7
Buchbesprechungen SCHE~FELE, M.: Ms die Wiilder auf Reisen gingen. Wald-Holz-F16f~erei in der Wirtschaftsge- schichte des Nordschwarzwalds. Karisruhe: Braun Buchverlag. 368 S., ca. 110 Abb., zahtreiche Tab., Karten und umfangreiches Register. Geb. 44,- DM. ISBN 3-7650-8164-7. Wald-Holz-Fl6~erei pr~igten jahrhundertelang Leben, Landschaftsbild und Wlrtschaftsgeschichte des Nordschwarzwaldes. Watdnutzung, Siigewerke und Floflholzhandel bestimmten das Leben in den Tiilern von Enz und Nagold. Mit diesem Buch leistet Landesforstpriisident i. R. Dr. Max Scheifele erneut einen wertvollen Beitrag zur Wald- und Wirtschaftsgeschichte des Nordschwarzwaldes, insbesondere des Enz-Nagold-Gebiets. Anhand vieler erstmals ausgewerteter Schriftstflcke badischer und wfirttembergischer Archive be- schreibt der Autor Territorialentwicklung, Waldverhalmisse, F16flerei, Fernholzhandel und Brenn- holztrift vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, illustriert durch zahlreiche Bilder, Stiche, Tabellen und Karten. Schwerpunkte des Buches bilden das Pforzheimer Flo~wesen mit seiner altehrw/irdigen Fl6~erzunft von 1501 und die legendiire Calwer Holl~inder Hotzkompagnie, die im 18. Jahrhundert einen ausge- dehnten und lukrativen Floflhandel mit Tannen und Eichen nach Holland betreibt. In jener Zeit wurde der Nordschwarzwald zum Holzmagazin der See- und Handelsmacht Niederlande. Dieses groflartig geschriebene Buch ist nicht nur eine empfehlenswerte Lekt/ire f/ir atle, die an der Heimatgeschichte interessiert sind, es enth~lt dartiber hinaus auch viele fachliche Informationen uber den Wald, die Forstwirtschaft und das Holzhandwerk jener Zeit. Interessant sind auch die politischen, sozialen und kulturgeschichtlichen Hintergriinde dieser Zeit, die Max Scheifele vorzfiglich zu interpretieren versteht. U. AMMER HEINRICH, Ch.: Leitlinie Naturschutz im Wald. Ein Naturschutzkonzept fiir den Wald in Hessen. Herausgeber und Bezugsadresse: Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband Hessen e.V., Garbenheimerstr. 32, 35578 Wetzlar. 166 S. mit zahlr. Abb. u. Karten. Mit diesem Buch greift der Autor ein Thema auf, das bereits seit mindestens 150 Jahren - mit Beginn der Ausweisung von Naturdenkm~.lern - mnerhalb und au~erhalb des Naturschutzes kontrovers diskutiert wird: Wieviel ,,Naturschutz" ist im Wald erfordertich? Der Autor versucht ffir das Bundes- land Hessen ein Naturschutzkonzept aufzustetlen. Dazu werden zun~ichst ausf/ahrtich die natfirlichen Waldgesetlschaften Hessens beschrieben und daraus Gefahrdungsgrade ffir bestimmte Wald-Biotop- typen abgeleltet. Darfiber hinaus sind in den einffihrenden Kaplteln m anschaulicher Weise die wich- tigsten Einfluf~gr6f~en ffir die Artenwelt im Wald, wie der 8trukturreichtum, die Artenvielfatt, die Rolle yon Alt- und Totholz und die Grof~e des Lebensraumes beschrieben und beispielhaft ausgeffihrt. Vor diesem Hintergrund werden dann O-berlegungen zu einem landesweiten Naturschutzkonzept im Wald angestellt. Dieses gtiedert sich in drei Teile: Die Walderhaltung, die naturgerechte Waldwirtschaft und die 8chutzgebiete im Wald. Wet jedoch gehofft und erwartet hat, ein ausgewogen wissenschaftlich untermauertes Konzept zu linden, sleht sich entt~iuscht: So werden entgegen den Empfehlungen der Att- und Totholzforschung gefordert, daf~ 10% der Masse ats geschfitztes Atthotz aus der Nutzung genommen werden sollen, oder es wird entgegen den faunistischen Ergebnissen auf sog. Kahlfl~ichen und ohne Berfickslchtigung der faunistischen Bedeutung von Pionierbaumarten wie der Birke die pauschale Forderung erhoben, auf den Kahlschlag ganz zu verzichten, was u. a. damit begrfindet wird, ,,aus dem Hochwatd mit Hohlenbrfitern und reichem Totholzanteil nicht fiber Nacht eine Kahlfl~iche" werden zu lassen (S. 114). Danach fiberrascht auch die Forderung ,,einer einzelstammweisen Enmahme weniger ausgew~ihlter B~iume" als einzig diskutable waldbauliche Maf~nahme nicht mehr. Leider bteiben die vielerorts sichtbaren Bemfihungen auf praktischer und wissenschaftlicher Ebene zu einem naturniiheren Waldbau nicht nur unberficksichtigt, vielmehr wird durch die Einseitigkeit der Darstellung jegliche Chance zum Dialog zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz verspielt. Auch die Schutzgebietskonzeption, die in den Ans~itzen durchaus nachvollziehbar ist, erscheint vom Fkichen- umfang her und vom vergesehenen ,,Management" der Schutzgebiete nut sehr bedingt als realistisch.

