeit zu vernichten.

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Dokument 3 [Juni 1970]

[Erfassungsbogen] Teil C (IM in der DDR)1

A B C D E 19__ 1–7 1–7 1–4 BRD WSB kA

I Resident II Geh[ilfe] d. Residenten

III Führungs-IM IV Instrukteur V Funker

VI Kurier VII Werber I

VIII Ermittler/Beobachter IX Deckadresse X KW2 (Wohn[un]g/ Zimmer)

XI KO3 (Haus) XII Werber II

XIII DT4/Anlaufstelle XIV Grenz-IM XV Sicherungs-IM

XVI IMS5 XVII GMS6

XVIII Übersiedlungs-IM XIX KP

Gesamtzahl d[er] IM 1 [Erfassungsbogen] Teil C, o. D., o. O.; BStU, MfS, BV Cottbus, Abt. XV Nr. 160, Bl. 2. 2 KW: Konspirative Wohnung. 3 KO: Konspiratives Objekt. 4 DT: Decktelefon. 5 IMS: Inoffizieller Mitarbeiter zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbe-

reiches. 6 GMS: Gesellschaftlicher Mitarbeiter für Sicherheit.

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Dokument 4 [Juni 1970] [Erfassungsbogen] Teil D – 3 Abgang aller IM aus der DDR

1

Kategorie des IM A) von I Resident, bis XVII GMS, bis XVIII insgesamt. B) davon 1. Offizier im bes[onderen] Einsatz, 2. Hauptamtlich für uns tätig. C) Abgang durch

1. Übergabe an Abt[eilung] der HV A der Abt[eilung] XV (Abt[eilung] oder B[ezirks]V[erwaltung] angeben),

2. Übergabe an HA des MfS, 3. Verhaftung im Op.-Gebiet, 4. Verhaftung in DDR, 5. Verrat und Überwachung durch Gegner, 6. R-Flucht2 des IM, 7. Unfähigkeit/Ungeeignet, 8. Unzuverlässigkeit, 9. Übergang in den Teil A (Übersiedlung WD3), 10. Übergang in den Teil B (Übersiedlung kap[italistisches] Ausland), 11. Übersiedlung in den Teil B 1 C (Übersiedlung), 12. Krankheit oder Todesfall. 1.4 Dekonspiration, 2. Einstellung als Kader in das MfS, 3. Normaler Abgang aus familiären, berufl[ichen] und Altersgründen wegen

Studium, Wechsel des Wohnortes usw.

1 [Hauptverwaltung A: Struktur zur IM-Erfassung und Statistik] Teil D-3 Abgang aller IM

aus der DDR, o. D., o. O.; BStU, MfS, BV Cottbus, Abt. XV Nr. 104, Bl. 52. 2 R-Flucht: Republikflucht. 3 WD: Westdeutschland. 4 Die Zahlen 1.–3. sind handschriftlich geändert in 13.–15.

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Dokument 5 2. Oktober 1973

Anlage 1 zum Befehl 1/701

Anliegend erhalten Sie vier Blatt, die gegen die Blätter 4a, 11 und 73 ausgetauscht werden müssen. Die neu einzulegenden Blätter beinhalten folgende Änderungen oder Ergänzungen: Blatt 4 a: Ursprung des Vorganges – 21: durch Übersiedlung, Blatt 11: Ergänzung der Objektangaben durch die maoistische KPD2 und ihre Gliede-rungen, Blatt 73 und 73a: Enthält zwei neue Kategorien für DDR-IM. Es werden die haupt-amtlichen Angehörigen von [operativen] Auß[en]arbeitsgruppen (OAG) statistisch erfasst, und zwar sowohl die operativ als auch die operativ-technischen tätigen Ange-hörigen der OAG. Die ausgewechselten alten Blätter 4a, 11 und 73 sind in eigener Zuständigkeit zu vernichten. Die erforderlichen Meldungen zur Jahresstatistik 1973 (Zugänge, Abgänge, Verände-rungen) haben unter Berücksichtigung der o. a. Ergänzungen bis zum 12. November 1973 (für die Teile A und B) und bis 23. November 1973 (für die Teile C, D-3, B-1) an die Arbeitsgruppe beim Leiter der HV A zu erfolgen. Zur Jahresberichterstattung ergeht noch ein Schreiben des Leiters der HV A an alle operativen Diensteinheiten.

1 Hauptverwaltung A. Leiter des Stabes: Veränderungen und Ergänzungen der Struktur zur

op[erativ]-statistischen Erfassung. (Anlage 1 zum Befehl des Leiters der HV A – VVS A 11/70 – IM-Erfassung und Statistik -), 2.10.1973. AGL 173/73. gez. Schulze, Oberst; BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 124.

2 KPD: Kommunistische Partei Deutschlands.

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154

Dokument 6

7. Juli 1975

Anlage 1 zum Befehl 1/701

Auf Grund vorgenommener Ergänzungen, Veränderungen und Streichungen in der Struktur zur Jahresanalyse macht sich der Austausch der Seiten 8, 9, 10, 12, 13, 14, 16, 17, 18, 19, 22, 24, 25, 26, 28, 52a, 56, 57, 58, 60, 64, 67, 75, 80, 81 erforderlich. Beiliegend erhalten Sie die vorgenannten Seiten (25 Blatt) zum Austausch in Ihrem Exemplar Nr. 32. Die ausgewechselten, nunmehr ungültigen Blätter, senden Sie bitte bis zum 29. August 1975 an die Arbeitsgruppe beim Leiter zurück.

1 Ministerium für Staatssicherheit. Hauptverwaltung A. Arbeitsgruppe beim Leiter: Anla-

ge 1 zum Befehl Nr. 1/70 des Leiters der HV A v. 15.6.1970 – VVS A 11/70 – Struktur zur IM-Erfassung und Statistik –, 7.7.1975. AGL 130/75 – La/Schm. Leiter der Arbeits-gruppe Bauer, Oberstleutnant; BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 125.

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Dokument 7 7. Juli 1977

Anlage 1 zum Befehl 1/701

Auf Grund vorgenommener Ergänzungen, Veränderungen und Streichungen in der Struktur zur Jahresanalyse macht sich der Austausch der Seiten 8, 9, 10, 11, 12, 13, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 26, 27, 28, 30, 60, 63, 64, 66, 73a, 80 erforderlich. Beiliegend erhalten Sie die vorgenannten Seiten (24 Blatt) zum Austausch in Ihrem Exemplar Nr. 32. Die ausgewechselten, nunmehr ungültigen Blätter, senden Sie bitte bis zum 15. Sep-tember 1977 an die Arbeitsgruppe beim Leiter zurück.

1 Arbeitsgruppe beim Leiter: Anlage 1 zum Befehl Nr. 1/70 der HV A v. 15.6.1970 – VVS

A 11/70 – Struktur zur IM-Erfassung und Statistik, 7.7.1977. AGL 172/77 – la/schm. Lei-ter der Arbeitsgruppe Bauer, Oberstleutnant. BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 126.

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Dokument 8 29. August 1980

Realisierung der Richtlinie 2/791

Entsprechend der Richtlinie 2/79 wird die neue Kategorie »Führungs-IM« in die Teile A und B aufgenommen. Die Kategorie »S-Quelle«2 (I/6) wird künftig nicht mehr erfasst. Die bisher gemelde-ten S-Quellen werden den Kategorien O- und A-Quelle zugeordnet. Die somit frei-werdende Stelle I/6 wird mit der neuen Kategorie »Führungs-IM« belegt. Beiliegend erhalten Sie die Neufassungen der Seiten 2 und 50 der Struktur zur Jahres-analyse zum Einordnen in Ihr Exemplar. Die ausgetauschten Blätter sind in eigener Zuständigkeit zu vernichten. Außerdem sind die vorhandenen IM der Kategorie »Resident« dahingehend zu prüfen, ob sie entsprechend ihren Merkmalen der Kategorie »Führungs-IM« zugeordnet wer-den müssen. In solchen Fällen sind umgehend Veränderungsmeldungen zu fertigen und meiner Arbeitsgruppe zuzusenden.

1 Stellvertreter des Ministers: Realisierung der Richtlinie 2/79 für die operative IM-

Erfassung und -Statistik, 29.8.1980. la-schm AGL 183/80. gez. [Markus] Wolf, General-oberst; BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 127.

2 S-Quelle: Spitzen-Quelle.

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Dokument 9 31. August 1982

Anlage 1 zum Befehl 1/701

Beiliegend erhalten Sie 14 Blatt – die Seiten 2, 4, 5, 6, 48, 49, 50, 52, 53, 54, 71, 72, 76, 78 – zum Einordnen in die Struktur zur Jahresstatistik. Die ausgetauschten Blätter sind in eigener Zuständigkeit zu vernichten. Neue Meldeformulare, die die Änderungen berücksichtigen, gehen Ihnen bis Ende September 1982 zu. Einige Hinweise zu den Änderungen: 1. Die operativen Gründe, die zur Einführung der Kategorie »Führungs-IM« führten, werden analog auch auf die Kategorie »Gehilfen« sowie auf die Abschnitte II/4 und IV – Angaben über Anschluss von IM an Residenten bzw. Führungs-IM angewandt. 2. Im Verbindungswesen wird auf Grund seiner zunehmenden Bedeutung das Verbin-dungsmittel »Decktelefon« neu aufgenommen.

1 Hauptverwaltung A. Leiter des Stabes. 1. Stellvertreter: Struktur zur Jahresanalyse (Anla-

ge 1 zum Befehl 1/70 des Leiters der HV A v. 15.6.1970 – VVS A 11/70. Ex[em]pl[ar]-Nr. 32, 31.8.1982, Stab 244/82 – la/je. Gez. [Heinz] Enk, Oberst. BStU, MfS, BV Pots-dam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 128.

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Dokument 10 24. Juni 1983

Ergänzung zur operativen IM-Statistik1

Zur Erhöhung der operativen Aussagekraft der statistischen Unterlagen wird um Vor-schläge für die – Aufnahme neuer Objekte, Einrichtungen und Organisationen (Teil A/VII, B/VII) und – Streichung von Objekten, bei denen sich eine Veränderung der operativen Wertig-keit ergeben hat, gebeten, um diese bereits bei der Berichterstattung für 1983 in den Strukturen berück-sichtigen zu können (1. DB2 zum Befehl 1/70, VVS A 12/703). Die Vorschläge sind bis zum 10. September 1983 an das Referat 2 des Stabes der HV A zu übersenden. Fehlmeldung ist erforderlich.

1 Hauptverwaltung A. Stab: Ergänzungen der operativen IM-Statistik, 24.6.1983.

202/A/242783. Oberst [Heinz] Enk; BStU, MfS, BV Cottbus, Abt. XV Nr. 534, Bl. 1. 2 DB: Durchführungsbestimmung. 3 Vgl. Dokument 2, S. 146–150.

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Dokument 11 31. August 1984

Struktur zur IM-Statistik1

[Inhaltsübersicht]

Teil A (IM in BRD/WB) I. Kategorien2 1 = Resident a) im zu bearbeitenden Objekt tätig, b) in anderem Objekt tätig, c) leitet keine IM an, d) leitet nur Gehilfen an, e) leitet bis zu 3 IM an, f) leitet mehr als 3 IM an.

2 = Gehilfe des Residenten

3 = Führungs-IM a) im zu bearbeitenden Objekt tätig, b) in anderem Objekt tätig, c) leitet keine IM an, d) leitet nur Ehepartner an, e) leitet bis zu 3 IM an, f) leitet mehr als 3 IM an.

4 = Quellen a) O-Quelle3 (Direkt im Objekt verankert.), b) A-Quelle4 (Hat über zweite Person Verbindung zum Objekt. Personen

aus dem Objekt werden durch A-Quelle abgeschöpft.)

5 = Werber I

6 = Werber II 7 = Perspektiv-IM

1 Hauptverwaltung A. Stab: Struktur zur IM-Statistik, 31.8.1984. VVS – o198 A 45/84. 59.

Ausf[ertigung], Bl. 1–109. bestätigt: Geyer, Generalmajor; BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 13–121.

2 I.1 Resident – I.11 Kurier: 2. Austauschblatt, S. 4. 3 O-Quelle: Objekt-Quelle. 4 A-Quelle: Abschöpf-Quelle.

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8 = Funk-IM/Funk-Deponie a) Funkausbildung vorgesehen, b) Funkausbildung abgeschlossen, c) funktechnisch ausgerüstet, d) Anzahl der eingelagerten Funkgeräte.

9 = Ermittler

10 = Austauschbarer IM (AIM)

11 = Kurier

12 = Deckadresse5 a) bewusste Ausnutzung, b) unbewusste Ausnutzung

13 = Konspirative Wohnung a) bewusste Ausnutzung, b) unbewusste Ausnutzung

14 = Anlaufstelle a) bewusste Ausnutzung, b) unbewusste Ausnutzung

15 = Ausweichquartier a) bewusste Ausnutzung, b) unbewusste Ausnutzung

16 = Grenz-IM

17 = IMA (IM für besondere Aufgaben. Es sind nur IM zu erfassen, die aus-

schließlich zur Lösung spezieller Aufgaben eingesetzt werden und die nicht in vorgenannten Kategorien erfasst sind.)

18 = Sicherungs-IM (Zur Sicherung des Vorgangs geworbener IM – Ehepart-

ner, Familienangehöriger u. a. – Nur IM aus dem Operationsgebiet erfas-sen!)

5 I.12 Deckadresse – I.20 Kontaktperson, 2. Austauschblatt, S. 5.

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19 = IM-Vorlauf 20 = Kontaktperson (Es werden nur solche Personen erfasst

– zu denen eine stabile Verbindung unterhalten wird, – die über Zugang zu operativ bedeutsamen Informationen bzw. über Mög-

lichkeiten zur aktiven Einflussnahme verfügen, – die relativ beständig abgeschöpft, zur Durchführung aktiver Maßnahmen

genutzt und zu anderen operativen Handlungen veranlasst werden, ohne dass sie den nachrichtendienstlichen Charakter dieser Tätigkeit kennen oder durch die Anwendung spezifischer operativer Mittel und Methoden bestätigt erhalten,

– deren Werbung als IM aus politischen, operativen oder anderen Gründen nicht möglich, zweckmäßig oder notwendig ist.)

II. Persönliche Angaben6 1 Geburtsjahr, 2 Jahreszahl der Werbung, 3 Jahreszahl der Übersiedlung, 4 Offizier im besonderen Einsatz, 5 Resident angeschlossen, 6 Führungs-IM angeschlossen, 7 Zugang im Berichtsjahr durch eigene Werbung, 8 Zugang im Berichtsjahr durch Übernahme von … Abt[eilung] oder BV ange-

ben), 9 Geschlecht (weiblich/männlich), 10 Nationalität, 11 Familienstand (ledig/verheiratet/geschieden), 12 Fremdsprachenkenntnisse – ausreichend zur Verständigung (englisch/ita-

lienisch/französisch).

