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WIRTSCHAFTSUNIVERSITÄT WIEN
DIPLOMARBEIT
Titel der Diplomarbeit:Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Verfasserin/Verfasser: Franz Simon
Matrikel-Nr.: 9953242
Studienrichtung: Volkswirtschaft
Beurteilerin/Beurteiler: ao. Univ. Prof. Mag. Dr. Peter Tschmuck
Ich versichere:
dass ich die Diplomarbeit selbstständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe.
dass ich dieses Diplomarbeitsthema bisher weder im In- noch im Ausland (einer Beurteilerin/ einem Beurteiler zur Begutachtung) in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe.
dass diese Arbeit mit der vom Begutachter beurteilten Arbeit übereinstimmt.
Datum Unterschrift
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
I. INHALTSVERZEICHNIS
1 Einleitung..............................................................................................................................51.1 Relevanz der Fragestellung..........................................................................................51.2 Definitionen und Abgrenzungen...................................................................................61.3 Überblick über die Arbeit..........................................................................................20
2 Majors............................................................................................................................212.1 Die Strategie der Majors............................................................................................212.2 Organisations- und Kostenstruktur.............................................................................242.3 Marktstruktur in Österreich........................................................................................29
3 Indies............................................................................................................................. 333.1 Die Aufgaben der Indies............................................................................................333.2 Organisations- und Kostenstruktur.............................................................................353.3 Marktstruktur in Österreich........................................................................................37
4 Modelle..........................................................................................................................394.1 Entscheidung bei Risiko............................................................................................394.2 Strategisches Verhalten.............................................................................................464.3 Werbung..................................................................................................................524.4 Forschung und Entwicklung......................................................................................56
5 Empirische Ergebnisse.....................................................................................................665.1 Instrumente zur Messung der Marktkonzentration........................................................665.2 Auswertung..............................................................................................................67
6 Fazit...............................................................................................................................706.1 Zusammenfassung der Ergebnisse..............................................................................706.2 Ausblick..................................................................................................................73
Quellenverzeichnis..................................................................................................................75Literaturverzeichnis.............................................................................................................75Internetquellen....................................................................................................................77Rechtsgrundlagen................................................................................................................78
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
II. ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Die Wertschöpfungskette in der Musikindustrie. Quelle: Tschmuck, 2005:1....7Abbildung 2: Der Anteil der Wertschöpfungskette der Majors. Quelle: Tschmuck, 2005:1..21Abbildung 3: Typische Kostenstrukturen eines Majors. Quelle: Jakob, 2005:74.................28Abbildung 4: Der Musikmarkt in Österreich, Umsätze in Millionen Euro. Quelle: IFPI,
2006:3; IFPI, 2001:3.....................................................................................................29Abbildung 5: Repertoire der Musikindustrie in Österreich. Quelle: IFPI, 2006:4..................32Abbildung 6: Der Anteil der Wertschöpfungskette der Indies. Quelle: Tschmuck, 2005:1...33Abbildung 7: Marktanteile der Tonträgerfirmen in Österreich. Quelle: IFPI, 2006:5, und
eigene Berechnungen...................................................................................................37Abbildung 8: Gewinnzunahme bei Investition in Repuation. Quelle: Church, Ware, 2000:194
...................................................................................................................................... 43Abbildung 9: Strategische Investition bei Preiswettbewerb. Quelle: Church, Ware, 2000:531
...................................................................................................................................... 49Abbildung 10: Marktkonzentration bei zunehmender Werbungsintensität. Quelle: Church,
Ware, 2000:566.............................................................................................................53Abbildung 11: Direkter und indirekter Effekt von Werbung. Quelle: Church, Ware, 2000:569
...................................................................................................................................... 55Abbildung 12: Zusätzliche Produzentenrente bei vollkommener Konkurrenz. Quelle: Eigene
Darstellung....................................................................................................................58Abbildung 13: Zusätzliche Produzentenrente im Falle des Monopols. Quelle: Eigene
Darstellung....................................................................................................................59Abbildung 14: Reaktionsfunktionen beim Verkauf einer Innovation bei konkurrierenden
Unternehmen. Quelle: Eigene Darstellung....................................................................63Abbildung 15: Konzentrationskurve der Majors in Österreich. Quelle: IFPI, 2006:5 und
eigene Berechnungen...................................................................................................68
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
III. TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Konzentration in der Musikindustrie seit 1980. Quelle: Steinkrauß, 2005:29......25Tabelle 2: Die Struktur der Majors im internationalen Umfeld. Quelle: Universal Music
Group Key Figures, Bertelsmann Geschäftsbericht 2005, Sony USA, corporate fact sheet, EMI Annual Report 2006, Time Warner annual report.......................................26
Tabelle 3: Umsätze der österreichischen Majors anhand der Marktanteile an den internationalen Majors. Quelle: IFPI, 2006:3, eigene Berechnungen unter Einbezug des Wechselkurses vom 21.11.2006...................................................................................30
Tabelle 4: Klassifikation für zweistufige Spiele im Falle von strategischen Komplementen. Quelle: Church, Ware, 2000:534...................................................................................50
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
1 EINLEITUNG
1.1 Relevanz der Fragestellung
1.1.1 Das Gut Musik
Wenn man sich mit Musik beschäftigt, so gelangt man schnell zur Erkenntnis, dass Musik
heute überall zugegen ist. Oft wird Musik gar nicht direkt verkauft, sondern dient als
„Transmitter“ um bestimmte Produkte, Emotionen oder Botschaften zu verkaufen. Musik
tritt in unser Leben ohne, dass wir es richtig bemerken; sie läuft im Hintergrund.
Demgegenüber steht der „aktive“ Konsum des Gutes Musik. Musik kann gegenwärtig
durch den Besuch eines Konzerts, dem Kauf von physischen Tonträgern, dem Download
aus dem Internet, oder aber auch durch Musikprogramme in den Medien konsumiert
werden. Durch den fortlaufenden technischen Fortschritt wurde Musik mit der Zeit
verkaufbar, sowohl für den passiven, als auch für den aktiven Konsum. In diesem Sinne
wurde Musik instrumentalisiert und zu einem wirtschaftlich bedeutenden Produkt, welches
auch für wissenschaftliche Untersuchungen spannend zu betrachten ist.
In weiterer Folge wird an dieser Stelle der aktive und vordergründige Musikkonsum
thematisiert und diskutiert. Dies ist auf den ersten Blick insofern einfacher, als dass die
Präferenzen für Musik auch monetär messbar werden und Musik nicht nur „als
Nebenprodukt“ erscheinen. Musik an sich ist ein auditiv konsumierbares Gut. Dem Handel
mit Musik geht deswegen eine Notation oder eine Aufnahme voraus, wodurch die Musik zu
einem tangiblen Gut wird. In dieser Arbeit wird der Fokus auf den Handel mit Tonträgern
liegen, welche zur Speicherung und letztlich auch zur Wiedergabe von Musik dienen. (Vgl.:
Wicke, Ziegenrücker, Ziegenrücker, 1997:553)
Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es hier mehrere Möglichkeiten in welche Richtung
geforscht werden kann, mitunter auch in unterschiedlichen Disziplinen. Von der
betriebswirtschaftlichen Sicht ist dieser Markt z.B. aus marketingtechnischen Gründen
interessant. Ein Soziologe könnte mit Theorien der Frankfurter Schule, Bourdieu, oder
Luhmann weitere Zusammenhänge erklären. Rechtswissenschaftlich gesehen bietet diese
Feld auch viele Forschungsmöglichkeiten, da vor allem das Urheberrecht in dieser
Branche eine wichtige Rolle spielt. An dieser Stelle wird aber eine ökonomische Analyse
Platz finden, welche die verschiednen Wettbewerbselemente betrachten wird.
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
1.1.2 Der Wettbewerb als Forschungsgegenstand
Um wirtschaftlichen Wettbewerb zu beleuchten gibt es ebenfalls mehrere Ansatzpunkte.
Prinzipiell geht man in der Ökonomie aber davon aus, dass die Effizienz von größter
Wichtigkeit bei der Beobachtung von Märkten und deren Verhaltensweisen ist. „Eine
ökonomische Situation ist Pareto-Effizient, wenn es keine Möglichkeit gibt, eine Person
besser zu stellen, ohne irgendeine andere zu benachteiligen. Pareto-Effizienz ist
erwünscht – wenn es eine Möglichkeit gibt, eine Gruppe von Leuten besser zu stellen,
warum sollte man das nicht tun – aber Effizienz ist nicht das einzige Ziel der
Wirtschaftspolitik. So sagt zum Beispiel Effizienz fast nichts über Einkommensverteilung
oder ökonomische Gerechtigkeit aus.“ (Varian, 2001:291). Die Frage der ökonomischen
Gerechtigkeit ist allerdings nicht so eindeutig zu beantworten, da die Frage der
Gerechtigkeit eher von der Philosophie thematisiert wird. Trotzdem ist sie bei folgender
Untersuchung nicht zu unterschätzen, da die Ausübung von Marktmacht auch oft als
ungerecht empfunden wird. Die Hauptziele der Wettbewerbsanalyse bestehen jedoch
darin, ökonomisch oder gesellschaftlich schädliche Effekte von Kartellen und anderen
Wettbewerbsbeschränkungen abzuwenden und damit den Wettbewerb im Interesse einer
markwirtschaftlichen Ordnung zu fördern. Falls derartige Probleme in diesem Markt
auftreten sollten, so spricht man von Marktversagen, welches die Effizienz und die
gesellschaftliche Wohlfahrt beeinträchtigen.
Als Instrument zur Messung der effizienten Allokation der Ressourcen wird in weiterer
Folge kein neoklassischer Ansatz gewählt, da dieser von einer idealtypischen
Marktkonstellation ausgeht welche in diesem Fall nicht gegeben ist. Vielmehr wird von
einem industrieökonomischen Ansatz Gebrauch gemacht, welcher die Gegebenheiten
eines Oligopolmarktes besser erfassen kann. Von Interesse wird auch sein, ob die
Aufgabenverteilung zwischen den beiden Unternehmensformen ebenfalls effizient gestaltet
ist.
1.2 Definitionen und Abgrenzungen
In diesem Abschnitt soll nun kurz erörtert werden auf welches Gebiet sich diese Arbeit
konzentrieren wird. Der Forschungsgegenstand muss hier klar eingeschränkt werden,
sofern eine wissenschaftliche Untersuchung Sinn machen soll.
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Musikverlag
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
1.2.1 Das Unternehmen Tonträgerfirma
Bei einer Tonträgerfirma handelt es sich um eine wirtschaftliche Institution, welche die
Vermarktung von Künstlern und die vertraglich zugesicherten Rechte an Liedern
ebendieser, sowie den Verkauf derer Musik via Tonträgern anstrebt. Eine wichtige
Differenzierung ist zu treffen zwischen einer Tonträgerfirma und einem Label. Platenfirmen
unterhalten bei entsprechender organisatorischer Größe oft mehrere kleine Labels, welche
ebenfalls Funktionen der Tonträgerfirma ausüben. Der Name Label bedeutet praktisch
soviel wie „Aufdruck“, da der Name bzw. das Logo des Labels auf den Tonträger bzw.
dessen Hülle aufgedruckt ist. Da kleinere Tonträgerfirmen selbst ihr Logo platzieren
werden die Begriffe Tonträgerfirma und Label bei diesen kleineren Organisationen als
Synonyme für einander verwendet.
Explizit zur Abgrenzung soll hier noch hinzugefügt werden, dass sich ein Label nicht auf
die Aufführung von Darbietungen konzentriert. Ein Label ist keine Künstleragentur,
Manager, Booker, Veranstalter oder ähnliches. In der Praxis bieten einige Indies diese
Dienste zwar zusätzlich an, sie werden aber in dieser Untersuchung ausgeblendet.
1.2.2 Die Wertschöpfungskette in der Musikindustrie
Abbildung 1: Die Wertschöpfungskette in der Musikindustrie. Quelle: Tschmuck, 2005:1
Die Wertschöpfungskette in der phonographischen Industrie reicht nach dem
künstlerischen Input vom Verlagswesen bis hin zum Einzelhandel. Inwieweit eine
Tonträgerfirma in diesen gesamten Prozess eingreift hängt stark von der Größe und
Organisation der Tonträgerfirma ab. Die großen weltweit tätigen Unternehmen, genannt die
Majors, sind stärker in den gesamten Verlauf involviert als die kleinen Tonträgerfirmen, die
auch Independents oder kurz Indies genannt werden. Die genaue Unterscheidung
zwischen den Majors und den Indies wird in den Kapiteln 2 und 3 erläutert. Hier soll nun
auf die verschiedenen Bereiche dieser Wertschöpfungskette genauer eingegangen
werden.
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A & R
Produktion Herstellung Marketing Distribution EinzelhandelKomposition
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
1.2.2.1 Musikverlag
Ein Musikverlag beschäftigt sich mit dem Verwerten der Rechte der an ihm übertragenen
Werke von den Künstlern. Der Verlag ist dabei einer der wichtigsten Partner der Künstler,
da bei jedem Verkauf von Noten oder Werken sowie bei einer Verwertung in Sendungen in
Medien der Verlag und der Künstler Tantiemen erhalten. Allerdings versucht ein Verlag in
der Regel ein möglichst breites Spektrum an Musikstilen sich rechtlich anzueignen, im
Gegensatz zu vielen kleinen Labels. (Vgl.: Lyng, 2003:80)
Die Aufgaben eines Musikverlages reichen vom Erwerb der Rechte, über deren
Vermarktung, bis hin zum Notendruck und weiteren administrativen Tätigkeiten. Die
administrativen Tätigkeiten beziehen sich vornehmlich auf die Anmeldung bei den
Verwertungsgesellschaften AKM und Austro-Mechana durch einen
Wahrnehmungsvertrag. Die Verwertungsgesellschaften verpflichten sich zur treuhändigen
Verwaltung der Rechte des Verlages.
Im Algemeinen lässt sich die Arbeit in zwei Bereiche unterscheiden (Vgl.: Baszler,
2003:41f):
- Die Verwertung der Rechte
- Das Papiergeschäft
1.2.2.1.1 Die Verwertung der Rechte
Hierbei geht eine Übertragung der Rechte vom Künstler an den Musikverlag voraus.
Dieser Teil der Arbeit hat den größten Stellenwert eines Verlages. Der Künstler kann dabei
aus schützenden Gründen allerdings nur einen Teil seiner Urheberrechte an den
Musikverlag abtreten. Zu diesen Rechten zählen das Vervielfältigungsrecht, das
Verbreitungsrecht, das Senderecht, das Vortrags-, Aufführungs-, und Vorführungsrecht,
sowie das Zurverfügungstellungsrecht. (Vgl.: §§15-18a UrhG)
Aktiv wird der Musikverlag mit einem Verlagsvertrag: „Durch den Verlagsvertrag
verpflichtet sich der Urheber eines Werkes der Literatur, der Tonkunst oder der bildenden
Künste oder sein Rechtsnachfolger, das Werk einem anderen zur Vervielfältigung und
Verbreitung für eigene Rechnung zu überlassen, dieser (der Verleger) dagegen, das Werk
zu vervielfältigen und die Vervielfältigungsstücke zu verbreiten.“ (§ 1172 ABGB) In der
Praxis geschieht dies entweder durch einen Originalverlagsvertrag, oder durch einen
Subverlagsvertrag. Der Originalverlagsvertrag wird direkt zwischen dem Urheber eines
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Werkes und dem Verlag geschlossen. Der Urheber überträgt sodann die oben benannten
Rechte. Der Subverlagsvertrag wird zwischen zwei Verlagen geschlossen. Der Grund
hierfür ist oft die räumliche Begrenzung von Verlagen, da ein Verlag meist nur innerhalb
eines Landes arbeitet. In Österreich ist dies insofern von großer Bedeutung, da hier lokal
der Katalog anderer Verlage verwertet werden kann. (Vgl.: Kinder, 1990:54f)
Aus der Sicht des Urhebers gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten wie das Urheberrecht
einer dritten Partei eingeräumt werden kann. Entweder geschieht dies mit einer
Werknutzungsbewilligung, wobei einzelne Urheberrechte an eine dritte Partei abgetreten
werden, oder durch eine Einräumung eines exklusiven Werknutzungsrecht, wobei alle
Urheberrechte übertragen werden. Im Falle von Verlagsverträgen wird in der Praxis eben
jenes Werknutzungsrecht vom Urheber gegenüber dem Verlag eingeräumt. (Vgl.: AKM,
http://www.akm.co.at/index.php?content=%2Fservice%2Furheberrecht%2Findex.php)
1.2.2.1.2 Das Papiergeschäft
Dies ist die traditionelle Aufgabe des Verlages, welche heute nur mehr wenig von
Bedeutung ist. Der Verkauf von Noten war früher ein essentieller Bestandteil um
Interpreten dazu zu bewegen die Werke des Verlages aufzuführen oder zu spielen. (Vgl.:
Baszler, 2003:42) Heutzutage ist gerade in der U-Musik diese Information leicht über das
Internet abrufbar (Vgl.: zB.: The On-Line Guitar Archive:www.olga.net), meist in der
vereinfachten Form von „Tabs.“ Dies ist allerdings keineswegs illegal, da es sich hier um
Musiker handelt, welche die Werke selbst hören und im Anschluss transkribieren und die
Spuren der Gitarre bzw. des Basses im Internet veröffentlichen.
1.2.2.2 A&R
A&R ist die Abkürzung für Artist and Repertoire. Betriebswirtschaftlich gesehen stellt die
A&R Abteilung in gewisser Weise den Bereich der Forschung und Entwicklung dar, da es
hier rein technisch um die Produktionsentwicklung neuer Produkte geht. Es lassen sich
hierbei drei Möglichkeiten zusammenfassen wie dies durchgeführt werden kann:
- Eigene A&R Arbeit
- Bandübernahme
- Lizenzierung von anderen Labels
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
1.2.2.2.1 Eigene A&R Arbeit
A&R Manager zeichnen sich dadurch aus, als dass sie immer auf der Suche nach dem
„neuen Star“ für ihr Label sind. Dieser neue Star soll dann unter Vertrag genommen
werden um in weiterer Folge ein Album mit ihm aufzunehmen. Aus diesem Grund ist der
A&R Manager damit beschäftigt sich ihm zugesandte Demos von Künstlern anzuhören
und Konzerte von Talenten zu besuchen. Sobald der Künstler einmal „gesignt“ ist, so
übernimmt der A&R Manager die Betreuung des Künstlers innerhalb des Labels. Bei der
Auswahl der Acts wird darauf Wert gelegt, dass der Act auch ins Konzept des Labels
passt. So spezialisieren sich viele Labels beispielsweise auf eine bestimmte
Musikrichtung, welche auch oft mit einem bestimmten Image verbunden ist. Erfüllt der
neue Act nicht die an ihm gestellten Anforderungen, so wird kein Vertagabschluss möglich
werden. Das Risiko ist hierbei sehr hoch, da 70-80% der katalogisierten Künstler nicht
einmal die Investitionskosten wieder hereinspielen. (Vgl.: Lyng, 2003: 139)
Der A&R Manager vollführt daher einen Drahtseilakt, da er den Hit finden muss, der die
anderen mitfinanziert. Deswegen ist auch die „Inhouse-Promotion“ von großer Wichtigkeit.
