12
CHASQUI DER POSTBOTE VON PERU Kulturelles Blatt des Peruanischen Aussenministeriums Jahr 2, Nummer 4 August 2004 QHAPAQ ÑAN: DER GROSSE INKAWEG / SPRACHEN IN PERU DREI DICHTER DER FÜNFZIGERJAHRE / UNSER TÄGLICHES MEER COMIC STRIP DER GESCHICHTE / DER AFROPERUANISCHE CAJÓN W g c M ch P u . o: H n P e n ah a u icc h F ot ei z l e n g e.

CHASQUI - RREE...Athanasius Kircher, La Torre de Babel (der Turm von Babel), Rom, 1639. dung zu bringen und im allgemeinen E CHASQUI 3 wissen wir nicht, dass es verschiedene Varietäten

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: CHASQUI - RREE...Athanasius Kircher, La Torre de Babel (der Turm von Babel), Rom, 1639. dung zu bringen und im allgemeinen E CHASQUI 3 wissen wir nicht, dass es verschiedene Varietäten

CHASQUIDER POSTBOTE VON PERU

Kulturelles Blatt des Peruanischen AussenministeriumsJahr 2, Nummer 4 August 2004

QHAPAQ ÑAN: DER GROSSE INKAWEG / SPRACHEN IN PERU DREI DICHTER DER FÜNFZIGERJAHRE / UNSER TÄGLICHES MEER

COMIC STRIP DER GESCHICHTE / DER AFROPERUANISCHE CAJÓN

Wg

c M

chP

u.o:

Hn

Pe

nah

au

icch

Fot

ei

z le

nge

.

Page 2: CHASQUI - RREE...Athanasius Kircher, La Torre de Babel (der Turm von Babel), Rom, 1639. dung zu bringen und im allgemeinen E CHASQUI 3 wissen wir nicht, dass es verschiedene Varietäten

CHASQUI 2

SPRACHEN IN PERU:

HIN ZU EINER ERNEUTENLEKTÜRE VON BABEL

Roberto Zariquiey*Das erste Buch Mose erzählt uns, dass früher «alle Welt einerlei Sprache und einerlei Worte hatte» (1.

Buch Mose, 11,1). Dies machte die Menschen stärker und vereint, so dass sie beschlossen, eine Stadt zu bauenmit einem hohen Turm, der bis zum Himmel reichen würde. Nachdem Jahve sah, was die Menschen vorhatten,

bestrafte er sie und machte, dass sie verschiedene Sprachen sprechen. Dies ist für die jüdisch-christlicheTradition der Ursprung der Sprachvielfalt: eine Strafe Gottes. Heute gibt es immer noch viele Sektoren

innerhalb der Gesellschaft, die weiterhin der Meinung sind, dass die kulturelle und Sprachvielfalt ein Problemdarstellt; sie sehen den andern als Wilden an und glauben weiterhin, dass die Lösung die Homogenisierung derIndividuen ist. Könnte Peru ohne die kulturelle und Sprachvielfalt, durch die es sich kennzeichnet, wachsen? In

der Folge nur einige Daten und Überlegungen, die versuchen, dem Leser verständlich zu machen wieverschieden wir sind und wie viel es noch zu tun gibt, um uns kennen und schätzen zu lernen.

WIEVIELE SPRACHEN SPRECHENDIE PERUANER?

s ist nicht leicht, diese Frage zubeantworten, da es auch nicht

einfach ist zu bestimmen, wann eineVerschiedenheit der Sprache eine ei-gene Sprache und nicht ein Dialekteiner Sprache darstellt. Trotz dieserSchwierigkeiten sagen die Fachmän-ner, dass es in unserem Amazonasge-biet 39 oder 40 Sprachen gibt, die in 16Sprachfamilien 1) gruppiert sind. Diesheisst, dass neben den Sprachen, diewir mehr oder weniger kennen wie dieShipibo-, die Aguaruna-, die Machi-guenga- und die Asháninka-Sprache(die letzten zwei sind miteinanderverwandt und gehören zur Familie derArahuaca), es eine Vielfalt von Spra-chen gibt, über die wir, die restlichenPeruaner, sehr wenig wissen. Zudemwissen wir auch sehr wenig über dieBevölkerungsgruppen, die diese Spra-chen sprechen. Jede dieser Sprachenist Teil eines einzigartigen und kultu-rell verschiedenen Systems. Der Ds-chungel ist nicht ein homogenes Ge-biet und auch die Eingeborenen, diedarin leben sind nicht alle gleich. JederStamm hat seinen eigenen Glaubenund eigene Traditionen, jeder hat eineeigene Geschichte und jede Ethnie ste-ht auf ihre Weise in Verbindung mitder nationalen Kultur. Wir wissen auchnicht viel über all dies und sehr wahrs-cheinlich ist unser Unwissen die Grun-dlage unserer Indifferenz.

Schauen wir uns nun einmal dieSituation im Andengebiet an. Auchwenn uns als einzige Sprachen derAnden nur die Quechua- und Aima-ra-Sprache einfällt, ist doch die Spra-chrealität der Anden fast so komplex

wie im Amazonasgebiet. Zu Beginnmuss gesagt werden, dass es von sichaus problematisch ist, das Quechuaund das Aimara als «Sprachen» zubetrachten, da beide solch eine grosseVielfalt von Sprechweisen mit so vie-len Unterschieden unter sich wie zwis-chen dem Französischen und demSpanisch besitzen. Zudem werdensowohl das Quechua als auch das Ai-mara von Personen gesprochen, dienicht unbedingt die gleiche Geschi-chte teilen und, im Gegenteil, sehrverschiedene Mentalitäten und Bräu-che haben. Zum Beispiel spricht einQuechua sprechender Peruaner ausCusco nicht nur ein unterschiedlichesQuechua von demjenigen aus An-cash, sondern beide haben ganz eige-ne kulturelle Bräuche und Feste. Et-was Ähnliches passiert im Fall des Ai-mara, eine Sprache, die im Gegensatzzu dem, was wir normalerweise glau-ben, nicht nur auf der Hochebene, son-dern auch in Tacna und den Bergenvon Lima unter dem Namen Jaqaru (inAimara «die Sprache des Menschen»)gesprochen wird. Hier erneut, ein Ai-mara sprechender Peruaner von Punound einer aus den Bergen von Lima(speziell aus dem Dorf Tupe) unters-cheiden sich und haben verschiede-ne kulturelle Bräuche.

Angesichts dieser Realität bezei-chnen die Gelehrten heute das Que-chua und das Aimara als Sprachfami-lien, welche unter sich verschiedeneSprachen gruppieren und zudem zuverschienen Nationen gehören. Diessieht man sehr gut durch ein Beispiel,dem sehr wenig Beachtung geschenktwird. Wir haben die Tendenz, dasQuechua mit den Anden in Verbin-dung zu bringen und im allgemeinenAthanasius Kircher, La Torre de Babel (der Turm von Babel), Rom, 1639.

E

Page 3: CHASQUI - RREE...Athanasius Kircher, La Torre de Babel (der Turm von Babel), Rom, 1639. dung zu bringen und im allgemeinen E CHASQUI 3 wissen wir nicht, dass es verschiedene Varietäten

CHASQUI 3

wissen wir nicht, dass es verschiedeneVarietäten dieser Sprachfamilie gibt,welche als Kommunikationsmittel vonder Bevölkerung des Tieflandes desDschungels, welche am Rande derFlüsse Napo, Pastaza und Tigre leben,benutzt werden. Wirklich benennensich Männer und Frauen, die früherOmaugas, Quijos, Canelos oder Cocamas(all dies sind Ethnien des Amazonas-gebietes) waren, heute selbst Kichwasund vielmals wissen sie nicht, dass ihreSprache vom Quechua abstammt. Siewissen auch nicht, dass sie das Kichwanicht aus dem Mund der Inkas (denenes übrigens nie gelungen ist, sie zu ero-bern) erhalten haben, sondern von denJesuiten, die im XVII. Jahrhundert indiese Zonen kamen, um zu evangeli-sieren und das Quechua als Kommu-nikationsmittel benutzten.

ERNEUTE LEKTÜRE VON BABEL

All das bis jetzt Erwähnte hilft uns,etwas Grundlegendes zu verstehen: zusagen, dass Peru ein multikulturellesund mehrsprachiges Land ist, sollte ni-cht nur ein rhetorisches Plädoyer sein.Die Realität unseres Landes ist vielfäl-tiger als wir uns vorstellen und wennwir akzeptieren, dass das Quechua unddas Aimara Sprachfamilien sind, undanerkennen, dass diese von sehr vers-chiedenen Bevölkerungsgruppen ges-prochen werden, dann wird alles nochviel komplexer. Zudem müssen wir an-fügen, dass im ganzen Land in stärke-rer oder schwächerer Form das Spanis-ch erscheint und in Kontakt mit all die-ser Sprachvielfalt tritt. Dadurch ents-tehen wenig horizontale Situationen,in denen die spanische Sprache mehrgeschätzt und respektiert wird als die

einheimischen Sprachen. Denn wirkönnen nicht leugnen, dass in einigenSektoren unseres Landes eine grosseAbschätzung für die ursprünglichenSprachen herrschte und noch immerweiter besteht. Diese Sprachen werdennicht einmal vom Staatsapparat fürVerwaltungs- oder juristische Zweckegebraucht.

Diese Vielfalt ist eine Realität undwir haben nicht das Recht, ihr auszuwei-chen. Der Realität dieser Bevölkerungs-gruppen den Rücken zu drehen ist eineHaltung, die uns als Land charakteri-siert hat. Als wenn sie nicht existierenwürden oder als wenn ihre Existenzunbequem oder problematisch wäre,haben wir es vorgezogen, die indianis-che Realität, ihre Bedürfnisse und Pro-bleme unsichtbar zu machen und tot-zuschweigen. Und dies ist doppelt un-

DIEJENIGEN, DIE ES NICHT MEHR GIBT(INFORMATIONEN ÜBER AUSGESTORBENE SPRACHEN IN PERU)

Die mehrsprachige Realität, die unser Land charakterisiert, wurde seit Anfang der Kolonie von den Spaniern bemerkt,welche nicht aufhörten, über die enorme Anzahl Sprachen, die sie vorfanden, zu staunen. Der Jesuit Acosta sagte zumBeispiel im Jahr 1588, es gebe «einen richtigen Dschungel von Sprachen» und Inka Garcilaso selbst erklärte im Jahr 1609,dass «jede Provinz, jedes Volk und in vielen Teilen jedes Dorf über seine eigene Sprache verfügt, die sich von derjenigender Nachbarn unterscheidet».

Viele heute nicht mehr existierende Sprachen wurden von den Chronisten und europäischen Reisenden, welche imXIX. Jahrhundert unser Land neu entdeckten, erwähnt. Die Küste im Norden von Peru besass zum Beispiel bei derAnkunft der Spanier einen Sprachreichtum, den wir heute nur noch in den hinterlassenen Ortsnamen und anhand derAufzeichnungen einiger Chronisten, Priester während der Kolonialzeit oder Reisenden finden. Wir alle haben zumBeispiel von der Mochica-Sprache gehört, aber wir haben keine Ahnung, dass es neben ihr auch andere Sprachen, wiez.B. die sogenannte Pescadora-Sprache („Fischer»-Sprache), die um Lima gesprochen wurde, oder die Sprache vonOlmos, von Sechura und von Catacaos-Paita gab. Es ist schwierig, deren linguistischen Status zu bestimmen, aber siewerden in Dokumenten wie z.B. von Jaime Baltazar Marínez Caompañón, Bischof von Trujillo, der um 1785 einelexikalische Liste von Sprachen, die in seinem Zuständigkeitsgebiet gesprochen wurden, aufstellte, erwähnt.

