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Chinesische Musik file:///Users/... ents/Studium/VO Musik der Welt im U berblick II/07 - Chinesische Musik/Chinesische Musik.html[24.06.10 17:49:34] Klangstein CHINESISCHE MUSIK Die Quellenlage zur chinesischen Musik ist ausgezeichnet. Archäologische und Schriftquellen ermöglichen es, die Geschichte der Musik weiter zurückzuverfolgen als in irgendeinem anderen Land der Welt. Klangsteine (ch'ing) und Klangstein-Spiele (  pien-ch'ing) - Sets von gestimmten klingenden Steinen (Lithophon) - sind bereits aus der Shang II-Dynastie (ca. 1350-1050 v.Chr.) überliefert. Aus dieser Zeit stammen ferner von außen anzuschlagende Hängeglocken ( chung) und Glockenspiele (  pien-chung). Schriftliche Quellen lassen uns wissen, dass es von alters her eine Hofmusik an den Höfen der chinesischen Herrscher gab, es gab eine entwickelte Musiktheorie und eine Notenschrift. China hat im Verlaufe der Geschichte in großem Maße fremde Kulturgüter aufgenommen. Fast alle der heute als typisch chinesisch geltenden Musikinstrumente sind von außen gekommen. Handelswege in benachbarte oder auch weit entfernte Gebiete haben dies ermöglicht. Aber China hat auch auf andere Länder ausgestrahlt, z. Bsp. auf Korea, Japan und Südostasien. Viele Errungenschaften waren in China schon vor ihrer Erfindung in Europa bekannt: Papier, Buchdruck, Kompass, Schießpulver und die temperierte Stimmung, die bereits 1596 in China eingeführt wurde, hundert Jahre vor Werckmeister (der in Hypomnemata musica um 1695 zum ersten Mal in Europa die gleichschwebend temperierte Stimmung beschreibt). Für die interkulturellen Kontakte Chinas war die Seidenstraße von großer Bedeutung, so genannt, weil über sie Seide aus China nach Westen gelangte. Später war das wichtigste Handelsgut Porzellan. Archäologische Funde geben Zeugnis über uralte Ost-West-Beziehungen, die sich entlang dieser Straße abgespielt haben. Die Hauptroute ging über Zentralasien und die Pässe des Pamir nach Persien und weiter an das Mittelmeer. Eine Abzweigung führte nach Afghanistan und Nordindien. Eine weitere Ader verlief bis an das Schwarze Meer. Nach der Einigung des Chinesischen Reiches im 3. Jh. v. Chr. wurde sie zu einer 50 Schritt breiten Post- und Schnellstraße mit Halbtunnel-Bauten und Rasthäusern (durchschnittlich alle 17 Kilometer) ausgebaut. Der Buddhismus kam über die Seidenstraße nach China und Chinesen pilgerten über sie zu den heiligen Städten des Buddhismus in Indien. Auch Marco Polo erreichte über diese Route im 13. Jh. als erster Europäer China. Durch zentralasiatische Nomaden und Tibeter wurde die Straße oft unsicher gemacht. Die Eroberung Persiens durch die islamischen Araber im 7. Jh. und deren weiteres Vordringen nach Zentralasien brachte den Handel für lange Zeit zum Erliegen. Musiktheorie: Nach dem chinesischen Mythos soll bereits um 2500 v. Chr. die Oktav in zwölf Halbtöne ( lü)  geteilt worden sein, und zwar durch Übereinanderschichten von 12 Quinten: f-c-g-d-a-e-h-fis-cis-gis-dis-ais. Wenn man diese Töne hintereinander schreibt, entsteht eine chromatische Tonleiter. Aus diesem Material der 12 Halbtöne werden 5 Töne ( sh e n g )  ausgewählt, die eine halbtonlose Pentatonik ergeben: c-d-e-g-a-c'. Jeder Ton der sheng-Leiter erhielt eine Bezeichnung: c - kung (Palast) repräsentiert den Prinzen d - shang (Beratung) den Minister e - chiao (Horn) das Volk g - chih (Kundgebung) die Geschäfte a -  (Flügel) die Dinge Diese Terminologie, die aus dem 4. Jh. v. Chr. stammt, spiegelt soziale Gegebenheiten wider. Weitere Zuordnungen und Assoziationen: Kung z.B. wurde assoziiert mit Fürst, Erde, Zahl 5, Planet Saturn, Mitte, Wind, Ochse, duftend, süß, gelb etc. Zuordnungen von außermusikalischen Dingen und Eigenschaften zu den 5 sheng reichen bereits in die Frühzeit zurück. Von jedem der 5 Töne kann eine Skala aufgebaut werden, sodass 5 Modi zustande kommen: kung-

