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Grenzland News Ausgabe 20 06 | 2014 Niederösterreichische Grenzlandförderungsgesellschaft m.b.H Unterstützt von: Chancen der Energiewende für Unternehmen und Gemeinden im NÖ Grenzland

Chancen der Energiewende - Grenzlandinfonet.grenzland.at/fileadmin/img/Dokumente/GrenzlandNews20.pdf · nale Wertschöpfung ist am höchsten (nämlich rund 300.000 - 400.000 Euro

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NÖ Grenzland News

Ausgabe 20 06 | 2014

Niederösterreichische Grenzlandförderungsgesellschaft m.b.H

Unterstützt von:

Chancen der Energiewendefür Unternehmen und Gemeinden im NÖ Grenzland

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NÖ Grenzland News 20 06|2014 3

Energie ist einer der wichtigsten Faktoren der Wirtschaft. Ohne sie würden keine Autos fahren, keine Maschinen arbeiten, keine Lampen leuchten. Das Zeitalter der

fossilen Brennstoffe geht in absehbarer Zeit dem Ende entgegen. Über kurz oder lang müssen wir uns verstärkt nach neuen Energiequellen umsehen. Diese sollten möglichst sauber und erneuerbar sein. Außerdem wäre es sinnvoll und wünschens-wert, wenn die Energieproduktion in Zukunft mehr dezentral stattfindet. Das bringt Chan-cen für regional angepasste Lösungen in der NÖ Grenzregion. In dieser Grenzland-News finden Sie einen Überblick zum Thema und viele Tipps, wie Sie jetzt schon davon profitieren können.

DiE AktuEllEN AusgAbEN DEr

NÖ grENzlAND NEws kÖNNEN siE

AuCh Auf DEr NÖg-wEbsitE uNtEr

http://NoEg.grENzlAND.At

hEruNtErlADEN.

Mag. Gerhard Schmid Dr. Ernst EderGeschäftsführer Geschäftsführer

Editorial 2

Hat die Energiewende Zukunft? 3

Probleme der Energiewende 4

Erneuerbare Energien – eine Übersicht 6

Energiespeicher 10

Chancen der Energiewende 12

Interview zum Thema Energiewende 14

Energiewende in der Praxis 15

Praxisbeispiele 19

Das NÖG Förderangebot 21

Editorial

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Der Begriff Energiewen-de bezeichnet den stetigen Übergang von fossilen Energien und Atomkraft

hin zu erneuerbaren Energien. An der Energiewende wird seit vielen Jahren gearbeitet - mal mehr und mal weniger. Sie entwickelt sich in Wellen. Ausgelöst von einem ein-schneidenden Ereignis wie z. B. einer Energiekrise bekommt sie Schwung. Viele Menschen machen sich dann Gedanken darüber, wie man Energie sparsamer nutzen und sauberer erzeugen könnte. Das ist die Zeit, in der neue Methoden und Produkte ver-stärkt weiterentwickelt und vor allem auch gekauft und angewendet werden. Aber nach einiger Zeit ebbt die Welle wieder ab - bis das näch-ste aufrüttelnde Ereignis kommt.

Energiewende in WellenEinen großen Schub bekam die En-ergiewende Anfang der 1970er Jah-re. Eine weltweite Ölkrise machte vielen Menschen klar, dass die Res-source Öl nicht unendlich ist. Es folgten weitere kleinere und größere Wellen. Zuletzt bewirkte eine Nu-klearkatastrophe im Kernkraftwerk Fukushima ( Japan) im Jahr 2011 einen neuerlichen Aufschwung für die Energiewende. In Europa be-schloss beispielsweise Deutschland, die Energieerzeugung aus Atomkraft und fossilen Energieträgern mit-tel- bis langfristig weitgehend durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Derzeit (2014) ebbt diese Welle wie-

der ab. Viele Menschen ha-ben die Probleme der herkömmlichen Energie-erzeugung aus den Augen verloren. Gleichzeitig hakt es bei den erneuerbaren Ener-gieformen. Die Möglichkeiten für Wasserkraft in Europa sind weitgehend ausgeschöpft. Technisch wäre noch viel möglich. Die großen Projekte stoßen aber auf massive

Akzeptanzpro-

bleme. Biogas-Anlagen und Bi-odiesel ha-ben sich nicht immer als wirtschaftlich erwie-sen. Windenergie erhält zwar all-gemein viel Sympathie, aber sobald konkrete Projekte geplant werden, sind viele Anrainer dagegen. Und das sind nur einige der Probleme.

Veränderungen als treibende KraftTrotz dieser Wellentäler nimmt die Energiewende den Schwung ver-gangener Impulse mit. Immer mehr Menschen sind sich der Probleme

herkömmlicher Ener-gieformen bewusst und

drängen auf Veränderung. Der Grund dafür ist, dass die Pro-

bleme immer größer werden und immer mehr Menschen betreffen. Die Preise für fossile Energieträger steigen tendenziell - und das trotz immer effizienterer Fördermethoden. Ob der so genannte “Peak”, also das Fördermaximum, noch nicht erreicht oder schon überschritten ist, darüber diskutieren die Experten noch. Aber

alle sind sich einig, dass die fos-silen Ener-

gieres-sourcen

in absehbarer Zeit so weit erschöpft

sein werden, dass deren Nutzung im-mer weniger wirtschaftlich ist.

Dazu kommt der Klimawandel. Der wurde früher oft noch bezweifelt. Heute würde das kein Wissenschaftler mehr tun, wenn er ernst genommen wer-den will, zumal der jüngste Bericht des Weltklimarates keinen Zweifel mehr daran lässt. Schön langsam werden die

Hat die Energiewende Zukunft?

Anmerkung: Aus gründen der besseren lesbarkeit wird in dieser broschüre gelegentlich auf die

gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher sprachformen verzichtet. sämtliche

personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei geschlecht. Editorial

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Fehlende Kostenwahrheit Fast alle Energieträger werden durch Zuschüsse oder Vergünstigungen subventioniert. Der große Unterschied liegt darin, wie sichtbar oder spürbar diese Subventionen für die Verbrau-cher sind.

Die Subventionen für erneuerbare Energien werden überwiegend direkt an die Endverbraucher weiterverrech-net (z.B. Ökostrom-Zuschlag). Jene für fossile Energien und Atomkraft wer den hingegen großteils aus Förder-töpfen bezahlt, die aus Steuern und Abgaben gespeist werden. In Summe sind diese Förderungen höher als jene für erneuerbare Energien.

Was außerdem noch gerne ausge-blendet wird, sind die so genannten „exter nen Kosten”. Das sind Kosten, die nicht direkt den Erzeugern ent stehen, sondern letzten Endes von der Allge-meinheit getragen werden müssen.

Dazu gehören die Kosten bezüglich der Umweltverschmutzung und des Klima-wandels. Diese sind bei Atomenergie und fossilen Energieträgern sehr hoch und bei Energie aus Wind- und Wasser-kraft vergleichs weise niedrig.

Fehlende TransparenzVersucht man zum Thema Energie-produktion und Energieverbrauch ver lässliche Informationen oder stati-stische Daten zu bekommen, stößt man sehr schnell an Grenzen. Auf Fragen wie: “Woher kommt welche Energie?”, “Wer verbraucht wie viel?”, “Wie sind die Förderungen verteilt?” bekommt man kaum gesicherte Informationen.

Dazu ein Beispiel: 2013 gab es große Aufregung um einen Bericht der EU-Generaldirektion Energie über die Ef-fizienz von Energie-Subventionen der EU. In einem der Presse zugespielten Berichtsentwurf fanden sich noch sta-tistische Zahlen die aufzeigten, dass die

EU Energie aus fossilen Energieträ-gern wie Kohle und Gas mit rund 40 Mrd. Euro und Kernkraft mit rund 35 Mrd. Euro höher fördert als Energie aus erneuerbaren Energie-trägern mit nur rund 30 Mrd. Euro. Dazu kommen noch rund 130 Mrd. Euro an externen Kosten für fos-sile Energien und Atomkraft. In der Endversion des Berichts waren diese Zahlen verschwunden. Begründung: Sie seien nicht gesichert.

Information und Akzeptanzder Bevölkerung Wegen der mangelnden Information und der fehlenden Transparenz erkennt nur einer kleiner Teil der Bevölkerung an, dass die Energiewende notwendig ist. Einen Akzeptanzschub bringen Ereignisse, die die Probleme konventio-neller Energien drastisch vor Augen führen. Die Atomkatastrophe von Fukushima ( Japan) im März 2011 war ein solches Ereignis. Kurz danach be schloss Deutschland den mittelfri-stigen Ausstieg aus der Atomkraft. Auch Japan schaltete alle Atommeiler ab, denkt aber jetzt schon wieder daran, diese zu reaktivieren und sogar auszu-bauen.

