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Das Kleine 1x1 Des Klarträumens

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Das Kleine 1x1 Des Klarträumens

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Das kleine 1x1 desKlarträumens

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Das kleine 1x1 des Klarträumens

Inhaltsverzeichnis

1) Was ist ein Klartraum

2) Warum sollte ich das Klarträumen lernen?

3) In der Traumwelt ankommen

3.1) Die Traumerinnerung

3.2) Die Reise des Träumenden

4) Der Einstieg in den Klartraum

4.1) DILD

4.2) WILD

4.3) Techniken

4.3.1) MILD

4.3.2) WBTB

4.3.3) Rhythm Napping

5) Im Klartraum

5.1) Stabilität im Traum

5.2) Traumkontrolle

Glossar

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Ich übernehme keinerlei Verantwortung für Schäden aller Art die durch das Klarträumen oder das Vorgehenmittels dieser Anleitung hervorgerufen werden.

Mir sind persönlich keinerlei Fälle bekannt in denen Klarträumen je jemandem geschadet hat – Ich empfehleMenschen mit psychischen Beeinträchtigungen oder Erkrankungen dennoch, dieses Thema zunächst mit

einem psychologischen Fachberater oder Therapeuten zu besprechen.

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Vielen Dank an all die Klarträumer, die mir geholfen haben, diesen Guide zu verfassen und ein besonderesDankeschön an Nicolas, der sich besonders viel Mühe gegeben hat, mich zu korrigieren wenn ich falsch lag!

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Keimig, Orvil Ricardo: Das kleine 1x1 des KlarträumensRüsselsheim, Oktober 2013

Alle Rechte am Werk liegen beim Autor:Orvil Ricardo Keimig

ISBN 978-3-8442-7043-3

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Einleitung

Der Klartraum. Tja, wovon spreche ich wenn ich von einem Klartraum spreche? Was verstehst du denn

unter einem Klartraum (Synonym: Luzider Traum)? Hilft es dir wenn ich dir sage, dass sich dieses Wort aus Klarheit und Traum zusammensetzt? Was verstehst du im Alltag unter "Klarheit"? Und wozu zum Teufel soll das ganze denn gut sein? Warum Zeit in so was investieren? Kann ich das Klarträumen lernen? Dauert es lange? Hat es irgendeinen praktischen Nutzen?

Ein seltsames Phänomen, das du dir hier ausgesucht hast. Aber wo du schon mal hier bist, lass uns doch mal über das ein oder andere reden, was zu dem Thema zu sagen ist. Wie du oben gesehen hast gibt es jede Menge Fragen. Es gibt sogar jede Menge Antworten. Und es gibt unzählige Quellen, im Internet als auch in "analoger" Form, als Buch.

Warum ich mir dann die Mühe mache hier ellenlange Verse zu schreiben? Ich finde, dass das Klarträumen ein interessantes Phänomen ist, ein Phänomen mit Potential für die Menschen, aber als ich mich selbst mal umsah, was denn der Medienmarkt zu dem Thema so hergibt war ich erschüttert wie viele Menschen - die sehr viel Spaß am Klarträumen haben könnten - der Scharlatanerie im Internet zum Opfer fallen. Damit will ich nicht sagen, dass du dort nur Geplapper oder ähnliches findest, nein, es gibt auch sehr kompetente Leute, die ihr Wissen mit anderen teilen; Und ich glaube nicht, dass ich in irgendeiner Weise Ansprüche auf Wahrhaftigkeit erheben kann, zu dem, was ich dir sage. Aber ich finde, vieles wird verkompliziert, wird verdreht und so kryptisch dargestellt, sodass Einsteiger Probleme haben dürften, dem Phänomen näher zu kommen. Was ich dir hier anbiete ist eine Übersicht zu dem Thema Klarträumen, ein paarAntworten auf die häufigsten Fragen und natürlich meine eigene Erfahrung. Ich selbst bin jetzt seit über einemJahr Klarträumer. Ich denke ich habe die absolute Grünschnabelphase bereits hinter mir und kann von einer ganzen Zahl an Klarträumen berichten. Ich stehe seit einiger Zeit in stetem Kontakt mit Freunden aus unserer Forencommunity und wir hegen einen regen Austausch über Methoden, Erfahrungen und neuen Ideen. Wir alle haben gemerkt, wie schwer der Einstieg in dieses Thema am Anfang war, weil wir von vielen falschen Annahmen ausgegangen sind, die uns auf dem Weg zum Klartraum behindert haben. Zwei der oben erwähnten Kollegen haben es sich sogar zur Aufgabe gemacht, sich auf YouTube zu setzen und Videos zum Thema Klarträumen zu produzieren, die Anfängern mit den Grundlagen helfen sollen. Wir alle haben festgestellt, dass man oft falsch an das Klarträumen herangeht und deshalb entstehen hier und da Ideen zu Aufklärungsversuchen, die Neueinsteigern helfen sollen, nicht dieselben Fehler zu machen wie wir.

Jetzt habe ich viel gequatscht und wenig gesagt, also lass uns doch einfach mal anfangen. Ich schlage vor, wir fangen mit der nächstliegendsten Frage an:

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1) Was ist ein Klartraum?

Tja, eine berechtigte und gute Frage. Eine sehr gute Frage sogar. Und schwer zu beantworten ist sie auch. Ein

Klartraum wird durch vieles definiert, auch der Maßstab und das Adjektiv "klar", welches den Klartraum ausmacht ist umstritten. Aber ich bin nicht hier, um dir von den Diskussionen der "Meister" zu erzählen, wir wollen hier schließlich auf den Punkt kommen und deshalb erlaube ich mir die Freiheit, meine eigene Definition zum Besten zu geben:

„Ein Klartraum ist ein Traum, in dem sich der Träumende bewusst ist, dass er träumt, und in dem er auch ein gewisses Maß an Handlungskompetenz aufweist.“

Warum der letzte Teil meines Satzes? Weil es auch Träume gibt in denen man weiß, dass man träumt, es aber nicht als abnormal erachtet. Auch für diesen Zustand gibt es eine Bezeichnung, wobei sie auch sehr umstritten ist – wir wollen diesen Zustand nun aber „präluzid“ nennen („vor“-luzid).

In einem Klartraum weiß man also, dass man träumt. Man ist sich dessen "bewusst". Ich hebe diesen Begriff besonders hervor, weil er neben dem Zustand im Traum auch in der Wachwelt eine prägende Bedeutung für den Klarträumer hat und ich möchte ihn mir an dieser Stelle genauer angucken.

Man ist "bewusst". Was bedeutet das? Was heißt Bewusst-Sein? Es bedeutet sich seiner selbst und seiner Umwelt gewahr zu sein. Um dir ein Gefühl zu vermitteln wovon ich da eigentlich rede, lass uns doch mal einen Zustand genauer betrachten, der dem Zustand im Traum sehr ähnlich ist: Der in dem du jetzt bist. Versuche mal, deine Sinne aktiv zu nutzen. Nimm dir dafür ruhig mal ein paar Minuten Zeit! Einen nach dem anderen. Zuerst mal das Sehen. Schau dich um - in deinem Zimmer oder wo immer du gerade bist. Beobachte die Gegenstände um dich herum. Oder die Menschen. Mach das eine gute Minute, beobachte einfach mal deine Umgebung.

Hast du das getan? Ich wette dir sind auf einmal Dinge aufgefallen, die du sonst nie bemerkt hättest, war es nicht so?

Machen wir mit dem Hören weiter. Schließ die Augen! Nimm dir mal eine Minute Zeit, nur auf dein Gehör zu achten. Versuche mal mit diesem Sinn wahrzunehmen: Wo sind die Leute gerade in deinem Haus, wie bewegen sie sich? Was tröpfelt da in der Ecke? Versuche, Geräusche zuzuordnen.

Ich wette auch dieses Mal hast du Dinge entdeckt, die dir vorher nicht bewusst waren; Wie zum Beispiel die Vögel, die draußen singen, die Heizung die Lärm macht oder die Autos auf der Schnellstraße in einiger Entfernung. Es ist unglaublich wie viel man wahrnehmen kann, wenn man sich auf seine Wahrnehmung konzentriert!

Versuche es weiter mit einem nicht ganz so gebräuchlichem Sinn, dem Riechen. Riechst du gerade etwas Herausstechendes? Backt jemand in deinem Haus Kuchen? Hat sich der Kerl neben dir im Bus gerade einer

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dicken Gaswolke entledigt? Wenn du gerade nicht besonders viele Gerüche wahrnehmen kannst, versuche doch mal dir Gerüche in Erinnerung zu rufen.

Wie sieht's mit dem Schmecken aus? Probiere doch mal den Apfel oder die Banane in deiner Nähe, oder, wenn du gerade nichts zu essen hast, versuche dich an Geschmäcker zu erinnern. Versuche zu beschreiben was du schmeckst und welche Emotionen dies vielleicht bei dir auslöst.

Auch dem Fühlen wollen wir eine Minute widmen. Wie fühlt sich deine Kleidung an? Fasse mal deinen Tisch an, die Türklinke, alles was du in die Finger bekommen kannst. Wie fühlt es sich an? Was für Gedanken oder Gefühle kommen bei dir auf?

Wenn du dich mit dieser Übung beschäftigt hast, sollte dir aufgefallen sein, wie beschränkt wir normalerweiseunsere Welt wahrnehmen. Kannst du dir inzwischen vorstellen, was mit der Vorsilbe "klar" gemeint ist? Nein?

Ich will dich nun nicht länger vertrösten und wir kommen mal zur Sache. Würden wir deine Wahrnehmung als den Blick durch ein Fenster betrachten, so war deine Wahrnehmung eben (bei unserer Übung) "klar". Du hast deine Umwelt durch ein klares Fenster betrachtet und sie in vollem Maße wahrgenommen. Wie würdest du deine alltägliche, normale Wahrnehmung beschreiben? Denke an die Metapher mit dem Fenster. Wenn dasFenster eben "klar" war, als du dich auf deine Wahrnehmung konzentriert hast, wie würdest du es normalerweise nennen? Ich nenne es "trüb". Normalerweise siehst du die Welt durch ein trübes Fenster, du nimmst Silhouetten der Welt war, beachtest sie aber nicht genauer. Verstehe mich nicht falsch, das ist keine Kritik! Unser Gehirn arbeitet selektiv: Alles was wahrgenommen wird, wird zunächst aufgenommen und bleibtfür ein paar Millisekunden im sogenannten "Ultrakurzzeitgedächtnis". Bereits hier wird schon gesiebt, relevante Daten bleiben hängen und kommen weiter ins "Kurzzeitgedächtnis". Das Kurzzeitgedächtnis speichert Informationen ungefähr 20 Sekunden lang. Was nach diesem Selektionsprozess noch da ist, kommt ins Langzeitgedächtnis. Aber dort kommt nur ein sehr kleiner Teil dessen an, was wir tatsächlich wahrnehmen.Ob eine Information ins Langzeitgedächtnis kommt hängt davon ab, wie wichtig sie ist. Die Wichtigkeit legen wir selbst fest. Indem wir uns auf unsere Wahrnehmung konzentrieren, erhält der sensorische Input ein hohesMaß an Wichtigkeit, überlebt deshalb die Selektionen und landet im Langzeitgedächtnis!

Betrachten wir aber mal wieder das, was ich dir eigentlich zeigen wollte: Die Traumwelt. Kannst du dich daran erinnern was du heute Nacht oder die Tage zuvor geträumt hast? Wenn ja, dann ist das super; Wenn nicht mach dir keinen Kopf, die wenigsten Leute können das ohne Training. Aber auf das Thema Traumerinnerung will ich später genauer zurückkommen. Wenn du dich an einen Traum erinnern kannst, kannst du mir dann sagen wie die Leute aussahen mit denen du gesprochen hast? Oder was sie gesagt haben? Kannst du mir sagen wie deine Umgebung aussah? Was genau du getan hast? Was du anhattest? Ich glaube das dürfte den Meisten schwerfallen. Aus diesem Grund nennen wir solche Träume, also die "normalen" Träume, auch "Trübträume"! Sozusagen das Gegenteil von "Klarträumen". In Klarträumen ist deine Wahrnehmung schärfer, du bist dir deiner selbst und deiner Umgebung bewusst und kannst aus dieser Erkenntnis heraus handeln. Du weißt, dass du träumst und das macht den essentiellen Unterschied zwischen einem klaren und einem trüben Traum!Du kannst im Klartraum so ziemlich alles tun was du willst: Du kannst versuchen zu fliegen, die Zeit einfrieren, dir Leute herbeiwünschen, an Orte reisen oder mit sonstiger Magie herumspielen - Die einzigen

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Grenzen, denen der Klartraum unterliegt sind die, die du dir selbst setzt. Verwandle dich in ein Tier, besuche andere Welten.

Da wir unterbewusst allerdings an vieles gewohnt sind, wie zum Beispiel die Schwerkraft oder Ähnliches, kann es dir natürlich passieren, dass du dich zunächst selbst davon überzeugen musst, fliegen zu können oder andere Dinge zu tun. Aber prinzipiell machst du selbst die Regeln im Traum. Ein sehr mächtiges Werkzeug hierbei ist die sogenannte Erwartungshaltung, aber auch dazu komme ich später noch.

Du hast jetzt eine kleine Einleitung in das bekommen, was ein Klartraum ist und was es mit dem Begriff auf sich hat. Wenn du nichts dagegen hast, verrate ich dir gern noch das ein oder andere zu dem Thema im Folgenden.

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2) Warum sollte ich das Klarträumen lernen?„

Mein erster Klartraum

Zu Hause. Ich packe meine Sachen für ein Winter-Ski-Trainingslager (wobei ich nur einen kleinen Rucksack packe!).Im Trainingslager, eine Mitsportlerin und unser Trainer stehen auf dem Berg und machen eine Probeabfahrt. Als wir unten ankommen explodiert ein nahestehendes Gebäude – ein verrußt aussehendes Kind ist verletzt. Ich gehe zu dem Vater des Kindes und frage ihn, ob ich einen Krankenwagen rufen soll (das Kind ist schwer verletzt!). Er antwortet, dass das Kind doch kaum verletzt sei. Ich lasse ihn in Ruhe und gehe zu einigen weiteren Mitsportlern – wir machen uns auf den Rückweg. Wir kommen bei meiner Oma zu hause an (Wie sind wir hierher gekommen?) . Das Haus sieht von innen aus wie das Unsere. Mir fällt ein, dass ich meine Zahnbürste und mein Buch zu hause vergessen habe. Ich brauche außerdem noch etwas um gescheite RCs ausführen zu können und will mein Traumtagebuch mitnehmen. Meine Mutter meint aber, das sei zu kindisch. Sie wundert sich allerdings darüber, dass ich schon wieder da sei – ich wäre doch eben noch 300km entfernt im Trainingslager gewesen. Ich beginne, aufmerksam zu werden und mache einen Realitätstest. Ich werde sofort klar und erkenne, dass ich gerade träume! Das Gefühl ist unglaublich. Eine ungeheure Euphorie erfüllt mich und mein Herz schlägt extrem schnell. Ich gehe an das Fenster (Fenster unserer Küche, draußen aber der Garten vor Omas Haus). Langsam bekomme ich meine Aufregung unter Kontrolle und probiere etwas: Ich gleite durch das Fenster (es fühlt sich irgendwie kalt an, als ich es durchquere) und schwebe in den Garten. Ich berühre die Rinde des Baumes vor mir um meine Wahrnehmung auf den Traum zu lenken. Ich laufe zur Vordertür und treffe dort auf eine Freundin, die ich lange nicht gesehen habe. Ich möchte sie ins Haus führen, wobei aber ständig Leute auftauchen, die uns ablenken wollen. Ich „wünsche“ sie einen nach dem anderen weg (es funktioniert!), doch einer von ihnen lässt sich einfach nicht abschütteln. Langsam entgleitet mir der Traum und ich wache auf.