Buchbesprechungen

  • Upload
    u-ammer

  • View
    212

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Buchbesprechungen

SCHE~FELE, M.: Ms die Wiilder auf Reisen gingen. Wald-Holz-F16f~erei in der Wirtschaftsge- schichte des Nordschwarzwalds. Karisruhe: Braun Buchverlag. 368 S., ca. 110 Abb., zahtreiche Tab., Karten und umfangreiches Register. Geb. 44,- DM. ISBN 3-7650-8164-7.

Wald-Holz-Fl6~erei pr~igten jahrhundertelang Leben, Landschaftsbild und Wlrtschaftsgeschichte des Nordschwarzwaldes. Watdnutzung, Siigewerke und Floflholzhandel bestimmten das Leben in den Tiilern von Enz und Nagold.

Mit diesem Buch leistet Landesforstpriisident i. R. Dr. Max Scheifele erneut einen wertvollen Beitrag zur Wald- und Wirtschaftsgeschichte des Nordschwarzwaldes, insbesondere des Enz-Nagold-Gebiets. Anhand vieler erstmals ausgewerteter Schriftstflcke badischer und wfirttembergischer Archive be- schreibt der Autor Territorialentwicklung, Waldverhalmisse, F16flerei, Fernholzhandel und Brenn- holztrift vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, illustriert durch zahlreiche Bilder, Stiche, Tabellen und Karten.

Schwerpunkte des Buches bilden das Pforzheimer Flo~wesen mit seiner altehrw/irdigen Fl6~erzunft von 1501 und die legendiire Calwer Holl~inder Hotzkompagnie, die im 18. Jahrhundert einen ausge- dehnten und lukrativen Floflhandel mit Tannen und Eichen nach Holland betreibt. In jener Zeit wurde der Nordschwarzwald zum Holzmagazin der See- und Handelsmacht Niederlande.

Dieses groflartig geschriebene Buch ist nicht nur eine empfehlenswerte Lekt/ire f/ir atle, die an der Heimatgeschichte interessiert sind, es enth~lt dartiber hinaus auch viele fachliche Informationen uber den Wald, die Forstwirtschaft und das Holzhandwerk jener Zeit.

Interessant sind auch die politischen, sozialen und kulturgeschichtlichen Hintergriinde dieser Zeit, die Max Scheifele vorzfiglich zu interpretieren versteht. U. AMMER

HEINRICH, Ch.: Leitlinie Na t u r s ch u t z im Wald. Ein Na tu r schu tzkonzep t fiir den Wald in Hessen. Herausgeber und Bezugsadresse: Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband Hessen e.V., Garbenheimerstr. 32, 35578 Wetzlar. 166 S. mit zahlr. Abb. u. Karten.

Mit diesem Buch greift der Autor ein Thema auf, das bereits seit mindestens 150 Jahren - mit Beginn der Ausweisung von Naturdenkm~.lern - mnerhalb und au~erhalb des Naturschutzes kontrovers diskutiert wird: Wieviel ,,Naturschutz" ist im Wald erfordertich? Der Autor versucht ffir das Bundes- land Hessen ein Naturschutzkonzept aufzustetlen. Dazu werden zun~ichst ausf/ahrtich die natfirlichen Waldgesetlschaften Hessens beschrieben und daraus Gefahrdungsgrade ffir bestimmte Wald-Biotop- typen abgeleltet. Darfiber hinaus sind in den einffihrenden Kaplteln m anschaulicher Weise die wich- tigsten Einfluf~gr6f~en ffir die Artenwelt im Wald, wie der 8trukturreichtum, die Artenvielfatt, die Rolle yon Alt- und Totholz und die Grof~e des Lebensraumes beschrieben und beispielhaft ausgeffihrt. Vor diesem Hintergrund werden dann O-berlegungen zu einem landesweiten Naturschutzkonzept im Wald angestellt. Dieses gtiedert sich in drei Teile: Die Walderhaltung, die naturgerechte Waldwirtschaft und die 8chutzgebiete im Wald. Wet jedoch gehofft und erwartet hat, ein ausgewogen wissenschaftlich untermauertes Konzept zu linden, sleht sich entt~iuscht: So werden entgegen den Empfehlungen der Att- und Totholzforschung gefordert, daf~ 10% der Masse ats geschfitztes Atthotz aus der Nutzung genommen werden sollen, oder es wird entgegen den faunistischen Ergebnissen auf sog. Kahlfl~ichen und ohne Berfickslchtigung der faunistischen Bedeutung von Pionierbaumarten wie der Birke die pauschale Forderung erhoben, auf den Kahlschlag ganz zu verzichten, was u. a. damit begrfindet wird, ,,aus dem Hochwatd mit Hohlenbrfitern und reichem Totholzanteil nicht fiber Nacht eine Kahlfl~iche" werden zu lassen (S. 114). Danach fiberrascht auch die Forderung ,,einer einzelstammweisen Enmahme weniger ausgew~ihlter B~iume" als einzig diskutable waldbauliche Maf~nahme nicht mehr.

Leider bteiben die vielerorts sichtbaren Bemfihungen auf praktischer und wissenschaftlicher Ebene zu einem naturniiheren Waldbau nicht nur unberficksichtigt, vielmehr wird durch die Einseitigkeit der Darstellung jegliche Chance zum Dialog zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz verspielt. Auch die Schutzgebietskonzeption, die in den Ans~itzen durchaus nachvollziehbar ist, erscheint vom Fkichen- umfang her und vom vergesehenen ,,Management" der Schutzgebiete nut sehr bedingt als realistisch.

