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Buchbesprechungen. Miiller, L. R.: [~ bet den Sehlaf. Stfidien fiber die Ermfidung, fiber den Schlaf. fiber Erholung, fiber SchlafstSrungen und fiber deren Behandlung. 146 S. Mit 17 Abb. Mfinchen-Berlin: J. F. Lehmanns Verlag 1940. Preis: Geh. RM. 4.20; Lwd. RM. 5.40. Der bekannte Erlanger Kliniker will mit der vorliegenden Monographie fiber den ScMaf sein Lebenswerk zum AbschluB bringeR. Das kleine Buch ist mehr als eine nfichterne wissensehaftliche Abhandlung und Materialsammlung fiber das Problem des Schlafes. Es ist vor allem das pers6nliehe Bekenntnis eines Arztes und Forsehers. der viele Jahrzehnte seines Lebens einem bestimmten Arbeits- gebiet widmete und hier bahnbrechend wirken konnte. Eine eindrucksvolle Rfiek- schau gibt l~eehenschaft ~iber die einzelnen Etappen eines frueh~baren wissen- schaftliehen Lebens, das dem Studium der ,,Lebensnerven" gegolten hat. Kein anderes Thema h~tte in gleicher Weise geeignet sein kSnnen, die regulativen Leistungen des vegetativen Nervensystems in ihrer Gesamtheit zu veranschau- lichen wie gerade das Problem des Schlafes, der Ermfidung und der Erholung. Keineswegs aber besehr~nkt sich der Verf. auf eine rein neuro-physiologisehe Betrachtung, wenn diese auch gestfitzt auf anatomische Befunde einen breiten Raum einnehmen mul3. Hier ist tats/~ehlieh in kritiseher Weise alles zusammengestellt, was heute fiber den Schlaf-Wachrhythmus bekannt ist. Selbst die sehr eindrucksvollen modernen Befunde fiber die bioelektrischen Erscheinungen des Grol3hirns sind eingehend gewfirdigt, wobei aueh das schwerer zug~ngliche ausl/~ndische Schrifttum der jfingsten Zeit vollst~ndige Beriicksichtigung gefunden hat. Die Frage des Sehlaf- und Wachtraums ffihrt den Verf. auf psychologische Grenzgebiete. Feinsinnige Beobachtungen aus dem Alltag, oft an eigene Erleb- nisse anknfipfend, geben diesen Kapiteln einen besonderen Reiz. Daft hier ein erfahrener Kliniker und Arzt die Feder geffihrt hat, offenbart sich vor allem in der Darstellung der SchIafstSrungen, deren medikamentSse, physikalische und psychotherapeutische Behandlung efngehend gewfirdigt wird. Jeder Arzt, vor allem aber der Neurologe und Psyehiater. der gerade in jfingerer Zeit sich in zunehmendem MaIte mit den SchlafstSrungen und deren Behandlung, mit dem Schlafmittelmil3brauch und dessen Bek/~mpfung auseinandersetzen muG, wird in dem Bfichlein L. R. Mfillers neben wesentlichen empirischen Befunden zahlreiehe Anregungen linden, die ihm bei seinen ~rztliehen Aufgaben willkommene tIilfe leisten kSnnen. Werner Scheid (Hamburg-Eppendorf). Baur-Fischer-Lenz: Menschliehe Erblehre und Rassenhygiene. Bd. I, 2. Hi~lfte: Erbpathologie. Bearbeitet yon Johannes Lange, Fritz Lenz, Otmar Frei- herr v. Verschuer, Wilhelm Weitz. 5.. v611ig neubearbeitete und erweiterte Auflage. 526 Seiten mit 213 Abbildungen. Mfinchen-Berlin: J. F. Lehmanns Ver- ]ag 1940. Preis: Geh. RM. 13.80: geb. RM. 15.60. Der Inhalt des 1. Bandes der bisherigen Auflage der bekannten ,,mensehlichev Erblchre und Rassenhygiene" yon Baur-Fiseher-Lenz ist in der jetzt er- scheinenden 5. Auflage in 2 Teile aufgeteilt worden. Die vorliegende 2. H~lfte

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Buchbesprechungen. Miiller, L. R.: [~ bet den Sehlaf. Stfidien fiber die Ermfidung, fiber den Schlaf.

fiber Erholung, fiber SchlafstSrungen und fiber deren Behandlung. 146 S. Mit 17 Abb. Mfinchen-Berlin: J. F. Lehmanns Verlag 1940. Preis: Geh. RM. 4.20; Lwd. RM. 5.40.