Auswirkungen unangenehm spürbar. Die Meeresspiegel steigen messbar an. Unwetterkatastrophen häufen sich weltweit und fallen immer extremer aus. Wüsten werden größer, Gletscher und das Polareis dafür immer kleiner. All das und mehr wird mittelfristig zu vorhersehbaren Konflikten führen. Re-gierungen und internationale Organisa-tionen werden immer mehr versuchen, mit übergeordneten Strategien und Programmen gegenzusteuern. Denn es wird immer klarer, dass die Kosten des Klimawandels in der Zukunft deut-lich höher sind als die Kosten eines engagierten Klimaschutzes heute.

Auf der anderen Seite gibt es immer mehr und immer bessere Ideen und Innovationen betreffend Energiespa-ren, erneuerbare Energien, deren Nut-zung und Speicherung. Es dauert aber eine gewisse Zeit, bis aus einer Idee eine Innovation und aus einer Innova-tion ein marktfähiges Produkt wird.

Die Wende schreitet lang-sam, aber stetig voran.Wir werden vermutlich keine revoluti-onäre Energiewende erleben. Vielmehr wird es eine längere Übergangszeit geben. In dieser kommt es irgendwann zu einem sogenannten Tipping-Point - einem Punkt, an dem plötzlich alles ganz schnell geht. Trend- und Zu-kunftsforscher verwenden dafür gern das Bild eines Topfes mit Popcorn. Stellt man ihn auf den heißen Herd, tut sich lange nichts. Irgendwann poppt das erste Maiskorn auf, dann immer mehr und immer schneller und der Prozess ist nicht mehr umkehrbar.

Die Energiewende ist in Gang gekommen und hat mittlerweile

eine Eigendynamik entwickelt. Dennoch gibt es immer wieder

Probleme, die die Entwicklung von erneuerbaren Energieträgern

bremsen. Einige der wichtigsten Probleme sind:

Zu wenig Innovation in der ForschungHinsichtlich Energieeffizienz und erneuerbare Energien wird sehr viel geforscht. Dabei teilt sich das Lager grob gesagt in zwei Gruppen. Auf der einen Seite sind diejenigen, die bestehende Technologien verbessern. Das ist gut, solange die Verbesserungen substanziell sind. Bei minimalen Fortschritten stellt sich aber die Frage der Sinnhaftigkeit. Auf der anderen - weit kleineren - Seite stehen jene, die nach neuen, innovativen Lösungen suchen, mit denen sich hohe Effekte erzielen lassen.

Teilweise schwache Infrastruktur Die besten neuen Technologien können ihre Vorteile nicht ausspielen, wenn die dazu passende Infrastruktur nicht vorhanden ist. Bestes Beispiel sind Elektroautos. Sie erleben derzeit (2014) einen kleinen Boom. Aber manche Fahrer von Elektroautos berichten bereits von gelegentlichem Gedränge an den nur spärlich vorhan-

denen Stromtankstellen. Anderes Beispiel: Windkraft in Deutschland. Im Norden wird in Offshore-Windparks viel Strom produziert. Der Süden des Landes würde diesen auch brauchen. Leider fehlt es an der nötigen Leitungskapazität vom Norden in den Süden.

Interessenskonflikte Des einen Freud ist oft des anderen Leid. Das gilt auch für die Energiewende. Von deren Notwendigkeit überzeugte Politiker wollen sie fördern und umsetzen. Aber was sie auch tun, meist stoßen sie auf Widerstand. Maßnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes missfallen der Industrie. Der Ansatz höherer Abgaben auf fossile Energieträger findet kaum Befürworter. Höhere Subventionen für nachhaltige Energien schüren den Neid der Produzenten konventioneller Ener-gien. Alle Lager betreiben Lobbying für ihre Interessen und sind dabei oft nicht zimperlich. All das schadet der Energie-wende. Ziel sollte es daher sein, möglichst ausgewogen und wahrheitsgetreu zu informieren und zu agieren.

Hat die Energie-wende Zukunft?

probleme der Energiewende

Probleme der Energie wende

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Erneuerbare Energien eine Übersicht

windkraftWind ist eine kostenlose und uner-schöpfliche Energiequelle und Wind-kraft ist derzeit wohl jene alternative Energieform mit dem größten Potenti-al. In erster Linie wird Windkraft von Windrädern produziert. Diese können auf dazu geeigneten Flächen am Land oder im Meer stehen. Am Land benö-tigen Windräder im Vergleich zu an-deren Kraftwerken relativ wenig Platz.

Neben den bekannten großen Wind-rädern gibt es auch noch Kleinwind-kraftanlagen und seit einiger Zeit so genannte Energiedrachen. Letztere gewinnen Energie, indem man ei-nen Drachen bis zu 500 Meter hoch steigen lässt. Dabei treibt das Seil eine Rolle an, die mit einem Gene-rator verbunden ist. Beide Techno-logien sind aber derzeit und in ab-sehbarer Zukunft nur für Nischen (z.B. abgelegene Gebiete) geeignet.

Die Technik für konventionelle Wind-kraftanlagen entwickelt sich sehr rasch weiter. Heutige Windräder sind jenen von vor zehn bis zwanzig Jahren weit überlegen. Die heute übliche Nenn-leistung beträgt 3 Megawatt. In den 1990er-Jahren lag diese nur bei rund 0,5 Megawatt. Heutige Windräder sind sehr gut steuerbar und produzie-ren trotz unterschiedlicher Windstär-ken viel gleichmäßiger Strom als früher.

Auch die Sicherheit (z.B. Eiswurf, Brandschutz) und die Umweltver-träglichkeit (z.B. Lärm, Vogelschutz) konnten stark verbessert werden.

Windkraft produziert im Betrieb kei-ne Schadstoffe. Die Energie und die Schadstoffe, die für die Produktion und Installation eines Windrades be-

nötigt werden, spart dieses in nur wenigen Monaten wieder ein.

Bei der Windkraft bleibt ein Teil der Wertschöpfung in der Region, in der das Windrad steht. Die regio-nale Wertschöpfung ist am höchsten (nämlich rund 300.000 - 400.000 Euro pro Jahr), wenn der Betreiber

Die Methoden zur Gewinnung erneuerbarer Energien sind SchlüsseIfaktoren

der Energiewende. In den letzten Jahren gab es diesbezüglich immer mehr

und schnellere Entwicklungen. Wir stellen Ihnen die derzeit wichtigsten vor

und geben einen Ausblick, wie sie sich in nächster Zeit entwickeln könnten.

in der Region selbst ansässig ist und die hier lebenden Menschen sich am Erfolg des Unternehmens finanziell beteiligen können. Bei nicht regionalen Betreibern ohne Beteiligungsmöglichkeit sinkt die regionale Wertschöpfung schnell auf nur rund 50.000 Euro pro Jahr.

Windkraft hat aber auch unbestreit-bare Nachteile. Deren größter ist wohl die Tatsache, dass Wind nicht immer am richtigen Ort in der richtigen Stär-ke vorhanden ist. Damit ist Windkraft keine 100 %ig zuverlässige Energiequel-le. Weht viel Wind zu einer Zeit, in der wenig Strom gebraucht wird, kann es sogar sein, dass die Stromnetze in der Nähe großer Windparks zu stark bela-stet werden. Mittlerweile lässt sich das durch genauere Wettervorhersagen zum Teil kompensieren. In Zukunft werden immer bessere Möglichkeiten zur Pro-duktionssteuerung und Stromspeiche-rung diesen Nachteil weiter reduzieren.

