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Das Portrait: ,,Nach drei Richtungen kann sich der im Universitatsamte stehende Gelehrte betati- gen: als Lehrer, als Forscher und als wis- senschaftlicher Schriftsteller. Priifen wir unter diesem Gesichtspunkt das Lebens- werk unserer besten Manner, so finden wir, dai3 sie zuweilen nur nach einer, manchmal zweien dieser Richtungen tatig gewesen sind, dai3 aber nur ganz wenige die dreifache Arbeit leisten konnten." Der das uber Robert Bunsen (1811-1899) schrieb, gehort selbst zu jenen wenigen Gelehrten: Friedrich Wilhelm Ostwald (2. September 1853 - 4. April 1932). Lebensbeschreibungen grofler Manner der Naturwissenschaften beeindrucken meist durch die Aufzahlung ihrer wissenschaftli- chen Leistungen und deren (meist positiven) Auswirkungen auf die Zivilisation. Wilhelm Ostwald selbst sah in ,,dem Verstehen sol- cher Leistungen auch etwas wie eine Hoff- nung, im gegebenen Falle wenn auch nicht gleiches, so doch ahnliches leisten zu kon- nen" - ein Unterfangen, das heute auf ihn an- gewandt unmoglich erscheint. Ostwalds Produktivitat ist aus der geschichtlichen Di- stanz kaum zu erfassen und auch nicht damit zu erklaren, da8 er sein eigentliches Fachge- biet, die physikalische Chemie, in vielen Pu- blikationen weit iiberschritt. Der Versuch, Ostwalds Wirken in seiner Zeit und die Wir- kungen auf seine Zeit zu verstehen, ist nur ausfiihrbar, wenn die wissenschaftlichen Lei- stungen und der gesellschaftliche Hinter- grund betrachtet werden. Ostwalds Leben ist umrahmr von der Aufstellung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik durch R. Wilhelm Ostwald (1 853-1932) von Lothar Dunsch Clausius und W. Thomson (1850/51) und die Entdeckung des Neutrons (J. Chadwick) und des Deuteriums (H. C. Urey) 1932; es wird ebenfalls umrahmt von der restaurativen Phase nach der gescheiterten burgerlichen Revolution von 1848 und der Etablierung des nationalsozialistischen Staates in Deutsch- land 1933. Es erscheint zunachst paradox, Ostwalds fruhe Jahre mit der politischen Entwicklung Deutschlands in Verbindung zu bringen, denn Ostwald erblickte am 2. September (21. August) 1853 in Riga im damaligen Gouver- nement Livland als russischer Staatsbiirger das Licht der Welt. Sein Vater Gottfried Wil- helm Ostwald war dort Bottchermeister und entstammte einer nach Riga eingewanderten deutschen Handwerkerfamilie; die in Mos- kau gebiirtige Mutter Elisabeth geb. Leukel hatte ebenfalls deutsche Handwerker als Vorfahren. Die Familie Ostwald gehorte in der alten Hanse-Stadt Riga zur baltendeut- schen Bevolkerungsgruppe, die die Ober- schicht der Stadt bildete und in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts in zunehmendem Mafle mit der russischen Zentralregierung in Auseinandersetzungen um ihre altherge- brachte Selbstverwaltung stand. DaB dabei der Nationalismus hohe Wellen schlug, ist erklarlich, und auch Ostwald blieb davon nicht verschont. Im elterlichen Hause dominierte die Erzie- hung zu handwerklichen Fertigkeiten. Der Vater, der als Meister oft selbst mit in der Werkstatt stand, hatte daran entscheidenden Anteil und bestimmte den mittleren seiner Sohne, Wilhelm, zum Ingenieur, weshalb Ostwald ab 1864 das Realgymnasium in Riga bezog, das aus der beriihmten Domschule hervorgegangen war, an der schon Johann Gottfried Herder als Lehrer gewirkt hatte. Hier wurde sein Interesse, beeinflufit durch einen verstandnisvollen Lehrer, die naturwis- senschaftlichen Aufsatze der Hauszeitschrift 186 Chemie in unserer Zeit I 16. Jahrg. 1982 / Nr. 6 0009-28~1/82/0612-0196 $ 02.50/0 0 Verlag Chemie GmbH, 0-6940 Weinheim, 1982

Das Portrait: Wilhelm Ostwald (1853-1932) - uni-ulm.de · Hauptsatzes der Thermodynamik durch R. Wilhelm Ostwald (1 853-1932) von Lothar Dunsch Clausius und W. Thomson (1850/51) und

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Das Portrait:

,,Nach drei Richtungen kann sich der im Universitatsamte stehende Gelehrte betati- gen: als Lehrer, als Forscher und als wis- senschaftlicher Schriftsteller. Priifen wir unter diesem Gesichtspunkt das Lebens- werk unserer besten Manner, so finden wir, dai3 sie zuweilen nur nach einer, manchmal zweien dieser Richtungen tatig gewesen sind, dai3 aber nur ganz wenige die dreifache Arbeit leisten konnten." Der das uber Robert Bunsen (1811-1899) schrieb, gehort selbst zu jenen wenigen Gelehrten: Friedrich Wilhelm Ostwald (2. September 1853 - 4. April 1932).

Lebensbeschreibungen grofler Manner der Naturwissenschaften beeindrucken meist durch die Aufzahlung ihrer wissenschaftli- chen Leistungen und deren (meist positiven) Auswirkungen auf die Zivilisation. Wilhelm Ostwald selbst sah in ,,dem Verstehen sol- cher Leistungen auch etwas wie eine Hoff- nung, im gegebenen Falle wenn auch nicht gleiches, so doch ahnliches leisten zu kon- nen" - ein Unterfangen, das heute auf ihn an- gewandt unmoglich erscheint. Ostwalds Produktivitat ist aus der geschichtlichen Di- stanz kaum zu erfassen und auch nicht damit zu erklaren, da8 er sein eigentliches Fachge- biet, die physikalische Chemie, in vielen Pu- blikationen weit iiberschritt. Der Versuch, Ostwalds Wirken in seiner Zeit und die Wir- kungen auf seine Zeit zu verstehen, ist nur ausfiihrbar, wenn die wissenschaftlichen Lei- stungen und der gesellschaftliche Hinter- grund betrachtet werden. Ostwalds Leben ist umrahmr von der Aufstellung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik durch R.

Wilhelm Ostwald (1 853-1932) von Lothar Dunsch

Clausius und W. Thomson (1850/51) und die Entdeckung des Neutrons (J. Chadwick) und des Deuteriums (H. C. Urey) 1932; es wird ebenfalls umrahmt von der restaurativen Phase nach der gescheiterten burgerlichen Revolution von 1848 und der Etablierung des nationalsozialistischen Staates in Deutsch- land 1933.

Es erscheint zunachst paradox, Ostwalds fruhe Jahre mit der politischen Entwicklung Deutschlands in Verbindung zu bringen, denn Ostwald erblickte am 2. September (21. August) 1853 in Riga im damaligen Gouver- nement Livland als russischer Staatsbiirger das Licht der Welt. Sein Vater Gottfried Wil- helm Ostwald war dort Bottchermeister und entstammte einer nach Riga eingewanderten deutschen Handwerkerfamilie; die in Mos- kau gebiirtige Mutter Elisabeth geb. Leukel hatte ebenfalls deutsche Handwerker als Vorfahren. Die Familie Ostwald gehorte in der alten Hanse-Stadt Riga zur baltendeut-

schen Bevolkerungsgruppe, die die Ober- schicht der Stadt bildete und in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts in zunehmendem Mafle mit der russischen Zentralregierung in Auseinandersetzungen um ihre altherge- brachte Selbstverwaltung stand. DaB dabei der Nationalismus hohe Wellen schlug, ist erklarlich, und auch Ostwald blieb davon nicht verschont.

Im elterlichen Hause dominierte die Erzie- hung zu handwerklichen Fertigkeiten. Der Vater, der als Meister oft selbst mit in der Werkstatt stand, hatte daran entscheidenden Anteil und bestimmte den mittleren seiner Sohne, Wilhelm, zum Ingenieur, weshalb Ostwald ab 1864 das Realgymnasium in Riga bezog, das aus der beriihmten Domschule hervorgegangen war, an der schon Johann Gottfried Herder als Lehrer gewirkt hatte. Hier wurde sein Interesse, beeinflufit durch einen verstandnisvollen Lehrer, die naturwis- senschaftlichen Aufsatze der Hauszeitschrift

186 Chemie in unserer Zeit I 16. Jahrg. 1982 / Nr. 6 0009-28~1/82/0612-0196 $ 02.50/0 0 Verlag Chemie GmbH, 0-6940 Weinheim, 1982

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Wilhelm Ostwald - Richard Abegg - Svante Arrhenius: ein Triumvirat aus der Glanzzeit der klassischen physikalischen Chemie. Ostwald und Arrhenius, die ihren Schuler Abegg in ihre Mitte genommen ha- ben, haben fur die Entstehung der physika- lischen Chemie als selbstandigen Zweig der Chemie gleichermafien GroBes geleistet, letzterer mit seiner Dissoziationstheorie, Ostwald mit seinem Durchsetzungsvermo- gen, seinem Spursinn fur neue wissen- schaftliche Arbeitsrichtungen und seinem grofien Talent als akademischer Lehrer. Der dritte im Bunde, Richard Abegg, ge- horte schon der neuen Generation an, die erste Uberlegungen zur chemischen Bin- dung anstellte. Abegg war die Mitwirkung bei der weiteren Entwicklung dieser Auf- fassungen nicht mehr vergonnt, da er bei einem Ballonabsturz todlich verungluckte.

