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Das OER-Schulbuch: Machbarkeitsstudie zum Einsatz / zur Umsetzung von Schulbüchern als freite Bildungsressource

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Erschienen im Rahmen der Buchserie "Beiträge zu offenen Bildungsressourcen" - Mai 2014 (http://o3r.eu)

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  • Das OER-Schulbuch - Machbarkeitsstudie zum Einsatz/ zur Umsetzung von Schulbchernals freite Bildungsressource

    Gernot Vlaj

  • Ofene Bildungsressourcen zu schafen, zu verbreiten und nachhaltg zu verankern ist das Ziel der Herausgeber Martn Ebner und Sandra Schn. Neben der Bildungsforschung (htp://bildungsforschung.org), dem Lehrbuch fr Lernen und Lehren mit Technologien (htp://l3t.eu) und der Buchreihe Internet-Technologie und Gesellschaf (htp://itug.eu) ist nun eine weitere Reihe geschafen die sich diesem Thema widmet.Die Buchreihe wird getragen vom gemeinntzigen Verein BIMS e.V. mit Sitz in Bad Reichenhall (htp://bimsev.de).

    Martn Ebner und Sandra Schn, BIMS e.V. April 2014Anmerkung: Das Buch ist unter einer Creatve-Commons-Lizenz im Web frei verfgbar (htp://l3t.eu/oer oder htp://o3r.eu)

    Gernot VlajDas OER-Schulbuch

    Band 8 der Reihe Beitrge zu ofenen Bildungsressourcenherausgegeben von Martn Ebner und Sandra Schn

    ISBN 9783735721518

    Druck und Verlag: Books on Demand GmbH, NorderstedtUmschlaggestaltung: Martn Ebner und Sandra SchnBild: htps://www.Fickr.com/photos/johanl/6966883093/

    BibliograHsche Informaton der Deutschen Natonalbibliothek:

    Die Deutsche Natonalbibliothek verzeichnet diese Publikatonin der Deutschen NatonalbibliograHe; detaillierte bibliograHsche Daten sind im Internet ber htp://dnb.d-nb.de abruKar.

  • Vorwort der Herausgeber

    Liebe Leserinnen und Leser!

    Sie halten bereits den achten Band der Reihe "Beitrge zu ofenen Bildungs-ressourcen" in Ihrer Hand oder sehen es (natrlich frei zugnglich) mit einem (mobilen) Device an.

    Wir, Martn Ebner und Sandra Schn, haben es uns zur Aufgabe gemacht Bildungsinhalte zu verbreiten. So sind sehr frh die Zeitschrif Bildungsforschung entstanden und auch das weit bekannte Lehrbuch fr Lernen und Lehren mit Technologien, kurz L3T. Um Abschlussarbeiten, Projekten oder sonstgen Inhalten, wovon wir meinen, dass es von allgemeinen Interesse sein knnte auch eine breite Zugangsmglichkeit zu geben, ist die Idee zu dieser Reihe entstanden.Wir bedanken uns herzlich bei Gernot Vlaj der seine Diplomarbeit dieser Reihe zur Verfgung stellt und damit weiteren Interessierten die Mglichkeit gibt in seine Forschungsarbeit Einblick zu bekommen.

    Besonderem Dank gilt auch wieder dem Verein BIMS e.V., der nicht nur als Trgerverein dieser Reihe fungiert, sondern sich nachhaltg fr ofene Bildungsressourcen einsetzt. Das wohl bekanntest Wert, das Lehrbuch fr Lehren und Lernen mit Technologien (kurz L3t) ist nun schon in der zweiten AuFage erschienen und gnzlich berarbeitet worden.

    Sollten Sie Fragen, Wnsche und sonstge Kontaktanfragen haben, scheuen Sie sich nicht und schreiben Sie uns einfach. Wir antworten gerne unter der dafr eingerichteten E-Mail-Adresse [email protected].

    Somit hofen wir, dass Sie viel Freude an dem vorliegenden Buch haben, dass sich intensiv der Umsetzungsmglichkeit von Schulbchern als freie Bildungsressource widmet.

    Martn Ebner & Sandra SchnApril 2014

  • Geleitwort des BIMS e.V.

    Liebe Leserinnen und Leser!

    Der BIMS e.V. ist eine Platorm fr das gemeinntzige Engagement einiger Wissenschafer/innen und Praktker/innen aus dem Bildungsbereich (htp://bimsev.de). Der gemeinntzige Verein versteht sich nicht nur als ein Think-Tank sondern gewissermaen als ein Think-and-Do-Tank und mchte bei all seinen Projekten Bildung erreichbar machen. So untersttzen wir die Herausgeber/innen der interdisziplinren Fachzeitschrif bildungsforschung (htp://bildungsforschung.org), die seit dem Jahr 2004 frei zugnglich erscheint. Weiters ist auch die Untersttzung des Lehrbuches fr Lernen und Lehren mit Technologien fr uns wichtges Anliegen (htp://l3t.eu), welches nun bereits in der zweiten AuFage erschienen ist.

    Aufgrund der zahlreichen Bildungsprojekte die wir nun durchfhren drfen und werden, wie z.B. das Projekt IZED2 indem Kinder Lernvideos erstellen (htp://ized2.wordpress.com), dem Projekt Monster in der Kurstadt oder der Begleitorschung fr den Schulbuch-o-mat, haben wir auch unseren Webaufrit erneuert und bersichtlicher gestaltet. Es wrde uns freuen, wenn auch Sie einmal bei uns vorbeischauen oder mit uns in Kontakt treten (htp://bimsev.de).

    Die nun vorliegende Reihe Beitrge zu ofenen Bildungsressourcen sehen wir als einen logischen Schrit in der konsequenten Weiterfhrung unserer Ziele. berlegungen ob in Zukunf auch Schulbcher fr unsere Kinder als freie Bildungsressource angeboten und eventuell auch vom Staat Hnanziert werden sollten, sind spannende Fragen unserer Zeit. Mein besonderer Dank gilt neben dem Autor Gernot Vlaj auch den beiden Herausgebern die keine Mhen scheuen, das wichtge Thema zu verbreiten.

    Martn SchnGeschfsfhrer des BIMS e.V.April 2014

  • Inhaltsverzeichnis

    1. Einleitung 111.1. Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121.2. Aufbau und Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

    2. Warum eigentlich ein OER-Schulbuch? 152.1. Warum digitale Schulbcher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

    2.1.1. Und wie sieht das nun der Gesetzgeber? . . . . . . . . . . . . . 212.1.2. Deutsche Sonderregelungen zum (digitalen) Kopieren . . . . . . 25

    2.2. Definition OER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262.2.1. Creative Commons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

    3. OER-Projekte im berblick 343.1. Lehrunterlagen als E-Books in sterreich . . . . . . . . . . . . . . . . 34

    3.1.1. State of the Art in sterreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343.2. Ein Blick ber weltweite Initiativen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

    3.2.1. Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363.3. (nicht deutschsprachiges) Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

    3.3.1. LITAUEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403.3.2. POLEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403.3.3. NORWEGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

    3.4. USA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413.4.1. CK-12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 423.4.2. FLATWORLDKNOWLEDGE.COM . . . . . . . . . . . . . . 44

    3.5. Sdkorea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443.6. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

    4. Grundlagen der Schulbucherstellung 474.1. Typischer Ablauf in einem Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

    4.1.1. Entscheidungsphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

    6

  • 4.1.2. Findungs-, Konzeptions- und Manuskriptphase . . . . . . . . . 484.1.3. Kontrolle durch das BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 494.1.4. Satz, Druck, Bilder und Zusatzmaterial . . . . . . . . . . . . . 504.1.5. Werbung und Markteinstieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 504.1.6. Bestellung und Auslieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

    4.2. Was kostet eigentlich ein Schulbuch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524.3. Kontrollen in sterreich und Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . 55

    4.3.1. Zulassung in sterreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 554.3.2. Schulbuchaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 554.3.3. Zulassung in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 584.3.4. Lehrmittelfreiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

    5. Die Umsetzung eines OER-Schulbuch-Projektes 615.1. (Vor-)Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 625.2. Entwicklung und Herstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

    5.2.1. Wer produziert das Buch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 645.2.2. Wer wird Autorin bzw. Autor? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 655.2.3. Wie sollte es lizensiert werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

    5.3. Qualittssicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 685.4. Vertrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

    5.4.1. Online oder Oine? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 705.4.2. Print-On-Demand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

    5.5. Marketing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 715.6. (Re-)Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 735.7. Zusammenfassung des Konzepts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74

    6. Technische Aspekte bei der Umsetzung von (OER) digitalen Schulbchern 766.1. Wo und wie wird ein solches Buch gespeichert und angeboten? . . . . 76

    6.1.1. Oine, Formate und deren Erstellung . . . . . . . . . . . . . . 776.1.2. Online-Plattformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

    6.2. Digitalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 896.2.1. Metadaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

    6.3. Wie soll das Buch gelesen werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 926.3.1. E-Reader . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 926.3.2. Laptops, Tablets und Co. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

    7

  • 6.4. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

    7. Einsetzbarkeit in Schulen 977.1. Aktueller Einsatz von digitalen Technologien im sterreichischen Un-

    terricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 977.2. Workshop zum Thema Schulbuch-O-Mat . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

    7.2.1. Aufbau und Ablauf des Workshops . . . . . . . . . . . . . . . . 997.2.2. Ergebnisse der Fragerunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100

    8. Zusammenfassung und Diskussion 1048.1. Diskussion des Konzeptes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

    8.1.1. Technische Aspekte des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . 1068.2. Einsetzbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1078.3. Persnliche Schlussworte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

    A. Literaturverzeichnis 110

    B. Anhang 114B.1. Interviewleitfaden Erstellerin bzw. Ersteller . . . . . . . . . . . . . . . 114B.2. Interviewleitfaden Nutzerin bzw. Nutzer . . . . . . . . . . . . . . . . . 116B.3. Interviewleitfaden Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118B.4. Interviewtranskript Erstellerin bzw. Ersteller . . . . . . . . . . . . . . 120B.5. Gedchtnisprotokoll Nutzerin bzw. Nutzer-1 . . . . . . . . . . . . . . . 130B.6. Gedchtnisprotokoll Nutzerin bzw. Nutzer-2 . . . . . . . . . . . . . . . 133B.7. Gedchtnisprotokoll Nutzerin bzw. Nutzer-3 . . . . . . . . . . . . . . . 136B.8. Gedchtnisprotokoll Thomas Rott (Verlag) . . . . . . . . . . . . . . . 139B.9. Interviewleitfaden Workshop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143B.10.Kurzfassung Workshop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145B.11.Richtlinien fr die Genehmigung fr Schulbchern in Deutschland 1972 148

    8

  • Abbildungsverzeichnis

    Abbildung 1. Logo der Creative Commons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29Abbildung 2. Beispiel einer Lizenzerzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

    Abbildung 3. Screenshot der SBX-Online-Plattform . . . . . . . . . . . . . . . 35Abbildung 4. Logo des Projekts Schulbuch-O-Mat . . . . . . . . . . . . . . . 36Abbildung 5. Das Biologie Buch des Schulbuch-O-Mat Projekts in der LOOP

    Plattform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Abbildung 6. Logo von CK12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42Abbildung 7. Beispielseite eines Flexbooks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

    Abbildung 8. Zeitaufwand einer typischen Schulbucherstellung in sterreich . 52Abbildung 9. Darstellung einer Schulbuch Kostenrechnung . . . . . . . . . . . 53Abbildung 10. Darstellung einer OER-Schulbuch Kostenrechnung . . . . . . . 54

    Abbildung 11. Die Konzeptschritte im berblick . . . . . . . . . . . . . . . . . 61Abbildung 12. Kostenrechnung fr eine Print On Demand Lsung . . . . . . . 71Abbildung 13. Finanzierungsmodelle bei OER-Projekten . . . . . . . . . . . . 74Abbildung 14. Zusammenfassung des erarbeiteten Konzepts . . . . . . . . . . . 75

    Abbildung 15. Die Oberflche von iBooks Author . . . . . . . . . . . . . . . . 83Abbildung 16. Erstelloberflche eines CK12 FlexBooks . . . . . . . . . . . . . 88Abbildung 17. Codebeipiel Dublin Core in HTML . . . . . . . . . . . . . . . . 91Abbildung 18. Gegenberstellung verschiedener Reader Software . . . . . . . . 95

    Abbildung 19. Folgen der zunehmenden Digitalisierung von Schulbchern . . . 108

    9

  • Tabellenverzeichnis

    Tabelle 1. Vorteile von E-Books (in der Lehre) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Tabelle 2. Nachteile von E-Books (in der Lehre) . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Tabelle 3. Vergleich von OER Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28Tabelle 4. Erklrung der CC-Basis-Symbole und Eigenschaften . . . . . . . . . 31Tabelle 5. Die aktuell gltigen CC Lizenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