Der bekannte Erlanger Kliniker will mi t der vorliegenden Monographie fiber den ScMaf sein Lebenswerk zum AbschluB bringeR. Das kleine Buch ist mehr als eine nfichterne wissensehaftliche Abhandlung und Materialsammlung fiber das Problem des Schlafes. Es ist vor allem das pers6nliehe Bekenntnis eines Arztes und Forsehers. der viele Jahrzehn te seines Lebens einem best immten Arbeits- gebiet widmete und hier bahnbrechend wirken konnte. Eine eindrucksvolle Rfiek- schau gibt l~eehenschaft ~iber die einzelnen E tappen eines frueh~baren wissen- schaftliehen Lebens, das dem Studium der , ,Lebensnerven" gegolten hat . Kein anderes Thema h~tte in gleicher Weise geeignet sein kSnnen, die regulat iven Leistungen des vegetat iven Nervensystems in ihrer Gesamthei t zu veranschau- lichen wie gerade das Problem des Schlafes, der Ermfidung und der Erholung.

Keineswegs aber besehr~nkt sich der Verf. auf eine rein neuro-physiologisehe Betrachtung, wenn diese auch gestfitzt auf anatomische Befunde einen brei ten Raum einnehmen mul3. Hier ist tats/~ehlieh in kri t iseher Weise alles zusammengestellt , was heute fiber den Schlaf-Wachrhythmus bekann t ist. Selbst die sehr eindrucksvollen modernen Befunde fiber die bioelektrischen Erscheinungen des Grol3hirns sind eingehend gewfirdigt, wobei aueh das schwerer zug~ngliche ausl/~ndische Schrif t tum der jfingsten Zeit vollst~ndige Beriicksichtigung gefunden hat . Die Frage des Sehlaf- und Wachtraums ffihrt den Verf. auf psychologische Grenzgebiete. Feinsinnige Beobachtungen aus dem Alltag, oft an eigene Erleb- nisse anknfipfend, geben diesen Kapi te ln einen besonderen Reiz. Daft hier ein erfahrener Kliniker und Arzt die Feder geffihrt hat, offenbart sich vor allem in der Darstellung der SchIafstSrungen, deren medikamentSse, physikalische und psychotherapeutische Behandlung efngehend gewfirdigt wird.

Jeder Arzt, vor allem aber der Neurologe und Psyehiater . der gerade in jfingerer Zeit sich in zunehmendem MaIte mi t den SchlafstSrungen und deren Behandlung, mi t dem Schlafmittelmil3brauch und dessen Bek/~mpfung auseinandersetzen muG, wird in dem Bfichlein L. R. Mf i l l e r s neben wesentlichen empirischen Befunden zahlreiehe Anregungen linden, die ihm bei seinen ~rztliehen Aufgaben willkommene tIilfe leisten kSnnen. W e r n e r S c h e i d (Hamburg-Eppendorf) .

Baur-Fischer-Lenz: Menschliehe Erblehre und Rassenhygiene. Bd. I, 2. Hi~lfte: Erbpathologie. Bearbei te t yon J o h a n n e s L a n g e , F r i t z L e n z , O t m a r F r e i - h e r r v. V e r s c h u e r , W i l h e l m W e i t z . 5.. v611ig neubearbei te te und erweiterte Auflage. 526 Seiten mi t 213 Abbildungen. Mfinchen-Berlin: J. F. Lehmanns Ver- ]ag 1940. Preis: Geh. RM. 13.80: geb. RM. 15.60.

