Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932

Embed Size (px)

Citation preview

  • 7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932

    1/24

    Gasschutz und Luftschutz

    Zeitschrift fr das gesamte Gebiet des Gas- und Luftschutzes der Zivilbevlkerung

    Mitteilungsblatt amtlicher Nachrichten

    -------- ------------

    ---------------------------------------------

    Schriftleitung: Dr. Rudolf Hanslian und Prsident Heinrich

    Pae

    tsch in Berlin

    Mit Untersttzung von

    Dr

    . Abegg,

    Staatssekretr

    im Preu. Ministerium des

    Inn

    ern; Dr. Adler,

    Stadtbaurat

    beim Magistrat Berlin; von

    Altrock, Genera lle

    utnant a.

    D., Berlin; Dr. Barck, Ministerialrat im

    Badischen Minist

    erium des Inncrn; Bleidorn,

    Ge

    ner

    al

    der

    Art

    illerie

    a.

    D., Berlin; Dr. Brandenburg, Min

    Dir

    ektor im Reichsverkehrsministerium; Dr. jur. Bruns,

    Univ Prof.. Berlin; Delvendahl, Oberpostrat

    im

    Reichspostministerium; Dr. Drger , Lb eck; von Dring, Reichs.

    verband der Industrie; Dr. EbeIing, Reichsbahndirektor bei der Hauptverwaltung der Deutschen Reichs.

    hahngesellschaft; Dr . Flury, Univ.J>rof., Wrzburg; Dr. Forstmann, Leiter der HauptsteIle fr das Grubenrettungs .

    wesen, Essen: Gempp,

    Oberbranddirciktor

    von Berlin;

    Grokreutz, Reichsarchivrat;

    Dr.

    h. c.

    von

    HaeHen, Prsi.

    dent

    des Reichsarchivs; Dr.

    Hamei,

    Geh

    Rat,

    Prsident des

    Reichsgesundheitsamtes; Hampe

    , Leiter des Gas .

    sch

    ut

    zes der Technischen Nothilfe

    e.

    V., Berlin; Heinrichs,

    Oberregierungsrat,

    Reichspatentamt; Krner, Beige.

    ord

    neter des Deutschen Stdtetages; Dr. Kottenberg, Beigeordneter des Reich

    sstdtebundes;

    Dr.

    Kremer,

    Min .Rat

    im

    Preu. Ministerium fr

    Handel

    und Gewerbe; Kretsc'hmar, Vorsitzendcr des

    Arbeiter.5amariterbundes;

    Lum.

    mitzsch, Vorstand der Technischen NothiHe; Dr . Menzel, Min Dircktor im Reichsrministerium des Innern; Dr.

    Nernst, Geh Rat, Univ

    Prof., Berlin;

    Neubrand, Direktor,

    Magistrat Berlin ; Dr. Quasebart, Prof., Berlin; Dr.

    Riepert,

    Baurat,

    Berlin ; Ronde, Min

    Rat

    im R

    eichswirtschaftsministerium;

    Rumpf,

    Brandoberin

    genieur, Knigs.

    berg

    (Ostpr.);

    Dr. Rth, Prof.

    an

    der

    Technischen Hochschule

    Dresden; Sachsenberg, MdR.,

    Dessau;

    Dr. Scbopohl,

    Min

    Direktor

    im Ministerium fr VoLkswohlfahrt; von Seeckt,

    Generaloberst a.

    D., Berlin; Sperr, Min

    Direktor,

    Stellv. BevoLlmcht

    ig

    ter Bayerns zum Reichsrat;

    Dr

    .

    T

    bb en,

    BeJ. igrat,

    Prof.

    an

    der Technischen Hochschule

    Char

    .

    lott

    enburg;

    Wag

    ner, Min

    Rat im Reichsminist erium des Innern; W eineck, Gene ral

    stabsarzt a.

    D., Deutsches Rotes

    Kreuz, Berlin; Dr .

    Wi dh,

    Prof. an der Technischen Hochsch

    ul

    e Charlottenburg; Woltersdorf, Prof.

    an

    der

    Tech

    .

    nischen Hochschule Breslau,

    her

    ausgegeben von

    Dr

    . August SchrimpH in Mnchen

    g u n ~

    Di

    ese Zeitschrift erscheint monatlich

    einmal.

    Bezugspreis pro

    MOGat:

    Inland

    RM. 1.50,

    Ausland

    RM.

    2. .

    Zahlungen

    erfolgen an die

    Dr

    . August Schrimp lf G. m. h . H., Berlin , Friedrich.trae 166.

    Bankkonto:

    bei der

    Deutschen Bank und

    DiskontoGesell

    schaft Berlin. Stadtzentraie B oder Postscheckkonto Berlin Nr. 158022. Anzeigen werden

    nach Tari

    herechnet, welcher

    aul

    Wunsch lU

    g.sandt wird.

    Bei

    Z a h l u n ~ s v e r z u g oder Konkursen

    fllt der

    vereinharte

    Rabatt auf

    e i ~ e n lort. Nachdruck und

    Obers etzung der

    Aufstze

    sind

    nur

    mit Genehmigung der

    Schriftleitung

    gestattet. Zusendungen sind zu

    richten:

    Fr

    die Schriftleitung: an die Schriftleitung

    der

    Zeit6chrilt "Gasschutz

    und Luftschutz

    , Berlin W 8, Friedrichstrae

    166/lII,

    fr

    den Bezug

    und

    die Anzeigen an den Verlag

    Dr.

    August

    Schrimplf, G. m. b. H., Berlin W 8,

    Friedrichstrae

    I66/III , Telegramm -

    Adresse

    "Aerochem -

    Berlin". Fernsprecher

    : A I Jger 5883.

    NR.6

    BERLIN

    , IM J U NI 1

    932

    2. JAH R G A

    NG

    Vereinheitlichung der Fachausdrcke im Gasschutz

    und

    in der chemischen Kriegfhrung Dr. Drgcr:

    Luftschutz und Stdtebau

    Dr

    . Kottenberg: Zum Luftschutzproblem in Mittel, und Kleinstdten A. Giesler:

    Der zivile Luftschutz im Ausland E. Hamp e: Die Alarmierung freiwill iger Helfer Flugmelde. und

    Warnbung

    der

    Nordsee im

    Mai

    1932 Auslandsnachrichten Gasgefahren

    des tglichen Lebens

    Technik

    des

    Gasschutz

    es

    Zuschriften

    aus dem

    Leserkreis

    Personalnoti-zen

    Patente

    und

    Gebrauchsmuster.

    Vereinheitlichung der achausdrcke

    im

    Gasschutzund in der

    hemis hen

    Kriegfhrung

    V o r

    W

    r t de r S

    ch

    r i f t l

    ei

    t un g.

    Nachstehende grundlegenden Errterungen aus be

    rufener Feder stellen wir ihrer Bedeutung

    gem an

    die

    Spitze dieses Heftes. Bei der wachsenden

    Zah

    l gas

    technischer Autoren, bei dem Eindringen der Lehre

    vom Gasschutz, als Teil des Luftschutzes, in die ver

    schiedenartigsten Behrden,

    Verbnde und

    Vereine und

    nicht zu letzt unter dem Gesichtspunkte der Forderung

    nach einheitlichen Richtlin ien fr Gasschutzunterricht

    und Volksaufk lrung ist die Schaffung allgemein ge

    bduchlicher, e in

    d e u

    t i

    ger

    gastechnischer Fachaus

    drcke ein unbedingtes Erfordernis zur Vermeidung von

    Irrtmern und zur Erleichterung d

    es

    Verstndnisses.

    Es sei bemerkt, da d ie vom Verfasser erwhnten gas

    technischen bersetzungsschwierigkeiten bereits auf den

    internationa len Gasschutzkonferenzen eine Rolle spielten

    und eine auf der Rom-Konferenz allseiti g begr te An

    regung von de

    ut

    scher Seite zu einem gastechnischen

    Wrterbuch

    in

    fnf Weltsprachen

    zei tigte.

    Voraus

    setzung hierzu w;ire, da jede Landessprache eindeutige

    Fachausdrcke

    auf

    diesem

    Sonder

    gebiete besitzt, so wie

    sie hier

    wenn

    auch zun chst in

    begrenzter Auswahl

    vom

    Verfasser vorgeschlagen werden.

    Die

    Sd1Ciftlei

    tun

    g

    erklrt ihr

    restloses

    Einverstndnis mit

    den nach

    stehenden Formulierungen

    und empfiehlt den Herren

    Autoren auf

    gastechnischem Gebiete

    und Mitarbeitern

    an

    Gassd1Utz

    und Luftschutz"

    genau este Beachtung

    und

    knfti

    ge

    Benutzun

    g

    der

    g

    ewhlten Fadlausdrcke auf

    das wrmste.

    Die

    Schriftleitung.

    Viele Aufstze in Tageszeitungen und Fachzeitschrif

    ten aller

    Art

    ber Fragen des Gasschutzes wie auch der

    dlemischen Kriegf hrung werden hufig fr die All

    gemeinheit dadurch schwer verstndlich,

    da

    die ein

    zelnen Verfasser fr gleiche Vorgnge

    oder

    Begriffe

    verschiedene Ausdrcke verwenden. Dies ist besonders

    bedauerlich, weil die Mehrzahl dieser Aufstze ja gc-

  • 7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932

    2/24

    rade der Aufklrung breiter Volkskreise, also von

    Nichtfachleuten, ber ein Gebiet dienen soll, dessen

    Bedeutung fr das ganze Volk

    in

    letzter Zeit

    zwar

    mehr und mehr erkannt wird, dessen inneres Wesen

    aber dem Verstndnis und Vorstellungsvermgen der

    Allgemeinheit doch etwas

    entfernt

    liegt. Darin ist

    es

    begrndet, da solche Abhandlungen stets erhhte An

    forderungen an den Leser oder

    Hrer

    stellen,

    worauf

    man fglich Rcksicht nehmen sollte.

    Neben den zahlreichen Ausdrcken, die sich durch

    bersetzungen aus den verschiedensten Fremdsprachen

    eingeschlichen haben, veranlat wahrscheinlich das Be

    wutsein, ber weniger bekannte Din

    ge

    zu sd1feiben,

    und das Bestreben, recht deutlich zu werden, dazu,

    Vergleiche aus anderen allgemein bekannteren Gebieten

    zu ziehen .

    Da

    diese Vergleiche aber nicht immer ein

    wandfrei sind, so bringen sie in ihrer Gesamtheit die

    groe Gefahr mit sich, unkundige Leser zu verwirren

    und von der Beschftigung mit einem scheinbar so un

    geklrten

    und

    schwierigen Gebiet abzuschrecken.

    Daher wird hier angeregt, gewisse Ausdrcke bahn

    brechender Fhrer (wie z. B Prof. Dr. F ur y) als

    Fachbezeichnungen festzulegen, einheitlich zu verwenden

    und

    sich einer klaren, eindeutigen, m g

    ichs

    t

    dem

    d e u t s ch e n S p r a

    ch gu t

    e n t n

    0

    m m e n e n und

    daher allen verstndlichen Sprache zu bedienen . Weg

    bereiter sind vorhanden. Wir brauchen uns nur an

    anzusdllieen.

    I

    Zunchst sollen

    ell11ge

    Beispiele die

    Notwendigkeit

    dieser "Sprachreinigung"

    dartun:

    I

    Immer wieder liest man von einer Ver g a -

    s u n g" von Stdten, Fabriken oder sonstigen lebens

    wichtigen Anlagen durch feindliche Flieger. Dabei ist

    nach allen nher geschilderten Einzelheiten ganz zweifel

    los kein

    Gas

    gemeint, sondern eine Flssigkeit wie

    Gelbkreuz oder Lewisit, also ein sehafter (ehern.)

    Kampfstoff.

    Der

    unbefangene Leser wird sich aber

    unter

    Gas

    ganz richtigerweise niemals eine lige,

    nur

    langsam verdampfende Flssigkeit vorstellen.

    Das

    kleine Wrtchen

    Gas hat

    seine Vorstellung in vllig

    falsche Bahnen gelenkt, und dadurch wird vieles

    fr

    ihn ganz unverstndlich.

    Daher

    sollte man das

    Wort

    G

    a

    s (K

    a m p f

    gas) nur

    gebrauchen, wenn

    es

    sich

    tatschlich um Gase oder

    Dmrfe

    handelt. Das

    Wort

    Gas

    als

    Sam

    m e I

    beg

    r i f fr alle chemischen

    Kampfstoffe sollte verschwinden.

