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Cornelia Franz: Ins Nordlicht blicken ... · Porno-Video-Abenden teil – und der Abgrenzung; er verbringt seine Freizeit am liebsten mit dem altmodischen Spiel Back-gammon, das er

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Inhalt

Lehrerteil Handlung

Kapitelübersicht

Problematik

Didaktisch-methodische Überlegungen

Schülerteil M1 Inhalt und Aufbau des Romans

M2 Damit beginnt alles: der erste Satz

M3 Jonathan: Träumer oder Realist

M4 Wer bin ich? Auf der Suche nach sich selbst?

M5 Namen: Bestimmen sie, wer wir sind?

M6 Textarbeit: Sind Namen nur Schall und Rauch?

M7 Selbstzweifel: Der Weg zur Selbsterkenntnis oder -zerstörung

M8 Orientierungssuche: Ab wann bin ich nicht mehr der, der ich war?

M9 Vater – Mutter – Kind: heile Welt?

M10 Pakku und sein Vater

M11 Pakku und seine Mutter

M12 Auswertung

Impressum

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Handlung

Die Handlung des Romans wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen erhält der Leser Einblicke in das Leben des siebzehn-jährigen Pakkutaq Wildhausen, der zusammen mit seinem Vater in Nuuk, der Hauptstadt Grönlands lebt. Pakku ist Halbwaise. Seine Mutter, eine Inuit aus dem Norden der Insel, hat er nicht kennengelernt, da sie kurze Zeit nach seiner Geburt gestorben ist. Sein Vater, Peter Wildhausen, ist ein gestrandeter Abenteu-rer, den der Lebensmut verlassen hat und der sein verwahrlos-tes Leben nur noch mit Alkohol erträgt. Seinen Sohn hat er zu sich geholt, als dieser neun Jahre alt war. Zuvor lebte der kleine Pakku in Deutschland bei seiner Großmutter. Die Sehnsucht nach einem liebevollen und geborgenen Zuhause ist für Pak-kutaq verbunden mit der Sehnsucht, dem kargen und trostlosen Alltag in Grönland zu entkommen. Sein ganzes Sehnen kon-zentriert sich darauf, möglichst bald von Grönland fortzugehen.

Als sich ihm unerwartet die Chance dazu bietet, zögert der Jun-ge nicht lange und begibt sich auf ein gefährliches Abenteuer, das sein ganzes Leben verändern wird. Schon immer schwankte der Protagonist zwischen Anpassung an seine Umgebung – er trinkt wie seine Altersgenossen und nimmt an den gemeinsamen Porno-Video-Abenden teil – und der Abgrenzung; er verbringt seine Freizeit am liebsten mit dem altmodischen Spiel Back-gammon, das er mit einem Online-Partner aus Deutschland spielt, dem er seine wahre Identität allerdings vorenthält. Als der Spielpartner „Spider“ Pakku überredet, sich mit ihm in Hamburg in einer Kneipe zu verabreden, deutet der Junge dies als Wink des Schicksals, endlich die Insel zu verlassen.

Die konkrete Möglichkeit dazu bietet sich, als er für seinen Chef Meeresfrüchte illegal auf das Kreuzfahrtschiff „Alaska“ liefern soll. Mit Hilfe seines besten Freundes Aqqaluk und Maalias, ein Mädchen, das seine Nähe sucht, das er aber abwies, weil er sich innerlich längst von seinem alten Leben verabschiedet hat und keine Bindung mehr an das Land eingehen will, das er unbedingt verlassen will, versteckt sich Pakkutaq in einer der Fischkisten und gelangt als blinder Passagier auf die „Alaska“, die auf der Rückreise nach Hamburg ist.

Unterwegs wird der Junge jedoch von einem Schiffsjungen ent-deckt, der sich von der Auslieferung des illegalen Passagiers einen persönlichen Vorteil erhofft. Der junge Inuit sieht sich kurz vor seinem Ziel und will um jeden Preis verhindern, dass sein Traum scheitert. Es kommt zum Kampf zwischen den beiden Jugendlichen und im Handgemenge erschlägt Pakku den jungen Philippino Jonathan Querido. Er denkt nicht lange nach, sondern tauscht mit dem Toten die Kleidung und wirft diesen über Bord. Als Pakkutaq Wildhausen wird dieser schließlich gefunden und auf Grönland beigesetzt. Pakku verlässt mit neuer Identität als Jonathan Querido das Schiff und merkt, dass er in Hamburg gestrandet ist, ohne Geld und ohne Plan. In dem Lokal, in dem er „Spider“ zu treffen hofft, wird der fünfzigjährige Lloyd auf den Jungen aufmerksam und nimmt ihn bei sich auf. In dem schwu-len Architekten findet Jonathan einen väterlichen Mentor, der ihn unterstützt, wo er kann. Weil Jonathan sich sehr verschlossen

Die Romanhandlung erfolgt auf zwei Zeitebenen. Die Sehnsucht nach einem liebevollen Zuhause ist für Pak-ku allgegenwärtig. Pakku tritt als ‚blin-der Passagier‘ die Reise nach Ham-burg an. Als Jonathan Queri-do verlässt Pakku das Schiff.

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zeigt und nichts über seine Vergangenheit preisgeben will, be-auftragt Lloyd schließlich einen Privatdetektiv, der das Vorleben des jungen Philippino durchleuchtet und seine Kontakte zur Dro-genmafia aufdeckt.

Als Lloyd von einem Mann aufgesucht wird, der ihn auffordert, ihm Jonathan herauszugeben, fühlt er sich und seinen Schütz-ling bedroht. Der Mann (Pakkus Vater: Peter Wildhausen) lässt nicht locker und erscheint erneut vor dem Haus, in dem Lloyd lebt. Daraufhin verfolgt dieser ihn und wird im Park von Peter Wildhausen angegriffen. Lloyd wehrt sich und erschlägt Pakkus Vater; unmittelbar darauf beendet er das Zusammenleben mit Jonathan/Pakku und schickt diesen auf eine Steinmetzschule nach Niedersachsen. Die Zusammenhänge dieser Veränderun-gen bleiben Jonathan/Pakku allerdings verborgen. Er hat keinen Kontakt mehr zu Lloyd.

Der zweite Handlungsstrang der Geschichte zeigt Jonathan Que-rido auf dem Weg mit dem Schiff nach Grönland. Er reist mit der „Alaska“ in das Land seiner Kindheit, um seinen Vater zu finden. Die Reise wird für ihn eine Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld und eine Suche nach der eigenen Identität. Ohne Ver-gangenheit hat er keine Zukunft. Auf dem Schiff lernt Jonathan die Dänin Shary Enoksen kennen, eine junge Frau mit grönländi-schen Wurzeln. Die beiden kommen sich näher, jedoch kann sich Jonathan nicht auf Shary einlassen, weil er unter der Last seiner Vergangenheit leidet.

Durch Zufall landen die beiden in Nuuk und Shary begleitet Jo-nathan bei seiner Suche nach seinem Vater. Stück für Stück taucht dieser in seine Vergangenheit ein und muss sich in ver-schiedenen Begegnungen alten Freunden und Bekannten stel-len. Die Konfrontation mit der eigenen Schuld ist schmerzhaft für Jonathan, schließlich akzeptiert er, was passiert ist als Teil sei-ner Identität. Er erfährt vom Tod seines Vaters und kann sich nun die Verwicklung seines Mentors Lloyd erklären. Auch mit dem grönländischen Teil seiner Identität versöhnt sich Jonathan am Grab seiner Mutter. Auf dem Friedhof von Nuuk schließlich endet die Identitätssuche für Jonathan Querido, als er vor sei-nem eigenen Grab steht, in dem allerdings der von ihm getötete Schiffsjunge liegt. Er entfernt seinen eigenen Namen von dem Grabstein und gibt dem Toten seine Identität zurück. Er ist wie-der Pakkutaq Wildhausen und stellt sich, zurück in Deutschland, der Polizei. Seine Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt, er hei-ratet Shary und nimmt seinen alten Namen wieder an. Gemein-sam mit ihr und ihrem kleinen Sohn unternehmen sie eine weite-re Reise nach Grönland.

In Hamburg findet er eine Bleibe und Zugang zu seinen künstlerischen Fähigkeiten. Die Rückkehr nach Grönland ist eine Rückkehr zu seiner Vergangenheit. Die Suche nach dem Vater bleibt er-gebnislos, aber er findet das Grab des getöteten Schiffs- jungen, dem er sei-ne Identität zurück-gibt.

