Das kanadische Gesundheitssystem. Einführung

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  • Hausarbeit

    Das kanadische Gesundheitssystem. Einfhrung.

    Pflegemanagement

    vorgelegt von: Max Mustermann

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    Inhaltsverzeichnis

    1. Einleitung. Allgemeine Information 3

    2. Geschichte 4

    a. Einfhrung von HIDS und MCA 4

    b. Einfhrung und Kriterien von Canada Health Act 5

    c. Definition von Personen und Leistungen in CHA 6

    3. Die Struktur des kanadischen Gesundheitswesens 8

    a. Aufgaben der Bundesregierung 8

    b. Aufgaben Provinzen und Territorien 9

    c. rzte und Krankenhuser 11 4. Die Finanzierung des kanadischen Gesundheitswesens 13

    5. Problemfelder und Zusammenfassung 16

    Literaturverzeichnis 18

    Abbildungsnachweis 18

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    1. Einleitung. Allgemeine Information

    Nach zahlreichen jhrlichen Statistikangaben gehrt Kanada seit langer Zeit zu den besten Lndern in der Welt. Die wichtigsten Kriterien waren die allgemeine Lebensqualitt, kologie, kulturelle und Bildungsaspekte usw. Kanada bietet hohe Chancengleichheit durch eine kostenlose Schulausbildung in den ffentlichen Schulen an, die bei den PISA-Studien immer sehr gut abschneiden. Dazu gib es in Kanada kostenlose Medizin. Das kanadische Gesundheitssystem ist eine der Sphren, auf die der Staat mit Recht stolz ist. Indikatoren deren Erfolgen ist der gesundheitlichen Zustand kanadischen Brgern. Der durchschnittliche Lebenserwartung von einem Kanadier ist rund 80 Jahren, wobei Frauen leben durchschnittlich 83 und Mnner 79 Jahren (Canada Health Profile). Nichtsdestotrotz bedarf das Gesundheitssystem permanente Verbesserung und Anpassung an die sich stndig nderten Lebensumstnden. Hier ist eine Erklrung notwendig. Die medizinische Versorgung in Kanada ist, entgegen der gelufigen Meinung, nicht kostenlos. Allerdings dank einem etablierten System der kostenlosen ffentlichen Versicherungen mssen die Einwohner des Landes fr die medizinische Dienstleistungen nicht zahlen. Alle oder fast alle Kosten werden vom Staat bernommen, bzw. aus Steuern bezahlt. So wird das kanadische Gesundheitssystem vom Staat zwar finanziert aber es hat sozusagen dezentralisierten Charakter und kann am treffendsten als ein System von Versicherungs-und Krankenversicherungsplnen von den zehn Provinzen und drei Territorien beschrieben werden (Herrick, M.J.: Encyclopedia of Social Welfare History in North America, S. 155). Dieses System ist als Medicare bekannt und bietet kostenlose oder fast kostenlose Gesundheitsfrsorge und medizinische Dienste fr alle Brger von Kanada inklusive die Auslnder mit permanenten residence status (http://www.career-contact.de/laenderinfos/kanada/versicherung_kanada.php). Das Gesundheitssystem ist eines der wichtigsten Elemente des kanadischen "Sozialstaates" und die Prinzipien von dem legislativen Canada Health Act spiegeln das Verstndnis von Gerechtigkeit und Solidaritt aller Kanadiern wieder (Canada Health Act Annual Report, S. 1).

    In der Presse wird dieses System oft als Muster-Modell beschrieben, deshalb wre interessant kurz auf die wichtigsten Funktionen des ffentlichen Gesundheitswesens einzugehen. So werden in der vorliegenden Arbeit die wichtigsten Bausteine, wie Struktur, Aufbau und Finanzierung des ffentlichen Gesundheitssystems Kanada untersucht. Fr die Ausarbeitung werden sowohl die primeren Dateien wie Canada Health Act und die aktuelle Informationen auf der Internetseite von Gesundheitsministerium von Kanada, wie auch die sekundre Literatur wie Encyclopedia of

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    Social Welfare History in North America und das Dissertationsschreiben von O.Klinck u.a. benutzt.

