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Diagnostik III: Merkblatt Testdiagnostik Seite 1/13 (Stand: 2016-01-21) Darstellung der Testdiagnostik im Prüfungsgutachten Vorbemerkung Dieses Merkblatt gibt Hinweise zur Darstellung der Testdiagnostik im Untersuchungsbericht des Prüfungsgutachtens. Einige Themen werden hier nicht dargestellt, sondern nur in der Veranstaltung besprochen (z. B. Interpretation von Testprofilen, Entwicklungsalter, Anwendung von Tests außerhalb des vorgesehenen Altersbereichs u. a. m.). Auch grundlegende Themen wie die Auswahl, Durchführung und Interpretation von Testverfahren werden nicht angesprochen. Mit einzelnen Anpassungen gelten die folgenden Vorschläge und Regeln auch für die Darstellung anderer standardisierter Verfahren (z. B. Fragebogen). Darstellung der Testdiagnostik Untersuchungsbericht Jedes durchgeführte diagnostische Verfahren wird im Untersuchungsbericht in einem eigenen Abschnitt dargestellt, der wie folgt aufgebaut ist: Überschrift Einleitung: Begründung für den Einsatz des Verfahrens Testbeschreibung: Kurzbeschreibung des angewandten Testinstrumentes Ggf. Besonderheiten bei der Testdurchführung Verhaltensbeobachtung: Beschreibung des für die Fragestellung relevanten Verhaltens Ergebnisse: Darstellung der Testergebnisse Interpretation: Auf das entsprechende Testverfahren bezogene Interpretation der Ergebnisse Die einzelnen Abschnitte müssen Sie nicht durch Zwischenüberschriften gliedern. Überschrift Aus der Überschrift sollte hervorgehen, welches Verfahren wann durchgeführt wurde. Schreiben Sie den Testnamen aus und führen Sie die Testabkürzung ein Beispiel: Untersuchung mit dem Nonverbalen Intelligenztest SON-R 2½-7 am 14.11.2014 Einleitung Vorbemerkung zur formalen Gestaltung: Ich halte es für hilfreich, wenn Sie die Namen von Untertests und Skalen kursiv formatieren. Das verbessert m. E. die Lesbarkeit und macht auch deutlich, wann Sie von einem Untertest und wann Sie von einem Konstrukt sprechen. Beispiel: „Der Wortschatz wurde mit den Subtests Wortschatz und Rätsel erfasst.“

Darstellung der Testdiagnostik im Prüfungsgutachten · Diagnostik III: Merkblatt Testdiagnostik Seite 1/13 (Stand: 2016-01-21) Darstellung der Testdiagnostik im Prüfungsgutachten

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Diagnostik III: Merkblatt Testdiagnostik

Seite 1/13 (Stand: 2016-01-21)

Darstellung der Testdiagnostik im Prüfungsgutachten

Vorbemerkung

Dieses Merkblatt gibt Hinweise zur Darstellung der Testdiagnostik im Untersuchungsbericht des Prüfungsgutachtens. Einige Themen werden hier nicht dargestellt, sondern nur in der Veranstaltung besprochen (z. B. Interpretation von Testprofilen, Entwicklungsalter, Anwendung von Tests außerhalb des vorgesehenen Altersbereichs u. a. m.). Auch grundlegende Themen wie die Auswahl, Durchführung und Interpretation von Testverfahren werden nicht angesprochen. Mit einzelnen Anpassungen gelten die folgenden Vorschläge und Regeln auch für die Darstellung anderer standardisierter Verfahren (z. B. Fragebogen).

Darstellung der Testdiagnostik Untersuchungsbericht

Jedes durchgeführte diagnostische Verfahren wird im Untersuchungsbericht in einem eigenen Abschnitt dargestellt, der wie folgt aufgebaut ist:

Überschrift

Einleitung: Begründung für den Einsatz des Verfahrens

Testbeschreibung: Kurzbeschreibung des angewandten Testinstrumentes

Ggf. Besonderheiten bei der Testdurchführung

Verhaltensbeobachtung: Beschreibung des für die Fragestellung relevanten Verhaltens

Ergebnisse: Darstellung der Testergebnisse

Interpretation: Auf das entsprechende Testverfahren bezogene Interpretation der Ergebnisse

Die einzelnen Abschnitte müssen Sie nicht durch Zwischenüberschriften gliedern.