Der Inha l t des 1. Bandes der bisherigen Auflage der bekann ten ,,mensehlichev Erblchre und Rassenhygiene" yon B a u r - F i s e h e r - L e n z ist in der je tz t er- scheinenden 5. Auflage in 2 Teile aufgeteilt worden. Die vorliegende 2. H~lfte

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umfaBt die Erbpathologie, d . h . die k rankhaf ten Erbanlagen bei den einzelnen Krankhei tsgruppen. WAhrend bisher dieses gesamte Gebie/ yon L e n z allein bearbei te t worden war, haben an der Neubearbeitung neben L e n z noeh J o h . L a n g e , F r h r . v. V e r s e h u e r u n d W e i t z teilgenommen. L e n z selbst ha t auBer einem allgemein gehal tenen einlei tenden Kapite] die Abschni t t e fiber Augen-. Ohren-, Hau~leiden, fiber die Gesehwfilste und fiber die Untfichtigkeit zur Fol~- pflanzung fibernommen. F r h r . v. V e r s e h u e r ha t die Anomalien der Kbrper- form und die Infekt ionskrankhei ten, W e i t z die inneren Krankhei ten und erb- lichen •ervenleiden und L a n g e die Geisteskrankheiten und Psychopathien be- arbeitet . Den Neurologen interessieren na~urgem~l~ besonders die zuletzt ge- nann t en Abschnit te . In auBerordentlieh klarer und fibersichtlicher Form gibt W e i t z einen ~berb l ick fiber die erbliehen Nervenkrankhei ten. Da das vorliegende Werk kein klinisqhes Lehrbuch sein solh wird die Klinik der jeweiligen Krankhe i t nur in kurzen, fast stichvr S~tzen gebracht, die das Wesentliche des Krankhei tsbi ldes ffir den Nieh t fachmann hervorheben, wobei gut ausgewAhlte Abbi ldungen den Text erlAutern. An Hand sehr eindrucksvoller Sippentafeln wird den Aufgaben des Buehes cntsprechend das Hauptgewicht auf erbpatho- ]ogische Fragestellungen gelegt. Hier finder der Leser auch die gesamte neuere Li tera tur erw~hnt. Den Abschni t t fiber die Geisteskrankheiten und Psycho- pa th ien ha t J o h . L a n g e noch kurz vor seinem Tode beendet . Man s taun t immer wieder, welehe ungeheure Arbeitskraft dieser so frfih verstorbene hervorragende Mann noch w~hrend seiner sehweren Krankhe i t aufgebraeht hat. Fast jedes Handbueh der le tzten Jahre , das sein Arbeitsgebiet betrifft , enthAlt einen Bei- t rag aus seiner Feder, und immer finder cr die dem jeweiligen Werk angemessene Form. So k a n n auch sein Beitrag zu dem vorliegenden Werk, das sich nicht nur an den Mediziner, sondern an einen viel weiteren Leserkreis wendet, sowohl formal wie inhalt l ich als meisterhaft bezeiehnet werden. Wenn auf die fibrigen Kapitel im Rahmen dieses Referats n ich t n~her eingegangen werden kann, so muB doeh zusammenfassend gesagt werden, dab aueh sis in ihrer klaren Forn und pr~gnanten Kfirze ein gutes Bild des heutigen Standes der Erbpathologie vermit~eln. Der /qervenarzt sei noeh insbesondere auf das Kapitel yon F r h r . v. V e r s c h u e r fiber die Anomalien der KSrperform und auf den Absehni t t von L e n z fiber die Ge- schwfilste hingewiesen. Aber aueh die weiteren Kapitel en tha l ten Vieles aus den Grenzgebieten der ~eurologie, so z. B. die Ausffihrungen fiber die erblichen Formen der Sehnervenatrophie, die Taubs tummhei t u. a . m . Von grSBter Bedeutung ist das vorliegende Werk ffir die zahlreichen Nerven~rzte, die in den Erbgesundheits- geriehten ti~tig sind. Ffir sie ist es ein unentbehrl iehes Nachschlagewerk, in dem sie sich insbesondere auch in aller Kfirze fiber dis Grenz- und Nachbargebiete ihres eigenen Faches unter r ichten kSnnen. So ist aueh der vorliegcnden Auflage dieselbe Verbreitung zu wfinschen, die die so rasch vergriffenen friiheren Auflagen er fahren haben ! D e m me (Hamburg-Barmbeck).