    2. Geschichte

    Die ffentliche Gesundheitsstruktur Kanadas wurde so konzipiert, dass die direkte Gesundheitsversorgung in der Obhut von regionalen, provinziellen Behrden und nicht die fderaler Regierung liegt. Die Bundesregierung legt nur die allgemeinen Rahmenbedingungen fest und diese werden von den Provinzen umgesetzt. Dazu besteht es in diesem Bereich eine starke konkurrierende Gesetzgebung zwischen dem Bund und Provinzen, wobei die Gesundheitssysteme der einzelnen Provinzen und Territorien gemeinsame Grundstze verfolgen, die auf Bundesebene etabliert sind. Aber es war nicht immer so. In dem folgenden Kapitel werden die wichtigsten Stufen auf dem Weg zum Aufbau des modernen Gesundheitssystems Kanada prsentiert.

    a. Einfhrung von HIDS und MCA

    Die erste Implementierung der ffentlichen Krankenhausversorgung in Kanada steht in Verbindung mit Provinz Saskatchewan, wo auf provinzielle Ebene durch Einfhrung von municipal doctor system in vierziger Jahren der 20 Jh. die ersten Schritte auf dem Weg zur Medicare (ffentliche bundesstattliche Krankenversicherung) gemacht wurden. hnliche Die Kosten fr rztliche Behandlung wurden hier von den Gemeinden bernommen (Taylor, M.:Health Insurance and Canadian Public Policy, S. 70). Zu dem Zeitpunkt verbesserten sich wegen dem Nachkriegswirtschaftsboom auch die allgemeinen Lebensumstnde in Kanada. Die Steuereinnahmen stiegen kontinuierlich und dies bestrkte die Idee der Einfhrung einer allgemeinen Krankenversicherung. Anfang 40er wurde es eine Kommission geschaffen, die auf der Bundesebene unter anderem beauftragt war, die Mglichkeiten der Einfhrung einer allgemeinen standardisierten Krankenversicherung zu untersuchen. Die Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und den Provinzen dauerten ber 10 Jahren und whrend z.B. in armen Provinz Saskatchevan die Krankenversicherung bereits unabhngig von dem restlichen Kanada eingefhrt wurde, lehnten manche andere Provinzen aus verschiedenen Grnden dieses System ab (Klinck, O.: Das kanadische Gesundheitssystem, S. 13-14).

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    Erst nachdem sich das Verhltnis zwischen der Bundesregierung und den Provinzen einigermaen geregelt wurde, konnte man die Verhandlungen wieder aufnehmen. Die ersten Schritte der Verstaatlichung des ffentlichen Gesundheitssystems wurden 1957 mit Unterschreibung von Hospital Insurance und Diagnostic Services Act (HIDS), das von der liberalen Mehrheit der Regierung von St. Laurent verabschiedet wurde, unternommen. Fnf Provinzen schlossen sich dem Plan sofort an und zum 1961 wurde der Plan von allen Provinzen und Territorien bernommen. Die demokratisch-sozialistische Regierung von T.C. Douglas verabschiedete Gesetzgebung zur Krankenversicherung im Jahr 1961. Zwischen 1963 und 1966 entwickeln mehrere andere Provinzen hnliche Krankenversicherungsprogramme. Die Regierung von Lester B. Pearson erweiterte und vollendete diese Politik durch die Annahmen von dem Medical Care Act (MCA) im Jahr 1966. Der Medical Care Act trat in Kraft 1968 und ermglichte den Provinzen und Territorien Kanadas an den Kostentransfer fr die Gesundheitsprogramme teilzuhaben (Encyclopedia of Social Welfare History in North America, S. 156).

    b. Einfhrung und Kriterien von Canada Health Act

    1984 kam es zu einem weiteren Schritt in dem allgemeinen kanadischen Gesundheitsprogramm. Bis zum diesen Zeitpunkt galten in Kanada zwei legislative Akte - Hospital Insurance und Diagnostic Services Act und Medical Care Act, die die gesundheitliche Versicherungen und Leistungen regelten. Der neue Canada Health Act (CHA) sollte die beiden Akte ablsen, bzw. anpassen und ergnzen. Das Hauptziel lautet:

    "to ensure that all eligible residents of Canada have reasonable access to medically necessary services on a prepaid basis, without direct charges related to the provision of insured health services." (Canada Health Act Annual Report 20102011, S.3)

    Die zustzlichen Forderungen wurden eingefhrt um die direkten zustzlichen Gebhren, die s.g. extra-billing fr die Behandlungen zu verbieten und damit dem Gesundheitssystem den sozialen Charakter eines ffentlich finanzierten Gesundheitssystems wiederzugeben. Dazu sollte Gesundheitssystem, das von der Regierung finanziert und standardisiert, aber nicht kontrolliert wurde, ein wenig transparenter werden. Ab jetzt mit Einfhrung von Canada Health Act, sollten die Provinzen und Territorien gewissen Kriterien erfllen um an den Transferleistungen und Finanzierungsprogrammen teilzuhaben (Understnding the Canada Health Act, S. 1). Diese fnf Kriterien, zwei spezifische Bestimmungen und zwei Bedingungen sind in den folgenden Abschnitten aufgefhrt.