,,Die Gartenlaube" und A. Stockhardts ,,Schule der Chemie", zu den Naturwissen- schaften und insbesondere zur Chemie gezo- gen. Gefordert wurde diese Neigung durch die Grohiigigkeit der Mutter, die ihrem Lieblingssohn auch nach einigen ,,Betriebs- unfallen" die Feuerwerkerei weiterhin er- laubte, was in einer Bottcherei nicht unge- fahrlich war.

In der Schule war Ostwald ein aufgeweckter und begeisterungsfahiger Junge; ein Muster- schuler war er nicht. Da seine Russisch- kenntnisse nicht die geforderte Gute hatten, gelang der Sprung zur Universitat erst uber Nachprufungen und auch nur deshalb, weil wenige Jahre lang der Abschlui3 des Real- gymnasiums als Hochschulreife anerkannt wurde. Diese Erfahrungen haben Ostwald spater heftig fur Schulreformen eintreten las- sen.

Ab Januar 1872 war Ostwald an der Univer-

sitat Dorpat (heute Tartu, Estnische SSR) im- matrikuliert, wo er die akademische Lauf- bahn bis zum Privatdozenten absolvierte. Ostwalds Treiben in den ersten Semestern lafit sich mit zwei Worten beschreiben: Er soff. Mit gleicher Konsequenz widmete er sich dann seinen Studien, nachdem er be- nierkt hatte, dafi auch mit glanzend bestan- denen Prufungen der Umgebung Anerken- nung zu entlocken war. Er horte bei dem Liebig-Schuler Carl Schmidt (1 822-1 894) Chemie, doch - von einer standig besuchten chemiehistorischen Vorlesung abgesehen - schopfte er sein Wissen mehr aus Buchern. Die chemischen Praktika leitete Schmidts As- sistent Johannes Lemberg (1842-1902), der Ostwalds wissenschaftlichen Stil entschei- dend beeinfluke und selbst das Gebiet der chemischen Vorgange in Boden bearbeitete. Ostwald urteilt:

,,Der Laboratoriumsunterricht, den Lemberg erteilte, war ungewohnlich gut. Da wir nur

etwa ein halbes Dutzend Anfanger waren, hatte jeder sehr vie1 von ihm. Sein Arbeits- platz war in demselben Zimmer wie die uns- rigen, nur an einem anderen Tisch, und so konnten wir ihn in jedem Augenblick um Rat bitten, wenn wir nicht weiter wufiten, wie auch er sofort jeden Fehler gegen die Regeln der Kunst bemerkte und verbesserte, den wir begehen mochten. Von seinem Vorbild Bi- schof [Anmerkung des Verfassers: gemeint ist Gustav Bischof (1792-1870)] hatte er fur die Deutung seiner Arbeitsergebnisse die Be- griffe des chemischen Gleichgewichts, der Massenwirkung und der Reaktionsgeschwin- digkeit ubernommen, welche damals und noch lange im Bewufitsein des durchschnitt- lichen Chemikers uberhaupt nicht vorhanden waren. Er pragte uns von vornherein ein, daf3 es keine absolut unloslichen Stoffe, keine ab- solut vollstandigen Reaktionen, uberhaupt nichts Absolutes in der Natur gebe". [I]

Als sich nach einer ersten selbstandigen klei-

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nen Arbeit zum Gleichgewicht von Wis- mutchlorid und -0xychlorid in waflrigen Lo- sungen 1875 eine Assistentenstelle bei Arthur von Oettingen (1836-1920) im physikali- schen Institut anbot, war Ostwalds Weg zur physikalischen Chemie besiegelt und die aka- demische Laufbahn eroffnet. Nun konnte er ,,mit ganzer Kraft in das freie Meer der wis- senschaftlichen Forschung hinaussteuern". Leitidee seiner wissenschaftlichen Forschung ist die Suche nach den Gesetzmafligkeiten der Bildung chemischer Verbindungen - das Pro- blem der Affinitat, das die Chemiker schon seit Albertus Magnus (1 193-1280) beschaf- tigt. In der Einleitung seiner Magisterarbeit (sie entspricht der Doktorarbeit an deutschen Universitaten) konstatiert Ostwald 1877: ,,Die Gesetze der chemischen Verwandt- schaft sind ein Problem, dessen Losung man sich vor hundert Jahren naher glaubte als heute" . Er wollte zur Losung durch die Un- tersuchung von Saure-Basen-Reaktionen bei- tragen. Angeregt wurde er dam durch die thermochemischen Untersuchungen von Ju- lius Thomsen (1828-1909), doch zu solchen Untersuchungen fehlten ihm die experimen- tellen Voraussetzungen. Den Ausweg boten Dichtebestimmungen, die zur Entwicklung des Ostwald-Sprengelschen Pyknometers fiihrten. Die Ergebnisse seiner ,,Volumche- mischen Studien iiber Affinitat" wurden als Magisterarbeit eingereicht. 1878 folgte die Doktorarbeit (vergleichbar mit der Habilita- tion) als Erweiterung seiner bisherigen Ar- beiten durch optische Untersuchungen an Saure-Basen-Gleichgewichten. Mit diesen beiden Arbeiten hatte Ostwald seinen wis- senschaftlichen Arbeitsstil gefunden.

Da er sich iiber die Entdeckungen anderer ebenso freuen konnte wie iiber eigene, nahm er die von anderen Wissenschaftlern entwik- kelten Theorien schnell an, sofern sie seiner Meinung nach experimentell iiberpriifbar waren. Gerade das experimentelle Arbeiten fur ein neues Konzept war ebenso wie das rhetorische Eintreten dafiir seine Starke. Auf experimentellem Gebiet betrieb er sowohl die Konstruktion einfacher und einem neuen Zweck angepaflter Gerate als auch die exakte Erfassung von Mefldaten. Da ihm ,,ein Man- gel an Scheu vor eintonigen Wiederholungs- arbeiten" von Haus aus mitgegeben war und er durch v. Oettingen ,,mit grofler Sorgfalt die Fehlerkritik [der] Messungen" erlernt hatte, lieferten seine Messungen anerkannt sichere Werte. Nicht ohne Stolz konnte er in seinen ,,Lebenslinien" behaupten: ,,Dadurch habe ich von allen meinen Fachgenossen viel-

leicht am meisten wohlgemessene Zahlen- werte veroffentlicht.. . Und wo diese spater gepriift worden sind, haben sie sich als frei von erheblichen Fehlern erwiesen. Dies dan- ke ich meinen Lehrern Schmidt, Lemberg und Oettingen". Bei dieser starken Betonung der experimentellen Arbeiten scheint es ver- wunderlich, dafl Ostwald ebenso gut mit der Feder umgehen konnte. Mit seiner wissen- schaftlichen Schriftstellerei hat Ostwald Ebenbiirtiges geleistet. Ihn, der nach den Worten von Max Planck (1858-1947) ,,seiner Natur nach stark zum Systematisieren neig- te", drangte es nach einer geschlossenen Dar- stellung des eigenen Arbeitsgebietes, der physikalischen Chemie. So begann er schon 1880 mit den Arbeiten an seinem ,,Lehrbuch der allgemeinen Chemie" [3], dessen erster Band dann 1885 erschien.

Das Lehrbuch, friiher haufig als der ,,grofle Ostwald" zur Unterscheidung von seinen weiteren Biichern genannt, bot einen voll- standigen Oberblick des Entwicklungsstan- des der physikalischen Chemie seiner Zeit. Walther Nernst (1864-1941) wiirdigte das Buch: ,,. . .Es war dies deshalb eine so funda- mentale Leistung, weil er [Ostwald] in die- sem Werke der physikalischen Chemie, die- sem Zwischengebiet zwischen Physik und Chemie, klar vorgezeichnete Bahnen wies, indem er nicht nur die bereits vorliegenden, aber vielfach wenig beachteten Arbeiten kri- tisch in lichtvoller Darstellung zusammen- faflte, sondern vor allem auch die vorhande- nen Liicken aufdeckte, und so fast katego- risch den weiteren Forschungen ihre dring- lichsten Aufgaben stellte". [4]

Die Jahre bis zurn Erscheinen des Lehrbu- ches liei3en Ostwald schon durch seine For- schungen bekannt werden. Um die Starke der bisher untersuchten Sauren messen zu konnen, wandte sich Ostwald reaktionskine- tischen Messungen zu. Auch dabei wird ein Gerat entwickelt - der Ostwaldsche Ther- mostat. Er besitzt einen Regelkreis, der aus einer sich ausdehnenden Luftsaule mit an- schlieflender Quecksilberabsperrung des Heizgasstromes besteht. Der Thermostat ist eines der ersten Beispiele fur die Anwendung eines Regelkreises in der Laboratoriumstech- nik. Er gestattete eine Erweiterung der Expe- rimente, denn bei reaktionskinetischen Un- tersuchungen beispielsweise konnen Messun- gen mit besserer Temperaturkonstanz und iiber langere Zeitraume ausgefiihrt werden. Die Entwicklung des Thermostaten vollzieht Ostwald erst in Riga, wo er 28jahrig zum

. 1. H. van't Hoff 3. L. Boltzmann 4. W. Ostwald

7. Frau J. van't Hoff 8. Frau H. Ostwald

Ostwald und Boltzmann Schulter an Schulter - diesmal nicht fur und wider die Energetik, sondern mit ihren Familien und den Mitarbeitern gegen das kalte Buffet im Ostwaldschen Institut zu Weihnachten 1900, und das unter dem Motto: ,,Ubelneh- men gibt's nicht." Zudem hatte sich auch noch van't Hoff mit seiner Familie einge- stellt, um als ,,Weihnachtsgeschenk" den versammelten Jungern der physikalischen Chemie in lockerer Weise seinen Werde- gang zu erzahlen - eine Tradition, mit der Ostwald seinen Schulern die Grogen seines Faches menschlich naher brachte.

