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1. 2. 3. 2006 4. 5. 6. 7. 8. Verlagspostamt: 1060 Wien / P.b.b./ 03Z035165 M Vienna Spot of Excellence: Die Forschungsvorhaben der künftigen Biotech-Highflyer FH-Diskussionsrunde: Die Ansichten der künftigen Biotech-Praktiker CHEMIE REPORT CHEMIE • LABOR • BIOTECH • PHARMA DAS BRANCHENMAGAZIN .at Schwechats Crew von morgen trainiert in Gänserndorf an einer Rektifikationsanlage samt Siemens Prozessleitsystem SIMATIC PCS 7 Der OMV-Nachwuchs Der OMV-Nachwuchs

CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019-04-23 · jährige Biotech-Report von Ernst & Young bescheinigt eine um ein Viertel angewach-sene Marktkapitalisierung von insgesamt 43 Mrd

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1.2.3.20064. 5 .6.7.8.

Verlagspostamt: 1060 Wien / P.b.b. / 03Z035165 M

Vienna Spot of Excellence:

Die Forschungsvorhaben derkünftigen Biotech-Highflyer

FH-Diskussionsrunde:

Die Ansichten der künftigen Biotech-Praktiker

CHEMIEREPORTC H E M I E • L A B O R • B I O T E C H • P H A R M A

DAS BRANCHENMAGAZIN.at

Schwechats Crew von morgen trainiert in Gänserndorf an einer

Rektifikationsanlage samt Siemens Prozessleitsystem SIMATIC PCS 7

Der OMV-Nachwuchs Der OMV-Nachwuchs

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Aus dem Inhalt

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W I R T S C H A F TRHI sichert Magnesia-Nachschub in China | Solar: Dünnschichtmodule kommen |Donauchem übersiedelt | OMV senkt Emissionen | Größte Biodieselanlage entsteht –größtes Biomassekraftwerk eröffnet | AK kritisiert Biosprit – und was ein teurer Ölpreiskostet | BASF baut aus in Antwerpen, Ludwigshafen und Kuantan | Linz wird Kunststoff-Hochburg | AMI baut in Abu Dhabi | Im kommen: Erdgastankstellen | Vonnöten: CO2-Einsparungen | Boehringer Ingelheim freut sich über Blockbuster-Status und Bayer über Schering. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Im Fokus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Die besten Sager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

C O V E R

Langsam kommt Schwechats Crew in die Jahre. Die OMV reagiert jetzt mit einer forcierterenLehrlingsausbildung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

A C H E M A

Die Trends zur Leitmesse der chemischen Industrie und Biotechnologie.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

D I S KU S S I O N

Im Gespräch mit den Studiengängen „Biotechnologie“ und „Bioengineering“ des fh campus wien: Erwartungen, Ansichten, Meinungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

L I F E S C I E N C E SBiotech Report 2006: Die Experten von Ernst & Young bescheinigen Europas Biotech-Szene einen „revitalen Zustand“. Im Zeitfenster: 30 Jahre Biotech. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

IMBA-Team identifiziert maßgebliches Molekül bei Knochenmetastasen | Neu im Web:Studienportale, Wissenschafts-Suchdienste und Computing Grid | Tumorstammzellen:Schlüssel zur Krebstherapie? | Bald neu in Wien: Novelix | Finanzspritze für Affiris |Intercell forscht mit japanischer Brauerei | Austrianovas NovaCaps sind fit für das Upscaling | OVCAD: Das größte EU-Forschungsprojekt zur Krebsdiagnostik wird nun aus Wien dirigiert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

D I E V I E N N A S P O T S O F E X C E L L E N C E

Das CMCN von IMP und IMBA: Wien wird zum Zentrum der Nanobiologie. . . . . . . . . . . . . . . 32

onepharm: Entwickelt mit BOKU und TU Wien neue antivirale Medikamente. . . . . . . . . . . . 33

Pelias: Mit der Uni Freiburg am Impfstoff gegen P. aeruginosa dran. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

N E U I N T U L L N

55pharma: Aus Heilpflanzen werden Wirkstoffe: Österreicher leisten Pionierarbeit in derSuche nach Typ-2-Diabetes-Wirkstoffen in Asien und Afrika. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

V E R FA H R E NDer Ozonschicht zuliebe: HFE statt Fluorinert | US-Company macht aus Altreifen und Müll mitneuem Verfahren Ethanol | Rezension: Methanol gehört die Zukunft! | Polyurethan schützt vorHochwasser | Durchsichtige Displays kommen | Höherer Tabletten-Output dank Nanobezug |Neue PET-Additive | Tulln eröffnet Analytik-Plattform. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

I N T E R V I E WPhilipp Krobath, Prokurist der Fernwärme Wien, zu Gesetzesflut, Kyotoziel und den Wiener Fernwärme-Ausbauplänen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

Neue Produkte: Messen, mixen, sichern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

In der Pipeline: Überprüft, getestet, vor dem Rollout. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

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Editorial

Europas Biotech-Industrie hat ihre langeDurststrecke hinter sich gelassen: Der dies-jährige Biotech-Report von Ernst & Youngbescheinigt eine um ein Viertel angewach-sene Marktkapitalisierung von insgesamt43 Mrd. Euro sowie eine um 3 % aufge-stockte Crew von 67.530 Mitarbeitern in1.613 Biotech-Unternehmen.Mit 3,2 Mrd. Euro wurde 2005 soviel fri-sches Kapital wie nie zuvor von den europä-ischen Biotechs angelockt. Europa hat imVorjahr auch bei den Börsegängen von 8auf 23 zugelegt und damit erstmals dieUSA überholt. Für die Experten von Ernst & Young istjedenfalls klar: Die Biotechnologie hat sichnach 30 Jahren zu einer globalen Industrieentwickelt, die fest am Boden steht undsolide Finanzkennzahlen aufweist. Es isteine Industrie, die mittlerweile 63 Mrd.Dollar Umsatz mit mehr als 250 Produktenerzielt. Eine Industrie mit 4.200 Compa-nies, die jedes Jahr rund 20 Mrd. Dollar indie Forschung investiert und seit einigenJahren ihre Umsätze konstant um 17-18 %in die Höhe schraubt, sodass sie sich insge-samt bereits der Profitabilität nähert.Österreich konnte in den letzten eineinhalbJahren vor allem viel Kapital in den Sektorlocken. Mehr als 130 Mio. Euro wurden beiden Finanzierungsrunden von Affiris, Nabri-va, Biovertis, Emcools, Intercell, FibrexMedical, Igeneon sowie Green Hills Bio-technology lukriert. Und Erich Lehner, ver-antwortlicher Partner für Biotechnologievon Ernst & Young Österreich, sieht einenösterreichischen – von Branchenprofisgeleiteten – Life-Science-Fonds mit mindes-tens 1 Mrd. Euro nach wie vor als realistisch.Jedenfalls gilt: Das Kapital hat seinen Glau-ben an die Biotechnologie mit Sicherheitnicht verloren.An motiviertem und für die Praxis gerüste-ten Nachwuchs für die heimischen Biotech-Hoffnungen mangelt es ebenfalls nicht. DerChemie Report hat mit den StudiengängenBiotechnologie und Bioengineering des fh-campus wien diskutiert – es sind Studieren-

de mit klarenBerufsvorstel-lungen, die hierengagiert sind.Junge Leute, dienoch einen Glau-ben an ihre be-rufliche Zukunfthaben.Demgegenüber steht ein öffentlicher Dis-kurs, der kontraproduktiver nicht sein könn-te. Der Papst gab der Gentechnologie zuOstern keinen Segen, brandmarkte sie viel-mehr als Teufelszeug – und die heimischeEinheitszeitung titelte pauschal mit: „Kirchegegen Gentechnologie.“ Selbst in den 20Zeilen im Blattinneren dieser „Zeitung“ wirdnicht differenziert, was der Herr Papst nunwirklich gemeint haben könnte. Ob der guteMann also ein „Gentech-Fundi“ ist oder nureinmal Effekt heischen wollte: Ein „Krone“-Leser weiß es nicht.Als solcher muss er glauben, dass seit 30Jahren verabreichtes rekombinantes Insulindiabolisch ist. Er muss glauben, dass Impf-stoffe gegen SARS oder Vogelgrippe nichtGott gewollt sind. Er muss auch glauben,dass auf Gentechnologie basierende Dia-gnose-Kits nicht etwa das Gesundheitssys-tem um Milliardenbeträge entlasten könn-ten, sondern grundschlecht sind. WenigGlauben schenkt er wohl auch vielenKrebstherapien – 100 befinden sich derzeitalleine in den USA in Phase III. Und kannauch nicht an das Betakarotin von GoldenRice glauben, das Millionen Kindern inAsien ihr Augenlicht erhalten würde.Diethard Mattanovich vom FH-StudiengangBioengineering hat es so ausgedrückt: „DieLeute haben kein Problem, sich ein gen-technisch verändertes Medikament injizie-ren zu lassen, verweigern aber gleichzeitigein gentechnisch verändertes Nahrungsmit-tel. Das ist nicht rational.“ Ist wohl ehereine Glaubensfrage...

Spannende Lektüre wünschtMarkus Zwettler

Chemiereport.at – Chemiereport.at – Das Magazin für Chemie, Labor und Biotechnologie. Internet: www.chemiereport.at / Medien-inhaber, Verleger, Herausgeber, Anzeigenverkaufsleitung: Josef Brodacz, 1060 Wien, Webgasse 29/26, Tel.: 01/595 55 83, Fax: 01/595 51 58, E-Mail: [email protected] / Chefredaktion: Mag. Markus Zwettler / Redaktion: Mag. Renate Haiden,Hannes Stieger, Wolfgang Schweiger, Dr. Karl Zojer / Lektorat: Susanne Echsel / Vertrieb und Abos: Anna Brodacz / Layout, DTP: creativedirector.cc lachmair gmbh / Druck: Ueberreuter Print und Digimedia GmbH, Erscheinungsweise 8x jährlich, Druckauflage8.800 / Anzeigenpreisliste gültig ab 1. 1. 2006

Glaubensfragen

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RHI formt Joint-venture in China

RHI hat zur langfristigen Absicherungder Rohstoffversorgung mit der LiaoningJinding Magnesite Group (JDMG) einJoint-venture zur Magnesia-Produktion

errichtet. Die Produktion soll Mitte 2007in der ersten und 2008 in der zweitenProduktionslinie starten. RHI wird 40Mio. Euro darin investieren. JDMG ver-fügt über zwei hochwertige Magnesit-Minen in der Provinz Liaoning – jenemFlecken Erde, an dem 20 % der Magne-sit-Weltreserven konzentriert sind, demHauptrohstoff der Feuerfestproduktion.

Schott und ErSol:Dünnschicht kommt

Mit dem Einstieg in die Dünnschicht-Technologie wollen ErSol und Schott dem

Siliziummangel am Markt begegnen. DieErfurter ErSol wird bis 2008 für 80 Mio.Euro mit der Schweizer Unaxis eine Ferti-

gungskapazität von 40 MW/Jahr realisie-ren. Ebenso investiert Schott in Jena 60Mio. Euro in den Aufbau einer Fertigungfür Dünnschicht-Solarstrommodule. DieProduktionskapazität soll Ende 2007 bei30 MW/Jahr liegen. Die Dünnschicht-Solarstrommodule werden auf der Basisvon amorphem Silizium hergestellt. Beidiesem PECVD-Verfahren (PlasmaEnhanced Chemical Vapor Deposition)wird das Silizium auf Glas aufgedampft –die fertigen Module werden sodann inFenster-, Dach- oder Fassadenverglasun-gen integriert.

Donauchem wechseltDie Donau Chemie verlagert einen

Standort von Wien nach Niederösterreich.Die Donauchem, die Grundchemikalienfür Industrie und Gewerbe lagert, konfek-

tioniert und liefert, übersiedelt nachPischelsdorf bei Tulln. Donau Chemie-Chef Alain de Krassny will insgesamt 12Mio. Euro in Pischelsdorf investieren:„Wenn der Zeitplan hält, geht dort Ende2007 ein hochmodernes Fertigungs- undDistributionszentrum in Betrieb.“ Undzwar in unmittelbarer Nachbarschaft zurderzeit in Bau befindlichen Bioethanolan-lage der Agrana. Auf dem Areal betreibtdie Donau Chemie bereits ein Werk fürSchwefelsäure und Gips-Bausteine samteigenem Hafen und Bahnanschluss. DasGeschäftsjahr 2004/05 hat die DonauChemie indessen – bei einem Umsatz von171,2 Mio. Euro – mit einem Verlust von5,5 Mio. Euro abgeschlossen.

Wintershall steigertGewinn um ein Drittel

Wintershall, die Öl- und Gastochterder BASF, hat 2005 dank hoher Rohöl-preise Gewinn und Umsatz kräftig gestei-gert. Unterm Strich blieb ein Überschussvon 631 Mio. Euro – macht ein Plus von31 %. Der Betriebsgewinn erhöhte sichvon 1,66 auf 2,4 Mrd. Euro, womit dieKasseler 2005 den größten Beitrag zumBASF-Betriebsergebnis ablieferten. DerNettoumsatz – ohne Erdgassteuer – stiegvon 5,81 auf 8,38 Mrd. Euro. 2005erhöhte Wintershall seine Öl- und Gasför-derung um rund 3 % auf 14,9 Mio. t Öl-äquivalent. In die Exploration sollen heuermehr als 450 Mio. Euro investiert wer-den, davon 120 Mio. Euro in der süd-lichen Nordsee. Wingas, ein Joint-venturemit Gazprom, will 2006 rund 200 Mio.Euro in den Ausbau der Infrastruktur inEuropa investieren. Wintershall rechnet2006 mit einem weiterhin „erfreulichenErlösniveau“.

OMV senkt Emissio-nen in Schwechat

Die OMV wird 100 Mio. Euro in eineAnlage zur Reduktion von Schwefeldioxidund Stickoxiden in der Raffinerie Schwe-chat investieren. Bis Oktober 2007 sollendiese Emissionen um 65 bzw. 55 %

RHI sichert Magnesia-Versorgung in China.

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Wintershall steigerte die Öl- und Gasförderung um 3 %.

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Donauchem übersiedelt nach Pischelsdorf.

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Dünnschichttechnologie senkt Silizium-Abhängigkeit.

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gesenkt werden (auf dann jeweils 200mg/m3). Bei Schwefeldioxid entspricht daseiner Reduktion von mehr als 2.400 t/Jahr,bei den Stickoxiden wird dadurch eine Ver-minderung um mehr als 1.400 t/Jahrerreicht. Damit werden die gesetzlich vor-geschriebenen Grenzwerte um die Hälfteunterschritten.

Österreichs größteBiodieselanlage

Der Spatenstich für die größte Biodie-selanlage Österreichs ist im Ennshafenbei Linz erfolgt. Die RLB OÖ und diedeutsche J.C. Neckermann arbeiten seitMai 2005 an dem 35 Mio. Euro-Projekt,das ab Herbst ein Drittel des heimischenBiodieselbedarfs produzieren soll. DieAnlage ist für jährlich 100.000 t oder120 Mio. l konzipiert, Hauptabnehmer istdie OMV. Errichter und Betreiber derAnlage von Lurgi ist Biodiesel Enns. Lautder Österreichischen Energieagentur wird

sich die Anlagenkapazität für die Biodie-sel-Produktion in den nächsten Jahrenvervielfachen: 2006 ist mit einer Produk-tionskapazität von 187.000 t/Jahr zurechnen, für 2007 belaufen sich dieSchätzungen auf 353.000 und 2008 auf458.000 Jahrestonnen.

Österreichs größtesBiomassekraftwerk

Die Energie AG Oberösterreich hat dasgrößte Biomassekraftwerk Österreichs inTimelkam eröffnet. Die 35 Mio. Euro-Anlage soll ganzjährig in Betrieb sein und26.000 Haushalte mit Strom und 6.000mit Fernwärme versorgen. 115.000 tBiomasse aus der Region sollen pro Jahrverwertet werden, die Brennwertleistungdes Kraftwerks beträgt 50 MW. Lenzingliefert mit 75.000 Jahrestonnen dengrößten Anteil der Brennstoffversorgungund übernimmt zudem auch die Trans-portlogistik. Die Anlage spare – ver-glichen mit einem Kohlekraftwerk gleich-er Leistung – jährlich 136.000 t CO2 ein.

AK: Biodiesel ist reine Agrarförderung

Die Beimischung von synthetisiertemRaps zu Diesel bringt der Umwelt kaumetwas und ist eine reine Agrarförderung, dieden Autofahrern Mehrkosten von 1,9 Cent/lverursacht, so eine Studie der TU Münchenim Auftrag der Arbeiterkammer (AK). Diesteuerlich geförderte Beimengung von 5 %synthetisiertem Raps kostet Österreich 133Mio. Euro jährlich, wovon insbesondere aus-

OMV reduziert Feinstaubbelastung.

Biodiesel: Zu einem Drittel künftig aus dem Ennshafen.

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AK: Wenig „Arbeitspotenzial“ im Biodiesel.

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>> Agrarperspektiven Das WIFO hat eine Prognose für Öster-

reichs Landwirtschaft bis 2013 erstellt.International werden die Weltmarktpreisevieler Agrargüter bis dahin nominell leichtsteigen, real jedoch sinken – die Produkti-vität wird in der Landwirtschaft etwasrascher wachsen als Einkommen und Be-völkerung insgesamt. Reformen haben zu-dem die EU-Preise von Getreide, Rind-fleisch, Milch und Zucker den Weltmarkt-preisen angenähert. Conclusio: ÖsterreichsAgrarproduktion wird bis 2013 einge-schränkt. Es wird weniger Ackerflächebewirtschaftet, die Rinderhaltung nimmtab und das Grünland wird weniger intensivgenutzt. Und real kann das Pro-Kopf-Ein-kommen der Bauern nur konstant gehaltenwerden, wenn die Abnahme der Beschäfti-

gung im Agrarsektor wie bisher voran-schreitet. Vorausgesetzt wurde: Das künfti-ge Programm der ländlichen Entwicklungwird wie bisher dotiert, der Anteil derUmweltförderungen nimmt ab, aber diebiologische Wirtschaftsweise bleibt dasKernthema.

>> Raucher 2005 konnte in Österreich ein Trend

zum Nicht-Rauchen beobachtet werden.Dieser wurde 2006 mit Schleuderpreisenjedoch wieder zunichte gemacht: Die Quo-te der Raucher, die freiwillig das Rauchenaufgeben will, ist im ersten Quartal 2006um 20 % gesunken, so das Wiener NikotinInstitut. Zigaretten-Mindestpreise sollendas jetzt ändern. 2 Mio. Österreicher rau-chen derzeit, Österreichs Jugendliche sind

im Europa-Vergleich – hinter Grönland –most addicted. Man schätzt, dass in Öster-reich jährlich 14.000 Personen an den Fol-gen des Tabakkonsums sterben, vor alleman Lungenkrebs.

>> Papier Österreichs Papierproduktion legte im

Vorjahr um 100.000 t oder 2 % auf fast 5Mio. t zu, während der Umsatz bei 3,21 Mrd.Euro stagnierte. Einer schwachen Inlands-nachfrage stand dabei ein steigender Exportum 75.000 t auf 4,3 Mio. t gegenüber. DieAuslastung lag insgesamt nur bei 88,5 %, derseit Jahren niedrigste Wert. Der Anteil desausländischen Kapitals an der heimischenPapierindustrie beträgt weiterhin 80 %.

>> EU-Forschung Österreich hat sich bei der EU-Forschung

zum Netto-Empfänger gemausert: Laut Bil-dungsministerium betragen die Rückflüsseaus dem 6. EU-Rahmenprogramm (2002-2006) bisher 114 % gemessen am österrei-chischen Beitrag zum EU-Haushalt. Das istdeutlich besser als die Rückflussquoten von104 Prozent im 5. Rahmenprogramm undvon 70 % im 4. Rahmenprogramm. Bereitsan jedem fünften Projekt des Rahmenpro-gramms nimmt mindestens eine österreichi-sche Institution teil. Insgesamt beteiligen sichösterreichische Forscher an 1.130 Projekten.

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IMFOKUS

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ländische Landwirte profitieren. Sinnvollerwäre es, so die AK, die Fernwärme auszubau-en, Wärmedämmung zu fördern, den öffent-lichen Verkehr zu forcieren und Biomasse fürdie Wärme- und Stromerzeugung einzuset-zen. Die AK warnt auch vor dem „Öko-schmäh“ des sauberen Kraftstoffes Biodiesel– rund die Hälfte der durch die Verwendungeingesparten Emissionen werde durch denhohen Energiebedarf für die Herstellung wie-der aufgefressen.

Die Folgen eineshöheren Ölpreises

Das WIFO hat die Auswirkungen einerErdölverteuerung um 50 % bis 2020 simu-liert. Demnach würde das BIP um 0,3 %sowie die Beschäftigung um 0,2 %gedämpft. Der energetische Endverbrauchwäre um 3 % geringer, die errechnete Ver-ringerung der CO2-Emissionen um 4 Mio. twäre zum Großteil den Sektoren Industrieund Verkehr zuzuschreiben. Im Energie-system bestünde der Haupteffekt in einer

Steigerung der Energieeffizienz und weni-ger in einer Substitution durch erneuerbareEnergie. Etwa ein Fünftel des Kyotozieleswürde im Gefolge der Rohölverteuerungerreicht. Der simulierte Ölpreisschock lässtdie Preise von Kohle (+20 %), Erdölpro-dukten (+22 %), Gas (+12 %) und Elek-trizität (+1 %) steigen. Am stärksten wärendavon der Autohandel, Kfz-Werkstättenund die Mineralölverarbeitung betroffen.

BASF erhöht Acryl-säure-Kapazitäten

BASF wird die Produktionskapazitätenfür Superabsorber in Antwerpen von115.000 auf 175.000 Jahrestonnenerhöhen. Deshalb soll dort auch dieKapazität für das Vorprodukt Acrylsäuredeutlich erweitert werden: Als Ergänzungder bereits bestehenden Acrylsäureanlagewird eine zweite Anlage mit einer Kapa-zität von 160.000 t gebaut. Die zusätzli-che Menge Acrylsäure ist teilweise auchfür Ludwigshafen gedacht: Dort soll die

Kapazität der bestehenden Butylacrylat-anlage erhöht werden. Gemeinsam mitder japanischen Toray hat BASF zudemseine Worldscale-Anlage für die Produk-tion von Polybutylenterephthalat (PBT)am Verbundstandort Kuantan, Malaysia,in Betrieb genommen. Die 40 Mio. Euro-

Anlage verfügt über eine jährliche Kapa-zität von 60.000 t. Beide Unternehmenwerden das in der neuen Anlage produ-zierte PBT unter ihren eigenen Markenna-men getrennt vermarkten (Ultradur bzw.Toraycon).