13.5.12 O.Keimig“

Ich weiß nicht so recht ob ich dir die Paradeantwort geben kann. Fakt ist, es gibt viele Gründe, um mit dem

Klarträumen anzufangen. Es kann das Freiheitsgefühl sein, das man erleben möchte (und ich verspreche dir, das wirst du!), es können die unzählbaren Möglichkeiten sein, vom Fliegen bis zum Zaubern aller Art, vom Atmen unter Wasser bis zum Verwandeln in ein Tier, das einen zum Klarträumen treibt. Es kann das reine Interesse an den eigenen Träumen sein. Träume sind etwas Persönliches und oft kann man auch etwas aus denTräumen über sich lernen, manchmal jedoch kann einem das sehr schwer gemacht werden. Ich finde aber gerade diese Träume interessant, aus denen man über sich lernen kann! Im Klarträumen steckt ein hohes Potential für Selbsterkenntnisse. Es gibt Leute die regelmäßig Albträume haben, die Klarträumen als eine Art Therapie benutzen, weil sie lernen können sich im Traum ihren Ängsten zu stellen und es gibt massig Leute, die sich so ihrer Albträume entledigen konnten. Ich zähle allerdings nicht zu ihnen – ich hatte auch nie regelmäßig Albträume und will mir deshalb auch nicht anmaßen, darüber zu reden.Aber zurück zur Frage: Warum sollte ich Klarträumen lernen? Wie oben aufgezeigt gibt es viele Gründe. Warum ich es tue?

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Ich würde gern einfach mal alle Möglichkeiten ausprobieren und nach und nach meine Grenzen erweitern; vor kurzer Zeit hatte ich meinen ersten "kontrollierten" Flugversuch, ich möchte noch Personen treffen und mitihnen reden, zuhören wie sie im Vergleich zu ihren „Spiegelbildern“ in der Wachwelt reagieren und einfach die Freiheit genießen! Ich schlafe nachts doch sowieso, warum die Zeit dann nicht einfach nutzen?

Warum du mit dem Klarträumen anfangen willst ist deine Sache. Ich bin sicher du hast einen Grund, und wenn nicht dann findest du mit der Zeit sicher einen besseren als "Mal sehen ob ich die scharfe Braut von gestern Abend in meinen Traum holen kann"!

Nun weißt du, was ein Klartraum ist und vielleicht auch schon warum du damit anfangen willst.Lass uns also weiter voranschreiten.

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3) In der Traumwelt ankommen

3.1) Die Traumerinnerung

Bis jetzt haben wir uns mit der Theorie um das Phänomen eines Klartraums unterhalten, doch bevor du

anfangen kannst konkrete Techniken zu nutzen sollten wir uns zuerst mal mit den Träumen per se beschäftigen, also den Trübträumen.

Eine Frage: Was bringt dir ein wunderbares, tolles Erlebnis wenn du dich später nicht erinnern kannst es erlebtzu haben?

Ich sagte vorhin es sei nicht schlimm, wenn du dich nicht aus dem Stegreif an deine Träume erinnern kannst, aber wir wollen uns eben nochmal ansehen, warum das so ist. Denke mal zurück an das, was ich zur klaren und trüben Wahrnehmung gesagt habe: Es hat mit den Selektionsprozessen in unserem Kopf zu tun. Wichtigeskommt durch, Unwichtiges wird gefiltert. Von alleine wird unser Gedächtnis einen Teufel tun, sich so etwas Unwichtiges wie Träume zu merken. Das bedeutet wir müssen ihnen mehr Aufmerksamkeit schenken um unsere Traumerinnerung zu verbessern. Die Traumerinnerung ist essentiell für den Klarträumer, denn sie ist das Tor zur Traumwelt, sie macht Träume greifbar. Ein Grund, warum man seine Traumerinnerung verbessern sollte ist der oben genannte: Was bringt mir ein Klartraum, wenn ich ihn schon kurz nach dem Aufwachen vergessen habe?

Lass mich ein Beispiel bringen: Sicher konntest du dich auch wenige Minuten nach der Unterhaltung mit einem Kollegen oder Freund auch noch an euren Argumentationswechsel erinnern, aber wie sieht es 7 Tage später aus? Oder 2 Monate später? Es wird dir sicher schwerfallen dich daran zu erinnern, wer was genau gesagt hat. Du musst, damit deine Traumerinnerung wirklich wirksam gesteigert wird, deine Träume in irgendeiner Formfesthalten. Ich persönlich habe für mich entdeckt, dass unserer Lehrer uns in der Schule doch nicht angelogen haben: Aufschreiben hilft wirklich!Es mag auch sein, dass du eher der auditive Typ bist und dir deine Träume lieber aufnimmst, sei es mit Smartphone oder Aufnahmegerät. Vielleicht bist du ja eher kreativ und malst dir gerne ein Bild zu deinem Traum? Dir stehen da alle Möglichkeiten offen - Das Aufschrieben der Träume bleibt dennoch meiner Erfahrung nach die meistgenutzte Möglichkeit, weshalb ich hierauf auch genauer eingehen will. Eines der wichtigsten Werkzeuge eines Klarträumers ist das so genannte Traumtagebuch. Ich persönlich führe eines in A6 – passt gut in die Hosentasche falls man über den Tag noch Details ergänzen möchte – andere greifen zu A5 Heften.

Man tut sich manchmal schwer kurz nach dem Aufwachen im Bett etwas niederzuschreiben, aber ich versichere dir, es lohnt sich. Und wenn du es nicht morgens machst, dann klappt es nicht! Und betrüge dich nicht selber indem du sagst du tust es später! Erstens machst du es doch nicht und zweitens wirst du dich am Tag wesentlich schwieriger tun, dich an die Träume der Nacht zu erinnern als direkt nach dem Aufwachen! Wenn du dennoch wenig Zeit am Morgen hast und nicht alles aufschreiben willst, dann mach dir Stichpunkte – irgendetwas markantes, Dinge mittels derer du später wieder an deine Erinnerung herankommst. Du kannst

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deinen Traumbericht dann ja nachmittags vervollständigen – wichtig ist nur, dass du irgendwas aufschreibst, damit du den Traum über den Tag nicht vergisst!

Ein paar Tipps zum Aufschreiben:Wenn du aufwachst, versuche dich nicht zu bewegen. Stelle dir am besten einen sehr zarten Wecker, der dich sanft weckt, oder - wenn du das Glück hast, so lange ausschlafen zu können - lass dich vom Sonnenlicht wecken. Wenn du zu laut geweckt wirst, bist du sofort in der Wachwelt angekommen und hechtest vielleicht schon durch den Raum, um den Wecker abzuschalten. Es ist mir selbst nicht selten passiert, dass ich mich kurznach dem Aufwachen (ich wachte kurz vor dem Wecker auf) noch an eine Menge Träume erinnern konnte, und als der Wecker dann losging und ich aufsprang um ihn abzuschalten, war auf einmal alles verloren. Versuche also, dich sanft zu wecken, lass die Augen ruhig zu, bewege dich nicht und rufe dir einen deiner Träume in Erinnerung. Am besten den, durch den sich die sinnvollste Geschichte zieht. Gehe ihn im Kopf sorgfältig durch, sammle alles an was du dich erinnern kannst und DANN schreibe ihn auf. Leg dir dein Traumtagebuch am besten direkt neben das Bett (samt Stift), damit du schnell danach greifen und los schreiben kannst. Es ist wichtig, dass du auch Traumfetzen aufschreibst, wenn diese das einzige sind was dir von der Nacht geblieben sind. Manchmal lösen diese einen Schneeballeffekt aus und eine ganze Flut an Erinnerungen strömt ihnen hinterher. Meistens kommt der Rest an Erinnerungen erst dann nach wenn du die Fetzen aufschreibst – wie du ja gesehen hast (und sehen wirst) verwende ich sehr viele Klammern in meinen Traumberichten; hier sind mir plötzlich Sachen wieder eingefallen! Schreib so viel auf wie du kannst und versuche, dem Ganzen etwas näher zu kommen. Versuche deinen Träumen Überschriften zu geben, so kannst du sie dir besser merken. Ich kann mich heute noch an meinen ersten aufgeschrieben Traum von vor einem Jahr erinnern!

Die Autosuggestion

Da wir ja bereits gesagt haben, dass das Erinnerungsvermögen an Etwas von der Wichtigkeit dieses Etwas abhängt, sollten wir zunächst unsere Einstellung zu unseren Träumen ändern. Das kann man machen, indem man sich aktiv sogenannte "Autosuggestionen" vorsetzt. Was ist eine Autosuggestion? Schauen wir kurz auf den Wortstamm: „Auto“ bedeutet immer "selbst", so spricht man zum Beispiel bei Pflanzen von "auto"trophen Organismen (sich "selbst" versorgenden Organismen) und bei "Auto"didaktik davon, sich "selbst" etwas beizubringen. Jetzt bleibt noch die "Suggestion". Das Verb "suggerieren" bedeutet, etwas vorzutäuschen oder jemanden etwas glauben zu lassen. Eine Autosuggestion bedeutet also, sich selbst etwas vorzutäuschen. Unglücklicherweise klingt das weniger positiv als es soll. Lass mich dir eine einfache Autosuggestion aufzeigen: "Meine Träume sind mir wichtig!". Der Zweck einer Autosuggestion ist es, seinem Unterbewusstseinetwas mitzuteilen oder es zu trimmen. Wiederholt man diese Autosuggestion "Meine Träume sind mir wichtig!" des Öfteren am Tag, so wird es dein Unterbewusstsein irgendwann einfach glauben. Autosuggestionen kannst du laut aussprechen wenn es dir möglich ist, aber auch nur im Geiste gesprochen sind sie wirksam! Jetzt, da dir deine Träume wichtig sind, wird sich dein Gedächtnis auch viel eher dazu hinleiten lassen, dir deine Träume zu erzählen. Du kannst dich nun nach einigen Tagen (oder vielleicht schon morgen früh, Autosuggestion kann unglaublich wirksam sein!) nach dem Aufstehen an einen oder mehrere deiner Träume erinnern! Wichtig beim Setzen einer Autosuggestion ist, dass man sie im Präsens abfasst! Du willst nicht „morgen“ oder „demnächst“ eine bessere Traumerinnerung haben (du würdest den Zeitpunkt damit mit jedem Setzen der Suggestion in die Zukunft verlagern), sondern jetzt und sofort! Eine Weitere sehr

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nützliche Autosuggestion hat mit deiner Einstellung zur Nacht zu tun. Ich habe gemerkt, dass meine Traumerinnerung sich deutlich verbessert hat, als ich begann, „schlafen zu gehen, um zu träumen“. Mach dir das ruhig jeden Abend mal bewusst – einfach die Intention, Schlafen zu gehen, um zu träumen. Nicht um zu regenerieren oder die Zeit rum zu kriegen, sondern um zu träumen!

Der „Anker“

Ach ja, warum eigentlich ein Traumtagebuch? Warum schreiben wir die Träume nicht einfach mal hier und da auf einen Zettel? Und warum macht es Sinn, immer denselben Stift zu verwenden?Hier kommt etwas ins Spiel, dass wir "Anker" nennen. Im bildlichen Sinne bedeutet das: Etwas aus der erfahrbaren Welt ist mit einer Information oder einer Reaktion in unserem Kopf gekoppelt. Ersteres wäre das Schiff, es ist mit einem „Anker“ mit Letzterem verbunden. Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Wenn du morgens nach deinen Autoschlüsseln greifst, denkst du automatisch ans Autofahren. Vielleicht fällt dir dabei dein Weg zur Arbeit ein, den du automatisch durchgehst. Oder wie sieht es mit Musik aus? Vielleicht hast du zu einem besonderen Erlebnis ja mal ein bestimmtes Musikstück gehört, und immer wenn du dieses Musikstück wieder hörst erinnerst du dich an dieses Erlebnis, kannst dich regelrecht in die Erinnerung einfühlen. Was wir mit dem Traumtagebuch tun, ist ganz ähnlich: Immer wenn ich morgens nach meinem Traumtagebuch greife, weiß mein Gehirn: "Jetzt ist Traumerinnerung gefragt". Immer wenn ich meinen Stift, der dabei liegt, in die Hand nehme, weiß mein Kopf "Jetzt wird ein Traum aufgeschrieben, versuche, dich an alles zu erinnern.". Es ist hierbei wichtig, dass du diesen Stift oder dieses Buch für sonst nichts anderes verwendest, als für das Aufschreiben von Träumen! So wirkt dieser Anker verstärkend auf deine Traumerinnerung.

Du kannst natürlich auch aktiv mit deinen Träumen arbeiten, sie dir Tagsüber nochmal durchlesen und markante Stellen markieren – solche die dir zeigen, dass es sich hierbei um einen Traum handelt.

Du weißt jetzt alles Relevante, um morgen früh einen Traum aufschrieben zu können. Die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit deinen Träumen ist essentiell für deine Entwicklung als Klarträumer und ich rate dir, dieses Morgenritual in deinen Alltag aufzunehmen.

Dein Traumtagebuch ist etwas ganz persönliches, deine Träume sagen Dinge über dich aus, oder manchmal (wie ich es bereits erwähnt habe) sind sie auch auf die ersten Blicke zusammenhangslos. Das Problem ist, dass eine fremde Person missverstehen könnte, was sie liest und damit deinen Charakter falsch einschätzen könnte. Fühle dich nicht gehemmt, alles so aufzuschreiben wie es war, denn dein Traumtagebuch wird niemand lesen!Es hat niemand zu lesen! Verstecke es zur Not bei Besuch, was da drin steht geht wirklich nur dich etwas an! Du kannst deine Träume (besonders die klaren natürlich) aber auch mit anderen teilen, mit ihnen darüber reden und diskutieren. Letztendlich solltest du entscheiden, wer von deinen Träumen weiß und wer nicht.

Tja, soviel zum Thema Traumerinnerung. Du solltest jetzt wissen, wie du deine Traumerinnerung steigern kannst und warum es Sinn macht dies zu tun.

Eine Sache noch zum Traumtagebuch: Belasse es nicht dabei, irgendwann nur noch Klarträume aufzuschreiben. Ich selbst habe erfahren, dass so manche Trübträume auch eine klare Nacht ersetzen können.

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Trübträume müssen nicht immer stumpfe Erinnerungen sein, sie können emotionsgeladen und berührend sein. Es gibt bereits einen solchen Traum in meinen Traumtagebüchern und ich möchte ihn hier darlegen:„

Die Flucht aus dem Krankenhaus

Zwei Freunde und ich wollen im Krankenhaus über das w-lan-Netzwerk ein Computerspiel spielen und sind als Ärzte verkleidet. Einer meiner Freunde bekommt einen Auftrag, er soll ein paar chirurgische Schnitte an einem Patienten vornehmen. Ich denke mir, dass wir die Tarnung nun auffliegen lassen sollten, das Ganze wird hier zu ernst. Er jedoch geht zu dem Patienten. Er ruft mich zu sich. Er benutzt einen hautfarbenen Stift, um die Narben der Schnitte zu imitieren (die er nicht gemacht hat). Der Stift ist sehr spitz, sodass der Patient ihn durchaus für ein Messer halten könnte. Mein Freund sagt ihm, er solle die Augen schließen. Mir wird das alles zu blöd und ich und der andere Freund gehen zum Aufzug. Ein paar Ärzte gehen in das Zimmer des Patienten (in dem sich mein anderer Freund noch aufhält). Ich ziehe mich im Aufzug um, da ich nicht erkanntwerden möchte (ich denke, dass der Bluff nun aufgeflogen ist, und dass man uns suchen würde). Der Aufzug zeigt (anstatt der Zahlen für die Stockwerke) komische Zeichen an. Wir steigen aus. Rechts ist ein Fenster, Links eine Tür. Sie ist verschlossen. Durch das Fenster kann ich nicht fliehen, es wäre zu hoch. Aus dem 2. Aufzug kommt der erwischte Freund, ein Aufseher hat ihn am Kragen. Er erkennt mich als einen Mittäter und stürmt auf mich zu. Die eben noch verschlossene Tür lässt sich auf einmal öffnen. Auf dem Parkplatz erwischt er mich dann und wirft mich zu Boden. Er holt eine Wasserpistole hervor und macht mich nass. Er beleidigt mich und droht mir, bis ich ihm erkläre, dass wir eigentlich nur vorhatten, das w-lan-Netzwerk zu nutzen. Er entschuldigt sich daraufhin bei mir für sein grobes Verhalten und bemerkt, dass ich sehr viel Kraft hätte, die ich nicht einsetzen würde. Wir laufen alle zum nahestehenden Fahrradständer. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind 2 Randalierer, die die Kirche mit Granaten bewerfen. Ich möchte einfach nur weg, doch einer meiner Kumpels provoziert die beiden. Sie beginnen daraufhin, uns auf den Rädern zu verfolgen. Es ist Nacht und stockdunkel. Uns erkennt man an den gelblich leuchtenden Fahrradlampen, die Zwei Randalierer haben weiß-bläuliches Licht. Die beiden kennen den Ort besser als wir und schneiden uns ständig den Weg ab. Ich bekomme langsam richtig Angst. Ich löse mich von der Gruppe und will mir ein Versteck suchen. Ich fliehe in eine enge Seitengasse und stelle mein Fahrrad quer auf die nächste Kreuzung, damit die Randalierer (wenn sie mir folgen würden), zumindest kurz aufgehalten würden. Ich renne in die Kirche dort, wo der Priester gerade ein imposantes Gebetslied anstimmt. Der Gesang erfüllt mich mit Wärme, gibt mir Hoffnung, die gegen die panische Angst ankämpft. Zu meiner Linken ist eine unverschlossene Holztür. Ich öffne sie. Dort drinnen sind die Saiten der großen Orgel (Orgeln haben keine Saiten…) gespannt und der Raum wird lediglich von einer Kerze mit warmem Licht erhellt. Es ist sehr eng in dieser Kammer. Ich quetsche mich hinein, die Tür will sich aber nicht richtig schließen, die Kammer ist nicht tief genug. Ich quetsche mich weiter hinein und versuche mich so zu hinein zu kauern, dass die Tür ganz geschlossen ist, damit die Randalierer mich nicht finden würden. Der Raum gibt mir durch das Kerzenlicht ein unheimliches Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit, unterstützt durch das Gebetslied des Priesters. Gerade als ich es schaffe, die Tür ganz zu schließen stürmen die beiden Randalierer in die Kirche und ich spüre den Luftzug, als sie an der Tür vorbei rennen. Ich fühle mich jetzt sicher und wohl. Langsam gleite ich aus dem Traum heraus und wache auf. Ich spüre noch die Tür an meiner linken Schulter (jetzt: Das Bett) und habe noch das Gebetslied des Priesters in den Ohren.

