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Herausgeber der Feuerwehrchronik Bernd Klaedtke & Michael Thissen 11. Jahrgang 31. Januar 2015 Ausgabe 1 CTIF in Celle Templerorden und Feuerwehr

CTIF in Celle - Feuerwehrchronik · 2019. 8. 17. · Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK mit dem Wachstum der Städte auch innerstäd-tisch geduldet werden mussten; einige sich sogar in

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  • FeuerwehrchronikFeuerwehrchronikHerausgeber der Feuerwehrchronik

    Bernd Klaedtke & Michael Thissen

    11. Jahrgang31. Januar 2015Ausgabe 1

    CTIF in Celle

    Templerorden und Feuerwehr

  • Der Templerorden und seine Querverbindung zurFeuerwehr und anderen Hilfsorganisationen

    von Angela Damaschke

    Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    So, wie es heißt "Rom ist nicht an einem Tagerbaut" (aber in einer Nacht niedergebrannt)war auch der Orden der Templer nicht einfachvorhanden, sondern mußte sich – wie alles imLeben – entwicklungsgeschichtlich aus bereitsvorhandenem herauskristallisieren. Auf eineZeitreise führen uns die Autoren der "Vereini-gung zur Förderung des Deutschen Brand-schutz" (vfdb), 2010 zu finden unter dem Siegel"Vertrauen durch Sicherheit" (VdS) anhand desFachbuchs „Humanity and Fires“ mit folgenderFragestellung: „Warum stellt sich die Brandsi-tuation in den einzelnen Staaten so unter-schiedlich dar? Was können wir von denanderen Staaten lernen?“

    "Manchmal kann der Blick in die Vergangenheitwie ein Blick in die Zukunft sein." Titus Lenk

    Dem Bericht über „Erste Züge eines zu etabli-renden Bureau der Statistik“ kann man bereitsentnehmen, „stelle man das Büreau hin, woman es wolle; so braucht es:

    a) einen Direktor mit Kopf und Ueberblick ... Ab-sicht der hierhergehörigen Hülfswissenschaf-ten: Geschichte, Geographie, Statistik, Natio-nalökonomie - um das Institut einrichten und lei-ten zu können. André.1 Daß ein "günstiges" Re-sultat einer Brandstatistik "von der größerenoder geringeren Vollkommenheit der Feuerwa-chen und deren Allarmirung, sowie der Wasser-versorgung abhängen, wird nicht schwer zubeweisen sein. Wie in einem Kriege das geüb-teste Heer sich dem Verderben aussetzt, wennnicht die nöthigen Vor= und Wachtposten zurBeobachtung des Feindes aufgestellt werden,in gleicher Weise wird eine Feuerwehr, welcheeiner Feuerwache entbehrt, in eine schwierigeLage gerathen, wenn sie dem verheerendenElemente des Feuers erst dann Einhalt zu thunbereit ist, wenn dasselbe bereits an Umfang ge-wonnen hat."2

    Ich gebe Adolf Reitz (*1884; †1964) Recht: Er-fahrung setzt sich aus Hals- und Beinbrüchendes Geistes und der Seele zusammen, Quelle:»Schnappschüsse«, 1947

    "Jeder kann knipsen ... aber nicht jeder kannbeobachten." Friedrich Dürrenmatt (*1921;†1990, schweizer Schriftsteller, u.a. "Die Phy-siker").

    2

    Nikolai-Viertel mit der Nikolaikirche [älteste Kirche Berlins, sie hatihren Namen von dem Heiligen Nikolaus von Myra – (Schutzpa-tron der Seefahrer: siehe dazu: griechisches Feuer)] gleich ne-benan die Skulpturen STADTSIEGEL und GRÜNDUNGS-BRUNNEN. Der erste preußische Denkmalkonservator F. vonQuast hatte sich schon im Vorfeld (1865) für den Verbleib bzw.Wiederaufbau im historischen Kern Berlins eingesetzt - denndas, was bei den zahlreichen Großbränden insbesondere wäh-rend des 12.-14. Jahrhunderts und den Kriegen nicht zerstörtwurde, zahlreichen Um- und Ausbauten zum Opfer; erst im Zugeder 750-Jahr-Feier Berlins erfolgten umfangreiche (Aus-)Bauar-beiten

    Beim Trankopfer am Kultplatz wurden Flüssig-keiten über einem geweihten Objekt vergossen,wobei viele Religionen Trankopferformen ent-wickelten, die auf lange Traditionen beruhen(zum Beispiel auch zur Reinigung das Ausspü-len des Mundes). Im Mittelalter und auch nochin der Zeit danach wuschen die Frauen die Wä-sche auf Steinen an Bächen oder Flüssen. DieGeschichte der überdachten Waschhäuser (frz.Lavoirs) reicht – nach heutigem Kenntnisstand– nur bis in das 18. Jahrhundert zurück, wobeisich diese (wie auch Gerbereien) zunächst inder Regel am Ortsausgang befanden, später

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    mit dem Wachstum der Städte auch innerstäd-tisch geduldet werden mussten; einige sichsogar in unmittelbarer Nähe einer Quelle befan-den und nur in seltenen Fällen mittels Brunnenmit Wasser versorgt wurden.3 [siehe Steinmetz-arbeiten also bildliche Hinweise an der Grün-straßenbrücke gegenüber "Spindler's Hof"(Berlin)].

    "Die Flinte ins Korn werfen – heißt der Ähre zuspotten." Peter E. Schumacher (*1941; †2013), Aphoris-mensammler und Publizist

    Bier (cereale vinum), "ein Getränk, welchesaus Mehl=Früchten, die hierzu besonders zu-bereitet worden sind, durch Hülfe des nöthigenWassers und der Gährung verfertigt worden.Das Altertum hat schon vor mehr als 2.000 Jah-ren dieses Getränk bereitet [...] Die erste Ursa-che von dem mannigfaltigen Unterscheid derBiere, liegt also zum Theil in dem Unterscheidder Länder und des Clima [...] Aber, wie vielBiere werden nicht bloß aus Brunnenwassergebrauet? und welche Flußwasser sind wohlvon so ausnehmender Reinigkeit [...] Die meis-ten davon haben, theils wegen der besondernGüte, theils von Säufern, gewisse Nahmen er-halten."4

    "Gar manches Herz verschwebt im Allgemei-nen, doch widmet sich das edelste dem Einen."Dieses Zitat stammt von Johann Wolfgang vonGoethe: Sobald ein "Feuerreiter" der Staats-kanzlei Kunde vom Ausbruch eines größerenBrandes brachte, schwang er sich auf ein Pferd,um unverzüglich zur Brandstelle zu reiten, werkennt die zahlreichen Orte, an denen er zur VI-SITE war:

    An Ober-Branddirektor Coudray (6. Novem-ber 1831); meldet sich an zur Besichtigung derneuen Zimmer des Gh. Schlosses. — Quittung:»Zehen Zechinen auf Rechnung von H. v. Ein-siedel erhalten. Verona d. 1.Juni 1790. v. Goe-the«.5

    Wer hat in "grauer Vorzeit" Gedanken daraufverschwendet (vor Einführung einer gutausse-henden Uniform mit entsprechenden Orden und

    Ehrenzeichen), was eine "Feuerwehr" ist oderwelche Kriterien ausschlaggebend sein könnten– gar Normen darüber entscheiden.

    Schlachtrufe auch Feld- oder Kriegsgeschreiwaren das wichtigste Erkennungszeichen in derSchlacht vor Einführung einer für diesen Diensterforderlichen einheitlichen und von anderen zuunterscheidenden Bekleidung, der uniform.Sie dienten u.a. dazu, den gemeinsamenKampf- und Korpsgeist zu heben und warenspäter sowohl militärische Losung als auch Pa-role [Beispiel: MENS AGITAT MOLEM - lat. "DerGeist bewegt die Materie", Logo auf der erstenSeite des Buches "Das Feuerlöschwesen derguten alten Zeit" von Albert Heer, Zollikon, Zü-rich 1916, Druck und Verlag: Art. Institut OrellFüßli (bekanntestes Produkt, die erstmals 1909für die Schweizerische Nationalbank hergestell-ten Banknoten), aber auch Leitmotiv der Füh-rungsakademie der Bundeswehr: Clausewitz-Kaserne, Manteuffelstraße 20, in Hamburg.]

    Mir sind zum Beispiel nie trennende Gedankenbezüglich der Vorgänger des Begriffs "Feuer-wehr" gekommen, denn "Vier feindselige Zei-tungen sind mehr zu fürchten als tausendBajonette." Napoleon I. Bonaparte (*1769;†1821), Politiker, Kaiser der Franzosen (1804–1814/15), war schon kurz nach dem Lesenzahlreicher Bücher der Weltliteratur, wie "Ich,Claudius Kaiser und Gott" Robert von RankeGraves, 1934 bzw. "Napoleon" von EugenTarlé, 1974, einer meiner "Lehrmeister": Vonihm stammt folgendes:"Die Polizei ist nichts als die Diplomatie in Lum-pen." Wen mag er da wohl im Fokus gehabthaben, den "campus leprosi" oder im Zuge derChemie (Scheidekunst) - Naturlehre (Physik)und Mechanik als leitende Führer der Wissen-schaft ... die Papierhersteller.

    Ein Bestandteil des Papiergeldes waren zunächst

    Lumpen. Aufgrund des Ressourcenmangels brachte

    Schäffer die Samenwolle der Schwarzpappel bei

    einem Spaziergang auf die Idee, nach Ersatzstoffen

    für die Papiererzeugung zu suchen: "Versuche und

    Muster ohne alle Lumpen oder doch mit einem ge-

    ringen Zusatze derselben Papier zu machen." Re-

    gensburg 1765 von Jacob Christian Schäffer

    3

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    (1718-1790):6 „Die ältesten erhaltenen Geldscheine

    waren im 14. Jh. in China im Umlauf - der Text da-

    rauf warnt vor drakonischen Strafen für Geldfälscher

    [...] Das Papier von Dollarnoten besteht zum Teil aus

    wiederverwertetem Jeansstoff."7

    Eventuell den Verfasser des ersten Berichts"Das Feuerlöschwesen Berlins 1809-1811" Jus-tus von Gruner8, erster Polizeipräsident vonBerlin, dann deutscher Polizeichef von Paris,der sich mit Schreiben vom 14.09.1815 an denfranzösischen Polizeiminister Joseph Fouché(1759-1820) "über die durch üble Nachrede undder Presse verbreitete Mißachtung und Ver-leumdung der preußischen Armee in Paris undUmgebung" beklagte?9

    Man sollte sich mitunter auch mit solchen Bio-graphien befassen (ich komme später noch ein-mal darauf zurück), denn dann wäre solch einBericht erst gar nicht nötig, und es gäbe auchlängst kein trennendendes Gedankengut (Mili-tair-Polizey-Feuerlöschwesen), das immer wie-der glühende Brandstoffe zu lichten Flammenanfacht, so dass die eine Partei seufzt - die an-dere jubelt.Suchend nach dem Ursprung des Wortes "Feu-erwehr" ist man nun gezielt auf eine militärisch-organisierte "Bürgerwehr" gestoßen, aber weroder was eigentlich verantwortlich zeichnete fürden feinen Unterschied dieser nun konkretdeutschen Bezeichnung "Feuerwehr" dazu hatdie Recherche meiner Ansicht nach fachmän-nisch nichts hergegeben, so dass ich mit vor-herigen Beiträgen in der "Feuerwehrchronik"schon versucht hatte, etwas Licht ins Dunkle zubringen – heute dient mir dazu folgendes Motto:"Mittheilung der Erfindungen, Künste, Wissen-schaften, Verbreitung der Aufklärung, Geistes-bildung, der Vernunft der Ansichten und desFrohsinns ist Weltbürgerpflicht. Achtung undVertheidigung der Regierung, der Gesetze, desEigenthums ist Staatsbürgerpflicht." enthaltenin Hesperus, ein Nationalblatt für gebildeteLeser. Herausgegeben von Christian CarlAndré in Brünn, Mitglied mehrerer gelehrtenGesellschaften, und ehemals Redacteur despatriotischen Tageblatts. Jahrgang 1812. I.Band, Prag bei Johann Gottfried Calve, bein-haltend den Artikel "Der Palm=Orden", aus

    dem ich auszugsweise zitiere:

    "Jede Nation hängt mit ganzer Seele an ihrer Spra-

    che, findet nur sie wohlklingend und schön. Nimmt

    man ihr, gewaltsam oder schmiegsam, dieses - das

    heiligste und festeste - Bindemittel, so ist sie aufge-

    löst - und eine Nation, welche fremde Sprachen lie-

    ber spricht, mehr schätzt und studirt, als die ihrige -

    ist der Auflösung nahe [...] Jahrtausende lag die

    deutsche Sprache gefangen unter dem Joche der

    Geistlichkeit, welche lateinisch den Kirchendienst

    hielt, lateinisch die Urkunden abfaßte, lateinisch fast

    alle Bücher schrieb und wo immer möglich, selbst

    große Herren anhielt, lateinisch mit ihr zu sprechen

    und zu verhandeln. Doch die Deutsche Zunge be-

    hauptete allmälig ihre Rechte. Seit dem 13. Jahrh.

    schon fing man an, Urkunden deutsch abzufassen.

