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Der Kommunionweg als Familienkatechese – konzeptuelle
Grundlagen (Jörn Hauf)
1. Lateinamerikanische Wurzeln
1.1. Grundlagen und Geschichte der Catequesis Familiar
Die grundlegenden Anstöße1 für den paradigmatischen Neuansatz von Catequesis
Familiar als konzeptionelle Verknüpfung von Sakramentenkatechese für Kinder (hier:
Eucharistiekatechese) mit der Erwachsenenkatechese (hier: Eltern, bzw. elterliche
Bezugspersonen) wurzeln – zunächst unabhängig von Ergebnissen des Zweiten
Vatikanischen Konzils – in den Überlegungen des 4. Nationalen Katecheten– Kongresses
in Santiago de Chile im Jahre 1962. Dort wurde erstmals eine Katechese gefordert, die
sich in der Familie realisiert.2 Zeitgleich und analog zu dem Modell „Tischmütter“ im
deutschsprachigen Raum wurden auf diesem Hintergrund in einigen Gemeinden einzelne
Mütter dafür gewonnen, sich als sog. „Katechesemütter“ (Mamas Catequistas) an der
Erstkommunionvorbereitung mehrerer Kinder ihres Wohnviertels zu beteiligen. Die
Erfahrungen mit diesem Schritt schildert die Leiterin des nationalen Zentrums für
Familienkatechese in Peru, Schwester Augusta Carrara in ihrem geschichtlichen Überblick
zur Entstehung der Catequesis Familiar kurz und knapp: „Nachdem die Mütter einige Zeit
lang ähnlich wie Lehrerinnen bei der Erstkommunionkatechese mitgewirkt hatten,
erkannte man, wie wichtig es ist, in der Katechese persönliche Erfahrungen
weiterzugeben und nicht nur Formeln zum Auswendiglernen.“3
Weitergehende Analysen, theoretische und praktische Überlegungen folgten4, sodass sich
bereits 1972 in Chile die Entscheidung herauskristallisierte, die Catequesis Familiar in
eine Art Quasikatechumenat mit (getauften) Eltern anlässlich der Erstkommunion ihrer
Kinder umzugestalten, damit diese ihre Kinder selbst auf die Erstkommunion vorbereiten
können. Damit erweiterten sich die vorrangigen Ziele der ursprünglichen
Eucharistiekatechese dahingehend, auch die Erwachsenen in einen
Evangelisierungsprozess einzubeziehen und auf diesem Wege zur Neubildung und
1 Zur Entwicklung von Catequesis Familiar in Chile und Peru vgl.: Albert Biesinger: Erstkommunion als
Familienkatechese, THQ 174, 1994, S. 123ff. sowie: Adveniat/u.a. (Hg.): Augusta Carrara. Der Weg der Catequesis
Familiar in Peru, Bochum 1999. Hier insbesondere das Kapitel: Grundlagen und Geschichte der Catequesis Familiar,
S. 19–52 sowie: Helga Kohler– Spiegel: Catequesis Familiar – Katechese, die dem Leben folgt. Österreichisches
Religionspädagogisches Forum 8, 1998, S. 16.
2 Catequesis Familiar, in: Renovadas Actas del IV Congresso Catequistico Nacional, Santiago de Chile 1962, S.87, zitiert
nach: Biesinger: Erstkommunion als Familienkatechese, 1994, S. 125. Dort auch Verweis auf Carlos Deckers: Catequesis
Familiar. Su Metologia, Santiago de Chile 1988 (2. Auflage).
3 Adveniat/u.a.(Hg.): Augusta Carrara, 1999, S. 46.
4 So wurden etwa Evangelisierungsdefizite der Eltern, die fehlende Solidarität innerhalb der Familien und untereinander
analysiert, vgl. dazu: Albert Biesinger: Familienkatechese – Befreiungstheologische Aspekte und Realisierungen, in:
Mariano Delgado: Blutende Hoffnung. Gustavo Gutierrez zu Ehren, Luzern 2000, S. 230– 239.
