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Wohnen und Arbeiten für Menschen mit Behinderung Grosse Veränderungen Dialogische Führung Eine physiotherapeutische Stunde Unser neuer Sinnesparcours Fundraising noch nicht am Ziel

COLUMpodium 3 - November 2009

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Page 1: COLUMpodium 3 - November 2009

Wohnen und Arbeiten für Menschen mit Behinderung

GrosseVeränderungen

DialogischeFührung

EinephysiotherapeutischeStunde

UnserneuerSinnesparcours

FundraisingnochnichtamZiel

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Columpodium 3•2009 2 Columpodium 3•20093

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1 unser Neubau, markante Architektur vor

eindrücklicher Appenzeller Landschaft Grosse Veränderungen

Inhalt

Grosse Veränderungen 3

dialogische Führung 4

dank an Günther Boltshauser 5

Lager in Kroatien im September 2009 6

Eine physiotherapeutische Stunde 8

unser Küchenteam 10

Neue Azubis und praktikanten 11

der morgenkreis 12

Sporttag in magglingen 13

Aus unserer Baugeschichte 14

Echo von der Baustelle 15

Sinnvoller Sinnesparcours 16

Über die organische Bauweise 17

Fundraising noch nicht am Ziel 18

Spenden ab 1‘000 Franken 19

Spendenaufruf für Saalbestuhlung 20

Impressum

Ausgabe 3•2009, erschienen im November 2009

Herausgeber Stiftung Columban, 9107 Urnäsch

Redaktion Katharina Bärtschi, [email protected]

Gestaltung albertkonzeptagentur, 9300 Wittenbach

Druck SäntisPrint AG, 9107 Urnäsch

2

2 Für 210 Franken können Gönner einen Stuhl

für den Gemeinschaftsaal stiften, siehe Aktion

auf Seite 20

Geschätzte Leserinnen und Leser

Seit der letzten Ausgabe des Columpodiums hat sich einiges

auf dem Areal der Stiftung Columban getan. So können wir

auf der Baustelle grosse Veränderungen beobachten. das

neue Gebäude nimmt Gestalt an und prägt das Ensemble

der Anlage mit seinem markanten Äusseren, dem impo-

santen dach.

in verschiedenen Beiträgen erfahren Sie mehr über unseren

Neubau und die sich daraus ergebenden Veränderungen für

unsere Bewohnerinnen und Bewohner. die mitarbeitenden

der Werkstätten nehmen vielleicht mit einem weinenden

Auge Abschied von ihren stimmungsvollen Räumen im

alten Waisenhaus. Sie dürfen sich jedoch auf helle und

freundliche Arbeitsplätze mit einer guten infrastruktur im

Neubau freuen.

unser Küchenteam steuert für dieses Heft ein Kürbissuppen-

rezept bei, berichtet eindrücklich aus dem Arbeitsalltag und

schildert die Vorteile, welche die neue zentrale Küche allen

mitarbeitenden schon bald bieten wird.

Traditionell erzählt eine Wohngruppe von ihrem Ferienlager,

diesmal in Kroatien, mit aufregender Reise, Spass am meer

und spannenden Ausflügen. und auf einem Foto vom Sport-

tag in magglingen lächelt Bundesrat ueli maurer im Kreise

unserer sportlichen Betreuten.

Ein Artikel zur physiotherapie schildert die therapeutische

Arbeit mit einem Bewohner, ein Beispiel für interdisziplinäre

Zusammenarbeit bis in den Betreuungsalltag hinein.

Herzlich gedankt sei hier auch den mitarbeitenden der Stif-

tung Columban für ihre Geduld. Es braucht viel Verständnis

angesichts der Bautätigkeit mit vielen provisorien und Hinder-

nissen dennoch die Betreuungsaufgaben zu meistern.

Eine anregegende Lektüre wünscht

Katharina Bärtschi

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Columpodium 3•2009 4 Columpodium 3•20095

1 2

die Aufgaben in einer Einrichtung für menschen mit Be-

hinderung sind komplex. Für jedes Aufgabengebiet gibt es

eigene Aus- und Weiterbildungen, in denen viel Detailwissen

erarbeitet wird. Wissen, das unser Alltagswissen vertieft und

ergänzt. Wissen, das unser Fachwissen aus der Grundausbil-

dung vertieft und ergänzt.

Fachlichkeit spiegelt sich nicht mehr einfach in einer klaren

Antwort. Fachlichkeit zeigt sich in der Fähigkeit, zurück zu

schauen auf das, was man getan hat und wie es wirkt und

vor allem in der Fähigkeit, mit anderen menschen darüber

ins Gespräch zu kommen, einen dialog zu führen.

In diesem Sinne können wir von den Erfahrungen von Götz

W. Werner lernen. Er ist Gesellschafter und Aufsichtsratmit-

glied des von ihm gegründeten dm-drogerie Markts. Götz

W. Werner führte sein Unternehmen mit grossem Erfolg

dialogisch.

Karl-martin dietz und Thomas Kracht vom Hardenberg institut

in Heidelberg begleiten diese Arbeit schon seit 1993. Im Buch

«dialogische Führung» beschreiben die beiden Grundlagen

und Fallbeispiele aus der praxis.

die Grundhaltungen des dialogischen sind zentrale Fähigkei-

ten, welche die mitarbeitenden einer institution mit dialo-

gischer Führung entwickeln müssen. Führung hat dabei die

wichtige Aufgabe, diese Grundhaltungen vorzuleben und

zu unterstützen:

Dialogische Führung

1. Gemeinsam einen Zusammenhang mit der Wirklichkeit

herstellen. Gelingt es, das Einzelne als solches, aber auch als

Teil des Ganzen zu sehen? Gelingt es, Vorgänge als solche zu

beurteilen und nicht nur im Hinblick auf Nutzen oder Nachteil

für mich oder meine interessengruppe?

2. Eindeutigkeit in der Begegnung der Absichten erreichen.

Gelingt es, Absichten verständlich darzustellen? Gelingt es,

die Absichten der Anderen zu respektieren?

3. Gefühle und Emotionen in den dienst des Verstehens

stellen. Gelingt es, zu erforschen, warum etwas sympathisch

oder unsympathisch erscheint?

4. die gemeinsame Sache vorwärts bringen. Gelingt es, auch

die ideen der Anderen gemeinsam weiter zu spinnen?

5. Für unerwartetes offen sein. Gelingt es, zwischen den

dialogpartnerinnen und -partnern neue ideen entstehen zu

lassen?

markus Notter-Binder, neuer Heimleiter

im nächsten Columpodium erfahren Sie Näheres über

«die prozesse der Zusammenarbeit».