    Tabelle 6. bersicht zu ausgewhlten digitalen und teilweise oenen internatio-nalen Schulbuchprojekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

    Tabelle 7. Zahlen und Fakten ber die SBA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56Tabelle 8. Vergleich der Ausgaben fr Schulbcher in sterreich und Deutschland 60

    Tabelle 9. Technologie Vergleich der ePub Standards . . . . . . . . . . . . . . . 82

    10

  • 1. Einleitung

    Das Medium Schulbuch befindet sich in einem stetigen Wandel, indem ein nchsterSchritt die Digitalisierung sein knnte. E-Books besitzen Vorteile die ein analogesBuch schlicht und einfach nicht bieten kann. Die Mglichkeiten der Interaktion, Mul-timedialitt und Kollaboration ernen hier vollkommen neue Wege der Gestaltungund Verwendung. Die bertragung dieser Vorzge auf ein Schulbuch und der Nutzen,den Lernende und Lehrende daraus ziehen knnten scheinen immens. Natrlich gibt esauch Abstriche, wie Stromabhngigkeit oder verminderte haptische Elemente, wennman analoge Bcher vollstndig ersetzen mchte, weshalb sie nicht ohne Weiteres zumalten Eisen gelegt werden sollten. Doch scheint in Zeiten, in denen eine Digitalisierungder gesamten Lebenswelt stattfindet auch der Fortbestand dieses bewhrten Mediumszur Diskussion zu stehen.Es gibt sehr viele rechtliche Aspekte, die bei der Ver- und Wiederverwendung von

    Lehr- und Lernmaterialien zu bedenken sind. Denn besonders bei digitalen Inhalten,wo Kopie und Tausch nur einen Mausklick entfernt sind, stt man immer wiederan urheberrechtliche Grenzen. Bei einer breiten Einfhrung von digitalen Lehrma-terialien ergeben sich so zwangslufig rechtliche Fallen fr Lernende und Lehrende.Eine Lsung fr dieses Problem bieten Open Educational Resources (OER)1. Laut(Schaffert S. und Geser G., 2008) sind dis Lehr- und Lernmaterialien die kos-tenfrei im Web zur Verfgung stehen, frei verwendet, kombiniert, verndert und inanderen Kontexten unter klar definierten Lizenzregeln wiederverwertet werden dr-fen. Man darf kostenfrei allerdings nicht mit gratis in der Erzeugung verwechseln undso gilt es auch die vielen Beteiligten im Produktionsprozess und ihre Leistungen zuentlohnen. Im Zuge dieser Arbeit wird der Autor versuchen Modelle zur Finanzierungvon freien und oenen Bildungsmaterialien fr die breite Masse zu prsentieren. Eswird gezeigt, dass auch mit kostenlos zugnglichen Materialien Geld zu verdienen istund so fr alle Akteure, von der Autorin bzw. dem Autor ber die Verlage, bis zurLeserin bzw. dem Leser eine zufriedenstellende Situation schabar ist.

    1vgl. Kapitel 2.2

    11

  • Auch aus technischer Sicht stellen digitale Schulbcher Produzentinnen und Produ-zenten sowie Nutzerinnen und Nutzer vor vollkommen neue Herausforderungen. DieSuche nach passenden Technologien und Standards wird ebenso Teil dieser Arbeit seinwie das Thema der ntigen Infrastruktur und Ausstattung von Schulen. Schlielichversucht die vorliegende Diplomarbeit ein Konzept zu entwickeln, wie eine Umsetzungeines Schulbuchs als OER zu bewerkstelligen ist und wie es um die Mglichkeiten derEinsatzbarkeit von OER-Schulbchern aus aktueller Sicht eigentlich steht.

    1.1. Motivation

    Als Lehramtsstudierender bekam ich im Zuge von Praktika schon die Gelegenheiteinen Einblick in mein spteres tglich Brot zu erlangen und diverse Unterrichts-vorbereitungen zu erstellen. Diese ersten wenigen Erfahrungen oenbarten mir bereitsden akuten Mangel an frei zugnglichen und klar lizensierten digitalen Lehr- und Lern-materialien, die fr den Einsatz im tglichen Unterricht geeignet sind. Lehrerinnenund Lehrer sollten gengend bedenkenfreie Materialien zur Verfgung haben, um sichauf ihren Lehrauftrag und die didaktische und methodische Aufbereitung der Inhaltekonzentrieren zu knnen. Gerade aus diesem Grund erachte ich eine breite Oensivein Sachen OER nicht nur als notwendig, sondern als Pflicht der Bildungspolitik.Fr mich berwiegen die Vorteile eines digitalen Schulbuches gegenber einem ge-

    druckten, da es zum Einen wesentlich einfacher aktuell gehalten werden kann und zumAnderen diverse Arten der Interaktion und Multimedialitt mit sich bringt. Ich binder berzeugung, dass der haptische Eindruck eines analogen Buches nicht fr im-mer ein entscheidender Faktor in dieser Diskussion bleiben wird und wir uns in einerbergangsphase befinden in der ein Generationentausch hin zu den Digital Natives2

    erfolgen wird. Die Dichte an mobilen Endgerten in den Taschen der Schlerinnen undSchler gepaart mit den diversen Mglichkeiten die sich durch eine Digitalisierung er-nen, waren Grund genug mich intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen unddie Forschung auf diesem Gebiet zu untersttzen. Ich hoe ich kann mit meiner Di-plomarbeit einen wertvollen Beitrag fr Schulbcher von morgen fr Lernende undLehrende leisten.

    2Personen die mit digitalen Technologien aufgewachsen sind.

    12

  • 1.2. Aufbau und Inhalt

    Diese Arbeit versucht diverse Fragestellungen, die sich bei der Erstellung eines digi-talen Schulbuches ergeben mit Antworten zu versorgen. Anhand eines musterhaftenKonzepts einer OER-Schulbucherzeugung soll gezeigt werden, welche Probleme undHrden es zu meistern gibt und welche Lsungsmglichkeiten sich anbieten bzw. schonin anderen Projekten zur Anwendung kommen. Durch den dargestellten Prozess sol-len Anstze und Modelle veranschaulicht werden und Antworten auf folgende Fragegegeben werden:

    Wer braucht ein OER-Schulbuch?

    Wer erzeugt es?

    Wer soll es bezahlen?

    Wo und wie wird es geschrieben?

    Wie sollte es lizensiert werden?

    Wie kommt es in die Schule?

    Welche technischen Voraussetzungen sind ntig um es zu benutzen?

    Im ersten Teil wird die Frage nach der Notwendigkeit eines derartigen Werkes ge-stellt, die urheberrechtlichen Diskrepanzen erlutert und der Begri OER definiert. Essoll gezeigt werden warum die Erzeugung solcher Medien ein elementarer Baustein aufdem Weg zum digitalen Klassenzimmer sind und welche rechtlichen Gegebenheitendazu fhren, dass solche Bcher OER sein mssen.Der nchste Abschnitt der Arbeit versucht einen berblick ber weltweit laufende

    Projekte zu geben, um ein Gefhl dafr zu entwickeln wie weit andere Staaten, Ln-der und Projekte auf ihrem Weg zu oenen Schulbchern sind und Schlsse fr eineigenes Projekt ableiten zu knnen. Vor allem das erste oene deutsche Schulbuch desSchulbuch-O-Mat3 Projekts soll hier als musterhaftes Beispiel errtert werden und alsSpeerspitze auf dem Weg zu freien und oenen Schulbchern gesehen werden.Kapitel 4 wird sich mit Grundlagen der Schulbucherstellung aus heutiger Sicht

    befassen. Es gilt einen typischen Ablauf eines Verlages zu prsentieren, um spter3vgl. Kapitel 3.2.1

    13

  • darstellen zu knnen welche nderungen ein OER-Projekt nach sich ziehen wrdeund welche Akteure nicht mehr oder weiterhin an der Erstellung beteiligt sein werden.Ein Kernthema dieses Kapitels wird auch die Zulassungssituation in sterreich undDeutschland sein um zu zeigen, welche Kriterien es fr Schulbcher im Allgemeinengibt und welche Hrden sie auf ihrem Weg von der Idee ins Klassenzimmer nehmen.Das folgende Kapitel wird sich mit der konkreten Umsetzung, sprich der Machbar-

    keit eines OER-Schulbuches beschftigen und versuchen, die zuvor gestellten Fragenzu beantworten. Es soll ein Konzept erstellt werden um zu zeigen wie ein OER-Schulbuch umgesetzt werden knnte und etwaige Empfehlungen fr Vernderungengettigt werden.Die technischen Aspekte die zur Umsetzung notwendig sind, werden den nchsten

    Abschnitt dieser Arbeit bilden und versuchen die notwendigen Voraussetzungen frdie Umsetzung und den Einsatz solcher Materialien fr Lehr- und Lernzwecke zuillustrieren. Es soll gezeigt werden, welche Aspekte bei einer Digitalisierung zu be-rcksichtigen sind, welche Vorteile zentrale und dezentrale Speichervarianten haben,welches Speicherformat geeignet ist und welche Endgerte sich fr den Schuleinsatzanbieten.Der fnfte Abschnitt wird sich mit der konkreten Einsetzbarkeit von digitalen OER-

    Schulbchern befassen. Dazu wird der Autor die Ergebnisse eines Workshops prsen-tieren, der im Zuge der Begleitforschung4 zum Schulbuch-O-Mat Projekt stattge-funden hat und diverse Interviewergebnisse die mit Lehrerinnen und Lehrern gefhrtwurden zusammenfassen. Die gewonnen Erkenntnisse gaben einen Einblick in die Ge-danken von aktiven Lehrenden und sollen Auskunft zum Stand der Einsetzbarkeit imrealen Schulalltag geben.In der abschlieenden Diskussion mchte der Autor den beschrittenen Weg aufrollen

    und sowohl die Machbarkeit als auch die Einsetzbarkeit eines OER-Schulbuches ausheutiger Sicht bewerten. Ein Blick in die Zukunft und etwaige Empfehlungen sollendie Arbeit abschlieen und die gesammelten Ergebnisse subsummieren.

    4Entstanden im Zuge der Erstellung von (Ebner, M., Schn, M., Schn, S. und Vlaj, G.,2014)

    14

  • 2. Warum eigentlich einOER-Schulbuch?

    Warum sollte man den eigentlich etwas am Status Quo verndern und sich in diesesneue Themengebiet vorwagen? Wer braucht den eigentlich ein digitales Schulbuch,wenn sich gedruckte Bcher schon seit langer Zeit bewhrt haben? Was bedeutet OERund warum sollte jemand ein Schulbuch erzeugen, nur um es dann zu verschenken?Weshalb sollte es berhaupt notwendig sein Lehr- und Lernmaterialien frei und oenzu verbreiten wenn im Internet doch alles zu finden ist? Fragen ber Fragen dieder Autor versucht in diesem Kapitel zu beantworten und so sowohl eine Vertiefungder Motivation aus der Einleitung, als auch die rechtliche Notwendigkeit einer breitangelegten OER-Material-Oensive zu erlutern.

    2.1. Warum digitale Schulbcher

    Die Digitalisierung macht auch vor der Schule nicht Halt und so erstellen Lehrerin-nen und Lehrer zahlreiche Unterrichtsmaterialien wie Arbeitsbltter, Handouts oderKlassenarbeiten schon seit langem nicht mehr mit Schere und Papier, sondern mitComputern und dem Internet. Aber auch Schlerinnen und Schler verbringen laut(Medienpdagogischer Forschungsverbund Sdwest, 2013) immer mehr Zeitvor den Bildschirmen um fr den Unterricht zu arbeiten. Betrachtet man die Be-strebungen in Richtung eines digitalen Klassenzimmers und dem breiten Einsatz vonBeamern, Tablets, Laptops und interaktiven Whiteboards, ist es nur logisch und kon-sequent auch die Arbeitsmaterialien in digitaler Form zur Verfgung zu stellen.Die Vorreiter der digitalen Bildung sind Universitten in den USA, wo digitale

    Aufzeichnungen von Vorlesungen bereits seit einiger Zeit zum Standard gehren. Manerwartet hier eine deutliche Abnahme der Prsenzlehre und so besuchten im Herbst2007 schon vier Millionen Studierende zumindest eine Onlinevorlesung (Brooks D.,2012).

