19
DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data Intelligence Offensive als Plattform für Österreich Peter A. Bruck [email protected] Prof. Dr. Peter A. Bruck, PhD, MA ist Vorsitzender des Project Management Boards des Leitprojekts „Data Market Austria“ und Geschäftsführer und wissenschaftlicher Gesamtleiter der Research Studio Austria Forschungsgesellschaft mbH (RSA FG). Gemeinsam mit den DMA Partnern Dr. Günter Tschabuschnig (ZAMG), Univ. Prof. Dr. Allan Hanbury (TU Wien) und Dr. Mihai Lupu (RSA FG und DMA Projektmanager) initiierte er als eines der DMA Outcomes die „Data Intelligence Offensive“ - DIO * . * Ich danke ganz besonders folgenden Kollegen für ihre detaillierten Anmerkungen und sorgfältigen Korrekturen des vorliegenden Textes: Stefan Weber (RSA FG), Sven Schlarb (AIT), Thomas Lampoltshammer (DUK), Matthias Traub (KNOW Center) Mihai Lupu (RSA FG) und Allan Hanbury (TU Wien). Die Verantwortung für den Text in der vorliegenden Fassung und die Aussagen liegen jedoch ausschließlich beim Autor.

Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL: Data Market Austria als technologischer Showcase und

Data Intelligence Offensive als Plattform für Österreich

Peter A. Bruck

[email protected]

Prof. Dr. Peter A. Bruck, PhD, MA ist Vorsitzender des Project Management Boards des

Leitprojekts „Data Market Austria“ und Geschäftsführer und wissenschaftlicher Gesamtleiter

der Research Studio Austria Forschungsgesellschaft mbH (RSA FG). Gemeinsam mit den DMA

Partnern Dr. Günter Tschabuschnig (ZAMG), Univ. Prof. Dr. Allan Hanbury (TU Wien) und Dr.

Mihai Lupu (RSA FG und DMA Projektmanager) initiierte er als eines der DMA Outcomes die

„Data Intelligence Offensive“ - DIO *.

* Ich danke ganz besonders folgenden Kollegen für ihre detaillierten Anmerkungen und sorgfältigen

Korrekturen des vorliegenden Textes: Stefan Weber (RSA FG), Sven Schlarb (AIT), Thomas Lampoltshammer (DUK), Matthias Traub (KNOW Center) Mihai Lupu (RSA FG) und Allan Hanbury (TU Wien). Die Verantwortung für den Text in der vorliegenden Fassung und die Aussagen liegen jedoch ausschließlich beim Autor.

Page 2: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

2 von 19

Kurzzusammenfassung:

Österreich hat signifikanten Aufholbedarf in jenem Bereich der Digitalisierung, wo es

zentral um die Integration von digitalen Technologien in Unternehmensprozesse und

vor allem um die marktwirtschaftliche Wertschöpfung aus Daten geht. „Data Market

Austria“ als das österreichische Big Data-Leitprojekt hat in einem strategisch und

inhaltlich definierten, dreijährigen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben die

technologische Realisierbarkeit, rechtliche Sicherung und eine langfristige

Wachstumsperspektive im Bereich Data Services aufzeigt. Der Proof of Technologies-

Prototyp für einen effizienten und sicheren Datenhandel erlaubt es, den Mehrwert

eines funktionierenden Datenmarkts gerade auch für den effektiven Einsatz von

Künstlicher Intelligenz zu realisieren. Zur breiten Akzeptanz von Datenmarkten in der

Wirtschaft ist es notwendig, über die traditionellen Belange von hinaus zu agieren

und ein den europäischen Werten entsprechendes Ökosystem zu befördern. Mit der

„Data Intelligence Offensive“ wird Firmen eine Plattform angeboten, um mit

Datenanbietern, Dateninfrastrukturanbietern, Start-Ups, und Datenverwerter

zusammenzuarbeiten. Zur Weiterentwicklung in Prioritätsbereichen wird zu „Daten

Kreise“ (Data Circles) via www.dataintelligence.at eingeladen.

Abstract:

Austria has a significant need to catch up in the area of digitization, where the central

issue is the integration of digital technologies in business processes and, above all,

the value creation from data exchange. "Data Market Austria" as the Austrian Big

Data lighthouse project demonstrates in a strategically defined, three-year R & D

project the technological feasibility of trading data and data services in the safe and

legal way and with long-term growth perspective. The Proof of Technologies

prototype for efficient and secure data trading makes it possible to realize the added

value of a functioning data market, especially for the effective use of artificial

intelligence. In order to gain widespread acceptance of data markets in the economy,

it is necessary to move beyond the traditional concerns and to promote an

ecosystem in line with European values. The "Data Intelligence Offensive" provides

companies with a platform to collaborate with data providers, data infrastructure

providers, start-ups, and data recyclers. For further development in priority areas,

"Data Circles" will be invited via www.dataintelligence.at.

Page 3: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

3 von 19

Inhalt 1. Smarte Datenwirtschaft bietet Chancen, wird aber in Österreich zu wenig genutzt......... 3 2. Österreich als Schlusslicht der Datenökonomie? Leider ja bei Big Data Nutzungen.......... 4 3. Österreich als Vorreiter? Erfreulich ja beim Big Data Road Mapping ................................ 6 4. Österreich als Marktplatz? Data Market Austria als Proof of Technologies ...................... 7 5. Data Market Austria Proof of Technology? Ein innovatives Brokerage System ................. 9 6. Proof of Technology? Federated Cloud System ................................................................ 11 7. Proof of Technology? Data Technology Prototypes ......................................................... 12 8. Proof of Technology? Service Technology Prototypes und Pilotanwendungen............... 13 9. Daten-Kreise ermöglichen die Nutzung im engeren Wirtschaftskreis ............................. 14 10. Data Intelligence Offensive: Vom Daten teilen zu mit Daten handeln ......................... 15 11. Ausblick: Vom Daten teilen zu mit Daten handeln ....................................................... 17 Verzeichnis der Verweise ......................................................................................................... 19

1. Smarte Datenwirtschaft bietet Chancen, wird aber in

Österreich zu wenig genutzt

Digitalisierung produziert große Datenmengen, basiert sie doch auf der Transformation von

Information in rechnererfassbare und -verarbeitbare Zahlenketten.