Hierbei geht es darum, dass der A&R Manager versucht das gesamte Label davon zu
überzeugen, dass der neue Act Erfolg haben wird. Ist das Label einmal überzeugt, so steht
dem Vertragsabschluss nichts mehr im Wege, und der A&R Manager konzentriert sich auf
die Überwachung des Produktionsprozesses, wobei für die Produktion meist ein externer
Produzent engagiert wird. Weiters ist der Kontakt zur Marketing Abteilung von großer
Wichtigkeit, da hier sozusagen bereits in erster Instanz entschieden wird, ob der neue Titel
von Erfolg gesegnet sein wird. (Vgl.: Smudits, 2000:40f)
1.2.2.2.2 Bandübernahme
Eine weitere Möglichkeit wie sich die Tonträgerfirma Rechte an Tonaufnahmen zusichern
kann ist die Bandübernahme. Im Gegensatz zu vorher beschriebenen Methode trägt der
Künstler das Risiko und die mit der Herstellung des Masters im Tonstudio verbundenen
Kosten selbst. In diesem Fall wird das Risiko von dem Label auf den Künstler übertragen.
Dies kommt oft vor, wenn wie im vorigen Abschnitt dargestellt, es dem A&R Manager nicht
gelingen sollte sein Label von der Qualität des Künstlers zu überzeugen, und damit die
notwendige finanzielle Unterstützung fehlt. Der daraus erwachsende Vorteil für den
Künstler und den Produzenten ist eine höhere Tantiemenausschüttung im Vergleich zum
vorher beschriebenen Modell.
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Typisch für eine Bandübernahme ist auch die räumliche und zeitliche Abgrenzung, die im
Vertrag festgelegt wird. So ist der vertragliche Zeitraum meist auf wenige Jahre
beschränkt, allerdings sind oft Optionen für eine einseitige Vertragsverlängerung von
Seiten der Labels verankert. Die räumliche Abgrenzung beschränkt sich bei kleinen Indie
Labels meist auf das Inland, während bei größeren international tätigen Tonträgerfirmen
sich das Feld auf mehrere Länder ausweiten kann, in denen das Produkt verkauft werden
kann, z.B. der deutschsprachige Raum. (Vgl.: Gilbert, Scheuermann, 1999:1018-1084)
1.2.2.2.3 Lizenzierung von anderen Labels
Die Lizenzierung von Rechten an Tonaufnahmen ist z.B. dann bedeutend, wenn wie im
vorherigen Abschnitt erläutert, der Vertragsgegenstand eines Labels räumlich begrenzt ist.
Hat ein Label nicht die Kapazitäten den Künstler in einer anderen Region zu vermarkten
und zu verkaufen, so wäre eine Lizenzierung gegenüber einem anderen Label möglich.
Dies stellt für Labels eine einfache Möglichkeit dar, ihren Katalog mit Künstlern zu
vergrößern, da das eingekaufte Produkt ja schon fertig ist. Weiters sind bereits
Informationen über die Nachfrage nach dem jeweiligen Künstler vorhanden, wodurch das
Risiko gesenkt und die Kalkulierung der Kosten vereinfacht wird.
1.2.2.3 Produktion
Sobald die Rechte an Tonaufnahmen einmal gesichert sind, kann mit der Erstellung eines
Produktes begonnen werden. Um dies zu bewerkstelligen, organisiert die Tonträgerfirma
die Tonträgerproduktion. In der Praxis wird hierzu ein externer Produzent engagiert, der
diesen Ablauf kontrolliert und voran treibt. (Vgl.: Baszler, 2003:61)
1.2.2.3.1 Der Job des Produzenten
Produzenten waren früher Angestellte der Tonträgerfirmen, die nur für die reibungslose,
schnelle und möglichst kostengünstige Abwicklung der Produktion zuständig waren.
Heutzutage ist er auch in den kreativen Prozess involviert und kann den Künstler auch
helfen das Produkt zu verbessern, zu perfektionieren. Oft bestimmt er auch in welchen
Tonstudios die Aufnahmen, der Mix und das Mastering stattfinden sollen, und welche
Tontechniker ihm dabei zur Hand gehen sollen. Dies ist insofern wichtig, da der Produzent
oft seine Fähigkeiten nur dann ausschöpfen kann, wenn er über das entsprechende
Equipment und das richtige Know-how der Tontechniker verfügen kann. Natürlich muss
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
diese Abstimmung gemeinsam mit der Tonträgerfirma erfolgen, sofern sie die Kosten dafür
trägt.
Aus der Sicht des Labels ist es von großer Wichtigkeit, dass der Produzent über die nötige
Reputation und Erfahrung verfügt. So ist es viel einfacher das Produkt zu platzieren, wenn
es von einem namhaften Produzenten produziert wurde. Viele der größeren Radiosender
orientieren sich beispielsweise sehr stark am Namen des Produzenten. Dadurch schafft
der Produzent von sich aus es auch wieder leichter einen Hit zu generieren. Dass die
Bezahlung eines namhaften Produzenten einen höheren Preis hat als ein Newcomer ist
natürlich selbstredend. Es gilt also für die Tonträgerfirma diesen Trade-off zwischen
Reputation des Produzenten und der Kostengünstigkeit der Produktion abzuwägen.
1.2.2.3.2 Die Vergütung des Produzenten
Da der Vertrag mit dem Produzenten frei gestaltet werden kann, ist die jeweilige Vergütung
des Produzenten vom Verhandlungsgeschick der beiden Parteien abhängig. Für jeden
verkauften Tonträger erhält der Produzent einen Lizenzsatz. Die Basis zur
Lizenzberechnung ist entweder der Händlerabgabepreis, der Einzelhandelsverkaufspreis,
oder der Großhandlespreis. So liegt die Höhe der Lizenzen in etwa zwischen drei bis fünf
Prozent vom Händlerabgabepreis, beziehungsweise in ähnlichen Dimensionen bei einer
jeweils anderen Basis. Diese Lizenzen werden im Regelfall auf alle effektiven Inlands- und
Auslandsverkäufe bezahlt, wobei bei Auslandsverkäufen, Verkäufen durch
Schallplattenclubs beziehungsweise Mail-Order, Verkäufe durch dritte Lizenznehmer,
sowie Verkäufe von Auskoppelungen nur ein Teil des vereinbarten Anteils ausbezahlt wird.
Weiters wird von den Lizenzen die Ausgaben für die Verpackung abgezogen, wobei dies
bei Digi-Packs bis zu einem Achtel des Preises ausmachen kann.
Im Normalfall wird auch ein Vorschuss gewährt. Das Label wird hierbei versuchen den
Vorschuss mit den Lizenzen gegen zu verrechnen, wobei diese Methode bei erfahreneren
Produzenten kaum möglich ist. Bei Newcomern wird das Label auch versuchen die
Lizenzen gegen die Produktionskosten, im Extremfall sogar gegen die Marketingkosten, zu
verrechnen. (Vgl.: Lyng, 2003:40ff)
1.2.2.3.3 Der Job des Labels
Nachdem der Master fertig vorliegt wird das Label, sofern entsprechende Rechte dafür
eingeräumt wurden, bestimmen welche Tracks auf den auf dem Tonträger aufscheinen
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
sollen und in welcher Reihenfolge sie platziert werden. Falls die Rechte auch für das
Artwork gewährt wurden wird im Anschluss ein Grafiker engagiert, welcher dem Album das
richtige Aussehen verleihen soll.
Neben dieser Erstverwertung spielen auch die Zweit- und Drittverwertung eine wesentliche
Rolle. Hierbei handelt es sich vornehmlich um „Best of“ Produktionen und „Compilations“,
wo bereits produziertes Material ein weiteres Mal verkauft werden soll. (Vgl.: Baszler,
2003:61)
1.2.2.4 Herstellung
Nachdem der Produktionsvorgang abgeschlossen ist, wird der fertige Master, der im
Aufnahmestudio produziert wurde, vom Label vervielfältigt. Presswerke vervielfältigen
physische Tonträger, wobei vor allem CDs, MCs und LPs den eindeutigen Großteil
ausmachen. Nichtphysische Formate wie mp3 sind in ihrer Herstellung deutlich einfacher
und sind in fast jedem computerisierten Haushalt herstellbar und abspielbar. Da die CD
aber weiterhin das führende Format zum Konsum von Musik ist, wird an dieser Stelle kurz
am Beispiel der CD erklärt wie Presswerke arbeiten.
Zuerst wird der Glas-Master hergestellt, indem eine Glasplatte mit einer Fotoschicht
bedeckt und mit einem Laserstrahl belichtet wird. Danach wird das vernickelte Glasmaster
wird erneut mit Nickel galvanisiert, der zum pressen der CDs benötigt wird. Nachdem die
Pressung abgeschlossen ist, werden die CDs mit dem vorgegeben Layout bedruckt, und
nach Auftrag verpackt. (Vgl.: Novon, http://www.novon.org/pdfdateien/Wie%20funktioniert
%20eine%20CD%20Pressung.pdf)
1.2.2.5 Marketing
Das Marketing zählt zu den wichtigsten Aufgaben eines Labels denn Hauptaufgabe einer
Tonträgerfirma ist es nun einmal Tonträger zu verkaufen. Das Ziel welches hierbei
angestrebt wird, ist eine Steigerung der Nachfrage nach den jeweiligen Veröffentlichungen
aus dem Katalog. Im Mittelpunkt steht dabei die Verkaufsmaximierung, die durch effiziente
Absatzpolitik erreicht werden soll. Es handelt sich also nicht um eine direkte Form der
Unternehmensführung, in welcher der Gewinn maximiert werden soll, sondern nur um die
Veräußerungsfunktion. Um diese Funktion in weiterer Folge zu gewährleisten, muss die
Tonträgerfirma die Präferenzen der Konsumenten kennen. Allerdings ist es auch möglich
durch die modernen Instrumente des Marketings, dass die Präferenzen nicht nur erkannt
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
werden, sondern beeinflusst oder sogar erst erzeugt werden. Falls dies gelingen sollte, hat
die Tonträgerfirma ein gewisses Maß an Produzentensouveränität, sie bestimmt also zum
Teil auch mit wonach der Konsument nachfragt.
Bevor mit der Erstellung eines Konzepts, wie den die Tonträger nun verkauft werden sollen
begonnen werden kann, muss einmal klar gemacht werden, wer potentieller Kunde für das
jeweilige Produkt sein könnte. Sobald die Zielgruppe einmal eingegrenzt ist, kann das
Label sich überlegen wie sie diese Gruppe dazu bringt das Produkt zu kaufen. Hierbei ist
es allerdings nicht zwingend notwendig, dass alle Individuen dieser Gruppe beworben
werden, sondern oft reicht es nur die „Meinungsmacher“ anzusprechen. Diese
Meinungsmacher sind in erster Linie Vertreter der Medien, über die das Produkt beworben
wird, aber auch andere wichtige Personen, die Einfluss auf den Erfolg des Produktes
nehmen, wie unter anderem der Handel oder Künstleragenturen. In diesem Sinne ist es
auch von großer Bedeutung die Kontakte zu diesen Institutionen zu pflegen. (Vgl.: Conen,
1995:92ff)
Die „klassische“ Lehre des Marketings lässt sich in vier Teile untergliedern, wodurch der
Erfolg des Produktes erreicht werden soll. Diese Teile sind bekannt unter dem Namen „Die
4Ps des Marketing“, die da wären:
- Product
- Price
- Place
- Promotion
1.2.2.5.1 Product
Zuerst wird das Programmangebot an sich bestimmt. Die Tonträgerfirma muss sich hierbei
entscheiden, ob sie zum Beispiel alle Genres, oder nur ganz bestimmte Stilrichtungen in
ihren Katalog aufnimmt. Diese Entscheidung ist vor allem langfristig von Bedeutung, da
Labels, die genrespezifisch gegründet wurden, ihre Glaubwürdigkeit verlieren, wenn sie
andere kommerziell erfolgreichere Genres beginnen aufzunehmen.
Sobald man sich auf ein bestimmtes Programm geeinigt hat, kann mit der Produktpolitik
begonnen werden. Hierbei geht es in erster Linie um die Ausgestaltung des zu
verkaufenden Produkts. Ziel hierbei ist die Substituierbarkeit des eigenen Produktes
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
gegenüber anderen Erzeugnissen zu minimieren. In der Praxis geschieht dies durch die
Etablierung bestimmter Markennamen, die Einzigartigkeit versprechen sollen. Sollte dies
nicht gelingen, so bleibt der Tonträgerfirma nur mehr die Möglichkeit ihre Produkte billiger
als die Konkurrenz zu verkaufen, wodurch die Erzielung eines Gewinns jedoch schwierig
bis unmöglich wird. Aus diesem Grund versucht die Tonträgerfirma das eigene Produkt zu
differenzieren. Man unterscheidet hier zwischen vertikaler und horizontaler
Produktdifferenzierung.
Die vertikale Produktdifferenzierung schließt an objektive Unterschiede an, wie zum
Beispiel die Qualität. Da die Qualität bei Musik aber auch mit dem individuellen
Geschmack gekoppelt ist, ist hier eine Differenzierung schwierig. So werden heute auch
noch „Lo-Fi“ Alben, also Alben deren akustische Qualität durch einfachere Produktion
schlechter ist, gezielt nachgefragt. Die Differenzierung auf diesem Gebiet erfolgt meist
durch die „Ausstattung“ des Produktes. So wird auf der einen Seite am technischen
Format gearbeitet: Durch Medien wie zum Beispiel DVD können zahlreiche zusätzliche
Bonusmaterialien wie Konzertmitschnitte oder Musikvideos problemlos hinzugefügt
werden, im Gegensatz zur CD. Auf der anderen Seite versuchen viele Labels durch
herausstechendes Artwork, oder zusätzliche Angebote, wie Eintrittskarten für kommende
Konzerte, auf das jeweilige Produkt aufmerksam zu machen.
Die horizontale Produktdifferenzierung zielt auf die subjektiven Unterschiede ab, also hier
auf den individuellen Geschmack. In erster Instanz versuchen Tonträgerfirmen eine
Substitution durch bestimmte Musikstile zu verhindern. In zweiter Instanz wird versucht
den Künstler selbst gegenüber anderen Künstlern abzugrenzen und einzigartig zu
präsentieren. Typisch für die Musikwirtschaft ist hier der „Bandwaggon-Effekt.“ Dieser
ökonomische Begriff beschreibt Nachahmungsprozesse, sobald ein einzigartiger, nicht
substituierbarer Künstler hohe Gewinne einbringt. Da der Künstler „auf einer Welle des
Erfolges“ schwimmt, wollen andere Konkurrenten auch einen Teil der erwirtschafteten
Produzentenrente für sich beanspruchen, und springen auf „diesen Zug“ auf bis dieser
Erfolg erloschen ist. (Vgl.: van Hoff, Mahlmann, 2005:133f)
1.2.2.5.2 Price
Die Preissetzung ist für Unternehmen sehr wichtig, da im Normalfall ein geringeres
Preisniveau zu einem Zusatz an Verkäufen führt. Beim Verkauf von CDs gibt es in der
Musikwirtschaft standardisierte Preise. Diese Standards reichen vom teuren Fullprice über
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
den Midprice bis hin zu günstigen Budgetverkäufen. Diese Standards gehen einheitlich
von den Majors aus, wohingegen Indies Preisnehmer sind, da ihr Einfluss auf den Markt im
Vergleich zu den Majors bescheiden ist.
Es gibt verschiedene Strategien wie die Preispolitik eines Labels aussehen kann. So wird
beim „Penetration Pricing“ ein niedriger Anfangspreis gesetzt um das Produkt den ersten
Käufern schmackhaft zu machen. Falls diese Strategie von Erfolg gekrönt ist, so winkt
mitunter sogar eine Platzierung in den Charts, wodurch es leichter wird das Produkt auch
in den Medien zu platzieren und dadurch der Preis wieder steigt. Allerdings ist hierbei zu
beachten, dass es vorgeschriebene Mindestlistenpreise (€3,50 für Single/Maxi, €8,50 für
ein Album, €9,40 für eine DVD) für die Aufnahme in die Charts gibt. Eine andere Strategie
zur Festlegung der Preise ist das „Skim-the-cream-pricing“, wo mit einem hohen
Anfangspreis begonnen wird, der nach und nach sinkt. So wird oft mit dem Fullprice
angefangen, der mit der Zeit auf das Midpriceniveau fällt und sogar bis hin zum Budget
sinken kann. (Vgl.: van Hoff, Mahlmann, 2005:136f)
1.2.2.5.3 Place
Dieser Teil des Marketings beschäftigt sich mit der Vertriebsfunktion, welche den Verkauf
an Händler und die Werbung des Produktes am „Point of sale“ beinhaltet. (Smudits,
Gebesmair, 2000:42) Gegenüber den Händlern werden Rabatte, Boni, etc. gewährt, die
die Leistungen des Handelspartners honorieren sollen. Diese Vergünstigungen gegenüber
den Abnehmern werden einmal jährlich bei den Konditionsvereinbarungen vereinbart,
wobei Großhandelsketten versuchen diese Erleichterungen an die Kunden via niedrigerer
Preise weiter zu geben. (Vgl.: van Hoff, Mahlmann, 2005:137)
1.2.2.5.4 Promotion
Promotion ist die wichtigste Marketingfunktion in der Musikwirtschaft. Aus diesem Grunde
ist sie meist auch organisatorisch von der restlichen Marketingabteilung getrennt. Es
handelt sich dabei um einen redaktionellen Einsatz der Tonträgerfirma, die unentgeltlich
ist. Hierbei wird der Kontakt mit den Massenmedien gepflegt, welcher auch Bedingung für
den Erfolg des Produktes ist. Am wichtigsten sind hier die Kontakte zu den
Fernsehanstalten und den Radiovertretern, die in ihren Sendungen das Produkt oder den
Künstler direkt vorstellen. Da es sich hier nicht um eine „direkte“ entgeltliche Bewerbung
handelt, ist Promotion auch sehr glaubwürdig für den Konsumenten. Weitere wichtige
16 - 16 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Instrumente der Promotion sind Medien wie das Internet oder Printmedien, aber auch
Konzerte des Künstlers und Vorstellungen in Discotheken.
Von Promotion klar zu trennen ist Werbung, welche auch einen wichtigen Stellenwert
einnimmt. Werbung ist, im Unterschied zu Promotion, entgeltlich und wird auch direkt von
der Marketingabteilung geplant und organisiert. Werbung kann Promotion allerdings nicht
ersetzten, sondern soll Promotion unterstützen und wird deshalb auch zeitlich auf einander
abgestimmt. Es sei allerdings auch erwähnt, dass durch die Information, die der
Konsument erhält, nicht nur die Verkäufe, sondern auch die illegale Beschaffung von
Musik verstärkt wird. (Vgl.: van Hoff, Mahlmann, 2005:138f)
1.2.2.6 Distribution
Nachdem der Marketingplan in die Tat umgesetzt wird gelangt das Produkt in den
Verkaufskanal. Hierbei haben sich mit der Zeit zwei verschiedene Systeme heraus
entwickelt: Auf der einen Seite die großen Vertriebssysteme der Majors, und auf der
anderen Seite kleinere unabhängige Organisationen, die vor allem die Kanäle abseits des
Mainstream bedienen mit Musikrichtungen wie zum Beispiel Heavy Metal oder Dancefloor.
(Vgl.: Kornmeier, 1999:1107) Für die weitere Betrachtung werden diese kleinen
Vertriebssysteme allerdings aufgrund der Differenziertheit und des relativ kleinen
Einflusses in der Musikwirtschaft ausgeklammert.