Buchbesprechungen 295

Aber man mui~ dlesem Buch noch einen welteren Vorwurf machen, n~.mlich den, daf~ sich der Naturschutz hier wieder einmal allzu emseitig des Artenschutzes annimmt und den Bereich des Naturhaushaltes vom okologisch vertr~iglich produzierten, wertvollen und nachwachsenden Rohstoff Holz bis zur Bedrohung der W~ilder aus der Luft nicht angemessen zur Darsteltung brmgt. So f~itlt es schwer, dieses Buch einem breiten Leserkreis zu empfehlen. ULRIKE PROBSTL

ERLER, J.: Entwicklung eines Expertensystems zur zielbezogenen Auswahl forstl icher Arbei tsverfahren. Schriften aus der Forstlichen Fakult~it der Universit~it G6tt ingen und der Nieders~ichsischen FVA, Band 109, Frankfurt: Sauerl~inder's Verlag 1994. 142 S., 22 Abb. und 18 Tab., 3 3 : DM.

Im genannten Buch wird die Entwicklung, Struktur und Funktionsweise eines Expertensystems vorgestellt. Dieses wurde vom Autor mlt der Zielsetzung erstellt, Forstbetrieben, yon denen die forstbetrieblichen Ziele bekannt sind, eine Rangfolge s~imtlicher moglicher Arbeitsverfahren geben zu k6nnen. Der betrachtete Bereich forstlicher Arbeitsverfahren umfagt dabei alle vorkommenden be- triebhchen T~ltigkeiten, yon Kulturarbeiten und Jugendpflege tiber Wert~tstung bls hm zur Starkholz- ernte. Das entwickelte System geh6rt seiner Struktur nach zur Gruppe der ,,Regelbasierten Experten- systeme". Hler stof~en ,,Wenn ... dann"-Regeln fiber eine Verkettung gem~it~ der vorgegebenen Inter- ferenzmechanismen die Entscheidung an. Fur das vorliegende System wurde ein sehr umfangreicher Regelkatalog zur Beurteilung der Arbeitsverfahren bezuglich betriebswirtschaftlicher, waldbauticher, politischer, jagdlicher und ergonomischer Aspekte entwickelt. Stud nun fiir emen bestimmten Forstbe- trieb zum einen die Gewichtung dieser Aspekte und zum anderen die Rahmenbedingungen bekannt, so kann das System damit eme Rangrelhung der gesamtbetrieblich g/anstigsten Arbeitsverfahren ermitteln. Eine damit ersteltte Expertise trifft fur einen gezeigten Beispielbetrleb erstaunlich gut zu.

Allerdings darf man slch dadurch nicht darilber hinwegt~iuschen lassen, daft, wie auch der Verfasser selbst klarstellt, das vorliegende System zun~ichst ein Prototyp ftir die Wissenschaft und kein Manage- mentsystem ftir die Praxis ist.

Dies ist darin begrfindet, dai~ bei Unterfangen der vorliegenden Art die generelle Schwierigkelt die Modellierung der ~iuf~erst komplexen Realitat ist. An vielen Stetlen muf~ man sich mit Unsch~irfen und Abstraktionen zufriedengeben.

So 1st etwa bier die angewandte, gesamtbetriebliche Sichtweise, z. B. der Art ,,die durchschnittliche Hangneigung/Wegedichte in einem Betrieb ist gering", eine solche Vereinfachung.

Wie gezeigt, leidet abet die erreichte Aussagequatit~.t nicht darunter; es wird abet auch klar, daf~ die Aussagesch~irfe mcht uber das Niveau der getroffenen Modellpr~izision hinausgehen kann, es kann also nut eine gesamtbetriebliche Feststellung getroffen werden.

Insgesamt zeigt abet diese Arbeit, dat] der Einsatz yon Expertensystemen durchaus auch im Bereich der forstbetrieblichen Produktionsplanung m6glich und erfolgversprechend sein kann; bis zum brelten praxisreifen Einsatz wlrd abet weitere Forschung n6tig sein. Wet sich zum Stand der Dinge informieren will, dem sei dieses BiJchtein empfohten. M. ZIESAK

SuIco, A.: Moderne Baumpflege. Grundlagen der Baumbiologie. Braunschweig: Bernhard Thalacker Verlag 1994. 400 S., 311 grof~formatige s/w-Strichzeichn. 84 , -DM.

ALEX SHIGO, Pathologe, Forstbotaniker und Holzbiologe von hohem internationalem Renomm4, hat unser Wissen ~iber Abwehrprozesse im Holz umfassend erweitert. Viele seiner meist eindrucksvoll illustrierten Publikationen beleuchteten vor allem die Vorgange der Kompartment-Bildung im Holz.

Dem vorliegenden, von H. BUTIN und R. KEHR /abersetzten Buch gibt SHIGO einen wesentlich weiteren Rahmen, so daf~ sich eher ein Titel wie etwa ,,Botanik der Waldbiiume in Einzelkapiteln" angeboten hiitte.

311 separate Abschnitte - jeweils einer pro Seite und jeder mit einem (oft entbehrtichen) Schaubild versehen - ftihren den Leser vonder Zytologie ~iber die Holzanatomie, Pathologle und Morphologie bis hin zur Stoffwechselphysiologie und Biochemie, Die Reihenfolge dieser Kurztexte folgt nicht immer einem klar erkennbaren didaktischen Schema. So sind die erwarteten, konkreten Aussagen fiber die Baumpflege oft eingebettet in atlgemein-energeusche oder biotogische Kapitel.

296 Buchbesprechungen

Gewit~, das wxirde auf Dauer die erfolgreiche Nutzung des Buches nieht ausschlief~en. Weniger schon sind aber mancherlei Fehler in den Grundlagen-Kapiteln. So erf~hrt man u. a., dal~ der Same ein ,,ausgereifter Embryo" ist, (S. 28) und dal~ bei Pappeln m~innliche und weibliche Blftenanlagen am selben Baum vorkommen. Auf Seite 51 werden Belegzellen mit Geleitzellen verwechselt und auf S. 56 Birken zu Rindenb;,iumen erkl~irt.