Überschrift Aus der Überschrift sollte hervorgehen, welches Verfahren wann durchgeführt wurde. Schreiben Sie den Testnamen aus und führen Sie die Testabkürzung ein

Beispiel:

Untersuchung mit dem Nonverbalen Intelligenztest SON-R 2½-7 am 14.11.2014

Einleitung

Vorbemerkung zur formalen Gestaltung: Ich halte es für hilfreich, wenn Sie die Namen von Untertests und Skalen kursiv formatieren. Das verbessert m. E. die Lesbarkeit und macht auch deutlich, wann Sie von einem Untertest und wann Sie von einem Konstrukt sprechen. Beispiel: „Der Wortschatz wurde mit den Subtests Wortschatz und Rätsel erfasst.“

Diagnostik III: Merkblatt Testdiagnostik

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An den Anfang stellen Sie eine kurze Begründung für den Einsatz des Testverfahrens. Sie machen deutlich, warum Sie das jeweilige Testverfahren ausgesucht haben (vor der eigentlichen Testbeschreibung). Die Begründung ergibt sich aus der Fragestellung und Ihren Hypothesen, sie kann sich auch auf besondere Eigenschaften des Testverfahrens beziehen, die für Ihre Untersuchung von Bedeutung sind (z. B. nonverbale Testung bei einem Kind ohne Aktivsprache).

Beispiele:

„Da bei M. besondere Defizite in den Bereichen Lesens und Schreiben vermutet werden, wurde der Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (SLRT-II) durchgeführt …“

„Da bei Verdacht auf eine schulische Überforderung keine aktuellen Ergebnisse über die allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit vorliegen, wurde die Wechsler Intelligence Scale for Children (WISC-IV) eingesetzt …“

„Bei Verdacht auf eine schulische Überforderung war eine aktuelle Erfassung der allgemeinen kognitiven Leistungsfähigkeit bedeutsam. Da bei P. eine schwere expressive und rezeptive Sprachstörung besteht, wurde der SON-R 2½-7 als Basisverfahren gewählt, da dieser Test eine vollständig sprachfreie Untersuchung ermöglicht.“

Testbeschreibung

Die Testbeschreibung berücksichtigt mindestens zwei Aspekte: Die prägnante Beschreibung der erfassten Konstrukte und die prägnante Beschreibung wesentlicher Testmerkmale. Der/die Leser/in soll erfahren, was und wie der Test misst.

Inhaltlich können Sie sich am Testmanual orientieren oder sich auf Fachtexte beziehen. Sie machen Ihre Quelle deutlich z. B. durch den Hinweis „Nach Angaben des Manuals …“ oder bei Fachtexten durch die Angabe einer Literaturstelle nach den Gepflogenheiten für wissenschaftliche Fachtexte. Bevor Sie Angaben aus Testmanualen übernehmen, überlegen Sie selbst noch einmal, ob diese inhaltlich plausibel und verständlich formuliert sind. In Testmanualen finden Sie nicht selten sehr positiv gefärbte Aussagen über Qualität und Aussagekraft eines Verfahrens.

Nehmen Sie in die Testbeschreibung nur die Informationen auf, die für Ihre konkrete Testdurchführung relevant sind. Sie beschreiben z. B. nicht Untertests, die Sie nicht durchgeführt haben, oder Testzusammenstellungen und Auswertungsmöglichkeiten, die für das Alter des untersuchten Schülers ohnehin nicht in Fragen kommen.

Weisen Sie nötigenfalls auf Einschränkungen oder Besonderheiten des Verfahrens hin (veraltete Normierung, hohe motorische Anforderungen, Speed-Test … ).

Diagnostik III: Merkblatt Testdiagnostik

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Beispiele:

„Zum Einsatz kamen die Coloured Progressive Matrices (CPM; Auflage 2002), ein eindimensionaler Test zur Erfassung des logischen Schlussfolgerns (fluide Intelligenz), der keine aktivsprachlichen Leistungen verlangt.“

Warum ist hier die Angabe der Neuauflage wichtig?

Für diese Neuauflage wurde der Test auch neu normiert. Die alten Normen überschätzen den Intelligenzwert deutlich (Flynn-Effekt). Fehlt der Hinweis, kann die Interpretation der Testergebnisse nicht nachvollzogen werden.