Im Majorbereich hat sich im Zeitablauf eine feste Struktur im Vertriebsbereich heraus
entwickelt. Diese Struktur setzt sich zusammen aus den Abteilungen:
- Retail
- Key Accounting
- Customer Service
- New Channel
- Sales Marketing
Der Bereich des Retail umfasst prinzipiell den Außendienst vor Ort, im Normalfall im
Fachhandel. Hierbei wird der Kunde informiert über die Verkaufsstrategie des Labels und
das Handelsmarketing der zu verkaufenden Produkte.
17 - 17 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Der Key Accounter arbeitet grundsätzlich mit den gleichen Informationen. Allerdings
betreut er nicht die Outlets oder den Einzelhandel, sondern kommuniziert lediglich mit dem
Top Management von Filialketten oder Großhändlern.
Der Customer Service beschäftigt sich einerseits mit der Bearbeitung eingehender
Serviceanfragen, und andererseits mit dem Telefonverkauf an die Händler.
Der New Channel ist ein strategischer Teil des Vertriebwesens. Er sucht nach
Möglichkeiten den Distributionskanal auszuweiten und somit neue Märkte zu erschließen.
Als Beispiele sind hier zu nennen der Verkauf von CDs im Lebensmittelhandel,
Supermarktketten oder in Fast Food Restaurants.
Das Sales Marketing ist die Verbindung von der Marketingabteilung zur Vertriebsabteilung.
Der erstellte Marketingplan soll hier in der Vertriebspolitik Einhalt bekommen und umfasst
sämtliche Kanäle und Stufen der Distributionskette.
Innerhalb dieses Systems kann man noch zwischen verschiedenen Ausformungen der
Betreuung unterscheiden. So wird bei einer zentralen Betreuung nur die Konzernleitung
und bei der dezentralen Betreuung lediglich die Outlets oder Einzelhändler betreut.
Darüber hinaus wird noch in direkte Betreuung, welche durch das Label selbst
durchgeführt wird, und in indirekte Betreuung durch die Großhändler unterschieden.
Daraus ergeben sich folgende Modelle der Betreuungsleistung:
- Dezentrale Direktbetreuung: Hierbei wird der Fachhandel oder die Filiale über den
Außendienst oder über Telefon von dem Label betreut.
- Zentrale Direktbetreuung: In diesem Fall kommuniziert der Key Accounter mit der
Leitung mehrerer Einzelhandelskonzerne, aber auch mit Versendern wie Club-,
Versand-, oder Onlinehändler.
- Indirekte Betreuung: Hier werden Großhändler, welche Filialbetriebe und
Einzelhändler beliefert, mit Informationen versorgt, da sich eine direkte Betreuung
nicht rentieren würde. Die Informationen beschränken sich dabei auf die
wesentlichen Elemente wie zum Beispiel Chartplatzierungen des Sortiments.
- Mischformen: Diese Mischformen finden sich vor allem bei umsatzstarken
Einzelhändlern und umfassen sowohl Filial- als auch Managementbetreuung. (Vgl.:
Caspar, Mucha, 2005:157ff)
18 - 18 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
1.2.2.7 Einzelhandel
Die Grundfunktion des Einzelhandels ist der Verkauf an den Konsumenten. Bevor die
Artikel aber verkauft werden können, müssen sie bestellt und in die betriebliche Logistik
erfasst werden. Neuveröffentlichungen werden dabei idealtypischerweise manuell bestellt,
wogegen die Nachbestellung älterer Artikel automatisch über die EDV erfolgt. Da vor allem
Majors einen großen Backkatalog haben, ist die Anzahl der regelmäßig auftretenden
Bestellungen dementsprechend hoch.
Sobald die Bestellungen eingegangen sind und ordnungsgemäß erfasst wurden, werden
einzelne Titel, vor allem Neuveröffentlichungen, am „Point of sale“ beworben. Dies
geschieht normalerweise durch Promotionmaterial wie zum Beispiel Poster, aber auch
durch „Abhörstationen“, an welchen sich der potentielle Kunde gleich einen Eindruck von
der Ware machen kann. Greifen diese Werbungsmaßnahmen, so wird nun endgültig das
Produkt an den Endverbraucher verkauft. (Vgl.: Baszler, 2003:84f)
1.2.3 Der Begriff der U-Musik
Musik stellt sich als „particular organisation of sound“ (Frith, 1993:1) dar. Typisch für U-
Musik, auch populäre Musik oder Unterhaltungsmusik genannt, ist die Produktion in Bands
oder durch Einzelmusiker die in dem industriellen Prozess der Fertigung als Tonträger
verwertet wird. (Vgl.: Tagg, 1979:20) Abgrenzen lässt sich U-Musik von ernster Musik (E-
Musik). Unter ernster Musik, oder klassischer Musik, wird eine Sprache verstanden, deren
musikalischer Inhalt sich als künstlerisch formal und programmatisch komplex darstellen
lässt, wogegen Unterhaltungsmusik, oder leichte Musik, vordergründig auf die Präferenzen
der Konsumenten ausgerichtet ist. (Wahl-Ziegler, 1978:18) Gewählt wurde diese Form der
Abgrenzung zwischen E-Musik und U-Musik, da Tonträgerunternehmen oft damit ihr
Geschäftsfeld charakterisieren und Rundfunkanstalten ihr Programm kategorisieren. (Vgl.:
Kröber, 1997:707)
In dieser Arbeit werden alle Musikrichtungen als U-Musik erfasst, außer E-Musik (wie zum
Beispiel Klassik und verwandte Formen der Klassik wie Kirchenmusik), aber auch
Chansons und Musik, die in Filmen verwendet wird (F-Musik). Eine Unterscheidung in den
Bereichen Jazz, Blues und Weltmusik in U-Musik und E-Musik erfolgt nicht; diese
Richtungen werden der Einfachheit halber gesamtheitlich zur U-Musik gezählt.
19 - 19 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Im Katalog der Majors sind prinzipiell alle wirtschaftlich verwertbaren Genres enthalten.
Die Indies hingegen zeichnen sich oft dadurch aus, als dass sie sich auf ein spezielles
Genre konzentrieren. In unserem Fall werden demnach nur Indie Labels, welche sich auf
einen Bereich der U-Musik spezialisiert haben näher betrachtet.
Gewählt wurde dieses breite Spektrum der U-Musik, weil es sowohl national als auch
international das erfolgreichste ist, und kein „Nischenprodukt“ ist, sondern allgemein
bekannt und zugänglich. Auch internationale Vergleiche mit anderen Staaten werden
dadurch möglich, allerdings nur in Staaten, welche ähnliche Gegebenheiten wie Österreich
vorweisen.
1.2.4 Der österreichische Markt
Als beispielhafter Untersuchungsraum soll in dieser Arbeit Österreich dienen. Es wäre
hierbei allerdings nicht zielführend, wenn der Markt von der produktionsseitigen Richtung
analysiert würde, da es hier zwischen Majors und Indies frappante Unterschiede gibt,
sodass ein Vergleich keinen Sinn mehr macht. Vielmehr soll der absatzseitige Teil
untersucht werden, oder mit anderen Worten, das Produkt, welches verkauft werden soll.
Daher soll sich auch bezüglich der rechtlichen Verwertung der Markt hier auf Österreich
begrenzen, wobei die rechtliche Verwertung sehr wohl aus anderen Staaten hinzugekauft
werden kann. So könnte zum Beispiel ein Label die Rechte zur Verwertung für Österreich
einem anderen Label abkaufen, da dies nicht in der Lage ist es selbst zu tun. Aus dieser
Konstellation ergibt sich, dass das internationale Repertoire auf das nationale trifft, was
eine reizvolle Untersuchung verspricht.
1.3 Überblick über die Arbeit
Diese Arbeit gliedert sich wie folgt: In Kapitel 2 wird die Stellung der Majors in der
Musikwirtschaft analysiert. Darauf wird selbiges für die Indies folgen, wobei auch die
ersten Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Zusammenhänge zwischen den beiden
Organisationsformen erörtert werden. Im Anschluss daran werden einige Modelle aus der
Industrieökonomie auf den Musikmarkt angewendet die dabei helfen werden diesen Markt
und die Marktverhältnisse besser zu verstehen. Auf die Modelle folgt sodann eine
Quantifizierung der Marktverhältnisse in Österreich. Eine Zusammenfassung der
Ergebnisse und Schlussfolgerungen, sowie ein Ausblick über die mögliche Zukunft der
Musikindustrie bilden den Inhalt des abschließenden Kapitels.
20 - 20 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
21 - 21 -
Musikverlag
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
2 MAJORSUnter dem Begriff Majors werden die großen international tätigen Tonträgerfirmen
verstanden. In den letzten Dekaden kam es vermehrt zu Konzentrationsprozessen und
dadurch zu einer Oligopolisierung in diesem Markt. Nach einer Reihe von
Zusammenschlüssen sind heute vier Majors weltweit aktiv: Universal Music, SonyBMG
Music Entertainment, EMI Music und Warner Music.
Dieses Kapitel teilt sich wie folgt auf: Im ersten Teil wird die Arbeit der Majors in der
Wertschöpfungskette betrachtet. Danach wird die Organisations- und Kostenstruktur
beleuchtet, woraus sich ein erster Einblick ergibt weshalb es zu einer Zentralisierung in
diesem Markt kam. Abschließend wird die Marktstruktur und die Präsenz der Majors in
Österreich erörtert.
2.1 Die Strategie der Majors
Abbildung 2: Der Anteil der Wertschöpfungskette der Majors. Quelle: Tschmuck, 2005:1
Die Majors sind in der gesamten Wertschöpfungskette vertreten, allerdings verschieden
stark. Die Bereiche in denen sie teilhaben sind:
- Das Verlagswesen
- Das A&R
- Die Produktion
- Die Herstellung
- Das Marketing
- Die Distribution
- Der Einzelhandel
2.1.1 Das Verlagswesen der MajorsDer Musikverlag ist bei den Majors integriert. Diese Vorgehensweise ist insofern geschickt
gewählt, als dass die Lizenzierung von anderen Labels sich oft als sehr kostspielig
22 - 22 -
A & R
Produktion Herstellung Marketing Distribution EinzelhandelKomposition
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
erweisen kann, vor allem wenn der Künstler bereits bekannt ist bzw. kurz vor dem
Durchbruch steht. Die Verwertung der Rechte erfolgt bei den Majors großteils über
mediale Strukturen wie Radiostationen oder Fernsehen, aber auch mit renommierten
Musikveranstaltern.
2.1.2 Das A&R der MajorsAuf der Suche nach neuen Talenten und neuen Stars legen die Majors viel Wert darauf ob
der Act für den Massenmarkt geeignet ist. Künstler, die Musikstile praktizieren, die diese
Anforderungen nicht erfüllen, haben daher nur Chancen, wenn sie sich in ihrer Szene
bereits etabliert haben und der Käuferkreis bereits groß genug ist. Vor allem im Bereich
des Heavy Metal und in weiten Teilen der elektronischen Musik gelten diese
Vorgangsweisen der Majors.
Ein weiterer Punkt ist, dass es für einen neuen Künstler nicht ausreicht talentiert zu sein
um zu einem „Major Deal“ zu kommen. Die Majors erhalten duzende Demos pro Jahr,
weswegen Künstler mit einem direkten Kontakt bessere Chancen auf einen Kontrakt
haben. Der künstlerische Fokus liegt hierbei entweder auf der Einzigartigkeit der
Produktion (oftmals ist der Gesang entscheidend), oder der Major erkennt Parallelen zu
einem Trend, den er mit dem jeweiligen Künstler für sich nützen kann.
Weiters ist Live Erfahrung für einen Major von Bedeutung. Kann der Künstler die Musik
auch auf der Bühne gut umsetzen, so ist dies eine gute Promotion für künftige Tonträger.
Außerdem verspricht ein Künstler, der viele Konzerte gibt, auch längerfristig Erfolg zu
haben, da er sich durch das touren eine treue Fanbasis aufgebaut hat. Ferner ist auch die
Eigenkomposition der vorgetragenen Titel ein Erfolgsversprechen für die Zukunft, da man
hier davon ausgehen kann, dass hier noch weitere Stücke folgen werden. (Frascogna,
Hetherington, 2004:121f)
2.1.3 Die Produktion der MajorsDie phonografische Industrie zeichnet sich prinzipiell dadurch aus, dass sie sich um die
Verwertung produzierter Musik kümmert und weniger um die Produktion an sich. Die
Majors nehmen aber dennoch großen Einfluss auf die Produktion, da sie engen Kontakt
mit namhaften Produzenten pflegen. Außerdem wird von Major Labels häufig ein
Künstlerexklusivvertrag mit dem jeweiligen Act unterzeichnet. Ein Künstlerexklusivvertrag
beinhaltet meistens einen fixen Betrag den der Künstler im Voraus bekommt, dafür ist
23 - 23 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
jedoch die Vergütung pro verkauften Stück durch Tantiemen geringer als bei einer
Bandübernahme. Daraus lässt sich erkennen, dass sich die Tonträgerfirma stärker in den
Produktionsprozess involviert. Dies äußert sich z.B. dadurch, dass die Tonträgerfirma
auch die Studiokosten bei einem Künstlerexklusivvertrag übernimmt.
Bei der Produktion selbst wird viel Wert auf einen speziellen, einzigartigen Sound gelegt,
der den Wiedererkennungswert der Produktion steigern soll. (Vgl.: Bennett, 1980:4) Dieser
Sound entsteht meist in teuren Studios, welche auch über das nötige hochwertige
Equipment verfügen.
2.1.4 Die Herstellung bei den MajorsDies geschieht bei Major Labels intern, da die Presswerke, die nur durch eine hohe Anzahl
an Aufträgen gewinnbringend geführt werden können und steigende Skalenerträge
aufweisen, in den Händen der Majors liegen. Die Herstellung nicht-physischer Formate wie
mp3 ist relativ simpel über einen handelsüblichen Personalcomputer realisierbar und ist
daher auch sehr günstig. Führendes Format ist aber derzeit noch die CD.
2.1.5 Das Marketing der MajorsBeim Marketing ist zu Beginn wieder wichtig, ob es sich um eine schlichte Bandübernahme
handelt, oder ob ein Künstlerexklusivvertrag abgeschlossen wurde. Falls letzteres der Fall
ist, beginnt Marketing bereits vor der Produktion um den Künstler bereits in das erstellte
Marketingprogramm einzubetten und die passenden Tracks aussuchen, die auf den
Tonträger letztlich verewigt werden. (Lathrop, Pettigrew, 1999:38f) Hier ist eine enge
Zusammenarbeit mit dem A&R unerlässlich, denn Image, Künstler und Musik müssen
zusammenpassen.
Nach Fertigstellung der Produktion werden Radio- und Fernsehstationen sowie Print- und
Internetmedien mit entsprechenden Ton- bzw. Videomaterial zur Bemusterung beliefert.
Dies ist im Majorbereich relativ einfach, da hier auf länger bestehende Kontakte
zurückgegriffen werden kann. Sollte es dadurch gelingen den Künstler sogar in den Charts
zu platzieren, so verstärkt dies Verkäufe und „Airplays“ in Radio und Fernsehen noch
weiter, und die Wahrscheinlichkeit einen Hit zu landen wird somit auch größer.
2.1.6 Die Distribution der Majors Wie auch in den Bereichen zuvor können die Majors hier von ihren gefestigten Kontakten
profitieren. Alle Majors zeigen im Vertrieb im wesentlichen die selbe Struktur auf, die in
24 - 24 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Kapitel 1.2.2.6 beschrieben wurde. Unterschiede gibt es lediglich in der Zuordnung des
digitalen Geschäftsbereichs innerhalb oder außerhalb der Vertriebsabteilung, und ob
länderübergreifende (z.B. deutschsprachiger Raum) oder schlicht nationale Formen der
Organisation gewählt wurden. (Vgl.: Caspar, Mucha, 2005:157)
Die Distributionskanäle gelten auch als einer der Stärken der Majors. So kann durch die
Nutzung des Vertriebes einen Majors eine Mehrzahl an Käufern erreicht werden, da die
Strukturen bereits lange bewährt sind und sich als funktionierend herausgestellt haben.
(Vgl.: Gebesmair, 1999:41)
2.1.7 Der Einzelhandel der MajorsDer Einzelhandel stellt das Ende der Wertschöpfungskette in der Musikwirtschaft dar. Die
Major Labels versuchen auch in diesem Markt mit ihren eigenen Outlets am Markt
teilzunehmen, um sich auch in diesem abschließenden Bereich einen Teil der
Produzentenrente zu sichern. Da die Konkurrenz in diesem Bereich natürlich höher ist, ist
der Einfluss der Majors in diesem Bereich deutlich geringer als bei den vorgegangenen
Teilen der Wertschöpfungskette.
2.2 Organisations- und KostenstrukturDie Majors sind in den letzten Jahren in eine Krise geschlittert, die sie bis heute in Atem
hält. Sinkende Verkaufszahlen und damit rückläufige Umsätze sind die Konsequenz aus
vermehrten Raubkopieren und der Nutzung illegaler Tauschbörsen im Internet, so die
Meinung der Majors. (Vgl.: IFPI, http://www.ifpi.de/news/news-386.htm) In diesem Kapitel
soll gezeigt werden wie die Majors organisiert sind, wie sich ihre Kosten verteilen und
durch welche Strategie sie den Thron in diesem Markt eroberten, der nun gehörig wackelt.
Die Geschichte der Majors zeigt eine Vielzahl von Übernahmen, Fusionen und
Beteiligungen um weitere Marktanteile zu erschließen. Durch diese Politik gelang es alle
Teile der Wertschöpfungskette abzudecken. So konnten zu den bereits vorhandenen
Ebenen (zum Beispiel der Verlag BMG Publishing) eine Reihe von Indie Labels (die vor
allem das A&R übernahmen) Firmen zur Herstellung (zum Beispiel Sonopress in Gütersloh
von Sony BMG), Distributionsfirmen (zum Beispiel WEA von Warner) oder Einzelhändler
(zum Beispiel Virgin Mega Store von EMI) in die Organisation hinzugefügt werden. (Vgl.:
Smudits, 2000:72) Tabelle 1 fasst die Oligopolisierung in dieser Branche zusammen.
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Jahr Aktivität1980 Fusion EMI / Thorn Electric Industries1986 Gründung BMG nach Kauf von Arista (1979) und RCA1988 Sony kauft CBS Records
Warner kauft Teldec1989 Polygram kauft Island Records und A&M Reords
EMI kauft 50% an Chrysalis BMG kauft Miller
1990 MCA Records kauft Geffen und GR1991 EMI kauft restliche 50% an Chrysalis
Polygram kauft Decca1992 Thorn EMI kauft Virgin Records1993 Polygram kauft Motown Records1994 Thorn EMI kauft Intercord1995 Seagram kauft 80% an MCA Records
Polygram kauft Rodven Records1996 Thorn und EMI trennen sich1998 Seagram übernimmt Polygram
EMI kauft Prioritiy Records2000 Aus Seagram entsteht Vivendi Universal2002 BMG kauft Zomba Records2003 Fusion zwischen BMG und Sony Music
TimeWarner verkauft Warner Music an Bronfman GroupTabelle 1: Konzentration in der Musikindustrie seit 1980. Quelle: Steinkrauß, 2005:29
Die Majors sind Teil von Konzernen in welchen sie aber nur eine wirtschaftliche Nebenrolle
spielen. So ist beispielsweise der Marktführer Universal Music Austria eine Tochterfirma
der Universal Music Group, die wiederum Teil der Universal Group (zu der unter anderem
die Universal Studios, Universal Pictures, Universal TV Networks und die Universal Theme
Parks gehören) ist, und die wiederum einen Bestandteil von Vivendi Universal ausmacht.