Der zweite große Nachteil von Wind-rädern ist die Veränderung des Land-schaftsbildes. Dies ist ein sehr kon-trovers diskutiertes Thema. Die einen finden Windräder schön, die anderen nicht. Dazwischen gibt es viele, die sie akzeptieren, weil sie von deren Sinnhaf-tigkeit überzeugt sind. Einen Wild-wuchs von Windparks in Nieder-österreich hat die NÖ Landesregie-

rung mit einem sektoralen Raum-ordnungsprogramm verhindert. Aber selbst die verbliebenen rund 1,5 % an “Potentialflächen” sind haupt-sächlich wegen des veränderten Landschaftsbildes oft umstritten.

biowärmeBiowärme ist Wärmeenergie, die mit biologischen Rohstoffen erzeugt wird. Meist ist es Holz in Form von Stückholz, Hackschnitzel oder Pel-lets. Das hat mehrere Vorteile. Der Gesamtausstoß von Schadstoffen und Treibhausgasen ist viel geringer als bei fossilen Energieträgern. Null ist er leider nicht, weil bei Produk-tion, Gewinnung und beim Trans-port in der Regel fossile Energien eingesetzt werden müssen. Dafür ist die regionale Wertschöpfung hoch. Die Rohstoffe werden meist direkt in der Region erzeugt und ver-braucht. Weitere Vorteile sind der

Preis und die Versorgungssicherheit von Holz. Sie sind viel stabiler und sicherer, als es Öl und Gas je sein könnten.

Am effizientesten sind Fernwärmeanla-gen, vorausgesetzt sie haben genügend Abnehmer. Sie werden üblicherweise mit Hackschnitzel aus überwiegend re-gionaler Produktion betrieben. Für die eigene Heizung im Haus bieten Pel-letöfen eine recht bequeme Alternati-ve. Vollautomatisierte Stückholz- und Hackschnitzelheizungen zahlen sich meist nur für größere Gebäude oder Betriebsgebäude aus. Sie benötigen für den Betrieb relativ viel Lagerplatz.

ErdwärmeErdwärme ist Wärmeenergie, die in der Erde gespeichert ist. Sie wird durch Erdkollektoren gewonnen und mit einer Wärmepumpe verdichtet. Die Pumpe benötigt Strom. Das Verhältnis zwi-schen eingesetzer elektrischer Ener-

Erneuerbare Energien

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gie und damit gewonnener Wärme-energie ist der Wirkungsgrad. Er liegt bei Erdwärme durchschnittlich bei 4. Das heißt, man erhält vier mal soviel Wärmeenergie, als man elek-trische Energie einsetzt. Es wäre auch möglich und weniger aufwändig, die Wärme aus der Luft zu gewinnen. Das ist aber weniger effizient und daher meist nicht wirtschaftlich.

Eine Anlage zur Gewinnung von Er-wärme zu installieren ist aufwändig und teuer und man muss die nötigen Voraussetzungen (Grundfläche für die Kollektoren) haben. Mit Förderungen fällt die Finanzierung leichter. Der Betrieb ist relativ günstig und einfach.

sonnenkraftStreng genommen ist jede von uns genutzte Energie direkt und indi-rekt Sonnenenergie. Bei Photovoltaik wird Sonnenlicht direkt in elektrische Energie umgewandelt. Dies geschieht mit Solarzellen aus Silizium. Deren Wirkungsgrad liegt derzeit je nach Technologie zwischen 15 und 25 %. Die Preise für Photovoltaikanlagen sind zwischen den Jahren 2006 und 2013 um rund zwei Drittel gefal-len. Der Grund dafür ist, dass die-se mittlerweile in China in großem Stil und günstig hergestellt werden. Der immer niedrigere Preis und recht gute Förderungen haben bewirkt, dass in den letzten Jahren viele Photo-voltaikanlagen errichtet wurden.

Photovoltaikanlagen haben vor allem dann Sinn, wenn man den Großteil des damit erzeugten Stroms selbst ver-brauchen kann. Überschüssiger Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist. Dafür bekommt man eine Vergütung. Diese ist aber weit niedriger als der Preis für Strom aus dem Netz. Die In-vestition rechnet sich umso schneller, je mehr man den selbst produzierten Strom verbraucht. Die Amortisa-tionsdauer einer Photovoltaikanla-ge liegt je nach Höhe der Förderung, Art der Finanzierung und Intensität der Eigennutzung zwischen 9 und 16 Jahren. Die Lebensdauer einer Anla-ge liegt zwischen 20 und 30 Jahren.

Seit Jahren weit verbreitet sind ther-mische Solaranlagen, bei denen die Wärme der Sonne mit Kollektoren für Warmwasser und Heizungsunterstüt-zung gewonnen wird. Die Technologie ist weitgehend ausgereift und erzielt Wirkungsgrade von bis zu 85 %. Seit 2009 ist die Anzahl der neu installierten Anlagen in Österreich stark rückläufig. Die Wirtschaftskrise und weniger För-derungen sind die vermuteten Grün-de dafür. Viele investieren heute lieber in Photovoltaik, da diese derzeit noch besser gefördert wird und die Preise stark gefallen sind. Dennoch spielt die thermische Solarenergie eine bedeu-tende Rolle bei der Energiewende.

wasserkraft Wasserkraft ist eine sehr effiziente und zugleich umweltfreundliche En-ergieform. Als alternativ kann man sie nicht mehr wirklich bezeichnen, da sie überall auf der Welt oft und viel genutzt wird. Auch in Österrei-ch ist sie gut ausgebaut und es gibt kaum noch Erweiterungsmöglich-keiten. Potential besteht allenfalls bei Kleinwasserkraftwerken und bei der Revitalisierung bestehender Kraft-werke. Im NÖ Grenzland ist aber selbst dieses Potential relativ gering.

biosprit und biogasDie Technologien, biologische Roh-stoffe in Biosprit und Biogas umzu-wandeln, gibt es schon länger. Eine Zeit lang erlebten sie auch in Österrei-ch einen Hype, der mittlerweile wie-der abgeflaut ist. Obwohl die Tech-nik verbessert und weiterentwickelt wird, leidet sie dennoch an derzeit kaum überwindbaren Problemen.

Die größten Schwierigkeiten machen die Rohstoffe. Diese sind immer noch zum Großteil Raps, Mais und Gereide, müssen auf Feldern angebaut werden und stehen somit in direkter Konkur-renz zur Lebensmittelproduktion. Das macht sie teuer und in der Meinung vieler unsympathisch. Das zweite große Problem: Der Umwandlungsprozess

zum Endprodukt Biosprit oder Bio-gas ist technisch ziemlich aufwändig. Beides führt dazu, dass diese Ener-gieformen meist unwirtschaftlich sind.

Ganz abschreiben sollte man sie aber auch noch nicht. Die Produktion der zweiten Generation der Biokraft-stoffe benötigt vorwiegend biogene Abfallprodukte anstelle der Früchte energiehaltiger Pflanzen. Und wenn sie auch nicht die Hauptrolle bei der Energiewende spielen, so können sie doch als ein Baustein bestimmte Ni-schen sinnvoll ausfüllen. Vor allem für die „Glättung“ der unregelmä-ßigen Energieproduktion aus er-neuerbaren Energien könnte Biogas noch eine Renaissance bevorstehen.

Erneuerbare Energien

Erneuerbare Energien – eine Übersicht

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Energiespeicher

werden. Ansonsten gibt es im NÖ Grenzland nirgends die nötigen Voraussetzungen für diesen Kraft-werkstyp, weswegen er hier relativ bedeutungslos ist.

wasserstoff / windgasMit Hilfe von Strom kann man Wasser in seine Bestandteile Wasser-stoff und Sauerstoff zerlegen. Dieser Vorgang heißt Elektrolyse. Man verwendet dafür idealerweise über-schüssigen Strom aus erneuerbaren Energien wie z.B. Windkraft oder Photovoltaik.

Der Wasserstoff kann direkt ins bestehende Erdgasnetz eingespeist werden - allerdings nur bis zu einem Anteil von rund 5 %. Mehr würde eine zu starke Korrosion der Erdgas-Infra-struktur bewirken. Eine andere Möglichkeit ist es, den Wasserstoff in Tanks zu speichern, um ihn später mit-tels Brennstoffzellen wieder in Strom umzuwandeln. Der hohe technische Aufwand und die vergleichsweise geringen Wirkungsgrade lassen diese Technologie nicht wirklich abheben.

Es gibt aber noch die Möglichkeit, den Wasserstoff in Erdgas umzuwandeln. Dazu benötigt man Kohlendioxyd in hoher Konzentration. Dieses aus der Luft zu gewinnen wäre zu teuer. Aber es wird anderswo massenhaft produ-

ziert und könnte dort für die Um-wandlung von Wasserstoff in Methan verwendet werden. Am Vielverspre-chendsten erscheint derzeit die Kombination mit Biogasanlagen. Ein Problem ist aber der immer noch relativ geringe Wirkungsgrad. Er liegt je nach Anwendungsfall zwischen 30 und 60 %. Aber die Technologie ist noch jung und es besteht großes Verbesserungspotential.

batterienBatterien oder Akkumulatoren (auch kurz Akkus genannt) gibt es ja schon lange. In herkömmlichen Autos sind sie ein fixer und unverzichtbarer Bestandteil. Leider bestehen Auto-batterien zum Großteil aus Blei und sind dadurch sehr schwer. Weil sie aber sehr robust sind, viel Energie speichern und diese rasch wieder abgeben können, sind sie immer noch im Einsatz. Zudem können sie vergleichsweise günstig hergestellt werden.