21.7.12 O.Keimig“

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3.2) Die Reise des Träumenden

Was aber nun, wenn du dich morgen an nichts, aber auch gar nichts erinnern kannst? Hast du vielleicht

nichts geräumt? Falsch! Du träumst jede Nacht, und zwar mehrmals, ob du es glaubst oder nicht!

Sehen wir uns doch mal die Struktur deiner nächtlichen Reise genauer an.

Die Schlafphasen

Wenn du dich abends schlafen legst, dann dauert es zunächst ein bisschen bis du einschläfst. Manche schlafenschon nach 5 Minuten ein, andere liegen noch eine Stunde wach und hören Musik. Manche von letzterer Sortebemerken vielleicht folgendes: Nach und nach wandern die Gedanken ab, es ergeben sich abstruse und bizarreGedankengänge, die man gar nicht mehr aktiv steuert. Der ein oder andere nimmt vielleicht auch schon sogenannte hypnagoge Bilder wahr, kurze Einblenden, die Momentaufnahmen aus einem Traum ähnlich sind. Vielleicht sind es auch nur Striche und Kreise, geometrische Figuren, die sich langsam zu der Szenerie eines Traumes entwickeln. Diesen Übergang jedoch erleben die wenigsten von Natur aus mit, die Meisten schlafen zu diesem Zeitpunkt bereits (das bedeutet, dass sie dies nicht mehr bewusst wahrnehmen). Wenn wir uns abends ablegen beginnen wir damit einen Zyklus, der sich in einer Nacht mehrmals wiederholt.Ein solcher Zyklus geht ungefähr 90 Minuten lang und ist, grob gesehen, in 3 Phasen eingeteilt. Zunächst folgtdie Leichtschlafphase. In dieser Phase sind wir vielleicht noch am Tagträumen und gerade im Übergang völlig abzutauchen. Es folgt die Tiefschlafphase. Am Ende jedes Zyklus steht die so genannte REM-Phase. REM steht für "rapid eye movement", das bedeutet "schnelle Augenbewegungen". Warum heißt diese Phase so? Um diese Frage zu beantworten müssen wir ein bisschen ausholen.

Die Schlafparalyse

Unser Körper ist während wir schlafen fast vollständig paralysiert. Der ein oder andere ist vielleicht mal in dieser "Schlafstarre" aufgewacht und kann berichten, dass er sich für ein paar Augenblicke wirklich in keiner Weise bewegen konnte. Diese Paralyse richtet unser Gehirn zu unserem Schutz ein, denn wenn wir Träumen bewegen wir uns oder benutzen unsere Arme und Hände. Wie im Wachleben auch werden Befehle zu An- und Entspannung von Muskeln von unserem Gehirn aus gegeben. Im Prinzip gibt es neurologisch gesehen kaum einen Unterschied zwischen Traum und Wachleben, abgesehen davon, dass der ganze sensorische Input,den wir über unsere Sinne im Traum wahrnehmen von unserem Gehirn, also von uns selbst, kommt. Würde unser Gehirn uns während der Nacht nicht paralysieren, so würden wir uns im Bett während wir träumen tatsächlich bewegen. Da das gefährlich für uns werden könnte, werden wir von unserem Kopf in die Schlafstarre versetzt.

Warum erzähle ich das alles?

Ich sagte, dass unsere Bewegungen aus neurologischer Sicht genau wie im Wachsein auch im Traum von unserem Gehirn kommen, und unsere Augen gehören zu dem Teil des Körpers, die nicht paralysiert sind. Auf diese Weise hat auch der Klartraumforscher Dr. Stephen LaBerge nachgewiesen, dass es Klarträume gibt. Er stand vor dem Problem, dass er etwas aus dem Traum mitbringen musste, er musste beweisen, dass er im

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Traum Kontrolle über sich und seinen Traumkörper hatte. Da er wusste, dass die Augenbewegungen im Traummit denen des physischen Körpers gekoppelt waren, bewegte er seine Augen im Klartraum in einem bestimmten Muster; Ein Aufzeichnungsapparat zeichnete dann seine Augenbewegungen in der Nacht auf. Er hat in einem Klartraum für eine bestimmte Zeit lang Links-Rechts-Links-Rechts Augenbewegungen gemacht, welche sich in den Aufzeichnungen des Schlaflabors am nächsten Morgen wieder fanden. Die REM-Phase ist also eine Phase, in der unsere Augen besonders aktiv sind - Es ist kurzum die Phase in der wir am meisten träumen! Merke: Die Phase in der wir am meisten Träumen. Wir träumen teilweise auch in non-REM Phasen. Viele Klarträumer berichten so von non-REM-Träumen, welche sich meist durch eine träge und dunkle Atmossphäre von den REM-Träumen abhoben. Am Anfang der Nacht nimmt die REM-Phase ca. 15-20 Minuten am Ende jedes 90-minütigen Zyklus ein. Manbeachte aber, dass sie mit Verlauf der Nacht länger und die Zyklen kürzer werden. Kurzum heißt das: Wir träumen am Ende der Nacht mehr, als wir es am Anfang tun!

Der Körper erholt sich zum großen Teil in den Tiefschlafphasen. So kommt es auch, dass man sich wacher undvitaler fühlt, wenn man in einer REM-Phase aufwacht und man sich müder fühlt, wenn man in einer non-REM-Phase aufwacht und den Regenerationsprozess unterbricht. Fakt ist aber, dass man sich wesentlich besser an Träume erinnern kann, aus denen man eben aufgewacht ist, also wenn man in einer REM-Phase aufwacht.

Gehe der einfach halben davon aus, dass sich die Länge der Zyklen kaum verändert und rechne mal von dem Zeitpunkt aus, an dem du schlafen gehst im 90 Minuten Takt vorwärts, bis du bei einer Zeit herauskommst, diedeiner Weckerzeit nahe kommt und lass dich zu dieser Zeit wecken. Wenn diese Zeit zu spät für dich ist, weil du auf die Arbeit musst, dann stell dir den Wecker einfach einen Zyklus, also 90 Minuten, früher. Auf diese Weise ist die Möglichkeit sehr groß, dass du tatsächlich in einer REM-Phase aufwachst und a) ausgeschlafener bist und dich b) gut an deine Träume erinnern kannst.Experimentiere damit, stell den Wecker mal früher oder später. Da die Zeit der Zyklen ja von Person zu Personetwas schwankt kann es etwas dauern bis du den optimalen Wecker gefunden hast. Und denk daran: Lass dichsanft wecken!

REM-Rebound

Es hat sich ja inzwischen schon eines erwiesen: Die Mechanismen in unserem Körper existieren alle aus einem guten, evolutionstechnisch bewährtem Grund. So ist es auch mit den Schlafphasen: Unser Körper möchte eigentlich auf keine von ihnen verzichten – auch wenn wir noch nicht genug über ihre Funktionen wissen, umzu sagen warum das so ist. Man stellte jedoch folgendes Phänomen fest: Entzieht man dem Körper eine bestimmte Schlafphase, so holt er sie sich später zurück! Wenn du an einem Tag mal ein paar Stunden früher aufstehen musst als sonst, dann büßt du zum großen Teil REM-Schlaf ein. Legst du dich nun aber am Nachmittag mal für ein Stündchen hin, dann wird dein Körper diese Gelegenheit nutzen, um REM-Schlaf nachzuholen. Dein Mittagsschlaf wird also zu sehr großen Teilen nur aus REM-Schlaf bestehen. Man nennt dieses Phänomen den REM-Rebound, weil der Körper eben dort wieder anbindet, wo er in der letzten Schlafphase aufhören musste. Genauso tritt das Phänomen auch mit non-REM-Phasen auf, denn auch diese braucht unser Körper und er wird sie sich zurückholen, wenn sie ihm fehlen. Für uns und für das Klarträumen ist aber erst einmal der REM-Rebound interessant, man kann ihn nämlich tatsächlich nutzen! Auf der einen Seite kann man, wenn man die Zeit dafür findet, täglich ein Mittagsschläfchen halten und diese Zeit nutzen, um Techniken anzuwenden. Da man hier vom Zeitpunkt des

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Einschlafens aus näher am REM-Schlaf ist ist die Erfolgschance bei den Meisten Techniken dadurch erhöht. Man kann allerdings auch – auch hierzu benötigt man natürlich die entsprechende Zeit – zu einem Verhalten übergehen, das wir „polyphasischen Schlaf“ nennen.

Polyphasischer Schlaf

Klären wir zunächst mal die Begriffe: „Poly“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „viele“, so kennt man zum Beispiel „Poly-mere“ oder „Poly-ester“ aus der Chemie und „Poly-peptide“ aus der Biologie. Bei uns heißt es jetzt „poly-phasisch“, also Schlaf mit vielen Phasen. Wobei „viel“ schon fast zu viel gesagt ist, die meisten arbeiten hier mit 3 oder 4 Phasen (das wäre dann prakitsch „tri-“ oder „tetra“-phasischer Schlaf, wenn wir im griechischen bleiben wollten). Die Idee ist folgende: Man reduziert den so genannten „Kernschlaf“ auf gute 4-5 Stunden; Das ist die Zeit, die man in der Nacht schläft. Über den Tag verteilt man dann 2 bis 4 mal „Schläfchen“ von 30-45 Minuten Länge.Der polyphasische Schlaf braucht eine gewisse Anlaufzeit (die Meisten komme nach ca. 2 Wochen gut damit aus), da der Körper die gewohnten Regenerationsphasen verschieben muss und begreifen muss, dass er zum Beispiel den REM-Schlaf nicht eng auf die 5 Stunden packen muss sondern ihn einfach in den 2 oder 3 anderen Phasen anlegen kann. Die Idee klingt auf den ersten Blick vielleicht etwas merkwürdig, funktioniert aber durchaus! Die Vorteile dieses Schlafverhaltens liegen auf der Hand: Man büßt über den Tag nur hier und da ein wenig Zeit für ein Schläfchen ein und hat morgens nach dem Aufstehen noch Zeit für viele andere Sachen. Vor allem aber kann man die kurzen Schlafphasen sehr gut zum Anwenden von Techniken nutzen! Die Tatsache, dass man in diesen Schlafphasen beinah nur noch REM-Schlaf erlebt ist für viele Techniken von signifikantem Vorteil.

Du solltest jetzt schon mal einen Eindruck von dem bekommen haben, was es mit dem Klarträumen auf sich hat. Sicher hast du schon gemerkt, dass es unglaublich viel über die Nacht und unser Verhalten bei Nacht zu wissen gibt; aber wir wollen uns hier nur auf den für das Klarträumen relevanten Teil konzentrieren. Wir kommen jetzt zu dem Abschnitt, auf den du sicher seit dem Anfang an brennend gespannt bist; Nämlich das WIE. Wie komme ich in einen Klartraum?

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4) Der Einstieg in den Klartraum

Rufe dir zunächst nochmal in Erinnerung, was den trüben vom klaren Traum unterscheidet. Deine

Aufmerksamkeit. Dein Bewusstsein. Ich sagte "In einem Klartraum bist du dir der Tatsache bewusst, dass du träumst". Warum sind wir uns dessen die meiste Zeit über eigentlich gar nicht bewusst? Darf ich dir eine provokative Frage stellen? Bist du sich sicher, dass du gerade wach bist?

Natürlich bist du das, auch wenn meine Frage eben vielleicht einen kurzen kritischen Moment hervorgerufen hat. Fakt ist aber, dass du deine Bewusstseinsstufe eigentlich nie überprüfst. Du nimmst einfach alles an was um dich herum passiert. Du bist schließlich heute Morgen aus deinem Bett gestiegen und bist wach, wie sollte es anders sein?Dein Gehirn ist nicht darauf programmiert deine Situation kritisch zu hinterfragen. Wie ich bereits sagte kommt es häufiger mal vor, dass der Mensch in der Nacht (im Traum) Dinge aus dem Tag verarbeitet oder wieder sieht. Wenn ich einen ganzen Tag lang Sport gemacht habe, dann wird die Wahrscheinlichkeit hoch sein, dass ich im Traum hier und da auf meinen Sport treffe. Wie ist es mit Gedanken? Wenn ich den ganzen Tag über ein bestimmtes Problem grüble, dann ist wieder die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich Gedanken oder vielleicht sogar das Problem selbst im Traum wieder antreffe. Und wenn wir uns jetzt am Tag schon so gut wie nie die Frage stellen ob wir gerade wach sind oder träumen, aus welchem Grund sollten wir uns das dann im Traum fragen?

Schlüssel zur Klarheit in einem Traum ist die Erkenntnis darüber, dass man gerade träumt.

Es gibt nun 2 über begriffliche Methoden, um in einen Klartraum zu gelangen: Die so genannten DILD-Techniken (Dream induced lucid dream - "Im Traum induzierter Klartraum") und die so genannten WILD-Techniken (Wake induced lucid dream - "Aus dem Wachen induzierter Klartraum"). Diese Begriffe stammen von Dr. LaBerge, den ich schon einmal erwähnt habe.Da es aber noch Techniken zum Induzieren von Klarträumen gibt, die diesen Begriffen nicht eindeutig zuzuordnen sind, haben wir uns dazu entschieden die Techniken in "Klarheit erzeugende" und "Klarheit erhaltende" Techniken zu teilen. Im Prinzip geht es darum, dass bei den Klarheit erzeugenden Techniken mit der kritischen Frage ("Bin ich wach oder träume ich?") ein Klartraum aus einem Trübtraum heraus eingeleitet und bei den Klarheit erhaltenden Techniken ein Klartraum aus dem Wachzustand heraus induziert werden soll. Letztere, also die sogenannten WILDs, sind meiner Meinung nach nicht so gut für die Anfänger geeignet, weil die Leute im Schnittlänger brauchen, um mit WILD einen Erfolg zu verbuchen als mit DILD. Es gibt allerdings auch Leute, die mit WILD besser zu Recht kommen. Der Erfahrung nach bietet sich aber eine Einleitung mit DILD immer an; ich will ehrlich sein, ich habe mich einige Male an WILD versucht und hatte damit bis dato keinen Erfolg. Ich werde trotzdem auf WILD zurückkommen und ein paar Basics vermitteln, die ich von erfahreneren WILDern sammeln konnte.

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4.1) DILD

Wie gesagt möchte ich mich zunächst mal ausgiebig mit dem DILD beschäftigen.

Bei einem DILD wird ein Trübtraum zu einem Klartraum, indem man sich im Traum die kritische Frage stellt. Wie bekommen wir diese Frage nun in unseren Traum hinein? Die Antwort liegt auf der Hand: Wir müssen uns am Tag des Öfteren mit dieser Frage beschäftigen, damit wir sie auch im Traum antreffen können.