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    Kriterien (the Criteria):

    1. Public administration. Das Gesundheitssystem in jeder Provinz sollte von dem ffentlichen (non-profiten) Organ verwaltet werden.

    2. Comprehensiveness. Alle notwendigen medizinischen Leistungen mssen sichergestellt werden.

    3. Universality. Alle Einwohner sind gedeckt von dem ffentlichen Versicherungsplan und gleichberechtig bei dem Zugang zu den Leistungen

    4. Portability. Alle Einwohner mssen den Zugang zu den medizinischen Leistungen haben, unabhngig davon, wo sie sich in Kanada behandeln lassen.

    5. Accessibility. Alle Einwohner mssen Zugang zu der medizinischen Versorgung haben, unabhngig von finanziellem Status oder Geschlecht, Alters oder Gesundheitszustand. (Canada Health Act Annual Report,S.4)

    Die weiteren spezifischen Bestimmungen dienen zur genauen Definition und Prvention von zustzlichen Gebhren extra billing und Nutzungspauschalen user charges. (Canada Health Act Annual Report,S.5)

    In den zwei Bedingungen (the Conditions: Information and Recognition) dagegen werden:

    die Provinzen und Territorien von der Regierung aufgefordert die regelmige Berichte an die Bevlkerung und der Regierung abzugeben, damit man verfolgen kann, wo die Transfergelder eingesetzt werden;

    die Provinzen mssen der Bundesregierung die Berichte ber die diverse Formen und Fllen von Zuzahlungen abgeben, sowie die Bewertungen und Berichte zur Erhaltung von den geplanten Vorgaben der Canada Health Act. Diese Berichte liegen zur Grunde von dem Canada Health Act Annual Report, das jedes Jahr auf der Internetseite von Gesundheitsministerium Health Canada/ Sant Canada verffentlich wird. (Canada Health Act Annual Report,S.5)

    Provinzen oder Territorien planieren, finanzierenden und bewerten die Durchfhrung der Krankenhausversorgung, bzw. smtlichen therapeutischen, medizinischen und pflegerischen Dienstleistungen, ausschlielich die Versorgung mit Medikamenten. Dazu ist jede Provinz fr die Erhaltung der o.g. Behandlungsstandards verantwortlich. Sollte die Provinzen die Forderungen der CHA nicht erfllen, kann die Regierung nach der Untersuchung das fderale Geld Transfer

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    (Canada Health Transfer) krzen oder sogar die Strafzahlung erheben. (Encyclopedia of Social Welfare History in North America, S. 157)

    c. Definition von Personen und Leistungen in CHA

    Fr das Verstndnis von dem CHA ist wichtig zwischen den Kernpunkten des Aktes zu unterscheiden. Die Schlsseldefinitionen und Erklrungen von den Begriffen in dem CHA werden bereits am Anfang des Schreibens erlutert. Diese beziehen sich auf die Personen, fr die CHA gltig ist und auf die Dienstleistungen, die von dem ffentlichen Versicherungsschutz bernommen werden. Dazu gehren:

    versicherte Personen (insured persons) sind die Bewohner einer Provinz oder Territorium. Diese Personen sind rechtmig berechtigt in Kanada zu leben und bekommen alle notwendigen medizinischen Dienstleistungen. Die Transferreisende oder Touristen gehren nicht zu dieser Gruppe;

    ausgeschlossene Personen (persons excluded) sind die Personen, die von dem ffentlichen Versicherungsschutz ausgeschlossen sind. Das sind die members of the Canadian Forces and the Royal Canadian Mounted Police sowie inmates of federal penitentiaries und die Nicht-Residenden von Kanada;

    medizinisch notwendige Krankenhausleistungen, die von der Versicherung gedeckt sind (insured hospital services);

    medizinisch notwendige Dienstleistungen von rzten (insured physician services); medizinisch notwendige zahnrztliche chirurgische Dienstleistungen (insured surgical-

    dental services), die von den rzten im Krankenhusern erbracht werden; Dienstleistungen, die langfristigen Charakter haben (extended health care services), z.B.

    medizinisch notwendige husliche oder ambulante Pflege.(Canada Health Act Annual Report, S. 3)

    Alle medizinischen Leistungen werden so zu sagen in zwei Gruppen unterteilt: die obligatorische medizinisch notwendige Leistungen (notwendig fr Erhaltung von Gesundheit des Patienten) und die nicht medizinisch notwendige Leistungen, die von den Zuzahlungen nur zum Teil oder gar nicht (je nach Gesundheitsplan von Provinz) befreit sind. Die Einhaltung von diesen Prinzipien wird von der Canada Health Act Division (dem Hauptsitz in Ottawa und den regionalen Vertretungen) verfolgt. (Canada Health Act Annual Report, S. 9)