„Der Angstfragebogen für Schüler (AFS) dient der Befragung von Schüler/innen zu angstauslösenden und unlustvollen schulbezogenen Erfahrungen unter drei Aspekten: Prüfungsangst, allgemeine (manifeste) Angst und Schulunlust. Außerdem enthält der AFS eine Kontrollskala zur Erfassung der Tendenz, sich angepasst und sozial erwünscht darzustellen. Einschränkend ist zu vermerken, dass eine aktuelle Normierung nicht vorliegt.“

„Beim SON-R 6-40 handelt es sich um ein intelligenzdiagnostisches Verfahren, bei dem alle Instruktionen nonverbal gegeben werden können und das keine aktivsprachlichen Äußerungen der getesteten Person verlangt. Die vier Untertests können den Intelligenzfaktoren fluide Intelligenz (logisches Schlussfolgern) und visuelle Verarbeitung zugeordnet werden.“

Diagnostik III: Merkblatt Testdiagnostik

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Hier noch ein Beispiel für eine ausführliche und durch eine zusätzliche tabellarische Darstellung anschauliche Testbeschreibung aus einem Prüfungsgutachten. Viel länger sollte eine Testbeschreibung nicht sein, wobei der Umfang natürlich auch von der Komplexität des Verfahrens bestimmt wird:

Bei Testverfahren, die aus mehreren Untertests bestehen, ist eine zusätzliche kurze Beschreibung der Untertests sinnvoll. Dies gilt besonders, wenn die Leistungen in den Untertests oder Leistungsunterschiede zwischen den Untertests interpretiert werden sollen.

Beschränken Sie sich bei der Beschreibung auf die wesentlichen Merkmale eines Testverfahrens. Auch einige Testautoren neigen dazu, die Beschreibungen mit einer Vielzahl von Inhalten zu überfrachten. Das kann bei den Lesern/innen des Gutachtens den falschen Eindruck erwecken, dass alle aufgeführten Konstrukte tatsächlich exakt erfasst werden (dazu mehr im Seminar).

Eine gute Möglichkeit, langatmige und unübersichtliche Testbeschreibungen zu vermeiden, ist die Integration von Ergebnistabelle (s. u.) und Beschreibung der Inhalte von Untertests und Skalen. Sie formulieren bei dieser Methode eine kurze Beschreibung der wesentlichen Testmerkmale und benennen von den einzelnen Untertests und Skalen erfassten Konstrukte in einer Tabellenspalte:

Diagnostik III: Merkblatt Testdiagnostik

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Beispiel aus einem Prüfungsgutachten:

Dazugehörige Testbeschreibung:

„Beim WPPSI-III handelt es sich um einen Einzeltest zur Erfassung kognitiver Leistungen für Kinder im Alter von 3;0 bis 7,2 Jahren. Das Verfahren umfasst bis zu 14 Untertests, von denen ab dem 5. Lebensjahr sieben sog. Kern-Untertests zur Ermittlung eines Gesamt-IQ herangezogen werden. Untertests, die sprachliche Intelligenzleistungen erfassen, werden im Verbalteil zusammengefasst, der Handlungsteil beinhaltet Aufgaben, die die visuelle Verarbeitung und fluide Intelligenz (logisches Schlussfolgern) ansprechen. Außerdem können Normwerte für die Skala Verarbeitungsgeschwindigkeit und die Allgemeine Sprachskala (Aktiver und passiver Wortschatz) ermittelt werden.“

Anmerkung: Der Testaufbau des WPPSI-III unterscheidet sich je nach Altersbereich. Die Testbeschreibung beschränkt sich hier auf den Testaufbau, der für das Alter des untersuchten Kindes relevant war. Als Anmerkung am Fuß der Tabelle oder in der Testbeschreibung sollte noch die Skalierung erwähnt werden (bei Testwerten, die von der Normalverteilung abgeleitet wurden, Angabe von Mittelwert und Standardabweichung).