Am 3. Juni 2009 hat Günther Boltshauser sein Mandat als

Heimleiter an markus Notter übergeben. dies, nachdem

er auf Wunsch des Stiftungsrates diese Funktion länger als

ursprünglich vereinbart ausgeübt hatte. Er wird, bis ein

neuer Stellvertreter eingearbeitet ist, den neuen Heimleiter

unterstützen. Günther Boltshauser freut sich bereits darauf,

sein Wissen und seine Erfahrung auf künstlerisch-therapeu-

tischen Gebiet wieder vermehrt leben zu dürfen.

Günther Boltshauser ist seit Jahrzehnten mit der Stiftung

und dem Heim Columban verbunden. Schon 1975 wurde

er auf Einladung des Gründungspräsidenten, Jörg Kuhn in

Herisau, für sieben Jahre mitglied des Stiftungsrates und

zugleich präsident des Eltern- und unterstützungsvereins

pro Columban.

Später traf er max Fuchsmann regelmässig. mit weiteren

Columbanern hatte er losen Kontakt und so meldete er sich

vor vierzehn Jahren auf ein inserat der Stiftung und wurde

mitarbeitender. dies war für Günther Boltshauser prägend,

kam doch der impuls, sich zum Kunsttherapeuten weiter-

zubilden, aus seiner Arbeit mit den Bewohnerinnen und

Bewohnern.

Günther Boltshauser ist seit fast 35 Jahren mit unserer in-

stitution verbunden und hat ihr in verschiedensten Funktio-

nen gedient und in mannigfacher Weise seine Erfahrungen

überlassen, ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen.

Seine Ruhe und Vertrauenswürdigkeit, seine Verlässlichkeit

und Seriosität haben mitgeholfen, die Stiftung zu stärken

und weiter zu bringen. dafür gebührt ihm unser tiefer

und herzlicher dank.

peter Schmid, präsident des Stiftungsrates

Dank an Günther Boltshauser 2 Günther Boltshauser, der scheidende Heimleiter

3 Aquarell von Günther Boltshauser zum Sinnesparcours

3

1 markus Notter-Binder, der neue Heimleiter

Wer‘s genau nachlesen willdietz, Karl-martin; Kracht, Thomas: dialogische Führung.

Grundlagen – praxis - Fallbeispiel: dm-drogerie markt -

Campus Verlag GmbH – ISBN 978-3-593-37170-2

Weitere Infos:

Hardenberg institut: www.hardenberginstitut.de

dm-drogerie markt: www.dm-drogeriemarkt.de.

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Columpodium 3•2009 6 Columpodium 3•20097

1 inseln eines Nationalparks. Eine deutsch sprechende Reise-

führerin führt uns zu einer kleinen Eisenbahn. Wir dürfen zu

hinterst einsteigen und schon geht es los. die Frau erklärt

über Mikrofon, was wo zu sehen ist. Wir fahren durch einen

Safaripark mit Zebras, Lamas, ponys, afrikanischen Antilopen

und sogar zwei Elefanten in einem Käfig. Auf der ganzen

insel sehen wir immer wieder grosse Gruppen von Hirschen,

die frei weiden, schön! Neben diversen Blumen und Bäumen

sehen wir auch einen olivenbaum, der rund tausend Jahre alt

sein soll. davor lassen wir uns fotografieren. danach besu-

chen wir das Tito-museum, wo Staatsgäste Kroatiens emp-

fangen werden. das museum ist spannend, mit vielen Fotos.

Am folgenden Tag ist Hektik zu spüren. ueberall werden

Sachen wieder eingepackt und verstaut, doch wir geniessen

den letzten Tag noch einmal am Strand bei tollem Wetter.

Abends feiern wir in einem Restaurant Abschied. Ein super-

leckeres Essen wird mit nussgefüllten «palacinke» (ome-

letten) gekrönt, mhm lecker! Dort verweilen wir noch etwas

und besprechen uns, damit wir ja nichts in Kroatien vergessen.

Der nächste Morgen kommt viel zu früh. Um 5.30 Uhr tragen

wir die Koffer wieder zum Bus und kontrollieren nochmal

alles, denn wir wollen ja niemanden vergessen. Nach knapp

acht Stunden treffen wir müde aber glücklich in der Stiftung

Columban ein und kriechen ins heimelige Bettchen, um von

einer tiefrot untergehenden Sonne zu träumen.

Wir bedanken uns nochmals herzlich bei den Angehörigen,

die durch Spenden diese Ausflüge ermöglicht haben.

Anna Rukavina

lange haben wir auf das lager gewartet und endlich, am

28. September morgens um halb sechs, schleichen sechs

personen vor unserem Haus herum. Natürlich sind das wir,

die mitarbeitenden der Gruppe Lilie, die schon so früh Koffer

in einen Bus laden und das Frühstück vorbereiten. die

Bewohner werden nun geweckt. Noch müde, aber neugie-

rig und voller Erwartung, geniessen wir gemeinsam unser

Frühstück. danach werden Zähne geputzt und die restlichen

Kleinigkeiten gepackt. Alle helfen mit.

Endlich geht es los. Alle sitzen, sind

angeschnallt, der Bus setzt sich in Bewe-

gung. die Fahrt führt uns durch Österreich,

deutschland, Slowenien und schliesslich

Kroatien, bis nach Porec. Während einige

mitarbeitende von der kurzen Nacht

erschöpft vor sich hindösen, sind die

Bewohner während der ganzen Fahrt wach und beobachten

fasziniert die Landschaft, die an uns vorbei fliegt. Natürlich

ist auch für das leibliche Wohl gesorgt, und wir machen öfter

mal eine pause.

Nach fast neun Stunden Reise treffen wir in der Hotelpension

Gargamelo in porec ein. Nach einem leckeren Essen beziehen

wir die Wohnung für die Betreuten. Sie ist grosszügig einge-

richtet, mit drei Schlafzimmern, zwei Badezimmern, einer

Küche, dem Wohnzimmer und einem Balkon. Neugierig wird

jedes Zimmer beäugt und auch der Balkon erforscht. Doch

Schluss für heute, die Zähne werden geputzt, das Pyjama

lager in Kroatien im September 2009

Unvergessliche Erlebnisse am adria-

tischen Meer

angezogen und ab geht es ins Bett, denn nach der spannen-

den Reise sind wir alle sehr müde.

