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Sozial- und Pr~iventivmedizin M6decine sociale et prdventive 24, 267-268 (1979) Das Institut fiir Sozial- und Prfiventivmedizin der Universitfit Ziirich M. Sch~r Der Berufung eines Ordinarius fGr Sozial- und Pr~ventivmedizin an die Universit~t Z0rich im Jahre 1962 folgte ein Jahr sp~ter die Gr[in- dung des Institutes. Von den L e h r v e r p f 1 i c h t u n- g e n her wurde der Aufgabenbereich in einem Weiten Rahmen bereits vorgezeichnet. Im ent- sprechenden Reglement fHr die Eidg. Medizi- nalprGfungen des Eidg. Departements des In- nern, das im Dezember 1964 in Kraft gesetzt Wurde, sind die Kenntnisse in Sozial- und Pr~- ventivmedizin, die dem Medizinstudenten ver- mittelt werden sollten, umschrieben. Nament- lich genannt werden die Arbeits- und Versi- cherungsmedizin, die Epidemiologie, die Imp- fungen, die allgemeinen UmwelteinflGsse und die GesundheitsfGrsorge. Die Lehrveranstaltun- gen sind in der folgenden Tabelle zusammenge- fasst : * Sozial- und Pr~ventivmedizin I (2) Demographie, Organisation des Gesundheits- wesens, Umgebungshygiene usw. Arbeitsmedizin und Arbeitshygiene * Sozial- und PrMventivmedizin II (2) Aerztliche Betreuung der Bev~ikerung, Suchtkrankheiten, Ern~hrung usw. * Versicherungsmedizin (i) Kranken-, Unfall-, Invaliden- und Mili- t~rversicherung * Epidemiologie (2) Allgemeine Epidemiologie Epidemiologie der Gbertragbaren Krank- heiten und Schutzimpfungen Epidemiologie der chronischen Krankheiten Sportmedizin und Sporthygiene (i) ferner : Soz ialmediz inisch-hygienische Exkursionen Sozialmedizinisches Praktikum Amt s~rz te-Fertbi idung skur s In Klammern () Anzahl Semester-Wochenstunden * obligatorische Lehrveranstaltungen Wegen der grossen Studentenzahlen (240/ Jahr) mussten w~hrend einiger Zeit die Vorle- sungen doppelt gehalten werden. Der kleine LehrkSrper reicht nicht aus, um auf Gruppen- unterricht umzustellen. Die Vorlesungen Gber Arbeitsmedizin und Versicherungsmedizin werden durch externe Do- zenten gehalten. In bezug auf die F o r s c h u n g haben sich Schwerpunkte ergeben, die einerseits durch die fachliche Ausbildung und die besonderen Interessen der akademischen Mitarbeiter und andererseits durch die WissenslGcken auf dem Gebiete der Epidemiologie chronischer Krank- heiten bedingt sind. Die F o r s c h u n g s z i e 1 e haben sich im Laufe der Jahre verschoben. Im Mittel- punkt steht aber nach wie vor die a n a 1 y - t i s c h e E p i d e m i o 1 o g i e . Eine Hauptrichtung stellt die Epidemiologie und Pre- vention kardiovaskul~rer Krankheiten dar. W~h- rend zu Beginn noch die Ermittlung yon Risiko- faktoren der koronaren Herzkranheit im Vorder- grund stand, sind es heute Interventionsstudi- en zur VerhHtung und Fr~herfassung von Herz- und Kreislaufleiden. Prof. F.H. Epstein, der diesen Sektor be- treut, ist an 3 Feldstudien beteiligt. Ferner dient er mehreren Gremien und Forschungsstel- len (WHO, National Institute of Health USA, Bundesgesundheitsamt und Nationales For- schungsprogramm I des Schweiz. Nationalfonds) als Berater. Die Bereiche S p o r t h y g i e n e und P r ~ v e n t i v m e d i z i n d e s J u g e n d a 1 t e r s werden von Prof. K. Biener bearbeitet. Zusammen mit mehreren Dis- sertanten wird eine Monografie ~ber das sport- medizinische Profil der Einzelsportarten zu- sammengestellt. Zum Thema Genussmittelmiss- brauch im Jugendalter sind 3 Ver~ffentlichun- gen erschienen. Eine weitere Studie befasst sich mit dem Gesundheitszustand und der k~r- perlichen Leistungsf~higkeit der Arbeitnehmer in der Nordostschweiz ("Normogrammstudie"). Insgesamt sind Gber 2000 Personen erfasst und die ermittelten Daten evaluiert worden. Der j u g e n d 1 i e h e D r o g e n- k o n s u m stellt den Hauptarbeitsbereich Dr. R. Hornungs dar. Die Studien umfassen die Motivation zum Drogenkonsum und gesundheits- erzieherische Interventionsprogramme im Rah- men des Nationalen Forschungsprojektes I des NF. Ferner befasst sich Dr. Hornung im Rahmen seiner Lehrt~tigkeit mit medizinsoziologi~hen Themen. Die Gesundheitserziehung wird durch die dem Institut angegliederte Dokumentationsste~ le unter der Leitung yon Dr. phil. G. Bret- scher gefSrdert. Als Sozialpsychologe befasst sich Dr. Bretscher mit der Umsetzung medizi- nischen und psychologischen Fachwissens in publikumsbezogene Aktionen und deren Evalua- tion. Einen weiteren Arbeitsbereich stellen die Ern~hrungserhebungen bei verschiedenen BevSl- kerungsgruppen dar. Zu erw~hnen sind in die- sem Zusammenhang die Befragungen und Untersu- chungen von Dr. M. Stransky zum Thema "Moti- viert Herzinfarkt zur Aenderung ungesunder Gewohnheiten?". Eine grSssere Studie Gber die Ern~hrung der Bev61kerung in einigen Gebirgs- t~lern befindet sich im Planungsstadium. Eine grosse Zahl von Dissertationen Hber sportspezifische UnfMlle und deren VerhHtung, aber auch Gber epidemiologische und arbeits- medizinische Themen runden den wissenschaft- lichen T~tigkeitsbereich des Institutes ab. Das Institut erbringt D i e n s t 1 e i - s t u n g e n , die zur Hauptsache in der Be- ratung von Auslandreisenden und in der Durch- f~hrung von S c h u t z i m p f u n g e n bestehen. Nebenbei sei bemerkt, dass vermut- lich noch in diesem Jahr die 500'000. Impfung vorgenommen wird. Unter den Impfungen stehen zahlenmMssig die Pockenimpfungen (12'000) im- mer noch an erster Stelle, gefolgt von den Choleraimpfungen (i0'000), den Gelbfieberimp- fungen (5'500) und fund 4'000 weiteren Impfun- gen pro Jahr. Zu den Dienstleistungen sind auch die sportmedizinischen Untersuchungen und Beratun- 267