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    3. Die Struktur des kanadischen Gesundheitswesens

    Die Struktur des kanadischen Gesundheitssystems kann von zwei Seiten betrachtet werden. Zum ersten sollte man sich im Klaren ber die Aufgaben und Kompetenzen auf zwei Ebenen (Bundes- und Regionalebene) werden und nachher die Struktur von der Leistungsanbietern betrachten. Die administrative Struktur des ffentlichen Gesundheitswesens Kanada lsst sich als ein einfaches Schema darstellen (Abb.1)

    Abb. 1: Gesundheitssystem in Kanada (eigene Darstellung)

    In den folgenden Unterkapiteln werden das System und die Funktionen von dem jeweiligen Organ etwas ausfhrlicher dargestellt.

    a. Aufgaben der Bundesregierung

    Die Rollen und Verantwortungen fr das kanadische ffentliche Gesundheitssystem werden unter der Bundesregierung in Ottawa und den Regierungen von Provinzen und Territorien geteilt. Bundesregierung setzt den allgemeinen Richtlinien und Bedingungen, jedoch kein nationaler Gesundheitsversorgungsplan ein. Planung, Verwaltung und Gesundheitsversorgung ist in der Verantwortung der Gesundheitsministeriums der einzelnen Provinzen und Territorien. (Health Canada/ Sant Canada)

    Die Rolle der Fderalen Regierung in dem Gesundheitsversorgungssystem (Abb.2) ist auf die Errichtung und die Einhaltung und Verteidigung der allgemeinen Grundstzen der Canada Health Act, Bestimmung welche Dienstleistungen von den medizinisch notwendige

    Health Canada - Sant Canada

    Ministry of Health

    Regional Health Authorities

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    Krankenhausleistungen auszuschlieen sind, Aufsicht ber die therapeutische Produkte wie Medikamente, Impfstoffe u.a., Teilfinanzierung fr Gesundheitsprogramme von Provinzen oder Territorien (Canada Health Transfer) beschrnkt. Aber es gibt auch einige andere Funktionen, die in der Verfassung von Kanada angegeben sind. Eine der solchen Funktionen ist die direkte medizinische Versorgung von besonderen Gruppen von kanadischen Brgern.

    Abb. 2: Aufgaben der Bundesregierung (http://healthydebate.ca/2011/04/_mailpress_mailing_list_healthydebate-news/federal-role-health-care)

    Zu diesen Gruppen gehren z.B. die Veteranen, die Ureinwohner, die in Reserven leben (Indigene Ethnien), Offiziere der Royal Canadian Mounted Police (Kniglichen Kanadischen Berittenen Polizei), die Insassen von Vollzugsanstalten u.a. gehren. Fr Ihre Versorgung werden separate fderale Programme erarbeitet. Weitere Funktionen sind die Prvention und der Schutz der menschlichen Gesundheit und der Frderung einer gesunden Lebensweise. (Canada Health Act Annual Report, S. 5-6,9)

    b. Aufgaben Provinzen und Territorien

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    Wie oben schon berichtet wurde, unterliegt die Verwaltung der ffentlichen Gesundheit der Obhut des Ministry of Health der Provinzen und Territorien. Ministry of Health setzt die Richtlinien, Prioritten und Ziele und macht die Plne im Gesundheitswesen der jeweiligen Provinz. Die Provinzen und Territorien entwickeln jede fr sich ihre eigenen Gesundheitsprogramme, die teilweise einen komplimentierenden Charakter haben, weil gar nicht von dem Canada Health Act vorgesehen sind. (Canada Health Act Annual Report S. 6) Die jhrlichen Insurance Plans werden von den Provinzen und Territorien ausgearbeitet und detailliert in dem Canada Health Act Annual Report prsentiert. Dieser besteht in der Regel aus 2 Teilen:

    ausfhrliche Beschreibung der provinziellen oder territorialen Gesundheitssystem in Bezug auf die Einhaltung von Kriterien und Bedingungen des Canada Health Act;

    statistische Informationen ber die von der Versicherung gedeckten und nicht gedeckten geleisteten Gesundheitsdienstleistungen. (Canada Health Act Annual Report, S. 15)

    Um diese Funktionen im vollen Umfang zu erfllen wurden in jeder Provinz mehrere Gesundheitsbehrden Regional Health Authorities (RHA) geschaffen. Diese tragen die Verantwortung fr die Einteilung von finanziellen Mitteln und Erfllung der Vorgaben von Canada Health Act und sichern somit die Qualitt, Angemessenheit und Zugnglichkeit von allen Gesundheitsdiensten. Weiter erfllen die RHA Administrativ- und Kontrollfunktionen in der jeweiligen Region, fr die sie zustndig sind. Regional Health Authorities geben die Berichte ber ihre Ttigkeiten an das Ministry of Health. (Klinck, O.: Das kanadische Gesundheitssystem, S. 85)