    2. Nach

    einem solchen Fliegerangriff

    wird

    das be

    troffene Gelnde hufig als ver s euch t bezeichnet.

    Dabei will der Verfasser aber bestimmt nicht sagen,

    da

    dort

    nun Krankheitskeime oder Seuchenerreger

    verbreitet seien, wie z. B von Pest, Cholera, Typhus

    usw. Der Uneingeweihte

    kann

    aber diesen Irrtmern

    um so leichter verfallen, als der sogenannte "Seuchen

    krieg" (bakteriologische Krieg) z. B im franzsischen

    Fach-Schrifttum immer wieder erwhnt wird.

    VOll

    einer "Seuche" im Sinne der rztlichen oder tierrzt

    lichen Wissenschaft kann aber als Folge eines Kampf

    stoffangriffs nicht die Rede sein. Demnach gibt

    es

    auch n i c h t ~ zu

    e

    n t

    se

    u

    ch

    e n". Auch hier mssen

    also beim Unkundigen ganz unrichtige Vorstellungen

    Platz

    greifen.

    Dagegen wird man z. B eine Gasmaske beim Wechsel

    des

    Trgers oder wenn er selbst an einer ansteckenden

    Krankheit gelitten hat (z. B an Bartflechte) "entseu

    chen", d. h. vorhandene Krankheitskeime abtten, um

    jede Ansteckungsmglichkeit mit dieser Maske zu ver

    hten. Nach dem erwhnten Fliegerangriff mit se

    haften Kampfstoffen aber

    wird

    man das Gelnde

    22

    e

    n t g i f t e n", d. h den

    Kampfstoff

    fr Mensch und

    Tier unschdlich machen.

    3 Hufig liest man,

    da

    Kampfstoffe

    ve r -

    n e

    bel

    t

    werden, und versteht fachmnnisch

    dar

    unter die

    Art

    und Weise, feste oder flssige

    Kampf-

    '

    stoffe so zu verschwelen, zu verstuben oder zu ver

    sprhen,

    da

    sie lngere Zeit in feinster Verteilung als

    Rauch, feinste Staubte chen oder Flssigkeitstrpfchen

    in der

    Luft

    schweben bleiben. Durch ein solches

    Ver

    fahren konnte man bekanntlich whrend des K r i e g ~ s

    die Gasmasken lterer

    Art

    durchschlagen (Blaukreuz ).

    Das WOrt vernebeln erweckt aber erfahrungsgem

    beim Nichtfachmann die Vorstellung, da diese

    Kampf

    stoffe n e bel f r m i g" se ien - auch dieser Aus

    druck ist recht hufig - da sie also hnlich dem

    natrlichen Nebel die freie Sicht stark beeintrchtigen.

    Gewi kann das bei starken "Kampfstoff-Anreicherun

    gen der Luft vorkommen; ebenso sicher ist aber, da

    der Ausdruck vernebelter Kampfstoff ber die Er

    scheinungsform des Kampfstoffs fr das Auge (optisch)

    keine Aussage machen will, sondern nur den physi

    kalischen Zustand bei seiner Anwendung kennzeichnen

    soll. Daher verzichtet man in Abhandlungen, die a l l ~ e -

    meinverstndlich sein sollen, besser

    auf

    diesen mi

    verstndlichen Vergleich

    und

    bezeichnet solche in der

    Luft schwebenden festen oder flssigen kleinsten

    Kampfstoff eile als das, was sie wirklich sind, nmlich

    als "S eh web (e) s t 0 f f e".

    4.

    Das Wort

    P end e a t m u n g zur Bezeich

    nung der

    E

    i n weg - A t m u n g" von Gasmasken

    j ~ t

    gleichfalls wenig glcklich.

    Das

    Bild ist schlecht ge

    whlt, denn ein Luftgemenge kann nicht pendeln :

    auerdem htte dieses Pendel die fr den Vergleidl

    immerhin auffallende Eigensdlaft, sich stndig zu n

    dern, denn die eingeatmete Luft ist ja von der aus

    geatmeten recht verschieden.

    5 Die Z w e i weg - A t m I n g" wird hufig

    auch

    ve

    n

    t i

    I g

    es

    te

    u e r

    te

    A t m u n

    g

    genannt.

    Dies

    kann

    den Eindruck erwecken, als ob die Ein- und

    Ausatemventile "gesteuert" wrden, wie

    z B

    die Ven

    tile eines Explosionsmotors. Dies ist nicht der Fall. Die-

    Ventile sind bekanntlich dazu bestimmt, die

    Luft nur

    in einer Richtung durchstrmen zu lassen, entweder

    beim Einatmen oder beim Ausatmen, und zwar ffnen

    sie sich

    dann selbstttig mit der Bewegung des Atems,

    also ohne irgendwelche "Steuerung". In der Gegen

    richtung schlieen sie stets dicht. Daher wird die Be

    zeichnung "ventilgesteuert" besser vermieden.

    6

    Unter

    der aufgesetzten Gasmaske entwickelt

    sich das sogenannte

    M

    a s k e n - K I i m a .

    Darunter

    wird meist die Wrme-

    und

    Feuchtigkeits-Stauung ver

    standen, die sich infolge des Abschlusses des

    e s i c h t ~

    von der Auenluft durch die Atmung und durch die

    Krperwrme bildet.

    Im

    allgemeinen Sprachgebrauch

    bezeichnet das

    Wort Klima

    die durchschnittlichen

    Witterungsverhltnisse, die einer Gegend oder einem

    bestimmten Ort

    auf Grund

    ihrer erdrumlichen Lage

    eigentmlich sind. Man drckt

    damit

    also eine be

    stimmte, gleidlbleibende

    Gre

    aus. Die Wrme- und

    Feuchtigkeitsstauung unter einer Gasmaske ist aber bei

    dem gleichen

    Trger

    je nach der Wrme und Feuchtig

    keit der

    Auenluft

    und je nach der Arbeitsleistung des

    Trgers schon in krzester

    Zeit

    vllig verschieden. Sie

    ist also gerade eine sehr schwankende Erscheinung.

    Daher ist auch die Bezeichnung

    Klima

    hierfr recht

    abwegig, ganz abgesehen davon, da ein

    Unkundiger

    sie nicht versteht. Kann man sich wirklich

    nimt klar

    ausdrcken, wenn man die Dinge allgemeinverstndlich

    so bezeimnet, wie sie gemeint sind?

    II

    Die folgenden Zeilen sollen zu beweisen verSUme l,

    da man bei dem groen Ausdruc:ksreichtum unserer

  • 7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932

    3/24

    Sprache die wichtigsten Vorgnge des Chem. Krieges

    und des G;lsschutzes auch ohne schiefe Vergleiche allge

    meinverstndlich darstellen kann. Sachlich wollen sie

    nichts Neues bringen; sie sollen nur Vorschlge

    und

    Anregungen sein. Ausdrcklich sei wiederholt, da fast

    alle Ausdrcke den Sduiften fhrender Mnner des

    Gasschutzes entnommen sind, ferner sei zugegeben,

    daiS

    fr

    Fachleute bestimmte, rein wissenschaftliche Ab

    handlungen selbstverstndlich mit den bemessenen Aus

    drcken dieses Aufsatzes nicht auskommen knnen.

    Die

    C

    h e m i s

    ehe

    W a

    f f e" ("Gaswaffe") ist

    trot

    z aller Versuche frherer Zeiten, mit Rauch- oder

    unertrglich stinkenden Stoffen

    auf

    den Feind zu wir

    ken, ein Kind des Weltkrieges, und

    zwar

    des Stellung::

    krieges. Die Verwendung der

    C

    h e m i s ch e n

    Kam p f s t

    0

    f f e" in der Kriegfhrun

    g,

    der soge

    nannte

    C he

    m i s eh e

    K r

    i e g" (auch "Gaskrieg",

    Gaskampf genannt) ist heute

    zwar

    durch das Genfer

    Protokoll vom

    17.

    Juni

    1925

    verboten, trotzdem aber

    kann nach unzhlbaren Auslandsnachrichten kein Zwei

    fel darber bestehen, da auerhalb unseres Vaterlandes

    Vorbereitungen

    fr

    die kriegsmige Verwendung von

    chemischen

    Kampf

    stoffen getroffen werden. Die

    C

    h e

    m i

    s eh e n

    Kam

    p f

    mit te l

    (chem. Waffen,

    Gert, Munition

    und

    Kampfstoffe) sollen

    offenbar

    auch

    von besonderen

    C

    h em i s ch e n T

    ru

    p p e

    n

    ("Gas

    truppen") einge.etzt werden. Diese Chemischen Trup

    pen sollen anscheinend die verschiedenen

    C

    h e m i -

    s

    ch

    e n

    Kam

    p f s t

    0

    f f e" (in diesem Sinne des Sam

    melbegriffs bitte nicht:

    Gaskampfstoffe ) aU3-

    schlielich

    zur Wirkung

    bringen, also neben den bri

    gen hierzu geeigneten Waffen wie z. B. Minenwerfern,

    Fliegern, Artillerie. Sie haben hierfr besondere Ge

    rte wie chemische Mrser, Gaswerfer, Blas- oder

    Sprhgerte.

    Die (chemischen) Kampfstoffe sollen durch ihre

    ch e m i s ch e Einwirkung Menschen,

    Tiere

    oder Sachen

    (z. B. Lebensmittel, Waffen [Rost ]

    u.

    a. m.) schdigen,

    dagegen fallen alle Stoffe, die

    zwar

    auch chemisch

    wirken, aber durch diese chemische Wirkung nicht

    schdigen sollen, wie z. B. der harmlose knstliche

    Nebel, ni ch t unter die chemisdlen Kampfstoffe .

    Solche

    Nebelstoffe sind daher auch dem deutschen Reichsheer

    durch das Versailler Diktat nicht verboten, im Gegen

    satz z. B. zum

    G

    i f t n e bel oder

    G

    i f t r a u ch",

    der im Auslandsschrifttum immer wieder behandelt

    wird.

    Je nach der Wirkungsweise

    auf

    den menschlichen

    Krper unterscheidet man :

    R e iz s to f f e ,

    und

    zwar: A u g e n r e i z

    s t

    0

    f f e" (Trnenstoffe) , wie man sie z. B zum

    Prfen des Sitzes der Gasmasken im

    Gasraum

    H

    ver

    wendet, oder N

    ase

    n - j n d R a ch e n r e i z -

    S

    t

    0

    f f

    eH,

    wie z.

    B.

    unser frheres Blaukreuz,

    E r s t ick end e Kam p f s t

    0

    f f e", wie z. B.

    Phosgen oder unser frheres Grnkreuz,

    A

    t

    zen

    d e Kam p f s t

    0

    f f e", wie

    z.

    B. Lewisir

    oder unser frheres Gelbkreuz,

    S 0

    n s

    t i

    g e s ch d

    1

    ch e S

    t o f f

    e", wie Blau

    sure, Kohlenoxyd usw.

    Diese Einteilung soll nur die besonders hervor

    stechenden Eigenschaften der Kampfstoffe erfassen.

    Manche Stoffe, wie z. B. Lewisit oder Adamsit, ver

    einigen Eigensd1aften mehrerer

    Gruppen

    in sich.

    Die Kampfstoffe sind ihrem physikalischen Zustand

    nach entweder

    Gase (Dmpfe) oder

    Flssigkeiten oder

    feste Stoffe.

    So llen sie durch ihre in der Luft befindlichen Teile

    wirken, also als Gase, Dmpfe

    oder

    als feinste Staub

    oder Flssigkeits-(Nebel-)Teilchen, so spricht man von

    L u f t - K a m p f s t o f fe n .