III. Angaben zur Werbung 1a) Werbung in DDR, 1b) Werbung im Operationsgebiet, 2a) Ideologische Basis, 2b) Materielle Basis, 2c) Verwendung von Druckmitteln, 2d) Werbung unter fremder Flagge, 2e) Selbststeller, 2f) Persönliche Zuneigung zur Bezugsperson, 3a) Werbung durch Mitarbeiter des MfS,

6 II. Persönliche Angaben – III. Angaben zur Werbung, Original, S. 6.

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3b) Werbung durch DDR-IM, 3c) Werbung durch IM aus dem Operationsgebiet. IV. Ursprung des Vorganges7 1 IM aus dem Operationsgebiet, 2 Stützpunkt-IM im Operationsgebiet, 3 DDR-IM im Operationsgebiet (zeitweilig), 4 DDR-IM der HV A, 5 Stützpunkt-IM in der DDR, 6 DDR-IM der Abwehrlinien/andere direkte Hinweise, 7 aus dem Meldewesen der DDR/Eingaben, 8 aus offiziellen Kontakten, 9 Auswertung offizieller Materialien, 10 aus Auslandsvertretungen der DDR, 11 aus Informationen der HA VI, 12 aus Leipziger Messe, 13 aus M-Post, 14 aus Wehrerfassungsunterlagen/Musterungsgesprächen, 15 von Bruderorganen, 16 Selbststeller, 17 durch Übersiedlung, 18 aus sonstigen Möglichkeiten (konkrete Angaben dazu). V. Objekte8 Zentrale Objekte der BRD 1 = Bundeskanzleramt, 2 = Bundespräsidialamt, 3 = Bundestag, 4 = Bundesrat, 5 = Verwaltung des Deutschen Bundestages Bonn, 6 = Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 7 = Ausweichsitz der Bundesregierung, 8 = Ständige Vertretung der BRD in der DDR, 9 = Bundesnachrichtendienst, 10 = Zentralstelle für Chiffrierwesen Bad Godesberg, 11 = Bundesstelle für Fernmelde-Statistik, 12 = US-Geheimdienst in der BRD, 13 = US-Geheimdienst in WB, 14 = Britischer Geheimdienst in BRD/WB, 15 = Französischer Geheimdienst in BRD/WB,

7 IV. Ursprung des Vorganges, Originalseite 7. 8 V. Objekte – V.16 Sonstige ausländische Geheimdienste, 1. Austauschblatt, S. 8.

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16 = Sonstige ausländische Geheimdienste in BRD/WB.9 Bundesministerien und nachgeordnete Dienststellen

10

25 = Auswärtiges Amt, 26 = Nachgeordnete Dienststellen des AA in BRD/WB, 27 = Auslandsvertretungen/Ständige Vertretungen der BRD bei internationalen

Organisationen, 28 = US-Mission in Westberlin, 29 = US-Botschaft in BRD, 30 = Nachgeordnete Dienststellen der US-Botschaft in BRD, 31 = Britische Botschaft in BRD, 32 = Nachgeordnete Dienststellen der Britischen Botschaft in BRD, 33 = Französische Botschaft in BRD, 34 = Nachgeordnete Dienststellen der Französischen Botschaft in BRD, 35 = Sonstige diplomatische Vertretungen in BRD, 36 = Nachgeordnete Dienststellen sonstiger diplomatischer Vertretungen in

BRD,11 37 = Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD), Bonn.12 40 = Bundesministerium des Innern 41 = Bundeskriminalamt Wiesbaden (Staatsschutz), 42 = Abt. Sicherungsgruppe Bad Godesberg, 43 = Abt. Staatsschutz/Abt. Terrorismus Bad Godesberg, 44 = Bundesamt für Verfassungsschutz, 45 = Landesamt für Verfassungsschutz, 46 = Bundesanstalt für Zivilschutz und nachgeordnete Dienststellen.13 48 = Akademie für zivile Verteidigung, 49 = Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, 50 = Bundesverband für den Selbstschutz, 51 = Polizeiorgane der BRD, 52 = Polizei-Führungsakademie (PFA), Münster, 53 = Polizeischulen der Länder, 54 = Zoll, 55 = Bundesgrenzschutz, 56 = Grenzschutzeinzeldienst (GSE),

9 Felder V.17 – V.24 unbesetzt. 10 Bundesministerien und nachgeordnete Dienststellen – V.35 Sonstige diplomatische Vertre-

tungen in BRD, 1. Austauschblatt, S. 9. 11 V.36 Nachgeordnete Dienststellen sonstiger diplomatischer Vertretungen in BRD – V.56

Grenzschutzeinzeldienst, 1. Austauschblatt, S. 10. 12 Felder V.38 – V.39 unbesetzt. 13 Feld V.47 unbesetzt.

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57 = Funkbeobachtungsdienst des BGS,14 58 = Bayerische Grenzpolizei (BGP), 59 = Grenzschutzdienst Koblenz, Inpol u. a. Fahndungsspeicher, 60 = Bundesverwaltungsamt, 61 = Beschaffungsstelle des BMI, 62 = Bundeszentrale für Politische Bildung mit Ostkolleg Bonn und Länder-

zentralen, 63 = Bundesarchiv, 64 = Statistisches Bundesamt, 65 = Umweltbundesamt Westberlin, 66 = Bundesinstitut für Sportwissenschaft, 67 = Bundesdisziplinaranwalt, 68 = Bundesbeauftragter für den Datenschutz.15 72 = Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (BMB) 73 = Arbeitskreis für vergleichende Deutschlandforschung, 74 = Deutschlandhaus in Bonn, Westberlin u. a. Städten, 75 = Kuratorium »Unteilbares Deutschland«, 76 = Paul-Loebe-Institut Westberlin, 77 = Studiengesellschaft für staatspolitische Öffentlichkeitsarbeit, 78 = Volksbund für Frieden und Freiheit,16 79 = Verein Deutsche Nationalversammlung, 80 = Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher, 81 = Gesamtdeutsche Arbeitsgemeinschaft, 82 = Unabhängige Vereinigung »Neue Politik«, 83 = Goethe-Institut München und angeschlossene Institutionen, 84 = Institut für Ostrecht der Universität Köln, 85 = Seminar für deutsche und nordische Rechtsgeschichte/Abt. Ostrechtsfor-

schung der Universität Hamburg, 86 = Radio Free Europa, München, 87 = Radio Liberty, München, 88 = Samisdat-Archiv e. V., München, 89 = Gesamtdeutsches Institut – Bundesanstalt für gesamtdeutsche Aufgaben

und angeschlossene Stellen, 90 = Forschungsstelle für gesamtdeutsche wirtschaftliche und soziale Fragen, 91 = Informationsstelle für DDR-Forschung, Bonn,

14 V.57 Funkbeobachtungsdienst des BGS – V.77 Studiengesellschaft für staatspolitische

Öffentlichkeitsarbeit; 1. Austauschblatt, S. 11. 15 Felder V.69 – V.71 unbesetzt. 16 V.78 Volksbund für Frieden und Freiheit – V.98 Vereinigung 17. Juni e.V.; 1. Austausch-

blatt, S. 12.

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92 = Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU), 93 = Hanns-Seidel-Stiftung (CSU), 94 = Otto-Benecke-Stiftung, 95 = Friedrich-Naumann-Stiftung, 96 = Friedrich-Ebert-Stiftung, 97 = Hermann-Ehlers-Stiftung e. V., Hamburg, 98 = Vereinigung 17. Juni e. V., 99 = Deutsche Gesellschaft für die UN,17 100 = Verein für das Deutschtum im Ausland, 101 = Institute der Ost-, Osteuropa- und Südosteuropa-Forschung und deren

Gesellschaften und Archive, München, 102 = Koordinierungsausschuss für Osteuropaforschung, Gießen, 103 = Ständiges Sekretariat für die Koordinierung der bundesgeförderten Osteu-

ropaforschung, 104 = Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGfM), 105 = Deutsche Liga für Menschenrechte e. V., München, 106 = Amnesty International, 107 = Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien, Köln, 108 = Deutsche Arbeitsgruppe für Ost-West-Beziehungen, München, 109 = Arbeitskreis für Ost-West-Fragen, Bonn, 110 = Inter Nationes e. V., Bonn, 111 = Institut für Zukunftsforschung, Westberlin, 112 = Institut für politische Wissenschaften der FU in WB, 113 = Aspen-Institut (humanistische Studien e. V.), Westberlin, 114 = Wissenschaftszentrum Berlin GmbH (WZB), Westberlin, 115 = Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), 116 = Historische Kommission zu Berlin, Westberlin, 117 = Informationszentrum Berlin (IZB), Westberlin, 118 = Osteuropa-Institut der FU Westberlin,18 119 = Otto-Suhr-Institut der FU Westberlin, 120 = Zentralinstitut für Sozialwissenschaftliche Forschung der FU (ZIG19),

Westberlin, 121 = Internationales Begegnungszentrum der Wissenschaft (IBZ), 122 = Institut for Advanced Study/Wissenschaftskolleg Westberlin, 123 = Arbeitsgemeinschaft für deutsche Politik Siegerland/Westerwald,

17 V.99 Deutsche Gesellschaft für die UN – V.117 Informationszentrum Berlin (IZB), West-

Berlin; 1. Austauschblatt, S. 25. 18 V.118 Osteuropa-Institut der FU West-Berlin – V.134 Institut für marxistische Studien

und Forschungen, Frankfurt/M.; 1. Austauschblatt, S. 14. 19 Richtig: ZI 6.

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124 = Gesellschaft für Forschung und internationale Kooperation auf dem Gebiet der Publizistik,

125 = Unabhängige Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (USED), 126 = Archiv für gesamtdeutsche Fragen, 127 = Büro für gesamtdeutsche Hilfe, 128 = Institut für Gesellschaft und Wissenschaft der Universität Erlangen-

Nürnberg (IGW), 129 = »Collegia Politica« Erlangen, 130 = Unabhängige Forschungsstelle für Strategie, Abrüstung und Rüstungs-

kontrolle, 131 = Evangelische Akademien Westberlin, Bad Boll, Loccum, Tutzing, 132 = Vereinigung Deutscher Wissenschaftler – Gewaltfreier Widerstand, 133 = Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik und Forschungsinstitut e.

V. (DGAP), Bonn, 134 = Institut für marxistische Studien und Forschungen, Frankfurt (Main), 135 = Deutsch-Tschechoslowakische Gesellschaft,20 136 = Gesellschaft für politische Bildung e. V., Würzburg, 137 = Johann-Gottfried-Herder-Forschungsinstitut Marburg, 138 = Internationales Institut für Politik und Wirtschaft, Hamburg (»Haus Ris-

sen«), 139 = Berliner Friedensforum, Westberlin, 140 = Institut für politische Wissenschaft, Ostrecht und vergleichendes Staats-

recht der Universität Würzburg, 141 = Internationales Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus der

Universität Regensburg, 142 = Stiftung Wissenschaft und Politik Ebenhausen/München, 143 = Bund der Vertriebenen (BdV) und Vereinigte Landsmannschaften und

Landesverbände, Bonn, 144 = Gesamtverband der Sowjetzonen-Flüchtlinge, 145 = Bund der Mitteldeutschen (BMD), Bonn, 146 = Gesellschaft für Deutschlandforschung, Westberlin, 147 = Seminar für politische Wissenschaften der Universität Bonn, 148 = Deutscher Staatsbürgerinnen-Verband Westberlin, 149 = Institut für Außenhandel und Überseewirtschaft der Universität Hamburg, 150 = Zentralverband Politischer Flüchtlinge und Ostgeschädigter e. V., 151 = Vereinigung der Opfer des Stalinismus e. V., Bonn, 152 = Institut für Recht, Politik und Gesellschaft der sozialistischen Staaten der

Universität Kiel, 153 = Union der Vertriebenen und Flüchtlinge Westberlin,21

20 V.135 Deutsch-Tchechoslowakische Gesellschaft – V.152 Institut für Recht, Politik und

Gesellschaft der sozialistischen Staaten der Universität Köln; 1. Austauschblatt, S. 15. 21 V.153 Union der Vertriebenen und Flüchtlinge West-Berlin – V.175 Deutsche China-

Gesellschaft; 1. Austauschblatt, S. 16.

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167

154 = Archiv und Forschungsstelle für unabhängige und oppositionelle Litera-tur Osteuropas der Universität Bremen (Bremer Archiv),

155 = Beratungsstelle ehemaliger politischer Häftlinge aus der DDR, Frankfurt (Main).22

Maoistische/Trotzkistische Organisationen 165 = Gruppe Internationaler Marxisten (GIM), 166 = Bund Westdeutscher Kommunisten (BWK), 167 = »Volksfront gegen Reaktion, Faschismus und Krieg«, 168 = Revolutionäre Gewerkschaftsopposition (RGO), 169 = Kommunistischer Bund Westdeutschlands (KBW), 170 = »Kommunistischer Bund«, Hamburg, 171 = Kommunistische Partei Deutschlands, Dortmund (früher KPD/ML), 172 = Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD), 173 = Trotzkistisch-Maoistische Gruppe, 174 = Anarchistische Gruppe, 175 = Deutsche China-Gesellschaft, 176 = Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF),23 177 = Deutsch-Albanische Freundschaftsgesellschaft (DAFG), 178 = Europäische Arbeiterpartei (EAP), 179 = Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD in der BRD, 180 = Deutsche Volksunion, München, 181 = Kommunistische Liga, 182 = Liga gegen [den] Imperialismus, 183 = Trotzkistische Liga Deutschlands (TLD), 184 = NTS »Bund russischer Solidaristen« (Emigrantenorganisation), 185 = possev-Verlag (NTS), Frankfurt (Main).24

Militärische Objekte25 195 = Bundesministerium der Verteidigung und nachgeordnete Führungsstäbe

und Ämter, 196 = Bundessicherheitsrat, 197 = Hauptquartier der Armeegruppe Mitte des NATO-Abschnittes Europa-

Mitte (CENTAG), Mannheim-Seckenheim, 198 = Hauptquartier der Armeegruppe Nord des NATO-Abschnittes Europa-

Mitte (NORTHAG), Rheindahlen,

22 Felder V.156 – V.164 unbesetzt. 23 V.176 Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF) – V.185 possev-Verlag

(NTS), Frankfurt/M.; 1. Austauschblatt, S. 17. 24 Felder V.186 – V.194 unbesetzt. 25 V.195 Bundesministerium der Verteidigung und nachgeordnete Führungsstäbe und Ämter

– V.211 Divisions-Brigadestab der Alliierten; 1. Austauschblatt, S. 18.

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199 = NATO-Oberkommando Europa-Nord (AFNORTH), 200 = NATO-Landstreitkräfte Jütland (COMLANDJÜT), Rendsburg, 201 = NATO-Kommando Seestreitkräfte Ostseeausgänge (COMNAVBAL-

TAP), Kiel-Holtenau, 202 = Hauptquartier US-Streitkräfte Europa (USEUCOM), 203 = Hauptquartier US-Landstreitkräfte Europa (USAREUR), 204 = Hauptquartier US-Luftstreitkräfte Europa (USAFE), 205 = Alliierte Kommandantur Westberlin mit Nachfolgeeinrichtungen, 206 = Sonstige NATO-Stäbe und -Einrichtungen in der BRD, 207 = Kommando der Alliierten Luftstreitkräfte in Mitteleuropa (AAFCE),

Rheindahlen, 208 = 2. Alliierte Taktische Luftflotte (2. ATAF), Rheindahlen, 209 = 4. Alliierte Taktische Luftflotte (4. ATAF), Heidelberg, 210 = Armee-Korpsstab der Alliierten, 211 = Divisions-Brigadestab der Alliierten, 212 = Sonstige militärische Einheiten der Alliierten,26 213 = Territorialkommando der Bundeswehr, 214 = Wehrbereichskommando (WBK) und Wehrbereichsverwaltung (WBV)

der Bundeswehr und nachgeordnete Dienststellen und Einrichtungen der Bundeswehr,

215 = Stäbe der Bundeswehr ab Brigade aufwärts, 216 = Sonstige militärische Einheiten und Einrichtungen des Heeres, 217 = Basen des fliegenden Warn- und Kontrollsystems (AWACS) in der BRD, 218 = Sonstige militärische Einheiten und Einrichtungen der Luftwaffe, 219 = Sonstige militärische Einheiten und Einrichtungen der Marine, 220 = Amt für Sicherheit der Bundeswehr, 221 = Militärischer Abschirmdienst (MAD), 222 = Amt für Militärkunde, München, 223 = Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung sowie unterstellte Einrich-

tungen, 224 = Bundessprachenamt, 225 = Verwaltungs- und Sprachschulen der Bundeswehr, 226 = Offiziers- und Truppenschulen der Bundeswehr,27 229 = Munitionsdepot, 230 = Treibstoffdepot, 231 = Kernwaffenlager,28

26 V.212 Sonstige militärische Einheiten der Alliierten – V.230 Treibstoffdepot; 1. Aus-

tauschblatt, S. 19. 27 Felder V.227 – V.228 unbesetzt. 28 V.231 Kernwaffenlager – V.253 Objekte, Dienststellen und Einheiten der elektronischen

Kampfführung (ELOKA); 1. Austauschblatt, S. 20.