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Kapitelübersicht

Kapitel Inhalt

MS Alaska, Nordatlantik,

Sommer 2020 (5-11)

Jonathan reist per Schiff nach Grönland und hat ein dunkles Geheimnis, das ihm Panik-Attacken beschert. Er hat Angst davor, erkannt zu werden, und fürchtet sich auch davor, anzukommen. Zugleich scheint diese Reise unaus-weichlich für ihn zu sein. An Deck unterhält er sich das erste Mal seit langer Zeit auf Grönländisch.

Nuuk, Grön-land, Frühjahr

2011 (12-20)

Pakku gefällt das Leben auf Grönland nicht. Er vermisst die Möglichkeiten zur individuellen Entfaltung und er leidet unter der Alkoholsucht seines Vaters. Die Freizeitgestaltung des Jungen und seiner Freunde besteht aus Bier trinken und Internet-Pornos ansehen. Mit einem Online-Partner aus Deutschland spielt Pakku Backgammon.

MS Alaska, Nordatlantik,

Sommer 2020 (21-25)

Jonathan frühstückt mit Shary, der Frau, die er an Deck kennengelernt hat. Sie flirtet mit ihm, er weist sie zurück. Er will keine Nähe, sie erinnert ihn an Maalia, was ihm nicht gefällt. Die beiden unterhalten sich über den Untergang von New York im letzten Herbst. Statt wie geplant nach New York zu reisen, hat Jo-nathan die erste Reise auf der Alaska gebucht.

Nuuk, Grön-land, Frühjahr

2011 (26-34)

Jonathan/Pakku/Pakkutaq spielt mit Spider Backgammon, sein Vater trinkt und erzählt ihm von der bevorstehenden Erderwärmung. Er will den Sohn überre-den, Imker auf Grönland zu werden. Der Vater ist dem Sohn, der seine Kindheit bei der Mutter seines Vaters in Deutschland verbracht hat, fremd. Seine Mutter hat Pakku nie kennengelernt.

MS Alaska, Südwestküste

Grönlands, Sommer 2020

(35-38)

Jonathan hatte eine Schiffsreise nach New York gebucht. Wegen der Zerstö-rung der Metropole wurde die Reiseroute der „Alaska“ geändert. Jonathan glaubt, dass das Ziel „Grönland“ sein Schicksal sei. „Vielleicht sollte er nach Grönland zurückkehren, auf der „Alaska“, auch wenn das sein Leben zerstören würde. Vielleicht war es endlich Zeit für Jonathan Querido zu sterben.“ (38)

Nuuk, Grön-land, Frühjahr

2011 (39-44)

Pakku verdient sein Geld mit Krabbenpulen ebenso wie sein Freund Aqqaluk. Bei der Arbeit fällt ihm Maalia auf, ein hübsches Mädchen, das nicht wie all die anderen und auch Pakku, trinkt. Pakku ärgert sich darüber, dass es nur einen kollektiven Lohn gibt und Fleiß nicht individuell belohnt wird.

MS Alaska, Südwestküste

Grönlands, Sommer 2020

(45-48)

Jonathan will in Nuuk an Land gehen, aber niemand erwartet ihn, ganz im Ge-genteil. Shary Enoksen will an der Wanderung entlang der Westküste teilneh-men und wird die „Alaska“ ebenfalls verlassen. Sie sucht seine Nähe und er merkt, dass es ihm schwer fällt, ihr die Wahrheit zu sagen oder sie anzulügen.

Nuuk, Grön-land, Frühjahr

2011 (49-58)

Pakkus Vater will ihn erneut von der Bienen-Zucht überzeugen, sein Sohn flüchtet vor dem betrunkenen Vater. Er trifft Maalia, die ihn draußen unter dem hell erleuchteten Nordlicht-Himmel verführen will. Pakku stößt sie von sich, aus Angst, sich durch eine Affäre/ein Kind an Grönland zu binden. Er will weg.

Nuuk, Grön-lands, Sommer

2020 (59-60)

Jonathan kann nachts im Hotel in Nuuk nicht schlafen und schaut auf die ver-änderte Hauptstadt Grönlands herab. Er erkennt die Stadt seiner Jugend nicht wieder. Er hofft, Shary Enoksen auf der Rückreise wieder zu treffen.

Nuuk, Grön-land, Frühjahr

2011 (61-65)

Pakku erinnert sich an seine Großmutter und an die Geborgenheit seiner Kind-heit. Seine Gegenwart ist trostlos, er wohnt in einem verwahrlosten Haus mit seinem alkoholkranken Vater, hat Angst vor der Zukunft und flüchtet sich in die Welt des Online-Backgammons.

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Kapitel Inhalt

Nuuk, Grön-land, Sommer

2020 (66-69)

Jonathan will zum Haus seines Vaters gehen, gleichzeitig hat er aber nicht den Mut, sich ihm zu zeigen. Er irrt orientierungslos durch Nuuk, stärkt sich in einer Bäckerei und entdeckt Shary Enoksen. Er freut sich über das Wiedersehen.

Nuuk, Grön-land, Frühjahr

2011 (70-74)

Als kleiner Junge hatte Pakku sich gefreut, nach Grönland zu kommen, aller-dings wurden seine Hoffnungen enttäuscht. Er flüchtet sich in die virtuelle Welt, fühlt sich nirgends zugehörig.

Nuuk, Grön-land, Sommer

2020 (75-78)

Shary Enoksen hat eine Verletzung am Bein und musste die geplante Wande-rung absagen. Sie sitzt in Nuuk fest, denn die „Alaska“ hat mittlerweile abge-legt. Jonathan begleitet sie ein Stück und merkt, dass die junge Frau neugierig auf seine Vergangenheit ist.

Nuuk, Grön-land, Frühjahr

2011 (79-84)

Pakku ärgert sich, weil er seinen Vater dafür verantwortlich macht, dass Ingvars Vater ihn nicht wie versprochen mit auf einen Hubschrauberflug mitgenommen hat, weil Pakkus Vater ihm ein Geschäft vermasselt hat. Aqqaluk lässt sich von Ingvars Prahlereien nicht provozieren und bleibt ruhig. Mit Aqqaluk hat Pakku bereits eine Schlittenfahrt ins ewige Eis unternommen.

Nuuk, Grön-land, Sommer

2020 (85-89)

Jonathan entdeckt auf dem Friedhof einen Grabstein: „Pakkutaq Wildhausen *1994 †2011“ (85). Jonathan wird von seinen Erinnerungen und Emotionen überrollt, Shary stellt behutsame Fragen und zeigt Mitgefühl. Jonathan hat Schuldgefühle, weil er seinen Vater in dem Glauben gelassen hat, dass sein Sohn ertrunken sei. Er will für seine Handlung die Verantwortung übernehmen.

Nuuk, Grön-land, Frühjahr

2011 (90-93)

Pakku ist mit Maalia verabredet, aber er lässt das Date platzen. Er findet sie zwar hübscher als andere Mädchen, es stört ihn aber, dass sie eine Inuit ist wie er. Er chattet mit Spider und lässt seine Anonymität ein klein wenig fallen.

Nuuk, Grön-land, Sommer

2020 (94-98)

Jonathan und Shary schlendern durch Nuuk, Jonathan sieht einen Bekannten, der ihn allerdings nicht erkennt. Er macht sich auf den Weg zu seinem Vater, Shary begleitet ihn.

Nuuk, Grön-land, Frühjahr

2011 (99-107)

Pakku will sich bei Maalia entschuldigen, wird allerdings von Sven zur „Alaska“ geschickt, um ein illegales Krabbengeschäft abzuwickeln. Der Deal scheitert und Pakku soll die Krabben letztlich im Fjord entsorgen. Er nimmt sie mit nach Hause.

Nuuk, Grön-land, Sommer

2020 (108-111)

Jonathan findet zwar die Straße, in der er gelebt hat, die Häuser sind allerdings alle abgerissen. Die Architektin der Großbaustelle gibt ihm einen Tipp, wo er sich nach dem Verbleib der ehemaligen Bewohner erkundigen kann. Jonathan fühlt sich von Shary und ihren Fragen bedrängt.

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Kapitel Inhalt

Nuuk, Grön-land, Frühjahr

2011 (112-117)

Pakku und Spider spielen Backgammon und wollen mehr übereinander heraus-finden. Jedoch zögert jeder damit, Näheres über sich preiszugeben. Pakku hat Sehnsucht nach seiner Großmutter und möchte unbedingt einmal in einer Großstadt leben. An die Zeit nach dem Tod seiner Großmutter hat er nur schmerzhafte Erinnerungen.

