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13. FEBRUAR 2019 LAEISZHALLE GROSSER SAAL DIE DEUTSCHE LUX AETERNA BREMEN PHILHARMONIE KUUSISTO KAMMER- PEKKA

bremen peKKa Kuusisto - Elbphilharmonie · 2019. 2. 7. · »Artistic Best Friend« – was für ein schöner titel, den Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen 2017 ihrem langjährigen

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13. Februar 2019LaeiszhaLLegrosser saaL

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Mittwoch, 13. Februar 2019 | 20 Uhr | Laeiszhalle Großer Saal Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen | 2. Konzert

19 Uhr | Einführung mit Lars Entrich im Kleinen Saal

Die Deutsche Kammer- phiLharmonie bremen peKKa Kuusisto VioLinE UnD LEitUnG

William Byrd (um 1539–1623) Sanctus aus: Mass for Four Voices Frank Bridge (1879–1941) three idylls for String QuartetBearbeitung für Streichorchester: Paul Hindmarsh

Benjamin Britten (1913–1976) Variations on a theme of Frank Bridge op. 10 (1937) introduction and theme – March – Romance – Aria italiana – Bourrée classique – Wiener Walzer – Moto perpetuo – Funeral march – Chant – Fugue and Final

Pause

Ludwig van Beethoven (1770–1827) Konzert für Violine und orchester D-Dur op. 61 (1806) »Manuskript-Fassung« von Pekka Kuusisto

Allegro ma non troppo Larghetto Rondo: Allegro

Ende gegen 22 Uhr

Das Festival »Lux aeterna« wird gefördert durch die

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»Artistic Best Friend« – was für ein schöner titel, den Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen 2017 ihrem langjährigen musikalischen Weggefährten Pekka Kuusisto verlieh. Und wie gut diese Freundschaft klingt, das lässt sich nun im facettenreichen Programm des heutigen Konzertabends erleben, in dem der finnische Geiger zwischen Konzertmeister- und Solisten-Pult hin- und herwechselt. Der erste teil wid-met sich der oftmals zu Unrecht geschmäh-ten Musiknation England und unternimmt eine Reise von der Renaissance bis zur klassischen Moderne. Als krönender Abschluss erklingt nach der Pause Beethovens berühmtes Violin-konzert – in einer speziellen, eigens von Pekka Kuusisto erarbeiteten Fassung auf Basis von Beethovens handschriftlicher Partitur.

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the engLish connection – oDer: Die Drei grossen b

Zu den Werken von Byrd, Bridge und Britten

Der 21. november 1695 war ein Schicksalstag für die Musik-nation England. An jenem tag verstarb nämlich Henry Purcell, dieser zum »orpheus Britannicus« geadelte Barockkomponist. Mit seinem tod ging eine goldene Musikepoche zu Ende, die bis in die Renaissance zurückreichte. Fortan sollte aus weiterhin ungeklärten Gründen in den nächsten zwei Jahrhunderten kein Komponist von Rang und namen mehr aus England kommen. Erst im späten 19. Jahrhundert blühte das englische Musikleben dank Edward Elgar erstmals wieder richtig auf. Und schon bald stießen Komponisten wie Gustav Holst, Ralph Vaughan Williams und vor allem Benjamin Britten endgültig das tor zur Moderne auf. Was sie miteinander verband, war nicht nur eine neue eng-lische, stets ungemein melos-satte Klangsprache. Mit ihren Werken schlugen sie zugleich oftmals einen Bogen weit zurück zur Musik des 16. und 17. Jahrhunderts. »Das Beste der alten Musik ist heute so lebendig wie zu der Zeit, als sie geschrie-ben wurde«, stellte der englische Komponist Peter Warlock 1922 fest, der Lautensongs etwa von John Dowland herausgab. Und während Britten sich vor allem für den Musiktheater-Mann Henry Purcell begeisterte, erinnerte Vaughan Williams an den Renaissance-titanen thomas tallis.