Der gleiche Martínez Compañón sammelte auch einige Wörter einer ebenso wichtigen Sprache, die Culle genanntwurde. Das Culle war eine Sprache des nördlichen Gebirges, welche heute nicht mehr existiert, aber einige seiner Wörtersind im Dialekt von Cajamarca zu finden und werden bis heute gebraucht. Eine tiefgründige Studie dieser Sprache istnoch eine hängige Aufgabe.

Auf der Hochebene gibt es auch Sprachen, die heute nicht mehr existieren. Hervorzuheben ist das Puquia, das vonden Spaniern als allgemeine Sprache betrachtet wurde, und das Ch’imu, die alte Sprache der Uros. Die peruanischenUros haben ihre Sprache verloren, behalten aber noch ihre Identität und unterscheiden sich von den Aimaras, obwohlsie deren Sprache sprechen.

Was schlussendlich das Amazonasgebiet anbelangt, so ist die Frage des Untergangs der Sprachen besonders komplex.In diesem Moment ist der grösste Teil der ethnischen Gruppen in einem klaren Prozess der Spanisierung, dessen Resultatder unaufschiebbare Verlust der einheimischen Sprachen ist. Es gibt bereits viele, die unterlegen sind, und vielleicht dertraurigste Fall ist derjenige des Cocama Cocamilla, das schon vor der Ankunft der Spanier eine Panamazonas-Sprachegrosser sozialer und politischer Bedeutung war. Täglich ist der Rückgang dieser Sprachtraditionen klarer und unmittelbardrohend und wenn wir deshalb nicht wollen, dass sie weiterhin verloren gehen, benötigen wir eine reelle Sprachpolitikzur Rettung, dem Aufleben und dem Beibehalt all dieser Traditionen, die jeden Tag zum Schweigen gebracht werden.

gerecht, da viele ihrer Probleme genaudurch die Gier bedingt sind, mit denenandere Kräfte ihre natürlichen Ressour-cen abbauen, Ökosysteme zerstören,Leute ausbeuten, die Tiere vertreibenund ganze Hektaren von Wald roden.

Es ist als existiere in vielen Sekto-ren der Gesellschaft eine Art Babel-Denken, das zudem sehr bequem ist, daes auf gewisse Weise unsere Gleichgül-tigkeit rechtfertigt. Warum soll mansich um etwas sorgen, das vielmehr einZeichen der Rückständigkeit und einHindernis für die Entwicklung ist?

Wir glauben weiterhin, dass dieVielfalt ein Hindernis für den Bau die-ses Turmes ist, der uns als Land wach-sen lässt, und wir sind bis heute derMeinung, dass die Homogenisierungder Individuen die Lösung ist. Aber inWirklichkeit war das Hindernis nicht

Jams Orton, The Andes and the Amazon (Die Anden und das Amazonasgebiet), N. York, 1876

die herrschende Vielfalt, sondern viel-mehr die Form, wie wir mit ihr umge-gangen sind. Wenn es uns nicht ge-lungen ist, den Turm zu bauen, dannist es, weil wir angesichts der kulture-llen und Sprachunterschiede entschie-den haben, den andern zum Schwei-gen zu bringen und ihm Gewalt anzu-tun. Nach mehr als fünf Jahrhunder-ten haben wir es nicht gelernt, in Frie-den mit dem Andersartigen zusam-menzuleben, die Unterschiede zu res-pektieren und zu schätzen und nichtzu denken, wie wir uns auf seine Kos-ten bereichern können. Und dies sagtuns nicht die Legende von Babel: dasProblem war nicht die Vielfalt, sondernnur die Art und Weise wie die Mens-chen mit ihr umgehen müssten.

BIBLIOGRAPHIE

Rodolfo Cerrón-Palomino. La lengua delNaylamp. Reconstrucción y obsolescencia delmochica (Die Sprache des Naylamp. Rekons-truktion und Veralten der Mochica-Spra-che). PUCP, Lima, 1995. Lingüística aimara(Linguistik des Aimara). CBC, Cusco, 2000.Castellano andino. Aspectos sociolingüísticos, pe-dagógicos y gramaticales (Das Spanisch der An-den. Soziolinguistische, pädagogische und gra-mmatikalische Aspekte). GTZ/PUCP, Lima,1995. Lingüística quechua (Linguistik des Que-chua). C.B. de las Casas, Cusco, 2003.Alberto Escobar. Variaciones sociolingüísticasdel castellano en el Perú (SoziolinguistischeVariationen der spanischen Sprache in Peru).IEP, Lima, 1978.Anna María Escobar. Contacto social y lin-güístico: el español en contacto con el quechua enel Perú (Sozialer und sprachlicher Kontakt:Spanisch in Kontakt mit Quechua in Peru).PUCP, Lima, 2000.Germán de Granda. Estudios de LingüísticaAndina (Studien der Linguistik der Anden),PUCP, Lima 2002.Inés Pozzi-Escot. El multilingüismo en el Perú(die Vielsprachigkeit in Peru). C.B.C., Cus-co, 1998.Gustavo Solís. Las lenguas en la Amazonía Pe-ruana (Die Sprachen im peruanischen Ama-zonasraum). FORTE-PE, Lima 2000.Virginia Zavala. Desencuentro con la escritura.Escuela y comunidad en los Andes peruanos.(Schwierigkeiten mit der Schrift. Die Schuleund die Gemeinschaft in den peruanischenAnden), Lima, 2002.

Andere Publikationen über dieses Thema:Andrés Chirinos Rivera. Atlas lingüístico delPerú (Sprachenatlas von Peru), CBC, Cus-co, 2001.José Antonio Salas. Diccionario mochica-cas-tellano, castellano-mochica (Wörterbuch Mo-chica-Spanisch, Spanisch-Mochica), USMP,Lima, 2002.Alfredo Torero. Idiomas de los Andes: lingüís-tica e historia (Sprachen der Anden: Linguis-tik und Geschichte). IFEA, Lima, 2002.

* Professor der Pontificia Universidad Ca-tólica del Perú.

Page 4: CHASQUI - RREE...Athanasius Kircher, La Torre de Babel (der Turm von Babel), Rom, 1639. dung zu bringen und im allgemeinen E CHASQUI 3 wissen wir nicht, dass es verschiedene Varietäten

CHASQUI 4

Ode auf den Nachmittag

Du rufst: oh Nachmittag! Die Mädchen,Ellbogen an Ellbogen auf dem Balkon, stumm,sie nehmen Dich wahr, und die Automaten, die heiss laufenund stöhnen auf den blauen, unter Wasser stehenden Flachdächern.Du singst allein und verblutest!

Ich habe Dich ohne Arme flehenund Dich im Stacheldrahtder verlassenen Strassen verwickeln gesehen.Ich habe Dich nackt kämpfen gesehenmit frostigem Schweiss unter den Axeln.

Ich habe Dich in den Spiegeln tanzen gesehen,und sah Dich durch Flecken von Tausendschön rennenund eine Uhrzeit angeben ohne Uhrfür die keuschen Paare, die zitterten,bedrängt vom langen Blitzen der Telegramme.

Ich habe Dich fliehen und das Gesichtgegen den heimtückischen Marmor des Nordhanges schlagen sehen,verletzt die Posten umarmendund schön sitzend die Wasserbeckenmit Fäden und Asche füllend.

Ich habe Deine rührende Wangemit Nägeln aus Diamanten oder Obsidiannadeln geritzt,und Deine Lippen so dünn wie Säbel gebissen;ich habe Deine Brust geküsst und mich inDeiner Aureole von zersetzten Schmetterlingen gebadet.

Zu welchem alten Kai aus Kupferleitest Du wie ein Ring den tobendenund gierigen Mond des Terrors? Die Frauenverabschieden Dich mit halboffenen Schenkeln und barfussund Schwalben und Grammophone begleiten Dich.

Was für eine unmögliche und beeindruckende Tailleverfolgst Du im spärlichen und verrückten Licht?Auf welchen Scheiterhaufen, grünes Idol, stürzt Du Dich?Du singst und schluchzt. Niemand ist mehr da!Von weitem wiegt der Wind verrostete Schaukeln.

Ich verehrte Dein zitterndes Antlitz und Deineveilchenblauen Augen einer verwundeten Löwin und der verworrene Engel des Reizes, der hinterDeinen verschlossenen Schultern wachte.Ich verabscheute Deine Locke, die Bettler verzauberteund behinderte Stenotypistinnen mit herabhängendem Nacken.

Ich habe Dich wie eine Geliebte in Kinos, Alleenund auf Terrassen geführt. Ich wartete auf Dich am Ufervon welligen, mit Statuen geschmückten Ebenenund entlang unbeendeten, mit Trauerfahnen versehenen Strassenzerrte ich Dich an den Haaren durch den Schnee.

Nachmittag von blutigen Fotografien und Sandalen,Sei gegrüsst! Applaus bei Deinem Vorbeischreiten! Hosianna! Hosianna!Nelken für Deinen in der Sänfte ruhenden Körper!Minarette aus Schwefel für Deinen blutrünstigen Horizont!Hoch! Evohé! Eya velar! Halleluja!

DREI DICHTER DER FÜNFZIGERJAHREIn den letzten Jahren sind drei der bedeutendsten Dichter der sog. «Generation der Fünfzigerjahre», ein bemerkenswerter Jahrgang von

Schöpfern und Intellektuellen, der alle Gebiete der zeitgenössischen peruanischen Kultur geprägt hat, gestorben. Die Gedichte vonJavier Sologuren, Wáshington Delgado und Francisco Bendezú heben sich innerhalb des Panoramas der immer mehr geschätzten

peruanischen Poesie des XX. Jahrhunderts hervor.

Friedhof der Heiden

dies sind die Anwesendendas menschliche Fleischin Stoff gefangen(schimpfliche Flecken,letzte Inkarnationen)und der Staub

was bringt uns der Staubdes erloschenen Landteiles

er war still und totund dochhörten wir ihn atmener schleppte sicherhelltdurch das ewige Heilige Licht

SternenstaubLand aus StaubBlüte der Glutund des Nebelsunsereunwiderrufliche Nahrungwartet auf uns

welcher Teil von unswill sichbereitsdem dunklen Labyrinthergebenund sich entlangder Stillezwischen den vielen Totenschlafen legen.

PoesieVerweigere mir nicht Deine Gabenwährend mehr Zeit. Mein Gehör ist gespitzt,die Augen wach, das Herz offen.

Poesie, wem gleichst Du,Deinem Zwilling, Deinem Geheimnis?Es ist in der Einsamkeit, wo man Deine Stimmen hört,in ihr habe ich Dich bewahrt nur mit meinem Wunsch.Wenn es der Traum ist, so habe ich nichts anderes gemachtals zwischen den Zeichen der Nacht herumzuirren,Flamme, in die ich mich zurückziehe.

Nein, Du gleichst nicht der Liebe.Ist ihr Dorn nicht für immer in mir?einschliesslich im Schmerz und der Vergessenheit,wenn es nicht etwas Alltägliches wäre.Aber wie nahe stehst Du meinem Blute,ich glaube nur an den Schmerz, Dich gesehen zu haben.