    Sollen sie vor allem

    durch die auf dem Boden, im Gelnde

    und

    seiner Be

    deckun g haftenden flssi gen oder festen Teile schdi

    gen, so nennt man sie G e n d e - Kam p f -

    S

    t

    0

    f f e", Ein Luft-Kampfstoff mu also

    f

    d1

    -

    t i g sein, d.

    h.

    er soll sich leicht mit der Luft ver

    mengen

    und

    in stehender Luft lang halten, er soll also

    von ihr ge tragen werden - in ihr schweben. Diese

    Voraussetzung ist bei Gasen

    und

    Dmpfen ohne wei

    teres gegeben. Flssigkeiten und feste Stoffe dagegen

    bedrfen erst einer besonderen feinsten Verteilung,

    einer oft schwierigen Versprhung oder Verstubun

    g,

    ehe sie sog. S

    ch web

    s t

    0

    f f e" bilden . Die

    f

    I eh

    t i

    g

    en

    Kampfstoffe ziehen naturgem mit der Luft

    bewegung ab

    und

    entwickeln im Freien auch bei Wind

    stille nur eine beschrnkte Wirkungsdauer. Deshalb

    eignen sie sich besonders

    zur

    Verwendung im AngriH:

    ihre Flchtigkeit erlaubt es meist, ein beschossenes Ge

    lnde bald nachher ohne Maskenschutz zu betreten

    Die Luft-Kampfstoffe wirken

    vor

    allem

    auf

    die

    Augen

    und

    Atmun

    gs

    organe,

    und

    zwar um

    so

    rascher

    und

    strker, je grer der

    K

    a m p f s t

    0

    f f

    geh

    a l t

    der

    Lu f tU ist (Fremdwort: Konzentration), je mehr

    die

    Luft

    also mit Kampfstoffen

    a

    n

    ge

    r

    eie her t

    ist.

    Man kann

    dann a

    uch

    von einer hohen "B e g a -

    s u n g s s t r k e" sprechen. (Nicht

    Ver

    gasungs

    strke", denn ein Wald

    kann zwar be

    gast sein, wh

    rend Benzin

    z. B. im

    "Vergaser"

    v e r

    gast (eigentlich

    verdampft)

    wird;

    in diesem Sinne auch nicht "Gas

    dichte", denn das

    Wort

    "Dichte" (eines Stoffes)

    hat

    in

    der Physik eine ganz bestimmte an dere Bedeutung.)

    (Spezif. Gewicht.)

    Die

    G

    e I n d e -

    K a m

    p f s t

    0

    f f e" sollen mglichst

    lange haften, sie mssen also "s e h a f

    t

    sein. (Bitte

    nicht "bestndig"

    und

    noch weniger "sd1wer flchtig".

    denn ein b e s t

    nd

    i

    ger

    Kampfstoff ist im chemi

    schen Sinne "bestndig", d.

    h.

    er setzt den zerstrenden

    Einflssen

    des

    Wetters, der

    Detonation des

    Geschosses,

    der Wrmeentwicklung beim Abschu usw. erheblichen

    Widerst

    and entgegen ; Gelbkreuz ist z.

    B.

    sehr viel be

    stndiger als Lewisit, beide aber sind

    : , s e ~ a f t e

    Kampf.:

    stoffe".) Die "sehaften a m p f s t o f f ~ Wird der

    F C 1 I ~ a

    kaum

    in einem Gelnde verwenden,

    111

    dem er selbst

    111

    nchster Zeit vordringen will, wohl aber in R umen,

    die er uns sperren oder aus denen er uns vertreibcn,

    die er

    fr

    uns unhaltbar machen will. Sehafte Kampf

    stoffe sind daher

    fr

    die Abwehr besonders geeignet.

    Fast alle sehaften Kampfstoffe sollen durch ihre Be

    rhrung wirken, sie sollen die

    Haut

    angreifen, ve:

    tzen und Blasen hervorrufen, so da der Soldat

    fur

    mglichst lange Zeit

    kampfunfhig

    wird. Selbst,,:er

    stndlich greifen auerdem auch die

    D

    m p f e" (mcht

    S ch w a d e n , letztere sind dem Auge stets mehr

    oder weniger erkennbar, whrend die Dmpfe der

    tzenden

    Kampfstoffe

    meist unsichtbar sind) solcher

    Stoffe, wie z. B. des Gelbkreuzes, die Atmungsorgane

    und die Augen an . Wenn man sich aber durch eine

    gute Gasmaske schtzt, so vermgen diese Dmpfe die

    Haut des Krpers erst nach verhltnismig lange r

    Einwirkung zu schdigen, so da diese Wirkung gegen

    ber jener durch die Berhrung ganz in den Hinter

    grund

    tritt. Einige sehafte Kampfstoffe, z. B. Augcn

    reizstoffe, wirken

    auf

    den brigen Krper kaum be

    merkbar. Sie belstigen nur die Augen.

    Liegt ein

    t z end

    e r sehafter Kampfstoff (z. .

    Gelbkreuz oder Lewisit) in greren Mengen

    f l s ~ i

    oder fest im Gelnde verteilt,

    so

    spricht man von eincr

    G

    e

    nd

    e

    ver

    g i f t un g" . (Durch Einsatz eines

    sehaften R e i z stoffes erzielt man dagegen k e in

    Gelndevergiftung.) Das Gelnde

    kann

    durch chemisdle

    Truppen,

    durch "Vergiftungssd1ieen" oder Fliegeran

    griffe vergiftet werden. Macht man den Gelnde

    Kampfstoff unschdlich, so e n t g i f t e t man das

    23

  • 7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932

    4/24

    Gelnde. (Bitte nicht ver

    ge l

    ben , ver g i 1

    ben und e n t

    gel

    ben , denn

    es

    sind weder die

    Kampfstoffe gelb, noch werden das Gelnde und sein

    Pflanzenwuchs vergilbt , wie

    z B

    beim Abblasen von

    Chlor oder nach einer kalten Herbstnacht das Laub

    der Bume.) Leider sind diese Kampfstoffe auch von

    sehr geschulten Augen nur schwer wahrzunehmen .

    Eine Gelnde-Vergiftung ist um

    so

    gefhrlicher, je

    dichter die K a m p f s t

    0

    f f bel e gun g ist (je

    hher der

    K

    a m p f s t 0 f f geh al t des Gel n -

    des

    oder die

    Ver

    g i f

    tun

    g s s t r k e

    is

    t).

    Kamp f s t o f f -Sp e r r en

    sind daher meist

    durch Gelndekampfstoffe mit tzender Wirkung ge-

    legt und

    nur

    ausnahmsweise

    in

    besonders gnstigem

    Gelnde - etwa in einem Wald, in einer Ortschaft,

    in

    einer Schlucht, in einem tiefen schmalen

    Tal

    - mit flch

    tigen Kampfstoffen im D aue r f e u e r durch Artillerie

    fr eng beschrnkte Zeit geschossen und unterhalten.

    Nur

    dann knnte man sie auch

    G

    ass

    pe r ren

    nennen.

    Diesen Ausdruck vermeidet man daher besser. Will

    man Kampfstoff-Sperren nher bezeichnen,

    so

    nennt

    man sie am besten beim Namen, also

    G

    e

    1

    b k r e u z -

    S per r e oder B u n t kr e u z - S per r e usw.

    Neuzeitliche Gasmasken sch tzen gegen alle Luft

    Kampfstoffe. Entweder haben sie einen

    FJ 1

    e r e i n

    s atz in das Mundstck der Maske eIngeschraubt,

    oder eine F i I t

    e rb

    ch

    se in einer Tragetasche

    die durch den Atemschlauch mit dem Mundstck ver

    bunden ist. (Auch die

    Wrter

    Einsatzfilter und

    Bchsen filter werden gebraucht.)

    Beide Filter besitzen drei oder mehr bereinander

    gelagerte Filterschichten , durch die die kampfstoff

    haltige Auenluft durchstreichen mu, ehe sie gereinigt

    und atembar in die Maske gelangt. Zunchst werden

    ihr in dem durch eine Filz-,

    Watte-

    oder Zellulose

    schicht gebildeten S ch web s t 0 f f i 1 e r alle

    Schwebstoffe entzogen. Die

    Kampf

    g

    ase

    und

    ,,- d m p f e gelangen weiter in das

    G

    a s f i

    1

    er ,

    das die Kohleschicht (aus ak tiver Kohle)

    und

    eine oder mehrere kleine chemische Schichten ent

    hlt. Diese bestehen aus Lagen kleinkrnigen, saug

    fhigen und mit bestimmten Chemikalien getrnkten

    Minerals (z.

    B

    Diatomit)

    und

    haben die Aufgabe, die

    letzten Reste von Kampfgasen und Dmpfen, die von

    der aktiven Kohle nicht festgehalten ( adsorbiert ,

    nicht absorbiert ) wurden, durch eine chemische Um

    setzung unschdlich zu mad1en. Die ch e m i s eh e

    Schi ch t , die dem Mund des Trgers am nchsten

    liegt, wird auch Mundschicht genannt.

    Gegen die Berhrungsschden durch Gelndekampf

    stoffe sd1tzen nur G ass

    t i

    e f e

    1

    und

    G

    a s -

    h a n d s d1 U h e , meist aus Gummi, sowie besondere

    G

    a san z g e aus gummiertem, undurchlssigem

    Stoff.

    Die kurze Bezeichnung

    G

    a s in Wortverbindung

    ist selbstverstndlich berall da berechtigt, wo falsche

    Vorstellungen nicht erweckt werden knnen; also z

    B

    stets dann, wenn

    es

    sich um Abwehr von chemischen

    a m p f ~ t o f f e n h a n ~ e l t denn alle derartigen Manahmen

    und Mittel sollen Ja auch gegen Kampf-Gase schtzen,

    also z B

    Gasschutz (mit smtlichen Verbindungen wie . . Raum,

    -Dienst, -Offizier usw.),

    Gasmaske, Gasanzug, Gasalarm, Gasgefahr, Gasabwehr,

    Gasbereitsd1aft, Gassprer, Gaserkennungsdienst

    u a. m.

    Ferner berall da, wo der Gegensatz zu anderen

    Begriffen klargestellt werden soll, z. B.:

    Gasberfall (im Gegensatz zum Feuerberfall) .

    Gasmunition (im Gegensatz zu Brisanz-Munition).

    Gas-Schieen (im Gegensatz zu Brisanzschieen).

    Gastruppe (im Gegensatz zu anderen Waffengattungen).

    Dieser kleine Ausschnitt aus einem recht umfang

    reichen Gebiet hat seinen Zweck erfllt, wenn er davon

    zu berzeugen vermag,

    da

    eine gewisse

    Normung

    der Ausdrucksweise manche Miverstndnisse ausschal

    ten und damit besonders der breiten ffentlichkeit das

    Eindringen in die Fragen des Gassd1utzes und der

    chemischen Kriegfhrung erleichtern kann. Und darauf

    hat

    diese ein Anrecht. Darbe r hinaus ersd1eint

    es

    aber

    vielleicht mglich,

    da

    auch die reine Fachwissensd1aft

    sim in hherem Mae auf eindeutige und dem Nicht

    fammann verstndlime deutsme Begriffsbezeimnungen

    einigt und

    so

    allen Wissensdurstigen das Eindringen

    in

    ihre Arbeiten erleichtert, ja hufig berhaupt erst er

    mglicht.

    uftschutz und Stdtebau

    Dr. Heinr. D r ger Lbeck

    Es herrscht weitgehende bereinstimmung darber,

    da

    die Schutzausrstung durch Gasschutzgerte aller

    Art unter den verschiedenen Luftschutzmanahmen nicht

    allein betont werden darf:

    es

    gibt andere, mindestens

    ebenso wid1tige Schutzmaregeln. Hierzu gehren un

    ter anderem Manahmen, die auf dem Gebiet des Bau

    wesens liegen. Eine sehr umfangreiche Literatur ist be

    r e i t ~

    darber entstanden, wie im Zentrum der Gro

    stdte die Einrichtung von absolut sicheren U n t e r -

    s t n den am zweckmigsten geschieht. Auch die

    Frage, wie in vorhandenen W o h

    nun

    gen am besten

    sichere Sd1Utzrume hergerichtet werden, wurde in der

    Literatur bereits sehr ausfhrlich behandelt .

    Das Studium dieser Litera

    tur

    fhrt zu folgendem

    Ergebnis : Eine wirklich befriedigende Lsung, um didlt

    zusammengedrngt wohnende Bevlkerungsmassen ge

    gen alle Gefahren aus der Luft wirksam zu schtzen,

    ist nur unter

    berwindung

    groer Schwierigkeiten er

    reimbar. Bedeutend erleichtert wird die Sicherung der

    Wohnungen dann, wenn, auf die Einheit der Flche

    gerechnet, die Anzahl der untergebrachten Mensd1en

    nur klein ist. Je geringer die Besiedlungsdichte, desto

    geringer die Wahrscheinlichkeit des Treffens und der

    24

    Brandausbreitung, und um

    so

    geringer auch die Wahr

    sd1einlichkeit,

    da

    sich

    irgendwo in Kellern Massen zu

    sammendrngen und Panik entsteht. Hinweise darauf,

    da

    es

    notwendig ist, bei der Aufstellung von B e -

    bau

    u n g s p 1 n n auf diese Gesichtspunkte Rck

    sicht zu nehmen, sind in der Literatur vorhanden.