Ostwald zur Eroffnung des fur Arrhenius erbauten Nobel-Institutes in Stockholm 1909. Recht spat hatte nun auch Arrhenius sein gut ausgestattetes Institut. Fur die akademische Laufbahn seines schwedischen Freundes hatte Ostwald schon manch Gu- tes geleistet, denn der ,Wanderdozent" Arrhenius hatte es wegen eines abfalligen Urteils des Physikers Thalen iiber seine Dissertation schwer, in Schweden akade- misch Fuf3 zu fassen. (Sitzend von rechts nach links: W. Ostwald, J. Johannssen, S. Arrhenius, Prinz Eugen, E. Hildebrands- son, C. Mowes, H. Hildebrand, A. Rindell und 0. Widmann)

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Chemie in unserer Zeit / 16. Jahrg. 1982 / Nr. 4 189

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Ordinarius fur Chemie am Polytechnikum berufen wird. Das Gutachten seines Lehrers Carl Schmidt war uber die MaRen gunstig:

,,. . .er [Ostwald] wird ein Stern erster Groi3e auf dem Grenzgebiet zwischen Physik und Chemie, dessen Bearbeitung beiderseits gleich grundliche Durchbildung zur unerlaR- lichen Vorbildung tuchtiger Erfolge macht. Ostwald ist auRerdem ein sehr geschickter und gewandter Experirnentator, Mechaniker, Glasblaser usw., der sich seine Apparate in ingeniosester Weise trotz dem besten Mecha- nikus zusammenblast und arrangiert, eine unermudliche Arbeitskraft besitzt, eine treff- liche miindliche wie schriftliche Darstel- lungsgabe, klar, konzis, streng logisch, auch fur weitere Kreise geeignet.. ." [5]

Welch unermudliche Arbeitskraft in Ostwald steckte, sollte er nun in seinem Lehramt in Riga beweisen, das er Anfang 1882 antrat, als er rnit seiner Frau Helene, geb. von Reyher (1854-1946), von Dorpat nach Riga ubersie- delte. Das Rigaer Polytechnikum wurde von der Stadt und dem Gouvernement getragen. Die Vorlesungssprache war zu Ostwalds Zei- ten deutsch und die Anstalt hatte eine ,,schul- mai3ige Beschaffenheit", die Ostwald aber nicht hinderte, hier in groi3erem Umfang ei- gene Forschungen zu betreiben. Die Mittel dazu waren knapp und die Selbstanfertigung vieler Laboratoriumsgerate war unerlai3lich. Die Rigaer Zeit war fur Ostwald die produk- tivste hinsichtlich der Entwicklung neuer Gerate. Neben dern schon erwahnten Py- knometer und dem Thermostaten seien hier der Ostwaldsche Rheostat und das Ostwald- sche Viskosimeter genannt. Die letztgenann- ten Gerate lassen schon Ostwalds Obergang von kinetischen Untersuchungen zu elektri- schen und viskosimetrischen Messungen an Elektrolyten erkennen.

Angaben uber die Starke von Sauren wollte Ostwald aus kinetischen Untersuchungen ge- winnen. So werden die Geschwindigkeit der Saurehydrolyse von Estern und die Rohr- zuckerinversion untersucht und in der Reihe ,,Studien zur chemischen Kinetik" ab 1883 publiziert. Die chemische Kinetik erreicht in dieser Zeit einen ersten Aufschwung, denn 1884 lagt Jacobus Henricus van't Hoff (1852-191 1) sein grundlegendes Werk , , h - des de dynamique chimique" erscheinen, doch das wissenschaftliche Interesse in der physikalischen Chemie verschiebt sich bald auf das Verhalten der Elektrolyte, und Ost- wald selbst folgt diesem Trend. Die relativ

kurze Phase der kinetischen Untersuchungen schliefit Ostwald fast zu abrupt ab, und im sich anschliegenden Jahrzehnt der Elektro- lytforschungen fehlt die kinetische Betrach- tungweise vollig, was fur die Elektrochemie langfristige Konsequenzen hatte, worauf noch eingegangen werden soll.

Als Ostwald in seinen Untersuchungen fin- det, dai3 die katalytische Wirksamkeit der Sauren von deren Konstitution unabhangig ist, steht er mit der Frage nach dem allen Sau- ren gemeinsamen Bestandteil fur die katalyti- sche Wirkung vor der Entwicklung der Theorie der elektrolytischen Dissoziation. Als er seine Untersuchungen rnit Leitfahig- keitsmessungen an Sauren fortsetzt, bemerkt er, dag ein anderer auf der Suche nach den Ursachen des Verhaltens von Elektrolyten weiter ist als er - der bis dahin vollig unbe- kannte Schwede Svante Arrhenius (1859-1927). Was nun folgt, ist keineswegs das kleinliche Gezank zweier wissenschaftli- cher Kontrahenten, die im Grunde genom- men doch das gleiche Ziel in ihren Arbeiten verfolgen, sondern es war der Anfang einer tiefen Freundschaft, die sich ungetrubt bis ans Lebensende fortsetzte. Ostwald lud Ar- rhenius nach Riga ein, und hier war Arrhenius der erste, der mit Ostwalds Viskosimeter ge- messen hat, um weitere experimentelle Bele- ge fur die Theorie der elektrolytischen Disso- ziation zu liefern.

Die Frage nach der Struktur der Elektrolyte stand schon zu dieser Zeit seit 50 Jahren an, als damals Michael Faraday (1 791-1 867) nicht nur die nach ihm benannten Gesetze fand, sondern auch die grundlegende elektro- chemische Terminologie festlegte rnit den Begriffen Elektrolyt, Elektrode, Ionen (ent- sprechend Kationen und Anionen), doch zur Struktur der Elektrolyte noch keine Aussa- gen machen konnte. Erste Vorstellungen zur Dissoziation hatte schon Rudolf Clausius (1822-1888) entwickelt, und Wilhelm Hit- torf (1824-1914) hatte die Ionenwanderung untersucht. Doch da man allgemein den Io- nen die Eigenschaften der (sehr reaktiven) freien Atome zuschrieb, konnte sich die Auf- fassung von den Ionen kaum durchsetzen, womit auch Arrhenius zu kampfen hatte. Fur die Ausbreitung der Theorie der elektrolyti- schen Dissoziation war es bedeutungsvoll, daR mit den von J. H. van't Hoff entwik- kelten Vorstellungen der Grundlagen des osmotischen Druckes fast zur gleichen Zeit wissenschaftliche Argumente geliefert wur- den. Das von van't Hoff in Analogie zum

Gasgesetz fur ideale Gase abgeleitete Gesetz fur den osmotischen Druck in verdunnten Losungen bedurfte fur Elektrolyte eines Korrekturfaktors i (i 2 1). Arrhenius lieferte dann die richtige Deutung dieses Faktors als Zahl der bei der Dissoziation entstehenden Ionen pro Molekul. Zur weiteren Ausgestal- tung der Theorie der elektrolytischen Disso- ziation trug vor allem Max Planck bei, was heute wegen seiner bedeutenden Leistungen zur Quantentheorie meist in Vergessenheit geraten ist.

Doch rnit der Aufstellung der neuen Theorie der Elektrolyte war es nicht getan. Sie muflte auch gegen den aus oben erwahnten Grunden erheblichen Widerstand der Fachkollegen durchgesetzt werden, und das war Ostwalds Feld. Seine Wirksamkeit in dieser Richtung ware mit seinem Verbleib in Riga begrenzt gewesen, doch da bot sich ihm eine glanzen- de Moglichkeit: der Ruf auf den Lehrstuhl fur physikalische Chemie an der Universitat Leipzig im Jahre 1887. Dieser 1872 errichtete Lehrstuhl war nicht, wie so oft behauptet wird, der erste und einzige Lehrstuhl fur physikalische Chemie - die Universitat Hei- delberg war mit ihrem gleichartigen Lehr- stuhl, der rnit Hermann Kopp (1817-1892) besetzt war, zuvorgekommen. Dai3 aber der Leipziger Lehrstuhl fur zwei Jahrzehnte der erste und einzigartige unter diesen war, ist Ostwalds grofies Verdienst. Naturlich war der Sprung vom kleinen Rigaer Polytechni- kum an eine der bedeutendsten deutschen Universitaten nicht yon ungefihr gekom- men. Neben seinen zahlreichen Untersu- chungen und dem Erscheinen seines Lehrbu- ches wares auch die ,,Publicity", fur die Ost- wald mit mehreren ,,Deutschlandfahrten" auf Grund seines beeindruckenden Auftretens bei den Fachkollegen sorgte. 1883 war er erstmals quer durch Deutschland gereist, um sich Anregungen in den bedeutendsten che- mischen Instituten fur seinen eigenen Insti- tutsneubau zu holen, und als er 1887 zum vierten Male reiste, sammelte er auf dieser ,,Saurefahrt" bei den Organikern Sauren fur seine Leitfahigkeitsmessungen. Einer, der mit Gaben diese Untersuchungen unterstutz- te, war Emil Fischer (1852-1919). Spater, als beide die ungekronten Haupter der physika- lischen bzw. organischen Chemie waren und beide ihre jeweilige Richtung als die ,,richti- ge" Chemie ansahen, war ihr Verhaltnis ziemlich gespannt. Auf jener Saurefahrt er- reichte Ostwald der Ruf auf den Leipziger Lehrstuhl. Nach Dresden geeilt, antwortete er dem sachsischen Kultusminister auf die