Handbuch der Erbbiologie des Menschen. in Gemeinsehaft mi t K. H. B a u e r , E. H a n h a r t , J ~ L a n g e ~ herausgegeben yon G f i n t h e r J u s t . B d . V : Erb- biologie und ]~rbpathologie nervbser und psyehischer Zustiinde und Funkt ionen. Redigiert yon G. J u s t u. J. L a n g e ~. Bearbei te t yon H. B o e t e r s , C. B r u g g e r ,

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K. C o n r a d , W. F i s e h e l , K. G o t t s e h a l d t , A. G r e g o r , H. F: H o f f m a n n , G. J u s t , O. K r o h , J . L ~ n g e t , H . . L u x e n b u r g e r , F. M e g g c n d o r f e r , H . N a e h t s - h e l m , F. P a n s e , B. P a t z i g , F. S t u m p f l : Erster Teil: Erbneurologie. Erb- psychologic. - - Zweiter Teil: Erbpsyehiatrie. XIV, VII I und 1324 Seiten mit 275 Ab- bildungen. Berlin: Julius Springer 1939. Preis. broseh. RM. 188. , geb. RM. 196.25.

Die Fortschritte auf dem gesamten Gebiet der Erbbiologie einerseits und andererseits die ungeheure Ffille praktiseher Fragestellungen auf dem Gebiet der Erbbiologie, welehe die letzten Jahre brachten, liegen das Bedfiffnis nach einer zusammenfassenden Bearbeitung aller hierhergeh6rigen Fragen besonders dringlich erseheinen. So mug: es auf das Dankbarste begrfii~t werden, dab die Herausgeber und der Verlag Julius Springer sieh entschlossen haben, ein Handbueh der Erbbiologie zu bringen, das den heutigen Stand des Wissens festlegt und weitere Probleme aufzeigt. Von dem 5b/~ndigen Handbuch ist als erster der 5. Band in 2 Teilen erschienen.

Der erste Absehnitt yon N a c h t s h e i m fiber die Erbleiden der S&ugetiere bringt auch ffir den Neurologen eine Ffille yon Anregungen. Wenn, wie der Verf, betont, fiber die Erb/eiden bei S/~ugetieren noeh wenig bekannt ist, so zeigen seine Ausffihrungen doeh, dag hier wertvolle Anregungen zur experimentellen Erb- biologic liegen, die eine bedeutsame Zukunft haben. Gegeniiber den Versuehen an niederen Tieren hat die experimentelle Arbeit mit S/~ugetieren den groBen Naeh- tefl der viel langsameren Gesehlechterfolge, dagegen aber den Vorteil, dab die Befunde Viel weitergehende Riieksehlfisse auf die VerhMtnisse beim Mensehen gestatten. - - In einem grog angelegten Referat behandelt B o e t e r s die organisehcn Erbleiden des Menschen. Einer kurzen, mit gut ausgew/~hlten Abbildungen be- legten Darstellung der Klinik der jeweiligen Krankheitsbilder folgen sehr grfind- liche Ausftihrungen fiber die erbbiologische Stellung derselben, die sehlieBlieh zu den rassehygienischen Forderungen fiberleiten. Die gesamte in- und auslKndische Literatur ist mit besonderer Grfindlichkeit beriieksiehtigt. - - P a t z i g hat die ,,Erbbiologie und Erbpathologie des Gehirns" bearbeitet. W/ihrend B o e t e r s von klinisehen Gesiehtspunkten ausgeht, stehen bei P a t z i g anatomisehe Gesiehts- punkte im Vordergrund. Ausgehend von der normalen Anatomie des Gehirns und yon den Gedanken C. und O. V o g t s fiber die Pathoklise werden insbesondere die Beziehungen zwisehen endo- und exogenen Ver/inderungen aufgezeigt. Der Beitrag yon P a t z ig , der besonders 'reich an Problemstellungen ist, zeigt wiederum, welch grol3e Forschungsarbeit noeh vor uns liegt, wenn wir den komplizierten erb- biologisehen Grundlagen der versehiedensten Gehirnveri~nderungen gerecht werden wollen. - - An der Spitze der Abschnitte fiber die ,,Erbbiologie der psyehischen Zust~nde und Funktionen im Bereich der Norm" steht wiederum eine Abhandlung fiber die Erbpsyehologie de r S~ugetiere, die F i s c h e r bearbeitet hat. Es handelt sich bisher vorwiegend um Untersuchungen an Ratten, M~usen und Hfihnern. Besonders eingehend setzt der Verf. sich mit den Untersuchungen M e D o u g a l l s fiber die Ste='gerung angelernter Leistungen bei Rat ten auseinander. Oberzeugend legt F i s e h e l dar, dal~ die Befunde M c D o u g a l l s keineswegs im Sinne der Theorie L a m a r e k s zu spreehen brauehen. Der Beitrag von F i s e h e l zeigt aueh sonst, wie auBerordentlieh schwierig die Beurteilung experimentalpsyehologiseher Unter- suehungsergebnisse bei Tieren ist und wie leicht solche Befunde Zu Fehlsehlfissen ftihren k6nnen. - - Das Kapitel fiber die ,,Erbpsyehologie des Charakters" ha~