    Das stärkste Binde= und Bildungsmittel aber für

    Deutschlands Söhne und Töchter ward ihre Spra-

    che, als Luther sie durch seine Bibelübersetzung zur

    allgemeinen Büchersprache erhob, welche selbst

    Emser, sein heftigster Feind, süße und gut nannte.

    Dies geschah im Anfange des 16. Jahrhunderts

    und - schon im Anfange des 17ten mußten edle

    Deutsche Männer in Gesellschaften sich vereinigen,

    und durch Orden sich verbrüdern, den Strom frem-

    der Wörter und Wendungen zu dämmen, welcher

    aus fernen Landen Deutscher Sprache und damit

    Deutscher Freiheit und Nationalität Gefahr drohte.

    Zu einer Zeit, wo man im poetischen, wie im prosai-

    schen, besonders im Konversations- und Briefstyl,

    Lateinisch, Englisch, Italienisch und Französisch

    einmischte, nachdem man einer solchen Sprache

    mächtig war, oder, als ein aufmerksamer Horcher,

    etwas davon aufgeschnappt hatte - zu einer Zeit, wo

    man dichte [...] oder wo man Briefe schrieb:

    Monsieur! Hochgeehrter Patron!

    "Seine hohe Meriten, dadurch er al'extreme mich

    verobligiret, causiren mich, demselben mit diesen

    Zeilen zu serviren ..."

    Sein fidel Diener, Knecht und Escalve

    a jamais

    R. v. Haßhausen

    Den Anfang nahm diese Gesellschaft in Sachsen

    (Ernestinisch; Stiftungstag: 18. August 1617) - das

    Ende in Sachsen (Albertinisch, 1668), wobei die Ge-

    legenheit dazu ein fürstl. Trauermahl war (Dorothea

    Maria, Wittwe Herzog Hansens von Sachsen=Wei-

    4

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK 5

    mar, war beim Ausritt in die Ilm gestürzt, vom

    Schreck erkrankt und gestorben). Hofmeister Kas-

    par v. Teut= oder Tottleben - schlug auf dem Schloß

    Hornstein (jetzt Wilhelmsburg) einen Orden zur Rei-

    nigung und Verbesserung der Deutschen Sprache

    vor, und zwar den Palm=Orden oder die Palm=Ge-

    nossenschaft, weil man eine Indianische Palme

    (warum nicht lieber eine Deutsche Eiche?) wählte.

    Übrigens sollte, zu Vermeidung alles "Ehrenge-

    präng=Streites" nicht Rang und Stand, sondern die

    Zeit der Aufnahme den Platz in den Sitzungen der

    Gesellschaft bestimmen, auch allemal ein Deutscher

    Reichsfürst" des durchlautigsten Palmordens" Haupt

    und Regent seyn, um ihn "vor allen Lästerern, neid-

    süchtigen Feinden und neugierigen Wortketzern" zu

    beschützen. Der Orden bzw. jedes Mitglied hatte ein

    "in Gold geschmelztes Gemälde" auf der einen Seite

    mit Palmbaum und Gesellschafts-Spruch, auf der

    andern mit seinem eigenen Bild, Namen, selbst ge-

    wähltem Sinnbild und Denkwort, an einem "sittiggrü-

    nen" (Papageigrünen) seidnen Bande getragen [...]

    und gethan – nichts [...] Hätte der Palm=Orden die

    abgestorbenen geistreichen Mitglieder immer durch

    ähnliche ersetzt, so würde er eine längere Dauer

    und Ansehn behalten haben, und nie in ein bloßes

    Wichtigthun, in "Uebertreibung, Neuerungssucht

    und Kleinmeisterei" ausgeartet seyn [...] Man fühlte

    sich glücklich, halb oder ganz in fremden Zungen zu

    reden, die hohe Würde, den Reichthum und die

    Schmiegsamkeit der Muttersprache zu verachten,

    und fand eine Art von Seligkeit darin, wenn der ehr-

    lich gemeine Deutsche bei solchem fremden

    wortgeklingel nicht wußte, ob er verrathen oder

    verkauft war."

    Was sagte schon das GENIE, sag niemals nie,und nahm den nahen stets wehrpflichtigenPfad zur uNI(versität) oder den Weg über denSchloßplatz zur RITTERAKADEMIE ...

    Dr. Hermann Eulenberg (*1814; †1902 schriebu.a.: »Die Lehre von den schädlichen und gifti-gen Gasen« Braunschweig 1865): „Bei der Ab-wehr dringender Gefahren kann die Sanitäts-polizei niemals die Erledigung theoretischerFragen abwarten, sondern muss oft nur anhandbewährter Tatsachen sowie Erfahrungen,manchmal auch aus Gründen der Wahrschein-lichkeit und Zweckmäßigkeit Schutzmaßregelntreffen.“10 Wie Dr. Johann Georg Krünitz's öko-

    nomisch-technologische Encyklopädie, Berlin1854, berichtet, mußte „die Medizinal-Polizeiihre Wirksamkeit schon in den ältesten Zeitenbeginnen, und zwar in Bezug auf den Umgangmit gefährlichen Heilmitteln, Maßregeln zur Ver-hinderung bösartiger und ansteckender Krank-heiten und der Verhütung von körperlichenBeschädigungen, die unmittelbar oder mittelbardurch Menschen oder Thiere herbeigeführt wer-den könnten.“ Die „Ärztlich besetzte Sanitäts-wache mit Behandlungsraum“ klärt unter ande-rem über folgendes auf: Das erste Konzeptstammt von Julius Beer, der seine Idee 1854dem Stadtparlament vorlegte. "Tatsächlich wärewohl Berlin, nicht Leipzig, zum Protagonisteneiner dezentral ausdifferenzierten ärztlichenNothilfe geworden, hätte sich dieses Konzept

    Ausschnitt Karte: 1 = Königliches Schloß; 2 = Werdersche Müh-len; 3 = RITTERAKADEMIE; 4 = BRÜDERSTRASSE - Die Ca-serne der Garde du Corps befand sich im linken Flügel(Charlottenstraße) des Gebäudekomplexes der Academie derKünste (Dorotheen- / Universitätsstraße / Unter den Linden)schräg gegenüber dem "Palais des Königs der Niederlande"(zwischen Unter den Linden & Behrenstraße, dem Sitz des Mi-nisteriums des Innern). [Geheimes Staatsarchiv I. HA Rep. 89 -Geheimes Zivilkabinett, jüngere Periode - Klassifikationsgruppe:07 Inneres; 07.05 Feuerschutz- und Baupolizei, Seite 19: Kos-ten=Anschlag ... leitung zu der Spree ... für die Braithwaitesche... I. Probierläufe, II. Materialien, Transport, unterzeichnet: Berlin,den 8. April 1833 Wedding (vgl. Maschinenbauanstalt & Eisen-gießerei bis 1882 des Wedding, Wilhelm Carl Johann (1830-1908),Oranienburger Str. 94; Fabriken-Kommissionsrath, 1857; Fabrikund Gelände wurden später an die AEG verkauft. "Mittheilungenaus den Königlichen technischen Versuchsanstalten zu Berlin.Herausgegeben im Auftrage der Königlichen Aufsichts=Kom-mission. Ergänzungsheft III. 1888, "Schmieröluntersuchungen"ausgeführt im Auftrage des Herrn Ministers für Handel und Ge-werbe von Adolf Martens, Vorsteher der mechanisch=techni-schen Versuchsanstalt. Redacteur Geheimer Bergrath Dr.Wedding, Mitglied der Königl. Aufsichts=Kommission)]

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK6

    früher dauerhaft durchsetzen lassen. Als ersterVersuch, ein Institut vom Typ C in Berlin einzu-richten, kann die 1872 eingerichtete Wache inder Brüderstraße gelten (mit einer Aufschrift amgroßen Fenster und einer in der Nacht bren-nenden Laterne mit dem Genfer Kreuz ge-kennzeichnet).11 Mir war es im vielfältigen Be-rufsleben sogar möglich, sowohl bei einem „Sa-nitätsrat“, als auch „Medizinalrat“ keinen Unter-schied hinsichtlich der medizinischen Behand-lung von Patienten zu erkennen. [„Die ersten 25Jahre der Berliner Feuerwehr“ von WolfgangZur; Hauptbrandmeister, der seit 1977 das Feu-erwehrmuseum Berlin leitete und das Archiv be-treute, enthält eine Auflistung aller Polizei-stationen im Jahre 1853, u.a.: Nr. 7 Brüder-straße 26, aber ebenso: I. Inspektion (u. a.Hauptfeuerwache & Depotwache Nr. 1), Brei-testraße 15.]

    Welch breites Betätigungsfeld es bezüglich der– guten Geister unter den – Gelehrten gab, diesowohl Schreiben, Lesen und auch im laboriren"Künstler" sein mußten siehe dazu den feinenUnterschied etwas später im Text bei Seneca;die Frage ist doch: Zu welcher Zeit gab es ei-gentlich keine Kranken oder die Dummheit(Bertha von Suttners unermüdlicher Kampf fürden Frieden inspiriert Alfred Nobel zu einem au-ßergewöhnlichen Testament: dem Nobelpreis,dessen Preisgelder bis heute aus seinem Ver-mögen bestritten werden.), die nicht nur zunachfolgenden Begriffserklärungen führte?

    Mordglocke, s. Sturmglocke; Mordgrube, im Fes-

    tungsbau, Gewölbe unter dem Wall in einer Festung;

    Mordkeller mit einem ausländischen Worte die CA-

    SEMATTE. Mordteufel, ein Nahme des RUM's,

    wenn er noch jung ist; eigentlich Killdevil; Mordtha-

    ler, der polnische, s. Kopa; Mordweg, im gemeinen

    Leben, ein böser, unwegsamer Weg, auf welchem

    man Hals und Beine brechen möchte.

    Morgenwache, in dem Kriegswesen, besonders der

    vorigen Zeiten, diejenige Wache, d.i. Wachzeit, wel-

    che um die Morgenzeit fällt, und unmittelbar auf die

    Nachtwache folgt. Mörser - Gefäß von fester Ma-

    terie, harte Körper vermittels einer Keule oder Mör-

    serkeule (franz. Pilon) darin zu zerreiben oder zu

    zerstoßen - von Messing oder Metall (von Rothgie-

    ßern und Glockengießern gegossen), aus Stein

    (Serpentinstein, Marmor), aus Glas (besonders in

    Apotheken gebraucht), aber auch eine völlig andere

    Bezeichnung für Geschütz -

    Wenn sich die Feuerwehr heute als "große Fa-milie" bezeichnet, dann sollte man auch denhistorischen Hintergrund kennen: "Man nennetauch wohl die Bombe nebst den Granaten,scherzweise die kleine Familie (la petite fa-mille). Im spanischen Successionskriege sinddiese Art Mörser von den Alliierten häufig ge-braucht worden, wie auch von den Holländern,bey der Vertheidigung der im Jahr 1747 bela-gerten Stadt Bergenopzoom." "Mémoires d'Ar-tillerie" Herr von Scheel, Kopenhagen 1777 -Scharnhorst's Handbuch für Offiziere, Böhm'sMagazin für Ingenieure und Artilleristen; VonTempelhof's Einrichtung der 7pfündigen Mör-ser siehe Holzendorf's Artillerie=Maßstab undEinen Mörser auf seine Laffette zu stellen.

    Mordbrennern (hier bitte die hervorgehobenen

    Begriffe beachten)

    In unseren Gesetzen wird dieses Wort in dem letz-

    tern Sinne genommen (Allgem. Landrechte II. Th.

    XX. § 1510 ff. "Wer in Wohnhäusern, Schiffen, oder

    andern Gebäuden, vorsätzlich Feuer anlegt, um da-

    durch jemanden zu beschädigen, wird als ein Brand-

    stifter angesehen." Von einer boshaften Brandstif-

    tung, als einem militärischen Verbrechen, s. im Art.

    Kriegsverbrechen und Strafen - Sonst sehe man

    auch: Von Soden's "Geister der Criminal=Gesetze";

    Wieland's "Geist der peinlichen Gesetze", Reinhold's

    "Architectura forens."; Quistorp's juristische Bey-

    träge; auch dessen peinliches Recht, Glaser's Feu-

    erversicherung; von Goldfus "Häuserbau aus

    Leimenpatzen"; [Krünitz's Encyklopädie].