Der große Vorteil von Akkus ist der Wirkungsgrad. Dieser variiert je nach Akku-Typ, liegt aber durchwegs zwischen 85 und 95 %. Man be-kommt also fast die ganze Energie, die man darin speichert, wieder heraus.

Neuere Akkus werden auf Basis des Leichtmetalls Lithium hergestellt. Aktueller Stand der Technik sind Lithium-Ionen Akkus. Sie werden

stark weiterentwickelt und dadurch immer besser. Neue Materialkombi-nationen (z.B. Lithium-Luft), Her stellungtechniken und Bauweisen bergen noch viel Potential, wodurch diese Art von Akkus schon bald noch leistungsfähiger und günstiger werden können.

Eine andere Art von Batterien sind die sogenannten “Redox-Flow Akkus”. Bei ihnen wird die Energie in zwei Flüssigkeiten chemisch gespeichert. Diese werden in eine Reaktionskammer gepumpt, vermi-schen sich dort aber nicht, sondern kommen über eine halbdurchlässige Membran miteinander in Kontakt. Dabei entsteht elektrischer Strom. Die Flüssigkeiten müssen nicht in der Batterie bleiben, sondern können außerhalb in separaten Tanks gela gert werden. Je größer die Tanks, desto höher ist die Speicherkapazität.

Aufgrund der Bauweise sind Redox-Flow-Akkus derzeit nur für größere Speicheranlagen geeignet. Sie werden vereinzelt schon als Pufferspeicher für Windräder eingesetzt. Durch weitere Optimierungen könnten sie aber in naher Zukunft auch für Autos interessant werden. Der Vorteil: Zum Aufladen müssten nur die Flüssigkeiten ausgetauscht werden, was nur einige Minuten dauert. Auch diese Technologie ist noch jung und verspricht großes Ausbaupotential.

Energiespeicher

Die meisten erneuerbaren Energien, die direkt Strom erzeugen, haben zwei große Probleme: Sie liefern unre-

gelmäßig Energie und sie sind nicht oder nur sehr begrenzt speicherbar.

Windräder können nur Strom produ-zieren, wenn der Wind weht; Photo-voltaikanlagen nur, wenn die Sonne scheint. An einem sonnigen und zugleich windigen Tag kann es sein, dass zu viel Strom produziert wird, in einer windstillen Nacht wiederum zu wenig.

Irgendwie müssen diese Schwan-kungen ausgeglichen werden. Derzeit passiert dies hauptsächlich durch konventionelle Kraftwerke. Abhängig vom Kraftwerkstyp ist das einfacher oder schwieriger, je nachdem, wie rasch die Energie bereitgestellt werden kann.Gaskraftwerke können innerhalb weniger Minuten hochgefahren werden. Kernkraftwerke brauchen Monate zum Hochfahren oder Abschalten. Gaskraftwerke gelten daher derzeit als die einzig wirtschaft-lich sinnvolle Möglichkeit, die Schwankungen der alternativen Energien auszugleichen.

Deshalb wird derzeit fieberhaft geforscht und entwickelt, um Mög-lichkeiten zu finden, die Energie aus erneuerbaren Quellen in ausreichender Menge und wirtschaftlich zu spei-chern. Welche Speichertechnologie

zum Einsatz kommt, hängt stark vom jeweiligen Anwendungsfall ab – also von der Frage wo, für welchen Zeit-raum und mit welcher Kapazität Energie gespeichert werden soll.

Im Folgenden stellen wir die derzeit erfolgversprechendsten Technologien für die Speicherung von Energie vor:

pumpspeicher-kraftwerkePumpspeicherkraftwerke sind derzeit noch die effizienteste Methode, um überschüssigen Strom zu speichern. So ein Kraftwerk besteht üblicherweise aus zwei Seen, die auf unterschied-

lichem Höhenniveau liegen. Diese sind durch Rohrleitungen verbunden. Das Wasser des oberen Sees fließt durch die Rohre zum unteren See, treibt dabei eine Turbine an und produziert Strom. Das passiert normalerweise zu Spitzen-Verbrauchszeiten. Bei gerin-gem Stromverbrauch wird das Wasser mit dem überschüssigen Strom anderer Kraftwerke aus dem unteren See in den oberen gepumpt und dort gespei-chert. Der Wirkungsgrad liegt bei sehr guten 75-80 %.

Im NÖ Grenzland gibt es nur ein derartiges Kraftwerk und zwar am Kamp. Das Wasser aus dem Stausee Dobra kann mit Pumpen in den davor liegenden Stausee Ottenstein gepumpt

Das „Missing Link“ der Energiewende

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• WelcheFörderungengibtesundwelche kommen für mich in Frage?

• SinddiegefördertenMaßnahmenbei mir sinnvoll?

• StehtderadministrativeAufwandin einem vernünftigen Verhältnis zur Höhe der Förderung?

Versorgungssicherheit Beim Thema Energie geht’s nicht nur um die Frage, wieviel sie kostet. Man sollte sich auch fragen, was es kostet, wenn keine Energie oder zu wenig davon da ist. Niemand weiß, ob und wann die nächste Öl- oder Gaskrise kommt. Aber wenn sie kommt, trifft es diejenigen weniger stark, die rechtzei-tig auf regional erzeugte, erneuerbare Energien gesetzt haben.

• WiestarkbinichgenerellvonderVerfügbarkeit von Energie abhängig?

• WiesicheristdieVerfügbarkeitderEnergieträger, die ich derzeit nutze?

• KannichaufandereEnergieträgerumstellen, die verlässlicher verfügbar sind und zahlt sich das aus?

KostenersparnisNicht in allen, aber in manchen Fällen kann man mit erneuerbaren Energien schon jetzt richtig viel Geld sparen. Selbst große Investitionen rechnen sich manch-mal schon nach kurzer Zeit. Entschei-dend ist, sich das genau durchzurechnen.

• WiewerdensichdiePreisemeinerderzeit genutzten Energieträger vermutlich entwickeln?

Egal welche der vielen Chancen der Energiewende man nutzen möchte: Wichtig ist, dass man sich gute Entscheidungskrite-

rien überlegt und anhand dieser die Sinnhaftigkeit von Maßnahmen beurteilt.

Im Folgenden finden Sie einige der Chancen und mögliche dazugehörige Überlegungen und Fragen. Diese sind sicher nicht vollständig und passen auch nicht in jeder Situation. Nehmen Sie diese bitte als Anregung, um selber die für Sie passenden Fragen und Kriterien zu finden.

Neue Märkte und Veränderung alter MärkteWenn etwas Neues kommt, ersetzt es nicht selten ganz oder teilweise etwas Altes. Unternehmen müssen am Ball bleiben und sich mit den Neuentwick-lungen beschäftigen, um rechtzeitig in einen sich neu entwickelnden Markt einsteigen zu können.

• WiewirktsichdieEnergiewendeauf meine Beschaffungs- und Absatzmärkte aus?

• GibtesneueLieferanten/Produkte,die für mich relevant sind?

• WieverändertdieEnergiewendedieNachfrage meiner Kunden?

• Wiemussichmichverändern,umden Veränderungen sinnvoll zu begegnen?

Synergien durch Netzwerke und KooperationenIn unserer arbeitsteiligen Gesellschaft macht fast niemand mehr alles selbst. Das gilt auch für Energie-Projekte. In Zusammenarbeit mit guten Partnern lassen sich viele Vorhaben einfacher verwirklichen, als im Alleingang.

• WelchePartnerundNetzwerkebrauche ich und wie können wir gegenseitig von der Partnerschaft

profitieren?• HabenmeinederzeitigenPartner

ausreichendes Wissen zu diesem Thema?

• WoundwiefindeichneuePartner?

FörderungenBund und Länder fördern erneuerbare Energieträger, deren Erforschung und Weiterentwicklung sowie Maßnahmen zum effizienteren Umgang mit Energie.