An den nächsten Tagen erkunden wir porec und fahren auch

zum Strand. Das Wetter ist schön und das Wasser ist noch

angenehm zum Baden. Wir quartieren uns ein mit Luftma-

tratzen, vielen Tüchern, Sandkasten-Spielzeug und Flugdra-

chen. Dann darf jeder tun, was er will. Der eine „sändelet“

gern, ein anderer planscht munter im Wasser, der nächste

geniesst die Sonne. punkt 14 uhr wird uns ein Zvieri ge-

bracht, denn auch Faulenzen macht hungrig. Leider geht die

Zeit allzu schnell dahin, und um 17 Uhr fahren wir zurück ins

Hotel. Jeder wird ausgiebig geduscht, damit niemand mit

Sand im Bett schlafen muss. daneben wird gekocht und die,

die schon sauber sind, geniessen auf dem Balkon die tiefrot

untergehende Sonne, ein wahrhaft schönes Schauspiel.

das Abendessen nehmen wir gemeinsam ein, auch die

mitarbeitenden, die frei haben, gesellen sich dazu, was eine

schöne Atmosphäre entstehen lässt. Es wird viel gelacht

und der Tag wird besprochen. danach heisst es Abwaschen,

Abtrocknen, Boden fegen. Alle helfen tatkräftig mit, jeder

hat sein Ämtli – auch im Lager.

Am 6. oktober stehen wir wieder sehr früh

auf, schon um halb sechs, das gibt manch

bösen Blick. Denn was soll das, im Lager

so früh geweckt werden? Ein Ausflug führt

uns in die plitvicer Seen, den Nationalpark

Kroatiens, berühmt für seine Seen und

Wasserfälle. Schon mancher Film wurde

hier gedreht, z.B. «der Schatz im Silbersee» von Karl may.

Nach einem feinen Zmittag brechen wir wieder auf, der park

ist wunderschön, überall gibt es Seen mit türkisfarbigem,

glasklarem Wasser. Auch die Wasserfälle sind beeindruckend

und es werden viele Fotos gemacht. So geht es mal bergauf,

mal bergab, mal über Brücken, mal per Schiff über Seen

mit vielen Fischen. Auf dem Rückweg legen wir einen

Zwischenstopp in einem Restaurant ein und essen Spaghetti

Bolognaise.

Am 7. Oktober fahren wir nach Fazana, wo wir auf ein Schiff

umsteigen. Unser Ziel ist die Insel Brijuni, eine von vierzehn

2 Tiefroter Sonnenuntergang in Kroatien

3 Türkisblaue Seen im Nationalpark

4 Wandersteg entlang dem Wasser

3

2

4

1 Gruppe Lilie vor dem tausend Jahre alten

olivenbaum

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Columpodium 3•2009 8 Columpodium 3•20099

2

Nutzen der Physiotherapiedie methoden der physiotherapie sind Lernangebote, die

den Betreuten nach einem individuellen Befund von proble-

men, Ressourcen und Zielen wiederholt und gezielt angebo-

ten werden. Z.B. für Lagerung, Bewegungsanbahnung und

Selbsthilfetraining. die beiden Therapeuten Bruno Zach und

mariet Baumann arbeiten dabei mit dem Betreuungsteam

zusammen., um die Ziele auch in den Allag zu integrieren.

«...Achtung... Jetzt langsam... Achtung, Oje...!» Typische

Aussagen einer physiotherapeutischen Behandlung. An die

Grenzen der Fähigkeiten eines Bewohners gehen und

manchmal zuviel verlangen, ist eine wichtige Grundlage

der Therapiestunden.

mein Auftrag führt mich zur Stiftung Columban. Auf der Stras-

se zur neuen pflegegruppe kommen mir Bewohner entge-

gen, manche alleine, andere mit Betreuerinnen. Es ist ein mir

bekanntes und doch immer wieder faszinierendes Bild, wie

Menschen mit Behinderung frei, ihren Möglichkeiten gemäss,

sich zu anderen orten und Aufgaben bewegen.

Hohe Anforderungen, deren sich «Gesunde?» nicht oder nur

teilweise bewusst sind. Wie lange haben wir gelernt, bis wir

gleichzeitig Gehen, Ausweichen, Gleichgewichthalten und

dabei auch Hören und wenn möglich Sprechen konnten? Wie

schwer muss es sein, wenn die Möglichkeiten eingeschränkt

sind. Wenn schon Weniges zu viel ist, wenn ein Ton die

ganze Aufmerksamkeit absorbiert, wenn...

Mit diesen Gedanken betrete ich die Pflegegruppe Löwen-

zahn. Mit dem Schlüssel öffne ich die Türe und betrete eine

andere Welt mit eigenen Gesetzen, Rechten und Pflichten.

Freundlich werde ich von den pflegedienstmitarbeitern be-

grüsst. Ich höre Lachen, Schnarren, Aufjauchzen, Röcheln,

Klopfen und – mir sehr vertraut – ein rhythmisches Brummen

mit an- und abschwellendem Ton. Adrian! Heute steht er als

erster auf meinem Behandlungsplan. Wie in der Ausbildung

gelernt, habe ich mir ein therapeutisches Teilziel gesetzt,

welches als Teilschritt dem Fernziel dienen soll, das ich mit

der mutter, der pflegedienstleiterin, dem Arzt und der Be-

zugsperson besprochen habe. Heute heisst es: Adrian

sitzt frei auf einer Rolle.

Als ich sein Zimmer betrete, sitzt Adrian auf einer roten Gummi-

matte am Boden, summt vor sich hin und nagt beglückt an

einer batteriebetriebenen Ente, die brummt. ich knie mich

hin und begrüsse ihn mit unserem Ritual, einer Art Tonfolge,

die ich von einem seiner Lieblingsspielzeuge übernommen

habe. Sofort hört Adrian auf zu summen, schaut mich an,

legt die Ente beiseite und fasst meine Hände. Überrascht von

dieser schnellen Reaktion, hoffe ich schon auf einen tollen

Therapieerfolg. Er möchte Widerstand spüren, interpretiere

ich, und beginne seine Ruderbewegungen ein wenig zu

bremsen. Bald beginnt er zu strahlen und freudig zu gluck-

sen. Nach einiger Zeit wechsle ich die position, damit Adrian

aufstehen kann. Uff! Das wäre wohl ein weiteres Fernziel:

Aufstehen ohne Kraftaufwand für die Betreuer.