    "Vermutlich ist es ihrer Aufmerksamkeit entgan-gen" – so begann meist der Briefwechsel wäh-rend meiner Tätigkeit im Rechtsanwalts- undNotarbüro, dass sich schon bei der Bezeich-nung "Vereinigung zur Förderung des Deut-schen Brandschutzes" eine ganz anderePriorität zur heute angegebenen Begriffserklä-rung "Feuerwehr" herleiten läßt und deshalbmöchte ich auf Johann Wolfgang von Goethe,16. XII. 1828, verweisen:"Man muß das Wahre immer wiederholen, weilauch der Irrtum um uns her immer wieder ge-

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK 7

    predigt wird, und zwar nicht nur von Einzelnen,sondern von der Masse.“

    ["weiße Gold" (Porzellan); "schwarze Gold"(Kohle, Graphit)] zu kämpfen hatten:Maschine "alle Arten wasser zu brennen, ein Ma-

    rienbad anzurichten [...] ohne daß man in den Zim-

    mern ein Feuer nöthig hat [...] der Spiritus wird weit

    stärker, und kann dermaßen rectificirt werden, daß

    er das Schießpulver anzündet [...] Zum Versüßen

    des Aquavits braucht man gemeiniglich den ersten

    Grad des Siedens des Zuckers [...] ehe man ihn

    aber unter den Aquavit gießt, wird er durch ein

    Löschpapier, ober noch besser durch einen filze-

    nen Filtrirhut geseihet.“13

    Meine Ansichten untermauere ich unter ande-rem durch die zwei Zitate von Georg ChristophLichtenberg (*1742; †1799), Mathematiker underster deutscher Professor für Experimental-physik: "Was man von dem Vorteile und Scha-den der Aufklärung sagt, ließe sich gewiss gutin einer Fabel vom Feuer darstellen. Es ist dieSeele der unorganischen Natur, sein mäßigerGebrauch macht uns das Leben angenehm, eserwärmt unsere Winter und erleuchtet unsereNächte. Aber das müssen Lichter und Fackelnsein, die Straßenerleuchtung durch angezün-dete Häuser ist eine sehr böse Erleuchtung.Auch muss man Kinder nicht damit spielen las-sen."14

    "Mehr als das Gold hat das Blei die welt verän-

    dert. und mehr als das Blei in der Flinte das im

    Setzkasten."

    Die Ausgabe der Zeitschrift "Die Fackel" (Nr. 1erschien Anfang April 1899) Herausgeber: KarlKraus, Wien, vom 31.12.1907, S. 33, berichtetüber folgendes: "Es brennt. Im Gebäude desLandesverteidigungsministeriums. Im Berichtliest man achtundzwanzig Namen. Opfer anMenschenleben? Schwerverletzte? Gerettete?Nein, mehr als das. Sie wurden u.a. gesehen,wie sie den Brand gesehen haben. Sie tatenmehr als die Mönche, die »bei der Handwaren«, als ein anderes öffentliches Haus inBrand geriet. Die Tätigkeit der Feuerwehr ist beieinem Feuer gewiß nicht zu unterschätzen,aber jene beobachteten persönlich in opfermu-tiger Weise die Bemühungen der Feuerwehr.»Auf dem Brandplatz hatten sich eingefunden«,»den Brand besichtigten«, »außer den Genann-

    Begeben wir uns also auf einen historischenKreuZZuG – weil wie auch hier erkennbarvorrangig folgendes im Fokus steht: "Brandver-hütung / Brandbekämpfung" [die Zeitschriftwurde von der Feuersozietät (gegründet 1718)und der Feuerwehr Berlin herausgeben (Titel-blatt, April 1953)], zu beachten ist ebenfalls dermarkante Zeitfaktor beim "Carl Friedrich vonBaden, Marggrävliche Baden-DurlachischeBrand-Versicherungs=Ordnung (1758) - ein his-torischer Rückblick", der über folgendes infor-miert: "Gegen Alter und Tod half die Absiche-rung in der Großfamilie – gegen den Verlust desEigentums half nichts. Wer sein Haus bei einemBrand verlor, mußte – und durfte – bettelngehen", wobei von Denjenigen, denen es gutging, erwartet wurde, dass sie die Bedürftigenunterstützten.12 Meine "explosiven" Recherche-Ergebnisse, sollten deshalb – a u c h - unterdem Aspekt "Schießpulver war nicht zu ver-sichern" gesehen werden, denn wo gab eskeine Pioniere bzw. Genies – die sich mit derZubereitung, aber auch den Folgen des "Lust-"und "Ernst-" Feuerwerks, dass heißt der Tatsa-che, dass eben nicht alles Gold ist, was glänzt

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK8

    ten waren u.a. anwesend«. Und dann der Dok-tor Charas. Niemand wird vermißt. Das Sprung-tuch der Reklame war ausgebreitet. Alles geret-tet.“

    Die Ausgabe vom 5. Februar 1913 berichtetunter der Überschrift „Von einer Feuerwehr,die sofort erscheint“ (Brände in Königspa-lästen.) Aus Potsdam, 11.d.M. wird telegra-phiert: Heute vormittags brach im Adjutan-tenflügel des Neuen Palais ein Brand aus. DiePotsdamer Berufsfeuerwehr rückte sofort mitder Dampfspritze und allen verfügbaren Kräftenaus. Der Brand nahm keinen großen Umfangan und wurde bald gelöscht. - Aus München,11.d.M. wird telegraphiert: Heute früh brach imWittelsbacher-Palais, in dem der Prinz-RegentLudwig gegenwärtig residiert, in der Garderobeein Kaminfeuer aus. Die sofort erschieneneFeuerwehr löschte den Brand in kurzer Zeit. Esist schön, daß die Feuerwehr allerorten keineProtektion kennt, sondern Königspaläste eben-so schnell bedient wie die Hütten der Armen.Aber es ist zugleich ein Beweis, wie diePresse, die ihre Kunden auch alle gleichschnell bedient, den Schwachsinn bereitsverwöhnt hat. Die Feststellung, daß ein Brandgelöscht wurde, genügt nicht mehr. Es ist auchnötig, zu sagen, daß er von der Feuerwehr ge-löscht wurde. Und daß die Feuerwehr zur Stellewar, genügt auch nicht mehr. Es ist nötig, zusagen, daß sie sofort zur Stelle war. Feuerwehr ist zwar ohnehin etwas, das sofortausrückt: das ist ihr wesentliches Merkmal,und es wäre eigentlich nur bemerkenswert,wenn sie's einmal nicht täte, wenn sie also auf-hörte, eine Feuerwehr zu sein. Alles braucht seine ZEIT - Wo bleibt denn die Feu-

    erwehr? - Dauer vom Eintritt des Ereignisses, über

    die Zeit bis zur Wahrnehmung, Abgabe der Meldung

    an die Feuerwehr, Zeit für die Inmarschsetzung der

    Feuerwehr-Kräfte (Alarmierung bis Ausrücken) und

    die Zeit für die Anfahrt bis zur Entfaltung der Lösch-

    bzw. Rettungsmaßnahmen. [Oberbrandrat Dipl.-Ing.

    Hoene, Feuerwehr Berlin, in Brandverhütung/-Be-

    kämpfung, Herausgeber: Feuersozietät Berlin und

    Berliner Feuerwehr Nr. 1, Februar 1954, 4. Jahr-

    gang]

    Aber von einer Schnecke zu sagen, daß sie langsam

    vom Fleck kam, ist Sache des Berichterstatters, der

    es beobachtet hat. Und bekanntlich weiß sich die

    Zeit, die keine Zeit hat, die Zeit damit zu vertreiben,

    daß sie sich in infinitum definiert. Denn so ist das

    Leben, daß es so ist.15

    Unter dem Motto: "Dies Haus stand einst in Gottes Hand, undist doch dreimal abgebrannt. Zum vierten Mal hab ich's gebaut,doch nun St. Florian anvertraut." Feuerwehrmuseum SchlossSalem. Foto 1. CRKVA Sv. Florijana (St. Florian-Kirche) Wegenhäufiger Brände in der Vergangenheit errichteten die Varazdinerim Jahre 1669 die Votivkirche des hl. Florian. Die heutige Formbekam die Kirche durch den Umbau im Rokokostil im Jahre1777. 2. Inschrift: „St. Florian Gew. Jakob Braun, Honnef“ foto-grafiert beim Tag der offenen Tür bei der Freiwilligen FeuerwehrBonn, 2014

    "Viele Engel sind euch gegeben, aber ihr sehtsie nicht." (Nelly Sachs) – Engel oder Apostel(griechisch apostolos16) haben als Boten bzw.Gesandte für den schnellstmöglichen EinsatzFlügel – ihr stetes Engagement ist vergleichbarmit der emsigen Tätigkeit der Ameisen, aberebenso der Bienen, Völkern mit jeweils einerKönigin: Urinstinkt ist, die Bienenkönigin zu be-schützen, selbst wenn es das eigene Lebenkostet.17

    Siehe rote Markierung (Rheinmuseum Emmerich)

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK 9

    "Der Mensch ist das einzige Tier, das Feuermachen kann. Das hat ihm die Herrschaft überdie Erde gebracht." Antoine de Rivarol

    Zur Entwicklung der europäischen Zivilisationhat maßgeblich vieles aus dem Griechischenbeigetragen, so brachte die klassische Antikeauch Theorien hervor, wie die Gewaltenteilungim Staat: Legislative (gesetzgebende Gewalt) –Judikative (Rechtsprechung) und Exekutive(ausführende Gewalt). Das Wort "Polizei"stammt ursprünglich aus dem Griechischen -die Polizeigewalt "besagte, daß dem jeweiligenLandesfürsten das Recht, aber auch die Pflichtoblag, für die »gute Ordnung« in seinem Landezu sorgen.18 Sokrates bezeichnete Berufs-kämpfer, “die für die äußere Sicherheit benötigtwerden als „wächter“, da sie den Staat bewa-chen, sie sind Dank ihrer militärischen Schlag-kraft sehr machtvoll und üben neben den mili-tärischen auch polizeiliche Funktionen aus”.19

    Zum Begriff "Feuer=Ordnung" auch als"Feuer=eDICT" bezeichnet möchte ich vorwegüber dies informieren: Gerechtigkeit (griech. di-kaiosýne, lat. justitia, franz. Justice) bezeichnetden idealen Zustand des sozialen Miteinanders(nach Platon ist Gerechtigkeit eine innere Ein-stellung); VIGILANS (auf ein Ding Acht geben;auch fleißig, emsig) war nicht nur auf Handels-wegen gefordert: "Wie denn daher auch unterdenen Rechts-Lehrern ein gar bekannterMerckspruch ist, daß die Rechte nur vor diewachenden oder sorgfältigen geschrieben sind,und ihnen zu Statten kommen; Vigilantibus Jurascripta sunt, aut subvenire sulent."20

    War es nicht immer die Frau, die seit "grauerUrzeit" das Essen über'm Feuer und die Nach-kommenschaft bewachte, während Mann sichals Jäger und Sammler davon machte? HESTIA (ionisch = altgriechisch, den "Herd")wird in der griechischen Mythologie als Göttindes Familien- und Staatsherdes auch Opferfeu-ers bezeichnet und ist eine der zwölf olympi-schen Götter. VESTA: römische Göttin, keucheHüterin des heiligen Feuers – dem Herd jedesHauses – dazu bemerkte der römische vergil("wächter") Ovid: "Gewalt ... mit Geschrei ...daran hindern!" Nun setz ich Dir den roten Hahn

    auf's Dach: "Jeder wußte, daß eine Nachlässig-keit den Untergang des Dorfes bedeutenkonnte, und niemand wollte sich diese Last auf-laden und Zeit seines Lebens mit sich tragen."21

    Heute allerdings ist oftmals jeder nur sich selbstder nächste – verhallt so mancherlei stummerSchrei! MINERVA mit Lanze versehen trohnt imDurchgang des Berliner Brandenburger Tores,einem Symbol deutscher Geschichte und ist imSignet der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gesell-schaft, der Vorgängerorganisation der Max-Planck-Gesellschaft, enthalten. Wo sieht mansie nicht, die urteilende Justitia in der einenHand die Waage (abwägend) in der anderenHand das Schwert (strafend/urteilend) und oftmit einer Binde vor den Augen (ohne Ansehender Person). Justitia verweist auf das Gesetz-buch (lat. edicere; "verordnen" im römischenRecht eine öffentliche Erklärung des Magis-trats); Das Zwölftafelgesetz war auf die Be-dürfnisse des Agrarstaates zugeschnitten.Teile des Gedankenguts befinden sich im bür-gerlichen Gesetzbuch, im Grundgesetz undin der europäischen Verfassung.

    Es gab nicht nur eine rasante Entwicklung beider Nachrichtenübermittlung von den anfängli-chen rauchzeichen, Fußboten (Marathon),Feuerreiter, Pyrotelegraphen bis hin zumrauchmelder, sondern auch tempomäßig inallen anderen Bereichen, so dass „der berufs-mäßige Feuerschutz bekanntlich überall ausder Erkenntnis heraus entstanden ist, daß das

    oben: Jüdisches Museum, Berlin; unten: Oberschlesisches Lan-desmuseum, Ratingen

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    Feuer nicht wartet bis die Feuerwehr zur Stelleist, sondern daß die Feuerwehr jederzeitkampfbereit sein muss.“22 „Mit eigenen Augensehen, den Moment erfassen. Der Telegraf hataber keine Augen - und für Letzteres läuft selbstder elektrische Funke zu langsam, denn - dasSchicksal schlägt noch schneller."23

    der Asche, des Pulvers u.s.w. [...] Bei einementstandenen Feuer ist die schnellste und all-gemeinste Verkündigung desselben vermittelstdes Feuerlärms sehr wichtig und folgenreich.Gewöhnlich liegt den Nachtwächtern und ihrenHörnern dieses Geschäft ob, an dem jedoch inmanchen Orten auch Sturmglocken und Trom-meln, selbst kleine Gewehre und großes Ge-schütz Antheil haben. Da, wo es keine Pyro-telegraphen giebt, sind die sogenannten Feu-erreiter - die bereits durch die Erfahrung ihrenNutzen bewährt haben - sehr zweckmäßig."[vgl. Dr. Kruegelstein, System der "Feuer=Poli-zei=Wissenschaft"; Neuburg am 18. Okt. 1815Königliches Polizei=Kommissariat Freiherr vonReigersberg].