    Eine Vorstellung davon, wie unsere Grostd te aus

    sehen mten, wenn aud1 die schon bestehenden Stadt

    anlagen den Anforderungen des Luftsmutzes mehr als

    bisher entsprechen sollen, geben die Bilder I und 2.

    Bild 3 zeigt Adelaide in Australien, eine Grostadt

    von

    etwa

    2 5 0 0 0 Einwohnern.

    Der Erbauung von Adelaide lag ein Plan zugrunde,

    der mit dem Stdteplan der Bilder

    I und 2

    sehr weit

    gehend bereinstimmt. Die Gesdlftsstadt Adelaide

    ist umgeben

    von

    einer Wohnstadt, die Gartenstadt

    Charakter hat.

    Geschftsstadt und Wohnstadt sind von vornherein

    bei der Anlage als zwei grundverschiedene Dinge be

    handelt worden. Sie sind voneinander getrennt durch

    einen Grtel von Parkanlagen, der um die Geschfts

    stadt herumgelegt worden ist. Mietskasernen sind In

    der Wohnstadt nicht zu finden.

  • 7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932

    5/24

    Autor:

    vcnd old l

    n Bcrlin. Bild

    1.

    Stadt

    der Zukunft:

    Auseinandergezogene BalrWeise Flachbauten und Grnpltze Industrieviertel gesondert im Hintergrund.

    Ano-esichts der un geheuren Mittel die erforderlid1

    sein ;

    rden

    um unsere Grostdte baulich entsprechend

    den forderungen des Luftschutzes um zuwande ln ist

    nicht sehr wahrscheinlich da im Hinblick auf den

    Luftschut z allein sich

    der

    Staat

    zu

    derartigen Gro-

    arbeiten entschlieen wrde. Hier

    kommt

    den Freunden

    tatkrfti ger Luftschutzfrderung ein bisher noch we1llg

    beachteter Umstand zu Hilfe: die stdtebaulichen Luft-

    schu tzforderungcn

    in

    bezug auf Anderung der Besied

    lun

    gs

    dichte lassen sid1 sehr weitgehend so for-

    mulieren da sie vllig bereinstimmen mIt drei

    a n d e r e n

    Fo r d e r u ng e n un

    s e r e r

    Ze i t

    d ie g e r a d e h e u te noch we i t meh r

    1111

    Vo r d e r g r u n d

    des f f e n t l i c h en I n t e r -

    Auto

    r : Sv

    end Noldan

    crlin.

    Bild 2

    Grundplan

    der Zukunlhstadt

    nach

    Bild I :

    Vorgesch

    0

    bene Rand

    s

    iedlungen

    hinter

    einem

    Grngrtel.

    25

  • 7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932

    6/24

    e s

    ses

    s t

    ehe

    n

    a l s

    er L u f t s c h u t z. iese

    3 Forderungen sind:

    r. S

    ch

    a f f t g

    e

    s

    u n d e

    W

    0

    h n

    v e r

    h

    I

    t n i ss c.

    2 . S

    ch

    a f f t W o h

    n u n

    g

    en ,

    I n

    d e r

    e n N h e

    G a r t e n l a n d i s t , d a m i t d i e B e w o h

    n e r , s o f e r n

    s ie K u r z a r b e i t e r

    o d e r

    E r w e r b s l o s e s i n d , G e l e g e n h e i t h a -

    ben , i h r e A r b e i t s k r a f t i r g e n d w i e

    n u t 7. b r i n g en d z u

    v e r

    w e r t e n .

    Aus Be rI.

    111.

    Zeilun

    g

    , Nr . 46, 193 1.

    vielen in Deutschland brachliegenden

    Produktionsmittel

    und

    Arbeitskrfte sachgem tr die groen, ihrer L-

    sun g noch harrenden Aufgaben

    nutzbar

    zu machen

    2

    .

    scheint im deutschen Charakter zu liegen, da

    regelmig erst

    unter dem

    Druck einer ungehcuren Not

    - gewissermaen in

    zwlfter

    Stunde - die Fhig-

    keit erwacht, or ganisatorische Umstellungen grten

    Stils, die die Gefamtheit umfassen, durchzufhren. So

    drfte

    auch

    jetzt unter

    dem

    Druck der un geheuren Not

    der

    Zeitpunkt

    nicht mehr so unendlich fern sein, in d-:m

    Bild

    3.

    Adelaide

    in AustraUcn:

    Auseinandergezogene

    Bauweise mit Grngrtel nach e inh

    ei

    tlichem Grundplan.

    3. S c h a f f t A r b e i t , z u e r en A u s f h -

    ru n

    g e in m g l i c h s t g e r i n g e r A n t e i l

    a u s I n dis

    ch

    e r R o h s t 0 f f e n

    t i g i s t .

    Der sattsam bekannte

    Einwand wird ent

    gegengehalten

    werden: Die Ausfhrung dieser Arbeiten wre schon

    ganz erwnscht, a b e r w 0 her d a s G e l d d a z u

    ne h m e n?" Da dieser

    Einwand

    im

    Grunde

    genom

    men nicht stichhaltig ist,

    erkennt

    man,

    wenn man

    ihn

    so

    formuliert: "Woher

    die

    M i t

    t e l

    zur Ausfhrun

    g

    der

    vorgeschlagenen stdtebaulichen

    Groarbeiten

    nehmen?"

    Man

    bedenke,

    da

    eine

    Einfuhr von Bauholz

    au s

    Ruland

    an gesichts der Bereitwilligkeit

    Rulands

    , wie

    der dementspredlend

    mehr

    deutsche

    Waren

    abzunehmen,

    keine Schwierigkeiten

    bereitet. Die Hauptmasse der

    brigen Rohstoffe, wie sie

    fr Wohnun

    gen

    der

    in

    Frage kommenden

    Bauart

    bentigt werden, lt sich

    durch deutsdle

    Arbeitskraft

    in Deutschland gewinnen.

    Es ist also im wesentlichen deutsche

    Arbeitskraft und

    immer wieder deutsche

    Arbeitskraft,

    die letzten

    Ende

    s

    a.ls Mittel

    f ~ r

    die Ausfhrung

    der

    fraglichen

    stdtebau-

    ltd1en Arbeiten

    gebraucht wird,

    D i e

    b e n t i g t e n M i t te l , nml i ch in -

    l n d i

    s

    che

    A r b e i t s k r f t e

    u n d

    A n l a g e n ,

    zu

    i h r e r V e r w e r t u n g s i n d n u n

    dod l

    z w e i f e l l o s

    in

    g e r a d e z u p h a n t a s t i schem

    b e r m a e

    v o r h a n d e n ; wer k a n n d a

    noch be

    h a u

    p t e n : es

    f eh

    I e an M i t t e l n I).

    Da

    s einzige,

    was ohne

    weiteres zugegebell

    werden

    mu, ist fol gende Tatsache:

    es sind

    ungeheure Schwie

    rigkeiteI:

    rein

    organisatorischer Art vorhanden, um die

    126

    s

    plt

    z lich

    und

    berrasdlenderweise dodl m glich sein

    drfte, die re I n 0 r g a n i s a

    t o r

    i s

    ch

    e n Schwie-

    1) In d e r Ze Itsc hrift Gass c hutz und Luftsc hut

    z"

    193 1, Se it e 47,

    find en w ir im Ansc bb an de n Artik e l

    "E n

    gla nd: Luftwa ffe

    und

    Ar b

    e ilslos igk e it ' fol ge

    nd

    e No ti z: De r

    vo

    r s i eh end e eng

    li.s

    che

    Hi nwe

    is

    Is l f r Deul sc hland , da s k e ine Luftw a

    ff

    e ha i, in

    di

    ese r Fo

    rm

    be

    deutun gs los ,

    w'..lhl

    a. be r kann e r zu e ine r

    Nac

    hp

    rfung

    a nr eg en,

    ob

    ni

    cht di e in De llt

    sc

    hlan d br

    ac

    hlt

    eg e

    nd cn

    Arb

    e its kr ft e von

    b

    e r vier

    Milli onen teil

    we

    i

    se

    zu

    Aufg

    abe n heran

    gezoge

    n ' e

    rd

    e n knne n, di e

    mil d em A usb

    u des Zivi llufts chul zes in direkt em od e r indire kl e m

    Zu

    sa

    mm e

    nh

    a ng si e he n. D . V

    er

    2) Derj en

    ige,

    de r de n

    se

    hr wic hti

    l c

    n Ei nwa nd e

    rh

    ebt , da e

    in

    e

    S leige

    run

    g

    in

    e r Ei nfuhr a us l ndisc her Rohsl o

    rf

    e

    fr

    De ul

    sc

    hland

    unmgl ich is t. und

    da

    ga nz ab

    gese

    hen

    vo

    n o rganisato

    ri

    sc

    hen Sc hwi

    e

    rigke il cn, h

    ie

    r

    ..lo

    e d ~ s

    e s c h a f r u

    r n m

    sc

    h

    ei

    tern mu,

    se

    i hin

    ge w

    i

    es e

    n auf Verff entli chung von Dr,

    \'(IaH

    er Gr

    v e ll in

    Heil 3 de r "E

    ur

    opa W irt sc h& t vo m J ahr e 193 2, Ka pi lel "Prodllk

    li

    onssleige

    rung lind

    Einfuhrh

    c da rl .

    Derj eni

    ge

    , de r

    di

    e

    Fi

    nanzie run

    gs Ir

    al c fr unl s bar h lt , sei hinge-

    wi

    es e

    n auf d

    ie Ve r

    ff

    e ntl

    ic

    hun g

    d

    es

    zus tndi

    ge

    n Refere nte n des

    Rc

    i

    chsa

    rbe ih m inis l ers, Minis te ri aldire kt or Weigert. in der

    Eur

    o

    p isc he n Revu

    e"

    , Mrzhe ft 1932, in Artik el De lll ,c h lands Kampf

    mil de r Ar be it s los igk e il " .

    Hie r se lz l W eige rl .i ch na ch Anga b e d e r Ze il sc

    hrlft

    De r k ono

    mi s i

    vo

    m 1

    1.

    M rz 1932 fr zus l z liche

    Kr

    edi l

    sc

    h

    pfun

    g

    fr Zwe

    cke

    de r pr odukli ve n

    Arb

    eilslose nhilfe ein .

    Man kann aus dies e r Ve rff entlichun g den Sc hlu zi e hen, da, we nn

    auch un endlich lan

    gsa

    m. so abc l doch mit ein er

    ,: cw

    iss en Siche

    rh

    eit ,

    allm hli c h de r Wille zur Du rc hflihnlOg e in es gre re n Ar b e il s be sc haf

    finan7iert unte r Zuhilfe nahm e des Mitte ls de r

    duktiv

    e n Kr ed il

    ,c

    hp f

    l1n

    g, vo n un l e n he r a uf in di e ma ge b e

    nd

    en He

    gi

    c.

    run

    gs

    krc i

    se vo

    rzudrin

    ge

    n beg

    innt.

    Xo'cnn man auch auf e ine sc hn e lle W e ndung zum Besseren, w ie s ie

    vi e

    lf

    ac

    h

    vo

    n

    dl;

    o Ve

    rf

    ec

    l.l c

    rn

    di

    es e

    r

    r . l s p

    pro

    phe ze

    it w i

    rd

    , nic

    ht

    ho Hen darf , o w rde d

    oc

    h im

    me

    rhin di e

    Dur

    chfhrung d

    cs

    zur

    zri

    l in R

    eg

    ierun

    gs

    kr

    eise

    n

    dis

    kutie

    rt

    en Pr

    og

    ram

    m3

    de r

    h a [ f u

    H:r e lw a 600 000 b ei d e m zus l z

    ii

    chc

    Kr

    c

    dits

    eh

    6p

    fung

    in Gr

    eno rdnung von etwa 1

    Milliard

    e

    ; cschc n

    ist, we r

    t

    vo

    ll

    se

    in a ls e in Vo r

    ve

    rsuc h, der be i gute m Ge lin

    ge

    n

    in ve rgre rl e m wi e derho l I w e rcl e n k nnl e und

    bei dem

    schdli che \Xlirkung e n so :l

    ul wi

    e gar nicht zu erw art en

    sind,

    da fr

    Bank e n- und

    t t z l l n usw.

    bereits e ine zu

    s

    tz lic

    he

    di l sc hpfun rt in Gr cn o rdnun g vo n b er 1 Millia rd e

    slatt

    ge funden

    hat, o

    hn

    e da

    sc hdlich

    e inflato

    ri sc

    he Aus wi rkun

    ae

    n di es er

    nicht

    au(

    Wa r en

    r n d c t

    Kr edilschpfung i n ~ e t r sind . D. Ver .