Wir machen einen Spaziergang um das Gebäude, über den

Sitzplatz, quer über die Wiese, zum Haupteingang und wieder

zurück in die pflegegruppe. Adrian geniesst es und ich achte

dabei auf Gleichgewicht, Gangtempo, Schrittlänge, Rumpf-

stabilität und Auftreten des rechten, schlecht koordinierbaren

Beines. doch bin ich sicher, Adrian geniesst es. ist Schweigen

und langsames umherschauen ein Ausdruck von Geniessen?

unsicherheit und Respekt zwingen mich immer wieder,

innezuhalten und mir klar zu machen, dass ich ja auch nicht

weiss, was «Gesunde?» denken und fühlen. Wie kann ich

mir anmassen, Adrian zu verstehen?

Wir sind wieder im Zimmer angekommen. Nach einiger

Balance-, Geschicklichkeits- und Kraftarbeit zu zweit, sitzt er

rittlings auf einer Therapierolle. die Füsse fest am Boden,

eine Hand auf dem oberschenkel, eine im mund. Nun kommt

der therapeutische Teil. Langsam verschiebe ich die Rolle

und zwinge Adrian, sich fallverhindernd zu bewegen. Es

klappt. Adrian gleicht gut aus und ich interpretiere aus seinen

Gesichtszügen Konzentration und Neugierde. Langsam auf die

andere Seite und ..., jawohl auch das schafft er ohne grosse

Anstrengung, was mir wieder beweist, dass seine Rumpfkon-

trolle durchaus in Ordnung ist. Mutiger geworden, erhöhe ich

das Tempo der Störaktion für sein Gleichgewicht. Es wird zu

einem Spiel, links, rechts, rechts, rechts und links. Hoppla…

Adrian rutscht mit dem Rücken voran, die Beine zur anderen

Seite gestreckt und die Arme weit ausladend, von der Rolle

auf die bereitgelegte matte.

Es ist etwas passiert, das weit über mein heutiges Ziel hin-

ausgeht. Nachdem ich meinen Schreck überwunden habe,

helfe ich Adrian nochmals auf die Rolle: Hoffentlich hat er

jetzt keine Angst. Adrian sitzt wieder friedlich, breitbeinig auf

der Rolle und summt, nachdem ich seine Ente eingeschaltet

habe, leise vor sich hin. Mir wird erst jetzt bewusst, dass

Adrian seinen Sturz aus eigener Kraft abgefangen hat. Selbst-

verständlich, könnte man ja denken, aber für Adrian ist das

die grosse Leistung dieser Therapiestunde.

physiotherapie hat das Ziel, Fähigkeiten der Bewohner zu

erhalten und gezielt zu fördern. Darüber hinaus werden

Grenzen gesucht und überschritten, um neue Fertigkeiten

auszubilden und zu festigen. diese Befähigungen werden

mit dem pflegeteam besprochen, das die neue Fertigkeiten

in den Alltag einbindet und so zu einem festen Bestandteil

der Begleitung macht. Für menschen mit starken Einschrän-

kungen besteht ein Erfolg bereits darin, am Geschehen aktiv

teilzunehmen, beim mobilisieren mitzuhelfen. Ein weiteres

Anliegen ist es, die Selbständigkeit eines Bewohners so

zu fördern, dass der Pflegeaufwand etwas geringer wird.

Nimmt man das Beispiel von oben, bedeutet es, dass ein

therapeutisches Training die Rumpfstabilität und Sturzsicher-

heit verbessert.

mariet Baumann und Bruno Zach, physiotherapeuten

1 Therapeut Bruno Zach mit Adrian Bärtschi

2 Therapeutin mariet Baumann mit mariann EdlingerEine physiotherapeutische Stunde

1

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Auszubildende Fachfrau/Fachmann Betreuung FaBeAlessia Zarra (Wohngruppe Akelei)

Dominique Müller (Wohngruppe Schlüsselblume)

Jonas Kopp (Wohngruppe Schlüsselblume)

Josua Schäppi (Wohngruppe Edelweiss)

Kunga Buga (Wohngruppe Lilie)

Sarah Roth (Wohngruppe Edelweiss)

Svetlana Liebich (Wohngruppe Anemone)

Auszubildende Fachfrau/Fachmann Gesundheit FaGeChristopher Reich (Wohngruppe Löwenzahn)

Therese Brenner (Wohngruppe Löwenzahn)

Auszubildende Epalinges Claudia Kuhny (Wohngruppe Akelei)

Jenny Riedl (Wohngruppe Edelweiss)

Mirko Käufeler (Wohngruppe Löwenzahn)

Auszubildender Kaufmännische BerufslehreNathanael Seitz (Administration)

PraktikantenAllyn Breitenmoser (Wohngruppe Edelweiss)

Barbara Ingrid Gaspar (Wohngruppe Lilie)

Desirée Lutz (Wohngruppe Schlüsselblume)

Konstantin Klabunde (Wohngruppe Löwenzahn)

Meret Ackermann (Wohngruppe Anemone)

Neue Azubis und Praktikanten

KürbiscremesuppeEin Rezept für 10 Personen aus unserer Küche

Zutaten0.5 dl Olivenöl

150 g Zwiebeln

1.5 kg gerüsteter Kürbis ohne Kerngehäuse (ev. ohne Schalen)

in kleinen Würfeln

1 Tl Zimtpulver

0.5 Tl mildes Currypulver

2 l Gemüsebouillon

3- 5 dl Vollrahm

Salz und pfeffer nach Belieben

Als Einlage 50 g geröstete Kürbiskerne und etwas Kürbis-

kernöl

ZubereitungZwiebeln im oel andünsten, dann Kürbiswürfel dazugeben

und etwas mitdünsten

Curry und Zimtpulver dazugeben, sodass mit den Kürbis-

würfeln eine Bindung entsteht

Mit der Gemüsebouillon ablöschen und mit Salz und Pfeffer

abschmecken

mit dem Stabmixer pürieren

Zum Schluss Rahm, ev. leicht geschlagen, dazugeben

mit Kürbiskernen und oel dekorativ anrichten

En Guete

3 Stellvertretend für alle unser neuer

KV-Lehrling in der Administration

Columpodium 3•2009 10 Columpodium 3•200911

1

in der Küche der Stiftung Columban arbeiten insgesamt

sieben Personen, davon vier Betreute. Wir kochen jeden Tag

mit hochwertigen saisonalen und frischen Bioprodukten. Aus

unserem Garten erhalten wir Kräuter, Gemüse und Sprossen.

Einmal pro Woche gibt es Fleisch zum Zmittag und einmal

Fisch. Sonst kochen wir vegetarisch und halten uns an die

anthroposophischen Ernährungsgrundsätze. diese sehen für

jeden Tag ein anderes Getreide vor, das wir in der Suppe,

im Hauptgang oder im dessert verarbeiten. So kochen wir

am montag Reis, am dienstag Gerste, danach Hirse, Roggen,

Hafer, Mais und Weizen.