    15

  • Ein weiterer Pionier der digitalen Bildung war Salman Khan der durch die Bildungder Khan Academy5 eine Woge an frei und online zugnglichen Inhalten losgetretenhat. Ursprnglich wollte Khan seiner Cousine Mathematiknachhilfe ber das Internetgeben und hatte dafr Videos auf Youtube6 hochgeladen. Mittlerweile kann der MIT7

    Absolvent mit digitaler Bildung seinen Lebensunterhalt bestreiten. Als Randnotiz seierwhnt, dass die Videos unter einer CC-BY-NC-SA Lizenz verentlicht werden.Was das bedeutet wird in Kapitel 2.2.1 erklrt.Auch die Firma Apple stellt eine Plattform bereit, in die laut (Paukner P., 2013)

    mittlerweile 1200 Universitten und 1200 Grundschulen Vorlesungen, Kurse und wei-teres Lernmaterial einstellten. In iTunes U8 gibt es Materialien die fr die von Ap-ple verkaufte Hardware mageschneidert sind und somit die Anwesenheit von iPads,MacBooks und Co. in der Klasse notwendig machen. Obwohl man die wirtschaftlichenInteressen hinter iTunes U und dem iBook Format deutlich erkennen kann, erweisensich die Plattform und die Endgerte als sehr vielversprechend auf dem Weg zumdigitalen Schulbuch9.Die Digitalisierung der gesamten Lebenswelt macht wie schon gesagt auch vor der

    Schule nicht halt. Immer mehr Computer werden in den Klassen und Lehrerzimmernaufgebaut um den Lernenden und Lehrenden das Lernen und Lehren zu erleichtern.Laut der JIM-Studie 2013 (Medienpdagogischer Forschungsverbund Sd-west, 2013) besitzen bereits 72 Prozent der Jugendlichen ein Smartphone, was eineSteigerung von 25 Prozent gegenber 2012 bedeutet. Die Studie besagt weiter das zu-mindest 49 Prozent der 12 - 19 Jhrigen Computer und Internet mehrmals pro Wochenutzen um zu lernen und fr die Schule zu arbeiten. Obwohl 40 Prozent im Internetnach Informationen und Material fr die Schule suchen, ist die Nutzung in den Schulenselbst noch sehr selten. (Medienpdagogischer Forschungsverbund Sdwest,2013)Die immer grer werdende Prsenz von digitalen Endgerten in den Klassen und

    die gesamte Diskussion um ein digitales Klassenzimmer ohne Papierkrieg machen dasThema digitale Schulbcher unumgnglich. Ob diese E-Schulbcher das analoge Buchirgendwann komplett verdrngen knnen wird die Zeit zeigen, die Vorteile und Mg-

    5https://www.khanacademy.org (Zugri: 03/2014, einer Online-Plattform auf der es ber 4600frei zugngliche Lernvideos gibt

    6http://youtube.com (Zugri: 03/2014)7Massachusetts Institute of Technology8https://www.apple.com/de/education/ipad/itunes-u/ (Zugri: 03/2014)9vgl. Kapitel 6

    16

  • lichkeiten eines digitalen gegenber einem gedruckten Buch sind jedoch manigfaltig.Aber was kann nun ein solches Buch mehr oder besser als ein herkmmliches undwarum lohnt sich der Umstieg? Eine Auflistung von Vor- und Nachteilen von E-Books(siehe Tabelle 1 und 2) in der Lehre soll dieser Frage weiter auf den Grund gehen.

    17

  • Vorteile ErluterungPlatzbedarf kein (physischer) Platzbedarf; groe

    Speicherkapazitten fr viele E-Bookskein Gewicht Nur das Gewicht des Endgerts ersetzt

    einen Groteil der Schultasche.flexible Schriftgre Je nach Format gute Personalisierung

    mglich, untersttzt Menschen mit Seh-schwche.

    Sprachausgabe/Barrierefreiheit Je nach Format und Endgert gibt eseine Text-to-Speech-Funktion.

    Direkte Verfgbarkeit Man erspart sich den Weg zum Buchla-den, Bcher sind 24/7 im Internet ver-fgbar.

    Aktualisierbarkeit Neue Entwicklungen und Auflagen kn-nen extrem schnell und ohne groenAufwand an die Nutzerin bzw. den Nut-zer herangebracht werden.

    Sprungbrett Auch unbekannte Autoren knnendurch den geringer werdenden logisti-schen Aufwand ihre Bcher auf denMarkt bringen.

    Durchsuchbarkeit Digitale Suchfunktionen ersetzten einenIndex am Ende eines gedruckten Bu-ches.

    Definitionen Je nach Endgert kann on-the-flynach Begriserklruungen, bersetzun-gen und Definitionen gesucht werden.

    Verfgbarkeit Es gibt sehr viele Gratisbcher (z.B.:Klassiker der Weltliteratur).

    Verschmelzung von Buch und Heft Notizen und Kritzelein an beliebigerStelle sind auch in E-Books mglich,mit dem Vorteil , dass auch diese durch-sucht werden knnen.

    Tabelle 1.: Vorteile von E-Books (in der Lehre), (Quelle: Eigener Entwurf nach (K-nig M., 2013)).

    18

  • Nachteile ErluterungErstanschaungkosten Grundstzlich sind E-Books gnstiger

    als analoge, auf den Kaufpreis desBuches muss man jedoch immer dendes Endgertes aufrechnen, im Um-kehrschluss sind E-Books so wohl meistdie teurere Variante.

    Bedienbarkeit Durch die vielen verschiedenen Endge-rte ist auch die Darstellung und Be-dienung nicht konsistent, durch mancheGerte kann auch die Farbgebung ver-flscht bzw. die Eingabe von Text er-schwert sein.

    Einschrnkungen beim Lesen Das Lesen am Monitor ist nicht jeder-manns Sache, die Orientierung ist in zujener in einem analogen Buch sehr dif-ferenziert.

    Medienkompetenz Es erfordert eine gewisse Form von Ver-stndnis aktueller Medien um mit denEndgerten umgehen zu knnen.

    Illegale Kopien Wie alle digitalen Produkte wre auchein E-Book leichter unrechtmig zu ko-pieren und weiterzugeben als ein analo-ges.

    Eingeschrnkte Verwendung Kuflich erworbene E-Books knnennur selten auch verliehen werden, manmuss das gesamte Gert verleihen, eineWeitergabe an die nchste Klasse knn-te so entfallen. In manchen Fllen wirdauch nicht das Buch sondern Nutzungs-rechte gekauft.

    Abhngigkeit Zum Benutzen ist man Abhngig vonStrom, Elektrogerte knnen leichterzu Schaden kommen wie analoge , eineventueller Defekt knnte Datenverlus-te nach sich ziehen.

    Vergnglichkeit Ein virtuelles Buch knnte schneller inVergessenheit geraten, Die Endgerteveralten aus heutiger Sicht sehr schnell.

    Tabelle 2.: Nachteile von E-Books (in der Lehre), (Quelle: Eigener Entwurf nach (K-nig M., 2013)).

    19

  • Es steht auer Frage, vor allem im Angesicht von Tabelle 2, dass E-Books nicht ohneNachteile sind. Aus der Sicht des Autors sind jedoch viele der Vorteile in Tabelle 1sehr wichtig fr die Entwicklung des Mediums Schulbuch. Hier sind in erster Linienicht die Fakten wie Gewicht und Gre entscheidend, sondern viel mehr Dinge wieAktualitt, Interaktivitt und Mediendiversitt die sich durch die digitale Fassungergeben. Die Mglichkeiten nicht nur Text- und Bild sondern auch Audio-, Video undinteraktive Elemente nahtlos in ein Buch einzubinden, bedeuten einen groer Sprungfr die Entwicklung von Schulbchern und sollten unbedingt ausgebaut werden.Laut Prof. Dr. Nils Goldschmidt dem Vorsitzenden des Zentrums fr konomische

    Bildung und Professor fr Didaktik der Wirtschaftswissenschaften an der Universi-tt Siegen, sollte man das digitale Schulbuch jedoch nicht nur als portablere oderpraktischere Version des analogen Materials betrachten. Es biete viel mehr eine ech-te Mglichkeit Lehr- und Lernszenarien vollkommen neu und anders zu arrangieren(Bildungsklick, 2014).

    ... in didaktischer Perspektive das elektronische Schulbuch nicht nur eine neuedigitale Soe fr bekannte Lehrinhalte und -materialen ist, sondern dass das

    elektronische Schulbuch, wenn auch vielleicht keine Revolution, so doch zumindesteine Evolution bestehender Schulbuchkonzepte bedeutet." (Bildungsklick, 2014)

    Die Vorteile und Mglichkeiten sind oensichtlich sehr gro und wie das BeispielCK-1210 zeigt sind solche Bcher auch schon Realitt. Im Falle der noch spter vorge-stellten Flex-Books11 knnen hier Inhalte aus verschiedensten online frei verfgbarenLehrbchern je nach Bedarf zusammengestoppelt werden und so ein eigenes Schulbuchnach persnlichen Bedrfnissen erstellt werden. Die Mglichkeiten sind grenzenlos unddie Inhalte (bei diesem Projekt) die schon heute auf hchstem Niveau sind knnenstndig aktualisiert werden.Obwohl nun dargestellt wurde warum es sich lohnt die Idee digitales Schulbuch

    weiter zu verfolgen, knnte man dem Irrtum verfallen, dass OER nicht wesentlichist da durch die Schulbuchaktion12 fr Schlerinnen und Schler ohnehin kostenfreieSchulbcher existieren. Das dem gerade nicht so ist soll der folgende Abschnitt derArbeit darstellen.

    10vgl. Kapitel 3.4.111vgl. Kapitel 6.1.212vgl. Kapitel 4.3.2

    20

  • 2.1.1. Und wie sieht das nun der Gesetzgeber?

    Das Thema Urheberrecht ist besonders in der Bildung und in den Klassenzimmer einuerst heikles und wichtiges. Es stellt sich die Frage, ob diverse Prozesse mit aktu-ellen Lehr- und Lernmaterialien berhaupt erlaubt sind. Sollen von Schlerinnen undSchlern bzw. Lehrerinnen und Lehrern neue Medien mit herkmmlichen Materialien(wenn auch schon digital, herkmmlich lizensiert) benutzt werden, stt man zwangs-lufig auf gewisse Fragen. Nehmen wir folgende drei Situationen an und versuchen diegestellten Fragen zu beantworten:

    Darf man sich seine Lehr/Lernunterlagen (z.B.: Fotos, Videos, Texte...) ausdigitalen Medien (z.B.: Internet) zusammenbasteln?

    Darf man sich Arbeitsbltter aus dem Internet herunter laden und fr die Klassekopieren oder auf den Schulserver stellen?

    Darf man seinen Schlerinnen und Schlern ein (Lehr)-Buch in digitaler Formzur Verfgung stellen?

    Drei einfache und alltgliche Fragen im Leben von Lehrenden und Lernenden, dieman eigentlich relativ kurz und knapp mitNein beantworten kann. Weil diese einfacheAntwort jedoch ziemlich frustrierend ist, mchte der Autor sie etwas vertiefen undherausfinden warum die juristische Lage so ist wie sie ist.

    Was ist eigentlich urheberrechtlich geschtzt?

    Das Urheberrecht schtzt Werke und sonstige Leistungen, die eigentmlich sindund aus den Bereichen Literatur, bildende-, Ton- oder Filmkunst stammen. Eigentm-lich bedeutet in diesem Zusammenhang individuell und originell (laut OGH, (HallerA., 2003)).Im Zweifel entscheidet der OGH was ein eigentmliches Werk ist und was nicht,

    Register oder Datenbanken fr urheberrechtlich geschtzte Materialien existieren lei-der nicht. Auch das c-Symbol auf einem Produkt ist noch keine Garantie dafr, dasses vom Gesetzgeber als eigentmliches Werk anerkannt wird. In diesem Zusammen-hang knnen auch Sammelwerke, sofern als eigene geistige Schpfung anerkannt, demUrheberrecht unterliegen.Zustzlich zum Urheberrecht gibt es auch Leistungsschutzrechte, die dem Rechte-

    inhaber Folgendes zusichern.

    21

  • Vorfhrung (Darbietung)

    Aufzeichnung (Bild, Ton, Video)

    Vervielfltigung

    Ausstrahlung

    Erstherausgabe nachgelassener Werke

    Herstellung groer Datenbanken

    Wie sieht es mit Fotos und Videos aus?

    Ja auch solche Werke unterliegen dem Urheberrecht, natrlich mssen auch dieseeigentmliche Schpfungen sein und drfen nicht in das Recht am eigenen Bildeiner Person eingreifen. Bei Videos gibt es Sonderregelungen, da ein Film ja meistvon mehreren Personen erschaen wurde. Es wird eineMiturheberschat definiert.Weiters sind gewerbsmig hergestellte Filme durch gesetzliche Anordnung Eigentumder Produzentin bzw. des Produzenten (Filmhersteller). (Haller A., 2003)

    Wer ist die Urheberin bzw. der Urheber?