Das kritische Bewusstsein

Was wir nun versuchen aufzubauen ist ein so genanntes "kritisches Bewusstsein". Zu diesem Begriff höre ich des Öfteren die Frage, ob das nicht in Realitätsverlust enden kann. Das ist völliger Humbug! Mal ehrlich, sieh dich mal um. Du kannst mit sicherer Bestimmtheit sagen, dass du gerade wach bist.Du kannst das sogar an zahllosen Beispielen belegen; Warte nur noch ein paar Zeilen, dann sage ich dir sogar, an welchen! Um es kurz zu machen: Du kannst vielleicht nicht immer mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, ob du gerade träumst, aber du kannst immer felsenfest sagen, ob du gerade wach bist!

Zu einem kritischen Bewusstsein gehören zwei Dinge: Einmal die kritische Frage und einmal kleine Tools zum direkten Überprüfen deines Bewusstseinszustandes, die wir RCs (Reality Checks, also Realitätstests) nennen.Ein RC ist eine kleine, schnell ausführbare Handlung, die dir auf der Stelle bestätigen kann, dass du gerade wach bist und die dir im Traum auch zeigen kann, dass du gerade träumst. Ich will einige Beispiele nennen.

Die Reality Checks

Der Nasen-RC. Halte dir mal mit einer Hand die Nase zu und versuch dabei einzuatmen. Es wird nicht klappen. Warum denn auch? Wenn man sich die Nase zuhält kann man dadurch nicht atmen! Im Traum aber schon. Warum ist das so? Die Atmung zählt zu den Dingen, die direkt mit unserem physischen Körper verbunden sind, auch während wir schlafen. Solang du nicht gerade eine völlig verstopfte Nase hast und erkältet bist, wirst du im Traum problemlos durch die Nase atmen können auch wenn du sie dir zuhältst.

Der Hand-RC. Versuche mal mit dem Zeigefinger deiner einen Hand die Handfläche der anderen Hand zu durchdringen. Das geht auch wieder nur im Traum. Warum das so ist kann ich dir leider nicht sagen, Fakt ist aber, dass es im Traum funktionieren kann.

Der Finger-RC. Zähle mal deine Finger. Sind es wirklich 5 pro Hand? Sehen sie vielleicht irgendwie verdreht oder auf andere Art und Weise total komisch aus, so träumst du wahrscheinlich (oder hast dir die Hand gebrochen!).

Der „god-power“-RC. Er zählt vielleicht nicht direkt zu den normalen RCs, aber einen Versuch ist er sicher wert. Im Traum kannst du vieles durch deine Gedanken kontrollieren. Versuche doch mal, etwas in die Luft zu heben oder etwas explodieren zu lassen, nur durch deine Gedanken.

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Der Luftsprung-RC. Er ist nicht ganz so "diskret" wie die anderen, aber sicher auch mal erprobenswert. Springemal mit aller Kraft in die Luft und beobachte dein Sprung- und Fallverhalten aufmerksam. Wenn du nur den Bruchteil einer Sekunde länger in der Luft bleibst als du solltest, dann träumst du wahrscheinlich gerade.

Es gibt noch eine Unzahl weiterer RCs, wenn du dich genauer informieren willst schau doch mal in einem Klartraumforum vorbei. Ich hatte mal erwähnt, dass man unter Wasser atmen kann. Ich rate allerdings dringend davon ab, dies als RC zu nutzen!Die RCs können dir also eindeutig verraten, dass du gerade wach bist; denn welchen RC auch immer du nutzt, er wird negativ ausfallen wenn du gerade wach bist; einfach weil es Dinge sind, die nicht möglich sind!Es kann dir nun aber auch passieren, dass der RC im Traum ebenfalls negativ ausfällt. Das liegt dann daran, dass du dich daran gewöhnt hast, beim Atmen durch eine geschlossene Nase keine Luft zu bekommen. Das muss nicht immer passieren, aber um dem entgegenzuwirken empfehle ich, den RC danach im Geiste immer nochmal durchzuführen - mit dem Unterschied, dass er positiv ist. Stell dir vor, wie du durch deine Nase atmen kannst während du sie zuhältst. Stelle dir vor du hast das eben in einem Traum gemacht und bist klar geworden. Schreie im Geiste laut: "ICH TRÄUME!". Freue dich darüber und überlege, was du als nächstes alles tun würdest.

* Ein positiver RC bedeutet, dass dir der RC gezeigt hat, dass du gerade träumst (z.B. wenn du durch die Nase atmen kannst, obwohl du sie dir zuhältst). Ein negativer RC bedeutet, dass dir der RC gezeigt hat, dass du wach bist! *

Ich erwähnte vorhin auch die "kritische Frage" als Teil des kritischen Bewusstseins.Sie ist zum klar werden genauso essentiell wie die RCs und damit sie auch wirklich wirksam ist, ist es wichtig, sie sich ERNSTHAFT zu stellen.

Die kritische Frage lautet: „Wach' ich oder träum' ich?“

Wenn du diese Frage jetzt sofort mit "Natürlich bin ich wach" beantwortest, wird dein kritisches Bewusstsein dabei keinen Deut besser. Du musst wirklich kritisch sein. Sieh dich um. Nimm dir jetzt mal eine Minute Zeit und gehe ein paar Punkte durch, an denen du fest machst, dass du gerade wach bist oder dass du gerade träumen könntest. Ich will mal ein paar Beispiele bringen:

Sieh aus dem Fenster. Ist das Wetter "normal"? Gibt es vielleicht zwei Sonnen? Passt denn das Wetter zur momentanen Uhrzeit? Es wird um 12 Uhr mittags nicht stockdunkel sein und im Sommer wird es auch kaum schneien. Macht die Uhrzeit denn Sinn? Zeigt deine Digitaluhr vielleicht so etwas wie 28:99 Uhr? Uhren gehen im Traum gerne falsch und elektronische Anzeigen zeigen gerne Hieroglyphen oder Anderes an. Eine Uhr mit Zeigern kann natürlich genauso falsch gehen. Mache ein paar RCs. Macht die ganze Situation hier überhaupt Sinn? Was trägst du für Kleidung? Ist das wirklich deine? Gibt es Anomalien in der Gegend um dich? Kennst du die Leute um dich herum oder gibt es überhaupt einen Grund warum du hier bist? Wo kommst du gerade her? In Träumen kann man sich normalerweise nie an den Anfang des Traumes erinnern. Checke mal deine Erinnerung, verfolge deinen eigenen Weg mal bis auf 5 Minuten vor deiner Zeit zurück. Kannst du dich erinnern? Wenn du feststellst, dass du wach bist, schließe das Ganze doch mit einer Autosuggestion ab, wie zum Beispiel: "Ich bin wach, aber das nächste Mal wenn ich träume werde ich merken, dass ich träume!".

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Du merkst, es gibt viele Angriffspunkte an denen man seinen Bewusstseinszustand festmachen kann; wichtig ist, dass du diese Fragen ernsthaft beantwortest und wirklich kritisch bist. Ansonsten hat es keinen Wert. Du würdest dir die Frage vielleicht auch im Traum stellen, würdest sie aber genauso einfach mit den Worten "klar bin ich wach" abwinken wie im Wachleben auch.

Man kann sich nun mit der Frage beschäftigen "Wann mache ich denn immer einen kompletten RC/stelle ich mir die kritische Frage?". Auch hier gibt es unzählige Möglichkeiten, lass deine Kreativität raus! Man kann sichzum Beispiel das Wort "RC" auf den Unterarm schreiben und immer wenn man es sieht einen RC machen/sich die kritische Frage stellen. Andere Möglichkeiten wären zum Beispiel Wecker auf dem Handy (am Anfang sicher empfehlenswert, aber da einem im Traum nicht immer elektronische Hilfsmittel zur Verfügung stehen rate ich dazu, sich mit der Zeit von elektrischen Remindern abzugrenzen). Man könnte in seinem Haus Zettel verteilen auf denen die kritische Frage steht (wenn man damit keine Mitbewohner stört), oder oft benutzte Gegenstände oder Personen die man oft sieht "ankern" - Also immer einen RC machen, wenn man sie sieht!Mache vor allem immer dann RCs, wenn du dich in abstrusen Situationen wieder findest, die nicht auf den ersten Blick sinnig erscheinen oder sich von deinem Alltag abheben.

Die Traumzeichen

Ich sagte vorhin, dass das Traumtagebuch ein mächtiges Werkzeug des Klarträumers sei. Auch hier kann es uns von Nutzen sein. Wenn du erst mal ein paar Träume gesammelt hast versuche doch mal, nach "Traumzeichen" zu suchen. Ich spreche von Dingen, die du in deinen Träumen immer wieder antriffst. Das kann ein Gegenstand sein oder Person, ein Auto oder ein Tier. Es kann auch eine Situation oder ein Gefühl sein.Versuche wiederholende Merkmale deiner Träume zu markieren und Gemeinsamkeiten zwischen deinen Erlebnissen bei Nacht zu finden, also Traumzeichen zu suchen! Ich selbst habe ein bisschen gebraucht, um meine ersten Traumzeichen herauszufiltern; sie sind manchmal auch einfach versteckt! Mache immer dann, wenn dir im Wachleben eines deiner Traumzeichen begegnet auf jeden Fall einen RC! Denn wenn du es in deinem Traum regelmäßig wahrnimmst und es mit regelmäßigen RCs untermauerst wirst du früher oder später auch im Traum einen RC machen wenn du auf das Traumzeichen triffst.

Soweit von meiner Seite zum kritischen Bewusstsein! Denke daran, dass es ein mächtiges Werkzeug ist und dir viele spontane trauminduzierte Klarträume (DILDs) einbringen kann. Ärgere dich aber nicht wenn du dadurch nicht sofort Klarträume am laufenden Band erhältst, so etwas kann dauern! Du versuchst schließlich, etwas völlig neues und ungewohntes in deinen Alltag einzuspeisen, du greifst auf dein Unterbewusstsein zu und willst ihm neue Schwerpunkte aufzeigen. Wie oft hast du dich zuvor aktiv damit beschäftigt, etwas in deinen Alltag und deine Routine zu integrieren? Gerade etwas, das Aufmerksamkeit und Konzentration erfordert? Ich bin mir sicher, dass du das nicht gerade oft tust, vielleicht noch nie wirklich aktiv getan hast. Es dauert einfach eine Weile, bis sich dein Unterbewusstsein daran gewöhnt hat, werde nicht ungeduldig. Wenn du jeden Tag gut 10 ernst gemeinte kritische Fragen (inklusive RCs) beantwortest (also ein Aufwand von 10-15 Minuten am Tag), dann bist du auf jeden Fall auf dem richtigen Weg! Das kritische Bewusstsein ist ja außerdem nicht der einzige Weg zum Klartraum, du kannst dich zwischen eine Vielzahl an Techniken entscheiden. Auch wenn du das Gefühl hast mit dem kritischen Bewusstsein keine Fortschritte zu machen, bleib einfach dran. Denk daran, es nimmt nicht viel Zeit in Anspruch aber du musst ernsthaft kritisch sein! Ichwiederhole es nochmal; auch wenn du es schon seit Monaten machst, du darfst nicht aufhören kritisch zu sein,

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wenn du die Frage "wach' ich oder träum' ich" beantwortest! Sobald du damit aufhörst kritisch zu sein wirst duauch im Schlaf wieder anfangen zu behaupten, du seist wach.

4.2) WILD

Wir kommen jetzt zum „Wake induced lucid Dream“, dem WILD. Wie ich bereits gesagt habe, konnte ich

selbst noch keinen richtigen Erfolg mit WILD verbuchen – Ich habe bis heute allerdings auch nicht viel weiter daran gearbeitet, weil ich mich erst einmal im DILD üben will. Nichts desto trotz schleichen sich gerade beim WILD viele Fehler ein, bei denen man von falschen Annahmen ausgeht und die verhindern, dass man Fortschritte machen kann.

Zunächst aber erst einmal zu der Frage „Was genau ist eigentlich ein WILD?“.

Ein WILD ist ein Klartraum, den du dadurch herbeigeführt hast, dass du beim Einschlafen „wach“ geblieben bist und den Übergang von Wachsein zu Schlafen „live“ miterlebt hast (auch wenn du ihn nicht immer bemerkst – aber du geht über diese Schwelle nicht so trüb wie du es beim normalen Einschlafen tust).

Bei den Meisten, die sich zum ersten Mal an WILD probieren steht folgende These im Vordergrund: Ich darf nicht einschlafen!

Das ist grundlegend falsch! Das ist totaler Quatsch! Streich dir das sofort aus dem Kopf! Fakt ist doch, dass du in einen luziden TRAUM kommen willst, und um zu TRÄUMEN muss man SCHLAFEN. Dieses Missverständnis ist aber auch nicht selten der Diversität an Definitionen zu den Begriffen „wach“ und „schlafend“ geschuldet. Um solche Missverständnisse zu vermeiden möchte ich gerne auf die Begriffe „trüb“ und „klar“ als Bezeichnungen für den Bewusstseinsstatus und „wach“ und schlafend“ als Bezeichnungen für den Zustand des Körpers zurückgreifen. Um ein kleines Beispiel anzuführen: In einem normalen (trüb)Traum bist du trüb und schlafend, in einem Klartraum klar und schlafend. Wenn du tagträumst und total abgeschaltet hast, bist du wach und trüb, wenn du sehr bewusst mit deiner Umgebung umgehst (wie bei den Übungen zu Anfang), dann bist du wach und klar. Wie würde man eigentlich den "normalen" Zustand definieren? "Wach" auf jeden Fall, jedoch nicht so trüb wie beim Tagträumen und nicht so klar wie bei unsererWahrnehmungsübung zu Anfang - man könnte es "präluzid" nennen, wie in einem Traum in dem man sich sagt, dass man träumt, aber nicht weiter darauf eingeht. Man nimmt es einfach hin, genauso wie wir eigentlichden Großteil der uns offenen Informationen aus unserem Umfeld einfach so hinnehmen ohne sie zu hinterfragen.

Unser Ziel ist ein Klartraum, also streben wir den Zustand „klar und schlafend“ an!Wenn du dich jetzt in dein Bett legst und darauf wartest, dass du einschläfst und ständig schaust, ob du langsam müder wirst und dir ständig darum Gedanken machst wann du wohl einschlafen wirst, dann wirst duvermutlich wesentlich länger wach liegen als sonst. „Schlafend“ muss schließlich gegeben sein. Wenn wir versuchen zu WILDen, dann versuchen wir unseren Kopf in irgend einer Weise abzulenken, bis die Schwelle zwischen Wachsein und Träumen überwunden ist. Es gibt auch WILD-Techniken, bei denen man es genau anders herum macht und sich auf den Prozess des Einschlafens selbst konzentriert. Da es hier aber sehr schwierig werden kann, sich nicht ständig mit der Frage zu beschäftigen, wann man den einschlafe, möchte

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ich hier nicht auf sie eingehen. Gerade wenn man es am Anfang der Nacht probiert, kann WILD durchaus auch mal längere Zeit beanspruchen, weil die erste REM-Phase noch etwas weiter entfernt ist. Ich empfehle dirgerade als Anfänger WILD-Versuche nachmittags oder bei einem WBTB anzusetzen (Zum Thema WBTB werde ich mich in Kapitel 4.3) ausführlich äußern). Wie lenkst du dich nun ab während du einschläfst ohne dabei trüb zu werden?Hierzu wurde eine Vielzahl an Methoden gefunden und ich möchte ein paar Beispiele geben:

Konzentration auf hypnagoge Bilder

Wie im Kapitel 3.2) schon benannt hast du vielleicht schon einmal so genannte „hypnagogen Bilder“ wahrgenommen während du eingeschlafen bist. Sie ähneln einem Spiel aus Licht und Schatten, können zu Beginn auch nur ganz sporadisch auftreten und ganz simple Formen annehmen. Wie intensiv sie sind und wie schnell sie anfangen aufzutreten unterscheidet sich von Person zu Person. Beobachtest du diese Bilder jedoch länger, so erkennst du nach und nach definiertere Formen, Gegenstände, Autos oder vielleicht sogar auch Lebewesen. Diese hypnagogen Bilder bilden das Grundgerüst eines Traums. Wenn du sie lange genug verfolgstwerden sie immer feiner und genauer werden und am Ende werden ganze Szenen aus ihnen entstehen, die dann zu dem werden was wir als Traum kennen. Eines hierbei ist sehr wichtig; du darfst dich nicht an diese Bilder klammern oder versuchen aktiv auf sie einzuwirken. Gehe ein paar Schritte auf Abstand, beobachte einfach nur – ohne zu kommentieren, soweit dir das möglich ist. Die Schwierigkeit beim WILD liegt darin, die Haltung als passiver Beobachter zu wahren, also bewusst wahr zu nehmen ohne dabei einzuschlafen. Lass diese Bilder vorüberziehen, sie kommen und sie gehen, halte an keinem davon fest. Wenn du diese Haltung trainieren willst kann ich dir nur Meditation nahe legen. Zur Meditation will ich nur ein paar kurze Wort verlieren, wer sich vertiefend damit beschäftigen möchte, dem steht das natürlich frei!