    Regional Health Authorities sind fr den Aufbau einer hochwertigen patientenorientierten und effektive Gesundheitsversorgung zustndig. Sie koordinieren die Arbeit von regionalen Dienstleistungstrgern der jeweiligen Provinz oder Territorium. Sie stellen sicher, dass das Gesundheitssystem in ihrer Region effizient arbeitet, die Dienstleistungen von hochqualifizierten Spezialisten ausgebt werden und dass es alle Bedingungen fr die Ausfhrung der notwendigen medizinischen Hilfe in ihrer Region geschafft sind. Und endlich sie planen und verwalten die Ressourcen, damit diese genau dahin kommen, wo diese gebraucht werden. Regional Health Authorities koordiniert und schlgt spezielle fr diese Region Gesundheitsprogramme vor, die darauf gezielt sind, die Gesundheit von den Brgern zu verbessern. Obwohl jede Provinz ihr eigenes Gesundheitssystem konzipiert, sind die Leistungen in allen Provinzen in groen und ganzen ziemlich identisch. Die Leistungstrger bzw. Leistungsanbieter kann man in zwei Gruppen unterteilen: ffentliche und private Anbieter. (Klinck, O.: Das kanadische Gesundheitssystem, S. 87)

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    Die ffentlichen Anbieter werden von Staat verwaltet und finanziert. ffentliche Anbieter sind nur die wenigen Institute und Anstalten, wie z.B. psychiatrische Krankenhuser, die ein landesweites Monopol in Canada haben. ffentliche Anbieter werden in der ffentlichkeit als unflexibel und ressortbeschrnkt angesehen, so wendet sich der grte Teil der Kanadier an den privaten Leistungsanbieter.

    Die privaten Anbieter bekommen die Honorare entweder pauschal (fee-for-service) oder nach dem Umfang von der erbrachten Leistungen (capitation). (Klinck, O.: Das kanadische Gesundheitssystem, S. 150-151) Diese werden auch in 2 Gruppen unterteilt: die non-profite (oder gemeinntzige) Anbieter, die in der Regel mit Untersttzung von Regierung und Spenden arbeiten und die gewinnorientierte Anbieter, deren Dienstleistungen meistens in den speziellen Fachgebieten erbracht werden, die nicht von den allgemeinen Krankenversicherung des ffentlichen Gesundheitssystems gedeckt werden. (Klinck, O.: Das kanadische Gesundheitssystem, S. 87-89)

    Eine weiter Spezifik Kanada besteht darin, dass eine groe Zahl von lokalen ffentlichen Interessengruppen und Organisationen auch aktiv an der Realisation von Gesundheitspolitik teilnehmen, indem sie fr die Modernisierung der Patientenrechte und Wahlfreiheit der Patienten bei den Behandlungsmethoden eintreten, fr die Arbeitsplatz- und Umweltsicherung sorgen und sich stark fr die Propaganda des gesunden Lebensstil einsetzen. (Klinck, O.: Das kanadische Gesundheitssystem, S. 95-96)

    c. rzte und Krankenhuser

    Kanadisches Gesundheitssystem sttzt sich stark auf die Hausrzte (Family Doctor), die ber die Hlfte aller berufsttigen rzte in Kanada darstellen. Sie sind der bertragungsglied zwischen dem Patienten und dem formalen Gesundheitssystems. Auer wenn es um einen Notfall handelt, bentigt man, um von einem Fachspezialist ein Termin zu bekommen oder in Krankenhaus eingewiesen zu werden, eine berweisung von einem Family Doctor. Die Hausrzte untersuchen die Patienten und je nach Bedarf berweisen die zu den weiteren Fachrzten. So kontrollieren und steuern sie nicht nur den Weg der Patienten zu den meisten Fachleuten aber auch ihre stationre Versorgung, Diagnostik und schreiben Rezepte fr verschreibungspflichtige Medikamente aus. Solch ein Hausarzt kann man in dem Bekanntenkreis finden oder mit Hilfe von provincial medical association, die in jeder Provinz und Territorium gibt. (Find a family doctor in Canada) Family Doctor kann aus verschiedenen Grnden beliebig oft gewechselt werden, obwohl es in

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    letzter Zeit oft bemngelt wird, dass die Zahl der Family rzte nicht ausreichend fr die Bedrfnisse der Bevlkerung ist und infolge dessen kommt es zu lngeren Wartezeiten bis man die notwendige medizinische Hilfe bekommt. Die meisten rzte haben ihre eigene private Praxis und genieen deshalb ein hohes Ma an Autonomie. Viele rzte arbeiten in Krankenhusern oder lokalen Gesundheitszentren (in der Provinz Quebec, gibt es groe Gesundheitszentren, wo viele Fachrzte gleichzeitig arbeiten). rzte werden direkt vom Staat bezahlt und die Honorare sind von den Leistungen abhngig. Die Vergtung erfolgt direkt aus dem Haushalt der Provinz oder eines Territoriums. Hausrzte die nicht ber eine private Praxis verfgen, bekommen entweder ein festes Gehalt oder eine Vergtung je nach Anzahl der erbrachten medizinischen Leistungen.