Diese Entwicklung hat Bereiche wie Buchhaltung und Kommunikation, Industrieproduktion

und Handel als Wirtschaftstätigkeiten und Branchen völlig umgewälzt. Sie führt in

Kombination von beispielsweise pervasiver Sensorik, ubiquitärer Konnektivität und

interoperablen Softwareplattformen zu unaufhaltsam weiteren Umbrüchen, und es ist

keinerlei Ende dieser Entwicklung anzunehmen.

Dennoch sind viele Unternehmen weiterhin primär darauf fokussiert, nur bestehende

Prozesse zu digitalisieren. Die Geschäftsmodelle bleiben dabei unberührt und es werden

meist nur die eigenen Daten verarbeitet.

Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe Risiken: neu

aufkommende Wettbewerber oder Start-ups entwickeln Innovationen, finden Marktlücken

und erfüllen den Bedarf nach Rationalisierung, Automatisierung und Globalisierung. Damit

gehen Produkt- und Servicequalität sowie Marktpositionen verloren, Kunden wechseln den

Anbieter und Umsätze und Gewinne schrumpfen.

Die Zurückhaltung in Sachen Datennutzung lässt aber andererseits hohe Chancen aus. Aus

den eigenen Daten können in Kombination mit den aus anderen Quellen und Unternehmen

entscheidende Qualitätssprünge, neue Geschäftsfelder und gänzlich neue Wertschöpfungen

Page 4: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

4 von 19

und damit Gewinne erzielt werden. Vernetzung und neue Technologien zur Speicherung und

Verarbeitung eröffnen Unternehmen heute den Zugang zu gewaltigen Datensätzen. Über

Plattformen gesammelt, ausgewertet und zu neuen Erkenntnissen gebündelt, gewinnen

diese Daten an Wert.

Voraussetzungen dafür sind robuste, technischen Lösungen für den Datenaustausch und vor

allem auch geänderte Grundeinstellungen hinsichtlich des Handels mit Daten. Denn: Ohne

Datenhandel werden die Wertschöpfungspotentiale der Datenökonomie wirtschaftlich nicht

nutzbar.

Daten wirtschaftlich intelligent zu nutzen, sowie sicher und rechtskonform zu verwerten und

sie als eigenständiges Wirtschaftsgut zu behandeln, sind die Grundlagen einer smarten

Datenwirtschaft. In diesem Kontext entwickelte das österreichische Leitprojekt „Data Market

Austria“ (DMA) Konzepte und Prototypen, die aufzeigen, wie Handeln mit Daten

erfolgversprechend funktionieren kann.

Damit schafft das Leitprojekt DMA eine wichtige Grundlage, die es ermöglicht, ausgewählte

Verfahren der künstlichen Intelligenz (z. B. Methoden des maschinellen Lernens) besonders

wertschöpfend und unternehmensübergreifend einzusetzen. Verfahren zur sicheren und

nachvollziehbaren Speicherung von Transaktionsdaten in verteilten Systemen unter Nutzung

von Distributed Ledger-Technologien (Blockchain) bieten eine neuartige

Vertrauensgrundlage und vermögen daher wirtschaftliche Risiken zu minimieren.

In Österreich herrscht massiver Aufholbedarf. Denn das nüchterne Bild der aktuellsten

europäischen Vergleichsanalysen stellt der Alpenrepublik und ihren Unternehmen ein

Negativbild aus.

2. Österreich als Schlusslicht der Datenökonomie? Leider ja bei

Big Data Nutzungen

Die Europäische Kommission hat in den letzten Jahren mehrfach drauf hingewiesen, dass die

Digitalisierung in den EU Mitgliedsstaaten zwar Fortschritte macht, aber auch, dass diese bei

weitem nicht ausreichen, um zu den weltweit führenden Ländern aufzuschließen.

Der digitale Wirtschafts- und Gesellschaftsindex (DESI) zeigt dazu jährlich eine vergleichende

Darstellung. Als zusammengesetzter Index aggregiert er die relevanten Indikatoren zur

digitalen Leistung Europas und verfolgt die Entwicklung der EU-Mitgliedstaaten in Bezug auf

die digitale Wettbewerbsfähigkeit.

Im DESI 2019 haben Finnland, Schweden, die Niederlande und Dänemark die höchsten

Bewertungen erhalten. Diesen Ländern folgen das Vereinigte Königreich, Luxemburg, Irland,

Page 5: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

5 von 19

Estland und Belgien. Österreich steckt im Mittelfeld fest und ist gerade mal EU Durchschnitt,

wobei Länder wie Bulgarien und Rumänien diesen massiv drücken (1).

Das Bild verdüstert sich wesentlich, wenn man aus den fünf Dimensionen des DESI Report

2019 die Zahlen zur Integration von digitaler Technologie, also „Business Digitisation“ und

eCommerce, herausgreift. Da rutscht Österreich sechs Plätze unter den EU28 Durchschnitt

und zeigt die zehntschlechteste Performance (2).

Der DESI Report 2019 zu „Integration of Digital Technology“ zeichnet ein noch schlechteres

Bild von Österreich, wenn es um die Nutzung von Big Data geht (3)*. Die EUROSTAT Zahlen

weisen für Österreich den letzten Platz aus, wenn es um die Prozentzahl von Unternehmen

geht, die Big Data analysieren und nutzen. Dabei spielt die Datenquelle, also ob es Geo-

Standortdaten von tragbaren Geräten oder Daten von intelligenten Geräten oder Sensoren

der Unternehmen sind, keine Rolle. Österreich ist Letzter (4).