Im Grunde reicht folgende Haltung bei der Meditation für das WILD-Training aus:Du setzt dich im Schneidersitz (oder auch Lotussitz, wenn du kannst) hin – du kannst dir auch eine „Meditationsdecke“ zur Seite legen, die du nur hervorholst wenn du darauf meditieren willst (siehe „Anker“). Setz dich möglichst gerade hin und lege die Hände auf deinen Beinen ab. Ob du sie falten, auf die Knie oder auf die Oberschenkel legen willst ist dir überlassen. Versuche dich zu entspannen und sieh gerade aus, ein paar Meter vor dir auf den Boden oder an die Wand. Atme ein und aus. Konzentriere dich auf deinen Atemrhythmus. Versuche immer wieder dorthin zurück zu kommen, zur bloßen Konzentration auf dein Ein- und Ausatmen. Es werden ständig Gedanken auftauchen – und das soll auch so sein – und deine Aufgabe besteht nun darin, ihnen einfach zuzuhören. Gedanken kommen und gehen genau wie die hypnagogen Bilder wenn du deine Augen schließt. Halte nicht an den Gedanken fest, lass sie einfach laufen wie einen Radiosender, der im Hintergrund läuft. Wenn du merkst, dass du einem Gedanken nachhängst dann konzentriere dich wieder auf deine Atmung und lass den Gedanken gehen. Es macht überhaupt nichts wenn du dich öfters dabei erwischst einem Gedanken gefolgt zu sein, das ist schließlich normal! Kehre dann einfach wieder zurück zu deiner Atmung. Übe das 5-10 Minuten am Tag (tun dies wenn du wach bist und nicht wenndu bereits völlig erschöpft vom Tag bist) und du wirst sehen, dass es dir immer leichter fallen wird dich länger auf deinen Atem zu konzentrieren. Diese Übung fördert außerdem deine Fähigkeit länger bewusst zu sein – siefördert deine Fähigkeit, dich länger zu Konzentrieren und hat eigentlich immer eine gute Auswirkung auf deine Chancen per DILD in einen Klartraum zu kommen. Wenn du mit den 5-10 Minuten schon gut klar kommst kannst du ruhig auch längere Meditationseinheiten einlegen.

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Meditation ist ein sehr weiter Begriff, am Ende muss ihn jeder für sich definieren. Ob du dich dabei auf den Kopf stellst oder ins Bett legst, dich hinsetzt und Musik hörst oder einfach nur deinem Atem zuhörst ist letztlich dir überlassen. Für uns und für das Klarträumen ist erstmal nur wichtig, dass du dabei wirklich bewusst bist und dir der Gegenwart gewahr wirst.

Wenn du es nun schaffst den hypnagogen Bildern so lange zu folgen bis du dich in einem Traum wieder findest, dann stürme nicht los und überstürze nichts, denn du könntest dabei aufwachen. Lass dich, so passiv wie du die Bilder eben noch beobachtet hast, in den Traum hineinziehen. Wenn alles nach Plan läuft dann hastdu den WILD erfolgreich durchgeführt und befindest dich nun in einem luziden Traum!

Ich denke das Prinzip des WILDs sollte klar geworden sein: Du versuchst deinen Kopf passiv beschäftigt zu halten bis du dich im Traum wieder findest. Das muss aber nicht immer über die hypnagogen Bilder geschehen, du kannst dich auch anders beschäftigen. Wer vielleicht eher auditiv veranlagt ist kann sich eine Melodie ausdenken. Sie muss nicht sonderlich lang sein, aber einprägsam! Spiele dir diese Melodie beim Einschlafen immer und immer wieder im Kopf vor. Du wirst bemerken, dass sie sich irgendwann von ganz alleine verändert – das ist wie das Abschweifen beim Meditieren. Kehre einfach zu deiner Grundmelodie zurück. Sie wird sich im Verlauf des Einschlafens immer wieder verändern; Deine Aufgabe besteht lediglich darin immer wieder zur Ausgangsmelodie zurück zu kehren.

Ich möchte hierzu eine Metapher verwenden, die ein Mitglied unseres Forums hervorgebracht hat:Stelle dir vor, du bist ein Taucher. Die Tiefe des Wasser beschreibt deine Stufen der Bewusstheit. Wenn du von deiner Melodie oder den hypnagogen Bildern abschweifst, dann tauchst du ein Stück tief hinab. Wenn du dir nun aber dein Ziel ins Gedächtnis rufst, schwimmst du blitzschnell wieder an die Oberfläche. Beim zweiten Mal tauchst du aber gleich ein Stück tiefer ab, schwimmst aber auch hier wieder schnell nach oben, wenn du dich daran erinnerst, dass du die Bilder oder die Melodie bewusst weiter verfolgen willst. Auch beim dritten Mal tauchst du wieder ab, wieder tiefer als davor, so geht das ganze weiter. Denke daran: Wenn du einen Klartraum haben willst musst du schlafen, nicht wach sein! Du willst also nicht an der Oberfläche bleiben, nein, du willst hinab tauchen bis du dahin kommst wo der Traum ist! Durch das stetige auftauchen vermeidestdu aber, dass du dabei eintrübst. Wenn du die Schwelle überschritten hast und dein Körper nun schläft wirst du beim nächsten Auftauchen nicht mehr an die Oberfläche schwimmen, du wirst „im Traum aufwachen“. Wenn du das geschafft hast, dann ist dir der WILD gelungen! Erinnere dich stets daran: Es ist nicht schlimm wenn du abschweifst (wie bei der Meditation), du willst schließlich tiefer kommen. Du musst nur immer wieder auftauchen!

Eine Weitere Methode um sich klar zu halten (deshalb nennen wir die WILDs auch „klarheitserhaltende Techniken“) ist das Kopfrechnen. Du kannst probieren, schnelle Rechnungen im Kopf durchzuführen – keine komplexen Aufgaben, das kleine 1x1 reicht völlig aus. Wie bei der Melodie und den hypnagogen Bildern wird dir auffallen, dass die Rechnungen irgendwann unsinnig werden – Du schweifst ab. Auch hier gilt dasselbe Prinzip wie beim Tauchen: Du musst nur stets wieder auftauchen!

Zum Thema WILD kursieren außerdem die Gerüchte, man dürfe sich nicht bewegen und müsse auf das Einsetzen der Schlafparalyse warten. Zu ersterem: Das ist Unsinn. Wenn dich etwas juckt, dann kratzt du dich und wenn du den Drang verspürst dich umzudrehen, dann tu das! Das Ganze soll schließlich keine Quälerei für dich sein. Das du im Bett keine Hampelmänner machen sollst dürfte dir aber auch ohne Anleitung klar sein.

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Auch das Warten auf die Schlafparalyse kann sich als eine sehr undankbare Aufgabe entpuppen, denn sie setztmeistens erst sehr spät ein. Die Meisten werden sie gar nicht wahrnehmen und es ist auch sinnlos, auf sie zu warten. Konzentriere dich auf deine Melodie, die Bilder oder auf das Kopfrechnen, aber schenke deinem Körpergefühl nicht allzu viel Beachtung (Esseiden du nutzt Techniken, die den Prozess des Einschalfens fokussieren – dann ist dein Körpergefühl natürlich wichtig!). Viele Berichten, dass sie mit der Zeit ein Kribbelnim Körper gespürt haben, eine ungewohnte Leichtigkeit oder ein Gefühl, als würden sie schweben. Das hat mitder Paralyse nichts zu tun, das sind einfach Begleiterscheinungen des Einschlafens. Wenn du unbedingt möchtest teste es ruhig: In der Schlafparalyse ist man wirklich komplett paralysiert (abgesehen von den passiv ablaufenden Vitalfunktionen – wie dem Atmen) und du wirst deinen Arm nicht heben können, egal wie sehr du es versuchst. Bei den Meisten stellt sich heraus, dass sie sich sehr wohl bewegen konnten. Aber mach dich nicht verrückt wenn du die Paralyse nicht erlebst, dann wird das auch nichts zur Sache tun.

Wie bereits erwähnt ist WILD ein Überbegriff für einen Klartraum, bei dem man die Klarheit aus dem Wachzustand mitgebracht hat. WILD-Techniken können sehr individuell werden und man sollte hier experimentieren – eigene Ansätze sind immer erlaubt!

Ich werfe jetzt einfach mal die Behauptung in den Raum, WILD sei Trainingssache und DILD einfach nur Routinesache. Die Erfolgsquote beim WILD kann man mit Sicherheit durch Training, sei es Meditation oder ständiges Versuchen bei Mittagsschläfchen einen WILD erfolgreich durchzubringen, steigern. Bei DILD muss man einfach regelmäßig und ernsthaft RCs machen um die Erfolgschancen zu erhöhen. Sei nicht enttäuscht, wenn du mit WILD nicht sofort einen Erfolg landest, experimentiere einfach mit den Methoden und bleib an DILD dran – So steigerst du die Chancen, auch wenn du trüb eingeschlafen bist einen Klartraum zu erleben!

Wir wollen uns jetzt aber mal konkreteren Techniken zuwenden. Wie ich bereits sagte gibt es eine Vielzahl anTechniken und es werden ständig mehr. Hier und dort entdeckt wieder ein Klarträumer, dass er anscheinend per Zufall klar geworden ist - aber die wenigsten belassen es dabei. Viele stellen sich die Frage was den Klartraum genau ausgelöst hat und versuchen auch sogleich, eine Technik aus dem Ermittelten zu machen. Letzten Endes entstehen gerade bei solchen Ansätzen aber individuelle Techniken bei denen man nie weiß, ob sie bei einem gut oder gar nicht klappen; Ich denke da findet am Ende jeder seine Ansätze. Wir wollen uns aber erst mal mit ein paar Techniken befassen von denen ich denke, dass sie jeder mal probierthaben sollte. Ich habe mir dazu 3 Techniken herausgepickt, die ich näher beleuchten möchte.

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4.3) Techniken

4.3.1) MILD

Die erste Technik die ich vorstellen möchte nennt sich MILD (Mnemonic induced lucid dream – sozusagen

ein "Aus-dem-Gedächtnis-induzierter Klartraum"). Bei dieser Technik wird wieder das Prinzip der Autosuggestion genutzt: Wenn du dich schlafen legst und merkst, dass du langsam abschweifst beginnst du dich mit der Suggestion "Das nächste Mal wenn ich träume erinnere ich mich daran, dass ich träume!" zu bombardieren. Du setzt dir also ein Memo für deinen Kopf um ihm zu sagen „Hey, denk dran, das nächste was du siehst ist mit Sicherheit ein Traum! Erinner dich dran und mache einen RC!“. Du kannst diese Suggestion natürlich auch abwandeln und variieren, damit es nicht langweilig wird. Lege dir tagsüber ruhig schon mal ein paar Phrasen zurecht. Stelle dir auch ruhig mal eine Szene aus einem vergangenen Traum vor, wie du ein Traumzeichen erkennst und klar wirst, oder einfach wie du in einer völlig bizarren Situation einen RC machst und den Traum als solchen entlarvst. Das sind alles Autosuggestionen!Ich fand die Signatur eines Forenmitglieds sehr passend: "Einen Traum erkennt man am besten daran, dass er irgendwie wie ein Traum ist". Genauso ist es doch auch, oder? Denke an vergangene Träume, ein Traum hat einfach etwas was ihn von der Erfahrung im wachen Leben trennt, etwas entscheidendes, schwer definierbares- Es ist das Zusammenspiel aller Dinge im Traum und seine Atmosphäre, die ihn als solchen kennzeichnen. Vielleicht hilft dir auch die Autosuggestion "Ein Traum ist einfach zu erkennen und ich erkenne ihn!". Wichtig ist, dass du deine Gedanken auf den Part "Ich erinnere mich das nächste Mal wenn ich träume daran, dass ich träume" konzentrierst. Du wirst während des Prozesses des Einschlafens abschweifen, das ist normal. Versuchedich aber immer wieder zurück zu holen und an diese Suggestion zu erinnern. Du wirst mit Sicherheit länger zum Einschlafen brauchen als sonst, aber das ist gut, denn dann kann sich die Suggestion länger verinnerlichen! Bleib dran und setze dir als Ziel, dass diese Suggestion das letzte sein soll was du hörst bevor du einschläfst.

Tipp: Fang nicht direkt damit an wenn du dich hingelegt hast, sonst kann das ewig dauern. Warte etwas, bis dumerkst, dass du schläfrig wirst und beginne dann mit der Autosuggestion.

Wie der Name schon sagt geht es um eine Technik, bei der die Erinnerung eine Rolle spielt. Du sagst dir ganz oft, dass du dich im Traum daran erinnern willst, den Traum als solchen zu erkennen. Wenn du nicht gerade ein super Gedächtnis hast könntest du Startprobleme bei dieser Technik haben Denn wenn du Probleme hast, dich am Tag an Intentionen zu erinnern, dann wirst du es bei Nacht noch reichlich schwerer haben. Es gibt hierzu eine Übung um dein Gedächtnis zu trainieren. Wir kommen hierbei mal auf das kritische Bewusstsein zurück: Entscheide dich wenn du morgens aufstehst, für drei Punkte, drei Sachen, Dinge oder Personen, bei denen du diesen Tag jedes Mal einen RC machst/du dir die kritische Frage stellst wenn du auf sie triffst. Schreibe diese drei Dinge auf einen kleinen Zettel und stecke ihn in deine Hosentasche. Wähle für jedenTag drei andere Dinge - du kannst einen Wochenplan anlegen wenn du willst, sodass jeden Montag diese drei Punkte anstehen, jeden Dienstag jene usw. . Der Zettel ist aber nicht zum ständigen Spicken gedacht! Er ist dafür gedacht, dass du dich ab und zu wenn du ihn in der Tasche berührst oder dich fragst, was du da in der Tasche hast, daran erinnerst was auf ihm steht und ob du vielleicht gerade jetzt einen RC machen solltest. Denke dann auch daran, ob du heute vielleicht schon Möglichkeiten verpasst hast, RCs zu machen. Zu Anfang wirst du das sicher häufig feststellen, aber mache dir nichts daraus! Immerhin erkennst du im Nachhinein, wo

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deine Punkte zu finden sind. Überlege dir vielleicht schon morgens wo du deine Punkte antreffen könntest undstell dir vor wie du dabei einen RC machst. Tu dies ruhig ein paar Wochen lang Es wird dir helfen dein Gedächtnis für MILD vorzubereiten und du machst außerdem regelmäßig RCs. Wenn das nach einiger Zeit ganz gut klappt und du kaum noch Punkte deiner Liste übersiehst, dann geh ruhigdazu über auf all diese gewohnten Punkte zu achten während du durch den Tag streifst. Löse dich ein bisschenvon der Wochentag Struktur. Du wirst merken, dass die Anzahl deiner RCs am Tag rasant zunimmt! Denke aber stets daran, dass ein RC/sich die kritische Frage stellen nichts bringt, wenn du es nicht wirklich kritisch machst! Wenn du merkst, dass du nach der Zeit aus der Rolle fällst, dann kehre ruhig wieder zur Wochentag Struktur zurück. Ich nutze das selbst manchmal, um wieder strukturiert mehr RCs zu machen.

Eine andere Methode um an viele RCs zu kommen ist der so genannte „Chain-Realitycheck (CRC)“, also „Kettenrealitätstest“. Beim CRC beginnst du morgens nach dem Aufstehen mit einem RC und setzt ein Ereignis am Tag fest (am besten eins, auf das du innerhalb der nächsten Stunde triffst), bei dem du wieder einen RC machst. Nach diesem RC setzt du dann wieder ein Ereignis fest an dem du einen RC machst und so weiter. Die RCs ziehen sich dann wie eine Kettenreaktion durch deinen Tag. Dadurch machst du häufig RCs und trainierstdein Gedächtnis; und um dem Ganzen noch einen Effekt für DILD zu geben schließt du mit einem RC in deinem Bett am Ende des Tages ab und sagst dir „Den nächsten RC mache ich, wenn ich träume!“.