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Besonderheiten bei der Testdurchführung

Sie berichten ungünstige Rahmenbedingungen und dokumentieren alle Abweichungen von der Standarddurchführung:

� Verteilung auf mehrere Testtermine � Durchführung eines Gruppentests als Einzeltest � Abweichungen von den Standardinstruktionen (Akkommodationen und

Modifikationen, Testing-the-limits) � Einsatz des Verfahrens außerhalb des vorgesehenen Altersbereichs (dazu mehr in

der Veranstaltunge)

Beispiele:

„Der als Gruppentest normierte CFT 1-R wurde im Einzelsetting durchgeführt.“

„Abweichend von der Standardtestinstruktion wurden die Bildvorlagen des Untertest Bilder Ordnen in einer um den Faktor 2 vergrößerten Fassung vorgelegt.“

Verhaltensbeobachtung

Fassen Sie prägnant die wesentlichen Eindrücke im Hinblick auf die Fragestellung zusammen. Berichten Sie insbesondere mögliche Beeinträchtigungen der Testdurchführung (Angst, Verweigerung, Aufmerksamkeitsprobleme …).

Beispiele:

„Während der Testung arbeitete T. durchgehend motiviert und bereitwillig mit. Alle Instruktionen wurden sofort verstanden. Nur bei mathematischen Anforderungen wirkte er unsicher und überlegte lange, ehe er eine Antwort gab.“

„An der Testung nahm M. bereitwillig teil. Im Verlauf fragte er recht bald, wann man denn fertig sei, zeigte sich zunehmend unaufmerksam und leicht motorisch unruhig. Dieses Verhalten sahen wir bei allen Untersuchungsterminen und unabhängig von den spezifischen Inhalten der Untersuchung. M. war jedoch stets zur weiteren Mitarbeit zu motivieren. An neuen Anforderungen war er anfangs interessiert, zeigte sich aber bei steigenden Aufgabenschwierigkeiten häufig verunsichert.“

„S. arbeitete bei allen sprachfreien Anforderung motiviert mit. Bei Testteilen, die aktivsprachliche Leistungen verlangen, sprach sie kaum, senkte den Blick, verharrte z. T. längere Zeit schweigend, ohne eine Antwort zu geben. Verbale Testanweisungen konnte sie mehrfach nicht unmittelbar umsetzen, sondern benötigte Wiederholungen oder Demonstrationen der Aufgabenstellung.“

„P. wirkte während der gesamten Untersuchung angespannt und ängstlich. Sie vermied Blickkontakt, fragte oft nach, ob sie alles richtig gemacht habe, und schwieg, wenn sie eine Antwort nicht wusste. Am Ende der Untersuchung fragte sie, ob sie denn jetzt in die Schule gehen dürfe.“

Diagnostik III: Merkblatt Testdiagnostik

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Beispiel aus einem Prüfungsgutachten. Das ist eine fast schon zu ausführliche Beschreibung, die aber deutlich macht, dass das Testverhalten sehr genau beobachtet wurde, und die wesentliche Zusatzinformationen über den quantitativen Testbefund hinaus liefert.

„Beim zweiten Untertest Mosaike zeigte sich Tanja sehr geschickt mit dem Material. Sie verstand das Prinzip und achtete auf Ordnung bei den Quadraten. Es fiel auf, dass Tanja die Aufgaben selbstständig abbrach, wenn sie merkte, dass sie nicht mehr weiter kam. Bei einem Fehler konnte man erkennen, dass Tanja wusste, was falsch gemacht wurde. Sie zögerte lange und griff immer wieder zu dem falschen Quadrat. Sie entschied sich dann aber für einen Abbruch. Auf Nachfrage ließ sie erkennen, dass ihr der Fehler klar war, sie sich aber unsicher war.“

ACHTUNG: Bei Vorliegen störender Rahmenbedingungen oder wenn sich ein/e Schüler/in während der Testung sehr ängstlich, unsicher, unaufmerksam, verweigernd zeigt, müssen Sie überlegen, ob Sie die Testergebnisse überhaupt interpretieren wollen (noch sinnvoller ist es natürlich, schon während der Untersuchung zu überlegen, ob unter den ungünstigen Bedingungen überhaupt weiter getestet werden soll).

Beispiel aus einem Prüfungsgutachten

„S. zeigte wenig Interesse an den Untertests und versuchte häufig zu provozieren. Auf meine Zurechtweisung reagierte er sehr emotional und begann teilweise zu weinen. Seine Lehrerin berichtete von ähnlichen Erfahrungen im Unterricht seit dieser Woche. Sie habe zu dem erfahren, dass S. seit langem wieder ein Wochenende bei seinem Vater verbracht habe und die Mutter derzeit im Krankenhaus sei“.