Bei der Energiewende haben wir es mit einer großen System-

änderung zu tun. Sie verläuft vermutlich eher langsam und in

Wellen. Wie bei jeder großen Veränderung gibt es Gewinner

und Verlierer. Wer auf der Seite der Gewinner sein möchte, muss

sich proaktiv anpassen. Das hat den Vorteil, dass man die Ent-

wicklung bis zu einem gewissen Grad mitsteuern kann.

• WieentwickelnsichimVergleichdazu die Preise erneuerbarer Energien?

• Zahltessichaus,meineEnergiezum Teil selbst zu produzieren?

• WelcheMaßnahmenkostenrelativwenig, bringen aber relativ viel?

Umweltschutz und KlimaJeder kann dazu beitragen, dass unsere Umwelt nicht noch mehr verschmutzt wird und dass nicht noch mehr klimaschädliche Abgase in die Luft geblasen werden. Auch kleine Beiträge wirken, denn in Summe macht es mehr aus, als wir gemeinhin anneh-men.

• WelcheUmweltwollenwirunseren Kindern und Enkel-kindern hinterlassen?

• MitwelcheneinfachenMöglich-keiten kann ich ohne großen Aufwand weniger Abgase produ-zieren?

• Wiekönnteichanderedazumotivieren, das auch zu tun?

Chancen der Energiewende

Energiewende

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Energiewende in der Praxis

Energie sparenWenn von Energiewende die Rede ist, denkt man schnell an erneuerbare Energien, Elektroautos, Smart-Grids und dergleichen. Dabei vergessen wir nur allzu oft das Naheliegende:

Die günstigste Energie ist die, die wir nicht brauchen. Hier schlummert das größte Sparpo-tential - sowohl finanziell als auch hinsichtlich Umweltverschmutzung und Ausstoß von Treibhausgasen. Das fängt bei ganz kleinen Dingen an, die nichts kosten außer dem Aufwand

für das Ändern manch lieb gewordener Gewohnheiten. Damit lässt sich schon erstaunlich viel Energie einsparen: hier ein paar Beispiele:

• Elektrogeräteabschalten,wennsieeigentlich nicht gebraucht werden.

• MotordesAutosabstellen,wennSie mehr als 10 Sekunden warten müssen. Das zahlt sich wirklich aus und schadet dem Motor nachgewie-senermaßen nicht.

• FahrradoderöffentlicheVerkehrs-mittel für kurze Wege verwenden.

Grenzland News: Wer und was ist die Energieagentur der Regionen?

Otmar Schlager: Wir sind eine regionale Einrichtung und beschäftigen uns ausschließlich mit den Themen „Energiesparen“ und „Erneuerbare Energie“. Gegrün-det wurden und getragen werden wir durch Gemein-den. Unser Team besteht mittlerweile aus 20 Fachleu-ten und wir sind fachlich sehr breit aufgestellt.

Und was genau macht die Energieagentur? Wir betreuen und unterstützen Gemeinden, Regi-onen, unterschiedlichste Institutionen, Betriebe und Haushalte bei den Themen Energieeinsatz, erneuer-bare Energieproduktion, Wärme, Elektrizität und Mobilität. Dabei bringt die EAR je nach Anlass technische, wirtschaftliche, ökologische, rechtliche und organisatorische Kompetenzen ein. Darüber hinaus pflegen wir ein großes regionales Netzwerk mit kompetenten Partnern, mit denen wir gut zusammenarbeiten.

Ganz konkret: welche Leistungen kann man von der Energieagentur erwarten?

Unsere Kunden und Partner nutzen je nach Anlassfall eine oder mehrere der folgenden Leistungen:• InformationundBewusstseinsbildung• KommunikationundVernetzung• ÖffentlichkeitsarbeitundMarktaufbau• BeratungundIdeenfindung• ProjektentwicklungundProduktentwicklung• AnalysenundBerechnungen• ProjektmanagementundControlling• MonitoringundAuswertungen• SchulungundTraining• DokumentationenundVorträge

Wie sieht das konkret in der Praxis aus? Können Sie uns einige Beispiele nennen, die speziell für Betriebe im NÖ Grenzland interessant sind?

Da gibt es eine ganze Reihe. Wir entwickeln z.B. Energiesparmodelle mit Energiemonitoring, mit denen wir rasch Energieeinsparungen im Bereich von 5 bis 30 % erreichen. Bei der Entwicklung von Ökoenergie-anlagen machen wir technische und wirtschaftliche Berechnungen, die Bewertung rechtlicher und ökolo-gischer Aspekte und wir standardisieren organisato-rische Abläufe. Wir entwickeln Energiesparprojekte wie beispielsweise Gebäudesanierung, Anlagensanierung, Gerätetausch, Fuhrparkumstellung und Nutzerschu-lungen. Und dann entwickeln wir auch noch Finanzie-rungsmodelle für die vorhin beschriebenen Ökoener-gieanlagen und Energiesparprojekte. Dabei konzipierten wir einen Mix aus erprobten und innova-tiven Modellen für die gemeinschaftliche Finanzierung.

Haben Sie ein Beispiel eines Finanzierungsmodells, das speziell für Betriebe interessant ist?

Eine sehr gute Möglichkeit ist beispielsweise ein Beteiligungsmodell für Mitarbeiter und Kunden. Diese finanzieren einen Teil eines Energiesparprojekts. Die eingebrachte Finanzierung wird in Form von Waren, Dienstleistungen oder auch Geld wieder vergütet. Das Modell funktioniert sowohl bei kleinen als auch bei ganz großen Projekten, als betriebliche Einzelaktion oder als lokales bzw. regionales Gesamtmodell. Je nach Art und Größe können Banken als Partner für die Abwicklung eingebunden werden.

Wo sehen Sie kurzfristig Potential, um erneuerbare Energien zwischenzuspeichern und damit zu verstetigen?

Die sehe ich unter anderem bei den Akkus der Elektro-fahrzeuge, die ja in letzter Zeit immer häufiger gekauft werden. Diese Akkus können - gewissermaßen als Nebenfunktion - als Zwischenspeicher für unregelmä-ßige Stromproduktion genutzt werden. Anfangs wurde dieser Ansatz teilweise belächelt. Jedoch ist mittlerweile schon ziemlich unumstritten, dass sie beim Thema Stromspeicherung und Netzmanagement eine bedeu-tende Rolle spielen können.

Otmar Schlager Energieagentur der Regionen (EAR), Waidhofen an der Thaya

Interview zum Thema Energiewende

• TürenundFensterinderkaltenJahreszeit nicht unnötig offen stehen lassen.

• Warmwassernichtunnötiglaufenlassen.• Heizungdrosseln,Räumenichtüberhei-

zen.• Heizkörperentlüften.• Gefriergeräteregelmäßigabtauen.• GeschirrspülerundWaschmaschinenur

voll beladen einschalten.• WäscheundGeschirrmitniedrigen

Temperaturen waschen.

Mit diesen Tipps sparen Sie Energie und Geld

Energiewende in der praxis

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NÖ Grenzland News 20 06|201416 1717

Energiewende in der praxis

Pumpen brauchen eine Leistung zwischen 60 und 90 Watt pro Stunde, aktuelle Modelle hingegen nur 7 bis 17. Sind Ihre Umwälzpumpen in die Jahre gekommen so rentiert sich ein Tausch meist schon nach 1-2 Jahren. Danach sparen Sie richtig Geld. Fragen Sie einfach Ihren Installateur, ob und bis wann sich das bei Ihnen rechnen würde.

Neue Heizung? Besser mit erneuerbaren!Steht der Austausch der Heizungsan-lage an, dann sollten Sie, wenn irgend möglich, auf eine Anlage setzen, die ohne fossile Energieträger auskommt. Ölkessel lassen sich meist sehr einfach durch Pelletsanlagen ersetzen. Die höheren Kosten werden in der Regel durch Förderungen ausgeglichen. Die Betriebskosten mit Pellets sind ohnehin um mehr als ein Drittel günstiger als mit Öl. Wenn die Möglichkeit zu einem Fernwärmean-schluss besteht, dann sollte dieser auf jeden Fall bevorzugt werden. Wärme-pumpen oder Hackschnitzelanlagen sind nur sinnvoll, wenn die speziellen Voraussetzungen dafür gegeben sind. Bei älteren Gasgeräten lohnt sich oft der Tausch auf ein neues, effizienteres Gerät.