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S t u m p f l dadurch besonders Iebendig gestaltet, dab er neben der umfangreiehen Literatur viel eigenes Material verwertet. So legt er an Hand seiner Zwillings- untersuehungen fiberzeugend dar, dab bei eineiigen Zwillingen im Gegensatz zu den zweieiigen die tieferen Wesensmerkmale und das vitale Geffihls- und Trieb- leben meist fibereinstimmen, und da~ Unterschiede sieh in der Hauptsache im Gebiet der charakterliehen Oberfl~chengestaltung linden. Bemerkenswert sind insbesondere die Hinweise darauf, daft es sich auf dem Gebiet des Psychischen um ganzheitlich bestimmte Elemente handelt, die im Rahmen erbbiologischer Untersuchungen nieht in ihren Einzelmerkmalen aufgezeigt werden k6nnen. - - Auch G o t t s e h a 1 d t weist bei der Bespreehung der ,,Erbpsychologie der Elementar- funktionen der Begabung" auf die Bedeutung der Zwillingsuntersuehungen hin, die in Zwfllingslagern ausgeffihrt wurden und so erheblieh vielseitigere Unter- suchungsmfgliehkeiten ergaben Ms die bisherigen Testmethoden. Auch diese Untersuchungen zeigen wiedermn die fiberwiegende Bedeutung der Erbanlage ffir die Begabung. - - Die ,,Erbpsyehologie der Sehulbegabung" hat gesondert J u s t behandelt. Auch hier stehen wiederum die Ergebnisse der Zwillingsunter- suchungen an hervorragender Stelle, doch hat auch die Verfolgung der Sclml- begabung in der Geschlechterfolge bedeutsame Ergebnisse gezeigt. Von den zahlreichen angeschnittenen Problemen seien bier nur die Erbeinflfisse der Be- gabung fiir die verschiedenen F/~cher, die Zusammenh~nge zwischen Schul- und Berufsleistung, die Unterschiede zwischen Begabungstypus und Begabungsh6he herausgestellt. - - Kroh ffihrt in dem Abschnitt fiber ,,Erbpsychologie der Berufs- neigung und Berufseignung" sowie der ,,Sonderbegabungen" weir in das Gebiet der praktischen Berufsberatung hinein. Sehr nachdrficklich wird darauf hin- gewiesen, dab es sieh bei der Berufseignung um einen sehr komplizierten Anlage- komplex handelt, der insbesondere auch den Charakter umfagt. Wenn auch noch wenige erbbiologisehe Untersuehungen fiber Berufseignung und Berufsneigung vor- liegen, so ist doeh sieher, dab sie weitgehend dureh Erbanlagen bedingt sind. - - H. F. H o f f m a n n bringt bei der Bespreehung der ,,Erbpsyehologie der H6chst- begabungen" sehr feine Analysen, sowohl der Hfehstbegabungen an sich wie aueh einzelner besonders begabter Persfnliehkeiten. Aueh zu der Frage der erbbio- logisehen Beziehungen zwisehen tt6ehstbegabungen und psyehisehen St6rungen und Abwegigkeiten wird eingehend Stellung genommen, wobei der Verf. zu dem fiberzeugenden Schlug kommt, dab ,,Hfehstleistungen" unter Ausnahmegesetz stehen, das niemals ffir den Durehsehnitt Geltung haben kann.