  • 7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932

    7/24

    rigkeiten zu berwinden, die sich der sachgemen

    ganzen oder auch

    nur

    teilweisen Nutzbarmachung von

    Millionen brachliegender Arbeitskrfte in den Weg

    stellen.

    Wenn es einmal dazu kommen sollte, da die Plne

    aufgestellt werden, nach denen durch neu in den Pro

    duktionsproze eingereihte Arbeitskrfte volkswirtschaft

    li he Groarbeiten

    ausgefhrt werden,

    so wird man gut

    tun , sich auch der vielen Aufgaben zu erinnern, die in

    b e z u auf

    Luftschutz

    und

    insbesondere in stdtebaulicher

    Hin

    sicht bisher

    unerledigt

    bleiben muten.

    Es

    werden

    dann in jeder Beziehung ganz andere

    M

    glidlkeiten wie heute

    vorhanden

    sein, um

    Ma

    -

    nahmen in bezug auf Luftschutz, die behrdlich als

    richtig

    anerkannt

    sind, zu verwirklichen. Das Vor

    handensein dieser Zukunftsaussichten ist ein

    GrunJ

    mehr, sich schon jetzt intensiv mit allen

    Fragen

    des

    Luftschutzes zu beschftigen, auch wenn

    es

    unvermeid

    lich ist, da zunchst vieles nur als allseitig

    anerkannte

    Forderung auf

    dem

    Papier stehen bleibt.

    Um mitzuhelfen

    an

    den Vorbereitun ge n

    f r d i e -

    sen k o m m e n d e n o h n e Lcken in

    d ie

    T a t

    u m g e s e t z t e n d e u t s d l e n

    L u f t s c h u t z

    lassen

    wir

    vorn Drgerwerk

    in Krze

    eine Broschre

    D

    r

    ge r

    - L u f t s

    ch

    u t

    z

    hinausgehen, in

    der

    auch

    vorstehender

    Artikel Aufnahme

    gefunden

    ha t

    .

    Zum Luftschutzproblem

    n

    Mittel-

    und leinstdten

    Dr. K t K o t t e n b e rg Beigeordneter des Reichsstdtebundes, Berlin

    Die Erkenntnis von

    der Bedeutung des zivilen

    Luft

    schutzes fr unser

    Vaterland dringt

    -

    unabhngig

    von

    politisdlen

    und

    weltanschaulichen

    Trennungslinien

    -

    mehr

    und mehr

    in alle Kreise des Deutschen Volkes .

    Die berzeugung,

    da ohne

    eine leider kaum zu er

    wartende grundstzliche Beseitigun g

    der

    Luft g

    e

    f a h r

    g

    erade fr

    Deutschland die praktische

    Vorbereitung

    eines

    Luft

    s

    ch

    u t z

    es auf

    breitester Basis ("psychologisch,

    technisch und

    or

    ganisatorisch") Gebot der Stunde ist,

    wird

    langsam Gemeingut aller unbefangen

    Denkenden.

    Die nach langen Hemmungen jetzt unter Initiative

    von Reich

    und

    Lndern eingeleiteten V o r b e r e i -

    t u n g s m a n a h me n bringen eine Flle neuer

    Probleme und

    Fragen mit sich. Das ist kein Wunder,

    ist doch der zivile Luftschutz ohne die aktive Luf t- und

    Erdabwehr, die uns im Kriege zur Verfgung stand,

    und bei der vorgesd1rittenen Ausbildung der

    Luft

    waffen

    bei unseren

    Nachbarn

    in weitestem

    Umfan

    ge

    eu

    la n d, auf

    dem

    jeder Schritt vor neue Fragen

    stellt.

    Die

    Luft

    gefhrdung der deutschen G

    r o

    s t d t e

    und damit die Wichtig

    keit

    eines wirksamen Schutzes

    ihrer

    groen

    Menschenzusammenballungen, ihrer be

    deutsamen Industrieanlagen und Verkehrsknotenpunkte

    bedarf keiner Betonung. Aber nicht auf die Grostdte

    allein besdunkt sich heute die Luftgefahr, auch

    zahl

    reiche M i t

    t e l

    - u n d K

    l e i

    n s t d t

    e

    ersdleinen

    in hohem Grade luftgefhrdet. Machen wir uns klar,

    da

    in

    mittleren und

    kleinen

    Stdten von

    2 0 0 0

    bis

    1 0 0 0 0 0 Einwohnern

    in Deutschland rund

    2 2

    Millionen

    Menschen, d. h. 35,4

    % der

    Gesamtbevlkerung wohnen,

    und

    bedenken

    wir

    weiter,

    da

    ein sehr

    groer Teil

    die

    se

    r St

    dte

    in den besonders luftg

    efhrdeten

    Gebieten

    des Westens und Ostens liegt - wenn man

    sol he be

    sonders

    gefhrdeten

    Gebiete bei dem heuti

    ge

    n, ga nz

    Deutsc

    hland berschneidenden Aktionsradius der

    Luft

    flotten unserer Gegner im Westen und

    Osten

    berhaupt

    noch anerkennen will.

    Unter

    den Mittel- und Klein

    stdten

    sind zahlreiche

    Stdte,

    die Sitz wichtiger B e -

    h r den

    sind;

    es

    sind darunter H a f e n stdte,

    Stdte

    mit

    groen I n

    du

    s t r i

    e

    anlagen und - wie

    ein Blid{

    auf

    die

    Karte

    z

    ei

    gt - zahlreiche

    Orte, in

    denen als V e r k

    eh r

    s k

    no t e

    n p u n k t

    e

    viele wich

    tige

    Fernstraen und

    Bahnlinien zusammenmnden .

    i ~

    alles sind

    Umstnde,

    die in den meisten

    Fllen

    die

    Luft

    g

    efahr

    wesentlich e r h h

    e

    n.

    Die bisherige Errterung des zivilen Luftschutzes

    stellt vorwiegend auf die g

    r o

    s t d t i s

    ch e

    n Ver

    hltnisse ab.

    Das

    ist angesichts

    der

    besonders hohen

    Gefhrdung unserer meisten Grostdte durchaus ver

    stndlich. Leider aber ist dabei die Betrachtung

    der

    auch fr die Vorbereitung des zivilen Luftschutzes und

    fr seine Durchfhrung besonderen Verhltnisse der

    Mittel- und Kleinstdte

    bisher etwas zu

    kurz

    gekom

    men. Man kann die Bedingungen und Voraussetzungen

    dieser Stdte

    fr

    den Luftschutz nicht

    mit

    den Ver

    hltni

    ssen

    der Grost

    dte

    ber einen

    Kamm

    scheren.

    Fr

    den Verfasser als

    Verwaltungsmann

    liegt

    es

    nahe,

    auf einige besondere ve rwaltungsmige Bedingungen

    fr die Arbeit des zivilen

    Luftsch

    ut zes

    in

    den

    Mittel

    und

    Kleinst

    dten

    kurz

    hinzuweisen

    mit

    dem Ziele da

    mit

    einen Beitrag fr eine wirksamere und reibun

    g.

    losere Vorbereitung

    und

    im Ernstfalle erfolgreiche

    ~ u r l h r u n

    des zivilen Luftschutzes zu geben. e ch

    nIsche Fragen des

    Luft

    schutzes sollen dabei n ich t er

    rtert

    werden, wenngleich der Verfasser berzeugt ist,

    da auch auf diesem Gebiete manche Besonderheiten

    der Mittel- und Kleinstdte nicht ohne

    Nut

    zen fr den

    Luftschutz fadlmnnisdl

    errtert

    werden knnten. Viel

    leicht geben diese Zeilen da zu Anla, audl andere Luft

    s

    chutzfra

    gen einmal

    unter

    dem gleichen Gesichtspunkte

    zu betrach ten.

    'Um erfolgreich

    arbeiten

    zu knnen, mu sich die rt

    li he Arbeit fr den zivilen u f t ~ c h u t z auf zwei Sulen

    der Verwaltung aufbauen: auf der r t i

    ch

    e n P o -

    l i z

    e

    i

    v e r

    w a l t u n g und der

    Sei

    b s t

    v e r

    w a l -

    t un g. Die erstere hat die Aufgabe, die Brgerschaft

    gegen unmittelbare Gefahren fr Leib und Leben ".u

    schtzen und damit richtigerweise

    audl

    die Fhrung

    fr den rein passiven Katastrophenschutz gegen Luft

    gefa

    hr

    (vgl. hierzu die Ausfhrun gen bei Paetsch

    in

    dieser Zeitschrift Nr. 1 1932). Dementspredlend ist

    auch in den bisher ergan o nen Reidls- und Landesricht

    linien zum zivi len

    Luftsd;utz

    die

    Durchfhrun

    g

    der rt

    lichen Schutz

    man

    ahmen in erster Linie den rtlichen

    Poli zeive

    rwaltern bertra

    gen worden.

    Neben

    die

    Poli

    zeiv

    erwaltun

    g

    tritt

    die

    Sei

    b s t

    v e r -

    wal

    t u n

    g (stdtische

    Selbstverwaltun

    g).

    In ihr

    sam

    melt sich der lebendige

    Wille

    der Brgerschaft zu

    S e l b

    schutz

    und

    Selbsthilfe,

    sie

    stellt die wichtigen Einrichtun

    gen

    und

    Or

    gane zur Verfgung, ohne die ein Luftschutz

    nicht mglidl ist (Feuerwehr,

    Strungs trupps, sanitre

    Anlagen u

    sw

    .); sie

    bildet

    die

    Verbindun

    g zu

    den pri

    vaten

    Or

    ganisationen, deren

    Mithilfe

    wesentlich ist;

    ihre

    Mitwirkun

    g endlich sichert dem Luftsd1Utz

    Re

    sonanz und Interesse bei

    der

    P r e s s e und der B r -

    ge

    r s c h a f t.

    Es ist hiernach

    klar,

    d

    a fr

    den

    Aufbau

    und das

    erfolgreiche

    Funktionieren

    des ziv len L.uftschutzes

    d ~ e

    reibun

    gs

    lose

    Zu

    s am m e n a r be l t

    ZWischen

    den bel

    den

    Haupttr

    gern (Polizei- und Selbstverwaltung) von

    entscheidender Bedeutung ist.

    Hier

    erg

    ibt

    sich nun schon

    ein wesentlicher, durchaus nicht blo uerlicher U n -

    te r s

    ch i e

    d zwischen der Arbeit in den Grostdten

    und der berwiegenden Zahl der

    Mittel- und Klein

    stdte.

    Whrend

    in der groen

    Mehrzahl

    der ersteren

    27

  • 7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932

    8/24

    die Polizeiverwaltung von s ta a t I i ch e n Organen

    Polizeiprsidien, Polizeidirektionen) gefhrt wird, ist

    sie in der groen Mehrzahl der Mittel- und Kleinstdte,

    nicht nur in Preuen, dem B r g e r m e is t e r als

    kom m u n a le n Polizeiverwalter bertragen. Er

    fhrt

    die Ortspolizeiverwaltung zwar vllig unabhngig von

    den

    Gemeindeverwaltun

    gsgeschften und ohne j e d ~ n

    Einflu der Selbstverwaltung. Aber es ist ohne weiteres

    klar, da die V e r b in dun g bei der Funktionen, der

    Selbstverwaltung und der Polizei in e in er Hand,

    wesentliche Ursachen fr Schwierigkeiten, Zustndig

    keitsfragen, Prestigekonflikte usw.

    von

    vornherein nicht

    aufkommen lt, wie sie bei

    Trennung

    der Gewalten

    vielfach unvermeidlich gegeben sind.

    Darber

    hinaus

    ist weiter verstndlich, da beide Arbeitsgebiete in

    ihrer

    sachlichen Erledigung in der Hauptsache durch die

    Ver

    einigung in einer

    Hand

    nur gewinnen knnen. Dies gilt

    auch

    dann,

    wenn, wie in Preuen teilweise zugelassen,

    die Polizeigeschfte nicht von dem Brgermeister,

    s -

    dern

    von einem anderen Mitglied des Ma gistratskolle

    giums auftragsweise gefhrt werden, da der Zusammen

    hang mit der Selbstverwaltun g auch dann gewahrt bleibt.