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Frage, ob er die Berufung annehme, uber- glucklich: ,Es ist, als ob Sie einen Unteroffi- zier fragen, ob er General werden will". Ganz so glucklich waren nicht alle Kollegen der Philosophischen Fakultat in Leipzig. Die Ressentiments vor allem der Geisteswissen- schaftler grundeten sich auf den Umstand, dai3 Ostwald keine humanistische Ausbil- dung genossen und lediglich an einer, auch noch fernab liegenden Universitat studiert hatte, womit er als guter deutscher Professor zu wenig Bildung habe. Spatere Angriffe Ostwalds auf die Geisteswissenschaften und die humanistische Schulbildung schienen ih- nen Recht zu geben.

Ostwald trat in Leipzig mit dem notigen Selbstbewufltsein an. Wahrend er die nahezu umgehend erfolgte Berufung zum ordentli- chen Mitglied der Sachsischen Akademie der Wissenschaften annahm, lehnte er ein Jahr spater die Mitgliedschaft in der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Halle) ab. Die alteste deutsche Akademie war ihm zu unbedeutend. (Als ihm 1932 kurz vor seinem Tode durch Emil Abderhalden (1877-1950) die Urkunde uber die Ehrenmit- gliedschaft der Leopoldina uberbracht wur- de, dachte Ostwald anders daruber.)

Die Aufgaben in der neuen Umgebung waren vielfaltig und groflartig. Vorteilhaft war es, dai3 Ostwald nun am Verlagsort der von ihm neugegrundeten ,,Zeitschrift fur physikali- sche Chemie, Stochiometrie und Verwandt- schaftslehre" war, deren erstes Heft im Fe- bruar 1887 bei Wilhelm Engelmann in Leip- zig erschien und fur die Entwicklung der physikalischen Chemie als eigenstandige Wissenschaftsdisziplin von gravierender Be- deutung war. Nach dem buchhandlerischen Erfolg des ersten Bandes von Ostwalds Lehr- buch war sein Verleger Rudolf Engelmann dem Plan einer neuen Zeitschrift durchaus gewogen. Da zu jener Zeit die Grundung ei- ner neuen Zeitschrift kein allmonatliches Er- eignis war, sondierte Ostwald 1886 auf der Naturforschertagung in Berlin vorsichtig die Chancen eines solchen Unternehmens. Hans Landolt (1831-1910) und Lothar Meyer (1830-1895) rieten ab. Ostwald liei3 das Pro- jekt ruhen, als er durch die Anfrage des Hamburger Verlegers Voss aufgeschreckt wurde, o b er an einer yon dem jungen Berli- ner Chemiker Isidor Traube (1860-1942) herauszugebenden Zeitschrift fur physikali- sche Chemie als Referent mitwirken wolle. Ostwald alarmierte seinen Verleger, schrieb an alle ihm bekannten bedeutenden Chemi-

. .

ker, Physikochemiker und Physiker mit der Bitte um Mitarbeit an seinem Unternehmen und versuchte van't Hoff umzustimmen, der schon beim Konkurrenzunternehmen zuge- sagt hatte. Der weifl naturlich, was er wert ist, und bringt Ostwald d a m , ihn als gleich- wertigen Herausgeber aufzunehmen [6]. So erscheint denn der erste Band ,,unter Mitwir- kung von M. Berthelot in Paris, J. W. Bruhl in Freiburg, Th. Carnelley in Dundee, H. Le Chatelier in Paris, C. M. Guldberg und P. Waage in Christiana, A. Horstmann in Hei- delberg, H. Landolt in Berlin, 0. Lehmann in Aachen, D. Mendelejew und N. Men- schutkin in St. Petersburg, Lothar Meyer in Tubingen, Victor Meyer in Gottingen, L. F. Nilson und 0. Pettersson in Stockholm, L. Pfaundler in Innsbruck, W. Ramsay in Bri- stol, F. M. Raoult in Grenoble, R. Schiff in Modena, W. Spring in Luttich, J. Thomsen in Kopenhagen, F. E. Thorpe in London so- wie anderer Fachgenossen herausgegeben von Wilh. Ostwald, Professor a. d. Univers. zu Leipzig, und J. H. van't Hoff, Professor a. d . Univers. zu Amsterdam" mit einem Bildnis von Robert Bunsen. Den Hauptanteil an der Herausgeberarbeit trug Ostwald gem. Mit der Herausgeberschaft an der Zeitschrift begann ein kollegiales Verhaltnis zwischen Ostwald und van't Hoff, das die in ihrem Nature11 grundverschiedenen Gelehrten ver- band. Die Zeitschrift war fur Jahrzehnte der Sammelpunkt von bedeutenden Arbeiten auf physikalisch-chemischem Gebiet und die in- ternationale Sprache der physikalischen Che- mie deutsch. Ostwald iibersetzte fur die Zeit- schrift beispielsweise die Arbeiten der russi- schen Gelehrten und machte sie damit den Wissenschaftlern anderer Lander zuganglich.

Erst als zu Anfang des 20. Jahrhunderts wei- tere auslandische Zeitschriften auf dem Ge- biet der physikalischen Chemie erschienen, bemuhte sich Ostwald um die Verwendung einer Weltsprache fur seine Zeitschrift, wo- bei zunachst nur die Referate in der von Ost- wald bevorzugten Kunstsprache Ido erschei- nen sollten. Der Vorschlag wurde von van't Hoff heftig bekampft und der Streit daruber durch van't Hoffs Tod 1911 beendet, wonach Ostwald aus Pietat seinen Vorschlag fallen liei3. Es erscheint heute als Ironie des Schick- sals, wenn Ostwalds Zeitschrift nun in zwei Ausgaben existiert, wobei die eine noch die deutsche Sprache, die andere die englische bevorzugt. Die nahere Kenntnis der allge- meinen Geschichte seit Ostwald lafit jedoch als Ursache die deutsche Geisteshaltung vor und nach der Jahrhundertwende, die auch

von Ostwald vertreten wurde, als Ursache dieser Entwicklung erscheinen.

Nachdem im ersten Band der ,,Zeitschrift fur physikalische Chemie" mit J. H. van't Hoffs Arbeit ,,Die Rolle des osmotischen Druckes in der Analogie zwischen Losungen und Ga- sen" und Arrhenius' ,,Uber die Dissoziation der in Wasser gelosten Stoffe" zwei grundle- gende Abhandlungen zur Theorie der Elek- trolyte erschienen waren, liei3 Ostwald im zweiten Band seinen kurzen Artikel ,,Zur Theorie der Flussigkeiten" folgen, der das spater nach ihm benannte Verdunnungsge- setz enthalt:

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(Am -A&

Es stellt einen Spezialfall des Massenwir- kungsgesetzes fur schwache Elektrolyte dar. Diese wissenschaftliche Leistung ist in ihrer Originalitat nicht vergleichbar mit den ge- nannten van't Hoffs und Arrhenius', doch fur das sich seit 1887 verstarkte Bemuhen um die Anerkenung der neuen Anschauungen in der wissenschaftlichen Welt aui3erordentlich wichtig. Neben Streitgesprachen auf Tagun- gen, Polemiken in Zeitschriften und seinem ,,Grundrifl der allgemeinen Chemie" (der ,,kleine Ostwald"), der die neue Theorie erst- mals geschlossen in einem Lehrbuch darstell- te, wares vor allem Ostwalds Institut, das 2. chemische Institut der Universitat Leipzig, das zur Ausbreitung der neueren Theorien der physikalischen Chemie und damit zum wissenschaftlichen Selbstverstandnis der Physikochemiker beitrug. Arrhenius, der zu den ersten Assistenten Ostwalds in Leipzig gehorte, beschreibt das Institut in der Bru- derstrai3e und sein Innenleben folgenderma- i3en:

,,Die Lokalitaten waren nicht besonders schon, ein altes, landwirtschaftlich-chemi- sches Laboratorium war zum physikalisch- chemischen Institut umgewandelt. Aber der Geist war um so hoher, und er fuhlte sich durch keine materiellen Kleinigkeiten be- schrankt. Man hatte den herrlichen Vorteil, ein jungfrauliches Feld von ungemeiner Fruchtbarkeit zu bearbeiten. Ostwald selbst fuhrte seine groi3e Arbeit uber die Leitfahig- keit der Sauren aus, Nernst machte seine Hauptarbeit uber die elektromotorische Wirksamkeit der Ionen, Beckmann erprobte die zweckmai3igste Konstruktion seiner Ap- parate zu Molekulargewichtsbestimmungen und fuhrte damit groi3e orientierende Unter-