Der zweite Teil des vorliegenden Bandes umfaBt die Erbpsyehiatrie. Von besonderer Bedeutung ffir die praktische Erbgesundheitspflege sind die Aus- ffihrungen yon B r u g g e r fiber die Vererbung des Sehwaehsinns. ~u auch die Frage, ob ,,der endogene Sehwaehsinn" etwas erbbiologiseh Einheitliches ist, noeh der Klarung harrt, so geben doeh die Untersuehungen fiber Sehwachsinns- erwartung bei Kindern sehwaehsinniger Eltern bereits sichere Grundlagen fiir erbpflegerisehe MaBnahmen. - - In dem Absehnitt fiber die Sehizophrenie und ihren Erbkreis ffihrt L u x e n b u r g e r gleieh mitten hinein in die Schwierigkeiten der Erbforsehung auf dem Gebiet der sehizophrenen St6rungen. Die Sehizophrenie muB heute als primgre Stoffweehselstfrung angesehen werden, wobei die Psychose erst deren letzte Erseheinungsform ist. Daher mfil]te aueh die k6rperliehe St6rung der Erbforschung zugrunde gelegt werden. Alle bisherigen Ergebnisse sprechen

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ffir eine recessive Vererbung des Leidens. Die ganze schwierige Problematik des Anlage-Umwelt-Problems und der Manifestationsschwankungen wird aufgerollt, w0bei auch die Frage des ,,Schizoids" eingehend erSrtert wird. Die sehr grfind- liche und kritische Arbeit L u x e n b u r g e r s wird jedem, der sich mit der Erb- biologie der Schizophrenie befaBt, viel zu denken geben. - - Das Kapitel vo~ J o h a n n e s L a n g e fiber das zirkul~re Irresein zeichnet sich, wie alle Sehrifte~ dieses ffir die deutsche Wissensebaft viel zu frfih verstorbenen Psychiaters durch, die ~uBerst Mare und kritisehe Darstellung der Klinik aus, wobei naturgem~B erb- biologische Fragestellungen in den Vordergrund gerfiekt werden. Sehr eindrucks- voll wird auf die allgemeinen Sehwierigkeiten psychiatrischer Erbforsehung hin- gewiesen und vor der Verallgemeinerung yon Ergebnissen gewarnt, die mit unzu- l~nglichen Mitteln gewonnen sind. - - Den Erbkreis der Epilepsie hat C o n r a d bearbeitet, dem wir neben seinen Originalarbeiten schon einen wertvollen Bei- trag im Handbuch der Erbkrankheiten verdanken. Aueh im vorliegenden Beitrag kann C o n r a d sich wiederum weitgehend auf die eigenen Untersuehungen stfitzen, wobei jedoch die gesamte Weltliteratur in weitestem Mage berficksiehtigt ist. Von grSBter praktischer Bedeutung ist insbesondere die Einbeziehung der soziologiseher~ Probleme. - - M e g g e n d o r f e r faBt in einem Abschnitt fiber die Erbpathologie der nach Besprechung des Schizophrenen, des Maniseh-depressiven und des epilep- tisehen Erbkreises verb]iebenen Psyehosen die Alterspsyehosen, die Begleit- psyehosen k6rperlieher Erkrankungen, die exogenen Psy.chosen und die psycho- genen Reaktionen zusammen. Es ist yon besonderem Wert, dal] hier, gestfitzt auf das gesamte einsehl/~gige Sehrifttum, herausgearbeitet wird, wie weit sich heute schon sagen 1/igt, in welchem Marie endogene Momente beim Zustande- kommen der genannten Psyehosen mitbestimmend sind. Wenn auch unsere ge- sicherten Kenntnisse auf diesem Gebiet noch sehr lfickenhaft sind, so mug es doch besonders dankbar begrfiBt werden, dab M e g g e n d o r f e r hier eine Grundlage gibt, auf der die weitere Forschung aufbauen kann. - - Bei der Besprechung der ,,Erbpathologie der Psychopathien" bringt P a n s e in einem klaren geschiehtlichen Uberbliek eine ausgezeiehnete Einifihrung in die gesamte Noso!ogie der Psycho- pathien und ihrer Beziehungen zur Charakterologie, zu den Erbpsychosen und zum Schwachsinn. Die Erbbiologie der Psychopathien in ihrer Gesamtheit wie der einzeInen Typen wird in ]ebendiger Weise eingeflochten, ohne dal] die Dar- stellung sich zu sehr in Einzelheiten verliert. - - Sehr eindrueksvoll zeigt G r e g o r in dem Kapitel fiber Verwahrlosung und Vererbung, wie weir bei der Verwahr- losung, ffir die man bis vor nicht langer Zeit in der Hauptsache Milieusch/~dea verantwortlich machte, endogene Momente mitspielen. - - In einem ausffihrlieher~ Kapitel fiber Kriminalit/~t und Vererbung weist S t u m p f l wieder darauf hin, dab sich keine erbbiologischen Zusammenh~nge zwisehen Kriminalit/~t und der~ groBen Psychosen aufzeigen lassen. Umso grSger ist die Bedeutung der Wechsel- beziehung bestimmter Psychopathentypen zur Kriminalit/~t. Bezfiglich der einzelnen Deliktarten lassen sich schon Beziehungen zu bestimmten Typen auf- zeigen. Rassenhygienisch wird die Sterilisierung der Kriminellen gefordert (Aus- dehnung der Unfruchtbarmachung auf ,,sehwere erbliche geistige StSrungen").