Nuuk Grön-land, Sommer

2020 (118-124)

Jonathan geht in das Büro der Grönländischen Traditionsbewegung, um her-auszufinden, wo sein Vater jetzt wohnt. Dort trifft er Angaju, Aqqaluks großen Bruder, der sich über das Wiedersehen nach neun Jahren freut. „Aber es ist ein besonderer Moment, wenn die Toten plötzlich vor einem stehen, Pakku.“ (124)

Nuuk, Grön-land, Frühjahr

2011 (125-130)

Sven überredet Pakku, ihm noch einmal bei einer illegalen Lieferung für die „Alaska“ zu helfen. Spider schlägt ein Treffen in Hamburg vor. Pakku lässt die Würfel entscheiden und nach einen Sechser-Pasch beschließt er, eine Verab-redung mit Spider zu treffen und auf der „Alaska“ zu ihm zu fahren.

Südwestküste Grönlands,

Sommer 2020 (131-134)

Anga rät Pakku, seinen Vater in Nanortalik zu suchen. Pakku hilft einem Kapi-tän beim Beladen seines Schiffs und wird dafür mit in den Süden Grönlands genommen. Pakku wird von seinen Erinnerungen eingeholt, er hat Angst.

Nuuk, Grön-land, Frühjahr

2011 (135-140)

Zusammen mit Maalia, die Aqqa zufällig getroffen hat, bereiten die Jungen die Lieferung für die Alaska vor. Pakku verabschiedet sich schweren Herzens von seinen Freunden und lässt sich an Bord der „Alaska“ schmuggeln. Die Styro-porkiste, in der er transportiert wird, kommt ihm vor wie ein Sarg.

Südwestküste Grönlands,

Sommer 2020 (141-145)

Jonathan bittet Shary ihn auf der Reise nach Nanortalik zu begleiten, sie freut sich über die Einladung. Auf dem Schiff erzählt ihr Jonathan von seinen Eltern und erinnert sich an die Begegnung mit einem Wal, ein besonders bewegendes Erlebnis für ihn und seinen Vater.

MS Alaska, Hafen von

Nuuk, Frühjahr 2011

(146-150)

Pakku ist an Bord der „Alaska“, aber eingeschlossen in einer Kiste. Gerade noch rechtzeitig wird er von Grönemeyer, Svens Partner bei seinen illegalen Geschäften, vor dem Erstickungstod gerettet. Weil er seine betrügerischen Ge-schäfte nicht auffliegen lassen will, verrät er auch Pakku nicht und gibt ihm An-weisung, sich versteckt zu halten.

Südwestküste Grönlands,

Sommer 2020 (151-1579

Pakku und Shary erkundigen sich in Paamiut nach seinem Vater, aber niemand weiß etwas. Sie kaufen sich Mückenhüte und plaudern mit dem Verkäufer über Imkerei. Pakku ist angespannt und hat eine Honigschleuder als Geschenk für seinen Vater dabei. Er erinnert sich an Spider und seine erste Zeit in Hamburg. „Aber inzwischen hatte er längst verstanden, dass Spider nur das Netz gespon-nen hatte. Hineingeflogen war er von allein.“ (157)

MS Alaska, Deutsche

Bucht, Frühjahr 2011

(158-164)

Pakku harrt in seinem Versteck auf der „Alaska“ aus, wird aber kurz vor dem Ziel noch von einem Hilfsarbeiter entdeckt. Der will ihn verraten, um sich einen festen Job zu sichern. Pakku sieht keine andere Chance, als sich mit Gewalt zu wehren, im Handgemenge erschlägt er den anderen Jungen.

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Kapitel Inhalt

Nanortalik, Südspitze Grönlands,

Sommer 2020 (165-172)

In Nuuk treffen Jonathan und Shary im Fischrestaurant auf Aqqaluk. Der ge-meinsame Abend verläuft spannungsgeladen, weil die beiden alten Freunde nicht offen miteinander reden können. Jonathan kann ihm die fremde Identität nicht erklären und sich auch nicht dafür rechtfertigen, warum er sich nicht wie versprochen bei seinem Freund gemeldet hat. Jonathan will mit Aqqa reden, sobald Shary ins Bett gegangen ist.

MS Alaska, Elbe, Frühjahr

2011 (173-179)

Pakku nimmt die Identität des getöteten Jungen an und wird zu Jonathan Que-rido. Er zieht die Uniform des Toten an und nimmt seine Ausweispapiere an sich. Dem getöteten Jungen zieht er seine Sachen an und wirft ihn über Bord. Anschließend geht er seiner Arbeit als Schiffsjunge nach und weiß nicht, wie er zu der Verabredung mit Spider stehen soll. „Das, was ich als Spiel mit Spider begonnen hatte, war auf eine entsetzliche Weise Wirklichkeit geworden. Ich war in das Leben eines anderen geschlüpft.“ (179)

Nanortalik, Südspitze Grönlands,

Sommer 2020 (180-191)

Jonathan und Aqqaluk sprechen sich aus und erzählen sich, was in den ver-gangenen neun Jahren passiert ist. Aqqa berichtet davon, wie er und Sven Grönemeyer erpresst haben, da sie ihn für Pakkus Mörder gehalten haben. Jonathan weiht seinen alten Freund in das Geheimnis um seine schreckliche Tat ein.

Hamburg, Frühjahr 2011

(192-204)

Jonathan geht von Bord und schlägt sich bis zu dem Schach-Café durch, in dem er mit Spider verabredet ist. Er ist in einem erbärmlichen Zustand, über-müdet, durchgefroren und hungrig. Ein Gaststättenbesucher bestellt ihm etwas zu essen und nimmt den angetrunkenen Jungen mit zu sich nach Hause. „In meinem müden, erschöpften und völlig überdrehten Hirn breitete sich die Er-kenntnis wie in Zeitlupe aus: Ich war gerade dabei, mit einem Schwulen die Nacht zu verbringen.“ (204) Der Fremde beruhigt Jonathan, dass er vor ihm keine Angst haben müsse.

Nanortalik Südspitze Grönlands,

Sommer 2020 (205-209)

Jonathan und Aqqaluk haben alles gesagt, was gesagt werden muss. Sie ver-suchen nicht, weiter in Kontakt zu bleiben. Jonathan versäumt es erneut, Shary die Wahrheit zu sagen. Nach der Begegnung mit Aqqa ist er sich nicht mehr sicher, ob er seinen Vater tatsächlich suchen soll.

Hamburg, Frühjahr 2011

(210-211)

Jonathan schläft bei (dem vermeintlichen) Spider im Bett, dieser legt sich zu ihm. „Wenn er ein Bild gemalt hätte, das seinem Zustand entsprach, wäre es das einer einsamen Eisscholle gewesen. Losgelöst und ziellos trieb sie immer weiter in ein unbekanntes Meer.“ (211)

Nanortalik, Südspitze Grönlands,

Sommer 2020 (212-216)

Shary macht Annäherungsversuche, die Jonathan brüsk zurückweist. Er kann niemanden an sich heranlassen, er will sich nicht verlieben, solange er selbst nicht weiß, wer er ist. Shary akzeptiert die Zurückweisung, ist aber verletzt. Jo-nathan macht sich allein auf die Suche nach seinem Vater.

Hamburg, Frühjahr 2011

(217-221)

Jonathan erkennt, dass er nicht bei Spider übernachtet hat. Lloyd ist Architekt und bietet dem Jungen an, bei ihm zu bleiben. Jonathan ist fasziniert von dem Bildhauer-Atelier des neuen Freundes und nimmt das Angebot an. Er geht onli-ne, um Spider zu treffen.

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Kapitel Inhalt

Nanortalik, Südspitze Grönlands,

Sommer 2020 (222-226)

Jonathan trifft einen alten Freund seines Vaters, der ihm einen Hinweis gibt, wo er weitere Informationen erhalten kann. Bei Gunnar Kleist gibt sich Jonathan als Pakkutaq zu erkennen und erfährt, dass sein Vater schon vor Jahren gestorben ist.

Hamburg, Frühjahr 2011

(227)

Jonathan beschwert sich bei Spider, dass er ihn versetzt hat, trotz seiner lan-gen Anreise. „Es dauerte einige Sekunden, bis er die volle Bedeutung des Sat-zes begriff, der auf dem Bildschirm aufgetaucht war.“ (227)

Flug von Nano-rtalik nach Qaanaaq, Grönland,

Sommer 2020 (228-233)

Jonathan und Shary fliegen nach Qaanaaq und beobachten von oben die Ver-änderungen Grönlands. Jonathan denkt über seine Mutter und ihren Tod nach. Er erkennt, dass sie durch amerikanischen Militärschrott verstrahlt wurde.