    Martin Heinrich Klaproth (*1743; †1817) warvon 1771 bis 1780 Provisor der Rose'schenApotheke in Berlin und eigener Apotheker, 1782Assessor der Pharmazie beim Oberkollegiummedicum, 1787 Professor für Chemie beimFeld-Artillerie-Korps (Artillerieschule), Dozentam Collegium medico-chirurgicum, Lehrer desBerg- und Hütteninstitutes, 1799 gab er daserste Preußische Arzneibuch heraus und warab 1810 Professor für Chemie an der Universi-tät in Berlin.24 Zur ersten Gruppe der Telegra-phen gehörte das Rose'sche Metall bei denanderen Constructionen finden Stearin, Neusil-ber, Stahl, Platin,Glas und Quecksilber Verwen-dung, wobei F. Bechthold-Wien darauf hinwies:"alle Apparate dieser Gruppe gleichen aber hin-sichtlich ihrer Verläßlichkeit den Feuerwerks-körpern, von denen man erst dann weiß, ob siegut waren, wenn sie verbraucht sind." Vgl. Hee-ren 1877, Dupré 1882 [...] Kaufhold 1884]25)„Erst ganz neuerlich haben einige genaue Ana-lysen, insonderheit die Untersuchungen vonHerrn Professor Heinrich Rose zu Berlin überdie Antimon- und Arsenikverbindungen, in Pog-gendorffs Annalen der Physik 1829, St. 3. und4., uns vollständiger, als die frühern Kla-proth'schen Zerlegungen, mit den Zusammen-setzungen einiger dieser Erzarten bekannt ge-macht.“ in "Kalender für den Sächsischen Berg-und Hüttenmann auf das Jahr 1831." Bibliothek„Georgius Agricola“ der TU Bergakademie Frei-berg. Meiner Meinung nach, wird das schnelleTelefonat als Selbstverständlichkeit hinge-

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    Jugendfeuerwehr Berlin-Hellersdorf und Lübars beim 35. BerlinMarathon, 28. September 2008

    Internationale Feuerwehruniformen – Ausstellung im DeutschenFeuerwehrmuseum in Fulda

    Pyromanie (von altgriechisch pyr „Feuer“ undmanía „Raserei, Wut ‚Wahnsinn“). Das "Allge-meine Alphabetische Repertorium des Neues-ten, Wissenswürdigsten und Anwendbarstenaus den gemeinnützigsten und wichtigsten Wis-senschaften. Ein allgemeines Hand= und Hülfs-buch für denkende Geschäftsmänner undgebildete Leser" von Dr. Johann Paul Harl, Kö-nigl. Baier. ordentlichem Professor der Kame-ral=Wissenschaften an der Universität zuErlangen etc. etc. III. Band (Stempelaufdruck:"Bayer. Staatsministerium f. Ernährung ...") in-formiert über folgendes: "Feuersbrünste kön-nen entstehen durch den Blitz, durch fehler-hafte Bauart, durch Brandstiftung oder Anle-gung des Feuers (aus Neid und Rachsucht,oder wegen Diebstahl und Plünderung), endlichdurch Unvorsichtigkeit und Nachlässigkeit inAnsehung des Feuers, besonders des Lichts,

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    nommen, wie so manche technische Errungen-schaft – vor einigen Jahren fehlte jedoch nochso manchem die Notrufmöglichkeit aus seinerWohnung.

    Südwestdeutschland und den rhein entlangverlief. Von Siedlung zu Siedlung wurden Feu-erstein-Rohstücke und Werkzeuge, die unteranderem zum Brunnenbau (Trinkwasser) benö-tigt wurden, weitergegeben. Bezüglich desbandkeramischen Brunnenbaus heisst es: "Diefür den Wasserbau mit Abstand am besten ge-eignete einheimische Holzart ist Eiche, gefolgtvon Erle." Über spätere Massakergräber wirdgemäß dem Forschungsstand, wie folgt berich-tet: "Es ist also anzunehmen, dass die Täterebenfalls Bandkeramiker waren", wobei die Ex-perten verschiedene Theorien vertreten, sounter anderem heftige gesellschaftliche Ausei-nandersetzungen und Kämpfe um Land-, Wei-de- und Ackerrechte, aber auch Ressourcen-verknappung aufgrund kürzer werdender Dis-tanzen des importierten Feuersteins, weitrei-chende Handels- bzw. Transferkontakte, erstes'professionelles' Ausbeuten der lokalen Lager-stätten.27 Auf Massaker folgte meist die Vergel-tung (lat. do ut des, deutsch "Ich gebe, damit dugibst").

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    1. Pyramidenbau, eine Oster-Dekoration, Gropius-Passagen,Berlin; 2. Zusammenstellung historischer Stadtansichten von:Neuss (Foto: 21.04.2010), Fulda (25.04.2014) und Celle(27.09.2014)

    Wie kam es zum Untergang vieler Kulturen, einGrund soll das plötzlich ungünstige Klima (bis300 v. Chr.) gewesen sein. Gesiedelt wurdestets entlang von Wasserläufen. Bereits auf-grund besserer Ackerbau-Erträge wurde derdurch die Flut des Nils abgelagerte schwarzeSchlamm, die "schwarzen Erden" (altägyptischkemi = Chemie) untersucht.

    Der Anbau und die Verwendung von Raps als Lam-

    penöl verwandt geht bis ins Altertum zurück, aber

    erst seit ca. 200 Jahren wurde er auch für die

    menschliche Ernährung (Speiseöl), durch chemi-

    sche Umwandlung (Biodiesel) zum "nachwachsen-

    den" Treibstoff und die Reste zum wertvollen

    Viehfutter genutzt. Zuckerrüben werden im Wechsel

    mit anderen Ackerfrüchten angebaut, reduzieren so

    das Risiko für Krankheiten in den Folgefrüchten.

    Dinkel, ein Urahn des Weizens und bereits seit

    15.000 Jahren in Asien bekannt, erlebt heute eine

    renaissance.26

    Dem heutigen Forschungsstand nach begann -anhand der BANDKERAMIK - die Siedlungsge-schichte an den nördlichen Lössgrenzen inMitteleuropa ab 5600 bis 5500 v. Chr. und brei-tete sich in zwei Richtungen aus, wobei die eineüber Böhmen und Mähren entlang der elbe bisnach Mitteldeutschland und die andere demLauf der Donau über Niederösterreich bis nach

    Reisen, z.B. nach den Niederlanden, Spanien oder Italien zu denEtruskern, aber auch den Kanonen an der "La passeggiata" inFinale Ligure

    Ich zähle mich zu Denjenigen, die auch dasBauwesen zu einem der wesentlichen Bereichedes Vorbeugenden Brandschutzes zählen,denn schon immer gab es solche Orte aufgrundvon Taktik & Strategie: "Je mehr wir nun aberunsre Gemäure dem Felsen gleich machen,oder demselben uns nähern, desto haltbarerwerden sie seyn [...] Der Kalk verbindet die Mi-neralien auf gleiche Art, wie der Leim aus thie-rischen Körpern das Holz: Beyspiel ist durchden Berg Posilippo bey Neapel im Felsen ge-hauenes Gewölbe ca. 1000 Schritte lang, 50

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    Fuß hoch und 30 Fuß breit, wodurch die Heer-straße gehet [...] Auch der Tempel der Dianӑ zuEphesus ist erst in 200 Jahren vollendet worden[...] Jetzt bauen wir ziemlich große Gebäude ineinem bis zwey Jahren, und dann noch oft mit-ten im Winter. Aber wie leicht fallen sie auchwieder ein! Wenn Steine und Mörtel nicht tro-cken sind, kann man die Cohäsion, wodurchbeyde Materialien verbunden seyn sollten, nurwenig in Betracht ziehen [...] Der Herr RitterHamilton hat es in seinem gelehrten Werkeüber den Vesuv nicht verabsäumt, von der Puz-zolane zu reden. Er sagt in seinen Briefen, die1773 in 8. zu Berlin bey Haude und Spennerheraus gekommene deutsche Uebersetzungdieser Briefe, unter dem Titel: "Beobachtungenüber den Vesuv, Aetna und andere Vulkane":"... Vitruvius rühmt sie, ihrer bindenden Eigen-schaft und Nutzens wegen, als einen Kitt; manfindet dergleichen nur in Ländern, wo es unter-irdisches Feuer giebt."28

    Ganz getreu, dem ehrenden Andenken an dieWasserträgerinnen (heute zu sehen als Sta-tuen) "Milchborn hiess jener Ziehbrunnen inder Marktstraße - früher Töpfergasse - in derNähe des Hauses Höfling seit dem Mittelalter..." (Fulda, Stätte des Deutschen Feuerwehrmu-seums), verfolge ich heute sowohl die Brand-verhütungs- als auch Brandbekämpfungsme-thoden, denn es hieß schon immer sofort zuhandeln, und zwar stets nicht nur wenn Not amMann war.Bereits im antiken Griechenland wachte jedepolis (altgriech. Burg) "über die eigene Autono-mie und war nicht bereit, diese freiwillig aufzu-geben". Inmitten der sieben freien Künste(von Martianus Capella in Form von weiblichenAllegorien dargestellt) tront die Philosophie,dazu bemerkt Seneca in seinem 88. Brief:Quare liberalia studia dicta sunt vides: quia ho-mine libero digna sunt („Du siehst, warum diefreien Künste so genannt werden: weil sie einesfreien Mannes würdig sind.“) - als freier Manngalt, wer nicht zum Broterwerb arbeitenmusste.

    Über das, „was die Zeichen-Kunst sey, und wo-rinn dieselbige bestehe“ heißt es unter ande-rem: „Die Zeichen-Kunst [...] mag mit allem

    Rechte eine Zeuge-Mutter und Amme allerKünste und Wissenschaften genennet wer-den, allermassen solches von uns in unser An-weisung zur allgemeinen Mahler-Kunst in ge-mein angezeiget worden; Wir haben den gros-sen Gott selbst hierinne zum Lehrmeister, wenner sowol Mose einen so herrlichen Abriß derStiffts=Hütte gab, als auch dem König Salomoden Tempel=Bau zu Jerusalem nach seineräusserlichen und innerlichen Gestalt vorschrieb... Also pflegten ehemals stattliche GemütherItalien zu besuchen, und blieben eine Weile zuRom, unter den Mahlern allda die Zeichen-Schule zu besuchen ...Zu dem Ende wir die Arbeit der Jugend alsoeingerichtet, daß sie wohl zeichnen, die Bau-Kunst verstehen, nach der Perspektiv-Wissen-schaft verständlich arbeiten, die Bilder durchErkänntnis ihrer gehörigen Proportion und be-wegenden Gliedmassen wircklich abzeichnen,ihre Erfindungen geschicklich und wohlständigordiniren, und endlich in ein wohlgeformtes undannehmliches Gemählde bringen mögen ...davon viel Vorbilder in Kupffer geschnitten undgedrucket sind, derer man sich auch, in der ers-ten Lehr-Zeit, zu einem kleinen Anfang mit Nut-zen gebrauchen kan.“29 Und "so [...] verstandendas Zeichnen wahrscheinlich die Griechen, diedessen Uebung bei der Erziehung aller freienMänner zur Bedingung machten, und mindes-tens in älterer Zeit, den Sclaven verboten. Diespäteren Regeln, welche von den Italienerndes XV. und XVI. Jahrhunderts ausgingen[wurden] namentlich von den Franzosen er-weitert."30

    rITTer war zunächst die Bezeichnung fürwehrhafte, schwer gerüstete, berittene Kriegermit solchen zwölf Tugenden: Barmherzigkeit,Demut, Friedfertigkeit, Gerechtigkeit, Glaube,Güte, Hoffnung, Liebe, Mäßigkeit, Starkmut,Wahrheit und Weisheit ... später wird nur nochvon sieben Tugenden gesprochen, deshalblohnt sich ein Blick auf die Ritterdomaine ...