(Vgl.: Universal Music Austria GmbH, http://www.universalmusic.at) Für Sony BMG und
Warner gilt ähnliches, einzig die EMI Group besteht aus dem Tonträgerunternehmen und
dem noch organisatorisch getrennten Verlag. Wichtig hierbei ist vor allem die Vernetzung
zwischen anderen Medienunternehmen, wodurch eine mehrmalige Verwertung der
Produkte möglich wird. Tabelle 2 verdeutlicht den Anteil der Majors innerhalb ihrer
Konzernstruktur.
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Umsätze Umsätze KonzernUmsatzanteil an
Konzern
Universal Music Group
4893 Mio. € (2005) 19,484 Mio. € (2005) 25,1%
Sony BMG Music Entertainment
2128 Mio. € (2005)17,890 Mio. € (BMG)
+ 64 Mrd. € (Sony)
11,9% (BMG)
+ 0,03% (Sony)
EMI Group2079,9 Mio. Pfund
(2006)
2079,9 Mio. Pfund
(2006)100%
Warner Music Group
3502 Mio. $ (2005) 43653 Mio. $ (2005) 9,7%
Tabelle 2: Die Struktur der Majors im internationalen Umfeld. Quelle: Universal Music Group Key Figures, Bertelsmann Geschäftsbericht 2005, Sony USA, corporate fact sheet, EMI Annual Report 2006, Time Warner annual report.
Typisch für die Majors ist, dass sie sich sowohl zentral als auch dezentral organisieren. So
unterhält jeder Major viele einzelne Labels, die dezentral und unabhängig ihren Aufgaben
nachgehen. So besitzt beispielsweise Sony BMG unter anderem die Labels Arista
Records, Burgundy Records, Columbia Records, Epic Records, J Records, Jive Records,
LaFace Records, Legacy Recordings, RCA Records, Sony BMG Nashville, SONY BMG
Masterworks, Sony Urban Music, Sony Wonder, Verity Records. (Vgl.: Sony BMG Music
Entertainment, http://www.sonybmg.com) Diese Labels werden vor allem in
Nischenbereichen bevorzugt, da hier der Kontakt zur Szene durch kleine Labels besser
gepflegt werden kann. Derartige Indie Labels werden zum Teil von den Majors aufgekauft,
aber auch selbst von den Majors gegründet. Es gibt aber nicht nur die komplette
Integration eines Indies, sondern auch unterschiedliche Formen der Kooperation zwischen
Indies und Majors (zum Beispiel Joint Ventures). Am Wichtigsten ist jedoch die Nutzung
des Vertriebskanals der Majors. Oft können Indies nur überleben, da sie einen Vertrag mit
einem Major eingegangen sind, welcher den Vertrieb gewährleistet, da bei alternativen
Betriebsformen die Gefahr eines Betruges relativ hoch ist. Der Major hat hierbei einen
gewissen Informationsvorsprung: Sobald sich ein Act eines Indies besser verkauft kann
der Major eine Lizenzvereinbarung mit dem Indie Label treffen. Auf diese Art und Weise
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
kann das Major Label auf etwaige Trends oder hervorstechende Talente prompt reagieren.
Die Indies agieren in dieser „Symbiose“ als eine Art Talentschmiede und sobald das Talent
zum Star wird greift der Major zu. (Vgl.: Smudits, 2000:77)
Von der Zentrale gibt es nur allgemeine strategische Vorgaben sowie eine Kontrolle über
den Ablauf und die Wirtschaftlichkeit der Geschäfte. Vor allem in den Bereichen A&R und
regionalen Marketing haben sich verschiedene dezentrale Organisationsmodelle
durchgesetzt. (Vgl.: Schmidt, 1999:199) Bei internationalen Stars hingegen werden Pläne
bezüglich der Marketingaktivitäten erarbeitet. Inhalt dieser Pläne ist vor allem die
Versorgung regionaler Distributoren mit Promotionmaterial und eine Harmonisierung der
Veröffentlichungstermine von Tonträgern. (Vgl.: Smudits, 2000:79)
Ein bezeichnendes Charakteristikum der Medienökonomie, welches hier zu tragen kommt,
ist der Umstand von steigenden Skalenerträgen, also überproportional steigender Output
bei einer Steigerung der Inputfaktoren. Dies bedeutet, dass größere Unternehmen die
Stückkosten bei großen Produktionen senken können, wodurch sich insgesamt degressive
Durchschnittskosten ergeben. Daher ist die Gewinnmarge stark ansteigend bei einer
hohen Anzahl an Verkäufen. (Vgl.: Owen, 1975:17f) Die Konsequenz daraus ist, dass der
Fokus auf der Produktion und Vermarktung von wenigen Hits liegt. (Vgl.: Rosner, 2000)
Durch das globale Vertriebsnetz kann der Hit dann von einer Nation in die Nächste
„überschwappen.“ Die Grundlage dafür ist ein angemessen großes Budget dass dies
ermöglicht wird. Der Nachteil liegt hier auf Seiten jener aufstrebenden Künstler, die einen
Major Deal anstreben, da es für sie schwieriger wird einen Vertrag bei einem Major zu
bekommen. Für die Indies sollte dies aber bedeuten, dass für sie mehr Spielraum
vorhanden wäre sich am Markt zu positionieren. Durch die ständigen Übernahmen und
den dadurch immer breiter werdenden Katalog von Künstlern wird dies allerdings
erschwert. (Vgl.: Smudits, 2000:73f)
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Abbildung 3: Typische Kostenstrukturen eines Majors. Quelle: Jakob, 2005:74
Den größten Anteil der Kosten verschlingt der Wareneinsatz, also in diesem Fall die
variablen Produktionskosten sowie die Vergütung der Rechteinhaber. Der nächstgrößere
Block ist das Marketing. Dies überrascht insofern nicht, als dass für den Aufbau eines Hits
die Promotion und Marketingkosten enorm sind. Unter Administration, die 10% ausmacht,
sind Bereiche wie Buchhaltung, Kostenrechnung, Controlling, Personalkosten der IT und
ähnliches zu verstehen. Darauf folgen sonstige Kosten, vor allem Miete und
Mietnebenkosten, die einen Anteil von 8% ausmachen. 5% der Kosten bestehen aus
Vertriebskosten, wo vor allem Personal bezahlt wird. Und abschließend folgt noch der
kleine Anteil von 2% für A&R. Dies zeigt wie bereits angedeutet, dass A&R stark den
Indies als Talentscouts anvertraut wird, und im Gebilde eines Majors nur wenig Platz
findet. (Vgl.: Jakob, 2005:74f)
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
2.3 Marktstruktur in Österreich
Abbildung 4: Der Musikmarkt in Österreich, Umsätze in Millionen Euro. Quelle: IFPI, 2006:3; IFPI, 2001:3
Der österreichische Markt leidet wie auch weltweit die meisten Anderen unter
Umsatzeinbußen. Abbildung 4 verdeutlicht dies; die Umsätze 2005 betrugen nur mehr ca.
230 Millionen Euro. Zwar konnten die verkauften Stückzahlen um 7% 2005 gesteigert
werden, allerdings zu geringeren Preisen, sodass sich letztendlich ein niedrigerer Umsatz
ergibt. Auch bei Musik DVDs konnten weitere 100.000 zusätzliche Stück verkauft werden,
aber ebenfalls zu geringeren Preisen wodurch sich auch in diesem Segment ein
Umsatzrückgang verzeichnen lässt. Der Single-Markt hingegen schrumpfte eklatant um
20% zugunsten des Online- und Mobilmarktes, der nun bei 3% liegt. (Vgl.: IFPI, 2006:3)
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
UmsätzeUmsätze
ÖsterreichInternationaler Umsatzanteil
Universal Music 4893 Mio. € 82,8 Mio. € 0,02%
Sony BMG Music 2128 Mio. € 62,1 Mio. € 0,03%
EMI 3073,7 Mio. € 32,2 Mio. € 0,01%
Warner Music 2729,8 Mio. € 23 Mio. € 0,01%
Tabelle 3: Umsätze der österreichischen Majors anhand der Marktanteile an den internationalen Majors. Quelle: IFPI, 2006:3, eigene Berechnungen unter Einbezug des Wechselkurses vom 21.11.2006
Vergleicht man grob die Umsätze nach Marktanteil in Österreich mit den internationalen
Umsätzen so lässt sich die geringe internationale Stellung der Majors in Österreich sehen.
Außerdem ist der Vertragsabschluss eines Künstlers mit einem Major nicht unbedingt
derart erfolgsversprechend wie in anderen Ländern. So werden lokale Acts nicht
automatisch international verbreitet und beworben. Deshalb gelangen österreichische
Künstler erst dann in die Verkaufsregale der Welt wenn sie bereits in ihrer Heimat große
Erfolge feiern konnten. Da der österreichische Markt aber verhältnismäßig nicht
besonderes groß ist, ist es um so schwieriger mit großen Absätzen von Tonträgern zu
überzeugen. Eine Ausnahme aus dieser Konstellation bilden die Zentralen in
Großbritannien und den USA. Diese Acts sind von Beginn an darauf ausgelegt
international zu erscheinen und vermarktet zu werden, da die höheren Kosten nur durch
internationalen Erfolg kompensiert werden können. (Vgl.: Gebesmair, 1999:42)
In bezug auf die Präsenz der vier Majors in Österreich ergibt sich ein heterogenes Bild.
EMI Music Austria und Warner Music Austria fallen in erster Linie dadurch auf, als dass sie
kaum österreichische Künstler unter Vertrag haben bzw. unter Vertrag nehmen. Diese
beiden Majors haben ihren Standort in erster Linie zur Vermarktung von internationalen
Acts. Dies ist natürlich insofern günstiger, da bereits ein Informationsvorsprung aus
anderen Ländern bezüglich der Performance der einzelnen Künstler vorhanden ist.
Dadurch kann der Marketingplan, der von der Zentrale vorgegeben wird unter Umständen
angepasst werden. Neben der Umsetzung des Marketingplans ist auch noch der Vertrieb
eine Kompetenz, die in Österreich ausgeübt wird. Dieses Netz ist lange gereift und wird
weiterhin gepflegt. EMI hat allerdings im Gegensatz zu Warner auch noch einen
Einzelhandel in der Wiener Kärntnerstrasse, wo mehr als ein Drittel aller Mitarbeiter
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
beschäftigt sind. (Vgl.: EMI Music Austria, www.emimusic.at/company) Im Allgemeinen
lässt sich festhalten, dass sich die dezentrale Organisation bei EMI und Warner auf ein
Minimum beschränkt.
SonyBMG Music und Universal Music agieren hingegen stärker in Österreich. Bei diesen
beiden Majos ist ein breites Spektrum an österreichischen Künstlern vorhanden, wobei die
Gründe dafür variieren. So hatte BMG schon vor der Fusion mit Sony im österreichischen
Markt aufgrund des Sitzes im benachbarten Deutschland gute Kontakte zum
österreichischen Musikmarkt und auch heute noch ist der Einfluss prägend. (Vgl.:
SonyBMG Music Entertainment, http://www.sonybmg.com) Universal Music hat in
Kooperation mit dem ORF mit “Starmania” ein weltweites Konzept einer medial
verwertbareren A&R Show übernommen, wobei die Finalisten bei Universal unter Vertrag
genommen wurden. Durch diese Staffeln dieser Fernsehsendung wurde der Katalog
heimischer Künstler merklich erweitert, wobei dieser im Vergleich zu EMI oder Warner
bereits vorher schon relativ breit war. Diese beiden Tonträgerfirmen sind bis auf den
fehlenden Einzelhandel in allen Bereichen der Wertschöpfungskette vertreten und kommen
dem idealtypischen Major wie er im Kapitel 2.1 beschrieben wurde am nächsten.
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Abbildung 5: Repertoire der Musikindustrie in Österreich. Quelle: IFPI, 2006:4
Abschließend lässt sich noch die Gesamtheit des Repertoire darstellen. Da Österreich ein
kleiner Markt ist überrascht der große Anteil an internationalen Acts nicht. Auch der hohe
Umsatz bei der E-Musik ist in einem Land wie Österreich wenig verwunderlich. Die
nationalen Künstler konnten allerdings in den vergangenen Jahren gegenüber der
internationalen U-Musik dazugewinnen. (Vgl.: IFPI, 2006:4)
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Musikverlag
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
3 INDIESIndies ist die Kurzform für Independents. „Independent“ kommt aus dem englischen und
bedeutet soviel wie unabhängig, oder auch selbstständig.
Die Indies sind die kleinen, aber keineswegs unbedeutenden, „Player“ in der
Musikwirtschaft. Ihnen ist wichtig, dass die musikalische Darstellungsform eigenständig ist,
und entgegen dem kommerziellen Mainstream. Sie suchen nach alternativen Wegen Musik
und Kunst zu gestalten und umzusetzen. Dadurch ergibt sich ein anderer Zugang zur
eigenen betriebswirtschaftlichen Identität und der kreativen Entwicklung neuer noch
unbekannter Acts. Künstlerisch trägt diese Attitüde sowohl bei den musikalischen
Ausdrucksformen und Arrangements, als auch bei den lyrischen Inhalten Rechnung.
Der Konsument dieser Musik zeichnet sich dadurch aus nach etwas anderem zu
verlangen als der Mainstream ihm bieten kann. Damit verbunden ist auch der Reiz der
Exklusivität, etwas zu hören, dass nicht von jedem gehört wird. Dieser „Snob-Effekt“, wie
er in der ökonomischen Theorie genannt wird, führt dazu, dass der Konsument
wählerischer ist als der durchschnittliche Konsument. Erfolgreiche Indie Labels halten
deswegen immer engen Kontakt zu ihrer Fanbasis und wissen diese Beziehung zu
pflegen. (Vgl.: Vormehr, 1997:201)
Dieses Kapitel hat folgende Aufteilung: Am Anfang werden die Aufgaben der Indies
untersucht und der Anteil am gesamten Wertschöpfungsprozess verifiziert. Im Anschluss
daran wird die Organisation sowie die Kostenstruktur beleuchtet. Abschließend wird die
Marktstruktur der Tonträgerfirmen, und hier insbesondere der Indies, in Österreich erörtert.
3.1 Die Aufgaben der Indies
Abbildung 6: Der Anteil der Wertschöpfungskette der Indies. Quelle: Tschmuck, 2005:1
Die Aufgaben der Indies lassen sich auf die Kernkompetenzen einer Tonträgerfirma
reduzieren. Die Bereiche umfassen in der Praxis meist nur das „Artist & Repertoire“ (A&R),
die Produktion, die Absatzpolitik (Marketing inklusive Logistik), sowie weitere
administrative Tätigkeiten. (Vgl.: Baszler, 2003:58) Da im logistischen Bereich und bei den
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A & R Produktion Herstellung Marketing Distribution EinzelhandelKomposition
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
administrativen Tätigkeiten keine Wertschöpfung zu verzeichnen ist, konzentriert sich
dieses Kapitel in weiterer Folge auf die ersten drei Bereiche: A&R, Produktion und
Marketing.
3.1.1 Das A&R der IndiesBei der Suche nach neuen Talenten konzentrieren sich Indie Labels, im Gegensatz zu den
Majors, verstärkt auf Nischenmärkte. Viele Indies verdichten ihr Repertoire in einer
speziellen Musikrichtung um dadurch eine Plattform dieser Musik zu schaffen und das
Label zu einem Markenzeichen für diese Musikrichtung zu machen. Wie auch im
Majorbereich sind Beziehungen zwischen den Musikern und den Tonträgerunternehmen
wichtig, aber falls ein Künstler mit einer ausgereiften Demoaufnahme seiner Stücke oder
auf einem seiner Konzerte überzeugt, kann dies auch zu einem Vertragsabschluss führen.
Dabei ist allerdings weniger wichtig, ob diese Musik gerade im Trend liegt oder nicht.
Essentieller ist vielmehr ob der Act in das Konzept des Labels passt. Außerdem ist die
Live Erfahrung im Indiebereich noch wichtiger als bei den Majors, da hier weniger
finanzielle Mittel zur Verfügung stehen und daher Live Promotion kaum wegzudenken ist.
(Vgl.: Frascogna, Hetherington, 2004:121f)
3.1.2 Die Produktion der IndiesDie Produktion ist bei Indie Labels oft sehr einfach gehalten. So werden für viele
Aufnahmen keine renommierten Produzenten engagiert, sondern oft unerfahrenere
billigere Produzenten, oder die Aufnahme wird vom Künstler selbst produziert. Im
Gegensatz zu den Majors haben die Indies auch keinen Druck hohe Absätze zu erzielen.
Durch Home-Recording ist die Produktion von kleineren musikalischen Aufnahmen
deutlich günstiger geworden. Zwar ist das Equipment qualitativ nicht mit dem von großen
Studios zu vergleichen, aber dafür steht mehr Zeit zur Verfügung, wodurch sich der
Anspruch der Aufnahme wieder hebt. Dadurch werden viele Independentproduktionen
auch marktfähig und können sich durchaus mit teureren Studioproduktionen messen. (Vgl.:
Gebesmair, 1999:39f)
3.1.3 Das Marketing der IndiesWie auch in den Bereichen zuvor ist Kostenminimierung und der effiziente Umgang mit
den geringen wirtschaftlichen Möglichkeiten der Ausgangspunkt, beim Marketing der
Indies. Aus diesem Grund kommt es auch verstärkt zu Bandübernahmeverträgen
zwischen Indies und den Künstlern und nur vereinzelt zu Künstlerexklusivverträgen. Dies
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
beinhaltet auch, dass das Marketing für eine Aufnahme ausschließlich erst nach dem
Aufnahmeprozess beginnt.
Als durchaus effizient und kostenextensiv hat sich das Marketing im Internet
herausgestellt. Durch die Erstellung eines Webauftritts und Downloadangeboten auf dieser
Website und weiteren diversen Portalen werden viele potentielle Käufer sogar international
erreicht. Weiters ist die Versendung von Newslettern eine Möglichkeit direkt mit der
Fanbasis des Künstlers in Kontakt zu treten. Da Medien wie Radio oder Fernsehen schwer
erreichbar sind, da diese eher renommierte Acts promoten, ist die Live Performance des
Künstlers eine der wichtigsten Instrumente eines Indielabels. Dadurch wird es ermöglich
auch respektable Absätze zu erzielen jenseits der großen Starpromotion. (Lathrop,
Pettigrew, 1999:38f)
3.2 Organisations- und Kostenstruktur3.2.1 Die Ästhetik im Independent BereichIn diesem Zusammenhang soll der Begriff der Ästhetik nicht unerwähnt bleiben. Dieser
Begriff kommt ursprünglich aus dem griechischen und bedeutet soviel wie
„Wahrnehmung“, sie ist also die Wissenschaft vom sinnlich Wahrnehmbaren bzw. die
Empfindungslehre. (Vgl.: Sikorski, 1997:61f) Im heutigen Gebrauch ist der Ausdruck nicht
eindeutig definierbar, da es in der Philosophie mehrere Auslegungen und Ausformungen
der Ästhetik gibt, wobei diese Definitionen auch miteinander verflochten sind. Des weiteren
ist der Begriff nicht unabhängig von Zeit und Raum zu sehen, da er sich auch stark am
gesellschaftlichen Werdegang orientiert. Es ist also von der philosophischen Warte her
keine eindeutige Richtung vorgegeben. Vielmehr schaffen sich die künstlerischen Bereiche
ihre eigenen Ästhetiken, also in diesem Fall eine musikalische Ästhetik. Der Fokus soll
hierbei aber nicht auf der philosophischen musikalischen Ästhetik liegen, sondern vielmehr
auf der wertenden Ästhetik, welche von den Tonträgerfirmen ausgeht. Mit anderen Worten
ist eine Komposition oder ein Künstler dann ästhetisch wertvoll, wenn dies die Meinung der
Tonträgerfirma ist. (Vgl.: Farmer, 1987:3)
In diesem Sinne kommt der Musik ein Doppelcharakter zu: So soll Musik einerseits eine
eigene Welt schaffen, die sich von unserer unterscheidet und in die sich der Hörer fallen
lassen kann, und andererseits hat sie die Aufgabe gesellschaftliche und soziale
Gegebenheiten und Veränderungen kritisch zu reflektieren. Diese Funktion ist in der
Rockmusik zwar gegeben, allerdings weniger stark als in anderen Musikrichtungen, zum
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Beispiel der Klassik. (Vgl.: Farmer, 1987:69) Von diesem ästhetischen Ausgangspunkt
machen sich Indie Labels auch als „Talentschmiede“ in der Musikwirtschaft bemerkbar. So
werden Künstler, die noch nicht über die nötige Reputation verfügen bei einem Major Label
kaum ein Vertragsangebot bekommen, da dies zu unsicher und zu riskant wäre. Hier
kommen die Indie Labels ins Spiel, als dass sie nicht nur bereit sind das wirtschaftliche
Risiko zu tragen, sondern auch nach eigenen ästhetischen Grundsätzen erwägen dem
Künstler eine Chance zu ermöglichen. Aus diesem Willen ist es dem Künstler auch erst
möglich sich selbst künstlerisch zu entfalten und zu entwickeln. Indie Labels leisten in
diesem Sinne Forschungsarbeit, und tragen aber auch das Risiko, da im Falle eines
Misserfolges die getätigten Investitionen nicht mehr einforderbar sind. Zu der
wirtschaftlichen Entscheidungsgrundlage kommt also noch die ästhetische Dimension
hinzu, die das reine gewinnmaximierende Verhalten dämpft.