Hamburg, Win-ter 2011

(234-239)

Jonathan hat sich bei Lloyd eingelebt, vergräbt sich am liebsten in der Woh-nung, klimpert auf dem Klavier oder versucht sich im Steinmetz-Atelier. Er be-kommt das Angebot, einen kleinen Job zu übernehmen, Lloyd ist dagegen. Es taucht jemand auf, der Jonathan sucht. Lloyd wimmelt ihn ab.

Qaanaaq, Nordwestküste

Grönlands, Sommer 2020

(240-246)

Jonathan und Shary unternehmen eine Tour zum Inlandeis mit Gletscherbe-such und Hundeschlittenfahrt. Jonathan wird von seinen Erinnerungen einge-holt und denkt wehmütig an seine Mutter, zum ersten Mal seit sehr langer Zeit.

Hamburg, Win-ter 2011

(247-251)

Lloyd hat Angst um Jonathan, der in Gefahr schwebt. Llyod kümmert sich wie ein Vater um den Jungen und will mehr über ihn wissen. Er hat eine Detektei beauftragt und erfahren, dass die Familie von Jonathan Querido bei einem Tai-fun auf den Philippinen ums Leben gekommen ist. Jonathan hat als Drogenku-rier gearbeitet und auf der „Alaska“ angeheuert. Der Detektiv warnt Lloyd vor den Hintermännern des Drogenschmuggels.

Qaanaaq, Nordwestküste

Grönlands, Sommer 2020

(252-255)

Jonathan und Shary finden das Grab von Jonathans Mutter. Er erhält eine SMS von Gunnar Kleist, in der er ihm den Zeitungsbericht über seinen Vater schickt. Offensichtlich ist sein Vater in Hamburg ums Leben gekommen, im Stadtpark.

Hamburg, Win-ter 2011

(256-261)

Lloyd wird Zeuge, wie der Mann, der nach Jonathan gesucht hat, erneut vor der Wohnung steht und nach dem Jungen ruft. Es ist Pakkus Vater, der seinen Sohn gefunden zu haben glaubt. Lloyd hat Angst und glaubt, ein Drogendealer aus Jonathans philippinischer Vergangenheit ist ihnen auf den Fersen. Er will Pakkus Vater zur Rede stellen und geht ihm nach. Im Stadtpark bemerkt dieser ihn und greift Lloyd an. Lloyd wehrt sich und erschlägt Pakkus Vater.

Qaanaaq, Nordwestküste

Grönlands, Sommer 2020

(262-264)

Jonathan erfährt aus dem Zeitungsartikel von den Todesumständen seines Vaters. Er bringt den Tod in Zusammenhang mit Lloyd. Am vermutlichen To-destag seines Vaters hat Lloyd ihn weggeschickt. „Wieder einmal war ihm ganz plötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen worden.“ (264)

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Kapitel Inhalt

Hamburg, Win-ter 2011

(265-267)

Lloyd meldet Jonathan bei einer Steinmetzschule an, ohne ihn zu fragen. Jo-nathan ist erschüttert, dass er nicht gefragt wurde, und merkt, dass er jetzt auch das letzte kleine Stück Halt in seinem Leben verloren hat. Gleichzeitig freut er sich auf die Arbeit mit den Steinen. Er weiß, dass er Lloyd nie wiedersehen wird.

Nuuk, Grön-land, Sommer

2020 (268-275)

Jonathan kehrt auf den Friedhof von Nuuk zurück und entfernt seinen echten Namen vom Grabstein und gibt dem fremden Jungen seinen Namen – Jo-nathan Querido – zurück. Kurz vor der Abreise treffen Jonathan und Shary auf Maalia, Shary ist eifersüchtig, lässt die alten Freunde jedoch allein. Maalia ist mit Anga verheiratet, hat aber von Aqqa erfahren, dass Pakku in Grönland ist.

MS Alaska, Südwestküste

Grönlands, Sommer 2025

(276-279)

Pakku reist mit seiner Ehefrau Shary und ihrem gemeinsamen Sohn Minik auf der „Alaska“ nach Grönland. Nach ihrer letzten Reise, bei der er Shary seine Geschichte erzählt hat, hatte er sich der Polizei gestellt und eine Bewährungs-strafe bekommen. Er hat seine alte Identität inkl. Pass mit seinem alten Namen zurück. Pakku ist froh, durch die Wahrheit zur inneren Freiheit gefunden zu haben. Lloyd hat er nie wieder gesehen.

Problematik

„Ins Nordlicht blicken“ ist die Geschichte eines Jungen, der er-wachsen wird und auf diesem beschwerlichen, abenteuerlichen und mit Selbstzweifeln gepflasterten Weg Herausforderungen meistern muss, die zum Teil universell sind (Gruppenzwang im Freundeskreis, Leben ohne Mutter, Konfrontation mit Alkoho-lismus etc.), auf der anderen Seite aber auch ein absolutes Einzelschicksal (Jugend in der Abgeschiedenheit Grönlands, Totschlag-Erfahrung etc.) darstellen.

Fragen nach der eigenen Identität, der Wunsch, sich von ande-ren einerseits abzugrenzen, andererseits dazuzugehören und deshalb auch Dinge zu tun, die einem eigentlich nicht behagen, sind für die jugendlichen Leser Themen, die ihrem Erfahrungs-horizont entsprechen. Die Alkoholsucht von Pakkutaqs Vater, die entbehrungsreiche Jugend in Grönland verschärfen die Le-bensumstände des jugendlichen Protagonisten und dienen da-mit letztlich der Zuspitzung der Handlung, dürften allerdings von den Schülerinnen und Schülern als Einzelschicksal wahrge-nommen werden. Cornelia Franz gelingt es in ihrem Roman damit zum einen, mit dem siebzehnjährigen Pakku eine sympa-thische Figur zu schaffen, mit der sich der Leser identifizieren kann, mit der er mitleidet und mitfiebert, zum anderen weist der Charakter genügend Brüche und persönliche Unzulänglichkei-ten auf, dass der Leser auch mit Distanz auf den Romanhelden blicken kann. Gerade die Dramatisierung der Handlung durch den Totschlag, die Übernahme der fremden Identität und das Leben bei einem fremden zufälligen Vormund (Lloyd) schaffen genügend Abstand des Lesers zu dem jugendlichen „Helden“, sodass neben seiner Herausforderung und Leistung auch das Augenmerk auf seine Unzulänglichkeiten sowie auf sein Schei-tern gelegt werden kann. Der Blick wird frei für die Probleme

Pakkus beschwer- licher Weg, erwach-sen zu werden Nähe und Distanz ermöglichen dem Le-ser einen mehr- fachen Perspekti-venwechsel.

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der Figur, ihre Zweifel und ihre Angst vor dem Scheitern, ohne dass die Handlung den Leser dazu verführt, sich mit der Identifi-kation der Roman-Figur allein zufrieden zu geben. Neben die Empathie des Lesers tritt die Distanz, aus der heraus eine unpar-teiische Analyse und kritische Beurteilung des Geschehens mög-lich wird.

Somit schafft die Autorin zweierlei: Zum einen lässt sie ihre Le-serschaft teilhaben an menschlich elementaren Gefühlen und Erlebnissen. Pakku muss sich seinen Angstgefühlen stellen, denkt über das Glück nach, setzt sich mit dem Thema Liebe auseinander und wird von Selbstzweifeln begleitet. Die Frage nach Schuld und Verantwortung zieht sich wie ein roter Faden durch sein neues Leben, das er nach seiner abenteuerlichen und tragischen Flucht aus Grönland in Deutschland beginnt. Am En-de des Romans schließt sich der Kreis und der Leser wird Zeu-ge, wie die Romanfigur sich mit sich selbst und ihrer Vergangen-heit (durchaus glaubwürdig) aussöhnt. Pakkutaq Wildhausen dient trotz seiner extremen und nicht verallgemeinerbaren Erleb-nisse als Identifikationsfigur und als Vorbild. Er zeigt, wie es ge-lingen kann, schlechte Startbedingungen zu überwinden, und seine Geschichte macht deutlich, wie wichtig es ist, sich anderen Menschen zu öffnen. Dass sein Schicksal Züge des Tragischen (Tod der Mutter, Totschlag, Verlust des Vaters) aufweist, die über die meisten Alltagserfahrungen der Leserschaft hinausge-hen, führt letztlich dazu, dass es durch diese Fremdheit im Erle-ben möglich wird, die Romanfigur mit der notwendigen Distanz zu sehen, die zu einem ausgewogenen Urteil befähigt. So er-möglicht es die Autorin dem Leser zum anderen, sich jenseits des subjektiv Empfundenen mit den unterschiedlichen themati-schen Aspekten des Romans auseinanderzusetzen.