Chinesische Musik

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  • Chinesische Musik

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    Klangstein

    CHINESISCHE MUSIK

    Die Quellenlage zur chinesischen Musik ist ausgezeichnet.Archologische und Schriftquellen ermglichen es, die Geschichte derMusik weiter zurckzuverfolgen als in irgendeinem anderen Land derWelt. Klangsteine (ch'ing) und Klangstein-Spiele (pien-ch'ing) - Setsvon gestimmten klingenden Steinen (Lithophon) - sind bereits aus derShang II-Dynastie (ca. 1350-1050 v.Chr.) berliefert. Aus dieser Zeitstammen ferner von auen anzuschlagende Hngeglocken (chung)und Glockenspiele (pien-chung). Schriftliche Quellen lassen unswissen, dass es von alters her eine Hofmusik an den Hfen derchinesischen Herrscher gab, es gab eine entwickelte Musiktheorie undeine Notenschrift.

    China hat im Verlaufe der Geschichte in groem Mae fremdeKulturgter aufgenommen. Fast alle der heute als typisch chinesischgeltenden Musikinstrumente sind von auen gekommen. Handelswegein benachbarte oder auch weit entfernte Gebiete haben dies ermglicht. Aber China hat auch auf andereLnder ausgestrahlt, z. Bsp. auf Korea, Japan und Sdostasien. Viele Errungenschaften waren in Chinaschon vor ihrer Erfindung in Europa bekannt: Papier, Buchdruck, Kompass, Schiepulver und dietemperierte Stimmung, die bereits 1596 in China eingefhrt wurde, hundert Jahre vor Werckmeister(der in Hypomnemata musica um 1695 zum ersten Mal in Europa die gleichschwebend temperierteStimmung beschreibt).

    Fr die interkulturellen Kontakte Chinas war die Seidenstrae von groer Bedeutung, so genannt, weilber sie Seide aus China nach Westen gelangte. Spter war das wichtigste Handelsgut Porzellan.Archologische Funde geben Zeugnis ber uralte Ost-West-Beziehungen, die sich entlang dieser Straeabgespielt haben. Die Hauptroute ging ber Zentralasien und die Psse des Pamir nach Persien undweiter an das Mittelmeer. Eine Abzweigung fhrte nach Afghanistan und Nordindien. Eine weitere Aderverlief bis an das Schwarze Meer. Nach der Einigung des Chinesischen Reiches im 3. Jh. v. Chr. wurdesie zu einer 50 Schritt breiten Post- und Schnellstrae mit Halbtunnel-Bauten und Rasthusern(durchschnittlich alle 17 Kilometer) ausgebaut. Der Buddhismus kam ber die Seidenstrae nach Chinaund Chinesen pilgerten ber sie zu den heiligen Stdten des Buddhismus in Indien. Auch Marco Poloerreichte ber diese Route im 13. Jh. als erster Europer China. Durch zentralasiatische Nomaden undTibeter wurde die Strae oft unsicher gemacht. Die Eroberung Persiens durch die islamischen Araber im7. Jh. und deren weiteres Vordringen nach Zentralasien brachte den Handel fr lange Zeit zum Erliegen.