Bedarf am Vorprodukt Acrylsäure steigt.

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DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER

DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER

„Es kann heutenicht mehr bestrit-ten werden, dassMinderungsmaß-

nahmen des Kyoto-Protokolls extremhohe Kostenauf-wände verursa-

chen, klimatischjedoch bedeu-

tungslos sind. Die Rolle von Kohlendioxidwird zweifellos überschätzt.“

Hans-Peter Lenz, Verein für Kraftfahrzeugtechnik

„In Österreich besteht ein weit verbreiteterund stark unterschätzter Mangel an Folsäureund Vitamin B12. Eine Beimischung von 2

mg Folsäure bzw. 0,01 mg Vitamin B12 prokg Mehl sollte bald Wirklichkeit werden. Die

Kosten dafür belaufen sich auf 4 Cent proÖsterreicher und Jahr und stehen in keinemVerhältnis zum Leid, welches die Mangeler-

scheinungen verursachen.“ÖVP-Nationalrat Hermann Schultes

„Viele verstehen zwar, dass die Resi-stenz gegen Antibiotika ein globales Pro-

blem ist. Doch wesentlich Wenigerenleuchtet ein, welchen Einfluss die Nichtbe-

folgung der ärztlichen Anordnung auf dieEntwicklung der Resistenz und ihre eigene

Gesundheit hat.“Jean-Claude Pechere, Universität Genf

„Wer noch immer gegen Biotreibstoffepolemisiert, hat die Zeichen der Zeit nichterkannt. Biotreibstoffe, und das beweisenalle seriösen Untersuchungen, sorgen für

mehr Unabhängigkeit vom Erdöl undunterstützen Klimaschutzmaßnahmen, da

sie wesentlich daran beteiligt sind, denCO2-Ausstoß zu verringern.“

Rudolf Schwarzböck,

Landwirtschaftskammer Österreich

„REACH weiß derzeit mit Nanomateria-lien schlichtweg nicht umzugehen. Auf diese

Weise werden enorme Unsicherheiten imMarkt erzeugt.“

Peter Orth, Plastics Europe

„Einem Arbeitsplatz, der im Zeitraum2000 bis 2005 aus Österreich in ein

Niedriglohnland verlagert wurde, standenim Durchschnitt 2,5 neue Arbeitsplätze inÖsterreich gegenüber. 59 % der internatio-

nal tätigen Unternehmen haben ihrenUmsatz seit 2000 erhöht, während nur

18 % Umsatzeinbußen verzeichnen mussten.“ Michael Ikrath, Managementclub

„Für dasZustandekommen

einer sinnvollenGentechnik-

Diskussion ist ein,Cool-Down’ derEmotionen erfor-

derlich. Die GVO-Kennzeichnungwird im grenz-

überschreitenden Handel strenger werden,der so genannten Terminatortechnologie inder Pflanzenproduktion wird die rote Karte

gezeigt.“ Umweltminister Josef Pröll

„2004 erzielte Österreich 2,5 Mrd.Euro Gewinn im Ausland, 1,4 Mrd. davonkamen bereits aus Osteuropa. Während in

Österreich Wachstumsraten von 2 %erzielt werden, betragen sie in den neuen

EU-Mitgliedsstaaten etwa 4 %, in Süd-osteuropa 5 %, in Russland und der Ukrai-

ne 6-7 %. Was Österreich noch im Ostenfehlt, sind große Auto- und Elektronik-

unternehmen.“Gábor Hunya, Institut für

Internationale Wirtschaftsvergleiche

„Was uns manche heute vielleicht alsRückständigkeit und Fortschrittverweigerungauslegen, kann sich schon bald als Standort-vorteil für unverfälscht und natürlich produ-

zierte Lebensmittel aus dem GenusslandOberösterreich herausstellen.“

Oberösterreichs Agrarlandesrat Josef Stockinger

„Gebiete, in denen mineralische Roh-stoffe vorhanden sind, müssen besondersgeschützt und im Sinne der nachhaltigenEntwicklung Europas für künftige Genera-

tionen nutzbar gehalten werden.“Gerold Neuper, Forum Rohstoffe

„Wir brauchen jetzt Schwellenwerte fürSaatgut, sonst gibt es im Bereich der Koexi-

stenz kein Weiterkommen. Je niedriger dieseausfallen, desto höhere Kosten für die euro-

päischen Saatgutproduzenten entstehen –was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit der

EU-Agrarproduktion schwächt.“Jeremy Sweet, Umweltberater der EFSA

„Wenn Neubauten auf Kredit billiger kom-men als das Zahlen von Miete an den Bund

für bestehende Uni-Gebäude, dann ist etwasfaul. Die Elite-Uni in Gugging bekommt in

20 Jahren ihren Campus übertragen. Nachdiesem Vorbild sollten auch die anderen

Unis ihre Gebäude und Grundstücke über-tragen bekommen.“

SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal

„Die Uni-Mieten sind nicht zu hoch. DieBIG finanziert ihre Projekte am Kapitalmarktdeutlich günstiger als das über Banken mög-lich wäre. Würde etwa die Veterinärmedizi-

nische Universität ihre Liegenschaft zu-rückkaufen und über Banken finanzieren,

ergäbe das im Vergleich zur BIG über eineDauer von 25 Jahren Mehrkosten von

80 Mio. Euro. Dieser Betrag müsste vomSteuerzahler aufgebracht werden.“

Christoph Stadlhuber,

Bundes-Immobiliengesellschaft

„Die ARC Sei-bersdorf sind keine

Erfolgsstory. Ichbegrüße es, dassmittlerweile auch

eine Privatisierungim Gespräch ist.“Forschungsrat Knut

Consemüller

„Wenn wir die richtigen Dinge zumAbbau der internationalen Spannungen tun,wird sich der Ölpreis definitiv stabilisieren –pro Barrel im oberen 50- oder unteren 60-

Dollar-Bereich.“OPEC-Präsident Edmund Maduabebe Daukoru

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MBA startet Kunst-stoffrecycling

MBA Polymers, ein Joint-venture derMüller-Guttenbrunn-Gruppe mit der kali-fornischen MBA Polymers, hat das welt-weit modernste Kunststoffrecyclingwerkim Wirtschaftspark Kematen eröffnet. DieAnlage dient der automatischen Separa-tion von 40.000 t gemischten Kunststoff-abfällen aus Elektroaltgeräten, Alt-Kfzund Haushaltsgeräten pro Jahr. Das ent-

spricht einer Recyclingquote von 1.200Kühlschränken oder 3.600 Druckern proStunde. Mit einem neuen, rein mechani-schen und besonders umweltfreundlichenVerfahren ist es erstmals möglich, auseinem Gemisch von verschiedenen Alt-kunststoffen wieder hochwertige Granula-te zu gewinnen. Die Investitionen von 17Mio. Euro sind verbunden mit der Schaf-fung 60 neuer Arbeitsplätze.

Degussa verkauftWater Chemicals

Degussa verkauft ihr Water Chemicals-Geschäft an Ashland. Der Kaufpreis beträgtinklusive der zu übernehmenden Schulden120 Mio. Euro. Die Aktivitäten umfassenSpezialchemikalien vor allem für die Fest-/Flüssigtrennung in der Abwasserbehand-lung, der Papier-, Mining- und Erdölin-dustrie sowie für die Antibelagsbehandlungin wasserführenden Systemen. 2005erwirtschafteten 500 Mitarbeiter einenUmsatz von etwa 200 Mio. Euro.

AMI baut in Abu DhabiDie Agrolinz Melamine International

(AMI) wird bis Ende 2008 im logistischgut positionierten Ruwais ein neuesMelaminwerk mit einer Kapazität vonrund 80.000 Jahrestonnen für 185 Mio.Dollar errichten. Die neue Anlage wird imRahmen eines Joint-ventures zwischenAMI (60 %) und der Abu Dhabi NationalOil Company (ADNOC) errichtet. „AusRuwais ist eine optimale Belieferung derstark wachsenden Melaminmärkte imMittleren Osten und Fernost möglich“, so

AMI-Chef Joachim Grill. Der Produktions-standort in Ruwais ist die erste Anlage,die von AMI im Dollar-Raum errichtetwird. 2005 hat die AMI indessen miteinem Umsatzplus von 19,7 % auf 470,7Mio. Euro abgeschlossen. Das EBIT sankdagegen um 30,8 % auf 8,8 Mio. Euro,der Gewinn nach Steuern machte nur 1,2Mio. Euro aus – die Kostenexplosion beiErdgas und Strom habe sich mit 32 Mio.Euro zu Buche geschlagen.

Konzernumbau bei Lanxess greift

Lanxess hat 2005 sein EBITDA vorSondereinflüssen um 30 % auf 581 Mio.Euro und den Umsatz um 5,6 % auf 7,15Mrd. Euro gesteigert. „Wir haben 2005das Fundament für ein wettbewerbsfähi-ges Unternehmen gelegt“, meint Lanxess-Chef Axel C. Heitmann. Allerdings: „25 %unseres Umsatzes sind immer noch nichtprofitabel, 30 % nicht zufrieden stel-lend.” Ergo: Ein drittes Restrukturierungs-

paket ist angesagt. Es betrifft Polybuta-diene Rubber, Butyl Rubber, InorganicPigments und Styrenic Resins in denUSA, Brasilien, Frankreich und Belgien.Einen Verkauf oder einen Partner suchtLanxess für Textile Processing Chemicals,die flammgeschützte Berufsbekleidungund spezielle Textilien als Schallschutz inAutos herstellt. Nach einem Verlust von63 Mio. Euro soll 2006 ein positivesKonzernergebnis eingefahren werden.

Salzburg AG plant 200Erdgastankstellen

Die Salzburg AG startet österreichweitmit Erdgas-Tankstellen und will das Netzbis 2010 auf 200 Anlagen ausbauen. MitAgip Austria konnte dafür der erste inter-nationale Konzern ins Boot geholt wer-den. In Salzburg werden derzeit 12 Erd-gas-Tankstellen betrieben, bis Ende 2006sollen drei dazukommen. Außerhalb Salz-burgs sollen es heuer 30 werden, dann

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Degussa Water Chemicals geht an Ashland. ©

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AMI positioniert sich in Abu Dhabi.

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Lanxess will 2006 positiv abschließen.

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LH Erwin Pröll startet Kunststoffrecycling in Kematen.

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sollen 40 bis 50 weitere pro Jahr folgen.Neben Agip kooperiert die Salzburg AGauch mit dem Linzer TankstellenbetreiberStiglechner (Shell, IQ) sowie einigen klei-neren Betreibern. Gespräche gebe esauch mit der OMV. Die Salzburg AG bietetdabei Planung, Behördenverfahren,Finanzierung, Bau und Inbetriebnahmeder Tankstelle sowie das dazugehörigeErdgas an.

Österreich hat nochCO2-Einsparbedarf

Österreich muss noch 10 Mio. t CO2

einsparen, um Kyoto-konform zu werden.Die bisherigen in der Klimastrategie fest-gelegten Maßnahmen bringen die Ausstö-ße 2010 laut Umweltbundesamt aufeinen Stand von 78 Mio. t CO2, vorgese-hen sind aber 68 Mio. t. Besondersungünstig wirkt sich in Österreich vorallem der Tanktourismus mit rund 6 Mio.t aus. Durch Maßnahmen der Klimastra-tegie 2002, die bis Anfang 2005 in Kraftgesetzt wurden, werden bis 2010 Treib-hausgasemissionen von rund 8 Mio. t ver-mieden. Weitere 7 Mio. t sollen über

Joint Implementation- und Clean Deve-lopment-Projekte erreicht werden. Dazukommen Maßnahmen, die bereits in deralten Klimastrategie vorgesehen sind und5 Mio. t bringen sollen.

Wietersdorfer expandiert

Die Wietersdorfer Gruppe hat 2005 denUmsatz um mehr als 20 % auf 580 Mio.Euro gesteigert – 2006 werden 605 Mio.Euro angepeilt. Die in der Zement-, Kalk-

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Tradition trifft InnovationAVEVA lädt ein zur Achema 2006

30 Jahre PDMS – Erfolg als Tradition

Wir möchten Sie recht herzlich einladen, uns in Halle9.2, Stand H26-H28 zu besuchen und mit uns einenganz besonderen Anlass zu feiern: 30 Jahre PDMS – 30Jahre Innovation, Qualität, Kontinuität und somit AVEVAals IHR Partner rund um die richtige IT-Lösung für IhrUnternehmen.

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Produktion mit AVEVA – Erfolg durch Innovation

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Ein Besuch in der AVEVA „Produktionshalle“ bietet einewillkommene Abwechslung zum Messealltag. Drinks, ge-konnt gemixt, aus dem Reagenzglas genossen – eineBesonderheit aus dem Messelabor – ganz exklusiv fürunsere Standbesucher.

Wir freuen uns, Sie persönlich begrüßen zu dürfen inHalle 9.2, Stand H26-H28.

Frankfurt am Main15. - 19. Mai 2006

Halle 9.2, Stand H26-H28

Wir präsentieren Ihnen auf der Achema unsere Lösungen für den Plant Lifecycle:

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Rohre tragen bereits zu 40 % des

Wietersdorfer-Umsatzes bei.

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Salzburg AG will Erdgasabsatz via Tankstellen forcieren.

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Besonders der Verkehr sorgt für massive

Treibhausemissionen.

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und Rohr-Produktion (Poloplast undHobas) tätige Gruppe wuchs zu einem Vier-tel durch Zukäufe – vorrangig im Alpe-Adria-Raum. Erfolgreich würden die Ge-schäfte in den Nachfolgestaaten Jugosla-wiens laufen, sowohl bei Baustoffen alsauch bei Rohren. Hier sei der Nachholbe-darf deutlich zu spüren. Für die weitereExpansion in Südosteuropa wurde eineHolding in Kroatien gegründet. Sorgenbereitet den Kärntnern der Emissionshan-del: Pro Tonne produziertem Kalk sei mit 1 t CO2 zu rechnen, beim Zement sei dasVerhältnis 1:0,7.

Scherings Brautheißt Bayer

16,5 Mrd. Euro gaben den Ausschlag:Die Bayer-Offerte für die Schering AG über-traf das konkurrierende Angebot von Merckdeutlich. Und Bayer-Chef Werner Wenningist überzeugt: „Mit der Kombination beiderUnternehmen entsteht ein Healthcare-Schwergewicht von internationalem Rang.Der Zusammenschluss ist die besteLösung, um dem Pharma-StandortDeutschland wieder mehr Geltung zu ver-schaffen.“

Die Pharmasparte von Bayer würde durchdie Übernahme das Portfolio erheblich aus-bauen und die Ertragskraft deutlich verbes-sern. Bis 2009 will Wenning die EBITDA-Marge bei Bayer HealthCare von 19 auf 25% steigern – er erwartet Synergieeffekte vonjährlich 700 Mio. Euro ab dem dritten Jahr.Demgegenüber stünden Restrukturierungs-kosten von rund 1 Mrd. Euro.

„Bayer-Schering-Pharma“ belegt Rang12 der internationalen Healthcare-Rang-liste. Mit dem Erwerb würde Bayer seinenUmsatzanteil mit Facharztprodukten vonderzeit 25 auf rund 70 % steigern. Bayer-Schering-Pharma soll auch eine führendePosition im Biotech-Bereich einnehmen: InForm von Scherings Top-Medikament Beta-feron gegen Multiple Sklerose, dem Präpa-rat Leukine zur Unterstützung des Immun-systems im Rahmen der Krebstherapiesowie dem von Bayer gentechnisch herge-stellten Faktor VIII namens Kogenate. Nachder Übernahme hätte Bayer-Schering-Phar-ma 4 Projekte im Registrierungsprozess,19 in Phase III, 14 in Phase II sowie 17 inPhase I.

Finanzieren will Bayer die Übernahmemit Anleihen, Krediten sowie der Veräuße-rung von H.C. Starck und Wolff Walsrodeaus dem Bereich Bayer MaterialScience.

Greiner erzielt 8 %Umsatzplus

Die oberösterreichische Greiner Grouphat den Umsatz 2005 – rein organisch –um 8,4 % auf 819 Mio. Euro erhöht.Greiner Packaging erzielte dabei 28,7 %des Umsatzes, 24,8 % wurden von Grei-ner Bio-One (Bio-One Preanalytics, Bio-One Bioscience und Mediscan) beigesteu-ert, den Rest lieferte die Beteiligung anEurofoam. Heuer rechnet das Familien-unternehmen, das im vergangenen Jahr6.466 Mitarbeiter an weltweit 106Standorten beschäftigte, mit einemUmsatzplus von 10 %.

Blockbuster, MarkeBoehringer Ingelheim

Boehringer Ingelheim hat seinenWachstumskurs 2005 fortgesetzt: DerUmsatz kletterte um 17 % auf 9,5 Mrd.Euro, das EBIT verbesserte sich um 40 %auf gut 1,9 Mrd. Euro. Damit war Boehrin-ger Ingelheim unter den großen internatio-nalen Pharmaunternehmen 2005 daswachstumsstärkste – der durchschnittlichePharmamarkt konnte nur um 6 % zulegen.

Mittlerweile hat das Unternehmen einenWeltmarktanteil von etwa 2 % und liegt iminternationalen Vergleich auf Rang 14. Undnicht nur das – mit Spiriva (gegen COPD)hat Boehringer Ingelheim auch den erstenBlockbuster am Markt. Auch Micardis(gegen Bluthochdruck) sowie Sifrol (gegenParkinson) sind künftige Wachstumstreiber.

In Österreich hat Boehringer Ingelheim2005 – bei einer Exportquote von 60,8 %– den Umsatz um 11 % auf 388 Mio. Eurogesteigert. Und zwar vor allem dankZuwächsen in Russland, Tschechien undUngarn. Neue Büros sowie das mit Investi-tionen von 21 Mio. Euro in Wien entste-hende Biologie-Forschungsgebäude werdendemnächst eröffnet. Neue Substanzensowie die Ursachen bösartiger Tumore sol-len dort untersucht werden. Als Krebsfor-schungszentrum des Unternehmensverban-des haben die Wiener in den vergangenenJahren bereits 6 Substanzen in die Ent-wicklung gebracht, wovon sich 3 derzeit inPhase II befinden.

Berliner Schering-Headquarters sollen die künftige

Zentrale von Bayer-Schering-Pharma werden.

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Boehringer Ingelheim: Operative Rendite liegt bei 20,2 %.

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Greiner erwartet stetes Wachstum.

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Linz wird Kunststoff-Hochburg Borealis baut Linz zum internationalen Forschungszentrum aus. DasLand Oberösterreich und die Johannes Kepler Universität in Linzunterstützen die Forschungsvorhaben nach Kräften.

Das Land Oberösterreich hat zwar keine Elite-Uni, dafür aber einenKunststoff-Cluster, den alle bewundern. Auch der Weltkonzern Borealiskommt gerne nach Linz: Nach der beschlossenen Verlegung der Kon-zernzentrale von Kopenhagen nach Wien, folgte nun die Entscheidung,Linz zum weltweiten Zentrum der Borealis-Forschung auszubauen.Dafür werden bis 2011 rund 25-30 Mio. Euro in Linz investiert.Zudem wird das Forschungspersonal von derzeit 120 um 80 Mitarbei-ter aufgestockt.

Bereits jetzt befindet sich neben Finnland, Norwegen und Schwe-den einer der vier internationalen Borealis-Forschungsstandorte inLinz. Und zwar mit Schwerpunkt Polypropylen – für den Automotive-Bereich wird hier eine Pilotanlage zur Entwicklung technischer Com-pounds betrieben.

Strukturen. Das Land Oberösterreich lockte mit gewichtigen Argu-menten: 18,7 Mio Euro werden in die bestehenden Forschungseinrich-tungen inivestiert, um die Etablierung der notwendigen akademischenStrukturen zu ermöglichen. Gemeinsam mit der Universität Linz sollen

auch an der Montanuni Leoben die kunststofftechnischen und poly-merwissenschaftlichen Ausbildungs- und Forschungsprogramme for-ciert werden. Weiters sollen die Forschungs- und Lehrbereiche an denFachhochschulen verstärkt werden sowie eine Schwerpunktsetzung fürden Bereich Additive & Füllstoffe am Transfer Center für Kunststoff-technik in Wels erfolgen. Im Gegenzug wird Borealis rund 3,5 Mio.Euro für gemeinsame Forschungsprojekte mit diesen Forschungsein-richtungen locker machen.

Borealis wird heuer weitere 6 bis 7 Mio. Euro in neue Anlagen undLabors im finnischen Porvoo investieren, um dort die Effektivität derKatalysator- und Prozessforschung zu erhöhen. Die Innovation Centresin Bamble (Norwegen) und Stenungsund (Schweden) sollen vereintwerden, dafür soll ein Innovation Centre in Abu Dhabi entstehen.

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Oberösterreichs LH Josef Pühringer ist sich einig mit OMV-Vorstand Gerhard Roiss:

Kunststoff-Forschung hat Zukunft in Linz.

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OMV forciert die LehrlingsausbildungDas OMV-Bildungszentrum in Gänserndorf ist um eine Facette attraktiver geworden. Ab sofort können künftige

Raffinerie-Mitarbeiter an einer zweistöckigen Rektifikationsanlage trainieren. Der Prozess wird dabei via Siemens

Prozessleitsystem SIMATIC PCS7 geführt und überwacht. Markus Zwettler

Allmählich kommen die Schichtarbei-ter der Destillier- und Fraktionieranlagenin der Raffinerie Schwechat in die Jahre.Entsprechend sorgt die OMV jetzt fürNachwuchs und forciert ihr Ausbildungs-programm. Ausgebildet werden die neuenLehrlinge im Weinviertel – dort, wo auchdie OMV Exploration & ProductionAustria GmbH ihren Sitz hat.

Rund 9 Mio. Euro hat sich die OMVdas neue Bildungszentrum Gänserndorfkosten lassen – im Herbst 2003 wurde essamt Lehrwerkstätte eröffnet. WalterVock, der Leiter der Lehrlingsausbildung,erzählt: „Wir bilden derzeit insgesamt 83Lehrlinge in den Berufen Chemieverfah-renstechnik, Elektrobetriebstechnik sowieProzessleittechnik aus. Dazu stellen wirinsbesondere eine ,Industrielandschaft’ zurVerfügung, die jetzt um eine Rektifika-tionsanlage im Trainingsmaßstab erweitertwurde.“

„Industrielandschaft“ im Wachsen: Hier der „zweite Stock“ der neuen Rektifikationsanlage in Gänserndorf.

Walter Strahammer erklärt seinen Lehrlingen die Anlage.