    Wenn Kanadier medizinische Versorgung bentigen, wenden sie sich direkt an den praktischen Arzt oder in einer Klinik ihrer Wahl und weisen ihre Krankenversicherungskarte (Health Card) vor, die allen Brger und legalen Einwohnern des Landes ausgestellt wird. Kanadier zahlen nicht fr medizinische Leistungen (mit einigen Ausnahmen) und sie mssen nicht verschiedenen Formen fr versicherungsgedeckte Dienstleistungen ausfllen. Die meisten medizinischen Dienstleistungen bentigen auch keine zustzlichen Zahlungen. (Service Canada) Es gibt aber eine Reihe von Ausnahmen. Zahnrzte und Augenrzte arbeiten meistens separat vom gesamten Gesundheitssystem, da ihre Leistungen nach CHA nicht als medizinisch notwendig anerkannt werden, es sei denn, man braucht eine chirurgische Notfallversorgung. Medikamenten in den Apotheken sind auch kostenpflichtig. Allerdings werden diese Leistungen in der Regel von den privaten zustzlichen Versicherungen bernommen.

    In Kanada gibt es ein gut ausgebautes und gut organisiertes System von Krankenhusern. Darber hinaus gibt es ein ausgedehntes Netz von medizinischen Zentren, die sowohl medizinische wie auch prventive Arbeit durchfhren und die Menschen ber einen gesunden Lebensstil aufklren. Diese Institutionen bekommen die staatliche Frderung im Rahmen verschiedener Programme. ber 95% aller kanadischen Krankenhuser arbeiten als Non-Profiten privaten Organisationen, die von einem Rat von Direktoren, Freiwilligenorganisationen oder Gemeinden verwaltet werden. (Klinck, O.: Das kanadische Gesundheitssystem, S. 88)

    So wirken an der Gestaltung, Organisation und der Funktion von Gesundheitssystem Kanada mehrere verschiedene Akteuren mit und jeder davon spiel eigene wichtige Rolle an dem Prozess. In dem folgenden Kapitel wird das dazu entwickelte Finanzierungsystem dargestellt, das die Existenz von kanadischen Gesundheitswesen sichert.

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    4. Die Finanzierung des kanadischen Gesundheitswesens

    Fderale Finanzierung der Gesundheitsversorgung wird von dem allgemeinen Steueraufkommen gedeckt. Gesundheitsausgaben erreichen ber 10% des Bruttoinlandsprodukts, was ein sehr hoher Index im Vergleich zu den anderen Lndern ist. (Canadian Institute for Health Information: Health care spending) Wobei die jhrlichen Ausgaben pro Kopf kontinuierlich steigen, wie man aus dem Abb.3 sehen kann.

    Abb. 3 Gesundheitsausgaben pro Kopf in Canada 1975-2011 (National Health Expenditure Trends, S. 4.)

    Die Bundesregierung gibt jedem Provinz/Territorium einen Zuschuss in Form von Canada Health Transfer i.d.R. rund 15% deren Ausgaben im Gesundheitswesen. So ist Canada Health Transfer ein Programm zu Aufrechterhaltung von Kriterien von CHA und zur Untersttzung der Gesundheitsausgaben von Provinzen und Territorien. Die Canada Health Transfer wird pro Kopf bezahlt, besteht aus einem Cash-Transfer und einem Steuer-Transfer (Abb.4) und betrgt nach Angaben von Department of Finance Canada in Jahren 2012-2013 29 Milliarden Can$. (Department of Finance Canada)

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    Abb. 4: Canada Health Transfer (http://www.parl.gc.ca/Content/LOP/ResearchPublications/cei-14-e.htm abgerufen 21/08/2112)

    Der grte Teil der Ausgaben im Gesundheitsbereich kommt aus den regionalen Einkommenssteuern, Verbrauchssteuern, Grundsteuern u.a. der einzelnen Provinzen und Territorien, die insbesondere von natrlichen und juristischen Personen bezahlt werden. Das Finanzamt kassiert die Steuer und transferiert ein Teil davon an die Provinzen zurck. (Klinck, O.: Das kanadische Gesundheitssystem, S. 78) Lediglich in den Provinzen Alberta und British Columbia mssen die Brger ihre Krankenversicherungsbeitrge selbst zahlen, aber dies wird durch niedrigere Steuern kompensiert. (http://www.career-contact.de/laenderinfos/kanada/versicherung_kanada.php)

    Wie die Ausgaben geteilt werden ist aus der folgenden Abbildung (Abb. 5) ersichtlich. So stellen traditionell die Krankenhuser (21,9%), die Family Doctors (13,6%) und die Medikamente (16,2%) die 3 grten Ausgabenkategorien dar.