Abbildung 1: DESI Report 2019 – Integration of Digital Technology -

https://ec.europa.eu/newsroom/dae/document.cfm?doc_id=59979 (Zugriff am 8.August 2019)

Angesichts der Tatsache, dass Unternehmen in der ganzen EU sich ständig weiterentwickeln

und die Technologien zum Sammeln, Speichern und Analysieren von Daten zunehmend auch

* Die Langfassung des Länderberichts beschönigt das Bild zur Datenökonomie und geht auf die Statistiken zu Big

Data nur kursorisch ein.

Page 6: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

6 von 19

für Echtzeitanalysen und damit für Industrie 4.0 / IoT verwenden, ergibt sich ein signifikanter

wirtschaftlicher Rückstand. Dabei spielt die Unternehmensgröße offensichtlich eine

entscheidende Rolle. Große Unternehmen weisen mit 33% einen signifikant höheren

Prozentanteil in der Big Data – Verarbeitung auf, während nur 12 % der KMUs in der EU von

den Vorteilen, die Big Data bringen kann, profitieren.

In Malta nutzt fast ein Viertel der Unternehmen Big Data. Dicht darauf folgen die

Niederlande, Belgien und Irland eng, mit mehr als 20% der Unternehmen. Auf der anderen

Seite findet Big Data innerhalb von Unternehmen aus Zypern, Ungarn, Österreich und

Bulgarien gemäß den EUROSTAT Statistiken kaum Anwendung.

3. Österreich als Vorreiter? Erfreulich ja beim Big Data Road

Mapping

Das oben zusammengefasste Trendbild wird stark von vorliegenden Studien, Technologie

Roadmaps und Forschung- und Entwicklungsanstrengungen kontrastiert.

So hat das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) schon vor mehr als

sechs Jahren eine Studie für den Bereich “Intelligent Data Analytics” beauftragt, die im Janner 2014

mit dem Titel „Conquering Data in Austria - Technologie-Roadmap für das Programm IKT der Zukunft:

Daten durchdringen -Intelligente Systeme“ veröffentlicht wurde (5).

Die von H. Berger, M. Dittenbach et al. verfasste Studie legt umfassend dar, wie und in

welcher Weise innovative Technologien zur intelligenten Datenanalyse nachhaltig Mehrwert

für die österreichische Wirtschaft und Gesellschaft generieren können.

Besonders wichtig war auch der Wechsel von einer Wertkettenanalyse zu einem Ökosystem

Paradigma in der Wirtschaftsanalyse unter Berücksichtigung der vielfältigen Stakeholder für

die Entwicklung einer erfolgreichen Innovationswirtschaft.

Nur die Entwicklung eines Ökosystems, das Raum für datenbasierte Innovation bietet und

Technologietransfer unterstützt, ermöglicht es, die Herausforderungen – sowohl aus

technologischer als auch aus wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht – zu meistern.

Unter den neun Empfehlungen betrafen vier technologische Herausforderungen sowie

Erforschung und Entwicklung. Angestrebt wurde die Produktion herausragende

Technologien “Made in Austria” im Bereich der intelligenten Datenanalyse. Drei der

Empfehlungen betrafen Maßnahmen, um die Innovationskraft und Wettbewerbsposition

österreichischer Unternehmen zu stärken (Berger et al., 2014).

Im April 2014 wurde die ebenfalls vom BMVIT beauftragte und finanzierte Studie zu “ #Big

Data in #Austria - Österreichische Potenziale und Best Practice für Big Data” veröffentlicht

(6). Die von M. Köhler und M. Maier-Huber verfasste Analyse geht auf die verschiedenen

Page 7: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

7 von 19

Wirtschaftssektoren ein und zeigt die Innovationskraft von Big Data Technologien, von der

Datenflut bis hin zu darauf beruhenden semantischen oder kognitiven Systemen, im Kontext

des österreichischen Markts auf. Dabei wird u.a. der Verwendung von verfügbaren

öffentlichen Daten, d.h. Open Government Data, besondere Bedeutung zugemessen (6).

Auf der Basis der genannten beiden Studien wurde vom BMVIT ein Leitprojekt via der

österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) ausgeschrieben und kompetitiv an

ein von der Research Studios Austria Forschungsgesellschaft – RSA FG koordiniertes

Konsortium vergeben.

4. Österreich als Marktplatz? Data Market Austria als Proof of

Technologies

Um die heute verfügbare Anzahl an Daten bzw. die täglich in bis dato ungeahnten

Größenordnungen produzierten Datenmengen zu einem Rohstoff zu machen und für die

verschiedenen Wirtschafts- und Industriesektoren nutzen zu können, braucht es

funktionstüchtige Datenmärkten bzw. funktionierende Ökosysteme für Daten-Services.

In Umsetzung der o.e. Studien und Analysen wurde für Österreich das Leitprojekt von Data

Market Austria (DMA) konzipiert und in der Laufzeit von 2016 bis 2019 umgesetzt (7)*.

Zu den Zielen von DMA gehört es, bestehende Daten-Infrastrukturen wertschöpfend zu

verbinden und integrieren zu können. Gleichzeitig soll die oft unzureichende Qualität und

mangelnde Kompatibilität von Daten verbessert und somit auch die Kosten so zu reduziert

werden, dass eine effiziente Datennutzung ermöglicht wird†. Im DMA Forschungs- und

Entwicklungsprojekt geht es darum den „Proof of Technologies“ in prototypisierender Form

zu entwerfen.