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suchungen aus. Meyerhofer, Walker und Noyes machten da die ersten wichtigen An- satze xu ihren wichtigsten Lebenswerken. Der schnelle Erfolg gab eine enorme Zuver- sicht. Und uberall behielt Ostwald die Uber- sicht und die Leitung der vielen umfangrei- chen Untersuchungen. Wenn uberhaupt Ar- beitsfreude in hochstem MaB geherrscht hat, so war es da." [7] In der Tat wurden in Ost- walds Leipziger Institut eine Vielzahl von groBen Physikochemikern ausgebildet und neuartige, die weitere Entwicklung der phy- sikalischen Chemie beeinflussende Untersu- chungen angestellt. Schon Ostwalds erster Assistent in Leipzig wurde ,,ein Stern erster GroBe": Walther Nernst. Er war von Fried- rich Kohlrausch (1840-1910) in Wurzburg gekommen, und Ostwald war froh, Nernst, der ebenso wie Arrhenius Physiker war, fur die physikalische Chemie gewonnen zu ha- ben. Er lenkte das Interesse des jungen Assi- stenten auf die Potentialausbildung an Elek- troden, und Nernst entwickelte bei Ostwald jene ,,osmotische Theorie der galvanischen Elemen te", welche die Gleichgewichtspo- tentiale an Elektroden mit der heute als ,,Nernstsche Gleichung" bezeichneten Ab- hangigkeit von der Konzentration der elek- troaktiven Stoffe angibt:

Damit war eine weitere Stutze der wissen- schaftlichen Elektrochemie geschaffen und die doniinierende Stellung der Ostwaldschen Schule in jener Zeit untermauert. Ostwalds Verhaltnis zu Nernst war stets etwas ge- spannt. Nernst ging von Leipzig aus nach Gottingen, wo er selbst eine Professur fur physikalische Chemie und ein ebensolches Institut erhielt. Er war mathematisch besser vorgebildet als Ostwald und betrachtete sich diesem daher uberlegen, weshalb er niemals von seinem Lehrer, sondern seinem ,,verehr- ten Chef" Ostwald sprach. Auch die Ost- wald zugedachte Widmung der mit A. Schonflies zusammen verfagten ,,Einfuhrung in die mathematische Behandlung der Natur- wissenschaften" (1 895) war eher eine Kon- frontation als eine Anerkennung. Zudem schrieb er Ostwald, das Buch sei besonders deshalb so gut, weil so wenig von ihm (Nernst) darin stunde. Auch der Titel von Nernsts Lehrbuch ,,Theoretische Chemie vom Standpunkte der Avogadroschen Regel und der Thermodynamik" war wohl mit Be- dacht kontrar zu Ostwalds ,,allgemeiner Chemie" bei Ablehnung der Atomistik ge-

wahlt. Als der nach Berlin berufene Nernst es 1906 ablehnte, Ostwalds Nachfolger in Leipzig zu werden (der Kaiser und die ein- flufireichen Ministerien waren nun ma1 in Berlin), wurde der Name Nernst im hausli- chen Gesprach bei Ostwalds kaum noch ge- nannt. In den ,,Lebenslinien" muQte denn Nernst einige Ruffel einstecken, die er aber bei nachster Gelegenheit, und das war der Ostwald-Nekrolog, heftig zuruckwies. Au- Berdem ist Nernst im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen Arrhenius, van't Hoff, Planck, Einstein und anderen nie mit seinen grundle- genden Arbeiten in ,,Ostwalds Klassikern der exakten Wissenschaften" aufgenommen wor- den, jener Reihe, die Ostwald 1889 mit Helmholtz ,,Uber die Erhaltung der Kraft" begrundete und die noch zu seinen Lebzeiten uber 200 Hefte mit wissenschaftshistorisch wertvollen Arbeiten umfagte.

Doch zuruck zu Ostwalds wissenschaftlicher Schule. Unter den mehreren hundert Schu- lern Ostwalds sind etwa 70 zu Professoren ernannt worden, die in Ostwaldschem Sinne die physikalische Chemie vertraten. Diese enorme Zahl spricht fur Ostwald und seinen EinfluB, ob sie aber stets fur die Entwicklung der physikalischen Chemie giinstig war, sei dahingestellt. So vertrat Ostwald wahrend der Zeit seiner hauptsachlichen elektroche- mischen Arbeiten (1887-1897) ziemlich ,,an- tikinetische" Ansichten, die sich zwar vor- dergrundig gegen die kinetische Gastheorie (und damit die Atomistik) richteten, aber auch EinfluB auf seine Betrachtungsweise in der Elektrochemie hatten. Daher entwickelte sich die elektrochemische Kinetik erst von 1930 an. Die dazwischen liegende, vor allem von Gleichgewichtsbetrachtungen gepragte Zeit ist einmal als ,,Nernst-Kluft" bezeichnet worden, doch wohl eher Ostwald zuzu- schreiben, was seinen EinfluB auf die Wis- senschaftsentwicklung nur unterstreicht, auch wenn er diesmal negativ war. Diese nichtkinetische Zeit der wissenschaftlichen Elektrochemie ist umso erstaunlicher, da die technische Elektrochemie auch unter Ost- walds indirektem Einflui3 riesige Fortschritte machte und die wichtigsten elektrochemi- schen GroBverfahren gerade zu Ostwalds Zeiten in die Praxis eingefuhrt wurden. Die Grenzen der Entwicklung der Elektrochemie werden aber bei den Brennstoffzellen deut- lich. Gerade Ostwald war es, der in seinem Vortrag ,,Die wissenschaftliche Elektroche- mie der Gegenwart und die technische der Zukunft" vor Elektrotechnikern die Brenn- stoffzelle propagierte, weshalb ihm falschli-

cherweise oft das Verdienst zugesprochen wird, als erster auf diese Moglichkeit hinge- wiesen zu haben. Die weitere Entwicklung dieser technischen Anwendung der Elektro- chemie hat recht deutlich gezeigt, daB es oh- ne Elektrodenkinetik dabei nicht abgeht. Mit Ostwald wurde jedenfalls diese Welle von Untersuchungen uber Brennstoffelemente ausgelost, die bis heute anhalt.

Auch in anderen Bereichen der Elektroche- mie hat Ostwald anregend gewirkt. In der Arbeit ,,Elektrische Eigenschaften halb- durchlassiger Scheidewande" [8] macht Ost- wald auf die Bedeutung der Membrangleich- gewichte ,aufmerksam, die sein Schuler Fre- derick G . Donnan (1870-1956) spater naher untersucht hat und die mit der Glaselektrode eine erste praktische Anwendung fanden. Neben Untersuchungen zum Ionenprodukt des Wassers und dem EinfluB der Konstitu- tion organischer Sauren auf deren Saurenstar- ke hat sich Ostwald um die Anwendung der Elektrolyt-Theorie von Arrhenius auf die analytische Chemie bemuht, was in seinem Buch ,,Die wissenschaftlichen Grundlagen der analytischen Chemie" (1 894) zusammen- gefai3t ist. In dem Buch, das fur die wissen- schaftliche Durchdringung der analytischen Chemie von einschneidender Bedeutung war, fuhrte Ostwald erstmals die Begriffe der Dissoziationskonstanten, des Loslichkeits- produktes sowie der Wasserstoffionenkon- zentration in Indikatorgleichgewichten ein. Letztere berucksichtigt nur die Ionengleich- gewichte von Indikatoren und ist von Arthur Hantzsch (1857-1935) um den EinfluB der Strukturanderungen erweitert worden. Es mug erwahnt werden, daB Robert Behrend (1856-1926) in Ostwalds Institut die erste potentiometrische Titration in der Geschich- te der analytischen Chemie ausgefuhrt hat.

U m die Entwicklung der Elektrochemie hat sich Ostwald auch durch die Grundung der ,,Deutschen Elektrochemischen Gesell- schaft" im Jahre 1894 verdient gemacht, die Ostwald aber als Gesellschaft aller Physiko- chemiker verstanden wissen wollte und die daher auf seinen Vorschlag hin 1902 in ,,Deutsche Bunsengesellschaft fur angewand- te physikalische Chemie" umbenannt wurde. Sie fuhrte auf ihrer jahrlichen Tagung alle be- deutenden Physikochemiker Deutschlands zusammen. Welche Atmosphare da herrsch- te, unterstreicht eine Anekdote, nach der Max Bodenstein (1871-1942) einmal seinem Nachbarn bei einer solchen Tagung zugeflu- stert haben soll: ,,Hinter mir sitzt einer, den

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kenne ich gar nicht!" Unter Ostwalds Ein- flufi hatten die Physikochemiker eine eigen- standige Vereinigung neben der ,,Deutschen Chemischen Gesellschaft". Dieses Beispiel fand international Nachahmung z.B. in den USA, wo 1902 die ,,Electrochemical Society" nach deutschem Vorbild gegrundet wurde. Ostwalds Mitwirken als Mitherausgeber der ,,Zeitschrift fur Elektrotechnik und Elektro- chemie" (1894), die ab Jahrgang 2 (1895) den Titel ,,Zeitschrift fur Elektrochemie" hatte (heute ,,Berichte der Bunsengesellschaft fur physikalische Chemie") war nur von kurzer Dauer und ohne nachhaltige Wirkung.