Eine mitarbeiterin gestaltet mit Betreuten am morgen

vorwiegend desserts und Gebäck. Eine weitere mitarbeite-

rin leitet Betreute beim Rüsten und Schneiden von Gemüse

und Salaten an und macht jeweils am Freitag den berühm-

ten Zopf. unsere Betreuten kennen die Arbeitsabläufe sehr

gut. Sie wissen, wo die Arbeitsutensilien zu finden sind und

welche produkte gebraucht werden. das Zopfbacken ist den

Beteiligten in allen Schritten eine vertraute Tätigkeit. der

vielleicht schönste Moment aber ist, wenn sie am Freitag

Nachmittag ihre Zöpfe auf die Wohngruppen verteilen dürfen.

unsere zentrale Küche ist von montag bis Freitag für die

Hauptmahlzeiten zuständig. Am Mittag bereiten wir rund 70

und am Abend etwa 55 portionen zu. dazu rüsten wir etwa

15 kg Karotten als Gemüsebeilage. das Essen wird in Thermo-

boxen abgefüllt und von den Gruppenmitarbeitern abgeholt.

An den Wochenenden wird auf den Wohngruppen gekocht.

unser Küchenteam

im Neubau wird die neue Küche einige Engpässe beheben.

Alles liegt dort gut zugänglich im Erdgeschoss: Zentrale

Küche, Kühlraum und Kochwerkstatt. Sicher werden wir

davon profitieren. So werden sich keine Thermoboxen mehr

vor dem Lift stauen. Wir werden auch mehr Platz haben und

die Geräte den Arbeitsabläufen gemäss platzieren können.

Das Konzept der neuen Küche entspricht der Grösse unseres

Betriebes. Heute schaffen wir die optimale Nutzung der vor-

handenen Geräte nur durch minutiöse Planung. Die Küchen-

werkstatt und die zentrale Küche des Betriebes werden neu

räumlich getrennt sein. Ausserdem werden wir über mehr

Backöfen verfügen. Darauf freuen wir uns sehr. Denn das

gibt uns neue Möglichkeiten des Gestaltens der Mahlzeiten.

Natürlich möchten wir gern wissen, wie wir mit unseren

produkten bei den Betreuten und mitarbeitenden ankom-

men. Deshalb haben wir auf den Wohngruppen Beur-

teilungsbögen verteilt. Die detaillierten Rückmeldungen

werden zur Zeit ausgewertet. Zum Teil fliessen sie bereits in

unsere Kocherei ein. denn wir wollen den Bedürfnissen und

Wünschen aller möglichst gerecht werden. Die Geschmäcker

sind verschieden, aber auch unsere Fähigkeiten, mit der

unterschiedlichen Konsistenz der Lebensmittel umzugehen.

Nina Schläpfer, Leiterin Küche

1 patrick Stierlis Lieblingsbeschäftigung

2 Stolz werden die Zöpfe verteilt

2 3

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Columpodium 3•2009 12 Columpodium 3•200913

Sporttag in magglingen

Der diesjährige Sporttag in Magglingen war für uns ein ganz

spezielles Erlebnis. Wir konnten uns sportlich betätigen, spie-

lerisch zeigen, wozu wir fähig sind, und Kontakte knüpfen.

Eine Ehre war es für uns, dass auch Bundesrat ueli maurer

anwesend war und sich sogar Zeit für uns nahm. Wir haben

uns gut mit ihm unterhalten und sein interesse sehr ge-

schätzt. die Stiftung Columban ist weit über die Grenzen von

urnäsch hinaus bekannt, sogar bis in den Bundesrat in Bern.

Fadil Rushiti

1

1 Ein lachender Bundesrat ueli maurer zeigte grosses

interesse an der Stiftung ColumbanDer morgenkreis

Auch in einer institution wie der Stiftung Columban ist der

Montag eben ein Montag. Das heisst, die Werkstätten, die

zentrale Küche, die Wäscherei, die Therapiebereiche und das

Sekretariat waren übers Wochenende geschlossen. Auf den

Wohngruppen galten die Wochenendprogramme. So beginnt

auch bei uns die neue Woche wie ein grosses Rad, das erst

wieder richtig in Schwung gebracht werden muss.

der morgenkreis am montagmorgen ist so etwas wie eine

Nahtstelle zwischen Wochenende und Wochenalltag. Fast

das ganze Heim kommt im Saal zusammen. die meisten

Bewohnerinnen und Bewohner, mitarbeitende aus den

Wohngruppen und Werkstätten und die Heimleitung treffen

sich morgens um halb zehn. dann singen wir, von einem

bravourösen Klavierspieler unterstützt, vierzig Minuten lang

die schönsten Lieder. Vom einfachen Morgenkanon über

Lieder von mani matter bis zu mozarts «Ave Verum», dazu

manches Volkslied sogar zwei- oder dreistimmig. ob das

gut klingt? Wen kümmert’s. Wichtiger ist uns, dass Freude

aufkommt. So heisst es in einem unserer Lieder in der letzten

Strophe über die Morgenvögel:

Ja, wir sind gewiss nicht die besten Sänger, und am montag-

morgen zu singen ist wahrlich eine grosse Herausforderung.

umso erstaunlicher ist es dann, wenn trotzdem immer wie-

der beachtlicher Wohlklang aufsteigt.

Zwischendrin werden noch einige mitteilungen verlesen,

es wird zu Geburtstagen gratuliert und neue mitarbeitende

werden willkommen geheissen. So nähren wir die Nahtstelle

zwischen Wochenende und Wochenbeginn mit Gesang, in

der Hoffnung, dass gedeihe, was wir menschen hier unten

verrichten.

diego Rossi

1

2

1 Die Gemeinschaft pflegen und die neue Woche einsingen,

2 der montagmorgen beim morgenkreis

Wem nicht geschenkt ein Stimmelein

Zu singen froh und frei

mischt doch darum sein Lob darein

mit Gaben mancherlei

und stimmt auf seine Art mit ein

Wie schön der Morgen sei.

paul Gerhard, 1656

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2

Columpodium 3•2009 14 Columpodium 3•200915

Nach der langen, von der kalten Witterung erzwungenen

Winterpause, konnte dank grossem Einsatz der Bauunterneh-

mung, die für die Baumeisterarbeiten zuständig war, Ende

Mai 2009 der Rohbau fertiggestellt werden.