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Thermische Trennung. Die 350.000Euro-Anlage fraktioniert ein Gemisch aus Ethanol und Wasser in Form der ther-mischen Trennung. Walter Strahammer,der ,Trainer’ an der Anlage, erklärt denVorgang: „Die Anlage macht sich die unterschiedlichen Siedepunkte von Ethanol (78 ° C) und Wasser (100 ° C) zu nutze.Entlang der Füllkörperkolonne verdampftdas Gemisch verschieden schnell – dasEthanol kann so am oberen Ende abge-schieden werden, während das Wasser wie-der zurückträufelt.“ Die Anlage in Glasausführung ist eine Einzelanfertigung

des Mainzer Anlagen-bauers QVF. Die elektrische Aus-rüstung der Anlageund das Prozessleit-system SIMATICPCS 7 wurden vonSiemens geplant undausgeführt.

Die neue Rektifi-kationsanlage ist abernicht nur für künfti-ge Raffinerie-Mitar-beiter eine interessan-te Spielwiese. Es gibtauch schon konkreteAnfragen branchen-verwandter Betriebe,die die Anlage zur

Ausbildung ihrer Produktionsmitarbeiternutzen wollen.

Die „Industrielandschaft“ im Bildungs-zentrum Gänserndorf soll in den nächstenJahren noch wachsen. Zwei bis drei weitereAnlagen sind geplant. Neben der OMVwerden derzeit auch Lehrlinge für dieBorealis, Kremsmüller und modulweise fürdie EVN ausgebildet. Ab 2007 wollen dieGänserndorfer auch die Lehrabschluss-prüfung in Chemieverfahrenstechnikabhalten – bis dato musste die OMV dazuihre Lehrlinge stets nach Linz zur AMIschicken.

Ausbildung im Wandel. Ausgebildetwird in Gänserndorf bereits seit 1960. Mehrals 1500 Lehrlinge wurden seitdem in 20verschiedenen Berufen zum Facharbeiterausgebildet. Neben den kaufmännischenBerufen waren das anfangs vor allem Schlos-ser, Mechaniker und Elektroberufe. Mit derzunehmenden Automatisierung folgte dieAusbildung zum Prozessleittechniker. Neu-erdings stehen die Chemieverfahrenstechni-ker wieder hoch im Kurs. „Wir werden heu-er 30, vielleicht sogar 45 neue Lehrlinge auf-

DER PROZESS:

Während der Rektifikation verdampftdas Ethanol-Wasser-Gemisch entlangder Füllkörperkolonne (1). Diese istzur Oberflächenvergrößerung mit sogenannten Raschig-Ringen gefülltund sorgt so für einen optimiertenWärmeaustausch, was die Trennfä-higkeit erhöht. Das leichter siedendeEthanol wird anschließend über denKondensator (2) abgetrennt, wäh-rend das Wasser in den „Sumpf“zurück geführt wird. Das SiemensProzessleitsystem SIMATIC PCS 7(4) kontrolliert den gesamten Prozess via PROFIBUS PA (3) – auch in der Ex-Zone.

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nehmen“, sagt Vock. Die Lehrausbildung inGänserndorf hat sich in den letzten Jahrenstark gewandelt. Zum einen bildet dieOMV nur mehr jene Mitarbeiter aus, die sieam Arbeitsmarkt nicht bekommt – kauf-männische Lehrlinge werden also nichtmehr ausgebildet. Zum anderen haben nun-mehr auch die Frauen die einstmalige Män-nerbastion „Raffinerie“ erobert: Aktuellwerden die ersten drei Mädchen als Lehrlin-ge ausgebildet. Und Strahammer sieht das

äußerst positiv: „Wir haben eine Kehrtwen-dung im Umgang erlebt!“

Die Entscheidung für Siemens als Auto-matisierungslieferant fiel aufgrund derhohen Funktionalität des Leitsystems, einereinfachen und sicheren Prozessführung undanderer erfolgreicher PCS 7 Projekte inner-halb der OMV. Zum Einsatz kam modern-ste Feldbustechnologie zur Vernetzung derFeldgeräte innerhalb der Ex-Zone 1 unddem Leitsystem. Die Parametrierung und

die Diagnose der intelligenten Feldgerätewird zentral über das Softwaretool SIMA-TIC PDM durchgeführt. „Besonders dieeinfache und intuitive Bedienung von PCS7, ist ideal für den Schulungsbetrieb geeig-net“, so Strahammer.

Walter Vock: „Experte oder Lehrling sein – derzeit

die einzigen Wege, in die OMV zu kommen.“

SIMATIC PCS7:

Das Siemens ProzessleitsystemSIMATIC PCS 7 kontrolliert den gesamten Prozess der neuen Rektifi-kationsanlage mit zahlreichen Durchfluss-, Füllstands-, Druck- und Temperaturmessgeräten. In derFeldebene kommunizieren dieseMess-Systeme ebenso wieEingabe/Ausgabe-Baugruppen,Antriebe und Ventile über ein einheit-liches Bussystem – parallel geführterKabelaufwand entfällt dadurch voll-ständig. Die Datenübertragung undEnergieversorgung der Feldgeräte inder Ex-Zone 1 wird über den PROFI-BUS PA realisiert.

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Die ACHEMA2006 steht untereinem guten Stern:Sowohl aussteller- alsauch besucherseitigwird ein Plus erwartet.Denn erstmals trifftdie Messe auf ein

k o n j u n k t u r e l l e sUmfeld, dessen Vor-zeichen aufwärts

gerichtet sind, wie der DECHEMA-Vorsitzende Alfred Oberholzes ausdrückt. Rund 4.000 Aussteller werden auf 140.000 m2 in 10Messehallen und im Freigelände ihre Neuheiten und Exponatepräsentieren.

Als Leitveranstaltung für die Ausrüster der Chemischen In-dustrie und aller stoffumwandelnden Industriezweige lockt dieMesse auch heuer internationales Publikum an: Mehr als 40 %der Aussteller kommen aus dem Ausland. Insbesondere aufstei-gende Länder aus dem asiatischen Raum und aus Osteuropaverstärken heuer ihre Präsenz auf der ACHEMA.

Die stärksten Ausstellungsgruppen bilden wieder Pumpen,Kompressoren und Armaturen (rund 20 % Ausstelleranteil) sowiedie Labor- und Analysetechnik (15 %). Dahinter folgen die Aus-stellungsgruppen Thermische und Mechanische Verfahren, Anla-genbau, Mess-, Regel- und Prozessleittechnik sowie Pharma- undVerpackungstechnik.

Biotech-Know-how. Mit rund 1.500 Ausstellern aus demBereich Umweltschutz und 1.100 aus dem Bereich Biotechnik istdie ACHEMA auch die umfassendste Veranstaltung für den pro-duktionsintegrierten Umweltschutz bzw. für Biotech-Verfahren –jeder dritte ACHEMA-Besucher gibt als Interessenschwerpunktdie Umweltschutztechnik an, ähnliches gilt für die Biotechnolo-gie.

800 Vorträge runden die Veranstaltung ab. Dem Zertifikate-handel, REACH, Eliteuniversitäten und dem Ende des Ölzeital-ters ist jeweils eine Podiumsdiskussion gewidmet.

Schwerpunkt Supply Chain. 2006 wird den Serviceanbieternfür die Prozessindustrie ein besonderer Schwerpunkt eingeräumt.Logistik- und Supply-Chain-Kosten stellen mit einem Anteil von 8 bis 12 % am Umsatz einen bedeutenden Anteil der Produk-tionskosten dar und bieten damit erhebliche Einsparpotenziale.Distributionsnetzwerke, globaler Einkauf und Vertrieb oderStandortvorteile durch gute Infrastruktur können hier hilfreichsein. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die WirtschaftsregionenChina und Mittlerer Osten, zu denen eigene Wirtschaftsforenabgehalten werden.

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ACHEMA 2006: Die Leitmesse für Chemie & BiotechVom 15. bis 19. Mai öffnet die Achema in Frankfurt ihre Pforten – der Chemie

Report hat recherchiert, was die 200.000 Besucher erwartet.

200.000 Besucher werden heuer auf der ACHEMA erwartet.

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Die ACHEMA-Trends• Neue Pumpen erzielen Energieein-

sparungen bis zu 30 %. Immerwichtiger dabei: Störungsfrüherken-nung mittels Druck-, Temperaturund Körperschallsensoren. Wellen-dichtungslose Pumpen, die gefährli-che Medien transportieren, stelleneinen wachsenden Markt dar, derweltweit mit 200 Mio. Euro bezif-fert wird.

• Bei den Kompressoren ist dieAnpassung an schwankenden Bedarfdas Gebot der Stunde: Druckluft istteuer zu produzieren. Radialver-dichtersysteme erleichtern mittler-weile die Wartung und das Auf-rüsten.

• Paradigmenwechsel im Anlagenbau:Die klassische World-Scale-Anlageverliert an Bedeutung, da Projektedieser Dimension durch lange Bau-zeiten immer den Marktzyklenhinterherhinken. Auch ist ein Wech-sel von Mono- zur Mehrproduktan-lage festzustellen. Daneben werdenStrategien, bestehende Limitierun-gen zu umgehen, immer wichtiger.Prozesse sollen revolutioniert stattnur schrittweise optimiert werden,um eine höhere Raum-Zeit-Ausbeuteund eine effizientere Ressourcen-Nutzung zu erlangen.

• Kontrollmöglichkeiten, digitalePositioniermodule, intelligente Ven-tile und Analysegeräte erhöhen dieAnlagensicherheit und erlaubeneine effizientere Nutzung. Im Trend:Die Vereinheitlichung der Vielzahlan Alarmsystemen.

• Die Automatisierungstechnikgewinnt in allen prozessnahen Bran-chen an Bedeutung, der Weltmarktumfasst mittlerweile 55 Mrd. Euro.Sowohl die Automatisierung beste-hender Anlagen wie auch der kom-plette Neubau sind stark gefragt.Feldbustechniken haben dabei end-gültig den Durchbruch geschafft.

• Bei der Trenntechnik werdenMembrane wichtiger. Keramische,metallische und andere Membrane

können unterschiedliche Stoffe ausGasen oder Zucker bzw. Alkohol ausWasser filtern. Vor allem der Abwas-ser-Wiederaufbereitung wird in dennächsten Jahren ein weltweitesWachstum von 15 bis 20 % prophe-zeit. Die Nachfrage steigt vor allemin den Bereichen Ultrafiltration undUmkehrosmose – neue Elementekönnen bereits mit Anlagendrückenunter 7 Bar betrieben werden.

• Die Labor- und Analysetechnikwird noch von der massenselektivenDetektion dominiert, Labs on aChip warten noch auf den Durch-bruch. Größtes Innovationspotenzi-al wird der automatisierten Proben-vorbereitung bescheinigt.

• Weiße Biotechnologie: Währendder Anteil biotechnischer Verfahrenan der Produktion chemischer Pro-dukte derzeit gerade einmal 5 %beträgt, könnten es 2010 bereits biszu 20 % sein. Vor allem Aminosäu-ren, Vitamine und Enzyme werdenimmer häufiger mit Hilfe weißer Bio-

technologie produziert. Dabei gewin-nen Mikroreaktoren und mikroflui-dische Systeme wegen besserer Wär-meübertragung und einem besserenStoffübergang an Bedeutung.

• Schließlich gewinnen Nanopartikelseit zwei Jahrzehnten an Bedeutung.State of the Art sind derzeit Kohlen-stoff-Nanoröhrchen mit einer Ober-fläche von bis zu 1.500 m2/g. Einegeschätzte Eigenschaft ist ihre Zug-kraft, die trotz des sechsmal geringe-ren Gewichts beim 100-fachen vonStahl liegt. Derzeit hoch im Kurs:Polymer-Verbundstoffe, Halbleiter-Polierschlämme und hoch ent-wickelte Keramik.

• Bei den Verpackungen treiben vorallem Polymere und Additive diePreise. Aufwendige Verpackungenund eingearbeitete Sicherheitsmerk-male werden von der Pharmain-dustrie gewünscht, während dieFeinchemie ständig kleinere Ver-packungseinheiten fordert. In denStartlöchern: RFID.

Voll im Trend: Modulare Anlagen – flexible Produktion.

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Biotech-Praktiker von morgenDer Chemie Report hat mit der Fachhochschule fh-campus wien, Studiengänge Biotechnologie und Bioengineering,

diskutiert: Welche Erwartungshaltungen stehen welcher Realität gegenüber? Wird die Ausbildung den Anforderungen

der Wirtschaft gerecht? Markus Zwettler

Lernen an einer Fachhochschule: Haben Sie eigentlich das Gefühl,Studenten zu sein? Oder genießen Sie eher eine Art ,Lehrlingsaus-bildung’?

Moser: Durch die Voreinteilung der Stunden und Prüfungen istnatürlich die Schulform da – vom Niveau her ist dieser Bildungswegaber mit Sicherheit der Universität gleichzustellen.

Malainer: Der schulische Charakter der FH ist durchaus ange-nehm – Studenten und Lektoren lernen sich dadurch wesentlichbesser kennen. An der Uni sitzt man dagegen anonym im Hörsaalund ist dadurch auch gehemmter, Fragen zu stellen.

Stefan: Wir investieren in die Ausbildung deutlich mehr Stundenpro Woche als Studenten, die sich alles selber einteilen können.Dafür sind wir aber nach vier Jahren fertig.

Kautschitsch: Das klassische Studentenleben hat man an der FHeigentlich nicht, daher ist es auch gerechtfertigt, dass wir hier nachvier Jahren abschließen. Und zwar als Akademiker.

Glauben Sie, Ihr hier gelerntes Wissen in Österreich auch umset-zen zu können?

Malainer: Auf jeden Fall.Kautschitsch: Da in Österreich vor allem auf Titel geschaut wird,

könnte es als FH-Abgänger sehr wohl ein Problem werden, einenJob in der Biotech-Branche zu finden. Das ,FH-Anhängsel’ im Titelist hinderlich. Im Ausland ist das nicht der Fall: Dort zählt nicht derTitel, sondern das, was ich kann.

Moser: Mag sein, dass in der Forschung der Titel übergewichtigist, in der Produktion oder in der Qualitätssicherung aber wohl eher

Die Diskutanten: Erwin Heberle-Bors leitet den FH-Studiengang Biotechnologie, Diethard Mattanovich Bioengineering, Susanne Eywo ist seine Stellver-

treterin. Clemens Malainer hat den Schwerpunkt Wirkstoffchemie an der FH Biotechnologie gewählt. Susanna Kautschitsch hat nacheinigen Semestern von der Uni an die FH Biotechnologie gewechselt und sieht den Anreiz vor allem darin, nach vier Jahren fertig zu seinund später dennoch in die Forschung gehen zu können. Pamela Moser studiert im 6. Semester an der FH Bioengineering Verfahrenstech-nik und arbeitet nebenbei bei Baxter. Johanna Stefan ist im 2. Semester an der FH Bioengineering und findet die Kombination aus Qualitätsmanagement und Chemie einzigartig.

Pamela Moser: „FH-Niveau ist Uni-Niveau.“

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Susanna Kautschitsch: „Titel-Diskussion ist lähmend.“ ©

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nicht. Gerade bei den letzten beiden Bereichen könnte der FH-Titelsogar künftig hilfreich sein, eben weil diese Leute bereits Praxisbe-zug mitbringen. Uni-Abgänger bringen diese Berührungspunktemit der Wirtschaft nicht mit.

Kautschitsch: Es gibt auch an der FH genug kluge Köpfe, die gutin der Forschung aufgehoben wären, durch den FH-Titel aberbenachteiligt werden.

800 Genetik-Inskribenten stehen in Wien pro Jahr nur 50 neueArbeitsplätze in der Grundlagenforschung gegenüber. 750 Uni-Studenten müssen also auch „praktisch“ werden und konkurrierendann erst wieder mit Fachhochschülern. Verschiedene Titel, diegleichen Jobs. Wie geht das weiter?

Heberle-Bors: Eine wesentliche Motivation für die Etablierungder FH Biotechnologie war ja, die große Zahl an Uni-Studenten imBereich Biotechnologie/Molekularbiologie/Genetik zu kanalisieren.Biotechnologie ist derzeit einerseits ein Modestudium – zum ande-

ren erwartet mansich von diesemBereich sehr vielin der Zukunft.Die Medien sindauch sehrbemüht, dieseAufbruchst im-mung am Lebenzu erhalten. Das

grundsätzliche Problem, das wir dabei haben: Es wollen zu vieleHäuptlinge spielen – wir haben zu wenige Indianer. Soll heißen:Man träumt von biotechnologischen Erfindungen und was mannicht alles damit machen könnte – aber das sind letztendlich nicht

die Jobs. Jobs sind eher dem Alltag, der Industrie zugeordnet undeher produktions- und entwicklungsorientiert. Also galt es, gegen-zusteuern. Die FH hat nun das Entdecken der Universität überlas-sen, wir wollen dagegen diese Entdeckungen umsetzen. Die FH sollErfinder hervorbringen – Erfinder, die gleichzeitig auch Unterneh-mer sind und wissen, was der Markt braucht. Diese Differenzierunghaben die Schulabgänger noch nicht verstanden: Dass es neben derGrundlagenforschung auch deren Anwendung gibt.

Würden Sie sich zutrauen, ein Unternehmen zu gründen?Kautschitsch: Warum nicht? Wenn ich eine gute Idee hätte...Malainer: An der FH lernen wir gerade einmal betriebswirt-

schaftliche Basics – unser Wissen ist daher weit davon entfernt, umeine Firma gründen zu können. Ich würde es mir jedenfalls nichtzutrauen – jedenfalls nicht sofort nach dem FH-Abschluss.

Ist es auch die Vision der FH Bioengineering, ,Erfinder’ auszubilden?Mattanovich: Soft Skills wie betriebswirtschaftliches Wissen sind

sicherlich sehr wichtig. Allerdings glaube ich jetzt nicht, dass darausüber längere Sicht 40 Firmenneugründungen pro Jahr resultierenwerden. Das ist aber auch nicht die Intention. Der StudiengangBioengineering ist weit näher an der Produktion orientiert undrichtet sich daher eher an die Anforderungen der etablierten Bio-technologie, weniger an Start-ups. Und sich an die Industrie zurichten hat Berechtigung: Die Gefahr besteht in Westeuropa immermehr, dass Biotech-Produktionen in den Osten abwandern. In klas-sischen Bereichen wie Zitronensäure oder Antibiotika werden ost-asiatische Staaten demnächst den Weltmarkt beherrschen.

Es heißt: Wir brauchen mehr Leute in der Naturwissenschaft. Faktist denn auch: Momentan gibt es in Österreich nicht genug Jobs indiesem Bereich. Warum ist dem so?

Heberle-Bors: Grundsätzlich muss man Biotechnologie interna-tional verstehen, wir lehren nicht nur für den nationalen Markt. Im

„Die FH ist der perfekte Grundstein – ichhabe bereits während des ersten SemestersPraktika. Und ich habe schon jetzt eineintensive Vorstellung davon, was ich spätermachen möchte. An der Uni hätte ich die-ses Gefühl womöglich erst im achtenSemester.“ Johanna Stefan

Erwin Heberle-Bors: „Zu viele Häuptlinge, zu wenige Indianer.“

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Clemens Malainer: „FH vermittelt nur betriebswirtschaftliche Basics.“

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Gegenteil: Es ist sogar Teil, die Internationalität im Rahmen derAusbildung zu fördern – etwa durch vermehrten Einsatz der engli-schen Fachsprache. Aber es stimmt: Die etablierte Biotech-Industriein Österreich hat in den letzten Jahren nicht so viele Stellen geschaf-fen, wie wir uns das erhofft haben. Auch die Zahl an Start-ups bliebhinter den Erwartungen. Hier hat vor allem die Politik noch viel zutun. Es gibt zwar Agenturen, die bei der Unternehmensgründungbehilflich sind, aber ich habe den Eindruck, es werden zu vieleBürokratien geschaffen, dagegen jene Leute, die letztlich die Arbeitverrichten sollten, zuwenig Geld bekommen.

Mattanovich: Wir haben eine Lücke zwischen der Förderung derGrundlagenforschung und der Förderung industrieller Ent-wicklung. Und genau das blockiert Innovationen, die aus Grundlagenherauskommen könnten, aber nicht weiterverfolgt werden, weil dieBasisförderung dafür fehlt. Die Förderung einer technologischenForschung durch den FWF ist nur mit vielen Kniffen machbar, derRest basiert auf Unternehmensförderungen. Und diese Lückedazwischen führt eben dazu, dass es relativ wenige Neugründungenbis dato gibt.

Wie innig sind denn mittlerweile Ihre geschnürten Bande mit derIndustrie?

Mattanovich: Fachhochschulen haben den Auftrag bekommen,angewandte Forschung zu betreiben. Aus budgetären Gründen istdas freilich nicht ganz leicht, da unsere Budgets doch deutlich knap-per bemessen sind als die universitären. An der FH Bioengineeringist es jedenfalls gelungen, mit OPTIPRO ein relativ großes Projektim Rahmen des FHplus-Programmes zu bekommen, wo wir mit

Boehringer Ingelheim und Polymun an der Optimierung einer Pro-duktionsplattform für therapeutische Proteine arbeiten.

Was empfinden Sie negativ am FH-Studium?Kautschitsch: Es begegnen einem zahlreiche Vorurteile, die stö-

rend sind.Stefan: Störend ist weniger der verschiedene Titel bei Universität

und FH, sondern die permanenten Diskussionen darüber. Es ist einUnterschied da und den soll man auch merken.

Kautschitsch: Es gibt auch zahlreiche FH-Absolventen, die bessersind als Uni-Absolventen – die Diskriminierung ist einfach nichtangebracht.

Eywo: Man hätte den FH-Titel auch als Qualitätsmerkmal ver-stehen können. Da haben die Fachhochschulen sicherlich eineChance vertan.

Österreich diskutiert die ,Elite-Uni’. Ein Student muss sich ein bis-schen auf den Arm genommen fühlen?

Heberle-Bors: Ein Professor auch.

Stört Sie die Diskussion nicht?Mattanovich: Die Elite-Uni wird keine universitäre Ausbildung

anbieten – es wird also etwas ,Uni’ genannt, das gar keine ist. ,Spra-che definiert die Wirklichkeit’ hat Wittgenstein gesagt – er hätte beidieser Diskussion seine Freude gehabt.

Geht es nicht einfach darum, das Bildungssystem effizienter zumachen?

Mattanovich: Überhaupt nicht. In Österreich wollen einige Wis-senschaftler ein hochdotiertes Forschungsinstitut haben. Das istalles.

Heberle-Bors: Gugging ist mit Sicherheit kein M.I.T, kein ,Insti-tute of Technology’. Ein solches würden wir tatsächlich brauchen –nur darum geht es in Gugging nicht.

Naturwissenschaftlicher Fortschritt geht Hand in Hand mit besse-ren Instrumenten. Haben Sie den Eindruck, dass die Infrastruktureine adäquate ist?