Ein klassisches Buch schuf Ostwald 1896 rnit seiner ,,Elektrochemie. Ihre Geschichte und Lehre", das auf 1150 Seiten anhand von hi- storischen Darstellungen ein ,,Kolossalge- malde" von der Entwicklung der Elektroche- mie bis zu jener Zeit entwirft und heute auch die Grenzen der Elektrochemie Ostwalds 2.B. in der Frage der Kontaktpotentiale deutlich werden lafit. Das Buch bildet abge- sehen von der kurzgefafiten Darstellung ,,Die Entwicklung der Elektrochemie in gemein- verstandlicher Darstellung" (1910) den Ab- schlui3 der ,,elektrochemischen Xra" Ost- walds .

Die Jahre 1895-1897 brachten durch mehrere aufiere Umstande einen Einschnitt in Ost- walds wissenschaftliche Laufbahn. Diese Er- eignisse sind zu einem Teil auf Ostwalds Be- schaftigung mit der chemischen Thermody- namik und seine philosophischen Schlufifol- gerungen zuruckzufuhren. Auf Anregung v. Oettingens hatte sich Ostwald schon fruhzei- tig mit den Arbeiten von Josiah Willard Gibbs (1839-1903) zur Thermodynamik be- schaftigt, die in den schwer zuganglichen "Transactions of the Connecticut Academy" erschienen waren und deren Obersetzung er betrieb. An Gibbs schrieb er: ,,Die Bedeu- tung ihrer Arbeit ist eine so grofie, dai3 ich soviel ich kann, d a m tun mochte, ihr eine entsprechende Verbreitung zu schaffen." 1892 erschienen die ,,Thermodynamischen Studien", womit nun Gibbs Arbeit auch im englischen Sprachraum, allerdings in deut- scher Sprache, leicht zuganglich war und sich entsprechend verbreiten konnte. Fur Ost- wald selbst waren die Arbeiten eine Wende seiner wissenschaftlichen Weltanschauung. Er schreibt daruber:

,,Diese Arbeit war von grofltem Einflufi auf meine eigene Entwicklung. Denn, obwohl er es nicht besonders hervorhebt, arbeitet

Gibbs ausschliefilich mit Energiegrofien und ihren Faktoren und halt sich vollkommen frei von allen kinetischen Hypothesen [!!I. Da- durch erlangte er fur seine Schlusse eine Si- cherheit und Dauerhaftigkeit, welche sie an die oberste Grenze des menschlich Erreich- baren stellen.. ."

Und an anderer Stelle: ,,Die eingehende Be- schaftigung mit jenen Arbeiten durch die Obersetzung war fur mich von erheblichen Folgen. Obwohl ich in seine Mathematik nur unvollkommen eindringen konnte, empfing ich doch ein grofies Stuck denkerischer Er- ziehung durch die gradlinige Sachlichkeit, mit welcher er die einzelnen Probleme angriff und durch die erschopfende Umsicht, mit der er aus den angesetzten Gleichungen auch die fernstliegenden Folgen entwickelte. Auch konnte ich nicht umhin zu bemerken, dai3 die 200 Gleichungen, welche die Hauptarbeit brachte und behandelte, fast ausnahnislos Gleichungen zwischen Energiegroflen wa- ren. Diese zunachst nur formale Bemerkung wurde fur mich von grofiter Wichtigkeit, denn sie ergab, dai3 jene grundlegende Arbeit als eine chemische Energetik gekennzeichnet werden kann." [9]

Den uberwaltigenden Eindruck, den die klassische Thermodynamik auf ihn ausubte, hat Ostwald zu verallgemeinern versucht. Fur ihn war die Thermodynamik das non plus ultra einer wissenschaftlichen Theorie. Sie war mathematisch in sich geschlossen und erlaubte mit wenigen Ausnahmen, dem 1. und 2. Hauptsatz der Thermodynamik, eine quantitative Aussage iiber den Ablauf chemi- scher Reaktionen anhand von Energien. Da- mit liefi sich die prinzipielle Moglichkeit des Ablaufes einer chemischen Reaktion fur jedes System voraussagen, was fur Ostwald das hochste Ziel einer exakten Wissenschaft war. Der alte Traum der Chemiker von der quan- titativen Erfassung der Affinitat war rnit der Einfuhrung des chemischen Potentials in Er- fullung gegangen.

Die klassische Thermodynamik bedurfte in ihrer Grundlegung der Annahme von Ato- men nicht, sondern kam rnit Energien aus. Deshalb sah Ostwald in der ,,Atomhypothe- se", bei der zu seiner Zeit die Spekulationen sicherlich manche Bluten trieben, ein unnut- zes Unterfangen. Unter diesem Eindruck liefi er sich verleiten, seinem Nature11 entspre- chend allgemeinere Aussagen, die weit uber den Geltungsbereich der chemischen Ther- modynamik hinausgingen, zu treffen.

Schon 1891 griff Ostwald in einer Diskussion mit Ludwig Boltzmann (1844-1906), Max Planck und Heinrich Hertz (1857-1894) er- steren wegen seiner kinetischen Gastheorie an. In der wie immer heftigen Diskussion er- widerte Boltzmann: Jch sehe keinen Grund, nicht auch die Energie atomistisch eingeteilt anzusehen." [lo] Neun Jahre spater hat Planck als vierter im Bunde diesen Schritt vollzogen. Damit wird keineswegs die funda- mentale Leistung Plancks geschmalert, son- dern nur eine historische Wurzel seiner Lei- stung freigelegt und die Fruchtbarkeit der Diskussion unterstrichen.

Ostwalds weitere Beschaftigung mit der Thermodynamik fuhrte ihn zur Postulierung eines ,,perpetuum mobile zweiter Art", rnit dem die Aussage des 2 . Hauptsatzes der Thermodynamik verdeutlicht werden sollte. Ein solches perpetuum mobile zweiter Art ware eine Maschine, die verschiedene Ener- gieformen cyclisch ineinander umwandeln konnte. In der zweiten Auflage eines grofien Lehrbuches formuliert er den zweiten Hauptsatz so: ,,Ein perpetuum mobile zwei- ter Art ist unmoglich."

1895 stellte Ostwald auf der Naturforscher- versammlung in Lubeck in seinem Vortrag ,,Die Oberwindung des wissenschaftlichen Materialismus" seine ,,Energetik" vor, die unter volliger Ablehnung der Atomistik der Energie das Primat vor der Materie gibt. So glaubte Ostwald, eine hypothesenfreie Wis- senschaft erreichen zu konnen: ,,Wir fragen nicht mehr nach den Kraften, die wir nicht nachweisen konnen, zwischen den Atomen, die wir nicht beobachten konnen, sondern wir fragen, wenn wir einen Vorgang beurtei- len wollen, nach der Art und der Menge der aus- und eintretenden Energien. Die konnen wir messen, und alles, was zu wissen notig ist, lafit sich in dieser Gestalt ausdriicken." [ll] Daraufhin kam es zu harten Auseinan- dersetzungen in der Diskussion. Planck schildert das folgendermafien:

,,Es versteht sich, dai3 dieser Kampf, in dem sich namentlich Boltzmann und Ostwald ge- genuberstanden, ziemlich lebhaft gefuhrt wurde, und dafi er auch zu manchen drasti- schen Effekten Anlafi gab, da die beiden Gegner sich an Schlagfertigkeit und naturli- chem Witz ebenburtig waren. Ich selber konnte dabei ... nur die Rolle eines Sekun- danten von Boltzmann spielen, dessen Dien- ste von diesem gar nicht anerkannt, j a nicht einmal gern gesehen wurden. " [12]

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Plancks Anteil am Kampf gegen die Energe- tik hat Albert Einstein (1878-1956) gewiir- digt:

,,Von den speziellere Fragen auf thermody- namischem Gebiete behandelnden Arbeiten Plancks wollen wir hier nicht reden. Dagegen diirfen wir eine 1896 in Wied. Ann. Bd. 56 erschienene polemische Arbeit Plancks ,Ge- gen die neuere Energetik' nicht unerwahnt lassen, weil sie zweifellos einen bedeutenden EinfluiS auf die Fachkollegen ausiibte. Es ist dies ein meisterhaft geschriebener kurzer Aufsatz, in dem gezeigt wird, daf3 die Ener- getik als heuristische Methode wertlos ist, ja, dai3 sie sogar mit unhaltbaren Begriffen ope- riert. Jeder Freund sauberen wissenschaftli- chen Denkens kann sich durch Lekture die- ses frischen Aufsatzchens entschadigen fur den Arger, den er beim Lesen von Abhand- lungen der hier bekampften Art wohl nicht unterdriicken konnte. '' [13]

Nach den Erwiderungen von Boltzmann und Planck war die Energetik fur die Naturwis- senschaften iiberwunden. Die Philosophen haben sich spater, vor allem nachdem Ost- wald die Energetik in seine Naturphilosophie iibernahm, damit auseinandergesetzt. In seinen ,,Lebenslinien" hat Ostwald unter in- direktem Hinweis auf Einsteins Masse-Ener- gie-Beziehung behauptet, daf3 die Entwick- lung der Physik seine Energetik bestatigt habe. Diese Bemerkung zeigt den Mange1 seiner Philosophie deutlich, da hier die un- scharfe Handhabung der Begriffe ,,Masse" und ,,Materie" zum Ausdruck kommt.