Wärmedämmung - gut aber teuerSehr viel Geld und Energie lässt sich mit Wärmedämmung sparen. Ob Dämmung der obersten Geschoßde-cke, Fenstertausch oder Vollwärme-schutz: der Effekt ist hoch, die Kosten aber auch. Sie rechnen sich meist erst

nach mehreren Jahren, bringen aber auch zusätzlichen Nutzen - z.B. schönere Fenster und Fassaden, besseren Lärmschutz. Auch hier gilt es, das gesamte Kosten-Nutzen-Verhältnis im Auge zu behalten. Für thermische Sanierung gibt es verschiedene Förde-rungen. Deren Höhe ist meist an den Grad der Dämmung gekoppelt. Basis dafür ist ein aktueller Energieausweis. Wärmedämmung ist technisch und hinsichtlich Förderungen sehr komplex. Man kann dabei leicht sehr viel falsch machen. Deswegen ist es wichtig, sich vorher von Fachleuten beraten zu lassen. Das Land Niederösterreich bietet solche Beratungen gratis für niederösterrei-chische Haus- und Wohnungsbesitzer. Mehr Infos finden Sie unter: www.energieberatung-noe.at.

Neue Häuser möglichst effizient bauen!Wenn Sie ein neues Haus bauen, achten Sie von Anfang an auf eine möglichst hohe Energieeffizienz. Der etwas höhere Preis rechnet sich nach ein paar Jahren auf jeden Fall. Niedrigenergiehäuser sind mittlerweile ohnehin Standard. Passivhäuser brauchen keine eigene Heizung, dafür aber eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Abluftwärme-Rückgewinnung. Außerdem müssen Fenster und Türen wirklich dicht sein. Dafür sparen Sie rund 85 % an Heiz-energie gegenüber einem Standardhaus. Der nächste Schritt wäre ein so genann-tes Null-Heizenergie-Haus. Die Mehrkosten dafür rechnen sich aber derzeit in der Regel nicht.

praxistipps speziell für unternehmen und gemeinden

Schulungen zu Energiebewusstsein und EnergieeffizienzEs ist leider traurige Wahrheit: viele Menschen gehen zu achtlos mit der wertvollen Ressource Energie um, umso mehr, wenn sie diese nicht selbst zahlen müssen. Dabei kann man mit ein bisschen mehr Bewusstsein und mit einfachen Verhaltensänderungen viel Energie sparen. Unternehmen sollten z.B. eine Person als Energie-beauftragte/nausbildenlassen.Diese/rgibtsein/ihrWissendannandieMitarbeiter weiter. Die Praxis belegt, dass sich dadurch bis zu 20 % Energie einsparen lässt.

BeleuchtungÜberall dort, wo eine Lampe mehr als drei Stunden pro Tag eingeschaltet ist, zahlt sich ein LED-Leuchtmittel aus. Wenn die Farbtreue nicht so wichtig ist und es nichts ausmacht, dass die Lampe ➔

➔ Im nächsten Schritt kann man mit sehr günstigen Hilfsmitteln viel Energie einsparen:

• LED-LampenfürBereiche,wodasLicht oft und lange eingeschaltet ist

• FugenanFensternundTürenabdichten.

• WassersparendeArmatureneinbauen.

• ProgrammierbareHeizkörperther-mostate verwenden.

• AbschaltbareSteckerleistenfürGeräte, die im Standby-Modus viel Strom verbrauchen.

• AuchhiergibtesimInternetnochviele weitere interessante und kreative Möglichkeiten zu entde-cken.

Sparen mit neuen GerätenManchmal kann es sinnvoll sein, bestimmte Geräte im Haushalt oder im Betrieb durch neue und energieeffizi-entere zu ersetzen. Meist zahlt sich das nur aus, wenn das Gerät sowieso bald ausgetauscht werden müsste. Wenn dem so ist, warten Sie nicht! Denn mit einem neuen Gerät sparen Sie umso mehr, je früher Sie es anschaffen.

Geheimtipp: neue UmwälzpumpenEine meist unbekannte, aber sehr effektive Möglichkeit Energie und Kosten zu sparen, steckt in den Umwälzpumpen von Zentralhei-zungen und thermischen Solaranlagen. Das sind die Pumpen, die die Flüssig-keit in den Leitungen in Bewegung halten. Und das tun sie meist das ganze Jahr über. Ältere Modelle dieser

nicht sofort nach dem Einschalten die volle Helligkeit hat, kann man auch eine herkömmliche Energiesparlampe nehmen. Diese sollte aber nur zweite Wahl sein, da sie schon bei der Herstel-lung viel Energie und Ressourcen verbraucht.

Besonders Gemeinden sollten überle-gen, die Straßenbeleuchtung ganz oder teilweise auf LED umzustellen. Das ist ein großes Projekt und muss gut geplant und durchgeführt werden. Aber in vielen Fällen rechnet es sich schon nach einigen Jahren.

Bewegungsmelder können für Bereiche sinnvoll sein, die nicht ständig beleuch-tet sein müssen. Oft sind Bereiche viel zu stark beleuchtet. Hier hilft es, einige Leuchtmittel bewusst zu entfernen oder durch schwächere zu ersetzen.

Geräte / Maschinen / Anlagen optimieren oder erneuernGenau wie im Haushalt gibt es auch in Betrieben Geräte, die den ganzen Tag laufen, aber nur einen Bruchteil der Zeit genutzt werden. Es lohnt sich, diesbezüglich einmal mit offenen Augen durch den Betrieb zu gehen und bei jedem Gerät kritisch zu hinterfra-gen, ob es wirklich immer eingeschaltet sein muss und dann entsprechende Maßnahmen zu setzen.Bei sehr alten Maschinen und Anlagen kann es sinnvoll sein, sie gegen neue zu tauschen. Das muss aber von Fall zu Fall entschieden werden. Wenn man es sich durchrechnet, ist man oft über-rascht, wie schnell sich eine Neuinvesti-tion nur aufgrund der Energieeffizienz des neuen Geräts amortisiert.

Abwärme nutzen Viele Geräte und Anlagen, vor allem in Produktionsprozessen, erzeugen große Mengen an Abwärme. Diese verpufft zumeist ungenutzt und ist dadurch

Energiewende in der Praxis

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Praxisbeispiele

Die Idee für ein gemeinsam genutztes Elektroauto wurde Anfang 2012 im Gaubitscher Dorferneuerungsverein geboren. Dort hat man überlegt, wie die neu gebaute Stromtankstelle samt Photovoltaikanlage besser genutzt wer-den könnte. Bald darauf wurde ein Elektroauto geleast. Unterstützung gab es vom Land NÖ über die Dorferneu-erung und von der Wirtschaftsagentur ecoplus.

Träger des Projektes und Leasingneh-mer des Elektroautos ist die Gemeinde Gaubitsch. Neben der Gemeinde nutzen 18 Privatpersonen und sechs Vereine das Angebot. Durchschnittlich zwei Ausfahrten pro Tag mit Strecken zwischen 30 und 40 km sorgen für ausreichende Auslastung.

Das Projekt finanziert sich selbst. Neben einem Jahresbeitrag von 99 Euro zahlen die Nutzer zehn Cent pro gefahrenen Kilometer. Gebucht werden die Fahrten über eine Online-Buchungsplattform, über die auch Mitfahrgelegenheiten organisiert werden können. Eine Smartphone-App steht ebenfalls zur Verfügung.

Das Interesse am Modell des Gaubit-scher Stromgleiters ist hoch. Anfragen gab und gibt es nicht nur aus Österrei-ch, sondern auch aus Deutschland, Südtirol und der Schweiz. Nachge-macht wurde es schon in den Gemein-den Auersthal, Herzogenburg und Baden.

Weitere Informationen: http://www.kem-landumlaa.at/gaubitscher-stromgleiter.html

den Klimaschutz angeht, sollten Sie aber unbedingt darauf achten, dass Elektroautos mit Strom aus erneuer-baren Energiequellen betrieben werden.

Mit PV-Anlagen einen Großteil des eigenen Strombedarfs deckenPhotovoltaikanlagen produzieren nur tagsüber Strom. In den meisten Betrieben wird der Großteil des Stroms tagsüber verbraucht. Daher kann es sinnvoll sein, mit einer Photovoltaikan-lage die gesamte oder Teile der benöti-gten elektrischen Energie selbst zu produzieren. Mit jeder Kilowattstunde, die Sie selbst erzeugen und verbrau-chen, sparen Sie Geld, weil Sie keine externe Energie zukaufen müssen. So rentiert sich eine PV-Anlage viel schneller, als wenn Sie den Strom zu Marktpreisen ins öffentliche Netz einspeisen würden. Auch hier gilt: Gut und mit Hilfe von Experten durch-rechnen.

gaubitscher stromgleiter – Carsharing mit Elektroauto

eigentlich vergeudete Energie. In vielen Fällen kann es wirtschaftlich sinnvoll sein, diese Abwärme durch Wärme-pumpen zu gewinnen und für Warm-wasser, Heizung oder Kühlung zu nutzen. Ob das wirtschaftlich ist und wie es genau funktionieren könnte, sollte in jedem Fall durch Spezialisten geklärt werden.