Neben der Identitätssuche zieht sich als roter Faden ein weiteres Thema durch den Roman, das eng mit der Suche nach sich selbst verbunden ist. An vielen Stellen lässt die Autorin ihre Figu-ren über Namen und deren Bedeutung sprechen. Diese Aus-einandersetzung findet zum einen als linguistisch-philosophi-sches Nachdenken statt, zum anderen ist die Thematisierung durchaus handlungsbestimmend, wenn Jonathan gegen Ende der Handlung seinen Namen vom Grabstein des von ihm er-schlagenen Schiffsjungen tilgt und dem Opfer seinen ursprüngli-chen Namen zurückgibt, unter dem er die letzten neun Jahre gelebt hat.

Schuld und Verantwortung Kritische Distanz und Reflexion Die Bedeutung von Namen

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Didaktisch-methodische Überlegungen

Die Komposition des Romans mit zwei Handlungssträngen, die ineinander verwoben sind und die durch den Kapitelwechsel und ihre verschiedenen Zeitebenen eine besondere Dynamik erhal-ten, lässt es reizvoll erscheinen, sich neben der rein themati-schen Auseinandersetzung mit der Handlung auch mit dem Ge-staltungsmitteln der Autorin zu beschäftigen.

Die Schülerinnen und Schüler sollen zu Beginn der Unterrichts-einheit den Aufbau des Romans analysieren, um dem Geheim-nis des Spannungsaufbaus nachzuspüren. Gleichzeitig sollen sie herangeführt werden an ein textkritisches Lesen, das dem einzelnen Wort Bedeutung zumisst. Die Auseinandersetzung mit werkimmanenten Fragestellungen, die Charakterisierung der Figuren und ihrer Beziehung zueinander sowie das Nachdenken über linguistisch-philosophische Themen (Namen und ihre Be-deutung) runden die thematisch vielfältigen Ansätze, die der Roman von Cornelia Franz dem Leser anbietet, ab.

Methodisch soll diese thematische Bandbreite widergespiegelt werden durch einen Ansatz, der neben textanalytischen Aufga-benstellungen auch kreative Ansätze integriert. Den Schülerin-nen und Schülern wird es so möglich sein, Bezüge zur eigenen Erfahrungswelt herzustellen, um sich intensiv mit den Figuren des Romans und seinen inhaltlichen Aspekten auseinanderzu-setzen. Gleichzeitig werden sich die jugendlichen Leser aber auch von dem Romangeschehen und seinen Protagonisten dis-tanzieren können, um zu einer objektiven Beurteilung des Inhalts zu gelangen.

Die Schülerinnen und Schüler sollen neben unterschiedlichen Methoden wie der Bus-Stop-Methode (M6) oder dem T-Chart (M5) auch mit folgenden Arbeitsformen des kooperativen Ler-nens konfrontiert werden: Placemat (M3), Four Corners (M9) und Partnerpuzzle (M10). Auf diese Weise kann erreicht werden, dass alle Schülerinnen und Schüler aktiviert werden; dies ge-schieht vor allem durch das Schaffen eines geeigneten Lernum-feldes, in dem sich der Einzelne vorerst selbst dem Thema nä-hern kann, bevor der Abgleich mit einem Arbeitspartner bzw. dem Plenum erfolgt. Die Jugendlichen werden immer wieder dazu angehalten, von ihrem eigenen Erfahrungshorizont aus zu urteilen und lernen, dass dieser letztlich aber nur der Ausgangs-punkt sein kann für eine vertiefte Auseinandersetzung mit z.T. widersprüchlichen Meinungen. Mit den Materialien M6 und M11 wird zudem das Ziel der Differenzierung verfolgt. Dies wird er-reicht über das individuelle Lerntempo der Gruppe, das zu einer bestimmten Arbeitspartnergruppierung führt, und durch die Auf-forderung, den Arbeitsauftrag weiterzuführen, indem ein Per-spektivenwechsel vorgenommen wird, der eine weiterführende kognitive Leistung darstellt.

Im Schülerteil wird die Bus-Stop-Methode (M6) nicht explizit im Aufgabenteil beschrieben, da sie nur für die Lehrkraft zur Orga-nisation und Moderation der Arbeitsphase von Bedeutung ist. Aus diesem Grund werden hier einige Anmerkungen zur Durch-führung der Methode vorgenommen. Die SchülerInnen bekom-men die Aufgaben, die sie allein (und hier z.T. auch mit einem

Dynamisches Er-zählgeschehen Textkritisches Lesen Reflektierende Hal-tung zum Romange-schehen Methoden koopera- tiven Lernens Bus-Stop-Methode

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Arbeitspartner) lösen sollen. Für die Bearbeitung der Aufgaben kann sich jeder so viel Zeit nehmen wie nötig. Jeweils nach Be-endigung einer Aufgabe sucht man sich einen Partner, mit dem die Ergebnisse verglichen und ggf. überarbeitet werden. Der Treffpunkt, der Bus-Stop, wird im Vorfeld von der Lehrkraft ein-deutig für jede einzelne Aufgabe ausgewiesen. Auf diese Weise kann jeder Lerner sehen, wer als nächster Arbeitspartner in Fra-ge kommt. Selbstverständlich kann das Arbeitsblatt M6 auch in seiner Gesamtheit als Material für differenziertes Unterrichten genutzt werden, indem sich z.B. nur besonders schnelle Schüle-rInnen mit dem thematischen Aspekt der „Namen“ beschäftigen.

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Anregungen zur Texterschließung und -bearbeitung

M1 Inhalt und Aufbau des Romans

Kapitel 1:

Während einer Schiffsreise nach Grönland wird Jonathan von Panik-Attacken heimgesucht. Er hat Angst davor, was ihn an seinem Ziel erwartet.

- - > Angst / Grönland Kapitel 2:

Pakkus Leben in Grönland ist eintönig und von Alkohol geprägt, Computerspiele stellen eine Flucht aus der Realität dar.

- - > Trostlosigkeit / Realitätsflucht Sommer 2020 (Kap. 1) Angst Grönland

Frühjahr 2011 (Kap. 2) Trostlosigkeit Realitätsflucht Aufgaben:

1. Um dir die weitere Auseinandersetzung mit den Themen des Romans zu erleichtern, ist es hilfreich, dir die Handlung im Überblick zu vergegenwärtigen.

Fasse hierzu jedes Kapitel in einem kurzen Satz zusammen (s. Beispiel).

2. Die Handlung des Romans spielt auf zwei Zeitebenen. Um die Komposition des Romans zu veranschaulichen, ist eine grafische Umsetzung der Handlung sinnvoll.

Stelle den Romanverlauf grafisch in Form eines Zeitstrahls dar. Verkürze dazu die Kapitel-Sätze aus Aufgabe 1 zu Stichworten und trage sie in die Grafik ein (s. Beispiel).

3. Jetzt kannst du dir schnell einen Überblick über die Handlung verschaffen. Markiere auf dem Zeitstrahl die Stellen, die du besonders spannend findest.

4. Überlegt gemeinsam, wie es der Autorin gelingt, Spannung aufzubauen. Diskutiert dabei besonders die Rolle der beiden Zeitebenen.

Tipp: Schaut euch jeweils die letzten Sätze der einzelnen Kapitel sowie die Kapitelanfänge an.

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M2 Damit beginnt alles: der erste Satz

Aufgaben:

1. Als Leser dürfen wir davon ausgehen, dass jeder Autor gerade den ersten Satz seines Romans ganz bewusst auswählt. Im besten Fall „zieht“ er den Leser damit gleich in die Ge-schichte hinein. Untersuche, wie es der Autorin von „Ins Nordlicht blicken“ gelingt, ihre Leser mit dem ersten Satz für ihre Geschichte zu interessieren.

2. Nimm den ersten Satz des Romans ganz genau unter die Lupe. Zeige auf, welche Informatio-nen der Leser bekommt, indem du Fragen formulierst, auf die der erste Satz eine Antwort gibt. Die Fragen kannst du rund um die Lupe schreiben.