J. Za

pata

, Car

etas

Víc

tor C

h. V

arga

s, C

aret

as

cementerio de gentiles

éstos son los presentesla humana carnepresa en tela(manchas oprobiosencarnaciones últimas)y el polvo

qué nos trae el polvode la comarca extinta

estuvo quieto muertoy sin embargolo oímos respirararrastrarseencendidopor las puras luminarias

polvo de estrellastierras de polvoflor de lumbrey de tinieblanuestroirrevocable alimentonos espera

qué parte de nosotrosquiere rendirseyaal laberinto oscuroy echarsea lo largo del silencioa dormirentre el enjambrede los muertos

PoesíaPoesía, no me niegues tus donespor más tiempo. Tengo el oído atento,los ojos despiertos, abierto el corazón.

Poesía, ¿a qué eres igual,cuál tu gemelo, cuál tu secreto?Si es en soledad donde tus voces se oyen,en ella te he guardado sólo con mi deseo.Si el sueño es, otra cosa no he hechoque vagar entre los signos de la noche,llama en que me enajeno.

No. No te pareces al amor¿No está para siempre en mí su garra?diría aún a la pena o al olvidosi no fueran el pan de cada día.Pero qué cerca estás de mi sangrey sólo creo en el dolor de haberte visto.

Javier Sologuren (Lima, 1921-2004) war Dichter und auch Essayist und Übersetzer. SeineGedichte sind unter dem Titel Vida continua (kontinuierliches Leben), mehrere Malenacheinander neu herausgegeben, und seine Prosa im Band Gravitaciones & tangencias(Gravitationen & Berührungen), 1988 veröffentlicht. Sologuren erhielt den NationalenPoesiepreis in 1960 und 1985 und führte den handwerklichen Verlag La rama florida, woviele wertvolle Gedichtssammlungen erschienen.

Francisco Bendezu (Lima, 1928-2004) erhielt den Nationalen Poesiepreis in den Jahren1957 und 1966. Er veröffentlichte Arte menor (kleinere Kunst), 1966, Los años (die Jahre),1961, und Cantos (Lieder), zu dem diese Ode gehört.

Oda a la tarde

Gritas, ¡oh tarde! Las muchachasacodadas al balcón, enmudecidas,te perciben, y los autómatas que ardeny gimen en azules azoteas anegadas.¡Cantas solitaria y te desangras!

Yo te he visto clamar sin brazos,y enredarte en los alambres de púasde los desiertos paseos públicos.Yo te he visto forcejear desnudacon un sudor de escarcha en las axilas.

Yo te he visto bailar en los espejos,y correr por plazas de amaranto,y dar una hora sin relojespara las castas parejas que temblabanacosadas por un largo fulgor de telegramas.

Yo te he visto huir y destrozartela frente contra el mármol aleve de la umbría,y abrazarte, herida, de los postes,y llenar, sentada dulcemente,de hilos y cenizas los estanques.

Yo he rayado tu dramática mejillacon uñas de diamante o agujas de obsidiana,y mordido tus labios delgados como espadas;yo he besado tu busto y me he bañadoen tu halo de deshechas mariposas.

¿Hacia qué antiguo malecón de cobreconduces, como un aro, la furentey desalada luna del terror? Las mujereste despiden con los muslos entreabiertos y descalzas,y te escoltan golondrinas y gramófonos.

¿Qué imposible cintura alucinantepersigues en la luz remota y loca?¿A qué hoguera, ídolo verde, te abalanzas?Cantas y sollozas. ¡Ya no hay nadie!A lo lejos mece el viento columpios oxidados.

Yo adoré tu trémulo perfil y tus violados ojosde leona malherida y el turbio ángel de yescaque detrás de tus hombros taciturno velaba.Yo execré tu sortija que encandilaba mendigosy mecanógrafas lisiadas de péndulo en la nuca.

Yo te llevé por cines y terrazas y alamedascomo a una enamorada. Te esperé a la orillade undantes planicies exornadas con estatuas,y a lo largo de enlutadas avenidas inconclusaste arrastré de los cabellos por los atrios de la nieve.

Tarde de fotografías sangrantes y sandalias,¡salve! ¡Palmas a tu paso! ¡Hosanna! ¡Hosanna!¡Claveles a tu cuerpo yacente en la litera!¡Alminares de azufre para tu horizonte desollado!¡Vítor! ¡Evohé! ¡Eya velar! ¡Aleluya!

JAVIER SOLOGUREN

FRANCISCO BENDEZÚ

Page 5: CHASQUI - RREE...Athanasius Kircher, La Torre de Babel (der Turm von Babel), Rom, 1639. dung zu bringen und im allgemeinen E CHASQUI 3 wissen wir nicht, dass es verschiedene Varietäten

CHASQUI 5

Die gemachte Erfahrung während den Jahren derGewalt erlaubte, dass mir die grosse Verantwortungdes Historikers bewusst wurde. Angesichts der Drin-glichkeit der Gegenwart werden die schwerwiegen-den sozialen und politischen Konsequenzen seinerAussagen offensichtlich. Es war nicht erlaubt, sichdes Historikers zu bedienen, um Identitäten oderNationen zu erfinden (die Andenutopie wollte min-destens die Grundlage für eine sein), um auf dieVergangenheit die heutigen Probleme zu projizieren(anstatt anhand der Vergangenheit die Problemevon heute zu verstehen). Es ist ebenso unzulässig,den transzendentalen Essentialismus zu verteidigen,der dazu dient, die Ausschliessung oder die Diskri-minierung (einschliesslich wenn diese in umgeke-hrter Richtung zur Gesamtheit definiert wird) zuverfechten, wie dies heute erneut Mode ist. Es istauch gefährlich, den Obersten Richter zu richtenund die Schuld zu suchen, die nicht nur kollektivsondern auch vererbt wäre. Auf gleiche Weise mussman aber auch vorsichtig sein, das Opfer zu vertei-digen, es nicht auf diese Rolle festzulegen und ihmdas Recht zu verweigern, etwas anderes zu sein odersein zu wollen [...].

Es gibt nicht viele Werke über die indianischereligiöse Erfahrung während der Kolonialzeit.Zusätzlich zu den Geschichten, Institutionen derEvangelisierung und der Kirche, welche nur nützli-ch sind, wenn sie sich auf eine solide empirischeGrundlage stützen, besteht die andere Strömungaus den zahlreichen Werken über die religiösenBewegungen des XVI. Jahrhunderts (welche späterdurch die kritische Evaluation der Quellen von Takionqoy von Ramos im Jahr 1993 gebremst wurden)und die Götzenanbetung und ihre Ausrottungwährend des darauf folgenden Jahrhunderts. Aufdem letzten Gebiet hat Duviols (1971) den Weggeöffnet, der immer noch als Referenz dient [...].

Ich habe es unterlassen, Schlussfolgerungen zupublizieren, die den Eindruck erwecken könnten,einen Gesichtspunkt aufdrängen zu wollen, um den

LEKTÜREN

VOM HEIDENTUM ZUR HEILIGKEITDer Historiker Juan Carlos Estenssoro Fuchs (Lima, 1964) hat ein fesselndes Buch über den Kampf

der Indianer für ihre Integration im kulturellen katholischen Universum während der Kolonialzeitgeschrieben. Nachstehend stellen wir Ihnen einige Fragmente der Einleitung des Autors vor.

Leser durch die ausgedehnten Kapitel zu führen, dieihn die globale Architektur vergessen lassen, undmöchte nur einige Anhaltspunkte geben. Das globa-le Thema ist die Integration der peruanischen India-ner in die katholische Religion und Kirche (ich ho-ffe, die Theologen erlauben mir, solche einen Un-terschied zu machen). Eine Geschichte, die ich ver-suche, so zu sehen wie der Kampf der Indianerbe-völkerung als Christen anerkannt zu werden (wasbedeuten würde, dass sie voll an der symbolischenund institutionellen Produktion des Katholizismusteilnehmen können). Aus diesem Grund erwähneich auch die Barrieren, die dieser Integration undeventuellen Autonomie gesetzt wurden.

Das Buch ist chronologisch aufgebaut und jedePeriode ist durch einen unterschiedlichen Aspektcharakterisiert: die Botschaft der Doktrin und seineWorte, die Gesten, die Riten und Zeremonien, diePredigt, die Bilder, die Hexerei, das Wunder und dieHeiligkeit. Auf diesem Weg wird progressiv der Aus-schnitt festgelegt, um sich schliesslich auf die StadtLima zu konzentrieren, aber innerhalb eines Rah-mens, der sich chronologisch öffnet, um in einer allumfassenden Sicht im letzten Kapitel die ganze Zei-tepoche zu umspannen. Einige transversale Themenerscheinen im ganzen Buch und ich lade den Leserein, diese zu verfolgen zu versuchen: der Teufel, dasLeben nach dem Tod, die Inkas, die Transformationder Geschichte, verschiedene Formen der Überset-zung und Niederschrift (verbal, schriftlich, plastisch,musikalisch) und die Dynamiken der Kreation undErfindung von unterschiedlichen Traditionen, ihrZusammenschluss und ihre Trennung.

Juan Carlos Estenssoro Fuchs. Del paganismo a la santidad(vom Heidentum zur Heiligkeit). PUCP/IEP, Lima 2003, 586 Sei-ten. [email protected], [email protected] über dieses Thema: Ramón Mujica Pinilla Rosa limen-sis. Mística, política e iconografie en torno a la patrona deAmérica (Rosa Limensis, Mystik, Politik und Ikonographie um dieSchutzheilige von Amerika). IFEA/FCE/BCRP, Lima, 2001, 485Seiten, www.fceperu.com.pe [email protected]

ARKINKA: NUMMER HUNDERT

Seit ihrem Erscheinen im Jahr 1995 hat die monatliche Zeitschrift Arkinka einen bedeutenden Platz unterden nationalen Zeitschriften über Architektur und Kunst eingenommen. Ihr Direktor, der Architekt Frede-rick Cooper Llosa, hat mit unzweifelhafter Qualität die Saga von Zeitschriften wie El Arquitecto Peruano,gegründet vom Architekten und Ex-Präsidenten Fernando Belaúnde Terry, Plaza Mayo, geleitet vom Städte-planer Luis Dorich, und Medio de Construcción, während mehr als 16 Jahren vom Architekten Adolfo

Córdova geleitet, fortgeführt.Arkinka weiss es, die Werke von weltweit berühmten Architekten – von

Piano bis Siza, von Nouvel, Moneo oder Rogers bis Ciriano oder Gehry – und diewichtigsten lokalen Ausdrucksformen mit den Werken von berühmten undneuen Künstlern zu kombinieren. Sie zeigt den Städtebau von verschiedenenStädten, die archäologischen Funde oder funktionelle Themen wie Museen,Einkaufszentren, Wohnhäuser und ihre Innenarchitektur und behandelt auchThemen wie die Pflege des Kulturgutes, Landschaftsmalerei, architektonischePlanung und einige gewagte Vorschläge.

Der Direktor der Zeitschrift ist auch ihr hauptsächlicher Berichterstatter.Cooper Llosa als unerschöpflicher Reisender ist während all diesen Jahren fort-gefahren, die Welt zu bereisen und hat sich und uns den bedeutendsten Aus-drucksformen der zeitgenössischen Architektur genähert. Arkinka ist nichtnur eine Zeitschrift von grosser Qualität, sondern auch eine echte Förderin derKultur. Sehen Sie auch www.arkinka.com.pe (Luis Maldonado Valz).