Malainer: Ich bin erst der zweite Jahrgang dieses Studienganges.Die Ausbildung ist jetzt bereits eine gute, wird aber in den nächstenJahren mit Sicherheit noch viel besser werden.

Heberle-Bors: Hätten wir mehr Geld, würden wir sofort mehr indie Labors investieren, um der Industrie Forschungsaufträge anbie-ten zu können. Etwas, das uns unmittelbar zusätzliche Kompetenzbringen würde.

Grüne Gentechnologie wird in Österreichs Politik erfolgreichschlecht geredet. Ohne anerkannte Gentechnologie in der Land-wirtschaft fehlt aber ein Heimmarkt für eine Vielzahl grüner undweißer Biotechprodukte. Inwieweit würden die Jobchancen stei-gen, würde sich die Politik hier wandeln?

Stefan: Die Leute haben Angst davor, weil sie sich nicht ausken-nen. Derzeit wird mit diesen Ängsten das Thema noch niedergehal-ten. Aber die Gentechnologie wird sich früher oder später durchset-zen – auch in der Landwirtschaft.

Malainer: Ich glaube, dass wir gentechnisch veränderte Nah-rungsmittel in Österreich nicht brauchen, wir produzieren auch

Diethard Mattanovich: „Förderlücke zwischen Grundlagen und der Industrie ist zu

schließen.“

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jetzt schon Lebensmittel im Überfluss. Die Auswirkungen vonGVOs auf die Umwelt sind derzeit auch noch zu wenig erforscht.

Heberle-Bors: Die landwirtschaftliche Produktion wird sich mitSicherheit verändern, wobei die Diskussion rund um Biotech-Treib-stoffe der erste Schritt dazu ist. Hier ist ein riesiges Potenzial da.Zudem gibt es genug Länder, in denen sehr wohl eine Nahrungs-mittelknappheit herrscht – es ist wohl die ,europäische Krankheit’zu glauben, dass alle im Überfluss leben. Die Amerikaner produzie-ren auch im Überfluss, zeigen uns mit Gentech-Produkten aber vor,dass man damit wunderbar Geld verdienen kann – auf allen Ebenenlandwirtschaftlicher Produktion. Wir verbinden derzeit mit Gen-technologie aber nur die Vorteile für die Großindustrie und damitwird sie ins Eck gestellt.

Mattanovich: Die Leute haben überhaupt kein Problem, sich eingentechnisch verändertes Medikament injizieren zu lassen, verwei-gern aber gleichzeitig ein gentechnisch verändertes Nahrungsmittel.Das ist nicht rational. Ich glaube jedenfalls, dass der Ersatz erdölba-sierter durch Glukose-basierte Ressourcen ein enormes Potenzialbirgt. Nur: Dafür braucht es große landwirtschaftliche Anbauflä-chen, die mit dem Nahrungsmittel-Anbau konkurrieren. Und umhier dramatische Preissteigerungen zu vermeiden, braucht es Gen-technologie.

Und was wird in nächster Zukunft die Biotechnologie dominieren?Malainer: Ganz klar: Präventiv-Diagnostik und maßgeschnei-

derte Therapien für jeden einzelnen.Heberle-Bors: ,Small Molecules’ bringen den neuen Schwung –

die Molekularbiologie wird dabei ,nur’ dazu da sein, die Drug Tar-gets zu entwickeln, die eigentlichen Wirkstoffe kommen dagegenaus der klassischen organischen Synthesechemie. Und während an

der Uni immer weniger Chemie studieren wollen, scheint es bei unsganz gut anzukommen, dass wir die Molekularbiologie damitgekoppelt haben. Ich persönlich bin Pflanzengenetiker und glaubedaher, dass in nachwachsenden Rohstoffen eine große Zukunftliegt. Ich habe erst kürzlich ein gemeinsames Patent mit BayerCropScience angemeldet, wobei transgene Pflanzen übrigens keinetransgene Pollen an die Umwelt abgeben. Dabei haben wir die Glu-taminsynthase gentechnisch verändert, sodass die Pflanzen männ-lich steril wurden – werden sie dagegen wieder mit Glutamingespritzt, sind sie wieder fertil.

Kautschitsch: Der steigende Anteil der Biotechnologie in der Arz-neimittelproduktion.

Mattanovich: Biopharmazeutika sind sehr oft Ersatzproduktebestehender Arzneimittel. Was wir dagegen wieder vermehrt brau-chen, sind tatsächlich neue, chemisch synthetisierte Wirkstoffe.Natürlich gibt es für monoklonale Antikörper noch viele Anwen-dungen, die man untersuchen kann. Dennoch braucht es eine zwei-te Generation an Biopharmazeutika. Viel Potenzial sehe ich in der,Zelle als Produkt’: Sehr kleinräumige Produktionen – vom Patien-ten für den Patienten. Mittelfristig wird aber die weiße Biotechno-logie quantitativ viel wichtiger als der Gesundheitsbereich.

Moser: Rekombinante Produkte.Eywo: Der Großteil unserer Studierenden wird im Segment Qua-

litätsmanagement arbeiten. Und dieser Bereich wird noch weiterwachsen. Potenzial sehe ich zudem in der Weiterentwicklung vonHefesystemen.

Stefan: Ich weiß nur: Wenn man gut ist, findet man immer eineArbeit.

Johanna Stefan: „Gentechnik-Ängste resultieren aus Unkenntnis heraus.“

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Susanne Eywo: „Nachfrage nach Qualitätsmanagern wird noch zunehmen.“

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Biotech-Report 2006: Europa auf KursDie weltweiten Einnahmen der Biotechs stiegen 2005 um 18 %, so der Biotech-Report 2006 von Ernst & Young.

In Europa ist die lange Restrukturierungsphase zu Ende.

Der europäische Biotech-Sektor istgenesen: Mit 3,2 Mrd. Euro wurde 2005soviel frisches Kapital wie nie zuvor vonden europäischen Biotechs angelockt. UndEuropa hat im Vorjahr auch bei den Bör-segängen von 8 auf 23 zugelegt und damiterstmals die USA (13) überholt. Die IPOsder Biotechs in Europa spielten 2005 ins-gesamt 560 Mio. Euro ein – 2004 warenes nur 291 Mio. Euro. Die Marktkapitali-sierung der europäischen Biotechs hat sichdamit um 26 % auf 43 Mrd. Euro erhöht.

Für die Experten von Ernst & Youngsteht jedenfalls fest: Die Biotechnologiehat sich nach 30 Jahren zu einer globalenIndustrie entwickelt, die fest am Bodensteht und solide Finanzkennzahlen auf-weise. Es ist eine Industrie, die mittlerwei-le 63 Mrd. Dollar Umsatz mit mehr als250 Produkten erzielt. 4.200 Companies,die jedes Jahr rund 20 Mrd. Dollar in dieForschung investieren und seit einigenJahren ihre Umsätze konstant um 17-18% in die Höhe fährt, sodass sie sich insge-samt bereits der Profitabilität nähert.

The Art of Capitalizing. Das „Pri-cing“ neuer Medikamente war und bleibtdabei das dringlichste Problem: Wie sollenneue Entwicklungen finanziert werden?Die aufkeimende asiatische Biotech-In-dustrie ist daher vielfach eine willkommeneOption, Forschungs- und Produktionsko-sten einzusparen. Und nicht nur das – ins-besondere China und Indien (vor allemdurch den Patents Act) werden zuneh-mend auch als Absatzmärkte interessant.

Um dem „Loch“ in der Frühphasenfi-nanzierung zu begegnen, wird zwischenBiotechs bzw. zwischen Biotechs undPharmafirmen derzeit gerne fusioniert.Und zwar nicht zuletzt deshalb, weil auchdie großen Pharma-Companies nach neu-en Produkten Ausschau halten müssen:Nachdem 2004 erstmals seit 1976 dieBlockbuster-Umsätze zu sinken begannen,war 2005 das Jahr, in dem der Patent-Aus-lauf Produkte mit einem Wert von rund23 Mrd. Dollar betraf. Kein Wunder also,dass 2005 und Anfang 2006 Johnson &

Johnson, Pfizer, Takeda, Roche, Novartis,AstraZeneca und GSK Zukäufe im Bio-tech-Segment gemacht haben.

Volle Pipeline. In den USA sindbereits 18 monoklonale Antikörper zuge-lassen, die mehr als 13 Mrd. DollarUmsatz einspielen, weitere 28 befindensich in Phase III. Zu rechnen ist heuer miteinigen „Antisense“-Molekülen ebensowie mit Fortschritten bei der RNA-Inter-ferenz dank small interfering RNA (siR-NA) – Sigma-Aldrich und Dharmaconentwickeln derzeit die ersten syntheti-schen RNA-Bibliotheken, um Gen-Expressionen schneller und zielgenauerunterdrücken zu können. Dank Vogel-grippe boomt derzeit auch die Impfstoff-Forschung. Und die Targeted Medicine ist

mit der Zulassung erster Diagnose-Kitsein Stück mehr Wirklichkeit geworden –der AmpliChip CYP450 von Roche undder Invader UGT1A1 von ThirdWaveerlauben es, individuelle Gentests durch-zuführen, um Nebenwirkungen vonMedikamenten ausschließen zu können.Schließlich wurde mit BiDil von Nitro-Med das erste „personalisierte“ Medika-ment zugelassen – das Mittel gegen Herz-fehler wirkt besonders bei Afroamerika-nern.

Insgesamt haben die Biotechs im Vor-jahr 32 neue Produkte von der FDA zuge-lassen bekommen, 58 befanden sich Ende2005 in Begutachtung. Die europäischeBiotech-Pipeline war 2005 insgesamt mit523 Produkten gefüllt, 84 davon in PhaseIII.

Land Präklinisch Phase I Phase II Phase III Total

UK 64 39 72 36 211

Schweiz 51 8 23 27 109

Dänemark 19 7 21 3 50

Deutschland 15 9 10 5 39

Frankreich 14 7 12 3 36

Schweden 8 6 6 5 25

Österreich 6 2 1 1 10

Israel 2 1 4 1 8

Belgien 5 1 2 0 8

Finnland 5 0 1 1 7

Niederlande 4 1 0 1 6

Norwegen 0 2 2 1 5

Irland 1 1 2 0 4

Island 0 1 2 0 3

Italien 2 0 0 0 2

Total 196 85 158 84 523

Europas Biotech-Pipeline Ende 2005:

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30 Jahre Biotech – Die Highlights1970 bis Mitte 1980: Die Anfangsjahre• 1970 Schweizer und US-Forscher entdecken Restriktionsenzyme.• 1971 Cetus wird gegründet – sie wird später die Polymerase Ketten

Reaktion (PCR) erfinden und in Chiron aufgehen.• 1972 In den USA wird das erste rekombinante Molekül

zusammengesetzt.• 1974 Das „Cut & Paste“ der DNA wird von Cohen & Berg in

den USA perfektioniert.• 1975 Gensequenzierungs-Techniken werden erfunden. Damit

wird gleichzeitig der Weg frei für monoklonale Antikörper.• 1976 Swanson & Boyer gründen in San Francisco Genentech –

6 Tage, nachdem Apple Computer gegründet wurde – unddamit die moderne Biotech-Industrie. Zwei Jahre später klonensie menschliches Insulin in E. Coli, weitere zwei Jahre spätergehen sie mit Furore als erstes Biotech an die Börse.

• 1978 Mit Biogen wird das erste europäische Biotech gegründet.• 1980 Amgen, Calgene und Genetic Systems werden gegründet.• 1981 Die ersten transgenen Tiere werden produziert (Mäuse).• 1982 Rekombinantes menschliches Insulin – Humulin – wird

das erste industrielle Biotech-Produkt. Erster rekombinanterImpfstoff für Nutztiere wird entwickelt.

• 1983 Amgen geht an die Börse, das HI-Virus wird isoliert unddie PCR eingeführt.

1990 bis 1997: Kommerzialisierung• 1990 Das 3 Mrd. Dollar schwere Human Genome Project star-

tet. Roche übernimmt die Mehrheit an Genentech. Erstmalswird eine Gentherapie am Menschen erprobt. Erste transgeneMilchkuh (GenPharm).

• 1991 Die Forschung an DNA-Microarrays beginnt.• 1994 Das erste Brustkrebs-Gen (BRCA1) wird entdeckt.• 1995 Das erste Genom eines frei lebenden Organismus wird

sequenziert (Hemophilus influenzae bacterium).• 1996: Dolly, das Schaf: Das erste Säugetier wird geklont.• 1997: Die ersten menschlichen Chromosomen werden kreiert.

Mit Rituxan wird die erste auf Antikörpern basierende Krebs-therapie zugelassen.

1998 bis 2002: „Genomics Bubble“ • 1998 Erste Isolierung menschlicher Embryonen-Stammzell-

Linien. Craig Venter gründet Celera Genomics, um dasmenschliche Genom schneller zu sequenzieren. Herceptin wirddie erste zugelassene Antikörper-Therapie für Brustkrebs. Dererste therapeutische Agent wird via Antisense-Technologie ent-wickelt.

• 1999 Das Human Genome Project sequenziert das erstemenschliche Chromosom. Die EU verbannt gentechnisch ver-änderte Lebensmittel.

• 2000 Das „Working Draft“ des Human Genome Projects wirdpubliziert. „Golden rice” wird entwickelt. Die Biotechs erklim-men ihre All-Time-Highs.

• 2001 Out: Genomics und Plattformen. In: Produkte auf abseh-bare Zeit.

• 2002 Genom-Sequenzen von Malariaparasiten aufgeklärt.Deutschland verabschiedet Gesetz gegen die Stammzellfor-schung.

2003 bis heute: Reife Märkte • 2003 Das Human Genome Project wird abgeschlossen. Pro-

dukt-Zulassungen nehmen sprunghaft zu. Biogen und IDECfusionieren zu Biogen Idec. In Deutschland schließt der NeueMarkt die Pforten.

• 2004 In China wird die erste Gentherapie erlaubt. Mit Avastinvon Genentech wird das erste anti-angiogenische Medikamentgegen Krebs zugelassen – 2009 wird dem Medikament einUmsatz von 7 Mrd. Dollar alleine in den USA prognostiziert.

• 2005 Das erste Genom einer Feldfrucht wird sequenziert – Reisist die primäre Nahrungsquelle von zwei Drittel der Menschheit.

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Sperrstunde für Krebszellen

Ein Forscherteam rund um den Molekularbiologen Josef Penningeridentifizierte ein Molekül, das entscheidend an der Entstehung vonKnochenmetastasen beteiligt ist. Sie sind zuversichtlich, derenAusbreitung nun hemmen zu können.

In Untersuchungen an Mäu-sen fanden die Wissenschaftlerein Protein namens RANKL,das mit Rezeptoren von Krebs-zellen in Verbindung steht.Tumore der Brust, der Prostataund der Haut werden so zumEinwandern in den Knochenangeregt. Die Hoffnung istnun: Ein bereits bekannterWirkstoff, der die Aktivität vonRANKL hemmt, könnte dieEntstehung von Knochenmeta-stasen bremsen.

Damit wurde die „Seed andSoil“-Hypothese bestätigt: Schonvor 120 Jahren vermutete man,dass gewebespezifische Moleküleim Spiel sind, die Tumorzellen

anlocken und damit etwa Knochen besonders fruchtbar für ausgesäteBrustkrebszellen machen. Josef Penninger und sein Team konntenbereits 1999 das Gen RANKL als wichtigsten Faktor beim Knochenab-bau identifizieren. Im Jahr darauf fanden sie eine weitere Funktion desGens: In der Schwangerschaft regt es das Wachstum der Brustdrüse an,indem es Epithelzellen stimuliert. Da auch Brustkrebs von den Epithel-zellen ausgeht, vermuteten sie einen Zusammenhang. Die Forscheruntersuchten daher Knochenmetastasen bei Mäusen mit Hautkrebs.

Sie behandelten einen Teil der Tiere mit Osteoprotegrin (OPG),einer Substanz, die als RANKL-Hemmer bekannt ist. Unbehandel-te Mäuse entwickelten Sekundärtumore in Röhrenknochen, Wir-beln, Eierstöcken, Nebennieren und Gehirn, die Wucherungen inder Wirbelsäule führten schließlich zu Lähmungserscheinungen.Bei OPG-behandelten Mäusen kam es dagegen zu einer wesentlichgeringeren Metastasierung in Knochen und Wirbeln – Lähmungenwurden nie beobachtet.

Das heißt: Zellen epithelialer Tumore, wie Prostata- oder Brust-krebs, produzieren ein Rezeptormolekül RANK. Diese Zellen wan-dern bevorzugt zur Quelle des Proteins RANKL in den Knochen.Das System RANK/RANKL entspricht damit der „Seed and Soil“-Hypothese.

Online-Infos zu klinischen StudienUm den Zugang zu klinischen Studien zu verbessern, hat die

International Federation of Pharmaceutical Manufacturers & Asso-ciations ihr Online-Angebot erweitert. Suchbegriffe können nebenEnglisch nun auch in Deutsch eingegeben werden. Bei falschgeschriebenen Wörtern werden korrigierte Vorschläge sowie medizi-nische Fachausdrücke für gängige Krankheitsbegriffe angeboten,einschließlich der Namen von Arzneimitteln.

www.ifpma.org/clinicaltrials

Upgrade der SuchmaschinenDie Suche nach wissenschaftlicher Literatur via Google ist nun

auch auf Deutsch als Beta-Version gestartet: scholar.google.dedurchkämmt akademische Verlage, wissenschaftliche Artikel,Zusammenfassungen von Büchern sowie Diplomarbeiten und Dis-sertationen. Berücksichtigt werden dabei Quelle, Autor und dieHäufigkeit der Verwendung des Textes als Zitat. Microsoft betreibtmit academic.live.com seit April ebenfalls einen Wissenschafts-Suchdienst.

Neues Public Health-PortalDetaillierte Online-Infos über die Auswirkungen vektorgebun-

dener Krankheiten in aller Welt bietet nun BASF Agricultural Pro-ducts. Vorgestellt werden Initiativen und Projekte zur Bekämpfungvon Schädlingen, die für die Verbreitung von Krankheiten wieMalaria, Dengue-Fieber, Drakunkulose und Gelbfieber verantwort-lich sind. Das Engagement der BASF und ihrer Partner im humani-tären Bereich wird ebenso präsentiert wie die kommerziellen Erfol-ge der BASF. www.basfpublichealth.com

Online: Das Sun Grid Compute Utility

Das „Informa-t ionskra f twerk“von Sun Microsy-stems geht in denUSA ans Netz: Freiverfügbare Rechen-leistung für 1 Dol-lar je CPU undStunde werden ins-besondere der LifeScience-Brancheangeboten. DerZugang dazu wirddabei über ein ein-faches Portal

ermöglicht. Suns „Informationskraftwerk“ eignet sich für rechenin-tensive Anwendungen aus den Bereichen Finanzen, Öl- und Gasin-dustrie, Life Sciences, Automotive oder Electronic Design. „Sun istder erste und einzige Anbieter, der ein glaubwürdiges Angebot einerGrid Utility über das öffentliche Internet macht“, so der Sun-COOJonathan Schwartz. www.network.com

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IMBA-Chef Josef Penninger ist opti-

mistisch, die Lebensqualität von

Krebspatienten zu verbessern.

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Jonathan Schwartz: „On-demand-Computing ist Wirk-

lichkeit – es genügen Kreditkarte und Webzugang.“

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Metastasen – entstanden durch die Streuung von Krebszellenin entfernte Körperregionen – töten wesentlich mehr Menschenals Primärtumore, die häufig einer Operation zugänglich sind.Knochengewebe scheint besonders anfällig für die Ansiedlungvon Metastasen zu sein. 70 % der Frauen mit fortgeschritte-nem Brustkrebs und 84 % der Prostatakarzinom-Patientenentwickeln im Spätstadium Knochenmetastasen.

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Tumorstammzellen: Schlüssel zur Krebstherapie

Wissenschaftler am Wiener IMBA erforschen, wie aus StammzellenTumore entstehen. Ihre jüngsten Erkenntnisse eröffnen neue Möglichkeiten für selektive Krebstherapien.

Aus einer Stamm-zelle wird ein bösarti-ger Zelltyp, wirdschließlich ein töd-licher Gehirntumor:Der Molekularbiolo-ge Jürgen Knoblichkonnte nun erstmalsnachweisen, dass dasFehlen eines einzigenGens namens „Brat“für den zellulärenSupergau verantwort-lich ist. „Dieses Pro-tein ist ein Wachs-tumsfaktor und sorgtnormalerweise dafür,dass Stammzellensich planmäßig ent-wickeln und teilen.Fehlt er, so gerät dasSystem außer Kon-trolle – es entstehtKrebs“, so Knoblich.

Am IMBA widmet er sich dem Konzept der Tumorstammzellen.Die Theorie: Tumore bestehen keineswegs aus einem einheitlichenHaufen wildgewordener Zellen, sondern sind wie Organe ausunterschiedlichen Zelltypen hierarchisch aufgebaut. Die Basis bil-den Stammzellen, die jeden Zelltyp im Tumorgewebe erzeugenkönnen. Die Entdeckung der Tumorstammzellen stellt konventio-nelle Krebstherapien in Frage.

Im Normalfall teilt sich eine Stammzelle in zwei unterschiedli-che Tochterzellen. Eine davon spezialisiert sich und übernimmtgewebespezifische Aufgaben. Die andere behält ihren Stammzell-charakter und sorgt weiterhin für geregelten Zellnachschub. Diesesensible Balance wird auf molekularer Ebene durch Wachstumsfak-toren kontrolliert. Das IMBA-Team untersuchte zahlreiche dieserProteine und stieß auf Brat und sein ganz besonderes Verhalten:Bei der Teilung einer Stammzelle wird Brat nämlich asymmetrischnur in einer der beiden Tochterzellen konzentriert. Dort verhindertes weiteres Wachstum, während die andere Zelle fortfährt, sich zuteilen.

Neben diesem charakteristischen Mechanismus ist Brat auchinteressant, weil das entsprechende Protein nicht nur in Fruchtflie-gen, sondern auch in menschlichen Zellen nachgewiesen werdenkonnte. Weitere Experimente müssen nun klären, ob die molekula-ren Abläufe im menschlichen Gewebe die gleichen sind wie in derFliege. Ein Brat-ähnliches Protein wurde jedenfalls schon längerverdächtigt, an der Tumorentstehung mitzuwirken.

Novelix: Niederlassung in WienDas US-Biotech Novelix will in den nächsten Monaten in Wien

eine Zweigstelle eröffnen, um hier klinische Studien für Krebsmedi-kamente durchzuführen. Die Austrian Business Agency hat Novelixbei den Vorbereitungen für den Schritt nach Wien unterstützt.Novelix arbeitet seit 2004 an neuen Krebsmedikamenten, insbeson-dere gegen Lungen- und Dickdarmkrebs. Ziel der Forschungen istein Medikament, das Krebs zu einer „chronischen Krankheit“ wieDiabetes machen könnte, die zwar nicht heilbar, aber beherrschbarsei. Novelix überlegt auch einen Börsengang in den USA oderKanada. In den nächsten fünf Jahren werden rund 26,3 Mio. Eurozur Entwicklung der Medikamenten-Vorstufen gebraucht.