William Byrd: Sanctus aus Mass For Four Voices

So neugierig man im frühen 20. Jahrhundert auf das musikali-sche Erbe Englands war, so erstaunlich ist es, dass dabei das Schaffen von William Byrd völlig übersehen wurde. Dabei war Byrds Klangsprache auf dem Gebiet der Vokalmusik nicht weni-

William Byrd

Beginn des Sanctus aus der »Mass for Four Voices«. Der damalige notendruck nutzte für jede einzelne note samt System Bleilettern wie bei Büchern – daher weisen die Linien kleine Lücken und Versätze auf.

ger kühn als die seines Lehrers thomas tallis. Beide wurden an der Londoner Chapel Royal ausgebildet, die damals den berühmtesten Chor Englands stellte. Zudem hatten Byrd und tallis das Glück, in Königin Elisabeth i. eine liberal ein-gestellte Unterstützerin zu haben. Denn für strenge Katholiken, wie Byrd und tallis es waren, konnte es im protestantisch-anglikanischen England lebens-gefährlich sein, sich zu seinem Glauben zu bekennen. Auch wenn die beiden Komponisten von der Monarchin 1575 sogar das royale königliche Patent für den notendruck ausgestellt bekamen, um eine Motetten-Sammlung zu veröffent-lichen, musste Byrd stets auf der Hut sein. Da die Vertonung lateinischer texte und die Feier der katholischen Messe ein absolutes tabu blieben, komponierte Byrd seine drei Messen um 1592 wohl für private Gottesdienste.

Aus Byrds Mass for Four Voices ist zum Auftakt des heutigen Konzerts das ungemein empfindsam dahinschwebende Sanctus zu bestaunen. Byrd setzte damit seinem großen Landsmann John taverner (um 1495–1545) ein Denkmal, aus dessen sogenannter Mean Mass hier das Kopfmotiv verarbeitet wird.

DiE MUSiK

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Bridge: Three Idylls & Britten: Variations on a Theme of Frank Bridge

Die Viola war Frank Bridges Lieblingsinstrument. Als Bratschist machte er ab 1904 als Mitglied des Grimson-Quartets Karriere und präsentierte mit ihm sogar die englische Erstaufführung von Debussys Streichquartett; 1912 schrieb er ein Lamento für zwei Bratschen. Überhaupt war der aus Brighton stammende Bridge in den Streicherklang regelrecht vernarrt. Zu seinen auf der insel meistgespiel-ten Werken gehört die Suite für Streicher von 1910, außerdem schrieb er Sona-ten für Violine und Violoncello. Auch auf dem Feld der kammermusikalischen Königs gattung Streichquartett war er ungemein fleißig. Die 1906 entstandenen Three Idylls für Streichquartett widmete Bridge seiner späteren Frau Ethel. Sie sind durchweg von einem charmant-gelassenen ton beseelt. im zweiten Satz findet sich eine hübsche Walzer-Melodie, die Bridges Schüler und Bewunde-rer Benjamin Britten 1937 für eine musikalische Verbeugung auswählte und zu einem Variationswerk für Streichorchester ausarbeitete.

Sportlich: Benjamin Britten (links) und sein Lehrer Frank Bridge

Warum Britten sich für seine Variations on a Theme of Frank Bridge ausgerechnet für diese Passage entschieden hat, ist nicht dokumentiert. Doch sie schien den 24-Jährigen mächtig inspiriert zu haben, denn zwischen der Anfrage des Diri-genten Boyd neel, ein Werk für sein orchester zu schreiben, und der Urauffüh-rung bei den Salzburger Festspielen lagen nur drei Monate. immerhin konnte Britten auf ein bereits oberflächlich skizziertes Werk zugreifen, bei dem jede Variation einen speziellen Charakterzug von Bridge vorstellt.

»Für Frank Bridge – eine Huldigung in Zuneigung und Bewunderung« – diese Zeilen schrieb Britten über die Partitur, deren Salzburger Feuertaufe von Brit-tens Partner, dem legendären tenor Peter Pears, als »A grand show!« bezeichnet wurde. So bildete das Stück einen Grundstein für Brittens Komponistenkarriere, die ihm schon bald den Ehrentitel »Modern orpheus Britannicus« einbrachte.