Schade, denn dadurch verliert zwangsl~iufig auch jener Teil des Buches an Gewicht, der durchaus ffir sich allein eine nfitzliche und seit l~ingerem f~illige Publikation dargestetlt hiitte. Gemeint ist die Baumpflege, in der die Pflanzung, Astung inkl. Baumschnitt und Kappung, die mechanische Unterstft- zung und die Wundbehandlung ffir Stadt- und Straf~enb~iume - und dieses nun wirklich aus erster Hand - abgehandelt werden.

Fazit: all jene, die konkrete Auskfinfte fiber praktische Fragen der Baumpflege und Informationen fiber deren histologische Gvandlagen erwarten, kommen durchaus auf ihre Kosten. Gegenfiber den ,,Grundlagen der Baumbiologie" ist eher Zuriickhaltung angebracht. P. SCHUTT

MOHRIN~, B.: 13ber 6konomische Kalkfile f/Jr forstliche N u t z u n g s e n t s c h e i d u n g e n . Schriften zur Forst6konomie, Band 7. Frankfurt/Main: J. D. Sauerl~inder's Vertag 1994. 217 S., zahlr. Tab. und Abb. 29,80 DM.

Je schwieriger die wirtschaftliche Lage, desto mehr sind rationale Grundlagen ffir die betriebliche Entscheidungsfindung gefragt. Da im Forstbetrieb die Entscheidungsvorgange vielfach zeitlich entkop- pelt sind, der Betriebsftihrer also selten mit den wirtschaftlichen Ergebnissen seines Verhattens kon- frontiert wird, gehoren Katktile iaber Nutzungsentscheidungen nicht gerade zum forstlichen Ailtag. Da~] sie dennoch wichtige Entscheidungshilfen ffir den Forstbetrieb bieten k6nnen, zeigt BERNHARD MOHRING, Forstamtsleiter im Nieders~ichsischen Forstamt Winnefeld, mit seiner auch als Habilita- tionsschrift an der Universit~it Gottingen im Fach Forstokonomie eingereichten Arbeit.

Ausgehend von einem praktisch-normativen Ansatz entwickelt MOHRING partiale Modelle ffir Endnutzungs- und Vornutzungsentscheidungen, die der betrieblichen Komplexit~it und Interdepen- denz des forstbetrieblichen Ablaufs Rechnung tragen sollen. ZunSchst geht es ibm darum, die tats~ichlich relevanten Emflul~faktoren auszuwablen. Nicht hierzu geh6ren, entgegen landlaufiger betrieblicher Ubung, die Fixkosten, soweit sie vom Entscheidungsfeld unabh~ingig, eben tats~icblich fix sind. Als Kennwert verwendet MOHRING die aus dem Verhalmis yon Grenzgewinn und zus~itzllch erbrachtem Kapitalemsatz errechnete Grenzrentabilitiit - identisch mit internem Grenzzinssatz und marginalem Wertzuwachsprozent. Er weist darauf hin, daf~ diese Gr6f~e nut dann ein Maf~ ffir die Opportunit~.ts- kosten des Kapitaleinsatzes darstellt, wenn alternative Kapitatverwendungsm6glichkeiten ffir den Betrieb bestehen oder erwogen werden sollen.

Anhand einfacher Modellationen typischer Praxisentscheidungen in den Bereichen End- und Vornutzung werden mitunter tiberraschende Ergebnisse aufgezeigt: So weist MOHRING nach, da!~ die Ausrlchtung einer Endnutzungsentscheidung an der Grenzrentabilit~it das Betriebsergebnis unmittel- bar verbessern kann. Wird die Entscheidung jedoch, wle vietfach tibtich, an der absoluten H6he des Wertzuwachses festgemacht, so verschlechtert sich das Betr~ebsergebnis drastisch. Auch die Kriterien strenger Massennachhaltigkeit, Waldreinertrags- bzw. Bodenreinertragsmaximierung schneiden im (normal aufgebauten) Modellbetrieb schlecht ab: Wiihrend sich im strengen Normalbetrieb mit der Zielsetzung der Massennachhaltigkeit jegliche Einschlagsvariationen verbieten, ffihrt die Watdreiner- tragsmaximierung zum Geldmittel bindenden Vorratsaufbau, der d~e ggf. existenznotwendige Liquidi- t~itszielsetzung des Betriebes gef~.hrdet. Das Bodenreinertragsziel schliel~lich gibt Sollverzinsungen vor, die dutch Substanzeingriffe erbracht werden k6nnen und so dauerhaften Zuschut~bedarf des Betriebes provozieren.

Die Iesenswerte Arbeit wird abgerundet dutch einen Abrii~ tiber die Bedeutung der Besteuerung ffr forstiiche Nutzungsentscheidungen. Neben einem wichtigen Uberblick fiber die Wirkungen der ver- schiedenen Steuerarten ftir den Forstbetrieb vergleicht MOHRING Finanzanlage mit einem Waldbestand, der die Funktion einer ,,stehenden Reserve" innehat. Bei Einrechnung von Substanz- und Ertragsbe- steuerung, aber auch der Inflationswirkung schneider die Finanzanlage trotz ihres hohen Nominalzin- ses von 10% deutlich schlechter ab - schon der geringe Wertzuwachs von 2 Prozent sorgt for die finanzwirtschaftliche Uberlegenheit des Waldverm6gens.