3.2.2 Das Indie Label in der WirtschaftSofern es sich nicht um reine Liebhaberei der Indie Labeltreiber handelt, so muss sich
auch das Indie Label den Gesetzmäßigkeiten des Marktes unterwerfen. Zu diesen
Gesetzmäßigkeiten zählt auch, dass in Bereichen produziert wird, wo eine gewisse
Nachfrage vorhanden ist beziehungsweise zu sein scheint, wobei die Letztverbraucher als
anspruchsvollere Musikliebhaber gelten als der Durchschnittsverbraucher. Allerdings passt
sich auch im Musikbereich der Erfolg an das System an, und bei der hohen Anzahl an
Veröffentlichungen wird es auch immer schwieriger sein Produkt zu platzieren.
Wichtig ist dabei vor allem ein gewisses Grundkapital. Oft reicht das Kapital bei kleinen
Labels nicht aus, weswegen dann zu wenig Promotion für die Veröffentlichungen betrieben
wird, es zu Verkaufseinbußen kommt und daher diese Labels schnell wieder aus der
Musiklandschaft verschwinden. Aus diesem Grund ist Kostenminimierung auch das Um
und Auf beim Betreiben eines Indie Labels. Weiters sind eine exakte Kostenrechnung und
Verkaufskalkulation essentiell, wenn das Label längerfristig sich im Markt behaupten will.
Aber auch bei der Auswahl der medialen Institutionen ist es wichtig den „richtigen“
Journalisten, DJ oder Programmdirektor zu finden und zu betreuen, da bei den
inflationären Veröffentlichungszahlen es immer schwieriger wird gerade das eigene
Produkt in den Vordergrund zu drängen. Durch Oligopolisierungstendenzen im Handel
und in der Kulturindustrie wird diese Problematik noch verstärkt. Öffentlich rechtliche
Medien vernachlässigen ihren Bildungsauftrag wegen der privatwirtschaftlichen
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Konkurrenz, die immer mehr Marktanteile an sich zieht, und man orientiert sich in der
Programmgestaltung am Mainstream oder an bereits älteren, billigeren Programmen, die
bei „Oldiesendern“ gegenüber Neuerscheinungen die Nase vorn haben. Neue
Innovationen aus der Indieszene finden daher kaum Platz in einer solchen
Medienlandschaft. Auswege aus diesem Dilemma sind oftmals Joint-Ventures mit Majors,
Absätze in anderen Märkten im Ausland, sowie eine engere Zusammenarbeit mit Künstlern
im Konzertbereich oder alternativen Vertriebsmöglichkeiten, die mehr Spielraum
einräumen. (Vgl.: Vormehr, 1997:208f)
3.3 Marktstruktur in Österreich
Abbildung 7: Marktanteile der Tonträgerfirmen in Österreich. Quelle: IFPI, 2006:5, und eigene Berechnungen
Die Indieszene ist in Österreich wie auch in den meisten anderen industrialisierten Staaten
bei den Marktanteilen den Majors unterlegen. Die Indies untereinander unterscheiden sich
allerdings auch in der Größe, sodass auch hier ein Konzentrationsprozess feststellbar ist.
So belegen die Umsätze der größeren Indies (Artist First Music GmbH, Bellaphon Records
Schallplatten-Vertriebs-GesmbH., Buchgemeinschaft Donauland Kremayr & Scheriau,
Echo-Zyx Music GesmbH., Edel Musica Vertriebs GmbH, Hoanzl Produktions- und
Vertriebsges.m.b.H., Ixthuluh Music GmbH, Lotus Records, Preiser Records, SSD Trading
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
GmbH - Soul Seduction Distribution) mit den Majors insgesamt ca. 90% des
österreichischen Musikmarktes. (Vgl.: IFPI, 2006:5)
Der Österreichische Musikatlas 2006 zählt 244 Indies insgesamt. (Vgl.: Sopper, 2006:9ff)
Nach Kontaktaufnahme1 mit diesen Indies mit den beigestellten Daten muss festgehalten
werden, dass lediglich 192 den Anspruch eines Labels gleichkommen, der hier an sie
gestellt wird. Der Rest besteht aus reinen Marketingagenturen, Konzertagenturen,
Doppelzählungen, Labels die sich auf E-Musik spezialisiert haben, etc. Bei den gezählten
Indies handelt es sich mit Ausnahme der bereits erwähnten größeren Indies weitgehend
um Ein-Mann-Betriebe, projektabhängig mit Teilzeitbeschäftigten. (Vgl.: Scheuch, 2000:57)
Der wesentliche Unterschied der größeren Indies zu den Kleineren besteht vor allem in der
eigenständigen Vertriebsstruktur, die sich erst ab einem größeren Katalog rentiert. In
diesem Sinne sind einige (jene mit eigenem Vertrieb) größere Indies in dieser Betrachtung
eher den Majors zuzurechnen (z.B. Edel, Hoanzl, Echo ZYX, etc.)
1 Die Kontaktaufnahme erfolgte ausschließlich über Internet bzw. E-Mail. Der inhaltliche Gegenstand bezog sich lediglich auf die Geschäftsfelder dieser Indies.
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
4 MODELLEIn folgendem Kapitel werden einige Modelle aus dem Bereich der Industrieökonomie
vorgestellt. Die Industrieökonomie geht bei ihrer Untersuchung von Märkten weniger von
dem neoklassischen Modell der vollkommenen Konkurrenz aus, sondern mehr von
oligopolistischen, unvollkommenen Märkten. Die vollkommene Konkurrenz wird zwar auch
dargestellt, allerdings immer in einen modellhaften, vergleichenden Kontext, ohne
Anspruch auf Realitätsnähe. Die Oligopolmodelle stehen insgesamt bei diesem Ansatz im
Vordergrund, also die Modelle von Cournot für Mengenwettbewerbe, und das Modell von
Bertrand für Preiswettbewerbe.
Dieses Kapitel ist wie folgt aufgebaut: Anfangs wird das Modell der Entscheidung bei
Unsicherheit und deren Folgen diskutiert. Im Anschluss daran wird strategisches Verhalten
in Märkten untersucht. In Kapitel 4.3 wird dann die Rolle von Werbung als strategisches
Instrument untersucht. Abschließend wird das Verhalten von Unternehmen in bezug auf
Forschung und Entwicklung erörtert.
4.1 Entscheidung bei Risiko 4.1.1 Sicherheit, Risiko, UnsicherheitEs handelt sich um eine Entscheidung bei Risiko, wenn ein Unternehmen z.B. vor der
Entscheidung steht ob ein Produkt in das Sortiment aufgenommen wird oder nicht, da es
so gut wie unmöglich ist die Verkäufe eines Produktes im vornhinein genau abzuschätzen.
In Abgrenzung dazu passieren Entscheidungen bei Sicherheit unter vollkommenem
Wissen in bezug auf den Erfolg dieser Entscheidung, während bei Entscheidungen bei
Unsicherheit diesbezüglich gar keine Informationen zur Verfügung stehen. Eine
Entscheidung bei Risiko passiert zwar nicht unter vollständigem Wissen über den Erfolg
der Aktion, allerdings können die Wahrscheinlichkeiten mit denen ein Ereignis eintritt
abgeschätzt werden.
Es stellt sich nun die Frage, inwiefern sich dieses Risiko auf das Investitionsverhalten
einer Firma auswirkt. Ein kleines Beispiel soll dies nun veranschaulichen. Angenommen
eine Firma geht davon aus, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt wie sich der Verkauf des
Produktes darstellen kann. Entweder es wird kein einziges Produkt verkauft, oder aber
eine gewisse Anzahl, die aber auch vom Marketingaufwand der Firma abhängt. Geht man
weiters davon aus, dass das Marketing dem Gesetz des fallenden Grenznutzens
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
unterliegt, so nehmen die Verkäufe bei gleichbleibenden Marketingaufwand proportional
ab. Eine allgemeine Form der Gewinnfunktion hätte dann folgende Form:
Gleichung 1
wobei dem Verkaufspreis entspricht, der verkauften Menge an Gütern, dem
Marketingaufwand, und und den jeweiligen Wahrscheinlichkeiten, dass dieses
Ergebnis eintritt. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung zwischen den beiden Ereignissen ist
also maßgeblich beeinflussend wie sich der Gewinn entwickelt. Außerdem ist der
Marketingaufwand sowohl bei den beiden Möglichkeiten, also in den ersten beiden
Termen, als auch im letzten Term enthalten, da der Marketingaufwand nicht nur die
Verkäufe fördert, sondern natürlich auch bezahlt werden muss. Des weiteren kann der
Preis mal der verkauften Menge mit dem Umsatz gleichgesetzt werden.
Wenn man nun wieder zurückgeht zu der Annahme, dass eine der beiden Möglichkeiten
davon ausgeht, dass keine Verkäufe getätigt werden, so fällt einer der beiden ersten
Terme demnach weg. Diese Annahme ist natürlich sehr extrem, aber es soll hier auch nur
veranschaulicht werden wie das Investitionsverhalten einer Firma bei Risiko aussieht.
Geht man davon aus, dass ein Erfolg mit einer Wahrscheinlichkeit von 20% realisiert wird,
so zeigt sich folgendes Bild:
Gleichung 2
Maximiert man nun den Profit nach dem Marketingaufwand, so ergibt sich für den Fall des
Risikos:
Gleichung 3
Geht man hingegen von einer Entscheidung bei Sicherheit aus, so gelangt man zu jener
Gleichung:
Gleichung 4
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Der Unterschied ist hierbei lediglich, dass der Erfolg nicht mit einer Wahrscheinlichkeit von
20% eintritt sondern zu 100% sicher ist. Maximiert man nun auch diese Gleichung so
gelangt man zu:
Gleichung 5
Das Investitionsverhalten ist also unter Risiko deutlich niedriger als bei Sicherheit. Daraus
folgt, dass eine Firma, je unsicherer die Entscheidung ist ein neues Produkt aufzunehmen
oder nicht, desto weniger in Marketing, und damit in den Namen des Produktes, zu
investieren bereit ist. Ein Instrument, welches Unternehmen einsetzen um das Risiko einer
Unsicherheit zu minimieren wird nun gezeigt.
4.1.2 ReputationIn der Industrieökonomie werden zwei Arten von Gütern unterschieden:
- Suchgüter
- Erfahrungsgüter
Suchgüter sind dadurch charakterisiert, dass der Nutzen bzw. der Gewinn von vornherein
absehbar ist. Ein Beispiel hierfür wäre ein Flug von Hamburg nach Wien. Das Ergebnis
dieses Konsums ist klar vordefiniert: Man steigt in Hamburg ins Flugzeug und kommt in
Wien an. Der Nutzen ist also bereits vor dem Antritt der Reise bewertbar. Bei
Erfahrungsgütern ist es genau umgekehrt. Hier ist der zu erwartende Nutzen bzw. Gewinn
erst nach dem Konsum bzw. Verkauf eruierbar. Ein Beispiel hierfür wäre eingestelltes
Personal in einer Firma. Das Personalmanagement kann auch nicht mit Sicherheit sagen,
ob die Einstellung eines neuen Mitarbeiters wirklich fruchtbar sein wird. Dies entscheidet
sich erst nach Wochen oder Monaten, nachdem er bereits in der Firma gearbeitet hat.
(Vgl.: Church, Ware, 2000:184)
Nach diesem Reputationsmodell von Shapiro (1983:659-679) wird ein Unternehmen seine
Produkte nicht demselben Käufer ein zweites Mal verkaufen können, wenn dieser nach
dem ersten Kauf nicht zufrieden war. Implizit angenommen wird daher, dass der
Konsument darauf vertraut, dass sich die Qualität im Vergleich zum letzten Kauf nicht
ändert. Dieses nachfolgende Modell geht von einem zweistufigen Spiel aus. In jeder
Periode werden Erfahrungsgüter sowohl von schlechter als auch von guter Qualität
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
angeboten und in jeder Periode kaufen die Konsumenten ein Gut. Eine weitere Annahme
dieses Modells ist, dass der gesamte Markt stark von Konkurrenz geprägt ist, sodass
Gleichung 6
also, dass der Preis so hoch ist wie die Grenzkosten der Firma.
In der ersten Periode, wenn ein Produkt eines neuen Unternehmens angeboten wird, kann
die Firma die Konsumenten nicht im vornherein überzeugen, dass es sich bei diesem
Produkt um ein qualitativ hochwertiges handelt, selbst wenn dies der Fall ist. Dies geht
darauf zurück, als dass es hier um Erfahrungsgüter geht deren Nutzen erst nach dem
Konsum festgestellt werden kann. Daher muss das Produkt am Anfang zu Grenzkosten
verkauft werden wie die qualitativ minderwertigen ebenso. Gehen wir davon aus, dass eine
Firma in Qualität investiert, so sind die Kosten dieser Firma gegenüber einer anderen, die
dies nicht tut, dementsprechend höher. Dies bedeutet, dass die Firma durch den
vermehrten Kapitaleinsatz in Qualität einen Verlust verzeichnen muss. Dieser Verlust ist
aber auch gleichzeitig eine Investition in die Reputation des Produkts bzw. der Firma. Da
die Qualitätsprodukte in der zweiten Periode wieder gekauft werden und die
minderwertigen Güter ausscheiden, wird sodann die Investition der Reputation zu einer
zusätzlichen Rente, die in der zweiten Periode verdient werden kann. Mit anderen Worten
muss in der ersten Periode erst in Qualität investiert werden und ein Verlust verbucht
werden um in der zweiten Periode einen Gewinn zu erzielen. Folgende Abbildung illustriert
dies.
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Abbildung 8: Gewinnzunahme bei Investition in Repuation. Quelle: Church, Ware, 2000:194
4.1.3 Werbung als Signal für ReputationWerbung kann bei der Etablierung von Reputation eine entscheidende Rolle spielen.
Nelson (1970:311-329;1974:729-754;1978) zeigte dass es dabei auch nicht unbedingt nur
um den Inhalt der Werbung geht, sondern dass das Setzen von Werbung an sich bereits
als Signal für Qualität stehen kann. Eine formale Erweiterung diese Modells wurde von
Milgrom und Roberts (1986:796-821) veröffentlicht. Hier soll aber lediglich das
Grundmodell Einzug finden mit den essentiellen formalen Erklärungen.
Angenommen es gibt Erfahrungsgüter mit hoher (H) oder niedriger (N) Qualität. Im Markt
befinden sich nun drei Arten von Anbietern:
- Ein Anbieter(HH), der hohe Qualität produziert und diese auch als solche verkauft
- Ein Anbieter(NH), der niedrige Qualität produziert, sie aber als hoch kennzeichnet
- Ein Anbieter(NN), der niedrige Qualität produziert und diese auch als solche
verkauft
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Die Höhe der Gewinne dieser Anbieter sieht in etwa so aus:
Gleichung 7
Der Gewinn des Anbieters, der die niedrige Qualität anbietet, sie aber als hochwertig
verkauft generiert den größten Gewinn, da er billiger produzieren kann als Anbieter(HH).
Anbieter(HH) wiederum erzielt einen höheren Gewinn als Anbieter(NN), da Konsumenten
höhere Qualität zu schätzen wissen und deswegen auch gerne mehr für Qualität
ausgeben.
Gehen wir nun wieder davon aus, dass die Konsumenten nach einmaligen Kauf eines
Gutes von Anbieter(NH) wissen, dass es sich um niedrige Qualität handelt, so ergibt sich
langfristig für die Niedrigqualitätsproduzenten:
Gleichung 8
Die linke Seite der Ungleichung bezeichnet den Profit von Anbieter(NH), indem er den
Profit der jetzigen Periode und die Profite der Zukunft, die nach Erkennen der
Konsumenten nun den des Niedrigqualitätsanbieters entsprechen, durch einen
Abzinsungsfaktor r. Die rechte Seite beschreibt den langfristigen Gewinn des
Anbieters(NN). Es ist auffällig, dass es also profitabler ist wie Anbieter(NH) zu agieren als
Anbieter(NN).
Der Anbieter(HH) wird daher daran arbeiten sich von Anbieter(NH) abzugrenzen. Dies
kann er indem er Werbung macht. Wenn er die Ausgaben für Werbung hoch genug
ansetzt wird es unprofitabel niedrige Qualität zu produzieren und jedoch hoch zu
kennzeichnen. Es muss daher gelten:
Gleichung 9
Wobei A gleich den Webungskosten entsprechen. Dadurch wird es ermöglicht den
Konsumenten direkt zwischen hoher und niedriger Qualität zu unterscheiden. Der
Hochqualitätsproduzent hat daher einen Anreiz sein eigenes Gleichgewicht zu schaffen.
Dadurch verschwindet Anbieter (NH) vom Markt. Für die Gewinne ergibt sich:
45 - 45 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Gleichung 10
Dieses Modell hilft zu verstehen warum neue Erfahrungsgüter zu ihrer Einführung stark
beworben werden, wobei der Werbeinhalt oft recht uninformativ ist. (Vgl.: Church, Ware,
2000:196f) Warum bereits eingeführte Güter beworben werden wird später auch noch
behandelt (s. Kapitel 4.3).
4.1.4 Die Bedeutung für die MusikwirtschaftDie Bedeutung der Unsicherheit ist in der Musikwirtschaft relativ groß, da es beim Verkauf
von Tonträgern zum einen auf den Geschmack des Konsumenten ankommt, und zum
anderen auf die Entwicklung von etwaigen Trends, die jenen Geschmack beeinflussen. Es
ist daher schwierig abzuschätzen wie sich der Erfolg eines Künstler entwickeln wird. Aus
der Sicht des Konsumenten kann der Nutzen des Hörens eines Tonträgers auch nicht
exakt vorausgesagt werden. Bei Künstlern und deren Tonträgern handelt es sich sowohl
aus der Sicht des A&R, als auch aus der Sicht des Kunden um Erfahrungsgüter.