Anschließend folgt die Darstellung der Ergebnisse, ohne Diskussion, ob die Befunde unter diesen Umständen überhaupt interpretierbar sind.

Möglichkeit I: Sie schreiben z. B., dass Sie aufgrund der emotionalen Belastung die Untersuchung aufgeschoben haben oder dass Sie die quantitativen Testbefunde aufgrund der emotionalen Belastung nicht für zuverlässig halten.

Möglichkeit II: Sie legen dar, warum die Testung trotz ungünstiger Rahmenbedingungen erfolgte und warum Sie die Ergebnisse für zuverlässig halten. Beispiel: Es gelingt Ihnen im Gespräch mit dem Kind die Angst, Verweigerung usw. aufzulösen und können anschließend eine gute Mitarbeit beobachten.

Darstellung der Testergebnisse

Fisseni (1992) empfiehlt für den Untersuchungsbericht – und damit auch für die Darstellung der Testergebnisse und der testbegleitenden Verhaltensbeobachtung

� das Präteritum (Imperfekt). Dies soll zum Ausdruck bringen, dass sich die Aussagen auf eine spezifische Situation beziehen, Verallgemeinerungen sind im Untersuchungsbericht noch nicht angebracht.

Diagnostik III: Merkblatt Testdiagnostik

Seite 8/13 (Stand: 2016-01-21)

Peters Leistungen im DRT 3 sind unterdurchschnittlich.

Peters Leistungen im DRT 3 waren unterdurchschnittlich.

� die sog. unpersönliche Prädikation:

Im Gegensatz zur persönlichen Prädikation wird hiermit aus einem einzelnen Befund noch kein Merkmal der Person abgeleitet. Das erfolgt ggf. erst in der zusammenfassenden Stellungnahme.

„P. hat einen unterdurchschnittlichen Wortschatz“

„Die Ergebnisse im Bereich des Wortschatzes lagen im Durchschnittsbereich“

Bei allen normierten Testverfahren ist es erforderlich, die quantitativen Befunde zu beschreiben. Für die wichtigsten Ergebnisse erfolgt dies im laufenden Text. Bei komplexeren Verfahren ist eine ergänzende tabellarische Darstellung hilfreich. Mit der Angabe von Konfidenzintervallen (Vertrauensintervallen) machen Sie deutlich, dass Testergebnisse mit einem Messfehler behaftet sind.

Bestandteile der Ergebnisbeschreibung sind:

� die Bezeichnung des Kennwerts (z. B. Gesamt-IQ) oder der Skala (z. B. Skala

einzelheitlichen Denkens), über den/die Sie berichten. Bei den Bezeichnungen halten Sie sich exakt an das Testmanual

� das quantitative Testergebnis (Testwert des Kindes). Bei jedem berichteten Testwert muss eindeutig erkennbar sein, auf welche Skalierung (IQ-Werte, T-Werte, Wertpunkte, Prozentränge, Rohwerte) Sie sich beziehen

� die Art der Normen (z. B. Klassen- und Altersnormen), ggf. mit genaueren Angaben (z. B. wenn Normen für Anfang / Mitte / Ende eines Schuljahres vorliegen)

� die verbale Beschreibung der Testwerte (z. B. als durchschnittlich; dies wird in manchen Texten auch als Interpretation der Testwerte bezeichnet)

� und – nicht zwingend erforderlich, aber hilfreich, um die Messgenauigkeit einschätzen zu können - Vertrauensintervalle (Konfidenzintervalle). Die Wahl des Vertrauensintervalls (z. B. 80%, 90%, 95%) ist nicht festgelegt. Sie beziehen sich dabei primär auf die Vertrauensintervalle, die in einem Test auch tabelliert werden. Bei wichtigen Entscheidungen, die auf Testwerten basieren, sind enge Vertrauensintervalle zu empfehlen. Auf Basis der Reliabilitätskennwerte können Sie Vertrauensintervalle auch selbst berechnen. Das sollten Sie natürlich nur tun, wenn Sie sich sicher sind, wie man das richtig macht (kurz behandelt hatten wir das in der Diagnostik I, als Hilfsmittel können Sie auch den Excel-Rechner aus dem Moodle-Kurs zur Diagnostik I einsetzen).