    Bonn, Römerstraße, Tafel mit der Umschrift:Castra Bonnensia, das Römische Legionslagerersterwähnt vom Historiker Tacitus zu 69 n. Chr.- "Alle Wege führen nach Tolbiacum": die Rö-mer begannen für eine schnelle Verbindung

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  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    zwischen den Militärstandorten und dem Hin-terland im Rheinland Straßen anzulegen, wobeisich am Verkehrsknotenpunkt (Mühlenberg inZülpich) dann bald eine entsprechende Infra-struktur ausbildete. Die Grundversorgungwurde durch Getreide sichergestellt, das alsSchüttgut in langgestreckten mit Unterzügen inLängs- und Querrichtung und Pfeilern versehe-nen Holz- bzw. Steingebäuden mit einem er-höhten belüfteten Boden gelagert wurde undsich meist im Mittelstreifen des Kastells in Näheder Kommandantur befanden. Das Dach warentweder mit Stein oder Ziegel eingedeckt. Zueiner Ausdehnung des römischen Gesell-schaftssystems auf das ganze Weltreich kames in der Kaiserzeit (Konstantin war seit 306n.Chr. Kaiser im Westteil und Erbauer des Kas-tells DIVITIA 310 n.Chr. und Licinius, Kaiser desOstteils des Römischen Reichs, Kaiser TitusFlavius Domitianus begann mit dem Bau desLimes – Ausführung einer frühen Landwehrauch Rechtsbezirk zum Schutz gegen Über-griffe - der für zwei Jahrhunderte Frieden schuf,Kaiser Antonius Pius ließ eine rund 60 km langeBefestigungsanlage in Schottland errichten,den Antoninuswall). Aus Gegenden, wo Pfeilund Bogen eine wirksame Fernwaffe waren(Steppenvölker des Ostens, u.a. auch Syrien,Nordafrika) wurden berittene Einheiten von Bo-genschützen als Hilfstruppen cohortes sagittariiin die römische Armee integriert. Das Oberkom-mando der straff militärisch organisierten cohor-tes vigilum ("Wächter") wurde einem aus demRitterstand stammenden praefectus vigilumübertragen (niederer Rang in der Laufbahn derKavallerie mit der zusätzlichen Aufgabe: Vorsitz

    bei Gerichtsverhandlungen, in denen es umBrandstiftung oder Feuer im allgemeinen ging).["Der unmenschlichen Sitte, Neugeborene aus-zusetzen oder zu tödten, trat der Kaiser Trajanentgegen und liess Tausende von Kindern zuRom auf öffentliche Kosten erziehen. SeinemBeispiele folgte Antonius Pius (138-161 n.Chr.),der als der Schöpfer der Waisenhäuser zu be-trachten ist."31]

    Der Dienst bei den vigiles bot diesen Offiziereneine Chance, ihre Führungsqualitäten unter Be-weis zu stellen; beim Einsatz verzichtet derrangniedere vigil auf seinen Helmbusch. Be-züglich des Brandschutzes erließen die RömerBauvorschriften, sahen Brandschutzmauern,Säulengänge, die Erweiterung von Strassensowie die gesetzliche Maximalbauhöhe: 20,65Meter, aber auch die BRANDWACHE vor.

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    1. Titelbild des Wörterbuchs "Dictionnaire raisonné de l'archi-tecture francaise du XIe au XVIe siècle" von Eugène Viollet-le-Duc (* 1814 in Paris; 1879 in Lausanne, Schweiz), zu dessenbesonderen Leistungen auch die Erforschung der mittelalterli-chen Baukunst zählt, die er mit seinen auf seinen Forschungs-reisen gefertigten hochwertigen Zeichnungen in einerzehnbändigen Ausgabe veröffentlichte - Édition Bance - Morelde 1854 à 1868 – um die spätere Entwicklung aufzuzeigen sowiedas „Küferwerkzeug“ auf Burg Rheinfels

    1. Feuerwehr – ein alter Hut? Jens Meier in "BrandSchutz - Deut-sche Feuerwehr-Zeitung 2/1999. 2. "Landesschule und Techni-sche Einrichtung für Brand- und KatastrophenschutzBrandenburg", Eisenhüttenstadt, 2011

    "Es versteht sich von selbst, dass die Feuer-wächter die ganze Nacht über wachen sowiemit Eimern und Äxten ausgerüstet Streifegehen müssen. Digesta 1,15,3 - ÜbersetzungVerf." Während der Kaiserzeit wurden die equi-tes (ritter) zu einem klar abgegrenzten Standmit Tätigkeiten in Verwaltung und Militär zuihnen gehörten unter anderem: Vergil (Sohneines Töpfers), berittene Gladiatoren, auch Pli-nius der Ältere, der als Präfect die römischeFlotte leitete und von dem überliefert ist, dasser beim Ausbruch des Vulkans (Vesuv) auf-grund der großen schwarzen Wolke und demAscheregen die Küste zwecks Versuch derMenschenrettung nicht erreichen konnte, amnächsten Tag tot zusammenbrach. [1707 brachder Vulkan Fujisan aus, 1783 starb beim tödli-

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    chen Schwefel aus dem isländischen VulkanLaki 1/5 der Bevölkerung, 2011 war ein Flugver-bot wegen Aschewolken meiner Ansicht nach:das geringste Übel].

    "Glücklich ist, wer das, was er liebt, auchwagt, mit Mut zu beschützen." Ovid

    Andernach: Die Krieger der Bataver, auch alsReiter-Legionäre in römischen Diensten, trugeneinen speziellen Helm aus eisen mit einemdicht geflochtenen Besatz aus Pferdehaar, dermit Kleber befestigt war, ein Visier besaß, wel-ches das Gesicht vollständig bedeckte. [vgl."Die Geschichte Andernachs" mit folgendenStichpunkten: offene Siedlung mit einem Hafen,Mühlsteine aus Basalt und Tuffstein, PfälzerErbfolgekrieg (1688–1697) mit Sprengung undInbrandsetzung der Stadt, nachdem alle Lösch-werkzeuge vernichtet wurden; der französi-schen folgte die russische Besetzung bis zumWiener-Kongreß 1815.

    „Der entscheidende Punkt in der Kriegführungist die Sicherstellung des eigenen Nachschubsund die Vernichtung des Feindes durch Hunger.Hunger ist schlimmer als das Schwert.“ Fla-vius Vegetius Renatus, Kriegstheoretiker desausgehenden 4. Jahrhunderts

    Vegetius Abhandlung "epitoma rei militaris" be-stehend aus drei Bänden enthält eine Reihe mi-litärischer Maximen, die zur Grundlage für euro-päische Feldherrn wurden, von Karl dem Kah-len (*823 Frankfurt am Main, jüngster SohnLudwig des Frommen) über Wilhelm von Ora-nien und Friedrich dem Großen bis zum Aus-bruch der französischen ("Volk in Waffen"-)Revolution.

    Bis heute ist noch nicht alles über die römi-sche Feuerwehr (Organisation in den Pro-vinzen) bekannt. Bei der 500 Mann starkenLöschtruppe von Marcus Licinius "Crassus",einem der reichsten Römer, stand nicht dieBrandbekämpfung, sondern nur Profit nämlichdie "Verhandlungen" mit den Hausbesitzern, imVordergrund. Nach dem Tode von Aedil Egna-tius Rufus (dem Gründer der ersten regulärenFeuerwehr), verstaatlichte Augustus 22 v. Chr.

    die Feuerwehr (die Augustus-Garde wurdenach den Großbränden 6 n.Chr. in Rom nichtnur auf ca. 7000 Mann vergrößert). Aus der rö-mischen Stadt Carnuntum (heute Petronell,Niederösterreich) ist nur die Erwähnung zweierOffiziere der Feuerwehr erhalten, die dort ausVeteranen des Militärs bestand, die sich nachdem Ende ihrer Militärzeit dort angesiedelt hat-ten. Bezüglich der Provinzen nördlich der Alpenist wenig bekannt, da hier die Forschungs-schwerpunkte nicht unbedingt im Interessedes Feuerwehrwesens standen.32

    "Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann dieGegenwart nicht verstehen und die Zukunftnicht gestalten."

    Lächeln wir heute noch immer über alte Haus-mittel oder hat sich nicht längst auch die tradi-tionelle chinesische Medizin ihren festen Platzzurückerobert? „Die alten arabischen, ägypti-schen und griechischen Aerzte, von denen un-sere europäischen die Heilkunst erlernt haben,baueten auf eben diese [Brennmittel: Feueroder glühendes Eisen, denn beyde vereinigteKräfte vom Vulkan und Mars] und zogen demglühenden Eisen angezündete Schwämme,und die ins Feuer gebrachten Wurzeln vonStruthium und Aristolochia vor […] Man zündethiernächst die Mora mit einem Stäbchen vonangezündetem Aloeholze an, das die Japane-sen Senko nennen. Sie giebt einen angeneh-men Geruch von sich [...] Die Zeit, da dieOperation aufhören muß, scheint die zu seyn,da ein übler Geruch auf einmahl aus demTheile herausgeht, worauf die Pyramide steht.Kaum ist die Mora verbrannt, so scheint es, alsob der Schmerz mit einem Mahle ganz ver-schwunden sey. Der Schmerz beym Gebraucheder Mora ist so augenblicklich, daß der RitterTemple an seinen Fingern nicht mehr, als 64,zählen konnte, bis der Schmerz gänzlich aufge-hört hatte, woraus er ganz natürlich den Schlußmacht, daß er den Schmerz von der Mora lieberso lange als möglich, als den Schmerz derGicht nur eine Viertelstunde aushalten wollte[…] Bey den Japanesen und Chinesen ist die-ses Mittel daher so gemein, daß man bloß umKrankheiten zu verhüten alle 6 Monathe undnoch öfter an mehreren Orten des Körpers sich

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    anbrennen läßt; ja ihr Gebrauch ist so gardenen erlaubt, die zu ewiger Gefängnisstrafeverurtheilt sind."33

    Frühe Formen eines Nationalbewusstseins ent-wickelten sich in der Zeit der Kreuzzüge ... "ImBereich des christlichen Glaubens ist das imAlten Testament vorkommende heilige Feuerdes Tempels göttlichen Ursprungs."34 Die goti-sche Schrift von Bischof Wulfila im Exil entwi-ckelt, war eine Abwandlung der griechischenSchrift mit einigen lateinischen Buchstaben undRunen. "Er verglich Jesus Christus mit demgermanischen Sohn-Vater-Verhältnis, das aufGehorsam, Unterordnung und Treue aufgebautwar." Die Wulfilabibel ist die früheste Bibelüber-setzung in eine germanische Sprache (Ab-schrift im Codex Argenteus enthalten: mit sil-bernen/goldenen Lettern auf Pergament, dasin kaiserlicher Purpurfarbe getränkt, be-schrieben wurde).35

    honig war das Süßmittel. Von Karl dem Gros-sen, der stets sein Siegel unter Urkundenrechtskräftig durch einen goldenen Strichmachte, stammt folgendes: „Zuerst kommt dasWissen, dann das Tun“ - für das Abschreibendes Wissens der Antike gab Karl für dauerhafthaltbares Pergament ein Vermögen aus und anBischöfe und Äbte erging die Weisung: RichtetSchulen ein!36

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    1. Naturpark Eifel; 2. Gewerbegebiet Grevenbroich

    Unter "Schutzkleidung mit Gesichtsmaske" ginges bereits auf "Waldbienenjagd", dann folgte dieZeit des "Honigs & Wachs" als "Steuer" sowie"Bußgeld". Karl der Grosse († 814 in Aachen)verordnete aus Sorge um seinen Besitz dieAnstellung eines Bienenwärters, denn Bienen-

    1. Ausschnitt aus "To His The Royal Highness the Duke of Cam-bridge, K.G. & c. This Map of the Physical Divisions of Germany,Exhibiting The Post Roads, Canals & c. Constructed from Origi-nal Materials ..." A. Arronsmith / 2. Skulptur Johann II. Markgrafvon Brandenburg (1266-1281), Tempelhofer Damm, 04.11.2008

    Die Gründung von Ort und Kirche des heutigenBerlin-Tempelhof wird den Tempelrittern zuge-schrieben.37 Im Turm der Kirche von Mariendorf– auch eine Gründung der Tempelritter "hängteine alte Glocke, die vielleicht noch aus derTempelritterzeit stammt und in richtigem Berli-ner Platt die Inschrift trägt: "O, Maria hilf mi,dett ick mag diene Di."38

    Obwohl die Berliner Geschichte mich auch ge-reizt hätte, möchte ich nicht unerwähnt lassen,dass ausschlaggebend für diesen Bericht die„Zeitschrift für Bauwesen" war [die Ausgabezeigt oben links die Fackel neben den Bildnis-sen von Schinkel und Eytelwein, herausgege-ben unter Mitwirkung der Königlichen techni-schen Bau-Deputation und des Architekten-Ver-eins zu Berlin. Redacteur Erbkam, Verlag vonErnst & Korn, den 1. September 1853], undzwar mit 1. dem Bericht über die FeuerwehrBerlin u.a. „Zustand des Feuerlöschwesens ab1843“ - die erste Feuerwehr-Recherche, die ich2007 durchgeführt hatte und 2. dem Berichtüber "Die Burg Reichenberg." von J. Burkart,„dicht am Ufer des Rheins, ungefähr eine halbeStunde von dem nassauischen Städtchen St.Goarshausen entfernt, die, nachdem derWechsel der Zeiten ihr die frühere Bedeutungeiner Festung genommen, sie aus dem Wohn-

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    sitze eines mächtigen Grafengeschlechts ineine Invalidenkaserne und zuletzt durch diespeculative Hand eines Kaufmanns in einenSchutthaufen verwandelt, nur noch in denmächtigen Ueberresten ihre frühere Pracht er-rathen läßt. Nichts desto weniger ist die Burg inihrem gegenwärtigen Zustande wichtig für denIngenieur, da sie eine der Wenigen ist, welchevor der Erfindung des Schießpulvers erbaut [...]dem Archäologen wegen ihrer Bauart interes-sant; der Architect endlich findet in ihr, abge-rechnet vieler eigenthümlicher Constructionen,das einzige bis jetzt bekannte Beispiel einerSchloßkapelle mit drei Etagen. Die Gründungder Burg geschah 1284 durch den Grafen Wil-helm von Katzenellenbogen ...". nach den vorhandenen und mehreren bisher

    unbenutzten Quellen.", kann folgendes entnom-men werden: "Die interessante Zeit des Mittel-alters ist in vielfacher Beziehung die derKreuzzüge, sie findet in dem Herrn Hofrath Wil-ken ihren Geschichtsschreiber; merkwürdigeErscheinungen in derselben sind die sogenann-ten drei geistlichen Ritterorden ... der Streitüber dessen Geheimnisse zog in den letztenJahren die so oft und hart gerichteten Templervor das Forum competenter Richter, ohne daßdie Sache gänzlich entschieden worden wäre.Stets theilten sich die Geschichtschreiber desOrdens im Allgemeinen in zwei Parteien, diesespricht den Orden frei, jene verdammt ihn [...]Ich benutzte bei dieser Arbeit hiesige Bibliothe-ken, die mir mehr Ausbeute gewährten, als ichin diesem Fache erwarten konnte." Halle, imOct. 1826 W.F. Wilcke.41 Wie dem Buch "DieKreuzzüge – Krieg im Namen Gottes" von PeterMilger (3. Auflage), 1988, zu entnehmen ist,sind drei Chroniken überliefert, "die von Teil-nehmern am Kreuzzug der Feudalherren in Pa-lästina verfaßt wurden. Die folgenden zeitge-nössischen Chronisten haben an keiner Kreuz-fahrt teilgenommen, aber Berichte von Augen-zeugen benutzt."