Am 8. Juni 2009 war es soweit: Mit dem Aufrichten der

Holzkonstruktion begann eine neue, interessante Bauphase.

Nun wurden die umrisse des Bauwerks erkennbar. man sah

sofort, dass hier keine einfache Holzkonstruktion entstand.

Bereits die Planer hatten eine schwierige Aufgabe zu lösen.

das merkte man an den häufigen Sitzungen, die notwendig

waren, damit am Objekt dann alles zusammenpasste. Und

wie es passte – ganz genau.

Vor den Sommerferien wurde noch das unterdach montiert.

das Gebäude war nun von oben mehr oder weniger dicht.

Auch die Fenster wurden zügig eingebaut. So konnten die

nachfolgenden Handwerker nach den Sommerferien gleich

die ihnen übertragenen Arbeiten in Angriff nehmen.

Soweit die Witterung es zulässt, wird in den ersten Novem-

bertagen noch der deckputz auf die Fassade angebracht. Er

wird farbig wie bei den älteren Columban-Gebäuden. Als

Farbton wurde ein schönes Blau ausgewählt, das sich etwas

abhebt aber gut in die gesamte Anlage einfügt.

Auf einem Rundgang erkennt man bereits, dass neben den

Büros der Verwaltung, dem grossen Saal, der Cafeteria und

dem Sitzungszimmer auch grosszügige Werkstätten für die

zu Betreuenden und die Betreuer vorgesehen sind und eine

moderne zentrale Küche mit separater Küchenwerkstatt

entstehen wird.

Bis zum Bezug des neuen Gebäudes, er ist Ende Februar

2010 geplant, also gar nicht mehr so fern, bleibt noch man-

ches zu tun. ich denke hier an die umgebungsgestaltung,

die witterungsmässig in eine ungünstige Zeit fällt. mit den

Arbeiten am parkplatz wurde in der letzten oktoberwoche

2009 begonnen.

Für den notwendigen umbau des martin-odilien-Hauses

wurden im Sommers 2009 die Planungsarbeiten beendet

und die anfallenden Kosten ermittelt. Sobald der Neubau

bezogen ist, dies betrifft hauptsächlich die zentrale Küche,

soll mit den umbauarbeiten begonnen werden.

Robert Ehrbar, präsident der Baukommission

Aus unserer Baugeschichte

Bedeutender Auftraggeber für das Gewerbe die Stiftung Columban erfüllt nicht nur wichtige soziale

Aufgaben, sie ist auch ein namhafter Kunde und Auftrag-

geber für das regionale Gewerbe. Bei der Auftragsvergabe

für das Bauprojekt wurden, wo immer möglich, Firmen aus

der näheren und weiteren umgebung bevorzugt. das ganze

Jahr über kauft die Stiftung Columban auch produkte des

täglichen Bedarfs in der Region ein.

Echo von der Baustelle

Freitag,2.Oktober2009Nachmittags auf der Baustelle: Verschiedene Fahrzeuge stehen

auf dem parkplatz, ein Handwerker am Handy gestikuliert mit

der freien Hand in der Luft, maschinengeräusche dringen aus

dem Gebäude, dazwischen Radioprogramme, im Saal wird

laut gehämmert.

Auf dem Gerüst im Saal ist ein Holzfacharbeiter mit der un-

terkonstruktion der deckenverkleidung beschäftigt. die schrä-

gen Flächen, die ungewöhnlichen Winkel und die Spannweite

der decke im künftigen Saal der Stiftung Columban sind eine

technische Herausforderung und eine nicht alltägliche Aufgabe

für die beiden Handwerksbetriebe p. Jäger und J. Nef AG

aus urnäsch.

Einer der beiden Geschäftsleiter, Herr Nef, ist mit seinen

mitarbeitern und einem Lehrling im Einsatz. die umsetzung

der exakt geplanten deckenverkleidung erfordert massarbeit.

deckenverkleidungen in Holz sind atmungsaktive oberflächen,

die das Raumklima und die Akustik positiv beeinflussen. Sie

wirken optisch warm und behaglich und fördern dadurch

das Wohlbefinden. Durch diesen Ausbau erhält unser Saal

als ort der Begegnung und der Kultur in der Stiftung Colum-

ban eine besondere Note.

Herr Nef arbeitet nicht zum ersten mal auf unserem Areal.

Sein unternehmen hat schon bei der Renovation des «roten

Hauses» in den Zimmern der Wohngruppen Wand- und

deckenverkleidungen aus Holz ausgeführt. und gern erinnert

er sich auch an den umbau des ursprünglich von mitarbeiten-

den der Stiftung Columban erstellten pavillons im Garten.

Bei den notwendigen Vorarbeiten ergaben sich ganz selbst-

verständlich auch Kontakte zu unseren Bewohnern, die mit

Eifer viel Altmaterial von der Baustelle wegführten.

So freut sich Herr Nef ganz speziell, dass die Bewohnerin-

nen und Bewohner der Stiftung Columban in Gebäuden

leben und arbeiten dürfen, deren Ausbau mit organischen

materialien ausgeführt wird. materialien, die massgeblich

zu einer hohen Lebensqualität beitragen.

4

4 die anspruchsvolle deckenverkleidung des Saales

5 Jakob Nef von der Holzbaufirma

3

1 Ansicht des neuen Gebäudes vom Fluss urnäsch her

2 die Bauarbeiten im innen- und Aussenbereich

2 laufen auf Hochtouren

1

5

Page 9: COLUMpodium 3 - November 2009

2

Columpodium 3•2009 16 Columpodium 3•200917

Über die organische BauweiseSinnvoller Sinnesparcours

Wir Betreuende der Stiftung Columban und Sie, liebe Leserin-

nen und Leser, haben die Möglichkeit unser Leben selbst zu

gestalten. Wir teilen es ein zwischen Arbeit und Freizeit. Über

unser Arbeitsverhältnis haben wir uns einer Aufgabe ver-

schrieben. unsere Freizeit gestalten wir selbst. in der Regel

nicht ganz ohne Verpflichtungen wie Haushalt führen, Familie

versorgen, Kontakte mit Verwandten und Freunden pflegen.

Doch gibt es immer auch Möglichkeiten für eigene Freuden.

