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Vermögensverwaltung Trotz Börsenflaute Geld verdienen | Tigerstaaten Die Krise ist noch nicht ausgestanden | Lust und Laster Im Reich der Düfte bulletin 4 Wandel Usability: Internet-Guru fordert Reduktion aufs Wesentliche Vermögensverwaltung Trotz Börsenflaute Geld verdienen | Tigerstaaten Die Krise ist noch nicht ausgestanden | Lust und Laster Im Reich der Düfte www.credit-suisse.ch/bulletin August/September 2001 Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der Credit Suisse Private Banking Der Mensch braucht

Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

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Vermögensverwaltung Trotz Börsenflaute Geld verdienen | Tigerstaaten Die Krise ist noch nicht ausgestanden | Lust und Laster Im Reich der Düfte

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WandelUsability: Internet-Guru fordert Reduktion aufs Wesentliche

Vermögensverwaltung Trotz Börsenflaute Geld verdienen | Tigerstaaten Die Krise ist noch nicht ausgestanden | Lust und Laster Im Reich der Düfte

www.credit-suisse.ch/bulletin

August/September 2001

Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der Credit Suisse Private Banking

Der Mensch braucht

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Verdeckspiele.

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Schwerpunkt: «Wandel»

Daniel Huber, Redaktion Bulletin

Credit Suisse Private Banking

Die Grossmutter meiner Frau war eine beeindrucken-de Person. Geboren am 6.6.1904, gestorben am 7.7.1999 hat sie Wirren und Wandel eines gan-zen Jahrhunderts durch- und überlebt. Als Fraueines von Hitler-Deutschland verfolgten Künstlersemigrierte sie 1932 nach Argentinien. 32 Jahrespäter musste sie erneut einem diktatorischen Re-gime entfliehen und kehrte in die Schweiz zurück.Dort arbeitete sie noch über 20 Jahre als Kinder-psychologin. Bis ins hohe Alter hat sie einenoffenen und wachen Geist behalten. Spannend wares, ihr zuzuhören, wenn sie von ihrer St.GallerJugend im Schosse einer gutbürgerlichen Familieerzählte. Von einer geruhsamen Zeit, als es nochkeine Autos gab, als das Telefon-Fräulein nochAnrufe mit der Begründung «um diese Zeit machendie Guggenbühls immer ihr Mittagsschläfchen» nicht durchstellte, als am Abend der «Laternenmann»noch die Gaslampen anzündete und die Kunde vom Untergang der Titanic den Zukunftsglauben

Nie der «guten alten Zeit» nachgetrauert

der ganzen Welt erschütterte. Gerne erinnerte sie sich auch zurück, wie sie ihren Vater, den Ober-leutnant, während seines Aktivdienstes im ErstenWeltkrieg besuchte, wie sie das Ende des ZweitenWeltkriegs in Buenos Aires mit Freunden feierte. Je älter sie wurde, desto öfter ist sie in ihren Erinne-rungen in die Vergangenheit zurückgekehrt. Dochder «guten alten Zeit» hat sie nie resigniert nachge-trauert. Vielmehr hat sie bis am Schluss wach und kritisch den Wandel der Zeit mitverfolgt und diepubertierende Enkelin zu Demonstrationen begleitet.Und selbst als sie die Urenkel akustisch kaum mehr verstand und auch das Lesen immer schwieri-ger wurde, wollte sie von mir noch wissen, wasdieses Internet sei. Ich bin froh, dass unsere Kinderdie Grossmutter meiner Frau noch kennen gelernthaben. Bis heute habe ich keinen anderen Menschengetroffen, der so viel Wandel zum Schlechten er-lebt hat, und trotzdem nie die Hoffnung auf einenWandel zum Guten verlor.

EDITORIAL

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INHALT

SCHWERPUNKT: «WANDEL»

6 Wirtschaftstrends | Mehr Freiheit und Eigenverantwortung12 Welt im Wandel | Vordenker fordern mehr Optimismus

AKTUELL

30 MyCSPB | Massgeschneiderte Finanzen und LesespassWeltweit bargeldlos bezahlen | ec/Maestro-KarteProjekt «Ticket to Life» | Mehr Rechte für Kinder

33 Hypotheken | Zugreifen, bevor die Zinsen steigen35 Winterthur Leben | Neuer Auftritt im Internet

Handelsfinanzierungen | Credit Suisse ist auf Platz eins36 Vermögensverwalter | Nur die Besten sind gut genug

ECONOMICS & FINANCE

38 Wissensgesellschaft | Bildung ist das Kapital von morgen42 Prognosen zu Ländern und Branchen43 Anlagen | Schnell und flexibel reagieren44 Energiepreise | Die USA geben den Tarif durch47 Prognosen zur Konjunktur48 Asienkrise | Den Tigerstaaten droht der nächste Absturz51 Prognosen zu den Finanzmärkten

E-BUSINESS

52 Verwirrung im Netz | Zielsicher auf die Suche gehen55 @propos | 30 Jahre Affenschwanz56 Insurance Lab | Online die beste Versicherung abschliessen58 Weniger ist mehr im Internet | Interview mit Jakob Nielsen

LUST UND LASTER

62 Düfte | Exklusive Parfüms erleben eine Renaissance

SPONSORING

66 Laster, Leidenschaft und Lebensschule | Golf71 Agenda

LEADERS

73 Alexander Pereira | Oper fürs Volk

FINANCIALSERVICES

Das Bulletin ist das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der Credit Suisse Private Banking.

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Spürhunde im Internet: Wer die Suchmaschinenrichtig füttert, kommt schneller zum Ziel.

Eingelocht: 70 Millionen Golfspieler erliegen der Magie eines kleinen, weissen Gummiballs.

Zürcher Opernintendant Alexander Pereira:«Oper soll inspirieren, nicht narkotisieren.»

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6Chefökonom Alois Bischofberger: «Die Weltwirtschaft braucht ethische Grundsätze.»

Um konkurrenzfähig zu bleiben, muss dieSchweiz ihr Bildungssystem reformieren.

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Die neuen Informations- und Kommunikationstechnologienlassen Raum und Zeit schmelzen. Unabhängig von einem bestimmten Standortkönnen Informationen und Güter in kürzester Zeit weltweit beschafft und

verschoben werden. Das Angebot an grenzüberschreitenden Dienstleistungen wird

dementsprechend rasch ansteigen. Langfristig werden diese Technologien wichtige

Triebfedern des Wachstums sein.

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Die Zeiten ändern sich, und wir ändern unsin ihnen, mit ihnen. Diese Einsicht machtMut: Wir können den Wandel gestalten.Sie beinhaltet aber auch eine Warnung:Wenn wir nicht selber handeln, erleidenwir die Folgen des Wandels.

Genau diese Angst treibt viele Men-schen um. Der schnelle Rhythmus und dieUnberechenbarkeit der Veränderungen ver-unsichern sie. Die Proteste gegen Privati-sierungen, den Abbau von Subventionen,die Öffnung der Grenzen, die Erweiterungder EU haben hier ihre Wurzeln. Deshalbist es so wichtig, dass die Menschen fürdie Bewältigung des Wandels fit sind. Vordiesem Hintergrund spielen Investitionenin die Bildung eine wesentliche Rolle. DieMenschen müssen befähigt werden, ihreTalente in einem veränderten Umfeld rich-tig einzusetzen.

Rasche Veränderungen sind in allenLebensbereichen spürbar. Sie nehmenmanchmal die Form einer Implosion an.Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant», die Sowjetunion, in sich zusammen. Zudemverloren in Westeuropa die traditionellenKirchen immer mehr an Einfluss. Das hatFolgen für die Lebensgestaltung und dieWerte, die ihr zu Grunde liegen. Ge-änderte Wertvorstellungen beeinflussenauch das Verhalten der Menschen als Teil-nehmer am Wirtschaftsleben.

Auf den Finanzmärkten kam es zu einemZusammenbruch der technologieorientier-ten Börsen wie NASDAQ, EASDAQ undNEMAX sowie zu einer spürbaren Ab-schwächung des Wirtschaftswachstums.

Euphorie und grosse Enttäuschungen

Wer die Kurssteigerungen und hohenWachstumsraten der jüngsten Vergangen-heit auch für die Zukunft gesichert hielt,erlebte eine schwere Enttäuschung. In derFolge verflog die Euphorie, welche diespäten Neunzigerjahre geprägt hatte. DasPendel schwang schnell zurück. Innertkurzer Zeit verschlechterte sich die Stim-mung der Konsumenten und der Unter-nehmer markant.

Das ist nicht erstaunlich. Auf wirtschaft-liche und finanzielle Schocks reagieren dieMenschen emotional; sie denken undhandeln nicht völlig rational. Deshalbwerden auch künftig nicht nur die hartenFaktoren Technologie und ökonomischeRationalität den Wandel prägen. Für dieWirtschaft ebenso wichtig werden Strö-mungen in Politik und Gesellschaft sowieFragen der Ethik sein.

Im Bereich der Informations- und Kom-munikationstechnologien sind Wandel undBeschleunigung besonders gut sichtbar.Zwar zeigen Untersuchungen, dass diegesamtwirtschaftlichen Auswirkungen derneuen Technologien noch verhalten sind.

Die Auswirkungen auf die Produktivitätbeschränkten sich bisher weitgehend aufdie Branchen der Computer- und Chip-herstellung sowie gewisse Bereiche derlanglebigen Investitionsgüter.

Dabei wird es nicht bleiben. Technologi-sche Innovationen erlangen ihre stärkstegesamtwirtschaftliche Wirkung oft erstnach längerer Zeit. Das zeigt sich beiSchlüsseltechnologien immer wieder. Sovergingen bei der Elektrizität beinahe 40 Jahre zwischen der ersten kommer-ziellen Nutzung und ihrer wirtschaftlichbreiten Anwendung. Mit so langen Zeit-räumen rechnet man heute nicht mehr.Der Umgang mit neuen technologischenErrungenschaften muss aber gelernt wer-den, hohe Investitionen müssen in For-schung und Entwicklung, Ausbildung undAusrüstung fliessen. Langfristig werdendiese Technologien trotz der momentanenErnüchterung auf den neuen Märktenwichtige Triebfedern des Wachstums sein.

Grundlagen- und angewandte Forschungwerden zahlreiche Impulse erhalten. DieAbhängigkeit der Forschung und Entwick-lung sowie der Produktion von einem ge-gebenen Standort wird zurückgehen. DennRäume und Zeit schmelzen, und die Infor-mationen können kostengünstig und ohnezeitliche Verzögerung global beschafft wer-den. Das Angebot grenzüberschreitenderDienstleistungen wird rasch ansteigen.

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Zwischen Zeitgeist undGewinnstreben In Zukunft werden nicht nur Technologie und ökonomische Rationalität den wirtschaftlichen Wandel prägen. Immer wichtiger werden politische, gesellschaftliche und ethische Aspekte. Alois Bischofberger, Chefökonom der Credit Suisse

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Produktivitätsgewinne hängen nicht nurvom technologischen Fortschritt ab. EinLand, das die Nase vorn haben und Neue-rungen in Wettbewerbsvorteile ummünzenwill, muss seine Volkswirtschaft deregu-lieren, geschützte Märkte abbauen, überflexible Güter- und Arbeitsmärkte und einexzellentes Bildungswesen verfügen sowiein steuerlicher Hinsicht wettbewerbsfähigsein. Es muss ein innovationsfreundlichesKlima herrschen: Innovationen werden ineiner Zeit der global offenen Märkte zumwahrscheinlich wichtigsten Erfolgsfaktor.

USA mit Produktivitätsvorsprung

Die USA sind gut positioniert, um ihrenProduktivitätsvorsprung zu halten. Weildort zudem die Erwerbsbevölkerungschneller wächst als in andern Industrie-ländern und -regionen, wird das Potenzial-wachstum höher sein. Darunter verstehtman jene Wachstumsrate des realen Brutto-inlandprodukts, die mittel- und länger-fristig ohne Risiken für die Preisstabilitäterzielt werden kann. Die USA werden einattraktives Zielland für Direkt- und Portfo-lioinvestitionen bleiben. Europa und Japanhaben wirtschaftspolitischen Nachholbe-darf. Auch bezüglich Risikobereitschaftkönnte Europa von den USA lernen.

Das gilt umso mehr, als der wirtschaft-liche Strukturwandel vielfach in Schüben,unter dem Druck von Krisen und in stetsrascherem Tempo erfolgt. Die Zukunftwird damit schwer vorhersehbar. Es gilt,schnellere Entscheide in grösserer Un-sicherheit zu treffen. Die Unsicherheit in Bezug auf Erfolg oder Misserfolg einerStrategie wird wachsen, strategische Fehler werden zunehmen.

Nachhaltige wirtschaftliche Folgen wer-den von Fortschritten in der Medizin undder Pharmazie ausgehen. Die kürzereKrankheitsdauer erlaubt höhere Pro-duktionsraten und verbessert die Renta-bilität von Investitionen in das Human-kapital. Anderseits verursacht die längereLebensdauer massiv höhere Gesundheits-leistungen für hoch Betagte. Der Gesund-heitssektor wird zu einem wesentlichenWirtschaftsfaktor.

Die Erfindung der Pille hat der Emanzipation der Frau grossen Vorschub

geleistet. Auch die Wirtschaft profitierte davon, denn durch die vermehrte

Integration der Frauen ins Erwerbsleben wurde das Arbeitskräfte-potenzial massiv erhöht. Gleichzeitig entstand eine kaufkräftige und

kaufwillige Konsumentenschicht. Autonome Frauen werden neben

dem Berufs- auch das Familien- und Gesellschaftslebenweiterhin markant verändern.

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Innovationen verunsichern

Mit steigender Lebenserwartung nimmtauch die Belastung der Erwerbstätigen fürdie Altersversicherung zu. Innovationen inder Bio- und Gentechnologie lassen auf eine Fortsetzung dieser Trends schlies-sen. Die neuen Möglichkeiten weckenaber auch Unsicherheiten und Ängste inbreiten Kreisen der Bevölkerung. Geradeim Zusammenhang mit dem Klonen vonMenschen stellt sich die Frage, ob alles,was möglich ist, auch erlaubt sein soll.

Eine ähnlich grosse wirtschaftliche Wirkung wurde durch die Erfindung derAntibabypille ausgelöst. Der Geburten-rückgang in den Industriestaaten erlaubteine stärkere Integration der Frauen in dasErwerbsleben. Die Emanzipation der Frauwird einer der bedeutendsten «drivers ofchange» sein. Das Arbeitskräftepotenzialwird markant verbreitert. Gleichzeitig ent-steht eine kaufkräftige und kaufwilligeKonsumentenschicht. Auch dank verbes-serter Ausbildung wird die Bedeutung derFrauen in der Wirtschaft weiter zunehmen.

Der «Pillenknick» wird anderseits dieSozialversicherungen in den nächstenJahrzehnten stark belasten. Bald werdensich die geburtenstarken Jahrgänge ausdem Erwerbsleben zurückziehen. Da dieseGeneration weniger Kinder hat, als zu ihrerReproduktion nötig wäre, wird die Alters-last für die nachfolgende Generation deut-lich steigen.

Dieser demographische Trend überfor-dert die Altersvorsorgesysteme in denmeisten Industrieländern. Die notwendigenAnpassungen werden sowohl politisch alsauch wirtschaftlich ausserordentliche He-rausforderungen darstellen. Ihr Ausgangsteht nicht zweifelsfrei fest. Die Zeiträumesind so gross, dass sie weit über die Hori-zonte der Politiker hinausgehen.

Zu den Umwälzungen mit grosser öko-nomischer Wirkung zählen schliesslich die

Erkenntnisse der Psychologie. Sie findennicht zuletzt in der Organisation der Unter-nehmen, in der Mitarbeiterführung und imKundenkontakt sowie im Marketing ihrenunmittelbaren wirtschaftlichen Nieder-schlag. Die Umorientierung vom autoritärenzum teamorientierten Führungsstil erhöhtnicht nur die Produktivität der Unterneh-men. Sie wird in der Informations- undWissensgesellschaft zu einer unabding-baren Voraussetzung für die Motivationund Kreativität der Mitarbeitenden.

Mehr Freiheit und Eigenverantwortung

Im Mut zu mehr Markt manifestiert sich ei-ne Tendenz zu mehr Freiheit, die viele Le-bensbereiche erfasst. Gleichzeitig gewinntdie Eigenverantwortung an Bedeutung.

Der Interventionsstaat gehört der Ver-gangenheit an. Auch wenn wieder Zweifelan der Stabilität und Effizienz der Markt-wirtschaft auftauchen: Der Staat, der vonder Wiege bis zur Bahre für seine Bürgersorgt, aber auch massiv in deren Lebeneingreift, wird zunehmend skeptisch be-trachtet. Privatisierungen, die Deregulie-rung und das New Public Management –die wirkungsorientierte Verwaltung – habenbereits ein Gegengewicht zum Fürsorge-staat geschaffen. Die Entwicklung zumkundenorientierten Dienstleister wird derprivaten Initiative mehr Raum und demBürger – und Steuerzahler – den Status derMündigkeit geben. Die Angst der Politikervor der Entmachtung durch die Globalisie-rung kann die Expansion der Marktkräfteallenfalls verzögern, aber nicht verhindern.

Mehr Freiheit setzt sich auch in der individuellen Lebensgestaltung durch. DieAutonomie der Frau wird das Berufs- undFamilienleben weiter verändern. Die An-zeichen weiterer Auflösungstendenzen inder Kernfamilie – steigende Scheidungs-raten und Verbreitung der Ein-Eltern-

Alois Bischofberger, Chefökonom der Credit Suisse

«Ein Unternehmen, das langfristig erfolgreich sein will, muss

auch die immateriellen Werte pflegen.»

Familien – werden der «Auslagerung» derKindererziehung den Weg weiter ebnen.

Traditionen geraten in Vergessenheit

Traditionen gerieten bisher vor allem inhoch entwickelten Ländern in Vergessen-heit. Mit steigendem Wohlstand undanhaltender Internationalisierung werdendavon vermehrt auch aufstrebende Natio-nen erfasst. Grössere Freiräume in derindividuellen Lebensgestaltung bieten derKonsumgüter- und Freizeitindustrie neueChancen. Die so genannte Spassgesell-schaft bildet wohl kaum den zivilisatori-schen Höhepunkt. Sie wird überwundenwerden. Was bleiben wird, ist eine immergrössere Vielfalt des Konsumangebotsund ein wachsendes Angebot an Erlebnis-welten, was Soziologen als Multioptions-gesellschaft bezeichnet haben. Paralleldazu wird das Bedürfnis nach Orientie-rung, vertieftem Wissen und Mitsprachewachsen. Das schafft zusätzliches Poten-zial für immaterielle Dienstleistungen.

Mit der Individualisierung und den grös-seren Wahlmöglichkeiten in der Lebens-gestaltung ist die Tendenz verbunden, Eigenverantwortung zu bejahen und grös-sere Risiken einzugehen. Diese Tendenzäussert sich auch im Anspruch, den Erfolgunverwässert durch hohe Steuern genies-sen zu können. Rückschläge in der beruf-lichen Karriere werden in Kauf genommenund als Chance gewertet. Eine grössereFlexibilität in Bezug auf Einkommen, Beruf und Wohnsitz wird akzeptiert. Aller-dings ist in Gesellschaftsgruppen, dieunter wirtschaftlichen Schwierigkeitenleiden und sich als Verlierer des beschleu-nigten Wandels sehen, das Gefühl derFremdsteuerung und des Ausgegrenzt-seins stark. Daraus folgen vereinfachendeSchuldzuweisungen. Der Missbrauch desUnbehagens durch populistische Politiker

Vom Tempo des Wandels überfordert: Wirt-

schaftsexperte Manfred Timmermann propa-

giert den «Führerschein für Verwaltungsräte».

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Nachhaltige wirtschaftliche Veränderungen gehen von Fortschritten in Medizin und Pharmazie aus. Der Gesundheitssektor wird zu einem wesentlichen

Wirtschaftsfaktor. Die Menschen in den industrialisierten Ländern leben immer länger, und

Innovationen in der Bio- und Gentechnologie deuten auf

eine Fortsetzung dieses Trends hin. Stetig steigende Lebenserwartung und Pillenknick überfordern die Altersvorsorgesysteme in den meisten

industrialisierten Ländern. Die demographische Entwicklung wird Politik

und Wirtschaft auch in Zukunft vor grosse Herausforderungen stellen.

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ist nicht nur für die wirtschaftliche, son-dern auch für die politische Freiheit einRisiko.

Die Notwendigkeit, mit Kritikern derMarktwirtschaft, Gegnern der Globalisie-rung und Opponenten des Strukturwan-dels ins Gespräch zu kommen, wird grös-ser werden. Will man das politischeFundament für weitere Liberalisierungs-schritte erhalten und stärken, muss mandie weit verbreiteten Ängste ernst neh-men. Die Wirtschaft darf diesen Aufwandnicht scheuen. In einem auf Innovation,Risikobereitschaft und Eigenverantwor-tung angewiesenen Wirtschaftssystemwerden die Einkommensunterschiede ten-denziell grösser. In den Jahren der Hoch-konjunktur und der Aktienhausse nahmendiese Unterschiede besonders stark zu.

Dialogbereitschaft als ethische Norm

Mit den neuesten Entwicklungen auf denFinanzmärkten und in der Realwirtschafthat eine Korrektur eingesetzt. Der gene-relle Trend dürfte aber in den nächstenJahren anhalten. Das wird von vielen nichtverstanden und weckt Neid. Wenn gezeigtwerden kann, dass die unternehmerischeLeistung wirtschaftlichen Fortschritt bringtund Arbeitsplätze schafft, wird die Diskus-sion entschärft. Mit dem Dialog nimmt dieBereitschaft zu, Konflikte zu lösen.

Eine globalisierte Wirtschaft braucht all-gemein anerkannte Verhaltensregeln undethische Grundsätze. Dabei können nichtdie Wertvorstellungen eines Kulturkreises,einer Religion oder einer einflussreichenMacht der ganzen Welt aufgezwungen wer-den. Der von Theologen geprägte Begriff«Weltethos» mag zwar etwas abstrakt tönen, er meint aber wohl das Richtige:Chancengleichheit, unabhängig von Rasse,Nationalität, Geschlecht oder Religion,das Vermeiden von Diskriminierung, dieAchtung der Menschenwürde, der Schutzder Kinder, zumutbare Arbeitsverhältnisse,die Rücksicht auf die Umwelt und der Respekt vor anderen Kulturen sind einigeStichworte. Eine Unternehmung, die lang-fristig erfolgreich sein will, muss auch diese immateriellen Werte pflegen.

FÜNF ERFOLGE ÖKONOMISCHEN DENKENS

Neue Erkenntnisse der Ökonomie sowie die zunehmende Berücksichtigung

grundlegender ökonomischer Einsichten in die Wirtschaftspolitik spielten eine

wichtige Rolle bei den wirtschaftlichen Erfolgen der letzten zwanzig Jahre.

■ Liberalisierung: Das Beispiel der Telekommunikation hat die kreative Kraft

des Marktes vorgeführt. Die Preise sinken, die Qualität und Breite der

Dienstleistungen steigt. Ähnliche Wirkungen einer Liberalisierung dürfen

auch in der Elektrizitätsversorgung und bei der Post erwartet werden.

■ Effiziente Wirtschaftspolitik: Der aufgeklärte Umgang mit den Kräften des

Marktes wird die Art und Weise beeinflussen, wie anstehende Probleme

angegangen werden. Politisch gesetzte Ziele lassen sich durch geschickte

Anreize effizienter erreichen als mit bürokratischer Pedanterie. Erste

Erfolge wurden in der Landwirtschafts- oder der Gesundheitspolitik erzielt.

Weitere Anwendungen des marktnahen Weges werden in der Umwelt-, der

Sozial- und der Bildungspolitik erfolgen. Die damit verbundene Freisetzung

produktiver Energien kann vor allem in Europa ein nachhaltig höheres

Wachstum ankurbeln.

■ Verbesserte Krisenprävention: Nach der Korrektur der inflationären Ver-

irrungen der Siebzigerjahre hat die Geldpolitik zu einer ausgewogenen

Stabilitätspolitik gefunden. Die Notenbanken der fortgeschrittenen Länder

haben aus den wirtschaftspolitischen Fehlern der Grossen Depression

gelernt. Dank rascher geldpolitischer Reaktion auf abrupte Aktienmarkt-

einbrüche konnten 1987 und 1998 ernsthafte Wirtschaftskrisen vermieden

werden. Dies dürfte auch im gegenwärtig labilen Börsenumfeld und in

späteren Zeiten erhöhter Volatilität gelingen. Das Ausbleiben tiefer wirt-

schaftlicher Krisen wird die Politik entlasten und interventionistische Über-

reaktionen verhindern.

■ Portfoliomanagement: Die Erkenntnisse der Portfoliotheorie revolutio-

nieren das Anlageverhalten der meisten Investoren. Mit dem Entstehen von

Anlagefonds ist die Diversifikation breitesten Anlegerkreisen zugänglich

geworden. Insbesondere Aktienanlagen sind nun auch für kleinere Vermö-

gen eine akzeptable Anlagekategorie. Beides hat zur Hausse der Aktien-

märkte zwischen 1980 und 2000 beigetragen. Möglicherweise ist die

Abgeltung für das Tragen von Risiko damit unwiederbringlich gesunken.

■ Derivative Finanzinstrumente: Die Einführung und Verbreitung der Derivate

hat zuerst die Finanzwelt, zunehmend aber auch das Denken und Verhal-

ten der Unternehmen verändert. Nur dank der immer leistungsfähigeren

und billigeren Computer sind die notwendigen komplexen Berechnungen

hinreichend rasch und günstig durchzuführen. Damit lassen sich finan-

zielle Risiken begrenzen und gezielt transferieren. Für die Wirtschaft

als Ganzes eröffnen sich damit neue Spielräume für Investitionen und

Produktivitätssteigerungen. Anderseits ermöglichen derivative Finanz-

instrumente die Übernahme von Risiken in ungeahnten Dimensionen. Als

Gegengewicht braucht es in Unternehmen und Finanzinstituten jedoch

geeignete Kontrollmechanismen.

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CarolBellamyThomasWellauerPatMitchellJoschkaFisc herGeorgJ.MitchellProf.LesterThurowProf.J.DeissMikeMoore «Wandel und Herausforderungen» war

das Thema der Winconference 2001,die die Credit Suisse und die WinterthurAnfang Juli in Interlaken organisierten.19 Referentinnen und Referenten aus internationaler Politik, Wirtschaftund Kultur zeigten, wie der rasante Wandel, der heute in vielen Bereichengleichzeitig stattfindet, für möglichstviele Menschen gewinnbringend gestaltet werden kann.

Dem Wandelauf der Spur

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«Das Wohl der Kinder geht alle etwas an»Carol Bellamy, Generaldirektorin UNICEF

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Bemühungen um sozialen Fortschritt nurErfolg beschieden ist, wenn alle einenWeg finden, einen Teil der Verantwortungdafür zu übernehmen. Grosse Aufgabenliegen vor uns. Wirtschaft und Unterneh-men spielen dabei eine wichtige Rolle.

UNICEF bestreitet sein Budget zu rundeinem Drittel mit Geldern aus dem privatenSektor; der Rest stammt aus Regierungs-beiträgen. Wir sind innerhalb der UNO dieOrganisation, welche die Zusammenarbeitmit Firmen und Stiftungen am weitestenentwickelt hat. Seit die Organisation vor55 Jahren gegründet wurde, haben wir vielüber die Zusammenarbeit mit dem privatenSektor gelernt. Wir erhielten Zugang zu einem enormen Reservoir an Wissen undErfahrung. Viele Firmen engagierten sichmit Projekten in Ländern, wo Verzweiflungund Not herrschten. Die Erfolgsgeschich-ten derlei Zusammenarbeit reichen vonder Entwicklung von Handpumpen, die fürMillionen von Menschen sauberes Trink-wasser brachten, bis hin zu gemeinsamenInitiativen, um die Kinderlähmung auszu-rotten.

In diesem Sinne begrüsse ich die Zu-sammenarbeit von UNICEF mit CreditSuisse Financial Services für das Pro-gramm «Ticket to Life», das das Überleben,den Schutz und die Entwicklung von Kin-dern durch Geburtenregistrierung sicher-stellt. Der Eintrag ins Geburtenregister ist die Anerkennung der Existenz eines Kindes durch den Staat. Es ist die Basisfür die Regierungen, ihre Einwohner zuzählen und somit ihre öffentlichen Einrich-tungen zu planen. Die Registrierung ist fürKinder der erste und möglicherweise dau-erhafteste Schutzschild, den sie im Lebenhaben. Ohne Geburtsurkunde ist ein Kindrechtlos. Unregistrierte Kinder sind anfäl-

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Wie könnte ich auch die Hoffnung verlieren.Schliesslich geht es um Kinder. Keine Fra-ge, die Umstände, unter denen viele vonihnen leben müssen, sind miserabel. DochKinder sind wunderbar – sie bieten dengrössten Widrigkeiten mit Fröhlichkeit undLebenswillen die Stirn. Es sind viel eher dieErwachsenen, die mich verzweifeln lassen.Kinder inspirieren mich zu Optimismus.Auch wenn die schlechten Schlagzeilen inden Medien zu überwiegen scheinen, diejüngsten Entwicklungen geben Anlass zuHoffnung.

Weltweit besuchen mehr Kinder Schulenals je zuvor. Der Schutz der Kinder ge-niesst hohen Stellenwert. Die Situation hatsich in den letzten zehn Jahren verbessert,in Sachen Gesundheit, Ausbildung undSchutz vor Misshandlungen. Ausgenom-men von dieser positiven Einschätzungsind die Kinder in Afrika, südlich der Sahara. Hier wüten Armut, Aids und Krieg.Gerade Krieg ist für Kinder fatal: Noch imErsten Weltkrieg waren 90 Prozent derOpfer Soldaten. Heutzutage sind 90 Pro-zent der Opfer Zivilisten, der Grossteil von ihnen Kinder und Frauen, die zwi-schen den Fronten als Kindersoldaten oder Sexsklaven ein fürchterliches Schicksal fristen.

Einzig Ausbildung kann junge Men-schen befähigen, sich und ihre Gemein-schaften zu beschützen. Ausbildung kannDiskriminierung bekämpfen und es jungenLeuten ermöglichen, die Fähigkeiten aus-zubilden, die sie für eine bessere Zukunftbrauchen. Vor rund elf Jahren organisiertendie Vereinten Nationen eine Versammlungzur Situation der Kinder, um jedem Kindauf dieser Welt eine bessere Zukunft zuermöglichen. Und trotz bedeutender Erfolgeist klar, dass noch viel zu tun ist, um diesesVersprechen einzulösen.

Jährlich sterben zehn Millionen Kinder unter fünf Jahren – an Krankheiten, diesich verhindern liessen: Durchfall, Masernund Infektionen der Atemwege. Rund 170Millionen Kinder sind unterernährt, über110 Millionen Kinder besuchen keineSchule – 60 Prozent davon sind Mädchen.Nimmt man diese Zahlen und fügt weitereKonsequenzen aus Armut und Ungleich-heit hinzu wie Aids, Malaria, Kriege oderAusbeutung, dann versteht man, welch un-glaublich schwierigen Herausforderungenwir uns stellen müssen, um das Überleben,den Schutz und die optimale Entwicklungeines jeden Kindes zu sichern.

Leadership ist ein Schlüsselfaktor

Das Wohl der Kinder geht alle etwas an.Geld spielt dabei eine wesentliche Rolle.Doch es ist nicht der einzige Erfolgsfaktorgegen das Elend. Der Schlüsselfaktor ist « leadership». Fehlt der Wille, sind dieKonsequenzen klar: korrupte Regierun-gen, fehlende Investitionen oder Politikerin den ärmsten Ländern der Welt, die lieber Krieg führen als in Gesundheits-vorsorge und Bildung zu investieren. Geldund Programme werden gebraucht. Siesind indes wertlos, wenn es an «leader-ship» mangelt.

Die Vereinten Nationen wurden ge-gründet, um die Welt vom Kriegsjoch zubefreien. Und UNO-Generalsekretär KofiAnnan macht immer wieder klar, dass den

Damit die Kinder dieser Welt eine Stimme erhalten, arbeitet UNICEF-Generaldirektorin Carol Bellamy hart.Aufgezeichnet von Christian Pfister

«

Carol Bellamy, Generaldirektorin UNICEF

«Weltweit leben Millionen von Kindern, die offiziell nicht existieren.»