* Das Data Market Austria Projekt erhielt seine Förderung aus dem Programm „IKT der Zukunft “des

österreichischen Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie der Österreichischen Forschungsförderung Gesellschaft (FFG) (Projektnummer 855404) † Koordiniert von der RSA FG tragen die folgenden Partner im DMA Konsortium zum Erfolg des Leitprojektes

bei: Austrian Institute of Technology, Catalysts GmbH, Compass-Verlag GmbH, Donau Universität Krems, Earth Observation Data Centre, INiTS Universitäres Gründerservice Wien, JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, Know-Center GmbH, Semantic Web Company GmbH, Siemens AG Österreich, T-Mobile Austria GmbH, TDA Trusted Data Analytics GmbH & Co KG, T-Systems Austria GmbH, und Wikimedia Austria sowie die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik –ZAMG.

Page 8: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

8 von 19

Abbildung 2: Data Market Austria – Ökosystem eines funktionierenden Marktes

Zur Entwicklung der Datenökonomie soll Data-Market Austria (DMA) durch folgende

Maßnahmen und Aktivitäten beitragen*:

1) Schaffung einer deutlich verbesserten Technologiebasis durch

(i) die Verwendung von Blockchain-Ansätzen für eine stabile, verteile aber interoperable

Dateninfrastruktur inklusive Methoden für: Provenance & Data-Lineage, Analyse &

Prozessierung, Qualitätsverbesserung & Datenpflege, Speicherung & Archivierung, sowie

Sicherheit;

(ii) die Entwicklung von Mechanismen und Tools für den Handel mit Daten und Services,

sowie für das Matchmaking zwischen Angebot und Nachfrage dieser Daten und Services

entsprechend der zuvor erhobenen Anforderungen; und

(iii) die Entwicklung von Analyseverfahren, welche es erlauben große Datenmengen von

verteilten Systemen in hoher Geschwindigkeit und hoher Sicherheit zu verarbeiten.

2) Etablierung eines Daten-Innovationsumfeldes, durch Aufbau und Pflege einer

entsprechenden Data Community unter Einbindung aller relevanten Stakeholder (KMUs,

Startups, Großunternehmen, Forschung, Verwaltung) in ein Daten-Service-Ökosystem,

welches der Community klare rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

anbietet und mittels innovativer Geschäftsmodelle die Nachhaltigkeit des Ökosystems

garantiert.

3) Bereitstellung verbundener Cloudsysteme durch Technologieentwicklung für einen

transparenten aber kontrollierten Zugriff auf die verteilten Services, sowie auf offener,

semi-offener und geschlossener Zugänge zu Daten über das Data Market Austria Portal.

* Zitiert gemäß genehmigten Projektantrag.

Page 9: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

9 von 19

4) Entwicklung von Pilotsystemen sowie innovativer (Enduser-) Anwendungen in den

Bereichen IKT für Weltraumdaten, Erdbeobachtung und für Mobilität, welche die

Verwendung des neuen Daten-Service-Ökosystems sowie die daraus resultierende

potentielle Wertschöpfung demonstrieren.

Nach drei Jahren liegt nun ein funktionierender Prototyp für ein Daten-Service-Ökosystem in

Österreich vor, der auf österreichischen Cloud-Infrastrukturen erfolgreich betrieben wird,

und der auf im Projekt neu geschaffenen innovativen Technologien, rechtlichen

Rahmenbedingungen und Geschäftsmodellen aufbaut. Durch die Pilotanwendungen werden

Communities in den Bereichen Mobility und Space in das Ökosystem integriert.

In einem für ein F&E Projekt außergewöhnlichem Verfahren werden weitere Domänen durch

ein eigenes Startup- und KMU-Programm erfasst. Schwerpunkte der insgesamt zehn

geförderten Neu-Firmen liegen in der Aufbereitung und Angebot eigener Daten unter

Nutzung des DMA Proof of Technology Prototypen, die Weiterentwicklung von

Verwertungsideen für Daten, die auf der Datenmarkt-Plattform gelistet werden können und

den Bedarf für noch benötigte Daten via DMA zu erproben. Ziel ist es, die Nutzung des

Ökosystems zu demonstrieren und wertschöpfend einzusetzen (8)*.

5. Data Market Austria Proof of Technology? Ein innovatives

Brokerage System

Um einen prosperierenden und lebendigen Markt zu schaffen, müssen Wechselwirkungen

zwischen den verschiedenen TeilnehmerInnen effizient gestaltet werden. Ein vom einem

Empfehlungssystem unterstützte Brokerage erstellt somit einen wichtigen Teil der zentralen

Dienste der DMA, die sie vitalisieren und neue Geschäftsbeziehungen pflegen.

* In zwei Sonderausschreibungen wurde vom BMVIT über die FFG Start-Up Firmen eingeladen,

Sondierungsprojekte einzureichen, die möglichst viele der folgenden Ziele adressieren: Künftige tatsächliche kommerzielle Verwertung durch Datenhandel ermöglichte Produkte und Dienstleitungen; kundenorientierte und praxisnahe Weiterentwicklung der Datenmarkt-Plattformen; „Durchspielen“ aller notwendigen Schritte bei der Vermarktung von Daten mit Vermarktungspotenzial bzw. bei der Verwendung schon verfügbarer Datensätze; Erfahrungsgewinn in der gewinnorientierten Vermarktung auf Datenmarkt-Plattformen; experimenteller Umgang mit der jeweiligen Plattform-Infrastruktur, den dort bereits aufgesetzten Prozessen und den verfügbaren Datensätzen, siehe (8)

Page 10: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

10 von 19

Abbildung 3: Data Market Austria – General Software Architecture

Das Recommender-System unterstützt verschiedene Akteure in personalisierter Weise.

Makler zeigen neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit zwischen Dataset-, Service- und

Infrastrukturanbieter auf und erstellen Potenzialvorschläge für den Handel von Datensätzen

und -diensten.