Wir leben unsere kulturellen Interessen, indem wir Museen,

Konzerte und Veranstaltungen besuchen, wir pflegen unsere

Aus- und Weiterbildung, gehen ins Restaurant oder Kino und

hängen vielfältigen Vergnügungen nach.

unsere Bewohnerinnen und Bewohner sind diesbezüglich

stark eingeschränkt. Sie können das Heim nicht alleine

verlassen, benötigen überall Begleitung und Unterstützung.

doch auch sie brauchen Abwechslung im Alltag und kulturelle

Angebote. Da sie es nicht draussen erleben können, holen

wir Kultur zu uns. deshalb bauen wir auch einen neuen,

gut erreichbaren Saal, um die Gemeinschaft zu pflegen und

Veranstaltungen wie musik, Eurythmie und Theater vor ort zu

erleben oder selber mal Bühnenerfahrung zu schnuppern.

Es ist wichtig für uns menschen, vielfältige Sinneserfahrungen

zu machen. Über die Sinne kommen wir in Kontakt mit der

Welt und zu mannigfachen Erlebnissen. Unsere Bewohner

sind in ihrer Wahrnehmung unterschiedlich eingeschränkt.

Wollen wir ihre Lebensqualität verbessern, können wir ihnen

helfen, ihre Sinneserfahrungen zu schulen. um ihnen Anreize

zu geben, brauchen wir instrumente. So errichten wir auf

dem Columban-Gelände verschiedene Sinnesstationen und

Kunstobjekte. Diese Installationen werden in zusätzlicher

Arbeit von Mitarbeitenden und, soweit wie möglich, gemein-

sam mit Bewohnerinnen und Bewohnern realisiert.

Doch wir können nicht alles selbst bewältigen. Das Gelände

muss vorbereitet, material eingekauft, Teilarbeiten an Fach-

kräfte vergegeben werden. Es fallen zusätzliche Kosten an.

Für die Finanzierung solcher lebensbereichernder Einrichtun-

gen sind wir auf Spenden angewiesen. Nun durften wir für

unseren Sinnesparcours einen kräftigen und grossherzigen

Anschub erleben. mitarbeitende der uBS erstellten in freiwil-

liger Arbeit während zweier Tage mit grossem Einsatz die

ersten Elemente für unseren Sinnesparcours. das waren zwei

wunderbare Tage für uns. Wir erlebten, wie aussenstehende

menschen mit grosser Selbstverständlichkeit, vollem Einsatz

und durchhaltewillen zupackten. Viele der Arbeiten waren

ungewohnt und anstrengend. Umso schöner war es dann,

zu erleben, wie von unseren Helfern mit Freude mitgedacht

und mitgestaltet wurde. So entstanden ein Rascheldurch-

gang beim Klangweg, der Untergrund und die Klanghölzer

beim Stützbarren für Gehbehinderte, ein Barfussweg sowie

sechseckige Hochbeete als Teile eines Labyrinths. unsere

ehrenamtlichen Helfer haben ein grosses Kompliment und

unseren herzlichen dank verdient.

Günther Boltshauser

das organ für unseren Gleichgewichtssinn wird im innenohr

lokalisiert. ob beim Stehen, Gehen oder Sitzen, wir balan-

cieren automatisch das Gleichgewicht aus, entsprechend un-

serem Körpergefühl. Unser Gleichgewichtsinn wird aber auch

über die verschiedenen Sinneswahrnehmungen aktiviert.

Ist etwas aus den Fugen geraten, so stört uns das. Wir sind in

unserer subjektiven Wahrnehmung empfindlich.

Was hat dies mit Architektur zu tun? Meiner Ansicht nach

sehr viel. Gleichgewicht und Schwerkraft gehören zusammen.

Beim Bauen wird mit Wasserwaage und Senkblei hantiert.

unser Gefühl dafür ist die orientierung im Raum. Ein Bauwerk

nimmt Raum ein, Raum wird gestaltet. in der Natur treffen

wir diese absolute Ausrichtung in Senkrecht und Waagrecht

nirgends an. Sie orientiert sich an der Schwer- und Leichtkraft.

Ein Raum ruft eine Wirkung hervor. Sind wir uns dessen auch

meist nicht bewusst, so werden wir doch davon beeinflusst.

Staucht mich ein Raum oder öffnet er mich? Lässt er mich

kurz atmen oder strömt der Atem frei? Ducke ich mich un-

willkürlich oder richte ich mich innerlich auf? Fühle ich mich

geschützt oder verloren? Wo und wann fühle ich mich wohl?

dies sind subtile Empfindungen, Sie haben mit dem inneren

Gleichgewicht im Sinne von Harmonie zu tun. Ein symme-

trisches Bild zum Beispiel ist ausgewogen. dennoch wirkt es

langweilig. Asymmetrisch kann es in eine spannungsvolle

Harmonie gebracht werden. Es braucht eben auch dosierte

Spannung, damit ein Wohlgefühl entsteht. Überspannung und

Langeweile sind Gegensätze. Überall erleben wir polaritäten.

Wir können die Mitte, das Gleichgewicht, als eigene, befrei-

ende Kraft erfahren. dann fühlen wir uns frei.

Wie ist das in der Architektur? Auf der einen Seite gibt es

viereckige Kisten, auf der anderen Seite ein Chaos, in dem

gar nichts im Lot ist. Kunst in der Architektur bedeutet Räume

zu gestalten, die wohltuend auf die Seele wirken. die Form

eines Raumes hat auf die anschliessenden Räume einen

Einfluss. Wie wirken die Räume auf den Menschen?

dies ist der wichtige Aspekt, auf den ein Architekt bei orga-

nischer Bauweise Rücksicht nehmen muss. der Zweck eines

Raums soll beim Betreten erkennbar sein. deshalb kann nicht

jeder Raum die gleichen Proportionen aufweisen.

in der Sozialtherapie, der pflege und den Therapien bemü-

hen wir uns, unseren Betreuten Entwicklung zu ermögli-

chen. die Architektur kann entweder mithelfen oder unser

Bemühen erschweren. unsere Bewohner reagieren viel

unmittelbarer auf Zwischenmenschliches und auf Feinheiten,

wie oben beschrieben. Sie haben nicht einen sortierenden

Verstand zur Verfügung, sind dafür den feinen Schwingungen

umso stärker ausgesetzt. Dazu gehört auch der Gleichge-

wichtssinn.