    Musiktheorie: Nach dem chinesischen Mythos soll bereits um 2500 v. Chr. die Oktav in zwlf Halbtne (l) geteiltworden sein, und zwar durch bereinanderschichten von 12 Quinten: f-c-g-d-a-e-h-fis-cis-gis-dis-ais.Wenn man diese Tne hintereinander schreibt, entsteht eine chromatische Tonleiter. Aus diesemMaterial der 12 Halbtne werden 5 Tne (sheng) ausgewhlt, die eine halbtonlose Pentatonik ergeben:c-d-e-g-a-c'. Jeder Ton der sheng-Leiter erhielt eine Bezeichnung:

    c - kung (Palast) reprsentiert den Prinzend - shang (Beratung) den Ministere - chiao (Horn) das Volkg - chih (Kundgebung) die Geschftea - y (Flgel) die Dinge

    Diese Terminologie, die aus dem 4. Jh. v. Chr. stammt, spiegelt soziale Gegebenheiten wider. WeitereZuordnungen und Assoziationen: Kung z.B. wurde assoziiert mit Frst, Erde, Zahl 5, Planet Saturn,Mitte, Wind, Ochse, duftend, s, gelb etc. Zuordnungen von auermusikalischen Dingen undEigenschaften zu den 5 sheng reichen bereits in die Frhzeit zurck.

    Von jedem der 5 Tne kann eine Skala aufgebaut werden, sodass 5 Modi zustande kommen: kung-

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    Modus, shang-Modus, chiao-Modus, chih-Modus und y-Modus. Da die Halbtonleiter ursprnglich nichttemperiert war, ergeben sich unterschiedliche Skalen, wenn man mit den verschiedenen Tnen derchromatischen Leiter beginnt. Auf jedem Ton der 12-stufigen Leiter sind 5 Modi mglich. Das ergibtinsgesamt 60 verschiedene Modi, die in den theoretischen Schriften behandelt werden.

    Spter sind zu den 5 Tnen noch zwei weitere dazugekommen. Es werden also, neben den 5-stufigenSkalen, auch 7-stufige Skalen beschrieben. Grundform: c-d-e-f-g-a-h-c'. Auch hier kann von jedemSkalenton aus eine Leiter erstellt werden, also 7 Leitern, und jeder Ton der 12-stufigen chromatischenLeiter kann Ausgangspunkt solcher Leiterkonstruktionen sein. Dies ergibt insgesamt 84 mgliche Leitern,wobei jeder Modus einen eigenen Charakter gehabt haben soll. Ob diese 60 pentatonischen und 84heptatonischen Modi in der praktischen Ausbung der Musik eine Rolle gespielt haben, ist ungewiss.Vermutlich hat die Musiktheorie ein Eigenleben entfaltet und hatte fr die praktische Musikausbungwenig Relevanz. Heute ist die chinesische Musik weitgehend pentatonisch; nur im Norden finden sichsiebenstufige Skalen.

    Die Kenntnisse zur Herausbildung des chinesischen Tonsystems stammen ursprnglich wahrscheinlichaus Zentralasien. Mehrere Theoretiker befassten sich mit astronomischen Zahlenverhltnissen und derenbertragung auf die Musik. 1596 wurde die temperierte Stimmung offiziell eingefhrt.

    Die kulturelle Hochblte war whrend der Tang-Dynastie (618-906 n. Chr.). Damals gab es amkaiserlichen Hof mehrere Orchester, die in ihrem Repertoire auch die bernommenen Musikstile Indiens,Tibets, Turkistans, Koreas usw. reprsentierten. In mehreren Schulen wurde der knstlerischeNachwuchs herangebildet. Das Repertoire wurde aber noch mndlich weitergegeben. Die ltesteerhaltene Notation stammt zwar bereits aus dieser Zeit (dem 8. Jh.), aber bis zum Ende der altenKaiserzeit (1911) war die Weitergabe vorwiegend eine mndliche.

    Die Notation besteht aus Abkrzungen der chinesischen Zeichen fr die einzelnen Tne. Um eineGesangsmelodie zu fixieren, werden sie unter jedes Wort des Textes geschrieben; kleine hinzugefgteZeichen geben die Dauer an. Bei den Notationen fr die klassischen Instrumente handelt es sich umTabulaturen, also Griffschriften mit Fingersatz und Angaben fr die Spielweise. In den 20er Jahrenunseres Jh. entwickelte sich eine Ziffernnotation (1,2,3...) unter dem Einfluss christlicher Missionare.