    Die so genannte Magisterregel (Regula Magis-tri) mit Einflüssen der Augustinusregel, war Vor-bild der Mönchsregel des Benedict von Nursia(im 6. Jahrhundert verfasst), dem Begründerder organisierten klösterlichen Pflege, die alsBasis der Statuten des Templerordens gelten.Dieser wiederum gilt als der erste christliche

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    Burg Rheinfels

    Burg rheinfelsBereits "Vitruv lehret, man solle ad solidum erin solido graben, und diesen Gesetzen ist manin alten Zeiten treu gefolget, wie die äußerst tie-fen Fundamente ergeben. Die sogenanntenRaubschlösser und Warten, die sich so langeerhalten, sind auf Höhen und Bergen gebauetund meist auf Felsen. Die untere Feuchtigkeitkann ihnen daher nicht schaden und das Ein-sinken haben sie auch nicht zu befürchten.Auch die meisten Kirchen aus alten Zeiten ste-hen auf starken Fundamenten und gewöhnlichauf den höchsten Plätzes des Orts, sie erhaltendaher auch jenen Vortheil."39 Vorweg: Obwohldie Schreibweise derer von Katzenellenbogen(wie später erkennbar) verschieden ist, handeltes sich stets um diese Adelsfamilie. Das ur-sprüngliche Gebiet umfasste damals eineUnter- und Obergrafschaft mit zahlreichen Äm-tern und neben dem Kulturkreis der Bandkera-miker wird hier auch derjenige der Schnurkera-miker genannt (ca. 2500 bis 1500 vor Christus;veraltet auch Streitaxt-Kultur).40

    Der "Geschichte des Tempelherrenordens

    „Das Siegel datiert etwa um 1250. Es zeigt zwei Reiter auf einemPferd, was Armutsideal und Brüderlichkeit zum Ausdruck brin-gen soll. Im Jahre 1119 als "Arme Ritterschaft Christi vom Salo-monischen Tempel" durch Hugo von Payns (*1070; †1136) inJerusalem gegründet, waren die Templer einst angetreten, denPilger im Heiligen Land zu schützen (später auch Hospital-dienst).“ [Burgmuseum, Beeskow-Storkow]

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    Orden, der "die Ideale des adligen Rittertumsmit denen der Mönche vereinte", aber auchwährend der Kreuzzüge die "militärische Elite-einheit" darstellte. Gregor der Große, der Hl. Benedikt, galt schonseit langem als Schutzpatron der Ingenieureund Höhlenforscher und all derer, die sich fürdie Urbarmachung bestimmter Gebiete einset-zen.42 KARL der Große ließ im 9. JahrhundertHOSPITÄLer in Königliche Stiftungen umwan-deln, ordnete ihre zeitweilige Beaufsichtigungdurch Beamte an und verpflichtete die Gemein-den, für ihre Armen zu sorgen. Wo lange Zeitdie Krankenpflege nur in der Hand der Geistli-chen lag (die ärztliche Behandlung war neben-sächlich) gab es im 13. Jahrhundert sogar eindiesbezügliches Verbot der Päpste.43

    Das Banner der Templer bestand aus einemschwarzen Zug (Schrecken ihrer Feinde) undeinem weißen Zug (der Christen Freunde) -kein Templer durfte den Kampfplatz verlassen,solange das Schlachtbanner gehisst war. DerSchlachtruf "Au Beauséant" war, wie das Ban-ner ein Signal, das einmal gehisst, immerKampf bis zum Letzten bedeutete.44 Schlacht-rufe fanden als Panier (kurzer, über dem Helmschwebender oder an der Helmzier angebrach-ter Wahlspruch) Eingang ins Wappen, zum Bei-spiel "Deus vult" bzw. "Dieu le veut!" ("Gott willes") Schlachtruf der christlichen Kreuzfahrerab dem ersten Kreuzzug auch "Adjuva Deus!"("Hilf Gott" / "mit Gottes Hilfe") in der Kreuz-zugszeit.45

    Die Grafschaft Katzenelnbogen bestand zwi-schen 1095 und 1479 am Mittelrhein (mit Ver-tretern regierender Häuser in Luxemburg sowieden Niederlanden und einer „Chronik derSchützengesellschaft 1344 e.V. zu SanktGoar“). Rheinfels war das Machtzentrum amMittelrhein, wo der eingeforderte Zoll die Haupt-

    einnahmequelle bildete und blieb die größte Be-festigungsanlage am Rhein, wobei die Burgstets eine Dauerbaustelle war, da "mit der Er-findung neuer Waffen und Angriffstechniken je-weils eine Modernisierung der Anlage erfor-derlich wurde, um sie erfolgreich verteidigen zukönnen". Der hohe „Bergfried“ (54 m) diente ne-ben der Funktion eines Wehrturms auch im all-gemeinen als Aufenthaltsort des Türmers46, derfür jegliches Signalisieren von Gefahren(Feinde, Feuer etc.) verantwortlich war. DerWanderweg auf der Burg Rheinfels mit Glas-Hinweistafeln nennt sich "Unter der Lupe - DieRheinfels im Blick", wobei der Nr. 25 - VomWehrgraben zum Lustgarten folgendes be-schreibt: Halsgraben (Annäherungshindernis,wichtigstes Element der Verteidigung), Verliese,Stockhaus und Salzhaus, hier als ein Pulverma-gazin der Festungszeit bezeichnet, das als Eck-turm auch die einzelnen Geschosse der Batte-riemauer mit ihren Geschützscharten verband.Nummer 34: Es ging der Glaube um, die (Kar-täuser-) Nelken auf den Felsen unter den Bur-gen wüchsen an Stellen, auf die das Blut derRitter getropft sei.

    Um sich ein Bild zu machen von den damaligenBeweggründen, sich auf einen Kreuzzug einzu-lassen, muss man auch verstehen, dass eschristliche Pflicht war, wenigstens eine Wallfahrt

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    Kölner Dom: Auf dem Schild des Erzengel Michael (hebräisch:mi - cha - el) steht "quis ut deus" (Jedem das Seine)

    Während der Kreuzzüge kam der Goldlack hierher (in Kräuter-büchern des 16. Jh. - wie bereits zuvor vom römischen Schrift-steller Columella beschrieben) aus dem östlichen Mittel-meerraum. Kartenausschnitt Artillerie - Canonen, Lavetten undandere Geräte und Instrumente - von L. M. Steinberger – HAN-SENBECHER: Zinn-Nachbildung des silbernen Bechers, gestif-tet von Landgraf Ernst von Hessen-Rheinfels im Jahre 1683 -Oben im Gebäude befindet sich das Vereinslokal des Hansen-ordens

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    zu machen, um sich von Sünden reinzuwa-schen oder um Heilung von Krankheiten zu er-bitten. An den langen Pilgerwegen entstand einregelrechter Handel mit Mitbringseln, wie Ab-zeichen aus Blei oder wertvollen Materialien,Pilgerabzeichen mit dem heiligen Gral vonValencia (Der obere Teil des Kelches, der inValencia als Gral verehrt wird, besteht in der Tataus einem Gefäß, das im 1. Jahrhundert n. Chr.im Nahen Osten hergestellt wurde.) oder auchein Siegelring mit Pentagramm, der als Schutzvor Hexenzauber galt.

    Der Aufruf zum ersten Kreuzzug erfolgte1095 (insgesamt sieben Kreuzzüge in der Zeitvon 1096 bis 1270) einem Krieg im Namen Got-tes: Von der Rede, die Papst Urban II. auffreiem Feld am 27. November 1095 hält, "sindmehrere stark voneinander abweichende Ver-sionen überliefert. Robert, ein Mönch ausReims, behauptet, dabei gewesen zu sein. DerChronist Fulcher von Chartres läßt diese Frageoffen. Er stand der Reformpolitik des Papstessehr nahe und seine Version der Papstrede istpolitisch die kenntnisreichste" - Es ging zu-nächst um die Vertreibung der seldschukischenTürken aus Kleinasien, da dieser Gebietsverlustdas oströmisch-byzantinische Kaiserreichschwer getroffen hatte. Unter dem Versprechendes Lohns im Himmel als auch auf Erden (zuden Sündenstrafen gehörte auch das Fege-feuer) nahmen zehntausende das Kreuz vorallem in Frankreich und im Rheinland. Für dieReise verkauften sie allen Besitz oder ließenletztlich alles stehen und liegen (Preissturz auf-grund Grundstücks-Überangebot), um in dasLand, "wo Milch und Honig fließen" zu gelan-gen. Der Chronist Wilhelm von Tyrus beschreibtdie Aufbruchsstimmung unter anderem so: " ...da war kein Band der Liebe, das diesen Eiferbehindert hätte. Sogar Mönche kamen ausihren Klöstern ... Verschieden waren also dieBeweggründe, aber alles eilte herbei." EineLesart beschreibt, dass nach dem Aufruf desPapstes andere kamen als erwartet – diezweite Lesart besagt, dass "das Fieber schonausgebrochen war, bevor die Kirche sich derSache annahm."47

    Der Papst legte den Aufbruch des Pilgerheeres

    auf August 1096 fest. Die Landroute führte überUngarn, durch den Balkan und Kleinasien, wo-bei es schon dort zu ersten Zwischenfällen ent-lang der Donau kam, nachdem die Lebensmit-tel-Preise wegen der plötzlichen Nachfrageanstiegen – hier kehrten einige bereits um, dieanderen begannen ihren Zerstörungsmarsch inUngarn ... "warfen Feuer in sieben Mühlen",die als lebensnotwendige einrichtungenunter besonderen rechtschutz auch inKriegszeiten standen. Das einstige Byzanz –nach Kaiser Konstantin zur Hauptstadt erhobenund nach ihm Konstantinopel benannt - wurdeunter seinen Nachfolgern mit mächtigen Mau-ern umgeben, wo Germanen, Slawen und Ara-ber scheiterten – es so der hellenistisch-römi-sche Zivilisation gelang zu überleben. Ab Sofiagelang es den Polizeitruppen aus Konstantino-pel weitere Zwischenfälle zu verhindern und dieVersorgung der Kreuzfahrer sicherzustellten.Bereits in Mainz starben über tausend Juden,aber dabei blieb es nicht, allerorts wurden dieJuden zwangsgetauft, um sie vor den Kreuzfah-rern zu schützen. Nachdem eine Flotte ausGenua rechtzeitig zur Eroberung Jerusalems

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    Der Xantener Stiftsherr und Gelehrte Cornelis de Pauw (*1739;†1799) war Ehrenbürger Frankreichs. Napoleon Bonaparte setzeihm 1811 ein Denkmal (Obelisk) auf dem alten Kirchhof mit fol-gender Inschrift: „Ici repose corneille de paw nea Amsterdam le12. Aout 1732 auteur des recherches sur les egyptiens les chinoisles grecs les americains Morta xanten le 5. Jullet 1799“ Römer-museum Xanten: Als Amphitheater – der Begriff stammt ur-sprünglich aus dem Griechischen: "Doppeltheater" - wird dieStätte bezeichnet, wo Gladiatorenwettkämpfe, Tierhetze, aberauch Hinrichtungen stattfanden, denn Gefängnisse kannte mandamals nicht – selbst um die ausgestoßenen Kranken und Sie-chen wurde sich nicht gekümmert, der feine Unterschied zur pri-vilegierten Schicht war aber schon vorhanden.