3. Erstellt zu folgenden Begriffen des ersten Satzes ein Cluster und stellt Hypothesen über den weiteren Verlauf der Handlung auf: „Nacht“, „Alaska“ (= Schiff), „Panik“.

„Es war eine klare,

wolkenlose Nacht, in der

Jonathan Querido in einem

Liegestuhl an Deck der

Alaska saß und versuchte,

die Panik in den Griff zu be-

kommen, die ihn aus seiner

Kabine getrieben hatte.“

(5)

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M3 Jonathan: Träumer oder Realist?

Meinung 1

„Irgendwann würde ich woanders leben und dann würde ich es schaffen, meine eigenen

Träume zu träumen.“ (18)

Ist Jonathan ein Träumer oder ein Realist? Inwiefern ist die Handlung des Romans von

seiner Persönlichkeit abhängig?

Meinung 2

Meinung 4

Meinung 3

Aufgaben:

1. Charakterisiert in einer kleinen Gruppe (3-4 Personen) die Hauptfigur Jonathan/Pakkutaq. Gemeinsam sollt ihr die Frage beantworten, ob der Junge ein Träumer oder ein Realist ist und inwiefern die Handlung des Romans von seiner Persönlichkeit abhängig ist. In einem ersten Schritt notiert jedes Gruppenmitglied seine Gedanken (Antworten auf die Frage, Gedanken zu einzelnen Themenaspekten, eigene Fragen) auf einem Blatt Papier.

2. Anschließend tauschen sich alle Mitglieder der Arbeitsgruppe über ihre Ergebnisse aus. Dabei ist es wichtig, dass alle Gruppenteilnehmer ihre Stellungnahme reihum so vortragen, dass ihre Aussagen von allen verstanden werden.

Die Zuhörer stellen ihre Fragen erst am Ende eines jeden Vortrages.

3. Auf einem neuen leeren Blatt Papier soll als Ergebnis der nun folgenden gruppeninternen Diskussionsrunde knapp die Antwort auf die Ausgangsfrage formuliert werden.

4. Jetzt öffnen sich alle Kleingruppen wieder dem Plenum und gemeinsam werden die Ergeb-nisse an der Tafel präsentiert und ausgewertet. Diskussionsanregungen können die Frage nach dem Vor- und Nachteil der einzelnen Charaktereigenschaften sein, die Erörterung, welche Auswirkung bestimmte Charaktereigenschaften auf den weiteren Verlauf der Hand- lung haben, sowie der Vergleich der zentralen Romanfigur mit seinen Freunden.

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M4 Wer bin ich? Auf der Suche nach sich selbst

INDIVI–

DUALITÄT Aufgaben:

1. Überlege, was Individualität für dich persönlich bedeutet und wie sie sich äußern kann. Trage deine Ergebnisse in Stichworten oben in die Buchstaben ein.

2. Pakku gibt eine ziemlich ungeschminkte Beschreibung der Freizeitbeschäftigung von sich und seinen Freunden: „Ich hatte keine Lust auf einen Nachmittag bei Ingvar. Auch das war immer das Gleiche. Wir würden ziemlich viel Bier trinken, Pornos im Internet anschauen und noch mehr Bier trinken.“ (19)

Charakterisiere ausgehend von diesem Zitat die Figur Pakkutaq, indem du aus der Perspektive der Autorin über die von dir erfundene Romanfigur schreibst.

3. Um die Ergebnisse der Charakterisierung zu besprechen und weiter in die Tiefen der Figur Pakku/Jonathan vorzudringen, bildet zwei Stuhlkreise, einen inneren und einen äußeren mit jeweils gleich vielen Sitzplätzen. Positioniert die Stühle so, dass sich die beiden Gesprächs-partner vom inneren und äußeren Kreis ansehen können. In einer ersten Gesprächsrunde stellt euch bitte eure Charakterisierungs-Ergebnisse aus Aufgabe 1 vor. Haltet in Stichworten fest, wo ihr anderer Meinung seid und falls es noch offene Fragen gibt.

Gesprächszeit: 3 Minuten.

4. Für die kommende Gesprächsrunde rücken die außen Sitzenden einen Platz weiter nach rechts. Diskussionsfrage: Erklärt, warum Jonathan sich so unwohl fühlt.

Gesprächszeit: 2 Minuten.

5. Gesprächsrunde 3: Diskutiert gemeinsam, was Pakku helfen könnte. Berücksichtigt bei euren Überlegungen auch folgendes Zitat: „Ich drehte mich um und erkannte Aqqaluk. (...) Er sah aus wie ich, und das war eins von den Dingen, die mich so deprimierten. Es gab so viele hier wie mich und so wenige, die ganz anders aussahen. Wir kauften unsere Jeans, unsere Jacken und selbst unsere Unterhosen in denselben Läden, gingen zum selben Friseur, hatten dieselben gelangweilten Gesichter.“ (19)

Gesprächszeit: 3 Minuten.

6. Baut die zwei Stuhlkreise zu einem großen Kreis um. Geht im Plenum zuerst auf offene Fragen und ggf. auf unterschiedliche Sichtweisen ein, die sich bei den Gesprächsrunden gezeigt ha-ben. Vergleicht die Erfahrungen des Protagonisten mit euren eigenen. Ist Individualität für viele Jugendliche heute tatsächlich so erstrebenswert?

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M5 Namen: Bestimmen sie, wer wir sind?

Kann man sein Kind heute noch Adolf nennen?

Ja, weil ... Nein, weil ...

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Aufgaben:

1. Wie ein roter Faden zieht sich die Frage nach der eigenen Identität durch den Roman. In diesem Zusammenhang denken die Protagonisten immer wieder auch über Namen und ihre Bedeutung nach. Die Hauptperson wechselt sogar die Identität und auch den Namen. Versuche zusammen mit einem Arbeitspartner zu erklären, was Jonathan meint, wenn er sagt: „’Aber Namen haben keine Bedeutung.’ (...) Ich weiß, dass Menschen ihre Kinder nicht zufällig Felix oder Victoria oder auch Adolf nennen. Aber ich bin mir sicher, dass Namen nur ein Etikett sind.“ (22)

2. Finde heraus, welche Bedeutung die Namen „Felix“ und „Victoria“ haben, und überlege, warum Eltern ihren Kindern gerade diese Namen gegeben haben.

3. Überlege, ob Eltern ihr Kind heute noch „Adolf“ nennen können.

Recherchiere dazu im Internet die Bedeutung und die Geschichte des Namens „Adolf“. Sammelt gemeinsam Gründe, die für und gegen eine solche Namenswahl sprechen. Übertragt die Tabelle an die Tafel und tragt eure Ergebnisse dort ein.

4. Formuliere schriftlich das Fazit eurer Diskussion über die Namenswahl.

5. Weißt du, was dein Name bedeutet? Schreibe die Bedeutung deines Namens auf ein Blatt und gestalte darunter deinen eigenen Namen als Buchstaben-Bild. Schreibe dafür die einzelnen Buchstaben untereinander und setze hinter jeden Buchstaben ein Wort, das mit dem entspre-chenden Buchstaben beginnt und das etwas mit dir zu tun hat, z.B. eine Eigenschaft oder ein Hobby von dir beschreibt.

6. Hängt diese Namens-Bilder im Klassenzimmer auf und schaut euch wie in einer Ausstellung die anderen Kunstwerke an, die euch vielleicht noch neue Seiten an euren MitschülerInnen verraten.

7. Gestaltet gemeinsam ein Namensbild von den Hauptpersonen der Romanhandlung, in das ihr jeweils eintragt, welche Eigenschaften ihr mit den Figuren verbindet.

8. Fügt die Namensbilder auf einer großen Wandzeitung zu einer Übersicht zusammen, aus der hervorgehen soll, in welchem Verhältnis die Personen zueinander stehen. Verbindet die Namensbilder mit Pfeilen, für die ihr verschiedene Farben, Formen und zusätz-liche Symbole verwenden könnt.

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M6 Textarbeit: Sind Namen nur Schall und Rauch?

Aufgaben:

1. Seine frühe Kindheit hat Pakku bei seiner Großmutter in Deutschland verbracht. Später erin-nert sich der Enkel an seine Großmutter und an das, was sie über seinen Namen gesagt hat: „Ich sah mein Spiegelbild in der Fensterscheibe, die dunklen Augen, das schwarze, zottelige Haar, sah den Schatten auf meiner Seele und streckte mir die Zunge raus. Pakkutaq Wildhau-sen! Meine Großmutter hatte einmal zu mir gesagt: ‚Mit so einem Namen muss ja etwas Be-sonderes aus dir werden.’ Sie hatte es lachend gesagt, aber mir war trotzdem ganz feierlich zumute gewesen.“ (63)

Stell dir vor, Pakkus Großmutter würde noch leben und er könnte ihr (am Ende des Romans) einen Brief schreiben, in dem er ihr von seinen Erlebnissen und Gedanken berichtet. Schreibe diesen Brief und gehe dabei auch auf die Prophezeiung der Großmutter ein.