Das Empfehlungssystem selbst ist der Kern des Prototypes*. DMA zeigt wie Schnittstellen

ausgelegt nach einem RESTful-Paradigma funktionieren und mit einem Search Kern mit

seinem Daten-Backend verbunden werden können. Das Backend enthält den Datenkorpus,

aus dem Empfehlungen abgeleitet werden. Der Datenkorpus kann nicht direkt als Volltext

durchsucht werden, sondern es wird alleine auf die Metadaten zugegriffen. Dazu werden die

Akteure (BenutzerInnen, Datenanbieter, Dienstleister und Infrastrukturanbieter) und die

Elemente (Datensätze, Dienste und Kataloge) so modelliert, dass sie in die Datenschemata

des Suchindex passen. Weiterhin bietet ein Dienst Suchfunktionen an, die in das Portal sowie

die Empfehlungsdienste integriert werden.

In einem geschäftsmäßigen Betrieb hängen der Recommender und die Suche stark vom

verfügbaren Datenkorpus ab. Daher ist es essentiell, den Datenbestand mit vielen

Informationen zu füllen. Die Datenaufnahmeschnittstelle verknüpft Metadatenerfassung mit

dem Empfehlungsgeber. Es werden automatisch neue oder geänderte Metadaten in die

Empfehlung eingespeist. Dies ist qualitätsentscheidend beim Massenimport von

Datensammlungen aus offenen Datenportalen.

Im Rahmen eines solchen Imports werden auch die Metadaten, die die Datensätze

beschreiben, an das Empfehlungssystem gesendet. Das Crawlen der Datenbeispiele

übernimmt die Transformation der Metadaten in das DMA-Schema, um die Konsistenz und

* Für nähere Ausführungen siehe DMA DL 7.2 Foundational Broker and Assessment Technology Prototypes

Page 11: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

11 von 19

Vollständigkeit der Metadateneinträge in der Datenbank zu gewährleisten. Die im Rahmen

von DMA entwickelten Service-Assessment-Komponenten zeigen ein Angebot eines Toolsets

zum Testen von Such- und Klassifizierungsdiensten und damit die Leistung und

Leistungsfähigkeit der Dienste, die den Dienstentwicklern die Möglichkeit geben, ihre

Ergebnisse zu vergleichen.

6. Proof of Technology? Federated Cloud System

Die Entwicklung von Datenmärkten hängt auch von der technologischen Infrastruktur und

Ihrer Verfügbarkeit ab. DMA hat eine „Data Economy Platform“ unter Verwendung eines

Verbund-Cloud-Ansatzes implementiert und zeigt deren Leitungsfähigkeit und

Dienstspektrum*.

Nur eine skalierbare Plattform kann den Anforderungen von Unternehmen gerecht werden.

Dazu wurde eine modular erweiterbare und unabhängig von der zugrunde liegenden

Infrastruktur auf Mikrodiensten basierende Architektur entworfen. Die Prototypisierung

gründet auf der

Nutzung der Open Telekom Cloud (OTC), die auch das auf Kubernetes basierende PaaS

OpenShift anbietet.

Ein "Central Node" verteilt Anforderungen an andere Dienste, die entweder auch auf der

Open Telecom Cloud (OTC), der OpenShift-basierten AppAgile-Plattform oder in anderen

Cloud-Umgebungen ausgeführt werden. Der Central Node dient auch dem Data Market

Austria Portal, der Landezone für alle Parteien, die Interesse an der Nutzung oder

Bereitstellung von DMA-Diensten oder –Daten haben.

Die GDPR-Regeln werden dadurch eingehalten, dass die Verarbeitung von Metadaten und

tatsächlichen Daten, insbesondere personenbezogener Daten, strikt getrennt ist. Es werden

nur Metadaten verwendet und innerhalb der mit DMA verbundenen Infrastruktur

verarbeitet. Die tatsächlichen Daten werden in getrennten Einheiten verarbeitet, die in Data

Processing Agreements (DPA) gemäß der österreichischen Gesetzgebung für

Auftragsdatenverarbeitung (ADV)) vereinbart sind.

Die Leistungsfähigkeit der DMA Plattform wird durch die Integration zusätzlicher Dienste wie

die Blockchain-basierte Vertrags- und Datenverwaltung sowie einer Serviceregistrierung als

Metadaten-Harvester erhöht. Mit einem SW-Architecture-Design für eine verteilte

Infrastruktur prototypisiert DMA, wie die verschiedenen Komponenten der Verbundwolke

und die technischen Mittel der einzelnen Bausteine sowie die Wechselwirkungen zwischen

ihnen optimiert funktionieren. Vor allem werden auch die Prozesse und Verfahren zur

Bereitstellung von Funktionen für die BenutzerInnen der DMA-Plattform genau beschrieben.

* Für nähere Ausführungen siehe DMA DL 4.2 und DL 4.4

Page 12: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

12 von 19

Weiters werden wesentliche Teile der Verwaltungsfunktionalitäten mit Beispielen für eine

beschriebene Überwachung, Integritätsprüfung für containerisierte Dienste oder

Anwendungen, sowie Autorisierung prototypisiert. Der Mechanismus ermöglicht eine

einfache Kommunikation zwischen allen beteiligten Diensten. In DMA wird eine universelle

Schnittstelle näher beschrieben.

7. Proof of Technology? Data Technology Prototypes

Eines der übergeordneten Ziele von DMA ist die Entwicklung von Diensten, die die

Einreichung, Speicherung, Verwaltung und Verbreitung von statischen Datenbeständen oder

Streaming-Datendiensten ermöglichen. Dazu wird prototypisiert, wie die Aufnahme von

Daten in Bezug auf die Qualität der Inhalte und die Vollständigkeit von Metadaten

standardisiert wird, um es Marktteilnehmern zu ermöglichen, mittels DMA Datenbestände

mit anderen zu teilen oder neuen Verwendungen zuzuführen (konsumieren)*.

DMA zeigt wie ein dezentrales Netzwerk organisiert ist. Die Daten selbst werden, wie schon

erwähnt, von der Anbieter-Organisation gehostet und nur die Metadaten werden am DMA

bereitgestellt. Die Blockchain-Technologie ermöglicht, einen freigegebenen, verteilten

Ledger zu aktivieren, der auf allen teilnehmenden Knoten des DMA verfügbar ist.