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liger für Missbrauch. Ein unregistrierterJunge in Liberia kann nicht nachweisen,dass er für den Militärdienst noch zu jungist. Jedes Kind, das wir dieser Situationentreissen, ist besser geschützt. Beispielefür den Zusammenhang zwischen fehlen-der Bildung und Elend gibt es viele. Hiernur eins: Kinder von Müttern ohne Schul-bildung sind viermal mehr von Unterer-nährung bedroht als Kinder von Mütternmit einer Grundausbildung.

Zwar ist der Eintrag noch lange keineGarantie für ein besseres Leben. Die Re-gistrierung ist ein erster Schritt, dem nochandere folgen müssen. Geburtenregist-rierung scheint für uns in den reichen In-dustrieländern eine Selbstverständlichkeitzu sein. Aber weltweit leben Millionen von Kindern, die offiziell nicht existieren.

Wir alle haben die Macht zu helfen, umfür die Kinder eine bessere Welt zu schaf-fen. UNICEF hat zusammen mit Partner-

organisationen begonnen, eine weltweiteBewegung für Kinder zu mobilisieren. Esist an uns Erwachsenen, ihre Meinungenanzuhören und sie in unsere Entscheidun-gen einzubeziehen – sei das in der Familie,in Jugendparlamenten, Schulkommissio-nen oder Beiräten.

Ich erinnere mich an eine Umfrage, diewir unter Kindern Kolumbiens durchführ-ten. 2,7 Millionen Kinder nahmen daran teil.Wir fragten sie, was für sie das Wichtigsteim Leben sei. Sie sagten uns: das Rechtzu leben und keinen Krieg zu haben. Als Folge davon wurde in Kolumbien dieKinderbewegung für den Frieden gegrün-det. Über diese Kinder wird meist nur als Opfer gesprochen. In diesem Fall nahmensie das Blatt selber in die Hand. Sie wur-den zu Katalysatoren für den Frieden.

Junge Menschen zwischen zehn und19 Jahren machten Anfang 2000 rund 20 Prozent der Weltbevölkerung aus – das

sind rund 1,2 Milliarden. Wie sie durch ihrejungen Jahre navigieren, welche Perspek-tiven sie haben, wird mitentscheiden, wiegut der «Rest » der Menschheit die He-rausforderungen in diesem Jahrhundertmeistern wird. Wie könnte ich da auch nurdie Hoffnung verlieren?

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LEBENSLAUF

Carol Bellamy wird 1942 in Plainfield, USA,

geboren. Nach dem Studium der Rechts-

wissenschaften an der Universität New York

arbeitet sie in einer New Yorker Anwalts-

kanzlei. Von 1973 bis 1977 ist sie Senatorin

des Staates New York, zwischen 1978 und

1985 Präsidentin des Stadtrates von New

York. 1986 wechselt sie als Direktorin bei

Morgan Stanley ins Investment Banking.

1990 geht sie zu Bear Stearns, wo sie bis

1993 den Posten der Generaldirektorin inne

hat. Seit 1995 ist Carol Bellamy General-

direktorin der UNICEF.

»

«Wir müssen dem Optimismusden Weg frei machen»Thomas Wellauer, CEO Credit Suisse Financial Services

Page 16: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

Die Winconference ist für unser Unter-nehmen mehr als ein Treffen von Führungs-persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politikund Kultur. Credit Suisse und die Winter-thur bekennen sich mit der Konferenz dazu,gesellschaftliche Verantwortung wahrzu-nehmen und sich mit Fragen, die unsereZeit bewegen, auseinander zu setzen. DieDiskussion um «Wandel und Herausfor-derungen» gehört sicherlich zu den grossenFragen unserer Zeit.

Unsere Referenten sind Garanten dafür,dass rund ums Thema «Wandel und He-rausforderungen» nicht nur eine Wahrheitdiskutiert wird, nur eine Perspektive, nurein Lösungsansatz. Die Vielfalt regiert –und das zu unserem Vorteil.

Der Dialog ist die einzige Form derKommunikation, die sicherstellt, dass keinedieser Perspektiven vorschnell verlorengeht. Ich fordere Sie deshalb zum Dialogauf. Wir alle hier haben die Pflicht, im Ge-spräch zu bleiben und eine Dialogkulturvorzuleben. Kommt es zu Fragen, die fürunsere Gesellschaft von vitaler Bedeutungsind, ist eine Aufteilung der Verantwor-tung sinnlos. Politik, Wirtschaft und Kultursind gleichermassen gefordert.

Dass wir einen solchen Anlass nichtaus reiner Selbstlosigkeit durchführen, hatGründe. Wir müssen uns als Unterneh-men einer der grössten Herausforderungenstellen, die unsere Industrie je erlebt hat:Damit meine ich die Aufgabe, unsere Ge-schäftsziele mit unserer gesellschaftlichenVerantwortung zu verschmelzen.

Die Credit Suisse Financial Servicespasst sich dem Tempo der Veränderungenan. Es wäre für unser Management fatalzu denken, dass es – losgelöst von derGesellschaft – im Alleingang Lösungen

findet für Innovationen im gesellschaftli-chen und wirtschaftlichen Bereich.

Wir haben nur Erfolg, wenn unser Netz-werk tragfähig ist: das Netzwerk mit Kun-den, Mitarbeitern, Shareholdern, Lieferan-ten, Politikern, aber auch mit Konkurrentenoder NGOs, selbst wenn sie sich kritischmit uns auseinander setzen. Gute Beziehun-gen zu diesen Stakeholdern werden zumWettbewerbsvorteil. Nur so bleiben wir mit unterschiedlichen Perspektiven undAnsprüchen vertraut, die unser Umfeldbestimmen.

Die Impulse jener, die von unserer Geschäftspolitik betroffen sind, sichernunser Überleben. Damit meine ich nicht,dass wir uns diktieren lassen, was wir zutun haben. Oder leichtfertig jedem Trendhinterherjagen müssen, den der unter-nehmerische Zeitgeist bestimmt. Es geht vielmehr darum, unsere Positionen undStrategien stetig an den Bedürfnissen desMarkts und der Gesellschaft zu messen.Mit Selbstbewusstsein – und dennochpragmatisch. Selbst wenn dies bedeutet,die eigene Strategie zu ändern.

Dialoge schaffen Raum fürs Zuhören

Die Fähigkeit zuzuhören, ist eine derKernkompetenzen unserer Zeit. Sie istnicht nur für den sozialen Fortschrittzentral, sondern auch für den Erfolg einesUnternehmens. Dialoge schaffen Raumfürs Zuhören und ermöglichen, eigenePositionen und Haltungen zu überprüfen.Zuhören geht erfolgreichem Handeln voraus.

Das ist in Zeiten des permanentenWandels ein Überlebensfaktor. Für unsWirtschaftsleute gilt: «markets are con-versations» – wie dies unlängst Internet-

spezialisten wieder entdeckt haben. EineEinsicht, die in den Anfängen der Wirt-schaftsgeschichte schon Gültigkeit hatte,als das System nicht global, sondern lokal,auf dem Dorfplatz, spielte. Um in unserenheutigen Märkten zu bestehen, müssenwir genau zuhören – den Kunden, den Mit-arbeitenden, aber auch unseren Partnernin Politik, Wirtschaft und Kultur.

So unterschiedlich ihre Herkunft undihre Aufgaben – mir scheinen die Gemein-samkeiten unserer Referenten offensicht-lich. Als Vor- und Querdenker stehen siefür das Grossartige, das Menschen aufdieser Welt auszeichnet: Schaffenskraft,Vitalität, Integrität und Intelligenz. Alle Referenten schöpfen ihre Kraft aus einemPrinzip, ohne das es weder grosse Kunstnoch Fortschritt oder erfolgreiche Unter-nehmen gäbe – geschweige denn Friedenund Gerechtigkeit: aus dem Prinzip desOptimismus.

Optimismus hinterlässt Spuren – woimmer sie den Menschen zur Tat antreibt.Da möchten wir mit der Winconference2001 anknüpfen. Als wahre Leader stehenwir in der Pflicht, dem Optimismus den Wegfrei zu machen, wo auch immer wir dieMöglichkeit dazu haben.

Danke, dass Sie mir dabei helfen, ausdem Optimismus Taten zu machen.

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LEBENSLAUF

Thomas Wellauer wird 1955 geboren. Er

studiert an der ETH Zürich, wo er 1979 als

Chemieingenieur abschliesst. 1985 folgt

das Doktorat in Systems Engineering. Zur

gleichen Zeit erwirbt er das Lizentiat in Be-

triebswirtschaft an der Universität Zürich.

Nach dem Studium folgen Jahre bei

McKinsey in Zürich, Tokio und New York,

wo er diverse Projekte für multinationale

Unternehmen betreut. 1997 wechselt er

zur Credit Suisse Group und bekleidet bis

2000 den Posten des CEO der Winterthur

Group. Seit 2000 ist Thomas Wellauer CEO

der Credit Suisse Financial Services.

In Zeiten permanenten Wandels wird eineKompetenz zum Überlebensfaktor: Zuhören.Rede bearbeitet von Christian Pfister

Page 17: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

«Nicht abschalten!» Pat Mitchell, Präsidentin und CEO von Public Broadcasting Service

Page 18: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

BETTINA BUCHER Pat Mitchell, Fernsehen hat

die Macht, die Wahrnehmung von Realität

und Wahrheit zu beeinflussen – wie gehen

Sie mit dieser Macht um?

PAT MITCHELL Ich bin nicht sicher, ob wirvon den Medien mit dieser Macht so um-gehen, wie wir sollten. Wir verfügen tat-sächlich über die Macht, die Wahrnehmungzu beeinflussen, und über die Technologie,mit welcher dieser Einfluss in der ganzenWelt ankommt. Also müssen wir sicher-stellen, dass wir diese Reichweite undTechnologie dafür benutzen, die Menschenmiteinander zu verbinden, und ihnen diewichtigen Themen unserer Zeit zu erklären.Nicht nur zu erklären, sondern auch einenAnstoss zu geben, darauf zu reagieren.Kurz: Wir haben eine Menge Einfluss, undmeiner Meinung nach setzen wir diesennicht genügend für positive Zwecke ein.

B.B. Mit den heutigen Kommunikationsmit-

teln kann niemand mehr behaupten, über

die Missstände auf der Welt nicht informiert

zu sein. Dennoch wird sehr wenig unter-

nommen – woran fehlt es?

P.M. Gemeinsam mit meinen Kollegenvon den Medien nehme ich bis zu einemgewissen Punkt die Schuld auf mich. Wirhaben die Kunst verlernt, Geschichten sozu erzählen, dass die Zuschauer emotio-nell involviert werden. Wir verstehen es,die Fakten, die Zahlen und Statistikenaufzuzählen und die schrecklichen Bilderzu zeigen, die dazu gehören. Wir müssenaber die Nachrichten in einen Kontext undin eine Perspektive bringen, welche ihnen

Sinn und Logik verleihen. Die Zuschauerwerden so bombardiert mit Bildern, dasssie geistig abschalten, anstatt sich zu fragen, was sie tun könnten.

Wenn wir die richtigen Geschichtenerzählten, so könnten wir mehr Menschengefühlsmässig mit den Umweltzerstörun-gen in Verbindung bringen. Wenn wir dentiefen Graben zwischen den Besitzendenund den Besitzlosen erläutern würden,könnten wir mehr Habende inspirieren, et-was gegen die Bedürftigkeit der Armen zu unternehmen. Und wenn wir Geschichtenvon Leuten zeigen würden, die Problemeangehen und lösen, könnten wir vielleichtzum Anpacken von Problemen anregen.

B.B. Mit all der modernen Technologie und

den Möglichkeiten, die sie eröffnet, sind die

TV-Programme heute schlechter denn je.

Was ist schief gelaufen?

P.M. Es scheint mir tatsächlich so, dasses früher weniger Sender gab, dafür mehrProgramme, die es sich zu schauen lohnte.Die frühen TV-Macher waren Visionäre, dievon einer Welt träumten, die von gemein-samem Wissen und Interessen und dergemeinsamen Begeisterung für Kunst undKultur verbunden würde. Sie sind durchGeschäftsführer ersetzt worden, die sichmehr für Profit als für eine positive Wirkunginteressieren. Mit all den Mitteln, die unszur Verfügung stehen, liefern wir wenigervielfältige und weniger durchdachte Ge-schichten denn je. Im Wettstreit um diemeisten Zuschauer zielen leider viele aufden tiefsten gemeinsamen Nenner.

B.B. Frustriert Sie das nicht?

P.M. Die Tatsache, dass die beliebtesteSendung in den USA dieses Jahr «Survi-vors» ist, frustriert mich tatsächlich. SolcheProgramme sind entwürdigend und an-spruchslos. Es ist deprimierend, dass so einProgramm so populär ist und seinen Pro-duzenten so viel Geld einbringt und des-halb noch lange laufen wird. Aber es sporntmich auch an, trotzdem im Rennen zu bleiben und an ein verantwortungsvollesVerhalten zu appellieren.

B.B. Überschätzen Sie nicht Ihre Möglich-

keiten und die Ansprüche der Zuschauer?

P.M. Das ist die Frage: Wie bewahre ichmir den Glauben, dass die Medien einepositive Veränderung bewirken können.Immer wenn ich in dieser Hinsicht ein wenig pessimistisch werde, denke ich an Ted Turners Traum von CNN. Ted Turnerglaubte daran, dass die Medien die Weltverändern können, und genau das hat ermit der Erfindung von CNN getan. Gäbees mehr Ted Turners in der kommerziellenMedienlandschaft, hätte ich vielleicht mei-ne Karriere dort weitergeführt. Ich wurdevom Fernsehen angezogen, weil ich es fürein mächtiges Werkzeug der Veränderunghielt. Je länger, desto mehr aber schienenmir die Veränderungen, welche ich be-obachtete, nicht jene Veränderungen zusein, welche die Welt von den Medienbrauchte. Ich will aber nicht aufhören zuglauben, dass die Zuschauer eine bessereWahl treffen, wenn wir ihnen eine bessereAuswahl anbieten.

B.B. Es bringt allerdings nichts, hochste-

hende Programme auszustrahlen, wenn

keiner zuschaut. Wie schaffen Sie den Spa-

gat zwischen Kunst und Kommerz?

P.M. In den Medien sind wir ständig mitder Wahl zwischen Profit und dem Dienstan der Öffentlichkeit konfrontiert; der Wahlzwischen dem Unterhaltsamen und demBerichtenswerten; zwischen dem, waswichtig ist, und dem, was amüsiert. Wennwir unser Potenzial voll ausschöpfen wollen,muss die Balance zwischen diesen Polenviel ausgeglichener werden.

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Die noblen Ziele der frühen Fernseh-Visionäre haben demProfitdenken moderner Manager Platz gemacht.Interview: Bettina Bucher

Pat Mitchell, CEO Public Broadcasting Service

«Ich nehme jede Gelegenheit wahr,Klartext zu sprechen.»

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19Bulletin 4| 01Credit Suisse

WANDEL

Das Gute an einem öffentlichen Sender ist,dass wir uns nicht nur an den Zuschauer-zahlen messen müssen. Ich glaube festdaran, dass wir die Geschichten, die erzähltwerden müssen, interessant und fesselnderzählen können. Geschichten über dieUmwelt, über Aids, über hochverschuldeteLänder, über neue Technologien und ihreMöglichkeiten, über Armut, über Frauen,die ihre persönliche Freiheit verlieren.Wenn wir das nicht tun, so liegt es daran,dass wir ein wenig träge, bequem und zynisch geworden sind.

B.B. Was unterscheidet die öffentlichen von

den kommerziellen Sendern?

P.M. Es ist wichtig, in jedem Land mindes-tens einen öffentlichen Sender zu haben.Denn wenn es in allen Medienfirmen nurums Verkaufen geht, bleibt in diesemMandat nicht genügend Raum für ande-res. Die Aufgabe der öffentlichen Senderist, eine unabhängige und offene Stimmezu sein. Und sich diese unabhängige undoffene Stimme auch unter finanziellem oderpolitischem Druck zu bewahren. DieseAufgabe unterscheidet sich beträchtlichvon der unserer Kollegen bei kommerziellenSendern. Letztlich aber müssen wir zusam-men arbeiten, wenn wir wollen, dass diewichtigen Themen und Lösungsansätze angepackt und gezeigt werden.

B.B. PBS hat als öffentlicher Sender einen

Bildungsauftrag. Was ist die wichtigste Lek-

tion, welche Sie Ihren Zuschauern beibrin-

gen möchten?

P.M. Dass jeder einzelne Mensch etwasbewirken kann. Die amerikanische Anthro-pologin Margaret Mead sagte einmal:«Bezweifle nie die Macht des Einzelnen,die Welt zu verändern.» Tatsache ist, dasses immer einzelne Menschen waren, die dieWelt veränderten. Und die Medien dürfennicht müde werden, diese Botschaft zupredigen.

B.B. Haben Sie eine weitere Botschaft?

P.M. Daran anfügen würde ich eine weitere wichtige Tatsache, die wir oftübersehen: Unsere Generation ist in der Position, die Welt entweder intakt zu hin-terlassen, oder den Planeten zu zerstören.Wir müssen am Anfang dieses neuen Jahr-tausends ein neues Mass an Verantwor-tung übernehmen. Verantwortung für allediese Wunder, die wir geschaffen haben.Das menschliche Wesen ist ein ausser-ordentliches Wesen, mit der Fähigkeit,Emotionen mit Verstand und Logik zu vereinen. Das hat es uns erst erlaubt, dieseWelt voller fantastischer Erfindungen zuschaffen. Wir müssen aber sicherstellen,dass diese Wunderwerke zum Besten allereingesetzt werden.

B.B. Da Sie überzeugt sind, dass ein Einzel-

ner die Welt verändern kann – was können

Sie selbst in Ihrer Funktion tun?

P.M. Die ganze Welt ist durch ein elekt-ronisches Nervensystem verbunden, unddiese Tatsache birgt ungemeine Macht undein gewaltiges Potenzial an Aufklärungund Bildung in sich. Es ist eine aufregende

Zeit. Wir stehen am Anfang einer neuenKommunikationsrevolution, die ebenso be-deutend ist wie die Erfindung von Radiound Fernsehen überhaupt. Mit meiner Position von Macht und Einfluss kann icheinen Beitrag leisten. Wenigstens, was dieMedien betrifft. Ich nehme jede Gelegen-heit wahr, Klartext über unsere Verant-wortung zu sprechen.

B.B. Was wollen Sie mit PBS erreichen?

P.M. Die ganze Bevölkerung der Verei-nigten Staaten hört unsere Radio- undsieht unsere Fernsehprogramme und kon-sultiert unsere Internetseiten. Ich will, dassdie Zeit, die sie mit uns verbringen, wert-voll ist. Dass wir unser Medium und unsereTechnologie darauf verwenden, unsereZuschauer zu fesseln, dass sie sich aufuns einlassen, und nicht geistig abschal-ten. So viel von dem, was heute am Fern-sehen gezeigt wird, entfernt die Menschen voneinander, es schafft Misstrauen statt Vertrauen. Wenn wir aber einander nicht vertrauen, wenn wir uns nicht verbundenfühlen, dann haben wir bestimmt nicht dasGefühl, dass wir etwas füreinander tunsollten und könnten.

B.B. Was verpasst jemand, der keinen Fern-

seher besitzt?

P.M. Es gibt gar nicht mehr so viele, diekeinen Fernseher besitzen. Tatsächlichgeben in vielen Ländern die Leute mehrGeld fürs Fernsehen aus als für ihreErnährung. Das ist bedenklich.

Dennoch: Fernsehen ist ein Fenster zurWelt, wie es kein zweites gibt. Es zeigt alles in Bild und Ton, von grossartigem Tanzund Theater zu bedeutenden und fürch-terlich tragischen Nachrichten. Es ist ein einzigartiges Mittel, sowohl Emotionen als auch Informationen zu vermitteln. Auf diesem restlos verkabelten Planeten istniemand besser positioniert als die globa-len Medien, um uns die Welt in all ihrerKomplexität zu zeigen, um uns zu helfen,einander besser zu verstehen, unsere Dif-ferenzen zu erkennen und sie im Zeichenunseres gemeinsamen Überlebens zuüberwinden.

LEBENSLAUF

Pat Mitchell kommt 1943 in Georgia, USA, zur Welt. Sie macht 1965 ihr

Masters in Englisch an der Universität von Georgia. Von 1965 bis 1968 ist sie

Professorin für Englisch und Dramaturgie an der Virginia Commonwealth

University, 1975 doziert sie in Harvard über das Thema «Frauen in der Politik».

Von 1969 bis 1992 ist sie Host, Reporterin und Produzentin bei diversen ame-

rikanischen Fernsehsendern, darunter NBC, ABC und CBS. Von 1992 bis 2000

fungiert sie als Präsidentin und Executive Producer der CNN Productions and

Time Inc. Television. Unter ihrer Leitung entstehen über 500 Stunden an

Dokumentarfilmen, welche über 100 Auszeichnungen erringen. Seit März

2000 ist Pat Mitchell Präsidentin und CEO von Public Broadcasting Service

(PBS), dem einzigen nicht kommerziellen Fernsehsender der USA.

Page 20: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

Nachbarn. Zum ersten Mal auch keineÄngste mehr vor diesem Deutschland mitseiner Stärke, eingebunden in das trans-atlantische Bündnis, in den europäischenEinigungsprozess. Ist es ein Ausdruck vonErstarrung oder eher von einer revolu-tionären Veränderungsdynamik, die hierstattfindet? Ich meine, das zweite.

Jetzt machen wir uns auf den Weg, diehistorische Herausforderung der Vereini-gung Europas durch die Osterweiterungzu erreichen. Diese Osterweiterung ist unabweisbar. Es gibt nur eine europäischeSicherheit und nicht zwei. Selbst wenn wirso selbstsüchtig und kurzsichtig wären

Europa gilt als wandelfeindlich, als einerstarrter Kontinent, alt geworden, müdegeworden. Ein Kontinent, der zurückfälltgegenüber den dynamischen neuen Kon-tinenten Asien, Amerika. Ich bezweifle das.

Bürovorgänger Erich Honecker

Wenn wir uns heute Europa anschauen,können wir gerade an der Situation vonDeutschland sehen, welche dramatisch

positive Veränderung wir erlebt haben.1989 war Deutschland geteilt, Berlin geteilt, Europa geteilt. In meinem Bürosass Erich Honecker. Es war das ZK-Gebäude der SED. Heute ist es das Aus-wärtige Amt des wiedervereinigten demo-kratischen Deutschlands. Hätte das jemandvon uns zu denken gewagt? Unser Landzum ersten Mal ohne jede offene Grenz-frage, kein Konflikt mehr mit irgendeinem

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Mauerfall, Euro, EU-Osterweiterung: «Europa istalles andere als erstarrt», so Joschka Fischer.Rede bearbeitet von Andreas Thomann

«Europa erlebt eine Revolution»Joschka Fischer, Bundesminister des Auswärtigen und Vizekanzler, Deutschland

Page 21: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

und uns beschränken würden im Sinneeines westeuropäischen Egoismus: Wohinwürde das führen? All die alten Probleme,die Europa durch die Integration überwun-den hat, würden im nicht integriertenEuropa in der einen oder anderen Formauftauchen – nicht immer so extrem wieim ehemaligen Jugoslawien, aber siewürden Frieden und Stabilität gefährden.Das heisst: Im eigenen Interesse geht esgar nicht anders, als dass wir diesesEuropa als ein Ganzes zusammenführen.

Zuerst der Süden, nun der Osten

Das wird selbstverständlich grosse Heraus-forderungen mit sich bringen. Oft habe ichdas Gefühl, es wird völlig unterschätzt,was die deutsche Volkswirtschaft leistenmuss mit über 100 Milliarden Mark anjährlichen Transfers. Man könnte sagen,die Gelder sollen gekürzt werden. Aberden Menschen in Ostdeutschland könnenwir nicht einfach mitteilen: «Zwar habenwir gemeinsam den Zweiten Weltkriegverloren als Nation, aber ihr habt ihn etwasmehr verloren.» Die Rentnergeneration imOsten hatte nicht die Chance, Beiträge zubezahlen. Ich verstehe nationale Solidari-tät so, dass sie einen Anspruch auf dieseGelder haben.

Ich kann mich noch gut an die Sechzi-ger- und Siebzigerjahre erinnern: Spanien,Portugal, Griechenland waren Länder, in denen Armut herrschte. Länder mitMilitärdiktatur und Unterdrückung. Ländermit sozialer Rückständigkeit. Der Beitrittzur Europäischen Union und zur NATO hatdazu geführt, mit entsprechenden Investi-tionen des reichen europäischen Nordens,dass diesen Ländern eine dramatischeAufholjagd ermöglicht wurde, und zwar zuunserem gegenseitigen Vorteil und Nut-zen. Auf diesem Weg wollen wir weiter-machen, auch bei der Osterweiterung. Eswird, wenn wir über die Wachstumskräfteder Zukunft in Europa sprechen, dieOsterweiterung der Europäischen Unioneines der ganz entscheidenden Wachs-tumssegmente sein.

Ein dritter Faktor neben der Osterwei-terung und dem Ende des Kalten Krieges

ist die Einführung des Euros. Das wird eine enorme Bewusstseinsveränderung für300 Millionen Europäer mit sich bringen.Ich behaupte, selbst bei den Euro-Skepti-kern in Dänemark. Ein- bis zweimal imJahr werden sie sich auf den Weg nachSüden machen, wie wir alle. Dannkommen sie in Flensburg an und werdenGeld wechseln – das wird dann der Eurosein. Sie fahren weiter bis Athen oder bisLissabon oder bis Sizilien und werden immer nur mit demselben Geld bezahlen.Sie werden unterwegs keinem europäischenSuperstaat in die Hände fallen, nichtsSchlimmes wird passieren. Sie werdenwieder zurückfahren und in Flensburg ander Grenze in Kronen umwechseln. Undich wette, sie werden sich mit der Zeit fragen: «Warum tun wir das eigentlich?»

Föderation von Nationalstaaten als Ziel

Das vierte, was ich ansprechen möchte:Wird eine Europäische Union, so wie sieheute verfasst ist, mit 25, 30 oder mehrMitgliedern funktionieren können? Ichbehaupte nein, wenn wir nicht einen tiefgreifenden institutionellen Wandel vor-nehmen. Wir sind gegenwärtig in einerähnlichen Situation wie es die VereinigtenStaaten nach ihrer Gründung und nachder Schaffung der ersten Verfassungwaren. Wir müssen einem losen Zusam-menschluss, einem Staatenverbund einwirklich politisches Gesicht geben, eindemokratisches Gesicht. Aus meinerSicht wird es auf eine Föderation dereuropäischen Nationalstaaten hinaus-laufen. Die Schaffung einer echten euro-päischen Demokratie setzt aber voraus,dass geklärt wird, wer was und wo ent-scheidet. Das ist die grosse Aufgabe, dieman sich in Nizza gegeben hat. Was ent-scheiden wir zuhause in den Nationalstaa-ten, in den nationalen Parlamenten, in dennationalen Exekutiven? Und was ent-scheiden wir in Zukunft auf europäischerEbene?

Und schliesslich: Was wir auf dem Balkan erleben, ist ein Teil unserer euro-päischen Geschichte. Die Milosevics, die Karadjics, die Mladics, die Tudjmans, die

trugen in den Zwanziger-, Dreissiger- oderVierzigerjahren andere Namen. Der Bal-kan ist nicht eine zurückgebliebene Eckeunseres Kontinents; die Konflikte dort sindzutiefst europäische Konflikte. Wir wissennur zu gut, wie leicht das Bekenntnis zurNation durch Nationalismus ausgebeutetwerden kann und wie leicht ein populisti-scher Nationalismus zu einer Gewaltpolitikführt. Wir haben es alle in Europa mehr-fach erlebt. Wenn wir diese Probleme aufdem Balkan nicht in Richtung europäischeIntegration lösen, dann werden wir nichtnur eine dauerhafte Gefährdung vonunschuldigen Menschen erleben, sondernvon Frieden und Stabilität in Europa.Insofern gibt es hier keine Alternative.

Wenn meine Analyse richtig ist, dannhaben wir es nicht mit einem alten, skle-rotischen Kontinent zu tun, im Gegenteil.So ist es Europa, das der Welt die Ideedes Nationalstaats geschenkt hat – undgleichzeitig den Fluch des Nationalismus.Es wird auch dieses Europa sein, das beiBeibehaltung der Nationen und ihrerStaaten im 21. Jahrhundert der Welt eineÜberwindung des Nationalismus demonst-rieren wird. Und damit ebenfalls eine neueIdee schenken wird, nämlich die Idee derIntegration und des Zusammenfindensfreier, unterschiedlicher Völker in einergemeinsamen Demokratie.

21Bulletin 4| 01Credit Suisse

WANDEL

LEBENSLAUF

Joschka Fischer ist seit 1998 deutscher

Bundesminister des Auswärtigen und Vize-

kanzler. Geboren ist Fischer 1948 in Gera-

bronn, Deutschland. Seit 1982 ist er Mit-

glied der Grünen. Von 1983 bis 1985 ist er

Mitglied des Deutschen Bundestags. 1985

wechselt er in die Exekutive und amtiert bis

1987 als Staatsminister für Umwelt und

Energie des Landes Hessen. Das Amt über-

nimmt er erneut von 1991 bis 1994. Danach

kehrt er in die Bundespolitik zurück und

amtiert als Sprecher der Fraktion Bündnis

90/Die Grünen im Deutschen Bundestag.

Mit dem Wahlsieg der Links-Grünen Koali-

tion unter Gerhard Schröder wechselt

Fischer ins Auswärtige Amt.

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Ich habe in den Jahren als Unterhändlergelernt, dass es keinen Konflikt auf dieserWelt gibt, der nicht lösbar wäre. Selbst inLändern wie Nordirland, wo die Gewaltden Alltag der Menschen bestimmt, woSicherheit und Freiheit leere Worte waren.Gewalt und Furcht lagen über diesemLand wie schwerer, dichter Nebel. DieWirtschaft war am Boden, die Arbeits-losigkeit stieg – es kam zu einem Teufels-kreis wachsenden Elends.

Nach einem halben Jahrhundert vonKonflikten und gelegentlicher Zusammen-arbeit kamen die britische und die irischeRegierung 1996 überein, dass sie zusam-menarbeiten und eine Basis für den Frie-den schaffen müssten, wenn der Konfliktin Nordirland ein Ende finden sollte.

Die Premierminister luden mich ein, dieVerhandlungen zu präsidieren. Diese Ver-handlungen dauerten fast zwei Jahre. Oftschien kein Fortschritt möglich. Irgendwie

schafften wir es aber dennoch, weiterzu-kommen. Nach kurzer Zeit wurde ich inNordirland bekannt. Man sprach mich aufder Strasse an, in Restaurants oder imHotel. Die Menschen kamen auf mich zu.Erst dankten sie mir für mein Engagement.Meist endeten diese Gespräche aber inHoffnungslosigkeit. «Sie verschwendenIhre Zeit, Mr. Mitchell; niemand kann die-sen Konflikt lösen», sagten sie mir. MeineRolle war es nicht zuletzt, diese Haltungder Menschen zu verändern und ihnenHoffnung zu geben.

Friedensprozess erleidet Rückschlag

Speziell Weihnachten 1997 und die Folge-monate waren gefährlich. Gewalttäter aufbeiden Seiten versuchten den Friedens-prozess zu stören. Zwei Tage nach Weih-nachten wurde ein bekannter Loyalist imGefängnis umgebracht. Der Friedenspro-zess erlitt einen Rückschlag.

Mitte Februar 1998 setzte ich einen Planauf, um ein Ultimatum festzusetzen. Ichwar überzeugt, dass ohne ein solches Ul-timatum der Prozess garantiert scheiternwürde. Das Ultimatum war keine Garantiefür den Frieden – aber es machte ihn möglich.

Ich brauchte einen Monat, um den Plan auf die Beine zu stellen. Donnerstag, 9. April 1998, war der entscheidende Tag.Als wir dem Ultimatum näher kamen, ver-handelten wir rund um die Uhr. Die Pre-mierminister, Tony Blair und Bertie Ahern,kamen nach Belfast. Ohne ihr Engage-ment hätte es kein Abkommen gegeben.Auch Präsident Bill Clinton unterstützteuns. Während der ganzen Nacht blieb erwach und telefonierte mit Delegierten –speziell gegen Ende der Verhandlungen,als es kritisch wurde.

Schliesslich, am 10. April 1998, wardas Good-Friday-Abkommen unterzeichnet.Dass das Abkommen als solches jedochkeinen dauerhaften Frieden und politischeStabilität garantiert, darf man nicht ver-gessen.