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    Abb. 5: Ausgaben im Gesundheitswesen Kanada (2009) (National Health Expenditure Trends, S. 15)

    Resmiert kann man noch auf die Finanzierungswege fr die Bevlkerung zurckblicken. Die Gesundheitsdienste knnen auf mehrere Wege erworben werden. Als erstes gibt es ffentliche Gesundheitsversicherung, die von Sozialbeitrgen und den CHT finanziert wird. Der weitere Weg ist die private Krankenversicherung. So wurden privaten medizinischen Versicherungen am Anfang nur als zustzliche Versicherung betrachtet, die die wenigen medizinischen Leistungen, die nicht durch das nationale System gedeckt sind, ergnzen sollte, werden inzwischen immer mehr Kanadier privat versichert. Obwohl die Provinzen und Territorien zustzliche Leistungen an einigen Teilen der Bevlkerung stellen, ist der Dienstleistungssektor in der Privatwirtschaft und wird somit aus eigener Tasche der Kanadier direkt bezahlt. Vernnftige Lsung in diesem Fall ist die Versicherung abzuschlieen, die den Groteil der Kosten deckt. Eine solche Versicherung wird manchmal als Teil der Gesamtvergtung zustzlich zu den Lhnen von den Arbeitgebern angeboten. (http://career-contact.de/laenderinfos/kanada/versicherung_kanada.php) Diese Ausgaben stellen rund ein viertel von den Gesamtausgaben im Gesundheitsbereich dar, weil dazu alle Dienstleistungen zhlen, die von der CHA nicht gedeckt werden. (Klinck, O.: Das kanadische Gesundheitssystem, S. 91) Ein anderer Weg ist die direkte Zahlung an rzte, aber dies ist fr die meisten Menschen zu teuer und fr die rzte nicht ganz ungefhrlich, wenn sie dabei gegen die CHA handeln. Die Kosten fr die Medikamente werden ebenfalls nicht gedeckt, wobei es in manchen Provinzen ein s.g. drug plan die zustzliche Versicherung zu mindestens

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    Teilerstattung der Ausgaben bernimmt angeboten wird. (rzteblatt. Toronto/Kanada Medizin in Toronto)

    5. Problemfelder und Zusammenfassung

    Bevor wir den Schlussstrich ziehen, wollen wir rckblickend noch ein Mal auf die Probleme von der kanadischen Medicare eingehen. Nach Angaben von OECD befindet sich Kanada auf dem 24. Platz von 28 Lndern mit den durchschnittlichen 2,3 rzten pro 1.000 Personen, nur die Trkei, Japan, dem Vereinigten Knigreich und Finnland haben noch weniger rzte. Und obwohl Kanada mehr fr die Gesundheitswesen ausgibt, als alle andere OECD Lnder, bekam sie bei dem Vergleich von dem Angebot an die Versorgung, Umfang der Versicherungsleistung, technologische Entwicklung, rztliche Vorsorge u.a. in keiner einzigen Kategorie den ersten Platz. (NCPA: HOW GOOD IS CANADIAN HEALTH CARE?) Also, wird es ersichtlich, dass es Probleme gibt und diese sollten analysiert und bekmpft werden.

    Zum ersten wird es vielen deutlich, dass das Gesundheitssystem berlastet ist und nicht mehr optimal funktioniert. Reformen sind sowohl auf Bundesebene wie auch auf der regionalen Ebene notwendig, aber wie alle Reformen sind sie relativ kostspielig. Die demografische Verhltnisse, vor allem die Erhhung von Lebenserwartungen ziehen mit sich auch die steigenden Ausgaben im Gesundheitsbereich. Hier kommt es zu einem Konfliktverhltnis, weil das Gesundheitssystem zum grten Teil aus provinziellen Steuern bezahlt wird, aber die Erhhung von Steuern erstens in den Hnden von Bundesregierung liegt und zweitens verstndlicherweise keine Euphorie bei den arbeitsttigen Brgern auslsen wird. Also muss entweder das Finanzierungssystem reformiert werden oder die Dauer und der Umfang von der Behandlung gendert werden.