Komponenten wie Benutzerverwaltung und Abrechnung in Bezug auf die Bereitstellung und

den Verbrauch von Daten werden zentral zur Verfügung gestellt. Die Verträge zwischen

Datenlieferanten und Datenkonsumenten können ganz klassisch wie bei Amazon & Co durch

Button-Click abgeschlossen werden.

Die Hauptkomponenten der grundlegenden Datentechnologie bestehen aus der

Datensatzverwaltung, also Komponenten, die auch Daten bündeln und Metadaten verfügbar

machen. Eine Benutzeroberfläche dient dem Bereitstellen oder Bearbeiten von Datensätzen,

der Prüfung von Datenqualität. Die Komponenten, mit denen die Qualität von Datensätzen

bestimmt werden kann, sowie die Blockchain Komponenten, mit denen die

Vertragsbeziehungen zwischen Anbietern und Verbraucher von Daten oder Diensten

ermöglicht wird, ermöglichen und sichern die Aufzeichnung der Herkunft von Informationen

innerhalb DMA. Die Blockchain-Komponente bietet mehrere Dienste als Unterkomponenten

an, wobei die DMA-Blockchain als gemeinsames Hauptbuch verwendet wird und den Zugriff

von allen Knoten, die am DMA-Netzwerk teilnehmen, auf Informationen bzgl. ausführbarer

Verträge ermöglicht.

Zu diesen Komponenten gehören u.a. Membership Management, ein Blockchain-basierter

Service zur Verwaltung des Prozesses der Teilnahme am DMA, sowie ein Lizenz- und

* Für nähere Ausführungen siehe DMA DL 5.1 bis 5.3

Page 13: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

13 von 19

Vertragsmanagement welches einen Blockchain-Service das das Aushandeln von Zugriff und

Nutzungsbedingungen für Datensätze und Services bereitstellt.

8. Proof of Technology? Service Technology Prototypes und

Pilotanwendungen

Eine datengetriebene Wirtschaft benötigt nicht nur Daten, sondern vor allem auch

intelligente Dienste, die die Daten nutzen. Eines der Ziele von DMA ist es, NutzerInnen mit

intelligenten und benutzerfreundlichen Informationen auszustatten*. Dazu gehören auch

Tools zur Vereinfachung der Integration von Dienstleistungen, um die Einstiegshürden für

Dienstleistungsanbieter zu verringern. Weiters werden Dienste bereitgestellt, um

Unternehmen zu motivieren, sie zu verwenden und neue Dienste zu entwickeln und diese

auch über DMA zu veröffentlichen.

Diese Tools decken den gesamten Lebenszyklus von Datendiensten im DMA ab, der mit der

Veröffentlichung eines Dienstes beginnt und dem dann Wartung, Updates und Änderungen

des Dienstes folgen. Ein Lebenszyklus endet mit dem Ausscheiden eines Services aus dem

Markt DMA. Die Tools beschreiben die API eines Dienstes, seine gesetzlichen Anforderungen

und verwalten seine Metadaten so, dass ein Service von potenziellen KundInnen gefunden

werden kann. Darüber hinaus bietet die Serviceaufnahme Codegenerierung für

EntwicklerInnen, die einen DMA-Dienst in ihr eigenes Vorhaben integrieren möchten.

Eine semantische Anreicherung und Entitätsverknüpfung behandelt die Metadaten der im

DMA aufgenommenen Dienste. Sie verarbeitet die Service-Metadaten und extrahiert

Konzepte aus diesen, die die Dienste und ihre Merkmale charakterisieren. Diese

Charakterisierungen sind ein wichtiger Input für die Suche und Empfehlung. Zur

Vereinheitlichen der Beschreibung der Services werden die Konzepte durch einen Thesaurus

validiert.

Ein weiteres Set von Diensten umfasst Data-Clustering und -slicing, um Testdatensätze aus

größeren Datensätzen zum Testen und Auswerten eines Datensatzes zu extrahieren, ohne

dass man den gesamten Datensatz auf einmal analysieren muss.

Die entwickelten Dienste werden im DMA soweit möglich integriert und in zwei Pilot-

Anwendungsgebieten exemplifiziert: Erdbeobachtung und Mobilität.

Bei ersterer finden ESA Satellitendaten ihren Einsatz im Wald-Monitoring, wobei die

natürlichen Wachstumsänderungen und Umweltstörungen, wie schwere Stürme, finanziell

* Für nähere Ausführungen siehe DMA DL 6.1 und 6.2

Page 14: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

14 von 19

berechnet werden. Ein weiterer Dienst berechnet Sturmschäden und die Resilienz der

Wälder. Der dritte Dienst befasst sich mit der Modellierung der Steinschlagausbreitung.

Im zweiten Anwendungsgebiet der Mobilität visualisiert ein Heat-Map-Dienst Informationen

zur geografischen Intensität, womit z.B. der Taxibedarf auf einem Stadtplan in Echtzeit

darstellbar wird. Weitere Dienste, wie Taxifahrt-Sharing, ermöglichen Kostenreduktionen bei

KundenInnen und Auslastungssteigerungen bei Taxiunternehmen bei gleichzeitiger

Reduktion von Verkehrsaufkommen und –belastungen.

9. Daten-Kreise ermöglichen die Nutzung im engeren

Wirtschaftskreis

Im Leitprojekt „Data Market Austria“ wird es Nachfragern und Anbietern von Daten aus

einem Wirtschaftsbereich, Industriesektor oder einem Anwendungsfeld ermöglicht, den

Austausch und Handel ihrer Daten in einem klar abgegrenzten Raum, hier Datenkreis oder

auch Data Space genannt, zu tätigen.

Technologisch verbindet ein Datenkreis Daten aus mehreren Quellen, um darauf nachhaltige

Online-Services zu bauen und anzubieten, und diesen Datenhandel unter Wahrung von

Datensouveränität durch die Dateneigentümer durchzuführen*.