Auch wenn jetzt wieder schwierige Zei-ten angebrochen sind, glaube ich, dass die

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Wandel bedeutet in Nordirland und im Nahen Osten vorallem eins: Frieden. Senator George Mitchell spielt bei Konfliktlösungen in Krisenherden eine zentrale Rolle. Aufgezeichnet von Christian Pfister

«Sie verschwenden IhreZeit, Mister Mitchell»George Mitchell, Senator und Friedensstifter

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Page 23: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

Übereinkunft dauerhaft sein wird, denn sie ist fair und bringt einen Wandel der Verfassung in Irland und in England. Zudem etabliert sie neue Institutionen, diedas eigenständige Regieren in Nordirlandermöglichen.

In letzter Zeit bin ich oft gefragt worden,was der Konflikt in Nordirland mit dem imNahen Osten gemeinsam habe. Die Ant-wort: Kein Konflikt gleicht dem anderen.Es gibt keine magische Formel, die auf alle Krisen angewendet werden kann.

Dennoch gibt es Prinzipien, die allge-meingültig sind:

Erstens: Menschen verursachen Kon-flikte – Menschen können sie auch lösen.Dabei spielt es keine Rolle, wie alt, wiehasserfüllt, wie schmerzvoll der Konfliktist. Frieden ist immer möglich. Die führen-den Köpfe in diesen Konfliktregionen sindspeziell gefordert. Sie müssen eine positi-ve Haltung vorleben. Nicht in einer über-triebenen Art und Weise, sondern indemsie Hoffnung und Vertrauen unter denMenschen säen. Leider widerspiegelt der heutige Pessimismus im Nahen Osten dieSituation in Nordirland Mitte der Neun-zigerjahre.

Zweitens: Es braucht eine klare undbestimmte Politik, sich den Männern derGewalt nicht zu beugen. Immer und immerwieder versuchten Extremisten den Frie-densprozess in Nordirland zu zerstören –bisweilen wäre ihnen das auch beinahegelungen. Sie verübten Taten beispielloserIgnoranz und zerstörerischen Hasses.Hätte man sich ihrem Diktat gebeugt, dieKriminellen hätten erreicht, was sie woll-ten: das Ende des Friedensprozesses. Esgibt nur einen Weg, um dagegen zu hal-ten: Man muss diese Leute verurteilen.Wer einen solchen Konflikt beenden will,darf nicht scheu oder wankelmütig sein.Mut, Selbstsicherheit und starke Nervensind gefordert, um der Gewalttätigkeit dieStirn zu bieten.

Drittens: Es braucht die Bereitschaft,Kompromisse einzugehen. Ansonsten ha-ben Frieden und politische Stabilität keineChance. Das bedingt allerdings, dass diepolitischen Führer für den Frieden Risiken

eingehen. Die meisten Politiker möchtenaber lieber nichts riskieren. Viele werdenzu Führern, indem sie Risiken minimieren.Sie zu bitten, in den schwierigsten undgefährlichsten Momenten Mut zu zeigen,ist viel verlangt. Aber sie müssen diesenMut aufbringen, wenn die Hoffnung aufFrieden weiterbestehen soll.

Viertens: Verträge umzusetzen ist eben-so schwierig, wie sie abzuschliessen. Wirsehen das nicht nur in Nordirland und dem Nahen Osten, sondern auch auf dem Balkan.

Die Mehrheit steht für den Frieden ein

In Nordirland müssen sich die Menschenund die politischen Parteien mit grossenProblemen auseinander setzen, um denFriedensprozess fortzusetzen. Einige Ana-lysten haben bereits das Ende des «GoodFriday Agreements» ausgerufen. Dem widerspreche ich. Gewiss, es gibt Anlasszur Sorge. Aber es ist wichtig zu wissen,dass Parteien, die für den Friedensvertrageinstehen, mehr als zwei Drittel derWählerstimmen bekommen haben.

Die Menschen im Nahen Osten und inNordirland verdienen mehr als die Schwie-rigkeiten, die sie in den letzten Jahrzehn-ten ausstehen mussten. Es ist nicht zu vielverlangt, Frieden und politische Stabilitäteinzufordern, denn es sind Minimalanfor-derungen für eine gerechte Gesellschaft.

Es gibt noch einen letzten Punkt, denich erwähnen möchte. Ich erinnere michgut an meinen ersten Tag in Nordirland vorsechs Jahren. Zum ersten Mal sah ich dieriesige Mauer, die Belfast durchtrennt.Mächtig, mit Stacheldraht versehen, ist sieein hässliches Mahnmal für die Intensitätund die Dauer des Konflikts. Ironischer-weise nennen sie die Leute die «Friedens-linie». Gleich am ersten Morgen traf ichmich mit den Katholiken auf ihrer Seite der Mauer, und am Nachmittag mit den Protestanten auf der anderen Seite. Unab-hängig voneinander sagten sie mir dasGleiche: In Belfast gebe es eine unmittel-bare Verbindung zwischen Arbeitslosigkeitund Gewalt. Wo Menschen keine Ent-wicklungsmöglichkeiten und keine Hoff-

nung haben, ist es wahrscheinlich, dasssie den Weg der Gewalt einschlagen.

Natürlich sind die Konflikte in Nord-irland und dem Nahen Osten nicht primärökonomischer Natur. Religion, nationaleIdentität und Landansprüche sind invol-viert. Doch wenn es zu einer fairen undnachhaltigen Lösung kommen soll, dannkommt dem wirtschaftlichen Wachstumeine zentrale Rolle zu.

Bei all meinen Ausführungen bin ichnicht objektiv. Ich stehe auf der Seite derMenschen in Nordirland. Während dersechs Jahre, die ich unter ihnen gelebt habe, begann ich sie zu schätzen und zubewundern. Sie machten Fehler und habenaus ihnen gelernt, vor allem, dass Gewaltihre Probleme nicht lösen wird. Und dassUnionisten wie Nationalisten mehr Gemein-sames als Trennendes haben. Sie habengelernt, dass das Wissen um die eigeneGeschichte etwas Gutes ist, sich an sie zuketten jedoch nicht.

Eins ist sicher: Auf dem Weg zum Frieden wird es viele Rückschläge geben.Meine Zuversicht ist ungebrochen, denndie Nordiren haben den Krieg satt. Siesind es leid, an Beerdigungen zu gehen.Vor allem an jene, wo die kleinen, weissenKindersärge in die grüne, wunderbareLandschaft versenkt werden.

23Bulletin 4| 01Credit Suisse

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LEBENSLAUF

George J. Mitchell wird 1933 in Waterville,

USA, geboren. Sein Studium der Rechts-

wissenschaften schliesst er 1960 an der

Georgetown University ab. 1965 eröffnet er

seine eigene Anwaltspraxis, die er bis 1977

unterhält. Zum Richter für den Distrikt

Maine wird er 1979 ernannt. 1980 erfolgt

die Wahl zum Senator. Mitchell arbeitet in

diversen Ausschüssen für Finanzen, Um-

welt und öffentliche Belange. Zwischen

1989 und 1995 amtet er als Fraktionsführer

der Mehrheitspartei im Senat. Als Vorsit-

zender der Friedensverhandlungen in Nord-

irland gelingt ihm 1998 der Abschluss des

historischen Friedensabkommens. Zurzeit

leitet George J. Mitchell eine internationa-

le Untersuchungskommission zur Nahost-

krise.

WANDEL

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In 50 Jahren wird ein Historiker auf unsereZeit zurückblicken und von einer dritten industriellen Revolution sprechen. NachDampf und Elektrifizierung ist es diesmaldas Zusammenspiel neuer Technologienwie Mikroelektronik, Computer-, Roboter-oder Biotechnologie, das uns vorantreibt.Nehmen wir ein Beispiel: 1995 hat dasAmerican National Institute of Health sichauf die Fahne geschrieben, das mensch-liche Erbgut bis 2006 vollständig zu entschlüsseln. Im Jahr 2000 waren die Forscher bereits am Ziel – das heisst sechs Jahre früher als geplant. Und aus welchem Grund? Weil die Entwicklungen der Mikroelektronik, der Computer- und Robotertechnik die genetische Entschlüs-selung in einem solchen Masse beschleu-nigte, wie sich das vor fünf Jahren nochniemand hätte träumen lassen.

Bill Gates würde es nicht gerade eine industrielle Revolution nennen. Aber er ist

dennoch ihre Symbolfigur. 100 Jahre langwar Johnny Rockefeller der reichste Mannder Welt, ab 1996 war es der Sultan vonBrunei. Beide verdankten ihr Vermögendem Öl. 1997 wurde der Sultan von BillGates abgelöst. Doch Bill Gates besitztkein Öl, kontrolliert kein Land, kein Gold,sein Reichtum gründet nicht auf traditio-nellen Kapitalformen. Sein Vermögen hater mit etwas Neuem gemacht: mit derSteuerung von Wissen nämlich.

Wissen macht reich

Zum ersten Mal in der Menschheitsge-schichte ist es möglich, dass Wissen reichmacht. «Wenn nun aber Wissen Quellevon Reichtum ist», muss sich da jeder Un-ternehmer fragen, «wer ist dann verant-wortlich für das Wissen in meinem Unter-nehmen?» Bis anhin war nach dem CEOder CFO die Nummer zwei in einem durch-schnittlichen Unternehmen. Denn als Ver-

antwortlicher für die effiziente Verwen-dung von Kapital entschied er mit überden Unternehmenserfolg. Heute machtkeine Firma mehr das Rennen dank ihresCFOs. Heute hat Knowledge Manage-ment oberste Priorität, die Steuerung undder Einsatz von Wissen.

Die künftige Nummer zwei im Unter-nehmen wird demzufolge der Chief Know-ledge Officer sein. Der CKO entscheidet,im richtigen Moment die richtigen Dingezu tun, etwa einen Kauf oder Verkauf zutätigen oder nicht. Er beschäftigt sich mitder Frage, wie Wissen von Punkt A nachPunkt B innerhalb des Unternehmenstransportiert wird, und sorgt somit dafür,dass Technologie in allen Bereichen derFirma und in allen Teilen der Welt umher-geboten wird, damit alle den gleichen Wissensstand haben.

Dritte industrielle Revolution hin oderher – die Unterscheidung zwischen Oldund New Economy steht auf wackligenFüssen. Denn Unternehmen der so ge-nannten Old Economy überleben nur,wenn sie sich Geschäftsmodelle der NewEconomy aneignen, und die Firmen derNew Economy kommen nur weiter, wenn

24 Bulletin 4| 01Credit Suisse

«Das Risiko zu versagengehört zum Business»Unternehmen müssen immer wieder neue Geschäftsmodelle erfinden. Erfolg hat letztlich aber nur, wer sich vor einem Flop nicht fürchtet. Rede bearbeitet von Bettina Junker

Lester C. Thurow, Wirtschaftsprofessor, MIT

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sie sich ihrerseits spezifisch an der OldEconomy orientieren. Viel interessanterals diese Unterscheidung ist die Frage:Welches ist das neue Geschäftsmodell,welches das herkömmliche ablösen wird?

Neue Geschäftsmodelle müssen her

Im Januar kündigte American Airlines an,dass sie zum ersten Mal über die Hälftealler Flugtickets elektronisch verkauft hät-ten. In den letzten fünf Jahren sind dieHälfte aller Reisebüros in Amerika ver-schwunden. Der Grund ist klar: Das tradi-tionelle Geschäftsmodell der Reisebüroslöste sich in Luft auf. Doch wer konnte ahnen, wie das neue Modell aussehenwird?

Die Antwort kann nur lauten: Wer ein neues Geschäftsmodell erfinden will,muss die neuen Technologien nutzen. Je-des Unternehmen wird neue Geschäfts-modelle erfinden; die Frage ist bloss, wieschnell. 1925 produzierten über hundertAutohersteller in den USA Personenwa-gen. 1950 waren noch drei davon übrig:General Motors, Chrysler und Ford. Nie-mand konnte vorhersagen, welche Produ-zenten zu diesem glücklichen Trio gehören

würden. Aus der Retrospektive lässt sichjedoch gut erklären, dass diese Gesell-schaften dank neuer Geschäftsmodelleweiterkamen. Ford zum Beispiel setzte mit dem Fliessband Massstäbe bei den Produktionsabläufen. Und General Motors erkannte die Bedeutung eines raffinier-ten Marketings. Es gelang, die Kundendavon zu überzeugen, dass sie alle dreistatt alle fünfzehn Jahre ein neues Autobrauchten.

Niemand ist vor Reinfällen gefeit

Die Geschichte hat gezeigt, dass keineneue Branche vor finanziellen Rückschlä-gen gefeit ist. Das war in der Automobil-branche in den Dreissiger- und Vierziger-jahren so und war 1999 und 2000 mit denInternetfirmen nicht anders. Die Frage istbloss immer: Welche der vielen Unterneh-men werden überleben?

In der Anfangsphase einer jeden neuenGeschäftsidee ist und bleibt es eine Lotte-rie, die Gewinner voraussagen zu wollen.Aber eins ist dennoch kein Geheimnis:Neue Geschäftsmodelle kann man nuraufspüren, wenn man die Bereitschafthat, auch einen Misserfolg einzustecken.Überhaupt gehört das Risiko zu versagenzur Funktionsweise freier Märkte. Deshalbist Optimismus – wohl auch übertriebenerOptimismus – die Triebfeder in kapitalisti-schen Wirtschaftssystemen. Ein Unter-nehmer, der nicht daran glaubt, dass seinMarktanteil steigen wird, sollte sein Ge-schäft besser schliessen.

Wer sich vom Alten nicht lösen und dasHerkömmliche nicht hinter sich lassenkann, wirds in einem sich schnell ändern-den Umfeld nicht lange machen. Jeder, derweiterkommen will, muss sich dem Neuenöffnen und mit Misserfolgen leben lernen.Es ist noch immer so in den USA, dassneun von zehn neu gegründeten Firmenbinnen fünf Jahren wieder von der Bild-fläche verschwunden sind, weil niemandzum Voraus wissen kann, was funktionie-ren wird und was nicht. Doch wenn mandiese neun Misserfolge nicht in Kauf neh-men würde, gäbe es auch diesen einenErfolg nicht.

Optimismus ist Medizin gegen Angst

Nehmen wir uns ein Beispiel an denberühmten Seefahrern des 14., 15. oder16. Jahrhunderts, an einem Vasco da Gama, Christoph Kolumbus oder Sir FrancisDrake: Sie sind mutigen Herzens zu neuen,unbekannten Horizonten aufgebrochen.Die Schiffsbautechnologie besassen dieWikinger zwar bereits 600 Jahre vor derersten Eroberungsfahrt über den Atlantik.Doch erst mit Kolumbus und Konsortenwar die Denkweise da, etwas Neues zuwagen. Früher glaubten die Menschen an Meeresungeheuer, und weil sie den Atlantik nie zu überqueren versucht hat-ten, kamen sie auch nie zur Erkenntnis,dass es keine solchen Ungeheuer gibt.Dies erkannten erst die Eroberer, die mitOptimismus, Mut und etwas Glück ansZiel gelangten.

Die Moral der Geschichte: Man mussauf Entdeckungsreise gehen. Wer Angstdavor hat, wird nichts gewinnen. Sir FrancisDrake unternahm sieben Entdeckungs-reisen. Sechs davon waren Misserfolge.Aber eine war ein Erfolg. Und dieser mach-te ihn zum reichsten Mann von England,zum Ritter und garantierte ihm ewiges Leben in den Geschichtsbüchern.

25Bulletin 4| 01Credit Suisse

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LEBENSLAUF

1938 in Livingston, Montana, geboren, stu-

diert Lester Thurow Politische Wirtschafts-

wissenschaften und schliesst 1962 summa

cum laude in Philosophie, Politik und Wirt-

schaft an der Universität Oxford ab. Zwei

Jahre später doktoriert er in Wirtschafts-

wissenschaften an der Harvard Universität.

Seit 1970 ist er Professor für Wirtschaft und

Management am Massachusetts Institute

of Technology, wo er von 1987 bis 1993

auch das Amt des Dekans der Sloan School

of Management bekleidet. Lester Thurow

schreibt Wirtschaftskolumnen und ist Autor

zahlreicher Bücher, darunter «Die Reich-

tumspyramide», «Die Zukunft des Kapita-

lismus» und «Kopf an Kopf».

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26 Bulletin 4| 01Credit Suisse

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Interview: Nicole Baumann

NICOLE BAUMANN Florierende Märkte und

menschliche Sicherheit aufeinander abzu-

stimmen, ist das Kernproblem der Globali-

sierung. Wie packen Sie als Aussenminister

diese Herausforderung an?

JOSEPH DEISS Die Globalisierung bringtzahlreiche verheissungsvolle Vorteile. Die-se gilt es zu nutzen. Sie hat aber auch Kehr-seiten. Um diese zu vermeiden, braucht es einen geordneten Rahmen. Diesen zuschaffen, wollen wir mithelfen. Wichtig istdeshalb, dass sich die Wirtschaft bewusstist, dass menschliche Sicherheit für eineerfolgreiche Tätigkeit von grundlegenderBedeutung ist. Ohne eine politisch stabileund sozial abgesicherte Situation kannlängerfristig kaum eine erfolgreiche Handels- und Industrietätigkeit entwickeltund aufgebaut werden.

N.B. Welche Rolle kann die kleine Schweiz

im Kosmos der Globalisierung überhaupt

spielen?

J.D. Über politischen Einfluss entschei-det nicht geografische Grösse alleine. DieSchweiz ist nur flächenmässig ein Klein-staat; in wirtschaftlicher Hinsicht gehörtunser Land zu den zwanzig Grössten der

Welt: Sie ist somit eine mittlere Wirt-schaftsmacht.

N.B. Wirtschaftlich spielt die Schweiz die

globale Rolle mit Bravour, aussenpolitisch

öffnen sich die Schweizer nur zögerlich.

Wie erklären Sie sich diesen Widerspruch?

J.D. Während vieler Jahre befand sichdie Schweiz in einer speziellen Situation.Aussenpolitik wurde deshalb – um es einbisschen verkürzt und provokativ zu for-mulieren – vornehmlich als Wirtschaftsför-derung auf der einen und als Promotionder humanitären Schweiz auf der anderenSeite verstanden. Die Neutralität wurde alsGebot der umfassenden Zurückhaltunginterpretiert. Eine eigentlich politische Dimension erhielt unsere Aussenpolitikerst mit der veränderten Situation nachdem Fall der Mauer und der schrittweisenAuflösung zuerst der ehemaligen Sowjet-union und später von Jugoslawien und ins-besondere mit dem Krieg im Irak. Wennwir heute also von einem verstärkten poli-tischen Dialog reden, ist dies ein relativneuer Begriff. So ist denn auch der Hangzum Rückzug ins Abseits in der Aussen-politik in unserem Land zu erklären. Aberauch da zeichnet sich ein Wandel ab.

N.B. Seit gut 20 Jahren stemmt sich das

Schweizer Volk gegen einen UNO-Beitritt.

Sind wir Schweizer Ewiggestrige?

J.D. Bei der letzten Abstimmung 1986sah die Welt noch ganz anders aus: diegrossen weltpolitischen Auseinanderset-zungen – auch in der UNO – wurden vonden zwei Grossmächten USA und Sowjet-union geführt. Viele Schweizerinnen undSchweizer sahen deshalb kaum, dass unser Land eine Rolle in der Weltgemein-schaft spielen könnte. Dieses weltpoliti-sche Layout sieht heute völlig anders aus:Von den einstigen Blöcken sind nur nochdie USA übrig geblieben, die UNO ist heu-te anerkannte Heimat von praktisch allenStaaten dieser Welt. Und weil sich auchdie Schweiz gewandelt hat, halte ich es fürverfehlt, den Begriff «Ewiggestrige» in denpolitischen Diskurs einzuführen.

N.B. Rühren Sie derzeit die Werbetrommel

für den UNO-Beitritt?

J.D. Natürlich ist der UNO-Beitritt einThema bei meinen Gesprächen. Für michist dieser Schritt eine logische Folge ausdem Wertwandel. Wenn das SchweizerStimmvolk nächstes Jahr erneut über den Beitritt zur UNO befindet, geschieht dies aufgrund einer objektiv veränderten Situation. Die Welt hat sich grundlegend gewandelt, und die UNO ist heute einewirklich universelle Organisation. In vielenKöpfen hierzulande hat sich dieser Wandelebenfalls niedergeschlagen.

Der weltpolitische Wandel öffnet das Tor zum UNO-Beitritt.

LEBENSLAUF

Joseph Deiss wird 1946 in Freiburg gebo-

ren. Deiss studiert Wirtschaftswissen-

schaften und promoviert zum Dr. rer. pol.

Er wird Professor für Wirtschaftspolitik

und Volkswirtschaft an der Universität

Freiburg. Von 1996 bis 1998 versieht

Deiss das Amt des Dekans der Fakultät

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Von 1982 bis 1996 ist er Gemeindepräsi-

dent von Barberêche (FR), von 1991 bis

1999 Mitglied des Nationalrats. 1999 wird

Joseph Deiss in den Bundesrat gewählt,

wo er dem Departement für auswärtige

Angelegenheiten vorsteht.

«Wir sind nichtvon gestern»Joseph Deiss, Bundesrat, Vorsteher des eidgenössischen Departements

für auswärtige Angelegenheiten

Page 27: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

«Globalisierung ist keineErfindung der WTO»Mike Moore, Generaldirektor WTO (Welthandelsorganisation)

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Woodrow Wilson sagte einmal: «Wenn DuDir Feinde zulegen willst, dann versucheeinfach, etwas zu verändern.» Ich habewährend meines ganzen Lebens Dinge zuverändern versucht, und ich habe nochnicht damit aufgehört. Ich bin zuversicht-lich, dass ich bis Ende Jahr viele neueFeinde haben werde. Wir erleben eine kritische Zeit für das multilaterale Han-delssystem. Die nächste WTO-Minister-Konferenz, die diesen November in Doha,Qatar, stattfinden wird, ist eine grosseChance, um auf den Errungenschaftender letzten fünfzig Jahre aufzubauen. EineChance, die WTO zu stärken und zu öffnen, damit sie fit genug ist, um einewichtigere Rolle in den internationalenHandelsbeziehungen zu spielen und mitdem sich rasend wandelnden globalenMarktplatz Schritt zu halten.

Es ist kein Geheimnis, dass wir mit demMandat für weitreichende Verhandlungenaus Doha zurückkehren wollen. Denn die ökonomischen Vorteile des Aussen-handels liegen auf der Hand: Bereits dieheutigen Normen ermöglichen einen welt-weiten Austausch von Gütern und Dienst-leistungen von nahezu einer MilliardeDollar pro Stunde. Laut einer Studie derMichigan University würde eine Reduktionder bestehenden Handelsschranken umeinen Drittel die Weltwirtschaft um 613Milliarden Dollar anwachsen lassen. Dasist, als ob man der Weltwirtschaft dasBruttoinlandprodukt von Kanada einverlei-ben würde. Angenommen, wir beseitigenalle Handelsschranken, so würde dieWeltwirtschaft um beinahe 1,9 BillionenDollar wachsen – das entspricht zweimalder Grösse Chinas.

Auch die Entwicklungsländer profitie-ren vom Freihandel. Trotz der Erhöhung

des Lebensstandards in den letzten 50Jahren müssen immer noch 1,2 MilliardenMenschen mit weniger als einem Dollarpro Tag auskommen. Weitere 1,6 Milliar-den erhalten täglich weniger als zweiDollar. Obwohl unser Planet mit genügendRessourcen ausgestattet ist, um alle sechsMilliarden Bewohner zu ernähren, leidenviele Menschen an Hunger, und viele leben im Elend. Das ist eine Tragödie.

Arme Länder brauchen offene Grenzen

Arme Länder müssen ihrer Armut ent-kommen. Handel ist der wichtigste Motorfür Wachstum. Doch treffen die Produkteder Entwicklungsländer auf viele Hinder-nisse, wenn sie in die Märkte der reichenLänder eintreten – darunter hohe Zölle,vor allem für Agrargüter, Textilien, Kleiderund Leder. Die meisten der reichen Län-der haben höhere Zölle für verarbeiteteGüter als für Rohstoffe, wodurch es fürarme Länder schwieriger wird, sich zu industrialisieren. Eine Studie des Tinber-gen Instituts belegt, dass der potenzielleErtrag einer neuen Verhandlungsrunde fürdie Entwicklungsländer dreimal so hochwäre wie die jetzige Entwicklungshilfe. Vordreissig Jahren hatte Ghana denselbenLebensstandard wie Südkorea. Heute ist Südkorea in der OECD. Wohlstand entstand in denjenigen Ländern, wo diePolitik der Selbstversorgung aufgegeben

wurde und die Märkte sich öffneten. Ausdiesem Grund hat in den letzten 15 Jahrenein Entwicklungsland nach dem andern die Liberalisierung zu einem Kernpunktder eigenen Wirtschaftspolitik gemacht.

Es ist nicht leicht, zwischen 142 – nachGrösse und Entwicklungsstand höchstverschiedenen – Mitgliedsländern ein Ab-kommen auszuhandeln, vor allem, weil alleEntscheide der WTO einstimmig fallen.Obwohl es offensichtlich ist, dass mehrÖffnung den Ländern mehr Wachstum be-schert, sind Verhandlungen naturgemässdas Ergebnis von Kompromissen. Will dieSchweiz beispielsweise einen besserenMarktzugang für ihre High-Tech-Güterund Finanzdienstleistungen erreichen, somuss sie vielleicht ihre Zölle in andern,sensiblen Bereichen senken.

In einer Weltwirtschaft, die an Tempoverloren hat, haben jedoch alle Länder einInteresse, die Basis für Wirtschaftswachs-tum zu legen. Gemäss dem Jahresberichtder WTO für 2001 ist die Weltwirtschaftvom hohen Wachstumspfad des letztenJahres abgekommen; die Aussichten fürden Welthandel haben sich verdüstert.Das Handelsvolumen für die Industriegü-ter wird 2001 nur noch mit voraussichtlichsieben Prozent zulegen – eine spürbareReduktion gegenüber den zwölf Prozent,die noch letztes Jahr erwartet wurden. DieUS-Wirtschaft, Wachstumslokomotive fürdie Weltwirtschaft, ist ins Stocken gera-ten. Eine Rezession in Amerika könnteProbleme in die restliche Welt exportieren.Ein Aufflackern des Protektionismus würdedie Situation noch verschlimmern. Das positive Wechselspiel von Freihandel undWachstum könnte sich leicht in einen Teufelskreis von Protektionismus und Stagnation verwandeln.

28 Bulletin 4| 01Credit Suisse

«Wir müssen der WTO ein menschliches Antlitz verleihen», sagt deren Generaldirektor Mike Moore.«Denn für viele Menschen ist Globalisierung ein Dämon und die WTO ihre Erfinderin.»Rede bearbeitet von Andreas Thomann

Mike Moore, Generaldirektor WTO

«Handel ist der wichtigste Motor für Wachstum.»

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Länder wollen den Marktzugang, sie wol-len mit andern Ländern darüber verhan-deln. Doch wenn das auf einem globalenNiveau unmöglich wird, dann werden siesich nach andern Optionen umsehen. Ichwürde keine Sekunde behaupten, dass dieWTO bei einem Scheitern der Verhandlun-gen in diesem Jahr bedeutungslos würde.Das Risiko besteht, dass man sich regio-nalen Lösungen zuwendet. Dies könnenHandelsblöcke sein, die ebenfalls eineMarktöffnung zum Ziel haben, doch sinddiese naturgemäss diskriminierend. Sogarnach aussen gerichtete regionale Handels-zonen sind nur die zweitbeste Lösung ge-genüber einem global geregelten Systemder Nicht-Diskriminierung. Deshalb istDoha so wichtig.

Persönlich bin ich vorsichtig optimis-tisch, was die Aussichten einer umfas-senden Verhandlungsrunde angeht. DieWTO ist bestimmt in einer besseren Ver-fassung als vor zwei Jahren. Die Stim-mung innerhalb der Organisation hat sichgewaltig verbessert. Die Delegationen arbeiten hart und mit positiver Energie, umdie Differenzen zu überbrücken, die einenFortschritt in Seattle so erschwerten. Ichsehe ermutigende Zeichen von Flexibilität,allerdings noch nicht genug.

Die Menschen fühlen sich bedroht

Eine unserer grössten Herausforderungenliegt darin, unserer Tätigkeit ein mensch-liches Antlitz zu verleihen. Uns besser zuerklären, offener und verantwortlicher auf-zutreten. War das GATT noch unsichtbar,so wird die WTO, genau wie die multina-tionalen Unternehmen, mit dem Dämonder Globalisierung gleichgesetzt. Man siehtuns als das Schreckgespenst einer Welt-regierung, die Wandel erzwingt, Profitüber andere Erwägungen stellt und dietraditionellen Lebensformen untergräbt.Die Menschen fühlen sich verletzlich, bedroht. Minister erleben die härtestenVerhandlungen oft nicht untereinander,sondern zuhause, in ihren Parlamenten,Kabinetten und Parteifraktionen.

Die Globalisierung ist nicht neu, und dieWTO ist sicher nicht dafür verantwortlich.

Es ist keine Strategie, sondern ein Pro-zess, der seit Menschengedenken imGang ist. Einige Historiker behaupten, derHandel befinde sich heute auf demselbenNiveau wie zur letzten Jahrhundertwende.Die Öffnung der Grenzen ermöglicht denNationen den Zugang zu Gütern undDienstleistungen, die nicht zuhause er-zeugt werden können. Alle sind für dieGlobalisierung, wenn sie ihnen ermöglicht,Medizin für ihre kranken Kinder zu be-schaffen. Die WTO hat die Aufgabe, dieWeltwirtschaft stärker zu integrieren unddie Bildung von feindlichen Handels-blöcken zu verhindern. Ein Rahmen austransparenten und verbindlichen Regelnfördert den stabilen, voraussehbaren Handelsstrom. Er gibt den Unternehmendie rechtliche Sicherheit für den Zugangzu ausländischen Märkten, und er ver-hindert Handelskriege und willkürlicheStaatsinterventionen.

Das Interesse an der WTO nimmt zu

Ich bin froh, dass unsere Stakeholder, dieMenschen, sich vermehrt für die WTOinteressieren. Wir sind dem Steuerzahlerzur Rechenschaft verpflichtet. Im Rahmenunserer Möglichkeiten unternehmen wirSchritte, uns der Zivilgesellschaft stärker

zu öffnen. Vorbei sind die Tage, als NGO-Vertreter sich nur als Journalisten verklei-det in WTO Meetings «schleichen» konn-ten. In Seattle waren knapp 700 NGOzugegen und beteiligten sich an der Er-öffnungs- und der Schluss-Plenarsession.Zusammen mit der Inter-ParliamentaryUnion hielten wir ein Meeting mit Parla-mentariern aus 75 Ländern. Wir strebeneine engere Beziehung mit Universitätenan. Wir haben engen Kontakt zur Wirt-schaft. Aber die Verantwortung, die Vor-teile einer Handelsliberalisierung zu er-klären, liegt zu neunzig Prozent bei denMitgliedsländern – ihnen gehört diese Institution, sie treffen alle Entscheide.Ehrlich gesagt glaube ich, dass viele vonihnen nicht genug tun.

Auch die Wirtschaft hat nicht entschie-den genug auf eine neue Verhandlungs-runde gedrängt. Dies ist, in gewisser Weise, verständlich. Die Vorteile einerneuen Runde mögen nebulös sein, schwerzu messen und noch schwerer zu errei-chen. Genau wie ein effizientes staatlichesRechtssystem sind die Ergebnisse derWTO möglicherweise nicht direkt in derBuchhaltung der Unternehmen ersichtlich.All dies ist wahr, doch es ändert nichts an der unumstösslichen Tatsache, dassdie Welthandelsordnung das Rückgrat derglobalen Wirtschaft ist. Sie nützt den multi-nationalen Unternehmen, indem sie ihnenermöglicht, internationale Geschäfte zubetreiben, und sie nützt den Millionen vonMenschen in reichen und armen Ländern,die für diese Unternehmen arbeiten. Wenndie WTO auf dem dynamischen globalenMarktplatz weiterhin eine Rolle spielensoll, so müssen die gesetzlichen Ver-pflichtungen der Mitglieder sich ändern.Der einzige Weg, dies zu erreichen, führtüber Verhandlungen.