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232 = Versorgungsdepot, 233 = Sonstige Versorgungseinrichtungen der Alliierten, 234 = Sonstige Versorgungseinrichtungen der Bundeswehr,29 237 = Abschussbasen für Raketen (Alliierte), 238 = Abschussbasen für Raketen (Bundeswehr), 239 = Militärflugplatz, 240 = Zivilflugplatz, 241 = Werksflugplatz, 242 = Sonstige alliierte militärische Dienststellen, 243 = Wehrersatzämter, 244 = Sonstige Bundeswehr-Dienststellen, 245 = Häfen und Umschlagplätze, 246 = Eisenbahnknotenpunkte, 247 = Pipeline,30 250 = Rechenzentren der Bundeswehr, 251 = Amt für Nachrichtenwesen der Bundeswehr, 252 = Zentrale für Funkanalyse (ZfFu), 253 = Objekte, Dienststellen und Einheiten der elektronischen Kampfführung

(ELOKA), 261 = Erprobungsstelle 91-Meppen (Landstreitkräfte),31 262 = Bundeswehr-Hochschule Hamburg, 263 = Bundeswehr-Hochschule München, 264 = Führungsakademie der Bundeswehr, 265 = Fachhochschule des Heeres Darmstadt, 266 = Erprobungsstelle 71-Eckernförde (Marine), 267 = Erprobungsstelle 61-Manching (Luft), 268 = Erprobungsstelle 41-Teier (Panzer), 269 = Sonstige kriegswichtige Forschungseinrichtungen, 270 = Materialprüfstelle der Bundeswehr Erding, 271 = Materialamt der Bundeswehr Crailsheim, 272 = Wehrwissenschaftliche Dienststelle der Bundeswehr für ABC-Schutz,

Münster, 273 = Dräger-Werke, Lübeck, 274 = Auer-Werke f. Berlin, 275 = Akademie des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr, Mün-

chen, 276 = Sonstige Objekte der Pharmakologie/Toxikologie,32

29 Felder V.235 – V.236 unbesetzt. 30 Felder V.248 – V.249 unbesetzt. 31 V.254 [unbesetzt] – V.275 Akademie des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundes-

wehr, München; 1. Austauschblatt, S. 21; Felder V.254 – V.260 unbesetzt.

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170

277 = Sonstige Objekte der biologischen und chemischen Kriegführung sowie des ABC-Schutzes.33

290 = Bundesministerium für Wissenschaft und Bildung34 295 = Bundesministerium für Wirtschaft 296 = Treuhandstelle für Industrie und Handel (TIH), 297 = Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft Eschborn, 298 = Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Köln, 299 = Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Köln, 300 = Wirtschaftsvereinigung Eisen und Stahl, Düsseldorf, 301 = Zentralverband der elektronischen Industrie (ZVEI), Frankfurt (Main), 302 = Verband der chemischen Industrie, Frankfurt (Main), 303 = Bundesverband der Luft-, Raumfahrt- und Ausrüstungsindustrie, Bonn, 304 = Bundesverband Deutscher Banken (BDB), Köln, 305 = Arbeitsgemeinschaft Handel mit der DDR, 306 = Ostausschuss der deutschen Wirtschaft, 307 = Deutscher Industrie- und Handelstag (DIHT), Bonn, 308 = Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), Köln, 309 = Landesverband Berlin im BDI, 310 = Verband der Automobil-Industrie, 311 = Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit in der Wirtschaft (ASW), Bonn, 312 = Landesstelle für Betriebsschutz e. V., Stuttgart, 313 = Vereinigung für Sicherheit in der Wirtschaft e. V. (VSW), Mainz, 314 = Verband für Sicherheit in der Wirtschaft e. V., (VSW), Essen, 315 = Verband für Sicherheit in der Wirtschaft Norddeutschlands e. V.

(VSWN), Hamburg, 316 = Rüstungswirtschaftlicher Arbeitskreis (RAK) des BMVtg., 317 = Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten (VDMA), Frankfurt (Main),35 318 = Verein Deutscher Ingenieure (VDI), Düsseldorf, 319 = Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR), Bonn, 320 = Bundeskartellamt,

32 V.276 Sonstige Objekte der Pharmakologie/Toxikologie – V.297 Bundesamt für gewerbli-

che Wirtschaft Eschborn; 1. Austauschblatt, S. 22. 33 Felder V.278 – V.289 unbesetzt. 34 Felder V.291 – V.294 unbesetzt. 35 V.317 Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten (VDMA), Frankfurt/M. – V.334; 1.

Austauschblatt, S. 24.

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321 = Bundesstelle für Außenhandelsinformation Köln, 322 = Industrie- und Handelskammer Westberlin, 323 = Konferenz der Akademien der Wissenschaften der BRD in Mainz, 324 = Kulturkreis im Bundesvorstand der Deutschen Industrie e. V., Köln.36 330 = Bundesministerium für Forschung und Technologie37 335 = Bundesministerium der Finanzen38 336 = Bundesrechnungshof, 337 = Bundesfinanzverwaltung, 338 = Bundesamt für Finanzen.39 340 = Bundesministerium für Justiz 341 = Bundesgerichtshof Karlsruhe, 342 = Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof, 343 = Bundesverwaltungsgericht Westberlin, 344 = Bundesfinanzhof München, 345 = Bundespatentgericht München, 346 = Bundesdisziplinargericht Frankfurt (Main), 347 = Oberstes Rückerstattungsgericht Herford, 348 = Bundesverfassungsgericht, 349 = Oberlandesgericht der BRD und Kammergericht Westberlin, 350 = Bundeszentralregister (BZR), 351 = Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen, Salzgitter40 355 = Bundesministerium für Verkehr41 356 = Kraftfahr-Bundesamt Flensburg, 357 = Bundesanstalt für Flugsicherung, 358 = Bundesbahn, 359 = Kommunale Verkehrsbetriebe.42 365 = Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit 366 = Deutsche Stiftung für internationale Entwicklung, 367 = Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, 368 = Deutscher Entwicklungsdienst,

36 Felder V.325 – V.329 unbesetzt. 37 Felder V.331 – V.334 unbesetzt. 38 V.335 Bundesministerium der Finanzen – V.354; 1. Austauschblatt, S. 25. 39 Feld V. 339 unbesetzt. 40 Felder V.352 – V. 354 unbesetzt. 41 V.355 Bundesministerium für Verkehr – V. 374; 1. Austauschblatt, S. 26. 42 Felder V.360 – V.364 unbesetzt.

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369 = Deutsche Finanzierungsgesellschaft für Beteiligung in Entwicklungs-ländern.43

375 = Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung44 376 = Zentralstelle für Arbeitsvermittlung, Frankfurt (Main), 377 = Bundesanstalt für Zivilschutz, 378 = Bundesamt für Arbeit, Nürnberg.45 380 = Bundesministerium für Post- und Fernmeldewesen 381 = Fernmeldetechnisches Zentralamt (FTZ), Darmstadt, 382 = Posttechnisches Zentralamt, 383 = Bundespost.46 385 = Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau 386 = Bundesbaudirektion, 387 = Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung.47 390 = Bundesministerium für Jugend, Familie, Gesundheit48 394 = Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forst 395 = Bundesamt für Ernährung und Forstwirtschaft.49 Andere staatliche Dienststellen auf Landes- und unteren Ebenen 400 = Landesregierungen, 401 = Landtag, 402 = Innenministerium/Senatoren der Länder, 403 = Westberliner Senat, 404 = Abgeordnetenhaus Westberlin, 405 = Bevollmächtigter der Bundesregierung für Berlin, 406 = Staatsarchive, 407 = Bundesdruckerei Westberlin und Zweigstellen in Bonn und Neu-

Isenburg, 408 = Kreisverwaltungen,

43 Felder V.370 – V.374 unbesetzt. 44 V. 375 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung – V. 393; 1. Austauschblatt,

S. 27. 45 Feld V.379 unbesetzt. 46 Feld V.384 unbesetzt. 47 Felder V.388 – V.389 unbesetzt. 48 Felder V.391 – V.393 unbesetzt. 49 Felder V.396 – V.399 unbesetzt.

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409 = Kreistag, 410 = Stadtverwaltungen, 411 = Stadtverordnetenversammlung, 412 = Gemeinderat/Gemeindevertretung,50 413 = Justizorgane, 414 = Sonstige Dienststellen des Staatsapparates, 415 = Landesamt für Datenverarbeitung, 416 = Datenverarbeitungszentralen/Kommunale Gebietsrechenzentren, 417 = Datenbanken auf Bundesebene, 418 = Datenbanken auf Landesebene, 419 = Einwohnermeldeämter (Ordnungsämter, Staatsangehörigkeitsbehörden), 420 = Personalausweis- und Passwesen, 421 = Betriebe/Einrichtungen, die mit Produktion von Ausweisen befasst sind, 422 = Ausländerwesen, 423 = Arbeitsamt, 424 = Versicherungswesen, 425 = Datenstelle der Rentenversicherungsträger, Würzburg und BfA/LVA, 426 = Finanzamt, 427 = Kraftfahrzeugwesen (Zulassungsstellen), 428 = Personenstandswesen (Standesämter), 429 = Standesamt 1 Westberlin, 430 = Führungszeugniswesen, 431 = Fachschulen für Verwaltungs- und Rechtspflege.51 Parteien und Organisationen: Parteien, Gewerkschaften, Organisationen, Friedens-bewegung 445 = CDU-Führungsgremien auf Bundesebenen, 446 = CSU-Führungsgremien auf Bundesebenen, 447 = SPD-Führungsgremien auf Bundesebenen, 448 = FDP-Führungsgremien auf Bundesebenen, 449 = Bund Freies Deutschland (BFD), 450 = Bürgerpartei (BPa),52 451 = Partei der »Grünen«, 452 = Alternative Liste Westberlin, 453 = DFU, 454 = NPD,

50 V.412 Gemeinderat/Gemeindevertretung – V.431 Fachschulen für Verwaltungs- und

Rechtspflege: 1. Austauschblatt, S. 29. 51 Felder V.432 – V.444 unbesetzt; V. 432 – V.449 Bund Freies Deutschland (BFD): 1.

Austauschblatt, S. 30. 52 V.450 Bürgerpartei (BPa) – V.472 IG Metall: 1. Austauschblatt, S. 31.

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455 = »Die Republikaner« (CSU53), 456 = »Liberale Demokraten« (FDP54), 457 = Sonstige Parteien und politische Gruppierungen.55 460 = DGB-Bundesvorstand, 461 = IG Bau-Steine-Erden, 462 = IG Bergbau-Energie, 463 = IG Chemie-Papier-Keramik, 464 = IG Druck und Papier, 465 = Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands, 466 = Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, 467 = Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft, 468 = Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherung, 469 = Gewerkschaft Holz und Kunststoff, 470 = Gewerkschaft Kunst, 471 = Gewerkschaft Leder, 472 = IG Metall, 473 = Gewerkschaft Nahrung, Genuss und Gaststätten,56 474 = Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport, Verkehr (ÖTV), 475 = Deutsche Postgewerkschaft, 476 = Gewerkschaft Textil und Bekleidung, 477 = Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG), 478 = Gewerkschaft der Polizei, 479 = Komitee für das Recht auf unabhängige Gewerkschaften, unabhängig von

Staat und Regierung in Ostdeutschland, für die Verteidigung der unab-hängigen Gewerkschaften in Westdeutschland, Düsseldorf,57

484 = Sonstige Gewerkschaftsorganisationen, 485 = Junge Union, 486 = Arbeitsgemeinschaft der Ostsektor-Kreisverbände (AOK), Westberlin

(Junge Union), 487 = Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten in der SPD, 488 = Sozialistische Jugend »Die Falken«, 489 = Naturfreunde-Jugend, 490 = Deutsche Jugend in Europa, 491 = Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt (AWO), 492 = Kameradschaftsring Nationaler Jugendverbände,

53 Richtig: Rep. 54 Richtig: LD. 55 Felder V.458 – V.459 unbesetzt. 56 V.473 Gewerkschaft Nahrung, Genuss und Gaststätten – V.492 Kameradschaftsring Nati-

onaler Jugendverbände: 1. Austauschblatt, S. 32. 57 Felder V.480 – V.483 unbesetzt.

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493 = Junge Liberale,58 494 = Vereinigung Unabhängiger Sozialisten, 495 = Sozialistischer Bund, 496 = Kampagne für Demokratie und Abrüstung,59 500 = Ring Christlich-Demokratischer Studenten, 501 = Nationaldemokratischer Hochschulbund, 502 = Sozialistischer Hochschulbund, 503 = Vereinigte Deutsche Studentenschaft, 504 = Allgemeine Studentenausschüsse (AStA), 505 = Schüler-Union,60 510 = Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und Nachfolgeeinrichtungen, 511 = Katholische Kirche in der BRD und Nachfolgeeinrichtungen, 512 = Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner e. V., 513 = Internationale der Kriegsdienstgegner, 514 = Verband der Kriegsdienstverweigerer,61 517 = Kuratorium »Notstand der Demokratie«, 518 = Aktion »Januar 68«, 519 = Presseausschuss der Demokratischen Aktion (PDA), 520 = Fränkischer Kreis, 521 = Humanistische Union, 522 = Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste e. V. (ASV), 523 = Gesellschaft für Deutschlandpolitik Westberlin e. V., 524 = Internationale Organisation der Studenten der Volkswirtschaft (AISEC), 525 = Schriftstellerverband (VS) und PEN-Zentrum, 526 = Komitee für Frieden, Abrüstung und Zusammenarbeit, 527 = Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz, 528 = Alternative Liste für Demokratie und Umweltschutz, 529 = Bundeskongress Autonomer Friedensinitiativen, 530 = Arbeitskreis Atomwaffenfreies Europa, Westberlin,62 532 = Pax Christi – Deutsches Sekretariat, Frankfurt (Main), (Internationale

Katholische Friedensbewegung), 533 = Aktion Ost-West im BDKJ – AG für europäische Friedensfragen, Mün-

chen, 534 = Aktionsgemeinschaft katholischer Vertriebenenorganisationen, München,

58 V.493 Junge Liberale – V.514 Verband der Kriegsdienstverweigerer: 1. Austauschblatt, S.

33. 59 Felder V.497 – V.499 unbesetzt. 60 Felder V.506 – V.509 unbesetzt. 61 Felder V.515 – V.516 unbesetzt; V.515 – V.535 Hessische Stiftung für Friedens- und

Konfliktforschung, Frankfurt/M.: 1. Austauschblatt, S. 34. 62 Feld V.531 unbesetzt.