Zur Entwicklung eines Datenkreises „Mobilität“ wird sich eine Arbeitsgruppe mit den

Problemstellungen von zukünftiger Mobilität von Personen (intermodaler Verkehr) und

Gütern (Frachtlogistik) beschäftigen. Wie der Austausch und Handel von mehreren

Datenquellen und Services aufgebaut ist, wird im nachstehenden Diagramm dargestellt.

* Datensouveränität liegt dann vor, wenn Datenhandelnde bestimmen können, wer ihre Daten erhält, wie sie

verarbeitet werden dürfen und an welchen Zweck und an welche z.B. zeitliche Auflagen die Nutzung gebunden sein soll.

Page 15: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

15 von 19

Abbildung 4: Aufbau und Stakeholder des Datenkreises Mobilität – Allan Hanbury

Das BMVIT lädt mit dem Partner der Data Intelligence Offensive (DIO) Dateneigentümer und

Lösungsentwickler aus den verschiedenen Anwendungsbereichen zu Datenkreis-

Arbeitsgruppen ein, um das Potenzial und die Interessen für den Aufbau von Datenkreisen in

Österreich zu bestimmen.

10. Data Intelligence Offensive: Vom Daten teilen zu mit

Daten handeln

Das Leitprojekt „Data Market Austria“ und die Konsortiumsmitglieder tragen über die

Forschung und Entwicklung des Proof of Technology Prototypen hinaus mit der Initiierung

der „Data Intelligence Offensive“ zur Starkung des Daten-Innovationsumfeldes bei. In DIO

finden sich die Akteure zum Aufbau und Pflege entsprechender Data Communities unter

Einbindung aller relevanten Stakeholder (KMUs, Startups, Großunternehmen, Forschung,

Verwaltung) zusammen.

Die „Data Intelligence Offensive“ (DIO) wurde Ende 2018 als eine Kooperations-Plattform

von Personen, Unternehmen, Organisationen und öffentlichen Stellen zur Forcierung und

Förderung der Datenwirtschaft und des optimierten Einsatzes von Technologien gestartet,

um die Entwicklung von digitalen Märkten in Österreich zu forcieren und einen

vertrauenswürdigen und sicheren Handel mit Datenprodukten im Zusammenhang mit Big

Data zu stärken (9).

Die Offensive baut auf folgenden Einsichten auf:

Funktionierende Datenmärkte sind die essentielle Voraussetzung, damit Daten als

strategische Ressource für Innovation und Wertschöpfung genutzt werden können.

Page 16: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

16 von 19

Digitale Technologien und Prozesse ermöglichen in allen Branchen und

gesellschaftlichen Sektoren die Erfassung und Verarbeitung von Daten. Deren

Wertschöpfungsmöglichkeiten mit Hilfe von Data Science, Künstlicher Intelligenz (KI)

und maschinellem Lernen werden durch einen effizienten Datenhandel wesentlich

erhöht.

Das Innovationspotential der Digitalisierung erreicht sowohl einzel- wie

gesamtwirtschaftlich eine zusätzliche Ebene der Wertschöpfung, wenn die in von

einer Organisation/ Institution/Unternehmung erfassten Daten mit anderen

zusammengeführt und auch gehandelt werden.

Der Einsatz sowie die Wertschöpfung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit

durch Data Science und künstlicher Intelligenz hängt wesentlich vom Umfang und der

Qualität der verfügbaren Daten ab.

Die Data Intelligence Offensive unterstützt die Stakeholder der Datenökonomie in der

Entwicklung eines effizienten, sicheren, wirtschaftlichen Datenaustausches, um die

unterschiedlichen Nutzungen dieser Innovationspotentiale zu stärken und grundlegende

technische Funktionalitäten zu fördern.

Die Data Intelligence Offensive bringt dazu mehrere technologische Disziplinen (Data

Science, Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen) und Stakeholder mit Schlüsselakteuren

aus der Wirtschaft und dem Innovationsökosystem sowie Expertengruppen aus Ethik, Recht

und Soziologie zusammen, die gemeinsam die Grundlage für Datenintelligenz und die

Datenwirtschaft bilden.

Damit will die Data Intelligence Offensive einen Beitrag zur digitalen Transformation von

Wirtschaft und Gesellschaft, von Unternehmen und öffentlicher Verwaltung leisten.

VON DATEN TEILEN ZU MIT DATEN HANDELN:

ZIELE DER OFFENSIVE - ERFOLGSFAKTOREN DES MARKTES

Die Promotoren, Mitglieder und Förderer der Data Intelligence Offensive streben eine

Umsetzung der nachfolgend angeführten Ziele als konstitutive Erfolgsfaktoren für die

Funktionsfähigkeit und die Optimierung des Wertschöpfungspotentials von Datenmärkten

an:

VERTRAUEN UND ETHIK:

Der Handel mit Daten und das Marktfunktionieren basiert auf dem Vertrauen der

Stakeholder in einander und in die Grundlagen ihres Zusammenwirkens. Dazu gehören u.a.

die klare Feststell- und Nachvollziehbarkeit der Identität der einzelnen Akteure, die

dokumentierte Autorisierung ihrer Vertreter und die Zertifizierung der Vollmachten und

deren automatisierte Überprüfung. Die gesellschaftliche Akzeptanz und der nachhaltige

Page 17: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

17 von 19

Fortschritt basiert auf einem ethischen Umgang mit Daten und den Anwendungen von Data

Science und KI Methoden.

SICHERHEIT UND DATENSOUVERÄNITÄT:

Die Transaktion von Daten hängt entscheidend von der fehlerlosen Authentifizierung,

Autorisierung und Garantie von Service Levels ab. DIO sieht in der Verpflichtung zu den

höchsten Sicherheitsniveaus von Systemen und Komponenten einen entscheidenden Faktor.