Das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich

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Page 1: Das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich

Sozial- und Pr~iventivmedizin M6decine sociale et prdventive 24, 267-268 (1979)

Das Institut fiir Sozial- und Prfiventivmedizin der Universitfit Ziirich M. Sch~r

Der Berufung eines Ordinarius fGr Sozial- und Pr~ventivmedizin an die Universit~t Z0rich im Jahre 1962 folgte ein Jahr sp~ter die Gr[in- dung des Institutes.

Von den L e h r v e r p f 1 i c h t u n- g e n her wurde der Aufgabenbereich in einem Weiten Rahmen bereits vorgezeichnet. Im ent- sprechenden Reglement fHr die Eidg. Medizi- nalprGfungen des Eidg. Departements des In- nern, das im Dezember 1964 in Kraft gesetzt Wurde, sind die Kenntnisse in Sozial- und Pr~- ventivmedizin, die dem Medizinstudenten ver- mittelt werden sollten, umschrieben. Nament- lich genannt werden die Arbeits- und Versi- cherungsmedizin, die Epidemiologie, die Imp- fungen, die allgemeinen UmwelteinflGsse und die GesundheitsfGrsorge. Die Lehrveranstaltun- gen sind in der folgenden Tabelle zusammenge- fasst :

* Sozial- und Pr~ventivmedizin I (2) Demographie, Organisation des Gesundheits- wesens, Umgebungshygiene usw. Arbeitsmedizin und Arbeitshygiene

* Sozial- und PrMventivmedizin II (2) Aerztliche Betreuung der Bev~ikerung, Suchtkrankheiten, Ern~hrung usw.

* Versicherungsmedizin (i) Kranken-, Unfall-, Invaliden- und Mili- t~rversicherung

* Epidemiologie (2) Allgemeine Epidemiologie Epidemiologie der Gbertragbaren Krank- heiten und Schutzimpfungen Epidemiologie der chronischen Krankheiten

Sportmedizin und Sporthygiene (i)

ferner : Soz ialmediz inisch-hygienische Exkursionen Sozialmedizinisches Praktikum Amt s~rz te-Fertbi idung skur s

In Klammern () Anzahl Semester-Wochenstunden * obligatorische Lehrveranstaltungen

Wegen der grossen Studentenzahlen (240/ Jahr) mussten w~hrend einiger Zeit die Vorle- sungen doppelt gehalten werden. Der kleine LehrkSrper reicht nicht aus, um auf Gruppen- unterricht umzustellen.