Affiris schließt Serie A abDas auf maßgeschneiderte Impfungen spezialisierte Wiener Bio-

tech Affiris hat die Finanzierungsrunde der Serie A abgeschlossen.Die MIG-Verwaltungs-AG wird mit ihren MIG Fonds 8,5 Mio.Euro investieren und meilensteinbasierte Zahlungen leisten. DerImpfstoff gegen Alzheimer „AD-1“ soll Ende 2006 in die Phase Ieintreten. Für den Aufbau eines zweiten Standbeines will Affirisauch einen Impfstoff gegen Atherosklerose entwickeln.

Intercell forscht mit japanischer Brauerei

Intercell ist mit der pharmazeutischen Division der japanischenBrauerei Kirin eine Partnerschaft zur Entwicklung monoklonalerAntikörper gegen schwere Infektionen, die durch Streptokokkuspneumoniae hervorgerufen werden, eingegangen. Streptokokkuspneumoniae ist ein Bakterium, das vor allem Kleinkinder und ältereMenschen befällt. Invasive Pneumokokken-Erkrankungen wie Lun-genentzündung, Bakteriämie und Meningitis verursachen weltweitmehr Todesopfer als alle anderen durch Impfstoffe vorbeugbarenKrankheiten zusammen.

Im Zuge der Vereinbarung erhält Kirin die weltweiten Rechtezur Entwicklung und Vermarktung von Antikörpern, die gegenAntigene gerichtet sind, die mit Intercells Antigen Identifikations-Programm (AIP) entdeckt wurden. Diese Technologie identifiziertAntigene, die in Impfstoffen schützend wirken, aber auch passendeZiele sind, um die Ansteckungsfähigkeit von Pathogenen zublockieren. Im Gegenzug hat Intercell Anspruch auf Meilenstein-zahlungen in Höhe von insgesamt 40 Mio. Euro und erhält Lizenz-gebühren aus künftigen Produktverkäufen. Zusätzlich werdenIntercell alle Entwicklungskosten erstattet.

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Das Gehirn einer Fruchtfliege (Fotomontage) während

der Entwicklung: Im Normalfall (li.) bilden wenige

Stammzellen (rot) die vielen Nervenzellen (grün).

In Abwesenheit des Brat-Gens können Stammzellen

keine Nervenzellen mehr produzieren. Sie verwandeln

sich in Tumorstammzellen, die das Gehirn über-

wuchern.

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NovaCaps gehen in die industrielle Produktion

Austrianova hat eine neue Industrieanlage in Betrieb genommen:Mit der Herstellung der NovaCaps unter GMP-Bedingungen konnteweltweit zum ersten Mal gezeigt werden, dass die Verkapselunglebender Zellen im industriellen Maßstab machbar ist.

Der Aufbau des Produktionsprozesses gelang mit Investitionenvon 6 Mio. Euro und dauerte 2,5 Jahre. Die jährliche Herstellkapa-zität beträgt nun 40.000 Einheiten. Miltenyi Biotec unterstützte Aus-trianova dabei mit Know-how auf dem Gebiet der GMP-Herstellungund stellt geeignete Produktionsräumlichkeiten in Frankfurt zur Ver-fügung. Mit der Herstellung von NovaCaps im Industriemaßstaberfüllt Austrianova eine der Voraussetzungen für die Genehmigungzum Start der europäischen Zulassungsstudie, der Anfang 2007

geplant ist. „Aus-trianova hateinen wichtigenMeilenstein aufdem Weg zumDrug Delivery-Unte rnehmender nächstenG e n e r a t i o nerreicht“, so Aus-t r i anova-ChefThomas Fischer.

Das Verfahrenzur Verkapselunglebender Zellenist auch im Labor

einzigartig. Den Prozess fit für die industrielle Produktion zu machen,war alles andere als einfach: So musste Austrianova Schlüsselgeräte,die für das GMP-taugliche Verfahren nötig sind, selbst planen undbauen, da keine geeigneten am Markt erhältlich waren.

NovaCaps: Drug Delivery der nächsten Generation.

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Upscaling dank Know-how von Miltenyi Biotec.

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NovaCaps bringen genetisch veränderte Zellen direkt an einensoliden Tumor. Die Zellen werden verkapselt, um sie bei derApplikation vor dem Immunsystem des Patienten zu schützen.Weiters werden sie gentechnisch derart verändert, dass sie einEnzym produzieren, welches das Chemotherapeutikum – demPatienten in seiner inaktiven Form injiziert – vor Ort in seineaktive Form überführt.

Größtes EU-Forschungsprojekt zur Krebsdiagnostik

Rechtzeitige und optimale Krebstherapien will das jetzt gestartete EU-Forschungsprojekt OVCAD (OVarian CAncer Diagnosis) vorantrei-ben. Proteine, Gen-Veränderungen und RNA sollen dabei identifiziertwerden, die Aussagen über den Krankheitsverlauf zulassen.

Nicht alle Krebspatienten sprechen gleich auf eine Therapie an.Doch erst der Tumor liefert nach einiger Zeit Auskunft darüber: Ister geschrumpft, so war die Therapie erfolgreich, ist er weiter gewach-sen, hat sie versagt – und der Patient lebenswichtige Zeit verloren.Diese Schwäche im Therapiekonzept soll nun beseitigt werden.

Auf molekularer Ebene: Molekulare Marker wie Proteine, Gen-Veränderungen und RNA erfahren bei Krebserkrankungen spezi-fische Anpassungen, die bereits im frühen Tumor-Stadium nachweis-bar sind. OVCAD soll dazu nun eine systematische Untersuchungspeziell für den Eierstockkrebs durchführen. Gerade bei Eierstockkrebsist die Wirksamkeit klassischer Diagnoseverfahren sehr eingeschränkt:Bei 75 % der Betroffenen erfolgt die Diagnose erst in einem spätenStadium. Zwar wird seit einigen Jahren auch ein Biomarker, das Gly-koprotein CA125, zur Diagnose herangezogen, doch ist dessen Aussa-gekraft limitiert. Die 15 Gruppen aus 6 Ländern werden an der Medi-

zinischen Uni Wien koordiniert. Mit einem Budget von 4,2 Mio.Euro für drei Jahre stellt OVCAD das größte europäische Einzelpro-jekt zur frühzeitigen Krebsdiagnose dar.

Molekulare Marker entstehen bereits während der Frühphase des Tumorwachs-

tums. Sie ermöglichen sowohl eine frühe Diagnose von Resterkrankungen als auch

des Wachstums von Primärtumoren.

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BIO 2006 in Chicago bricht alle Rekorde

Zahlreiche Interessierte aus aller Welt nutzten von 8. bis 12. April in Chicago die Gelegenheit, wichtige Vertreter der österreichischen Life Science-Szene auf der bisherbesucherstärksten BIO zu treffen.

Mit 19.500 Teilnehmern aus 62 Ländern und mehr als 1.700 ausstellenden Firmen undOrganisationen übertraf die 14. Konferenz der amerikanischen Biotechnology IndustryOrganization alle bisherigen Besucherrekorde. Michaela Fritz, Geschäftsführerin von LifeScience Austria Vienna Region (LISA VR) über die Messe: „Für die österreichischen Unter-nehmen sind die Networking-Möglichkeiten der wichtigste Grund, um zur BIO zu fahren.Wir hoffen, dass wir mit unserem Service, dem Event ,Dance with LISA’ und dem traditio-nellen BIO-Abendessen einen Beitrag für einen angenehmen und erfolgreichen Messebe-such der Wiener Firmen leisten können.“

Neben Baxter und Boehringer Ingelheim waren Apeiron Biologics, Austrianova, Eucodis,Fibrex, F-Star, Greenhills Biotechnology, Intercell, onepharm, Oridis Biomed und Sanoche-mia präsent. Insbesondere die jüngeren Unternehmen profitierten vom Gemeinschaftsstandder Außenwirtschaft Österreich. Auch das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA)nahm am weltweit wichtigsten Stelldichein der angewandten Biotechszene teil. Außer LISAVR waren die Niederösterreichischen und Steirischen Cluster mit einem eigenen Stand ver-treten. Im Rahmen des Vortragsprogramms der BIO 2006 referierte Intercells CSO Alexan-der von Gabain über die Herausforderungen in Asien, die sich bei seinem Phase III-Impfstoffgegen das JE-Virus stellen.

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- Wo wird wie viel Druckluft verbraucht?- Verluste durch undichte Stellen?- Wo lässt sich wie viel einsparen?

z.B. testo 6740:� Elektronische Messung der Druckluft-Feuchte

- Entspricht die Druckluft-Qualität?- Arbeitet der Trockner richtig?

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Messgeräte für Druckluft-Anlagen

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Österreichs Biotech-Szene präsentierte in Chicago.

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Die nächste BIO wird von 6. bis 9. Mai 2007 in Boston unter dem Motto „Science Con-verges, Business Emerges“ stattfinden. Voraussichtlich wird die Außenwirtschaft Öster-reich wieder einen Gemeinschaftsstand organisieren. Interessenten aus der Vienna Regionkönnen sich bereits jetzt bei der LISA VR Clustermanagerin Sabine Ecker voranmelden([email protected]).

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Hoffnungsträger moderne MedikamenteBedrohen ökonomische Zwänge den Fortschritt in Forschung und Therapie? Ein Symposium vom Forum der

forschenden pharmazeutischen Industrie und dem Europäischen Forum Alpbach diskutierte darüber in Wien.

„Europa ist nicht mehr das Zentrum für pharmazeutische Inno-vation. 1990 bis 2004 stiegen die Investitionen in Forschung undEntwicklung (F&E) in den USA doppelt so schnell wie in der EU.F&E verlagert sich zunehmend in die USA, neue Herausforderun-gen stellen sich mit aufstrebenden Ländern wie Indien und China.“So beschreibt Christian Siebert, Leiter des Referats zur Wettbe-werbsfähigkeit der pharmazeutischen Industrie und Biotechnologieder Europäischen Kommission nüchtern die aktuelle Situation. Ale-xander von Gabain, Gründer des Biotech-Unternehmens Intercellin Wien schildert den Blickwinkel der Biotech-Branche: „In denUSA gibt es knapp fünf Mal mehr private Investition als in der EU,annähernd doppelt so viele Patente werden in den USA vergeben.Die finanziellen Mittel in Europa sind viel zu gering, um das durch-aus vorhandene Potenzial hierzulande zu nutzen.“ Warum stehendie USA um so vieles besser da als Europa? Was beeinflusst oderbehindert hierzulande die Einführung innovativer Arzneimittel?

Franz B. Humer, Präsident der Europäischen Föderation derVerbände der pharmazeutischen Industrie, meint, Gründe für dienachteilige Situation in Europa zu kennen: „Gesundheits- undIndustriepolitik sind nur noch in Großbritannien und der Schweizim Gleichgewicht, ansonsten herrscht in Europa das Primat derKostendämpfung – die Preise für Pharmaprodukte werden als erstesbeschnitten, wenn es um Einsparungen im Gesundheitssystemgeht.“ Der Nutzen neuer Arzneimittel werde nicht genügendbetont, ihre Zulassung dauere zu lange, das bei Generika angewand-te Preissystem sei innovationshemmend, meint Humer weiter. So ist

2006 in Europa die Einführung von 36 Arzneimitteln geplant, dreidavon sind neu, bei allen anderen handelt es sich um Generika.

Warum ist die Pipeline der Pharmaunternehmen in Europanicht voll? Innovation sei nicht planbar und geht in Wellen, meintHumer. „Produkte aus Gentechnik und der Genomforschung dau-ern länger als ursprünglich erwartet, denn das System der For-schung ist komplexer geworden: jede Frage wirft zehn neue Fragenauf und neue Technologien müssen in die Prozesse erst eingebautwerden.“ Dies brauche Zeit. Doch sei derzeit beispielsweise bei derBehandlung von Krebserkrankungen ein Quantensprung zu ver-zeichnen, bei anderen Erkrankungen gehe es Schritt für Schritt. Sei-nem Gefühl nach sei man in Entwicklung und Forschung „ganzknapp daran, völlig neue Wege zu gehen“, was sich beispielsweise inder engen Kooperation der Pharmaindustrie mit der Biotech-Bran-che zeige. Die prädiktive Pharmakologie und Toxikologie würdeneue Möglichkeiten bringen. Perspektiven würden sich in weiterhingroßen Fortschritten in der Onkologie, weiters bei Stoffwechsel-krankheiten wie Diabetes, bei Entzündungen und bei Infektions-krankheiten abzeichnen.

Einig sind sich die Vertreter aus Pharmaindustrie, Sozialversiche-rung und Politik in folgenden Punkten: (1) Im Fokus muss derPatient stehen. (2) Fortschritt ist erstrebenswert. (3) Das in Europaausgeprägte Solidarsystem muss beibehalten werden. Wie jedochInnovationen angekurbelt werden sollten – darüber gibt es durchausMeinungsverschiedenheiten.

Christian Siebert: „Europas Pharmabranche hat Nachholbedarf.“

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Franz B. Humer: „Preissystem bei Generika ist innovationshemmend.“

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Hildrun Sundseth, die als Leiterin der Europäischen Krebs-Patienten Koalition (EPPC) in Brüssel die Interessen von Krebspatienten in der europäischen Gesundheitspolitik vertritt,unterstreicht die Forderung, den Patienten in den Mittelpunktaller Bestrebungen zu stellen: „Krebs-Patienten wollen sich in früheklinische Studien einklinken – sie sind oft deren letzte Hoffnung.Wenn Forschungszentren aus der EU abwandern, gibt es keinePhase I und Phase II Studien und damit keine Teilnahmemöglich-keiten mehr.“ Sundseth fordert auch, dass Patienten bald mög-lichst über neue Medikamente informiert werden und ihnen früh-zeitig Zugang verschafft wird.

Aus Sicht der Pharmaindustrie braucht es für Innovation undFortschritt ein angemessenes Preissystem mit niedrigem Umsatz-steuersatz. Es seien weiters Überlegungen zu Selbstbehalten,Selbstzahlung und Distribution anzustellen. Und wichtig sei auchein freier Markt bei den Generika. Schließlich sei das Problemfeldder Parallelimporte anzupacken. Humer ist der Ansicht, dieDiskussion zwischen Industrie und Regierung müsse auf eine bes-sere Basis gestellt werden. Bei der Forschungsförderung sei einelangfristige Planung über einen Zeitraum von 15-20 Jahren not-wendig.

Für Hauptverband-Vorsitzenden Erich Laminger stehen alsEinkäufer naturgemäß Sicherheit, Qualität und Kostenminimie-rung im Vordergrund. Dies bedeutet für ihn, dass jeweils nur dasMittel zugelassen werden soll, das „den erforderlichen Nutzen mitdem geringsten Aufwand“ verspricht.

Clemens Auer, Kabinettschef von GesundheitsministerinRauch-Kallat legt ein „volles politisches Bekenntnis zu innovati-ven Arzneimitteln“ ab. Diese seien wichtig für den medizinischenFortschritt und den Forschungs- und Entwicklungsstand. Sie hät-

ten – Stichwort Standortfaktor und Beschäftigung – eine großeBedeutung für die Volkswirtschaft, eine Tatsache, die in deröffentlichen Diskussion zugegebenermaßen unterbelichtet sei.„Trotzdem müssen neue Arzneimittel leistbar bleiben und der evi-denz-basierte Einsatz ist notwendig,“ betont Auer.

Die Bedeutung der relativen Wirksamkeit von Arzneimittelnsieht auch die so genannte G-10-Arzneimittelgruppe der EU-Kommission, die im Rahmen der Ziele der öffentlichen Gesund-heit an Empfehlungen zur Förderung von Innovation und Wett-bewerbsfähigkeit arbeitet, als einen der kritischen Bereiche: Hiersei eine effiziente Zusammenarbeit mit dem Bereich Health Tech-nology Assessment (HTA) wichtig, weil in jedem Land nurbegrenzt finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Einen Schwer-punkt zur Beurteilung von neuen Arzneimitteln stellt somit diegebündelte, wissenschaftliche und kritische Bewertung mit Stan-dardprozeduren dar. Genau daran entzündet sich ein Streit mitder Industrie. Humer ist die Entwicklung im HTA-Bereich einbesonderer Dorn im Auge. HTA wird seiner Ansicht nach nurdazu verwendet, Medikamente nicht zuzulassen. Und er droht:„Wenn ein Europäisches Institut für HTA eingerichtet wird, wirdes in Europa in 10 Jahren keine einzige Forschungszentrale mehrgeben – Großunternehmen sind beweglicher als man glaubt.“

Die EU-Kommission hat zur Bearbeitung der kritischen Berei-che unter Einbeziehung aller 25 EU-Mitgliedsstaaten ein Pharma-zeutisches Forum eingerichtet, das sich sowohl mit der Qualitätvon Informationen für Patienten, als auch mit der relativen Wirk-samkeit von Arzneimitteln und dem Thema Preisbildung befasst.Erste Ergebnisse der Arbeitsgruppen sind im September 2006 zuerwarten. Der Top-Down-Ansatz ist sicher notwendig. Notwendigwären aber auch gebündelte nationale Initiativen – auch in Österreich.

Hildrun Sundseth: „Ohne Forschungszentren gibt es keine Phase I- und II-Studien.“

Erich Laminger: „Erforderlichen Nutzen mit geringstem Aufwand ermöglichen.“

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Gegen Antibiotikaresistente Kranken-hauskeime stellen dieMedizin vor einwachsendes Problem.Einer der bekanntenKeime, Pseudomonasaeruginosa, ist be-sonders aggressiv undverursacht lebensbe-drohliche Blutvergif-tungen sowie schwereLungeninfektionen.Ihm soll im Rahmeneines „Vienna Spot ofExcellence“ (VSOE)zu Leibe gerückt wer-den: Pelias und dieChirurgische Univer-sitätsklinik der Uni-versität Freiburg wol-len gemeinsam einenImpfstoff gegen Pseu-domonas aeruginosazur Marktreife ent-wickeln. Die Partner-

schaft der beiden wurde PAVC – Pseudomonas Aeruginosa VaccineConsortium – getauft und erhält als eines von drei Projekten einenTeil des 5,3 Mio. Euro großen Fördertopfs des VSOE-Programmsdes Zentrums für Innovation und Technologie .

Wissenschaftlicher Leiter des neuen PAVC ist Bernd-Ulrichvon Specht von der Chirurgischen Universitätsklinik in Freiburg.„Unsere Arbeitsgruppe hat bisher 20 Jahre Entwicklungsarbeit fürdiesen Impfstoff geleistet“, betont von Specht die Vorarbeit, aufder nun gemeinsam mit den Wiener Biotechnologen aufgebautwerden soll. „Unser Konsortium wurde gegründet, um den vonunserer Arbeitsgruppe bereits entwickelten Impfstoff gegen P.aeruginosa einer kommerziellen Verwertung zuzuführen.“ Jetztsollen möglichst rasch Untersuchungen an Mäusen durchgeführtwerden, um in Folge in das klinische Studienprogramm eintretenzu können.

Problemkeim. „P. aeruginosa ist ein Problemkeim in der Kli-nik“, so von Specht. Die besonders aggressiven Keime „verstecken“sich in Leitungswasser, im Waschbecken, Spülmaschinen und sogarin Desinfektionsmitteln und verursachen Sepsis sowie schwere Lun-geninfektionen. „Vor allem Patienten unter künstlicher Beatmung,Brandverletzte, Mukoviszidose-Patienten sowie Patienten unterChemotherapie sind von der Infektion bedroht. Und die Resistenzdieses Keims gegen Antibiotika verhindert oft die Behandlung.“

Insbesondere Infektionen bei Patienten mit Pneumonien oderMukoviszidose sind schwierig zu bekämpfen, da diese ein veränder-tes Lungensekret aufweisen. In diesem zähflüssigen Schleim könnensich die Keime der körpereigenen Abwehr entziehen.

Prävention. Der Ansatz der PAVC-Arbeitsgruppe beruht aufPrävention: „In Tierversuchen konnte in verschiedenen Modellendie Wirksamkeit unseres Impfstoffes gegen die wichtigsten Ausprä-gungen einer Pseudomonas-Infektion, nämlich Pneumonie undSepsis, von uns gezeigt werden", führt von Specht aus. Eine intra-muskuläre Impfung führte zu Antikörpern vom IgG-Typ, die fürden Schutz gegen eine Sepsis erforderlich sind. Die Anwendung desImpfstoffes in der Nase der Versuchstiere führte wiederum zu Anti-körpern von IgA-Typ, welche für den Schutz gegen Pneumonienerforderlich sind.

Zur Testung wird eine Reihe von Technologien eingesetzt.„Wichtigste Einrichtung ist dabei eine spezielle SPF-Tierhaltungmit Infektionsräumen nach L2-Standard“, erklärt Pelias-ChefMathias Grote. Der Luftdruck in diesen Infektionsräumen ist soregelbar, dass keine Keime nach draußen gelangen können – überspezielle Abluftfilter wird die Luft von Bakterien gereinigt. Darüberhinaus werden Geräte zur Anzucht und Bestimmung von Bakteriensowie für die Antikörperbestimmung (ELISAreader) eingesetzt. ViaDurchflusszytometrie werden schließlich die Eigenschaften der Zel-len bestimmt. Grote und von Specht gehen davon aus, dass bereits2007 mit der Phase II bei Verbrennungspatienten begonnen werdenkann. Ziel ist die Zulassung des Impfstoffes Ende 2009 .

www.zit.co.at/foerderungen

Einen Impfstoff gegen den Krankenhauskeim Pseudomonas aeruginosa zur Marktreife zu bringen – das ist das

Ziel des PAVC, einer Partnerschaft zwischen der Wiener Pelias AG und der Chirurgischen Universitätsklinik der

deutschen Universität Freiburg. Hannes Stieger

Gesucht: Impfstoff gegen P. aeruginosa

Bernd-Ulrich von Specht: Will bis 2010 einen

Pseudomonas-Impfstoff am Markt haben.

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Glycyrrhizin? Interdisziplinäre Entwicklungsarbeit!

„Ein kompliziertes Molekül, zwei chemische Institute und dannnoch eines auf dem Gebiet der Virologie.“ Bernhard Küenburg bringtsein Projekt auf den Punkt. Sein 2005 gegründetes Unternehmenonepharm ist der Industriepartner eines von drei kürzlich gegründe-ten „Vienna Spot of Excellence“. Die vom Zentrum für Innovationund Technologie unterstützte Partnerschaft hat sich die Entwicklungneuer antiviraler Wirkstoffe auf die Fahnen geschrieben.