2. Auch der junge Pakku/Jonathan denkt über seine Zukunft nach und verbindet diese Gedanken mit Überlegungen zu seinem Namen: „Ich prostete meinem Spiegelbild mit dem Teebecher zu und versuchte mir vorzustellen, wie es älter wurde, Falten um die Mundwinkel bekam, graue Haare, Tränensäcke, so wie mein Vater. Irgendwann würde aus Pakku Herr Wildhausen ge-worden sein und das würde ich sein. Unvorstellbar.“ (64)

Erkläre, was Jonathan so unglaublich an diesem Gedanken findet.

3. „Der allerletzte Zweifel, so aberwitzig und irrational er auch gewesen sein mochte, die völlig absurde Hoffnung darauf, dass alles nur ein Albtraum gewesen war, eine Wahnvorstellung, ein schlechter Trip, war zunichte gemacht. Pakkutaq Wildhausen hatte gelebt, siebzehn Jahre lang, er hatte Spuren hinterlassen, so wie den staubigen Stein hier. (...) An diesem Ort mitten in Nuuk, vor diesem Grab mit dieser Inschrift, gab es keine Selbsttäuschung mehr. Alles kluge Gerede darüber, dass Namen keine Bedeutung hatten, war eine Ausrede.“ (86) Interpretiere zusammen mit einem Arbeitspartner dieses Zitat. Bezieht auch die vorangegan-genen Stellen des Romans ein, in denen das Thema „Namen“ zur Sprache kommt. Hilfreiche Textstellen: S. 22, 63 und 64.

4. Im Gespräch mit Jonathan meint Anga, dass die Art der Namensgebung etwas über den Cha-rakter seines Volkes aussagt. Jonathan will von seinem Freund wissen, ob Namen tatsächlich eine Bedeutung haben. „Anga überlegte einen Moment. ‚Lange Zeit haben wir unseren Kindern dänische Namen gegeben, dann amerikanische, in letzter Zeit gibt’s sogar indische. Über uns, über die Inuit, sagt das eine Menge aus.’“ (122)

Erkläre, welche Aussage über das Volk der Inuit er damit trifft.

5. Recherchiert in Partnerarbeit im Internet die Vorlieben der Deutschen, wenn es um die Na-mensgebung geht. Analysiert die Daten und findet heraus, ob es ähnliche Modeerscheinungen gibt wie die, von denen Anga berichtet.

Überlege gemeinsam mit einem neuen Arbeitspartner von welchen Faktoren diese Namens-vorlieben abhängen.

6. Das Thema „Namen“ findet sich auch ganz am Ende der Romanhandlung, als Jonathan den Grabstein des von ihm erschlagenen Schiffsjungen mit dessen richtigen Namen versieht. Für Jonathan/Pakku ist das die logische Konsequenz aus einer intensiven Beschäftigung mit der eigenen Identität, seinem Namen und der ganz persönlichen Schuld und der daraus folgenden Verantwortung. Im Roman heißt es auf Seite 270f: „Jonathan Querido. Geboren 1994, gestor-ben 2011. Es war irritierend, den eigenen Namen auf einem Grabstein zu sehen, und trotzdem war es richtig so. Das Einzige, was er für den fremden Jungen hatte tun können, war, ihm sei-nen Namen zurückzugeben.“ Beurteile die Handlung Jonathans/Pakkus. Welche Auswirkungen hat sie für die weitere Romanhandlung?

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Wer bist du?

Zu wem gehörst du?

„Ein Bienenkönig, das war etwas, was es nicht gab, ge-

nau wie ich selbst, Pakku Wildhausen. Auch ich war

etwas, was nicht vorgesehen war.“ (73)

„Es gab niemanden, zu dem ich gehörte, niemanden, der so war wie ich.“ (73)

„Eigentlich hätte es mich nicht geben sollen. Ich kannte die-

ses Gefühl. Es war immer schon ein Teil von mir gewe-

sen.“ (73)

M7 Selbstzweifel: Der Weg zur Selbsterkenntnis oder -zerstörung?

Aufgaben:

1. Brainstorming: Notiere spontan, welche Gedanken dir in den Sinn kommen, wenn du die Zitate von Pakku liest (s.o.). Deine Notizen kannst du direkt in die Grafik einfügen.

2. Beantworte die Frage „Wer bist du? Zu wem gehörst du?“ mit einer Collage. Sammle dazu aus Zeitschriften Wörter und Abbildungen, aus denen du eine Collage gestaltest, welche die Fragen beantwortet.

3. Hängt die Kunstwerke ohne namentliche Kennzeichnung im Klassenzimmer auf und versucht so viele Collagen wie möglich den anwesenden Personen zuzuordnen.

4. Beantwortet mit Hilfe der Collagen die Frage, ob Selbstzweifel eher zur Erkenntnis der eigenen Person führen oder zur Selbstzerstörung.

Vergleicht eure ganz persönlichen Einschätzungen mit der Situation Jonathans im Roman.

5. Erklärt gemeinsam, was Pakku damit meint, wenn er sagt: „Eigentlich hätte es mich nicht ge-ben sollen.“ (73)

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M8 Orientierungssuche: Ab wann bin ich nicht mehr der, der ich war?

?

Aufgaben:

1. Charakterisiere ausgehend von dem Zitat S. 62 Jonathan/Pakku. Inwiefern hat sich die Ro-manfigur verändert? Erkläre, wie es zu dieser Veränderung kommen konnte.

2. Antworte Pakku aus der Sicht eines Ratgeber-Psychologen mit einem Brief. Gehe darin auf Pakkus Meinung ein, dass er zu niemandem und zu nichts passe. Erkläre deine Ansicht mit Beispielen aus dem Roman.

3. Spekuliert gemeinsam, was vorgefallen sein könnte, dass Pakku in dieser Art gehandelt hat (vgl. Zitat S. 88f.).

4. Versetze dich in die Situation des Vaters, der erfährt, dass sein Sohn noch am Leben ist. Es gibt sicher vieles, was er seinem Sohn zu sagen hat. Schreibe den Monolog des Vaters auf.

5. Erstelle ein Cluster, in dem du die verschiedenen Facetten von Pakkus/Jonathans Identität veranschaulichst.

6. Diskutiert gemeinsam, wie dieser Sinneswandel bei Jonathan zustande kam (vgl. Zitat S. 269). Welche Rolle spielt Shary dabei?

„Aber was hatte mit mir zu tun? Was ging mich wirklich etwas an? War nicht mein größtes Problem,

dass es nichts und niemanden gab, zu dem ich wirklich passte?“ (62)

„Irgendwann im Laufe seiner Reise musste er wohl begonnen haben, dem siebzehnjährigen Pakku zu verzeihen. Dem einsamen Jungen, der er einmal gewesen war. Pakkutaq Wild-hausen und die Schuld, die er auf sich gela-den hatte, waren ein Teil seiner Identität, die unauslöschbar zu ihm gehörte. Genauso wie dieses merkwürdige, kalte Land seiner Ju-gend.“ (269)

„Wie hatte er es fertiggebracht, seinen Vater so viele Jah-re glauben zu lassen, dass er seinen Sohn auf dem Friedhof von Nuuk begraben hatte? All die Zeit hatte er so viel Angst gehabt, die Wahrheit zu sagen, Angst um sich selbst und sein falsches neues Leben. (...) Er musste wieder zu Pakkutaq Wildhausen werden, er musste seinem Vater die Wahrheit sagen. Er musste die richtigen Worte dafür finden und die Konsequenzen tragen. Er hatte gar keine Wahl.“ (88f.)

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M9 Vater – Mutter – Kind: Heile Welt?