29Bulletin 4| 01Credit Suisse

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LEBENSLAUF

Mike Moore wird 1949 in Whakatane, Neu-

seeland, geboren. 1972 tritt er als jüngstes

je gewähltes Mitglied ins neuseeländische

Parlament ein. Von 1984 bis 1990 ist er

Minister für Aussenhandel und Marketing.

Bis 1987 bzw. 1988 ist er zudem Minister für

Tourismus, Sport und Freizeit sowie für

Öffentlichkeitsarbeit. 1990 übernimmt er

für kurze Zeit das Amt des Premierminis-

ters und führt gleichzeitig das Aussenmi-

nisterium. 1990 bis 1993 ist er Vorsitzender

der Labour-Partei und Oppositionsführer,

ab 1993 Oppositionssprecher für auswär-

tige Angelegenheiten und Aussenhandel.

Seit 1999 ist Mike Moore Generaldirektor

der WTO (Welthandelsorganisation).

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«Die Business Class funktioniert nach

denselben Regeln wie das gewöhnliche

Leben. Sie ist Kindergarten mit Krawat-

tenzwang», heisst es im Vorwort zu Martin

Suters «Business Class». Seit Mai 1992

verfasst Suter für die «Weltwoche» seine

gleichnamige Kolumne. Das ist, Woche

für Woche, ein Hieb in die nadelgestreifte

Seite der Männerwelt und – jetzt in

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Mit Maestro weltweit willkommen

Jährlich werden 40 Millionen Kinder gebo-ren, die nie amtlich registriert werden. Siehaben keinen Namen, keine Nationalität,kein Recht auf Schulbildung. Als Erwach-sene dürfen sie nicht wählen, nicht heira-ten, keine Verträge abschliessen. Sie sindMissbrauch jeder Art ausgesetzt. Mit demProjekt «Ticket to Life», einer Initiative vonUNICEF und Credit Suisse Financial Ser-vices, soll diesem Missstand der Kampfangesagt werden. Am 2. Oktober 2001findet der «World Day» statt. An diesemweltweiten Aktionstag werden die 40 000Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der CreditSuisse Financial Services während einerStunde ihre Arbeit beiseite legen und sich in Teams mit dem Projekt «Ticket to Life» auseinandersetzen. Ob das nun inDiskussionsgruppen geschieht oder garhandfeste Aktionen beinhaltet, der Krea-tivität sind keine Grenzen gesetzt. CreditSuisse Financial Services spendet denfinanziellen Gegenwert eines Stunden-salärs aller Mitarbeitenden der UNICEF.

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AKTUELL

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RUTH HAFEN Nur rund ein Drittel

der Schweizer wohnt in einem

Eigenheim: Wir sind nach

wie vor ein Volk von Mietern.

Dennoch weist die Schweiz mit

500 Milliarden Franken eine

der höchsten Hypothekarver-

schuldungen Europas auf.

Wie lässt sich das erklären?

ERICH WILD Die Schweiz hatein so hohes Hypothekarvolu-men, weil die Liegenschafts-und Bodenpreise im Vergleichmit dem Ausland sehr hochsind. Andererseits haben wirein tiefes Zinsniveau und kön-

nen uns daher eine höhereVerschuldung leisten. Diesteuerlichen Vorteile einerhöheren Hypothekarverschul-dung begünstigen zudem die indirekte Amortisation überdie dritte Säule.

R.H. Wie gross ist der Markt-

anteil der Credit Suisse

am Schweizer Hypothekar-

geschäft?

STEFAN HUBER In den letztenJahren ist er stetig gestiegen.Heute haben wir einen Markt-anteil von rund elf Prozent.Wir möchten die Credit Suisseaber noch stärker als Hypothe-

karbank verankern. Das Hypothekargeschäft gehörtzum Kerngeschäft unsererBank. In diesem Bereich wol-len wir in den nächsten Jahren noch deutlich wachsen.

R.H. Heute wird vom Menschen

immer mehr Flexibilität und

Mobilität verlangt. Da überlegt

man es sich zweimal, ob man

ein Eigenheim erwerben soll.

Schliessen nun weniger Leute

eine Hypothek ab?

ST.H. Das denke ich nicht.In der Schweiz ist das Eigen-heim noch immer sehr erstre-benswert. In Amerika hinge-

gen sieht der Markt ganz an-ders aus. Dort kaufen undverkaufen die Leute ihre Häu-ser in einem Rhythmus, indem wir in der Schweiz dieWohnung wechseln. Es kanngut sein, dass ein Amerikanerwährend seines ganzenLebens drei bis fünf Häuserkauft. In den USA gibt es vielmehr Normhäuser als in derSchweiz; allgemein haben dieHäuser einen tieferen Aus-baustandard. In Amerika glei-chen Häuser eher einer Han-delsware. In der Schweizherrscht eine andere Menta-lität, hier baut man einmal im Leben ein Haus und stelltdaher viel höhere Ansprüchean die Qualität.

R.H. Anfang 2000 hat die Credit

Suisse das Internetportal

«yourhome» lanciert. Wie hat

das Internet das Hypothekar-

geschäft verändert?

ST.H. Unsere Erfahrung hatgezeigt, dass vorwiegend Informationen vom Internetgeholt werden. Die Kundenkönnen sich so einen besserenÜberblick über Produkte undKonditionen verschaffen. Der grösste Teil der Hypothe-karabschlüsse findet nach wievor in den Geschäftsstellenstatt. Ein Hauskauf ist für die

Interview: Ruth Hafen,Redaktion Bulletin

Einmal im Leben ein Haus kaufen

«Der Zeitpunkt, ein Eigenheim zu erwerben, ist nach wie vor gut»,

sagen Erich Wild (unten) und Stefan G. Huber (oben)

vom Produktmanagement Kredite/Hypotheken der Credit Suisse.

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34 Bulletin 4| 01Credit Suisse

meisten Menschen die grössteInvestition, die sie in ihremLeben tätigen. Die emotionaleBeziehung zum Haus ist sehrgross. Darum nimmt die per-sönliche Beratung auch einensehr grossen Stellenwert ein.

R.H. Gibt es einen idealen Zeit-

punkt, um ein Haus zu kaufen?

E.W. Der Zeitpunkt ist nachwie vor gut. Die Liegen-schaftspreise sind in den letz-ten Jahren wieder gestiegen,haben aber noch nicht das Niveau erreicht, das sie Anfangder Neunzigerjahre hatten.

R.H. Die Credit Suisse hat vier

verschiedene Hypothekar-

Produkte im Angebot: Flex, Mix,

Fix und die variable Hypothek.

Würden weniger Produkte nicht

ausreichen?

ST.H. Nein, denn je nach erwarteter Zinsentwicklungund Risikobereitschaft desKunden werden unterschied-liche Produkte benötigt.

E.W. Wir beobachten dieZinsentwicklungen. Wir habenfür verschiedene Zinskonstel-lationen entsprechend geeig-nete Produkte entwickelt undkönnen so die Kundenbedürf-nisse optimal abdecken.

R.H. Kann der Kunde das

einmal gewählte Produkt auch

wechseln?

ST.H. Die drei Produkte Fix,Mix und Flex werden jeweilsfür eine feste Laufzeit abge-schlossen. Ein Wechsel inner-halb der Laufzeit ist zwarmöglich, aber mit einer Aus-stiegskommission verbunden.Bei der variablen Hypothekhingegen ist ein Wechsel inein anderes Produkt unterBerücksichtigung einer Kündi-gungsfrist jederzeit möglich.

R.H. Welches der Produkte liegt

momentan im Trend?

E.W. Nach wie vor sind dievariablen Hypotheken sehrstark gefragt. Wir stellen aberauch fest, dass sich Fest-hypotheken immer grössererBeliebtheit erfreuen. Heuteschliesst etwa die Hälfte allerKunden eine Festhypothekab, da in nächster Zeit wieder

mit leicht anziehenden Zins-sätzen gerechnet wird. Mit einer Festhypothek kann derKunde sich den heutigen Zins-satz für die ganze Laufzeit sichern.

R.H. Welche Zinssätze bietet die

Credit Suisse an?

ST.H. Die Credit Suisse bietetmarktgerechte Zinssätze an.Der Zinssatz orientiert sich jenach Produkt am Geld- undKapitalmarkt sowie an der individuellen finanziellen Situa-tion des Kunden.

R.H. Was muss der Kunde tun,

um einen möglichst günstigen

Zinssatz zu erhalten?

ST.H. Die Gesamtkundenbe-ziehung steht im Vordergrund.Ein Beispiel: Bei einer variab-len Neuhypothek im erstenRang ab 500 000 Frankenund einem Anlagevermögenab 200 000 Franken könnenwir einen Zinssatz von vierProzent anbieten.

E.W. Der Einbezug der Ge-samtkundenbeziehung istwichtig: Wir streben eine allesumfassende Beratung an, dieauch Finanz-, Steuer-, Vorsor-ge- und Versicherungsaspek-te berücksichtigt. Zusammenmit der Winterthur können wirden Kundinnen und Kundenmassgeschneiderte Lösungenanbieten.

«YOURHOME» – ALLES RUND UMS EIGENHEIM

Seit Januar 2000 ist die Credit Suisse mit dem Portal «yourhome» im Internet präsent.

Es enthält Informationen rund um das Thema Wohnen. Wer sich für ein bestimmtes

Objekt interessiert, kann mit dem Rechner kalkulieren, ob er sich das Traumhaus leis-

ten kann und wie er es am besten finanziert. Die verschiedenen Hypothekarmodelle

werden erklärt und die aktuellen Zinssätze aufgelistet. Eine Reihe von Checklisten –

von der Beurteilung eines Wohnobjektes bis zu den Versicherungen rund ums Wohn-

eigentum – sowie ein Glossar zu Wohneigentum und Bauen runden das Angebot ab.

www.credit-suisse.ch/yourhome

DIE HYPOTHEKAR-PRODUKTE DER CREDIT SUISSE

AUF EINEN BLICK

■ FLEX

Laufzeit: 3 oder 5 Jahre

Amortisation: Indirekt über die 3. Säule

Mindestbetrag: 200000 Franken

Zinssatz: Der Zins wird alle drei Monate dem

LIBOR-Zins angepasst

Zinsabsicherung: Ein integriertes Zinsband

schützt vor stark steigenden Zinsen

■ MIX

Laufzeit: 3 oder 5 Jahre

Amortisation: Indirekt über die 3. Säule

Mindestbetrag: 200000 Franken

Zinssatz: Der Zins basiert je zur Hälfte auf

dem Geldmarktsatz (3 Monate) und dem Kapital-

marktsatz (3 oder 5 Jahre)

Zinsabsicherung: Ein integriertes Zinskosten-

dach ist in zwei Varianten wählbar

■ FIX

Laufzeit: 2 bis 10 Jahre

Amortisation: Indirekt über die 3. Säule

Mindestbetrag: 100000 Franken

Zinssatz: Der Zinssatz ist fix für die gewählte

Laufzeit

■ VARIABEL

Laufzeit: Es gibt keine feste Laufzeit

Amortisation: Direkt oder indirekt über die 3. Säule

Mindestbetrag: 100000 Franken

Zinssatz: Der Zinssatz wird den Geld- und Kapital-

marktsätzen angepasst

3 Monate Kündigungsfrist

AKTUELL

Page 35: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

AKTUELL

Das Ressort Handelsfinanzie-rungen der Credit Suissesteht auf dem Siegerpodest:Die amerikanische Fach-zeitschrift «Global Finance» hatin ihrer Juli-Ausgabe TradeFinance Banks in 31 Ländernbewertet. In der Schweiz hatdie Credit Suisse am bestenabgeschnitten. Eine Jury,zusammengesetzt aus Redak-toren der Fachzeitschriftsowie Analysten, Firmenge-schäftsleitern und weiterenExperten, nahm Kriterien wieTransaktionsvolumen, glo-bale Abdeckung, Preisgestal-tung und innovative Tech-nologien unter die Lupe. Das1997 gegründete RessortTrade Finance der Credit

Suisse sichert jedoch nichtnur das Exportrisiko der Kun-den ab, sondern bietet einevolle Kundenbetreuung an,die auch Beratung, Struktu-rierung, Abwicklung oder die Ausbildung von Firmen-mitarbeitern umfasst.

Ausgezeichnet finanziert

Die Winterthur Leben präsen-tiert sich seit Mitte Juli welt-weit im neuen Internet-gewand. Unter den Adressenwww.winterthur-leben.ch für die Schweiz und www.win-terthur-life.com für das inter-nationale Publikum ist dieWinterthur Leben mit einemmassgeblich erweiterten Ser-viceangebot online. In derSchweiz haben die bisher 14verschiedenen Internetauf-tritte ein neues, gemeinsames

Gesicht erhalten. Unterneh-men und Privatkunden findenneben der breiten Produkte-und Dienstleistungspaletteauch ein Vorsorge-Informa-tionscenter. Laien und Exper-ten können sich hier rund um den Dauerbrenner Vorsor-ge kundig machen. www.win-terthur-leben.ch ist aufDeutsch und Französischabrufbar, Versionen in Eng-lisch und Italienisch sindgeplant.

Informationen rund ums Leben

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ERICH GYSLING hat sich als Fernsehjournalist, als Kommentator für Zeitungen und als Buchautor international einen Namen als Nahost-Experte gemacht. Er begleitet die Cross Travel-Club Reise "ALADINS WUNDERLAMPE" und informiert im persönlichen Gespräch und in Referaten über die Welt des Nahen Ostens (aktuell und historisch) und des Islam.Die vom Cross Travel-Club organisierte Reise führt nach Damaskus/Palmyra (Syrien), Petra (Jordanien),Isfahan / Shiraz / Persepolis (Iran), Qatar, Abu Simbel und Kairo (Ägypten). Sie dauert vom 15. bis 30. November 2001. Cross Travel Club-Reisen weisen höchsten Standard auf: Flüge in einer MD-83 der Crossair, die als Privat-Flugzeug für die Gruppe bereit steht; Erstklassigen Service an Bord, beste Hotelqualität an jeder Destination; Top-Standard der technischen und der kunsthistorischen Reiseleitung – und Erich Gysling als Experten-Begleiter ab/bis Basel.Preis dieser exklusiven Reise der Sonderklasse: CHF 21‘500.– pro Person.

ClubBuchung und Information in Ihrem Reisebüro

oder bei Crossair, Cross Travel Club,Tel. +41 61 325 74 76, Fax +41 61 325 35 52

www.crossair.com

"Die Welt des Islam steht uns geografisch nahe, aber sie ist dem Europäer innerlich fern. Wie erklärt sich, dass die Nachbarschaft der westlichen und der nahöstlichen Kultur nicht zur Überwindung des Gefühls der Fremde geführt hat? Der Nahe und der Mittlere Osten,

also die arabischen Länder und Iran, sind Wiegen auch unserer Kultur – und Alle, die diese Länder bereisen, sind überwältigt von den Stätten der Antike, den Moscheen, den Altstadtzentren mit ihren Märkten und der Landschaft.

Daneben steht das Unbekannte und oft schwer Verständliche: gibt es eine Feindseligkeit der Menschen, die in der Welt des Islam leben, gegenüber dem Westen? Viele Reisende erwarten Ablehnung, und erleben beim Eindringen in diesen faszinierenden Kosmos etwas ganz anderes: man wird freundlich und offen empfangen und erahnt, auch bei ersten, flüchtigen Kontakten, ein überraschendes Interesse an unserer westlichen Kultur.

Angeblich "schwierige" Länder wie Syrien oder Iran haben für mich ein besonderes Interesse: ich kann dort in Referaten direkt vor Ort den Mitreisenden

Hintergrund-Information über die Andersartigkeit, die kulturelle Verwandtschaft und die aktuelle Politik vermitteln. In einem der Golfstaaten, beispielsweise in Qatar, lässt sich erläutern, wie die Erdölwirtschaft sich auf die soziale Entwicklung auswirkt. Und in Ägypten wird die Wandlung einer einst ländlich geprägten Gesellschaft zu einer arabisch-urbanen beim Spaziergang durch Kairo sichtbar und erfühlbar."

ERICH GYSLING: KULTURWELT DES ISLAM – ANNÄHERUNG AN DEN FREMDEN NACHBARN

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Im Verlauf der letzten Jahrehat sich die weltweite Ab-hängigkeit der verschiedenenFinanz- und insbesondere derBörsenmärkte wesentlichverstärkt. Tonangebend istNew York, die restlichenBörsen der Welt ziehen nach.Entsprechend schwierigergestalten sich heute dieabsichernden Diversifizie-rungsmassnahmen. In Europawird diese Problematik durchdie Einführung einer einheit-lichen Währung noch ver-stärkt. Die Konsequenz isteine Verringerung der Diver-sifizierung ehemals gut aus-gewogener Portfolios. Da-durch wächst das Risiko fürdie Erzielung der anvisiertenRendite.

Die Suche nach neuenAnlageformen ist dadurchunabdingbar geworden. CreditSuisse Private Banking hateine Reihe innovativer, neuer

Produkte aufgelegt. Daruntersind auch Anteile an den«Best International Managers»Units. Diese bieten demAnleger die Möglichkeit, aneiner einzigartigen Auswahlnicht traditioneller Strategienmitzuwirken. Die Abhängigkeitdieser Anteile von klassischenAnlageformen wie Aktien,Pfandbriefen und Geldanlagenist gering und bietet so dieMöglichkeit, völlig unabhängigvon der allgemeinen Markt-orientierung Gewinne zuerzielen. Auch in Zeiten allge-mein rückläufiger Aktienkursebieten diese so genannten«marktneutralen» Anlagepro-dukte die Möglichkeit, Rendi-ten zu erzielen. Dies gilt eben-so bei rückläufiger Tendenzauf dem Obligationenmarkt.

Diese Anlagekategorie istaber lediglich als Ergänzungzu herkömmlichen Anlage-formen zu betrachten. Ihre

Funktion besteht nicht darin,die herkömmlichen Anlage-formen zu verdrängen, son-dern als neue und separateAnlageklasse aufzutreten,welche im Idealfall zehn bis 20 Prozent eines Portfo-lios ausmachen sollte.

Strenge Auswahl

Die Anteile des «Best Inter-national Managers» werden in Mischfonds aus alternativenAnlagen investiert, die vonVermögensverwaltern erstenRanges bewirtschaftet werden.Die Auswahl der hochdo-tierten «Best Managers»wurde in enger Zusammen-arbeit mit dem renommiertenUnternehmen RMF Invest-ment Products in Pfäffikondurchgeführt. Dabei wurdenunter anderem die KriterienErfahrung, vergangeneLeistungen und die Art derStrategie berücksichtigt.

36 Bulletin 4| 01Credit Suisse

Nur die besten Manager sind gut genug

Um den nachhaltigen Veränderungen des Marktes gerecht zu

werden, hat Credit Suisse Private Banking die «Best International

Managers» Units lanciert.

Marc Fuhrmann,

Credit Suisse Private Banking,

Alternative Investments Group

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15%

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5%

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–15%1997 2000 200119991998

Growth Strategy (EUR) Growth Strategy (USD) Growth Strategy (CHF)

MSCI World Index (EUR)

Die Vermögensverwalterbetreuen von den Portfoliosjeweils einen Kapitalanteil von2,5 bis 7,5 Prozent, die sienach ihrer individuellenStrategie anlegen. DieDiversifizierung bietet einer-seits den Vorteil, von derVorgehensweise der unter-schiedlichen Vermögens-verwalter zu profitieren, undverringert andererseits dasindividuelle Risiko eines jedenvon ihnen.

Der Anleger hat die Wahlzwischen zwei Anlageorien-tierungen: «Ausgewogen»(«Balanced»), eine eherkonservative Anlagestrategie,und «Wachstumsorientiert»(«Growth»), eine eher aggres-sive Strategie. Die Anteile an den «Best InternationalManagers» Units werden inverschiedenen Bezugs-währungen angeboten:Schweizer Franken und Euroim Strategiebereich «Ba-lanced»; Schweizer Franken,Euro und US-Dollar im Strate-

giebereich «Growth». DieLaufzeit beträgt drei Jahre.

Geringes Risiko

Ein Blick auf die historischePerformance zeigt deutlichdas geringe Risiko (Volatilität)dieser Anlageform, geradeauch im Vergleich zur Ent-wicklung der Aktienmärkte(MSCI World Index). Anderer-seits sind auch positiveRenditen in allgemeinenBaisseperioden ersichtlich.Die geringere Abhängigkeitgegenüber Anlageformen wie beispielsweise Aktiendürfte das Risikoprofil einesPortfolios äusserst günstigbeeinflussen und zudem die Performance verbessern.Im Vergleich zu herkömmli-chen Anlageformen beträgtdie voraussichtliche Volatilitätlediglich sieben Prozent imSegment «Balanced» undneun Prozent im Segment«Growth». Ein aus schweize-rischen (SMI) beziehungs-weise amerikanischen Aktien

(Dow Jones Industrial Index)gebildetes Portfolio hätte im Vergleich hierzu eine Vola-tilität von 19,1 respektive22,1 Prozent.

Die geschätzte Renditedieser Anlageform beträgtzehn bis elf Prozent (Netto-kosten) für den ausgewoge-nen Bereich «Balanced». Für den wachstumsorientier-ten Bereich «Growth» sind es 13 bis 16 Prozent.

In Anbetracht des Publi-kumserfolgs bei der Markt-

einführung dieser beidenProdukte hat Credit SuissePrivate Banking eine neueReihe von ähnlichen Anla-geformen entwickelt, die inKürze den Anlegern zurVerfügung stehen werden.

Nähere Informationen zudieser Anlageform gibts unterwww.cspb.com sowie unterwww.absoluteinvestments.com.

37Bulletin 4| 01Credit Suisse

AKTUELLPRIVATE BANKING

Unabhängigkeit von der allgemeinen Marktentwicklung Die «Best International Managers» Units weisen viel geringere Schwankungen auf als der MSCI WorldIndex und können auch positive Renditen erzielen, wenn dieser im Minus ist. Quelle: Bloomberg

Marc Fuhrmann,

Telefon 01 334 52 37

[email protected]

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GEWINNBETEILIGUNG IST PERFORMANCEABHÄNGIG

Im Unterschied zu traditionellen Vermögensverwaltern

erhält der Manager alternativer Anlagestrategien eine

performanceabhängige Kommission. Sie beträgt je

nach Anlagestrategie zehn bis 20 Prozent und wird mit

der so genannten «High Watermark»-Methode errech-

net: Der Manager erhält die Performance Fee nur auf

diejenigen Kurssteigerungen, die die historischen

Höchstkurse übersteigen. Er hat also nur dann An-

spruch auf einen Gewinnanteil in Form einer Perfor-

mancegebühr, wenn er im Falle eines Verlustes diesen

im Folgejahr wieder wettgemacht hat und neue, abso-

lute Renditen erzielt.

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Grossbaustelle Bildungspolitik

«Der kontinuierliche Zugang

zu Wissen muss für breite

Schichten sichergestellt werden»,

fordern Petra Huth, Alex Beck

(rechts) und Manuel Rybach,

Economic Research & Consulting.

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Die Bildungspolitik nimmt in der öffent-lichen Diskussion einen hohen Stellenwertein. Dies überrascht nicht, denn als kleine,offene Volkswirtschaft ohne nennens-werte eigene Rohstoffe ist die Schweizbesonders darauf angewiesen, sich mit-tels eines hohen Bildungsniveaus iminternationalen Standortwettbewerb zubehaupten. Durch den Wandel von derIndustrie- zur Informationsgesellschaft istdas Humankapital einer Volkswirtschaft zueiner zentralen Bestimmungsgrösse wirt-schaftlichen Wachstums geworden. Inves-titionen in das Humankapital wirken sichpositiv auf die gesamte Volkswirtschaftaus, indem die Produktivität gesteigertund das Wirtschaftswachstum nachhaltigstimuliert wird. Für den Einzelnen bringenInvestitionen in Bildung zudem einen ver-besserten Zugang zu gesellschaftlichenRessourcen wie Arbeit und Information,ein höheres Einkommen und mehr Mög-lichkeiten, das persönliche Umfeld aktivzu gestalten.

Bildungspolitik findet an der Schnitt-stelle zwischen Wirtschaft, Wissenschaftund Gesellschaft im weitesten Sinne statt.Sie tangiert Fragen des Arbeitsmarktesgenauso wie sozial- und gesellschafts-politische Probleme. Entsprechend ergebensich für die Bildungspolitik Anforderungenaus unterschiedlichen Perspektiven.

Es fehlt überall an qualifizierten Arbeits-kräften. Aus der Sicht der Wirtschaft sindzur Behebung dieses Mangels flexiblere,durchlässigere und transparentere Ausbil-dungsgänge erforderlich. Die Halbwerts-zeit von Wissen wird immer kleiner. Darumwird die Art, wie man lernt, immer wich-tiger. Das Stichwort heisst lebenslangesLernen. Kommunikative Kompetenzenmüssen vermehrt vermittelt werden, derfrühe Umgang mit Informatikmitteln sowie

die möglichst frühzeitige Förderung vonSprachkenntnissen sind wünschenswert.Bildungspolitische Massnahmen dürfenjedoch niemanden ausschliessen. Derkontinuierliche Zugang zu Wissen mussfür breite Schichten sichergestellt wer-den. Eine besondere bildungspolitischeHerausforderung stellt schliesslich dieIntegration ausländischer Kinder undJugendlicher dar.

Das schweizerische Bildungssystemsteht auf einem soliden Fundament. DerBildungsstand der Bevölkerung hat nichtnur über die Generationen hinweg zuge-nommen, er ist auch im internationalenVergleich hoch.

39Bulletin 4| 01Credit Suisse

ECONOMICS & FINANCEFINANCIALSERVICES

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Im internationalen Vergleich kommen die Schweizer in den Genuss einer guten Ausbildung.Damit die Schweiz wettbewerbsfähig bleibt, sollte das Bildungssystem jedoch einigen Reformen unterzogen werden. Alex Beck, Petra Huth und Manuel Rybach, Economic Research & Consulting

In der Schweiz macht der Anteil der Erwerbspersonen, die nur die obligato-rischen Schulen (also Primar- und Sekun-darstufe I) besucht haben, weniger als dieHälfte der entsprechenden Quote im Mit-tel der Europäischen Union (EU) aus. Derüberdurchschnittliche Anteil der Sekun-darstufe II belegt den hohen Stellenwertder Berufslehre für das schweizerischeBildungswesen. Im Vergleich mit anderenStaaten der Organisation für wirtschaft-liche Zusammenarbeit und Entwicklung(OECD) weist die Schweiz eine sehr tiefeJugendarbeitslosigkeit auf. Der Übergangzwischen Ausbildungszeit und Erwerbs-leben erfolgt relativ unproblematisch.

100%

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80%

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Tertiärstufe Sekundarstufe II Primar- und Sekundarstufe I

Bildungsstand im internationalen VergleichIn der Schweiz haben rund 16 Prozent der Erwerbsbevölkerung lediglich die obligatorische Schulzeit absolviert. Der entsprechende Anteil in der EU ist mehr als doppelt so hoch.

Quelle: OECD

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– Generell hoher Bildungsstand

– Gutes bis sehr gutes Abschneiden ininternationalen Leistungsvergleichenin Lesen und Mathematik

– Geringe Jugendarbeitslosigkeit(Übergang Schule – Berufslebenunproblematisch)

– Geringe Arbeitslosigkeit vonHochschulabsolventen

– Vergleichsweise lange Ausbildungs-zeiten

– Im Mittelfeld der OECD-Länder hinsichtlich funktionalem Analphabetismus

– Stark dezentrale Struktur des Bil-dungswesens als Mobilitätshindernis

– Unzureichende Förderung der Hoch-begabten

– Durchschnittliches Abschneiden ininternationalen Leistungsvergleichenin Naturwissenschaften

– Knappheit an gut ausgebildeten Arbeitskräften

– Hohe Regulierungsdichte

– Knappheit an gut ausgebildeten Arbeitskräften

– Geringe Hochschulabsolventenquote

Stärken Schwächen

In verschiedenen Bereichen der Bildungs-politik besteht jedoch beträchtlicherHandlungsbedarf. Da der Schuleintrittvergleichsweise spät stattfindet und eindurchschnittliches Studium lange dauert,treten Universitätsabsolventen relativ spätin das Berufsleben ein. InternationaleUntersuchungen fördern für die Schweizzudem – etwas überraschend – unzurei-chende Lesekompetenzen bei vielen Er-werbstätigen an den Tag. Die Schweizliegt hier im Mittelfeld der OECD-Staaten.Als gravierendste Schwäche erweist sich die unzureichende Versorgung desArbeitsmarktes mit qualifizierten Fach-kräften.

Es herrscht Aufbruchstimmung

Gegenwärtig herrscht in der Bildungspoli-tik Aufbruchstimmung. Auf sämtlichenAusbildungsstufen finden Reformen statt.Volksschulen sollen im Kanton Zürich einegrössere Handlungsfreiheit erhalten, umrechtzeitig und flexibel auf die Bedürfnis-se ihrer Gemeinde eingehen zu können.Im neuen Berufsbildungsgesetz, das sichin parlamentarischer Diskussion befindet,ist eine breitere Ausbildungspalette imRahmen des dualen Systems vorgesehen.Im Hochschulbereich ist der Aufbau vonFachhochschulen in vollem Gang.

Sämtliche Reformen haben zum Ziel,das Bildungssystem besser an gesell-schaftliche und wirtschaftliche Entwicklun-gen anzupassen. Den Ausbildungsstättenvor Ort wird eine verstärkte Verantwortungübertragen. Die Ausbildungen selbst wer-den immer mehr in geschlossene Lern-einheiten gegliedert. Übergeordnete Rah-menbedingungen sollen ein Mindestmassan Kohärenz, Zusammenarbeit und Trans-parenz sicherstellen. Für die Kanalisierungder diversen Bedürfnisse und die Umset-zung der Reformen spielt der Staat einezentrale Rolle. Dabei muss er die ZieleChancengleichheit, Effizienz, Wahlfreiheitund sozialen Zusammenhalt berücksich-tigen.

Unabhängig von den Prioritäten in derZielsetzung ist die Art und Weise derBildungsfinanzierung von entscheidender

40 Bulletin 4| 01Credit Suisse

ECONOMICS & FINANCEFINANCIALSERVICES

Stärken und Schwächen des BildungssystemsObwohl die Bevölkerung in der Schweiz generell gut ausgebildet ist, überrascht derhohe Anteil an Personen mit einer Leseschwäche.

Quelle: Credit Suisse Economic Research & Consulting

Finanzierungsinstrumente in der BildungspolitikHeute wird in der Schweiz hauptsächlich das Ausbildungsangebot finanziert. Durchdie Finanzierung der Nachfrage werden Kompetenzen und Verantwortung vermehrtdezentralisiert. Ausbildungsstätten werden dadurch einem verstärkten Wettbewerbausgesetzt.

Quelle: Credit Suisse Economic Research & Consulting

Bildungsfinanzierung und BildungsangebotDie obligatorische Ausbildung wird praktisch ausschliesslich durch den Staat angeboten und finanziert. Lediglich in der Weiterbildung spielt das private Engage-ment eine zentrale Rolle.

Quelle: In Anlehnung an Wolter, Stefan C. (2001), Bildungsfinanzierung zwischen Markt und Staat.

Finanzierung

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Allgemeines

ObligatorischeSchulbildung

Berufsbildung

Tertiärstufe

– Obligatorische Schule bis undmit Sekundarstufe ll

– Subventionierung von privaten Schulen in einzelnen Kantonen

Öffentlich

– Teilweise an Hochschulen(Semestergebühren)

– Erwachsenen- und Weiterbildung

Privat

Öffentliche Finanzierung

Angebotsseite Nachfrageseite

BildungsgutschriftSteuergutschriftPauschalbeiträgeZweckgebundeneFinanzierung

Öffentlich

Privat

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Bedeutung. Der Staat greift gegenwärtignicht nur über die Finanzierung, sondernebenso stark auch über die Bereitstellungdes Angebots in das Bildungswesen ein.

Bei öffentlich bereit gestellten Ange-boten wird oft kritisiert, dass einerseits dieKosten zu hoch sind und andererseits zuwenig Rücksicht auf die Bedürfnisse derNachfrager genommen wird. Dies ist inerster Linie auf mangelnden Wettbewerbzurückzuführen. Es stellt sich daher dieFrage, wie derartige Mängel durch markt-wirtschaftliche Elemente behoben werdenkönnten. In dieser Hinsicht kann der Bil-dungsstandort Schweiz durch neue Finan-zierungsinstrumente gestärkt werden,welche der Staat sowohl angebots- alsauch nachfrageseitig einsetzen kann.