Seinen zehn Variationen stellt Britten eine recht dramatische Einleitung voran, auf die das sanfte idyll-thema folgt (»Himself« – er selbst – schrieb Britten in den noten und meinte damit natürlich den Widmungsträger). »Seine tiefe« kleidete er in ein berückendes Adagio; »Seine Energie« spiegelt sich in einem schwungvollen, wenngleich etwas gespenstisch anmutenden Presto-Marsch wider. Bridges »Charme« gibt sich in der vierten Variation, in einer hübschen »Romance« zu erkennen – und dessen »Humor« in einem neoklassizistischen Furioso. Eher robust wird Bridges traditionsbewusstsein in der »Bourrée Clas-sique« beschworen. Seinen Enthusiasmus fängt Britten mit einem Wiener Wal-zer und seine »Vitalität« mit einem wild umherfliegenden »Moto Perpetuo« ein. Mit einem schmerzhaften trauermarsch erinnert Britten erstaunlicherweise an Bridges »Verständnis«. Und nach der meditativ eingefärbten »Ehrfurcht« feiert Britten das »Können und die Hingabe« seines Lehrers mit so manch kontra-punktischem Augenzwinkern.

Zu Brittens idolen gehörte in frühesten Jahren aber nicht nur Frank Bridge, den er 1927 im Alter von 14 Jahren kennengelernt hatte. neben dem Bild seines Lehrers stand in Brittens Zuhause auch eines von Beethoven. Die Verehrung unterstreicht eine tagebuch-notiz vom Juni 1929: »nach einem herrlichen tee mit Erdbeeren hören wir Beethovens Violinkonzert, gespielt von Fritz Kreisler vom Grammophon. oh! Beethoven, Deine unsterbliche Kunst; ist je etwas Ähn-liches geschrieben worden wie das Pathos des ersten und zweiten Satzes und die Freude des letzten.« Was Britten da so jubilieren ließ? nach der Pause folgt die Antwort – und damit das vierte »B« des heutigen Abends …

GUiDo FiSCHER

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Ludwig van Beethoven

Clement« (Konzert aus Barmherzigkeit für Clement). Auch wenn das Werk heute im besten Sinne als »vollendet« gilt, war es doch mit ziemlich heißer nadel gestrickt. Der Legende nach bekam Clement die noten erst am Vorabend der Aufführung und spielte quasi vom Blatt. Dass das nicht stimmen kann, bezeugen die zahlreichen Änderungen und Alternativ-Fassungen, die Beethoven – wie bei so vielen Werken – offenbar noch während der Proben oder in Diskussionen mit dem Solisten in die Partitur eintrug. Darin finden sich streckenweise bis zu drei unterschiedliche Varianten der Solostimme, die Pekka Kuusisto bei seiner inter-pretation auch zum teil berücksichtigt. Auf der folgenden Seite ist ein Beispiel aus dem ersten Satz abgedruckt; auch die vier Paukenschläge tauchen darin wieder auf. Gut möglich ist allerdings, dass die orchestermusiker ihre Stimmen erst kurz vor der Aufführung bekamen, weil die ja eigens aus der original-Par-titur abgeschrieben und von Kopisten vervielfältigt werden mussten.

Für Ludwig van Beethoven war es bei aller Freundschaft nicht unbedingt naheliegend, sich mit der Gattung Violinkonzert zu beschäftigen. Ein solches

Komponieren mit ziegeLsteinen

Ludwig van Beethoven: Violinkonzert D-Dur

Vier Paukenschläge. Vier gleichmäßige Viertel auf ein und demselben ton. Ein-facher, simpler kann eine Musik gar nicht gestrickt sein. Ludwig van Beethoven beginnt sein großes Violinkonzert wie ein Drummer, der den takt vorzählt, bevor die Band einsetzt. Was soll das?