    Hier gilt das Schpferprinzip, soll heien es gibt immer eine Person der das Ur-heberrecht klar zugewiesen und dieser auch lebenslang nicht entzogen werden kann.Das bedeutet das ein Urheberrecht auch nicht bertragebar ist (Ausnahme: Verzichtauf Miturheberschat (Haller A., 2003))Keine Rolle spielt hierbei das Alter des Rechteinhabers, sehr wohl aber wenn diese

    oder dieser ihre Rechte geltend machen will, wofr Geschftsfhigkeit vorausgesetztwird.Sollten zwei oder mehrere Personen das Werk erschaen haben sind diese Mitur-

    heber und bilden eine untrennbare Einheit. Sollte man die Leistungen der Personenjedoch klar trennen knnen (z.B.: Person A schreibt die Musik und Person B denText eines Liedes) besitzt jede der Personen nur eine Teilurheberschat am Werk desAnderen.Das Urheberrecht in sterreich erlischt 70 Jahre nach dem Tod des letzten (Mit-

    )Urhebers. Die verwandten Schutzrechte gelten 50 Jahre ab Leistungserbringung undhaben somit nichts mit dem Urhber zu tun.

    22

  • Und was genau ist das Urheberrecht?

    Das Urheberrecht definiert sich als eine Sammlung an vermgensrechtlichen (14bis 18a UrhG) Befugnissen:

    Vervielfltigung und Verentlichung

    Verbreitung

    Senderecht

    Vortrags-, Auhrungs- und Vorfhrungsrecht

    Zurverfgungstellungsrecht

    und persnlichkeitsrechtlichen Befugnissen (19 bis 21 UrhG): Urheberschaft, Ur-heberbezeichnung und Werkschutz. Urheberrechte sind ausschlieliche Rechte, auchbekannt als Exklusiv- oder Monopolrechte. Sie sind nicht bertragbar, was auch frdie Verwertungsrechte gilt. Es ist allerdings mglich Lizenzen (Werknutzungsbewilli-gungen) zu erteilen.

    Darf ich nun ein Werk kopieren?

    Generell ist jedes (digitale) Kopieren eines Werkes auf das man nicht den urheber-rechtlichen Anspruch hat, ein Eingri in das Vervielfltigungs und Verentlichungs-recht des eigentlichen Urhebers und somit untersagt.Eine solche Nutzung kann allerdings vom Gesetzgeber erlaubt sein, dies nennt man

    freie Werknutzung mit der eine zustzliche Erlaubnis des Rechteinhabers nicht mehrntig ist. Ist dem nicht der Fall und es existieren keine gesetzlichen oder vertragli-chen Lizenzen, muss bei der Urheberin bzw. dem Urheber um Nutzungsbewilligungangesucht werden.Auch das Online-Stellen, also die Bereitstellung eines Werkes im Internet oder einer

    anderen zentralen Stelle die von mehr als einer Person aufgesucht werden kann stellteine unrechtmige Vervielfltigung bzw. Zurverfgungstellung dar und ist somit ver-boten. Ausgenommen sind hier Kopien zum eigenen Gebrauch.

    Muss die Urhberin bzw. der Urheber genannt werden?

    23

  • Darber entscheidet dank der vom Gesetzgeber verliehenen Urheberpersnlichkeits-rechte einzig und allein die Rechteinhaberin bzw. der Rechteinhaber. Sie oder er kannklarstellen, wie wo und ob sie oder er genannt werden will, was auch bei der freienWerknutzung (Zitation) gilt.

    Darf man Werke verndern?

    Privat ja, entlich nein da die Urheberin bzw. der Urheber sein Recht auf Werk-schutz geltend machen kann und auch nur sie oder er das Bearbeitungsrecht besitzt.Dieses nderungsverbot hngt damit zusammen, ob die Nutzerin bzw. der Nutzerberhaupt die Befugnis hat das Werk zu benutzen. Besitzt man dieses nicht, darfman auch nichts ndern. Vice versa darf man Werk, Titel und Urheberbezeichnungverndern sofern der Rechteinhaber einwilligt. Die Urheberin bzw. der Urheber darfalso auf sein Recht auf Werkschutz verzichten und das Bearbeitungsrecht abtreten.

    Wann darf man nun fr schulische Zwecke kopieren?

    Da man generell nur private Einzelkopien erstellen darf, ist ein Kopieren vonWerkenin Klassenstrke nicht zulssig. Aus diesem Grund gilt fr diesen Fall eine Sonderre-gelung:

    Schulen und Universitten drfen fr Zwecke des Unterrichts beziehungsweise derLehre in dem dadurch gerechtfertigten Umfang Vervielfltigungsstcke in der fr

    eine bestimmte Schulklasse beziehungsweise Lehrveranstaltung erforderlichen Anzahlherstellen (Vervielfltigung zum eigenen Schulgebrauch) und verbreiten; dies giltauch fr Musiknoten. Auf anderen als den im Abs. 1 genannten Trgern ist diesaber nur zur Verfolgung nicht kommerzieller Zwecke zulssig. Die Befugnis zurVervielfltigung zum eigenen Schulgebrauch gilt nicht fr Werke, die ihrerBeschaenheit und Bezeichnung nach zum Schul- oder Unterrichtsgebrauch

    bestimmt sind. (42 Abs. 6 UrhG, (Bundeskanzleramt, 2014))

    Gerade dieser letzte Satz bringt uns an die Wurzel des urheberrechtlichen Problemsfr Lehr- und Lernmaterialien bzw. Schulbcher in sterreich. Es ist nicht erlaubtaus Werken zu kopieren die dezidiert fr die Schule oder den Unterricht geschaenwurden. Das bedeutet, dass man keine Schulbcher (oder Teile davon), Arbeitsbltter,Lehrvideos oder sonstige Lehrmittel kopieren darf um sie in der Schule zu verwenden.

    24

  • Um nun auf die drei gestellten Fragen zurckzukommen, darf man zwar zum Zwe-cke des eigenen Schulgebrauchs seine Materialien zusammenstellen, darf diese jedochmit niemandem teilen und schon gar nicht als Lehrender der Klasse zur Verfgungstellen. Man verletzt in diesem Fall, wenn nicht explizit durch die Urheberin bzw. denUrhber im Sinne einer Werknutzungsbewilligung erlaubt, die vermgensrechtlichenBefugnisse der Selben. Arbeitsbltter aus dem Internet zu holen und fr Schlerinnenund Schler zu kopieren und online zur Verfgung zu stellen ist natrlich ebenfallsuntersagt, da man nicht aus Lehrmitteln kopieren darf und auch keine Vervielflti-gung bzw. Zurverfgungstellung solcher Materialien durchfhren darf. Auch die dritteFrage wird durch den letzten Satze von 42 Abs. 6 UrhG klar verneint. Es ist nichtmglich eigenstndige Kopien, sei es analog oder digital und egal in welcher Strkeanzufertigen, wenn es ber die private Nutzung hinausgeht.Diese Tatsachen lassen das ertrumte digitale Klassenzimmer in weite Ferne rcken

    und bilden eine Barriere gegen Tabletklassen und all die anderen Vorteile die einesolche Lehrumgebung bieten wrde. Es wre mit den derzeitigen Materialien schlichtund einfach illegal eine digitale Klasse zu fhren, was den Autor zum Schluss kom-men lsst, dass es neue Lehrmittel braucht mit denen die gewnschten Operationenwie Weitergabe, Vernderung und Austausch legal mglich sind. Obwohl die Mngelauf dem Gebiet der Hardware und der Ausstattung der Klassen wesentlich prsentererscheinen, muss an dieser Stelle klar festgehalten werden, dass es keinen Sinn machtjedes Kind mit einem Tablet auszustatten, ohne die rechtlich sauberen Inhalte die zurNutzung bentigt werden anbieten zu knnen.So bentigt man trotz der Tatsache, dass in sterreich jedes Kind gratis zu seinen

    Schulbchern kommt (vgl. 4.3.2) eine Lsung fr den Spalt zwischen freiem Zugangund rechtlicher Unsicherheit. Nach Einschtzungen des Autors knnte die Anwortauf diese Frage die Verwendung von oenen Bildungsressourcen sein. In Kapitel 2.2wird zunchst die Begriichkeit sowie die Bedeutung fr Schulbcher erlutert, ehein Kapitel 5 die Umsetzung eines Schulbuchs als OER beschrieben wird.

    2.1.2. Deutsche Sonderregelungen zum (digitalen) Kopieren13

    In Deutschland gelten seit 1. Januar 2013 klare Regeln in Bezug auf digitale undanaloge Kopien in der Schule. Aufgrund der komplexen rechtlichen Lage wurden von

    13Das Kapitel hlt sich an die oziellen Angaben von (Konferenz der Kultusminister &Verband Bildungsmedienverband e.V., 2013)

    25

  • den Lndern in Zusammenarbeit mit den Verwertungsgesellschaften14 Wort, Bild-Kunst und Musikedition, klare Regelungen beschlossen. Die Regelungen sollen frden Unterrichtsalltag praktikabel sein und den Lehrerinnen und Lehrern zu mehrRechtssicherheit verhelfen.Eine genaue und exakte Auflistung was man darf und was man nicht darf findet sich

    bei (Konferenz der Kultusminister & Verband Bildungsmedienverbande.V., 2013), in groben Zgen kann aber auf die folgenden Faustregeln15 verwiesenwerden:

    Lehrkrfte knnen 10 %, maximal aber 20 Seiten, eines Printwerkes kopierenund bei Werken, die ab 2005 erschienen sind, einscannen.

    Lehrerinnen und Lehrer knnen diese Kopien und Scans fr ihren eigenen Un-terrichtsgebrauch nutzen.

    Ein Zugri Dritter muss mit eektiven Mitteln ausgeschlossen werden. Die Scans knnen auf verschiedenen Rechnern der Lehrkraft gespeichert werden. Bei Werken, die digital angeboten werden, gelten die Lizenzbedingungen desVerlages.

    Obwohl hier die Regeln klar festgelegt werden, reicht aus Sicht des Autors auch dieseZusammenstellung bei weitem nicht aus um realistisch mit den neuen Medien arbeitenzu knnen. Auch in Deutschland wird es mehr als diesen Ansatz geben mssen, umdigitale Schulbcher mit all ihren Vorteilen im Unterrichtsalltag einsetzen zu knnen.Eine Gemeinsamkeit in sterreich und Deutschland liegt also darin, dass etwas Neuesgemacht werden muss, um das Potential der neuen Medien zu nutzen und gleichzeitigdie Rechtssicherheit zu wahren. Wie schon zuvor erwhnt, knnten hier OER ein Wegans Ziel sein.

    2.2. Definition OER

    Das Krzel OER steht fr Open Educational Resources was man mit Oene Bil-dungsressourcen bersetzen kann und fasst im Groen und Ganzen Lehr- und Lern-

    14Einrichtung die treuhnderisch Urheberrechte und verwandte Schutzrechte fr eine groe Anzahlvon Rechteinhaber verwaltet.

    15Faustegeln: (Konferenz der Kultusminister & Verband Bildungsmedienverband e.V.,2013)

    26

  • materialien mit zumindest folgenden Eigenschaften zusammen:

    Frei im Internet zugnglich

    Unter einer klaren Lizenz stehend

    Klar definierte Regeln fr die Wiederverwendung

    Da es keine einheitliche Definition fr OER gibt, existieren auch weitere Kriterien,wie zum Beispiel die Verwendung von Open Source Software, die allerdings nur seltenerfllt werden (Mruck K., Mey G., Purgathofer P., Schn S. und Aposto-lopoulos N., 2011). Auf der Homepage von Creative Commons16 findet sich eineZusammenstellung der gngigsten Definitionen des Begris17, wovon der Autor nuneinige anfhren und in Tabelle 3 vergleichend darstellen mchte.

    The William and Flora Hewlett Foundation

    OER sind Lehr, Lern und Forschungsressourcen die der Gemeinfreiheit gehrenoder unter einer Lizenz verentlicht wurden, die die freie Verwendung und

    Wiederverwertung erlaubt. OER inkludiert hier vollstndige Kurse, Kursmaterialien,Module, Bcher, Streamingvideos, Tests, Software und alle anderen Werkzeuge,

    Materialien oder Techiken die den Zugang zu Wissen ermglichen.

    OECD (Organization for Economic Co-operation and Development)

    Digitalisierte Materialien die frei und oen fr Lehrende, Lernende angebotenwerden um sie zum Lehren, Lernen und Forschen ver- und wiederzuverwenden. OERbeinhalten Lernmaterial, Software Tools zum Entwickeln, Benutzen, Verentlichen

    und Implementieren von Ressourcen wie zum Beispiel oene Lizenzen

    The Cape Town Open Education Declaration

    Open Educational Resources sollen durch oene Lizenzen, welche Verwendung,Weiterverarbeitung, bersetzung, Weiterentwicklung und Weitergabe festlegen, geteiltwerden knnen. Materialien sollen in Formaten verentlicht werden, die sowohl

    Verwendung als auch Bearbeitung ermglichen und auf einer Vielzahl vonPlattformen verwendbar sind. Wenn immer es mglich ist sollen die Materialien16http://wiki.creativecommons.org/What_is_OER%3F (Zugri: 03/2014)17Die Definitionen lagen in englischer Sprache vor und wurden Sinngem bersetzt.