WÁSHINGTONDELGADO

Ein Pferd im Haus

Ich habe ein Pferd in meinem HausTagsüber stampft es auf dem Bodenneben der Küche.Nachts schläft es am Fussende meines Bettes.Mit seinem Exkrement und seinem Gewiehermacht es das Leben unbequemin einem kleinen Haus.Aber was kann ich anderes machenwährend ich dem Tod zuschreitein einer Welt am Rande des Abgrunds?Was anderes als dieses Pferd zu behaltenals ein fahler Schatten der grenzenlosen Wiesenunter freiem Himmel?In der toten und anonymen Stadtunter den namenlosen Toten, schreite ichwie ein Toter mehr.Die Leute schauen mich an oder nichtoder fluchen und wissen nicht,dass ich ein Pferd in meinem Haus habe.Nachts streichle ich seine Mähneund gebe ihm ein Stück Zuckerwie in den Filmen.Es schaut mich mild an, einige Tränenscheinen soeben aus seinen runden Augen zu rollen.Es ist der Rauch der Küche oder vielleichtverzweifelt es, in einem Hof zu leben,der zwanzig Quadratmeter gross ist,oder in einem Schlafzimmermit Holzboden zu schlafen.Manchmal denke ich,ich sollte es freilassen,damit es seinen eigenen Tod sucht.Und die weit entfernten Wiesen,ohne die ich nicht leben könnte?Ich habe ein Pferd in meinem Haus,verzweifelt gekettetan meinen Traum der Freiheit.

Wáshington Delgado (Cusco, 1927 – Lima, 2003)war Dichter und Dozent an der Universität San Mar-cos. Im Jahr 1952 erhielt er den Nationalen Poesiepreis.Seine Werke erschienen in der Gedichtssammlung Re-unión elegida (ausgesuchtes Treffen), 1987. DiesesGedicht ist Teil seines letzten Buches Historia deArtidoro (Geschichte von Artidoro), 1994.

Arc

hivo

Car

etas

Un caballo en la casa

Guardo un caballo en mi casa.De día patea el suelojunto a la cocina.De noche duerme al pie de mi cama.Con su boñiga y sus relinchoshace incómoda la vidaen una casa pequeña.¿Pero qué otra cosa puedo hacermientras camino hacia la muerteen un mundo al borde del abismo?¿Qué otra cosa sino guardar este caballocomo pálida sombra de los prados abiertosbajo el aire libre?En la ciudad muerta y anónima,entre los muertos sin nombre, yo caminocomo un muerto más.Las gentes me miran o no me miran,o maldicen y no sabenque guardo un caballo en mi casa.En la noche, acaricio sus crinesy le doy un trozo de azúcar,como en las películas.Él me mira blandamente, unas lágrimasparecen a punto de caer de sus ojos redondos.Es el humo de la cocina o tal vezle desespera vivir en un patiode veinte metros cuadradoso dormir en una alcobacon piso de madera.A veces piensoque debería dejarlo irse librementeen busca de su propia muerte.¿Y los prados lejanossin los cuales yo no podría vivir?Guardo un caballo en mi casadesesperadamente encadenadoa mi sueño de libertad.

Page 6: CHASQUI - RREE...Athanasius Kircher, La Torre de Babel (der Turm von Babel), Rom, 1639. dung zu bringen und im allgemeinen E CHASQUI 3 wissen wir nicht, dass es verschiedene Varietäten

CHASQUI 6

DER GROSSEEine Wanderausstellung zeigt der Welt den ausserordentlichen Wert d

Zur Zeit der Inkas war der Qhapaq Ñan der Hauptweg durch die Anden. Die Inkas verstanden es, ihn zu integrieren und entwickausnutzten. Der Weg deckte fünftausend von den siebentausend Kilometern längs der Kordillere der Anden ab und umfasste ins

Peru, Bolivien, Ekuador, Chile, Argentinien und Kolumbien zielt darauf ab, dass der Weg in die Liste des kulturellen Welterbes deDie erwähnten Länder haben mit der Hilfe der Interamerikanischen Entwicklungsbank mit der Planung des integralen Projektes QVorfahren diesen Weg erschaffen haben, sollen begünstigt und ermöglicht werden, dass er weiterhin von Wandern von anderen TUnterstützung des Nationalen Kulturinstitutes von Peru und der Universität Ricardo Palma sowie der Spende von anderen Unte

nächsten Monaten zahlreiche Städ

Karneval auf der Insel Taquile im Titicacasee. Foto: A. Balaguer.Pilgerfahrt zum Herrn von Qoyllor R’iti. Foto: J. Silva

Weg nach Machu Picchu. Foto: M.d’Auriol

Puerto Inca am Pazifischen Ozean.Foto: M. d’Auriol

Guaman Poma (1615)

Weg zum Königreich der Chachapoyas. Foto: J. Esquiroz

Standort und Richtungen der Wege

Die Streckenführung der Inkawege, welche grosse Distan-zen abdeckten, wurde durch eine Mischung von geographis-chen und kulturellen Faktoren bestimmt. Wüsten, schroffeLandflächen, feuchte oder sumpfige Oberflächen und ausse-rordentlich hohe Zonen spielten als natürliche Faktoren beider Entscheidung eine grosse Rolle. Im allgemeinen wurdenals wichtigste kulturelle Faktoren die Zonen mit grosser Be-völkerungsdichte und/oder Zonen, in denen sich für die Inkasbedeutende Aktivitäten entwickelten, wie z.B. religiöse, mili-tärische, administrative und wirtschaftliche Aktivitäten, berüc-ksichtigt. Die Wege und Zentren aus der Präinkazeit hattenauch einen Einfluss auf die Richtung des Wegsystems der Inkasund waren ebenfalls das Resultat von kulturellen und Umwel-tfaktoren wie im Fall der ausschliesslich von den Inkas angeleg-ten Wegen. Der Bau der Inkawege hielt sich nicht blind an einegerade Strassenführung, da die Wege sich oft an bestimmtenatürliche Hindernisse anpassen mussten. Es scheint, dass nurim Fall von unüberwindbaren Hindernissen substantielle Ände-rungen in der Richtung einer Route vorgenommen wurden.Eine fast perfekte gerade Streckenführung war nur möglich alsResultat einer überlegten Anpassung an flaches Gelände.

John Hyslop, Qhapaq Ñan. El Sistema Vial Incaico (QhapaqÑan. Das Strassensystem der Inkas), Übersetzung von Eduardo Arias,Lima, 1992. Siehe auch Víctor W. Von Haguen. 1958; The Royal roadof the Inca, London, 1976. León Strube Erdmann. Vialidad imperial de losIncas (Die königlichen Strassen der Inkas), Córdoba, Argentinien,1963. Ricardo Espinosa. Capac Ñan-La Gran Ruta Inca (Capac Ñan -Die grosse Inkaroute). Lima, Petroperú, 2001.

Page 7: CHASQUI - RREE...Athanasius Kircher, La Torre de Babel (der Turm von Babel), Rom, 1639. dung zu bringen und im allgemeinen E CHASQUI 3 wissen wir nicht, dass es verschiedene Varietäten

CHASQUI 7

E INKAWEGdes Qhapaq Ñan, das grösste Werk der Ingenieurtechnik der Anden.kelten um ihn herum das Strassensystem der Anden, wobei sie die von früheren oder parallelen Kulturen gebauten Strassennetzegesamt 40’000 km, von denen 23’000 km von den Archäologen vorgefunden wurden. Die aufeinander abgestimmte Aktion voner UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation) aufgenommen wird.Qhapaq Ñan angefangen, um seinen ausserordentlichen kulturellen und natürlichen Wert zu schützen. Die Bevölkerungen, derenTeilen der Welt begangen und geschätzt wird. Die Wanderausstellung – organisiert vom peruanischen Aussenministerium mit derernehmen – wurde bereits im Museo de la Nación in Lima und an der Buchmesse in Bogota und in Quito gezeigt und wird in dendte auf fünf Kontinenten besuchen.

Kuratoren: Cecilia Raffo, Alonso Ruiz Rosas, Marcelo Saco.Präsentation: Luis G. Lumbreras. Fotographen : Alejandro

Balaguer, Jim Bartle, André Bartschi, Mylene d’Auriol, JorgeEsquiroz, Roberto Fantozzi, Daniel Giannoni, Max Milligan,Heinz Plenge, James Poso, Javier Silva, Alejandro Tello, Renzo

Uccelli, Manolo Urquizo, Felipe Varela, Walter H. Wust.Unseren Dank an : Jorge Flores Ochoa, Bienvenida – Turismo

Cultural del Perú (Willkommen – Kultureller Tourismusin Peru).

C.R

. Mar

kham

(185

6). B

rück

e übe

r den

Apu

rímac

.

E.G. Squier (1877)

Inkabrücke von Qeshwachaka. Foto: Max Milligan.Colcatal. Foto: A. Balaguer

Macchu Picchu, Wunder der Welt. Foto: J. Esquiroz

«... Eine der Sachen, die ich am meistenbewunderte bei meinen Betrachtungen undbeim Beobachten dieses Reiches, war wie undauf welche Weise solch grosse und prachtvolleWege, wie derjenige, den wir vor uns haben,gemacht werden konnten. Wie vieleArbeitskräfte wurden dazu benötigt und mitwelchen Werkzeugen und Instrumentenkonnten sie Berge ebnen und die Felsenbrechen, um so breite und gute Wege wie diesezu bauen. Denn ich bin der Ansicht, dass wennder Herrscher anordnen würde, einen anderenköniglichen Weg anzulegen wie derjenige, dervon Quito nach Cuzco führt und von dort ausbis nach Chile, dass all seine Macht dazu nichtausreichen und auch die Arbeitskräfte esnicht möglich machen würden. Denn die Inkaskonnten dies nur aufgrund ihrer grossenOrdnung vollbringen ...»

Pedro de Cieza de LeónChronik von Peru, zweiter Teil. 1553.

Page 8: CHASQUI - RREE...Athanasius Kircher, La Torre de Babel (der Turm von Babel), Rom, 1639. dung zu bringen und im allgemeinen E CHASQUI 3 wissen wir nicht, dass es verschiedene Varietäten

CHASQUI 8

«Man muss wissen, dass im allgemeinen die Einheimischenjener Küste ... alle das Meer verehrten (...); sie verehrten esaufgrund des Nutzens seiner Fische, die zum Essen und zumDüngen ihrer Böden dienten. In einigen Teilen jener Küste

wurde der Boden mit Sardinenköpfen gedüngt und somit dasMeer Mamacocha, d.h. Mutter Meer, genannt, als wenn es

eine Mutter wäre, die ihnen zu essen gibt.»Inka Garcilaso de la Vega, Comentarios Reales

(Königliche Kommentare), 1609.

LOB DER AQUAKULTURPedro Trillo

in Wachstum des peruanischenFischsektors in den nächsten zehn

Jahren wird nur möglich sein, wennder Staat eine beständige Politik zu-gunsten der Aquakultur festlegt.

Unser Hauptfischbestand der pe-lagischen Spezies wie die Anchoveta(Engraulis ringens), die Sardine undMakrele ist vollständig ausgebeutetund im Jahr 2000 wurden für die Pro-duktion von Fischmehl und Öl zehnMillionen Tonnen (9’750,000 Meter-tonnen) gefangen, womit die Grenzedes Möglichen - weit über dem histo-rischen Durchschnitt der letzten fün-fundzwanzig Jahre - erreicht wurde[...].