Dies betrifft beispielsweise die Sicherheit für Datenanbieter, dass Nutzer ihre Policy nicht

umgehen können, wie auch technisch-innovative Lösungen, die Datenauswertungen ohne

einen direkten Zugriff auf Originaldatensätze ermöglichen.

DATENQUALITÄT UND INTEROPERABILITÄT:

Eine nachhaltige Wertschöpfung setzt einerseits eine möglichst hohe Datenqualität voraus

und erfordert andererseits, dass Technologieanbieter den Austausch von Daten zwischen

technischen Systemen unabhängig vom Hersteller umfassend gewährleisten.

DOMÄNENÜBERGREIFENDES ÖKOSYSTEM:

Die Entwicklung von Datenmärkten wird dann forciert, wenn Technologien

domänenunabhängig funktionieren und Daten domänenübergreifend ausgetauscht und

genutzt werden können. Einem verteilten Ansatz folgend verbleiben die Daten physisch bei

den Eigentümern und vertrauensstarke Broker leisten den Austausch angefangen bei der

Suche bis hin zur Ergebnisverwertung.

TECHNOLOGIEN UND INNOVATION:

DIO setzt sich für eine optimale Transparenz und Verlässlichkeit in den eingesetzten

Technologien und Lösungen ein. Der verstärkte Einsatz von Data Science, Künstlicher

Intelligenz und maschinellem Lernen soll in seinen Herausforderungen gemeinsam gemanagt

werden.

ZUKUNFTSSTÄRKE DURCH COMMUNITY:

Ziel ist es, ein vernetztes Datensystem zu schaffen. Dies gelingt nur mit einer breiten,

interdisziplinären Datencommunity, die bereit ist, Daten, Know-How und Vernetzung ein zu

bringen. DIO dient als Plattform, um dieser Community und ihren Stakeholdern ein Feld zu

geben, damit sie sich auf ein vernetztes, zukunftsorientiertes Datennetzwerk fokussieren zu

können.

11. Ausblick: Vom Daten teilen zu mit Daten handeln

Der eingangs zitierte DESI Report 2019 zur Integration von Digital Technology in

Unternehmen zeichnet ein sehr kritisches Bild für die Bestandlage.

Page 18: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

18 von 19

Dieses gilt es, grundlegend zu ändern. Ziel wäre es, die Gestaltung eines Daten-Services

Ökosystem koopertiv voranzutreiben.

Das dargestellte Leitprojekt „Data Market Austria“ und die „Data Intelligence Offensive“ sind

auf Nachhaltigkeit angelegte Anstrengungen, um technologische Innovationen

voranzutreiben und klare rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen entsprechend

zu befördern.

Zur breiten Akzeptanz von Datenmarkten in der Wirtschaft ist es notwendig, über die

traditionellen Belange von hinaus zu agieren und ein den europäischen Werten

entsprechendes Ökosystem zu befördern.

Digitale Verantwortung mutiert vom Hygienefaktor zum entscheidenden

Unterscheidungsmerkmal und zur Quelle von Wettbewerbsvorteilen, wenn Datenmärkte auf

europäischen Werten basieren. Das heißt konkret, dass folgende Merkmale technologisch

implementiert werden:

1. Datenschutz und Sicherheit,

2. Chancengleichheit durch ein föderiertes Design

3. Gewährleistung der Datenhoheit für die Ersteller der Daten und die Verwerter

4. Vertrauen-Controlling unter den Teilnehmern.

Die gesamtwirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Verwendung von Daten in

Algorithmen des maschinellen Lernens (ML) und der künstlichen Intelligenz (KI) hängt sehr

wesentlich davon ab, dass diese Merkmale umgesetzt sind.

Datensouveränität und Vertrauensgarantien können und müssen technische

Gestaltungsprinzipien sein und im SW-Design und Architektur-Modell für Datenmärkte

implementiert werden. Nur dann wird die Datenwirtschaft nachhaltig funktionieren und die

erforderliche langfristige breite Akzeptanz erhalten.

Page 19: Data Market Austria als technologischer Showcase und Data … › assets › img › DMA_Bruck_Datenökonomi… · Diese Zurückhaltung in Sachen Datenökonomie birgt einerseits hohe

PETER A. BRUCK

DATENÖKONOMIE BRAUCHT DATENHANDEL

19 von 19

Verzeichnis der Verweise

1. https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/desi. [Online] [Zitat vom: 8. August

2019.]

2. https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/integration-digital-technology. [Online]

[Zitat vom: 8. August 2019.]

3.

https://www.bmdw.gv.at/DigitalisierungundEGovernment/DigitalesInZahlen/PublishingI

mages/Seiten/Digital-Economy-and-Society-Index/DESI2019LANGAustria.pdf . [Online]

[Zitat vom: 8. August 2019.]

4. https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/integration-digital-technology . [Online]

[Zitat vom: 8. August 2019.]

5.

https://www.ffg.at/sites/default/files/allgemeine_downloads/thematische%20programm

e/IKT/berger_et.al_.roadmapstudy_conquering-datav2.pdf. [Online] [Zitat vom: 8. August

2019.]

6. https://iktderzukunft.at/resources/pdf/big-data-in-austria.pdf . [Online] [Zitat vom: 8.

August 2019.]

7. https://datamarket.at/. [Online] [Zitat vom: 8. August 2019.]

8. https://datamarket.at/event/start-up-dma-get2gether/ . [Online] 8. August 2019.

9. https://dataintelligence.at/

Abbildungen:

Abbildung 1: DESI Report 2019 – Integration of Digital Technology -

https://ec.europa.eu/newsroom/dae/document.cfm?doc_id=59979 (Zugriff am 8.August

2019)

Abbildung 2: Data Market Austria – Ökosystem eines funktionierenden Marktes

Abbildung 3: Data Market Austria – General Software Architecture

Abbildung 4: Aufbau und Stakeholder des Datenkreises Mobilität – Allan Hanbury