    27

  • auch in Formaten vorliegen die sowohl Menschen mit krperlichen Einschrnkungenals auch solchen ohne Internetzugang die Verwendung ermglichen.

    OER Commons

    Open Educational Resources sind Lehr- und Lernmaterialien die man frei ver- undwiederverwenden darf ohne etwas dafr bezahlen zu mssen. OER besitzen hufig

    eine Creative-Commons18 oder GNU19-Lizenz die genaue Auskunft darber gibt wiedas Material benutzt, wiederverwendet, adaptieret und geteilt werden darf

    Oene Urhe-berlizenz be-ntigt

    Recht aufZugang, Ad-aptierung undWiederverf-fentlichung

    Keine Dis-kriminierung,gleiches Rechtfr jedenNutzer

    Keine speziel-le Abgrenzungvon Lehrres-sourcen (excl.nicht kom-merzielleAbgrenzun-gen)

    HewlettFoundation

    Ja Ja Ja Ja

    OECD Nein Ja Nein NeinCape TownOpen Educa-tion Declara-tion

    Ja Ja Ja Nein

    OER Com-mons

    Nein Ja Ja Ja

    Tabelle 3.: Vergleich von OER Definitionen, (Quelle: Eigener Entwurf nach (Creati-ve Commons, 2014)).

    Die Darstellung in Tabelle 3 zeigt, dass zwar Unterschiede existieren, die Grundi-dee jedoch in allen Definitionen die selbe ist. Nimmt man nun die Erkenntnisse ausden urheberrechtlichen berlegungen20 und legt auf die Probleme den Filter OERerkennt man, dass so ein juristisch einwandfreies digitales Schulbuch erzeugbar ist.

    18vgl. Kapitel 2.2.119GNU free document license, im Detail unter: https://www.gnu.org/licenses/licenses.de.html

    (Zugri: 03/2014)20vgl. Kapitel 2.1.1

    28

  • Nun knnte man die Frage nach dem wirtschaftlichen Nutzen eines OER-Schulbuchsstellen, wenn es doch frei zugnglich ist und ohne Einschrnkungen weitergegebenwerden darf. Fr die Beantwortung dieses Themas verweise ich auf Kapitel 4.2, wodurch eine Kostenrechnung versucht wird zu zeigen, dass frei und oen nicht gleichgratis ist und auch solche Schulbcher (trotz hufiger Mitwirkung von Freiwilligen)einen Grundstock an Kapital bentigen.In Tabelle 3 wurde der Begri Creative Commons verwendet, welchen ich auf

    Grund seiner Wichtigkeit fr OER und das Verstndnis von Kapitel 3 genauer erklrenmchte.

    2.2.1. Creative Commons

    Abbildung 1.: Logo der Creative Commons (Quelle:http://creativecommons.org/about/downloads/ (Zugri: 03/2014)).

    Creative Commons (kurz CC) ist eine Non-Profit-Organisation welche vorgefertigteLizenzvertrge bereitstellt, die von Autorinnen und Autoren benutzt werden knnenum ihre Medieninhalte zu verentlichen und zu verbreiten (Abbildung 1). Mate-rialien die mit einer CC-Lizenz ausgestattet wurden, erlauben eine Verwendung dieber das Urheberrecht hinausgeht. Der Standardsatz alle Rechte vorbehalten wirdsozusagen aus dem Spiel genommen und die Autorin bzw. der Autor darf selbst dar-ber entscheiden wie ihr bzw. sein Werk verentlicht wird und was eine Dritte bzw.ein Dritter damit machen darf. Der grte Vorteil der CC-Lizenzen besteht in dergeschaenen Transparenz fr die Nutzerin und den Nutzer. Durch die einfach formu-lierten Lizenzbedingungen und die klare Deklarierung eben dieser wird auch fr Laiendie Verwendung fremder Materialien bedenkenlos und ohne die Einholung einer Ein-willigung durch die Autorin bzw. den Autor mglich. Als Ergnzung zu den einfachgestrickten Deklarierungssymbolen, die in Tabelle 4 dargestellt werden und mit sehrwenig Einleseaufwand auf den ersten Blick erkennen lassen unter welcher Lizenz ein

    29

  • Werk steht, existieren rechtsverbindliche Texte, die auch von der Judikatur anerkanntwerden und somit gltige Rechtsvorschriften darstellen (Creative Commons, 2014).Kennt man die Bedeutungen dieser wenigen Symbole kann man die Syntax jeder

    CC-Lizenz, die sich aus diesen zusammensetzt, lesen21. Die Erstellung ist denkbar ein-fach, man muss nur zwei einfache Fragen beantworten und der Generator prsentierteinem die gewnschte Lizenz. Zustzlich kann man noch Metadaten angeben, um zudefinieren wie die Namensnennung vorzunehmen ist. In Abbildung 2 wird der Gene-rator und ein Pseudobeispiel fr eine Lizenz gezeigt, deren Name CC-BY-NC-SAlauten wrde und folgendes bedeutet:

    CC - Dieses Werk steht unter einer Creative Commons Lizenz.

    BY - Wird dieses Werk verwendet muss der Name der Urheberin oder des Ur-hebers angegeben werden.

    NC - Das Werk darf nicht fr kommerzielle Zwecke verwendet werden.

    SA - Das Werk in dem Teile dieses Werkes verwendet werden muss unter der-selben Lizenz verentlicht werden.

    Grundstzlich sind die Lizenzen fr die US-Urheberrechtslage vorgesehen worden,es gibt jedoch auch lnderspezifische Lizenzen die die speziellen Bedingungen vielerLnder bercksichtigen und im Generator auswhlbar sind (Wikipedia, 2014). Durchdie zwei Fragen ergeben sich die sechs aktuell gltigen Lizenzen welche, abschlieendin Tabelle 5 dargestellt werden.

    21vgl. Tabelle 4

    30

  • Symbol Bezeichnung Erklrung

    CC-Logo

    Dieses Symbol soll auf den erstenBlick erkenntlich machen, dassman hier eine CC-Lizenz vor Au-gen hat

    Namensnennung

    Hiermit wird festgelegt das beiVerwendung der Name der Urhe-berin bzw. des Urhebers genanntwerden muss

    Share Alike

    Dieses Attribut legt fest, dass je-des Material das dieses Materialverwendet wieder unter der sel-ben Lizenz verentlicht werdenmuss

    NonCommercial

    Eines dieser drei Symbole ($ amhufigsten verwendet) schlieteine Verwendung des Materialsfr kommerzielle Zwecke aus

    noDerivation

    Keine Vernderung der Inhaltegestattet

    Tabelle 4.: Erklrung der CC-Basis-Symbole und Eigenschaften, (Quelle: Ei-gener Entwurf nach (Creative Commons, 2014), Symbole:http://creativecommons.org/about/downloads/ (Zugri: 03/2014)).

    31

  • Abbildung 2.: Beispiel einer Lizenzerzeugung (Quelle:http://creativecommons.org/choose/ (Zugri: 03/2014)).

    32

  • Name Symbol

    CC-BY

    CC-BY-SA

    CC-BY-ND

    CC-BY-NC

    CC-BY-NC-SA

    CC-BY-NC-NDTabelle 5.: Die aktuell gltigen CC Lizenzen, (Quelle: Eigener Entwurf nach (Crea-

    tive Commons, 2014)).

    33

  • 3. OER-Projekte im berblick22

    Bevor in Kapitel 5 ein mglicher Ablauf fr die Erzeugung eines OER Schulbuchsdargestellt wird, soll hier ein berblick ber bestehende Projekte fr OER-Materialiengeschaen werden. In Europa wie auch in Asien und vor allem in Nordamerika, gibtes schon sehr fortgeschrittene Projekte, die auch fr die Umsetzung in sterreichinteressante Aspekte bieten.

    3.1. Lehrunterlagen als E-Books in sterreich

    Zu Beginn soll die sterreichische Situation analysiert werden. Wichtig ist hierbei auchdie Frage, in wie weit die Entwicklung und der Einfluss von digitalen Materialien schonist und ob diese auch in den derzeitigen Planungen Bercksichtigung finden.

    3.1.1. State of the Art in sterreich

    Der momentane Bestand an digitalen Schulbchern ist in sterreich rar gest, dochsoll eine kurze Darstellung des aktuellen Status Quo das Angebot und die Problememit den aktuellen Projekten erlutern und vor allem zeigen, was mit diesem Angebotalles nicht mglich ist.

    SCHULBUCH EXTRA23

    Das sogenannte SBX-Projekt oder Schulbuch Extra ist seit 2003 Teil der Schulbuch-aktion in sterreich. Es beinhaltet digitale Zusatzinhalte, die neben den normalengedruckten Bchern von den Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern im Zuge derSchulbuchaktion bestellt werden knnen. Dies wirft bereits das Problem der man-gelnden Flexibilitt auf, da man schon sehr frh wissen muss, ob man Zusatzinhaltebentigt oder nicht. Die digitalen Inhalte stellen im Groen und Ganzen Ergnzungen

    22Teile des Kapitels wurden bereits hier verentlicht (Ebner, M., Vlaj, G. und Schn, S.,2013)

    23http://sbx.bildung.at/ (Zugri: 06/2013)

    34

  • Abbildung 3.: Screenshot der SBX-Online-Plattform (Quelle:http://sbx.bildung.at/statisch/sbx/de/startseite.ihtml (Zugri:02/2014)).

    zu den gedruckten Bchern dar, darunter auch digitale Atlanten und Wrterbcher.Von dem Angebot wird nach derzeitiger Erfahrung eher wenig Gebrauch gemacht,wobei laut Verlagen die Zahl der Bestellungen und damit auch die Auslastung desSBX-Budgets der Schulen jhrlich steigt.Das Angebot wird von den Schulbuchverlagen bereitgestellt, kann ber die Online-

    Plattform, die in Abbildung 3 zu sehen ist abgerufen werden und unterliegt den selbenrechtlichen Bedingungen wie analoge Schulbcher. Die Verlage haben groe Beden-ken und sind der Meinung, dass man das klassische gedruckte Schulbuch noch nichtabschaen kann. Man geht hier sogar soweit und sagt es wre eine Form von Bildungs-verhinderung, da sich ja sehr viele Lernende keine Endgerte fr digitale Bcher leistenknnen 24.

    24Aussagen aus zahlreichen Diskussionen gegenber den Autoren der Begleitforschung

    35

  • DIGI-4-SCHOOL

    Das Digi-4-School Projekt ist die neueste Initiative in Sachen digitale Lerninhalte insterreich. Seit 31. Jnner 2013 wird in einer Steuerungsgruppe des Bildungsminis-teriums und der Schulbuchwirtschaft ber die Rahmenbedingungen fr solche Inhalteberaten25. Aber auch in diesem Projekt steht das klassisch analoge Schulbuch imMittelpunkt. Digitale Inhalte werden weiterhin als Ergnzung betrachtet und sollenin Kombination zu einer greren Vielfalt im Lehrmittelangebot fhren. Kurz zu-sammengefasst bildet das gedruckte Buch weiterhin das Leitmedium, welches durchelektronische Verknpfung ergnzt werden soll.

    3.2. Ein Blick ber weltweite Initiativen

    Im Folgenden wird eine Auswahl an Projekten mit Referenzcharakter aus aller Weltim Detail beschrieben. Den Beginn sollen hierbei Initiativen in Deutschland machen,deren Ansatz unterschiedlicher nicht sein knnte. Einerseits das Projekt Schulbuch-O-Mat, dass klar vom oenen Gedanken geprgt ist und andererseits die Digitalen-Schulbcher.de, welches ein kommerzielles Projekt der deutschen Bildungsmedienver-lage ist.

    3.2.1. Deutschland

    SCHULBUCH-O-MAT 26

    Abbildung 4.: Logo des Projekts Schulbuch-O-Mat (Quelle: SBOM).