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535 = Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt (Main),

536 = Konferenz für Europäische Atomare Abrüstung (Konventbewegung),63 537 = Liaison-Komitee (Vereinigung westeuropäischer Friedensorganisatio-

nen), 538 = Katholische Militärseelsorge in der BRD, 539 = Königsteiner Anstalten mit Albert-Magnus-Kolleg/Ostakademie König-

stein/Ostpriesterakademie/Ostpriesterhilfe, 540 = Maximilian-Kolbe-Werk e. V., Freiburg (Kathol[ische] Kirche), 541 = Ständiger Arbeitskreis für Ostfragen beim ZK der deutschen Katholiken, 542 = Weltkirchenrat Genf.64 Soldatenverbände/militaristische Organisationen 580 = VDS,65 581 = HIAG, 582 = Stahlhelm, 583 = Verband der Reservisten der Bundeswehr, 584 = Gesellschaft für Wehrkunde, 585 = Arbeitskreis Militär- und Sozialwissenschaft (AMS), München, 586 = Bundes-Luftschutzverband, 587 = Deutsches Rotes Kreuz, 588 = Sonstige Soldaten- und Traditionsverbände, 589 = Sonstige militärische Hilfsorganisationen, 590 = Technisches Hilfswerk.66

Objekte der Forschung/Entwicklung/Wissenschaft/Produktion/Technik und Landwirt-schaft 600 = Kraftwerksunion KWU, Erlangen,67 601 = Nukem, Hanau, 602 = Alkem, Hanau, 603 = Deutsche Gesellschaft zur Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen

(DWK), Hannover, 604 = Gesellschaft für Reaktorsicherheit, Köln,68 606 = Herkömmliche Großkraftwerke,

63 V.536 Konferenz für Europäische Atomare Abrüstung (Konventbewegung) – V.554: 1.

Austauschblatt, S. 35. 64 Felder V.543 – V.579 unbesetzt; V. 555 – V.579: 1. Austauschblatt, S. 36. 65 V.580 VDS – V.599: 1. Austauschblatt, S. 37. 66 Felder V.591 – V.599 unbesetzt. 67 V.600 Kraftwerksunion (KWU), Erlangen – V.618: 1. Austauschblatt, S. 38. 68 Feld V.605 unbesetzt.

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607 = Sonstige Objekte der Energieerzeugung,69 610 = Kernforschungsanstalt (KFA), Jülich, 611 = Hahn-Meitner-Institut (HMI), Westberlin, 612 = Interatom Bensberg, 613 = Kernforschungszentrum (KfK), Karlsruhe, 614 = Sonstige Objekte der Kernindustrie und Forschung,70 619 = Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover,71 620 = Sonstige Objekte der Lagerstättenforschung und -ausbeutung,72 623 = Hoechst-AG, Frankfurt (Main),73 624 = Sonstige Objekte der Chemischen Industrie und Forschung, 627 = Sonstige Objekte des Chemieanlagenbaus,74 630 = Sonstige Objekte der Petrolchemie,75 633 = Agfa-Gaevert, Leverkusen,76 636 = WASAG-Chemie, Essen, 637 = Dynamit Nobel-AG, Troisdorf, 638 = Bayer-AG, Leverkusen, 639 = Badische Anilin- und Sodafabriken AG (BASF), Ludwigshafen, 640 = Deutsche Gold- und Silberscheide-Anstalt (DEGUSA), Frankfurt

(Main),77 641 = Gesellschaft für biotechnologische Forschung, Braunschweig, 642 = Gen-Zentren Köln, Westberlin, Heidelberg, München,78 645 = Max-Planck-Institut für Virusforschung, Tübingen,79 647 = Europäisches Molekularbiologisches Laboratorium, Heidelberg, 648 = Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, Braunschweig, 649 = Saatzucht-AG, Kleinwanzleben, 650 = Fakultät der Landwirtschaft und Gartenbau der TU München, Freising, 651 = Institut für landwirtschaftlichen und gärtnerischen Pflanzenanbau, Frei-

sing, 652 = Institut für Bodenkunde, Pflanzenernährung und Phytopathologie, Frei-

sing,

69 Felder V.608 – V.609 unbesetzt. 70 Felder V.615 – V.618 unbesetzt. 71 V. 619 Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover – V.639 Badische

Anilin- und Sodafabriken AG (BASF), Ludwigshafen: 1. Austauschblatt, S. 39. 72 Felder V.621 – V.622 unbesetzt. 73 Felder V.625 – V.626 unbesetzt. 74 Felder V.628 – V.629 unbesetzt. 75 Felder V.631 – V.632 unbesetzt. 76 Felder V.634 – V.635 unbesetzt. 77 V.640 Deutsche Gold- und Silberscheide-Anstalt (DEGUSA), Frankfurt/M. – V. 658: 1.

Austauschblatt, S. 40. 78 Felder V.643 – V. 644 unbesetzt. 79 Feld V.646 unbesetzt.

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653 = Sparte Pflanzenschutz der Bayer-AG, Leverkusen, 654 = Landwirtschaftliche Forschungsanstalt, Hannover, 655 = Biologische Bundesanstalt, Hannover, 656 = Sonstige Objekte der Landwirtschaftswissenschaften,80 662 = Siemens-AG,81 663 = AEG-Telefunken, 664 = Standard-Elektrik-Lorenz-AG (SEL), 665 = Philips-AG (Allgemeine Deutsche Philips), 666 = Flugelektronik GmbH (FEG), München, 667 = Elektronik-Systeme-Gesellschaft (ESG), München, 668 = Krupp-Atlas-Elektronik, Bremen, 669 = Honeywell Inc., 670 = Sonstige Objekte der Elektrotechnik/Elektronik/Optoelektronik, 671 = Sonstige Objekte der Rundfunk- und Fernmeldeindustrie,82 674 = IBM Böblingen, 675 = Computergesellschaft Konstanz, 676 = Sonstige Objekte der Elektronischen Datenverarbeitung,83 679 = Carl Zeiss, Oberkochen, 680 = Schott & Gen., Mainz,84 681 = Sonstige Objekte der Glas- und Keramikindustrie, 684 = Feinmechanische Werke GmbH, Mainz, 685 = Sonstige Objekte der Feinmechanik, wissenschaftl[icher] Gerätebau,

Optik,85 688 = Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, Bonn/St. Augustin, 689 = Forschungsgesellschaft für Angewandte Naturwissenschaften e. V.

(FGAN), Bonn, 690 = Institut für Fernmeldetechnik und Elektronik, Wachtberg-Werthoven, 691 = Forschungsinstitut für Hochfrequenzphysik, Wachtberg-Werthoven, 692 = Forschungsinstitut für Funk und Mathematik, Wachtberg-Werthoven, 693 = Forschungsinstitut für Informationsverarbeitung und Mustererkennung,

Karlsruhe, 694 = Forschungsinstitut für Anthropotechnik, Meckenheim, 695 = Forschungsinstitut für Optik, Tübingen, 696 = Forschungsinstitut für Lasertechnik (FOLA), München,86 700 = Fraunhofer Gesellschaft,87

80 Felder V.657 – V.661 unbesetzt. 81 V.659 – V.679 Carl Zeiss, Oberkochen: 1. Austauschblatt, S. 41. 82 Felder V.672 – V.673 unbesetzt. 83 Felder V.677 – V.678 unbesetzt. 84 V.680 Schott & Gen. Mainz – V.699: 1. Austauschblatt, S. 42. 85 Felder V.686 – V.687 unbesetzt. 86 Felder V.697 – V.699 unbesetzt.

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701 = Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik, Freiburg, 702 = Fraunhofer-Institut für Festkörpertechnologie, München, 703 = Fraunhofer-Institut für Informations- und Datenverarbeitung, Karlsruhe, 704 = Fraunhofer-Institut für Mikroelektronik (IME), Duisburg, 705 = Fraunhofer-Institut für Festkörpertechnologie/Arbeitsgruppe Mikro-

strukturtechnik (AMT), Westberlin, 706 = Fraunhofer-Institut Umweltchemie und Ökotoxikologie, 707 = Fraunhofer-Institut für Treib- und Explosivstoffe, Pfinzthal, 708 = Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA,

Stuttgart, 709 = Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik

IPK, Westberlin,88 715 = Max-Planck-Gesellschaft, 716 = Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, Stuttgart, 717 = Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, Westberlin,89 721 = Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik GmbH, Berlin,90 722 = Battelle-Institut, Frankfurt (Main),91 730 = Krauß-Maffei, München, 731 = Sonstige Objekte des Fahrzeug- und Kriegsfahrzeugbaus, 732 = Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB), Ottobrunn, 733 = Sonstige Objekte des Schiffs- und Kriegsschiffsbaus, 734 = Industrieanlagen Betriebsgesellschaft (IABG), Ottobrunn, 735 = Sonstige Industrie- und Forschungsobjekte der Luft- und Raumfahrt, 736 = Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt

(DFVLR), 737 = Rheinmetall-AG, Düsseldorf, 738 = Sonstige Objekte der Metallurgie, 739 = König- und Bauer-AG, Druckmaschinenfabrik,92 740 = Sonstige Objekte des Maschinenbaus,93 745 = Siemens-Chiffriertechnik, Bad Hersfeld, 746 = Gesamthochschule Wuppertal, 747 = Siemens München, Werk Hoffmannstraße, 748 = Tele-Semitig-Timmann (TST), Pöcking, 749 = Sennheiser-Elektronik, Wedemark,94

87 V.700 Fraunhofer Gesellschaft – .717 Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft,

West-Berlin: 1. Austauschblatt: S. 43. 88 Felder V.710 – V.714 unbesetzt. 89 Felder V.718 – V.720 unbesetzt. 90 V.718 – V.738 Sonstige Objekte der Metallurgie: 1. Austauschblatt, S. 44. 91 Felder V.723 – V.729 unbesetzt. 92 V.739 König- und Bauer-AG, Druckmaschinenfabrik – V.760: 1. Austauschblatt, S. 45. 93 Felder V.741 – V.744 unbesetzt. 94 Felder V.750 – V.754 unbesetzt.

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755 = Deutsche Bank-AG, Frankfurt (Main), 756 = Dresdner Bank-AG, Frankfurt (Main), 757 = Commerzbank-AG, Frankfurt (Main), 758 = Sonstige Banken und Kreditinstitute,95 770 = Sonstiger Betrieb.96 Massenmedien 771 = Redaktion/Verlag für Tageszeitungen/Wochenzeitschriften, 772 = Redaktion/Verlag für Parteipresse, 773 = Redaktion/Verlag für sonstige Zeitungen, 774 = Technischer Mitarbeiter in Redaktion/Verlag, 775 = Springer-Konzern, 776 = »Stern«, 777 = »Spiegel«, 778 = »Süddeutsche Zeitung«, 779 = Heinrich-Bauer-Verlag, Hamburg, 780 = Sender Freies Berlin (SFB),97 781 = Deutsche Welle, Köln, 782 = Rundfunk, 783 = Deutschlandfunk, 784 = Fernsehen – ARD, 785 = Fernsehen – ZDF, 786 = Gesellschaft »Kontinent« Bonn, 787 = Journalistenverbände (DJU und DJV), 788 = Sonstige Publikationsorgane.98 Universitäten und Hochschulen (L = Lehrkräfte, S = Studenten) 800 = Technische Hochschule Aachen,99 801 = Universität Augsburg, 802 = [Freie] Universität Westberlin, 803 = Technische Universität Westberlin, 804 = Universität Bielefeld, 805 = Universität Bochum, 806 = Universität Bonn, 807 = Technische Universität Braunschweig, 808 = Universität Bremen,

95 Felder V.759 – V.769 unbesetzt. 96 V.761 – V.779 Heinrich-Bauer-Verlag, Hamburg: Zusatzblatt, S. 45/1. 97 V.780 Sender Freies Berlin (SFB) – V.799: Zusatzblatt, S. 45/2. 98 Felder V.789 – V.799 unbesetzt. 99 V.800 Technische Hochschule Aachen – V.820 Universität Heidelberg: Zusatzblatt, S.

45/3.

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809 = Technische Universität Clausthal, 810 = Technische Hochschule Darmstadt, 811 = Universität Dortmund, 812 = Universität Düsseldorf, 813 = Universität Erlangen-Nürnberg, 814 = Universität Frankfurt (Main), 815 = Universität Freiburg (Breisgau), 816 = Universität Gießen, 817 = Universität Göttingen, 818 = Universität Hamburg, 819 = Technische Universität Hannover, 820 = Universität Heidelberg, 821 = Universität Kaiserslautern,100 822 = Technische Hochschule Karlsruhe, 823 = Universität Kiel, 824 = Universität Köln, 825 = Universität Konstanz, 826 = Universität Mainz, 827 = Dolmetscher-Institut der Universität Mainz, Germersheim, 828 = Universität Mannheim, 829 = Universität Marburg, 830 = Universität München, 831 = Technische Universität München, 832 = Universität Münster, 833 = Universität Regensburg, 834 = Universität Saarbrücken, 835 = Universität Stuttgart, 836 = Universität Trier, 837 = Universität Tübingen, 838 = Universität Ulm, 839 = Universität Würzburg, 840 = Bundesakademie für öffentliche Verwaltung, Bonn, 841 = Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, Köln, 842 = Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege, Westberlin

(FHVR),101 843 = Hochschule für Verwaltungswissenschaften, Speyer, 844 = Hochschule für Wirtschaft und Politik, Hamburg,

100 V.821 Universität Kaiserslautern – V.841 Fachhochschule des Bundes für öffentliche

Verwaltung, Köln: Zusatzblatt, S. 45/4. 101 V.842 Fachhhochschule für Verwaltung und Rechtspflege, West-Berlin (FHVR) – V.860

Lehranstalten im Ausland: Zusatzblatt, S. 45/5.

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845 = Technische Fachhochschule, Westberlin,102 859 = Sonstige Lehranstalten in der BRD/WB, 860 = Lehranstalten im Ausland.

102 Felder V.846 – V.858 unbesetzt.

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VI. Regionale Gliederung103 A = Schleswig-Holstein 1 Dithmarschen 2 Eckernförde 3 Eutin 4 Flensburg 5 Herzogtum Lauenburg 6 Husum 7 Itzehoe 8 Kiel 9 Lübeck 10 Neumünster 11 Oldenburg 12 Pinneberg 13 Plön 14 Rendsburg 15 Schleswig 16 Segeberg 17 Steinburg 18 Stormarn

B = Hamburg C = Bremen und Bremerhaven D = Bonn mit Honeff, Königswinter, Bad Godesberg u. a. Vororten E = Nordrhein-Westfalen104 1 Aachen 2 Ahaus 3 Altena 4 Arnsberg 5 Beckum 6 Bergheim 7 Bergisch-Gladbach 8 Bielefeld 9 Bocholt 10 Bochum 11 Borken 12 Bottrop 13 Brilon 14 Büren 15 Castrop-Rauxel 16 Coesfeld 17 Detmold 18 Dinslaken 19 Dortmund 20 Düren 21 Düsseldorf 22 Duisburg 23 Erkelenz 24 Eschweiler 25 Essen 26 Euskirchen 27 Geilenkirchen-Heinsberg 28 Geldern 29 Gelsenkirchen 30 Gladbeck 31 Grevenbroich 32 Gummersbach

103 Vl. Regionale Gliederung – V.D Bonn: Originalseite, S. 46. 104 V.E Nordrhein-Westfalen – V.E85 Wuppertal: Original, S. 47.