Unser Fischbestand von demersa-len Spezies wie der Seehecht, auf densich der grössten Teil der Gefrierindus-trie in unserem Land stützt, ist nachder Beeinträchtigung durch das Kli-maphänomen El Niño und – wie An-dere sagen – durch die kontinuierli-che Überfischung unter ein ständigesFangverbot gestellt.

Es kann mehrere Jahre dauern bissich diese Biomasse erholt hat, weshalbdiese ebenfalls nicht als Antriebskraftfür den Fischsektor in Frage kommt.

Es ist bemerkenswert, dass dieAquakultur bis heute nicht den vonder peruanischen Gesellschaft au-fgrund ihres grossen Entwicklungspo-tentials erwarteten Fortschritt und Ver-breitung erreicht hat.

Die Aquakultur ist die einzigeAktivität des Fischsektors, welchehohe Wachstumsindikatoren, Reich-tum und Arbeitsstellen schaffen könn-te, da auf dem Weltmarkt eine grosseNachfrage besteht und sie zur gleichenZeit arbeitskraftintensive technologis-che Prozesse erfordert.

Dies sind ideale Voraussetzungenzum Investieren in einem armen Landmit mangelndem Kapital.

Die Aquakultur ist eine wirtschaf-tliche Aktivität, die langfristig nurmöglich ist, wenn das dynamische Glei-chgewicht der Ökosysteme, von de-nen sie genährt wird, eisern und kon-tinuierlich geschützt wird.

Diejenigen, die Aquakultur be-treiben, wissen, dass man sich an dieklimatischen, Ernährungs- und ande-re Wechsel, welche in einem gesun-den Ökosystem dauerhaft sind, anpas-sen muss.

Tintenfisch und Krake.

P. M

arco

y

UNSER TÄGLICHES MEERBibliographischer Fang: es erscheinen ein appetitlicher Band über Cebiches von Peru und El Libro de Oro

der Sociedad Nacional de Pesquería (peruanische Vereinigung der Fischbranche)

EREICHTUM DES MEERES

Christian Berger erwähnt, dass Perumit folgenden Spezies internationalkonkurrieren kann: Purpur-Kamm-muschel (argopecten purpuratos), Cre-vette (litopenaeus vannamei) und Tila-pia (oreochromis niloticus). Letzterewird in den Vereinigten Staaten vonAmerika als Fisch der Neunzigerjahrebetrachtet und führte zur Zeit zur Ents-tehung eines grossen Projektes in derZone von Poechos, Piura. Der Goldbars-ch (micropogonias sp.), der Seebarsch(centropomus nigrescens) und die Chita(anisotremus scapularis), welche inGewässern mittlerer Temperatur hei-misch sind, können zwischen Tacnaund Paita gezüchtet werden, währendder Zackenbarsch (epinephelus sp.), derrote Schnapper (lutjanus guttatus) undder Seewolf (genypterus maculatos) tro-pische Gewässer benötigen und ihreZucht zwischen Máncora und PuertoPizarro entwickelt werden kann. Fürall diese Spezies ist ein Markt im Aus-land vorhanden, aber unser Land ver-fügt noch nicht über die grundlegen-de Wissenschaft für ihre Reproduktionin Gefangenschaft. Es gibt jedoch aus-ländische Unternehmen, welche überhatcheries (Brutstationen) verfügenund an Joint Ventures mit nationalenFirmen interessiert sind.

Die Seezunge (paralichthys adper-sus) erfordert mehr Beachtung, da derFondo de Desarrollo Pesquero (Fonds fürdie Entwicklung des Fischsektors) inseiner Station von Morro Sama in Tac-na daran ist, ein wirtschaftliches Dur-chführbarkeitsprojekt für deren Zuchtzu konkretisieren. Der Gelbflossen-thun (thunnus albacares) und der Gros-saugenthun (thunnus obesus) sindSpezies, die in Gewässern mit mehr als20º Grad Celsius leben. Diese Bedin-gungen finden wir an der Küste vonTumbes.

Die Artemia Salina (artemia sp.)kann auf grossen Flächen in den La-gunen und den Salzseen der peruanis-chen Küste gezüchtet werden. Sie wirddurch ihre hohe Energieumsetzung inden hatcheries (Brutstationen) als Fut-ter in der ersten Entwicklungsetappeder Fische und Krustentiere verwen-det. Die Artemia hat den Vorteil, dasssie als Ei während langer Zeit trockengelagert werden kann.

Auszug aus den «Worten des Verlegers» desLibro de Oro de la Pesquería Peruana, Socie-dad Nacional de Pesquería (Nationale Ve-reinigung der Fischbranche), Lima 2003, 402Seiten, www:[email protected]

Page 9: CHASQUI - RREE...Athanasius Kircher, La Torre de Babel (der Turm von Babel), Rom, 1639. dung zu bringen und im allgemeinen E CHASQUI 3 wissen wir nicht, dass es verschiedene Varietäten

CHASQUI 9

Der französische Philosoph Henri Levi-Strauss sagt in seinem Buch Lo crudo y lococido (das Rohe und das Gekochte), dassder Übergang von der Barbarei zur Zivili-sation in dem Moment stattfand, als derprimitive Mensch das Feuer beherrschte,um seine Nahrungsmittel zu kochen. Eingrosser Fehler. Vor allem von einem Fran-zosen, der aus einem Land kommt, in des-sen hoher Küchenkunst das maigret decanard (halbrohe Ente in Scheiben) einesder beliebtesten Gerichte ist. Im allge-meinen offeriert ein grosser Teil der raffi-niertesten Gastronomie der Erde wunder-volle Gerichte, die nicht vom Feuer ges-traft wurden. Die Ausdrücke roh und ge-kocht schliessen sich deshalb nicht aus.Peru ist auf seine Art ebenfalls ein Reichder rohen Küche.

Mehrere Tausende von Jahren vordem Glanz des Herrn von Sipan lebtendie Bewohner unserer Küste fast ausschlie-sslich von den Früchten, die ihnen in Fü-lle vom grosszügigen Pazifischen Ozeangegeben wurden. Die wunderbaren Fis-che, ein Zackenbarsch oder eine Corvina(Goldbarsch) zum Beispiel, benötigtennicht, mit Feuer behandelt zu werden, umsich in ihrer ganzen Frische dem Esser zupräsentieren. Vielmals wurden die Fischeund Meerfrüchte frisch aus dem Meer mitAjípfeffer und anderen Gewürzen aus derErde gewürzt. Wenn sie einmal von ihrenSchuppen und Gräten befreit waren, wur-den sie auch oft in sauren Tumbosaft ge-legt, der ihnen Geschmack gab, aber auchals Mazeration diente.

Im XVI. Jahrhundert erschienen mitder Ankunft der Spanier die Limetten,die von Nordafrika stammten, und dieZwiebeln und Knoblauche, Erbe derVölker des Mittelmeeres. Mit diesemBeitrag wurden die Zutaten ergänzt, dieschlussendlich zu seiner Majestät, demCebiche, dem König einer Dynastie vonrohen Gerichten in Peru, führen würde.Obwohl das beliebte Cebiche, oder dieverschiedenen Arten von Cebiche, umpräzis zu sein, seit Jahrhunderten an denTischen der ausgedehnten Küste Perusgegessen wurden, wird es erstmals schrif-tlich von Herrn Manuel Atanasio Fuen-tes, alias «die Fledermaus» in seinem Guíadel viajero en Lima (Reiseführer von Lima),erschienen in 1866, erwähnt. AtanasioFuentes war ein Frankreich angehauchterGelehrter und in seinem Gewetter gegendas tugendhafte Cebiche sagt er: «dieoffensichtlich nationalen Gerichte sind diescharfen Gerichte, welche mit solch gros-sem Genuss vom Pöbel gegessen werden[...], aber das Schärfste vom Scharfen,dasjenige, das am meisten Tränen verur-sacht (nach der Eifersucht) ist das Sevi-che». Trotz seiner Voreingenommenheitund Verachtung hinterlässt er uns jedochein Rezept dieses Gerichtes: «es bestehtaus kleinen Stücken Fisch oder Flusskrebs,welche in den Saft von sauren Orangenmit viel Ajípfeffer gelegt werden. Dies füreinige Stunden bis der Fisch vom Ajípfe-ffer imprägniert ist und fast von seinerkaustischen Aktion und der Säure derOrangen gekocht wird.»

Es ist wahr, dass der in Essig, Senfoder Zitrone eingelegte Fisch und die an-deren Meeresfrüchte schon seit früher Teilder allgemeinen Küche von vielenVölkern entlang des immensen Pazifischen

«

REZEPTE

CEBICHE (mit Zwiebeln marinierterFisch) mit sauren Orangen

800 g Schwertfischfilet oder Tollo deleche (Haifilets)½ kg saure Orangen½ Esslöffel gemahlene Knoblauchzehen1 Ají arnaucho ohne Kernen, grob ge-hackt1 grosse rote, gewaschene Zwiebel inhauchdünne Scheiben geschnittenSalz2 Kartoffeln oder Yucas2 im Wasser gekochte, violette Süss-kartoffeln1 im Wasser gekochter MaiskolbenKopfsalatblätter

Den Fisch schneiden und was-chen. Den Fisch in einer Schüssel mitSalz, gemahlenen Knoblauchzehenund dem Orangensaft würzen. DenAjipfeffer beifügen und mischen. ZehnMinuten ruhen lassen und die Zwiebe-ln beifügen. Mit Salatblättern garnierenund als Beilage Kartoffeln oder Yuca,Süsskartoffeln und Mais servieren.

TIRADITO (ohne Zwiebeln mari-nierter Fisch) AL FRESCO

600 g Goldbarschfilets ((micropogonias sp.)12 Unzen Olivenöl6 Unzen weisser Essig1 Teelöffel pürierter Knoblauch2 Unzen LimettensaftSalzKörner von 2 Maiskolben

Den Fisch in feine, schräge Schei-ben schneiden und in einer Schüsselauf die Seite stellen. Eine Sauce ausEssig, Limettensaft, Salz, Knoblauchund Olivenöl herstellen. Die Fischs-cheiben bedeckt mit der Sauce undals Beilage die Maiskörner servieren.

TIRADITO (marinierter Fisch) MITGELBEM AJÍPFEFFER

800 g SeezungenfiletsSaft von 12 Limetten1 kg gelber Ajigehackte PetersilieMilchSalz, Pfeffer und GewürzmischungKörner eines Maiskolbens

Während 5 Minuten den entkern-ten gelben Aji in Wasser kochen unddieses dreimal wechseln. Den Aji mitÖl im Mixer pürieren bis eine Sauceentsteht. Das Fischfilet in halbe Zenti-meter breite Streifen schneiden. NachBelieben salzen und mit der Gewürz-mischung würzen. Nachher den Limet-tensaft dazutun. Die Ajísauce, die Pe-tersilie und Milch beigeben, bis einecremige Konsistenz erreicht wird. Mitin Scheiben geschnittenem und mitPetersilie bestrichenem Rocoto garnie-ren und mit den Maiskörnern als Bei-lage servieren.