    Das Projekt Schulbuch-O-Mat, Abbildung 4 zeigt das Logo des Projekts, wurdevon Heiko Przyhodnik und Hans Hellfried Wedenig initiiert. Sie hatten sich ein am-bitioniertes Ziel gesetzt, bis Ende Juli 2013 in kollaborativer Zusammenarbeit von

    25http://www.educ8.at/educ8/educ8-blog/13-bildung/75-digitale-schulbuecher-digi-4-school ,Zugri: Juni 2013

    26http://schulbuch-o-mat.de/ (Zugri: 06/2013)

    36

  • ehrenamtlich ttigen Personen, das erste deutschsprachige frei zugngliche Schulbuch(CC-BY)27 entstehen. Im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne auf der PlattformStartNext28 wurde hierzu zunchst ein Basiskapital von ber 10.000 Euro gesam-melt. ber eine relativ kurze Zeitspanne von nur zweieinhalb Monaten konnte diesernicht alltgliche Betrag von ber 200 Untersttzerinnen und Untersttzern aufge-stellt werden. Auch die zahlreichen Erwhnungen in der Presse halfen dem Projektund seinen Initiatoren um zum besagten Startkapital zu gelangen. Durch die Crowdfinanziert wurde nun begonnen ein Biologieschulbuch zu schreiben, dass mit demBerliner Rahmenlehrplan im Einklang steht (Biologie I, 7./8. Schulstufe). Die Pro-jektbeschreibung lies ein Produkt erwarten, dass den gegenwrtigen technischen Stan-dard bercksichtigt und aktuelle Wnsche erfllt. Zur Umsetzung des Projekts wurdedas Autorensystems LOOP29 genutzt und die Kooperation mit dem ZUM Wiki30 inDeutschland gepflegt.Nach sehr viel positiver und negativer Presse im Zuge des Finanzierungsprozesses31,

    war der Anfang des Projektes sehr schwerfllig und von wenig kollaborativer Hilfegeprgt. Die vielen Freiwilligen, die sich zu Beginn gemeldet hatten, wollten oderkonnten aus verschiedenen Grnden nicht mehr aktiv mithelfen, weshalb ein Groteilder Umsetzungsarbeiten an den Initiatoren und eingestellten Praktikanten verblieb.Aufgrund dieser Mangelsituation konnte man keine neuen Inhalte fr das gesamte

    Buch erstellen und musste auf bestehende Materialien zurckgreifen, dies fhrte zuProblemen in der Lizenzfrage. Die ursprnglich angestrebte CC-BY Lizenz musstemangels bereits exisiterenden Inhalten verworfen werden. Die Autoren stellten fest,dass mit der Ausweitung der Lizenz auf CC-BY-SA ein wesentlich breiterer Pool anbereits vorhandenen Materialien zu finden ist (Ebner, M., Schn, M., Schn, S.und Vlaj, G., 2014).Nach diesen anfnglichen Problemen gab es, auch aufgrund der selbst gesetzten

    Deadline, dennoch groe Fortschritte. Durch den umgesetzten Notfallplan, die ber-nahme der Inhalte der amerikanischen CK-12 Organisation32, konnte das Buch mitInhalt gefllt und rechtzeitig verentlicht werden. Am Ende steht das Buch unterzwei verschiedenen Lizenzen, der Text in Kapitel 6 und die gesamten Abbildungen sind

    27vgl. Kapitel 2.2.128http://www.startnext.de (Zugri: 03/2014)29Learning Object Online Plattform, http://loop.oncampus.de (Zugri: 03/2014)30Wiki des Vereins Zentrale fr Unterrichtsmedien, http://wikis.zum.de/ (Zugri: 03/2014)31http://www.lehrerfreund.de/schule/1s/schulbuch-o-mat-interview/4286 (Zugri: 04/2014)32vgl. Kapitel 3.4.1

    37

  • CC-BY-SA und alle weiteren Texte CC-BY-NC-SA lizensiert (Schulbuch-O-Mat,2014).

    Das Buch steht als Web-, ePub, PDF und iBooks Version frei zur Verfgung undwurde bis Mrz 2014 insgesamt 31367 Mal heruntergeladen (11594 ePub, 13526 PDF,6247 iBook) (Schulbuch-O-Mat, 2014), was fr ein Projekt das vollkommen ohneProfessionisten ausgekommen ist, mehr als bemerkenswert ist. In Abbildung 5 ist dieWebversion des Biologiebuchs in der kollaborativen Plattform LOOP dargestellt.Wie der Name Schulbuch-O-Mat schon vermuten lsst, ist es das Ziel eine Vielzahl

    an Schulbchern dieser Art zu erzeugen und so ist neben dem stndig weiter verbes-serten Biologiebuch auch schon mit den Arbeiten an einem Politik-/Wirtschaftsbuchbegonnen worden.

    DIGITALE-SCHULBCHER.DE33

    Ein gnzlich kontrres Projekt aus Deutschland ist Digitale-Schulbuecher.de, wel-ches eine Initiative der deutschen Bildungsmedienverlage ist. In einem digitalen B-cherregal34, dass ber proprietre Software zu erreichen ist, kann sich jeder selbstseine digitalen Bcher zusammenkaufen. Wie zu erwarten war sind die Bcher wederfrei noch oen, sondern nur ber den Erwerb von Freischaltcodes zugnglich. DasAngebot soll sich in Zukunft ber das gesamte momentane Drucksortiment der Ver-lage erstrecken. Derzeit gibt es nur einige wenige Bcher, die digitalisiert wurden undnach dem Kauf sowohl online als auch oine gelesen werden knnen35. Als weitereFeatures ist es mglich in den Bchern mit Whiteboardfunktionen zu arbeiten undsie auf smtlichen gngigen Plattformen zu lesen. Das Projekt ist aus der Sicht desAutors ein erster Anker, ber den sich die Verlage auch auf dem digitalen Sektor ver-suchen wollen. Die Inhalte stellen jedoch recht wenig Innovatives dar, da es eigentlichnur PDF-Versionen der physischen Bcher sind. Des Weiteren bleibt das Problem derRechte und Weiterverarbeitung beim Alten. Um ein Sprichwort zu bemhen handeltes sich um alten Wein in neuen Schluchen, welcher nicht zu einem oenem und freienZugang zu digitalen Inhalten beitrgt, geschweige denn auch die digitalen Endgerteund ihre Mglichkeiten zur Gnze ausnutzt.

    33http://digitale-schulbuecher.de/ (Zugri: 06/2013)34vgl. Kapitel 6.1.235vgl. Kapitel 6.1.2

    38

  • Abbildung 5.: Das Biologie Buch des Schulbuch-O-Mat Projekts in der LOOP Platt-form (Quelle: SBOM).

    39

  • 3.3. (nicht deutschsprachiges) Europa

    ber den Tellerrand des deutschsprachigen Europas hinaus sollen hier auch einzel-ne Lnder Erwhnung finden, die mit verschiedenen Projekten in Richtung digitaleSchulbchern und sogar schon aktiv am Thema OER arbeiten. Vor allem im OstenEuropas tut sich enorm viel auf diesem Sektor, was die folgenden Beispiele Litauenund Polen zeigen sollen.

    3.3.1. LITAUEN 36

    In Litauen versucht man aktiv E-Content zu frdern, indem diverse Initiativen gestar-tet wurden die durch staatliche Mittel finanziert werden. Als Beispiel sei die Schaungder sogenannten eBiblioteka genannt in der es bereits ber 60 E-Books gibt, die je-doch leider mit einem Kopierverbot versehen sind.Es ist ein System mit staatlicher Kontrolle im Entstehen, wo mit entlichen Gel-

    dern explizit OER-Materialien geschaen und so die derzeitigen Materialien ersetztwerden sollen. Zum derzeitigen Zeitpunkt sind allerdings noch keine klaren Strukturzu erkennen und so kann als beispielhaft nur der Einsatz des Staates genannt wer-den, der die Zeichen der Zeit anscheinend wahrgenommen hat und bewusst in dieseRichtung agiert.

    3.3.2. POLEN 37

    In Polen ist man hingegen schon weiter, Cyfrowa szkola, zu deutsch Digitale Schu-le heit das staatlich initiierte Projekt welches im April 2012 gestartet wurde. DieIdee wurde ursprnglich von Netzaktivisten, NGOs und Bildungseinrichtungen ge-geben und kurz danach durch den Staat weiterentwickelt. In groben Zgen werdenzwei Mal 13 Millionen Euro in die Hand genommen um die vier Projektbausteine(Technik, Lehrerinnen- und Lehrerhilfe, Schlerinnen- und Schlerhilfe und E-Books)umzusetzen. Die ersten dieser Millionen werden fr die technische Grundausstattungaufgewendet, um das Projekt berhaupt durchfhren zu knnen. Den zweiten Teildes Budgets verwendet man dann fr die tatschliche Umsetzung der verschiedenenTeilprojekte, in denen die Inhalte (auch OER) entstehen sollen. Wichtig ist wiederum

    36http://itec.eun.org/web/guest/lt-digital-resources (Zugri: 06/2013)37http://blog.zdf.de/hyperland/2012/04/polen-veroeentlicht-schulbuecher-unter-creative-

    commons-lizenz/ (Zugri: 06/2013)

    40

  • die Lizensierung der neuen digitalen Schulbcher, die im Zuge der digitalen Schule inPolen mit der CC-BY Lizenz realisiert werden soll. Derzeit gibt es nur stockendeFortschritte, die aber bei solch einem komplexen Vorhaben durchaus als normal an-zusehen sind. Was man aus Polen mitnehmen kann ist eine gute Projektplanung, dasBausteinprinzip und eine gesicherte Finanzierung durch staatliche Hilfe.

    3.3.3. NORWEGEN 38

    Da skandinavische Lnder fr ihre guten Bildungssysteme bekannt sind, sollen auchdie Bewegungen in einem dieser Lnder, in diesem Fall Norwegen, dargestellt wer-den. Hier wurde die NDLA National Digital Learning Arena geschaen, in deres Unterrichtsmaterialien ohne Urheberverletzungen gibt. Unter der CC-BY-SA Li-zenz werden auf einer Open-Source-Plattform Materialien und auch OER-Projektezur Verfgung gestellt. Auch hier werden durch staatliche Frderungen Bcher zuge-kauft und Projekte finanziert. Der Gedanke zum freien Zugang zu Schulbchern ist inNorwegen fix verankert und soll durch die NDLA geleitet werden. Die Erweiterung desBestandes wird von den Universitten im Land berwacht. Auch Norwegen kann alsfortgeschritten auf dem Weg zu digitalen Schulbchern und OER-Materialien fr denUnterricht betrachtet werden. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass eine staatlicheFrderung sowie der Einsatz von CC Lizenzen Grundsteine fr solche Bewegungensein werden.

    3.4. USA

    In den USA und im speziellen in Kalifornien wurde mit der Schaung der First-in-the-nation-digital-textbook-initiative (ins Leben gerufen von Gouverneur Arnold Schwar-zenegger) die Einfhrung von digitalen Schulbchern erstmals angedacht. Durch dieTerminierung des analogen Schulbuches erhote man sich im finanzmaroden Gol-den State eine jhrliche Ersparnis von bis zu 350 Millionen Dollar. Die anfnglichstark wirtschaftlich geprgte PDF-Idee wurde zum Glck nicht fallen gelassen undweiterentwickelt. Dies gipfelte 2012 in einem Gesetz, welches die Erstellung von FreeOpen Source Textbooks unter der CC-BY Lizenz garantieren sollte. Im Zuge der

    38http://wiki.creativecommons.org/Case_Studies/Norwegian_National_Digital_Learning_Arena(Zugri: 06/2013)

    41

  • 50 books initiative39 wurde ein mehrphasiges Projekt gestartet, dessen Ziel es warsolche Inhalte auf hohem Standard zu erzeugen. Das nachfolgend errterte CK12Projekt, liefert den momentan grten Anteil der Bcher in der digital textboooklibrary.

    3.4.1. CK-12 40

    Abbildung 6.: Logo von CK12 (Quelle: CK12).

    CK-1241 (Abbildung 6) ist ein educational non-profit Vereinigung, der seit 2007explizit an oenen und freien Lehr- und Lernmaterialien arbeitet. Auf der vollkom-men kostenlosen Plattform befinden sich diverse Tools und Lernhilfen sowie die frdiese Betrachtungen so interessanten Flex-Books42, eines der am besten ausgebau-ten open-textbook-Programme berhaupt. Flex steht hierbei fr die vollkommeneFlexibilitt was den Inhalt und die Gestaltung des E-Books angeht. Jeder kann sichin seinem Konto vollkommen kostenfrei aus einer groen Anzahl von fertigen Bchernsein eigenes Buch zusammenstellen und in jeder Form (mit Ausnahme der Printver-sion) kostenfrei beziehen. Sogar eine Vernderung der Texte und Wiederverwendungunter der CC-BY-NC-SA Lizenz ist mglich. Abbildung 7 zeigt eine Beispielseiteaus einem Flexbook das fr die Bedrfnisse der zwlften Schulstufe in Kalifornienvorgesehen ist.Die Organisation lebt von Spenden und bezieht seine Inhalte aus verschiedenen

    Quellen wie Spenden, Auftragsarbeiten und Eigenproduktionen. Die Werke sind vonhchster Qualitt und werden mehrfach berprft bevor sie in den Katalog von CK-12

    39http://arstechnica.com/information-technology/2009/05/california-launches-open-source-digital-textbook-initiative/ , Zugri: Juni 2013

    40http://www.ck12.org/ (Zugri: 06/2013)41K12 ist die US-Bezeichnung fr den primren und sekundren Bildungsbereich (Kindergarten -

    12. Schuljahr)42vgl. Kapitel 6.1.2

    42

  • Abbildung 7.: Beispielseite eines Flexbooks (Quelle: http://www.ck12.org/book/CK-12-Earth-Science-Concepts-For-Middle-School/r20/section/6.0/).