nun, Beethoven ist kein Komponist der großen Melodien – im Gegensatz etwa zu seinem Zeitgenossen Mozart, der in seinen Werken einen ohrwurm an den anderen reiht. Bei Beethoven dagegen herrschen strenge Logik und eine gera-dezu architektonische Struktur vor. Besonders gut beobachten lässt sich das in den Kompositionen des Jahrzehnts ab 1800: den Sinfonien nr. 3 bis 6, den Kla-vierkonzerten nr. 3 bis 5 und eben dem Violinkonzert. Beethoven entwickelt seine Musik hier aus ganz basalen ideen und motivischen Bausteinen. Und nicht sel-ten stellt er sie dem Hörer zu Beginn einmal im Rohzustand vor, als wollte er sagen, schau her, so sieht ein Ziegelstein aus, daraus baue ich jetzt ein Haus. im Falle der dritten Sinfonie ist es ein Es-Dur-Dreiklang, im Falle der Fünften das bekannte tatatataaa-Motiv – und beim Violinkonzert eben der einfachste denkbare Rhythmus.

Wie zentral er für diesen Satz ist, lässt sich nicht nur daran ablesen, dass Beethoven ihn »roh« an den Anfang setzt, sondern dass er ihn in der Folge über 70-mal (!) aufgreift. Zwar wartet der Satz mit gleich fünf themen auf, doch sie basieren allesamt auf der D-Dur-tonleiter oder dem D-Dur-Dreiklang. Verknüpft werden sie jeweils durch das Motto, das an allen nahtstellen auftaucht und so ganz unauffällig für strukturelle integration sorgt. Ein genialer Schachzug! Und man könnte durchaus behaupten, dass die Synkope, also der rhythmische Kick des ersten themas, überhaupt erst vor der Folie der gleichmäßigen Viertel zur Geltung kommt.

Entstanden ist das Violinkonzert innerhalb weniger Wochen im november und Dezember 1806 auf Wunsch eines guten Freundes: Franz Clement, Geigen-virtuose und Konzertmeister des orchesters am theater an der Wien, das unter anderem Beethovens Eroica-Sinfonie uraufgeführt hatte. Seine Bitte um ein wür-diges Solokonzert erfüllte der Komponist gnädig – im wahrsten Sinne des Wor-tes. Auf dem titelblatt notierte er das Wortspiel: »Concerto par Clemenza pour

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Werk zählte damals weniger als eine Sinfonie. Und wenn schon Konzert, dann bitte für Klavier, schließlich war Beethoven selbst Pianist. Zumal sich ein Klavier im Widerstreit mit dem orches-ter gut durch setzen und eigenständige harmonische Welten erschließen kann, während eine Geige meist auf »Girlanden« ausweicht, die um die Melodien des tutti gewoben sind. Bei der Komposition orientierte sich Beethoven ergo an aktuellen Vor-bildern: an Clement, der erst kurz zuvor ein Violinkonzert für sich selbst geschrieben hatte, und an Giovanni Battista Viotti, den heute außerhalb der Geigen-Szene niemand mehr kennt, der aber damals das Maß aller Dinge war. 1782 zog der gebür-tige italiener nach Paris und etablierte dort eine Violintradition, die bis heute wirkt. Bis 1853 wurden für Wettbewerbsvorspiele am Pariser Konservatorium ausschließlich Viotti-Konzerte angesetzt! Viotti entwickelte sowohl die Spieltechnik weiter als auch die Konzert-Standardform in drei Sätzen: einen marsch-ähnlichen Kopfsatz im Stile französischer Revolutionsmusik, einen arienhaften Mittelsatz im Romanzenton und ein spritzi-ges Finale mit Jagdcharakter im 6/8-takt. Und exakt nach die-sem Modell baute Beethoven sein Konzert auf.

Manuskript des ersten Satzes, Ende der Solo-Eingangskadenz. Links eine verworfene (1) und die end gültige (2) Fassung des Violinsolos. Es folgen die vier Paukenschläge (3) und der Einsatz der Holzbläser (4).

Der Verleger Muzio Clementi (nicht verwandt mit dem Geiger Clement), der das Violinkonzert 1810 im Druck herausbrachte, schrieb im Vorwort stolz, es handele sich um Beethovens aller-ersten Beitrag zur Gattung. Doch so ganz richtig lag er damit nicht. Schon Anfang der 1790er Jahre, noch in Bonn, hatte der junge Beethoven einen einzelnen Konzertsatz komponiert. Gut zehn Jahre später schrieb er die beiden hinreißenden einsätzi-gen Romanzen für Violine und orchester, die als eine Art Vor-studie für ein ganzes Konzert betrachtet werden können. Und natürlich lagen 1806, als das Violinkonzert entstand, bereits neun Violinsonaten vor, darunter auch die legendäre Kreutzer-Sonate, der Beethoven den vielversprechenden Untertitel »quasi ein Konzert« mitgab.