Im Bereich des A&R ist es für eine Tonträgerfirma natürlich wichtig zu wissen, ob der
Künstler das Potential besitzt Erfolg zu haben. Dies ist insofern von großer Bedeutung in
dieser Branche, als dass gerade 20-30% der vertraglich verpflichteten Künstler auch
wieder das investierte Kapital einspielen (s. Kapitel 1.2.2.2.1). Tonträgerfirmen haben nur
wenig Informationen über Künstler mit denen ein Vertragsabschluss möglich wäre, außer
deren Musik und eigene Erfahrungswerte. Aufgrund dieser Entscheidung bei Risiko
werden Tonträgerunternehmen versuchen so viele Informationen wie möglich über die
Performance des Künstlers im Markt zu erhalten. Wenn Tonträgerfirmen kaum
Informationen diesbezüglich bekommen, so werden sie im Vergleich zu anderen Künstlern,
wo mehr Information vorhanden ist, weniger Kapital investieren. In der Praxis ist aber mit
einem Minimalbudget kein Hit zu generieren, da das Interesse der potentiellen Käufer nur
dann geweckt werden kann, wenn entsprechend darauf aufmerksam gemacht wird.
Um eben diese Unsicherheit auf einem Markt mit derartig vielen Neuveröffentlichungen zu
minimieren legen Majors viel Wert auf Reputation, also ob sich der Künstler bereits „einen
Namen gemacht hat.“ Der Major möchte bei der Auswahl seiner Künstler also „nicht die
Katze im Sack kaufen.“ Dadurch, dass die Indies bereits in neue Acts investieren, können
die Majors leichter feststellen ob sich der jeweilige Künstler profiliert hat oder nicht. Es
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
findet also im Indiebereich so etwas wie eine erste Aussiebung von profitablen und
unprofitabeln Künstlern statt. Mittelfristig erfolgreich wird ein Act aber auch nur dann sein,
wenn von Anfang an in den Namen des Künstlers investiert wird. Dadurch wird eine
Unterscheidung von qualitativ hochwertigen und minderwertigen Acts konstruiert, wobei
die hochwertigen Acts einfach nur das bessere Marketing haben. Dies ist also nicht nur ein
Signal für den Konsumenten, sondern auch für den Major, wenn dieser einen Künstler
eines Indies unter Vertrag nehmen will, ob dieser Act qualitativ den Maßstäben genügt den
sie an ihre Künstler stellen. Der Inhalt der Werbungsmaßnahmen ist dabei für den
Konsumenten genau so zweitrangig wie für den Major, allein das Zeichen etwas für den
Namen zu tun hat bereits enorme Aussagekraft.
Da es sich bei Tonträgern wie gesagt um Erfahrungsgüter handelt, investieren die Majors
kaum Kapital in die Entwicklung neuer Künstler. Diese Kategorie obliegt den Indies, die
nach dem langwierigen Aufbau von Reputation auch kleinere Gewinne verzeichnen
können. Bei den späteren Phasen der profitablen Zeit eines Künstlers sind sie hingegen
nur mehr geringfügig bis gar nicht mehr beteiligt, da der Major den aufstrebenden Act
bereits lizenziert hat, oder gar das gesamte Label aufgekauft hat.
4.2 Strategisches VerhaltenIn diesem Abschnitt soll nun das strategische Verhalten analysiert werden, wie es in der
Industrieökonomie beschrieben wird. Unter Strategie wird hier vielmehr ein längerfristiger
Aspekt verstanden, wogegen kurzfristige Entscheidungen eher als Taktik, anstatt als
Strategie verstanden werden. Die grundlegenden Modelle wurden zum einen von
Fundenberg und Tirole (1984:361-368), und zum anderen von Bulow, Geanakopolous und
Klemperer (1985:488-511) entwickelt.
4.2.1 Kleine Hunde und dicke Katzen
4.2.1.1 Strategische Komplemente
Auch in diesem Modell wird von einem zweistufigen Spiel ausgegangen. In der ersten
Phase unternimmt die Firma 1 eine Investition, die versunkene Kosten darstellt. Diese
Investition könnte z.B. in Forschung und Entwicklung, oder aber auch in Marketing
investiert werden. Benannt wird sie mit , und es wird angenommen, dass sich durch
diese Investition die Grenzkosten senken lassen, sodass:
47 - 47 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Gleichung 11
Nehmen wir an, dass die Firmen differenzierte, nicht-substituierbare Güter herstellen und
deswegen über Preise konkurrieren. Der Einfachheit halber soll diese Art des Bertrand-
Wettbewerbs mit lediglich zwei Firmen veranschaulicht werden. Die beiden individuellen
Nachfragefunktionen bestehen aus folgenden Funktionen:
Gleichung 12
Gleichung 13
Wobei für die gesamte Menge gilt:
Gleichung 14
steht für den jeweiligen Preis und für die jeweilige Menge und der Index für Firma 1
bzw. Firma 2. Die Profite der beiden Unternehmen sehen daher so aus:
Gleichung 15
Gleichung 16
Wobei den jeweiligen Kosten der Unternehmen entspricht. Um den maximalen Gewinn
zu ermitteln, muss festgestellt werden inwiefern sich eine Preiserhöhung auswirkt.
Angenommen Firma 1 erhöht den ihren Preis um , so gibt es drei Effekte auf den
Gewinn dieses Unternehmens:
Gleichung 17
Der erste Term ist der Anstieg des Gewinns durch jene Konsumenten, die weiterhin die
Produkte kaufen aber nun natürlich einen höheren Preis dafür zahlen müssen. Der zweite
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Term repräsentiert den Fall der Profite durch die sinkende Nachfrage, also jene
Konsumenten, die nun nicht mehr die Produkte kaufen. Der dritte Term ist die Reduktion
der Grenzkosten ausgelöst durch den Fall der Nachfrage. Um nun den Gewinn zu
maximieren ist nach dem Preis abzuleiten:
Gleichung 18
Dividiert man Gleichung 17 durch , so erhält man:
Gleichung 19
Setzt man nun Gleichung 12 mit der Steigung der Nachfrage von in Gleichung 19 ein
und setzt das Ergebnis gleich null, so ergibt sich für :
Gleichung 20
Die Grenzkosten für Firma 2 sind einfach . Die Grenzkosten für Firma 1 sind hängen
hingegen von ab und sind gegeben durch Gleichung 11. Setzt man dies nun ein
ergeben sich die beiden Reaktionsfunktionen der beiden Firmen:
Gleichung 21
Gleichung 22
Dadurch ergibt sich, dass für >0 die Grenzkosten von Firma 1 kleiner sind als jene von
Firma 2. Dadurch ergibt sich natürlich auch ein kleinerer Gleichgewichtspreis für Firma 1.
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Folgende Grafik zeigt die beiden Reaktionsfunktionen:
Abbildung 9: Strategische Investition bei Preiswettbewerb. Quelle: Church, Ware, 2000:531
Hier wird augenscheinlich, dass prinzipiell eine Preiserhöhung einer Firma eine
Preiserhöhung der anderen Firma zur Folge hat aufgrund der positiven Steigung der
Reaktionsfunktionen. Die beiden Güter sind Substitute in der Nachfrage. Ein höherer Preis
für das eine Gut lässt die Nachfrage für das andere steigen und dadurch steigt auch
dessen Preis. Fundenberg und Tirole geben diesen Gütern, die über Preise konkurrieren
den Namen von strategischen Komplementen.
Investitionen lassen diese Reaktionsfunktion von Firma 1 nach links verschieben, also den
falschen Weg um den Gewinn zu erhöhen. Der Grund dafür ist, dass durch die niedrigeren
Grenzkosten ein Anreiz entsteht den Output zu erhöhen und dadurch die geringere Preise
an die Konsumenten weitergibt. Deswegen hat Firma 1 keinen Anreiz zu investieren, sie
wird unterinvestieren. Gleichzeitig führen Investitionen aber auch zu einer Schädigung des
Konkurrenten. Dieses Gleichgewicht aus strategischen Komplementen und der
50 - 50 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Schädigung des Konkurrenten nennen Fundenberg und Tirole „Puppy Dog“, also Welpe.
(Vgl.: Church, Ware, 2000:529ff)
4.2.1.2 Tough und Soft
Ein weiterer Punkt, den Fundenberg und Tirole modellieren, ist jener ob die Investition in
Kapazitäten der Firma 1 auch negative Auswirkungen auf den Gewinn von Firma 2
haben. Falls gilt:
Gleichung 23
so schädigt Firma 1 durch ihre Investition Firma 2. Anders formuliert, schädigt ein sinken
der Preise, welches durch die Ausweitung der Kapazitäten ermöglicht wird auch dem
Konkurrenten, so macht dies Firma 1 „tough.“ Andererseits, falls gilt, dass
Gleichung 24
so profitiert auch Firma 2 von der Investition von Firma 1. Es macht Firma 1 „soft.“
Fundenberg und Tirole leiten für strategische Komplemente zwei mögliche Szenarien ab
wie sich dieser Wettbewerb gestalten kann:
Strategische KomplementeTough Puppy Dog
Soft Fat CatTabelle 4: Klassifikation für zweistufige Spiele im Falle von strategischen Komplementen. Quelle: Church, Ware, 2000:534
Gibt es einen Wettbewerb über die Preise und sind die Firmen „tough“, so wird Firma 1
unterinvestieren und wird somit zum „Puppy Dog“, zum Welpen. In diesem Fall hoffen
allerdings beide Firmen, dass der Konkurrent nicht investiert und einen Preiskampf
beginnt. Sind hingegen beide Firmen „soft“, so werden beide Firmen hoffen, dass jeweils
der andere zu investieren beginnt, da sie selbst auch davon profitieren, sie wollen eine
dicke Katze sein, eine „Fat Cat.“ Fat Cat ist eine Art von Gefangenendilemma, da es die
dominante Strategie ist nicht zu investieren, aber von einer gemeinsamen Investition in
Kapazitäten würden beide Firmen profitieren. (Vgl.: Church, Ware, 2000:532f)
51 - 51 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
4.2.2 Die Bedeutung für die MusikwirtschaftAus diesen beiden Szenarien lassen sich in erster Linie Schlüsse auf die
Wettbewerbssituation erschließen. Grundlegend lässt sich einmal festhalten, dass es in
der Musikwirtschaft differenzierte Güter gibt, da Tonträger unter Konsumenten nicht
beliebig austauschbar sind. Ein Rock’n’roll Album wird bei einem Konsumenten, der
ausschließlich eine Vorliebe für zeitgenössischen Jazz hat wohl kaum Anklang finden.
Selbst in gewissen Genres ist es schwierig Künstler nach belieben auszutauschen, da es
auch hier gewisse Unterschiede in den individuellen Präferenzen gibt. Da es sich also um
differenzierte Güter handelt wird von einem Preiswettbewerb ausgegangen.
Bei der Investition könnte man durchaus davon ausgehen, dass es sich um das
Verlagswesen, A&R, die Herstellung, das Marketing, oder um den Vertrieb handelt, da die
Kosten dieser Bereiche oft versunkene Kosten darstellen. Gehen wir nun von den beiden
Szenarien „Puppy Dog“ und „Fat Cat“ aus, so muss herausgefunden werden, ob es auch
positive Auswirkungen auf den Gewinn des Konkurrenten gibt in diesen Bereichen eine
Investition zu unternehmen. Im Falle der vier Majors ist die Sache relativ einfach: Alle vier
Majors verfügen über ihre eigenen Abteilungen, die sich mit diesen Aufgaben auseinander
setzen. Jeder der vier Majors hat seinen eigenen Verlag, seine eigene A&R Abteilung, sein
eigenes Presswerk, seinen eigenen Marketingplan und seine eigenen Vertriebskanäle. Die
vier Majors sind also von ihrem Standpunkt aus autonom. Anders verhält sich der Markt
aus der Sicht der Indies, da die Indies oft nicht über das entsprechende Budget verfügen
und deswegen auf die Leistungen der Majors zurückgreifen, die sie aufgebaut haben.
Indies gehen also Kooperationen mit den Majors ein, wodurch auch ein gewisser
Umsatzanteil an die Majors geht. Nimmt beispielsweise ein Indie einen neuen Künstler
unter Vertrag und vereinbart mit einem Major, dass dieser den Vertrieb der Tonträger
übernimmt, so profitiert letztlich auch der Major davon. Wir haben es also in diesem Falle
mit einem „Fat Cat“-Szenario zu tun. Agiert der Indie völlig autonom von den Strukturen
der Majors, so kann es auch keine Erhöhung des Gewinnes des Majors durch den Indie
geben. In diesem Fall gäbe es ein „Puppy Dog“ Szenario.
Auffällig ist nun, dass in beiden Szenarien unterinvestiern die dominante Strategie ist. Es
ist also aus der Sicht der Majors durchaus rational sich wie eine „Fat Cat“ zu verhalten,
wenn es Verträge mit Indies gibt, die sich beispielsweise auf A&R und Marketing
konzentrieren. In diesen Bereichen kann der Major unterinvestieren und überlässt das
52 - 52 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Risiko den Indies. Geschichtlich betrachtet waren die Indies auch immer Initiatoren von
neuen Künstlern und neuen Trends, allerdings profitierten davon meist auch die Majors.
(Vgl.: Tschmuck, 2003:309f)
4.3 Werbung4.3.1 Werbung als versunkene KostenDass Werbung eine Markteintrittsbarriere sein kann ist wohl bereits so alt wie die
Industrieökonomie selbst. Bain (1956) argumentierte, dass es bereits damals nötig war
Werbungskosten auf sich zu nehmen um die Konsumenten auf das Produkt aufmerksam
zu machen und in den Markt einzutreten. John Sutton (1991) entwickelte diese Idee weiter,
indem er feststellte, dass Werbungskosten auch als strategisches Instrument eingesetzt
werden können um Markteintrittsbarrieren zu errichten. Er zeigt weiters, dass es dadurch
bei geschickten Einsatz der teilnehmenden Firmen zu einer Zentralisierung des Marktes
kommen kann. Obwohl das Modell an sich sehr formal ist, ist das zentrale Ergebnis leicht
nachzuvollziehen. Angenommen Unternehmen in einem Markt spielen ein dreistufiges
Spiel. In der ersten Phase entscheiden sie sich, ob sie in den Markt eintreten wollen oder
nicht, wobei fixe Kosten entstehen im Falle eines Eintritts. In der zweiten Phase
bestimmen die Firmen ein gewisses Level an versunkenen Werbungskosten, wodurch die
wahrnehmbare Qualität des Produkts für die Konsumenten, und dadurch ihre
Zahlungsbereitschaft bestimmt wird. Dadurch kann es dazu kommen, dass es mehrere
Gleichgewichte gibt: Etwa ein Hochpreisgleichgewicht mit einem hochqualitativen, teuren
und stark beworbenen Produkt, oder einem qualitativ schlechteren, billigeren kaum
beworbenen Produkt.
Natürlich verursachen diese Variationen in der Qualitätserzeugung auch Kosten. Wenn
man davon ausgeht, dass Werbung nur zu den fixen Kosten zählt, und dass die
wahrgenommene Qualität durch die Konsumenten durch die Werbung bestimmt wird, so
ergibt sich folgende Form der fixen Kosten:
Gleichung 25
wobei der gesamten Höhe der Fixkosten entspricht, die wahrgenommene Qualität
widerspiegelt, und eine ansteigende Funktion ist.
53 - 53 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
In der letzen Phase des Spiels bestimmen die Firmen Preis und Menge in Relation zu den
Werbungskosten. Obwohl an dieser Stelle nicht die gesamte Gleichgewichtsfindung
besprochen wird, ist das Ergebnis doch recht intuitiv und wichtig. Zum einen gibt es immer
symmetrische Gleichgewichte, in erster Linie jene, in welchen die Firmen die selben
Entscheidungen bezüglich Werbungskosten, Qualität, Preis und Menge setzen. Wenn die
Variable die gesamten Ausgaben für Werbung für die variierenden Qualitätsgüter
bestimmt, so zahlt sich eine nur geringe Investition nicht aus. Es ist hierbei also effizienter
gänzlich auf Werbung zu verzichten. Dadurch ergibt sich eine negative Korrelation
zwischen und der Anzahl der teilnehmenden Firmen im stark beworbenen,
hochqualitativen Sektor des Marktes. Bei einem bestimmten Niveau von beginnen die
Firmen stark in Werbung zu investieren, sodass das gleichgewichtige Niveau der
Werbungskosten stark ansteigt, wobei überraschenderweise die Anzahl an Firmen ab
einem gewissen Niveau gleich bleibt. Dadurch ergibt sich eine Situation, in welcher
die Firmen in diesem Segment nicht nur die Nachfrage nach ihren eigenen Gütern
verstärken können, sie schaffen gleichzeitig auch noch eine Eintrittsbarriere, sodass ihnen
die Produzentenrente erhalten bleibt. Die folgende Abbildung illustriert dies.
54 - 54 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Abbildung 10: Marktkonzentration bei zunehmender Werbungsintensität. Quelle: Church, Ware, 2000:566
In diesem Fall gibt es eine Grenze der Konzentration unter welche der Markt niemals fällt.
Sutton hat diese Grenzen in verschiedenen Branchen, in welchen Werbung eine große
Rolle spielt dokumentiert. (Vgl.: Church, Ware, 2000:564f)
4.3.2 Webung als strategische MarkteintrittsbarriereWerbungsmaßnahmen können also, wie eben beschrieben, nicht nur zur Erhöhung der
Nachfrage des eigenen Produkts, sondern auch als Markteintrittsbarriere für neue
Unternehmen verwendet werden. Wenn man nun zu den zweistufigen Oligopolspiel, das
bereits in diesem Kapitel (s. Kapitel 4.2.1) behandelt wurde, zurückkehrt, so eröffnet dies
noch zusätzliche Einblicke wie Werbung als strategische Barriere eintreten kann.
In diesem Modell beeinflusst Werbung die Nachfrage, und zwar sowohl jene der Firma die
wirbt, als auch jene der Konkurrenten. Angenommen zwei Firmen produzieren
strategische Komplemente nach folgendem Nachfragesystem:
55 - 55 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Gleichung 26
Gleichung 27
A entspricht hier den Ausgaben für Werbung von Firma 1, wobei angenommen wird dass
es sich um versunkene Kosten handelt bevor das Unternehmen in den Markt eintritt. Der
daraus resultierende Effekt ist, dass sich dadurch die beiden inversen Nachfragekurven
verschieben. Weiters wird angenommen, dass es sich hierbei um „kompetitive“ Werbung
handelt, wo dem Konkurrenten zum eigenen Vorteil Marktanteile abspenstig gemacht
werden. Die Gewinnfunktion von Firma 1 sieht daher so aus:
Gleichung 28
Der Effekt der Werbung am Gewinn sieht daher so aus:
Gleichung 29
Der erste Term ist hier gleich null, da erst in der zweiten Stufe optimal gewählt wird.
Ausmultipliziert bleibt daher:
Gleichung 30
Der erste Term beschreibt die Verschiebung der Nachfragefunktion von Firma 1 nach
außen, also die Nachfragesteigerung durch die Werbung. Der zweite Term entspricht der
Einschränkung der Nachfrage für den Konkurrenten, also die Marktanteile, die an Firma 1
abgetreten werden.