Die Vorlesungen Gber Arbeitsmedizin und Versicherungsmedizin werden durch externe Do- zenten gehalten.

In bezug auf die F o r s c h u n g haben sich Schwerpunkte ergeben, die einerseits durch die fachliche Ausbildung und die besonderen Interessen der akademischen Mitarbeiter und andererseits durch die WissenslGcken auf dem Gebiete der Epidemiologie chronischer Krank- heiten bedingt sind.

Die F o r s c h u n g s z i e 1 e haben sich im Laufe der Jahre verschoben. Im Mittel- punkt steht aber nach wie vor die a n a 1 y - t i s c h e E p i d e m i o 1 o g i e . Eine Hauptrichtung stellt die Epidemiologie und Pre- vention kardiovaskul~rer Krankheiten dar. W~h- rend zu Beginn noch die Ermittlung yon Risiko- faktoren der koronaren Herzkranheit im Vorder- grund stand, sind es heute Interventionsstudi-

en zur VerhHtung und Fr~herfassung von Herz- und Kreislaufleiden.

Prof. F.H. Epstein, der diesen Sektor be- treut, ist an 3 Feldstudien beteiligt. Ferner dient er mehreren Gremien und Forschungsstel- len (WHO, National Institute of Health USA, Bundesgesundheitsamt und Nationales For- schungsprogramm I des Schweiz. Nationalfonds) als Berater.

Die Bereiche S p o r t h y g i e n e und P r ~ v e n t i v m e d i z i n d e s J u g e n d a 1 t e r s werden von Prof. K. Biener bearbeitet. Zusammen mit mehreren Dis- sertanten wird eine Monografie ~ber das sport- medizinische Profil der Einzelsportarten zu- sammengestellt. Zum Thema Genussmittelmiss- brauch im Jugendalter sind 3 Ver~ffentlichun- gen erschienen. Eine weitere Studie befasst sich mit dem Gesundheitszustand und der k~r- perlichen Leistungsf~higkeit der Arbeitnehmer in der Nordostschweiz ("Normogrammstudie"). Insgesamt sind Gber 2000 Personen erfasst und die ermittelten Daten evaluiert worden.

Der j u g e n d 1 i e h e D r o g e n- k o n s u m stellt den Hauptarbeitsbereich Dr. R. Hornungs dar. Die Studien umfassen die Motivation zum Drogenkonsum und gesundheits- erzieherische Interventionsprogramme im Rah- men des Nationalen Forschungsprojektes I des NF. Ferner befasst sich Dr. Hornung im Rahmen seiner Lehrt~tigkeit mit medizinsoziologi~hen Themen.

Die Gesundheitserziehung wird durch die dem Institut angegliederte Dokumentationsste~ le unter der Leitung yon Dr. phil. G. Bret- scher gefSrdert. Als Sozialpsychologe befasst sich Dr. Bretscher mit der Umsetzung medizi- nischen und psychologischen Fachwissens in publikumsbezogene Aktionen und deren Evalua- tion.

Einen weiteren Arbeitsbereich stellen die Ern~hrungserhebungen bei verschiedenen BevSl- kerungsgruppen dar. Zu erw~hnen sind in die- sem Zusammenhang die Befragungen und Untersu- chungen von Dr. M. Stransky zum Thema "Moti- viert Herzinfarkt zur Aenderung ungesunder Gewohnheiten?". Eine grSssere Studie Gber die Ern~hrung der Bev61kerung in einigen Gebirgs- t~lern befindet sich im Planungsstadium.

Eine grosse Zahl von Dissertationen Hber sportspezifische UnfMlle und deren VerhHtung, aber auch Gber epidemiologische und arbeits- medizinische Themen runden den wissenschaft- lichen T~tigkeitsbereich des Institutes ab.

Das Institut erbringt D i e n s t 1 e i - s t u n g e n , die zur Hauptsache in der Be- ratung von Auslandreisenden und in der Durch- f~hrung von S c h u t z i m p f u n g e n bestehen. Nebenbei sei bemerkt, dass vermut- lich noch in diesem Jahr die 500'000. Impfung vorgenommen wird. Unter den Impfungen stehen zahlenmMssig die Pockenimpfungen (12'000) im- mer noch an erster Stelle, gefolgt von den Choleraimpfungen (i0'000), den Gelbfieberimp- fungen (5'500) und fund 4'000 weiteren Impfun- gen pro Jahr.