    Zu erwhnen ist hier noch die konfuzianische Musikideologie. Die uerungen von Konfuzius (551-479 v.Chr., Philosoph und Ethiker) zur Musik weisen der Musik eine erzieherische und politischeFunktion zu: Die Musik berhrt die Menschen tief und kann folglich deren Sitten und Bruche verndern.Nach Konfuzius besitzt die Musik die Fhigkeit, den Menschen das Ethos harmonischen Verhaltens zuvermitteln und somit zur Gefgigkeit des Volkes bzw. zum Frieden im Staat beizutragen. Diekonfuzianische Musikideologie wurde von den Kommunisten bernommen.

    Neben den oft mit groen Ensembles ausgefhrten religisen Musikformen, beispielsweise desKonfuziuskultes, und neben klassischen Lied- und Instrumentalwerken gewann im Laufe der letztenJahrhunderte zunehmend das Theater an Bedeutung, ein Theater, bei dem die Musik eine groe Rollespielt, sodass wir von Oper bzw. Singspiel sprechen knnen. Ursprnglich nur von Fiedel undSchlagzeug begleitet, finden wir heute im Musiktheater (Peking-Oper) vielfach groe Orchester(europisches Vorbild).

    Eine chinesische Popmusik mit E-Gitarren-Begleitung ist entstanden. Daneben pflegt man sehr bewusstdie alte Instrumental- und Vokalmusik. Der Begriff chinesische Musik bezeichnet allgemein die Musik derHan-Chinesen, die ber 90 Prozent der Gesamtbevlkerung Chinas ausmachen. Die vielen ethnischenMinoritten haben ihre eigene Musikkultur.

    Musikinstrumente: In der traditionellen chinesischen Systematik der Musikinstrumente werden diese nach den acht yin,d.h. nach acht Kategorien von Klangfarben oder Klangquellen eingeteilt: Seide, Bambus, Metall, Stein,Krbis, Lehm, Haut, Holz. Zu den wichtigsten chinesischen Instrumenten zhlen Saiteninstrumente(Chordophone).

    Erhu: Die erhu ist eine ca. 85 cm lange Rhrenspielaute (bzw. Rhrengeige,Kniegeige). Ein Spie aus Hartholz ist diametral durch eine hexagonale,

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    oktogonale oder runde Rhre hindurchgesteckt (daher die Bezeichnung"Rhrengeige"). Die ffnung der Rhre ist mit einer Schlangenhautdeckebezogen. Das Instrument hat 2 Saiten - frher aus Seide, heute aus Stahl- die von der Unterbefestigung am Spie ber den Korpus und ber einenSteg zu den zwei Wirbeln verlaufen, wobei sie ca. in der Mitte durch eineNylonschlaufe locker an den Stiel gebunden sind (Stimmschlinge). DieSaiten sind unterschiedlich dick und im Quintabstand, d'-a', gestimmt. Derasymmetrische Rohrbogen mit Rosshaarbespannung wird zwischen denbeiden Saiten gefhrt. Beim Spiel wird durch Innendruck die eine Saite,durch Auendruck die andere angespielt. Die erhu wird beim Spiel vertikalauf dem Knie gehalten. Die Saiten werden nur abgetrennt, nicht aber bisauf den Spie niedergedrckt. Vibrato (durch periodische Vernderung derSaitenlnge oder durch periodische Vernderung der Saitenspannung:Niederdrcken), Glissando und Anschleifen von Tnen spielen eine groeRolle im erhu-Spiel. Triller und Vorschlge wurden von der europischenGeigentechnik bernommen. Eine im Westen ausgebildete chinesischeGeigerin soll in den 1920er Jahren das Lagenspiel eingefhrt haben.Dadurch wurde der Tonumfang auf bis zu 3 Oktaven erweitert. Ebenfalls in Anlehnung an europischeVorbilder wird das Instrument seit dem 20. Jh. in verschiedenen Gren - Sopran, Alt, Tenor und Bass -gebaut; Die erhu bildet also heute eine Instrumentenfamilie, die das chinesische Orchester erweitert.