Das komplizierte Molekül ist Glycyrrhizin – ein Naturstoff, deraus der Süßholzwurzel gewonnen wird und eigentlich seit vielenJahren bekannt ist. Trotzdem wurde Glycyrrhizin noch nie syste-matisch chemisch verändert, um die Wirkung zu optimieren. Erstvor kurzem gelang es einem Forschungsteam um Jindrich Cinatl ander Universität Frankfurt, der Verbindung eine hohe Aktivitätgegen SARS nachzuweisen – neben einer bereits bekannten Wir-kung gegen Influenza. Cinatl ist heute wissenschaftlicher Beratervon onepharm und wird bei dem geplanten „Optimierungs-Pro-gramm“ des Moleküls mitarbeiten. Küenburg erklärt: „Glycyrrhi-zin ist eine organische Verbindung, die aus einem kompliziertenTriterpen-Teil und einem Di-Glucuronsäurerest besteht. VielePositionen der Verbindung bieten sich für eine chemische Modifi-kation an. Von diesen neuen Varianten erhoffen wir uns, dass siepharmakologisch noch aktiver sind oder noch selektiver wirken alsdie Originalsubstanz.“

Die Synthesearbeit erfolgt dabei an der Wiener BOKU sowie derTU Wien. Dort sind sechs Mitarbeiter unter der Leitung von PaulKosma (Boku) damit beschäftigt, am Kohlenhydratrest Modifika-tionen vorzunehmen bzw. an der TU unter Ulrich Jordis direkt amTriterpen zu arbeiten. onepharm koordiniert das Screening durchImmunologen und Virologen. Und „die Wahrscheinlichkeit istgroß, da etwas zu finden,“ sagt Küenburg. Es gehe aber auchdarum, im Laufe der Tests die Funktionen der einzelnen Teile desGlycyrrhizins für seine Wirkung besser verstehen zu lernen. Durchdiesen Erkenntnisgewinn kann es künftig leichter fallen, gezieltnach aktiveren Verbindungen zu suchen.

Gut dotierter Fördertopf2,7 Mio. Euro beträgt das Gesamtvolumen des über drei Jahre

laufenden Projektes. Die Hälfte davon wird vom Zentrum für Inno-vation und Technologie zugeschossen, den Rest bringen das Unter-nehmen und die Universitäten in Form von Eigenleistungen undim Fall von onepharm auch in Form von Geldmitteln ein. Küen-burg ist damit hochzufrieden: „Wir bewegen uns da schon in derGrößenordnung von EU-Projekten.“

Die Finanzierung war aber nicht einfach aufzustellen: Eine Vor-aussetzung dafür war die Gründung einer eigenen Gesellschaft mitden beiden Universitäten, deren Gremien erst zustimmen mussten.Der bürokratische Aufwand war anfangs hoch, aber: „There is nofree lunch.“ Rund 150 neue Verbindungen will onepharm jährlichgenerieren und testen. Man erwartet sich, dass 10 bis 15 davon sogute Ergebnisse in vitro erzielen, dass man sie auch im Tiermodell

testen kann. Das Ziel des gesamten Projektes ist, eines oder mehrereMoleküle für die präklinische und klinische Entwicklung zu erhal-ten. 2009, nach Auslaufen des Projektes plant onepharm den Startder Entwicklung eines Wirkstoffes für die Zulassung als Medika-ment. 2012 will man dan einen Kandidaten durch die Phase IIgebracht haben und in Lizenz geben.

Antivirales SchnupfenmittelSo interessant das Glycyrrhizin-Programm wissenschaftlich ist,

so weit ist es noch vom Markt entfernt. Wesentlich näher an derProduktreife ist onepharm mit Elivir, einem Wirkstoff mit dem dasUnternehmen ein antivirales Nasenspray entwickeln will. Damitkönnte es gelingen, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das ein-erseits die Entzündung der Nasenschleimhaut zurückbildet undgleichzeitig antiviral wirkt. „Schnupfen dauert dann nicht mehracht bis zehn Tage, sondern vielleicht nur mehr zwei.“ Elivir befin-det sich gerade in der präklinischen Phase. 2008 will man es nachAbschluss der klinischen Phase II auslizenzieren.

www.zit.co.at/foerderungen

onepharm beschäftigt sich mit der Entwicklung neuer Arzneimittel im Bereich viraler Atemwegserkrankungen. Unter

anderem entwickelt man ausgehend von bekannten Naturstoffen in einer Kooperation mit zwei Wiener Universitäten

einen Wirkstoff gegen SARS und Vogelgrippe. Wolfgang Schweiger

Bernd Küenburg: Will 150 neue Verbindungen jährlich austesten.

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Zellstrukturen dreidimensional sowohl auf zellulärer als auch aufmolekularer Ebene sichtbar zu machen – das ist der Schlüssel zumVerständnis fundamentaler biologischer Prozesse. Die unter demweitläufigen Begriff der „Nanobiologie“ zusammengefasste For-schungsrichtung haben das IMP und das IMBA jetzt nach Wiengeholt. Und zwar in Form eines Vienna Spot of Excellence namens„Center of Molecular and Cellular Nanostructure Vienna“(CMCN): In den nächsten fünf Jahren soll hier das Verständnis derFunktionsweise von Zellen und des Designs der zellulären Baustei-ne erhöht werden. Das Projekt wird zur Hälfte vom Zentrum fürInnovation und Technologie finanziert.

3D-Strukturen. Wissenschaftlicher Leiter des neuen CMCN istThomas C. Marlovits von der Yale School of Medicine. Im Zuge desCMCN will er die dreidimensionale Struktur und die Funktionsweisemolekularer Komplexe aufklären, die in der Pathogenese von bakte-riellen Infektionen eine Rolle spielen. So werden beispielsweise mole-kulare Komplexe untersucht, die bei der Kontrolle der Zellteilung –die bei der Bildung von Tumorzellen entscheidend ist – eine wichtigeRolle spielen. Im Zuge des Forschungsprojekts soll auch die Markie-rung und Identifizierung dieser Komplexe technisch vorangetriebenwerden. „Die Zelle, als kleinste Einheit des Lebens betrachtet, bestehtnicht nur aus einer willkürlichen Anordnung von einzelnen Baustei-nen, sondern setzt sich zum Großteil aus geordneten, größeren Kom-plexen zusammen, die sehr spezifische Funktionen innerhalb der Zelleeffizient ausführen“, so Marlovits. Diese Komplexe, darunter beispiels-

weise Ribosomenund Proteaso-men, werdenauch „molekulareM a s c h i n e n “genannt.

In Yale hatsich Marlovitsmit der funda-mentalen Fragedes Einschleu-sens von bakte-riellen Giftstof-fen in die Zellebeschäftigt: Wokann eingegrif-fen werden, umeine bakterielleInfektion zu ver-hindern? „Dazuist es beispiels-weise notwendig zu verstehen, welche Formen ein so genannterneedle complex einnehmen kann und wie es möglich ist, dass etwa200 verschiedene Proteinketten zu einer hochgeordneten supramo-lekularen Struktur zusammenfinden.“

Blickwinkel. Wichtigstes Tool der Forschungsarbeit im Rahmendes CMCN ist die so genannte Kryoelektronenmikroskopie. Dabeiwerden isolierte Molekülkomplexe im Größenbereich von etwa 10Nanometer aufwärts in Lösungen eingebracht, in denen sie teilweisenoch vollkommen funktionsfähig sind. Danach werden sie ultra-schnell tiefgefroren. „Man erhält ,schockgefrorene’ Moleküle, dievollständig hydratisiert sind und als solches im Elektronenmikroskopbei Temperaturen von unter minus 170 Grad Celsius betrachtet wer-den können“, so Marlovits. „Wir sind dabei in der Lage, die Molekü-le von verschiedenen Seiten her direkt zu betrachten und auch dieinneren Teile festzuhalten.“

Die Synthese der Bilder aus den verschiedenen Blickwinkelnerlaubt die Rekonstitution in ein dreidimensionales Modell, ähnlichwie bei einem Computertomografen. „Wir verwenden nur sehr gerin-ge Elektronendosen – das gewährleistet, dass das Material kaumStrahlungsschäden ausgesetzt ist und wir daher sehr detailgerechteModellstrukturen erlangen.“ Dies hat aber zur Folge, dass die aufge-nommenen Bilder wenig Kontrast zeigen, weshalb sie in aufwendigenDatenprozessschritten in Computerclustern hochgerechnet werdenmüssen. „Wir erwarten noch einige technische Entwicklungen, die eserlauben werden, die derzeit noch signalarmen Bilder wesentlich zuverbessern“, blickt Marlovits in die Zukunft. Damit dürfte auch dieZeit der Datensammlung dramatisch gesenkt werden.

www.zit.co.at/foerderungen

Das Forschungsinstitut für molekulare Pathologie (IMP) und das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA)

wollen in Wien eine neue Forschungsrichtung etablieren. Ihr langfristiges Ziel ist ein hehres: Das Verständnis

der Zell-Funktionen. Hannes Stieger

Thomas C. Marlovits: Liefert 3D-Modelle von der Zelle.

Die Bausteine eines „needle complex“ (A und B) sind zwar annähernd gleich

groß – beim Zusammenbau müssen sie jedoch große strukturelle Veränderungen

durchlaufen, um zueinander zu passen (C). Das Computermodell zeigt dabei die

jeweilige „Belastung“ der Teile auf (D).

Wien wird Forschungszentrum für Nanobiologie

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Traditionelle Medizin als Grundlage moderner Forschung55pharma sucht in Arzneipflanzen nach Wirkstoffen für die Entwicklung von Medikamenten. Die Vision steht dabei

schon im Namen: Von 50 untersuchten sollen fünf Kandidaten einmal lizenziert werden. Wolfgang Schweiger

Normalerweise braucht es9.000 untersuchte Stoffe, umdaraus ein marktreifes Pro-dukt zu entwickeln, schätztLeonhardt Bauer, der CEOder seit dem Vorjahr in Tullnaktiven 55pharma. Für kleineUnternehmen, die sich nurauf eine oder bestimmte Sub-stanzen spezialisieren, kanndas rasch das Ende bedeuten.55pharma geht da einenanderen Weg: Die Firmasucht dort nach den Grund-stoffen künftiger Medika-mente, wo bereits viel an For-schung und Erfahrung vor-handen ist.

Denn: Heilpflanzen ausaller Welt, deren Wirksam-keit bereits beschrieben wur-de, sind „ein Rucksack hoherWahrscheinlichkeit“, umrascher und effizienter als mitder herkömmlichen Wirk-stoffentwicklung ans Ziel zukommen. Im Zentrum des Interesses steht Diabetes Typ II: In spä-testens fünf Jahren soll ein antidiabetischer Wirkstoff als erstes Pro-dukt die klinische Phase IIa überstanden haben. Parallel soll auch ananderen Substanzen geforscht werden.

Umfassende Kooperationen.Die Abkürzung, die 55pharma nimmt, wird erst durch die

umfassende Kooperation mit Universitäten auf der ganzen Weltmöglich. „Die Beschäftigung mit Arzneipflanzen hat in Ländernder zweiten und dritten Welt lange Tradition“, erklärt StephanEder, der gemeinsam mit Bauer und Bjoern Castner das Unter-nehmen 2005 gründete. „Deren Forschung ist unser Ausgangs-punkt.“ Dabei konzentriert sich die Arbeit auf Regionen Asiensund Afrikas, in denen große Pharmakonzerne noch keine F&E-Einrichtungen unterhalten. 55pharma kann dort nun eine Pio-nierrolle einnehmen. Wer in diesen Ländern künftig nach Typ-2-Diabetes-Wirkstoffen suchen will, kommt an der österreichischenFirma nicht vorbei. „Wir waren in diesen Gebieten die ersten. Dashat uns selber überrascht.“ Bis es allerdings soweit war, hatte manMonate daran gearbeitet, Netzwerke mit mehr als 30 Institutio-nen zu schaffen. Entscheidend dafür ist die Bereitschaft, vor OrtBeziehungen aufzubauen. „Es reicht nicht, ein keckes E-Mail zuschreiben,“ berichtet Bauer, „da bekommt man höchstens ein net-tes E-Mail zurück.“

Die gelernten Consulter von 55pharma hatten bereits vor derFirmengründung viele Wochenenden mit Aufbauarbeit verbracht.

Der Startschuss war letztlich die systematische Beurteilung einigerHeilpflanzen, die zur erfolgreichen Auswahl der ersten Arzneimit-telkandidaten führte. Derzeit wird an rund 20 Heilpflanzen ausdem Mittleren Osten und Asien gearbeitet. In einer Kooperationmit der Medizinischen Universität Wien werden Extrakte darausim Tiermodell auf ihre Aktivität getestet. Diese Ergebnisse sinddie Grundlage für eine Entscheidung über eine weitere Investitionin ein Projekt. Kann die antidiabetische Aktivität bestätigt wer-den, lohnt es sich, daran weiter zu forschen. „Wenn nicht, dannkönnen wir diese Pflanze früh aus unserem Portfolio ausscheidenund haben dabei nicht viel Geld investiert,“ meint Eder.

Entwicklung bis Phase IIa.In den darauf folgenden Isolierungsschritten will man sich in

enger Zusammenarbeit mit internationalen Experten an die Wirk-stoffe heran arbeiten und deren Aktivität erneut im tierischenModell beweisen. Die Entwicklung soll bis in Phase IIa gehen, „umdort zu zeigen, dass der von uns isolierte Stoff tatsächlich für dieWirkung der Heilpflanze verantwortlich zeichnet“.

Die Vorraussetzungen dafür sind im Technologiezentrum Tulln,wo 55pharmas Labor angesiedelt ist, gegeben. Man schätzt vorallem den „gelebten Clustergedanken“. Am angrenzenden IFAbeschäftigt man sich auch mit Naturstoffchemie, insofern befindeman sich unter Gleichgesinnten. „Der Grundstein ist gelegt“,schließt Bauer, „neben harter Arbeit sind nun Ausdauer und einQuäntchen Glück die Ingredienzien des Erfolgs“.

Leonhardt Bauer (re.) und Stephan Eder: Mit Kooperationen in Asien und Afrika aus Heilpflanzen neue Medikamente schaffen.

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Kunststoffe: Problemlöser in der EnergiekriseDer europäische Kunststoffverband Plastics Europe hat auf die aktuelle Energiediskussion mit einer neuen Studie

reagiert. Und ruft offene Fragen zu REACH in Erinnerung. Markus Zwettler

Eine neue Studie der Wiener Gesellschaft für umfassende Analy-sen (GUA) hat sich mit den Potenzi-alen der Energieeinsparungdurch Kunststoffisolierungen im europäischen Bauwesen befasst.Die Schaumpolymere des Styrols (EPS und XPS) sowie Polyurethanersetzen heute zu rund 40 % alte Isolierungen und tragen zu 60 %zu neuen Einsparungen bei.

Und diese könnten die aktuelle Energiekrise mehr als deutlichlindern: Die für Europa berechneten energetischen Einsparpotenzi-ale belaufen sich auf insgesamt 9,5 Mrd. Gigajoule pro Jahr. Diesentspricht etwa 20 % des gesamten Energieverbrauchs der EU-Mit-gliedsstaaten aus dem Jahr 2002. Mit dieser Energieeinsparung gin-ge auch eine Senkung der CO2-Emissionen einher: 900 Mio. t CO2würden das 2,8fache des Kyotoziels der EU-15 von 2000 bis 2012bedeuten.

Die Isolierungen mit den Kunststoffmaterialien glänzen dabeimit einem exzellenten Wirkungsgrad: Der Einsatz der Herstellener-gie amortisiert sich während der Gebrauchsphase bereits nach 4Monaten. Salopp formuliert: Würde man jedes Haus in Polen undam Mittelmeer nach dem neuesten Stand der Technik isolieren,würde sich Europa etwa den Primärenergieverbrauch von Deutsch-land ersparen.

REACH. Plastics Europe sieht zudem die Diskussion um Ver-braucherschutzthemen rund um die wichtigsten Anwendungsgebie-te für Kunststoffe intensiver werden: Als „problematisch“ werdenimmer wieder Phthalate in Spielzeug und Lebensmittelverpackun-gen, Flammschutzmittel in Elektrogeräten und Autozubehör, Treib-mittel in Deckeldichtungen für Babygläschen sowie Stabilisatorenin Bauprodukten beschrieben. Die EU-ChemikalienverordnungREACH soll hier künftig regulierend wirken. Plastics Europe hatwährend eines Planspieles in Nordrhein-Westfalen erste Erfahrun-gen gesammelt.

Das Fazit daraus: Zahlreiche Downstream-User wie die Auto-,Elektronik-, Spielzeug- und Medizinprodukteindustrie wie auch derHandel allgemein sind vor allem beim Einsatz von Additiven verun-

FACTBOX:

Westeuropas Kunststoffbranche erzielte 2004 rund 275Mrd. Euro Umsatz und hält damit ein Viertel der Welt-Pro-duktion – inklusive Osteuropa ist es ein Drittel. 60.000Unternehmen (2.600 Erzeuger, 53.500 Verarbeiter, 3.800Maschinenbauer) beschäftigen 1,55 Mio. Menschen.

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sichert. Insbesondere sei im Recycling-Bereich das Ausfüllen der gefordertenSicherheitsdatenblätter schier unmöglich.Und: REACH werde mit Sicherheit auchkein konsistentes Stoffrecht, so wie das viel-leicht einige EU-Bürokraten erträumt haben:Doppelregulierungen in Form der Baupro-dukte-Richtlinie etwa bleiben erhalten.

Damit aber noch nicht genug: Impor-tierte Produkte seien schlichtweg nicht zukontrollieren, eine Vorverurteilung vonProdukten durch den Handel in Form von„Kandidatenlisten“ zu bedenklichen Stof-fen schlage sich zudem „gnadenlos“ nieder.Insgesamt biete REACH durchaus auchdie Chance, die Zusammenarbeit inner-halb der Wertschöpfungskette zu verbes-sern – die Unsicherheiten über die zu wäh-lenden Methoden überwiegen jedochnoch.

Mit europaweit einheitlichen und auseiner zentralen Datenbank heraus automa-tisiert ausgefüllten Datenblättern sei eindeutlich vereinfachter Workflow zu erwar-ten. Und man könne davon ausgehen, dasseine „Unmenge an Consultern“ wohl balddie zu errichtende Agentur in Helsinkidiesbezüglich bestürmen werden.

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Kunststoff-Produktion(Rohstoff )53,5 Mio. t

Export

Import

Export

Import

Export Entsorgung10,5 Mio. t

Verwertung12,0 Mio. tImport

Verbrauch

100% 82% 42%

Kurz-lebig

ca. 40%

Bau 20%

Sonstige28,5%

Verpackung37%

E/E 7%

Auto 7,5%

Lang-lebig

ca. 60%

Markt für

Produkte

K’ Abfall22,5 Mio. t

Verarbei-tung von

Kunst-stoffen

43,5 Mio. t

46%

54%

Westeuropas Kunststoffkreislauf:

Gigantisches Energie-Einsparpotenzial – insbesondere in Polen und im Mittelmeerraum - durch effiziente

Wärmedämmung ist noch vorhanden.

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Seit rund 60 Jahren werden die so genannten Fluorinerts mittler-weile eingesetzt – äußerst stabile Mittel, die mit anderen Produktennahezu keinerlei Reaktionen eingehen. Es sind Flüssigkeiten, diesich zu Testzwecken elektronischer Baugruppen bewährt haben. Die

Schaltkreise werden dabei bei 125 ° C in eine Art „Aquarium“ ein-getaucht – steigen keine Bläschen mehr auf, sind die Baugruppengarantiert luftdicht verschlossen.

Ihre wichtigste Anwendung fanden die Fluorinerts aber im Luft-fahrt- und Militärbereich. Und zwar bei der Wärmeabfuhr großerElektronik-Systeme. So zirkulieren etwa in der „Schnauze“ einerF16 einige Liter Fluorinert, um die dortigen Radargeräte zu kühlen.Nach demselben Prinzip werden die nicht leitenden Flüssigkeitenzivil im Bahnwesen eingesetzt: Die elektrischen Antriebe bei einemICE oder TGV etwa werden – je Zug – mit rund 3.000 l Fluorinertgekühlt.

Ozonkiller. Neben diesen probaten Eigenschaften haben Fluor-inerts jedoch einen wesentlichen Nachteil: Sie verharren extrem lan-ge in der Atmosphäre und wirken dort als regelrechte „Killer“ derOzonschicht. Ende der 1990er hat 3M daher mit den Hydro-

fluorether (HFE)reagiert. Diese Ver-bindungen sind inannähernd glei-chem Maße inert,jedoch deutlichumweltschonender– sie verbleibennicht mehr Ewig-keiten, sondern nurmehr bis maximalvier Jahre in derAtmosphäre.

HFE können nun nahezu alle Anwendungen der Fluorinertsübernehmen – bis 175 ° C bleiben sie ähnlich stabil. Das europa-weite Austauschpotenzial schätzt Rudi Van San, bei 3M für den

europäischen Chemievertrieb zuständig, auf rund 200 t. Seine größ-ten Kunden in Österreich sind die ÖBB und Tyco.

HFE eröffnen darüber hinaus neue Möglichkeiten in Form desPräzisionsreinigens von Leiterplatten, Metallbau-Anwendungensowie medizinischen Teilen in der Fertigung. In enger Zusammen-arbeit mit Maschinenbauern entwickelt 3M dabei jeweils indivi-duelle „Reinigungslösungen“, wobei meist ein Dritt-Lieferant ein„Ko-Solvent“ beisteuert.

Production Fluid. Brandneu – im eigentlichen Wortsinn – istim Chemie-Bauchladen der 3M das fluorierte Keton „Novec 612“.Das „Production Fluid“ ist als Ersatz für Schwefelhexafluorid (SF6)

gedacht, dessen Einsatz inder EU nur mehr bis Ende2007 erlaubt ist (1 kg SF6hat einen vergleichbarenTreibhauseffekt wie 22.000kg CO2). Zum Einsatzkommt es als Schutzgas, dasbeim Brennen von Magnesi-umbauteilen gemeinsammit Stickstoff für vollständigfeuerfeste Oberflächen sorgt.Der Autozulieferer Rauchaus Gmunden setzt es bereitsim Tonnen-Maßstab ein, umdamit Motorblöcke fürBMW zu fertigen.

Der nächste Workshop zumThema „Reinigen mit HFE“findet am 11.10. bei 3M inPerchtoldsdorf statt. Info: Michael Spicka,

[email protected]

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Wichtigster Einsatz der HFE: Der Wärmetausch bei

elektronischen Bauteilen – etwa bei Antrieben in Loks.