A

Familie = Vater + Mutter + Kind

A

Familie = 1 Elternteil + Kind

A

Familie = Mann + Frau + Kind

A

Familie = 2 Erwachsene + Kinder

B

Eltern = Erziehungsberechtigte

B

Eltern = Freunde

B

Eltern = Vorbilder

B

Eltern = Ärgernis

C

Kinder = die Krönung der Beziehung

C

Kinder = Luxus

C

Kinder = Verantwortung

C

Kinder = Geschenk

Aufgaben:

1. Schreibt die Statements auf den Kärtchen (inkl. Buchstabe) jeweils auf ein großes Blatt Papier und hängt sie an verschiedenen Stellen im Klassenzimmer auf. In einer ersten Auswertungs-runde soll sich jede/r zu der Aussage „A“ stellen, die am besten ihre/seine Meinung wiedergibt. Tauscht euch in den so entstandenen kleinen Gruppen über eure Ansichten aus und einigt euch auf eine knappe zentrale Aussage, die eure Gruppenmeinung zu dem Thema darstellt. Schreibt diese auf ein Blatt Papier und heftet es an die Tafel.

2. Verfahrt in gleicher Weise mit der Auswertung der Themenkarten „B“ und „C“.

3. Sortiert gemeinsam die Blätter mit den Gruppenmeinungen, die an der Tafel kleben zu einem Cluster. Formuliert gemeinsam eine Überschrift zu eurem Tafelbild.

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M10 Pakku und sein Vater

Aufgaben:

1. Nach dem frühen Tod seiner Mutter wächst Pakku zunächst bei seiner Oma in Deutschland auf, bevor er nach dem Tod der Großmutter zu seinem Vater nach Grönland zurückkehrt. Das Leben in Grönland und das Zusammenleben mit seinem Vater ist für den Jungen schwer: „Niemand kam freiwillig hierher, ans Ende der Welt. Niemand außer meinem durchgeknallten Vater.“ (15)

Um beide Männer besser zu verstehen, soll in einem ersten Schritt das Verhältnis zwischen Vater und Sohn näher untersucht werden. Sucht euch einen Arbeitspartner und entscheidet euch, wer sich mit Pakku und wer sich mit der Figur des Vaters beschäftigen möchte. (Aufgabe s. oben) Die erste Erarbeitungsphase findet in Einzelarbeit statt.

2. Sucht euch einen Arbeitspartner, der sich mit der gleichen Romanfigur beschäftigt hat. Tauscht euch über eure Ergebnisse aus. Achtet darauf, dass ihr euch aussprechen lasst, und ergänzt eure Notizen entsprechend.

3. Geht zu eurem selbstgewählten Arbeitspartner (vgl. Aufgabe 1) zurück. Stellt euch abwech-selnd eure Ergebnisse vor. Findet gemeinsam Antworten auf die Fragen, die ihr aus der Per-spektive der Romanfiguren an den Vater bzw. Sohn formuliert habt.

Arbeitskarte: Pakku

Charakterisiere den Vater aus Jonathans/Pakkus Perspektive.

Folgende Textstellen sind hilfreich: 14-17, 26-28, 30f., 51-53, 61f., 68, 73, 88f., 95, 98, 135, 144f., 156, 181, 198, 230, 232.

Mache dir Notizen und vermerke darin auch Zitate, die besonders aussagekräftig sind.

Formuliere aus der Sicht Pakkus Fragen, die er an seinen Vater stellen könnte.

Arbeitskarte: Vater

Beschreibe den Sohn aus Sicht des Vaters.

Auf folgenden Seiten findest du Hinweise im Text: 15, 27, 30-32, 52, 61, 63, 88, 182.

Mache dir Notizen und vermerke darin auch Zitate, die besonders aussagekräftig sind.

Formuliere aus der Sicht des Vaters Fragen, die er seinem Sohn stellen könnte.

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M11 Pakku und seine Mutter

Eine Mutter sollte ... weil, ...

Ohne eine Mutter ...

Nur eine Mutter ...

Im Vergleich zu einem Vater ... einer Mutter ...

Aufgaben:

1. Im Roman wird Pakkus Mutter nur an wenigen Stellen erwähnt, dennoch ist sie und vor allem ihre Abwesenheit immer spürbar. Bevor ihr an die Textarbeit gehen sollt, macht euch ein paar Gedanken zum Thema „Mütter“. Nehmt dazu ein Blatt Papier und schreibt den ersten Satzan-fang darauf, vervollständigt die Aussage, faltet das Blatt nach hinten um und gebt es an euren rechten Sitznachbarn weiter. Vervollständigt in gleicher Weise die restlichen Sätze und gebt das Blatt ein letztes Mal weiter. Jetzt dürft ihr die Ergebnisse lesen, tauscht dabei die Blätter immer wieder aus.

2. Pakku hat seine Mutter nie kennengelernt, er weiß es also nicht, was es bedeutet, eine Mutter zu haben. Es fällt ihm nicht leicht, an seine Mutter zu denken: „Ich drehte mich auf den Bauch, presste das Gesicht ins Kissen und versuchte, den Gedanken aus meinem Kopf zu kriegen, der sich dort festgebissen hatte. Den Gedanken, dass ich nichts von ihr (Maalia) wollte, weil sie eine Inuit war, weil sie aussah wie ich und wie die meisten Menschen hier und so, wie auch meine Mutter ausgesehen haben musste.“ (92)

Sammelt gemeinsam alle Fakten, die ihr über Pakkus Mutter erhalten habt, und gestaltet ein Tafelbild.

3. Diskutiert in kleinen Gruppen, warum es Pakku stört, dass Maalia so aussieht wie seine Mutter, und welche Gründe er für seine Ablehnung gegen sein eigenes Äußeres hat. Öffnet eure kleine Diskussionsgrunde zum Plenum und wertet eure Ergebnisse dort gemeinsam aus.

4. Am Ende des Romans passiert es Jonathan/Pakku fast, dass er die Erinnerung an seine Mut-ter ganz verliert. Sein Identitätswechsel und das neue Leben tragen u.a. dazu bei: „Evie Kristi-ansen. Wie eine einsame Eisscholle trieb der Name durch Jonathans Erinnerungen, losgelöst von allem, was sein Leben ausgemacht hatte. Es hätte nur noch ein paar gedankenlose Jahre gebraucht, dann wäre dieser Name für immer aus seiner Welt verschwunden. Jonathan spürte plötzlich eine Unruhe, als liefe ihm die Zeit davon.“ (246) Stell dir vor, Jonathan würde seiner Mutter einen Brief schreiben, in dem er ihr all das sagt und sie das fragt, was ihm wichtig ist. Formuliere diesen Brief. Für schnelle SchülerInnen: Welche Antworten könnte Pakkus Mutter ihrem Sohn geben? Schreibe eine Antwort der Mutter.

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M12 Auswertung

stimme zu stimme nicht zu

muss ich erklären

Das Buch hat mir gefallen. Thema und Sprache treffen genau den Nerv von Jugendlichen.

Pakku ist eine Figur, mit der ich mich identifizieren kann.

Wird diese Frage geklärt?

„Aber trotzdem blieb da eine bohrende Unruhe, das Ge-fühl, das Wichtigste nicht geschafft zu haben. Er (Pakku) hatte sich um eine Entscheidung herumgedrückt, eine Entscheidung, bei der es nicht um seine Vergangenheit ging, sondern um seine Zukunft. Wer war er? Wer wollte er sein?“ (269)

Namen sind ein ganz wichtiger Teil der eigenen Persön-lichkeit.

„Wie hatte er es fertiggebracht, seinen Vater so viele Jahre glauben zu lassen, dass er seinen Sohn auf dem Friedhof von Nuuk begraben hatte? All die Zeit hatte er so viel Angst gehabt, die Wahrheit zu sagen, Angst um sich selbst und sein falsches neues Leben. (...) Er muss-te wieder zu Pakkutaq Wildhausen werden, er musste seinem Vater die Wahrheit sagen. Er musste die richti-gen Worte dafür finden und die Konsequenzen tragen. Er hatte gar keine Wahl.“ (88f.)

Pakku hat keine Möglichkeit mehr, mit seinem Vater zu sprechen. Diese Entwicklung der Handlung

ist tragisch

stellt für Pakku ein weiteres Trauma dar.

macht Pakku frei von seiner Vergangenheit und offen für Neues.

Aufgaben:

1. Fülle den Auswertungsbogen aus.

2. Vergleicht eure Ergebnisse. Visualisiert die Meinungen, indem ihr jeweils für eure Antwort auf-steht. So könnt ihr auf einen Blick das Stimmungsbild in der Klasse erkennen. Jede Gruppe, die gerade steht, sollte die Möglichkeit bekommen, eine kurze Stellungnahme abzugeben.

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Impressum:

© dtv junior: Lesen in der Schule, München 2013

Idee, Konzeption und Redaktion Marlies Koenen INSTITUT FÜR IMAGE+BILDUNG, Berlin