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33 Hagen 34 Halle (Westf.) 35 Hamm 36 Herford 37 Herne 38 Höxter 39 Iserlohn 40 Jülich 41 Kempen 42 Kleve 43 Köln 44 Krefeld 45 Lemgo 46 Leverkusen 47 Lippstadt 48 Lübbecke 49 Lüdenscheid 50 Lüdinghausen 51 Lünen 52 Meschede 53 Mettmann 54 Minden 55 Mönchen-Gladbach 56 Moers 57 Monschau 58 Mühlheim a. d. Ruhr 59 Münster 60 Neuss 61 Oberhausen 62 Olpe 63 Opladen 64 Paderborn 65 Recklinghausen 66 Rees 67 Remscheid 68 Rheydt 69 Schleiden 70 Schwelm/Ruhrkreis 71 Siegburg 72 Siegen 73 Soest 74 Solingen 75 Steinfurth 76 Tecklenburg 77 Unna 78 Wanne-Eickel 79 Warburg 80 Warendorf 81 Wattenscheid 82 Wiedenbrück 83 Witten 84 Wittgenstein 85 Wuppertal

F = Niedersachsen105 1 Alfeld 2 Ammerland 3 Aschendorf-Hümmling 4 Aurich (Ostfriedl[an]d) 5 Bersenbrück 6 Bentheim (Grafschaft) 7 Blankenburg 8 Brake 9 Braunschweig 10 Bremervörde 11 Burgdorf 12 Celle 13 Cloppenburg 14 Cuxhaven 15 Delmenhorst 16 Diepholz (Grafschaft) 17 Duderstadt 18 Einbeck

105 VI.F. Niedersachen – VI.F.68 Zellerfeld: Original, S. 48.

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19 Emden 20 Fallingbostel 21 Friesland 22 Gandersheim 23 Gifhorn 24 Goslar 25 Göttingen 26 Hadeln 27 Hameln-Pyrmont 28 Hannover 29 Harburg b. Hamburg 30 Helmstedt 31 Hildesheim-Marienburg 32 Holzminden 33 Hoya (Grafschaft) 34 Jever 35 Leer 36 Lingen 37 Lüchow-Dannenberg 38 Lüneburg 39 Melle 40 Meppen 41 Münden 42 Neustadt am Rübenberge 43 Nienburg (Weser) 44 Norden 45 Nordhorn 46 Northeim 47 Oldenburg 48 Osnabrück 49 Osterholz-Scharmbeck 50 Osterode (Harz) 51 Peine 52 Rotenburg (Wümme) 53 Salzgitter 54 Soltau 55 Springe 56 Stade 57 Schaumburg (Grafschaft) 58 Schaumburg (Lippe) 59 Uelzen 60 Vechta 61 Verden 62 Wesermünde 63 Wilhelmshaven 64 Wittlage 65 Wittmund 66 Wolfsburg 67 Wolfenbüttel 68 Zellerfeld

G = Rheinland-Pfalz106 1 Ahrweiler 2 Altenkirchen (Westerwald) 3 Alzey 4 Andernach 5 Bad Bergzabern 6 Bad Dürkheim 7 Bad Ems 8 Bad Kreuznach 9 Bernkastel 10 Bingen 11 Birkenfeld 12 Bitburg 13 Cochem-Zell 14 Daun 15 Diez 16 Frankenthal (Pfalz) 17 Germersheim 18 Idar-Oberstein

19 Kaiserslautern 20 Kirchheimbolanden (Donners-bergkreis)

106 VI.G. Rheinland-Pfalz – VI.G.42 Zweibrücken: Original, S. 49.

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21 Koblenz 22 Kusel 23 Landau (Pfalz) 24 Ludwigshafen 25 Mainz 26 Mayen 27 Montabaur 28 Neustadt a. d. Weinstr. 29 Neuwied 30 Pirmasens 31 Prüm 32 Rockenhausen 33 Saarburg 34 S[an]kt Goar 35 Simmern 36 Speyer 37 Trier 38 Westerburg 39 Wittlich 40 Worms 41 Zell (Mosel) 42 Zweibrücken

H = Hessen107 1 Alsfeld 2 Bad Hersfeld 3 Bad Homburg 4 Bad Schwalbach 5 Bad Nauheim 6 Biedenkopf 7 Büdingen 8 Darmstadt 9 Dieburg 10 Dillenburg 11 Erbach 12 Eschwege 13 Frankenberg 14 Frankfurt (Main) 15 Friedberg 16 Fritzlar-Homberg 17 Fulda 18 Gelnhausen 19 Gießen 20 Groß-Gerau 21 Hanau 22 Heppenheim a. d. Bergstr. 23 Höchst b. Frankfurt (Main) 24 Hofgeismar 25 Hünfeld 26 Kassel 27 Korbach/Waldeck 28 Lauterbach 29 Limburg 30 Marburg (Lahn) 31 Melsungen 32 Offenbach (Main) 33 Rotenburg a. d. Fulda 34 Rüdesheim 35 Rüsselsheim 36 Schlüchtern 37 Usingen 38 Weilburg 39 Wetzlar 40 Wiesbaden 41 Witzenhausen 42 Wolfhagen 43 Ziegenhain (Schwalmstadt)

107 VI.H. Hessen – VI.H.43 Ziegenhain (Schwalmstadt): Original, S. 50.

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J = Baden-Württemberg108 1 Aalen 2 Backnang 3 Baden-Baden 4 Balingen 5 Biberach 6 Böblingen 7 Bruchsal 8 Buchen 9 Bühl 10 Calw 11 Crailsheim 12 Donaueschingen 13 Ehingen 14 Ellwangen 15 Esslingen 16 Emmendingen 17 Freiburg (Breisgau) 18 Freudenstadt 19 Friedrichshafen 20 Göppingen 21 Hechingen 22 Heidelberg 23 Heidenheim 24 Heilbronn 25 Horb (Neckar) 26 Karlsruhe 27 Kehl 28 Konstanz 29 Künzelsau 30 Lahr 31 Leonberg 32 Lörrach 33 Ludwigsburg 34 Mannheim 35 Mergentheim 36 Mosbach 37 Mülheim 38 Münsingen 39 Neustadt (Schwarzw[al]d) 40 Nürtingen 41 Offenbach 42 Öhringen 43 Pforzheim 44 Rastatt 45 Ravensburg 46 Reutlingen 47 Rottweil 48 Säckingen 49 Singen 50 Sigmaringen 51 Saulgau 52 Sinsheim 53 Schwäbisch Gmünd 54 Schwäbisch Hall 55 Schwenningen 56 Stockach 57 Stuttgart 58 Tauberbischofsheim 59 Tettnang 60 Tübingen 61 Tuttlingen 62 Überlingen 63 Ulm 64 Vaihingen 65 Villingen (Schwarzw[al]d) 66 Waldshut 67 Waiblingen 68 Wolfach 69 Wangen

108 VI.J. Baden-Württemberg – VI.J.69 Wangen: Original, S. 51.

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K = Bayern109 1 Aichach 2 Altötting 3 Alzenau 4 Amberg 5 Ansbach 6 Aschaffenburg 7 Augsburg 8 Bad Aibling 9 Bad Brückenau 10 Bad Kissingen 11 Bad Kitzingen 12 Bad Neustadt/S. 13 Bad Reichenhall 14 Bad Tölz 15 Bamberg 16 Bayreuth 17 Beilngries 18 Bogen 19 Berchtesgarden 20 Burglengenfeld 21 Cham 22 Coburg 23 Dachau 24 Deggendorf 25 Dillingen (Donau) 26 Dingolfing 27 Dinkelsbühl 28 Donauwörth 29 Ebern 30 Ebersberg 31 Ebermannstadt 32 Eggenfelden 33 Eichstätt 34 Erlangen 35 Eschenbach (Opf.) 36 Erding 37 Feuchtwangen 38 Forchheim 39 Friedberg 40 Freising 41 Fürstenfeldbruck 42 Fürth 43 Füssen 44 Garmisch-Partenkirchen 45 Gemünden (Main) 46 Gerolzhofen 47 Grafenau 48 Griesbach/Rottal 49 Günzburg 50 Gunzenhausen 51 Hammelburg 52 Haßfurt 53 Hersbruck 54 Hilpoltstein 55 Hof 56 Hofheim 57 Höchstadt a. d. Aich 58 Illertissen 59 Ingolstadt 60 Karlstadt 61 Kaufbeuren 62 Kelheim 63 Kemnath 64 Kempten (Allgäu) 65 Kitzingen 66 Königshofen 67 Kötzting 68 Kronach 69 Krumbach (Schwaben) 70 Kulmbach 71 Landau a. d. Isar 72 Landsberg (Lech) 73 Landshut 74 Lauf/Pegnitz

109 VI.K. Bayern – VI.K.80 Marktoberdorf: Original, S. 52.

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75 Laufen 76 Lichtenfels 77 Lindau/Bodensee 78 Lohr 79 Mainburg 80 Marktoberdorf 81 Marktheidenfeld110

82 Marktredwitz 83 Mallersdorf 84 Mellrichstadt 85 Memmingen 86 Miesbach 87 Miltenberg 88 Mindelheim 89 Mühldorf a. Inn 90 München 91 Münchberg 92 Nabburg 93 Naila 94 Neuburg (Donau) 95 Neumarkt (Opf.) 96 Neunburg 97 Neustadt (Coburg) 98 Neustadt (Aisch) 99 Neustadt (Waldnaab) 100 Neu-Ulm 101 Nördlingen 102 Nürnberg 103 Obernburg (Main) 104 Oberviechtach 105 Ochsenfurt 106 Parsberg 107 Passau 108 Pegnitz 109 Pfaffenhofen 110 Pfarrkirchen 111 Regen 112 Regensburg 113 Rehau 114 Riedenburg 115 Roding 116 Rosenheim 117 Rothenburg (Tauber) 118 Rottenburg 119 Selb 120 Sonthofen 121 Sulzbach-Rosenberg 122 Scheinfeld 123 Schongau 124 Schrobenhausen 125 Schwabach 126 Schwabmünchen 127 Schwandorf (Bay[ern]) 128 Schweinfurt 129 Starnberg 130 Stadteinach 131 Staffelstein 132 Straubing 133 Tirschenreuth 134 Traunstein 135 Uffenheim 136 Viechtach 137 Vilsbiburg 138 Vilshofen 139 Vohenstrauß 140 Waldmünchen 141 Wasserburg (Inn) 142 Weiden 143 Weilheim 144 Wegscheid 145 Weißenburg 146 Wertingen 147 Wolfratshausen 148 Wolfstein 149 Würzburg 150 Wunsiedel

110 VI.K.81 Marktheidenfeld – VI.K.150 Wunsiedel: Original, S. 53.

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L = Saarland111 1 Homburg 2 Merzig (Wadern) 3 Ottweiler 4 Saarbrücken 5 Saarlouis 6 Sankt Ingbert 7 Sankt Wendel M = Westberlin 1 Reinickendorf 2 Wedding 3 Tiergarten 4 Charlottenburg 5 Wilmersdorf 6 Kreuzberg 7 Schöneberg 8 Steglitz 9 Zehlendorf 10 Tempelhof 11 Neukölln 12 Spandau

VII. Berufliche Tätigkeit112 1 Beamter im Staatsapparat, 2 Angestellter im Staatsapparat, 3 Lohnempfänger (Arbeiter) im Staatsapparat, 4 Angestellter in Parteien, 5 Angestellter in politischen Massenorganisationen, 6 Angestellter in wirtschaftlichen Einrichtungen, 7 Angestellter in Betrieb/Gesellschaft, 8 Sekretärin im Staatsapparat, 9 Sekretärin in Parteien, 10 Sekretärin in politischen Massenorganisationen, 11 Sekretärin in wirtschaftlichen Einrichtungen, 12 Sekretärin in Betrieb/Gesellschaft, 13 Abgeordneter des Bundestages,

111 VI.L. Saarland – VI.M.12 Spandau: Original, S. 54. 112 VII. Berufliche Tätigkeit – VII.30 Mathematiker: Original, S. 4.

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14 Abgeordneter des Landtages, 15 Abgeordneter des Kreistages, 16 Ehrenamtlicher Funktionär in örtlichen Organen, 17 Ehrenamtlicher Funktionär in politischen Massenorganisationen, 18 Mitarbeiter im diplomatischen Dienst,113 20 Wissenschaftler/Physik, 21 Wissenschaftler/Elektrotechnik – Elektronik, 22 Wissenschaftler/Flugzeug- und Raketenbau, 23 Wissenschaftler/Chemie – Biologie, 24 Wissenschaftler/Maschinen- und Anlagenbau, 25 Wissenschaftler/Agrar,114 27 Diplom-Chemiker, 28 Chemiker, 29 Diplom-Mathematiker, 30 Mathematiker, 31 Diplom-Ingenieur,115 32 Ingenieur, 33 Konstrukteur, 34 Techniker, 35 Technologe, 36 Laborant, 37 Technischer Zeichner, 38 Programmierer, 39 Systemanalytiker, 40 Sonstiger Mitarbeiter in EDV,116 42 Medizinische Intelligenz (Arzt), 43 Apotheker, 44 Krankenschwester und Pflegepersonal, 45 Rechtsanwalt, 46 Staatsanwalt, 47 Richter, 48 Notar, 49 Sonstiger Justizangestellter, 50 Künstlerische Intelligenz (Musiker, Kunstmaler usw.), 51 Sonstige akademische und freie Berufe, 52 Betriebsinhaber,

113 Feld VII.19 unbesetzt. 114 Feld VII.26 unbesetzt. 115 VII.31 Diplom-Ingenieur – VII.62 Übersetzer: Original, S. 56. 116 VII.31 Diplom-Ingenieur – VII.62 Übersetzer: Original, S. 56; EDV: Elektronische Da-

tenverarbeitung.

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53 Direktor von Betrieb/Gesellschaft, 54 Geschäftsinhaber (Einzelhandel), 55 Gewerbetreibender, 56 Verkäufer (in), 57 Finanzfachmann/Steuerberater, 58 Selbständiger Vertreter, 59 Redakteur, 60 Journalist, 61 Dolmetscher ( e= englisch, i = italienisch usw.), 62 Übersetzer,117 63 Rektor, Prorektor, Dekan an Hochschulen und Universitäten, 64 Dozent/Lehrer an Hochschulen, Universitäten und wissenschaftlichen Einrich-

tungen für Mathematik/Naturwissenschaften, 65 Dozent/Lehrer an Hochschulen, Universitäten und wissenschaftlichen Einrich-

tungen für Gesellschaftswissenschaften (Jura, Philosophie, Theologie, Pädago-gik, Sprachwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, politische Wissenschaf-ten),

66 Dozent/Lehrer an Hochschulen, Universitäten und wissenschaftlichen Einrich-tungen für sonstige Fachrichtungen,

67 Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Mathematik/Naturwissenschaften, 68 Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Gesellschaftswissenschaften (Jura, Philoso-

phie, Theologie, Pädagogik, Sprachwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, politische Wissenschaften),

69 Wissenschaftlicher Mitarbeiter für sonstige Fachrichtungen, 70 Sekretärin an Hochschulen, Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen, 71 Angestellter/Lohnempfänger der allgemeinen Verwaltung an Hochschulen, Uni-

versitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen, 72 Angestellter der Personalverwaltung (einschl. Studenten) an Hochschulen, Uni-

versitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen, 73 Angestellter an Hochschulen, Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtun-

gen im Dokumentations- und Bibliothekswesen, 74 Lehrer an Volks- und Mittelschulen, 75 Lehrer an Gesamtschulen und Gymnasien,118 78 Student/Mathematik/Naturwissenschaften, 79 der technischen Wissenschaften 80 Wirtschaftswissenschaften, 81 Philosophie/Sprachen, 82 Politische Wissenschaften,

117 VII.63 Rektor, Prorektor, Dekan an Hochschulen und Universitäten – VII.77: Original, S.

57. 118 Felder VII.76 – VII.77 unbesetzt.