TIRADITO (marinierter Fisch)AUS SEEZUNGE UND KRAKE

300 g frische Seezunge, in Streifen ges-chnitten300 g gekochte Krake in Scheiben100 g gehackter Sellerie8 Zweige gehackter KorianderSaft von 10 oder 12 grünen LimettenEin halber violetter Ají limo, ohne Ker-nen, in feine Scheiben geschnitten1 Tasse Fischbouillon½ Teelöffel gemahlener Knoblauch

DAS CEBICHE: DER KÖNIG DES ROHENAntonio Cisneros

Ozeans waren. Die Häufigkeit, die Quali-tät und die Inbrunst, mit der diese Geri-chte jedoch in unsere Gastronomie aufge-nommen wurde, ist schwer nachzumachen.Viele meiner Mitbürger sind deshalb über-zeugt, dass Gott ein Peruaner und dasCebiche ohne Zweifel ein Werk Gottesist.

Die Wahrheit ist, wenn man vonCebiches spricht, schliesst die Höflichkeitnicht den Mut aus. Im Unterschied zu derperuanischen Zubereitung ist es in ande-ren Ländern Brauch, den Fisch - wenn ernicht kurz in Wasser gekocht wird - inZitronensaft zu tränken bis er fast geko-cht ist. Lange Stunden ängstliches Einwei-chen in Zitronensaft führt zu geschmac-klosen und weichen Nahrungsmitteln. Dieandere Differenz besteht aus den Zutaten.Es gibt Orte, an denen die wunderbarenSchwarzmuscheln in Tomatensauce er-tränkt werden. An anderen, werden demFisch Stücke von Avocado, Tortillas ausMais oder kleine Tomaten beigegeben.Obwohl ich glaube, dass die schlimmsteBeleidigung darin besteht, eine Art fadesCebiche mit grossen Güssen von einerdicken und öligen Mayonnaise zu bedec-ken. Der Grund für diese und andere we-nig glückliche Versionen hat mit der Angstvor dem Rohen zu tun. Ein wunderschö-ner Fisch, der mit Zitrone verhässlicht undin Tomate getaucht wird, ist nicht einmalein beschämender Eintopf. Es ist ein ge-meines Verdecken der brillanten Naturdes Tieres.

Aus diesem Grund muss der Fischfrisch wie eine Frucht sein. In diesem Fallist ein Einlegen während wenigen Minu-ten im Zitronensaft mehr als genug. Esdarf keine grossen Verzögerungen zwischendem Schneiden einer z.B. frischen See-zunge und ihrem Verzehr geben. Und auchwenn das Cebiche ein nationales Gut ist,ist meines Erachtens die gerechte Zube-reitung diejenige der nördlichen Küsten-region. Es wird ein ganz frischer, festerFisch (fast lebendig) mit weissem Fleischgenommen. Dieser wird in eine dünneSchicht von Zitronensaft, einen HauchKnoblauch, Salz, Ají limo ohne Kerne (mitgelber, purpurfarbener und roter Haut)und einige, nur wenige, Zwiebelspäne ge-legt. Die Süsskartoffeln (oder Yuca) unddie Maiskolben dienen als Garnitur undsind nicht obligatorisch.

Unter Peruanern gibt es zudem eineVariante des Cebiche, welche Tiradito ge-nannt wird. Der Name kommt vom Wort«estiradito» (ausgestreckt), d.h. wie derFisch gestreckt wird für den diagonalenSchnitt nach japanischem Stil, weshalb esals ein Gericht mit japanischem Einflussbetrachtet wird. Im Falle des berühmtenTiradito wird der Fisch nach dem Einlegenin Zitronensaft leicht mit einer Sauce ausgelbem Ajipfeffer bedeckt und keine Zwie-beln beigegeben und auch das Gericht ni-cht gross garniert. Ausserdem können dieCebiches neben dem klassischen Fisch, d.h.der tausendundein verschiedenen Fischen,aus Flusskrebsen, Crevetten, Seeigeln undverschiedenen Muschelsorten zubereitetwerden. Die Erhabenheit der rohen Geri-chte in Peru sind zum grossen Teil auf dieGrosszügigkeit des Pazifischen Ozeans, derfrüher Mar del Sur (Meer des Südens) ge-nannt wurde, zurückzuführen.

Die Bedeutung, welche die Einheimischen seit je her den Speisen ga-ben, wird mit der Sage des legendären Naylamp deutlich, der an den Uferndes jetzigen Lambayeque mit einer Flotte von Flossen und einer ansehnli-chen Gefolgschaft, unter der sich der Koch und Zubereiter der Getränke desHerrn hervorhob, ankam. Die Wertschätzung des Geschickes eines Kochesführte dazu, dass gegen die erste Hälfte des XIV. Jahrhunderts die Bevölkerungdes Dorfes Reque im Norden des Landes Edeco, den Chef ihrer Köche, zumCuraca (Oberhaupt der Gemeinschaft) wählten.»

María Rostworoski. El cebiche en la comida prehispánica(Das Cebiche in den prähispanischen Gerichten).

3 Teelöffel GewürzmischungSalz und Pfeffer

Den Sellerie, Koriander, den Ají,den Limettensaft, Salz, Pfeffer, dengemahlenen Knoblauch und dieGewürzmischung in eine tiefe Schüs-sel geben. Umrühren, damit das Ge-müse Saft lässt. 10 Minuten ziehen las-sen. Der Saft muss weiss werden. DieFischbouillon zugeben und umrühren.Den Fisch und die Krake auf einerPlatte anrichten. Die Mischungumrühren und über den Fisch und dieKrake verteilen.

LECHE DE TIGRE(TIGERMILCH)

100 g SeezungenfiletspitzenSaft von 10 Limetten1 Zweig Sellerie1 Ají Limo Arnaucho1 KnoblauchzeheSalz, Pfeffer und GewürzmischungKorianderFischbouillon

Die Zutaten im Mixer pürieren unddie notwendige Quantität Fischboui-llon beigeben, um die Säure der Limet-ten zu mindern. Durch ein Sieb ziehenund in kleinen Gläsern servieren. Vordem Servieren können Fischstüc-kchen, gebratener Tintenfisch oderMaiskörner beigegeben werden.

LECHE DE PANTERA

(Panthermilch)30 grosse Conchas Negras (Schwarmus-cheln)4 grosse grüne Limetten1 Teelöffel Salz1 Teelöffel gemahlene Knoblauchzehen1/4 Teelöffel gemahlener schwarzerPfeffer1 Teelöffel gemahlener Ají Arnaucho1 Teelöffel Gewürzmischung

Die schwarzen Muscheln öffnenund das Muschelfleisch und sein Saftherausnehmen. Das Muschelfleisch inkleine Stücke schneiden, den Limet-tensaft, Salz, Knoblauch, Ajípfeffer unddie Gewürzmischung beifügen. DenSaft der Muscheln dazutun und na-chwürzen. In kleinen Gläsern servieren.

Cebiches von Peru, Verleger: Walter H. Wust,Texte von Antonio Cisneros, Alejandro Fe-rreyros, Luis Jochamovitz, María Rostorows-ki, Raúl Vargas und Walter H. Wust. Bac-kus. Lima, 2004, 186 Seiten.www.backus.com.peSehen Sie sich auch die Multimedia-Kolle-ktion Gastronomía/Sabores del Perú y del Mun-do (Gastronomie, Genüsse aus Peru und derWelt), Marketing Peru, Zeitung Correo, Lima2004, an.þ

«

Page 10: CHASQUI - RREE...Athanasius Kircher, La Torre de Babel (der Turm von Babel), Rom, 1639. dung zu bringen und im allgemeinen E CHASQUI 3 wissen wir nicht, dass es verschiedene Varietäten

CHASQUI 10

COMIC STRIP DER GESCHICHTEBaldige Herausgabe in Spanien des vierten Bandes der Historia de Iberoamérica desde los Niños

(Geschichte Spanisch-Amerikas aus der Sicht der Kinder) des bekannten peruanischen ComicschreibersJuan Acevedo

s gibt Leute, die behaupten, dassdie Geschichte des peruanischen

Comic Strip auf die Nueva Crónica yBuen Gobierno (Neue Chronik undgute Regierung) des Jahres 1615 vonGuamán Poma de Ayala zurückge-ht, aber auf jeden Fall stammt sie vonEnde des XIX. Jahrhunderts. DerComic Strip - Verlängerung der Ka-rikatur, in Verbindung gebracht mitder politischen und sozialen Satire –wurde in Publikationen dieses Genrewie die berühmte Monos y Monadas(Affen und Dummheiten) von An-fang des XX. Jahrhunderts aufge-nommen. Im Jahr 1940 erschien dieerste Fachzeitschrift: Palomilla, derClímax (1943) folgte. Pedro Challewar der führende Autor dieser ers-ten Jahrzehnte, der Schöpfer vonGordete und Calambrito.

Im nächsten Jahrzehnt erfandder peruanische Comic Strip JuanSantos, der Held aus den Anden vonzahlreichen Abenteuern, und SuperCholo, eine peruanische Version von

WORTE ÜBER DEN AUTORGustavo Gutiérrez

uan Acevedo hatte bereits ComicStrips über historische Themen

geschrieben. Jetzt stellt er uns einenehrgeizigen Versuch vor: die Geschich-te von Spanisch-Amerika anhand vonden Abenteuern einer Gruppe von Kin-dern zu erzählen. Es handelt sich umeine Geschichte, die nicht nur für dieKinder, sondern – und dies ist vielleichtdas Wichtigste und Schwierigste – auchanhand von ihnen als Entdecker einerneuen Welt erzählt wird.

Ihre Erfahrungen werden zu un-sern, ihre Ignoranz ist diejenige, die wirnicht getrauen zu sagen, wir erlebenihre Überraschungen als wenn wirselbst die Personen dieser Geschichtewären. Ihre Freuden entspannen uns,ihr Sinn für Humor hält uns wacht undmacht uns fröhlich. Vergnügt undlächelnd gehen wir in der Zeit zurückund vergrössern unser Wissen.

Aber täuschen wir uns nicht: dieLeichtigkeit, mit der wir an des AutorsHand Kommen und Gehen, erfordertvon ihm eine beschwerliche und fleissi-ge Vorbereitung der behandelten The-men. Nur wenn man den Stoff kennt,kann man ihn klar vorstellen. Die gele-gene Wiedergabe von künstlerischenAusdrücken und Dokumenten überverschiedene Themen sind ein zusätzli-cher Beweis für unsere Aussagen.

Juan ist ohne Zweifel sehr geschic-kt im Kommunizieren; er verständigtsich einfach und effizient, aber er kom-muniziert auch etwas, er macht uns Teileines Seelenbündnisses, um das Lebenin einer menschlichen und sensiblenWeise zu sehen und zu verstehen.

WORTE DES AUTORSDie Idee, diesen Comic Strip zu ma-chen, wurde in Florencio Varela, einOrt ausserhalb von Buenos Aires gebo-ren. Es war im April 1990 und ich nahmals Beobachter am II. Encuentro Lati-noamericano de Chicos del Pueblo (II.Lateinamerikanischen Treffen vonKindern aus dem Volk) teil. Der gröss-te Teil der Teilnehmer waren arbeiten-de Kinder, von der Strasse oder ihremHeim, Kinder aus den armen Be-völkerungsschichten von fast zwanzigLändern. Sie redeten, lachten, stelltenFragen über das Leben des andern, er-zählten von ihrem. Sie spielten in denPausen und stellten ihre Haltungwährend der Versammlung vor. Ichschaute ihnen bewundernd zu, wie siesich integrierten und wie sie ihre Dis-tanz zeigten. Ich beachtete ihre vers-chiedenen Spanischakzente und wiesie – auch die meninos da rua (Strassen-kinder) aus Brasilien – ihre Sprachba-rrieren überwanden und sich innerhalbeiner grösseren Identität wiederfanden.