    Die erhu ist von den Nomadenvlkern Zentralasiens nach China gekommen. Sie galt frher alsbarbarisches Instrument (die Silbe hu bedeutet ursprnglich "barbarisch"). Heute ist sie ein wichtigesInstrument aller Orchesterformationen, auch im Theater (Peking-Oper), und das vielleicht beliebtesteSolo-Instrument in China.

    Videobeispiel: "Widerschein des Mondes im Frhling"; eines der bekanntesten Stcke der chinesischenMusik. Erhu, begleitet von der Zither yangquin. Quelle: JVC Video Anthology of World Music and Dance.East Asia III/3, 3.Stck.

    Pipa:

    Die pipa ist ein Knickhalslaute (der Wirbelkasten ist gegenber demHals nach hinten abgeknickt). Der Korpus ist birnen- odertropfenfrmig und mit einer Decke aus Weichholz versehen. Darauf sindBnde befestigt (Deckenbnde). Weitere keilfrmige Bnde befindensich auf dem Hals. Resonanzkrper und Hals sind aus einem Stck Holzgefertigt. 4 Nylonsaiten (frher aus Seide) weisen die Stimmung A-d-e-a auf (auch andere Stimmungen sind mglich). Beim Spiel wird dasInstrument senkrecht gehalten. Vibrato und Glissando sind auch hierwichtige Spieltechniken.

    Das Instrument kam whrend der Tang-Dynastie aus demvorderasiatisch-persischen Raum nach China, wo es vorerst alsbarbarisches Instrument galt, aber dann assimiliert wurde. (Wir kennenzwei unterschiedliche Typen von Knickhalslauten: den arabisch-persischen ud und die chinesische pipa (inkl. der von ihrabstammenden japanischen biwa).

    bersicht ber einige in pipa-Tabulaturen verwendete Zeichen.Tan: Der Zeigefinger schlgteine Saite von rechts nach links;Tiao: Der Daumen zupft eineSaite von links nach rechts;Sao: Der Zeigefinger schlgtgleichzeitig die vier Saitenschnell von rechts nach links;

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    [...] Yin oder Rauo: Vibratodurch Niederdrcken einer Saitemit einem Finger der linkenHand.

    Videobeispiel: "Hinterhalt an allen Seiten"; pipa-Solo. Quelle: JVC Video Anthology of World Music andDance. East Asia III/3, 2.Stck.

    Yangqin:

    Bei der Trapezzither yangqin handelt es sich um die fastunverndert bernommene Trapezzither des Vorderen Orients, inPersien santur genannt. Schon ihr Name (yang - fremd) deutetihre fremde Herkunft an. Sie wurde ca. 1600 in Chinaeingefhrt. Heute ist sie wichtiger Bestandteil derEnsemblemusik, tritt aber auch als Soloinstrument auf. Dieyangqin wird mit Hmmerchen geschlagen. Die Saiten aus Stahlund Kupfer sind zwei- bis vierchrig. Die ursprnglich pentatonische Stimmung wurde auf diechromatische Stimmung erweitert. Die yangqin hat heute 13 bis 18 Saitenreihen.

    Guzheng bzw. Cheng:

    Die guzheng ist eine Wlbbrettzither mit einem Kastenresonatoraus Holz (Sandelholz, Rosenholz). hnlich wie die yangqin findetauch die guzheng Verwendung in vielen Bereichen derchinesischen Musik, vergleichbar mit dem Klavier in unsererMusikkultur. Mit ihren 16-24 Metall- oder Nylonsaiten ist sie daschinesische Instrument mit dem grten Tonumfang. Die Saitensind an der linken Seite unten befestigt und verlaufen ber zweibewegliche Stege. Die guzheng muss auf die jeweiligepentatonische Stimmung eingestimmt werden. Dafr stehenStimmwirbel und die beweglichen Stege zur Verfgung. Wie beiallen chinesischen Instrumenten haben wir auch hier einenrdliche und eine sdliche Tradition (im Norden strker,kraftvoller, im Sden weicher).