MOHRING ist sich des ,,Dilemmas, das die vielschichtigen Zusammenh~inge, die in den praktischen betrieblichen Entscheidungsprozessen meist intuitiv mit abgewogen werden, in den formalisierten

Buchbesprechungen 297

Entscheidungskalk~len i. d. R. aber nicht abgebildet werden k6nnen ~, bewuf~t. Weil aber, wie er betont, auch ein ,,Gesp/ir voraussetzender Abw~igungsvorgang als eine okonomische Auswahlentscheidung gedeutet werden kann", ist sein Beitrag als Aufforderung an Praxis und Wissenschaft zu verstehen, mit theoretischen l[5berlegungen weitere Fortschritte in der betrieblichen Entscheidungsfindung anzustre- ben. J. BORCHERS-SCHWAB

HUTTERMANN, A. (Hrsg.): Anbau von Pappel bei mit t le rer Umtr iebsze i t - Aspekte der Produktionsbiologie, Nutzungstechnologien und Okonomie . Schriften aus der Forstl ichen Fakult~it der Universit~it G6tt ingen und der Nieders~ichsischen Forstlichen Versuchsanstalt, Band 110. Frankfurt a. M.: Sauerl~inder's Verlag. 199 S., 56 Abb., 38 Tab. 39,- DM.

In sinnvollen Konzepten zur Nutzung von aus der Agrarproduktion ausscheidenden Fl~ichen findet die Aufforstung als ernstzunehmende Variante verst~irkt Beriicksichtigung. Angeregt vom BMFT und vom Land Niedersachsen im Jahr 1985 wurde ein sotches Konzept unter Nutzung schnellwachsender Baumarten entwickelt, welches in einen Forschungsverbund ,,Biotechnologische Erzeugung und Verwendung yon Industriehotz" m6ndete, dessen F6rderung im Jahr 1991 eingestellt wurde. Die Ergebnisse dieses Verbundes stud in einem zehnb~indigen, mehrere tausend Seiten starken Werk niedergelegt.

Das vorliegende Buch ist der Versuch, einem erweiterten Leserkreis die dem Verbund zugrunde- liegenden Konzepte und die erbrachten Ergebnisse in komprimierter Form n~iherzubringen. Dabei muf~te man sich aus Platzgriinden auf die Zusammenfassung des Abschluf~berichts sowie eine exem- plarische Darsteltung von acht ausgew~ihlten Einzelprojekten beschr~inken. Als haupts~ichtiches Stu- dienobjekt diente die Westliche Balsampappel (Populus mchocarpa Torr. et Gray) bzw. Soften dieser Art. Nach einem einf6hrenden Kapitel yon HUTrERMANN werden die Ergebnisse okophysiotogischer Untersuchungen an verschiedenen Pappelklonen vorgestellt (GRIESE, LEONHARDT und LARSEN). Es folgen Studien zur Kaliumern~ihrung (DIEM und GODBOLD) und zum Stickstoffmetabolismus bei Trichocarpa-Klonen (LANGHEINRICH und TISCHNER). Die Studie von GRUNERT und ROLOFF, auf~er- halb des Verbundes erstellt, befal~t slch mit den Auswirkungen yon Pappelbestanden auf die Begleitflora im Vergteich zu Erlen- Eichen- und Buchenbest~nden. GRUSS und BECKER durchleuchten die anato- mischen und holztechnologischen Eigenschaften ausgewahlter Pappelklone und ihren Einflu8 auf die industrielle Verwertbarkeit, Dtx, ROFFAEL und BUCHHOLZER die Nutzbarkeit von Pappelindustrieholz fur Spanplatten- und Zellstoffherstellung. Ein weiteres Kapitel ist dem Lignin als Grundstoff flit eine am Stoffkreislauf orientierte Bewirtschaftung yon Kunststoffen gewidmet (HuTTERMANN, MILSTEIN und MAJCHERCZYK). Eine betriebswirtschaftliche (SCHMIDT-LANGENHORST) sowie eine votkswirt- schaftliche (BERGEN) Beurteilung der Produktion (und Verwertung) yon Industrieholz runden den vorliegenden Band ab. Die vorgestellten Befunde werden kurz zusammengefafk. B. STIMIvl

KATO, F.: Zieldurchmesserabh~ingige Bewer tung der Hiebsunreife. Schriften aus der Forstlichen Fakult~it der Universit~it G6tt ingen und der Nieders~ichsischen Forstlichen Versuchsanstalt, Band 118. Frankfurt a. M. 1994: J. D. Sauerl~inder's Verlag. 93 S.

KATO stellt bier ein gegen6ber der herk6mmlichen Praxis vereinfachtes Verfahren der Hiebsunreifebe- wertung auf der Basis von Grundwerten und Korrekturfaktoren vor.

Entscheidende Neuerung dieses Verfahrens ist, daf~ als Leitgr6t~e nicht das Bestandesalter, sondern der Brusthohendurchmesser angesetzt wird.

Das Verfahren ist sowohl als PC-Software als auch mit einem einfachen Taschenrechner anwendbar. Der Autor geht zun~ichst kurz auf die Entwicklung der Waldbewertung seit Mitte des 18. Jh. ein

und leitet aus dieser einige Folgerungen f6r die Grundlagen der Hiebsunreifebewertung ab. Dabei wird besonders deutlich, dai~ die Bewertung des Bodens sowie die Ermittlung eines geeigneten

Zinsfuf~es noch immer ungel6ste und umstrittene Probleme der Waldbewertung darstellen. Der Bodenwert wird wegen der Unsicherheiten in der Verteilung des Ertrages auf Boden und

Bestand in der vorliegenden Untersuchung mit einem geringen Erinnerungswert angesetzt. Bei dem Problem des geeigneten Zinsfuf~es kommt KATO zu dem Ergebnis, dat~ eine Berechnung

des Bestandeswertes nur mit dem effektiven Zinsfuf~ sinnvoll ist.