Besonders schwerwiegend war in Ostwalds Liibecker Rede die Auffassung: ,,Wir miissen also . . . endgiiltig auf die Hoffnung verzich- ten, uns die physische Welt durch Zuriick- fiihrung der Erscheinungen auf eine Mecha- nik der Atome anschaulich zu deuten," fur die experimentelle Forschung. Nach dem Gesagten scheint es paradox, dai3 Ostwald zwei Jahre spater auf Vorschlag von Emil Fi- scher niit Hans Landolt und Karl Seubert (1 851- 1942) in die Kommission zur Festset- zung der Atomgewichte der Deutschen Che- mischen Gesellschaft berufen wurde und von 1906 bis 1916 in der Internationalen Atomge- wichtskommission wirkte. Ostwald sah im ,,Atomgewicht" nicht die Masse einer defi- nierten Anzahl von Atomen, sondern in dem ,,Verbindungsgewicht" nur die Relativzahl fur den Masseanteil von Elementen in Ver- bindungen. Erst 1908 erkannte Ostwald die Existenz der Atome an. Damals notierte

van't Hoff lakonisch in seinem Tagebuch: ,,Ostwald besuchte mich. Er ist zur Molekel bekehrt. "

Noch 1895 wich Ostwald in der Diskussion zu seinem Vortrag, die er spater als ,,Ab- schlachtung" bezeichnete, von seinem Stand- punkt keinen Strich ab. Die heftige Ausein- andersetzung loste bei ihm nach einer allge- meinen Uberarbeitung einen Nervenzusam- menbruch aus. Ein halbes Jahr lang war er beurlaubt, dann kehrte er nach seiner Gene- sung in das iiberfiillte Institut zuriick. Er be- merkte an sich die Anzeichen von Laborato- riumsmiidigkeit. Ein Institutsneubau in der LinnC-Strage war ihm bewilligt, und er hatte Sorge, dai3 er in dem neuen Haus werde nichts Neues mehr hervorbringen konnen. Am 3. Januar 1898 wurde das neue Institut eroffnet, und alles, was in der physikalischen Chemie und verwandten Richtungen Rang und Namen hatte, war nach Leipzig gekom- men. Ostwald verkundete das neue Arbeits- gebiet, das im neuen Haus betrieben werden sollte: die Katalyse. E r bewies damit sein Ge- Schick, neuartige Arbeitsrichtungen rechtzei- tig zu erkennen und sie so mitbestimmen zu konnen. Die Arbeiten zur Katalyse nicht nur des Leipziger Institutes fiihrten in den nach- sten beiden Jahrzehnten zu einem grundle- gendem Wandel der chemischen Technik: Es wurden katalytische Hochdruckverfahren eingefiihrt, von denen das Haber-Bosch-Ver- fahren zur Ammoniaksynthese besonders herausragt. Ostwalds eigene Arbeiten zur Ammoniaksynthese aus den Elementen wa- ren nicht von Erfolg gekront, dafur aber sei- ne gemeinsamen Untersuchungen mit Eber- hard Brauer (1875-1958) zur katalytischen Ammoniakoxidation an Platin, die zur tech- nischen Reife entwickelt wurde. Ausgangs- punkt der katalytischen Forschungen [ 141 war eine 1894 aufgestellte neue Definition der Katalyse: ,,Katalyse ist die Beschleuni- gung eines langsam verlaufenden Vorganges durch die Gegenwart eines fremden Stoffes. " Damit wurde die statische Auffassung der katalytischen Kraft von J. J. Berzelius (1779-1848) iiberwunden und durch eine dy- namische ersetzt. Fur die in ihren Auswir- kungen auf die chemische Technik und damit auf die menschliche Zivilisation so folgenrei- chen Arbeiten wurde Ostwald 1909 der No- belpreis fur Chemie zugesprochen, nachdem vorher seine Mitstreiter van't Hoff (1901) und Arrhenius (1903) fur ihre Leistungen in gleicher Weise geehrt worden waren.

Neben den so erfolgreichen Arbeiten zur Ka-

talyse und Kinetik, die in Ostwalds Institut vor allem von Max Bodenstein und Georg Bredig (1868-1944) ausgefiihrt wurden, miissen Ostwalds eigene Arbeiten iiber Bil- dung und Reaktionen fester Korper genannt werden, die heute wenigstens teilweise in Vergessenheit geraten sind. In den ,,Studien zur Bildung und Umwandlung fester Kor- per" (1897) fuhrt Ostwald den Begriff der metastabilen Phase ein und gibt die nach ihm benannte Stufenregel an, wonach ein System bei physikalischen oder chemischen Prozes- sen iiber energetisch verschiedene Stufen vom instabilsten zum stabilen Zustand iiber- geht. Dabei wird die Grof3e wirksamer Kei- me fur die Phasenbildung erforscht. Max Volmer (1885-1965) hat in seiner klassischen ,,Kinetik der Phasenbildung" (1 939) dariiber hinaus betont:

,,Die Bedeutung W. Ostwalds fur unser Ge- biet [der Phasenbildung] liegt zum geringsten Teil in diesen eigenen Beobachtungen; sie ist vielmehr begrundet in der Ordnung und Kla- rung, die er in die schwer iibersehbare Man- nigfaltigkeit und Verworrenheit der vorlie- genden Beobachtungen gebracht hat. Die von ihm gegebene Zusammenfassung ist heu- te noch von . . . Bedeutung.. . " [15]. Diese Wertschatzung Ostwalds biiCt nichts ein durch die Kritik Volmers, daf3 Ostwald die Bedeutung der Gibbsschen Arbeit ,,Uber das Gleichgewicht heterogener Stoffe" nicht er- kannt hat.

Mit den Untersuchungen iiber die ,,periodi- schen Erscheinungen bei der Auflosung des Chroms" (1899) schuf Ostwald Vorausset- zungen fur ein Model1 der Nervenleitung (Ostwald-Lilie-Modell). Das Phanomen der Ostwald-Reifung, bei der sich grof3kornige Niederschlage aus feinkornigeren unter Er- niedrigung der Oberflachenenergie bilden, hat Ostwald in der Arbeit ,,Ober die ver- meintliche Isomerie des roten und gelben Quecksilberoxids und die Oberflachenspan- nung fester Korper" berichtet. Er leitet einen Zusammenhang zwischen der Loslichkeit fe- ster Teilchen und deren Groi3e her, dessen mathematischen Ausdruck Herbert Freund- lich in seiner ,,Kapillarchemie" vervoll- kommnete. [ 161

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wendet sich Ostwald verstarkt philosophischen Betrach- tungen zu und halt an der Universitat seine ,,Vorlesungen iiber Naturphilosophie". Mit seinem Lehramt wird er wegen der hohen Belastungen unzufrieden und deutet zu sei-

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Ostwald in seinen spateren Jahren bei der Farbforschung im Privatlabor seines Hau- ses ,,Energie". Der Hobbymaler Ostwald schuf auch ein Farbharmoniesystem, nach dem er spater seine Bilder zeichnete. Auch in der kiinstlerischen Gestaltung von Far- ben und Formen sollte eine wissenschaft- lich begriindete Harmonie ihren Einzug halten.

nem 25jahrigen Doktorjubilaum 1903, zu dem auch die erste Ostwald-Biographie aus der Feder seines Schulers Paul Walden (1 863-1957) erscheint [I 71, einen moglichen Riicktritt von seinem Lehrstuhl bereits an. Er hatte nun andere wissenschaftliche Interes- sen, und die physikalische Chemie entglitt seinen Handen. Die Bearbeitung des letzten Teilbandes seines groi3en Lehrbuches hat er nicht mehr vollendet. Das physikalisch-che- mische Praktikum, fur das er friiher mit Hin- gabe sein ,,Hand- und Hulfsbuch zur Aus- fuhrung physikochemischer Messungen" (1893) geschrieben hatte, war ihm nun zuwi- der. Vielleicht argerte ihn auch die Moglich- keit, dai3 sich die jungen Assistenten hinter seinem Riicken zublinzelten: ,,Hier blickt der Alte nicht mehr durch." Nach einem Fa- kultatskrach reichte Ostwald sein Entlas- sungsgesuch beim sachsischen Ministerium ein. Van't Hoff hielt das fur toricht, und Nernst betrachtete es mehr oder weniger als Verrat an der physikalischen Chemie. Nach- dem Ostwald noch die ehrenvolle Berufung als erster deutscher Austauschprofessor an der Harvard-Universitat in Cambridge, Mas- sachusetts/USA, wahrgenommen hatte, legte er 1906 sein Lehramt nieder und zog als ,,freier Forscher und Kulturphilosoph" auf seinen Landsitz in Groflbothen bei Leipzig. Sein ,,Haus Energie" wurde nun nach dem Motto seines energetischen Imperativs ,,Ver- geude keine Energie, verwerte sie", bewirt- schaftet. Ostwalds schriftstellerische Pro- duktivitat nahm wieder zu, und manchen Bu-

chern allgemeinen Inhalts merkt man es heu- te an, da8 sie nach Bogen bezahlt wurden. Sein beriihmtes Buch ,,GroBe Manner", aus dem dann eine ganze Reihe wurde, brachte seine allgemein bekannte Einteilung der Wis- senschaftler in Klassiker und Romantiker so- wie Antworten auf die Frage nach dem Fin- den und Fordern von Genies. Dai3 das wirk- lich ein Problem war, bewies Ostwald selbst, denn das Genie Einstein hat er nicht erkannt, obwohl sich der junge Einstein zweimal bei ihm bewarb.