Dies ist Lateinamerika sagte ich mirund ich muss etwas für diese Kinder tun,ihnen in ihrer Beziehung helfen. «Et-was machen» heisst in meinem Fall fastimmer einen Comic Strip zu schaffen.Ich hörte einen mexikanischen Bauernsagen «die Geschichten sind GeschenkeGottes; sie machen, dass wir uns selbstsehen». Mit diesen Entdeckungennahm ich mir vor, die Geschichte Latei-namerikas aus der Sicht und für vorallem Kinder zu erzählen.

Juan Acevedo. La historia de Iberoamérica desdelos niños (Die Geschichte Spanisch-Amerikasaus der Sicht der Kinder). Organisation derAmerikanischen Staaten/Sekretariat fürSpanisch-Amerikanische Zusammenarbeit,

Supermann. Mit ihnen erschienenauch der Kreole Manyute und derAstronaut Chépar. Es erschien auchCanillita (1950), die langlebigste Pu-blikation, obwohl sie nicht so erfol-greich wie Avanzada (1953-1967) war.

In den Siebzigerjahren unterbre-chen Juan Acevedo und seine sinn-bildlichen Publikationen wie Monosy Monadas (zweite Epoche), Collera,el Idiota Ilustrado (der gelehrte Idiot)und No (Nein) die offiziellen propa-gandistischen Publikationen. Endeder Achtzigerjahre erscheinen kurzEtiqueta Negra (schwarze Etikette)und Buum! als erster Schritt einesneuen Impulses, dessen Fortsetzungdie sieben Ausgaben (1993-2000) desvon der Vereinigung Calandria ein-berufenen Wettbewerbes des Jugen-dcomic Strips sind. Kürzliche Ran-dpublikationen wie Resina (Harz),Pánico (Panik), Crash, Boom, Zap!/TuMay Komics, Carboncito und Pan-demonio sind noch in Zirkulation. (S.Carrasco).

DER PERUANISCHE COMIC STRIP

JIch hatte keineAhnung, dass dieInkas so schlecht

waren!

Achori, es istnicht, dass sie

schlechtwaren ....

In der Geschichte derMenschheit gab esVölker, die sichentwickelten und dieanderen beherrschten....

Hübsche „Entwicklung»! Und konnten siedies nicht tun und die andern

respektieren?

Gut ...

so ist es eben geschehen. DasGanze war nicht so einfach ...

Einfach oderschwierig, mirwürde es nichtgefallen,beherrscht zuwerden ....

Die Inkas entwickelten sich und profitierten vonden Beiträgen der vor ihnen entstandenenAndenkulturen ...

Sie organisierten einen über die Andenherausgehenden Staat mit einem ausgedehnterenStrassennetz als dasjenige des römischenReiches.

Die Strassen des Inkas waren diegrössten der Welt?

Ja

Achori ...

Warum sagst Du„waren»? Es sinddie grössten der

Welt!

Auf die Seite! DerPostbote des Inkas!

Ein Chaski!

Hallo Freund! Was fürNeuigkeitengibt es? Ist

etwasSchlimmespassiert?

Achori!

Halt!

Halt, Verrückter! Er wird nicht aufDeine Fragen antworten!

Warum? Ist er stumm?

Weißt Du nicht, was einPostbote des Inkas ist?Wenn Du seine Arbeitunterbrichst, wirst Du

bestraft!

Gibt er dieNachricht dem

Inka?

Es gibt Hunderte von Chaskis. Jeder deckt ein Stück desWeges ab und gibt die Nachricht dem Nächsten weiterbis sie an ihrem Ziel ankommt.

Wenn ein Chaski ankommt, wirder mit gutem Essen und Getränkenerwartet, damit er sich von der

Anstrengung erholt.

Wohin gehen sie?Wer kümmert sich um sie?

Die Chaskis gehen zu den Tampus, die einen Tag voneinander entferntsind. Dort werden sie von den Mitayok eines benachbarten Dorfes

bedient.

Mitayok?

E

Page 11: CHASQUI - RREE...Athanasius Kircher, La Torre de Babel (der Turm von Babel), Rom, 1639. dung zu bringen und im allgemeinen E CHASQUI 3 wissen wir nicht, dass es verschiedene Varietäten

CHASQUI 11

VOZ PROPIA – LOS DÍAS Y LASSOMBRAS (DIE TAGE UND DIESCHATTEN) (unabhängige Neuau-flage, Lima, 2003)

Voz Propia ist eine der symbolischenGruppen der peruanischen Rockszeneder letzten Jahrzehnte. Mit der glei-chen erfundenen Melancholie undHoffnungslosigkeit wie ihre grösstenangelsächsischen Blutsverwandten(von The Cure bis Joy Division) hat derPost Punk dieser Gruppe aus Lima sei-ne Blüte mit diesem Album erreicht,welches ursprünglich im Jahr 1997 he-rauskam und jetzt erneut in Zirkula-tion ist. Es gibt wenige Platten von pe-ruanischen Rockbands, die alsunentbehrlich bezeichnet werden kön-nen: dies ist eine von ihnen und dazukommt das Lied, das dem Album denTitel gibt.

JAVIER ECHECOPAR – DIE GITA-RRE IM PERUANISCHEN BAROCK(Acem & Aica, 2004)

Javier Echecopar hat grossen Teil sei-ner musikalischen Karriere der Ergrün-dung des Ursprungs der sog. «gebilde-ten Musik» aus Peru gewidmet. DieseRettung einiger verlorener Marksteineder peruanischen barocken Gitarreverlangte nicht nur ein gründlichesStudium der Manuskripte aus demXVIII. Jahrhundert (Das Buch von Zifund das Musikheft für Gitarre von Ma-

tías Maestro), sondern auch eine sor-gfältige Interpretation. In diesem Jahrhat der Gitarrist auch parallel zueinan-der Composiciones Vol. 1 (Kompositio-nen Band I) und Lo mejor de JavierEchecopar (Das Beste von Javier Eche-copar) herausgegeben. Es muss erwähntwerden, dass diese Kompositionen miteiner Gitarre Joseph Benedid aus demJahr 1812 interpretiert werden.

ELSA PALAO – TE CANTO MIVIDA (ICH SINGE DIR MEIN LE-BEN) (unabhängige Produktion, 2004)

Nach einer Laufbahn von mehr als zweiJahrzehnten hat die Sängerin Elsa Pa-lao die Lancierung ihrer ersten Platte

als Solistin benutzt, um die Grundla-gen ihres sog. «künstlerischen Tempe-raments» durchzugehen. Hier beruftsich die Sängerin mit einer vielseitigenund makellosen Stimme nicht nur aufdie Hauptkomponisten der traditione-llen peruanischen Lieder wie ChabucaGranda, Danie «Kiri» Escobar und Ali-cia Maguiña, sondern beschliesst auchdie immer schwierigen und risikorei-chen Gebiete der Musikalisierung vonTexten, die ursprünglich als Gedichteund nicht als Lieder gedacht waren,zu erforschen. Für die Musik ist das TrioKenyara und andere peruanische Ins-trumentalisten grossen Ansehens wieAgustín Rojas und Leonardo Parodizuständig.

CHINO CHÁVEZ – FISURAS (SPAL-TEN) (L25, 2003)

Während den letzten drei Jahrzehn-ten hat Alberto Chávez praktisch allesin der Musikwelt gemacht: er war Teilvon Gruppen wie Tiempo Nuevo undTV Color, Liederschreiber mit unzähli-gen Auftritten auf lokalen Bühnen,Verantwortlicher der Hintergrundmu-sik von Theaterstücken und modernenBallettaufführungen, Gründer einesPlattenverlages, der die Platten vonRockgruppen mit grossem Publikum-serfolg (Leusemia und Masacre) heraus-gab, Mitglied der vieljährigen Theater-gruppe Cuatrotablas, musikalischer Di-rektor von Tania Libertad und Susana

Baca, Produzent, etc. Diese Platte isteine Sammlung der wichtigsten Wer-ken von Chávez in der Welt der Sze-nenkunst und der Kompositionen fürdie Gestaltung von «Prometeo» und«Sueño de una noche de verano» sowieder modernen Tanzvorführung «Enre-velo» mit der Tänzerin Karin Aguirreals Hauptdarstellerin. Eklektisch undatmosphärisch.

TURBOPOTAMOS (Mundano Re-cords, 2004)

Seit vielen Jahren schon forderte derperuanische Rock neue, frische, una-bhängige und innovative Stimmen.Dieses Quartett aus Lima hat eine Lüc-ke innerhalb des sog. «neuen Rock»gefüllt. Mit einem Stil, den sie selber«Skabilly», eine Mischung zwischenSka und Rockabilly (die bevorzugtenUntergattungen ihres Anführers, descharismatischen Humberto Campodó-nico, einer der besten jungen Gitarris-ten der peruanischen Szene), nennen,sind die Turbopótamos eine der heuti-gen peruanischen Bands, deren Musikes wert ist, verbreitet zu werden. Ohneden leeren «Profesionalismus» und daslangweilige Festhalten an scheinbarerfolgreichen Formeln, fängt die Lau-fbahn der Turpopótamos erfolgsverspre-chend an. Sie werden zu Reden geben(Raúl Cachay).

MUSIK AUS PERU

AGENDACHASQUI

DER POSTBOTE VON PERUKulturelles Blatt

PERUANISCHESAUSSENMINISTERIUM

Subsekretariat für kulturelle AussenpolitikJr. Ucayali 363 – Lima, Peru

Telefonnummern: (511) 311-2400 Fax:3112406

E-mail: [email protected]: www.rree.gob.pe

Die Autoren tragen die Verantwortung fürdie Artikel. Dieses Kulturelle Blatt wird

kostenfrei von den peruanischen Missionenim Ausland verteilt.