298 Buchbesprechungen

Das Bewertungsverfahren geht von vorgegebenen, aus der Differenz von Bestandeserwartungswert und Abtriebswert errechneten Grundwerten der Hiebsunreife f/at die vier Baumarten Buche, Eiche, Fichte und Kiefer aus. Diese Grundwerte, die in Tabellenform vorliegen, k6nnen durch Korrekturfak- toren an die Verhiilmisse im Einzelfall angepal~t werden. Dies ist ffir abweichende Ertragsklassen, Holzerlose, Werbungskosten, Verwaltungskosten und Kulturkosten vorgesehen.

Die Hiebsunreife wird dabei nicht aus der Differenz der Werte der jeweiligen Altersstufen, sondern aus der Wertdifferenz des derzeitigen Brusth6hendurchmessers und des Zieldurchmessers des Bestan- des errechnet. Das Verfahren tr~igt somit modernen forstbetrieblichen Zielsetzungen Rechnung, die sich hinsichtlich des Erntezeitpunktes weniger am Alter als am Durchmesser orientieren.

Durch die Verkniipfung von Grundwert und den jeweiligen Korrekturfaktoren kommt der Anwen- der - auch ohne aufwendige Rechentechnik - schnell zu plausibten Werten ftir die Hiebsunrmfe.

Als Schadensersatz fiir die Hiebsunreife wird nicht der gesamte Betrag angesetzt, sondern ein Betrag, der bei einer Verzinsung mit dem kalkulatorischen Zinsfuf~ in der Laufzeit einer Alternativanlage denselben Geldertrag erbrmgt wie die Anlage des gesamten Betrages der Hiebsunreife zum effektiven Zinsfu f~. Dies setzt die Anlage des for die Hiebsunrmfe erhaltenen Betrages aul%rhalb des Forstbetriebes voraus.

Fiar verschiedene Varianten werden modetthafte Berechnungen durchgeftihrt und mlt formetm~if~i- gen Berechnungen verglichen.

Kleinere Mangel wrest das Werk in der textlichen und grafischen Darstellung auf. Durch Fehler in Satz und Rechtschrmbung sowie unfibersichtliche Grafiken ergeben sich unnotige Verst~indnisschwie- rigkeiten.

Das vorgestetlte Buch ist - insbesondere in einer Zeit, in der es emen grof~en Bedarf ffir Waldbewer- tung gibt - ein sehr geeignetes Hilfsmittel f/ar den Praktiker und glbt mit seinen Grundlagen wichtige Hinweise fur die theoretische Entwicklung der Waldbewertung. J. MULLER

WOLF (Hrsg.): Weif~tannen - Herki inf te . N e u e Resul ta te zur P roven ienz fo r schung bei Abies atba Mill. (Contributiones Biologiae Arborum; VoL 5). Landsberg: Ecomed Verlag 1994. 152 S. 68,- DM.

Unter den einheimischen Waldbaumarten genief~t die Weit~tanne vielfach den Ruf der ,,Mimose" des Waldes. Das Ph~inomen des ,,Tannensterbens" mag dieser Emstufung zus~itzlich Vorschub geteistet haben. Es mangelt nicht an Erkl~.rungsversuchen zu den Ursachen dieser altbekannten, perlodisch wiederkehrenden Erkrankung, die den allf,'illigen Rtickgang der Tanne erheblich beschleunigte. Seit etwa zehn Jahren erf~ihrt die Diskussion, besonders aufgrund der Denkansiitze LARSENS zur Gen6ko- logie der Weif~tanne, wieder entscheidende Impulse.

Das Vorhandensein genetischer Variation ist eine wichtige Voraussetzung fiir die Fiihigkeit yon Waldbest~inden, smh an sich verfi.ndernde Umwelten anzupassen. Wie steht es damit bei der Weit~tanne? Ist diese dutch eine unzurmchende genet*sche Variation und Flexibilit~it gekennzeichnet? Die Beant- wortung dieser Frage ist keineswegs nur yon theoretischem, sondern vor allem yon waldbauprakti- schem Nutzen, besonders lm Bereich der Verjfingung. Neben der Aufhellung geographischer Variationsmuster kommt der Erfassung der genetischen Variation innerhalb yon Populationen grof~er Rang bin.

Das Anliegen des Buches ist, einen Uberblick fiber die jtingsten Resultate dieses Forschungszweiges zu vermitteln. Es beinhaltet neun Beitriige kompetenter Wissenschaftter bzw. Forschergruppen.

EinfOhrend stellt LARSEN die Weif~tanne und ihre waldbaulichen Probleme im Licht neuerer Erkennmisse vor. Er geht dabei u. a. auf die Variation der Merkmalsauspragung und das physiologische wie evolution~ire Anpassungspotential der Baumart ein.

Im folgenden Kapitel pr~isentieren AAS, KtRCHER und MAIER ihre Befunde zur Variation morpho- logischer Merkmale (Triebe und Nadeln).

Der umfangreichste Themenkreis (vier Beitrage) widmet sich der Variation biochemischer Merk- male. TREUTrER und RUETZ berichten fiber die M6glichkeiten zur Charakterisierung von Arten und Herkiinften der Gattung Abies anhand der Phenolmuster von Nadeln. WOLF untersucht die Monoter- penmuster lm Nadelharz der Weif~tanne an 155 Herkiinften aus dem gesamten Verbreitungsgebiet und stellt die Variation der verschmdenen Herkunfte bzw. Herkunftsgruppen vor. Basierend auf Isoenzym- anatysen beschreibt KONNERT die genetische Struktur und Variation in 27 Weit~tannenbest~.nden

Buchbesprechungen 299

Baden-Wurttembergs. Ebenfalls auf Isoenzymanalysen basierend liefert BERGMANN Einblick in die genetische Struktur yon Weif~tannenpopulationen Mittel- und Siideuropas.