Der einfachste Weg herauszufinden, welche Konsequenzen diese beiden Effekte nach
sich ziehen ist wohl der Blick auf die Reaktionsfunktionen
56 - 56 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Abbildung 11: Direkter und indirekter Effekt von Werbung. Quelle: Church, Ware, 2000:569
Der erste Effekt ist jener, der die Reaktionsfunktion von Firma 1 nach außen verschiebt.
Der zweite Effekt verschiebt nun aber noch zusätzlich die Reaktionsfunktion des
Konkurrenten nach unten. Insgesamt wird der Preis von Firma 1 erhöht, bei gleichzeitiger
Senkung des Preises des Konkurrenten.
Es ergeben sich also zwei positive Effekte bei einer Erhöhung der Ausgaben für
kompetitive Werbung, bei kooperativer Wirkung der Werbung würde der zweite Effekt
gegenteilig ausfallen. Schafft es beispielsweise Firma 1 seine Werbungsausgaben weit
genug zu erhöhen, so können Konkurrenten aus dem Markt gedrängt werden und der
Eintritt für neue Unternehmen wird unmöglich. (Vgl.: Church, Ware, 2000:567f)
4.3.3 Die Bedeutung für die MusikwirtschaftIn diesem Abschnitt wurde über die Ausgaben für Werbung diskutiert. Für die Umlegung
dieser Modelle auf die Musikindustrie soll aber nicht bloß von Werbung, sondern prinzipiell
von Marketingkosten ausgegangen werden, da in der Musikwirtschaft das gesamte
Marketingkonzept von großer Bedeutung ist und nicht nur die Werbung als Teil dieses
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Konzepts. Dies ist auch insofern zulässig, da die Kosten für Marketing im Majorbereich als
konstant hoch einzuordnen sind, und somit auch der These, dass sie zu Fixkosten zählen
gerecht wird.
Der Unterschied in der Musikwirtschaft im Bereich des Marketing ist nun also die
unterschiedliche Kapitalausstattung, was sich auch im Bereich des Marketing äußert. Eine
geringe Investition in einen Künstler in diesem Bereich rentiert sich daher nicht, sondern
nur ein hohes Budget für Marketingmaßnahem, sodass aus dem Künstler ein Superstar
wird, und das Tonträgerunternehmen im hochqualitativen, hochbeworbenen Sektor des
Marktes wirtschaften kann. Da es den Indies hier am Kapital fehlt, bleibt ihnen zum
Großteil nur im anderen, niedrig qualitativen Gleichgewicht zu arbeiten. Den Majors kommt
also der große Vorteil zu, dass sie durch ihre kapitalintensive Marketingstrategie nicht nur
die Nachfrage steigern, sondern auch eine Markteintrittsbarriere begründen. Sie erhöhen
damit die Produzentenrente in diesem hochqualitativen Gleichgewicht und sichern sie
damit auch noch gegen aufstrebende Indies ab. Dadurch wird es ihnen auch ermöglicht
längerfristig von stabilen Verhältnissen auszugehen, da die Produzentenrente nicht in
Gefahr ist und daher auch wieder derartig hohe Marketingbudgets ermöglicht werden.
4.4 Forschung und Entwicklung4.4.1 Einführung Der technologische Wandel ist einer der wichtigsten Antriebskräfte für der wirtschaftliches
Wachstum wie Ökonomen, allen voran Nobelpreisträger Robert Solow, gezeigt haben. Es
stellt sich daher die Frage bei welcher Konstellation Unternehmen eher dazu geneigt sind
Kapital in Forschung und Entwicklung zu investieren, und welche Gegebenheiten der
Forschungsfreudigkeit entgegenwirken. Der Ökonom Joseph Alois Schumpeter
bezeichnete das marktwirtschaftliche System als Prozess der „schöpferischen
Zerstörung“, da durch Forschung und Entwicklung neue wirtschaftliche Zweige entstehen
können, die die alten ersetzen und somit zerstören. Außerdem war er der Ansicht, dass
das Streben der Forschung aus einer Intuition heraus kommt, in welcher der Unternehmer
damit spekuliert Gewinne eines Monopolisten zu verzeichnen können, falls die Forschung
erfolgreich ist. (Vgl.: Schumpeter, 2002: 405-437)
In diesem Abschnitt wird zuerst diskutiert, inwiefern es prinzipiell für ein Unternehmen
ratsam ist in Forschung und Entwicklung zu investieren, und welche Marktkonstellation
Investitionen in Forschung und Entwicklung fördern, und welche nicht. Im Anschluss wird
58 - 58 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
der Markt der Forschung und Entwicklung an sich untersucht, und inwieweit Unternehmen
bereit sind Kapital in Forschung und Entwicklung zu investieren. Zum Abschluss wird noch
der Handel mit bereits getätigten Innovationen erörtert.
4.4.2 Marktstruktur und Anreiz für Forschung und EntwicklungDie fundamentale Arbeit des Zusammenhangs von Marktstruktur und dem Anreiz in
Forschung und Entwicklung zu investieren wurde von Arrow (1962) veröffentlicht. Die
prinzipielle Frage, die sich hier stellte war, ob ein Monopolist als Extremfall für einen
zentralisierten Wettbewerb einen höheren Anreiz als ein Unternehmen in dem anderen
Extrem der vollkommenen Konkurrenz.
Auch hier ist eine komplette Analyse des Modells aber nicht notwendig, da die Ergebnisse
wieder recht intuitiv sind. Arrow geht in seinem Modell davon aus, dass das Ziel der
Forschung ein Patent ist, dessen Rechte nur die forschende Firma hat. In unserem Fall
gehen wir aber von einer Situation aus, in welcher ein Copyright (Urheberrecht) auf die
erforschte Innovation vom erforschenden Unternehmen ausgeht, welches klar definiert,
(rechtlich) durchsetzbar ist, und ausschließlich gilt. Dadurch ergibt sich, dass es hier für
jeden Wirtschaftszweig nur eine erfolgreiche Firma geben kann, da das Unternehmen
verständlicherweise seine Konkurrenten von diesem Copyright ausschließt. Gleichzeitig ist
dieses Copyright der Garant für eine Monopolstellung in diesem Forschungszweig, da die
Information des Copyrights nur vom Inhaber verwertet werden darf und eine Nachahmung
rechtlich nicht zulässig wäre.
Arrow geht des weiteren davon aus, dass sich durch eine Innovation ein Rückgang der
Grenzkosten ergibt. In diesem Fall wird davon ausgegangen, dass das Copyright eine
konstante Nachfrageerhöhung nach sich zieht.
Dadurch ergibt sich für ein Unternehmen unter vollkommener Konkurrenz folgendes Bild:
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Abbildung 12: Zusätzliche Produzentenrente bei vollkommener Konkurrenz. Quelle: Eigene Darstellung
Dabei ist auffällig, dass der gesamte Erlös, der durch die Innovation einhergeht dem
Produzenten zugute kommt. Wichtig ist hierbei, dass eben nur das eine Unternehmen,
welches die Innovation erforscht hat davon profitiert. Würde der gesamte Markt davon
profitieren, so würde diese Rente auf die Konsumenten umgewälzt werden. Der
Unternehmer „profitiert“ also hierbei von der Konkurrenz in seinem Markt.
Im Falle eines Monopolisten, welcher durch Forschung und Entwicklung eine Innovation
herbeiführt ergibt sich folgendes Bild:
60 - 60 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Abbildung 13: Zusätzliche Produzentenrente im Falle des Monopols. Quelle: Eigene Darstellung
Die hellgraue Fläche kennzeichnet hier die Produzentenrente des Monopolisten bevor er
die Innovation tätigt. Die Produzentenrente nach Vollendung der Innovation entspricht der
hellgrauen und der dunkelgrauen Fläche, wobei die dunkelgraue Fläche der zusätzlichen
Produzentenrente entspricht, die der Monopolist hierbei gewinnt.
Die Vergrößerung der gesamten Rente ist hier kleiner als bei der selben Innovation bei
vollkommener Konkurrenz. Dies ergibt sich durch die ineffiziente Ausschöpfung der
Renten unter Monopolbedingungen. Daraus resultiert, dass auch die zusätzliche
Produzentenrente nur ein Bruchteil von jenem Teil sein kann, welcher bei vollkommener
Konkurrenz erwirtschaftet wird.
Das Fazit aus diesem Vergleich ist relativ einfach: Der Unternehmer kann bei einer
Konkurrenzsituation mit einer deutlich höheren zusätzlichen Produzentenrente rechnen,
als dies bei einem Monopolisten der Fall ist. Der Grund dafür ist, dass der Monopolist
bereits Monopolrenten erhält, sodass der Zugewinn deutlich niedriger wäre als im Falle
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
eines Unternehmers in Konkurrenz. Der Monopolist würde nur ein Monopol gegen ein
lukrativeres Monopol tauschen, während die Firma unter Konkurrenz gleich mit dem
lukrativen Monopol tauscht.
4.4.3 Der Markt für Forschung und EntwicklungIm vorherigen Abschnitt wurde gezeigt, ob Firmen aufgrund ihrer Konkurrenz dazu geneigt
sind in Forschung und Entwicklung zu investieren. Nun soll geklärt werden wie sich Firmen
aber tatsächlich verhalten im Konkurrenzkampf um Innovationen.
Diese Situation beschreibt nun das Verhalten von zwei Firmen, die in Konkurrenz zu
einander stehen um eine Innovation zu erforschen. Weiters stehen sie sich auch als
Konkurrenten im selben Markt gegenüber. In dieser Darstellung beschränkt sich die
Konkurrenzsituation der Einfachheit halber nur auf einen Wettbewerb um ein Copyright.
Daraus ergibt sich wieder, dass diese Innovation nur von einer Firma gewinnbringend
vermarktet werden kann, während die andere trotz ihres Bestrebens leer ausgeht.
In diesem Modell gibt es zwei Bewerber um diese Innovation: Ein größeres Unternehmen
, welches konstant Gewinne bilanziert, und ein zweites, kleines Unternehmen , welches
wirtschaftet mit einem Gewinn von
Gleichung 31
Beide Firmen arbeiten mit Kosten von in ihrem Markt und versuchen die Innovation mit
der Kostenstruktur von erwerben.
Die kleine Firma kann keine Gewinne verzeichnen, sodass diese Innovation, ähnlich wie
im vorherigen Abschnitt, eine Aussicht auf Monopolrenten in bezug auf diese Innovation in
Aussicht stellt. Wenn dieses Unternehmen nicht die Innovation erforscht, so wird es
weiterhin ohne Gewinn wirtschaften müssen, deswegen wird es den gesamten erwarteten
Gewinn im vorhinein investieren. Die Investitionen der kleinen Firma belaufen sich also auf
Der Gewinn der großen Firma beläuft sich auf . Wenn man davon ausgeht, dass dem
großen Unternehmen die Investitionshöhe von der kleinen Firma bekannt ist, so
muss gelten um die Innovation zu tätigen:
62 - 62 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Gleichung 32
Wobei der Gewinn der großen Firma nach Vollendung der Innovation ist. Anders
formuliert ergibt dies:
Gleichung 33
Dies erscheint als Bedingung für die große Firma dieses Projekt der Forschung und
Entwicklung zu investieren. Nur wenn der erwartete Gewinn nach Erforschung der
Innovation größer ist als der jetzige Gewinn und dem Aufwand, der für Forschung und
Entwicklung mindestens notwendig ist, so ist dieses Projekt für das große Unternehmen
lukrativ. Auffällig ist hierbei, dass wenn die Gewinne der beiden Firmen nach erfolgreicher
Forschung gleich groß sind, also gilt:
,
Gleichung 34
dass dann die Bedingung in Gleichung 33 keinesfalls erfüllt sein kann und die kleine Firma
von der Innovation profitieren wird. Die Bedingung muss also dahingehend erfüllt sein,
sodass die große Firma aufgrund ihrer Infrastruktur die Innovation gewinnbringender
vermarkten kann als die kleine Firma. In diesem Sinne muss für die große Firma auch
gelten, dass sie zu steigenden Skalenerträgen wirtschaften kann, welche jene
Skalenerträge der kleinen Firma übersteigen. Falls dies ebenfalls erfüllt ist, so stellt sich
noch ein nachfrageseitiges Problem, und zwar ob die Nachfrage groß genug ist, um soweit
Umsätze zu erwirtschaften, dass diese steigenden Skalenerträge auch genutzt werden, da
sonst der Vorteil des großen Unternehmens gegenüber dem kleinen Unternehmen nicht
vorhanden wäre.
Zusammengefasst enthält die Bedingung, dass die große Firma in Forschung und
Entwicklung investiert folgende Implikationen:
- Das investierte Kapital in Forschung und Entwicklung der großen Firma muss
größer sein als jenes der kleinen Firma
- Der Gewinn vor der Investition der großen Firma muss größer sein als jener der
kleinen Firma
- Die Skalenerträge der großen Firma muss jene der kleinen Firma übersteigen
63 - 63 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
- Die Nachfrage nach der Innovation muss groß genug sein um den Vorteil der
steigenden Skalenerträge auszuschöpfen
4.4.4 Der Verkauf von InnovationenIn den Annahmen der vorhergehenden Modellen wurde immer davon ausgegangen, dass
eine Innovation einen rechtlichen Schutz genießt und zum einen nicht nachgeahmt werden
darf, und zum anderen nur von einer Firma zu einem bestimmten Zeitpunkt implementiert
werden kann, wodurch eine Mehrfachnutzung mehrerer Unternehmer unmöglich wird. Es
ist allerdings durchaus möglich, dass die Innovation an ein anderes Unternehmen
weiterverkauft wird, sodass jenes Unternehmen in den Vorzug der Innovation kommt. Als
Vorraussetzung, dass dies passiert muss allerdings gelten, dass der Verkaufserlös den
Gewinn übersteigt, der durch die Innovation erwirtschaftet wird. Ansonsten wäre es aus
Sicht des „Innovators“ nicht rational seine Innovation zu verkaufen. Es muss also gelten:
Gleichung 35
Wobei dem Gewinn das Innovators entspricht und der zu bezahlende Preis für die
Innovation darstellt.
Aus der Sicht des Käufers hingegen gilt gegenteiliges. Hier muss der zu erwartende
Gewinn den Preis übersteigen, also:
Gleichung 36
Wobei der erwatete Gewinn des Käufers ist. Schlussendlich ergibt sich daraus für den
Preis:
Gleichung 37
Der Preis muss also zwischen dem jetzigen Gewinn des Innovators und dem potentiellen
Käufers liegen. Weiters muss der erwartete Gewinn des Käufers jenen des Innovators
übersteigen.
Geht man nun weiter davon aus, dass diese beiden Unternehmen im gleichen Markt tätig
werden, so verhilft der Innovator seinem Konkurrenten zu einem wettbewerblichen Vorteil.
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Um diesen Nachteil zu kompensieren, der durch den Verkauf der Innovation an einen
Konkurrenten entsteht, muss der Preis folgende Höhe erreichen:
Gleichung 38
Wobei die erwartete Veränderung des Gewinns durch Verkauf der Innovation darstellt.
Betrachtet man die Reaktionsfunktionen dieser beiden Unternehmen in einem
Preiswettbewerb ergibt sich folgendes Bild:
Abbildung 14: Reaktionsfunktionen beim Verkauf einer Innovation bei konkurrierenden Unternehmen. Quelle: Eigene Darstellung
Durch den Kauf der Innovation verschiebt sich die Reaktionsfunktion des Käufers nach
rechts, da dieser sich nun einer erhöhten Nachfrage gegenübersieht. Gleichzeitig
verschiebt sich allerdings auch die Reaktionsfunktion des Innovators nach unten, da ihm
nun jene Erlöse der Innovation abhanden kommen. Auffällig ist hierbei, dass sich diese
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
beiden Unternehmen im selben Markt befinden und sich durch die Transaktion der
Innovation auch gegenseitig schädigen im Gegensatz zu Kapitel 4.4.3.
Ähnlich wie im vorherigen Abschnitt muss der Käufer der Innovation die Infrastruktur
besitzen, um aus der Innovation mehr Kapital schlagen zu können als der Innovator. Hier
kommt allerdings noch hinzu, dass bestimmte Innovationen auch nach der Vollendung
lukrativ weiterverkauft werden können, selbst an einen Konkurrenten. Der Unterschied
zwischen dem nachträglichen Kauf der Innovation und der Selbstentwicklung ebendieser
hängt in der Praxis auch stark von der Information über diese Innovation ab. So hat in
diesem Modell der Käufer mehr Information über die Innovation und deren Erlösstruktur als
die Firmen im Modell 4.4.3.
4.4.5 Die Bedeutung für die MusikwirtschaftDer Bereich der Forschung und Entwicklung ist bei Tonträgerunternehmen am Besten mit
dem Bereich des A&R zu vergleichen. Dies ist insofern zulässig, als dass es für ein
Tonträgerunternehmen nicht ausreicht einfach nur einen talentierten Künstler zu finden,
sondern ihm auch durch die Tonträgerfirma mittelfristig eine Plattform zu ermöglichen auf
welcher sich der Künstler weiterentwickeln kann. Außerdem ist Innovationswettbewerb mit
Hilfe von Neuerscheinungen ein wesentliches Charakteristikum in der Musikwirtschaft.
(Vgl.: Kulle, 1999:167)
In diesem Modell der Forschung und Entwicklung wird von einem Wettbewerb von
Copyrights/Urheberrechten ausgegangen. In der Musikwirtschaft ist dies durchaus
geläufig, da sich das Tonträgerunternehmen die exklusiven Rechte an den Werken von
Künstlern aneignet und somit die Konkurrenten davon ausschließt. Die Monopolstellung
bei der Verpflichtung eines Künstlers ergibt sich aus der komplexen Substituierbarkeit
eines Künstlers mit einem anderen, allerdings sind Nachahmungen auch hier keine
Seltenheit. Durch den Vertragsabschluss wird sich eine Nachfrage nach dessen
Tonträgern erwartet, was wiederum eine Steigerung der Gesamtnachfrage nach
Tonträgern des Unternehmens nach sich zieht.
Nach diesem Modell haben Firmen, die keinen Gewinn bilanzieren einen größeren Anreiz
in Forschung und Entwicklung zu investieren als Monopolisten, da die zusätzliche Rente
bei Monopolisten größer ist. In der Musikwirtschaft gibt es zwar keinen Monopolisten, aber
doch einen zentralisierten Markt mit vier Oligopolisten und einer großen Menge an kleinen
Unternehmen deren Gewinn deutlich kleiner ist als jene der vier Marktführer. Dadurch ist
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
es auch erklärbar, dass Indies ständig auf der Suche nach Künstlern sind, da die Aussicht
auf eine Gewinnsteigerung deutlich höher ist als bei den Majors. Aus der Sicht der Majors
macht eigenes A&R nur dann Sinn:
- Wenn das notwendige Kapital, welches in A&R fließt, höher ist als dies von Indies
tragbar wäre,
- Wenn der Künstler bei entsprechend gegebener Nachfrage durch steigende
Skalenerträge lukrativer verwertbar wäre als bei Indies.
Der erste Punkt ist im Bereich der U-Musik kaum der Fall. Der zweite Punkt ist hingegen
schon wahrscheinlicher. Daraus erklärt sich eine A&R Politik der Majors, die nur auf den
Massenmarkt ausgerichtet ist. Musikalische Nischenbereiche werden daher nicht
bearbeitet. Indies haben daher in diesen Nischenbereichen nicht nur keine Konkurrenz
durch die Majors, sondern können aufgrund ihrer niedrigen Kostenstruktur dies auch
lukrativer verkaufen. Im Gegensatz zu den Majors sind sie nicht gezwungen hohe
Fixkosten decken zu müssen, sodass sich bei kleineren Verkaufszahlen die
Organisationsform der Indies als effizienter erweist.