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83 Student der Medizin, 84 Kunst/Musik, 85 Theologie, 86 Pädagogik, 87 Jura, 88 Journalistik, 89 Landwirtschaftswissenschaften,119 93 Sonstige Fachrichtungen, 94 Offizier der Bundeswehr, 95 Unteroffizier der Bundeswehr, 96 Sonstiger Angehöriger der Bundeswehr (Wehrpflichtiger), 97 Zivilangestellter der Bundeswehr, 98 Angestellter bei Dienststellen ausländischer Besatzungsmächte, 99 Angehöriger der Polizei (allgemein), 100 Angehöriger der Verkehrspolizei, 101 Angehöriger der Kriminalpolizei, 102 Beschäftigter bei Justizvollzugsanstalt, 103 Angehöriger des Zolls, 104 Angehöriger des Grenzschutzes (BGS, BGP, GSE), 105 Hauptamtlicher Mitarbeiter in militärischen Organisationen und Verbänden, 106 Kraftfahrer, 107 Taxi-Fahrer, 108 Sel1bständiger Taxi-Besitzer oder Fuhrunternehmer, 109 Hochseeschiffer, 110 Binnenschiffer, 111 Angestellter bei Fluggesellschaft, 112 Kellner(in)/Servierer(in), 113 Sonstige Mitarbeiter des Gaststätten- und Hotelgewerbes, 114 Arbeiter in Betrieben aller Art, 115 Selbständiger Handwerker, 116 Bauer, 117 Hausfrau, 118 Hausfrau (Ehefrau von IM), 119 Angestellter/Beamter der Bundespost, 120 Angestellter/Beamter der Bundesbahn, 121 Elektriker, 122 Schlosser, 123 Klempner/Installateur, 124 Maurer, 125 Dekorateur, 126 Maler, 127 Rentner, 128 Sonstige Berufe (konkrete Angaben).120

119 Felder VII.90 – VII.92 unbesetzt. 120 Felder VII.129 – VII.131 unbesetzt.

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VIII. Vermögenslage 1 Eigenes Büro 2 Hauseigentümer 3 Wohnungseigentümer 4 Wohnungsmieter 5 Untermieter 6 Eigentum an Wochenendgrundstück, Gartenlaube usw. 7 Besitzer eines Motorrades 8 Besitzer eines Pkw 9 Besitzer eines Lkw 10 Besitzer eines Omnibusses 11 Besitzer eines Motorbootes 12 Besitzer eines Flugzeuges IX. Zuverlässigkeit 1 a) Geeignet für Sonderaufgaben b) Zuverlässig

c) Vertrauenswürdig d) Nicht überprüft e) Fragwürdig f) Doppelagent

2 a) Zeitweilige Festnahme aus politischen Gründen b) Zeitweilige Festnahme aus kriminellen Gründen c) Festgestellte Beobachtung oder Ermittlung d) Festgestellte Telefon- und Post-Überwachung

3 a) Verwandtschaftliche Verbindungen in DDR/sozialistische Länder (aktiv – Besuche)

b) Verwandtschaftliche Verbindungen in DDR/sozialistische Länder (passiv – keine persönlichen Kontakte)

c) Keine verwandtschaftlichen Verbindungen in DDR/sozialistische Länder d) Reisen in die DDR/sozialistischen Länder aus beruflichen Grün-

den/Studienzwecken e) Touristenreisen in die DDR/sozialistische Länder f) Transitreisen durch die DDR/sozialistische Länder X. Verbindungswesen und operativ-technische Ausrüstung 1 = Einseitiger KW-Funk 2 = Zweiseitiger KW-Funk 3 = UKW-Funk »Horizont« 4 = UKW-Signalisationssystem »Panorama«

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5 = Verbindungsmittel »HD« 6 = DA in DDR 7 = DA im Operationsgebiet 8 = Geheimschreibmittel 9 = Chiffre 10 = Code 11 = Mikratfotografie 12 = TBK (unpersönliche Kurierverbindung) 13 = Zug-TBK 14 = Persönliche Kurierverbindung 15 = Unpersönlicher Materialtransport 16 = Instrukteurverbindung 17 = Decktelefon

a) in BRD/Ausland b) in Westberlin

c) in DDR 18 = Treff nur in DDR (IM verfügt über keine anderen Verbindungsmittel) 19 = Treff nur im Operationsgebiet (IM verfügt über keine anderen Verbindungsmit-

tel)

20 = Grenzschleusen – davon: Wurfschleuse 21 = Personen- und Materialschleuse 22 = Infrarot-Schleuse (IR) Bei nachfolgenden Positionen werden nur die von der Abteilung VI/K angefertig-

ten operativen Dokumente angegeben: 23 = Anzahl der BRD-Ausweise 24 = Anzahl der WB-Ausweise 25 = Anzahl internationaler Ausweise und Pässe 26 = Aufrechterhaltung der Verbindung zum IM

– Situation I = Zusammenarbeit und Verbindung in normaler Situation – Situation II = Zusammenarbeit und Verbindung wird trotz erschwerter Be-

dingungen aufgrund der Wichtigkeit und Bedeutung des IM aufrechterhalten

– Situation III = Zusammenarbeit und Aufrechterhaltung der Verbindung zum IM erfolgt aufgrund der Bedeutung und Aufgabenstellung in allen Situationen – auch unter Kriegsbedingungen

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Teil B IM im Ausland

I. Kategorien

1 =

Resident a) im zu bearbeitenden Objekt tätig b) in anderem Objekt tätig c) leitet keine IM an d) leitet nur Gehilfen an e) leitet bis zu 3 IM an f) leitet mehr als 3 IM an

2 = Gehilfe des Residenten

3 =

Führungs-IM a) im zu bearbeitenden Objekt tätig b) in anderem Objekt tätig c) leitet nur Ehepartner an e) leitet bis zu 3 IM an f) leitet mehr als 3 IM an

4 =

Quellen insgesamt – davon: a) Q-Quelle (direkt im Objekt verankert) b) A- Quelle (Hat über zweite Person Verbindung zum Objekt.

Personen aus dem Objekt werden durch A-Quelle abgeschöpft.) 5 = Werber I 6 = Werber II 7 = Perspektiv-IM

8 =

Funk-IM/Funk-Deponie a) Funkausbildung vorgesehen b) Funkausbildung abgeschlossen c) funktechnisch ausgerüstet d) Anzahl der eingelagerten Funkgeräten

9 = Ermittler 10 = Austauschbarer IM (AIM) 11 = Kurier

12 = Deckadresse a) bewusste Ausnutzung b) unbewusste Ausnutzung

13 = Konspirative Wohnung a) bewusste Ausnutzung b) unbewusste Ausnutzung

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14 = Anlaufstelle a) bewusste Ausnutzung b) unbewusste Ausnutzung

15 = Ausweichquartier a) bewusste Ausnutzung b) unbewusste Ausnutzung

16 = Grenz-IM

17 =

IMA (IM für besondere Aufgaben. Es sind nur IM zu erfassen, die aus-schließlich zur Lösung spezieller Aufgaben eingesetzt werden und die nicht in vorgenannten Kategorien erfasst sind.)

18 = Sicherungs-IM (Zur Sicherung des Vorgangs geworbener IM – Ehepartner, Familien-angehöriger u. a. -. Nur IM aus dem Operationsgebiet erfassen!)

19 = IM-Vorlauf

20 =

Kontaktperson (Es werden nur solche Personen erfasst, − zu denen eine stabile Verbindung unterhalten wird; − die über Zugang zu operativ bedeutsamen Informationen bzw.

über Möglichkeiten zur aktiven Einflussnahme verfügen; − die relativ beständig abgeschöpft, zur Durchführung aktiver Maß-

nahmen genutzt und zu anderen operativen Handlungen veran-lasst werden, ohne dass sie den nachrichtendienstlichen Charakter dieser Tätigkeit kennen oder durch die Anwendung spezifischer operativer Mittel und Methoden bestätigt erhalten;

− deren Werbung als IM aus politischen, operativen oder anderen Gründen nicht möglich, zweckmäßig oder notwendig ist.)

II. Persönliche Angaben

1 Geburtsjahr 2 Jahreszahl der Werbung 3 Jahreszahl der Übersiedlung 4 Offizier im besonderen Einsatz 5 Resident angeschlossen 6 Führungs-IM angeschlossen 7 Zugang im Berichtsjahr durch eigene Werbung 8 Zugang im Berichtsjahr durch Übernahme von ... (Abt. oder BV angeben) 9 Geschlecht (weiblich/männlich)

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10 Nationalität 11 Familienstand (ledig/verheiratet/geschieden)

12 Fremdsprachenkenntnisse – ausreichend zur Verständigung (englisch/italienisch/französisch)

III. Angaben zur Werbung

1 a) Werbung in DDR b) Werbung im Operationsgebiet

2

a) Ideologische Basis b) Materielle Basis c) Verwendung von Druckmitteln d) Werbung unter fremder Flagge e) Selbststeller f) Persönliche Zuneigung zur Bezugsperson

3 a) Werbung durch Mitarbeiter des MfS b) Werbung durch DDR-IM c) Werbung durch IM aus dem Operationsgebiet

IV. Ursprung des Vorganges

1. IM aus dem Operationsgebiet 2. Stützpunkt-IM im Operationsgebiet 3. DDR-IM im Operationsgebiet (zeitweilig) 4. DDR-IM der HV A 5. Stützpunkt-IM in der DDR 6. DDR-IM der Abwehrlinien/andere direkte Hinweise 7. Aus dem Meldewesen der DDR/Eingaben 8. Aus offiziellen Kontakten 9. Auswertung offizieller Materialien

10. Aus Auslandsvertretungen der DDR 11. Aus Informationen der HA VI 12. Aus Leipziger Messe 13. Aus M-Post 14. Aus Wehrerfassungsunterlagen/Musterungsgesprächen 15. Von Bruderorganen 16. Selbststeller 17. Durch Übersiedlung 18. Aus sonstigen Möglichkeiten (konkrete Angaben dazu)

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V. Objekte Hierbei ist zu beachten: Zahl = im Objekt Zahl und A = Verbindung zum Objekt Zahl und O = Objekt – obere Ebene Zahl und M = Objekt – mittlere Ebene Zahl und U = Objekt – untere Ebene Zahl und L = Lancierungsmöglichkeiten ins Objekt

1 = Militärausschuss der NATO (MC), Internationaler Militärischer Stab (IMS), Brüssel; Generalsekretariat der NATO, Brüssel

2 = NATO-Hautquartier Europa (SHAPE), Casteau bei Mons/Belgien 3 = NATO-Hautquartier Europa-Mitte, (AFCENT), Brunssum/NL

4 = NATO-Oberkommando Europa-Nord (AFNORTH), Kolsaas bei Oslo

5 = NATO-Oberkommando Südeuropa (AFSOUTH), Neapel 6 = Technisches Zentrum des SHAPE (STC), Den Haag 7 = Sonstige NATO-Dienststellen in den NATO-Staaten 8 = Kommando und Stab anderer regionaler Militärpakte 9 = Atlantisches Institut für internationale Angelegenheiten, Paris

10 = Internationales Dokumenten- und Informationszentrum (INTER-DOC), Den Haag

11 = Internationales Institut für Strategische Studien, London 12 = Europa-Kolleg, Brügge 13 = Atlantische Gesellschaften/Vereinigungen121

35 = Europäische Gemeinschaften (EG) – Generalsekretariat des Minister-rates und Hohe Kommission, Brüssel

36 = Sonstige Behörden und Institutionen der EG 37 = Organe der Westeuropäischen Union (WEU), Paris 38 = Europäische Bewegung (EB)122

40 = Organe der Europäischen Politischen Zusammenarbeit (EPZ)123

44 = Ministerrat der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD124

48 = EUROCHEMIC und nachgeordnete Dienststellen 49 = Dienststellen und Einrichtungen der EFTA

121 Felder V.14 – V.20 unbesetzt. 122 Feld V.39 unbesetzt. 123 Felder V.41 – V.43 unbesetzt. 124 Felder V.45 – V.47 unbesetzt.

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50 = Dienststellen und Einrichtungen anderer regionaler Wirtschaftsverei-nigungen und Pakte

51 = ELDO-European Launcher Development Organisation 52 = ESRO-European Space Research Organisation125

55 = Dienststellen und Einrichtungen der UNO in New York 56 = Dienststellen und Einrichtungen der UNO in Genf 57 = Andere Dienststellen und Einrichtungen der UNO

58 = Weltbank, Entwicklungsbank, Internationaler Währungsfonds und nachgeordnete Dienststellen

59 = Vatikan 60 = Bank für internationalen Zahlungsausgleich – Basel 61 = Institut für internationale Finanzen – Washington 62 = Sozialistische Internationale 63 = Internationale Demokratische Union (IDU) 64 = Internationaler Bund Freier Gewerkschaften, IBFG 65 = Organisation Afrikanischer Staaten, OAU 66 = Arabische Liga 67 = Organisation Amerikanischer Staaten, OAS 68 = Andere überstaatliche politische Organisationen126

74 = Büro der Nationalen Befreiungsbewegung Südafrika 75 = Büro der Nationalen Befreiungsbewegung Südwestafrika 76 = Büro anderer nationaler Befreiungsbewegungen 77 = Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) 78 = Andere Palästinensische Befreiungsorganisationen127

Ausländische Dienststellen, Vertretungen im Einsatzland 90 = US-Botschaft 91 = Andere Einrichtungen der USA 92 = BRD-Botschaft 93 = Andere Einrichtungen der BRD 94 = Andere NATO-Botschaften und deren Einrichtungen 95 = Andere kapitalistische Botschaften und deren Einrichtungen 96 = Botschaften antiimperialistischer Staaten 97 = Botschaften sozialistischer Staaten und deren Einrichtungen 98 = Botschaft der VR China 99 = Andere Einrichtungen der VR China128

125 Felder V.53 – V.54 unbesetzt. 126 Felder V.69 – V.73 unbesetzt. 127 Felder V.79 – V.83 unbesetzt. 128 Feld V.101.

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100 = CIA-Stützpunkt 102 = BND-Stützpunkt 103 = Stützpunkt des israelischen Geheimdienstes 104 = Stützpunkt des chinesischen Geheimdienstes129

110 = Konzernvertretung der USA 111 = Konzernvertretung Großbritanniens 112 = Konzernvertretung Frankreichs 113 = Konzernvertretung der BRD 114 = Konzernvertretung Japans130

120 = Spezialisten und Personengruppen aus USA 121 = Spezialisten und Personengruppen aus Großbritannien 122 = Spezialisten und Personengruppen aus Frankreich 123 = Spezialisten und Personengruppen aus BRD 124 = Spezialisten und Personengruppen aus Japan 125 = Spezialisten und Personengruppen aus soz. Ländern 126 = Spezialisten und Personengruppen aus VR China 127 = Personengruppen, die Mitglied der EB in Westeuropa sind131

Ministerien und andere Dienststellen des Einsatzlandes 130 = Büro des Präsidenten und Ministerpräsidenten 131 = Außenministerium 132 = Kriegs- und Verteidigungsministerium 133 = Stäbe und militärische Objekte 134 = Innenministerium 135 = Polizeiorgane 136 = Wirtschafts- und Industrieministerien 137 = Außenhandelsministerium 138 = Justizministerium 139 = Finanzministerium 140 = Kultur- und Informationsministerium 141 = Andere zentrale Regierungsstellen 142 = Abwehr- und Aufklärungsorgane 143 = Parlament132

190 = Regierungspartei 191 = Oppositionsparteien (außer KP) 192 = Gewerkschaftsbewegung

129 Felder V.105 – V.109 unbesetzt. 130 Felder V.115 – V.119 unbesetzt. 131 Felder V.128 – V.129 unbesetzt. 132 Felder V.144 – V.148 unbesetzt.