Bei der Uraufführung im Dezember 1806 im theater an der Wien wurde das Konzert nicht gut aufgenommen. Der Autor der einzig erhaltenen Rezension lobte zwar den »vortrefflichen Violinspieler Clement« und seine »Kunst und Anmut«, bemän-gelte aber den »zerrissenen Zusammenhang« des Violinkon-zerts und die »unendlichen Wiederholungen, die leicht ermüden können«. (Allerdings verwechselte derselbe schusselige Kritiker auch ständig die tonarten von Beethovens Werken.) Sicher lief das Stück der damaligen Erwartungshaltung zuwider. Mit einer Spielzeit von etwa 40 Minuten ist es gut doppelt so lang wie zeit-genössische Konzerte und verzichtet ganz auf virtuose Mätz-chen – was Franz Clement nicht davon abhielt, im Premieren-konzert noch einige tricks einzubauen, wie etwa mit nach unten gekehrter Geige und nur auf einer Saite spielend. Beethovens erster Biograf Anton Schindler berichtet, viele zeitgenössische Geiger hätten das Konzert wegen seiner hohen Passagen für zu schwer, wenn nicht sogar unspielbar und jedenfalls undankbar befunden. Diese Haltung änderte sich jedoch im Laufe des 19. Jahrhunderts, als Geiger wie Ferdinand David oder Joseph Joa-chim es wiederentdeckten und mit nachdruck ins Zentrum des Repertoires rückten.

CLEMEnS MAtUSCHEK

Beethoven-Denkmal in Bonn – 2020 feiert die Musikwelt Beethovens 250. Geburtstag

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peKKa Kuusisto VioLinE UnD LEitUnG

Der finnische Violinist Pekka Kuusisto ist nicht nur bekannt für seine lebendigen interpretationen des Geigenrepertoires, sondern auch für sein einzigartiges Gespür darin, Ensemb-les von der Geige aus zu leiten. Zusammenarbeiten dieser Art verbinden ihn als Künstlerischen Partner mit dem Saint Paul Chamber orchestra in Minnesota, dem australischen Streich-ensemble ACo Collective und dem Mahler Chamber orchestra. Mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen ist er bereits seit 2017 eng verbunden.

Pekka Kuusisto ist ein enthusiastischer Botschafter der neuen Musik und hat sich mit zahlreichen Uraufführungen einen namen gemacht. Auch in seiner breiten und gefeierten Diskografie finden sich Aufnahmen von aktuellen Kompositio-nen wie Erkki-Sven tüürs Noesis oder Sebastian Fagerlunds Violinkonzert Darkness in Light. nebenbei arbeitet er als Kom-ponist zusammen mit Samuli Kosminen an der Musik für eine neue Fernsehserie über die Mumin-Geschichten der finnischen Autorin tove Jansson.

Seine Leidenschaft zur Musik zeigt sich zudem in einer außergewöhnlichen Begabung in musikalischer improvisation. ohne Hemmungen vor konventionellen Genregrenzen zeichnet er sich durch innovative Konzertprogramme aus. Dazu zählten zuletzt Zusammenarbeiten mit Brian Crabtree, einem Pionier der elektronischen Musik, mit dem Jazz-trompeter Arve Hen-riksen und dem Folk-Künstler Sam Amidon.

Pekka Kuusisto ist international regelmäßig mit renom-mierten orchestern zu hören, darunter zuletzt das orchestre de Paris, die Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker und das Concertgebouw orchestra Amsterdam.

Höhepunkte der aktuellen Saison sind sein Debüt beim Rot-terdam Philharmonic orchestra und beim Aurora orchestra in London sowie seine Rückkehr zum Deutschen Symphonie- orchester Berlin, zum Londoner Philharmonia orchestra und zum Scottish Chamber orchestra. Außerdem ist er Residenz-künstler in der Wigmore Hall in London.