Übersetzt von:Corinne Bammerlin

Druck:Tarea Asociación Gráfica Educativa

Telefonnummer: 424-8104

UNTERNEHMENSVERZEICHNISPROMPERU

Kommission für die Promotion von PeruCalle Oeste Nr. 50 – Lima 27

Telefonnummer: (511) 22443279Fax: (511) 224-7134

E-mail: [email protected]: www.peru.org.pe

PROINVERSIONOrganisation für Investitionsförderung

Paseo de la República Nr. 3361, 9. Stock –Lima 27

Telefonnummer: (511) 612-1200Fax: (511) 221-2941

Web-Seite: www.proinversion.gob.pe

ADEXExportverband

Av. Javier Prado Este Nr. 2875 – Lima 27Telefonnummer: (511) 346-2530

Fax: (511) 346-1879E-mail: [email protected]

Web-Seite: www.adexperu.org.pe

CANATURNationale Industrie- und Tourismuskammer

Jr. Alcanfores Nr. 1245 – Lima 18Telefonnummer: (511) 445.251

Fax: (511) 445-1052E-mail: [email protected]

GROSSE AUSSTELLUNGEN

Auch dieses Jahr zeigt Peru der Welt dreigrosse Ausstellungen. Die erste Perú: TremilaAnni de Capo Lavori erlaubte in Florenz, imPalazzo Strozzi, bis zum vergangenen MonatFebruar eine bemerkenswerte Kollektion vonMeisterwerken der präkolumbischen Kunstzu bewundern. Kurator der Ausstellung, dieauf die Unterstützung des Nationalen Kul-turinstitutes von Peru zählte, war AntonioAimi.Auf der anderen Seite wird in Barcelona, imKunstmuseum von Cataluña und als Teil desForo Mundial de las Culturas (Weltforum derKulturen) die Ausstellung Perú indígena y vi-rreinal (Das Peru der Indianer und des Vize-königtums) als Zeugnis unseres Synkretismusgezeigt. Die Ausstellung umfasst 235 Objektewie Gemälde, Skulpturen, Keramik, Silberar-beiten, Möbel und andere.Diese Ausstellung wurde von der Staatli-chen Gesellschaft für kulturelle Aktionenim Ausland Spaniens und dem INC (perua-nisches Kulturinstitut) organisiert und zähl-te auf Juan Ossio, Jaime Mariaza, JulianaUgarte Garay und Rafael López Guzmán alsKuratoren. Sie ist bis am 15. August geöffnetund wird nachher in der Nationalbibliothekvon Madrid gezeigt. Schlussendlich wird imSeptember im Metropolitan Museum von NewYork eine bemerkenswerte Ausstellung pe-ruanischer Kunst der Zeit des Vizekönigtumsgezeigt, die von Helena Phipps und HoahnnaHech organisiert wird.

III. WISSENSCHAFTLICHES TREFFEN

Vom 30. Juli bis 2. August 2004 wird in Limadas III. Internationale Wissenschaftliche Winter-treffen – ECIi durchgeführt. Ziel dieser Ve-ranstaltung ist – gleich wie das ECIv, dasim Sommer durchgeführt wird – die wis-senschaftlichen Fortschritte der nationalenForscher zu verbreiten, die auf internatio-naler Ebene durchgeführten Studien zu zei-gen und die Zusammenarbeit zwischen Wis-senschaftlern in Peru und ihren Kollegen imAusland zu stärken. Dieses III. Treffen wirdvom Peruanischen Institut für Forschungund Schulung im Telekommunikationsbe-reich organisiert. Anmeldungen werdenentgegengenommen. Für mehr Information,besuchen Sie die Webseitewww.cienciaperu.org/eci2004i/

ROTE LISTE

Die kürzlich erschienene Publikation derRoten Liste ICOM (Internationaler Museums-rat) der gefährdeten Kulturellen Güter Lateina-merikas, welche am 18. Mai dieses Jahres imNationalen Museum für Anthropologie inLima vorgestellt wurde, wird den Polizeia-genten helfen, rechtzeitig als verschwun-den gemeldete kulturelle Objekte zu iden-tifizieren. Die Rote Liste ist auch ein Aufrufan die Museen, Auktionshäuser, Händlerund Sammler, aufzuhören, diese Objekte zuerwerben und füllt eine Lücke durch die

Warnung vor den unwiderruflichen Folgendes Verlustes von archäologischen Gütern fürdie Erforschung der Traditionen und Gebräu-che unserer Vorfahren. In diesem Zusammen-hang ist die Genehmigung seitens der UNES-CO (Organisation der Vereinten Nationenfür Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kom-munikation) des Internationalen Codes derDeontologie für Händler Kultureller Güter zuerwähnen, der unter www.unesco.org/culture/legalprotection zu finden ist.

WICHTIGE SPENDE FÜR DIE BIBLIO-THEKEN PERUS IM AUSLAND

Im Rahmen des Zusammenarbeitsabkommensfür die Promotion der Kulturellen Werte Perus imAusland, welches kürzlich vom Aussenmi-nisterium und der Universität San Martínde Porres abgeschlossen wurde, hat dieseHochschule sechzig Posten von je dreissigTiteln aus ihrem Verlagsfonds gespendet,damit sie an unsere Botschaften verteiltwerden. Es handelt sich um einen wertvo-llen Beitrag, der die Bibliotheken der pe-ruanischen Kultur, welche das Aussenmi-nisterium in seinen Vertretungen im Aus-land fördert und die unseren Landsleutenwie auch dem Publikum im allgemeinen zu-gänglich sind, bereichern. Die Spende en-thält unter anderen Titeln auch eine be-deutende Serie über die peruanische Gas-tronomie. Für mehr Informationen über denVerlagsfonds der Universität San Martín dePorres: www.usmp.edu.pe

Arc

hivo

Car

etas.

LA CULTURA CAMBIA EL FUTURODISTRIBUIDOR EXCLUSIVO EN EL PERÚ

PETRÓLEOS DEL PERÚ AL SERVICIO DE LA CULTURA

Page 12: CHASQUI - RREE...Athanasius Kircher, La Torre de Babel (der Turm von Babel), Rom, 1639. dung zu bringen und im allgemeinen E CHASQUI 3 wissen wir nicht, dass es verschiedene Varietäten

CHASQUI 12

ie Gelehrten Fernando Ortiz,Fernando Romero und Nico-

medes Santa Cruz stimmen überein,dass der Cajón (Kistentrommel) nichtviel mehr als 100 Jahre alt ist und sei-ne Hochblüte zwischen Anfang desXX. Jahrhunderts und vermehrt Endedes XIX. Jahrhunderts erreichte.

Es ist möglich, dass erst gegen die-se Epoche damit angefangen wurde,Kistentrommeln ausschliesslich zu mu-sikalischen Zwecken zu bauen. Bis zudiesem Zeitpunkt war der Cajón ni-cht mehr als eine gewöhnliche Kiste,welche benutzt wurde, um einige Lie-der und Tänze von Schwarzen undMestizen musikalisch zu begleiten.Die Kistentrommeln hatten nicht die-se Vollendung wie heute und sogar derKlang von diesen antiken Instrumen-ten käme uns ein bisschen «zerrissen»vor, als wenn die Kistentrommel ka-putt wäre.

Anfangs 1900 sassen die Kisten-trommelspieler nicht auf dem Instru-ment, sondern viele setzten sich aufeinen Stuhl oder einen Schemel mitoffenen Beinen und hielten die Kis-tentrommel schräg nach hinten, ges-tützt auf den Schemel oder die Obers-chenkel. Auf diese Weise spielten sieauf seiner Vorderseite.

Die Kistentrommel, die wir imMoment alle kennen, «in Form einerSäule» (denn sie ist höher als ihre Brei-te) wird mit der Zeit peruanischer Ca-jón (peruanische Kistentrommel) ge-nannt. Während vieler Zeit wurde je-doch die gelegte Kistentrommel, wel-che auf ihre längste Seite gelegt ist,mit weniger Tiefe, und die aufgrundihrer Form breiter als höher war, be-nutzt. Um in diesem Werk ein Modellvom anderen zu unterscheiden,benützen wir den Ausdruck Cajón decolumna (Kistentrommel in Säulen-form).

Die kreolische Kistentrommel hatparallel zur Popularität der afroperua-nischen Musik an Bedeutung verlo-ren, wird aber immer noch benutzt.Einige Kistentrommelbauer kreierteneine Variante der kreolischen Kisten-trommel mit gespannten Saiten, dieam unteren Teil der Trommel, gestütztauf die Vorderseite, angebracht wer-den und den Klang und das Systemder Marschtrommel oder Tarole imi-tieren. Diese Variante wurde späterauch auf die Kistentrommel in Säul-enform übertragen. Es gibt einschlies-slich Kistentrommeln, die nicht eineparallelepipede Form haben, denn eswurden verschiedene geometrischeFormen und Masse ausprobiert.

DER AFROPERUANISCHECAJÓN (KISTENTROMMEL)

Rafael Santa Cruz, Erbe einer grossen Tradition in der afroperuanischen Kultur, gibt die vollständigsteStudie dieses Instrumentes heraus, das zu einer musikalischen Ikone unseres Landes wurde. Hier ein

Kapitel seines kürzlich erschienenen Werkes.

aber der Spieler, der auf dem Instru-ment sitzt, spreizt generell die Beineund lässt den «Deckel» oder die «Vor-derseite» der Trommel sehen.

Wenn ein Trio oder eine Gruppe vonKistentrommeln spielt, haben norma-lerweise alle drei die gleichen Masseund ähnliche Klänge. In Kuba werdenjedoch die Kistentrommelorchester mitInstrumenten verschiedenster Grösseund Klang zusammengestellt. Darineingeschlossen sind sogar grössere Kis-tentrommeln, welche tiefere Klängehaben und Tumba genannt werden,und diejenigen mit höheren Klängennennt man Quinto. Bei einer Gruppeoder einem Orchester von Kistentrom-meln in Peru, nennen wir das Instru-ment, welches den Grundrhythmusträgt Cajón llamador und Cajón repica-dor dasjenige, welches anschlägt und«tremoliert» und Soloeinlagen macht.Diese Namen werden aufgrund derRolle, die der Spieler hat und nicht inFunktion der Grösse oder des Klangesdes Instrumentes vergeben und kom-men von den von Membrantrommelnausgeübten Funktionen. Im allgemei-nen werden diese Funktionen abwe-chslungsweise ausgeübt, je nach demwie es die Spieler fühlen. Früher warder «repique» für den Spieler mit dergrössten Erfahrung.

Nicomedes Santa Cruz Gamarra, derseit den Sechzigerjahren eine Serie vonZeitungsartikeln über dieses Instrumentmit dem Namen «Seine Majestät, dieKistentrommel» geschrieben hat, sagtuns: «Was die handwerkliche Fertigungder heutigen Kistentrommeln betrifft, fin-den wir dieses Instrument in verschiede-nen Stilen und Dimensionen: flach undmit Henkel, Typ Koffer «James Bond»;grosse und grobgearbeitete wie ein Sargder Armen; kleine wie eine Handwer-ksarbeit des Dorfes Santos, lackiert, ge-firnisst, weiss, grün, schwarz oder rot/weisswie die peruanische Fahne gestrichen;mit einem Monogramm des Musikzen-trums oder den Initialen seines Besitzers,mit vergoldeten Ziernägeln. Es gibt nichtzwei gleiche Kistentrommeln, obwohl esin der neuen Generation nicht zwei Kis-tentrommelspieler gibt, die verschiedenspielen». Diese letzte Linie erscheint eineRüge angesichts dem Erscheinen vonneuen Kistentrommelspielern ohne eige-nen Stil oder Personalität.

Rafael Santa Cruz. El Cajón afroperuano(Die afroperuanische Kistentrommel). Co-codrilo Verde Ediciones, Lima 2004, 177Seiten, Das Buch schliesst eine Multime-dia-CD mit Erklärungen zum Anhören undBildern ein.

Im Falle der kreolischen Kistentrom-mel sitzt der Musiker auf dem Instru-ment und hat eines seiner Beine in derMitte, so dass dadurch die vordere Hol-zwand in zwei geteilt wird, ein Stück

auf jeder Seite des Beines. Die rechteSeite des Instrumentes wurde für eini-ge «dumpfere» Schläge benutzt. Die-ser Effekt kann auch mit der Kisten-trommel in Säulenform erzielt werden,

D

Jarana limeña(Fröhliches Fest im Stilvon Lima) mit Cajón(Kistentrommel), Cajita(kleiner Holzkasten)und Quijada de burro(Eselsgebiss). Fotos:Aníbal Solimano /PROMPERU.