Energiemonitoring und Energiema-nagementDie meiste Energie wird nur deswegen vergeudet, weil man nicht weiß, wann, wo und wie sie verbraucht wird. Diesem Geheimnis kommt man nur durch Energiemonitoring auf die Spur. Dabei wird an möglichst vielen Stellen der Energieverbrauch ständig gemessen. Nach einiger Zeit kann man genau sagen, wo Sparpotenzial ist und anschließend entsprechende Maßnah-men setzen.

BetriebsfahrzeugeHaben Sie in Ihrem Fuhrpark Fahr-zeuge, mit denen Sie regelmäßig Kurzstrecken fahren? Dann könnte es sinnvoll sein, Elektrofahrzeuge einzu-setzen. Ideal ist es nach aktuellem Stand der Technik, wenn ein Fahrzeug täglich bis zu 100 km gefahren wird. So weit kommt man derzeit problemlos mit einer Batterieladung. Die Wartungs- und Reparaturkosten eines Elektroautos liegen bei rund einem Drittel eines Benzin- oder Dieselfahrzeugs. Das gilt auch für die Stromkosten. Um das gleiche Geld kommen Sie mit einem Elektroauto rund drei Mal so weit. Was

Dachflächen vermietenHaben Sie eine große Dachfläche, die noch dazu nach Süden ausgerichtet ist? Und haben Sie keine Zeit, kein Geld oder einfach keine Lust, selbst eine Photovoltaikanalage darauf zu installie-ren? Viele Energieunternehmen suchen genau so etwas und bieten an, geeig-nete Dachflächen zu mieten. Sie installieren darauf auf eigene Kosten eine Photovoltaikanlage. Sie selbst haben damit keinen Aufwand, können aber zusätzlich Geld lukrieren. Sie müssen nur dazu bereit sein, den Mietvertrag längerfristig abzuschließen.

GemeinschaftsprojekteIn manchen Fällen kann es sinnvoll sein, gemeinsam mit anderen ein Energieprojekt zu planen und durchzu-führen. Das Paradebeispiel dafür ist eine Hackschnitzelheizung, die gleich mehrere Häuser mit Wärme versorgt. Das Gleiche in etwas größerem Maßstab wäre eine Fernwärmeanlage, die von einer regionalen Genossen-schaft gebaut und betrieben wird. Es sind aber auch Photovoltaikanlagen oder Windparks als Gemeinschaftspro-jekte möglich. Voraussetzung dafür ist ein gutes Einvernehmen und gegensei-tiges Vertrauen der Partner untereinan-der. Für die Planung und Umsetzung solcher Projekte sollte man unbedingt erfahrene Experten zu Rate ziehen.

EnergiecontractingEnergiecontracting ist ein Modell zur Finanzierung der energetischen SanierungvonGebäudenund/oder

Energieversorgung von Gebäuden. Es ist vor allem für größere Gebäude interessant, z.B. Schulen, Betriebs-gebäude oder Wohnblöcke. Man beauftragt ein auf dieses Modell spezialisiertes Unternehmen (Contrac-tor). Dieses analysiert das Gebäude und führt in Abstimmung mit dem Auftraggeber und auf eigene Rech-nung die notwendigen Sanierungs-maßnahmen durch. Dafür zahlt man für eine vereinbarte Dauer (meist 7-10 Jahre) den Betrag, den man sich durch diese Maßnahmen an Energiekosten spart.

Die oben beschriebene Variante nennt man “Einsparcontracting”. Daneben gibt es noch ein “Anlagencontracting”. Hier errichtet der Contractor beim Kunden eine energietechnische Anlage auf eigene Rechnung. Die damit erzeugte Energie (Wärme, Dampf, Kälte, Druckluft, Strom etc.) kauft der Kunde vom Contractor längerfristig zu einem vereinbarten Preis.

Contractingmodelle haben mehrere Vorteile. Der Contractor hat das Know-How, die Sanierungsmaß-nahmen bestmöglich durchzuführen bzw. die Anlagen zu installieren und zu betreiben. Der Kunde muss sich nicht um Betrieb und Wartung kümmern. Die laufenden Zahlungen finanzieren sich aus den Ersparnissen der Maßnahmen.

In der niederösterreichischen Gemeinde Gaubitsch nutzen

Gemeinde, Vereine und Private gemeinsam ein Elektroauto.

Weitere Gemeinden wollen es ihnen nachmachen.

Energiewende in der Praxis

Energiewende in der praxis

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NÖ Grenzland News 20 06|201420 21

Die NÖG ist eine Gesellschaft im Eigentum des Lan-

des Niederösterreich und des Bundes. Ihre Haupt-

aufgabe ist es, mit den ihr zur Verfügung stehenden

Mitteln die Wirtschaft im nö. Grenzland zu stärken.

Dazu bietet sie einerseits direkte Förderungen für

Unternehmen und Gemeinden und andererseits

Beratung und Information.

für wen? Unternehmen aus den Bereichen Industrie, produzierendes Gewerbe oder produktionsnahe Dienstleistungen

wo? im NÖg fördergebiet (siehe grafik)

wofür? Investitionsprojekte: Beratungsleistungen

• Errichtung von Baulichkeiten• Anschaffung von Maschinen• nur Erstinvestitionen – keine Ersatzinvestitionen

Externe begleitung durch einen unternehmensberater für umstrukturierungs- oder innvoationsprozesse

in welcher form? finanzierung von max. 75 % der investitionssumme zu speziellen konditionen der NÖg(mindestens 25 % Eigenfinanzierung erforderlich!)

konditionen (alle zinssätze per anno)

bankgarantie als sicherstellung

laufzeit: 8 Jahre2 Jahre tilgungsfreiVerzinsung: • 1 % p.a. in den ersten 5 Jahren • 3 % p.a. in den restlichen Jahren

laufzeit: 5 Jahre1 % p.a. in den ersten 5 Jahren

was braucht die NÖg für das förderansuchen?

grunddaten des unternehmensDetaillierte projektdarstellung• Worum geht’s genau?• Wirtschaftlicher Zweck?• Erwartete Auswirkungen?• Zeitrauminvestitionsplanfinanzierungsplan

Die NÖG Förderung für Unternehmen im Überblick

Das NÖG Förderangebot

Kontakt:Dr. August wielandNiederösterreichring 2 Haus A, 3100 St. PöltenTel: +43 2742 9000 19700Fax: +43 2742 9000 19639Email: [email protected]

Die Firma Pollmann mit der Zentrale in Karlstein im Waldviertel ist ein internationaler Zulieferer für die Automobilindustrie. Kernkompetenz von Pollmann ist die Entwicklung und Produktion von Metall- und Kunst-stoffverbund-Komponenten in Kombination mit elektronischen und mechanischen Erzeugnissen.

Im Betrieb spielt Energieeffizienz eine wichtige Rolle. Der Wettbewerbs-druck und knapper (und somit teurer) werdende Ressourcen erfordern, dass Energie, Material und Infrastruktur möglichst effektiv eingesetzt werden.

Am Standort Österreich wurden die bestehenden Gebäude in den letzten Jahren thermisch saniert. Die Kühl-, Druckluft- und Lüftungsanlagen wurden komplett getauscht. Zusätzlich wurden Energierückgewinnungsanla-gen eingebaut. Beispielsweise gewin-nen Wärmetauscher in Produktions-maschinen deren Abwärme, die dann als Heizenergie genutzt wird. Die Heizanlagen können dadurch kleiner dimensioniert werden. So spart man Kosten bei der Investition und im Betrieb.