ACHTUNG: Bei Testanwendung außerhalb des vorgesehenen Altersbereiches sind unbedingt einige Besonderheiten zu beachten. Dazu mehr in der Veranstaltung.

ACHTUNG: Wenn Sie Aussagen über Testprofile machen (Vergleiche von unterschiedlichen Leistungsbereichen), beachten Sie unbedingt die entsprechenden Hinweise in der Veranstaltung.

Diagnostik III: Merkblatt Testdiagnostik

Seite 9/13 (Stand: 2016-01-21)

Beispiele für Ergebnisbeschreibungen eines eindimensionalen Tests:

„T. erzielte in den CPM bezogen auf die Altersnorm einen Prozentrang von 7, das entspricht einer unterdurchschnittlichen Leistung.“

„In den CPM erreicht M. bezogen auf die Altersnorm mit einem Prozentrang von 54 ein durchschnittliches Ergebnis.“

Beispiele für Ergebnisbeschreibungen eines eindimensionalen Schulleistungstests:

„Im DRT 2 erreichte K. bezogen auf die Klassennormen, die von Oktober bis Januar gültig sind, mit einem Prozentrang von 1 ein weit unterdurchschnittliches Ergebnis.“

Beispiel für die Ergebnisbeschreibung in einem mehrdimensionalen Test.

„Für den Gesamt-IQ im SON-R 2½-7 ergibt sich mit einem Standardwert von 64 (80%-Vertrauensintervall 60-77) ein weit unterdurchschnittliches Ergebnis (im SON-R 2½-7 beträgt der Mittelwert der Standardwerte 100 und die Standardabweichung 15). In der Handlungsskala erreicht P. einen Standardwert von 77 (unterdurchschnittliches Ergebnis; 80%-Vertrauensintervall 69-90), in der Denkskala beträgt der Standardwert 56 (weit unterdurchschnittliches Ergebnis; 80%-Vertrauensintervall 51-72). Die Differenz zwischen Denk- und Handlungsskala ist statistisch signifikant auf dem 1%-Fehlerniveau.“

Untertestwerte würde man hier zusätzlich in einer Ergebnistabelle darstellen. Der Hinweis auf Mittelwert und Standardabweichung der Skala hilft Fehlinterpretationen zu vermeiden.

Beispiel für die Ergebnisbeschreibung in einem mehrdimensionalen Test.

„Die Skala intellektueller Fähigkeiten der K-ABC ergab mit einem Standardwert (Mittelwert = 100, Standardabweichung = 15) von 99 ein durchschnittliches Ergebnis, wobei eine signifikante Diskrepanz zwischen der Skala einzelheitlichen Denkens, die leicht unterdurchschnittlich ausfiel (SW = 81), und der Skala ganzheitlichen Denkens, für die sich ein leicht überdurchschnittliches Ergebnis (SW = 116) ergab, besteht. Auf Subtestebene zeigten sich unterdurchschnittliche Leistungen bei Zahlennachsprechen

und Wortreihe, die weiteren Anforderungen wurden altersgemäß bewältigt.“

Hier erfolgte in der Ergebnisbeschreibung eine zusammenfassende Darstellung der Untertestwerte. Eine Ergebnistabelle mit den genauen Angaben sollte diese Aussage ergänzen und nachvollziehbar machen. Ergänzend hätten auch Vertrauensintervalle (Konfidenzintervalle) angegeben werden können.

Diagnostik III: Merkblatt Testdiagnostik

Seite 10/13 (Stand: 2016-01-21)

Beispiel einer reinen Ergebnistabelle

Anmerkung: Wenn Sie die Abkürzungen M und SD vor dieser Tabelle noch nicht verwendet hätten, müssten Sie hier auch ausgeschrieben werden.

Diagnostik III: Merkblatt Testdiagnostik

Seite 11/13 (Stand: 2016-01-21)

Beispiel einer Kombination von Ergebnistabelle und Testbeschreibung (Hamburger Schreibprobe HSP) aus einem Prüfungsgutachten; vgl. auch oben das Beispiel zur WPPSI-III

Unklarheiten bei der Testauswertung sollten zu Beginn der Ergebnisbeschreibung benannt werden.