Schliel~lich befat~t sich ein letzter Abschnitt (bestehend aus drei Arbeiten) mit den Ergebnissen yon Herkunftsversuchen. WOLF, RUETZ und FRANKE stellen den S~iddeutschen Weif~tannen-Provenienz- versuch vor und geben einen Uberblick fiber Ergebnisse der Baumschulphase und Antage der Versuchs- flSchen. STEPHAN und PADRO berichten uber Ergebnisse aus dem IUFRO-Herkunftsversuch mit Weit~tanne in den spanischen Pyren~ien. PAVL~ und HYNEK geben Einbhck in die geographische Variatlon der Tanne in Osteuropa aufgrund tschechostowakischer Herkunftsversuche.

Trotz der Unterschiede in Untersuchungsmaterial und methodischer Vorgehensweise zeigen die Ergebnisse aus den vorgesteUten Arbeiten gewisse Gemeinsamkeiten, wie z. B. die deutlich geringere Variation west-, mittel- und osteurop~ilscher Weif~tannenpopulationen (hier liegen auch die regionalen Schwerpunkte des Tannensterbens) gegenfiber solchen aus dem sudlichen bzw. sudosttichen Tells des natiirlichen Verbreltungsgebiets.

Jeder Beitrag enth~ilt ausfuhrliche Literaturnachweise. Das Buch stellt eine wertvolle Bereicherung des Wlssensstands zur Tanne dar und ist allen Freunden dieser Baumart, Forststudierenden sowie Forstpraktikern zur Lektfire zu empfehlen. B. STIMM

HENNIO, ROLF: Nachha l t so rdnung . Schriften zur Organ ik Nr . 7. Quickborn: Verlag Braun & Behrmann 1995. 116 S. 24 , -DM.

Wohl jeder, der sich schon einmal eingehender mit Forstwirtschaft und besonders mlt der forstlichen Nachhaltigkeit besch~iftigt hat, stellte sich die Frage, warum diese vorbildliche Leitlinie nicht auch m anderen Wirtschaftszwelgen gr6gere Bedeutung erlangt hat.

In diesem Sinne entwirft HENNIG eine auf frfiheren Ver6ffenttichungen aus der selben Reihe basierende Vorstellung fiber eine Rechts-, Wirtschafts- und Gesetlschaftsordnung, die eine insgesamt nachhaltige Wlrtschaft ermoglichen soll.

Leider muf~ hierzu festgestetlt werden, daf~ es sich dabet um eine allzu emfache und ideologisierende Betrachtung der Verh~ilmisse handelt.

[m theoretischen Bereich wird immer wieder &e forstliche Nachhaltigkeit (wobei ein umfassender Begrfff der Nachhaltigkeit verwendet wird) als Maxime hingestellt, die auf andere Wirtschaftsbereiche tibertragen werden mull Damlt soil eine Erhaltung der nati~rtichen Lebensgrundlagen der Menschheit erreicht werden. So welt, so gut.

Was abet als Mittel zur Erreichung clieses Zieles angeboten werden, kann den aufmerksamen Leser schon wundern. Um vermemtlich gesunde Kleinstrukturen in den politischen Entsche~dungsprozessen zu erreichen, werden zentrale Teile des Grundgesetzes ffir unbrauchbar erkt~rt. Parlamentarische Demokratie, allgemeines Wahlrecht etc. sind nach der Einfuhrung des ,,organischen Sozialismus", dem dleses Buch das Wort redet, leider nicht mehr durchfuhrbar. Eigentum in der heutigen Form wird es ebenfalls nicht mehr geben, stattdessen soil eine neue Form des Fideikommif~ eingefiahrt werden, um eine schonendere Behandlung der natfirlichen Lebensgrundlagen zu erreichen.

Zur besseren 6kologischen Vertr~iglichkelt der Groflindusme wird diese kurzerhand in die grof~en Wfistengebiete verlegt, was auch unsch~ltzbare Vorteile hinsichtlich der Arbeitsplatze dort Mtte. Schliei~lich durfen wir uns noch auf eine Steuerreform einrichten, die die Forstwirtschaft schlagartig zum gewinntrachtigsten Wirtschaftszweig in Mltteteuropa macht, Industrieproduktion atlerdings aus- schliet~t.

Diese Vorhaben k6nnen nach Ansicht des Autors aber nur dann funktionieren, wenn ,,das zutlefst verankerte Bewuf~tsein, da~ die Gegenwart lediglich eine Momentaufnahme aus einem aus welter Vergangenheit in weite Zukunft reichenden Geschehensfluf~ ist", in jedem Staatsb/arger verwurzelt ist. Erziehung der Btirger zu wertvolleren Mitgliedern der Gesetlschaft 5 la Karl Marx soll es also auch geben.

Alles in allem tin Buch, das ob seines sektiererischen Stils (es wird immer wieder auf die Gesellschaft fiir Organik e.V. verwiesen, die all dies vertritt) angesichts der Popularit~it umweltpolitischer Themen durchaus eine gewisse Gefahr birgt. Sachlich werden so absurde Vorschl~ige unterbreitet, dal~ die Lektfire zeitweise recht amiisant get,it.