Bildungsgutscheine als Option

Bildungsgutscheine, mit denen die Schul-gebühren ganz oder teilweise bezahlt wer-den können, sind ein prominentes Beispieleiner Finanzierung, die sich an der Nach-frage orientiert. Die Gutscheine könnenunterschiedlich ausgestaltet werden. Siekönnen einkommensabhängig abgestuftoder auf bestimmte Schulen limitiert wer-den. Obwohl Bildungsgutscheine vielseitigeinsetzbar sind, werden sie in der Schweizvor allem im Zusammenhang mit der Wei-terbildung diskutiert. Internationale Versu-che zeigen, dass Bildungsgutscheine dieChancengleichheit oder die Qualität derSchulen deutlich erhöhen können. Fehl-schläge sind häufig auf eine ungenügendeAbstimmung des Modells auf die bildungs-und wirtschaftspolitischen Rahmenbedin-gungen zurückzuführen. Es sind daherweniger die Bildungsgutscheine an sich,die Anlass zu Kontroversen geben, son-dern deren Ausgestaltung.

Steuergutschriften können nachfrage-und angebotsseitig eingesetzt werden. Inder Berufsbildung werden sie immer wie-der als Anreiz für Unternehmen diskutiert,um neue Lehrstellenplätze anzubieten. Inden USA bieten sie vor allem einkom-mensschwachen Familien die Möglichkeit,die Wahlfreiheit zwischen Schulen zu ver-grössern.

Im Hochschulbereich können Pauschal-beiträge eine vermehrte Leistungs- undWettbewerbsorientierung auslösen. In derRegel knüpft der Staat deren Bereitstel-lung an bestimmte Zielvorgaben. DieHochschulen haben weitgehend dasRecht, selbst über die Verwendung derfinanziellen Mittel zu entscheiden. Eineautonome und flexible Mittelverwendungist ein Vorteil gegenüber der zweckgebun-denen Finanzierung, die sich am Aufwandorientiert und eher kostentreibend ist.

Neue Finanzierungsformen könnenstrukturelle und inhaltliche Bildungsrefor-men in der Wissensgesellschaft fördern.Sie eröffnen Möglichkeiten für eine be-darfsgerechte, zukunftsorientierte Bil-dungspolitik ohne Diskriminierung. Erfolg-reiche bildungspolitische Reformen hängendavon ab, ob man ein flexibles, modularesSystem mit Rahmenrichtlinien kombinie-ren kann. Die Richtlinien sollten für dieEinhaltung nationaler und internationalerStandards sorgen. In Teilbereichen kanndieser Prozess eine Dezentralisierungsowohl der Entscheidungs- als auch derUmsetzungskompetenzen bedeuten. Diesdarf aber keine Zersplitterung auslösen.Es geht vielmehr darum, Spielräume zurErweiterung des Angebots bei gleich blei-benden oder sinkenden Kosten auszunut-zen. Die Innovation als treibende Krafteines modernen Bildungssystems würdedann durch mehr marktwirtschaftlicheElemente gestärkt.

Alex Beck, Telefon 01 33315 89

[email protected]

Das Economic Briefing Nr.24 beschäftigt

sich mit der Bildungspolitik als Schlüssel-

faktor der Wissensgesellschaft. Bestellen

können Sie die Studie mit dem beiliegen-

den Talon.

Interview mit den Autoren des Artikels zum

Wandel des Schulsystems in der Schweiz.

www.credit-suisse.ch/bulletin

Kurse August - Oktober 2001 StartProgrammierungCICS Grundlagen 03.09.CICS Programmierung 04.09.DB2 SQL Grundlagen 12.09.DB2 SQL Programmierung Grundlagen 20.09.HTML Fortsetzung 20.08.JAVA für Führungskräfte 03.09.JAVA Grundlagen 12.09.JAVA Programmierung 26.09.JAVA Script Grundlagen 04.10.00 Grundlagen 23.08.OS/390 Grundlagen 12.09.E-BusinessMCSE (Windows2000) für Berufstätige 05.09.OrganisationGrundmodul Einführung Org. und Informatik 14.09.Grundmodul Grundlagen der Organisation 24.09. Fachmodul Projektierung und Einsatzplanung von EDV- und Sachmittel 30.08.ProzessmanagementDarstellung mit ARIS 16.10.Umsetzung in die IT-Struktur 27.08.Visionen und Grundlagen 19.09.Vorgehen (Methode mit PROMET) 03.10.ProjektmanagementInstitutionelles Projektmanagement 12.10.Projektcontrolling 13.09.Projektführung und Teamarbeit 23.08.Projektmanagementprozess 04.10.Projektplanung 18.10.Projektportfoliomanagement 01.10.Projektvorgehensmethodik 27.09.Strategie des Verhandelns 03.09.Service ManagementPlanungsprozesse im SM 12.10.PC AnwenderMS Access2000 Grundlagen 27.08., 26.09.MS Access2000 Fortsetzung 19.09.MS Excel2000 Grundlagen 13.09.MS Excel2000 Fortsetzung 29.08., 18.09., 09.10.MS PowerPoint2000 Grundlagen 11.09., 15.10.MS PowerPoint2000 Fortsetzung 31.08., 17.09., 17.10.MS Word2000 Grundlagen 05.09., 11.10.MS Word2000 Fortsetzung 23.08., 03.10.Berufs- und höhere FachprüfungenInformatikerIn mit eidg. FA (alle Fachrichtungen) September 01/April 02Informatik-ProjektleiterIn mit eidg. FA September 01/April 02OrganisatorIn mit eidg. FA September 01/April 02WirtschaftsinformatikerIn mit eidg. Diplom September 01/April 02

IT-Training,TIS liveAG (ehem. EDS Training)Talackerstrasse78152 GlattbruggAnschrift: Postfach11848065ZürichTel. 013075656Fax [email protected] www.it-training.ch

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Page 42: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

42 Bulletin 4| 01Credit Suisse

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EUROPA (0) SCHWEIZ (0) NORDAMERIKA (0) JAPAN (+) ASIEN EXKL. JAPAN (0)

UK HongkongFrankreich China (H-Aktien)

Fluglinien/Verkehr (0) Boeing C.Automobil (0) Honda Motors BrillianceBanken (0) Nordea Nomura SecuritiesRohstoffe (0)Chemie (0) BASF Ciba SC NBaugewerbe (+) LafargeVerbrauchsgüter (0) KaoEnergie (0) ENI ExxonMobilMaschinenbau/Elektro- (0) Electrolux Schindler PC1 United Technologiestechnik Waste ManagementNahrungsmittel (–)/Tabak (+) BATVersicherungen (0) ING SwissRe NIT-Services/Software (0) SAP Check Point SoftwareMedien (0)Gesundheitswesen (0) Serono I Johnson & Johnson

IDEC PharmaceuticalPapier & Zellstoff (+) Stora EnsoImmobilien (+) Sun Hung Kai Prop.Detailhandel (–) Fast RetailingTechnologie-Hardware (–) Thomson MM Leica Geosyst. R1 RF Micro Ricoh Samsung Electronics

Dell Computer Corp. Rohm TSMCTelekom-Dienstleister (0) VodafoneVersorger (0) Huaneng PowerÜbrige (–) Far Eastern Textile

Länder

Sektoren (regional)

Sektoren (global)

1mid and small caps

Weitere Fonds unter: www.fundlab.com

Baugewerbe Pharma/Chemie Konsum, zyklisch Automobil HalbleiterTabak Pharma Broker ImmobilienPapier & Zellstoff

Empfohlene Anlagefonds HSBC GIF UK EF; RMF Convertibles Japan; HSBC GIF Chinese Equity

Der Dow Jones von 1915 bis heuteDer steile Aufstieg des Dow Jones Index begann erst Anfang der Achtzigerjahre. Zwischen 1963 und 1983verharrte er praktisch auf dem Niveau von 1000. Danach kletterte er innert kürzester Zeit auf 11000.

Quelle: Bloomberg

Auf einen Blick: Länder-, Branchen- und TitelpräferenzenNeben der allgemeinen Abschwächung der Weltwirtschaft sorgen die Argentinien-Krise und die bevor-stehende Euro-Einführung für zusätzliche Verunsicherung. Dagegen wecken die US-ZinssenkungenHoffnungen. Entsprechend sind zurzeit zyklische Sektoren empfehlenswert. Quelle: Credit Suisse Private Banking

Page 43: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

43Bulletin 4| 01Credit Suisse

DANIEL HUBER An der Börse ist die Euphorie

der Neunzigerjahre einer allgemeinen Er-

nüchterung gewichen. Hat die Aktie als

Anlagemittel ausgedient?

BURKHARD VARNHOLT Zurzeit ist die Inves-tition in Aktien sicher mit höheren Risikenverbunden. Ein Blick auf die Entwicklungdes Dow Jones Index über die letzten 100Jahre zeigt, dass es im Börsengeschäftlängst nicht immer mit zweistelligen Zu-wachsraten aufwärts ging. So verharrteder Dow Jones zwischen 1963 und 1983zwanzig Jahre lang praktisch auf demgleichen Level von 1000. Auf der anderenSeite stieg er von 1983 bis heute von1000 auf 11 000.

D.H. Und dort wird er in den nächsten Mona-

ten wohl auch bleiben.

B.V. Tatsächlich gibt es ein zunehmendesRisiko, dass der Dow Jones und damit auchall die anderen Aktienmärkte, die immerenger mit dem amerikanischen verknüpftsind, sich mittelfristig wenig nach obenbewegen. Dafür spricht auch, dass die be-reits korrigierten Bewertungen immer nochals fair und nicht etwa als billig bezeichnetwerden müssen. Daneben signalisierendie wirtschaftlichen Fundamentalwerteweltweit eine synchrone Abschwächung.Gerade in Europa ging die Konjunktur vielschneller und stärker zurück, als vieleBeobachter erwartet oder gehofft hatten.

D.H.Und wie lange wird diese Abschwächung

in Europa noch anhalten?

B.V.Vermutlich länger als in den USA. DieAmerikaner haben den Vorteil, dass ihreArbeitslosigkeit zurzeit dramatisch steigt.

D.H. Und wo liegt da der Vorteil?

B.V. Die amerikanischen Unternehmenhaben die Möglichkeit, relativ kurzfristigLeute zu entlassen. Dadurch können sie

ihre Kosten senken und ihre Gewinnewieder schneller in die Balance bringen. InEuropa geht das nicht so einfach.

D.H. Was bedeutet das für die europäische

Konjunkturentwicklung?

B.V. Der Konjunkturzyklus schlägt zwarnicht gleich vehement aus wie in Amerika,aber dafür regeneriert er sich wahrschein-lich auch langsamer. Es kommt jedenfallssicher nicht zu einer v-förmigen Erholung.Es wird wohl eher eine Banane werden.

D.H. Kehren wir noch einmal zum Dow Jones

zurück. Übers ganze letzte Jahrhundert

betrachtet gings tendenziell doch immer

aufwärts. Lässt das nicht für die Zukunft

hoffen?

B.V. Das Entscheidende ist immer derZeitpunkt, zu dem man einsteigt. Es gabimmer wieder Investoren, die den dümms-ten Zeitpunkt erwischten und danach zehnJahre lang Geld verloren.

D.H. War der letzte Herbst wieder einer die-

ser dümmsten Zeitpunkte?

B.V. Speziell günstig war er sicher nicht.Allerdings sind auch noch keine zehn Jah-re vergangen. Leute, die 1966 bei einemDow Jones Level von 1000 einstiegen,mussten sich 1978, also zwölf Jahre spä-ter, mit einem Index von 850 begnügen.Die Geschichte mit « langfristig steigen dieAktien immer» ist eine statistische Aussa-ge, die zwar beruhigend ist, aber sehr starkvom Zeitpunkt des Einstiegs abhängt.

D.H. Lässt sich in dieser schwierigen Situation

an der Börse überhaupt noch Geld verdienen?

B.V. Man kann in jedem Umfeld Geldverdienen. Nur benötigt man heute ande-re Strategien. Die richtige Antwort auf denexplodierenden Bullenmarkt der letztenJahre war die «buy and hold»-Strategie.

Aber im momenta-nen Trading-Markt,der geprägt ist vonschnell aufeinanderfolgenden Hochsund Tiefs, kann

man nur Geld verdienen, wenn man sehrschnell und flexibel auf neue Trends rea-gieren kann.

D.H. Somit ist die heutige Zeit auch ein

Gradmesser für das Können eines Invest-

ment-Managers?

B.V. Das ist sicher so – vor allem beiManagern von Anlagen, die nicht direkt mitder Marktentwicklung zusammenhängen.So kann ein solcher marktneutraler Fondsin einem schwierigen Umfeld schnell einmal20 Prozent Plus, aber auch 20 ProzentMinus machen. Bei einem marktbasiertenFonds sind es zum Benchmark seltenmehr als plus oder minus fünf Prozent.

D.H. Mit anderen Worten, professionelles

Know-how wird immer wichtiger. Ist das

das Ende des Kleinanleger-Booms?

B.V. Davon sind nicht nur kleine Anleger,sondern auch grosse und institutionelleAnleger betroffen. Es ist das Ende despassiven Investierens, des «Kaufen undAugen zu»-Investierens, wie es jahrzehnte-lang gepredigt wurde.

D.H. Ist Credit Suisse Private Banking auf

diese arbeitsintensivere Form der marktneu-

tralen Vermögensverwaltung vorbereitet?

B.V. Wir haben die entsprechendenLeute, die notwendige Technologie undvor allem auch die notwendige Grösse.Dadurch können wir nicht nur die bestenManager auswählen, sondern bekommenauch Zugang zu ihnen. Viele unabhängigeTopmanager nehmen von anderen Insti-tuten gar kein neues Geld mehr an. Fo

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Interview mit Burkhard Varnholt, Global Head of Research Credit Suisse Private Banking

ECONOMICS & FINANCEPRIVATE BANKING

«Es lässt sich in jedem Umfeld Geld verdienen»

Page 44: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

ECONOMICS & FINANCEPRIVATE BANKING

Die USA sind als grösster Energiemarktder Welt die Nummer eins im Verbrauchfossiler Brennstoffe. Entwicklungen aufdem US-Markt beeinflussen die Energie-preise auf der ganzen Welt. In den ver-

gangenen Jahren haben aber ausge-rechnet die USA unter dem Fehlen einer konsequent verfolgten Energiepolitikgelitten. George Bush ist seit den Sieb-zigerjahren wieder der erste Präsident mit

einem umfassenden energiepolitischenProgramm. Doch insbesondere seine Ent-scheidung, aus dem Kyoto-Protokoll aus-zusteigen, stösst auf heftige Kritik.

Der 1997 von 160 Ländern ausge-arbeitete Kyoto-Vertrag sieht vor, dieEmission von Gasen, die für den Treib-hauseffekt verantwortlich sind, markant zureduzieren. Die USA und andere Industrie-nationen einigten sich auf individuellabgestimmte Zielwerte, die sich nach denjeweiligen Emissionen von 1990 richten.

44 Bulletin 4| 01Credit Suisse

EnergiepolitischeWeichen stellenDie hohen Energiepreise der letzten Monate habendie Diskussionen rund um die fossilen Brennstoffe und deren Alternativen angeheizt.Jeremy Baker, Credit Suisse Private Banking, Energy & Basic Resources

Page 45: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

Die vereinbarten Sollwerte gilt es zwischen2008 und 2012 zu erreichen. Für die USA bedeutete das eine Reduzierung der Emissionen um sieben Prozent.

Verschiedene Szenarien untersucht

Das aus der Verbrennung fossiler Brenn-stoffe resultierende Kohlendioxid war1990 für über 80 Prozent der Treib-hausgasemissionen verantwortlich. Somithaben jegliche Vorstösse zur Verminde-rung dieser Emissionen einen erheblichenEinfluss auf die jeweiligen Energiemärkte.1998 gab der Wissenschaftsausschussdes US-Repräsentantenhauses eine Studiein Auftrag, welche die Folgen des Kyoto-Protokolls auf die Wirtschaft und denEnergiemarkt USA untersuchen sollte.Darin wurde von mehreren Ausgangs-szenarien mit unterschiedlich strikten Auf-lagen ausgegangen. Ernüchterndes Fazitder Studie: Jede Verminderung der Emis-sionen muss unweigerlich zu steigendenEnergiepreisen führen.

Steigen die Energiepreise, werdenandere Produktionsfaktoren wie Arbeits-kräfte und Kapital im Vergleich kosten-günstiger. Die Folge ist der Verlust vonWirtschaftspotenzial, was wiederum zueinem rückläufigen Wachstum des Brutto-inlandprodukts führen kann.

Reduktion von 20 Prozent notwendig

Das rasante Wirtschaftswachstum der USAin den Neunzigerjahren brachte gleichzei-tig einen Anstieg der Treibhausgasemis-sionen um ungefähr 13 Prozent mit sich.Um den Kyoto-Zielwert von sieben Pro-zent dennoch einhalten zu können, wärealso eine Reduktion von rund 20 Prozenterforderlich. Das liegt zwar im Bereich desMöglichen, hätte aber schwerwiegendeFolgen für das Wirtschaftswachstum. Ge-nau davor schreckt George Bush zurück.Das derzeitig abgeschwächte US-Wirt-schaftswachstum und dessen Auswirkun-

gen auf die Weltwirtschaft lassen erahnen,welche Konsequenzen eine drastische Erhöhung der US-Energiepreise mit sichbringen würde.

Die Verteuerung von Rohstoffen undderen Nebenprodukten droht nach 2000auch dieses Jahr zu prägen. Das ist aberkeine Folge der mangelhaften Abstim-mung von Angebot und Nachfrage aufdem Rohstoffmarkt. Vielmehr wurde eswährend der Jahre des Wirtschaftswachs-tums versäumt, in die Modernisierung derInfrastruktur wie Raffinerien und Trans-portwege zu investieren. Das führte zumZusammenbruch der notwendigen Infra-strukturen und letztlich zum Preisanstieg.Die steigenden Benzinpreise lösten aberprompt sowohl in Europa als auch in denUSA heftige Proteste aus. Es scheint, alswürde der Umweltschutz zweitrangig,sobald steigende Preise unsere Kaufkraftbeeinträchtigen.

Das neue energiepolitische Gutachten(National Energy Policy Report) derRegierung Bush ist ein Schritt in Richtung

der Ölgesellschaften. Erklärtes Ziel desReports ist es, den Verbrauch fossilerBrennstoffe wie Öl und Gas anzukurbeln,aber gleichzeitig das Augenmerk auf Kohle und Atomenergie zu richten. DieseEnergieformen fanden in letzter Zeit wenigBeachtung. In den Genuss von Steuer-begünstigungen und Förderungsmittelnkamen vor allem Forschungs- und Ent-wicklungsprojekte alternativer Energie-quellen, wie zum Beispiel Sonnen-, Wind-und Brennstoffzellenenergie. Diese alter-nativen Energieformen werden in derEnergiegewinnung zwar eine zunehmendwichtigere Rolle spielen. Doch steckt ins-besondere die Brennstoffzellentechniknoch immer in den Kinderschuhen. Bis zurkostengünstigen Alternative ist es nochein weiter Weg.

Opposition im Senat

Die brisanten Energie-Initiativen von Prä-sident Bush müssen aber noch im US-Kongress abgesegnet werden. Das istkein leichtes Unterfangen. Im US-Senat

45Bulletin 4| 01Credit Suisse

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ECONOMICS & FINANCEPRIVATE BANKING

DEM ERDGAS GEHÖRT DIE NAHE ZUKUNFT

Die Vorteile von Erdgas sind seit langer Zeit bekannt. Es verbrennt

vergleichsweise sauber, produziert weniger Emissionen und ist noch in

grossen Mengen vorhanden. Neueste Untersuchungen der Cambridge

Energy Research Agency ergaben, dass die weltweit nachweisbaren

Erdgasvorräte noch für mindestens 62 Jahre ausreichen.

Trotz aller Vorteile ist die Nachfrage nach Erdgas bislang noch sehr

verhalten. Es fehlt an Pipelines und Lagereinrichtungen. Schuld an dieser

Situation sind fehlende Investitionen, gesetzliche Auflagen und umwelt-

politische Zwänge. Diese stellen in einem Sektor mit traditionell niedrigen

Erträgen alles andere als einen Investitionsanreiz dar. Um die Markt-

effizienz von Erdgas zu steigern, müssen die Nachfrage belebt und die

gesetzlichen Auflagen abgebaut werden.

Der Erdgasmarkt ist noch immer stark regional ausgerichtet und daher

durchaus mit den Anfängen des Ölhandels zu Beginn des zwanzigsten

Jahrhunderts zu vergleichen. Die Energieunternehmen haben das Poten-

zial von Erdgas aber erkannt und bereits Schritte eingeleitet, um bekannte

Ressourcen besser auszunutzen. Auch mit der Kommerzialisierung von

verflüssigtem Erdgas in Form von LNG (Liquefied Natural Gas), GTL (Gas

to Liquids) sowie der Endenergieerzeugung wurde bereits begonnen. Die-

se Produkte sind nicht nur ernst zu nehmende Alternativen; mit zuneh-

mender Nachfrage am Markt steigt auch das Angebot. Damit wäre sowohl

Anbietern als auch Kunden ein fairer Preis garantiert.

«In den vergangenen Jahren haben die USA unter

dem Fehlen einer konsequent verfolgten

Energiepolitik gelitten», sagt Jeremy Baker, Credit

Suisse Private Banking, Energy & Basic Resources.

Page 46: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

hat die oppositionelle Partei der Demo-kraten die Mehrheit. Durch die enormeBedeutsamkeit der Energiefrage hofftBush auf die politische Kooperation einigerDemokraten. Seine Energie-Vorstössesollen zum einen den bürokratischenAufwand verringern und somit die Last dergesetzlichen Auflagen erleichtern und zumanderen Finanzspritzen für neue Pipelinesund Raffinerien bringen.

Die dringend notwendige Moderni-sierung der Infrastruktur würde nicht nurden Transport verbessern und Brennstoff-spezifikationen vereinheitlichen, sondernbrächte auch grössere Flexibilität undeinen effizienter organisierten Energie-sektor. Ineffiziente Energiemärkte treibenden Energieverbrauch in die Höhe undsind besonders schädlich für die Umwelt.

Erdgas stärker gewichten

Die Strom- und Energieindustrie stehtweltweit an der Schwelle zu einer Phasedes anhaltenden Wachstums. Indem dasErdgas eine wesentlich stärkere Gewich-tung erhält, eröffnen sich der Energie-industrie neue Möglichkeiten zur Expan-sion in noch unerschlossene Bereiche.Die Unternehmen können eine aktive Rolle beim Aufbau einer effizientenEnergieinfrastruktur übernehmen. Daskann nicht nur dem ökonomischen Zweck-

denken zugute kommen, sondern wiede-rum der Umwelt.

Unternehmen wie BP, Royal Dutch/Shell, ExxonMobil, ENI, TotalFinaElf undBG treffen bereits Vorkehrungen für einenAusbau des Erdgas-Engagements. Siekönnen dabei auf kostengünstiges, strate-gisch einsetzbares Kapital zurückgreifen.

Fazit: Eine Lösung des Energieprob-lems ist noch in weiter Ferne. Belange wiedie verantwortungsbewusste Nutzbarma-chung der Ressourcen – besonders ineinem Land mit derart hohem Energie-verbrauch wie den USA – und derUmweltschutz haben ihre Berechtigungund müssen in Angriff genommen wer-den. Jedoch braucht es mehr Flexibilität.Eine Besteuerung von Energieressourcenführt lediglich zu einem Kostenanstieg und letztendlich in eine Sackgasse. DieBesteuerung von Schwefel- und Kohlen-

dioxydemissionen – der Preis für dieUmweltverschmutzung – könnte die Pro-zesse der Entscheidungsfindung dagegengrundlegend verändern. So liessen sichUmweltschutz auf der einen Seite und dienötige Energieversorgung auf der anderenin Einklang bringen.

Wie der Schriftsteller John Steinbeckeinmal sagte: «Es war schon immer so,dass wir während der Trockenzeit dieRegenzeit vergessen und uns während derfetten Jahre nicht an die Durststreckeerinnern.»Jeremy Baker, Telefon 01 334 56 24

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Schauen Sie sich die Rede des OPEC-

Generalsekretärs auf Video an. Er sprach

an der diesjährigen Winconference.

www.credit-suisse.ch/bulletin

Jeremy Baker, Credit Suisse Private Banking,

Research Basic Resources

«Eine Lösung des Energieproblemsist noch in weiter Ferne.»

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Page 47: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

47Bulletin 4| 01Credit Suisse

ECONOMICS & FINANCEFINANCIALSERVICES

Unsere Prognosen zur Konjunktur

SCHWEIZER KONJUNKTURDATEN:

Konsum als WachstumsträgerDie globale Konjunkturabkühlung hinterlässt erste Spuren bei denSchweizer Exporten und wirkt verzögert auch auf die Industrie. So liegtder schweizerische Einkaufsmanagerindex PMI seit April unter derMarke von 50 Prozent, die einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitätim verarbeitenden Gewerbe anzeigt. Der in den ersten drei Monatensehr robuste Konsum dürfte aber weiterhin das Wachstum stützen, vorallem auf Grund der in diesem Jahr gestiegenen, real verfügbaren Ein-kommen. Neben der geringen Teuerung, die im Jahresverlauf weiter sin-ken sollte, sorgt auch die tiefe Arbeitslosigkeit für eine positive Konsu-mentenstimmung.

BIP-WACHSTUM:

2002 gehts weltweit wieder aufwärtsDie Konjunkturwende ist in Reichweite: Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass dieUS-Wirtschaft sich langsam erholt. Nach der diesjährigen konjunkturellen Ver-schnaufpause kann die US-Wirtschaft nächstes Jahr wieder mit einer Wachstums-rate von rund drei Prozent aufwarten. Damit enttäuscht die Wachstumshoffnung inden USA nicht. Die anziehende Konjunktur in Übersee belebt auch die Weltwirtschaft.Davon profitieren auch die europäischen Volkswirtschaften.

INFLATION:

Inflationssorgen verfliegen nur kurzDas diesjährige Auftanken der konjunkturellen Reserven verschafft den Zentral-banken eine kurze Verschnaufpause. Die konjunkturelle Dynamik zieht wieder an.Dadurch erhöht sich im nächsten Jahr auch wieder der interne Preisdruck. Die dannsteigende Rohstoffnachfrage lässt zudem auch die externen Teuerungsgefahrenwieder brisanter werden. Dies beschäftigt nicht nur die Europäische Zentralbank.Auch in Übersee sorgt die reichliche Liquidität bereits nach dem nächsten Sommerfür zusätzlichen Inflationsdruck.

ARBEITSLOSENQUOTE:

Schlechtere ArbeitsmarktbedingungenMit der weltwirtschaftlichen Abkühlung trüben sich die Arbeitsmarktaussichten. Inden USA macht sich dies mit einem Anstieg der Arbeitslosenrate gegen fünf Prozentbesonders stark bemerkbar. Die Japaner leiden nicht nur unter dem derzeitigenKrebsgang der Wirtschaft, sondern sehen sich durch die Reformpläne der neuenRegierung mit einem weiteren Stellenabbau konfrontiert. In Europa präsentierensich die Arbeitsmarktverhältnisse hingegen in einem besseren Licht. Namentlich inGrossbritannien hat die Arbeitslosenrate ein historisch tiefes Niveau erreicht.

DER AKTUELLE CHART:

Annäherung der KonjunkturzyklenMit einer deutlichen Mehrheit entschied die britische Labour-Partei dieUnterhauswahlen Anfang Juni für sich. Die Regierung Blair profitiertedabei auch von der kräftigen Konjunkturdynamik des Landes. Nach demWahlsieg kursierten Gerüchte über einen baldigen Eurobeitritt Gross-britanniens. Bei den Briten ist ein Eurobeitritt jedoch höchst umstritten.Aus ökonomischer Sicht werden vor allem die unterschiedlichenKonjunkturzyklen Grossbritanniens und Eurolands ins Feld geführt, dieeine gemeinsame Geldpolitik erschweren würden. Wegen der besonde-ren Beziehung Grossbritanniens zu den USA hängt der Konjunkturver-lauf auch eher mit dem der USA als mit dem der europäischen Nachbarnzusammen. Seit 1998 ist zumindest eine Annäherung der Konjunktur-zyklen zwischen Grossbritannien und Euroland feststellbar.

02.01 03.01 04.01 05.01 06.01Inflation 0.8 1 1.2 1.8 1.6Waren 0.4 0.3 0.6 1.3 0.8Dienstleistungen 1.1 1.5 1.6 2.1 2.2Inland 1.3 1.6 1.6 1.9 2Ausland –0.6 –0.8 –0.2 1.4 0.5Detailhandelsumsätze (real) –0.6 2.2 –1.4 –0.7Handelsbilanzsaldo (Mrd. CHF) 0.29 0.16 –0.14 5.9Güterexporte (Mrd. CHF) 11 12.2 10.7 11.9Güterimporte (Mrd. CHF) 10.7 12.1 10.8 11.3Arbeitslosenquote 1.9 1.8 1.7 1.7 1.6Deutschschweiz 1.5 1.4 1.4 1.3 1.3Romandie und Tessin 3 2.8 2.7 2.6 2.5

Durchschnitt Prognosen1990/1999 2000 2001 2002

Schweiz 0.9 3.4 2.1 2.2Deutschland 3.0 2.9 1.8 2.0Frankreich 1.7 3.3 2.5 2.5Italien 1.3 2.9 2.2 2.3Grossbritannien 1.9 3.0 2.4 2.6USA 3.1 5.0 1.8 3.1Japan 1.7 1.7 0.0 1.4

Durchschnitt Prognosen1990/1999 2000 2001 2002

Schweiz 2.3 1.6 1.3 1.5Deutschland 2.5 2.0 2.5 2.0Frankreich 1.9 1.6 1.8 1.7Italien 4.0 2.6 2.5 2.0Grossbritannien 3.9 2.1 2.2 2.4USA 3.0 3.4 3.5 2.8Japan 1.2 –0.6 –0.4 –0.2

Durchschnitt Prognosen1990/1999 2000 2001 2002

Schweiz 3.4 2.0 1.9 1.8Deutschland 9.5 7.7 8.0 7.5Frankreich 11.2 9.7 9.0 8.2Italien 10.9 10.6 10.0 9.8Grossbritannien 7.3 3.7 3.3 3.4USA 5.7 4.0 4.7 4.9Japan 3.1 4.7 5.0 5.2

UK/Euroland-Konjunkturzyklen seit 1998 im GleichschrittJahresveränderung der BIP-Wachstumsrate

10

8

6

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–2

–41981 1983 1985 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001

UK

USA

1987

%

Euroland

Quelle aller Charts: Credit Suisse

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Das neue Jahrtausend beginnt für die auf-strebenden Länder Asiens unter ungünsti-gen Rahmenbedingungen. Wirtschaftlichgeschwächt, schielen sie mit Unbehagenauf das Erwachen des chinesischen Rie-sen. Auf Japan, die wirtschaftlich ange-

schlagene Regionalmacht, ist nach wie vorwenig Verlass. Von den viel gepriesenen«asiatischen Werten» wie Disziplin undFleiss ist heute angesichts der strukturellenProbleme kaum mehr die Rede. Nur diekleineren und moderneren Staaten wie

Singapur, Taiwan, Hongkong und Koreascheinen den neuen Herausforderungender kommenden Jahre gewachsen zu sein.Allen anderen droht der wirtschaftlicheAbstieg in die untere Liga.

Die zyklische Erholung nach der Asien-krise fiel ab Anfang 1999 erstaunlich robustaus und weckte die Hoffnung, diese Länderwürden die Nachwirkungen der damaligenFinanz- und Wirtschaftskrisen rasch über-winden. Der Wachstumseinbruch in denUSA hat aber den Tigerstaaten ihre Abhän-

48 Bulletin 4| 01Credit Suisse

Asien am ScheidewegIn den Tigerstaaten herrscht Katerstimmung: Vier Jahrenach dem Ausbruch der Asienkrise befinden sich vieleasiatische Länder in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage.Cédric Spahr, Economic Research & Consulting

Page 49: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

gigkeit von der amerikanischen Konjunkturschmerzhaft in Erinnerung gerufen. Taiwan,Korea und Singapur sind wichtige Zuliefe-rer der amerikanischen Computer- und Telekommunikationsindustrie. AsiatischeUnternehmen wie die Halbleiterherstellerin Taiwan sind den Nachfrageschwan-kungen in den USA direkt ausgesetzt. DasErdbeben in der amerikanischen Tech-nologiebranche erfolgte für die meisten asiatischen Exportländer zu einem denk-bar ungünstigen Zeitpunkt. Von 1999 bis2000 trugen eine anziehende Weltkon-junktur und mehr Exporte wesentlich zurStabilisierung der Lage bei. Durch dieWachstumsabkühlung in den USA und inJapan, den zwei wichtigsten Exportmärk-ten, ist diese wichtige Konjunkturstützeweggefallen. Nach einer kurzen Erholungs-phase droht den Tigerstaaten bereits dienächste Rezession.