Pekka Kuusisto spielt auf einer Stradivari-Geige aus dem Jahr 1738, eine Leihgabe von Peter Biddulph.

Dem Hamburger Publikum ist Pekka Kuusisto wohlvertraut. So war er 2011 maßgeblich am Finnen-Festival »Rantakala« der Elbphilharmonie Konzerte beteiligt und gastierte in der Folge mehrfach in der Laeiszhalle. Mit der Deutschen Kammerphil-harmonie Bremen konzertierte er dort bereits 2015. Sein Debüt in der Elbphilharmonie feierte er im September 2017 mit dem Phil harmonia orchestra.

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Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ist eines der führenden orchester und begeistert mit ihrem einzigartigen Musizierstil weltweit ihr Publikum. Künstlerischer Leiter ist seit 2004 der estnische Dirigent Paavo Järvi.

Ein Höhepunkt ihrer langjährigen erfolgreichen Zusammenarbeit war das Beethoven-Projekt, auf das sich Dirigent und orchester sechs Jahre lang kon-zentrierten. ihre Beethoven-Konzerte wurden weltweit von Publikum und Presse als maßstabsetzend bejubelt. Mit dem gesamten Zyklus der neun Sinfonien begeisterten sie unter anderem in Paris, tokio, Straßburg, Warschau, São Paulo sowie bei den Salzburger Festspielen und dem Beethovenfest Bonn. Auch die CD-Einspielung wurde von Kritikern weltweit gefeiert. Darüber hinaus entstand eine mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete tV- und DVD-Dokumentation über das Projekt von der Deutschen Welle und Unitel.

Die Deutsche KammerphiLharmonie bremen

im Anschluss setzten sich Die Deutsche Kammerphilharmo- nie Bremen und Paavo Järvi ebenso erfolgreich mit den Sinfonien Robert Schumanns auseinander, für deren Einspie-lung das orchester den Diapason d’or erhielt. Aktuelles Groß-projekt ist seit 2015 das sinfonische Werk von Johannes Brahms. Die 2017 erschienene CD mit der Zweiten Sinfonie und den ouvertüren, erst kürzlich mit dem opus Klassik ausgezeich-net, ist laut SWR ein »rhetorischer Jungbrunnen für den ›alten‹ Brahms«. inzwischen ist auch die Aufnahme der Ersten Sinfonie gefolgt. Ein besonderes Highlight bildete die Aufführung seines Deutschen Requiems im Bremer Dom anlässlich des 150. Jubi-läums der Uraufführung 1868 in Bremen.

Daneben widmen sich die orchestermitglieder mit großem persönlichen Engagement den gemeinsamen Projekten mit der Gesamtschule Bremen-ost, in deren Gebäudekomplex sich die Probenräume des orchesters befinden. Die Zusammenar-beit wurde mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, darunter 2007 mit dem »Zukunftsaward« als »beste soziale innovation«. Die Musiker verfolgen hier das Ziel, individuelles Wachstum mit-tels Musik zu fördern. 2009 ernannte der Staatsminister für Kul-tur dieses »Zukunftslabor« der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen zum Modellprojekt.

2008 erhielt die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen für die gelungene Verbindung von Unternehmertum und Kultur den renommierten Deutschen Gründerpreis. 2010 wurde sie als erstes orchester für ihr editorisches Gesamtwerk mit der Ehrenurkunde des Preises der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet; Paavo Järvi erhielt für die Beethoven-Aufnah-men den Echo Klassik als Dirigent des Jahres 2010. Deutsch-landfunk Kultur zeichnete die Kammerphilharmonie 2016 als erstes »orchester des Jahres« überhaupt aus.

Mit Elbphilharmonie und Laeiszhalle verbindet die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ein enges Verhältnis auf Basis regelmäßiger Konzerte; ihren Einstand in der Elbphilharmonie feierte sie im März 2017. Und auch in der aktuellen Saison ist sie wieder in Hamburg präsent.