    Nadl

    dem Gesagten wrde

    es

    besonders bedauerlich

    sein, wenn der Vorteil, den der Zusammenhang zwischen

    Selbstverwaltung

    und

    Ortspolizeiverwaltung gerade in

    den Mittel-

    und

    Kleinstdten

    fr die Durchfhrung des

    zivilen Luftschutzes bietet, durch unangebrachte

    Ein

    schaltung anderer Stellen beeintrchtigt wrde. Dies

    gilt insbesondere fr k r eis a n ge h r i g e Stdte, bei

    denen die Einschaltung der Kreispolizeibehrden leicllt U

    Schwierigkeiten

    fhrt.

    Andererseits ersclleint das

    Ein

    greifen der Kr e i s polizeibehrden (Landrat) berall da

    no t wen

    d i

    g wo

    - in vorwiegend lndlichen Gebieten

    - aus besonderen rtlichen Grnden z. B. Vorhanden

    sein eines Groindustriewerkes oder

    Knotenpunktes)

    ein Luftschutz geboten erscheint, ohne

    da

    eine lei

    stungsfhige Ortspolizeibehrde vorhanden ist.

    Unan

    gebracht aber erscheint

    es

    wenn in einem Landkreise

    mit

    kreisangehrigen

    Stdten und

    leistungsfhigen

    Ortspolizeiverwaltungen

    die Landrte in die rtlichen

    Angelegenheiten des zivilen Luftschutzes sich einschaHen

    wrden

    unter

    Beiseiteschiebung oder gar Ausschaltung

    der

    zustndigen Ortspolizeibehrden. Denn die Kreis

    polizeibehrde steht nicht

    nur

    allen rtlichen Fragen,

    um die es hier in erster Linie geht, naturgem viel

    ferner als die Ortspolizeibehrde, sondern es wren

    auch - was vielleicht

    am

    schwersten wiegt - durch eine

    solche Einschaltung die oben angedeuteten Vorteile

    der

    rtlichen Zusammenarbeit zwischen Polizei- und Selbst

    verwaltung

    zum Nachteil des Luftschutzes von

    vorn

    herein beseitigt oder gestrt. Dies gilt besonders fr

    die Bildung der Luftschutzbeirte, die

    so

    nach dem

    klaren

    Wortlaut

    der

    preuischen Richtlinien) eine

    durchaus r t I i

    ch

    e A n

    gel

    e gen h e i t sind und sein

    mssen, wenn sie eine a r be i t

    5

    f h i g e Zusammen

    fassung

    der

    wichtigsten am zivilen Luftschutz

    inter

    essierten

    Krfte

    bilden sollen.

    Da

    im brigen bei unangebrachter Ausschaltung

    der

    stdtischen Ortspolizeibehrden auch die freudige und

    selbstverantwortliche

    Mitarbeit

    der stdtisdlen Selbst

    verwaltung

    zum Schaden des

    Ganzen

    leiden mte,

    wre

    eine weitere voraussehbare Folge solcher Fehl

    organisation.

    Es ist

    daher im

    Interesse reibungsloser

    Durdlfhrung

    des zivilen Luftschutzes besonders zu begren,

    da der

    Preuische Minister des

    Innern

    durch einen

    Runderla

    vom

    2.

    April

    1932 die

    Ober- und Re

    gierun

    gs

    prsiden

    ten ausdrcklich angewiesen hat,

    mit der Durchfhrung

    der

    Organisation

    des Luftschutzes im Landkreise die

    Landrte,

    in kreisangehrigen S t d t e n

    aber

    die

    P o

    -

    I i z e

    iv

    e r

    w a l

    t e r zu beauftragen.

    Abweichend

    von

    den Verhltnissen in der Grostadt

    wird sich vielfach auch die p s y c

    ho l

    0 gis

    ch

    e Vorbe

    reitung des zivilen Luftschutzes in der Klein- und Mittel-

    28

    stadt gestalten. Sie

    wird

    in mancher Beziehung leichter

    sein, schon weil die wirksame Interessierung aller willigen

    und braucllbaren Krfte in den bersichtlichen Verhlt

    nissen der kleineren Stadt besser durchzufhren ist als

    bei den strker auseinanderstrebenden Tendenzen der

    Grostadt. Stellt sich der Brgermeister in seiner dop

    pelten Eigenschaft als Leiter der Selbstverwaltung und

    Polizeichef an die Spitze der Luftschutzarbeit, so

    wird

    ihm die Interessierung der Brgerschaft, die Gewinnung

    der geeigneten

    Or

    ganisationen, Vereine und Persnlich

    keiten

    nidlt

    schwerfallen.

    Der

    -

    oft

    als lstig emp

    fundene - vielfach

    traditionelle

    K 0 n n

    ex

    zwiscllen

    Brgermeister

    und

    Vereinsleben in kleinen und mittleren

    Stdten kann hier eine auerordentlich ntzliche Aus

    wirkung finden.

    Auch die Mitarbeit und rtliche Resonanz der p r i -

    va t e n

    Or

    ganisationen, welche die Frderung des zivi

    len Luftschutzes zum Ziele haben, so

    i n s b ~ s o n d e r e

    des

    durcll Zusammensclllu von Luftschutz E. V. und

    Luft

    schutz Li

    ga

    entstandenen

    Luftschutzverbandes wird

    in

    kleinen

    und mittleren

    Stdten strker von

    der

    Ein

    stellung der Stadtverwaltung abhngig sein als in den

    Grostdten. Es

    wird

    sich

    darum

    handeln, diese Organi

    sation bei ihrer in diesen Wochen in allen in Frage

    kommenden Stdten einsetzenden

    u f k l r u n g s a r b ~ i t

    seitens der Selbstverwaltung nicht nur ideell zu

    unter

    sttzen, sondern, wo dies rtlicll mglich und nach der

    Gre

    der

    Luftgefahr fr die

    betreffende Stadt

    berech

    tigt erscheint, auch finanziell

    zu

    untersttzen. Denn

    ber eins

    mu Klarheit

    sein:

    d ie ps

    y cll0 log i s

    ch

    e

    V o r b e r e i t u n g

    d e r B e v l k e r u n g a u f den

    z i v i l e n

    L u f t s c h u t z f r welche

    d i e s e

    pr i -

    v a t e n K r f t e den

    B o d e n b e r e i t e n w o l -

    l e n i s t

    nicht wich t ig

    g e n u g e i n z u -

    sc l l tzen

    u n d w i r d durch k e i n e r l e i

    tech-

    nische u n d o r g a n i s a t o r i s c h e

    V o r b e r e . i -

    t u n g e n b e h r d l i m e r s e i t s

    b e r f l s s l g

    ge m

    a m t

    .

    Dabei

    zeigt schon die bisherige

    Erfahrung

    die . be

    merkenswerte Tatsame,

    da

    das Interesse

    ffenthmer

    und

    privater

    Stellen an Luftsmutzfragen in kleineren

    Stdten teilweise l eb h a f t e r ist als in

    Grostdten.

    Dies

    erklrt

    sidl

    wohl

    im wesentlichen daraus,

    da

    die

    Fragen der

    Selbstverteidigung

    und

    des Selbstschutzes -

    um die es

    ja

    smlielich beim zivilen

    Luftsmutz

    geht -

    in der weniger

    komplizierten

    geistigen

    Atmosphre der

    kleineren Stdte noch einheitlicher

    und rimtiger

    in

    ihrer

    wirklimen

    Bedeutung gesehen werden als in

    der

    Gro

    stadt .

    Dem Hauptmittel

    psychologismer Massenbeeinflus

    sung,

    der P r

    e s se

    kommt

    fr den zivilen Luftsmutz

    aum

    in

    der

    Klein- und

    Mittelstadt

    besondere Bedeutung

    zu.

    Die

    geringere

    parteipolitisme Aufspaltung

    der klein

    stdtischen Presse gibt

    ihrer Heranziehung

    bei

    der In

    formation der Brgersmaft und der Mitarbeit am Luft

    schutz eine

    andere

    Bedeutung als

    der

    hastigen, von

    einer

    Stunde zur anderen

    sich berholenden Grostadt

    presse.

    Die

    in der kleinen

    Stadt

    regelmig guten, viel

    fam engen Beziehungen zwischen Stadtverwaltung bzw.

    Polizeichef

    und

    Ortspresse bieten leicllter die Mglich

    keit,

    durm

    sachlime

    Vortrge

    und

    Informations

    besprechungen

    mit der

    Presse diese

    audl

    ber den bloen

    l\iachrimtendienst hinaus positiv

    frdernd

    in den Dienst

    des

    Luftsmutzgedankens

    zu stellen.

    Der Bekmpfung

    von

    Smauermrdlen und

    unrichtigen Auffassung

    en

    insbe

    sondere ber die temnischen Voraussetzun

    ge

    n

    und

    Mg

    limkeiten der

    Luftgefahr

    und

    des Luftschutzes, wie sie

    in der Presse nicht nur der kleineren Stdte sich viel

    fam schon eingeschlichen haben, kann auch durm soldle

    offene Aussprachen am leichtesten entgegengearbeitd

    werden.

    Insbesondere die Bildung der rtlichen

    Lu

    f t s

    ch

    u t z

    bei r t e - in denen der Ortspolizei verwalter alle

    zur Mitwirkung am rtlichen Luftschutz beteiligten

  • 7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932

    9/24

    Stellen

    (Stadtverwaltung mit

    allen in Frage kommen

    den Zweigen, Reimsbahn, Reimspost, Rotes Kreuz,

    Arztesmaft,

    Temnisme

    Nothilfe usw.)

    z u s m m e n f s s ~ n

    soll - ist in der Klein-

    und

    Mittelstadt r e i b u n g

    5 -

    los e r zu ges talten als in der

    Grostadt. Nimt

    nur

    kennt der Polizeiverwalter

    vielfam

    besser die Einstel

    lung

    und

    Arbeitsweise der betreffenden Organisationen,

    sondern

    es

    wird ihm aum, soweit er als Brgermeister

    zugleim die stdtisme Selbstverwaltung

    fhrt,

    psymo

    logism die Zusammenarbeit mit diesen polizeilimem

    Einflusse

    leimt

    widerstrebenden

    Krften

    erleimtert.

    Hin zu kommt, da die Zusammenarbeit mit der Haupt

    gruppe, der Stadtverwaltung selbst,

    mit

    ihren unent

    behrlichen Verwaltungszweigen nam dem Obengesagten

    natrlim wesentlim leimter ist, als wenn Polizeiprsi

    dent und Oberbrgermeister nebeneinander her wirke:l.

    Auf 0 r g a n i sa

    t o r

    i s m e m Gebiete wird sim die

    notwendige Fhlungnahme und Zusammenarbeit mit

    den anderen fr den rtlimen Luftsmutz wimtigen

    Stellen: mit Reidlsbahn, Reimspost,

    Industrie

    usw. in

    den kleinen und mittleren

    Stdten

    in der Regel leimter

    bersehen und reibungsloser ges talten lassen als in der

    Grostadt, wo zu viel durmeinanderflieende

    Fden

    und eigenwillige

    Tendenzen

    die Arbeit

    leimt

    ersmweren.

    And

    ererseits

    wird

    sim

    in

    manmer

    Klein-

    und

    Mittel

    stadt die Organisation des zivi len Luftschutzes eher

    dan3.m bestimmen,

    da

    die berragende Bedeutung einer

    e in ze in

    e n Anlage (Versmiebebahnhof,

    Knotenpunkt

    oder Groindustrieanlage) die eigentlime

    Ursame

    der

    rtlichen

    Luftgefahr

    ist. Danam wird sim vielfach eine

    besondere K 0 n zen

    t r i

    e

    run

    g der Vorbereitungs

    arbeit und die

    Notwendigkeit

    besonders enger Fhlung

    mit der fr diese Anlage zustndigen Stelle fr die

    Stadtverwaltung

    ergeben, was nicht immer gerade eine

    Vereinfachunp der Arbeit bedeuten wird. Im brigen

    wird

    die in der Regel - nicht immer - aufgesmlos;,c

    nere

    und

    niedere

    B au

    w

    eis

    e der kleinen

    und

    mitt

    leren

    Stdte

    (vielfam von G r t e n durmsetzt) eine

    v: esentlime

    Milderung der

    Luftgefahr

    bedeuten, ebenso

    wie der geringere

    und

    dadurd1 be r s eh b a r e Um

    fan g des gefhrdeten Gebiets sowohl die Einteilung bei

    der Vorbereitung wie die bersimtlimkeit und Smnel

    ligkeit des Einsatz

    es

    im Ernstfalle erleimtert. Anderer-

    seits ist

    nimt

    zu verkennen, da die vielfam 1 t e

    r en

    Bau w e r

    k e gerade der kleineren

    Stdte

    (hlzerne

    Damkonstruktion )

    ebenso wie das bei ihnen

    z u m i ~ t

    strkere Hervortreten des wid1tigen Stadtkerns und der

    f f e n t 1 i m e n G e b u d e und wimtiger I n d u -

    S

    t r i

    e a n 1 a gen im Gesamtbild eine strkere

    Gefhr

    dung dieser Bauwerke und Anlagen

    zur

    Folge haben

    knnen, als z.