Länder wie Malaysia, Indonesien undThailand kämpfen nicht nur mit grossenwirtschaftlichen Problemen, sie zeichnensich auch durch politische und soziale In-stabilität aus, was den Genesungsprozessin Frage stellt. Singapur, Taiwan, Hongkongund Korea befinden sich in einer wesent-lich besseren Verfassung.

Taiwan bleibt verschont

Taiwan ist von der Asienkrise weitgehendverschont geblieben und verfügt über eineinnovative Exportwirtschaft, nicht zuletztim Halbleiter- und Computerbereich. DieInselrepublik hat vom amerikanischen Inves-titionsboom in die Informationstechnologiestark profitiert, wurde aber durch denWachstumseinbruch in den USA heftiggetroffen. Auch wirtschaftspolitisch zeitigtdas Land gewisse Ermüdungserscheinun-gen. Die Zerstrittenheit der politischenParteien und hausgemachte Probleme imlokalen Finanzsektor haben den Eindruckerweckt, dass der wirtschaftliche Muster-schüler aus Fernost seine Hausaufgabenin letzter Zeit vernachlässigt hat. Aussen-

politisch sind die Spannungen mit Fest-land-China zurückgegangen. Das BeharrenBeijings auf einer Wiedervereinigung mitTaiwan dürfte in Zukunft für wiederkeh-rende Spannungen in der Region sorgenund die Attraktivität des Landes für inter-nationale Investoren mindern.

Korea zahlt für die mangelhaften Sanie-rungsanstrengungen der letzten Jahre ei-nen hohen Preis. Grosse industrielle Kon-zerne wie Hyundai oder Daewoo haben seit1998 wenig restrukturiert. Stattdessenhaben sie ihre Verschuldung ausgeweitet,um eine drohende Insolvenz abzuwenden.

49Bulletin 4| 01Credit Suisse

ECONOMICS & FINANCEFINANCIALSERVICES

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«Nach einer kurzen Erholungsphase

droht den Tigerstaaten bereits die nächste

Rezession», meint Cédric Spahr,

Economic Research & Consulting.

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1997 1998 1999 2000 2001

KoreaHongkongTaiwanSingapur

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asiatische Krisenländer*andere asiatische aufstrebende Länder

Asi

enkr

ise

*Korea, Malaysia, Thailand, Indonesien und Philippinen

Nettokapitalflüsse, Mrd. USD

Die Aktienmärkte widerspiegeln die Asienkrise Die konjunkturelle Talfahrt in den USA und Japan hinterlässt auch Spuren an den asiatischen Börsen. Die starke Gewichtung der Technologiewerte in Asien erklärt diescharfen Kurseinbrüche seit Anfang 2000.

Quelle: Thomson Financial

Den Tigerstaaten wurde der Geldhahn zugedrehtDie Asienkrise führte ab März 1997 zu einer abrupten Umkehr der internationalen Kapitalflüsse in die asiatischen Finanzmärkte. Dies erkennt man an den negativen Kapitalverkehrssalden für die asiatischen Länder ab 1997.

Quelle: Internationaler Währungsfonds

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Damit wurden die strukturellen Problemenur aufgeschoben. Bis Ende 2001 wirdein grosser Teil dieser Schulden fällig, waseine Konkurswelle und neue Turbulenzenan den lokalen Finanzmärkten auslösenkönnte. Der mangelnde Reformwille derGrossunternehmen hat den notwendigenStrukturwandel stark gehemmt und dielangfristige Wettbewerbsfähigkeit desLandes unterminiert. Das Land verfügtnach wie vor über eine solide industrielleBasis, könnte aber weiter ins Hintertreffengeraten, wenn die Entschuldungsmass-nahmen und die Restrukturierung desprivaten Sektors weiterhin auf die langeBank geschoben werden.

Hongkong hat seit seiner Rückgabe anChina 1997 seine Stellung als führenderFinanz- und Handelsplatz Asiens festigenkönnen, selbst wenn sich der Wettbewerbmit Singapur verschärft hat. Hongkongsteht aber vor grossen Herausforderungen.Die Wiedervereinigung mit China nachdem Prinzip «Ein Land, zwei Systeme» hatbislang gut funktioniert. Ob die demokra-tischen Rechte auf Dauer unangetastetbleiben, wird sich weisen. Der baldige Bei-tritt Chinas zur Welthandelsorganisation(WTO) dürfte in einem ersten Schritt dieRolle der ehemaligen britischen Kolonieals Handelsplatz noch verstärken. Lang-fristig könnte der Aufstieg grosser chine-sischer Küstenstädte wie Shanghai dieseRolle gefährden. Das feste Tauschverhältnisder lokalen Währung mit dem amerikani-schen Dollar gefährdet auch die Wettbe-werbsfähigkeit der Hongkonger Wirtschaft.Sollte es in den nächsten Monaten zu einergemeinsamen Abwertung des japanischenYen und des chinesischen Yuan kommen,könnten sich die deflationären Tendenzenin der lokalen Wirtschaft verstärken, unddie Anbindung des Hongkong Dollars anden amerikanischen Dollar würde einerneuen Zerreissprobe unterworfen.

Singapur schneidet am besten ab. DieInsel weist ein hohes Mass an politischerStabilität und ein sehr hohes Bildungs-niveau auf. Der Staatshaushalt wirft seitJahren Überschüsse ab, und eine vorsich-tige Geldpolitik produziert Inflationsraten,

die den Vergleich mit der Schweiz nicht zuscheuen brauchen. Der Singapur Dollargeniesst daher grosses Vertrauen bei deninternationalen Investoren. Singapur ver-spürt wegen seiner starken Stellung in derElektronikindustrie zwar den Gegenwindeiner schwächeren Investitionsdynamik inden Industrieländern, dürfte aber bereitsab 2002 sein Wachstumstief überwinden.Liberale wirtschaftspolitische Rahmen-bedingungen und ein starker Finanzplatzsichern die langfristigen Wachstumsaus-sichten Singapurs.

Die nächste Talfahrt droht bereits

Die meisten asiatischen Länder durchlau-fen eine neue konjunkturelle Abschwungs-phase. Weniger Exporte nach Japan undin die USA fallen für alle ins Gewicht. Weitbrisanter aber ist die Frage, wie die lang-fristigen Entwicklungsperspektiven ausse-

hen. Abgesehen von den sicherheitspoli-tischen Risiken in der Region stechen vorallem die wirtschaftspolitischen Sündenvieler Tigerstaaten hervor. Die angestrebteLiberalisierung des regionalen Handelsund die Förderung der wirtschaftlichenZusammenarbeit sind ins Stocken geraten.Die beabsichtigte Stärkung der lokalen Fi-nanzmärkte als Reaktion auf das Finanz-debakel von 1997 ist unerfüllt geblieben.Dadurch ist ein Machtvakuum entstanden,das im Augenblick nur China oder die USAfüllen können. Der nachlassende Reform-eifer der Region vermindert auch derenAttraktivität für internationale Investoren.Diese sollten ihre Engagements auf dieHandvoll gesunder Länder in der Regionkonzentrieren.

Cédric Spahr, Telefon 01 333 96 48

[email protected]

50 Bulletin 4| 01Credit Suisse

DIE ASIENKRISE IM RÜCKBLICK

Die so genannten asiatischen Tigerstaaten erlebten in den Achtzigerjahren

und in der ersten Hälfte der Neunzigerjahre einen fast ununterbrochenen

wirtschaftlichen Aufschwung. Die eindrücklichen wirtschaftlichen Fort-

schritte der aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften zogen immer

grössere Mengen an ausländischem Kapital an. Dadurch stieg die Fremd-

währungsverschuldung dieser Länder massiv an. Nur Taiwan, Singapur

und Hongkong blieben von dieser Euphorie weitgehend unberührt. Über

die Wechselkursrisiken von Fremdwährungsschulden wurde grosszügig

hinweggesehen, denn damals waren die meisten Lokalwährungen mit

einem festen Tauschverhältnis an den amerikanischen Dollar gebunden.

Der fremdfinanzierte Kreditboom machte diese Länder auf eine brutale

Umkehr der Kapitalflüsse enorm anfällig. Sehr viel Geld wurde in unrentable

Projekte investiert, nicht zuletzt im Immobilienbereich. Als berühmtestes

Beispiel in die Geschichte eingegangen sind die Petronas-Zwillingstürme

in Malaysia, die lange Zeit leer standen. Zudem höhlte der steigende ame-

rikanische Dollar aufgrund der festen Wechselkurse ab 1995 die Wettbe-

werbsfähigkeit vieler asiatischer Länder stetig aus.

Die Verschlechterung der Lage löste einen stufenweisen Vertrauens-

schwund bei den ausländischen Investoren aus. Die thailändische Währung

geriet als erste unter Abwertungsdruck. Am 2.Juli 1997 gingen die Devisen-

reserven der thailändischen Notenbank aus, und der Wechselkurs des Bath

wurde freigegeben. Die Abwertung schwappte wie eine Flutwelle auf

Indonesien, Malaysia, die Philippinen und Korea über. Der Hongkong Dollar

entkam einer Abwertung nur knapp. Der Einbruch der Devisen- und Aktien-

kurse löste eine Wirtschaftskrise aus und trieb viele Banken an den Rand

des finanziellen Kollapses.

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51Bulletin 4| 01Credit Suisse

ECONOMICS & FINANCEFINANCIALSERVICES

Unsere Prognosen zu den Finanzmärkten

DER AKTUELLE ZINS-CHART:

Euro: Höhere VolatilitätZum Jahreswechsel erfolgt der Umtausch der nationalen EWU-Währun-gen in Eurobargeld. So kann der Euro zulegen, allerdings hauptsächlichin Sachen Volatilität. Dabei sind Ausschläge hinunter bis auf 80 Centspro Euro möglich. Hauptursache dieser Tiefs werden Kapitalströme imGegenwert von 50–100 Milliarden Euro sein, die aus Nicht-EWU-Ländernstammen. Die bislang mangelhafte Attraktivität des Euros an den Devi-senmärkten könnte einige Anleger veranlassen, diesen Bargeldbestandeher in Safe-Haven-Währungen, hauptsächlich in US-Dollar, aber auchin Schweizer Franken, zu tauschen. Mit konzertierten Interventionenwird die Europäische Zentralbank (EZB) hingegen versuchen, den Euroum die Jahreswende zu stabilisieren.

GELDMARKT:

Zinssenkungszyklus bald abgeschlossenMit massiven Zinssenkungen von rund drei Prozent seit Jahresbeginn hat das Fed das geldpolitische Gerüst für eine sich allmählich erholende US-Konjunkturgeschaffen. Dies dürfte allerdings bereits im nächsten Jahr für erste Zinssteige-rungsängste sorgen. Im Euroraum ist die EZB im Spannungsfeld zwischen Teue-rungsdruck und einer schwächeren Konjunkturdynamik gefangen.

OBLIGATIONENMARKT:

Bondrenditen steigen leicht anDie Renditen der Staatsobligationen verzeichnen seit ihrem Tiefststand Ende März einen Aufwärtstrend. Unsicherheiten über die Konjunktur der US-Wirtschaft,geschwächte Aktienmärkte und die Finanzkrise in Argentinien haben die Renditenwieder gedrückt. Mit der gegen Jahresende erwarteten Konjunkturerholung der USA

sollte ein Renditeanstieg im Jahr 2002 verbunden sein.

WECHSELKURSE:

Seilziehen zwischen Dollar und EuroDer Dollar profitiert von den Kapitalzuflüssen in die US-Finanzmärkte. Bedenkengegenüber dem Wachstum im Euroraum und die kritische Einstellung der Finanz-märkte gegen die Geldpolitik der EZB belasten den Euro. Der US-Industriesektorbraucht mehr Zeit, um die Talsohle zu durchschreiten. Das Verhältnis zwischen Euround Dollar dürfte sich mittelfristig auf dem aktuellen Niveau einpendeln.

DER AKTUELLE BÖRSEN-CHART:

Zyklische Aktien werden attraktivZyklische Aktien sind Titel von Unternehmen, deren Erträge stark auf dieSchwankungen des Konjunkturzyklus reagieren. Die vorauseilendenKonjunkturindikatoren der OECD und die Jahresperformance zyklischerAktien waren über die zwei vergangenen Jahrzehnte stark miteinanderverbunden. Die Kurse zyklischer Werte antizipieren in der Regel dieKonjunkturerholung mit sechs bis neun Monaten Vorsprung (h). Anlegermüssen also vor dem konjunkturellen Wendepunkt ins kalte Wasserspringen. Vor dem Hintergrund einer schrittweisen Erholung der inter-nationalen Konjunktur gegen Jahresende empfehlen wir, in den kom-menden Monaten eine Umschichtung in zyklische Aktien vorzunehmen.

Zyklische Titel sollten schrittweise stärker gewichtet werden

100

80

60

40

20

0

–20

–40

–6081 83 85 89 91 93 95 97 99 0187

10

8

6

4

2

0

–2

–4

–6

Vorauseilende Indikatoren (OECD)Zyklischer Weltdienstleistungsindex,Jahresveränderung in %

Euro: Kontinuierlicher Kapitalabfluss

50

25

0

–25

–50

–75

1.3

1.2

1.1

1.0

0.9

0.81997 1998 1999 20012000

Mrd. Euro USD/EUR

Nettoinvestitionen(FDI + Portfolio)

Eurokurs

Quelle aller Charts: Credit Suisse

PrognosenEnde 00 19.07.01 3 Mte. 12 Mte.

Schweiz 3.37 3.2 3.0–3.2 3.2 –3.5USA 6.40 3.7 3.4 –3.6 4.0 –4.2EU-12 4.85 4.5 4.3 –4.5 4.4 –4.6Grossbritannien 5.90 5.2 5.2 –5.3 5.3 –5.5Japan 0.55 0.1 0.0 –0.1 0.0 –0.1

PrognosenEnde 00 19.07.01 3 Mte. 12 Mte.

Schweiz 3.47 3.4 3.3 –3.4 3.9 –4.0USA 5.11 5.1 5.0 –5.2 5.3 –5.5Deutschland 4.85 5.0 4.8 –4.9 5.2 –5.3Grossbritannien 4.88 5.1 4.9 –5.0 5.3 –5.4Japan 1.63 1.4 1.3–1.4 1.4 –1.5

PrognosenEnde 00 19.07.01 3 Mte. 12 Mte.

CHF/USD 1.61 1.73 1.74 –1.79 1.70 –1.72CHF/EUR* 1.52 1.50 1.50–1.51 1.48 –1.50CHF/GBP 2.41 2.45 2.42–2.47 2.38 –2.43CHF/JPY 1.41 1.40 1.36–1.44 1.25 –1.27*Umrechnungskurse: DEM/EUR 1.956; FRF/EUR 6.560; ITL/EUR 1936

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Ich suche, also bin ichIn den Weiten des Internets wird die Suche nach nützlichen Infos immer schwieriger. Ohne Helfer läuft nichts. Doch nicht jede Suchmaschine führt gleich effizient zum Ziel.

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53Bulletin 4| 01Credit Suisse

Daniel Huber, Redaktion Bulletin

E-BUSINESS

Der allgegenwärtige Satz «Ich schau malschnell im Internet nach» verkommt immermehr zur Farce. So allwissend das Internetmit seinem Zugriff auf Milliarden von Websites auch sein mag, die richtigen zu finden, wird immer schwieriger. KeinWunder, greifen heute 80 Prozent aller Internet-User auf die Dienste speziali-sierter Suchhelfer zurück. Entsprechendgross ist das Angebot. Bereits gibt esSuchmaschinen für Suchmaschinen (z. B.www.suchmaschine.de). Doch Suchma-schine ist nicht gleich Suchmaschine. Eswird nach drei verschiedenen Typen vonSuchhelfern unterschieden: reine Such-maschinen, Kataloge und Meta-Suchma-schinen.

Suchmaschinen durchforschen und re-gistrieren mit so genannten «Robots» oder«Spiders» Inhalte inklusive Links von neuenWebsites. Die eigentliche Suche erfolgtdann in den angelegten Datenbanken undschliesst alle Textinhalte mit ein. Entspre-chend umfangreich sind die Ergebnisse,dafür häufig auch wenig präzis.

Kataloge verlassen sich nicht auf dieFindigkeit von automatisierten Computer-programmen. Redakteure aus Fleisch undBlut durchsuchen einerseits das Web aufnützliche Sites und prüfen andererseits dieQualität von neu angemeldeten. Ob eineSite im Katalog aufgenommen wird odernicht, liegt im Ermessen des Redakteurs.

Meta-Suchmaschinen verfügen im Ge-gensatz zu den beiden anderen Suchassis-tenten über keine eigenen Datenbanken.Vielmehr leiten sie die Anfragen gleich anmehrere Maschinen und Kataloge weiter.Die Resultate werden danach gesammeltund nach eigenen Kriterien gewichtet.

Die Gewissheit, wirklich alle verfügbarenInformationen zu einem Thema im Internetaufgestöbert zu haben, kann aber selbstder Einsatz einer Hundertschaft von emsi-gen Suchmaschinen nicht liefern. Dafür istdas Web schlicht zu gross. Die verschie-denen Suchdienste können technisch

bedingt lediglich die Oberfläche des In-ternets durchforsten. Darunter schlum-mert im Verborgenen eine ungleich grös-sere Masse an Informationen. Gemäss einer von der amerikanischen Internet-Content-Firma «BrightPlanet» (www.bright-planet.com) erstellten Studie ist dieser unsichtbare Bereich des Internets, das sogenannte «Deep Web», 500-mal umfang-reicher als das von den Suchmaschinenerschlossene «Surface Web». Es handeltsich dabei vor allem um öffentlich zugäng-liches Material aus Online-Datenbanken.Allein, die «Robots» und «Spiders» derSuchmaschinen stossen nicht so weit, respektive tief vor. Schade drum. «Bright-Planet» attestiert ihnen fast durchwegshohe Qualität mit überdurchschnittlich ho-hem Informationsgehalt.

Suche logisch eingrenzen

Andererseits liefert das «Surface-Web» mitseinen zurzeit über drei Milliarden abruf-baren Seiten bereits heute mehr Treffer,als den meisten Suchenden lieb ist. EinBeispiel: Wer im Suchfeld der grösstenSuchmaschine www.google.ch AlbertoGiacometti eingibt, erhält in null Kommanichts das erschlagende Ergebnis von«ungefähr» 15 600 Treffern. Viel Spassbeim Lesen. Doch eigentlich wollte derkunstbeflissene Internet-Benutzer ledig-lich Infos zur aktuellen Ausstellung imKunsthaus Zürich (bis 2.September 2001).

Eingrenzung durch logisches Verknüp-fen von verschiedenen Suchbegriffen, lau-tet das Zauberwort. Fachleute sprechen inAnlehnung an den Mathematiker GeorgeBoole (1815–1864) von der «BoolschenLogik» (siehe Box «Zielsicher auf Online-Suche»). Darum zu Alberto Giacometti nochschnell das Wort «Ausstellung» hinzu-gefügt, und prompt erhält man in 1,06 Se-kunden nur noch 490 Treffer. Das ist immer

noch eine enorme Datenmenge, doch be-reits der erste Hinweis bringt den Link zurAusstellung (www.kunsthaus.ch/ausstel-lungen/2001/giacometti).

70 Millionen Anfragen pro Tag

Genau diese Treffsicherheit bei der Ge-wichtung der gefundenen Daten – das sogenannte Ranking – hat Google innerhalbvon drei Jahren zur weltweit grössten underfolgreichsten Suchmaschine gemacht.Entscheidend für die Qualität einer Such-maschine sind die ersten 20 Ergebnisse.Bei den meisten Benutzern reicht derSchnauf gar nur für die ersten zehn.

Zurzeit verarbeitet Google pro Tag rund70 Millionen Anfragen. Und die Fange-meinde wird täglich grösser. Am Anfangder einzigartigen Erfolgsgeschichte standein Studienprojekt der Stanford Universityin Kalifornien. Mitte der Neunzigerjahrekonnten die damaligen Suchmaschinenmit dem explosiven Internet-Wachstumnicht mehr Schritt halten. Die Qualität derSuchergebnisse wurde immer schlechter.Ziel des Projektes war die Entwicklungneuer Methoden der Datenerfassung unddes Rankings. Googles entscheidenderTrick: Nicht allein die Häufigkeit und Position der Suchbegriffe (in der Zusam-menfassung, Überschrift, weit vorne im

BELIEBTE SUCHHILFEN

Suchmaschinen: google.ch, hotbot.com, fireball.de, fastsearch.com, northernlight.com,

lycos.com, search.ch, altavista.com, excite.de

Kataloge: yahoo.com, yahoo.de, web.de, dino-online.de, allesklar.de

Meta-Suchmaschinen: sucher.ch, metacrawler.de, bingooo.de, metager.de, copernicus

TOP TEN DER SUCHBEGRIFFE

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*Bei einer Million SuchanfragenQuelle: Fireball.de

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54 Bulletin 4| 01Credit Suisse

Text usw.) ist ausschlaggebend für die Ge-wichtung einer Website, sondern auch dieZahl der Links, die auf sie verweisen.

Diese so genannte «Link Popularity»bringt der Suchmaschine Google noch einen weiteren Vorteil. Sie kann bei der In-dizierung einer Seite sozusagen im Vor-beigehen über die konzentrierten Link-beschreibungen eine Vielzahl von anderenSeiten in den Index aufnehmen, ohne sieselbst besuchen zu müssen. Das spartZeit und erhöht die Erfassungskapazität.Mit rund 1,3 Milliarden registrierter Web-sites ist Google fast doppelt so umfang-reich wie der nächste Konkurrent Fast Search, ehemals Alltheweb (Stand Juni2001). Gleichzeitig ist Google mit seinerschlichten und übersichtlichen Startseite

auch ausgesprochen bedienerfreundlich.Fazit: Es gibt kaum einen Suchmaschi-nen-Praxistest, in dem Google nicht alsSieger hervorgeht oder wenigstens dasPrädikat «sehr gut» erhält. Die erdrückendeÜberlegenheit manifestiert sich auch darin,dass mittlerweile mehr als 120 Websitesihre Suchdienst-Funktionen an die kalifor-nische Firma weiterleiten. Auch so grosseNamen wie Yahoo oder Netscape gehörenzu den Kunden von Google. Die Detailsihres Ranking-Systems legen aber wederGoogle noch andere Suchassistenten

offen auf den Tisch. Denn so alt wie dieSuchmaschinen sind auch die Bestrebun-gen der Webmaster, ihre kommerziell genutzten Seiten auf den Trefferlistenmöglichst weit vorne zu positionieren.Schliesslich gilt es, möglichst viel virtuelleLaufkundschaft auf die Seiten zu locken.Und dazu braucht es einen Platz unter den ersten 20 Suchergebnissen. Dazu ent-wickeln findige Webmaster immer ausge-feiltere Techniken.

Die Palette reicht von der gezieltenMehrfachnennung notorisch bevorzugterSchlüsselbegriffe, bis hin zu fürs Auge un-sichtbaren Texten (z. B. weisse Schrift aufweissem Hintergrund), die vollgepackt mitmöglichst vielen beliebten Suchbegriffensind. Die Optimierung einer Website isteine heikle Gratwanderung. Haben dieSchlüsselwörter im Titel und Vorspann nurnoch am Rand oder gar nichts mehr mitdem eigentlichen Inhalt zu tun, so sprichtman von Spamming (« spam»; Englisch für unerwünschte Nachricht). Um derartigeMissbräuche aufzudecken und auszumer-zen, setzen die Such-Assistenten spezielleSpam-Filter ein. Offensichtliche Spam-ming-Versuche werden mit Zurückstufungdes Rankings oder gar Verbannung ausdem Site-Index geahndet.

Wettrüsten der Webmaster

Das Gleiche gilt für Websites, die sich beiSuchkatalogen mehrmals anmelden, umsich so mehr Gewicht zu verschaffen. Zwi-schen den Webmastern und Suchmaschi-nen-Anbietern ist ein ähnliches Wettrüs-ten entbrannt wie zwischen Hackern undSofware-Firmen.

ZIELSICHER AUF ONLINE-SUCHE

Gezielte Vorbereitung

• Das richtige Hilfsmittel verwenden. Zum Beispiel ist für die Suche nach allge-

meinen Infos ein Katalog in der Regel hilfreicher als eine allgemeine Suchma-

schine. In den entsprechenden Unterkategorien gibt es eine zumeist überschau-

bare Anzahl von Hinweisen. Dagegen ist bei den Suchmaschinen die Anzahl

Treffer zu Oberbegriffen wie «Sport» und «Golf» erschlagend.

• Bei Recherchen nach komplexeren Themen mehrere Suchhelfer einsetzen.

Verschiedene Suchmaschinen führen auch zu verschiedenen Ergebnissen.

• Häufig gibt es zu einem Thema bereits eine Internetadresse. Darum immer auch

«www» plus Suchbegriff plus gängige Endung (ch, de, com) ausprobieren.

Gekonnt Fragen stellen

• Den Suchbegriff möglichst genau formulieren. Zum Beispiel Ferienwohnung

und nicht nur Ferien.

• Alle Begriffe klein schreiben. Dadurch suchen die Maschinen sowohl nach den

klein- als auch nach den grossgeschriebenen Begriffen.

• Singular verwenden. Dadurch steigt zwar die Zahl der Treffer, aber auch die

Qualität.

• Die Suche mit logischen Verknüpfungen (Boolsche Logik) eingrenzen:

UND (+, AND, &) alle Wörter müssen gefunden werden

ODER (Leerzeichen, or, /) nur eines der Wörter muss gefunden werden

Nicht (-, not) das Wort darf nicht vorkommen

Die Suchmaschinen benutzen teilweise verschiedene Operationen. So werden

zum Beispiel bei Google mehrere Wörter ohne Zusatz automatisch mit UND

verknüpft. Achtung: zwischen + oder – gibt es keinen Leerschlag. +ferienwohnung

+engadin, beatles +yesterday +text

• Feste Wortabfolgen, die zusammen gehören, wie zum Beispiel Eigennamen,

Filmtitel oder Zitate mit Anführungs- und Schlusszeichen kennzeichnen. «one

small step for a man», «kofi annan»

• Ist die richtige Schreibweise oder die exakte Bezeichung nicht ganz sicher, so

lässt die Suche mit Stern (*) mehrere Möglichkeiten zu. «kofi an*»

GEHEIMTIPPS

www.ilor.com. Die mit Google-Technik laufende und mit interessanten Gim-

micks angereicherte Site ist zwar erst seit kurzem auf dem Netz, aber bereits

das Lieblingskind aller Profi-Web-Sucher.

www.ask.com (früher askjeeves). Für kommunikative Leute, die gut Englisch

sprechen. Hier kann man richtig Fragen stellen. Die Online-Suchenden fühlen

sich für einmal nicht ganz so alleine.

Wege in die Top Ten: Tipps für eine

optimale Platzierung in Suchmaschinen.

www.credit-suisse.ch/bulletin

Page 55: Das Magazin der Credit Suisse Financial Services und der ...€¦ · manchmal die Form einer Implosion an. Vor gut zehn Jahren fielen das kommunis-tische System und sein «Garant»,

55Bulletin 4| 01Credit Suisse

Jetzt im Bulletin Online

Wer sich unter www.credit-suisse.ch/bulletineinklickt, kriegt eine bunte Auswahl an News,Fakten, Analysen und Interviews zu Wirtschaft,Gesellschaft, Kultur und Sport.

Credit Suisse: Europas «Affluents» im VisierDie «affluent clients» sind bei den Bankiers en vogue.So bezeichnen sie die vermögenden Privatkunden, diezwischen 50000 und einer Million Euro anlegen könnenund wollen. Ihnen wird eine Rundumbetreuung ange-boten – von Fonds über Lebensversicherungen biszur Steuerberatung. Nach Italien beginnt Credit Suissedieser Tage mit Kundenberatung in Deutschland undSpanien. Bulletin Online liefert Zahlen zu den Poten-zialen dieser beiden Banken- und Versicherungs-märkte.

Mein Web: Das Internet wird persönlich MyYahoo, MySchwab, MeinDRS, MyCSPB: Die Zeitender Massenabfertigung im Internet sind vorbei. DieUser können sich ihr eigenes Angebot zusammen-stellen. Die Unternehmen ihrerseits versuchen, dieKunden über die Website individuell anzusprechen.Bulletin Online sprach mit zwei Fachleuten über dieVor- und Nachteile des massgeschneiderten Angebotsund über die Zukunft des One-to-one-Marketings.

Ausserdem im Bulletin Online: • Wege in die Top Ten: Tipps für eine optimale

Platzierung in Suchmaschinen.• Lebensversicherung: Warum in Japan fast

jeder eine hat. • Bildungspolitik in der Schweiz: Interview mit

Experten zum Wandel des Schulsystems in derSchweiz.

IN EIGENER SACHE: HAPPY BIRTHDAY «ROLLMOPS»!

«tomlinson@bbn-tenexa» – damit fing alles an. Irgendwann Ende

1971 – also vor dreissig Jahren – verschickte der amerikanische

Computer-Spezialist Ray Tomlinson in seinem Büro in Boston die

erste elektronische Nachricht an einen anderen Computer. Der

vielsagende Inhalt der Nachricht: «test». Empfänger war das eigene

Account. Kurz zuvor hatte er es auf den Namen «tomlinson@bbn-

tenexa» getauft. «bbn» stand für Bolt Beranek and Newman, seinen

Arbeitgeber, «tenexa» für das Computer-Betriebssystem. Viel

wichtiger und rückblickend geradezu weltbewegend war die Art

und Weise, wie er die klare Abgrenzung zwischen seinem User-

Namen und dem Host schaffte. Fast schon gelangweilt hatte er

auf seiner Tastatur nach einem Zeichen gesucht, das möglichst in

keinem Eigennamen vorkommt, weder Buchstabe noch Zahl ist.

Die grosse Stunde des @ war gekommen. Jahrzehntelang hatte

das «Kriksatrulla» (im Estnischen für unerklärliches «Dingsda»)

ein tristes Dasein am Rande der Tastatur gefristet. Heute ist das

«Entchen» (Griechenland) in aller Munde. Doch als was? So uni-

versal und simpel die grafische Umsetzung des «Strudels» (Israel)

auch sein mag, so schwer tun sich die User aller Herren Länder

bei der lautlichen Umschreibung. «Und dann eben dieser Affen-

schwanz», zieren sich noch immer viele Schweizer. Doch allen

anderen gehts mit dem «Zimtbrötchen» (Schweden) nicht anders.

Schliesslich wurde das «miuku-mauku» (finnisches Katzen-Miau)

auch nicht eingeführt, damit es beim Namen genannt werde. Auch

Tomlinson hatte erst im Nachhinein mit Freuden erfahren, dass der

«Wurm» (Ungarn) im Englischen den passenden Namen «at»

(Deutsch «bei») trägt. So warten alle E-Mail-Benutzer @ sich zu

Hause weiter darauf, dass irgendjemand diesem Wildwuchs rund

um das internationalste aller Zeichen ein Ende setzt. Schliesslich

haben es «Web» oder «E-Mail» auch zu Weltruhm gebracht.

Vielleicht setzen sich ja die Tschechen und Slowaken durch.

Schicken sie doch Ihre Meinung einfach an

daniel.huber.4«Rollmops»cspb.com.

von Daniel Huber

[email protected]

Jetzt im Bulletin Online

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Zan

etti

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E-BUSINESS

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56 Bulletin 4| 01Credit Suisse

E-BUSINESS

Insurance Lab: Per Mausklick zur besten Lösung Das Internet-Tool www.cspb.com/insurancelab vergleicht interaktiv die individuell erstellten Offerten der neun wichtigsten Schweizer Anbieter von Lebensversicherungen. Daniel Huber, Redaktion Bulletin

«Die Idee zu In-surance Lab ent-sprang dem Grund-satz, unsere Kundenimmer bestmöglichzu beraten», erzähltLuzi Saluz, ProductManager des Insu-rance CompetenceCenter von CreditSuisse Private Ban-king. Deshalb kön-

nen Kunden der Credit Suisse bei ihremBankinstitut auch Lebensversicherungenvon konzernfremden Anbietern erwerben.Das Ziel, eine optimale Lösung für denKunden zu finden, wird höher gewichtet alsder Verkauf von Credit Suisse-Produkten.