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202

193 = Jugendorganisationen133

200 = Trotzkistische und andere opportunistische parteifeindliche Gruppie-rungen

201 = Konterrevolutionäre Emigrantenorganisationen 202 = Paramilitärische Organisationen134

204 = Handelshäuser 205 = Konzernbetrieb 206 = Wissenschaftliche Forschungsobjekte 207 = Universitäten und Hochschulen 208 = Publikationsorgane 209 = Schriftsteller, Künstler, Intellektuelle 210 = Objekte der evangelischen Kirche 211 = Objekte der katholischen Kirche 212 = Objekte der Zionistenbewegung 213 = Moslembrüder 214 = Islamische Organisationen und Objekte 215 = Quäker der USA135

219 = Institute für Chinaforschung 220 = Institute für strategische und Ostforschung in den USA 221 = Institute für strategische und Ostforschung in anderen NATO-Staaten

222 = Institute für strategische und Ostforschung in anderen kapitalisti-schen Staaten

223 = Gesellschaften für die Vereinten Nationen (UN)

133 Felder V.194 – V.199 unbesetzt. 134 Feld V.203 unbesetzt. 135 Felder V.216 – V.218 unbesetzt.

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203

VI. Regionale Gliederung A = NATO-Staaten 1 USA 1 Washington 2 New York 2 Kanada 3 Großbritannien 1 London 4 Frankreich 1 Paris 2 Straßburg 3 Lyon 4 Toulon 5 Bordeaux 6 Nantes 5 Belgien 1 Brüssel 2 Antwerpen 6 Holland 1 Amsterdam 2 Den Haag 3 Rotterdam 4 Maastricht 7 Luxemburg 8 Dänemark 1 Kopenhagen 2 Aarhus 9 Norwegen 10 Island 11 Italien

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204

12 Portugal 13 Griechenland 14 Türkei B = Andere kapitalistische Staaten Europas 1 Schweden 1 Stockholm 2 Malmö 3 Trelleborg 2 Schweiz 1 Bern 2 Zürich 3 Genf 4 Luzern 5 Lausanne 3 Finnland 4 Österreich 1 Wien 2 Linz 3 Salzburg 4 Innsbruck 5 Graz 5 Spanien 6 Zypern 7 Liechtenstein C = Arabische Staaten 1 ARÄ 2 Algerien 3 Syrien 4 Irak 5 Iran 6 Kuwait

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205

7 Saudiarabien 8 Jemenitische Arabische Republik (JAR) 9 Volksdemokratische Republik Jemen (VDR Jemen) 10 Jordanien 11 Libanon 12 Libyen 13 Tunesien 14 Marokko 15 Israel 16 Sudan 17 andere arabische Staaten D = Afrikanische Staaten 1 Mali 2 Guinea 3 Tansania 4 Zaire 5 Nigeria 6 Kenia 7 Ghana 8136 9 Äthiopien 10 Elfenbeinküste 11 Liberia 12 Sierra Leone 13 Senegal 14 Togo 15 VR Benin 16 Kamerun 17 Zentralafrikanische Republik 18 Uganda 19 Somalia 20 VR Kongo 21 Angola 22 Mocambique 23 Simbabwe (Südrhodesien) 24 Namibia 25 Südafrikanische Republik 26 Madagaskar 27 Guinea-Bissau

136 Feld VI.8 unbesetzt.

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206

28 Sambia 29 Niger 30 andere afrikanische Staaten E = Lateinamerikanische Staaten 1 Argentinien 2 Brasilien 3 Bolivien 4 Chile 5 Costa-Rica 6 Dominikanische Republik 7 Ecuador 8 Guatemala 9 Guayana 10 Haiti 11 Honduras 12 Kolumbien 13 Mexiko 14 Nicaragua 15 Panama 16 Paraguay 17 Peru 18 Sansalvadore [El Salvador] 19 Uruguay 20 Venezuela 21137 F = Asiatische Staaten 1 Burma

2 Sri Lanka 3 Indien 4 Indonesien 5 Kampuchea 6 Laos 7 Malaysia 8 Pakistan 9 Singapore

137 Felder VI.21 – VI.22 unbesetzt.

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207

10 Thailand 11 Australien 12 Japan 13 Neuseeland 14 Hongkong 15 Philippinen 16138 17 Südkorea 18 Bangladesh 19139

138 Feld VI.16 unbesetzt. 139 Felder VI.19 – VI.20 unbesetzt.

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208

VII. Berufliche Tätigkeit

1 Mitarbeiter in NATO-Dienststellen 2 Mitarbeiter in NATO-Botschaften 3 Mitarbeiter in Botschaften anderer kap. Staaten 4 Mitarbeiter in EG-Dienststellen 5 Mitarbeiter in UNO-Dienststellen 6 Angestellter im Staatsapparat 7 Angestellter in Parteien 8 Angestellter in politischen Massenorganisationen 9 Angestellter in wirtschaftl.-wissenschaftl. Vereinig.

10 Angestellter in Betrieb/Gesellschaft 11 Sekretärin im Staatsapparat 12 Sekretärin in Parteien 13 Sekretärin in politischen Massenorganisationen 14 Sekretärin in wirtschaftl.-wissenschaftl. Vereinig. 15 Abgeordneter140

17 Wissenschaftler/Physik 18 Wissenschaftler/Elektrotechnik-Elektronik 19 Wissenschaftler/Flugzeug- und Raketenindustrie 20 Wissenschaftler/Chemie-Biologie 21 Wissenschaftler/Maschinen- und Anlagenbau 22 Wissenschaftler/Agrar 23 Diplom-Chemiker 24 Chemiker 25 Diplom-Mathematiker 26 Mathematiker 27 Diplom-Ingenieur 28 Ingenieur 29 Konstrukteur 30 Techniker 31 Technologe 32 Laborant 33 Technischer Zeichner 34 Programmierer 35 Systemanalytiker 36 Sonstiger Mitarbeiter in EDV 37 Medizinische Intelligenz (Arzt) 38 Apotheker 39 Krankenschwester und Pflegepersonal

140 Felder VII.16 unbesetzt.

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209

40 Rechtsanwalt 41 Staatsanwalt 42 Richter 43 Notar 44 Sonstige Justizangestellte 45 Künstlerische Intelligenz (Musiker, Kunstmaler usw.) 46 Sonstige akademische und freie Berufe 47 Betriebsinhaber 48 Direktor von Betrieb/Gesellschaft 49 Geschäftsinhaber (Einzelhandel) 50 Gewerbetreibender 51 Verkäufer (in) 52 Finanzfachmann/Steuerberater 53 Selbständiger Vertreter 54 Redakteur 55 Journalist 56 Dolmetscher (e = englisch, i = italienisch usw.) 57 Übersetzer 58 Professor, Lehrer, Dozent an Hochschule/Universität 59 Lehrer an Volks-, Mittel- oder Oberschule 60 Student/Mathematik/Naturwissenschaften 61 Student der technischen Wissenschaften 62 Student Wirtschaftswissenschaften 63 Student Philosophie/Sprachen 64 Student/Medizin 65 Student/Kunst/Musik 66 Student/Theologie 67 Student/Pädagogik 68 Student/Jura 69 Student/Journalistik 70 Student/Landwirtschaftswissenschaft 71 Offizier der Armee 72 Unteroffizier der Armee 73 Sonstiger Angehöriger der Armee (Wehrpflichtiger) 74 Zivilangestellter der Armee141

76 Angehöriger der Polizei142

78 Angehöriger der Kriminalpolizei 79 Beschäftigter in Haftanstalten 80 Angehöriger des Zolls

141 Feld VII.75 unbesetzt. 142 Feld VII.77 unbesetzt.

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210

81 Angehöriger des Grenzschutzes

82 Hauptamtlicher Mitarbeiter in militaristischen Organisationen und Verbän-den

83 Kraftfahrer 84 Taxi-Fahrer 85 Selbständiger Taxi-Besitzer oder Fuhrunternehmer 86 Hochseeschiffer 87 Angestellter Fluggesellschaften 88 Kellner(in)/Servierer(in) 89 Sonstige Mitarbeiter des Gaststätten- und Hotelgewerbes 90 Arbeiter in Betrieben aller Art 91 Selbständiger Handwerker 92 Bauer 93 Hausfrau 94 Hausfrau (Ehefrau von IM) 95 Angestellter/Beamter der Post 96 Angestellter/Beamter der Eisenbahn 97 Elektriker 98 Schlosser 99 Klempner/Installateur

100 Maurer 101 Maler 102 Dekorateur 103 Rentner 104 Sonstige Berufe (konkrete Angaben)

VIII. Vermögenslage 1 Eigenes Büro 2 Hauseigentümer 3 Wohnungseigentümer 4 Wohnungsmieter 5 Untermieter 6 Eigentum an Wochenendgrundstück, Gartenlaube usw. 7 Besitzer eines Motorrades 8 Besitzer eines Pkw 9 Besitzer eines Lkw 10 Besitzer eines Omnibusses 11 Besitzer eines Motorbootes 12 Besitzer eines Flugzeuges

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211

IX. Zuverlässigkeit 1 a) Geeignet für Sonderaufgaben b) Zuverlässig c) Vertrauenswürdig d) Nicht überprüft e) Fragwürdig f) Doppelagent 2 a) Zeitweilige Festnahme aus politischen Gründen b) Zeitweilige Festnahme aus kriminellen Gründen c) Festgestellte Beobachtung oder Ermittlung d) Festgestellte Telefon- und Post-Überwachung 3 a) Verwandtschaftliche Verbindungen in DDR/sozialistische Länder (aktiv –

Besuche) b) Verwandtschaftliche Verbindungen in DDR/sozialistische Länder (passiv

keine persönlichen Kontakte) c) Keine verwandtschaftlichen Verbindungen in DDR/sozialistische Länder d) Reisen in die DDR/sozialistischen Länder aus beruflichen Gründen/

Studienzwecken e) Touristenreisen in die DDR/sozialistische Länder f) Transitreisen durch die DDR/sozialistische Länder X. Verbindungswesen und operativ-technische Ausrüstung 1 = Einseitiger KW-Funk 2 = Zweiseitiger KW-Funk 3 = UKW-Funk »Horizont« 4 = UKW-Signalisationssystem »Panorama« 5 = Verbindungsmittel »HD« 6 = DA in DDR 7 = DA im Operationsgebiet 8 = Geheimschreibmittel 9 = Chiffre 10 = Code 11 = Mikratfotografie 12 = TBK (unpersönliche Kurierverbindung) 13 = Zug-TBK 14 = Persönliche Kurierverbindung 15 = Unpersönlicher Materialtransport

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212

16 = Instrukteurverbindung

17 =

Decktelefon a) in BRD/Ausland b) in Westberlin c) in DDR

18 = Treff nur in DDR (IM verfügt über keine anderen Verbindungsmittel)

19 = Treff nur im Operationsgebiet (IM verfügt über keine anderen Verbin-dungsmittel)

Grenzschleusen – davon: 20 = Wurfschleuse 21 = Personen- und Materialschleuse 22 = Infrarot-Schleuse (IR)

Bei nachfolgenden Positionen werden nur die von der Abteilung VI/K angefertigten operativen Dokumente angegeben: 23 = Anzahl der BRD-Ausweise 24 = Anzahl der WB-Ausweise 25 = Anzahl internationaler Ausweise und Pässe 26 = Aufrechterhaltung der Verbindung zum IM – Situation I = Zusammenarbeit und Verbindung in normaler Situation – Situation II = Zusammenarbeit und Verbindung wird trotz erschwerter Bedin-

gungen aufgrund der Wichtigkeit und Bedeutung des IM aufrecht-erhalten

– Situation III = Zusammenarbeit und Aufrechterhaltung der Verbindung zum IM erfolgt aufgrund der Bedeutung und Aufgabenstellung in allen Si-tuationen – auch unter Kriegsbedingungen.

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213

Teil C IM in der DDR Die Erfassung aller in der DDR wohnhaften IM hat entsprechend ihrer operativen Aufgabenstellung grundsätzlich nach den festgelegten Kategorien der Richtlinie 2/68 zu erfolgen. IM, die hauptsächlich Sicherungsaufgaben und Maßnahmen für unsere Arbeit lösen, sind als Kategorie IMS der Richtlinie 1/68 auszuweisen, soweit sie nicht als GMS erfasst werden können. I = Resident II = Gehilfe des Residenten III = Führungs-IM (FIM) IV = Instrukteur V = Funker VI = Kurier VII = Werber I VIII = Ermittler/Beobachter IX = Deckadresse X = Konspirative Wohnung (Wohnung, Zimmer) XI = Konspiratives Objekt (Haus) XII = Werber II XIII = Decktelefon/Anlaufstelle XIV = Grenz-IM

XV = Sicherungs-IM (gemäß Richtlinie 2/68) Dient zur Absicherung von Vorgängen im Operationsgebiet, Über-siedlungen usw.

XVI =

IMS (gemäß Richtlinie 1/68) IM in Wirtschaft, Verkehrswesen und sonstigen Objekten, die Siche-rungsaufgaben für unsere Arbeit in der DDR durchführen, Hinweise erarbeiten, überprüfen usw.

XVII = GMS (gemäß Richtlinie 1/68) Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, zur Abdeckung von Rei-seangelegenheiten, Abwesenheit anderer IM usw.

XVIII = Übersiedlungs-IM (ÜIM)

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214

XIX =

Kontaktperson (Es werden nur solche Personen erfasst, - zu denen eine stabile Verbindung unterhalten wird, - die über Zugang zu operativ bedeutsamen Informationen bzw.

über Möglichkeiten zur aktiven Einflussnahme verfügen, - die relativ beständig abgeschöpft, zur Durchführung aktiver

Maßnahmen genutzt und zu anderen operativen Handlungen ver-anlasst werden, ohne dass sie den nachrichtendienstlichen Cha-rakter dieser Tätigkeit kennen oder durch die Anwendung spezi-fischer operativer Mittel und Methoden bestätigt erhalten,

- deren Werbung als IM aus politischen, operativen oder anderen Gründen nicht möglich, zweckmäßig oder notwendig ist.)