In der vorstehenden ~bersicht war es nur mSglich, kurze Hinweise auf die einzelnen Abschnitte des Handbuehes zu geben, die dem Inhat~ keineswegs gerecht werden. Zusammenfassend lggt sieh sagen, dab der vorliegende Band des Hand-

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buches seine Aufgabe vollauf erfiillt - - er gibt eine ausgezeiehnete grol angelegte t3bersicht fiber das bereits vorhandene Wissensgut, zeigt Liicken auf und gibt damit eine Ffille yon Anregungen zu weiterer Arbeit. Die umfangreichen Sehrift- tumsverzeiehnisse bilden ein unentbehrliches ttilfsmittel zu weiterem Quellen- studium. Den Herausgebern ist es zu danken, dab sie dutch geschickte Verteilung des Vielseitigen Stoffes und dureh die Wahl ihrer Mitarbeiter ein zusammen- h/~ngendes Ganzes geschaffen und dabei Ubersehneidungen vermieden haben. Dem Verlage Julius Springer gebfihrt das Verdienst, in der Zeit des Krieges ein Werk herausgebracht zu haben, das auch in seiner auBeren Aufmachung den anderen Springerschen Handbiiehern nicht nachsteht. Vor allem gilt der Dank des Lesers abet den einzelnen Sachbearbeitern, die S~mtlich wertvollste eigene Beitr/~ge zu dem Gesamtgebiet der Erbbiologie geliefert und die hier in mfihevoller Arbeit unter Verwendung eigener Forsehungsergebnisse ein gewaltiges Wissensgut zusammengetragen haben, das einerseits als Ausgangspunkt ffir weitere For~ schungen dienen kann und andererseits die Grundlagen der praktisehen Erb- pflege festlegt. Die ihnen gestellte Aufgabe war umso schwieriger als es sich hier um Forschungsgebiete handelt, die vielfach noch v611ig im F lu l sind. So ist der vorliegende Handbuchband ein neues Zeugnis dafiir, dab die deutsche Wissen- sehaft dureh die umw/~lzenden Ereignisse der letzten Jahre nicht, wie yon unseren Feinden behauptet wird, behindert wurde, sondern im Gegenteil Anregungen emp- ~angen hat, die richtunggebend ftir die weitere Zukunft sein werden.

D e m m e (Hamburg-Barmbeck).