Günther Boltshauser

1

3

1 mitarbeitende der uBS bei ihrem kreativen Arbeits-

2 einsatz am Sinnesparcours auf dem Gelände

3 Aquarellierte Skizze zum Thema der organischen

Bauweise

Page 10: COLUMpodium 3 - November 2009

Columpodium 3•2009 18 Columpodium 3•200919

1

mit grosser dankbarkeit durften wir bis anhin erfreulich viele

Spenden von schweizweit tätigen Stiftungen, organisationen

aus der Region, privaten Gönnerinnen und Gönnern sowie

von Angehörigen unserer Bewohnerinnen und Bewohner

für unser Bauprojekt entgegennehmen. Wir freuen uns sehr

über diese mannigfaltige unterstützung und schätzen unser

Fundraising angesichts der aktuellen Wirt-

schaftslage als erfolgreich ein.

unser Neubau entwickelt sich gut, wie

Sie in verschiedenen Beiträgen dieses

Columpodiums nachlesen können. Für

den Ausbau sind wir aber weiterhin auf

Spenden oder zinsgünstige darlehen

angewiesen. Ab Frühjahr 2010 wird der

Neubau mit Leben erfüllt. dann heisst es für uns, das «gelbe

Haus» zu renovieren. dort stehen umfangreiche Veränderun-

gen bevor. So soll z.B. in der bisherigen Küche neuer Lebens-

raum für eine Wohngruppe entstehen. Die Aufwendungen

für diese notwendigen Bauarbeiten wollen und müssen wir

noch finanziell absichern. Wir gelangen deshalb nochmals

mit der Bitte an Bevölkerung, Gewerbe und Institutionen,

unser Bauvorhaben mitzutragen und zu unterstützen. Wir

freuen uns auch sehr, wenn Sie sich an unserer Aktion für

die Saalbestuhlung beteiligen, damit wir den zukünftigen

Gemeinschaftssaal mit bequemen und sicheren Sitzgelegen-

heiten ausstatten können. Beachten Sie bitte den Hinweis auf

der letzten Seite und benutzen Sie für Überweisungen den

aufgeklebten Einzahlungsschein.

Fundraising noch nicht am Ziel

Kleine und grössere Spenden sind

weiterhin herzlich willkommen.

Spenden ab 1‘000 Franken 2009

Wir danken herzlich für die unterstützung durch Beiträge an die Baukosten, durch zweckgebundene Gönnerbeiträge für

bestimmte Objekte oder durch Spenden für die Saalbestuhlung. Namentlich erwähnen wir hier Spenden ab 1‘000 Franken.

dankbar sind wir auch für kleinere Beiträge, die uns helfen, unsere Aufgaben im dienst der uns anvertrauten menschen

zu erfüllen. Wir haben unsere Ziele noch nicht erreicht und sind weiterhin auf Ihre wohlwollende Zuwendung angewiesen.

unser Bauprojekt haben in diesem Jahr unterstütztAlbin-pedrotti-Stiftung, St. Gallen

Ebnet-Stiftung, Teufen

Eleonore olivier, Stäfa

Emmy-Stumpp-Stiftung, St. Gallen

Ernst-Göhner-Stiftung, Zug

Frauenverein urnäsch, urnäsch

Gemeinde Brusio, Brusio Ti

Gemeinde Bubikon-Wolfhausen ZH, Bubikon

Jakob Nef, urnäsch

Justin Eugster, oberuzwil

Linsi-Stiftung, Stäfa

metrohm-Stiftung, Herisau

migros-Genossenschafts-Bund, Zürich

Ruedi und Trudi Schudel, St. Gallen

Schweiz. Stiftung für das cerebral gelähmte Kind, Bern

Stadt Wil, Wil

Stadt Zürich, Zürich

Steffen Tolle, Rehetobel

uBS Stiftung für Soziales und Ausbildung, Zürich

Anonyme Gönner via UBS

Für grössere Spenden und Legate unterbreiten wir Ihnen

gerne unsere detaillierte dokumentation und inform-

fieren Sie persönlich. Nehmen Sie bitte einfach mit uns

Kontakt auf. Spenden an unsere institution sind steuer-

lich abzugsfähig.

2

1 Katharina Bärtschi, verantwortlich für das Fundraising

2 das von der Schweizerischen Stiftung für das cerebral

gelähmte Kind gespendete draisin-Velo ist startklar

Wir bauen hier für eine sichere Zukunft der Stiftung Columban.

Das heisst, für ein betreutes Wohnen, Leben und Arbeiten für

menschen mit zum Teil schweren geistigen und mehrfachen

Behinderungen nach den heutigen Anforderungen und iV-

Bestimmungen. darüber hinaus ist die Stiftung Columban der

grösste Arbeitgeber am Ort und bietet eine respektable Zahl

von Aus- und Weiterbildungsplätzen. Dass wir auch das ganze

Jahr über verschiedenste produkte und dienstleistungen in

der Region beschaffen, rundet das Bild einer institution ab,

die anspruchsvolle Aufgaben erfüllt und ihre Sympathie und

unterstützung verdient.

Haben Sie Fragen oder möchten Sie unseren Betrieb gerne

besichtigen? Dann nehmen Sie bitte mit uns Kontakt auf. Wir

freuen uns auf jeden Fall über Ihr Interesse und Ihre Anteil-

nahme. in diesem Sinne, ganz herzlich

Katharina Bärtschi Ω Metrohm Stiftung

UBS Stiftung für Soziales und Ausbildung

Page 11: COLUMpodium 3 - November 2009

Stiftung Columban • 9107 Urnäsch AR • Wohnen und Arbeiten für Menschen mit BehinderungTel. +41 71 364 22 77 • Fax +41 71 364 10 18 • [email protected] • www.columban.ch

Wir freuen uns auf unseren neuen Saal für gemeinschaft-liche und kulturelle Anlässe in der Stiftung Columban

Und wir freuen uns auf eine bequeme und sichere Bestuhlung

für uns und unsere Gäste. Die Saalbestuhlung ist ein Anschaf-

fung für die nächsten zwanzig Jahre. Qualität ist uns deshalb

wichtig. Unsere neuen Stühle vereinen Sitzergonomie, Stand-

festigkeit, solide Verarbeitung, ästhetisches Aussehen und

einen massvollen Preis. Zudem erfüllen sie die Sicherheitsvor-

schriften für stapelbare Stühle. Unterstützen Sie die Anschaf-

fung unserer Saalbestuhlung mit einer gezielten Spende. Mit

210 Franken finanzieren Sie einen Stuhl, mit Fr. 630 Franken drei

Stühle usw. Wir bringen im neuen Saal eine Liste der Spender-

innen und -Spender an. Danke für Ihre Unterstützung!

Eindrücke vom Saal im neuen Gebäude der Stiftung

Columban. Wo wird Ihr oder werden Ihre Stühle stehen?

Mit 210 Franken finanzieren Sieeinen Stuhl für

die neue Saalbestuhlung. Unser Spendenkonto lautet:

Stiftung Columban, 9107 Urnäsch,PC 85-162159-9