Wenn du dein Gedächtnis jetzt ordentlich trainiert hast, dann sollte dein erster Erfolg mit MILD nicht lange auf sich warten lassen.

Ich hatte zu Anfang als wir die Schlafphasen betrachtet haben gesagt, dass die Zyklen im Verlauf der Nacht kürzer und die REM-Phasen länger werden. Wie du dir vorstellen kannst kann man auch das nutzen. Die zweite Technik die ich dir vorstelle hat genau damit zu tun. Sie ist nicht im Direkten eine Technik, da sie nicht darauf abzielt einen Klartraum zu induzieren, aber sie spielt eine unterstützende Rolle für andere Techniken. Die Technik wird "Wake-back-to-bed" (kurz WBTB) genannt.

4.3.2) WBTB

Bei dieser Technik wollen wir uns also das Verhalten des Schlafzyklus zunutze machen. Die Methode heißt "Wake-back-to-bed", also „wach zurück ins Bett“. Du kannst dir sicher schon vorstellen, wie sie also funktioniert.Beim WBTB wird früh aufgestanden!Das Prinzip ist relativ simpel: Du lässt dich in einer deiner späteren Schlafphasen aufwecken, stehst auf, bleibstfür eine gewisse Zeit wach und legst dich wieder hin. Beginnen wir mal mit dem "Aufwecken". Wie ich dir zur Traumerinnerung erklärt habe ist es sinnvoll, sich sanft wecken zu lassen. Versuche auch hier wieder, dich in einer REM-Phase wecken zu lassen – dann ist die Chance besser, dass du dich an einen Traum erinnern kannst. Rechne also von deinem zu-Bett-geh Zeitpunkt aus in 90 Minuten Schritten voran und stelle dir deinen Wecker auf ca. 3-4 Zyklen später. Damit WBTB auch eine Wirkung hat, solltest du mindestens 4 Stunden geschlafen haben, desto länger, desto besser. Ich persönlich versuche immer 4 ½ - 6 Stunden vor demWBTB zu schlafen. Lass dich nun sanft wecken. Bleib zunächst kurz liegen und lass die Augen geschlossen. Fische nach Traumerinnerungen. Wenn du gerade aus einem Traum aufgewacht bist, versuche ihn soweit wie

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möglich zurück zu denken und so viele Details zu rekapitulieren wie möglich. Greife dann ruhig nach deinem Traumtagebuch, stelle den Wecker ab (wenn er nicht allzu weit weg ist) und schreibe auf was dir im Gedächtnis geblieben ist. Bis hierhin ist es ja praktisch ein ganz normales Aufstehen. Jetzt wollen wir für eine Zeit lang wach bleiben. Wichtig ist folgendes Prinzip: Wir wollen unseren Geist wecken, nicht aber unseren Körper. Also kein Morgentraining bitte, vermeide größere körperliche Anstrengungen. Wenn du Mitbewohner hast wäre es sinnvoll möglichst wenig Lärm zu machen. Schleiche dich ins Bad und schmeiße dir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, das weckt auf! Du kannst auch ein wenig durchs Haus schlendern, dich irgendwo absetzen und etwaslesen (lese ruhig etwas über Klarträume, sieh im Forum vorbei oder lies hier weiter, das erhöht die Chance, dass du im Traum vielleicht daran denkst) oder einen kleinen Spaziergang um den Block machen. Es kann gut sein, dass du dich hier in aller Herrgottsfrüh aufweckst, aber auch um 5 Uhr morgens kann man, wenn man nicht gerade fürchten muss gekidnappt zu werden, ein wenig die Straße entlang schlendern. Mein Trainer sagtmir immer man müsse ab und zu auch mal etwas Verrücktes machen, das macht einen vitaler! Bleib auf diese Weise mal für eine gewisse Zeit wach, sagen wir 15-30 Minuten. Manche bleiben auch eine Stunde wach, andere gehen nach 5 Minuten wieder schlafen. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus ist letzteres keine gute Idee, weil man in dieser Zeit nicht richtig wach wird. Wenn du dich nach 5 Minuten wieder hinlegst wirst du relativ schnell gedanklich abdriften und einschlafen. Diejenigen, die eine ganze Stunde wach bleiben machen sich allerdings ein anderes Phänomen zunutze, den REM-Rebound (siehe oben).

Zunächst geht es hier ums Prinzip: Du versuchst dich in dieser Zeit geistig richtig aufzuwecken, dich aber Körperlich nicht zu sehr anzustrengen. Wenn du das getan hast, kommst du zurück in dein Bett und beginnst mit einer Technik. Welche Technik du nutzt ist ziemlich egal, Fakt ist, dass WBTB diese Technik aufgrund der Nähe zur nächsten REM-Phase verstärkt oder vereinfacht. Beim WILDen musst du eventuell nicht so lange warten bis du in den Traumzustand übergehst und beim MILDen ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass deine Intentionen die kurze, unbewusste Zeitspanne überleben. Bleiben wir mal beim MILD: Du hast beim Aufstehen einen Traum aufgeschrieben (wenn du das nicht hast, weil deine Traumerinnerung schlecht war, nimm einfach einen Traum aus naher Vergangenheit). Lies ihn dir nochmal durch, um ihn dir in Erinnerung zu rufen. Achte hierbei besonders auf charakteristische Traumzeichen oder andere Dinge, die dir zeigen, dass es sich hierbei um einen Traum handelt. Lege dich hin, lösche alle Lichter und lass deine Gedanken ein bisschen wandern (denke ruhig über das Klarträumen nach, das fördert die Chancen, dass du im nächsten Traum vielleicht auch daran denkst). Nur nicht zu lange, du willst ja (noch) nicht einschlafen. Beginne jetzt mit den Autosuggestionen und stelle dir hier und da vor, wie du in dem vorangegangenem Traum ein Traumzeichen erkennst, einen kritischen RC machst und klar wirst. Stelle dir vor was du tun würdest, wenn du klar bist und kehre dann wieder zu den Suggestionen zurück.

Die WBTB-Technik ist vor allem für Anfänger zu empfehlen, da sie ihnen bessere Chancen auf Klarträume gibt. Ich habe gerade in der Kombination WBTB und MILD schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Das mag daran liegen, dass die letzte Suggestion zeitlich nicht so weit von der nächsten REM-Phase entfernt ist und du dich deshalb besser daran erinnern kannst, dass du "den Traum als solchen erkennen willst".

Mache WBTB regelmäßig an Wochenenden oder Tagen an denen du ausschlafen kannst, denn die Erfolge können ja auch ein paar Schlafzyklen nach dem wieder Einschlafen kommen. Ich achte immer darauf, vom Zeitpunkt aus an dem ich wieder schlafen gehe noch mindestens zwei Stunden Luft zu haben, bis ich aus den Federn muss.

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Du wirst außerdem nicht viel müder sein (auch wenn du früh aufstehst), denn in den frühen Stunden in denendu WBTB praktizierst wirst du kaum non-REM-Schlaf einbüßen, in dem du regenerierst.Mache WBTB nicht unbedingt jeden Tag, nimm dir ruhig 2-3 spezifische Tage in der Woche an denen du WBTB praktizierst.

Warum eigentlich nicht jeden Tag WBTB? Warum nicht durchgängig alles probieren, um Klarträume zu induzieren?

Ich habe bei mir und auch bei anderen Anfängern etwas festgestellt; sogar bei einem aus unserer Gruppe, der erstaunliche Fortschritte in seinem ersten Jahr gemacht hat: Wenn man sich zu viel auf einmal vornimmt, dann werden die Ergebnisse immer schwächer. Ich habe auf dieser Grundlage immer, als ich mich total übereifrig wiedergefunden habe, die Handbremse gezogen. Ich habe mir vor Augen gehalten, dass es zunächst wichtig ist sich wieder auf die Grundlagen zu konzentrieren. Wie soll ich denn tausend Techniken beherrschen können wenn ich an etwas grundlegendem wie zum Beispiel der Traumerinnerung scheitere und nicht mal einen Traum pro Nacht aufs Papier bekomme. Wenn du dich in einer solchen Situation wiederfindest, dann minimiere deinen Aufwand! Kehre zu den Grundlagen zurück, Traumerinnerung und kritisches Bewusstsein. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es dann meistens schneller wieder bergauf geht! Ich selbst habe, als ich auf das Abitur zulief, eine komplette Nullpause gemacht. Keine RCs mehr, kein Traumtagebuch mehr, keine Besuche im Forum mehr. Ich hatte zu viel mit dem Abitur um die Ohren, als dass ich dem Klarträumen mit meinem Aufwand hätte gerecht werden können. Ich habe dann nach meiner letzten Prüfung wieder damit angefangen mich aktiv dem Klarträumen zu widmen, habe hier und da ein WBTB gemacht um mit Rhythm Napping zu arbeiten und hatte innerhalb von 2 Wochen 4 Klarträume gesammelt! Resultat: Manchmal ist es gut, etwas Abstand zu gewinnen, um dann wieder neu anlaufen zu können. Ich schreibe das hier herein, weil es ein Guide für Anfänger sein soll und ich nicht will, dass du im Eifer deines Ehrgeizes die Motivation verlierst, weil du dich festfährst! Also: Immer Ruhe bewahren, mal Abstand gewinnenund wieder anfangen - und immer auf die Grundlagen achten! Halte dich an die Traumerinnerung, denn sie bildet die Brücke zwischen dir und der Traumwelt. Setze dich mit deinen Träumen auseinander, interessiere dich für sie! Dadurch kommst du wirklich voran!

4.3.3) Rhythm Napping

Wir kommen zur letzten DILD Technik, die ich vorstellen möchte: Dem Rhythm Napping. Das Rhythm Napping ist etwas in Verruf geraten, weil es bei vielen relativ einfach zum Erfolg führt. Wären wir in einem Star Wars Film, dann wäre es wohl die dunkle Seite der Macht. Rhythm Napping funktioniert bei mir sehr gut und führt (bei mir) in 90% der Fälle zu einem Klartraum. Ich höre auch von jeder Menge anderer Communitymitglieder, dass RN bei ihnen hervorragend anschlägt. Es ist insofern etwas abwegig da es eine Technik ist, die nicht vom eigenen Können abhängt. RN eignet sich jedoch hervorragend um Motivationserfolge zu sammeln wenn man mal wieder einen Klartraum braucht. Ich sehe aber nicht, warum ein Anfänger damit nicht auch seine erste Erfahrung machen sollte. RN kann man zwar, wie alle Techniken auch, beim Schlafen gehen anwenden, ich empfehle hier aber die Nutzung in Kombination mit WBTB.

Beim Rhythm Napping wird versucht, den Träumer in seinem Traum durch äußere Reize klar zu machen. Man muss hier beim WBTB gar nicht lange wach bleiben, ich stehe meistens nur auf, stelle meinen Wecker aufdem Smartphone und leg mich direkt wieder schlafen.

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Beim RN werden Wecktöne oder Melodien in bestimmten Zeitabständen nacheinander abgespielt. Ob du nun ein Musikstück von einer Länge um die 2 oder 3 Stunden abspielst oder ob du einen Intervallwecker benutzt ist dir überlassen. Wichtig sind dabei folgende Kritikpunkte: Die Melodie sollte nicht zu laut sein, denn sie soll dich nicht wecken - sie sollte aber auch nicht so leise sein, dass du sie völlig überhörst. Die optimale Lautstärkezu finden kann einige Versuche dauern, experimentiere dabei ruhig! Wenn du Mitbewohner hast könnte es natürlich sein, dass du diese mit RN störst. Wenn diese aber nicht gerade in deinem Zimmer/in deinem Bett schlafen kann man RN aber meiner Erfahrung nach noch nutzen - wenn der Wecker wirklich so laut ist, dass er Leute in anderen Zimmern aufweckt, dann müsste er vorher sicher auch dich wecken und wäre von daher sowieso zu laut. Wenn du doch Mitbewohner im eigenen Zimmer hast rate ich zu Kopfhörern falls du dich damit irgendwie komfortabel zurecht finden kannst.

Wie ich schon sagte sollte die Weckermelodie nicht zu laut sein. Nimm hierfür also etwas sanftes, so wie für den Wecker am Morgen. Ich Persönlich neige zu Melodien aus Soundtracks. Die Weckermelodie oder die lauten Phasen (solltest du ein durchgängiges, langes Musikstück gewählt haben) sollten nicht allzu lang sein, sagen wir zwischen 10 und 30 Sekunden. RN ist eine sehr individuelle Technik und man muss experimentieren, um die für sich wirksamste Modifikationzu finden. Man kann das Ganze über sein Smartphone abspielen lassen, den MP3-Player, eine CD oder vielleicht sogar den Laptop. Für Smartphones gibt es geeignete Apps und für den Laptop mit Sicherheit auch geeignete Programme, mit denen du einen Intervallwecker stellen kannst. Ich persönlich nutze zur Zeit "Seconds" auf einem Apple Smartphone und bin damit sehr zufrieden. Man kann bei dieser App wunderbar mitMelodie, Länge des Abspielens und Intervalllänge der Wecktöne spielen. Wie ich bereits sagte kann man auch mit der Art der Wecktöne variieren. Ein paar Forenmitglieder lassen einfach eine 2-3 Stunden lange Melodie mit lauten und leisen Phasen laufen, ich persönlich arbeite mit Zeitintervallen. Wenn du mit Intervallen arbeitest, versuche die Länge dieser Zeitintervalle zu variieren. Mein Konzept zur Zeit sieht so aus: Der erste Weckton (Das Ablaufen einer 10 Sekunden langen Melodie) kommt nach 12 Minuten, der nächste nach 8, der nächste wieder nach 12, dann 16, 20, 25, 25, 10 Minuten. Durch die Variation der Intervalllängen rufen wir eine Erwartungshaltung ins Spiel: Wenn das erste Intervall nach 8 Minuten vorbei ist, dann denkt sich unser Kopf, dass in 8 Minuten wieder ein solcher kommen wird. Erkommt aber nicht, dieser kommt erst nach 12 Minuten! Unser Gehirn wird dadurch aber kurz aktiv, denn es kann keinen Weckton wie erwartet wahrnehmen. Dieser "Phantom-Weckton" lässt uns sozusagen einen Moment innehalten und ich bin mir fast sicher, dass er es ist, der uns im Traum kritisch macht. Mir ist vor kurzem aufgefallen, dass ich bei meinen Zahlreichen Erfolgen mit RN bis auf ein paar wenige Male nie die Weckermelodie gehört habe. Ich bin lediglich für ein paar Momente in meinem Traum kritisch geworden und habe aus heiterem Himmel heraus angefangen den Traum zu hinterfragen. So kamen die meisten meiner Erfolge mit RN zustande. Versuche also deinen Wecker so zu wählen, dass die Lautstärkemaxima Zeitversetzt sind. Wie du gemerkt hast spielt das erste Intervall (12 Minuten) keine wirklich Rolle, denn das Ganze startet ja beim ersten Weckton; dein Gehirn wird keine Erwartungshaltung für diese 12 Minuten aufbauen, denn es gabdavor keinen Weckton. Ich selbst brauche in der Regel immer etwas länger zum Einschlafen und habe deshalb beschlossen das ursprüngliche Einleitungsintervall von 12 Minuten auf 40 Minuten zu stellen. Auf diese Weiseschlafe ich 100%ig wenn der erste Weckton kommt. Je nachdem ob du schnell einschläfst oder langsam machtes Sinn dieses Intervall entsprechend zu ändern.

Vor kurzem fand ich sogar noch eine andere Anwendungsmöglichkeit der Technik, durch äußere Reize klar zuwerden. Es war eigentlich reiner Zufall. Wenn ich am Morgen lange ausschlafen kann, dann schalte ich,

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nachdem ich aufgewacht bin, gerne etwas Musik an und bleibe noch eine Stunde liegen. Ich war an diesem Tag aber irgendwie noch ziemlich müde und döste ein. Einige Minuten später verspürte ich ein komisches Gefühl und es kribbelte hier und da in meinem Körper. Ich machte einen RC. Ich war tatsächlich in einem Traum! Ich war anscheinend in der kurzen Zeit eingeschlafen, ohne es zu merken! Die laufende Musik hat mich aber auf einer gewissen Ebene wach gehalten, sodass ich noch wach genug war nach einiger Zeit den Traumzustand zu bemerken. So kann man Rhythm Napping also auch als WILD-Methode verwenden!Ich stand aus meinem Bett aus und begann einige Experimente zur Steuerung der Zeit.