    B

    in dem ausgedehnten Raume einc:r

    Grostadt,

    in welmem einzelne Bauwerke und Anlagen

    als besonders gefhrdet eher zurcktreten.

    Ungnstiger als in der

    Grostadt

    liegen die

    Verhlt

    nisse in der Klein- und Mittelstadt vielfam, was die

    te c h n i s c h e Vorbereitung und Durmfhrung des zi

    vilen Luftsmutzes angeht. Denn einmal wird die Aus

    rstung von Feuerwehr,

    Nothilfe,

    Sanittstrupps, Auf

    rumun

    gs

    -

    und

    Entgiftungstrupps mit den notwendigen

    Hilfswerkzeugen

    und

    Sd1utzgerten hier smwieriger

    sein als in der Grostadt, zumal sie in der Kleinstadt

    zumeist eine vllig neue Aufgabe bedeutet. Aber

    aum

    die bunpsmige

    Erprobung

    der getroffenen Manah

    men

    wird

    manmen in den besonderen Verhltnissen der

    kleineren Stadt gelegenen Schwierigkeiten begegnen, auf

    die hier nidlt weiter eingegangen werden soll. Anderer

    seits ist nimt zu verkennen, da die leimtere berseh

    barkeit

    der Verhltnisse in der kleineren

    Stadt

    und

    das

    strkere Zusammengehrigkeitsgefhl ihrer Brgersmaft

    in

    manmer

    Beziehung eine strkere zentrale Zusammen

    fassung der

    rtlimen Luftsmutzmanahmen und

    damit

    eine schnellere und einfamere Durmfhrung mglid1

    mamen. Die preuisme vorlufige Ortsanweisung fr

    den Luftsd1Utz der Zivilbevlkerung

    trgt

    diesem Ge

    danken sd10n zutreffend Redmung.

    Auf alle hiermit zusammenhngenden Fragen soll

    aber, wie oben gesagt, nid1t weiter eingegangen werden.

    Sie zu errtern, mag einer besonderen Betrad1tung;

    berlassen bleiben.

    Hier

    sollte in

    Krze

    angedeutet

    werden, wie die Klein- und

    Mittelstadt

    dem zivilen

    Luftsd1utz in psyd1ologisd1er

    und

    organisatorisd1er

    Hill

    sid1t eine besondere Aufgabe stellt, wie aber aud1 die

    Bercksid1tigung dieser Besonderheiten im Interesse einer

    erfolgreichen Gestaltung des zivilen Luftsd1utzes selbst

    liegt .

    Der zivile Luftschutz im usland

    A

    G e

    s Ie r .

    Berlin

    Entgegen frherer Jahre sind die Verffentlimungen

    im Auslande ber die Arbeiten des zivilen Luftsd1Utzes

    in letzter Zeit nid1t mehr so zahlreim; im Hinblick auf

    die zurzeit nom tagende Abrstungskonferenz verdient

    dies besondere Erwhnung. Die Tatsame lt vermuten,

    da in fast allen Staaten die behrdlimen Organe die

    Zgel straffer in die Hand genommen haben, um da

    durm

    zu verhindern, da etwa Unerwnsmtes ver

    ffentlimt wird. Unter diesem Gesimtspunkt schei lt

    es

    daher besonders interessant, einmal zu untersud1en,

    was das Ausland auf dem Gebiete des zivilen Luft

    smutzes bisher geleistet hat, wobei die Arbeiten der

    neuesten Zeit, soweit sie bekanntgeworden sind, be

    vorzugt behandelt werden sollen.

    In olen ist das ausfhrende Organ fr alle Luft

    smutzarbeiten die L i g a f r L u f t - u n d G a s -

    ab weh r LOPP. (Liga O

    brony

    P

    owietzony

    P austawa),

    die, unter immer strengerer behrdlimer Aufsimt

    stehend, im letzten Jahre das Smwergewimt

    ihrer

    Be

    ttigung in die westlimen

    Grenzbezirke

    des Landes

    ver

    legt ha t . Besonders rhrig ist sie in Pommerellen und

    in den an Obersmlesien grenzenden Bezirken gewesen.

    Zeitungsnamrid1ten zu folge soll

    nam

    einer im

    Herbst

    vongen Jahres stattgefundenen Zhlung ihre Mitglie

    derzahl

    allein in Pommerellen

    auf etwa

    5 0 0 0 0

    d. h.

    also auf das

    Doppelte

    von 1930 gestiegen sein. Mit

    besonderer Sorgfalt nimmt

    man

    sim neuerdings der

    Jugend an. Es werden sogenannte Smulzirkel einge

    rimtet,

    in denen den Smlern durdl Informationsvor

    trge an

    Hand

    von Modellen und vermittels reid1

    halti ger Bibliotheken das Wesen der Fliegerei und des

    Luftsdlutzes klargemamt wird. Flugwomen und Aus

    stellungen werden in groer Zahl veranstaltet; sie

    dienen zur Geldwerbung und dokumentieren nad1 auen

    die enge Zusammenarbeit zw ismen Verein und Behr

    den. Die

    Aufrufe

    zu derartigen Veranstaltungen, Flug

    bltter der Liga, tr agen im allgemeinen die Untersmrift

    hd1ster Regierungsbeamten. Wie in frheren Jahren

    wird aum I931

    davon

    berimtet, da gelegentlim einer

    im Juli in ganz Polen stattgefundenen Sammlung fr

    die Luft- und Gassmutzliga alle Behrden und alle

    Privatunternehmungen

    angewiesen wurden, bei

    Ein-

    und

    Auszahlung

    von

    Geldbetrgen IO% fr die Liga in

    Anremnun

    g zu bringen. Darber hinaus

    bettigt sim

    die Polizei gelegentlim von

    Flugwomen der

    LOPP. an

    der

    Sammlung von Geldern

    fr

    die Vereinskasse, die

    9

  • 7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932

    10/24

    dafr ihrerseits grere Betrge der Sammlungen der

    Regierung zur Beschaffung solcher Einrichtungen zur

    Verfgung stellt, wofr es dem Staat an Mitteln fehlt.

    Um die Weiterentwicklung der Arbeiten der Liga

    zu sichern, sind in den letzten Jahren grere Betrge

    aus ffentlichen Mitteln

    zur

    Verfgung gestellt. So

    wei

    z.

    B. die Polska Zachodnia in Kattowitz vom

    27. 11. 1931 zu berichten, da Summen bis zu 400000

    Zloty den ffentlichen Kassen entnommen wordc:n

    sind. Ein wesentlicher Teil der Betrge soll als Beihilfe

    fr

    den Bau der zivilen Gasschutzschule in Warschau

    verwandt werden, fr den vor 2 Jahren die Regierung

    bereits Grund und Boden gab.

    Behrdlicherseits verwendet man grte Sorgfalt auf

    die Ausbildung der Eisenbahner im Luft- und Gasschutz.

    Als Grundlage dient hierbei die bereits 1927 erlassene

    V 0 r I u f i g e Vor s

    ch

    r i f t g e gen F I i e g e r

    und

    Gas ang r i f f e

    auf

    den L in i e n der

    po l ni s cll e n S t a a t sei sen ba h n e n , die 19.28

    durch den K a t e ch i s mus f r Eis e n b ahn e r

    ergnzt wurde. In 10tgigen Kursen werden

    Instruk-

    teure des Gasabwehrdienstes bei der Eisenbahn aus

    geQildet. Ein am Schlusse des Lehrgangs ausgehndigtes

    Diplom berechtigt zur Ausbung der Lehrerttigkeit im

    Gasabwehrdienst der Eisenbahn.

    In der

    Tschechei

    galt zunchst die Sorge der

    Schaffung einer militrischen Abwehr.

    In

    verschiedenen

    bungen,

    deren letzte und grte im

    Herbst

    1930 in

    der

    Gegend von

    Olm

    t z stattgefunden hat, wurde

    dieses Instrument der Landesverteidigung erprobt . Die

    Ergebnisse waren zufriedenstellend. Gleichzeitig wurde

    jedoch von der

    Pre

    sse betont,

    da

    der zivile Luftschutz,

    der in der Hauptsache der Zivilbevlkerung zufalle,

    noch keineswegs befriedigend sei . Die Folge hiervon

    ist,

    da

    Anregungen, die bereits im Mai 1930 vom

    National

    verteidigungs - Ministerium zur tatkrftigeren

    Bettigung aller Kreise

    auf

    dem Gebiete des zivilen

    Luftschutzes gegeben wurden, wieder aufgegriffen

    wur-

    den. An die Spitze des damals

    ge

    bildeten Beirates fr

    die passive Fliegerabwehr fr die Zivilbevlkerung

    tritt

    nunmehr der Vorsitzende des Nationalrates. An

    einer vor kurzem einberufenen Vollversammlung dieses

    Ausschusses nehmen magebende Vertreter aller Be

    hrden, insonderheit der Wehrmacht, teil.

    Der

    Ge

    schftsfhrer des Beirates, ein aktiver Oberst, teilt

    u. a.

    mit,

    da

    beabsichtigt sei, in allen Stdten Ausschsse

    zu bilden, deren Aufgabe in erster Linie die Aufklrung

    der Bevlkerung sein soll. Des weiteren sollen diese

    Ausscl1sse

    an der Erkundung und Bereitstellun g von

    Zufluchtsttten sowie der Vorbereitung der Organi

    sation des Sam

    ar iterdienstes mitarbeiten. Ebenso wie

    in Polen finden auch in der Tschechei grozgig auf

    gezogene Flugtage statt, deren letzter Zweck die Geld

    werbung ist. Solche Veranstaltungen erfreuten sich

    ~ i s h e r der weitestgehenden Untersttzung der staat

    hchen und kommunalen Behrden.

    In bau I i

    ch

    er Beziehung ist man behrdlicl1erseirs

    bestrebt, durch Festlegung bestimmter Richtlinien zu er

    reichen, da die Kellerrume neugebauter ffentlicher

    Gebude

    so

    eingericl1tet werden, da sie gegebenenfalls

    gegen Splitter und gegen Gas Schutz gewhren.

    sterreich

    hat bisher keine zusammenfassende Luft

    schutzorganisation; verschiedene Ministerien, vor allem

    das Bundesministerium fr Heerwesen, befassen sich

    aufbauend auf berlieferung aus dem Weltkriege

    mi,t

    dem Schutz des Heimatgebietes gegen Fliegeran

    gnffe.

    U. a. wurde ein Luftsphdienst der Heimat

    organisiert, der durch besonders fr den Flugmeldedienst

    b i l d e t e ~ m i l i z a r t i

    g ~ s Personal besetzt

    wird;

    auch

    Will

    das Mlnlstenum fur Handel und Verkehr

    In

    Zu

    kunft

    bei Bahnhofneubauten die Forderungen d e ~ Luft-

    schutzes bercksichtigen. In neuester Zeit haben unter

    Leitung der Gemischten Kommission fr zivi len Luft-

    13

    und

    Gasschutz in einigen Std ten Gasschutzkurse statt

    gefunden; deutsche Ingenieure waren hierbei als Lehrer

    magebend beteiligt

    1

    .

    In Ungarn werden die Fragen des Luftschutzes

    bei ffentlichen

    und

    privaten Veranstaltungen leohah

    errtert. Es ist dies um

    so

    bemerkenswerter, als ma l

    eigentlich annehmen sollte, da in Ungarn infolge da

    aufgelockerten Bauweise im ganzen Lande - das Ge

    hftesystem - die Angriffsmglichkeiten wesentlich ge

    ringer eingeschtzt we rden, als in anderen Staaten. Der

    ungarisd1e Luftschutz

    wird

    sich somit im wesentlichen

    auf

    die einzige groe Stadt des Landes, B u d a pes t ,

    beschrnken knnen.