Die Argumente für den Kauf von Le-bensversicherungen, wie Altersvorsorgeund Steuervorteile, sind bei allen Gesell-schaften die gleichen. Dagegen kann nurder direkte Leistungsvergleich Aufschlussüber das beste Angebot bringen. Die Leis-tungen variieren je nach Alter und Ge-schlecht des Kunden sowie der Dauer undHöhe der gewünschten Einlage.

Über das Insurance Lab kann ein Inte-ressent per Mausklick die Angebote derneun grössten und renommiertesten Le-bensversicherungsanbieter abrufen undmiteinander vergleichen. Diese Gesell-schaften decken rund 80 Prozent desSchweizer Gesamtmarktes ab. Die für dieOfferten relevanten Daten muss der Kundelediglich einmal eintippen. Insurance Lab

schafft in kürzester Zeit eine Transparenz,die vorher nur mühsam über das lang-wierige Einholen von schriftlichen Offertenmöglich war.

Die Probe aufs Exempel bringt dieUnterschiede bei Lebensversicherungs-renditen an den Tag. Eine 53-jährige Frau,die auf sieben Jahre verteilt 200 000 Fran-ken anlegen will, erhält bei der bestenOfferte eine um 12 000 Franken höhereTotalauszahlung als bei der schlechtesten.Das macht für den Kunden den Entscheidleicht. Gleichzeitig sind die Versicherungs-gesellschaften angehalten, vorteilhafteKonditionen anzubieten. Saluz freuts: «Danur die besten Angebote verkauft werden,korrigieren die Gesellschaften teilweise

ihre Konditionen nach oben, sobald sie imInsurance-Lab-Vergleich nicht gut plat-ziert sind.»

Trotz des erhöhten Konkurrenzdruckesbegrüssten die Gesellschaften die Ein-führung des Insurance Lab. Es eröffnet ihnen einen neuen Vertriebskanal. Immer-hin generierte das Lab im vergangenenJahr einen Umsatz von rund einer halbenMilliarde Franken. Gleichzeitig ist der Ver-kauf über Insurance Lab für die Unterneh-men sehr kostengünstig. Zusammen mitdem grossen Volumen führt dies dazu,dass viele Produkte im Insurance Lab zubesseren Konditionen angeboten werdenals direkt beim Mutterhaus. Der Kunde derCredit Suisse profitiert somit doppelt.

DIE GESELLSCHAFTEN

IM INSURANCE LAB

Allianz

Basler

Credit Suisse Life

Helvetia/Patria

National

Rentenanstalt/Swiss Life

Vaudoise

Winterthur

Zürich

Lebensversicherungen können dank

Steuerbefreiung höhere Renditen bringen.

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57Bulletin 4| 01Credit Suisse

E-BUSINESS

Massgeschneiderte Online-Beratung gibts für Credit Suisse-Kunden auch,wenn es um den Kauf von Anlagefonds und Liegenschaften geht.

bruchteilen erstellt Fund Lab eine TopTen-Auflistung der erfolgreichsten Fondsgemäss ihrer Performance der letzten dreiJahre. Directnet-Kunden der Credit Suissekönnen auch direkt übers Fund Lab onlineFonds kaufen oder verkaufen.

Weitere Labs der Credit Suisse

Fund Lab: Verschafft Zugang zu über 1000 Fonds

Das von Credit Suisse Private Bankinglancierte Fund Lab revolutionierte vor zweiJahren das internationale Fonds-Geschäft.Unter www.cspb.com/fundlab können dieDaten und Analysen zu über 1000 Anlage-fonds abgerufen und miteinander ver-glichen werden. Neben den hauseigenenFonds der Credit Suisse Group werdenauch Produkte von weiteren 35 renom-mierten Gesellschaften angeboten. Einspeziell entwickeltes, einheitliches Rating-verfahren bewertet die einzelnen Fondsnach quantitativen Kriterien und macht sie so vergleichbar. Interessenten könnensich mit Hilfe von bis zu 16 Eingabekrite-rien gezielt auf die Suche nach bestimmtenFonds machen. Innerhalb von Sekunden-

schiedene Finanzierungsmodelle auf undvergleicht die aktuellen Hypothekarzins-sätze von Bank- und Versicherungsinstitu-ten. Dank der Zusammenarbeit mit lokalenPartnern kann Credit Suisse Private Ban-king direkt vor Ort Finanzierungen anbieten.

Estate Lab:Öffnet Tür und Tor zu Immobilien

Das Estate Lab, www.cspb.com/estatelab,unterstützt Credit Suisse-Kunden bei derSuche und dem Erwerb von exklusiven Immobilien in der Schweiz, in Deutschland,Frankreich, Spanien, Italien oder Gross-britannien. Da Credit Suisse Private Ban-king in all diesen Ländern präsent ist, ver-fügt sie über ein breites Know-how in denGepflogenheiten der jeweiligen Immobilien-märkte. Dazu gehören auch länderspezi-fische Gesetze und Richtlinien beim Kaufvon Immobilien. Das Estate Lab führt stetseine breite Auswahl an gut dokumentiertenTopimmobilien. Mit Hilfe diverser Kriterienkönnen sich Interessenten gezielt auf dieSuche nach möglichen Objekten machen.Gleichzeitig zeigt das Estate Lab auch ver-

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Interview: Vorname Name,

Redaktion Bulletin

MARTINA BOSSHARD Herr Nielsen, was ist

Usability?

JAKOB NIELSEN Usability heisst, dass die Technologie einfach und verständlich sein muss. Sie soll sich am menschlichenVerhalten orientieren. Nicht umgekehrt.Technische Apparate und Anwendungenmüssen so konzipiert werden, dass sieeinfach zu bedienen sind.

M.B. Wie kann diese Benutzerfreundlichkeit

erreicht werden?

J.N. Bevor ein Projekt in Angriff genom-men wird, braucht es eine Feldstudie. DieMenschen müssen in ihrer natürlichenUmgebung beobachtet werden. Nehmenwir das Beispiel eines Intranets für einUnternehmen: Hier ist es unerlässlich, indie Büros der Angestellten zu gehen undzuzuschauen, wie sie arbeiten. Das gibtden Projektverantwortlichen Ideen, wiedas neue System den Anwendern dieArbeit erleichtern kann. Nur so können sieetwas wirklich Sinnvolles und Nützlichesschaffen. Wenn man ein Produkt hat, seies ein Computer, eine Website, ein Video-recorder oder ein mobiles Telefon, musses immer mit zukünftigen Nutzern getestetwerden. Nach einer solchen Prüfung wirdsehr schnell klar, wo die Schwächen desGerätes oder der Anwendung liegen.

M.B. Wie viele Leute braucht es für einen

solchen Test?

J.N. Meistens genügen fünf Personen.Wenn fünf Menschen das gleiche Problemmit einer Anwendung haben, kann mandavon ausgehen, dass die meisten Leute

58 Bulletin 4| 01Credit Suisse

Wer die Interview: Martina Bosshard, Redaktion Bulletin Online

INTERNET-EXPERTE JAKOB NIELSEN

Jakob Nielsen promovierte im Fachbereich User Interface Design/

Computerwissenschaften an der Technischen Universität Dänemark.

1998 gründete er zusammen mit Donald A. Norman die Nielsen

Norman Group, ein Beratungsunternehmen für Usability. Er ist Autor

zahlreicher Fachbücher. Im Jahr 2000 erschien «Designing Web Usa-

bility: The Practice of Simplicity»; das Werk wurde zu einem interna-

tionalen Bestseller. Nielsen unterhält eine zweiwöchentliche Kolumne

auf seiner eigenen Website: www.useit.com. Er lebt in Kalifornien.

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damit nicht zurechtkommen werden. Die-ser Teil des Designs muss verbessert wer-den. Nach jeder Veränderung muss mandie Usability wieder neu prüfen, denn dasmenschliche Verhalten ist überhaupt nichtberechenbar.

M.B. Sie propagieren internationale Usability-

Tests. Warum?

J.N. Für Websites, die Produkte in meh-reren Ländern absetzen sollen, müssenunbedingt internationale Usability-Testsdurchgeführt werden. Die User könnennämlich aufgrund ihrer Sprache und Kulturunterschiedlich auf eine Website reagie-ren. Oft werden Websites nicht übersetzt,sodass Fremdsprachige mit der Terminolo-gie Mühe haben. Es ist daher von grosserBedeutung, dass die Sprache einfach undgut verständlich ist. Auch eine Überset-zung löst nicht alle Probleme; bei keinemWort gibt es eine hundertprozentige Ent-sprechung in verschiedenen Sprachen.Deshalb braucht es auch bei übersetztenSites unbedingt Usability-Tests.

M.B. Was sollte ein Unternehmen bei seiner

Website beachten?

J.N. Wichtig ist die Frage: Aus welchemGrund besuchen die Leute meine Web-site? Vor allem Grossunternehmen ver-nachlässigen diesen Aspekt oft. Sie den-ken mehr daran, wozu sie die Leute aufihrer Internetsite bringen wollen. Auf demNetz ist es aber sehr schwierig, jemandenin eine bestimmte Richtung zu drängen.Wer die Maus hat, regiert und bestimmtseinen Weg. Eine Website muss in erster

Linie den Usern das liefern, wonach siesuchen. Viele Unternehmen machen auchden Fehler, dass sie ihren Internetauftrittwie eine Broschüre behandeln. Sie glau-ben, mit einem einmaligen Effort für eineschöne Site sei es getan. Eine Site mussaber lebendig und aktuell sein, damit dieUser immer wieder zurückkommen.

M.B. Sind die User nicht verwirrt, wenn sich

eine Website ständig verändert?

J.N. Nicht wenn die Site eine stabileStruktur hat. Sie muss von Anfang an rich-tig konzipiert sein. Grosse Veränderungenin der Struktur und das Verschieben vonElementen verwirren die Besucher. Wennaber die Basiselemente gleich bleiben,kann man darauf aufbauen und ständigneue Inhalte integrieren.

M.B. Welche Trends im Internet finden Sie

gut?

J.N. Der beste Trend ist, dass wir überdas Web immer mehr Dienstleistungenbeziehen können. Das klingt nicht geradeaufregend, ist es aber. Man muss sich vor Augen halten, wie die Situation noch

vor fünf Jahren aussah. 1996 gab es nurwenige kommerzielle Websites. Heutekönnen wir bei fast allen Produkten davonausgehen, dass sie auch im Web erhältlichsind. Das Internet ist ein Teil unseresAlltags. Immer an Weihnachten mache ichden Geschenke-Test: Wie viele meinerGeschenke kann ich über das Internetkaufen? 1996 konnte ich gerade mal einBuch beziehen. Letztes Jahr hätte ichalles im Internet kaufen können. Sogar dieWeihnachtsgans war über das Web erhält-lich und traf zeitgemäss bei mir ein. Derzweite positive Punkt ist, dass sich dasWebdesign in Richtung Usability bewegt.Früher gab es die Mode des «coolenDesigns»; die Sites waren grafisch sehrgelungen, aber nicht brauchbar. Die meis-ten Websites gehen nun mehr auf dieBedürfnisse der User ein.

M.B. Was gefällt Ihnen nicht im Web?

J.N. Die Websites könnten noch vielstärker vereinfacht werden. Wenn derUser heute auf einer Website etwas finden,kaufen, oder eine Transaktion abschlies-sen will, dann gelingt es in der Regel auch.

59Bulletin 4| 01Credit Suisse

E-BUSINESS

Jakob Nielsen, der Usability-Guru, setzt sich seit Jahren für mehr Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit im Internet ein. Mit Erfolg.

Maus hat, regiert

Jakob Nielsen, Internet-Experte

«Das Internet darf keine kostenfreie Zone bleiben.»

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CREDIT SUISSE mit WINTERTHUR, ein starkes Bank- und Versicherungsteam.

Grosse Ideen nachhaltig umsetzen.

Und was ist Ihr Ziel?

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Er hat aber keine grosse Motivation zubleiben, wenn die Site nicht klar verständ-lich ist. Wenn er sich nach dreimal klickenverirrt hat, oder wenn ihm das Abschlies-sen einer Transaktion zu mühsam vor-kommt, geht er woanders hin. Die Unter-nehmen müssen mehr Ressourcen darininvestieren, die Websites gut nutzbar undschnell ladbar zu machen. Das Leben istzu kurz für Websites, die zum Herunterla-den ewig brauchen. Hunderte MillionenDollar gehen der Weltwirtschaft verloren,weil die Leute am Arbeitsplatz beim Ladender Websites so viel Zeit verlieren.

M.B. Sind Sie deshalb gegen Bilder auf

Websites?

J.N. Das ist ein Irrtum, ich bin nichtgenerell gegen Bilder im Netz. Die meis-ten Internetbenutzer haben jedoch einelangsame Verbindung, deshalb können sieSeiten mit vielen und grossen Grafikenfast nicht besuchen. Kleinere Bilder sindhingegen kein Problem. Leider werdenBilder oft falsch eingesetzt: Es wird einlächelndes Model abgebildet, und manmeint dann, die Site werde dadurchattraktiver. Das ist Unsinn; jedes Elementauf einer Site muss einen präzisen Infor-mationsgehalt haben. Börsendiagrammehingegen sind ein gutes Beispiel dafür,dass eine kleine Grafik mehr aussagenkann als eine riesige Textmenge.

M.B. Was halten Sie von Video-Übertragungen

im Internet?

J.N. Hier sehe ich viel Potenzial. Aller-dings wird irrtümlicherweise beim Videoim Web oft an einen ähnlichen Einsatzgedacht wie beim Fernsehen. Für langeFilme ist das Internet nicht das richtigeMedium, ein Video für das Web muss kurzund informativ sein. Wir haben mit denVideos im Internet jedoch ein technischesProblem; die meisten Leute können sienur in sehr schlechter Qualität empfan-gen. Meiner Meinung nach muss mandiese technische Limitierung akzeptieren

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und Videos nur sehr restriktiv einsetzen.Längerfristig wird die Videoübertragungauf dem Netz an Bedeutung gewinnen.

M.B. Sie vertreten die Meinung, dass die Inter-

netnutzer für Dienstleistungen zur Kasse

gebeten werden sollten. Warum?

J.N. Wenn die Benutzer zahlen, werdensich die Websites mehr nach ihren Be-dürfnissen richten. Im Moment ist nichtder User der Kunde, sondern der Werber.Deshalb werden Websites vor allem dafürkonzipiert, dass sie möglichst viel Werbe-fläche bieten. Die Benutzerfreundlichkeitwird zweitrangig, die Qualität leidet enorm.Natürlich gibt es auch Fälle, wo es keinenSinn macht, Geld zu verlangen. Bei Inter-netsites, die vom Verkauf von Produktenleben, zum Beispiel. Auch die Websitesvon Unternehmen werden natürlich kos-tenfrei bleiben. Sie werden zum Kontaktmit dem Kunden benutzt, für Marketing-informationen und PR. Dafür haben dieFirmen auch schon vor dem Internet Geldausgegeben. Sobald aber die Websiteselbst der Service ist, müsste dafür eineGebühr verlangt werden. Dies würde einesehr positive Entwicklung mit sich brin-gen: Die Firmen müssten sich genauüberlegen, welcher Service für den Kun-den wirklich so wertvoll ist, dass er auchbereit ist, dafür zu bezahlen.

M.B. Sollen die Zahlungen über Kreditkarte

laufen?

J.N. Nein, ich bin für das so genannteMicropayment-System. Es funktioniertähnlich wie eine Telefonrechnung. AmEnde des Monats würde eine Rechnungmit der Summe aller Services kommen,die man im Netz konsumiert hat. Es istwichtig, dass man verschiedene Dienst-leistungen zusammennehmen kann, dennjede einzelne würde sehr wenig kosten, inder Grössenordnung von zwei bis zehnCents. Die Kreditkarte ist dafür unbrauch-bar, der administrative Aufwand für sokleine Beträge wäre viel zu gross.

M.B. Wie wollen Sie die Leute dazu bringen,

für etwas zu zahlen, das zuvor gratis war?

J.N. Das wird bestimmt schwierigwerden. Man kann nicht in einem Tag voneiner kostenfreien Zone zu einer ge-bührenpflichtigen Umgebung übergehen.Der Wandel muss schrittweise passieren.Für gewisse, sehr fokussierte und wert-volle Dienstleistungen müsste zuerst einkleiner Betrag erhoben werden; die ande-ren könnten dann nachziehen. Es wird ver-mutlich einige Jahre brauchen, bis dieUmstellung vollzogen ist.

M.B. Glauben Sie an die Zukunft des E-Com-

merce?

J.N. Auf jeden Fall. Alles, was im Ver-sandhandel verkauft werden kann, liessesich auch über das Internet verkaufen. ZurZeit ist der Katalogverkauf ein viel grös-serer Geschäftsbereich. Dabei hat eineWebsite mehr Möglichkeiten als einKatalog, sie ist interaktiv und kann laufendaktualisiert werden. Im Gegensatz zumKatalog gibt es keine Druck- und Ver-sandkosten. Momentan sind die Verbin-dungen jedoch meist zu langsam, die Leutehaben nicht die Zeit, einen ganzen Kata-log herunterzuladen. Aber das Internetverbessert sich ständig, was die Hard-ware, die Bandbreite der Verbindungenund auch die Usability betrifft. Der E-Commerce wird sich noch extrem stei-gern. Kataloge gibt es seit über hundertJahren, sie haben sich ständig entwickelt.Auch dem Internetgeschäft muss manZeit geben.

Eine kommentierte Linkliste zum Thema

Usability finden Sie im Bulletin Online.

www.credit-suisse.ch/bulletin

E-BUSINESS

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Blühender Lavendel überzieht ganze Land-striche der Haute-Provence mit einemsatten, blauvioletten Schimmer. Im Regen-wald Papua Neuguineas öffnet sich eineOrchideenblüte und lässt ihre Farben-pracht zur Geltung kommen. Und der Rosengarten auf der Mainau entlockt denBesuchern Jahr für Jahr Ausrufe der Bewunderung. Doch mindestens ebensoeindrücklich wie ihre optischen Reize istder betörende Duft, den diese Blüten verströmen. Zur Beschreibung von Düftenist unsere Sprache auf armselig erschei-nende Adjektive angewiesen, die zwar derKomplexität der Düfte nie gerecht werdenkönnen, uns aber immerhin erahnen las-sen, wie lustvoll es sein muss, sie zu rie-chen – geschweige denn, sie erst in einemParfüm wiederzufinden.

Die Geschichte des Dufts ist auch dieGeschichte des Luxus. Die alten Ägypterbalsamierten ihre verstorbenen Pharao-nen – später auch gewöhnlich Sterbliche,die es sich leisten konnten – mit ätheri-schen Ölen, betteten sie in wohlriechendeSärge aus Zedernholz und gaben ihnenFläschchen mit parfümierten Ölen undSalben auf den Weg ins Jenseits mit. Rosen- und Jasminöl, die beiden Säulender Parfümerie, spielten bei der Herstel-

lung exklusiver Düfte schon immer einezentrale Rolle. Aus vier bis fünf TonnenRosenblüten kann in einem aufwändigenExtraktionsverfahren gerade mal ein Kilo-gramm reines Öl gewonnen werden. Daerstaunt es nicht, dass man je nach Qua-lität zwischen 4000 und 8000 Frankenhinblättern muss. Doch nicht nur die edlenIngredienzen machen aus Düften begehr-te Kostbarkeiten, sondern die richtige

Mischung. Kein Wunder, waren die Duft-mischer des alten Orients über Generatio-nen bemüht, ihre geheimen Rezepturenfür wohlriechende Essenzen und Parfümsvor skrupellosen Nachahmern und halb-herzigen Fälschern zu hüten.

Die Nase erinnert sich

Doch Naturdüfte sind aufwändig her-zustellen und benötigen Riesenmengen an Rohmaterial. Im Fall des Rosenduftessind die Zahlen selbstredend: Der Natur-duft, der sich aus ungefähr 120 Einzel-komponenten zusammensetzt, konnte mit einer Auswahl der 45 wichtigstenDuftstoffe ziemlich exakt rekonstruiertwerden – 200-mal billiger als der Natur-duft. Die synthetische Rekonstruktion vonNaturdüften revolutionierte die Parfüm-herstellung von Grund auf. GuerlainsKreation «Jicky» war 1889 der erste Duft,der teilweise synthetische Ingredienzenverwendete.

Doch sind die rekonstruierten Düfteden Originalen ebenbürtig? «Interessan-terweise wählen 90 Prozent der Versuchs-personen bei einem Duftvergleich die synthetische Rekonstruktion des Rosen-dufts aus, und nur zehn Prozent dasNaturprodukt», freut sich Roman Kaiser.

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Der Nase nachEdle, in Vergessenheit geratene Düfte erleben eine Renaissance, Qualität und Luxussind gefragter denn je. Jacqueline Perregaux, Redaktion Bulletin

Clive Christian «No.1»Das Nonplusultra unter den Luxus-düften gibt es nur als Parfüm: ein Traum im Kristallflacon.

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Der Chemiker bei Givaudan sucht in der Natur nach neuen Duftstoffmolekülenund Duftkonzepten, um sie dann im Labor zu analysieren, zu rekonstruieren und den Parfümeuren für ihre Kreationen als Einzelstoffe zur Verfügung zu stellen.«Synthetische Stoffe bieten immenseMöglichkeiten, neue Facetten in ein Parfümeinzuarbeiten», bestätigt Werner Abt vonder Zürcher Parfümerie Osswald. Ob dasimmer erwünscht ist, bleibt Geschmacks-sache und kann heikel sein. Für die Inter-pretation von Gerüchen spielt nämlich unsere Erinnerung eine zentrale Rolle. Sieentscheidet, ob uns ein Duft angenehmoder unangenehm ist. Wenn unsere Nasenun einen neuen, synthetischen Duftriecht, kann sie ihn nicht einordnen, dennder Duft weist Facetten auf, die in dieserKombination in der Natur nicht vorkom-men, die die Nase also zuerst erfahren,«erriechen» muss. Sie kann ihn nur im Ver-gleich zu bereits gemachten Dufterfah-rungen beschreiben. Den rekonstruiertenDuft der Gironniera-Rinde, eines Baumes,den er auf Papua Neuguinea gefundenhat, beschreibt Roman Kaiser etwa so: «Er riecht nach feuchtem, frischem Holzund weist fruchtige Noten auf, die an gebackene Äpfel erinnern.» Das zeigt, welche Möglichkeiten sich den Parfümeu-ren mit synthetischen Düften eröffnen.Und genau mit diesem Facettenreichtumspielen die Parfümeure, wenn sie pro Par-füm zwischen 20 und 200 verschiedeneDuftnoten zusammenmischen.

Ansturm auf Exklusives und Kostbares

In der Schweiz kommen pro Jahr um die150 neue Düfte auf den Markt. Längstsind es nicht nur einige wenige Dufthäu-ser, die das Geschäft unter sich aufteilen;auch Sportler, Künstler und Modedesignerbringen ihre eigenen Linien auf den Markt, Produkte kommen und gehen sehrschnell. «Das Geschäft mit dem Duft istein Verdrängungswettbewerb», sagt auchHansruedi Weber, Geschäftsführer derZürcher Parfümerie Weber und Strickler.Während die Discounter und Warenhäuserihre Palette möglichst breit halten müssen,

setzen Parfümerien und Fachgeschäfteauf Selektion und schaffen mit ihrer exklu-siven Produktauswahl eine Gegenbewe-gung zur kommerzialisierten Schnelllebig-keit und Beliebigkeit im Duftbereich.Exklusivitäten und Kostbarkeiten ersterGüte sind wieder gefragt. Der Luxusbereichbesinnt sich auf Kreationen mit seltenen,reinen Naturdüften.

Alte, in Vergessenheit geratene Düfteerleben eine zweite Blütezeit; Relaunchesverhelfen ihnen zu neuer Aufmerksamkeit.

Ein Beispiel für eine gelungene Wieder-einführung eines Duftes sind die Kreationendes jung verstorbenen Robert Piguet, dielange Zeit nicht mehr erhältlich waren. DerSchweizer Modedesigner, Kreateur des«Kleinen Schwarzen», machte in ParisKarriere, wo er 1944 «bandit» lancierte.Der Damenduft mit dem gewagten Namenwar damals spektakulär. Er hatte sich vonden gängigen Damendüften, die blumigoder orientalisch zu sein hatten, losgesagtund stellte stattdessen trockene, herbe

Hölzer in den Vordergrund. Entsprechendselbstbewusst waren auch die Anhänge-rinnen von «bandit», allen voran MarleneDietrich. Vier Jahre später doppelte Piguetmit «fracas» nach, einem Tuberoseduft.Tuberose, ein Pflänzchen aus dem Mittel-meerraum, gilt als teuerste Parfümingre-dienz und verströmt einen sinnlichen,üppigen Duft, der zurzeit ein enormes Re-vival erlebt. So wie in den Vierzigerjahren Marlene Dietrich «bandit» zum Durchbruchverhalf, so reisst sich die Damenweltheute um «fracas», nicht zuletzt, weil esder erklärte Lieblingsduft von Madonnaund Sharon Stone ist. Sobald ein Duft der-massen gesucht ist, verliert er jedoch automatisch an Exklusivität, auch wennfür den Verkauf ein noch so selektivesDistributionsnetz gewählt wird.

Dieses Schicksal ereilt die Düfte derMarke Clive Christian jedoch mit Sicher-heit nicht. Mit Preisen von 875, 2600 und 24 000 Franken für je 30 ml Parfüm ist ihnen Einzigartigkeit bis auf Weiteres

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«90 Prozent der Versuchspersonen wählen bei einem Duftvergleich die synthetische Rekonstruktion des Rosendufts aus.»

Guy Robert «Amouage»Im vergoldeten Moschee-Flacon vereinen sich verführerische Düfteaus Orient und Okzident.

Creed «Bois du Portugal»Traditionsreich und heute wieder topaktuell: der Lieblingsduft KaiserNapoleons III. betört Generationen.

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gewiss. Die sechs Parfüms, je drei als Damen- und als Herrenvariante, wurdennach höchsten qualitativen Kriterien kreiert.Präsentiert werden sie ausschliesslich ineinem 30-ml-Kristallflacon mit vergolde-tem Deckel. Wem das zu simpel erscheint,wählt die ultimative Luxusvariante mit ech-ten Diamanten. «1872» ist der Name destraditionellen, klassischen Duftes aus demHaus Clive Christian, während der mo-dernere Duft «X» ein jüngeres Publikum ansprechen soll. Der Rarste ist jedoch«No.1», ein Duft, der nur die edelsten undseltensten Ingredienzen beinhaltet undwohl zu Recht die Nummer eins ist.

Auf den Spuren des Sultans von Oman

Etwas günstiger, aber Clive Christian inkeiner Weise nachstehend, ist das legen-däre «Amouage», das vom französischenDuftkreateur Guy Robert ursprünglich alsPrivatparfüm für den Sultan von Omanentworfen wurde. Er verwendete dazu aus-schliesslich naturreine Substanzen, alsokeine synthetischen Duftstoffe. «AmouageLadies», in einem als Minarett einer Oma-ni-Moschee gestalteten Flacon präsen-tiert, vereint westliche mit arabischen Düften, darunter Silberweihrauch, eineder rarsten Weihraucharten, die nur in denBergen von Oman zu finden ist. In Verbin-dung mit seltenen Rosendüften ergibt sichein sehr reicher, sinnlicher Duft. Wer nichtnur olfaktorisch, sondern auch visuell ge-niessen möchte, erhält «Amouage» in ver-schiedenen Flacon-Variationen: in Silber,vergoldet, im 24-Karat-Goldflacon odermit Diamanten und Edelsteinen besetzt.

Auf der Suche nach dem ultimativenDufterlebnis gibt es jedoch wohl nur eins:für sich persönlich ein Parfüm kreierenlassen. Möglich macht es zum Beispieldas renommierte Haus Creed. 1760 inLondon gegründet, zählte es schon baldzahlreiche gekrönte Häupter zu seinerStammkundschaft: Napoleon III., seineFrau, Kaiserin Eugénie, King George IV.,Queen Victoria, Kaiserin Sissy und vieleandere. Napoleon III. war so begeistert vonCreeds Kreationen, dass er die Familiesogar dazu überreden konnte, 1854 ihren

Wohn- und Geschäftssitz nach Paris zuverlegen. Die Privatdüfte dieser Hoheitensind bei Creed heute noch an Lager undjederzeit in Original-Apothekerfläschchenbestellbar. Einige sind heute im Fachhan-del erhältlich, etwa das legendäre «Boisdu Portugal», von dem Napoleon III. inner-halb von drei Monaten 162 Flaschen ver-braucht haben soll. Wer sich in die illustreGesellschaft einreihen und die Kreationeines Privatduftes bei Creed in Auftraggeben möchte, muss jedoch nicht nur tiefin die Tasche greifen, sondern sich auchgedulden können. Zuerst lernt der Parfü-meur den Auftraggeber, seine Vorstellun-gen und Bedürfnisse intensiv kennen. Erstdann fängt er mit der eigentlichen Arbeitan, stellt Muster her und verfeinert sie, bisdas Produkt den Wünschen des Auftrag-gebers entspricht. Ab 40 000 Franken istdieser Service zu haben.

«Schwierige» Düfte sind spannend

Überhaupt geht heute die Tendenz wiedermehr in Richtung anspruchsvolle Düfte abseits ausgetretener Pfade und allge-mein gültiger Ideen. Individualität ist auchhier Trumpf. Getragen wird, was gefällt,unabhängig etwa auch von der starren Tren-nung zwischen Damen- und Herrenduft.Serge Lutens gehört daher ebenfalls zuden angesagten Marken. In seiner PariserBoutique verkauft er um die 50 Düfte, fünf davon hat er für einen ausgewähltenMarkt freigegeben. «Ob ein Parfüm weib-

lich oder männlich wirkt, hängt vor allemauch vom Umfeld und vom Träger ab»,meint er. Diese Feststellung wird unterstri-chen durch den Erfolg, der in den Neunzi-gerjahren so genannten Unisex-Düftenwie Calvin Kleins «CKone» oder «CKbe»beschieden waren. «Die Grenzen zwischenDamen- und Herrendüften sind im Mo-ment wieder am Verschwinden», sagt auchWerner Abt. Die Herrendüfte tendieren inRichtung des Süssen, Damendüfte wer-den teilweise herber. Diese Düfte sind ei-nerseits sehr spannend, weil sie sich vomAllerlei abheben, andererseits polarisierensie auch: Man mag sie oder man mag sie nicht. Ein Beispiel ist etwa «Féminitédu Bois» von Shiseido mit Zedernholz als wichtiger Duftingredienz. «Rush» vonGucci gehört ebenfalls in diese Kategorieder «schwierigen» Parfüms. Es vereint dreiextreme Elemente: die jasminähnlicheGardenie, das herbe Patschuli und diesüsse Vanille. «Mir gefallen Düfte, die einwenig anecken», lobt Werner Abt die anspruchsvollen Düfte. «Etwas, das so-fort allen gefällt, ist vielleicht auch ein bisschen langweilig.»

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WARUM AUS EINER EINFACHEN BLUME EINE PFLANZE MIT NAMEN WIRD

Neben Luxusparfüms und Allerweltskreationen gibt es auch Düfte, die so neu

sind, dass sie noch gar nicht verwendet werden. Ihren synthetischen Rekon-

struktionen steht aber vielleicht bald eine grosse Zukunft in der Parfümerie

bevor. Zurück von seiner Expedition im letzten Februar nach Papua Neuguinea

hat Roman Kaiser die dort entdeckten Düfte in seinem Labor rekonstruiert.

Dabei hat er neben – wie er es nennt – «einfachen» Düften, die sich problem-

los in der Parfümerie verwenden lassen, auch einige ungewöhnliche Düfte

entdeckt, die die volle Kreativität der Parfümeure verlangen. So stiess er auf

eine seltene Orchidee der Hoya-Art, von den Einheimischen Hoya Unda

Namdanga (Hoya novo guinese) genannt, die nach dunkler Schokolade duftet.

«Wenn die Einheimischen einer Blume einen Namen geben, ist das bereits ein

Hinweis darauf, dass sie etwas ganz Spezielles sein muss. Ansonsten wird

sie nämlich einfach ‹Blume› genannt», erklärt Roman Kaiser.