3M forciert HFE statt Fluorinert

Der Ozonschicht zuliebe: 3M ersetzt die zu Reinigungszwecken, Beschichtungen und dem Wärmetausch eingesetz-

ten Fluorinert-Liquids zunehmend durch Hydrofluorether (HFE). Das fluorierte Keton „Novec 612“ wird zudem

anstelle von Schwefelhexafluorid (SF6) als Schutzgas für Magnesiumbauteile eingesetzt. Markus Zwettler

Chips werden in den nicht leitenden Test-Fluids auf ihre hermetische Dichte überprüft.

Oder (re.): Via Novec-Coating gegen Nässe, Erdreich oder Korrosion geschützt.

Hydrofluorether (HFE) reinigt auch feinmechanische Teile.

Festplatten werden in der Herstellung via Per-

fluorpolyether behandelt.

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FFI wird einen Plasmakonverter vonStartech mit einer Kapazität von 100 Ton-nen/Tag erwerben, der in der ersten Abfall-stoff-zu-Ethanol-Verwertungsanlage ihrerArt in Toms River installiert werden undden Produktionsbetrieb voraussichtlichgegen Ende 2007 aufnehmen wird. DieAnlage wird über eine Kapazität von 52Mio. Gallonen/Jahr verfügen.

Startech liefert dabei die eingangsseitigeTechnologie zur Umwandlung einer Viel-zahl an Abfallprodukten in Syngas. FFIbetreibt den ausgangsseitigen Katalysepro-zess zur Umwandlung des Syngas in Etha-nol, Kraftstoffe mit höherem Alkoholanteilund synthetische Kraftstoffe wie Diesel,Benzin und Kerosin.

Es gibt zahlreiche Gründe für denEthanol-Einsatz – etwa als MTBE-Ersatz,das Kraftstoffen zur Reinhaltung der Luftbeigemischt wird, aber das Grundwasserverseuchen kann. Zudem gibt es Initiati-ven in der Autobranche zur beträchtlichenErweiterung des Einsatzes von E85-Moto-ren, die mit einem Kraftstoff mit 85 %Ethanolanteil betrieben werden. Es gibtsogar Anträge im US-Kongress, die einenEthanolanteil in allen in den USA verkauf-

ten Kraftstoffsorten vorschreiben. In derVergangenheit wurde Ethanol aus Mais-pflanzen gewonnen, die für diesen Zweckangebaut und anschließend zum Markt-preis gekauft wurden. FFI wird hochreinesEthanol aus einer Fülle an jederzeit ver-fügbaren Abfallstoffen herstellen, die dasUnternehmen zu Nullkosten erhält. Mit-hilfe des geplanten Plasmakonverters kannFFI nun sogar die Bezahlung für dieAnnahme von Abfallstoff-Ausgangsmate-rialien erwarten, die in Ethanol umgewan-delt werden.

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Startech Environmental und Future Fuels (FFI), eine Tochter von Nuclear

Solutions, haben eine Partnerschaft vereinbart, um den Bau einer Abfallstoff-

zu-Ethanol-Verwertungsanlage im Wert von 84 Mio. Dollar in Toms River in

New Jersey zu realisieren.

Neuer Kreislauf: Aus Reifen wird Syngas wird Ethanol als Treibstoff.

Altreifen? Müll? Ethanol!

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Die kommerzielle Ethanol-Verwertungbegann in den USA 1978. Damals ver-folgte der US-Kongress eine Strategiezur Schaffung einer Ethanol-Industrieund verabschiedete eine Verbrauchs-steuerbefreiung. Als Ergebnis wuchsdie Produktion von praktisch Null aufrund 4 Mrd. Gallonen im Jahr 2005.Der Energy Policy Act aus 2005 siehtvor, bis 2012 die Ethanolabnahmedurch Raffinerien um jährlich 700Mio. auf dann insgesamt 7,5 Mrd.Gallonen zu erhöhen.

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Der Chemie Report meint: Dieses Büchlein gehört auf das Nacht-kästchen eines jeden, der da will kundig sein in Sachen Energie. DerNobelpreisträger George A. Olah beschreibt mit der „Methanol Eco-nomy“ eine beeindruckende Möglichkeit, die Abhängigkeiten vonzur Neige gehenden Öl- und Gasressourcen zu beenden und gleich-zeitig den Treibhauseffekt auf ein Minimum zu reduzieren.

Anstelle der seit mehreren Jahren propagierten „Hydrogen-Ära“,also dem verstärkten Einsatz von Wasserstoff als Energiespeicher,empfiehlt Olah die Vorzüge von Methanol – dem einfachsten allerAlkohole (CH3OH). Denn: Flüssiges Methanol bzw. Dimethyletherist weitaus effizienter im Speichern von Energie als etwa Wasser-dampf, kann in Brennstoffzellen als Stromquelle verwendet und da-rüber hinaus auch zu Ethylen bzw. Propylen weiterverarbeitet wer-den. Mit einer Oktanzahl von 100 ist Methanol ein exzellenter Treib-stoff mit der halben Energiedichte von Benzin, der rauchfrei ver-brennt.

Und: Das – in Verbindung mit Wasserstoff – zur Herstellung taugli-che CO2 entsteht in Industrie-Kraftwerken im Überfluss bzw. kanntheoretisch auch aus der Atmosphäre gewonnen werden. Das che-mische Recycling von CO2 wäre gegenüber der CO2-Sequestrationauch eine wesentlich nachhaltigere Variante. Gelingt es also, dennotwendigen Wasserstoff aus Atomkraft oder mit erneuerbaren Pri-märenergien zu generieren, wäre ein schier unendlicher – und sich

selbst erneuernder – Energie-kreislauf geschaffen.

Derzeit wird Methanol – weltweitrund 32 Mio. t – in der Regelgewonnen, indem man Methan(Erdgas) zuerst via Steamrefor-ming zu Syngas und in Folge zuMethanol reagieren lässt. Metha-nol kann aber ebenso ohne denUmweg Syngas bzw. aus Bio-masse gewonnen werden. Um10 % der im Verkehr verbrauch-ten Treibstoffe zu ersetzen, müsste die Methanolproduktion etwa ver-zehnfacht werden.

Olah erinnert auch daran, dass der „winzig kleine Unterschied einesC-Atoms bzw. eines Alkohols“ zwischen Ethanol und Methanol tat-sächlich „ein gewaltiger“ ist. Während die Ethanolgewinnung einenGroßteil des späteren Brennwerts bereits verbraucht, schneidet zwaraus Ölsaaten gewonnener Biodiesel energetisch besser ab, ver-braucht aber wiederum enorme Anbauflächen. Demgegenüber istMethanol von fossilen Brennstoffen bzw. Agrarflächen vollständigunabhängig.

FÜR SIE GELESEN.

Flexible Deckschicht schützt gefährdete Deiche

Die Idee, Schottersteine mit Polyurethanen zu verkleben, wurdezuerst beim Bau von Bahntrassen umgesetzt. Mit Elastocoast lässtsich die große Stabilität und Haltbarkeit solcher Steinschüttungennun auch ins feuchte Element übertragen.

Elastocoast ist ein speziell entwickeltes elastomeres Polyurethan-System der BASF-Tochter Elastogran: Es eröffnet die Möglichkeit,beständige Verklammerungen von Deichdeckwerken mit Schotterzu erzielen. Solche Deckschichten bilden die Frontlinie im Kampfgegen das Meer oder Hochwasserwellen bei Binnengewässern,indem sie die Kraft der anrollenden Wellen aufnehmen und dieWassermassen abbremsen.

Elastisch und offenporig – das ist Elastocoast: Die Fähigkeit, einwenig nachzugeben, schützt vor der Gewalt aufprallender Wasser-massen; die miteinander verbundenen Hohlräume zwischen denSteinen absorbieren ihre Energie. Starre und massive Deckschichtenmit den herkömmlichen „Klebstoffen“ Beton oder Asphalt werdendagegen vom Wellenschlag oftmals regelrecht gesprengt: Von eineranfänglich winzigen Fehlstelle aus frisst sich die Brandung dannimmer tiefer in das Deckwerk.

Die Verarbeitung von Elastocoast ist einfach: Die zwei flüssigenPolyurethan-Komponenten werden vor Ort miteinander verrührt.

Dann wird er mit dem Schotter vermischt – etwa in einem Beton-mischer – und legt sich wie ein dünner transparenter Film um dieSteine. Mit wenig Aufwand lässt sich der fertige Werkstoff-Mix, deretwa 20 Minuten verarbeitbar bleibt, zu 15–30 cm dickenDeckschichten auftragen. Die Mischung härtet sogar unter Wasseraus. Alternativ kann das umweltverträgliche Elastocoast auch mitdem High-Pressure-Verfahren auf eine lose Schotterdeckschichtaufgesprüht werden.

Das Potenzial für die flexible Deckschicht ist immens: AlleinBayern will bis 2020 fast 500 Mio. Euro in die Sanierung undErweiterung von Deichbauten investieren.

Der elastische Verbund aus Schotter und dem Polyurethan

Elastocoast der BASF entzaubert die Wut von Wassermassen.

Schutz vor der Welle dank Elastocoast.

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George A. Olah: Beyond Oil and Gas – The Methanol Economy

Wiley-VCH 2006, 24,90 Euro, 290 Seiten.

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Diese Pixel werden dabei mit ebenfalls transparenten Dünn-schichttransistoren (TFT) angesteuert, welche anstelle von Siliziumaus einer etwa 100 Nanometer dicken Metalloxidschicht, Zink-Zinn-Oxid etwa, bestehen, die mehr als 90 % des sichtbaren Lichtes

hindurchlässt. Die anzusteuernde OLED kann also bequem direktauf die jeweilige Treiberelektronik platziert werden, ohne dass derDurchblick beeinträchtigt wird. Die derart hergestellten Pixelhaben eine Transparenz von mehr als 70 %.

Zinkoxid ist ein in großen Mengen billig verfügbarer Rohstoffund wird etwa auch in Sonnencremes verwendet. Die für die Tran-sistoren verwendeten dünnen Schichten lassen sich mittels etablier-ten Abscheideverfahren auch auf große Flächen aufbringen. Diedabei benötigten Prozesstemperaturen von unter 200 ° C erlaubensogar die Verwendung von billigen und flexiblen Kunststoffsubstra-ten. Erste Prototypen transparenter OLED-Displays sollen in dennächsten zwei Jahren entstehen.

Künftig könnten große und hochauflösende durchsichtigeDisplays aus Millionen dieser Pixel aufgebaut werden. Solche Anzei-gen eröffnen eine Fülle neuer Anwendungen: Autofahrer (über dieWindschutzscheibe), Chirurgen (als transparente Displays bei derOperation) sowie Soldaten (als „Augmented Reality“) sollen sie mitZusatz-Informationen unterstützen, ohne aufdringlich zu wirken.

Aktiv-Pixel im ausgeschalteten und – grün leuchtend – im eingeschalteten

Zustand vor einem Briefpapier.

Forschern der TU Braunschweig ist es gelungen, völlig durchsichtige Pixel auf Basis organischer Leuchtdioden

(OLEDs) zu realisieren. Auf Fensterscheiben oder farblosen Folien sollen so künftig Bilder und elektronische

Informationen erscheinen.

Durchsichtige Displays werden Wirklichkeit

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Elastische Gleise im Lötschberg-Tunnel

Wenn 2007 der Schweizer Lötschberg-Tunnel eröffnet wird,wird das mit fast 35 km nicht nur das zweitlängste, sondern aucheines der modernsten Tunnelsysteme der Welt sein, denn es wirderstmals unterschiedliche Formen des kombinierten Güterverkehrsermöglichen. Eine wesentliche Komponente im Sicherheitskonzeptdes Tunnels ist die Lagerung der Gleisschwellen auf hoch elastischenMatten aus einem speziellen Polyurethan von Getzner. Die Bluden-zer Werkstoff-Profis sorgen dabei mit akribischen Berechnungen fürexakt definierte Schwingungsisolierungen. Getzner sorgt mit Polyurethan-Matten für optimal gelagerte Gleise.

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Tullner Analytik-Plattform eröffnetNiederösterreichs Technopol-Programm, die Christian Doppler Gesellschaft sowie das

Engagement der Industrie haben es ermöglicht, die Gerätschaft des IFA-Tulln auf ein internatio-nales Spitzenniveau zu heben. Um rund 2 Mio. Euro wurde ein neues Zellkulturlabor finanziert,das die Isolierung und Herstellung monoklonaler Antikörper zum schnellen Nachweis von aller-gieauslösenden Substanzen und Mykotoxinen ermöglicht. Daneben stehen nun drei neue Mas-senspektrometer für die Schadstoffanalytik und zur Charakterisierung bioaktiver Verbindungenzur Verfügung. Die neue Analytik-Plattform soll künftig als Drehscheibe zwischen dem IFA-Tulln, der Fachhochschule Wiener Neustadt, dem Technologiezentrum Tulln mit den dortansässigen Unternehmen sowie den IFA-Stammuniversitäten fungieren. Sie ist für einen breitenEinsatz bestimmt – von der Schadstoffanalytik über die Strukturaufklärung bioaktiver Substan-zen, die Wasseranalytik bis hin zur molekularen Diagnostik von Pflanzen. Insbesondere mit demDepartment für Angewandte Pflanzenwissenschaften und Pflanzenbiotechnologie der BOKUsind Kooperationen auf dem Gebiet der biologischen Wirkstoffe aus Pflanzen und Mikroorga-nismen geplant.

IFA-Tulln-Chef Rudolf Krska (zweiter von li.) mit Gra-

tulanten bei der Einweihung der neuen Gerätschaft.

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Mehr Tabletten dank Ibuprofen DC 85

Da Ibuprofen einen relativ niedrigen Schmelzpunkt hat, kann essich während des Pressvorgangs verflüssigen und dadurch die Stempelder Tablettenpresse verkleben. Damit macht das neue Ibuprofen DC 85Schluss. Denn die neue Rezeptur schützt den Wirkstoff vor den Tempe-ratureinflüssen, die während des Pressvorgangs auftreten. Dadurch ent-fällt auch die manuelle Auslese fehlerhafter Tabletten. Die Schutz-schicht aus Nanomaterial hat einen weiteren Vorteil: Beim Pressen derTablette muss nur noch ein geringer Anteil an Schmiermitteln zugesetztwerden. Damit wird die Tablette insgesamt kleiner und ist für denPatienten leichter einzunehmen. Das ist besonders bei hohen Dosierun-gen, die 600 bis 800 mg Ibuprofen enthalten, von zentraler Bedeutung.

Denn hat eineTablette mehr als1.000 mg Gesamt-gewicht, lässt sie sichkaum noch schlu-cken. Der Überzugder Ibuprofen-Kri-stalle begünstigtzusätzlich einenraschen Zerfall derTablette nach derEinnahme.Nano-Schicht schütz vor Temperatureinflüssen.

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Der BASF-Wirkstoff im neuen Ibuprofen DC 85 wird mit einer

Nano-Schicht überzogen, die bei der Weiterverarbeitung

schützt und so die Produktionsabläufe deutlich vereinfacht.

Neue PET-Additive von Gabriel-Chemie

Während des Schmelzprozesses von PET kann Acetaldehyd ent-stehen. Die Migration dieses Acetaldehyds von der Flasche in das

Getränk beeinflusst in Folge besonders den Geschmack und Geruchvon Mineralwasser. Genau dagegen hat Gabriel-Chemie nun einAcetaldehyde Scavenger Additivmasterbatch entwickelt, das auchals Farb/Additiv-Kombination geeignet ist. Es ist eine verlässlicheLösung, um definierte Mengen von Acetaldehyd nicht zu über-schreiten. Das neue Portfolio an PET-Additiven der Gabriel-Che-mie umfasst zudem: • Chain Extender ist eine reaktive Additivlösung, welche die Qua-

lität von Rezyklat für Recycling-Anwendungen aufwertet. • Antiblock Masterbatch bietet Antiblock-Eigenschaften für die ver-

einfachte Entformung von Tiefziehartikeln, reduziert die Haftungbeim Wickeln oder Abwickeln von Folienrollen und erlaubt dasTrennen von geschnittenen Folien, ohne die Oberfläche zubeschädigen.

• Slip Masterbatch reduziert den Reibungskoeffizienten, um zuverhindern, dass die Preforms während des Transportes verkratztwerden und erhöht die Dichte, mit der Preforms in Container ver-packt werden können.

• UV Absorber schützt sowohl das PET Polymer als auch die Pig-mente vor UV-Licht, was zu einer Verbesserung und Bewahrungder technischen und optischen Leistungen der Anwendungenführt.

Neuer Masterbatch als Acetaldehyd-Bremse.

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E in Mehrschichten-Filter besteht aus mehreren horizontalen Filterelementen unterschied-licher Bauhöhe, die in einem Druckbehälter hermetisch eingeschlossen und mit einer Zen-

tralspindel verpresst sind. Die Suspension fließt durch das Filterpaket, die Feststoffe werdeninnerhalb des Plattenpaketes abgeschieden. Der Filterschichtenwechsel bzw. das Entfernen desFeststoffes wird von Hand ausgeführt. Durch diese Bauweise ist ein vollständig abgeschlossenerFiltrationsapparat gewährleistet, mit dem sich toxische und andere kritische Suspensionensicher filtrieren lassen.

Diese seit Jahren bewährte Konstruktion wurde nun bezüglich der Handhabung entscheidend verbessert. Bei den herkömmlichenRadium-Filtern muss beispielsweise beim Auseinandernehmen des Filters mittels eines Kranes oder Kettenzuges das Filterpaket nachoben herausgehoben werden. Bei den weiterentwickelten „radium“-Filtern von zeta kommt man ohne separates Hebezeug aus, es trittbeim Herausheben des Filterpaketes kein Zerkratzen der Behälterwand mehr auf. Für den Antrieb der Tragsäulen wurde eine Hydraulikgewählt, die von einem Luftmotor angetrieben ist, zudem ist die Steuerung pneumatisch ausgeführt.

Die komplette Filtereinheit muss die Ex-Schutzbestimmungen erfüllen, deshalb wurde auf die Verwendung von Elektrik und Elektronik ver-zichtet. Der Filter ist beheizbar mit Doppelmantel am kompletten Behälter. Die Doppelmäntel – Behälteroberteil und -unterteil – sind mittelseines Metallschlauches für Wärmeträgeröl oder Dampf miteinander verbunden. Die Doppelmäntel sind totraumfrei gestaltet somit gibt esbeim Wechsel zwischen den Heizmedien kein Vermischen dieser Medien. www.zeta.com

Radium-Filter für kritische Anwendungen

Die Filtereinheiten des zeta-Filters.

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Das neueste Swagelok-Produkt ist das Probenumschalt-system der Serie SSV, mit dem einem Analysegerät

eine Probe aus mehreren Probenströmen zugeführt werdenkann. Diese modularen Bauteile können auf begrenztemRaum mehrere Prozessströme aufnehmen. Jeder Stromwird dabei zum Ausschluss von Kreuzkontamination undzur Wahrung der Probenintegrität von einem Doppelblock-und Ablass-Modul gesteuert. Mit sich ändernden System-bedingungen können dem SSV Module hinzugefügt oderentfernt werden. www.swagelok.de

Modulares Probenumschaltsystem

Doppelbock- und Ablassfunktion in einem Ventilmodul.

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zeta hat einen Mehrschicht-Radium-Filter entwickelt, der mobil und einfacher als Konkur-renzprodukte handzuhaben ist. Anlass war ein Auftrag für einen namhaften Pharmakonzern,der seine herkömmlichen Radium-Filter ersetzen wollte.

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Anton Paar hat mit dem „L-Dens 313“ einen neuen Dichte-Transmitter entwickelt, der Dichte und Konzentration von

Kleinstmengen flüssiger Medien misst. Er berechnet automa-tisch je nach Anforderung temperaturkompensierte Dichte,°Brix, °Plato, Prozent Alkohol, die API-Zahlen oder weitere kun-denspezifische Konzentrationswerte. Die Messwerte werdendirekt am Gerät angezeigt und können via Standard-Schnittstel-len auch an eine übergeordnete Datenverarbeitung übertragenwerden. Die Messgenauigkeit beträgt 1x10-3 g/cm3 in derDichte. www.anton-paar.com

Dichtemessung en Detail

Antriebe für Membran-dosierpumpen waren

bisher immer ein Kompro-miss zwischen Dosierqua-lität und Prozesssicherheitsowie Wirtschaftlichkeit.Mit der Antriebstechnik„optoDrive“ der neuenBaureihe „delta“ von Pro-Minent soll nun der Spagatgeschafft werden: Mit ihrwerden aufwändige Regel-kreise, Überstromeinrich-tungen und Pulsations-

dämpfer überflüssig. Bei Anwendungen wie dem kurz getak-teten Abfüllen ist damit problemlos auf einen schnellenDruckhub umschaltbar – den Gegendruck in der Dosierleitunggleicht der Antrieb automatisch aus. Ebenfalls zu höhererGenauigkeit führt das Erkennen im Dosierkopf eingeschlosse-ner Gase. Zudem erkennt der optoDrive ohne zusätzlicheDrucksensoren oder Durchflusswächter gebrochene Dosierlei-tungen und verblockte Dosierstellen. www.prominent.de

Neuer Antrieb für Membrandosierpumpen

Effizientes Dosieren via optoDrive.

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L-Dens 313 Dichte-Transmitter.

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Die neuen Daten-schreiber von

Eurotherm zeichnensich durch anpass-bare Touchscreensaus und bieten ins-besonders intuitiveBedienerschnittstel-len: Die Konfigura-tion der Bildschirm-seiten in einer echtenWYSIWYG-Umge-bung ermöglicht dasEinfügen einer oder

mehrerer Java-Kom-ponenten aus der mitgelieferten Bibliothek. Darüber hinaus las-sen sich aktive Bereiche erstellen, die sowohl importierte Bilderim GIF-Format, Prozessbilder als auch interaktive Schaltflächenenthalten.

Das kleinere Modell 6100A bietet einen digitalen Touch-screen in Viertel-VGA-Größe, während das größere 6180Ahöhere Auflösungen unterstützt. Alle Softwareoptionen stehen30 Tage kostenlos mit voller Funktion zur Verfügung. Danachkann der Anwender entscheiden, welche Funktionen wirklichbenötigt und gekauft werden. www.eurotherm.de

Flexible Datenschreiber

Maus-, Tastatur und USB-Schnittstelle inklusive.