    Von den Balkanstaaten liegen nicl1t viel Nad1richten

    vor. Zum Teil hat dies seinen Grund darin, da in

    diefen Lndern,

    Rumnien Jugoslawien Bulgarien

    Griechenland

    bisher

    so

    gut wie nichts fr den zivilen

    Luftschutz getan ist. In der Hauptsache aber mag es

    wohl daran liegen, da das wenige, was geschehen ist,

    sich auf die militrische Abwehr bezieht, die gerade in

    diesen Lndern, infolge der ausgedehnten Spionage,

    ngstlich behtet wird. Lediglich aus hin und wieder

    in der Tages- und Fachpresse erscheinenden Artikeln ist

    zu schlieen,

    da

    man

    si

    ch mit den Fragen des Luft-

    und

    Gasschutzes beschftigt. Erfreulich ist,

    da

    die

    Literatur dieses Gebietes, ursprnglich fast vllig unter

    franzsischem Eindruck stehend, neuerdings

    aum

    deutsche Arbeiten mit aufnimmt.

    In Rumnien hat

    das Heeresministerium Tech

    nisdle Instruktionen herausgegeben, in denen neben

    grundstzlichen Bestimmungen, Alarmvorschriften -

    auch fr Smulen und Kindergrten - sowie Richtlinien

    fr den Gassmutz der aktiven. der passiven Bevlke

    rung und der Industrie behandelt werden

    2

    .

    Von

    Italien

    ist bekannt,

    da

    nach langem

    Hin

    und Her zwischen den einzelnen Ministerien das Gesetz

    vom 18. Februar 1931 Klarheit in die

    Or

    ganisation des

    milizartig

    u f g e z o ~ e n e n

    Luftschutzes brachte. Dieses

    Dekret

    bestimmt

    n

    seinem ersten Artikel,

    da

    die

    territoriale Luftschutzmiliz eine Sondertruppe der

    Natio-

    nalen freiwilligen Sicherheitsmiliz (Milizia Volontaria

    Sicurezza Nationale) sei und als solche

    ge

    meinsam mjt

    den Abwehrformationen der aktiven Streitmacht den

    L

    uftschutz in Friedenszeiten vorzubereiten und

    im

    Kriege auszufhren habe .

    Hiermit wird

    der Schwer

    punkt

    der Verantwortlichkeit auf die militrische Be

    hrde gelegt. Besonders

    klar wird

    dies in den zum

    Gesetz erlassenen Ausfhrungsbestimmungen ausge

    drckt.

    Hier

    heit

    es

    in Ziffer 6:

    Die

    Ausarbeitung

    der Organisationsplne des Luftschutzes, der syste

    matische Ausbau des Verbindungs- und Nachrichten

    dienstes sowie alle technischen Materialfragen sind aus

    sd1lielich Sache des Groen Generalstabes und der Ge

    neralkommandos. Die Gesamdeitung der Luftschutz

    or

    ganisation liegt in den

    Hnden

    der hcl1Sten Verteidi

    gun gskommission. Lediglich Verwaltung und Personal

    ersatz sind Sad1e der MVSN.

    Das Personal der Luftschutzmiliz setzt sich zusammen

    aus nichtmilitrpflichtigen jungen Leuten; auerdem

    knnen nimt mehr Kriegstaugl iche , Aus

    gem

    usterte und

    Inva liden der lteren Jahrgnge (ber 40) einberufen

    werden.

    Wie in anderen Staaten ist auch in Italien z u n c h ~ t

    ein guter Luftbeobachtungsdienst organisiert worden.

    Die Flugwachlinien verlaufen entlang der Grenze. Die

    Abstnde der Flugwachen voneinander betragen unge

    fhr 8 bis 10 km. Auerdem sind alle gr eren und

    wichtigeren Stdte mit besonderen Alarmkreisen um

    ge ben. Vorlufig sttzt

    si

    ch dieses Beobachtungsnetz

    auf die Leitungen des ffentlichen Verkehrs, jedoch

    wird

    ein besonderes Flugmeldenetz angestrebt.

    ) Gass

    c

    hutz und

    Lulh

    chutz ', Aprilhelt S.

    90

    (1932) .

    )

    Ga.schutz und

    Luftschutz ,

    Januarhclt S.

    15

    (1932) .

  • 7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932

    11/24

    Auf den vorjhrigen groen Ausstellungen in Rom

    und

    Mai

    I a n d

    wurde

    durch behrdliche Stellen dem

    G ~ b i e t e des Gasschutzes erhhte Aufmerksamkeit ge

    ~ l 1 d m e t Die Chemieabteilung des Heeres zeigte die

    von

    Ihr bzw. mit

    ihrer

    Hilfe entwickelten Gasschutzvor

    richtungen fr die Zivilbevlkerung. Es sei

    ferner

    er

    whnt, da man seitens der Regierung das Ziel ver

    folgt, einzelne wichtige

    Industrien

    aus der westlicht 11

    ~ o m b r d e i in Gegenden sdlich des

    Apennin,

    d. h. a l

    so

    In weniger gefhrdete Bezirke, zu verlegen.

    In gleichem Mae und mit gleicher Grndlichkeit be

    fat sich die neutrale S ch w e i z seit langem sehr ein

    gehend mit der Erforschung des Gasschutzproblems. D3s

    bemerkenswerteste Ereignis des

    letzten

    Jahres

    auf

    die

    sem Gebiete

    war

    die

    von

    der eidgenssischen Regierung

    Anfang Novem ber in Bern einberufene

    Gas

    s ch u tz -

    k

    0

    n f

    e r

    e n Z3). An dieser Konferenz, deren Pro

    gramm in der Einladung mit den Worten:

    Orientie

    rung, Aussprache

    und

    Entgegennahme von Vorschlgen

    ber die Organisation des Schutzes der Zivilbevlke

    rung gegen den chemischen

    Krieg

    umrissen war,

    nahmen

    rund

    170

    Vertreter

    der

    verschiedensten Stn de,

    Beamte aller Bundesdepartements, Abgeordnete

    der kan

    tonalen Regierungen und

    der

    Stdte ber

    1 0 0 0 0

    Ein

    wohner

    u. a. m. teil. Aus der fast einstimmig gefaten

    Entsd1lieung sei hier

    nur

    ein Satz

    erwhnt

    :

    Die Kon

    ferenz ersucht den Bundesrat, seine

    Arbeit zum

    Schutz

    der Zivilbevlkerung gegen den chemischen Krieg fort

    zusetzen und in Verbindung mit den

    kantonalen

    und

    kommunalen

    Behrden sowie den in Betrad1t kommen

    den

    Or

    ga n isationen die geeigneten Manahmen unver

    zglid1 in die Wege zu leiten. " Auch die Schweizer

    Sozialdemokratie untersttzte die Bestrebunge n der

    Konferenz.

    In

    der Begrndung fr diesen Beschlu

    heit es: Leider liegt der Entscheid ber Krieg und

    Frieden nicht bei unserer kleinen Schweiz . Mit dem

    guten Willen allein ist

    es

    nicht getan.

    Wir

    mssen

    erkennen, da die internationalen Garantien zur Ver

    hinderun

    g

    knftiger

    Kriege nicht ausreichen,

    da

    die

    Welt in Waffen steht und da Kriege in Europa durch

    aus im Bereich der Mglichkeiten liegen

    .

    In Frankreich bekennt sich die Regierung durch

    ihre Erklrung vom 8. Januar 1931, die letzten Endes

    Veranlassung fr die Ernennung Petains

    zum

    General

    inspekteur des Territorialen Luftschutzes gewesen ist,

    erneut und mit besonderem Nachdruck fr die

    Durch

    fhrun g von Luftschu tzmanahmen.

    In

    dieser von

    ver

    schiedenen Ministerien gemeinsam verfaten Erklrung

    heit es u. a.:

    In

    Anbetracht

    der groen Gefahr, welche

    dem Lande im Falle eines Krieges durch das neue

    Angriffsmittel, die Luftwaffe, erwchst, ist die Frage

    des Luftschutzes

    von auerordentlicher

    Bedeutunl?' Es

    gibt hier se

    hr

    umfan

    gre iche

    Arbeit

    zu leisten." SeItdem

    steht die Luftschutzarbeit, die bis

    dahin

    durch Re

    ss

    ort

    schwierigkeiten nicht recht weitergekommen war, unter

    der

    energischen

    Fhrung

    des franzsischen Marschalls.

    Ein festes

    Programm, weld1es bis

    zum 1 .

    Januar 19.>5

    durd1gef

    hrt

    werden soll, ist aufgestellt

    worden. Die

    Zeitungen berichten von

    der

    Teilnahme

    Petain

    s an den

    verschiedenen Luftschutzbungen, an Besprechungen

    und

    Sitzungen

    der

    gro en

    Stdte,

    wobei er, a

    us

    seinen

    reichen E rfahrungen schpfend, Richtlinien fr die

    zweckmigste Organisation des ihm anvertrauten Ge

    bietes gi

    bt

    .

    Durch eine vor kurzem vom Ministerprsidenten

    un

    terzeichnete

    Instruktion

    fr die praktische Durch

    fhrung

    des zivilen Luftsd1Utzes"4)

    werden

    Verantwor

    tung und Arbeitsumfang

    der

    einzelnen Behrden genau

    f e s t ~ e l e g t

    Insbesondere sind die Zustndigke iten der

    Mihtr-

    und Zivilbehrden bestimmt worden.

    Organi

    satorisch legt die Anweisun g Landesdepartements fest,

    in denen die Prfektur fr die Durchfhrung aller

    Luftschutzmanahmen zu sorgen

    hat.

    Hierbei

    wird

    be

    sonderer Wert auf eine einheitliche und sachliche Auf-

    klrung der Bevlkerung' gelegt.

    Neuesten

    Nachrichten

    zufolge sollen die Organisationen der Reserveoffiziere

    zu

    diesen Aufgaben herangezogen werden. Darber

    hinaus ist beabsichtigt, auch die Reserveunteroffiziere

    an

    diesen Arbeiten zu beteiligen. Die Unterweisung der

    genannten Organisationen liegt in den Hnden hoher

    franzsischer Militrs. Hinsichtlich der Finanzierung

    bestimmt die Anweisung, da der Staat die notwendigen

    Ausgaben fr die

    Verwaltungsbehrden

    durch die

    groen ffentlichen Einrichtungen deckt, und die

    kom

    munalen Behrden

    fr

    solche Ausgaben aufzukommen

    haben, die unmittelbar zum Nutzen der Allgemeinheit

    sind.

    In einer krzlich stattgefundenen

    Sitzung

    der Com

    mission Departementale

    de

    la Defense de Paris hat

    man

    sich besonders eingehend mit dem Schutz

    der

    Hauptstadt beschftigt

    und

    neue Richtlinien

    zu

    diesem

    Zwed,e aufgestellt. Nach Meldung

    der

    Pariser Presse

    liegt die theoretische

    und

    praktische Bearbeitung der

    Organisation drei

    Kommissionen') ob, in denen Ver

    treter

    aller

    Behrden sowie solche der

    Feuerwehr

    und

    des

    Roten

    Kreuzes sind.

    Ebenso wie in Italien

    hat

    man auch in Frankreich

    vordringlich den F

    lug

    m e Id e

    d ie

    n s t organisiert.

    Die Fhrung der 80 km voneinander entfernt liegenden

    Beobad1tungslinien hngt ab von der Bedeutung eines

    Gebietes fr die Landesverteidigung, von der wirtschaft

    lichen

    Struktur

    und der Bevlkerungsdichte.

    Das

    so

    entstehende Nad1fichtennetz ist demnach mit bestimmten

    Schwerpunkten versehen und unregelmig. Der Ab

    st.and der

    B e o ~ a c h t u n g s p o s t e n

    voneinander b e t r ~ g t

    1 0

    bIS

    13

    km. DIe Meldungen

    werden

    nach MglIchkert

    auf eigenen Leitungen an besondere Meldesammel

    stellen gegeben, von wo aus sie an die militrischen

    Verteidigungsorgane, die zivilen Behrden innerhalb der

    Masche, und an benachbarte Meldesammelstellen ge

    langen. Fr die Besetzung des Flugmeldedienstes ist

    besonders gut ausgebildetes

    Personal

    vorgesehen.

    Neuerdin

    gs

    wird

    in

    Frankreich

    viel

    Propaganda fr

    die Ausrstung der gesamten

    Zivilbevlkerung

    mit Gas

    masken betrieben

    6

    .

    Im Daily Telegraf vom 1. 12.

    1 931 ist zu lesen, da in einem der stlichen De

    partements Gasmasken als schnste W