Ostwald begab sich in zunehmendem Mafie auf die politische Buhne. Von 1910 bis 1915 war er Vorsitzender des von Ernst Haeckel gegrundeten Monistenbundes. Er wirkte in der Kirchenaustrittsbewegung und in der Friedensbewegung Bertha von Suttners mit. Der von ihm initiierte Vorschlag einer ,,Che- mischen Reichsanstalt" fuhrte zur Grundung des Kaiser-Wilhelm-Institutes fur Chemie, und Ostwalds Schiiler Ernst Beckmann (1853-1923) wurde dessen erster Direktor.

Seine Muhen um die internationale Zusam- menarbeit der Wissenschaftler wurden mit der Griindung der Jnternationalen Assozia- tion der Chemischen Gesellschaften" 1912 belohnt, deren erster Prasident (bis 1915) er war. Oberhaupt galt sein Interesse verstarkt den allgemeinen Fragen der Wissenschafts- entwicklung (wesentliche Arbeiten wurden gerade neu herausgegeben [ 181). Fur Ostwald war das 20. Jahrhundert das der Organisa- tion, was er noch unvorbelastet so bezeich- nen konnte, da er die biirokratischen Aus- wuchse, die er als Energieverschwendung wi- der seinen energetischen Imperativ geschmaht hatte, noch nicht kannte.

Seiner Zeit voraus eilte Ostwald mit der Grundung der ,,Brucke. Internationales In- stitut zur Organisierung der geistigen Ar- beit" in Munchen. Von der Normung der Pa- pierformate (,,Weltformate" nach Ostwald) bis zur Schaffung eines international einheit- lichen Referatedienstes und einer Weltdaten- bank fur chemische Verbindungen reichte das Konzept dieser Organisation, fur die Ostwald viele fiihrende Wissenschaftler und Politiker gewann und fur die er fast den ge- samten Geldbetrag des Nobelpreises zur Verfugung stellte. 1913 geriet das Unterneh- men in finanzielle Schwierigkeiten, und was von diesem groi3artigen Unterfangen bis heu- te blieb, sind die DIN-Papierformate, die Ostwald Anfang der zwanziger Jahre mit dem DIN-Normenausschui3 aushandelte.

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Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges brach Ostwalds internationales Wirken ab, da Ost- wald zu den Mitunterzeichnern des ,,Aufrufs an die Kulturwelt" vom 4. Oktober 1914 ge- horte, den viele namhafte Wissenschaftler und Kunstler unterzeichneten. Fur Ostwald ging dadurch z. B. die herzliche Freundschaft mit William Ramsay (1852-1916) in die Bru- che und fur die deutsche Geisteswelt die Glaubwiirdigkeit bei den europaischen Nachbarn verloren. Als sich im Dezember 1914 Rektor und Senat der Universitat Leip- zig von einer angeblich vaterlandslosen Au- Berung Ostwalds bei einem Besuch in Schwe- den distanzieren und er in der Presse ubel be- schimpft wird, zieht er sich vollig in sein Haus Energie zuruck. Das fie1 ihm nicht all- zu schwer, denn er hatte sich das Feld der Farbenforschung als neues Arbeitsgebiet schon ausgesucht.

Es ist bewundernswert, wie der 6ljahrige Ostwald wieder ins Laboratorium geht, um die experimentellen Grundlagen seiner Far- benlehre im Alleingang zu schaffen. Ostwald entwickelte ein Farbsystem, das sich durch seine Einfachheit und gute Anwendbarkeit in der Praxis auszeichnete. Zur leichten Hand- habung schuf er Farbtafeln, ,,Farborgeln" und den ,,Farbenkreisel". In zahlreichen Bu- chern, von denen das verbreiteste die ,,Far- benfibel" ist, einer neuen Zeitschrift ,,Die Farbe" und seinem ,,Farbnormen-Atlas" trug er zur Popularisierung seiner Farbenlehre bei, die er ebenso wie Goethe die seine fur die grogte Leistung seines Lebens hielt. Bei- den ist die Nachwelt in ihrem Urteil nicht ge- folgt. Heute ist die Ostwaldsche Farbenleh- re, die noch zu seinen Lebzeiten zu Recht aus physikalischer Sicht angegriffen wurde, durch neue Farbsysteme ersetzt. Einige von Ostwalds Gedankengangen wurden darin aufgegriffen und weiterentwickelt.

Vielfaltigen Arbeiten widmete sich Ostwald in seinem letzten Lebensjahrzehnt. Zu sei- nem 70. Geburtstag konnte er mit Stolz auf die Erfolge seiner Schuler blicken, und es sind viele groi3e Mannner der physikalischen Chemie darunter: Arrhenius, Bancroft, Beckmann, Bodenstein, Bredig, Le Blanc, Cottrell, Donnan, Findley, Freundlich, Kristjakowski, Kablukow, Mittasch, Nernst, Noyes, Richards, Tammann und Walden. Beschaulich schreibt er seine Memoiren, die dreibandigen ,,Lebenslinien". Stets hat er noch einen Artikel unter der Feder, sei es uber Bionik (,,Der biologische Faktor in der Technik") oder die Nutzung der Sonnen-

energie (,,Die Energiequellen der Zukunft"). Manchmal noch blitzt die Kampfeslust in Diskussionen auf, und so halt er 1928 vor den Chemikern der BASF in Ludwigshafen einen Vortrag zum Thema: ,,Organisierung des Fortschritts oder: Wie macht man den Fachmann unschadlich?" Wie der Vortrag bei den Fachmannern der BASF aufgenom- men wurde, ist im einzelnen nicht uberlie- fert.

Seinen letzten Aufsatz widmete er ,,Goethe, dem Prophete". Das Vorausschauen vor al- lem in der Wissenschaft gilt ihni als hochstes Gut. Als er am 4. April 1932 in Leipzig starb, konnte kaum jemand voraussehen, welchen Niedergang die von Ostwald so geschatzte deutsche Wissenschaft in den nachsten drei- zehn Jahren entgegenging.

Literatur

[I] W. Ostwald: Lebenslinien. Eine Selbst- biographie. Bd. I , Klasing, Berlin 1926, S. 98.

[2] W. Ostwald: Volumchemische Studien uber Affinitat und volum-chemische und op- tisch-chemische Studien. (Ostwalds Klassi- ker der exakten Wissenschaften Bd. 250). Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1966.

[3] W. Ostwald: Lehrbuch der allgemeinen Chemie. Bd. 1 und 2, Engelmann, Leipzig, 1885-1887.

[4] W. Nernst, 2. Elektrochem. 38, 337 (1932).

[5] P. Walden: Wilhelm Ostwald, Engel- mann, Leipzig 1904.

[6] H.-G. Korber (Hrsg.): Aus dem wissen- schaftlichen Briefwechsel Wilhelm Ostwalds. 11. Teil: Briefwechsel mit Svante Arrhenius und Jacobus Henricus van't Hoff. Akade- mie-Verlag, Berlin 1969, S. 201 -204.

[7] S. Arrhenius: Aus meiner Jugendzeit. Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1913.

[8] W . Ostwald, 2. phys. Chem. 6, 71 (1890).

[9] Lit. [I], Bd. 2, S. 61-64.

[lo] Lit. [I], Bd. 2, S. 188.

[ l l ] W. Ostwald: Die Uberwindung des wissenschaftlichen Materialismus. In W. Ostwald: Abhandlungen und Vortrage allge- meinen Inhalts (1887-1903), Veit und Co., Leipzig 1904, S. 220-240, besonders S. 238 sowie S. 230-231.

[ 121 M. Planck: Wissenschaftliche Selbstbio- graphie. 4. Aufl., Barth, Leipzig 1967, S. 20.

[13] A. Einstein: Max Planck als Forscher. Naturwissenschaften 1, 1077 (1913).

[14] W. Ostwald: Ober Katalyse. (Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften, Bd. 200). Akademische Verlagsgesellschaft, Leip- zig 1923.

(151 M. Volmer: Kinetik der Phasenbildung. Steinkopff, Dresden und Leipzig 1939.

[16] H. Freundlich: Kapillarchemie. Akade- mische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1909, S. 144.

[17] P. Walden: Wilhelm Ostwald. Engel- mann, Leipzig 1904 (mit Ostwald-Bibliogra- phie).

[18] G. Lotz, L. Dunsch und U. Kring (Hrsg.): Forschen und Nutzen. Wilhelm Ostwald zur wissenschaftlichen Arbeit. 2. Aufl. Akademie-Verlag, Berlin 1982.

L. Dunsch, geb. 1948, Chemiestudium an der Bergakademie Freiberg, Promotion 1973 mit einer Arbeit auf dem Gebiet der Elektro- chemie. Seither nebenberufliche Beschafti- gung mit Chemiegeschichte, vor allem der Geschichte der physikalischen Chemie. Mit- herausgeber einer Edition von Ostwald-Tex- ten. - Der Autor dankt Frau Dr. A.-L. Arr- henius-Wold (Uppsala) und Frau Ing. M. Brauer (Grogbothen) fur die freundliche Uberlassung der Photographien.

196 Chemie in unserer Zeit / 16. Jahrg. 1982 / Nr. 6