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    eingetroffen war, erkannten nach der EroberungAntiochias vor allem Pisa, Amalfi, Genua undVenedig die Bedeutung des Kreuzzuges für denOst-Handel. Von den Kaufleuten wurden wei-tere Niederlassungen (Syrien, Palästina) ge-gründet, aber ohne Streitkräfte -dies lag auchim Interesse der Kreuzfahrer- der Seehandels-städte war wegen der Belagerung die Handels-Expansion aussichtslos.48

    Mit folgender Überschrift "Propaganda – DerTürkische und slawische Untermensch" gehtder Bericht über den Kreuzzug weiter – dochzuvor folgendes: Ein Herold heralt (Heerverwal-ter; Vorform des Diplomaten) war im Mittelalterein offizieller Bote eines Lehnsherrn und unteranderem verantwortlich für die Identifizierungder Ritter anhand ihrer Wappen (Wappenrollenwaren in einer besonderen Fachsprache abge-fasst). Als Kenner des einschlägigen Rechts(Anfänge des Kriegs-, Urkunden- und Staats-rechts) genoss er diplomatische Immunität undwar an einen eigenen Ehrenkodex gebunden(unter anderem Verbot des Waffentragens undder militärischen Spionage).49 „Die Muezzinemüssen auch, als Herolde, von den Minnaretendie Geburt der Prinzen und den neuen Kaiserausrufen. Mubajadschi, ist der Proviant=Com-missär, Aufseher und Intendant der Lebensmit-tel für die türkische Armee. Es muß ein Mannvon geprüfter Ehrlichkeit seyn. Zum Zeichenseines Postens trägt er einen auszeichnendenKaftan. Er erhält von den Commandeurs dieListen der Anzahl ihrer Leute, nebst der Bestim-mung, wenn, wo und wie stark die Lieferungenseyn sollten, und zugleich eine barnach propor-tionirte Summe Geldes. Dieser Mubajadschi isthernach so wie der Käßab=Baschi verpflichtet,alle Lebensmittel durch seine Untercommissärsund andere Leute in allen Gegenden desReichs aufkaufen zu lassen, und die Magazinedamit zu füllen. Wenn man im feindlichen LandeMagazine anzulegen nicht für rathsam hält, somuß er den Proviant ins Lager schaffen und diehierzu nöthigen Fuhren besorgen. Im Unterlas-sungsfall wird er am Leben gestraft.“50

    Zur Verteidigung setzten die Muslims schwereArtillerie (Wurfgeschosse) ein, setzen mit bren-nendem Schwefel, Pech und Wachs den Bela-

    gerungs-Widder, der zu nahe der Mauern standin Brand; die Kreuzfahrer mit entsprechenderInformation versorgt, hielten bezüglich des nichtmit Wasser zu löschenden "griechischen Feu-ers" in ihrer Belagerungsmaschine in Schläu-chen Essig bereit, den sie über den brennen-den Holzklotz ausgossen. Die katastrophaleVerteilung des Wassers an das Pilger- undKreuzfahrerheer: "Es fehlen nicht nur größereFlüsse, sondern auch kleine Quellen ... Und dasWasser in Ziegenschläuchen ... war oft trüb undschmutzig geworden und voll schlüpfriger Blut-egel ... und war das Wasser auch alt und faulund aus schmutzigen Pfützen oder alten Brun-nengruben geschöpft. Sehr viele ... waren frohüber dieses Wasser und schluckten schmutzigeWürmer und Wassertiere mit hinunter, bis ihnenGurgel und Bauch anschwollen und sie daranstarben ... fünf Silbermünzen reichten nicht aus,um eine Tagesration Wasser zu kaufen ... derAdel und wer sonst das Geld dafür besaß, hattestets großen Überfluß an Trauben undWein."51

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    Fahrzeuge des MHD. 1. Intensittransportwagen Rettungsstelleder Ev. Elisabeth Klinik Berlin, 2009. 2. Bingen am Rhein, 2014

    Die Geschichte des Malteserordens beginntum 1048 mit der Gründung eines Hospizes zurVersorgung von Pilgern in Jerusalem durchKaufleute aus der italienischen Stadt Amalfi.Nachdem 1099 Ritter des Ersten Kreuzzugesunter Gottfried von Bouillion Jerusalem blutigeroberten und auf das von Bruder Gerhard ge-leitete, dem Hl. Johannes dem Täufer geweihteHospital trafen, schlossen sich viele Ritter desKreuzzuges der Bruderschaft an und weihtenihr Leben dem Dienst an den Kranken. Mit derUmwandlung und der päpstlichen Bestätigung(1113) eines Teiles der Laienbruderschaft ineinen religiösen Orden, kam es auf dem Pilger-weg zu weiteren Hospizgründungen, wobeizum Krankendienst nun der Waffendienst -sogar mit eigener militärischer Flotte, als Elite-truppe auf christlicher Seite gegen das Osma-

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    nische Reich - trat. Der dann auch aus Rhodosdurch die Türken vertriebene heimatlose Ordenwurde 1530 von Kaiser Karl V. mit der strate-gisch wichtigen Insel Malta belehnt.52

    "Die Tafelrunde ist entehrt, wenn ihr ein Fal-scher angehört."Wolfram von Eschenbach (um 1170 - um 1220),fränkischer Ritter, mittelhochdeutscher Dichterund Epiker Quelle: »Parsival«

    Im Buch "Des Churfürsten zu Sachsen etc. UndLandgrauen zu Hessen etc. Offen Aufschreiben/ Der Mordbrenner und Vorgiffter halben: Dievom AntiChrist / dem Babst zu rom abgefertiget/ DeudschLand mit Mordtbrandt und vorgifftungzubeschedigen. Item Hertzog Johans Wilhel-men zu Sachssen etc. Sonderlich aufschreiben/ mit einvorleibter vrgicht vund bekentnis / eins/ der obberrten beschediger / so zu Weymar ge-fenglich eingebracht / vnd erhalten wirdet." mitdem Stempelaufdruck: Königliche Bibliothek,Dresden (ohne Datum), heisst es wie folgt:

    „Von Gotts gnaden / Wir Johans Fridrich / Herzog zu

    Sachssen / des Heiligen Römischen Reichs Ertz-

    marschalh /vnd / Churfürst / Landgraff inn Düringen

    / Marggraff zu Meissen / vnd Burggraff zu Magde-

    burg / Vnd von desselben genaden Wir Philipps /

    Landgraff zu Hessen / Graff zu Catzenelnbogen /

    zu Dietz / Ciegenhain / vnd Nidda. Empieten allen

    vnd jeden Churfürsten / Fürsten / Grafen /Herrn /

    Ritterschafft / vnd Steten / so vnser Augspurgischen

    Confession / Auch vnser Christlichen einungever-

    wandt sein [...] sonderlich aber diejhenigen / so ge-

    melter vnser Augspurgischen Confession / vnd

    Christlichen Religion vnd einungezugethan / mit

    fewer vnd mordtbrand / solten angegriffen / besche-

    diget vnd damit geschwecht werden … Zu vrkund

    mit vnsern hierauffgedruckten Secreten besigelt /

    vnd geben in vnserm Feldleger bey Erichsessem

    den rrr. tag Augusti [...] so in eins in Pilgrems gestalt

    / vnd bösen kleidern gegangen / ergriffen / eingezo-

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    Fulda 1. Heilig Geist Kirche, Wappen Adolf von Dalberg; Wappen2. (rot gekennzeichnet) mit doppeltem Kreuz am "Haus Kurfürst",Schloßstraße 2; durch das in der Nähe gelegene Heertor (ältesteerhalten gebliebene romanische Stadttor Deutschlands) nebender Abtsburg (heute Schloß) gelegen, zog der Verkehr auf derReichsstraße von Frankfurt nach Erfurt und Leipzig. [Auszug In-schrift Heertor]

    Die Kreuzherren vom Orden der reguliertenChorherren und Wächter des Heiligen Grabeszu Jerusalem mit dem doppelten roten Kreuz(lateinisch Fratres cruciferorum ordinis canoni-corum regul. custodum ss. sepulchri Hierosoly-mitani cum duplici rubea cruce) waren einRitterorden, der 1114 in Jerusalem begründetund in Mitteleuropa von 1162 bis 1810 be-stand.53 Über die "Heerstraßen" zogen Erobe-rer, wie zum Beispiel Albrecht "der Bär" (* um1100; †1170; nannte sich ab 1157 Markgraf vonBrandenburg), Heinrich "der Löwe" (*1129/30;†1195; von 1142 bis 1180 Herzog von Alt-Sach-sen mit dem Gebiet zwischen Niederrhein undUnterelbe, Vetter von Friedrich Barbarossa)sowie Jacza von Köpenick (*vor 1130; †1176).Wenn man sich Jaczas Historie, und zwar sei-nen Kreuzzug nach Jerusalem (1154), Klos-tergründung und Tod für die Anfänge vonBerlin und Cölln durchliest, stößt man auf Pri-bislaw, den Brandenburger Domherrn Heinrichvon Antwerpen, Meißner Verwandte und aufKrakau.54

    Interessant die zwei Pferdedarstellungen (Niedersachsen undNordrhein-Westfalen). Mit der Titelzeile "Seuchengefahr in derKreisstadt!" Wasserknappheit ist eine Schikane [...] Immer wiedermuss Wasser aus Eimern ... [in Stadthagen - 15 km weiter in Bü-ckeburg merkt man von Wasserknappheit nichts.] berichtete der"General-Anzeiger" für Schaumburg-Lippe und die Umgebungvon Hannover am Freitag, den 28. August 1964 in der Nr. 35

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    gen […] Die Gifft aber were weis und schwarz /

    durch ein ander gepulvert. [...] Durch hülffe des Al-

    lermechtigen vorhütet / vnd solche abgefertigte Vor-

    terbere / eingebracht vnd gestrafft werden mögen /

    So begern an stad unsers gnedigen lieben Herrn

    vnd Vaters / wir / ihr wolltet / in Ewerm Kreise /

    Grauen / Herrn / denen von der ritterschaft / Haupt

    vnd Ampleuten / Schoffern vnd Schultheisen /

    den rethen der Stedte / vnd andern gemeinden /

    solchs auch anzeigen lassen / domit man off die Ab-

    gefertigten Mordbrenner vnd Vorgiffter / gut achtung

    gebe / sie gefenglich vnd zu gebürlicher straff/ ein-

    brenge / off das durch Gottes hülff / Solch Vorgifftung

    / vnd Mordtbrandtvorkommen / vnd Land und Leute

    / vor solchem schaden vorhütet bleiben ...“

    Sachsen zu Wizense (Weißensee), den Ritternvom Deutschen Hospital St. Mariae in Jerusa-lem alle Rechte, die er an ihren Besitzungen inseinem Lande habe, ab.56 Aus Anfang des 13.Jahrhunderts ist folgender Spruch (Ritterschlagdes Friedrich Barbarossa) überliefert: "zê gôtesund Marien êr, diesen slac und keinen mêr."(Zu Gottes und Marien Ehr, diesen Schlag undkeinen mehr). Folgender Strafvollzugsspruchbefindet sich auf einem Deckengemälde (Tor-gebäude): "wer frid nit halt, die Hand verfalt"(Wer Frieden nicht hält, [dem] die Hand verfällt!)des Schloßes Althausen, Kreis Ravensburg,Residenz des Landkomturs der Deutschor-densballerei Schwaben-Elsass-Burgund (Süd-deutschland, Elsass und in der Eidgenossen-schaft in der Schweiz: Basel, Bern, Fräschels,Hitzkirch, Köniz, Sumiswald). Der Codex Ar-genteus wird in der Universitätsbibliothek Ca-rolina Rediviva (Hauptbibliothek) zu Uppsalaaufbewahrt. „Ein weiteres Blatt wurde 1970 imDom zu Speyer entdeckt."

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    links: Ausstellung im Preußenmusem Minden daneben undunten Duisburg: Gebäudekomplex der Rhein. Westf. SpeditionsGes. m.b.H.

    Als eine Art Grundgesetz des Mittelalters giltder Sachsenspiegel (ältestes deutschesRechtsbuch; 1221/24) in niederdeutscher Spra-che verfaßt. "Kulmisches recht, sind diejeni-gen Gesetze [1232 und 1251], welche nach derAnkunft des deutschen Ordens in Preußen zu-erst der Stadt und Landschaft Kulm, hernachaber fast dem ganzen Preußen verliehen sind[...] seinem Inhalte nach, größten Theils ausdem sächsischen, magdeburgischen und lü-bischen rechte genommen."55 1225 trat Lud-wig, Landgraf von Thüringen und Pfalzgraf von

    Jerusalem: ein "Tropfen auf dem heißen Stein"des Machtkampfs, denn als Kaiser Friedrich imJuni 1228 seinem Heer nach Akkon folgt,schickt Papst Gregor ihm den zweiten Bann-fluch nach (Exkommunizierung, wegen desKreuzzuges). Friedrich wird in Akkon begeistertempfangen, aber die Templer, die Johanniter,der Patriarch und der Klerus verweigern ihmjede Unterstützung, so daß seine Streitkräfteund die des Deutschen Ritterordens allein nichtausreichen, um Jerusalem zu erobern, so zie-hen sich seine Verhandlungen hin bis 1229: Kö-nigreich Jerusalem (Jaffa, Nazareth, Bethlehemund ein Teil Geliläas). Nach Friedrichs Rück-kehr aus Jerusalem mußte der Gebannte dannsein Eigentum gegen die päpstlichen Eindring-linge verteidigen, denn erst im Mai 1230 sah

    Vor der ehemaligen Kongreßhalle in Berlin-Mitte

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    sich Papst Gregor gezwungen den Bann aufzu-heben. Im 13. Jahrhundert beginnt die Koloni-sierung im Osten durch den DeutschenRitterorden als Kreuzzug. Für die Beteiligungan Feldzügen gegen aufständige Bauern(Herbst 1230 zur Eintreibung des „Kirchenzehn-ten“ das Ritterheer gegen die Stedinger Bau-ern) werden die Kreuzzugsprivilegien gewährt… aber der Kirche gelingt es nach zahlreichenKämpfen nicht mehr für einen erneuten Kreuz-zug zu werben, so dass es den Mameluckennicht nur gelingt, die Templerfestung (1266) zuerobern und die dortigen Ordensritter zu ent-haupten, sondern auch sämtliche Küstenstädtezu schleifen. Wo die Kreuzfahrerstaaten nunnicht mehr existieren, wendet sich die westlicheChristenheit anderen schwächeren Opfern zu:siehe spanische Inquisition, das Alhambra-Edikt, selbst das Geschwader eines AdmiralKolumbus war auf Eroberungs-Kreuzfahrt: " ... Nicht anders wie jene Völker vernichtet wor-den sind, die sich nicht zur Dreieinigkeit vonVater, Sohn und Heiligem Geist bekennen woll-ten."