    Der Spielbereich ist rechts von den Stegen (der linke Bereich istnicht gestimmt). Auf die Finger der rechten Hand werdenFingerplektren (Art knstliche Fingerngel) aufgesteckt (auch beider pipa wird dies praktiziert). Die linke Hand wird zurVernderung der Saitenspannung verwendet, um andereTonhhen als die Tne der Pentatonik zu erzeugen, aber auch um Effekte wie Vibrati zu produzieren.Sie kann auch auf die Spielseite wechseln, um Saiten abzudmpfen oder Flageolettne zu erzeugen. Wiebei der pipa kann auch hier zwei- oder dreistimmig gegriffen werden.

    Videobeispiel: "Des Fischers Gesang im Abend"; guzheng-Solo. Quelle: JVC Video Anthology of WorldMusic and Dance. East Asia III/3, 4.Stck.

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    Dizi:

    Die dizi (auch di oder ti) ist eine Querflte aus Bambus mit 6 Grifflchern, Anblasloch und Membranlochan der Oberseite und zwei Dorsallchern (die dazu dienen, eine Seidenquaste anzuknpfen) sowie zweiEndlchern (Resonanzlcher). Die Lcher sind hufig oval. Auf der Anblasseite ist das Instrument miteinem Korken verschlossen. Eine besondere Klangfarbe wird durch eine Membran aus der inneren Hautdes Bambus oder aus Seidenpapier bewirkt. Diese wird ber eines der Lcher geklebt und gert beimSpiel in Schwingung. Dadurch erhlt die Flte ein leicht nasales Timbre, welches so charakteristisch ist.Der Tonumfang betrgt an die 2 Oktaven.

    Flten knnen je nach Provinz sehr unterschiedlich sein. Manche Spieler verwenden ein ganzes Set ausunterschiedlich langen Flten. Man knnte sagen, dass die Flte das "lteste" chinesische Instrument ist,da man 8000 Jahre alte Knochenflten gefunden hat.

    Videobeispiel: "Reise nach Suzhou"; dizi, begleitet von dem Ensemble "Gusuxing" (mit erhu, pipa,sheng, guzheng und yangqin). Quelle: JVC Video Anthology of World Music and Dance. East Asia III/3,1.Stck.

    Sheng:

    Die Mundorgel, in China sheng genannt (nicht verwechseln mit den 5Tnen der pentatonischen Leiter, die auch sheng genannt werden), istein Instrument, das auer in China vor allem in Hinterindien (Thailand,Laos...) vorkommt. Von China aus hat sich die Mundorgel auch nachKorea und Japan verbreitet. In China kann sie weit in die Geschichtezurckverfolgt werden, bis ins 11. Jh. v. Chr. Sie wurde vor allem in denreligisen Zeremonien verwendet. Als Entstehungsgebiet wird dasBergland im hinterindisch-chinesischen Grenzgebiet angenommen. Diesist auch die Heimat der Maultrommel, und so wird vermutet, dass dasPrinzip der Tonerzeugung bei der Maultrommel der Ausgangspunkt frdie Erfindung der Mundorgel gewesen ist. Die Durchschlagzungen derMundorgel sind im Prinzip Verkleinerungen der Maultrommel (daher auchdie Zuordnung der Mundorgel zu den freien Aerophonen in derInstrumentensystematik von Hornbostel/Sachs).

    Die sheng besteht aus einer schalenfrmigen Windkammer aus Holz oderMetall mit einem herausragenden Mundstck. In diese Windkammmermnden mehrere (meist 17) Bambuspfeifen verschiedener Lnge, wobeieinige davon stumm sein knnen. Die Pfeifen sind hnlich einemOrgelprospekt angeordnet (Prospektanordnung). Am unteren Ende dermit einem Griffloch ausgestatteten Pfeifen sind Durchschlagzungen ausMetall befestigt. Eine Pfeife ertnt erst dann, wenn das Grifflochgeschlossen wird. Die Grifflcher dienen also nicht derTonhhenvernderung. Die Pfeifen haben Resonator-Funktion, sieverstrken den Klang, sind aber fr die Tonhhe nicht verantwortlich (allerdings werden je nachPfeifenlnge unterschiedliche Obertne verstrkt). Die Tonhhe wird durch Lnge, Breite und Dicke derZunge bestimmt, unabhngig von der Lnge des angeschlossenen Luftraumresonators. Der Ton entstehtdurch die periodische Unterbrechung des Luftstromes. Diese Unterbrechung wird durch die Lamellebewirkt, die durch die genau passende ffnung auf und ab schwingt (wie bei der Maultrommel). Dieakustischen Details dieses Instruments sind allerdings bis heute nicht restlos geklrt. Die modernenAusfhrungen der sheng sind chromatisch gestimmt (a'-a''). Die Feinstimmung der Zungen geschiehtmit Wachsklmpchen, die auf die Zunge aufgesetzt werden. Auf der Mundorgel werden vor allemAkkorde gespielt. Sie kommt als Solo- und auch als Ensembleinstrument vor.