L abor-Mitarbeiter arbei-ten häufig lange in

unmittelbarer Nähe vonmikrobiologischen Sicher-heitswerkbänken. Ein hoherSchallpegel kann dabeinicht nur das Gehör beein-trächtigen, sondern auchStress und Blutdruck stei-gen lassen sowie das Auf-fassungsvermögen belasten.Dagegen bietet Kojair nundie reinraumkompatible„Biowizard Golden LineClass II“ – die leisestemikrobiologische Sicherheitswerkbank der Welt. Mit 52 dB(A)bleibt sie 13 dB(A) unter dem von der Norm EN12469 festgeleg-ten Grenzwert. Derzeit sind vier Werkbankmodelle mit Arbeits-breiten von 885, 1190, 1535 und 1840 mm, jeweils mit 570mm Tiefe und 740 mm Höhe erhältlich, die auf einem verstellba-ren Sockel montiert sind. Die elektrisch betriebene Frontscheibewird nach hinten (weg vom Anwender) gekippt, um freie Sicht aufden Arbeitsbereich zu gewähren. Frei verstellbare Leuchtröhrenmit 750 bis 2000 Lux gewährleisten eine schattenfreie Ausleuch-tung des gesamten Arbeitsbereichs. www.kojair.com

Flüsterleise Werkbank

Biowizard-Werkbank: Ruhe am Arbeitsplatz.

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Die deutsche Bohlender hat einen Verteiler entwickelt, um Flüssigkeiten aus einer Flasche an mehre-re Abnehmer gleichzeitig zu verteilen. Der „BOLA Flexverteiler“ besteht aus einem Körper mit 2 oder

3 gebogenen Olivenanschlüssen und einer Überwurfmutter. Auch auf der Unterseite des Verteilers kannman an den dort befindlichen geraden Olivenanschlüssen Schläuche montieren, mit denen man die Fla-sche restlos entleeren kann.

Man schraubt dabei die Verteilereinheit auf eine Flasche und montiert die gewünschtenSchlauchleitungen an den Olivenanschlüssen. Mit einem Über- oder Unterdrucksystem wird dieFlasche sodann befüllt bzw. entleert. Will man die Verteilereinheit anderweitig einsetzen, genügtes, die Überwurfmutter an der Flasche zu lösen. www.bola.de

Mehrfach bezapft

Der „BOLA“ verteilt an mehrere Abnehmer.

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40 % Fernwärme für WienPhilipp Krobath, Prokurist der Fernwärme Wien, zu Gesetzesflut, Kyotoziel und den Wiener Fernwärme-Ausbauplänen.

Karl Zojer

Sie überwachen seit 2004 die Wärmeerzeu-gung der Fernwärme Wien. Was machenSie dabei genau?

Mein Aufgabenbereich umfasst denBetrieb, die Instandhaltung sowie die tech-nisch-wirtschaftliche Optimierung allerFernwärmeerzeugungsanlagen. Worauf esankommt, das ist die Koordination derRevisions- und Einsatzplanung aller Werkeim Hinblick auf die optimale Fernwärme-bereitstellung. Dazu kommt die Koordina-tion der Hausmüllanlieferung mit der StadtWien zu den Werken Spittelau und Flötzer-steig sowie zum Wirbelschichtofen 4 in derSimmeringer Haide. In letzterem werdenauch die gewerblichen Sonderabfällebehandelt.

Voraussetzung dafür ist die umfassendeBeobachtung aller technischen und(umwelt-)rechtlichen Entwicklungen aufdem Gebiet der Fernwärmeerzeugung undAbfallbehandlung.

Welchen Beitrag kann die Fernwärme zu denUmweltschutzzielen der Stadt Wien leisten?

Fernwärme ist per se die umwelt-freundlichste Form der Wärmebereitstel-lung an den Endverbraucher, da zumeinen der Primärenergieeinsatz proerzeugter MWh minimal und zum ande-ren die Luftbelastung aufgrund der inden Werken eingesetzten Abgasreini-gungstechnologien vernachlässigbar ist.Darüber hinaus werden bis zu 25 % derjährlich erzeugten Wärmemenge ausAbfällen gewonnen, deren Energieinhaltsomit optimal genutzt wird.

Wir leisten aber auch einen außerge-wöhnlich hohen und anspruchsvollenBeitrag zum Umweltschutz der StadtWien, indem unsere Forschungsschwer-punkte vor allem im Bereich der Rest-stoffverwertung sowie der Erschließungneuer Geschäftsfelder bei der Sonderab-fallbehandlung liegen.

Spielen die Kyoto-Ziele für einen Betriebwie die Fernwärme Wien eine Rolle?In den Werken Spittelau, Inzersdorf,

Arsenal, Kagran und Leopoldau wird Fern-wärme aus den Primärenergieträgern Gasund Heizöl zur Spitzenbedarfsabdeckungerzeugt. Diese Anlagen, die aber nur rund 3% der jährlich produzierten Wärmemengeaufbringen, sind aufgrund ihrer installiertenLeistung vom Emissionshandel erfasst undmüssen daher mit den zugeteilten CO2-Zer-tifikaten haushalten. Indirekt sind wir alsUnternehmen wesentlich stärker vom Emis-sionshandel betroffen durch den Zukauf vonFernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, die mehr als 70 % der jährlicherzeugten Wärmemenge aufbringen.

Sie hatten bis 2003 die Werksleitung beider Sonderabfall- und Klärschlammver-brennungsanlage Simmeringer Haide inne.Sie haben die Anlage in den letzten Jahrenmodernisiert?

Das Werk Simmeringer Haide nimmtaufgrund seiner Größe und Komplexitätgewiss eine Sonderstellung unter den öster-reichischen Abfallbehandlungsanlagen ein.

Um dort alle gesetzlichen Auflagen gesi-chert einhalten und überwachen zu kön-nen, haben wir uns Anfang des Jahres einerZertifizierung nach den einschlägigenRegelwerken EMAS II/ISO 14001(Umwelt), ISO 9001 (Qualität) undOHSAS 18001 (Sicherheit) unterzogen.Mit der erfolgreichen Auditierung wird unsnun die Rechtskonformität sowie die Trans-parenz unserer Geschäftstätigkeit nachaußen bescheinigt.

Als Österreichs einzige Batterieverwer-tungsanlage können wir seit 2002 jährlichauch bis zu 3.000 t an gebrauchten Haus-haltsbatterien (Alkali-Mangan- und Zink-Kohle-Batterien) verwerten. Durch eineTemperaturbehandlung bei rund 650 ° Cwerden diese von den SchadstoffenQuecksilber und Cadmium befreit, sodasseine anschließende Verhüttung der anfallen-den Fraktionen Eisenschrott und Zink-Mangan-Staub problemlos möglich ist. DieEndprodukte der gesamten Verwertungs-kette sind Eisen und Zink.

Welche Umweltauflagen müssen die Wär-me produzierenden Betriebe der Fernwär-me Wien erfüllen?

Die gesetzlichen Auflagen reichen vonReinheitsanforderungen an die abgegebe-nen Abgase und Abwässer, Qualitätsanfor-derungen an die Abfallverbrennungs-rückstände und Lärmschutzanforderungenbis hin zu Informationsverpflichtungengegenüber der Öffentlichkeit über umweltre-levante Auswirkungen der Geschäftstätigkeit.

Wie beurteilen Sie die Arbeit der Behörden?Wir sind stets bemüht, gutes Einverneh-

men mit den Genehmigungs- und Überwa-chungsbehörden zu erzielen, über derenArbeit wir uns nicht beklagen können. DieSchwachstellen liegen meiner Ansicht nacheher in der Qualität der (Umwelt-)Gesetz-gebung im Allgemeinen: Die Gesetzesfluterdrückt uns fast im Tagesgeschäft. Darüberhinaus wird die Praktikabilität von Geset-zen und Verordnungen laufend schwieriger.

Philipp Krobath: „Umweltgesetzgebung ist erdrückend.“

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Welche Vorteile erwachsen durch den Ein-satz der Kraft-Wärme-Kopplung?

Kraft-Wärme-Kopplung ist die gleich-zeitige Nutzung von Strom und Wärmeund erzielt wesentlich höhere Wirkungs-grade als die alleinige Strom- oder Wär-meerzeugung. Im Hinblick auf die Errei-chung des Kyotoziels und der Klimarele-vanz ist somit der Kraft-Wärme-Kop-plungstechnologie höchste Priorität einzu-räumen.

Der Winter 2005/2006 war sicherlich einguter für die Fernwärme Wien. Was sind dienächsten großen Ziele?

Ein Rekordwinter wie der vergangenekann natürlich nicht als Maßstab für diegeplanten Zuwachsraten der Fernwärmever-sorgung in Wien herangezogen werden, den-noch sind unsere Ausbaupläne ambitioniert.Der Fernwärme-Anteil soll von derzeit 35 aufmehr als 40 % bis 2011 angehoben werden.Weiters sollen bei der Fernwärmeerzeugung

verstärkt erneuerbare Energieträger wie Bio-masse und Biogas bzw. der biogene Anteil vonAbfällen genutzt werden. Vor allem mit derInbetriebnahme von drei Großanlagen undderen Einbindung in das Fernwärme-Ver-bundnetz kommen wir diesem Ziel schnellnäher: Heuer wird das BiomassekraftwerkSimmering angeschlossen (37 MW Wärme-leistung), 2007 die Biogasanlage Simmering(2 MW) und 2008 schließlich die Hausmüll-verbrennungsanlage Pfaffenau (55 MW).

Termin Veranstaltung / Ort Koordinaten

15.-19.05.2006 ACHEMA 2006, Frankfurt www.achema.de

16.-19.05.2006 Plastex 2006, Brünn www.bvv.cz/plastex-de

17.-20.05.2006 6th International Conference on the „Scientific and ClinicalApplication of Magnetic Carriers“, Krems

www.imc-krems.ac.at

23.-24.05.2006 Plastialel, Wien www.mailworx.at/media/_partner/252.45/KC.54/2.pdf

25.-27.05.2006 Evolution of Biomolecular Structure, Wien www.tbi.univie.ac.at/EBSV06

31.05.2006 Fachtagung: Einstieg in die Medizintechnik, Wels www.gesundheits cluster.at

31.05.2006 Wie die ISO 15189 hilft, Qualität und Kompetenz medizinischer Labors abzusichern, Wien

www.on-norm.at/seminare

1.06.2006 Innovative Wege zur Form – neue Materialien, Werkzeuge und Ver-fahren im Werkzeugbau, Kirchdorf

[email protected]

7.-8.06.2006 Praxistipps: Formteilfehler an thermoplastischen Spritzgussteilen,Linz

www.kunststoff-cluster.at/files/Tagesschulung_aktuell.pdf

13.06.2006 Fachtagung: Trends und Entwicklungen zur Wiederverwertunggebrauchter Kunststoffe, Amstetten

[email protected]

27.-30.08.2006 9th European Workshop on Lignocellulosics and Pulp, Wien www.chemie.boku.ac.at

12.-13.09.2006 Nano Coating Days – Themenschwerpunkte: Sol-Gel-Technologie,funktionale Nano-Schichten, St. Gallen

www.nanocoatingdays.ch

20.-22.09.2006 8th Austrian Polymer Meeting: „From Catalyst to Application”,Linz

www.polymerscience.jku.at/polymermeeting

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Science-Based Manufacturing

„Science-Based Manufacturing for theNext Decade“ ist das Thema des 2. Kongres-ses der International Society for Pharmaceu-tical Engineering (ISPE). Die Veranstaltungwird vom 18.-22. September im WienerIntercontinental ausgerichtet. Etwa 70 Refe-renten präsentieren dabei die neuesten Ent-wicklungen und Forschungsergebnisse zuden Themen Process Analytical Technology(PAT), Lyophilisation, Barrier Isolation Tech-nology, Quality Risk Management, Pro-zessoptimierung sowie Validierung auf

internationaler Ebene. Bis zu 500 Teilnehmeraus ganz Europa werden zu dem alle zweiJahre stattfindenden Branchentreff erwartet.

www.ispe.org/goto_ViennaCongress

Wie bringt F&E das große Geld?

Darüber wird bei der heurigen life-scien-ce-success am 21. Juni im Wiener Museums-quartier diskutiert. Die Networking-Veran-staltung will darauf aufmerksam machen,dass Forschungsgelder auch irgendwo gene-riert werden müssen – die Vermarktung ist

mindestens ebenso wichtig wie die Erfindungselbst. Während die Schnittstellen-Problema-tik zwischen Universität und Unternehmenbereits stark im Bewusstsein verankert ist,wird jene zwischen Unternehmen und End-verbraucher kaum mit der Stärkung von For-schung und Innovation assoziiert. Die life-science-success setzt hier an und will als neu-trale Plattform die Kooperation zwischenWissenschaft und Wirtschaft unterstützen.Komprimierter Überblick zu den aktuellenForschungsaktivitäten von fünf österreichi-schen Universitäten

www.life-science-success.com

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In der Pipeline ist ...ÜBERPRÜFT – GETESTET – VOR DEM ROLLOUT.

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>>Injektion gegen OsteoporoseRoche und GlaxoSmithKline haben die EU-Marktzulassung für eine neue Darrei-chungsform ihres Osteoporose-Medika-ments Bonviva erhalten. Dabei handelt essich um eine vierteljährliche intravenöseInjektion des Medikaments. Bonviva istdas erste Medikament dieser Präparatklas-se zur intravenösen Injektion bei Frauenmit Osteoporose nach der Menopause, dasin der EU zugelassen wird. Bonviva alsTablette ist weltweit bereits in über 38Ländern zugelassen. www.roche.com

>>Impfstoff gegen GürtelroseDer Lebendimpfstoff von Sanofi PasteurMSD gegen Gürtelrose (Herpes zoster) hateine positive EMEA-Bewertung erhalten.Sollte die Zulassung erteilt werden, wird esder erste in Europa zugelassene Impfstoffgegen Gürtelrose sein. In einer Phase III-Studie mit 38.500 Männern und Frauensenkte er die Häufigkeit von Gürtelrose imVergleich zu Placebo um 51,3 %. Er verrin-gerte auch die Inzidenz von postherpeti-scher Neuralgie – der häufigsten schmerz-haften Komplikation der Gürtelrose – um66,5 %. Bisher kann man Gürtelrose nichtverhindern – der damit verbundeneSchmerz ist meist nur schwer therapierbar.

Jeder Vierte erkrankt einmal daran – eskann jeden treffen, der einmal Windpockenhatte. www.spmsd.at

>>Fibrex mit FX06 erfolgreichDas Protein FX06 vom Wiener BiotechFibrex Medical hat sich an 30 gesundenProbanden in verschiedenen Dosierungenals sicher erwiesen, selbst bei der Verab-reichung hoher Mengen traten keineNebenwirkungen auf. Der Wirkstoff sollentzündliche Reaktionen hemmen, wiesie nach der Behandlung eines Herzin-farkts auftreten, also so genannte Reper-fusionsschäden vermeiden. FX06 wurdean der Hautklinik am Wiener AKH ent-deckt. Eine Studie an 140 Herzinfarktpa-tienten in sieben europäischen Staatensoll nun folgen. www.fibrexmedical.at

>>Novartis lizenziert Valopicitabin Novartis hat von der Option Gebrauchtgemacht, Valopicitabin in Lizenz zu neh-men. Das Hepatitis C-Medikament ist derLead des US-Biotech Idenix, das damitauf bis zu 70 Mio. Dollar an Lizenzgebüh-ren sowie bis zu 455 Mio. Dollar an Mei-lenstein-Zahlungen hoffen darf. Valopici-tabin blockiert die Hepatitis C-Virus(HCV)-Replikation durch spezifische

Hemmung der HCV-RNA-Polymerase. Inersten Prüfungen konnte nachgewiesenwerden, dass einmal täglich oral verab-reichtes Valopicitabin die HCV-Virämiebei mit dem Genotype 1-Stamm des HCVinfizierten Patienten senkt.

www.idenix.com

>>Clodronat reduziert Metastasen Laut einer neuen Studie steht ScheringsBonefos (Clodronat) in Kombination mitadjuvanter Standardtherapie in Zu-sammenhang mit reduziertem Knochen-umsatz und dem Schutz gegen Knochen-metastasen bei Brustkrebs. Bei der Stu-die erhielten 1.069 Frauen Placebo oderorales Clodronat. Zu Beginn war die Kno-chenumsatz-Diagnose, die mit demSerum PINP untersucht wurde, bei bei-den Gruppen identisch. Im Verlauf derzweijährigen Therapie erfuhren die mitBonefos behandelten Frauen eine Abnah-me des Knochenumsatzes, die PINP-Wer-te verringerten sich um 26 %, währenddie Placebo-Gruppe eine Zunahme von 5% verzeichnete. www.bonefos.com

>>Fortschritt bei AdvaTab-Cetirizin Eurand hat einen Meilenstein in der Ent-wicklung der AdvaTab-Darreichungsform

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von Cetirizin erreicht. AdvaTab-Cetirizinist eine Darreichungsform, bei der diegeschmacksverdeckenden Microcaps-und AdvaTab-ODT-Technologien (OrallyDisintegrating Tablet) von Eurand zumEinsatz kommen. Damit können Tablettenhergestellt werden, die sich im Mundschnell auflösen und mit oder ohne Was-ser eingenommen werden können. Ineiner pharmakokinetischen Studie hatsich AdvaTab-Cetirizin als bioäquivalentzu sofort freisetzenden Cetirizin-Tablettenerwiesen und zeigte in Bezug aufGeschmack und Konsistenz bessere orga-noleptische Eigenschaften. Eurand willdas Entwicklungsprogramm bis Ende2006 abschließen – dann soll für dasAntihistaminikum in der neuen Darrei-chungsform die Zulassung beantragt wer-den. www.eurand.com

>>US-Zulassung für YAZSchering hat die FDA-Zulassung für dasniedrig dosierte orale VerhütungsmittelYAZ bekommen. Es ist die erste Pille mitdem Gestagen Drospirenon in Kombina-tion mit einer niedrigen Dosis Ethinylest-radiol sowie einem neuen Einnahmesche-ma: Es werden 24 Tage lang hormonhal-tige Tabletten und anschließend 4 Tagelang Tabletten ohne Wirkstoffe eingenom-men. Die Zulassung in Europa soll ebensoin Kürze beantragt werden. Das Einnah-

meschema von YAZ verringert im Ver-gleich zu herkömmlichen Verhütungsmit-teln die monatlichen Hormonschwankun-gen. www.schering.de

>>Gräsertablette zugelassenSchwedens Arzneimittelbehörde hat ALK-Abelló's „Gräsertablette“ genehmigt. ALK-Abelló wird nun die Zulassung im restlichenEuropa forcieren. Die Gräsertablette ist eineImmuntherapie auf Tablettenbasis, die ein-mal täglich verabreicht wird. Sie stellt einenneuen Ansatz in der Behandlung von Gräser-pollen-Allergien dar, da sie die zugrunde lie-gende Ursache der Allergie ins Visier nimmt:Sie löst eine schützende Immunantwort aus,wobei allergische Reaktionen gegen Gräser-pollen verringert bzw. ganz unterbundenwerden. Die Zulassung basiert auf denResultaten des größten klinischen Studien-programms, das je im Bereich der Immun-therapie durchgeführt wurde: Es umfasstesechs klinische Studien mit mehr als 1.700Patienten. www.alk-abello.com

>>Transdermales ADHD-Pflaster Die FDA hat mit Daytrana das erste Medi-kament zur Behandlung des Aufmerk-samkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms(ADHD), das nicht oral verabfolgt wird,zugelassen. Es verbindet Methylphenidat,ein seit 50 Jahren verwendetes Medika-ment, mit der DOT Matrix-Transdermal-Technologie. Dieses Verabreichungs-system bringt das Arzneimittel direkt durchdie Haut in die Blutbahn und ist so konzi-piert, dass es eine gleichmäßige Medika-mentenfreisenkung während des ganzenTages bietet. Das Pflaster kann währendnormaler Aktivitäten, einschließlichSchwimmen, Sport und Baden, auf derHaut verbleiben. Der Arzt kann die Dauerder Wirkungen und möglicher Nebenwir-kungen steuern, indem er bei einemPatienten das Pflaster kürzer als die emp-fohlenen 9 Stunden täglicher Tragzeitbelässt. Shire hat von Noven eine Lizenzfür Daytrana erworben und leistet Meilen-stein-Zahlungen von bis zu 125 Mio $.

www.daytrana.com

>>Degarelix gelangt in Phase III Die Schweizer Ferring hat mit Degarelix einePhase-IIb-Studie abgeschlossen: Der GnRH-Blocker (Gonadotropin-Releasing-Hormon)bewirkte dabei eine schnelle und anhaltendeSenkung der Testosteron- und Prostata-spezi-

fischen Antigenwerte ohne Testosteron-Schub. An der Studie nahmen insgesamt187 Männer teil – bei allen konnten dabei abdem 28. Tag ein volles Jahr lang die Andro-genwerte gesenkt werden. Und dies ermög-licht, den Krankheitsverlauf bei Prostatakar-zinomen unter Kontrolle zu bekommen.

www.ferring.com

>>Lykopin und Vitamin E hemmen Prostata-Tumore

Die Kombination aus Lykopin und Vita-min E hat in einer BASF-Studie dasTumorwachstum in Mäusen um 73 %gehemmt und die Überlebensdauer derTiere um 40 % verlängert. Jetzt wird ineiner Phase-II-Studie die Wirkung vonLykopin und Vitamin E am Menschenuntersucht. Die BASF-Studie mit demTitel „Combined Lycopene and Vitamin ETreatment Suppresses the Growth of PC-346C Human Prostate Cancer Cells inNude Mice“ wurde mit Urologen der Uni-versität Rotterdam erstellt.

www.human-nutrition.basf.com

>>Micafungin wird in der EU vermarktetDie japanische Astellas Pharma hat in derEU einen Marktzulassungsantrag für dasCandin-Antimykotikum „Micafungin“ zurBehandlung systemischer Pilzinfektionengestellt. Micafungin ist ein Vertreter einerneuen Klasse injizierbarer Antimykotika,den Candinen. Der neue Wirkmechanismusvon Micafungin beeinflusst spezifisch diePilzzellwand-Biosynthese durch selektiveHemmung der (1,3)-Beta-D-Glucansyn-thase. (1,3)-Beta-D-Glucan ist ein wichtigerBestandteil der Skelettstruktur der Pilzzell-wand, die in Säugetierzellen nicht vorhan-den ist. www.astellas.com/eu

>>Optimierte Hepatitis C-TherapieDie Zwischenergebnisse zweier österreichi-scher Studien weisen den Weg zur optimier-ten Therapie bei Hepatitis C: Patienten mitHepatitis C Genotyp 1 oder 4 zeigten dabei,dass eine 24- statt 48-wöchige Kombithe-rapie mit Peginterferon Alfa-2a und Ribavi-rin ausreicht – falls das Virus nach 4Wochen Therapie aus dem Blut eliminiertwerden konnte. Bei Genotyp 2 oder 3 zeig-te sich, dass bei einer 24-wöchigen Kombi-therapie mit Peginterferon Alfa-2a – beigleich guter Heilungsaussicht – nur dieHälfte der bisher angenommenen Dosis anRibavirin ausreicht. www.roche.com

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