XX = Einsatzkader für Teil B-1

A =

Gesamtzahl der IM 1 im Vorjahr 2 im Berichtsjahr

B =

davon: 1 als Offizier im besonderen Einsatz tätig, 2 hauptamtlich tätig ohne Objekt,

durch MfS voll besoldet, 3 hauptamtlich für uns im Objekt tätig,

durch MfS voll besoldet, 4 hauptamtlich für uns im Objekt tätig,

durch MfS teilweise besoldet, 5 hauptamtlich für uns im Objekt tätig,

durch MfS nicht besoldet, 6 Residentur angeschlossen

Einsatzgruppe angeschlossen

C =

davon beschäftigt in: 1 Organen des Staatsapparates 2 Parteien und Organisationen 3 Universitäten und Fachschulen 4 Wissenschaftlichen Instituten 5 Großbetrieben 6 Sonstigen Betrieben 7 Rentner

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215

D =

Übersiedlungskandidaten: 1 Gesamtzahl der Ü-Kandidaten

davon: 2 die Ausbildung beendet, 3 zur Zeit noch in Ausbildung begriffen, 4 die Ausbildung noch nicht begonnen.

Bei der Eintragung der Ü-Kandidaten in die Spalte D des Formulars ist darauf zu achten, dass sie entsprechend ihrer vorgesehenen Aufgaben-stellung in die richtige Zeile analog der Kategorien eingetragen wer-den. Beispiel: Ü-Kandidat – Resident = Zeile 1 Ü-Kandidat – Funker = Zeile 5 usw.

E =

Anzahl der IM im Besitz von Ausweisen, Reisepässen aus: 1 BRD 2 Westberlin 3 kapitalistisches Ausland

(nur operative Dokumente angeben!)

F = 1 Anzahl der IM, die Ausländer sind, sich nur vorübergehend in der

DDR aufhalten und für die Rückkehr in ihr Heimatland operativ vorbereitet werden.

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216

Teil D Abgänge von IM Teil D – 1 Abgang aller IM aus BRD/WB Kategorien

1 = Resident 2 = Gehilfe des Residenten 3 = Führungs-IM

4 = Quellen insgesamt – davon: a) O-Quelle b) A-Quelle

5 = Werber I 6 = Werber II 7 = Perspektiv-IM 8 = Funk-IM/Funk-Deponie 9 = Ermittler

10 = Austauschbarer IM (AIM) 11 = Kurier 12 = Deckadresse 13 = Konspirative Wohnung 14 = Anlaufstelle 15 = Ausweichquartier 16 = Grenz-IM 17 = IMA 18 = Sicherungs-IM 19 = IM-Vorlauf 20 = Kontaktperson

A = Abgang aller IM im Berichtsjahr davon:

B = 1 Offizier im besonderen Einsatz 2 hauptamtlich für uns tätig

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217

C = Abgang durch:

1 Übergabe an Abteilung der HV A oder Abt. XV (hierbei ist die Abt. oder BV anzugeben)

2 Übergabe an Hauptabteilungen oder Abt. des MfS 3 Verhaftung im Operationsgebiet 4 Verhaftung in der DDR 5 Verrat und Überwerbung durch Gegner 6 Abzug aus dem Einsatzgebiet wegen Gefährdung 7 Abzug aus dem Einsatzgebiet wegen Dekonspiration 8 Unfähigkeit des IM 9 Unzuverlässigkeit des IM 10 Abzug aus dem Einsatzgebiet nach Haftentlassung 11 Normaler Rückzug aus dem Einsatzgebiet 12 Normale Beendigung der Zusammenarbeit 13 Abgang wegen Alter/Krankheit/Todesfall 14 Übergang in Teil B (Ausland)

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218

Teil D – 2 Abgang aller IM aus dem Ausland Kategorien

1 = Resident 2 = Gehilfe des Residenten 3 = Führungs-IM

4 = Quellen insgesamt – davon: a) O-Quelle b) A-Quelle

5 = Werber I 6 = Werber II 7 = Perspektiv-IM 8 = Funk-IM/Funk-Deponie 9 = Ermittler

10 = Austauschbarer IM (AIM) 11 = Kurier 12 = Deckadresse 13 = Konspirative Wohnung 14 = Anlaufstelle 15 = Ausweichquartier 16 = Grenz-IM 17 = IMA 18 = Sicherungs-IM 19 = IM-Vorlauf 20 = Kontaktperson

A = Abgang aller IM im Berichtsjahr davon:

B = 1 Offizier im besonderen Einsatz 2 hauptamtlich für uns tätig

Page 223: BRD DDR Rosenholzbericht2007 PDF Birthler Behoerde

219

C = Abgang durch:

1 Übergabe an Abteilung der HV A oder Abt. XV (hierbei ist die Abt. oder BV anzugeben) 2 Übergabe an Hauptabteilungen oder Abt. des MfS 3 Verhaftung im Operationsgebiet 4 Verhaftung in der DDR 5 Verrat und Überwerbung durch Gegner 6 Abzug aus dem Einsatzgebiet wegen Gefährdung 7 Abzug aus dem Einsatzgebiet wegen Dekonspiration 8 Unfähigkeit des IM 9 Unzuverlässigkeit des IM 10 Abzug aus dem Einsatzgebiet nach Haftentlassung 11 Normaler Rückzug aus dem Einsatzgebiet 12 Normale Beendigung der Zusammenarbeit 13 Abgang wegen Alter/Krankheit/Todesfall 14 Übergang in Teil A (BRD/WB)

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220

Teil D – 3 Abgang aller IM aus der DDR I = Resident II = Gehilfe des Residenten III = Führungs-IM (FIM) IV = Instrukteur V = Funker VI = Kurier VII = Werber I VIII = Ermittler/Beobachter IX = Deckadresse X = Konspirative Wohnung (Wohnung, Zimmer) XI = Konspiratives Objekt (Haus) XII = Werber II XIII = Decktelefon/Anlaufstelle XIV = Grenz-IM XV = Sicherungs-IM XVI = IMS XVII = GMS XVIII = Übersiedlungs-IM (ÜIM) XIX = Kontaktperson XX = Einsatzkader für Teil B-1

A = Abgang aller IM im Berichtsjahr davon:

B = 1 Offizier im besonderen Einsatz 2 hauptamtlich für uns tätig

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221

C = Abgang durch:

1 Übergabe an Abt. der HV A oder Abt. XV (hierbei ist die Abt. oder BV anzugeben)

2 Übergabe an Hauptabteilung oder Abt. des MfS (hierbei ist die HA/Abt. anzugeben)

3 Verhaftung im Operationsgebiet 4 Verhaftung in der DDR 5 Verrat und Überwerbung durch Gegner 6 Republikflucht des IM 7 Unfähigkeit des IM bzw. zur Zusammenarbeit nicht geeignet 8 Unzuverlässigkeit des IM 9 Übergang in Teil A (Übersiedlung) 10 Übergang in Teil B (Übersiedlung) 11 Übergang in Teil B-1 (Übersiedlung) 12 Alter/Krankheit/Todesfall 13 Dekonspiration 14 Einstellung als Kader in das MfS 15 Normaler Abgang aus familiären, beruflichen Gründen, wegen

Studium, Wechsel des Wohnortes usw.

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222

Dokument 12 24. September 1984

Neufassung der Struktur zur IM-Statistik1

Als Anlage erhalten Sie in der gewünschten Anzahl die Exemplare der Neufassung der Struktur zur IM-Statistik (VVS2 198 A 45/843). Mit der neuen Struktur werden, bei notwendiger Beibehaltung der Möglichkeiten, statistische Vergleiche und Entwick-lungstendenzen bis 1970 zurückzuverfolgen, – eine Aktualisierung der Teilabschnitte Objekte und Berufe, – eine höhere Übersichtlichkeit in der Gesamtheit durch weitgehende Vereinheitli-

chung der Gliederung und – eine Präzisierung der Abschnitte Verbindungswesen, Angaben zur Werbegrund-

lage, Zuverlässigkeit und Ursprung des Vorganges erreicht. Die dazu von den Leitern der Diensteinheiten unterbreiteten konkreten Vorschläge wurden berücksichtigt. Die vom Leiter der HV A erteilte Weisung, die Geburtsjahrgänge der IM zu erfassen, ermöglicht einen präziseren zentralen Überblick zur Altersstruktur des IM-Netzes und ein exakteres Arbeiten bei der Realisierung von Such- und Fahndungsaufträgen. Die Berichterstattung (Neuzugänge/Veränderungen/Abgänge) zur Jahresstatistik 1984 ist auf der Grundlage dieser neuen Struktur vorzunehmen. Dafür sind die entsprechend neu erarbeiteten Formblätter zu verwenden. Die Erfassung des Geburtsjahrganges bei den [unleserlich] zu denen im Rahmen der statistischen Jahresberichterstattung 1984 keine Veränderungen gemeldet werden, erfolgt durch Genossen OSL Langrock im Zusammenhang mit den von ihm Anfang 1985 in den Diensteinheiten vorzunehmenden Abstimmungen. Die bisher gültige Struktur zur Jahresanalyse (Anlage 1 zum Befehl 1/70 des Leiters der HV A vom 15. Juni 1970 – VVS Nr. A 11/704) ist bis zum 2. November 1984 an das Büro der HV A zurückzusenden.

1 Hauptverwaltung A. Stab. 1. Stellvertreter: Neufassung der Struktur zur IM-Statistik,

24.9.1984; 200/202/532/84. Oberst [Heinz] Enk; BStU, MfS, BV Cottbus, Abt. XV Nr. 534, Bl. 2.

2 VVS: Vertrauliche Verschlusssache. 3 Vgl. Dokument 8, S. 156. 4 Vgl. Dokument 1, S. 143–145.

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223

Dokument 13 12. Juni 1985

Aufstellung der Objekte für den Teil A1

Als Anlage erhalten Sie eine überarbeitete Aufstellung der Objekte für den Teil A der IM-Statistik, bei der die von den operativen Diensteinheiten vorgenommenen Präzisie-rungen berücksichtigt wurden. Veränderungen, die sich dadurch bei den in der IM-Statistik erfassten IM erforderlich machen, sollten ab sofort, aber spätestens zum Zeitpunkt der statistischen Jahresbe-richterstattung vorgenommen werden. Diese neue Objektübersicht ist gegen die Seiten 8 bis 45 der VVS 198 A 45/84 (Struk-tur zur IM-Statistik – Teil A) auszutauschen und die veränderte Seitenzahl im VS-Stempel zu ergänzen. Die ungültigen Austauschblätter sind bis zum 9. Aug[ust] 1985 an die Dokumenten-stelle/HV A zurückzusenden. Anlage 38 Austauschblätter 5 Zusatzblätter

1 Hauptverwaltung A. Stellvertreter des Leiters und Leiter des Stabes: Schreiben an Leiter

der Diensteinheiten, 12.6.1985, 200/202/Stab-345/85, gez. Generalmajor; BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 122.

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224

Dokument 14 23. Dezember 1985

IM-Statistik der HV A1

Im Rahmen der Umstellung der IM-Statistik auf EDV macht sich die Vervollständi-gung der IM-Karteikarten notwendig. In vielen Fällen fehlen noch die Vorgangs-Nummern, Geburtsjahre, Angaben zur Werbung/Kontaktierung (Struktur Abschnitt III), Zuverlässigkeit (Struktur Abschnitt IX/3 a bis f). Sie werden gebeten, bis 15. Januar 1986 die auf beiliegender Liste geforderten Anga-ben zu Ihren IM und KP dem Stab der HV A, Referat 2, zuzusenden. Zum gleichen Zeitpunkt bitte ich, die Objektangaben aller IM und KP auf Überein-stimmung mit der Struktur (Neufassung von 1985) zu prüfen, gegebenenfalls zu ver-ändern und die Veränderungen ebenfalls zu melden. Anlage2

1 Hauptverwaltung A. Stab. 1. Stellvertreter: IM-Statisitik der HV A. Schreiben an die

Leiter von Diensteinheiten, 23.12.1985. 201/202/Stab/A/819/85, 1 Bl., Oberst [Heinz] Enk; BStU, MfS, BV Potsdam, Abt. XV Nr. 23, Bl. 1.

2 Eine Anlage ist nicht überliefert.

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9 Literatur- und Quellenverzeichnis

»Aktion Rosenholz«-Akten werden keine strafrechtliche Relevanz mehr haben. In: Blickpunkt Deutscher Bundestag. Juli 2000.

Antrag der Fraktion PDS: Straffreiheit für Spionage zu Gunsten der Deutschen Demokra-tischen Republik. In: Deutscher Bundestag, Drucksache 14/3065 v. 29.3.2000.

Auerbach, Thomas: Einsatzkommandos an der unsichtbaren Front. Terror- und Sabotage-vorbereitungen des MfS gegen die Bundesrepublik. Berlin 1999.

Auslandsspionen der Stasi auf der Spur. In: Berliner Morgenpost v. 17.1.2000. Bailey, George; Kondraschow, Sergej A.; Murphy, David E.: Die unsichtbare Front. Der

Krieg der Geheimdienste im geteilten Berlin. Berlin 1997. Bajohr, Walter (Hg.): Das Erbe der Diktatur. Bonn 1992. Baum, Karl-Heinz: Deckname

»Leder«. In: Frankfurter Rundschau v. 6.10.2006. Baum, Karl-Heinz: Stasi sah bei Eppler keine Perspektive. Birthler-Akten geben umfas-

senden Einblick in Arbeitsweise des DDR-Spionagesystems. In: Frankfurter Rund-schau v. 6.10.2006.

Baum, Karl-Heinz: Stasi und Bundestag. Weitere Ex-Abgeordnete im Blickpunkt. In: Neue Gesellschaft, Frankfurter Hefte (2007)5, S. 41–45.

Behling, Klaus: Der Nachrichtendienst der NVA. Berlin 2005. Birthler, Marianne: Die Enthüllungen passen in eine Fußnote. Die Studie über die

Abgeordneten des 6. Deutschen Bundestages: Fraktionsstärke hatte das MfS dort nie. Die Forschung an den Stasi-Unterlagen kann beginnen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 6.9.2006, S. 10.

Birthler, Marianne: Unterwanderte Republik? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 28.6.2006, S. 6.

Bohnsack, Günter; Brehmer, Herbert: Auftrag: Irreführung. Wie die Stasi Politik im Westen machte. Hamburg 1992.

Bohnsack, Günter: Hauptverwaltung Aufklärung. Die Legende stirbt. Das Ende von Wolfs Geheimdienst. Berlin 1997.

Bols, Manfred: Ende der Schweigepflicht. Aus dem Leben eines Geheimdienstlers. Berlin 2002.

Boyes, Roger: CIA to Return Stasi Papers. In: Times v. 19.1.1999. Boyes, Roger: V. S. Denies Deal to Hand Over Stasi Spy Files. In: Times v. 21.1.1999. Brauckmann, Roland: Amnesty International als Feindobjekt der DDR. Berlin 1996. Bremer, Herbert: Die Verratslegende ist die Erlösung von der eigenen Verantwortung.

Von »Falschspielern« und solchen, die sich der Dolchstoßlegende bedienen. In: Zwie-Gespräch 3(1993)15, S. 22–28.

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cherheit und das Scheitern des Mikroelektronikprogramms. Berlin 1997. CD-Rom mit Stasi-Material ist schon lesbar. In: Die Welt v. 14.4.2000. Chaker, Irene: Die Arbeit der Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) im »Operationsge-

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Clauss, Ulrich: Gauck bekommt die Stasi-Westkartei nun doch. In: Die Welt v. 30.6.2000.

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