Beispiel: Nicht eindeutig interpretierbare Äußerungen bei Artikulationsstörung / Dysarthrie

„Da einzelne Äußerungen des Jungen nicht sicher verstanden wurden, war eine objektive Auswertung des Subtests Wortschatz erschwert“.

Kommentar:

Wenn Sie in diesem Beispiel mehrere Antworten des Kindes nicht verstanden haben und auch durch Nachfragen zu keiner klaren Einschätzung kommen konnten, sollten Sie auf eine quantitative Auswertung ganz verzichten (sinnvoller wäre es, vor der Untersuchung zu bedenken, ob die Durchführung des entsprechenden Tests zu einem validen Ergebnis

Diagnostik III: Merkblatt Testdiagnostik

Seite 12/13 (Stand: 2016-01-21)

führen kann und ggf. Verfahren zur Überprüfung des Wortschatzes einzusetzen, die keine aktivsprachlichen Leistungen verlangen.

Protokoll- und Auswertungsbogen

Eine Kopie der Testformulare muss in den Anhang des Gutachtens aufgenommen werden (das Original verbleibt in der Schule). Sie verwenden bei der Testung die Originalformulare. Protokoll- und Auswertungsbogen sind in manchen Testverfahren getrennte Formulare, in anderen sind sie in einem Formular kombiniert. Sowohl das Protokoll (die Reaktionen / Antworten des/der Schüler/in) als auch die Auswertung (Ermittlung der Roh- und Standardwerte) müssen im Anhang Ihres Gutachtens zu finden sein.

Mindestangaben auf dem Testformular:

� Testdatum � Alter des Kindes (Jahr; Monate) � Name des Kindes (auf der Kopie des Testformulars für das Prüfungsgutachten

anonymisiert oder geschwärzt) • ACHTUNG: In den letzten Semestern wurde die Anonymisierung bei Unterlagen

im Anhang des Gutachtens mehrfach vergessen. Verstöße gegen die Anonymisierung führen immer zu einem Notenabzug!

� Name des/der Testleiters/in

Manche Testformulare bieten noch viele weitere Felder zum Ausfüllen an, die weniger bedeutsam sind.

Um das Kriterium der Nachvollziehbarkeit zu erfüllen, müssen Sie die Antworten des Kindes so protokollieren, dass im Nachhinein einer Überprüfung Ihrer Auswertung möglich ist (wörtliche und leserliche Protokollierung). Die gilt insbesondere für alle Aufgaben, bei denen die Antwort des Kindes in weiteren Auswertungsschritten differenziert bewertet werden muss (z. B. bei WISC-IV, WPPSI-III …). Mit wörtlich ist hier wortwörtlich gemeint, d. h. Sie notieren ggf. auch Wortwiederholungen, unvollständige Sätze usw. Bei viel und schnell sprechenden Kindern kann dies u. U. nicht vollständig gelingen. Versuchen Sie aber eine so wortgetreue Protokollierung wie nur irgend möglich. Bei umfangreichen verbalen Überprüfungen kann eine Audioaufnahme hilfreich sein, sofern es dadurch zu keinen Beeinträchtigungen der Testsituation kommt.

Beispiel: WISC-IV, Allgemeines Verständnis, „Warum putzen wir uns die Zähne?"

Falsch:

Diagnostik III: Merkblatt Testdiagnostik

Seite 13/13 (Stand: 2016-01-21)

Richtig:

Korrekturen o. ä. tragen sie so ein, dass eindeutig erkennbar ist, was die Antwort des Kindes bzw. Ihre Bewertung war.

Beispiel: WISC-IV, Gemeinsamkeitenfinden, „Warum putzen wir uns die Zähne?"

Uneindeutig und nicht nachvollziehbar:

„Anziehen“ steht da einmal durchgestrichen und mit Fragezeichen, wurde dann aber doch als Antwort protokolliert. Wie kam das zustande? Die Eintragung des Rohwerts kann als 0 oder 1 interpretiert werden.

Vermerken Sie schon beim Protokollieren, wenn einzelne Antworten nicht oder nicht sicher verstanden werden konnten.

Zitierte Literatur

Fisseni, H.-J. (1992). Persönlichkeitsbeurteilung (2. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

Weitere Literatur zum Thema Testdiagnostik

Literaturhinweise finden Sie in Ihren Unterlagen zur Diagnostik I und Diagnostik II sowie in den entsprechenden Moodle-Kursen.