Konsequent ist man bei der Messung und Regelung des Energieverbrauchs. Egal ob bei Wärme, Kälte, Druckluft, Lüftung, Maschinen oder Licht - überall werden Messgeräte und Regler installiert. Die Daten laufen in ein zentrales System, in dem Spezialisten

die volle Kontrolle über alle Ener-gieflüsse und den Verbrauch haben. Dort wird ständig an der Optimierung des Energieverbrauchs gearbeitet. Das alles passiert in enger Zusammenarbeit mit Haustechnikern, Planern und Installateuren. Als nächster Schritt ist die Produktion erneuerbarer Energie für den Eigenverbrauch geplant.Bei der Sanierung von bestehenden Gebäuden, aber auch beim Bau von neuen Fabriken, ist Flexibilität ein wichtiger Aspekt. Produktionsprozesse ändern sich, neue Maschinen haben andere energetische Anforderungen, Fertigungshallen müssen oft komplett umgestellt werden. Die energetische

Steuerung und Regelung muss sich den Änderungen möglichst flexibel anpassen können. Wenn man das schon bei der Planung und Errichtung eines Produktionsstandortes berück-sichtigt, dann sind die Kosten dafür eine Investition in Innovation. Die wesentlichen Erkenntnisse aus all diesen Maßnahmen sind: Energieein-sparung bedeutet nicht nur Kostenein-sparung. Als zusätzlicher Effekt haben sich die Produktionsprozesse und die Produktqualität verbessert. Und die Mitarbeiter profitieren von wesentlich angenehmeren Arbeitsplatzbedin-gungen.

Trafostation für die Niederspannungsverteilung in die Produktionshallen mit Messgeräten für die Energiefassung und die Netzqualität.; personen von links nach rechts: Daniel Breymann (Gruppenleiter FM/UM-Haustechniker), Ing. Christian Zwettler, MSc (Leitung Facility- und Umweltmanagement), Martin Muringer (Haustechniker)

Das NÖg förderangebot

Praxisbeispiele

pollmann – innovativ und energieeffizient

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Das NÖG Förderangebot für Unternehmen im Überblick

Innovationsförderungen der Österr. Forschungsförderungs-gesellschaft (FFG)Die FFG bietet Förderungen, wenn Sie eine innovative Idee zu einem Produkt oder einer Dienstleistung weiterentwik-keln möchten. Bei Interesse an einer dieser Förderungen wenden Sie sich bitte an die NÖG – Herrn Dr. August Wieland.

Innovationsscheck (ohne Selbstbehalt)• Zielgruppe:KMU• Ziel:EinstiegderKMUinkontinuierlicheForschungs- und Innovationstätigkeit• fürdenAnkaufvonLeistungenvon Forschungseinrichtungen• förderbareLeistungenbiszumaximal€5.000,–• Förderungbiszumaximal€5.000,–

Innovationsscheck Plus (mit Selbstbehalt)• Zielgruppe:KMU• Ziel:EinstiegderKMUinkontinuierlicheForschungs- und Innovationstätigkeit• fürdenAnkaufvonLeistungenvon Forschungseinrichtungen• max.HöhederförderfähigenProjektkosten:€12.500,–• Förderquote:maximal80%(=mind.20%Selbstbehalt); max.€10.000,–

Feasibility Studies (Machbarkeitsstudien)• Zielgruppe:KMU• Ziel:FörderungderErstellungvonMachbarkeitsstudien, um konkrete Ideen abzusichern• Voraussetzungen: - Untersuchenswerte Idee - Anbot eines kompetenten externen Studienerstellers

FFG Basisförderung• Zielgruppe:Unternehmen,Forschungsinstitute, Einzelforscher, Erfinder• UnterstützungvonForschungsprojekten• Kriterien: - hoher Innovationsgehalt - wirtschaftliche Verwertungsaussichten• Fördermix: - in Form eines Zuschusses - in Form eines zinsbegünstigten Darlehens - in Form von Haftungen für Bankkredite plus Zinszuschüssen

Praktika für Schülerinnen

und Schüler• FörderungvonSommerpraktikafür SchülerInnen im technischen oder naturwissenschaftlichen Bereich• Zielgruppe:forschendeUnterneh- men oder Forschungseinrichtungen• Bedingungen: - Beschäftigungsausmaß mind. 28,5 Wochenstunden, vier wöchiges Praktikum -Entlohnungmindestensbrutto€700,–• Förderung:pauschal€1.000,–

Das NÖG Beratungsangebot

Die NÖG hat den Auftrag, die Wirtschaft in der NÖ Grenzregion im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu stärken. Die NÖG-Beratungen sollen Projekte mit wirtschaftlichem Potential in schwierigen Phasen (z.B. der Anfangsphase) unterstützen.

Wer kann eine Beratung in Anspruch nehmen?• Gemeinden• Regionsverbände• Non-Profit-Organisationen• Unternehmen

Wer macht die Beratung?Mit der Durchführung der Beratungen ist die Fa. Wallenberger & Linhard Regionalberatung beauf-tragt.

Was kostet eine Beratung?Die finanziellen Kosten übernimmt zur Gänze die NÖG.

Wie kommt man zu einer Beratung?• SchreibenSieeinMailan:[email protected]• Oderrufenanunter:+432982/4521• WirvereinbareneinErstgesprächundklärendie weitere Vorgangsweise.

Wie viel Beratungszeit steht zur Verfügung?• 4-40StundenproBeratung (je nach Thema und Komplexität)• ingutbegründetenEinzelfällensindbiszu 80 Beratungsstunden möglich.

Welche konkreten Leistungen kann man abrufen?• Problemanalyse• Recherchen(InformationenundDaten)• Workshops(Konzept,Moderation,Dokumentation)• Kurzkonzepte• RentabilitätschecksundMachbarkeitsanalysen• Online-Umfragen• KontaktzudenrichtigenLeutenundNetzwerken• BeratungundTippsfürdieUmsetzung• Kommunikationskonzepte• TextefürinterneKommunikationund Öffentlichkeitsarbeit• InformationsvorträgezufolgendenThemen -Bevölkerungsentwicklung/Demografischer Wandel - Wirtschaftsdaten und Wirtschaftsentwicklung - EU-Erweiterung - Arbeitsmarkt - Erfolgreiche Projekte im NÖ Grenzraum - Regionale Strategien

Was Sie brauchen ist nicht dabei?Fragen Sie uns danach!

Das NÖg förderangebot

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Projektkoordination Im AUFTrAG DEr

NÖ GrENZlANDFÖrDErUNGsGEs.m.b.H.:

WAllENbErGEr & lINHArD

rEGIoNAlbErATUNG GmbH

3580 HorN, FlorIANIGAssE 7

TEl.: 02982/4521

FAx: 02982/4521-10

E-mAIl: [email protected]

INTErNET: WWW.rEGIoNAlbErATUNG.AT

imPressum

HErAUsGEbEr:

NÖ GrENZlANDFÖrDErUNGsGEs.m.b.H.

3100 sT. PÖlTEN, NIEDErÖsTErrEICHrING 2

rEDAkTIoN: WAllENbErGEr & lINHArD

rEGIoNAlbErATUNG GmbH

EWAlD brUNmÜllEr, GErHArD lINHArD

3580 HorN, FlorIANIGAssE 7

GEsTAlTUNG: WWW.WAlTErGrAFIk.AT

DrUCk: JANETsCHEk GmbH, HEIDENrEICHsTEIN

rEDAktioNs- uND sAtzfEhlEr VorbEhAltEN

interessante links

Österreichische Energieagentur: www.energyagency.at/

internationale Energieagentur: www.iea.org/

Europäische umweltagentur: www.eea.europa.eu/

klima- und Energiemodellregionen:

www.klimaundenergiemodellregionen.at/

Energie- und umweltagentur NÖ: http://www.enu.at/

Nachhaltig wirtschaften: www.nachhaltigwirtschaften.at/

umweltbundesamt: www.umweltbundesamt.at/

klima-Aktiv - informationen des lebensministeriums:

www.klimaaktiv.at/

land NÖ, raumordnungsprogramm wind: http://www.noe.gv.at/

Umwelt/Energie/Windkraft/RaumordnungsprogrammWind.html

sonnenwelt großschönau: www.sonnenwelt.at

photovoltaik Austria: www.pvaustria.at/

interessensgemeinschaft windkraft: http://www.igwindkraft.at/

Österreichischer biomasseverband: www.biomasseverband.at/

Energieagentur der regionen: www.energieagentur.co.at

Ökologische betriebsberatung der wk NÖ: http://bit.ly/1ekIRcy

Ökomanagement NÖ - beratungsprogramm des landes NÖ:

www.oekomanagement.at/

umwelt-gemeindeservice NÖ: www.umweltgemeinde.at/

Energieberatung NÖ: www.energieberatung-noe.at

klima- und Energiefonds: www.klimafonds.gv.at/

förderwegweiser der Austrian Energy Agency: www.energyagen

cy.at/fakten-service/foerderungen.html

Information

Interessens-

gemeinschaften

Beratung, Förderungen