    Die technologische Entwicklung im Gesundheitsbereich ist ein weiteres Feld, wo Kanada recht schwach abschneidet. Die Wartezeiten fr die Diagnostik mit manchen Gerten ziehen sich ber die Monate hinweg und zwingen die Leute zur Diagnostik und Behandlung ins Ausland zu fahren. Die Einfhrung von neuen Methoden, Medikamenten und Gerte bedeuten wiederum die steigende Kosten und aus wirtschaftlichen Grnden nicht so leicht umsetzbar. (Toronto/Kanada Medizin in Toronto)

    Und zuletzt kommen wir zu dem am meist diskutierten in der ffentlichkeit Problem der fehlende Medizin- und Pflegepersonal und infolge dessen lange Warteschlangen und nicht rechtzeitig bekommenen Behandlung. Der rztemangeln wird vor allem mit der limitierten Vergtung bei einem Steuersatz von 50% erklrt. Also um die Leistungsfhigkeit des

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    Versorgungssystems zu verbessern und das Niveau von Patientenzufriedenheit zu steigern sollte das Entlohnungssystem gendert werden. (Toronto/Kanada Medizin in Toronto)

    Zusammenfassend kann man schlieen, dass trotzt der vernnftigen und fairem Aufbau von Gesundheitssystem Kanada, kommt es gelegentlich zu Problemen auf verschiedenen Ebenen. Die Auswirkungen von diesen Problemen berschatten das Image von Medicare, deshalb hngt die Zukunft des gesamten Systems von kontinuierlichen Entwicklung und Reformen (darunter auch eventuelle Flexibilisierung von Bestimmungen von CHA), Zusammenarbeit von Bundesregierung und Provinzen in Fragen Transfers und Verteilung wie die Forderung der Prventionsmanahmen.

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    Literaturverzeichnis

    1. Klinck, O.: Das kanadische Gesundheitssystem im Spannungsfeld des Fderalismus, 2007

    http://www.opus.ub.uni-erlangen.de/opus/volltexte/2008/885/pdf/OliverKlinckDissertation.pdf

    abgerufen 14/08/2011

    2. Kranken- und Sozialversicherung

    http://www.career-contact.de/laenderinfos/kanada/versicherung_kanada.php abgerufen 15/08/2011

    3. Internetseite von Health Canada/ Sant Canada

    http://www.hc-sc.gc.ca/hcs-sss/medi-assur/index-eng.php abgerufen 23/08/2011

    Canada Health Act Annual Report 20102011

    http://www.hc-sc.gc.ca/hcs-sss/alt_formats/pdf/pubs/cha-ics/2011-cha-lcs-ar-ra-eng.pdf abgerufen 23/08/2011

    4. Herrick, M.J., Stuart, M.P.: Encyclopedia of Social Welfare History in North America, 2005

    5. Understnding the Canada Health Act

    http://canadians.org/healthcare/documents/Canada_Health_Act.pdf

    6. Service Canada

    http://www.servicecanada.gc.ca/eng/subjects/cards/health_card.shtml 7. Canada Health Profile (PDF) 8. Find a family doctor in Canada

    http://www.canadianliving.com/health/prevention/find_a_family_doctor_in_canada.php

    9. National Health Expenditure Trends (PDF) 10. Taylor, M.: Health Insurance and Canadian Public Policy. MQUP, 2009. 11. NCPA: HOW GOOD IS CANADIAN HEALTH CARE? http://www.ncpa.org/sub/dpd/index.php?Article_ID=14043 abgerufen 21/08/2011

    12. Canadian Institute for Health Information: Health care spending http://www.cihi.ca/CIHI-extportal/internet/en/Document/spending+and+health+workforce/spending/RELEASE_28OCT10

    13. Department of Finance Canada http://www.fin.gc.ca/fedprov/cht-eng.asp

    14. rzteblatt. Toronto/Kanada Medizin in Toronto http://www.aerzteblatt.de/archiv/30533 Abbildungsnachweis

    Abb. 1: Gesundheitssystem in Kanada (eigene Darstellung) Abb. 2: Aufgaben der Bundesregierung

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    (Quelle: http://healthydebate.ca/2011/04/_mailpress_mailing_list_healthydebate-news/federal-role-health-care, abgerufen 21/08/2012) Abb. 3 Gesundheitsausgaben pro Kopf in Canada 1975-2011 (Quelle: National Health Expenditure Trends, S. 4.) Abb. 4: Canada Health Transfer (Quelle: http://www.parl.gc.ca/Content/LOP/ResearchPublications/cei-14-e.htm abgerufen 21/08/2112) Abb. 5: Ausgaben im Gesundheitswesen Kanada (2009) (Quelle:National Health Expenditure Trends, S. 15.)