    ber asiatische Anregung wurden im 19. Jh. mehrere Instrumente mit Durchschlagzungen in Europaentwickelt: schon kurz vor 1800 die Aeoline, das Aelodikon und die Physharmonika (eine Frhform desHarmoniums, um 1820), ab 1820 das Akkordeon und die Mundharmonika und um 1840 das Harmonium.Durchschlagzungeninstrumente werden aber bereits bei Mersenne (Harmonie universelle, 1636)erwhnt.

    Hrbeispiel: "Golden Phoenix"; modernes sheng-Stck, komponiert von Wong Quing-zong und gespieltvon Lee Chee-kung vom Hong Kong Chinese Orchestra auf einer sheng mit 21 Pfeifen. Quelle:Schallplatte The Song of the Phoenix, B/2.

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    Peking-Oper:

    Mit "Peking-Oper" wird einerseits das 1958 gegrndete und derwestlichen Musik gewidmete Opernhaus von Peking bezeichnet. Es isteng mit dem Konservatorium von Peking verknpft, wo westlicheInstrumente unterrichtet werden. Die westliche Musik war fr diechinesische Musikszene (hnlich wie in Japan) lange Zeit ein Leitbild(und ist es wohl heute auch noch).

    Insbesondere aber versteht man unter "Peking-Oper" das traditionelleTheater, bei dem die Musik eine groe Rolle spielt, genauer gesagteinen speziellen Stil des chinesischen Musiktheaters. Das chinesischeMusiktheater kann etwa 1000 Jahre in die Geschichte zurckverfolgtwerden. Hervorgegangen ist das Singspiel aus musikalischen,tnzerischen und schaustellerischen Formen, Akrobatik beiWettkampfspielen, Marionetten-, Puppen- und Schattenspielen,Formen, die beim gewhnlichen Volk und dem Adel gleichermaenbeliebt waren. Schon frh ist eine nordchinesische und einesdchinesische Tradition festzustellen. Ab dem 12. Jh. haben wir die 4Komponenten, die das chinesische Musiktheater ausmachen: Gesang,gesprochene Monologe und Dialoge, Pantomime und Gestik sowie Akrobatik. Zahlreiche Texte aus dieserZeit sind berliefert. Auch die Namen der Textdichter, die gleichzeitig auch Komponisten oderMelodiearrangeure waren, sind uns bekannt. Aus der Frhzeit gibt es nur wenige Musiknotate, und diesebetreffen auch nie das ganze Werk, sondern nur einzelne Arien. Spter hufen sich Notate: aus demJahr 1746 gibt es ein Notenbuch mit 2100 Melodien.

    Die Peking-Oper, die der nordchinesischen Tradition angehrt, war bereits um die Mitte des 19. Jh. inder Form ausgeprgt, wie wir sie heute kennen. Sie ist in China uerst populr. Die Schauspielermssen schon als Kinder mit dem harten Training beginnen, um die erforderlichen Krperbewegungenzu beherrschen, denn es gibt z.B. Kampfszenen mit allen mglichen alten Waffen, wobei dieSchauspieler, ohne einander wirklich zu berhren, den Eindruck einer tosenden Schlacht hervorrufen.Dies erfordert eine physische und geistige Przision, die nur durch ein uerst strenges und sorgfltigesStudium erreicht werden kann. Traditionell ist die Peking-Oper ein nachmittagsfllender Zeitvertreib undbeliebter Treffpunkt. Eine Vorstellung dauert vier bis sechs Stunden, whrend der die Zuschauerrauchen, ihren mitgebrachten Tee trinken, sich unterhalten, herein- oder hinausgehen, oder lautstarkKommentare zu den Meisterleistungen der Akteure abgeben.