    43

  • gelangen. Laut Angaben auf der Website gibt es derzeit ber 70 Million Lernerfahrun-gen verpackt in ber 5000 Konzepte, die sich aus ber 15000 Inhalten zusammenset-zen. Die erwhnten Konzepte bilden ein Clusterung der STEM43-Gebiete und sollenleichteres Verstndnis der Inhalte frdern. Die vielen Lernangebote der Plattform be-schrnken sich jedoch nicht nur auf die Flexbooks, es werden zahlreiche Applikationenzum Lernen und zur Prfungsvorbereitung zur Verfgung gestellt und das vollkom-men kostenfrei.Dieses Projekt kommt der Idee eines OER-Schulbuchs derzeit mit Abstand am

    nchsten und findet auch im deutschen Schulbuch-O-Mat Projekt44 eine Wiederver-wertung. Das Projekt besitzt Referenzcharakter und sollte in berlegungen fr diezuknftige Entwicklung auf jeden Fall miteinbezogen werden.

    3.4.2. FLATWORLDKNOWLEDGE.COM 45

    Flatworldknowledge war ursprnglich eine frei zugngliche Sammlung universitrenLehr- und Lerninhalten, die ebenfalls sehr anpassungsfhig sind. Man versuchte seineKosten ber den Verkauf der Printversionen zu decken und den digitalen Zugri, wieder Name schon sagt flat (also frei) zu gewhren. Leider muss berichtet werden, dassdieses Geschftsmodell gescheitert ist und der Umstieg von flat auf fair notwendigwar. Nun sind auch die digitalen Versionen kostenpflichtig und knnen in verschiede-nen Modellen bezogen werden. Die Inhalte, immerhin ber 100 Bcher, knnen jedochnach wie vor bearbeitet werden und laufen unter der CC-BY-NC-SA Lizenz. Mitzu-nehmen ist das gescheiterte Modell der Finanzierung ber den Print, was wiederumeine Besttigung des Trends zu digitalen Schulbchern darstellt.

    3.5. Sdkorea

    In Sdkorea versucht man die derzeit radikalste nderung und setzt auf einen har-ten Umbruch. Als Ziel wurde hier durch einen Regierungsbeschluss festgelegt, dass innur wenigen Jahren ein 100 prozentiger Umstieg auf E-Books im Unterricht durch-zufhren ist46. Um diese Mammutaufgabe zu bewltigen wird man bis 2015 ca. 1,4

    43engl. Science, Technology, Engeneering, Mathematics44vgl. Kapitel 3.2.145http://catalog.flatworldknowledge.com/ (Zugri: 06/2013)46http://www.netzwelt.de/news/87426-schulen-suedkorea-e-book-tablet-pc-cloud-statt-

    klassischer-buecher.html , Zugri: Juni 2013

    44

  • Milliarden in dieses Projekt investieren. Der Umstieg erfolgt in allen Schulen und inallen Fchern und soll durch ein Cloud-Computing-System und W-LAN Herstellungan den Schulen eingeleitet werden. Im Zuge der Groinvestments werden auch fr fi-nanziell benachteiligte Schlerinnen und Schler Tablets und Laptops angeschat. Inder Phase des Umstiegs soll jeder Lehrende die Freiheit haben, selbst zu bestimmenwann und in welchem Ausma sie bzw. er die neuen E-Books einsetzt, jedoch muss mitdem Stichtag der endgltige Wechsel vollzogen sein. Ob dieser radikale Weg nun zumgewnschten Erfolg fhrt bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall kann man sagen, dass eszwar ein Weg ist den man gehen kann, dieser jedoch erst einmal wirtschaftlich mglichsein muss. Informationen zu rechtlichen Grundlagen und technischer Umsetzung gibtes derzeit noch nicht.

    3.6. Zusammenfassung

    Tabelle 6 fasst die gesammelten Ergebnisse aus der Projektanalyse zusammen undzeigt unter anderem, dass eine Vielzahl an Initiativen schon jetzt auf die Lizenzva-rianten von Creative Commons zurckgreifen. Auf der Finanzierungsseite kann manerkennen, dass hier der berwiegende Anteil der Projekte staatlich untersttzt wird,es jedoch auch andere Wege gibt wie man Materialien erstellen und finanzieren kann.Es ist sehr erfreulich, dass auch OER in vielen Initiativen eine Rolle spielen und derWeg zu freien und oenen Bildungsressourcen schon von vielen Projekten und Staatenbegangen wird.

    45

  • Projekt Staat Lizenz Finanzierung OERDIGI-4-school AT c staatlich Nein

    SBX AT c Verlage NeinSchulbuch-O-Mat DE CC Crowdfunding Ja

    Digitale-Schlbcher.de DE c Verlage NeinDigitale Schule POL CC staatlich Ja

    ndla NOR CC staatlich JaCK12 USA CC Spenden Ja

    Flat world knowledge USA CC Verlage NeinCLRN-California USA c staatlich Nein

    Sdkorea SKOR unklar staatlich unklarTabelle 6.: bersicht zu ausgewhlten digitalen und teilweise oenen internationa-

    len Schulbuchprojekten. Quelle: (Ebner, M., Vlaj, G. und Schn, S.,2013), aktualisiert

    46

  • 4. Grundlagen derSchulbucherstellung

    Durch seine Relevanz als Leitmedium im Bildungswesen stehen Schulbcher im Fokusvieler Fragen und Diskussionen. Sie entstehen inmitten von Schulpraxis und Bildungs-politik und knnen in keiner Weise mit Werken der Belletristik verglichen werden,weshalb sich auch die Arbeit eines Schulbuchverlags grundlegend von der eines Publi-kumsverlages unterscheidet. Die Schulbuchproduktion ist an diverse Rahmenbedin-gungen geknpft die durch die vom Ministerium gelegten Lehrplne definiert werden.In diesem Kapitel werden diverse Grundlagen der Schulbucherstellung in sterreichdargestellt, ehe in Kapitel 5 die Projektion auf ein OER-Projekt erfolgt. Zunchstwird ein typischer Ablauf fr die Erstellung eines Schulbuchs in einem Verlag prsen-tiert, um im Folgenden ersichtlich zu machen wo es Anpassungen bzw. Adaptierungenim Falle eines OER-Buches geben muss. Im Anschuss daran wird eine kurze Kosten-rechnung zeigen, wie sich die zu erwartenden Kosten in der Produktion zwischenherkmmlicher- und OER-Variante verhalten. Abschlieend werden die Zulassungs-bedingungen von Schulbchern in sterreich und Deutschland erklrt. Im Zuge dieserErluterungen werden die in diesem Zusammenhang wichtigen Begrie Schulbuchak-tion (AT) und Lehrmittelfreiheit (DE) errtert.

    4.1. Typischer Ablauf in einem Verlag

    Der folgende Ablauf hlt sich in seiner Grundstruktur an die Angaben des VeritasVerlages47 der auf seiner Homepage einen fr diesen Verlag typischen Erstellungspro-zess eines Schulbuches beschreibt, sowie Angaben von (Cornelsen Verlag, 2010)und einem Interview mit Thomas Rott48, dem Leiter des Bros Wien beim HelblingVerlag. Alle Quellen berschneiden sich in groen Bereichen und zeigen, wie ein Verlag

    47http://www.veritas.at/about/schulbuch (Zugri: 03/2014)48siehe Gedchtnisprotokoll im Anhang B.8

    47

  • nach heutigem Stand ein Schulbuch entwicklelt.

    4.1.1. Entscheidungsphase

    Die Frage nach dem Warum stellt sich zu Beginn natrlich auch beim gedrucktenSchulbuch, den was ist der Anlass um sich an ein neues Buch zu setzen, wenn es dochschon zahllose gibt? Als ersten wichtigen Anlass sollte man natrlich das Aktualitts-prinzip in den Fokus stellen, welches eine stndige berarbeitung der existierendenBcher unumgnglich macht. Als Beispiel ziehen die raschen Entwicklungen in Poli-tik und Wirtschaft, vor allem in den Gesellschaftswissenschaften einen hohen Gradan Wartungsarbeiten (z.B.: Statistiken, Grafiken, usw.) nach sich. Weitere Grndewren ein neuer Lehrplan oder eine neue Schulform, die das Anforderungsprofil frLehrmittel mitunter stark verndern knnen. Auch neue Erkenntnisse in den Be-reichen Methodik und Didaktik erfordern stets neue oder zumindest berarbeiteteLehrmittel.Die Entscheidung fr ein neues Buch oder eine gesamte Reihe wird von der Ge-

    schftsleitung und dem Marketing eines Verlages nach einer Einschtzung des Mark-tes und unter Bercksichtigung der eigenen Programmpolitik getroen. Egal ob essich um ein neues Buch oder eine Neuauflage handelt, stellt man sich hier zunchstdie Frage ob ein solches berhaupt wirtschaftlichen Wert fr das Unternehmen hat.Eine Marktanalyse zeigt die Konkurrenz und einen eventuellen Marktfhrer, dessenAlleinstellungsmerkmale es zu erforschen gilt. Doch auch wenn es konomisch nurwenig Sinn ergibt kann es laut Thomas Rott aus Prestigegrnden dennoch zur Ent-scheidung zu einem Buch kommen, da man sich auf einem neuen Markt platzierenmchte um so das Image des Verlages zu strken. Laut ihm bentigt ein neues Bucheine wesentlich lngere Vorlaufzeit und auch einen hheren finanziellen Aufwand alseine Neuauflage.

    4.1.2. Findungs-, Konzeptions- und Manuskriptphase

    Ist die Entscheidung gefallen wird als Erstes vom Verlag eine Lektorin oder ein Lektorbestimmt, die bzw. der ein Konzept des neuen Buches erstellen soll. In diesem sollendie Unterschiede zwischen Neu und Alt enthalten sein, Details zum Aufbau und frZusatzmaterialien und vor allem, wer es schreiben soll. Doch auch die Bedrfnisse vonLehrkrften werden in dieser Phase bercksichtigt, zu diesem Zweck werden Auszge

    48

  • der Materialien in Schulen getestet und deren Eignung berprft. Aufbauend aufdiesem Konzept erstellt eine Grafikerin oder ein Grafiker ein Layout fr das neueSchulbuch in das sich der Inhalt einfgen soll. Das Projekt hat zu diesem Zeitpunktbereits eine Laufzeit von in etwa zwei Monaten erreicht (Veritas Verlag, 2013).Laut (Cornelsen Verlag, 2010) kann dieser Schritt in Konzeption und Planungauch bis zu zwei Jahre dauern. Als Grund wird hier der zustzliche Vorabtest diverseraus dieser Phase stammender Materialien an Schulen genannt.Im Anschluss wird von der Lektorin oder dem Lektor nach Autorinnen und Au-

    toren gesucht, die mglichst viele Ideen und Einflsse in das neue Werk einbringensollen. Die Autorinnen und Autoren erstellen ein Manuskript des Buches und nehmenauch rckwirkend Einfluss auf das zuvor erstellte Konzept. Wenn die Rohfassung desBuches fertig ist, geht es zurck an den Verlag, beziehungsweise die Lektorin oderden Lektor, zum Querlesen und Nachbearbeiten. Bis zur finalen Rohfassung vergehenlaut (Veritas Verlag, 2013) circa zehn Monate.

    4.1.3. Kontrolle durch das BMBF

    In sterreich wird jedes Schulbuch durch das BMBF, das Bundesministerium fr Bil-dung und Frauen geprft. Diese verpflichtende Kontrolle erfolgt in der Manuskriptpha-se und folgt Kriterienkatalogen, die von Gutachterkommissionen (die fr jedes Fachund jeden Schultyp existieren) auf Einhaltung berprft werden. Hier wird in etwasmehr als vier Monaten das Werk anhand eines Kriterienkataloges auf Tauglichkeitgeprft und bekommt laut Thomas Rott eines der folgenden Urteile:

    Unter Auflagen zugelassen

    Wiedervorlage

    Abgewiesen

    In den ersten beiden Fllen knnen Lektorin oder Lektor bzw. Autorinnen undAutoren die ntigen nderungen einarbeiten und das Buch direkt auf Kurs bringenoder ein weiteres Mal dem BMBF vorlegen. Sollte das Buch abgewiesen werden mussman zurck an den Konzeptionstisch, was jedoch laut Thomas Rott nur sehr seltenvorkommt.