Zu den Dienstleistungen sind auch die sportmedizinischen Untersuchungen und Beratun-

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Sozial- und Pr~iventivmedizin, M(~decine sociale et pr(~ventive 24, 267-268 (1979)

gen durch Prof. Biener zu z~hlen.

Einen nicht geringen zeitlichen Aufwand erfordert die Mitarbeit in verschiedenen pri- vaten, kantonalen und eidgen~ssischen Gremien, die sich im weitesten Sinne mit Gesundheits- vorsorge und Pr~ventivmedizin befassen. Als Beispiel seien lediglich die Kommissionen fur Gew~sserschutz, Energiekonzeption, Gesund- heitswesen, spitalexterne Krankenpflege und Geburtsgebrechen erw~hnt.

R~sum~

La chaire de m~decine sociale et pr@ven- tive ~ l'universit~ de Zurich a ~t~ cr~e en 1962. L'enseignement dispens~ et les princi- pales orientations de la recherche sont mon- tr~s au tableau. La recherche se rapporte l'~pid~miologie et la prevention des maladies cardiovasculaires, l'hygi~ne sportive, la consommation de drogue, l'alimentation et l'~ducation pour la sant~. Les prestations comprennent la vulgarisation en mati~re de sant@ et les vaccinations pour voyages en pays chauds.

Summary

The chair of Social and Preventive Medicine at the University of Zurich has been created in the year 1962. A description of the teaching activities is given. As regards research the main directions are: epidemiology and pre- vention of cardiovascular diseases, hygiene of sports, drug abuse, nutrition and health edu- cation. The services offered by the Instit~/te include councelling in health matters and vaccinations for travellers.

Kleine Auswahl yon Ver~ffentlichun~en

BIENER K.: Jugend und Alkohol; Blaukreuz Verlag 1977~ - Jugend und Tabak; Habegger Vet- lag 1979. - Bauernjugend und Gesundheit; Schwabe Verlag 1979. - SportunfMlle - Epide- miologie und Prevention; (zusammen mit S. Fasler), Huber Verlag 1978. - "Normogramm- studie" (mehrere Mitteilungen) Schweiz. Med. W'schr. 1976-1979.

BRETSCHER G.: Der Drohfinger: ein unge- eignetes Erziehungsmittel; in: Handbuch Ge- sundheitserziehung, Bundesvereinigung f~r Ge- sundheitserziehung, Bonn 1978. - Problem Ge- sundheitserziehung /Le probl~me de l'~duca- tion ~ la sant~; in Standpunkte/Points de vue, 2. Jhg., SFA Lausanne 1979.- Gesundheit im Alltag/La sant~ et moi; Krankenkasse Helve- tia, Z~rich 1979.

EPSTEIN F.H.: Prophylaxe der koronaren Herzkrankheit - Ein Leitfaden fur den prakti- zierenden Arzt; Verlag G. Witzstrock, Baden- Baden, KSln, New York, 1978. - Nutrition, Atherosclerosis and Coronary Heart Disease; Chapter in "Atherosclerosis Reviews" (Paolet- ti R. and Gotto A.M.Jr., eds.), New York, Raven Press, 5:149-182, 1979. - Epidemiologie des Hochdrucks; in: "Internationales Hoch- drucksymposium" (Gotzen R. und Lohmann F.W., eds.), 1979, Berlin, Heidelberg, New York, Springer Verlag pp. 3-10.

HORNUNG R.: Kommunikationstheorie und Ge- sundheitserziehung; Sozial- und Pr~ventivme- dizin, Vol. 23, 355-356 (1978). - Rauchen und die Reduktion kognitiver Dissonanz (zusammen mit Frey D.) ; Psychologische Beltr~ge, Band 20, Heft 2, 1978.

SCHAER M.: Public Health in Switzerland; in: "Modern Switzerland", J.M. Luck, Editor. Sposs Palo Alto, 1977. - Nicht mehr rauchen; Blaukreuz Verlag Bern, 1978. - Kompendium der Schutzimpfungen (2. Aufl.); Karger Basel, 1979. - Leitfaden der Sozial- und Pr~ventiv- medizin; Huber Bern, 1979.

STRANSKY M.: Doppelblindversuch mit Di- fenoxin-Hydrochlorid bei Tropenreisenden (zusammen mit Schwarzenbach F.H.) ; Therapeu- tische Umschau 36, Heft 3, 1979. - Die Er- n~hrungssituation bei Jugendlichen; Oesterr. Apothekerzeitung 32, Nr. 7, 18.2.78. - Er- n~hrung im Alter; Oesterr. Apothekerzeitung 32, Nr. 7, 18.2.78.

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