Zeitexperimente

Ich liege in meinem Bett und mache aus Gewohnheit nach dem Aufwachen einen RC. Ich träume! Ich habe eben noch Musik gehört (es ist morgens) und bin dabei wohl eingeschlafen, ohne es zu merken! Ich mache noch einen RC um mir ganz sicher zu sein, dass ich nicht wach bin. Ich träume immer noch! Ich stehe auf. Das Kribbeln in meinem Körper nimmt kurz extrem zu, als wären mir alle Glieder eingeschlafen und ich fürchte, aufzuwachen. Die Szene stabilisiert sich jedoch wieder und ich gehe durch mein Zimmer zum Fenster. Der Rollladen ist fast ganz herunter gelassen und ich suche die Sonne als Lichtquelle, um in die Basale Klarheit zu kommen. Es ist allerdings dunkle Nacht draußen und ich versuche, dem Wetter zu befehlen, sich zu ändern. Es ändert sich nichts. Ich nehme eine große Uhr mit Zeigern von der Wand links von mir. Ich breche die Verkleidung auf, um die Uhrzeit verändern zu können. Ich drehe den Zeiger auf 4 Uhr. Tatsächlichgeht die Sonne im Zeitraffer auf. Ich sehe sie an und möchte mich von ihrem Licht einhüllen lassen, doch kurzbevor mir das gelingt blendet sie ab und verschwindet hinter einem Haus. Ich drehe den Zeiger also wieder nach vorne, diesmal auf 2 Uhr. Die Sonne geht im Zeitraffer den Weg zurück, bis sie wieder höher steht. Der Zeiger krümmt sich dieses Mal und seine Spitze zeigt noch auf 4 Uhr hin, biegt sich dann aber langsam durch bis er auf 2 Uhr zeigt. Es ist als wolle er die Tageszeit anzeigen, die sich hier verzögert meiner Vorgabe anpasst. Auch bei diesem Versuch blendet die Sonne wieder ab. Ich stelle die Uhr auf 12, die Sonne geht wieder zurück aber auch dieses Mal habe ich keinen Erfolg. Ich möchte den Rollladen hochziehen, damit ich ein besseres Sichtfeld habe und will zuerst nach der Kurbelstange greifen, mit der ich ihn normalerweise hochziehe. Dann fällt mir ein, dass das ein Traum ist und das doch irgendwie anders gehen müsste. Ich befehle dem Rollladen also, aufzugehen – doch er reagiert nicht. Ich stelle mich nun direkt an ihn und versuchen ihn mit meinen Händen (durch das Glas) hinauf zu wuchten. Auch hier passiert nichts. Ich lehne mich gegen das Fenster und drücke mit aller Kraft – Ich will mich durch das Fenster durchdrücken, um auf das Dach zu kommen. Ich spüre leicht, wie das Fenster nachgibt als wäre es elastisch, aber ich komme nicht durch. Ich gehe ein paar Schritt zurück. Auf dem Rollladen sind nun von innen ein paar blau leuchtende Zeichen zu sehen, mit denen ich aber nichts anzufangen wusste. Ich ging hinüber zu meinem zweiten Fenster und stolpere dabei über Kleidung, die auf dem Boden lag. Der Boden fing mich weich auf. Es war, als wäre ich in einer Turnhalle mit einem Boden aus weichen Matten. Ich verlasse mein Zimmer und will durch das Haus durchforsten, wache dann aber langsam erneut in meinem Bett auf. Ich mache nochmal einen RC, bin diesmal aber definitiv wach.

23.3.13 O.Keimig

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Im Prinzip war das was ich getan hatte ein RN mit WBTB, aber ich denke man kann auch auf diese Weise mit einer Playlist für den Morgen experimentieren!

Das Phänomen, das ich eben beschrieben habe wird dir als Klarträumer vielleicht noch öfter begegnen und du wirst es grinsend verfluchen wenn du morgens deine Träume niederschreibst!

Man nennt es "falsches Erwachen". In diesem Zustand denkt man, man sei noch (oder schon) wach, träumt aber in Wirklichkeit. Wenn du mal einem falschen Erwachen begegnen solltest denke daran, dass du nicht wirklich deine Schultasche gepackt hast, da sind immer noch die Bücher vom Vortag drinnen! Meistens ist das eigene Zimmer dann hier und dort um geräumt und es ist eigentlich offensichtlich, dass es nicht das reale eigene Zimmer sein kann; Ich ärgere mich dann immer über die verpasste Gelegenheit, klar zu werden. Habe aber keine Angst vor einem falschen Erwachen, es ist nur ein Traum und du wachst daraus ganz normal auf, wie aus allen anderen Träumen auch! Im Gegenteil, du kannst dir dieses Phänomen sogar zu Nutzen machen, denn man kann falsche Erwachen eigentlich sehr gut zu Klarträumen machen. Man muss sich lediglich angewöhnen, direkt nach dem Aufwachen einen kritischen RC zu machen.

Soviel zum Rhythm Napping. Wie ich bereits gesagt habe kann man hier relativ schnell Erfolge finden um sich zu motivieren, auch wenn man am Anfang mit allen möglichen Einstellungen experimentieren muss, um die für sich Besten zu finden.

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5) Im Klartraum

So, du hast es endlich geschafft. Du bist in einem Klartraum. Irgendwie hast du es geschafft zu erkennen, dass

du gerade träumst! Aber vielen Anfängern (und auch Fortgeschrittenen!) passiert oft folgendes: Du vergisst was du eigentlich tun wolltest, folgst dem Verlauf des Traumes, gibst deine Klarheit Stück für Stück ab und trübst wieder ein. Um sich vor solchen Situationen zu bewahren machten die Klarträumer ein Fass auf mit dem Namen „Stabilität im Klartraum“. Sie stellten sich die Frage: Wie kann ich 1. länger in einem Klartraum bleiben und 2. ohne dabei meine Handlungskompetenz einzubüßen?

5.1) Stabilität

Was tust du als erstes, wenn du in einem Klartraum landest? Ich weiß, ich weiß, der Adrenalinspiegel

sprengt wahrscheinlich gerade den Rahmen, aber Regel Nummer 1 lautet: Ruhe bewahren! Löse dich erst einmal von allen Ängsten, die dich vielleicht verfolgen, atme ruhig und lass den Gedanken zu, dich in deinem eigenen Universum, in deinem Traum zu befinden. Genieße dieses Gefühl und sei dir einfach bewusst, dass du alle Zeit der Welt hast, um zu tun was immer du möchtest. Lass dich erst einmal von nichts ablenken.

Als nächstes solltest du versuchen deine Verbindung zum Traum zu stärken indem du dich mehr mit ihm identifizierst. Sieh dich bewusst um, nimm wahr was der Traum dir bietet. Geräusche, Gerüche und Gefühle – einfach alles, was du erfassen kannst. Berühre Pflanzen und Gegenstände. Nutze alle Sinne um den Traum zu erleben. Mache dich dir selbst bewusst: Was trägst du für Kleidung, sieh in einen Spiegel wenn einer in der Nähe ist. Wie sehr ähnelt dein Traum-Ich deinem Realen? Halte dir nochmal vor Augen, dass du dich in deinem Traum befindest, deinem persönlichen Wunderland sozusagen. Sprich laut aus : „DAS IST MEIN TRAUM UND ICH KANN HIER TUN UND LASSEN WAS IMMER ICH WILL!“. Manchmal tut es auch gut laut nach der Klarheit zu rufen; Rufe „Klarheit, Klarheit, Klarheit!“, oder „Klarheit mal tausend!!!“. Probiere auch ruhig einige Autosuggestionen, solche wie „Ich kann so lange klar bleiben wie ich möchte“, oder „der Traum gehorcht mir aufs Wort“. Mache ein paar RCs, spreche jeden Gedanken laut aus und halte an der Euphorie fest, die du verspürt hast als du klar geworden bist.

Wenn du dich nun ausreichend mit dem Traum verbunden und einigermaßen sicher fühlst kannst du beginnen, dich an Traumziele zu erinnern. Was wolltest du doch gleich tun? Dir stehen nun alle Möglichkeiten offen! Wenn du für den Moment kein konkretes Traumziel verfolgst kannst du auch einfach damit beginnen, auf Traumpersonen zuzugehen, dich mit ihnen zu unterhalten oder du kannst einfach mal mit anderen Tätigkeiten – solche wie Fliegen – beginnen und die reiche Anzahl an Möglichkeiten ausnutzen, die der Traumdir bietet. Erkunde den Traum einfach mal, das kann auch jede Menge Spaß machen! Ich finde fast, dass man sich konkrete Zielsetzung als Anfänger nicht anlasten muss – genieße einfach mal die unendliche Freiheit im Traum und finde deinen Spaß daran! Denke daran: Nichts ist unmöglich! Zweifle nie daran!

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5.2) Traumkontrolle

Wenn du es nun geschafft hast, dein Dasein im Klartraum zu festigen, dann habe ich hier noch ein paar

Worte zur Kontrolle im Traum: Im Prinzip kann ich dir nicht viel darüber sagen, wie du mehr Kontrolle im Traum erlangen kannst, denn eigentlich hängt die Grenze deiner Möglichkeiten nur von dir selbst ab! Mache dich aber nicht verrückt, wennetwas, dass du in Angriff genommen hast nicht hingehauen hat. Manchmal steht man eben vor einer geistigen Blockade und ist unterbewusst noch so sehr an die Realität gewöhnt, dass man Schwierigkeiten hat gewisse Dinge zu tun. Hierzu ein kleiner Tipp: Man sagt immer „Menschen die träumen seien kreativ“ - mal abgesehen davon, dass jeder träumt. Warum nutzt du nicht deine Kreativität? Lass dir etwas einfallen, umgehe Probleme, baue dir Brücken! Ich berichtete ja bereits von einem Klartraum, in welchem ich eine Uhr nutzte um die Zeit zu verstellen, weil mir das Wetter nicht auf Befehl gehorchen wollte. Aber auch viele andere Blockaden kann man umgehen und austricksen; erschaffe dir Werkzeuge mit denen du den Traum kontrollieren kannst! Es gibt immer einen Weg!

Ein paar Mal habe ich aber auch schon von der so genannten „Erwartungshaltung“ gesprochen. Da sie im Zusammenhang mit der Traumkontrolle gar nicht so unwichtig ist will ich sie an dieser Stelle etwas genauer unter die Lupe nehmen.

Die Erwartungshaltung

Was hat es nun mit der „mächtigen“ Erwartungshaltung auf sich?

„Erwartung“. Was verbindest du eigentlich mit diesem Wort?

Ich möchte an dieser Stelle gerne den Begriff des „psychologischen Schemas“ einführen.Weiter oben erwähnte ich bereits, dass unsere Wahrnehmung im Alltag vergleichsweise trüb ist – wir nehmenbei Weitem nicht alles bewusst wahr, was unsere reizvolle Umgebung hergibt.Wie kommt es dann, dass wir trotzdem einen Stuhl als solchen erkennen, einen Mitmenschen als solchen oder einen Fernseher? Unser Gehirn versucht Energie zu sparen wo es nur geht und dazu stellt es Verknüpfungen her – wir nennen es Assoziationsvermögen. Wenn du etwas mit vier Gliedern, einem senkrechten Rumpf und einem Kopf darauf siehst weißt du automatisch, dass es sich dabei um einen Menschen handelt, auch wenn du ihn nur aus den Augenwinkeln siehst. Du erkennst durch diesen Mechanismus eine ganze Menge von Dingenin deiner Umgebung ohne sie genau unter die Lupe zu nehmen – du erkennst sie einfach an ihrer äußeren Form. Achte mal darauf wie eingeschränkt unser Sehapparat wirklich wahrnimmt. Du siehst nur das wirklich scharf und genau vor dir, was du anvisierst. Schon der Schriftzug einige Zentimeter daneben ist nicht lesbar wenn du ihn nicht mit deinem Blick fokussierst. Du kannst dir also vorstellen wie sehr Schemas zu unserer Wahrnehmung beitragen! Aber nicht nur durch visuelle Wahrnehmung können wir auf unsere Umwelt schließen, auch auditive und taktile Reize oder Gerüche tragen zur Bildung unserer gesamten Wahrnehmung unter Verwendung von Schemas bei. Schemas sind allerdings nicht immer tief verankert – sie können sich auch verändern, sind flexibel. Ein einfaches Beispiel: Wenn du dich abends schlafen legst und ein Geräusch im Haus hörst, dann assoziiert dein Gehirn dies direkt mit deiner Katze, die durch die Zimmer streift. Hast du allerdings an besagtem Abend

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einen guten Horrorfilm gesehen, dann erschreckst du beim Hören des Geräusches vielleicht im ersten Momentkurz – auch wenn dir gleich darauf bewusst wird, dass du nicht im Film bist und es wohl deine Katze sein wird. Schemas sind in diesem Sinne Erwartungshaltungen; das Schema beschreibt die Verknüpfung von Input und Reaktion, aber man spricht davon eine Erwartungshaltung zu haben.Laufe mal durch die Fußgängerzone einer Großstadt. Eine Erwartungshaltung basiert immer auf eigener Erfahrung oder der Erfahrung anderer, die du vermittelt bekommen hast. Ich bin sicher wenn du fünf verschiedene Leute bittest, ein und dieselbe Person über eine bestimmte Zeit zu beobachten werden sie dir alle verschieden über sie berichten. Einem Polizeibeamten zum Beispiel wird eventuell öfter ein „verstohlenes“ Verhalten auffallen als einem Pfarrer. Aufgrund einer Wahrnehmung schließt du direkt auf die Intention der Person. Im Prinzip kommt es einem „Anker“ gleich. So kommt auch der gute alte Spruch „wer suchet der findet“ zustande. Betrachte nochmal das Beispiel mit dem Polizisten – er ist automatisch kritisch gegenüber den Personen und vermutet dadurch automatisch immer „das Schlimmste“. Alles in allem kann man sagen, dass wir, wenn wir wahrnehmen, zunächst nur die äußeren Reize aufnehmen und sie dann mit der entsprechenden Erwartung verknüpfen. Du interpretierst praktisch jede Situation automatisch und bewertest sie aus der eigenen Erfahrung heraus (oder aus der, die dir durch andere vermitteltwurde).

Was bedeutet das für dich im Traum?

Im Traum hat deine Erwartungshaltung direkte Auswirkung auf deine Umgebung. Wo du im Wachleben nur interpretierst und bewertest was sein könnte, so formen deine bewussten und unbewussten Gedanken deine Traumwelt. Hüte dich also vor Aussagen wie „Klarträumen ist schwierig“ oder „Bis zum ersten Erfolg kann es lange dauern“, denn das schafft bei dir die Erwartungshaltung, dass Klarträumen schwer zu erlernen sei; was nicht der Fall ist!Durch die Erwartungshaltung (auch wenn sie unbewusst ist) wird deine Handelskompetenz im Traum begrenzt. Wenn du dir sagst du könntest nicht fliegen, dann wird dir das auch nicht gelingen. Wenn du denkstdu kannst deine Umgebung im Traum nicht manipulieren, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du es auch wirklich nicht kannst. Ich persönlich stehe manchmal vor der Barriere, dass ich noch zu sehr an die Realität gebunden bin. Mein Kopf begreift noch nicht richtig, dass ihm alle Türen und Tore offen stehen und meine Handlungskompetenz durch nichts begrenzt ist. Aber dem kann man relativ einfach Abhilfe schaffen.Ich habe dir dazu bereits eine Möglichkeit genannt, die Erwartungshaltung für dich arbeiten zu lassen – ich wette du kannst dir schon denken, welche ich meine: Die Autosuggestion.Nutze Autosuggestionen bereits vor dem schlafen gehen, solche wie „In meinem Traum kann ich tun was immer ich will!“.

Die Erwartungshaltung ist deshalb so „mächtig“, weil sie uns (im Traum) erlaubt über unsere Grenzen hinaus der zu sein, der wir sein wollen. Denke immer daran: Im Traum ist es nicht so wichtig wer du bist, sondern wen du dich glaubst!

Oder ein noch viel besserer Tipp: Nicht so viel denken, einfach machen!!!

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Traumbericht einer erfahrenen Klarträumerin

Soooo, zum Schluss noch ein kleiner Traumbericht. Diesmal allerdings nicht von mir. Ich habe zwar öfter erwähnt, dass es sich hier ja um einen kompletten Anfängerguide geht, aber ich wollte zum Abschluss auch mal eine der vielen Erfahrungen in Aussicht stellen, denen man als langjähriger Klarträumer begegnen kann.