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Weltweit setzen sich über 70

Millionen Menschen regelmässig

Wind und Wetter aus, um einen

kleinen Ball möglichst zielstrebig

in 18 Löcher zu versenken.

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1Der erste Schlag mit einemKnüppel, der im weitestenSinne als Urahne eines moder-nen Golfschlägers herhaltenkann, traf wahrscheinlichschmerzhaft die Weichteileeines verhassten Widersa-chers. Diesen Schluss lassenjedenfalls die Ausführungendes deutschen SporthistorikersHeiner Gillmeister zu. Er siehtdie Wurzeln aller Ballsportartenund damit auch des Golfs inden ritterlichen Turnieren desMittelalters. Doch während die Ritter edlen Geblüts nocheins zu eins, hoch zu Ross mit Lanzen und Schwerternbewaffnet, blutigen Ernstmachten, massen die einfa-chen Handwerker und Bauernihre Kräfte auf andere Art. Ein mit Stroh gefüllter Leder-ball übernahm die Rolle desangreifenden Ritters, der nachdem schönen Burgfräuleintrachtete. Ihn galt es vom hei-mischen Tor mit allen Mittelnfernzuhalten. Vom Ablauf herzwar stark vereinfacht, standendiese Ballspiele den Ritter-Turnieren in Sachen Brutalitätaber in nichts nach. Beimursprünglichen «soule», wiedas Spiel im alten Frankreichgenannt wurde, konnte derBall mit Händen und Füssendurch die feindlichen Linienvorangetrieben werden. Schon

bald gab es aber auch eineVariante, bei der ein am Ende gekrümmter Hirtenstab(«crosse»), mit im Spiel war.Das «soule à la crosse» giltnicht nur als derbe Urform des heutigen Hockey, Cricketund Baseball, sondern lautHeiner Gillmeister auch desBillard und Golf. Es war dennauch der Einsatz eines Hilf-stocks, der den Ball immermehr schrumpfen liess.

Das erste Verbot desGolfsports ist eine umstritteneAngelegenheit. So sehenverschiedene britische Histo-riker einen Erlass des schotti-schen Königs Jakob II. ausdem Jahre 1457 als denentscheidenden Beweis dafür,dass die Wiege des modernenGolfs in Schottland liege.Tatsächlich werden in diesemParlamentsbeschluss «fute-balland golfe» verboten und denBürgern statt dessen zurErhöhung der Wehrhaftigkeitdas Üben mit Pfeil und Bogenans Herz gelegt. 1491 wird der Bann gar ein zweites Mal bekräftigt. Dieser Beweis-führung hält Gillmeister einähnliches Verbot des Magist-raten von Brüssel entgegen,das bereits 1360 erlassenwurde. Dort wird «Colven»unter Androhung einer Busse

von zwanzig Schilling unter-sagt. Für den deutschenSporthistoriker steht aber fest,dass es sich bei beiden wort-verwandten Spielen, «Golfe»und «Colven» (vom mittel-niederländischen Hirtenstab«kolf»), noch um direkte Ab-leger des wegen seiner Bruta-lität berüchtigten «soule à lacrosse» handelte.

Das erste Bild, das unver-kennbar einen zum Puttenansetzenden Golfer zeigt, gibtwiederum den Verfechtern der kontinentalen Ursprungs-these recht. Es handelt sich um eine Abbildung ausdem privaten Andachtsbuchder Adelaïde von Savoyen, das vermutlich um 1450 ent-standen ist. Diese so genann-ten «Stundenbücher» desMittelalters wurden häufig mitBildern alltäglicher Szenenausgeschmückt. Bilder vonschottischen Golfern gibt eserst Anfang des 18. Jahr-hunderts.

Die erste Erwähnung deseigentlichen Golfsports findetsich im 1545 erschienenenSchriftwerk «Tyrocinium latinaelinguae» von Pieter van Affer-den. In diesem Buch werdenalltägliche Begebenheitensowohl auf Lateinisch als auch

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Phänomen Golf

auf Niederländisch erzählt. DerHolländer wollte damit derLehre Erasmus’ von Rotterdamfolgend den Gebrauch vonLatein in der Umgangssprachefördern. Dabei widmet er ein ganzes Kapitel dem Golf-spiel. Dort taucht erstmals im Umfeld von «kolven» auchdas Loch auf, das es zu treffengilt. Dies ist um so brisanter,da Verfechter der schottischenUrsprungstheorie genau dieErwähnung des Lochs beischottischen Golfbeschrei-bungen für ihre Beweisführungin Anspruch nehmen. Dochdatiert die erstmalige Beschrei-bung im lateinisch-englischen«Vocabula» von David Wedder-burns erst aus dem Jahre1636.

Der erste Golfclub ist nunaber endlich eine Ehre, die unbestritten den Schottenzugesprochen wird. Bereits1680 erwähnt Sir John Foulisof Ravelston eine «company»,die an der Küste von Leithregelmässig dem Golfspielfrönte. 1744 trat «the Companyof Gentlemen Golfers of Leith»erstmals offiziell in Erschei-nung. Sie bat den Rat vonEdinburgh in einem Brief,einen Silberpokal als Preis fürein alljährlich ausgetragenesTurnier zu stiften.

Golf ist Leidenschaft, Lebensschule, aber auch eine langeGeschichte. Ein Versuch, sich dem Phänomen Golf über18 historische Eckfahnen anzunähern. Daniel Huber, Redaktion Bulletin

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Edgar LienhartLehrerReinach (BL)

Kongressorganisation:

11.–13.Oktober 2001

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6Die ersten Regeln waren eine direkte Folge des geplan-ten Wettkampfs von Leith.Bislang wurde Golf mit vonGrafschaft zu Grafschaft odergar Familie zu Familie unter-schiedlichen Regeln gespielt.Für das Turnier galt es, eineeinheitliche Form festzulegen.Das erste Regelwerk der«Edinburgh Golfers» umfasstedreizehn Punkte. Diese hat dieehrwürdige «St.AndrewsSociety of Golfers» 1754 alsGrundlage für ihr erstes Turnierkurzerhand übernommen.Gleichwohl war es das ständigerweiterte Regelwerk von St.Andrews, das über die Gren-zen der Grafschaft hinaus die Entwicklung des Golfsportsbis heute massgeblich bestim-men sollte.

Die ersten Aussenpostendes Golfssports ausserhalbSchottlands waren, einmalabgesehen von einem ersten,entscheidenden Aufflackern im einstigen Königreich Nieder-landen, fast ausschliesslich auf Commonwealth-Länderbeschränkt. Der erste nicht-schottische Golfclub war 1766Blackheath in der Nähe vonLondon. Allerdings soll in Eng-land bereits seit Anfang des17. Jahrhunderts Golf gespieltworden sein.

Der erste organisierte Ab-schlag ausserhalb der briti-schen Hauptinsel erfolgte1820 im indischen Bangalore,gefolgt von Kalkutta (1829)und Royal Bombay (1842).Erst danach folgten die erstenClubs in Irland (1856), Frank-reich (1856), Australien(1870), Kanada (1873), Süd-afrika (1885)…

Der erste US-Club hatteseine offizielle Geburtsstundemit grösster Wahrscheinlich-keit am 22.Februar 1888,dem Geburtstag von GeorgeWashington. An diesem Feier-tag entschlossen sich dieHeimweh-Schotten RobertLockhart und John Reid, ihrergolflosen Misere ein Ende zusetzen. Sie begannen inYonkers am Hudson River,unweit von New York, zusam-men mit ein paar Freunden mit dem Bau eines eigenenGolfplatzes. Kaum waren die ersten drei, ausgesprochenkurzen, Bahnen vollendet,wurde auch schon das ersteMatch ausgetragen. Der «St.Andrews Golf Club» wargeboren. Von da an ging esmit dem Golf, wie mit allem imdamaligen Amerika, steil nachoben. Zur Jahrhundertwendegab es bereits übers ganzeLand verteilt über 1000 Clubs.

Das erste Golf-Magazin mitdem sinnigen Namen «Golf»kam 1897 denn auch imboomenden Amerika auf denMarkt. Heute buhlen weltweitunzählige Publikationen um die Gunst der ständig wach-senden Golfgemeinde. DasSpiel ist ein unerschöpflicherQuell von Themen rund um Spieler, Ausrüstung, Tech-nik, Bälle. Wer je als Nicht-golfer einen Abend im Kreisevon Golfern verbracht hat,weiss ein Lied davon zu singen.

Die ersten Professionalsfristeten Mitte des 19. Jahr-hunderts in Schottland eineher bescheidenes Leben.Zwar wurden sie von dennoblen Club-Mitgliedern bewun-

dert und um ihr Können benei-det, trotzdem war ihnen alsAngehörigen der arbeitendenKlasse der Zugang zum Club-haus über das Hauptportalverwehrt. Sie mussten dieseparaten Bediensteten-Ein-gänge benutzen. Die Verdienst-möglichkeiten beschränktensich neben dem Golfunterricht,Caddie-Diensten und kleinendotierten Preiswettkämpfenauf das Herstellen von Schlä-gern, Bällen und auf denPlatzunterhalt.

Der erste Star des Golfsportshiess Tom Morris. Er wurde1821 als Sohn eines Brief-trägers geboren. Seit er mitsechs Jahren seinen erstenSchläger bekam, liess ihn derGolfsport nicht mehr los. Sei-nen Lebensunterhalt bestritt er zuerst als Ballhersteller undspäter als Greenkeeper undChefpro. Zur Golflegendewurde er, indem er den Vor-läufer des heutigen BritishOpen, die Open Championshipvon Prestwick, nach einemzweiten Platz bei der erstenAustragung 1860 zweimalnacheinander 1861 und 1862sowie 1864 und 1867 gewann.Der breitschultrige Morris war bekannt für seinen kraft-vollen, weiten Schlag und sei-nen wilden Vollbart. Übertrof-fen wurde sein Ruhm lediglichnoch von seinem Sohn TomMorris Junior, der das Openab 1868 viermal nacheinanderfür sich entschied und dieKonkurrenz mit elf und zwölfSchlägen deklassierte.

Der erste Gummiball revolu-tionierte 1898 den Golfsport.Der amerikanische Tüftler

Coburn Haskell kam beimBesuch eines Freundes bei derGoodrich Rubber Company in Ohio auf die glorreiche Idee,einen harten Kern mit dünnenGummibändern zu umwickeln.Moderne Golfbälle basierengrundsätzlich immer noch aufdem gleichen Konzept. Ledig-lich die Oberflächenbeschaffen-heit wurde immer wieder nach den jeweils neusten Er-kenntnissen der Aerodynamikverfeinert.

Schlagendstes Argumentder von Traditionalisten argbekämpften Innovation: DerBall flog rund zwanzig Meterweiter als der bis anhin ver-wendete «Gutty». Dieser wurdeaus dem Kautschuk des inMalaysia beheimateten Gutta-percha-Baumes hergestellt. Er hatte fünfzig Jahre vorhermit demselben Argument den«feathery» abgelöst. Dieserprägte zuvor mindestens zwei-hundert Jahre das Golfspiel.Es handelte sich dabei um einzusammengenähtes StückRoss- oder Kuhleder, das mitWolle, Daunen oder Gänse-federn ausgestopft wurde.

Die Produktionskapazitätbeschränkte sich bei einemguten Ballmacher auf lediglichdrei Stück pro Tag. Entspre-chend teuer waren die «feathe-ries». Dagegen vervielfachtesich der Ausstoss der «gutties»bereits auf mehrere Dutzendpro Tag. Bereits ein typischesKind der Massenproduktionwar der Haskell-Ball.

Bei der Entwicklung desGolfequipments war es imübrigen immer der Ball, der die Eigenschaften des Schlä-gers beeinflusste, und nichtumgekehrt.

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Der erste Frauen-Clubwurde – wo sonst – 1867 inSt.Andrews, Schottland,gegründet. Dank ihrer Beharr-lichkeit hatten es die Damender Gesellschaft bereits 1850geschafft, regelmässig auf denPlatz zugelassen zu werden.Nach St. Andrews breitetesich das Frauen-Golf schnellim ganzen britischen Reichaus. Bereits 1893 wurde aufeinem kleinen Platz in Lanca-shire die erste «Women’s GolfChampionship» ausgetragen.Die Frauen können zudem auf eine prominente Vorreiterinin der Frühgeschichte desGolfs verweisen. Maria Stuart,Königin von Schottland, soll1567 kurz nach dem Ablebenihres Mannes bei einer vergnüg-lichen Partie Golf gesichtetworden sein, was bei Hofeeiniges Missfallen auslöst ha-ben soll.

Der erste Schweizer Platzentstand 1891 in St. Moritz.Die geschäftstüchtigenHoteliers hatten erkannt, dass

sich mit Golf zahlungskräftigeEngländer ins Alpenlandlocken liessen. Nach und nachfolgten an anderen Touristen-orten weitere Golfanlagen:1898 Samedan, 1900 Mon-treux, 1903 Luzern. Prominen-ter Initiant des Golfplatzes vonDavos war Sir Arthur ConanDoyle, Autor der Sherlock-Holmes-Kriminalromane.

Der erste Wettstreit derKontinente wurde 1927 inden USA ausgetragen. EinJahr zuvor hatten sich die ame-rikanischen und die britischenPros kurz nach dem BritishOpen zu einem informellenWettkampf getroffen, den dieGastgeber gewannen. Bei demdarauf folgenden Empfangliess sich der GetreidehändlerSamuel Ryder beim Champa-gner dazu überreden, einenPokal zu stiften, der jeweils alle zwei Jahre dem besserenTeam übergeben werden sollte.Den ersten offiziellen RyderCup von 1927 gewann das US-Team. Nachdem die Amerika-

ner immer mehr dominierten,wurde 1979 das britischeTeam auf ein Europa-Teamerweitert.

Der Ryder-Pokal gilt als die begehrteste Auszeichnungim Golfsport. Anders als beiden vier Major-Turnieren, demUS Masters, dem US Open,dem British Open und den USPGA Championships, geht es bei diesem Messen derjeweils zwölf besten Golfspielerder alten und der Neuen Weltfür einmal nicht um viel Geld,sondern vor allem um Ehreund Prestige.

Der erste Schlag auf demMond wird wohl für lange Zeit auch der letzte bleiben.Der amerikanische AstronautAlan Shepard hat ihn 1971vor Millionen von TV-Zuschau-ern ausgeführt. Das macht ihnzum meistbeachteten Schlagder Golfgeschichte.

Der erste schwarze Pro,der nach der Aufhebung des«whites only»-Dekrets 1961

an einem Turnier der Profes-sional Golfer Association(PGA) mitspielte, war CharlieSifford. Lee Elder war 1975der erste Schwarze an einemMasters. Trotzdem führte noch1990 ein von der PGA veran-lasstes Massnahmenpaketgegen Rassendiskriminierungenim Golf zu einer Reihe vonProtestaustritten renommierterClubs. Spätestens seit demApril 1997 haben dieseAnsammlungen reaktionärerGolfgeister aber einen schwe-ren Stand. Der 21-jährigeSohn eines schwarzen Viet-nam-Veteranen und einerThailänderin, Tiger Woods,gewann als jüngster und ersterfarbiger Spieler das US-Masters und erst noch miteinem Rekordscore und einemRekordvorsprung.

Der erste Superstar TigerWoods führt den Golfsportnicht nur wegen seinerHautfarbe, seinem ausserge-wöhnlichen Können und seinerschillernden Vorbildfunktion inneue Dimensionen. In seinerfünfjährigen Profikarriere hatTiger Woods bereits 50 Millio-nen Franken Preisgeld einge-spielt. Dazu kommt wohl einVielfaches an Werbegeldern.Das amerikanische Nach-richtenmagazin Newsweekbezeichnet Tiger Woods alseigentlichen Dominator. Dazudie Definition: «Sie wollenwissen, wie es ist, jemandemwie Tiger Woods zu begeg-nen? Machen Sie eine Faustund schlagen Sie sich damitins Gesicht. Denn Dominato-ren schlagen Sie nicht einfach,sondern bringen Sie so weit,dass Sie es selber tun.»

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OMEGA EUROPEAN MASTERS CRANS MONTANA

Vor der imposanten Kulisse der Walliser Alpen findet vom 6. bis 9.September 2001

das 19.European Masters statt. Das Turnier ist nicht nur für seine atemberaubende

Bergkulisse bekannt, sondern gehört hinter dem British Open auch zu einem der

prestigeträchtigsten Turniere der europäischen Tour. Mit einem Preisgeld von 1,5 Mil-

lionen Euro erfreut sich das European Masters Crans Montana grosser Beliebtheit

und verzeichnet auch in diesem Jahr ein erstklassiges Spielerfeld. Angeführt wird es

von der aktuellen Weltnummer drei Ernie Els aus Südafrika, der schon zweimal das

US Open gewinnen konnte. Daneben sind auch so hochkarätige Spieler wie der

Engländer Lee Westwood, der Nordire Darren Clarke, der Däne Thomas Björn oder

auch der Vorjahressieger Eduardo Romero aus Argentinien am Start.

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Erleben Sie hautnah das grosse Finale des Omega European Masters in Crans Montana.

Bulletin verlost für den Sonntag, 9. September 2001, 20 Parcours-Tagestickets. Details

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Agenda 4/01Aus dem Kultur- und Sport-engagement von Credit Suisse, Credit Suisse Private Banking und WinterthurBALSTHAL7.10. Einzel-OL-Schweizer-meisterschaftenBASEL1.9. WM-Qualifikation Schweiz–Jugoslawien13.–22.9. Urs Widmers «Bankgeheimnisse», Theater RoxyBERN5.10.–6.1.02 Picasso in der Schweiz, Kunstmuseum28.–29.9. Extravaganza, Sportarena WankdorfBUDAPEST19.8. GP von Ungarn, F1GENF18.8. Schweizer Jugend-Sinfonie-OrchesterJONA25.–26.8. Schweizer Meister-schaften RollstuhlsportLAUSANNE25.–26.8. ITU Triathlon-Weltcupund Credit Suisse CircuitLEIBSTADT26.8. Staffel-OL-Schweizer-meisterschaftenLUZERN15.8.–15.9. Lucerne Festival 2001,KKLMARTIGNY29.6.–4.11. Pablo Picasso, Fondation Pierre GianaddaMEINIER29.8–8.9. Festival AmadeusMONZA16.9. GP von Italien, F1SPA2.9. GP von Belgien, F1ST. GALLEN8.8.–2.9. Open OperaSUZUKA14.10. GP von Japan, F1ZÜRICH18.5.–2.9. Alberto-Giacometti-Retrospektive, Kunsthaus19.8. Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester

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Lachnummerin LocarnoKulturell geht diesen Sommerim Tessin gewaltig die Post ab.Locarno, international bekanntdurch das hochdotierte Filmfes-tival, widmet sich im Spätsom-mer dem Humor. Wer meint,Heiterkeit stelle sich in derSonnenstube erst nach mindes-tens einem Boccalino Valpo-licella ein, der täuscht sich gewaltig. Im September ver-wandelt sich das Teatro di Lo-carno anlässlich des «Festivaldella Risata» in ein Epizentruminternationalen Humors. Nebenitalienischsprachigen Künst-lern werden Artisten aus allerWelt während vier Tagen dieLachmuskeln des Publikumsarg strapazieren. Unter denKomikern befinden sich deramerikanische Clown und Imi-tationskünstler Peter Pitofsky,der belgische Pantomime Elliotsowie der in der Schweiz zu einigem Ruhm gelangte austra-lische Pantomime Rob Spence.Lachfans dürfen sich auf einegeballte Ladung Humor aus al-len Sparten freuen.Festival della Risata, 26. bis 28.9.,Teatro di Locarno. Informationenauf www.swisscomedy.ch.

Hochbegabt und preisgekröntVier Saiten, zwei Hände, ein Bogen: Wenn Sol Gabetta Cello spielt,geht die Sonne auf. Und es regnet Preise und Auszeichnungen.Die 1981 geborene Argentinierin studierte von 1992 bis 1999 ander Musikakademie Basel, wo sie ihr Solistendiplom mit Aus-zeichnung bestand. Sol Gabetta ist die erste Preisträgerin desneu geschaffenen «Prix Credit Suisse JeunesSolistes». Der mit 25 000 Franken dotierte Preissoll musikalisch Hochbegabte in der Schweiz fördern. Er wird von der Jubiläumsstiftung derCredit Suisse Group finanziell getragen. Für diefachliche Kompetenz bürgen «Lucerne Festival»und die Direktorenkonferenz der Schweizeri-schen Musikhochschulen und Konservatorien.An der Preisverleihung wird Sol Gabetta in derReihe «debut.lucerne» Werke von Penderecki,Schubert, Vasks und Tschaikowsky spielen. «Prix Credit Suisse Jeunes Solistes». Sol Gabetta, Vio-

loncello, Riccardo Bovino, Klavier. 29.8., Marianischer

Saal, Luzern. Informationen auf www.lucernemusic.ch.

Nichts für WeicheierSo sieht Rennen und Radeln für Profis aus: 8,5 Kilometer laufen,150 Kilometer radeln und dann nochmals 30 Kilometer laufen.Kein gemütlicher Sonntagsspaziergang, sondern Landschafts-kunde auf die harte Tour. Über Stock und Stein, auf Asphalt-strassen und Waldwegen: Auf insgesamt 188,5 Kilometern Wegstrecke und über eine beträchtliche Anzahl Meter Höhen-differenz zieht sich der Credit Suisse Powerman Duathlon in Zofingen hin. Unter internationalen Topathleten gilt er als einer derhärtesten Duathlons überhaupt, wartet er doch mit einigen topo-grafischen Tücken auf. Aber nicht nur die landschaftlichen Reizelocken dieses Jahr rund 600 Teilnehmer aus 30 Ländern an,auch die überdurchschnittlichen Preisgelder im Gesamtwert von100 000 Franken sowie interessante Naturalpreise sprechen fürsich. Zudem ist der Powerman Zofingen dieses Jahr das ersteMal offizieller ITU Worldcup Final. Und bei all den hochkarätigenTeilnehmern zeigt sich vielleicht auch der Wettergott von seinermilden Seite.

Credit Suisse Powerman Duathlon. Zofingen, 22. und

23.9. Informationen auf www.powerman.ch

IMPRESSUM

Herausgeber Credit Suisse Financial Services und Credit Suisse Private Banking, Postfach 100, 8070 Zürich, Telefon 01 3331111, Fax 01 3325555 RedaktionChristian Pfister (Leitung), Ruth Hafen, Daniel Huber, Jacqueline Perregaux Bulletin Online: Andreas Thomann, Martina Bosshard, Heinz DeubelbeissRedaktionssekretariat: Sandra Häberli, Telefon 013337394, Fax 013336404, E-Mail-Adresse: [email protected], Internet: www.bulletin.credit-suisse.chGestaltung www.arnolddesign.ch: Urs Arnold, Annegret Jucker, Adrian Goepel, Alice Kälin, Benno Delvai, Muriel Lässer, Esther Rieser, Isabel Welti, Bea Freihofer-Neresheimer (Assistenz) Inserate Yvonne Philipp, Strasshus, 8820 Wädenswil, Telefon 01 683 15 90, Fax 01 683 15 91, E-Mail [email protected]/Druck NZZ Fretz AG/Zollikofer AG Redaktionskommission Andreas Jäggi (Head Corporate Communications Credit Suisse Financial Services), Peter Kern (Head Corporate Communications Credit Suisse Private Banking), Claudia Kraaz (Head Public Relations Credit Suisse Private Banking), Martin Nellen(Head Internal Communications Credit Suisse Banking), Werner Schreier (Head Communications Winterthur Life & Pensions), Markus Simon (Head WebservicesCredit Suisse e-Business), Fritz Stahel (Credit Suisse Economic Research & Consulting), Burkhard Varnholt (Global Head of Research Credit Suisse Private Banking),Christian Vonesch (Head Private Clients Credit Suisse Banking Zurich) Erscheint im 107. Jahrgang (6× pro Jahr in deutscher, französischer und italienischerSprache). Nachdruck nur gestattet mit dem Hinweis «Aus dem Bulletin der Credit Suisse Financial Services und Credit Suisse Private Banking». Adressänderungenbitte schriftlich und unter Beilage des Original-Zustellcouverts an Ihre Credit Suisse-Geschäftsstelle oder an: Credit Suisse, KISF 14, Postfach 100, 8070 Zürich

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PrevistaAnlagestiftungFondation de placementTelefon 01 215 44 88Telefax 01 211 44 80www.prevista-anlagestiftung.ch

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JACQUELINE PERREGAUX Herr Pereira, als Inten-

dant des Zürcher Opernhauses sind Sie so-

wohl für die geschäftlichen wie auch für die

künstlerischen Belange zuständig. Welcher

Arbeitsbereich sagt Ihnen mehr zu?

ALEXANDER PEREIRA Ohne die Begeiste-rung für das Künstlerische möchte ich denanderen Teil nicht auf mich nehmen.

J.P. Im Alltag ergeben sich aus dieser Kons-

tellation bestimmt auch Spannungen. Wie

gehen Sie mit der Polarität zwischen hart

kalkulierendem Manager und künstleri-

schem Verantwortlichen um?

A.P. Ich kann hier eigentlich keine Kluftenerkennen: Natürlich habe ich sehr viele

künstlerische Ideen; manchmal brenntvielleicht auch meine Fantasie etwas mitmir durch. Ich versuche immer, meine wirt-schaftlichen Energien daraufhin aus-zurichten, meine künstlerischen Träume zu verwirklichen. So gesehen ermöglichtGeld die Umsetzung von Ideen; es verhin-dert sie nicht.

J.P. In jeder Oper, in jedem Theater gibt

es Haupt- und Nebenrollen – auf und hinter

der Bühne. Wie sehen Sie Ihre Rolle als

«Mr. Opernhaus»?

A.P. Ich sehe mich in erster Linie alsDiener des Mediums Oper, der die Aufga-be hat, dieses Medium qualitativ gut mög-

lichst nahe zu den Menschen zu bringen.Das gilt nicht nur gegenüber dem Pub-likum, sondern auch gegenüber meinenMitarbeitern und Künstlern. Ihnen gegen-über habe ich ausserdem eine Funktionals Katalysator.

J.P. Als Katalysator?

A.P. Als Katalysator im Sinne eines Ele-ments, das beispielsweise zwischen zweiKünstlern die Verbindung herstellt und so die Zusammenarbeit dieser Künstlermöglich macht.

J.P. Ein wichtiger Teil Ihrer Arbeit ist die Krea-

tivität. Wo holen Sie sich Ihre Inspirationen?

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«Oper ist Kunst für alle»Als Intendant des Opernhauses Zürich möchte Alexander Pereira dem Publikum dieGelegenheit bieten, neue «Seelenecken» zu erkunden. Interview: Jacqueline Perregaux, Redaktion Bulletin

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A.P. Eigentlich erfährt man bereits aus der intensiven Beschäftigung mit derOper, wo man Prioritäten zu setzen hat. Es gibt ja eine Operntradition von der Re-naissance bis in die Moderne, die ein In-tendant in ihrer gesamten Breite möglichstgut pflegen sollte. Es gilt auch, einen Aus-gleich zwischen verschiedenen Opernfor-men zu schaffen. Allein schon aus diesenBegebenheiten beziehe ich einen Gross-teil meiner Anregungen. Selbstverständ-lich inspirieren mich auch die Künstler, mitdenen ich zusammenarbeite. Und nicht zuvergessen sind die Konstellationen derKünstler, die ich als Intendant erzeugenkann. Oft entsteht eine ganz neue Dyna-mik, wenn ich mir überlege, welcher Diri-gent mit welchem Regisseur und welchemSänger in welchem Stück auftreten sollte.

J.P. Bleibt da auch noch Platz für Lieblings-

opern, -künstler und -dirigenten?

A.P. Ja natürlich. Aber das heisst nicht,dass man nur seine Lieblingsopern auf-führt. Ich liebe nun mal die Opern vonMozart mehr als die von Wagner, undtrotzdem bemühe ich mich, Wagner genau-so gut aufzuführen wie Mozart.

J.P. Sie sind schon seit zehn Jahren am

Opernhaus Zürich. Inwiefern haben sich

Ihre Aufgaben in dieser Zeit verändert?

A.P. Der finanzielle Druck wird immergrösser, weil das Opernhaus Zürich daseinzige der vergleichbaren Häuser ist, beidem die Personalfixkosten durch die Sub-ventionen nicht abgedeckt sind. Das mussman sich ungefähr so vorstellen, als obman an einem Hundertmeter-Lauf teil-nimmt, bei dem nicht alle Läufer auf der

Startlinie loslaufen, sondern einige sogarein paar Meter vor der Startlinie startendürfen, während ich dahinter startenmuss. Alle erwarten aber, dass ich dasRennen trotzdem gewinne.

J.P. Gewandelt hat sich auch die Art und

Weise, wie Oper in der Gesellschaft wahr-

genommen wird. Oper ist zwar heute nicht

mehr der «elitäre Kulturtempel» von einst,

aber ist sie wirklich eine «Oper für alle»?

A.P. Das glaube ich schon. Ich hätte keinvolles Haus, wenn es keine Oper für allewäre. Immerhin haben wir 280 000 Besu-cherinnen und Besucher pro Jahr, vondenen 22 Prozent unter 25 Jahre alt sind.Und 700 der allabendlichen Theaterbesu-cher verdienen weniger als 80 000 Frankenpro Jahr. Der Opernbesucher von heute istein «gewöhnlicher Angestellter» und über-haupt kein elitärer Luxusmensch.

J.P.Worauf führen Sie diesen Wandel zurück?

A.P. Ich glaube, dass das zum Teil schonimmer so war. Den markanten Wandel inder jüngeren Generation führe ich daraufzurück, dass wahrscheinlich genau dieseGeneration der unter 25-Jährigen voneiner Popmusik, die sich im Bereich desMezzoforte bis zum dreifachen Fortissimobewegt, ein bisschen müde geworden ist.Sie möchte auch andere «Seelenecken»erfahren und erkunden.

J.P. Wo sehen Sie heute die grösste gesell-

schaftliche Verantwortung von Kulturinsti-

tutionen?

A.P. Unsere Aufgabe ist es, grössteMeisterwerke, die in Vergangenheit undGegenwart in unserer Kunstsparte ent-

standen sind, in möglichst guter Form denMenschen zu präsentieren, damit sie ihnenals Ansporn zu Qualität dienen. Sie sollensie herausfordern, auch aus ihrem eige-nen Leben grösstmögliche Qualität zuschöpfen. Dafür brauchen wir Vorbilder.Und viele dieser Vorbilder beziehen wir ausunserer Freizeit. Leute werden nicht nurim Beruf zu Leistungsfähigkeit und Qua-lität inspiriert, sondern sehr oft in nochgrösserem Mass durch ihre privaten Vor-lieben und Begeisterungen. Das Vorlebenvon Qualität in allen möglichen Bereichendes Lebens erachte ich als sehr wichtig.

J.P. Braucht die Oper überhaupt einen Auf-

trag? Genügt es nicht, wenn es Spass

macht, hinzugehen?

A.P. Nein, denn es macht ja nicht Spass,aus sich selber grösstmögliche Qualitätherauszuholen. Dazu muss man sichbemühen, sich anstrengen, sich schindenund kämpfen. Erst wenn man das getanhat, folgt die Freude. Ich bin eben derMeinung, dass der inspirierende Effekt derKunst für die Menschen wichtig ist, undnicht der narkotisierende.

J.P. Was würden Sie gerne umkrempeln,

wenn Sie für einen Tag die Opernwelt regie-

ren könnten?

A.P. Ich würde versuchen, dafür zu sor-gen, dass der Nachwuchsförderung anden Theatern wieder mehr Aufmerksam-keit gewidmet wird. Dazu würde ichOpernstudios, Orchester- und Ballett-akademien gründen, um die gesamteJugendförderung anzukurbeln. In den letz-ten Jahren wurde zu wenig in diese Berei-che investiert. Dadurch ist nicht nur dieNachwuchsbasis schmal geworden, son-dern – und das spüren die Theaterhäuserschmerzlich – natürlich auch die Spitze.

J.P. Was macht Ihrer Meinung nach einen

guten Leader aus?

A.P. Ein guter Leader ist jemand, der welt-umspannende Konzepte zu realisieren hilftund seine Mitarbeiter für seine Visionen be-geistern kann, sei es in der Kultur, im Sport,in der Wissenschaft oder im Sozialen.

LEADERS

74 Bulletin 4| 01Credit Suisse

Alexander Pereira, Intendant des Zürcher Opernhauses

«Der inspirierende Effekt derKunst ist für die Menschen

viel wichtiger als der narkotisierende.»

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