Sollte allerdings ein Künstler im Indiebereich hohe Umsätze erzielen, so kann es wiederum
lukrativ sein, sowohl für den Major als auch den Indie, diesen Künstler vom Indie an den
Major zu lizenzieren. In diesen Fall reagiert der Major erst nach Etablierung des Künstlers,
sodass er dabei auch über vielfältige Informationen bezüglich des Künstlers verfügt.
Außerdem wird dadurch verhindert, dass Indies organisatorisch wachsen, wodurch sich
ein langfristiger Konkurrenzvorteil für die Majors ergibt.
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
5 EMPIRISCHE ERGEBNISSE
5.1 Instrumente zur Messung der Marktkonzentration5.1.1 Der Herfindahl-Hirschman IndexAls empirische Untersuchung wird nun die Marktkonzentration beleuchtet. Jenes Gebiet
gilt auch als bedeutendes Kriterium für die Marktstruktur. Im Zentrum der Messung stehen
dabei die Marktanteile von Unternehmen eines Marktes innerhalb eines gewissen
Zeitraumes. Diese Marktanteile werden dabei standardmäßig berechnet als Anteil des
Umsatzes des Unternehmens an dem absoluten Umsatz des Marktes , woraus sich
für den Markteil des Unternehmens ergibt:
Gleichung 39
wobei der gesuchte Marktanteil ist.
Als Ausgangspunkt muss hier auch der relevante Markt eingegrenzt werden, da
beispielsweise Güter, welche als Substitute bewertet werden können, in die Betrachtung
(sowohl angebots- als auch nachfrageseitig) mit einbezogen werden müssen. (Knieps,
2005:50f) Als ein Messinstrument soll der Herfindahl-Hirschman Index (HHI)
herangezogen werden. Die Berechnung des HHI erfolgt folgendermaßen:
Gleichung 40
wobei der Anzahl der Unternehmen im Markt entspricht. Für die Ergebnisse des HHI gilt:
Gleichung 41
Die Anzahl der Unternehmen, ihre Marktanteile, sowie gleichmäßige oder ungleichmäßige
Verteilung ebendieser stehen hierbei im Vordergrund. Für den Extremfall des Monopols
ergibt sich ein Wert von 1, während bei dem anderen Extrem einer vollkommenen
Konkurrenzsituation der HHI gegen 0 geht. Weiters fördert eine ungleichmäßige Verteilung
der Marktanteile die Höhe des HHI. (Vgl.: Schmidt, 2005:138) In dieser Hinsicht wird den
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Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
dominierenden Unternehmen mehr Gewicht zuerkannt als den kleinen, relativ
unbedeutenden Firmen.
5.1.2 Concentraion ratio (CR)Hierbei dienen wieder die Marktanteile als Grundlage zur Messung, wobei die Berechnung
dieser Marktanteile analog zu Kapitel 5.1.1 erfolgt. Bei der Messung wird üblicherweise
zwischen einem Einzelmachtkonzept, wo lediglich der Marktanteil des Marktführers
des Marktführers betrachtet wird, und einem Gruppenmachtkonzept unterschieden, wo die
Summe der Marktanteile der Kerngruppe , wobei der Anzahl der marktführenden
Unternehmen entspricht, berechnet wird. Dabei sind Konzentrationsraten von und
(USA und EG) die am häufigsten anzufindenden Spezifikationen. Weiters wird hierbei die
Konzentrationsverteilung der Marktführer auch noch in einer Konzentrationskurve
dargestellt. (Vgl.: Schmidt, 2005:139)
5.2 AuswertungDie hier verwendeten Daten stammen von der IFPI (Vgl.: ebd., 2006:5), dem Verband der
österreichischen Musikwirtschaft, und beziehen sich auf das Jahr 2005. Die Umsätze der
IFPI-Mitgliedsfirmen repräsentieren allerdings nur ca. 90% des österreichischen
Musikmarktes. Da beim HHI den größeren Unternehmen auch größeres Gewicht
beigemessen wird als den kleineren Firmen, sollte dieser Umstand der Unvollständigkeit
das Ergebnis nur marginal verändern. Bei der Analyse des Concentration ratio werden
ohnehin nur die Marktführer betrachtet, sodass hier selbiges gilt.
Der HHI ergibt für den österreichischen Markt einen Wert von:
Gleichung 42
Dieser Wert von ca. 23,6% für den österreichischen Tonträgermarkt überschreitet die
kritischen Konzentrationsgrade des HHI von 10% und 18% deutlich. Durch dieses klare
überschreiten dieser Grenzen kann ohne Zweifel von einem stark zentralisierten Markt
gesprochen werden, wo jede Fusion der großen Marktteilnehmer von der
Wettbewerbsbehörde angefochten werden würde. (Vgl.: Scherer, Ross, 1990:185)
Die Betrachtung des Concentration ratio wird naheliegenderweise für die vier größten
Unternehmen, also die Majors, durchgeführt. Das Ergebnis ist folgendes:
69 - 69 -
Das industrieökonomische Verhältnis von Majors und Indies in der Musikindustrie am Beispiel der U-Musik in Österreich
Gleichung 43
Dies bedeutet, dass 87,2% der Umsätze in der Tonträgerindustrie in Österreich von Majors
erzielt werden. Als kritischen Konzentrationsgrad spezifiziert hier Schmidt (Vgl.: ebd.,
2005:140) einen Wert von 50% bei vier Unternehmen. Auch diese Analyse verstärkt die
obige These, dass in diesem Markt „die Gefahr besteht, dass das Verhältnis nicht mehr
kompetitiv ist und daher die Marktergebnisse nicht länger wettbewerbsgerecht sind.“
(Schmidt, 2005:140)
Veranschaulicht man die Konzentrationsraten mit Hilfe der Konzentrationskurve, so ergibt
sich folgendes:
Abbildung 15: Konzentrationskurve der Majors in Österreich. Quelle: IFPI, 2006:5 und eigene Berechnungen
Die Kurve zeigt, welchen Anteil der Umsatz am österreichischen Markt die vier Majors
hat, bzw. auf wie viele der größten Unternehmungen die Anteile am Gesamtumsatz
entfallen. Die Steigung der Kurve ist ein Indikator für die Verteilung der Umsätze unter den
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Firmen, also je steiler die Steigung, umso asymmetrischer sind die Umsätze verteilt. (Vgl.:
Schmidt, 2005:139) Auch hier ist zu bemerken, dass die Kurve einen starken Anstieg im
Beginn zeigt, was auf die Dominanz der beiden größten Majors, Universal Music und Sony
BMG, gegenüber den anderen beiden zurückzuführen ist.
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6 FAZITIn diesem abschließenden Kapitel wird versucht ein Fazit zu ziehen. Zu Beginn steht eine
Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Arbeit in bezug auf die Wertschöpfungskette in
der Musikindustrie. Den Abschluss bildet ein Ausblick, in welchem die Veränderung des
Internets auf die Musikindustrie als mögliches weiterführendes Forschungsthema kurz
skizziert wird.
6.1 Zusammenfassung der Ergebnisse6.1.1 AllgemeinesDie Majors sind als weltweit operierende Unternehmen tätig und haben ihre Strukturen
einer weiten Wertschöpfungskette vom Verlag bis teilweise hin zum Einzelhandel. In
Österreich sind die Strukturen der Majors allerdings weniger stark vertreten. Gerade
einmal Unversal Music Austria kann hierbei als „vollwertiger“ Major gesehen werden, der
national auch Akzente in der Musiklandschaft setzt. Sony BMG bedient Österreich mehr
aus dem benachbarten Deutschland, und EMI sowie Warner Music beschränken großteils
sich auf die Vermarktung des internationalen Repertoires in der Alpenrepublik. Unter
diesen Vorraussetzungen sollte man eigentlich annehmen können, dass Österreich ein
sehr fruchtbarer Boden für Indies sein müsste, da die Konkurrenz der großen Majors fehlt.
Die Realität sieht allerdings anders aus. Die Majors generieren 87,2% des
Gesamtumsatzes mit Tonträgern für sich. Ferner ist ihr Einfluss derartig groß, dass aus
wettbewerbspolitischer Sicht der Wettbewerb auf ein Minimum reduziert wird, bzw. gar
nicht mehr vorhanden scheint. So findet beispielsweise kein Preiswettbewerb statt,
sondern eine Preispolitik, die unisono von allen Majors in den drei Preiskategorien
angewendet wird.
Wenn nun der wirtschaftliche Erfolg, trotz der mäßigen Präsenz der Majors, vorhanden ist,
so müssen die Strukturen der Wertschöpfungskette eben jenen Erfolg sicherstellen und
gleichzeitig dafür sorgen, dass dieser Erfolg auch längerfristig anhält z.B. durch
Minimierung der Konkurrenz durch die Indies.
6.1.2 Die Situation im VerlagswesenDer Verlag ist in erster Linie damit beschäftigt die angeeigneten Rechte zu verwerten. Falls
ein Künstler mit einem Major einen Vertrag abschließt, so ist ein Verlagsvertrag meist
inbegriffen, bzw. liegt ein Vertrag mit einem renommierten Verlag bereits vor. Falls ein
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Künstler einen Vertrag bei einem Indie unterzeichnet, so ist es durchaus möglich, dass die
übertragenen Urheberrechte bei einem Verlag eines Majors liegen. In diesem Falle geht
ein Teil des Umsatzes an den Major, welcher dadurch mitverdient. Außerdem erlangt der
Major einige Informationen über die Performance des Künstlers. Diese Art der Kooperation
ist in Österreich allerdings selten.
6.1.3 Die Situation in A&RIm Bereich des A&R ist es das primäre Ziel neue Künstler für das Tonträgerunternehmen
zu gewinnen. Das Problem hierbei ist abzuschätzen wie sich die Tonträger des Künstlers
verkaufen werden. Ein Beispiel soll zeigen wie die Entwicklung eines Künstlers aussehen
könnte.
Zu Beginn ist der Künstler so gut wie unbekannt. Ein Vertrag mit einem Major ist
aussichtslos, da die Majors keine Informationen über den Künstler haben. Der Künstler
kann sich allerdings mit einem Indie auf einen Vertrag einigen, da dieser Indie auf der
einen Seite nicht von hohen Absatzzahlen seiner Künstler ausgehen muss um die Kosten
zu decken, und da auf der anderen Seite der Indie eher gewillt ist in A&R zu investieren,
da der Anreiz zusätzlicher Einkünfte größer ist als bei einem Major. Der Indie investiert
anfangs zaghaft in den Künstler, da auch er noch nicht dessen kommerzielles Potential
einschätzen kann. Nach den ersten Erfolgen und Tonträgerverkäufen entschließt sich der
Indie schließlich mehr Kapital zu investieren und baut den Namen des Künstlers zu einer
Art Marke auf. Nach einer Reihe weiterer wirtschaftlicher Erfolge für den Künstler erhält er
ein Abwerbeangebot eines Majors. Der Major gibt vor mehr Kapital in die Entwicklung des
Künstlers investieren zu können und gleichzeitig auch einen höheren Gewinn mit dem
Künstler erwirtschaften zu können aufgrund von steigenden Skalenerträgen. Nach
Einwilligung des Künstlers lizenziert der Major den Künstler und bezahlt dem Indie einen
Preis, der höher ist als der erwartete Gewinn den der Indie noch mit dem Künstler gemacht
hätte.
An diesem Beispiel, welches viele typische Aspekte der Musikwirtschaft widerspiegelt,
zeigen sich verschiedene Auswirkungen aufgrund verschiedener Organisationsstrukturen
bzw. Organisationsgrößen. Aus Sicht der Majors ist es praktisch unmöglich neue Talente
von Anfang an zu betreuen, da sie anfangs zu wenig Umsätze für einen Major
erwirtschaften können. Majors halten daher Ausschau nach Acts bei welchen derartige
Verkäufe von Tonträgern möglich sind, woraus sich die Philosophie ergibt etablierte
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Künstler, die kommerziell verwertbare Musik produzieren, und sich bereits einen Namen in
der Szene gemacht haben zu suchen. Nur in diesem Fall kann die Organisationsform der
Majors zum einen die hohen Kosten decken, und zum anderen den Größenvorteil durch
steigende Skalenerträge nutzen.
Für die Indies gilt gegenteiliges. Eine Lizenzierung von Superstars wäre budgetär
unmöglich, und deswegen konzentriert man sich in diesem Bereich auf die Förderung
neuer Talente. Die Majors sind daher in einer Situation, in der sie zum einen von den
Indies als Talentförderer profitieren, und zum anderen in der sie von den Indies abhängig
sind, da von ihnen der künstlerische Input kommt. Außerdem agieren die Indies als
„Aussiebungsinstitution“, in der bereits bei der Förderung der Talente deren kommerzielles
Potential zu Tage tritt, was sich auch als Vorteil der Majors erweist.
6.1.4 Die Situation in der ProduktionDa die Produktion meist ausgelagert wird auf spezialisierte Produzenten gibt es in diesem
Bereich keine nennenswerten Interdependenzen oder andere Beziehungen zwischen
Majors und Indies.
6.1.5 Die Situation bei der HerstellungBei der Herstellung von CDs sind die Indies auf die Presswerke der Majors angewiesen,
sofern die CDs nicht (intern oder extern) gebrannt werden. Wird allerdings eine
Kooperation mit einem Major eingegangen, indem CDs zur Pressung in Auftrag gegeben
werden, so profitiert auch wieder der Major davon. Für nicht-physische Formate wie z.B.
mp3 ist der Einbezug der Majors nicht von Bedeutung, da diese Herstellung auf jedem
herkömmlichen PC stattfinden kann.
6.1.6 Die Situation im MarketingDer Bereich des Marketings ist wieder von den beiden verschiedenen
Organisationsformen geprägt. So sind die Marketingkosten bei Majors relativ hoch (ca.
23% der Gesamtkosten), während die Indies mit nur geringen Mitteln den Verkauf von
Tonträgern fördern können. Dies ist bei den Majors auch deswegen möglich, da die
verpflichteten Künstler auch bereits über die nötige Reputation verfügen und Informationen
über ihn vorhanden sind. Vom Standpunkt der Indies wird das Marketing eingesetzt um
zum einen die Nachfrage nach den eigenen Tonträgern zu erhöhen, und zum anderen um
die Wirkung von Marketinginstrumenten zu nutzen um Qualität zu signalisieren. Dadurch
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wird es dem Konsumenten ermöglicht auf den beworbenen Tonträger aufmerksam zu
werden, wodurch auch wieder die Majors lukrative Künstler leichter ausfindig machen
können. Außerdem erschaffen die Majors durch ihre konstant hohen Fixkosten im
Marketing eine Markteintrittsbarriere, wodurch sie ihre Gewinne durch das Fernbleiben
zusätzlicher Konkurrenz langfristig absichern. Aufgrund dieser stabilen Marktverhältnisse
kann dann auch wieder risikoloser mit den hohen Marketingbudgets für die Zukunft
kalkuliert werden.
6.1.7 Die Situation in der DistributionHier gilt ähnliches wie im Verlagswesen. Auch hier profitieren Majors von den Umsätzen
der Indies, soweit sie die Distributionskanäle der Majors nützen. Auch hier spielen die
Majors ihre Größenvorteile aus, da ein Vertrieb sich erst ab einer gewissen Anzahl an
Tonträgern rechnet. Außerdem gewinnen die Majors zusätzlich wertvolle Informationen
über den Absatz der Indies.
In Österreich ist die Kontrolle der Distributionskanäle durch die Majors besonders
gravierend, da es kaum alternative Vertriebe gibt.
6.1.8 Die Situation im EinzelhandelIm Einzelhandel der Majors werden im Regelfall nur eigene Veröffentlichungen verkauft.
Da in Österreich dieser Teil der Wertschöpfungskette ohnehin unterrepräsentiert ist, kann
von keinerlei Beziehungen ausgegangen werden.
6.2 AusblickIn diesem Ausblick sollen nun abschließend ein paar Schlussfolgerungen aus den
Ergebnissen dieser Arbeit Einhalt finden, welche auch für eine weiterführende Forschung
betrachtenswert sein sollten.
Im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzung steht die Veränderung der Musiklandschaft
durch das Medium Internet und deren mögliche Zukunft. In den vergangenen Jahren
hatten die Majors mit schweren Umsatzeinbußen zu kämpfen (s. Abb.4), was von Seiten
der Musikindustrie auf „das Raubkopieren von Musik im Internet [und] illegales Filesharing“
(IFPI, 2006:1) zurückzuführen sei. Gleichzeitig wird aber das Internet auch als Chance
begriffen einen neuen Kanal für den Verkauf von Tonträgern zu etablieren. So wurden
2005 4,2 Millionen Werke über Download-Shops und Internet verkauft. (Vgl.: IFPI, 2006:2)
So stellt sich nun die Frage inwiefern sich die ansteigende Nutzung dieses noch relativ
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jungen Mediums auf die Strukturen der Musiklandschaft auswirken könnte. Bei genauerer
Betrachtung lässt sich feststellen, dass sich in fast jedem Bereich eines
Tonträgerunternehmens Alternativen für den Verkauf von Musik anbieten. Im
Verlagswesen ergeben sich neue Möglichkeiten der Verwertung z.B. durch Internetradio,
die Suche nach neuen Talenten im A&R wird durch die Internetpräsenz von Künstlern
vereinfacht, das Marketing wird durch Foren und Netzwerke wie z.B. myspace.com
erweitert, und der Verkauf und Vertrieb wird durch Internetshops ergänzt. Durch die
Nutzung des Internets wird es dadurch vor allem für Indies leichter ihren Verkauf von
Tonträgern unabhängiger zu gestalten. Dadurch könnten diese aufgezählten, wichtigen
Bereiche kostengünstig ausgelagert, bzw. in die Wertschöpfungskette integriert werden,
und bestehende Dependenzen von den Majors eliminiert werden. Aus der Sicht der Majors
kann sich der Vorteil ergeben, dass man weniger auf den Einzelhandel angewiesen ist und
Absatzwege im Internet fördert, allerdings bleibt zu bezweifeln ob die fehlende A&R Arbeit
der Indies kompensiert werden kann, da Majors eher auf der Suche nach bereits
etablierten Künstlern sind. Gerade auch in der momentanen Lage, wo mit sinkenden
Umsätzen zu kämpfen ist, wäre der Aufbau einer eigenen A&R Arbeit umso schwieriger.
Unter der Vorraussetzung, dass der momentane Umsatzrückgang weiter andauert, lassen
sich zwei Szenarien über die Zukunft der Musikindustrie ableiten:
- Die Majors werden aufgrund sinkender Umsätze und fehlender A&R Arbeit dazu
gezwungen ihre Kosten zu senken. Damit geht gleichzeitig einher, dass
Marktbarrieren abgebaut werden und der Markt wettbewerbsintensiver wird. In
diesem Fall werden Indies, auch durch das kosteneffizientere Wirtschaften, vom
Internet profitieren und Marktanteile gewinnen.
- Die Majors wirtschaften weiter wie bisher. In diesem Fall müssen digitale Verkäufe
bzw. andere Formate (z.B. Klingeltöne) die sinkenden Umsätze bei den
„traditionellen“ Tonträgern kompensieren. Dadurch würde die dominierende
Stellung der vier Majors bestehen bleiben. Ob die fehlende A&R Arbeit integriert
wird bleibt ungewiss. Sollten die sinkenden Umsätze in diesem Fall jedoch nicht
kompensiert werden können, so droht die Insolvenz der Majors und eine komplette
Neuordnung der Musiklandschaft.
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QUELLENVERZEICHNIS
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