Die Deutsche Kammerphil-harmonie Bremen in Hamburg

31.3.2019 | Elbphilharmonie mit Paavo Järvi

30.4.2019 | Laeiszhalle mit Frieder Bernius

DiE KÜnStLER

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VioLine iDaniel Sepec*Jörg AssmannHozumi MurataStefan LatzkoKonstanze LerbsHanna nebelungKatherine Routley

VioLine iiEmma Yoon**Beate WeisMatthias Cordestimofei BekassovFlorentine LenzStefanie Appelhans

VioLaFriederike Latzko**Anja MantheyJürgen WinklerBarbara Linke HolickáJaneks niklavics

VioLonceLLoMarc Froncoux**Ulrike RübenStephan SchraderElisa Siber

KontrabassMatthias Beltinger**Klaus LeopoldJan niklas Sprenger

FLöteBettina Wild

oboeRodrigo Blumenstock /Ulrich König

KLarinetteMatthew HuntMaximilian Krome

FagottRie KoyamaHiginio Arrué Fortea

hornElke Schulze HöckelmannMarkus Künzig

trompeteBernhard ostertagthilo Steinbauer

pauKePeter Fleckenstein

* Konzertmeister** Stimmführer

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shani DiLuKa CoSMoSGleich morgen gibt es wenige Meter von der Laeiszhalle entfernt im tschaikowsky-Saal (neben der russisch-orthodoxen Kirche) ein Konzert, das Beethoven in ein ganz neues Licht rückt. Denn die französische Pianistin Shani Diluka hat herausgefunden, dass der Komponist sich erstaunlicherweise mit der indischen Kultur beschäftigte. Und so verbindet sie nun kurzerhand Beet-hovens »Mondscheinsonate« mit traditionellen indischen Ragas. Zusammen mit zwei herausragenden indischen Solisten zeigt sie so erstaunliche Parallelen auf, die einen ganz besonderen Zauber entfalten.

14. Februar | 19:30 Uhr | tschaikowsky-Saal

concerto De’ caVaLieri ViVALDi & FRiEnDSAntonio Vivaldi ist vor allem für seine virtuosen Concerti bekannt. Viel weniger Beachtung findet hingegen sein geist-liches Werk. Doch der italienische Komponist und Cembalist Marcello Di Lisa hat mit seinem originalklangensemble Con-certo de’ Cavalieri schon so manche verschollene Barockpar-titur ausgegraben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zum Abschluss von »Lux aeterna« präsentieren er und seine Musiker (Vokal-)Werke von Vivaldi und dessen Barockkollegen, darunter tomaso Albinoni und Antonio Caldara.

27. Februar | 20 Uhr | Laeiszhalle Großer Saal

steVen osborne VinGt REGARDSDer Franzose olivier Messiaen war einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts – und ein sehr religiöser Mensch. inmitten des umkämpften Paris brachte er 1944 seinen Klavierzyklus Vingt regards sur l’enfant-Jésus zu Papier: 20 von tiefer Religiosität erfüllte Meditationen. Für die Aufnahme des lichtdurchfluteten Zyklus wurde der schottische Pianist Steven osborne mit Auszeichnungen förmlich überhäuft. nun bringt er ihn im Kleinen Saal der Elbphilharmonie im Rahmen von »Lux aeterna« zur Aufführung.

18. Februar | 19:30 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal

Die Aufzeichnung des Konzerts in ton, Bild oder Film ist nicht gestattet.

impressumHerausgeber: HamburgMusik gGmbHGeschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen MargedantRedaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura Etspüler, Julika von WerderLektorat: Reinhard HellingGestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: Flyer-Druck.de

Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

biLDnachweisWilliam Byrd: Stich von nicola Francesco Haym (British Museum); William Byrd: Sanctus (British Museum); Benjamin Britten & Frank Bridge (unbezeichnete Fotografie); Ludwig van Beethoven: Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1820 (Beethoven-Haus Bonn); Beethoven-Denkmal (unbezeichnet); Pekka Kuusisto (Kaapo Kamu); Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen (oliver Reetz); Shani Diluka (Balazs Borocz); Steven osborne (Ben Ealovega); Concerto de’ Cavalieri (unbezeichnet)

VoRSCHAU LUx AEtERnA

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