    49

  • 4.1.4. Satz, Druck, Bilder und Zusatzmaterial

    Erst jetzt geht das Manuskript ins Satzstudio, wo das Buch mit Grafiken und Bildernnach Vorgaben des erstellten Layouts vervollstndigt wird. Die Fotos, Bilder undGrafiken werden entweder zugekauft oder neu erstellt und von Layouterinnen undLayoutern eingearbeitet. Die Arbeit an der grafischen Aufbereitung und die damitverbundene Einholung von Lizenzen dauert beinahe vier Monate, was den Prozessnun schon auf eine Lnge von geschtzten 19 Monaten bringt.Im Reprostudio werden die Bilder, Fotos und Grafiken in druckbare Formate um-

    gewandelt und der gesamte Text fr den Druck aufbereitet. Inklusive des gesamtenDruckvorganges bentigt auch dieser Schritt wieder drei Monate. Das fertig Buchwird jetzt gedruckt, gefalzt, gebunden und steht nun zur Auslieferung bereit. Bevordas passiert ist es jetzt noch an der Zeit die zuvor beschlossenen Zusatzmaterialien,wie Kopiervorlagen oder CD-ROMs zu erstellen.

    4.1.5. Werbung und Markteinstieg

    Das neue Schulbuch ist nun theoretisch zur Auslieferung und Verwendung bereit, dochist noch nicht klar wer das Buch berhaupt benutzen wird. Dazu bedarf es noch einergehrigen Menge an Marketing und Werbung, wozu auch Messen49 veranstaltet undauch Werbeveranstaltungen direkt in Schulen abgehalten werden. In sterreich fhrtder Weg in die Schulen jedoch zu allererst ber die Schulbuchaktion (SBA), die inKapitel 4.3.2 noch genauer beschrieben werden wird.Wie schon in Kapitel 4.1.1 erwhnt, grndet ein neues Schulbuch auch sehr oft

    auf einem neuen methodischen oder didaktischen Ansatz. Aus diesem Grund werdenauch oft im Zuge einer Schulung neue Lehr- und Lernmaterialien vorgestellt. Sowohlvon Autoren- als auch Lehrerseite wurde besttigt, dass die Prsentation eines neuenmethodischen Konzeptes genutzt wird, um zu zeigen dass das neu erstellte Schulbuchperfekt fr die Umsetzung der neuen Idee geeignet ist. Natrlich gibt es jedoch auchgewhnlichere Formen der Werbung fr Schulbcher in Fachkatalogen, Aussendungenoder im Internet.In der Regel werden diese Manahmen rund ein Jahr bevor das Werk in die Klassen

    kommen soll gesetzt, wobei sich die Hauptwerbephase im Zeitraum von November bisFebruar befindet. Nach nun schon mehr als zwei Jahren ist die Zeit gekommen, in der

    49z.B.: Interpdagogica, http://www.interpaedagogica.at (Zugri: 03/2014)

    50

  • das neue Buch bestellt wird.

    4.1.6. Bestellung und Auslieferung

    Der Bestellvorgang beginnt mit einem Treen der Fachlehrerinnen und Fachlehrer,die sich zunchst auf ein Werk (wenn mglich einem Gesamtband) einigen. LautBefragungen wird ein Buch nur jahrgangsweise gewechselt, soll heien eine Schlerinoder ein Schler durchluft im Idealfall einen Band vom ersten bis zum letzten Teil.Laut Angaben von befragten Lehrerinnen und Lehrern ist der Vorteil der Beibehaltungrecht gro, da die Schlerinnen und Schler an die Systematik des Buches gewohntsind und ihnen so der Einstieg in den nchsten Teil leichter fllt. Hat man sich aufein Lehrwerk geeinigt, bleibt man laut (Cornelsen Verlag, 2010) meist mehrereJahre dabei.Haben sich die Fachlehrerinnen und Fachlehrer auf ein Werk fr einen Jahrgang

    festgelegt wird dies der oder dem Schulbuchbeauftragten der Schule im Zuge derEinfhrungskonferenz im Mrz mitgeteilt. Diese oder dieser muss nun berprfen,ob alle Wnsche im Einklang mit dem Budget gebracht werden knnen und nacherfolgter Prfung wird die Bestellliste an das Bundesrechenzentrum bermittelt. Vondieser Stelle aus wird den Verlagen mitgeteilt, wovon wieviel wohin gehen soll, wasfr gewhnlich hauptschlich im Mrz passiert.Der Prozess wird mit der Auslieferung abgeschlossen, was ebenfalls in mehreren

    Ebenen passiert. Zunchst gehen die Bcher von der Buchbinderei an eine Spedition,welche die Bcher an Buchhandlungen weiterleitet. Diese Buchhandlungen lagern dieBcher bis alle fr eine Schule bestellten Exemplare von allen Verlagen eingetroensind. Am Schulbeginn werden nun alle Bcher gesammelt an die Schulen ausgeliefertund von der Schulbuchbeauftragten oder dem Schulbuchbeauftragten berwacht andie Schlerinnen und Schler verteilt.Abbildung 8 zeigt den zeitlichen Aufwand fr den gesamten Umsetzungsprozess

    noch einmal zusammenfassend in tabellarischer Form. Es ist zu erkennen, das man imbesten Fall von einer Gesamtumsetzungszeit von etwa zwei Jahren ausgehen muss.

    51

  • Abbildung 8.: Zeitaufwand einer typischen Schulbucherstellung in sterreich (Quel-le: (Ebner, M., Schn, M., Schn, S. und Vlaj, G., 2014) nach(Veritas Verlag, 2013)).

    4.2. Was kostet eigentlich ein Schulbuch?

    Schulbcher zu erzeugen bentigt neben viel Zeit natrlich auch Kapital. Das dieseAussage auch fr OER-Schulbcher gilt und frei zugnglich nicht gleich gratis ist,soll an dieser Stelle gezeigt werden. Ein vergleichender berblick soll zeigen, mit wel-chen monetren Aufwnden fr die Produktion eines herkmmlichen und eines OER-Schulbuch zu rechnen ist. Die Zahlen beziehen sich auf die Produktion in Deutschlandund sind fr die OER-Variante geschtzt50 worden. Die folgenden Ausfhrungen be-ziehen sich auf die Ergebnisse der in (Ebner, M., Schn, M., Schn, S. und Vlaj,G., 2014) gettigten berlegungen.51

    Die Webseite schulbuchportal.de wird vom Verband Bildungsmedien e.V., ein Zu-sammenschluss von Schulbuchverlagen und anderen Produzenten von Schulbuchma-terialien und Lernhilfen in Deutschland gefhrt. In Abbildung 9 werden Angabendieses Portals52 in tabellarischer Form dargestellt. Es werden die zu erwartendenKosten und deren Verhltnis bei einem Ladenpreis von 20 und 30 Euro betrachtet,

    50Auch nach entlichen Diskussionen der Schtzungen gab es keine gravierenden nderungen.51Fr eine ausfhrliche Diskussion verweise ich auf die Quelle.52http://www.schulbuchportal.de/index.php/component/content/article/20-fragen-

    antworten/markt/12sindschulbuecherzuteuer?highlight=YToxOntpOjA7czoxNDoibWVocndlcnRzdGV1ZXIiO30=(Zugri: 03/2013)

    52

  • Abbildung 9.: Darstellung einer Schulbuch Kostenrechnung, *Schtzung da Angabefehlt (Quelle: (Ebner, M., Schn, M., Schn, S. und Vlaj, G.,2014) nach Angaben von schulbuchportal.de.)

    wobei laut (Ebner, M., Schn, M., Schn, S. und Vlaj, G., 2014) die rechteSpalte als realistischer (auch da in Deutschland Schulbcher oft fr mehrere Jahregedacht und daher robuster produziert werden mssen) einzuschtzen ist.Als zweiter Schritt wurde geschtzt welche Kosten im Falle eines OER-Buchs auf

    einen Verlag, wrde dieser es produzieren53, zukommen wrden. Die nderungenbeziehen sich ebenfalls auf die rechte Spalte aus Abbildung 9 und einem Ladenpreisvon 30 Euro.Die Tabelle in Abbildung 10 zeigt, dass sich die zu erwartenden Herstellungskosten

    53vgl. Kapitel 5.2.1

    53

  • Abbildung 10.: Darstellung einer OER-Schulbuch Kostenrechnung (Quelle: (Ebner,M., Schn, M., Schn, S. und Vlaj, G., 2014))

    nicht von denen des herkmmlichen Buches unterscheiden. Folgende Punkte sind frdie Einsparungen und Mehrkosten verantwortlich:

    Layoutkosten bleiben konstant

    Bilder sind mglicherweise aufwendiger zu recherchieren54

    Dasselbe gilt fr die mglichen multimedialen Inhalte

    Es entstehen keine Druckkosten55

    Verlagsallgemeinkosten, Autorenhonorare sowie der kalkulierte Verlagsgewinn wer-den laut (Ebner, M., Schn, M., Schn, S. und Vlaj, G., 2014) mit gering-fgigen nderungen konstant bleiben. Ein Buchhndlerrabatt entfllt aufgrund desdigitalen Angebots vollkommen. Die Mehrwertsteuer wird aufgrund des nun entste-henden Werkvertragscharakters von sieben auf 19 Prozent erhht.Demnach sollte ein von einem Fachverlag professionelles angefertigtes OER-Schulbuch

    in der Herstellung etwa 140 000 Euro (inklusive Schulbuchzulassung von etwa 1 500

    54Da durch OER auch nicht kommerizielle Bildrechte abgedeckt sein sollten.55Wenn es unterschiedliche Formate geben muss knnte sich dieser Punkt amortisieren.

    54

  • pro Buchtitel (schulbuchportal.de, 2014)) kosten. Die Annahmen gelten fr Un-ternehmungen im Regelbetrieb und nicht fr Pilotprojekte, zustzlich muss sich wohleiniges in den Geschftsmodellen der Verlage ndern 56 und es ist zu beachten, dasses fr diesen Preis noch keine gedruckten Bcher gibt.Fr die einmalige Herstellung eines OER-Schulbuchs wird laut (Ebner, M., Schn,

    M., Schn, S. und Vlaj, G., 2014) schon heute ein in etwa gleiches Preisniveauerwartet wie bei einem herkmmlichen Schulbuchprojekt. Die berarbeitung des Bu-ches wird vergleichsweise wenig Kapital in Anspruch nehmen, da nur die veraltetenDaten und nicht das gesamte Buch ausgetauscht werden msste, was aufgrund desdigitalen Formates auch mglich ist. Sollen jedoch auch gedruckte Bcher angebotenwerden und will man dies ber eine Print On Demand Lsung verwirklichen57, mussmit zustzlichen 80 000 Euro fr 6 000 Exemplare gerechnet werden. Der Gesamtpreisliegt bei einem OER-Projekt mit 220 000 Euro also doch recht deutlich ber einemherkmmlichen mit 120 000 - 180 000 Euro.Man muss jedoch auch die Vorteile der gebotenen Materialien betrachten und

    hier vor allem den Wiederverwendungs- und Aktualisierungsgrad. Laut (Ebner, M.,Schn, M., Schn, S. und Vlaj, G., 2014) ist das Risiko hier ein Fehlinvestmentzu ttigen uerst gering. Fr 1,2 Millionen Schlerinnen und Schler wurden 2012 inetwa 100 Millionen Euro im Zuge der Schulbuchaktion investiert58, von daher solltees ja auch durchaus mglich sein einige OER-Projekte zu finanzieren.

    4.3. Kontrollen in sterreich und Deutschland

    4.3.1. Zulassung in sterreich

    Siehe Kapitel 4.1.3.

    4.3.2. Schulbuchaktion

    Die sterreichische Schulbuchaktion (SBA) ist eine mehr als erfolgreiche familien- undbildungspolitische Manahme (Tabelle 7 zeigt Zahlen und Fakten). Der freie Zugangzu Schulbchern und Zusatzinhalten59 in sterreich fhrt nur ber sie und sollte

    56vgl. Kapitel 5.1, 5.4.2 und 5.657vgl. Kapitel 5.4.258vgl. Tabelle 759vgl. Kapitel 3.1.1

    55

  • deshalb genauer beleuchtet werden. Schlerinnen und Schlern ist es mglich berdie SBA kostenlosen Zugang zu Lehrmitteln zu erhalten. Dies wurde am 9. Juli 1972vom damaligen Nationalrat beschlossen.

    Zur Erleichterung der Lasten, die den Eltern durch die Erziehung und Ausbildungder Kinder erwachsen, sind Schlern, die eine entliche oder mit dem

    entlichkeitsrecht ausgestattete Pflichtschule, mittlere oder hhere Schule imInland als ordentliche Schler besuchen oder die die allgemeine Schulpflicht durchTeilnahme an einem Unterricht im Inland gem 11 des Schulpflichtgesetzes 1985

    erfllen, die fr den Unterricht notwendigen Schulbcher im Ausma einesHchstbetrages nach Magabe der folgenden Bestimmungen unentgeltlich zur

    Verfgung zu stellen. (Bundeskanzl