    Die Kreuzzugsidee … „dieser Brauch wirdSchule machen. Alle Menschheitsbeglückerverkünden von nun an weiter ihre hohen Ideale,auch wenn sie sich längst profanen Zielen wieMacht und Privilegien zugewendet haben.“Wer möchte, der kann im Buch "Die Kreuzzüge– Krieg im Namen Gottes", das in enger Verbin-dung mit der gleichnamigen Fernsehserie desHessischen Rundfunks entstand, Redakteurder Fernsehserie: Wolfgang Vogel und dieseTV-Filme ergänzt sowie zusätzliche historischeDokumente enthält, weiterlesen – denn bei dor-tigen 318 Seiten interessanter Berichterstat-tung, mußte ich mich kurzfassen!

    Die Beguinen und Begharden gehörten zu denvorzüglichsten Krankenpflegern. Die "Elisabet-hinerinnen", "barmherzigen Schwestern","barmherzigen oder grauen Brüder", die Diako-nissinnen und die Diakonen waren stets dort,wo Krankheit und Elend Hülfe forderten bzw.haben in Armen-, Waisen-, Gefangenenhäu-sern, in Magdalenenstiften und in verschiede-nen Anstalten gewirkt. "Unter den verschie-denen ritterlichen Krankenpflege-Anstalten ist

    der im 11. Jahrhundert zu Jerusalem gegrün-dete Johanniter-Orden hervorzuheben; erwurde nach seinem Untergange unter Napo-leon I. unter Friedrich Wilhelm IV. mit der BalleiBrandenburg wieder hergestellt, um hauptsäch-lich für die Gründung und Unterhaltung vonKrankenanstalten thätig zu sein."57

    1307 der Ketzerei etc. angeklagt, erfolgte ineiner gut durchdachten Polizeiaktion die Verhaf-tung der Mitglieder des Templerordens; 1314fanden der letzte Großmeister des Templeror-dens Jaques de Molay zusammen mit Geoffroyde Charnay in Paris den Tod auf dem Scheiter-haufen.

    "Item wer da by dem brande steet ond nichthilft, der ist nicht vrom.", Ordenshauptstadt Marienburg, 1365

    Die Sorbonne (universität im Pariser Quar-tier Latin) unterstützte König Philipp beimGerichtsverfahren gegen die Templer. ImVorwort seines Buches "Einleitung in die Kir-chengeschichte" bezieht sich Herr von Oster-wald, Sr. Churfürstl. Durchl. in Baiern geistl.Raths Directorn, und geheimen Referendar derauswärtigen Geschäfte, auf folgendes: "Es ist dieses kein original deutsches Stück,sondern eigentlich eine Uebersetzung von desHerrn Maquer abbregé chronologique de l'His-toire Ecclefiastique, welcher vor einigen Jahrenzu Paris mit Genehmhaltung der Sorbonne he-rausgekommen, und jetzo schon dreymal auf-gelegt worden ist." Mit Genehmigung der Aka-demie. München", zu finden in der Akademi-schen Buchhandlung 1767 - Weiter geht es imText unter Besondere Anmerkungen: "Das ersteJahrhundert der Kirche ist unstreitig das glanz-reichste [...] Die bloß idealischen Gesetze, wel-che Plato, der Weiseste unter den Griechen,zur Errichtung einer vollkommenen Gesell-schaft unter den Menschen, vorgeschlagen hat,sind keineswegs mit dem zu vergleichen, wasunter den ersten Christen in Ausübung gebrachtworden [...] Die Juden hatten das gemeinschaft-liche Leben unter denjenigen ihres Glaubens,welche Essäer oder Essener genannt wurden,eingeführt gefunden: diese wohnten in den Fle-cken von Palästina von den großen Städten

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  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    entfernt, widmeten sich zum größten Teil demGebet und der Betrachtung des Gesetzes [...]sie assen miteinander, und nahmen ihre Klei-der, welche weiß waren, aus einer gemein-schaftlichen Gewandekammer [...] erst nacheiner "dreyjährigen Probezeit" wurde manaufgenommen [...] so viele scheinbare Tugen-den wurden durch einen unerträglichen Hoch-muth beflecket, der sie dahin brachte, daß sienur Gott allein für ihren Herrn erkennenwollten, und bereit waren, lieber alles zu erdul-den, als einem Menschen zu gehorsamen [...]Man muß nur beobachten, daß sich eine großeAehnlichkeit zwischen den Einrichtungen derEssener und denjenigen Satzungen befindet,welche in folgenden Zeiten von den Mön-chen angenommen worden [...] Die Klösterwaren nicht mit lauter Mönchen, sondern auchmit Personen von allen Altern, und von allenStänden angefüllt [...]Man nannte auch damals gewisse Bischöffe,Priester, und sogar Diacone Titularen, solche,die an eine eigene Kirche gebunden waren;diese Geistlichen wurden von denen unter-schieden, so sie nur im Vorbeygehen, und Auf-tragsweise bedienten. Es wird auch in demLeben des H. Cäsarius von Arles, des bischöf-lichen Hirtenstabes erwähnet: Die Verfasserdieser Geschichte melden, daß das Amt diesenStab zu tragen, dem NOTARIUS zugehörte.Anderswo findet man [...] ein geweihtes, mitGold und Silber geziertes Kreutz, wie solchesnoch heut zu Tage bey den Erzbischöffen [...]Der Talar oder die Dalmatica war schon zur ZeitKaisers Valerianus gebräuchlich [...] die Arm-binde (lat. Manipulus oder besser Mappula)weiter nichts, als ein über den Arm geschlage-nes Handtuch, um bey dem H. Tische zu die-nen [...] Der H. Arnolphus Bischof von Metz waranfänglich erster Staatsrath des Königs vonAustralien gewesen, und ist der Stammvaterder karolingischen Kaiser und Könige vonFrankreich und Deutschland."58

    Im 16. Jahrhundert zerbrach die Einheit derabendländischen Christenheit, eng verbundenmit dem Wirken Martin Luthers (1483-1546); dielutherische Kirche wurde mit dem AugsburgerReligionsfrieden (1535) reichsrechtlich aner-kannt, wobei dies nicht für die Anhänger Johan-

    nes Calvins (*1509; †1564) galt - seine Lehrenfanden vor allem in den Niederlanden Anhänger(Calvinisten bzw. Reformierte); Flüchtlinge ausden Niederlanden trugen die reformierte Kon-fession an den Niederrhein. Antoine Laurent deLavoisier († 1794 auf der Guillotine hingerichtet)war ein französischer Chemiker, Rechtsanwalt,Hauptzollpächter und Leiter der französischenPulververwaltung. Die Zeichnung des LavoisierApparatus zur Zerlegung von rotem Quecksil-beroxid fertigte seine Frau Marie Lavoisier(1780). Vom Nervenkrankenhaus Hôpital de laSalpêtrière in Paris; im 19. Jahrhundert die wohlbekannteste psychiatrische Anstalt Europas,zum „Hôpital de la Pitié-Salpêtrière“, einem uni-versitätskrankenhaus (1964). Einer der Ärztewar der Neurologe und RechtsmedizinerGeorges Albert Édouard Brutus Gilles de laTourette († 1904) - nach ihm wurde das "Tou-rette-Syndrom" benannt. Berlin: In der Gegend des ehemaligen LehrterHauptbahnhofs wurde auf königlichen Befehlvon Holländern eine Pulvermühle errichtet, undzwar in Nähe der Invaliden-/Scharnhorststraße,am Humboldthafen: Aus dem eigentlich alsPesthaus (Epidemie 1709) errichteten, dannaber 1710 fertiggestellten "Spinnhaus" (Einwei-sung von aufgegriffenen Bettlern zur Arbeit)wurde das "Bürger Lazareth" für Arme (Cha-rité), heute ein riesiges Areal, unter anderem:Charité, Universitätsmedizin Berlin, RobertKoch-Forum, Campus Charité Mitte.59

    Selbst bei der Einleitung dieses Buches "Lessoldats du feu - l'univers des sapeurs-pom-piers" Jean-Paul Jager - Alain Parbeau (enthal-ten in der Bibliothek der FeuerwehrschuleCelle), wird auf folgendes Bezug genommen:"Moines capucins se rendant au feu" (Mönche,

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    Zeughaus Berlin (heute Deutsches Historisches Museum);Notre-Dame, Paris

  • Januar 2015 FeuerweHrCHrONIK

    die sich ausgerüstet mit Fackel, Leiter, Eimerund Handdruckspritze auf dem Weg zur Brand-bekämpfung begeben, Seite 6). Ich habe ausdiesem Bericht eine kleine Auswahl von Stich-wörtern herausgepickt, wie "la flamme néces-saire à la cuisine (Küche), la flamme de lalampe, aber auch "Ce fut le "guet bourgeois"qui se généralisa en France à partir de 1254 etdont chaque corporation assurait la charge àtour de rôle. Il se transforma après 1363 en"guet assis" où les "vigiles" (on ne peut encoreles nommer "pompiers") restaient en perma-nence dans des postes de garde." Wer fürchtete nicht ständig um seinen Broter-werb, selbst bei einer vermeindlich "sicheren"Stellung, es war wohl sicher mehr nötig alsStrategie & Taktik: "Wie durch einen Zauber-schlag war der glanzvolle Königshof Friedrichsverschwunden und an seine Stelle der halb mi-litärische, halb bürgerliche Friedrich Wil-helms getreten, der den Grundsatz LudwigsXIV.: "l'etat c'est moi! Ich bin der Staat!" invollster Konsequenz zur Ausführung brachte -"Mein Vater hat euch mit Ruthen gezüchtigt, Ichaber werde euch mit Skorpionen züchtigen!"60

    Meine Ansicht stützt sich auf solche Bücher"Geschichte der Deutschen Feuerlösch- undRettungsanstalten" Ein Beitrag zur DeutschenKulturgeschichte von Ottomar Fiedler, Stadt-rath in Zwickau, Berlin, 1873, Verlag von JuliusSpringer, Monbijouplatz 3, das unter Punkt A.die Feuersnothordnung der Stadt Zwickauvom Jahre 1348 enthält. Bereits einige Jahrezuvor informierte der Kaminkehrermeister undGründer der Mainzer Feuerwehr C(K)arl Weiser(*1811; am 16. Juli 1865 auf einer Brandstättevon einem einstürzenden Kamin erschlagen) inseinem Buch "Die deutsche Feuerwehr" (1855),über folgendes: „Die ersten bekannten Feuer-ordnungen der Stadt Paris sind aus dem 14.Jahrhundert und hatten bloß zum Zweck, derdamals bandenmäßig betriebenen Mord-brennerei Einhalt zu thun [...] Ueberrascht vondem Nutzen der Feuerspritzen, deren Anwen-dung [hier wird genannt: der 1716 vom KönigLudwig XV. zum Director der Spritzen er-nannte Dumourrier=Duperrier; 1719 wurde dieNachfolge im Amt seinem Sohn Nicolaus Du-perrier zugesichert] in Holland und Deutschland

    kennen gelernt, war er zu dem Entschluß ge-kommen, solche auch in Frankreich in Ge-brauch zu bringen und hatte 1699 von LudwigXIV. das ausschließliche Privilegium zur Anfer-tigung und dem Verkauf dieser Instrumente fürdie Dauer von dreißig Jahren erhalten ...".

    1752 bewunderte Voltaire widerwillig, „daßFriedrich, anstatt wehklagend den „Philoktet zuspielen“, den gichtgeschwollenen Fuß in denStiefel zwängte und „Napoleons Truppen kom-mandierte“.61 Wo säßen wir heute ohne so man-chen In-genie-ur: „durch die Verlegung ihrerRegimenter [Artillerie] nach Berlin, durch Eröff-nung eines Hörsaales der Mathematik, durchVerwendung großer Summen auf ihre prakti-sche und theoretische Ausbildung."62

    „ … montrez-leur un feu gregeois qui les surp-renne, ou un éclair qui les éblouisse, ils vousquittent du bon et du beau ...“. Corpus desnotes V marginales de Voltaire: Russische Na-tionalbibliothek [siehe gegenüber dem Landge-richt Berlin, die Feuerwache Berlin-Mitte,Litten-/Ecke Voltairestraße mit Blick auf das Ge-biet der Parochial-, aber auch Klosterkirche]

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    Nachbau eines Ostindienfahrers der VOC, aber auch die neueGeneration eines Kreuzfahrtschiffs davor ein Feuerlöschboot,Amsterdamer Hafen, 2012: Die Hafenarzt-Barkasse "Quaran-täne" (Baujahr 1960, Gebr. Schürenstedt in Bardenfleth/Weser,für de