Von ernsthaften L6sungsvorscht~gen f/ir dr~ingende Fragen auf dem Gebiet der Umweltpolitik sind die Ausf[ihrungen welt entfernt. Die Probleme, die dieses Buch vorgibt zu behandeln, sind elgentlich zu wichtig, als dat~ sie Veroffentlichungen auf einem solchen Niveau verdient hiitten. J. IVlULLER

300 Buchbesprechungen

SCHMELING, W. K.-B. yoN: Die Elsbeere, Sorbus torm~nalis Crantz. Im Eigenvertag des Verf. 1994. Bezugsadresse: Prof. Dr. KAUScH-BLECKENVON SCHMELINC, Liegnitzer Str. 17, D-37120 Bovenden. ISBN 3-88452-925-0. 263 S., 138 Farbfotos, 257 SW-Fotos. 68,- DM.

Auf einer Pressefahrt mit der Oberforstdirektion W/irzburg am 14. September t994 stellte Prof. KAUSCH VON SCHMELING sein j/ingstes Werk vor: ,,Die Etsbeere", gewissermat~en der Folgeband zur Monographie ,,Der Speierling" (vgl. Buchbesprechung im Forstw. Cbt. 112, H. 4/1993, S. 269). Beide Werke widmen sich jeweils einer Baumart, gehen in Wort und Bild aber auch auf andere Sorbus-Arten ein.

In erster Linie hat der Autor jedoch Wissenswertes zur Elsbeere zusammengetragen, emer Baumart, die nicht nur wegen ihrer Spitzenerlose bei Furnierholzversteigerungen aufhorchen l~if~t: Von den iiltesten botanischen Quellen, tiber die Systematik, die Morphologie, das Wachstumsverhalten, die Verbreitung, weiter zum Waldbau (Standort, Watdgesellschaften, Verjfingungsverfahren) und zum Naturschutz (Arterhaltung), fiber die Technik der Pflanzennachzucht, die Herkunftsfragen, die Holz- eigenschaften, die Holzverwendung his hin zur Fruchrverwendung wird kaum ein Feld ausgelassen, das im Umgang mit dieser auch ~isthetisch ansprechenden Baumart von Interesse sein k6nnte. Ftir weitergehende Fragen hegt ein umfassendes Literaturverzelchnis vor.

Das Werk lebt vonder Hmgabe des Autors an die Sorbus-Arten und seinen jahrzehntelangen, profunden Erfahrungen, die sich nicht nur in praxisnahen Waldbauempfehlungen niederschlagen, sondern auch in innenarchitektonischen und kulinarischen Ausfl/agen. Der kritische Leser h~itte sich vielleicht noch deutlichere Hinweise auf die mancherorts gute Eignung der Elsbeere als (halb-)schat- tenertragender Unter- und Zwischenstand in Lichen- und Edetlaubholzbestanden gewfinscht (vgt. S. 68, 71,138).

Die Aufmachung entspricht dem ersten Band; die umfangreiche Fotodokumentation, die Grafiken und Tabellen sind ansprechend und erleichtern das VerstSndnis sehr. Der Text ist poput~rwissenschaft- l ich gehalten und damit ffir jedermann gut lesbar. F/ar den, der den Spemrlingsband berelts besitzt, gehort ,,Die Elsbeere" zur Pfhchtlekt~ire, in der er neben vereinzelten Wiederholungen (z. B. Abbildung 3-6, 213) auch manche Erg~inzung zum Speierling findet. Allen anderen Freunden unserer ,,heimischen Exoten" - seien sie nun G~.rmer, Baumschuler oder Forster - sei empfohlen, sich nicht nur beide B~inde anzuschaffen, sondern sich dieser interessanten Baumart auch aktiv anzunehmen. Dr. L. ALBRECHT

SC~tUBERT, V. (Hrsg.): Exper imente mit der N a t u r - Wissenschaft und V e r a n t w o r t u n g . Interdisziplin~.res Forum. St. Ottilien: LOS Verlag 1995.369 S. 24,80 DM.

Der vorliegende Band enthalt die erweiterten Fassungen yon Vortriigen, die im Rahmen yon Ringvor- lesungen an der Universit~.t Mfinchen gehalten wurden. Dabei wird ein weiter Bogen gespannt. Dargestellt wird, wie Natur- und Sozialwissenschaftler aus ganz unterschiedlicher Perspektive heute das Thema Wissenschaft und Verantwortung beurteilen, wobei ethischen Fragen bei Experimenten mit der Natur ein breiter Raum gegeben wird. Zu Wort kommen mcht nur Biologen, Genetiker, Mediziner und Physiker, sondern auch Philosophen, Sozio- und Psychologen, Theologen, Forst- und Wirtschafts- wissenschaftler, aber auch Philologen. Was fehlt, ist die Stellungnahme eines kompetenten Juristen zu diesem brisanten Thema. Dennoch dokumentiert das Buch in tiberzeugender Weise, in welchem Maf~ ethische Dimensionen in der Vorstellungswelt yon Wissenschaftiern Einzug gehalten haben und welches Mag an Differenzierung in den einzelnen Disziplinen notwendig ist. Der Band wendet sich an ein akademisches Publikum, seine Lektfire erfordert etwa auf dem Gebiet der Genetik und Reproduktions- medizin, aber auch der Philosophie einige Vorkennmisse. Einzelne Beitr:ige etwa aus dem Mund von Genetikern und Medizinern sind nach Meinung des Rezensenten nicht frei von einseitigen Wertungen. Trotzdem vermittelt das Buch einen vertieften Einbtick in das, was an vorderster Front der Wissenschaft zum Problemkreis Ethik und Wissenschaft gegenwartig gedacht wird. E. GUNDERMANN