    Im Vordergrund des Publikumsinteresses steht der Text. Er behandelte immer schon vorwiegendtraditionelle Stoffe und hatte wenig Bezug zum aktuellen Leben. Die Themen der Handlung sind demPublikum bekannt. Es geht primr um bedeutende Ereignisse frherer Dynastien, um Herrscher,Minister, Generle und weibliche Schnheiten. Bestimmte Genres kommen immer wieder vor: derromantische Garten im Mondschein (Liebesszenen), das Schlachtfeld, der Knigspalast, der Marktplatz.Es gibt vier Hauptrollen in der Peking-Oper: sheng (Mann), dan (junge Frau), jing (Mann mit bemaltemGesicht) und chou (Clown). Die dargestellten Charaktere von loyal bis betrgerisch, gut oder bsewerden durch ihre Masken und Kostme sofort erkannt: der Tapfere, der Treue, der Schlaue. Einebesondere Rolle spielt der Clown. Die Kostme der Peking-Oper mssen Geschlecht und Status desTrgers auf den ersten Blick erkennen lassen. Ihre Hauptfunktion ist, die Rolle des Trgers zu erlutern,sei es ein Adliger, ein Kaufmann, ein Militr oder Zivilist. Mittels feiner Symbole weisen dieOpernkostme auf den guten oder schlechten Charakter ihres Trgers hin. Zum Beispiel sind die"Flgel", die an den Kappen der Beamten befestigt sind, bei guten Beamten trapezfrmig, beischlechten Beamten rhombenfrmig. Die chinesische Oper wird auch als politisches Mittel eingesetzt(revolutionre Themen).

    Im Unterschied zur abendlndischen Oper wird in China die Musik nicht fr jedes Theaterstck neukomponiert; blicherweise werden mehrere Melodien, die aus der Vergangenheit berliefert wordensind, zusammengefgt. Im Musiktheater wurde auch Volksmusik integriert, andererseits wurden Stckeder Theatermusik zu Volksliedern. Musikalisch ist zuerst einmal der eigenartige Singstil bemerkenswert.Er ist gekennzeichnet durch extreme Stimmlagen (hoch und tief), gepresste Stimme, Kopfstimme usw.Im Gesang wird eine dramatische Verdeutlichung des Textes gesucht sowie die bersteigerung derAffekte. In diesem Sinne werden auch die Instrumente eingesetzt. Ursprnglich nur von Fiedel undSchlagzeug begleitet, finden wir heute im Musiktheater vielfach groe Orchester (europisches Vorbild).Zum Opernorchester gehren neben den Saiteninstrumenten insbesondere Idiophone. Zu ihnen zhlen:

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    der groe Opern-Gong: Durchmesser ca. 1 m. Der Musiker hlt den Gong an einer Aufhngung inder einen Hand und schlgt ihn mit einem stoffberzogenen Schlgel an. Im mittleren Bereichklingt der Gong tiefer, am Rande hher.der kleine Opern-Gong. Durchmesser ca. 20 cm. Tellerfrmiger Gong mit leichter Wlbung in derMitte. Wird mit der linken Hand am Rand gehalten, whrend die rechte Hand mit einem dnnenHolzschlegel das Instrument zum Erklingen bringt.Becken, ca. 60 cm Durchmesserferner diverse Trommeln

    Videobeispiel: "Des Knigs Abschied von seiner Liebsten." Szene aus einer Auffhrung einer Peking-Oper. Quelle: JVC Video Anthology of World Music and Dance. East Asia III/3, 10. Stck.

    Quellen:

    JVC Video Anthology of World Music and Dance. East Asia III/3. [VHSv 115]

    Schallplatte The Song of the Phoenix. Sheng Music from China. Lyrichord LLST 7369. [SV 2139]

    Lokale FestplatteChinesische Musik