Zu diesem Zweck habe ich eine erfahrene Klarträumerin aus unserer Forencommunity gebeten, einen ihrer Traumberichte hier zu veröffentlichen – und mir ihrer Erlaubnis darf ich ihn euch hier vorstellen. In dem Traum geht es unter anderem um etwas, das wir als „basale Klarheit“ bezeichnen; Ein Bewusstseinszustand der über die „normale“ Klarheit in einem Klartraum hinausgeht und dessen Erfahrung sehr schwer zu beschreiben ist. Liest man Berichte von Leuten die die basale Klarheit erforschen, trifft man allerdings häufig auf eine Verbindung zu dem Erfahren und Verschmelzen mit reinem oder goldenen Licht – die extrem erhöhte Klarheit in diesen Träumen bleibt jedoch der ausschlaggebende Faktor für die basale Klarheit. Jetzt aber zu dem Traumbericht, auf den du sicher schon sehr gespannt bist!

„Lichtstrand

Heute Morgen Wecker eine Stunde vor Aufstehen gestellt, WSIB: Traumprogrammierung. Zuerst kam ein längeres FE:

Ich bemerke, dass es draußen schon hell ist, stehe auf und laufe ins Wohnzimmer. Von dort möchte ich einen besseren Einblick in den Garten haben, denn es sind laute Stimmen zu hören. Doch ich werde nicht richtig wach, die Augen fallen mir immer wieder zu, Präluzidität. Wieder und wieder taucht eine Multivision der offenen Zimmertür auf, wieder und wieder schlage ich diese zu, 10 Mal insgesamt, ich zähle mit, um es mir fürs spätere Aufschreiben zu merken… befinde das aber schließlich für eine zu ungewöhnliche Situation und tauche in einen kontrastreichen Lichttraum mit exotischem Flair ein:

Klartraum:Vor mir liegt der Strand eines großen Gewässers. Anfangs denke ich wegen des Ausmaßes, dass es ein Meer ist,doch das Wasser ist ganz still und der Boden ist gleichmäßig mit weicher Matte ausgelegt. Ich realisiere, dass es ein Schwimmbad sein muss. Gehe langsam hinein, möchte dieses Traumwasser genau erkunden. Allmählichnimmt die Tiefe zu. Ich taste ein paar Meter weiter sogar leicht mit den Händen die Biegung der Matten nach unten ab, weil ich die Bauart des Traumes so großartig finde. Dann verliert sich der Untergrund in einer dunklen Tiefe, die Geborgenheit und Sicherheit ausstrahlt. Ich schwimme los und nehme jetzt auch die Randbegrenzungen auf beiden Seiten wahr. Die gesamte Breite des Beckens beträgt geschätzt 40-50 Meter.

Ich kraule vorwärts, langsam, denn auf dem Wasser liegt wie eine dünne Haut, die ich bei jeder Bewegung spüre. Meine Aufmerksamkeit steigert sich. Bald zweigt rechts ein weiterer, breiter Wasserarm ab, der mich aber nicht lockt. Plötzlich kommt mir ein Strudel in den Sinn. Was, wenn ich versehentlich einen produziere? Schon dreht sich links von mir leicht die Wasseroberfläche, ein glucksendes Geräusch entsteht – stopp! Ich nehme meine Gedanken sofort zurück, bestimme, dass ich das nicht zulasse. Der Wirbel löst sich auf. Nun stelle ich mir vor, wie schön es wäre, in völlig klarem statt dunklem Wasser zu schwimmen. Das Wasser erhellt sich. Es wird rein und lichtdurchströmt. Ähnlich eines beleuchteten Beckens, nur viel gleichmäßiger,

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ohne Lampen, aus sich selbst heraus leuchtend. Ich werde klar bzw. kann ich gar nicht genau sagen, ab wann ich es schon bin…

Ich drehe mich auf den Rücken und kraule weiter, jetzt jede Bewegung meines Körpers deutlich beobachtend. Erinnere mich an die Sportthreads hier im Forum und trainiere, mache alles ganz gezielt, langsam, bewusst und fühle mich immer wohler. Zudem habe ich seit dem Lichteinfall auch noch Musikbegleitung . Entspannende, meditativ wirksame Musik.

Während ich so durchs Wasser gleite, sehe ich über mir den tiefblauen, wolkenfreien Himmel. Eine einzelne Schwalbe gibt mir Geleit und folgt mir zwitschernd auf meinem Schwimmausflug. Was sie wohl bedeuten mag? Irgendwann höre ich auf mit den Bewegungen und treibe nur still auf der Oberfläche dahin. Es geht ganz ohne Anstrengung immer weiter. Bis ich beschließe, mich umzudrehen um die Perspektive zu betrachten. Da strande ich ganz sanft am Ufer. Und finde ein kleines, weißes Stoffgespenst. Es ist ein Kinderspielzeug. Ich kenne es, es hängen viele uralte Emotionen dran, es ist die Traumantwort auf die Programmierung vorhin. Lange schaue ich es an, lasse die alten Gefühle zu und stecke es dann in meine Jacke,die ich nun plötzlich anhabe.

Dann drehe ich mich vollends um, in der Absicht, nun einen Ozean dieses fantastischen Wassers zu finden: Doch vor mir liegt ein breiter Strandstreifen, das Traumende, wie eine Mischung aus Gold und Silber, gleißendhell, strahlend, aber nicht blendend. Ich steige aus dem Wasser und nehme den Traumstrom wahr:Er führt durch diesen Streifen ins Erwachen. Ein Autozoom setzt ein. Ich tauche in das Silbergold und damit den Basiszustand in einer herrlichen Ausprägung.Ich bleibe nicht lange, denn ich bin völlig überwältigt von dem ganzen Traum und zudem ist es das erste Mal, dass ich BK und Traumstrom gleichzeitig wahrnehmen kann. Ich lasse mich ins Erwachen ziehen.

Von diesem Traum bin ich noch den ganzen Tag begeistert. Er ist einer von der Sorte, die ich zu den schönsten zähle. (Klar)Träume können einfach himmlisch sein *schwärm*”

- Laura

Man kann hier also nochmal sehen, wie schön das Klarträumen doch sein kann!Natürlich steckt hier schon eine ganz andere Basis dahinter – diese Klarträumerin kann sich beinah aussachen,ob sie jetzt klar werden möchte oder nicht und bringt ein Maß an Traumkontrolle auf, von dem ich zur Zeit noch träume *schmunzel*.

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Abschlusswort

Damit wären wir am Ende der Reise angekommen. Ich habe dir damit alles vermittelt was ich zum Thema

Klarträumen an dich weiterleiten kann ohne in Spekulationen abzudriften. Ich habe diesen Guide mit dem Anspruch verfasst, nur aus eigener Erfahrung heraus zu schreiben und nicht irgendwelchen Theorien oder garesoterischem Krempel nachzugehen. Der Großteil besteht nun auch aus eigener Erfahrung und einem bisschenWissenschaft und ich denke ich kann guten Gewissens sagen, dir hier keine Märchen erzählt zu haben. Natürlich kann es sein, dass du demnächst auf paradoxe Informationen triffst, die meinen vielleicht widersprechen - das Thema ist noch total neu in der Wissenschaft und man findet ständig neue Sachverhalte heraus, die vielleicht alte widerlegen. Aber wenn du es bis hier hin geschafft hast und die letzten Sätze hier liest, dann habe ich mein Ziel erreicht: Ich habe dein Interesse am Klarträumen geweckt! Viel mehr wollte ich eigentlich gar nicht. Es gibt noch so viel mehr zu dem Thema zu wissen, vom „Traumhelfer“ bis zur „Basalen Klarheit“, alles Dinge, die ich aber nicht hier unterbringen möchte, weil ich selbst zu wenig darüber weiß, als dass ich mir anmaßen könnte darüber ellenlange Setze zu tippen. Aber ich bin mir sicher, du wirst mit der Zeitvon selbst auf vieles stoßen und so sollte es ja auch sein; Jeder sollte es für sich entdecken! Ich habe versucht diese Anleitung so sachlich wie möglich zu halten und das Wort „Traum“ zu entmystifizieren. Es gibt auch jene, die Träume als andere Welten oder andere Dimensionen deuten, zu denen wir nächtlich reisen. Mich selbst fesselt diese Idee nicht so sehr, aber solang es niemand widerlegt soll jeder glauben was er möchte! Mir ging es jedenfalls erst einmal darum das kitschige Klischee des Wortes „Traum“ aufzulösen und dir zu zeigen, dass Träume viel wertvoller sein können, als den meisten Menschen bewusst ist.

Dann bleibt mir nichts weiter, als dir viel Spaß am Klarträumen und vor allem einen langen Atem zu wünschen, auf dass du in ein paar Jahren immer noch fleißig dabei bist und die Freiheiten des Traumes genießt!

In diesem Sinne,klare Träume!

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Glossar

Klartraum:„Ein Klartraum ist ein Traum, in dem sich der Träumer bewusst ist, dass er träumt und auch ein gewisses Maß an Handlungskompetenz aufweist“.

Trübtraum:„Normaler“ Traum. Der Träumende weiß nicht, dass er träumt.

Präluzider Traum:Der Träumende weiß, dass er träumt, handelt aber nicht aus dieser Erkenntnis heraus. Er erachtet es als selbstverständlich.

Schlafphasen:Ein Zyklus dauert ~90min.. Die Zyklen werden mit Verlauf der Nacht kürzer, die REM-Phasen länger.Ein Zyklus besteht aus leichtem Schlaf, tiefem Schlaf und REM-Schlaf.

REM-Schlaf:„Rapid Eye Movement“-Phase, in dieser Phase träumt der Schlafende am meisten. Da die Augenbewegungen im Traum mit denen des physischen Körpers gekoppelt sind und man seine Augen im Traum sehr aktiv gebraucht, sind am physischen Körper „schnelle Augenbewegungen“ messbar.

Hypnagoge Bilder:Visuelle Eindrücke, die der Träumer vor dem Einschlafen wahr nehmen kann. Sie können von einfachen Licht-Schatten-Bildern bis zu ganzen realistischen Szenen reichen und bilden das visuelle Grundgerüst eines Traums.

Schlafparalyse:Das Gehirn des Träumers paralysiert den Körper des Träumers während dieser träumt um Verletzungen zu vermeiden. Da Befehle zum An- und Entspannen von Muskeln im Traumzustand ebenso vom Gehirn kommen wie im Wachleben würde sich der Träumer sonst im Bett bewegen wie er es auch im Traum tut.

REM-Rebound:Da der Körper seine REM-Phasen braucht wird er sie sich zurückholen wenn man sie ihm entzieht. Muss man morgens früher aufstehen als sonst und hält nachmittags ein kleines Mittagsschläfchen, so wird dieses nahezu ausschließlich aus REM-Schlaf bestehen, was Vorteilhaft für die Erfolgschance vieler Techniken ist.

Polyphasischer Schlaf:Ein Verhalten bei dem der Träumer auf mehrere Schlafphasen über den Tag verteilt umsteigt. Ein Beispiel hierfür wäre ein Kernschlaf (Schlaf bei Nacht) von 4-5 Stunden und 3 über den Tag verteilte Schläfchen von je30-45 Minuten. Das Verhalten braucht etwas Eingewöhnungszeit, der REM-Schlaf wird sich dann aber mit der Zeit in den kurzen Schlafphasen anreichern, was einen Vorteil für die Erfolgschancen vieler Techniken ist.

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Der Selektionsprozess unseres Gehirns:Sensorischer Input Ultrakurzzeitgedächtnis Kurzzeitgedächtnis → → Langzeitgedächtnis→

Ob eine Information bestand im Langzeitgedächtnis erlangt hängt davon ab, für wie wichtig sie erachtet wird.

Autosuggestion:Durch wiederholtes Abspielen von Phrasen wie „Ich bin der geborene Klarträumer“ oder „Ich kann mich an meine Träume erinnern“ können wirksame Steigerungen erlangt werden. Wichtig hierbei ist, dass die Autosuggestion immer im Präsenz abgefasst werden sollte. Autosuggestionen können auch im Traum genutzt werden, um direkte Auswirkungen auf den Traum zu erzielen.

Anker:Ein Anker ist die Verknüpfung eines sensorischen Inputs mit einer (un)bewussten Reaktion. Wenn du zum Beispiel eine Kuckucksuhr zu Hause hast und gewohnt bist, immer auf die Uhr zu sehen wenn der Kuckuck schreit, dann wirst du auch auf die Uhr sehen, wenn du außerhalb mal einen Kuckuck hörst.

Traumzeichen:Wiederkehrende Merkmale der Träume des Träumers. Traumzeichen können Dinge, Menschen, Gerüche, Gefühle oder Geräusche sein, die der Träumer des öfteren in seinen Träumen wahrnimmt.

Chain-Realitycheck (CRC):Ketten-Realitätstest. Nach dem Aufstehen macht man einen RC und setzt fest, wann man den nächsten RC macht. Hat man diesen dann später gemacht setzt man erneut fest, wann der nächste RC gemacht werden soll. Wie eine Kettenreaktion ziehen sich die RCs dann durch den Tag. Zum Abschluss setzt man dann, wenn man schalfen geht, fest, dass man den nächsten RC machen will wenn man träumt.

DILD:„Dream induced lucid dream“ - Im Traum induzierter Klartraum. DILD-Techniken werden auch „klarheitsfördernde Techniken“ genannt. Bei DILD erkennt der Träumer den Traum aufgrund einer kritischen Hinterfragung seiner Umgebung.

Kritisches Bewusstsein:Ein kritisches Bewusstsein definiert sich durch eine regelmäßige Überprüfung des eigenen Bewusstseinszustandes. Dabei ist es notwendig, die Umgebung und sich selbst kritisch zu beobachten und sich ernsthaft der Frage zu stellen, ob man gerade wach ist oder träumt.

Reality-Check (RC):Ein RC (Realitätstest) ist eine schnell ausführbare Handlung zur Überprüfung des Bewusstseinszustandes. Ein RC sollte immer mit einer kritischen Frage verbunden sein und sehr kritisch ausgeführt werden, damit im Traum nicht fälschlicherweise die Illusion aufkommt, man sei wach.

Erwartungshaltung:Eine Erwartungshaltung zu haben bedeutet, automatisch Situationen voreingenommen zu betrachten. Dies kann positiver oder negativer Art sein. Sagt sich der Träumer, er können im Traum nicht fliegen, so wird dies

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höchst wahrscheinlich der Fall sein. Behauptet er das Gegenteil, so wird er wahrscheinlich fliegen können. In der Traumwelt formt die Erwartungshaltung des Träumers den Traum. Negative Erwartungshaltungen sollten deshalb stets vermieden werden – bereits vorhandene negative Erwartungshaltungen können mit Autosuggestionen ausradiert werden.

MILD:„Mnemonic induced lucid dream“ - Ein aus der Erinnerung heraus induzierter Klartraum. Bei dieser Technik bombardiert sich der Träumer vor dem Einschalfen mit der Autosuggestion, dass er sich im Traum daran erinnern wird, dass er träumt. Der Träumer wird dann im Traum einen kritischen RC machen und klar werden. Es hilft oft, wenn man diesen Moment anhand eines kurz vorhergegangenen Traums visualisiert (z.B. in dem man sich vorstellt, dass man ein Traumzeichen erkennt).

Rhythm Napping (RN):Beim RN wird der Träumer beim Schlafen von Wecktönen beeinflusst. Die Zeitabstände zwischen den Wecktönen rufen beim Träumer eine Erwartungshaltung hervor, die den Zeitabstand bis zum nächsten Weckton prognostiziert. Erscheint hier aber kein Weckton, weil dieser über den Wecker erst für ein paar Minuten später programmiert ist, so wird das Gehirn kurz kritisch und das kann dazu führen, dass der Träumer den Traum kritisch hinterfragt und klar wird.

Wake-back-to-bed (WBTB):„Wach zurück ins Bett“. Beim WBTB steht der Träumer früher auf als gewohnt und bleibt für 15-30 Minuten wach. Er sollte zuvor aber mindestens 4-6 Stunden Schlaf gehabt haben. Wichtig ist hierbei mental wach zu werden ohne den Körper all zu sehr aufzuwecken. Wenn sich der Träumer dann wieder hinlegt kann er eine Technik anwenden, wobei er nun einen Erfolgschancenvorteil zum normalen, abendlichen Einschlafen hat: Der folgende Schlaf wird mehr mit REM-Schlaf bestückt sein und die Nähe zur ersten REM-Phase nach dem Einschlafen ist wesentlich größer. Dies wirkt sich positiv auf viele Techniken aus.

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