2
Entwicklung christlicher Basisgemeinschaften5 beizutragen. Die erste Zielgruppe der
Catequesis Familiar sind von da an nicht mehr nur die (Erstkommunion-)Kinder, sondern
die Familien als Ganze, in ihrer faktischen Situation: in vielen Gemeinden entstanden so
anlässlich der Erstkommunionvorbereitung Gruppen, in denen Eltern (d.h. die Personen
bei denen das Kind aufwächst und die es erziehen) ihre Kinder im Glauben begleiten. Im
intergenerationalen Austausch zwischen Erwachsenen und Kindern geben Eltern ihren
Kindern mit, was ihnen selbst bedeutsam und wichtig geworden ist. Dabei wurden die
Familien auf unterschiedliche Weise von der Gemeinde unterstützt, woraus sich im Laufe
der Zeit eine feste Organisationsstruktur gegenseitiger Begleitung der Catequesis
Familiar herauskristallisieren konnte. Mit der theologischen Aufwertung des
Laienapostolats durch das Zweite Vatikanische Konzil und vor dem pastoralen
Hintergrund, dass es in vielen lateinamerikanischen Ländern kaum hauptberufliche
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, geschweige denn Priester6 gibt, sind die neuen
Schlüsselfiguren der Catequesis Familiar (neben den Eltern mit ihren Kindern),
ehrenamtlich tätige Parejas Guias, leitende Eltern(paare), die in der Regel wöchentlich
mit Gruppen von Eltern eines Wohngebiets katechetische Treffen veranstalten, bei denen
den Eltern die Gelegenheit und Atmosphäre geboten wird, sich mit ihren Alltagssorgen
und ihrem Glauben auseinander zu setzen. Darüber hinaus werden die Eltern dazu
angeleitet, anhand von katechetisch aufbereiteten Materialien zu Hause mit ihren
(Erstkommunion-)Kindern über den Glauben zu sprechen. Die Kinder im Alter zwischen 8
und 11 Jahren (also nicht wie bei uns, jahrgangsweise erfasst) vertiefen ihrerseits das zu
Hause Besprochene auf gestalterische und spielerische Art mit viel Gesang in
regelmäßigen Kindertreffen, die von Jugendlichen (Animadores) aus der Gemeinde, die in
der Regel erst vor kurzem selbst gefirmt wurden, geleitet werden. Dabei werden sowohl
die Eltern begleitenden Parejas Guias und die jugendlichen Animadores ihrerseits von
Gesamtverantwortlichen, meist Laienkatecheten oder Ordensleute (Asesores), für die
Katechese in der Gemeinde begleitet.7
5 Zu Kirchlichen Basisgemeinschaften im Allgemeinen vgl.: Thomas Schreijäck, Religionspädagogik im Kontext
befreiungstheologischer Ansätze, in: Hans– Georg Ziebertz/Werner Simon (Hg.): Bilanz der Religionspädagogik,
Düsseldorf 1995, S. 227– 229, sowie Norbert Mette: „Ein neues Millenium ohne Ausgeschlossene“, in: Ottmar Fuchs:
Pastoraltheologische Interventionen im Quintett. Zukunft des Evangeliums in Kirche und Gesellschaft, Münster 2001,
S. 34–46. Vgl. auch Augusta Carrara: Die Entstehung von Basisgemeinschaften als Zielperspektive, in Adveniat/u.a.,
1999: „Unter Basisgemeinschaft verstehen wir eine Gemeinschaft, die sich an der Basis – das heißt: am unteren Rand –
der sozialen Schichtung bildet.“ (S. 41). Exemplarisch zur basisgemeindlichen Bewegung in Deutschland vgl. die
Dokumentation von: Michael Fischer/u.a. (Hg.): Basisgemeindliche Kirche, Tübingen/Basel 1996, S. 145ff.
6 Im Großraum Lima zählen bis zu 150.000 Menschen zu einer Pfarrei mit oft nur einem (!) Pfarrer und wenigen
Ordensschwestern oder Laien– Katechetinnen und -Katecheten.
7 Formal ähnelt die Konzeption der Catequesis Familiar Volksbildungskonzepten, wie sie etwa Paolo Freire mit seiner
Alphabetisierungskampagne in Brasilien entwickelt hat. Vgl. dazu: Albert Biesinger: Catequesis Familiar –
basiskirchliche Provokation, in: Thomas Schreijäck: Christwerden im Kulturwandel. Analysen, Themen und Optionen für
religionspädagogik und Praktische Theologie, Freiburg i. Br. 2001, S. 441f.
3
1977 beginnt in Peru die Arbeit mit diesem Grundkonzept von Catequesis Familiar in
einem großen Randviertel Limas, der Villa El Salvador und entwickelt sich mittels
bischöflicher Unterstützung in wenigen Jahren zu einer breiten Familienbewegung.8
In den folgenden Jahren werden neben den sogenannten Familienblättern auch einzelne
Handreichungen für alle Begleitungsebenen entwickelt, sowie das gesamte katechetische
Material inhaltlich auf einen Zwei– Jahres– Weg9 mit zahlreichen „Etappenfeiern“10
(Celebraciones) hingeordnet, als deren letzte die Feierliche Erstkommunion des Kindes
steht. Die beiden zentralen Themenkreise „Leben in der Familie und Evangelisierung“
(1.Jahr) und „Bildung von Gemeinschaft und der Aufbau der Gemeinde“ (2.Jahr) greifen
dementsprechend weit über spezifisch eucharistiekatechetische Themen hinaus.11
(Abb.1: Allgemeine Ziele der Etappen der Catequesis Familiar, in Anlehnung an: Adveniat, S.61)
Zahlreiche Diözesen Perus und anderer Länder Lateinamerikas (Argentinien, Bolivien,
Honduras, Guatemala, Bolivien, Ecuador, Paraguay u.a.) griffen diese Überlegungen auf
und realisierten, unterstützt von ihren bischöflichen Katechesekommissionen seit den
8 Einen Überblick bietet Helga Kohler– Spiegel (1998), S. 16: „Bereits 1978 bildet der für dieses Gebiet zuständige
Bischof Monsenor German Schmitz eine interpfarreiliche Gruppe. 1983 gründet Bischof Monsenor Lorenzo Leon als
Vorsitzender der bischöflichen Kommission für Katechese in Peru eine eigene Abteilung für Catequesis Familiar in
dieser Kommission. 1992 übernimmt Sr. Augusta Carrara die nationale Koordination. 1994, im Internationalen Jahr der
Familie, kann in Lima das Zentrum der Catequesis Familiar eröffnet werden. 1995 erläutert Bischof Lorenzo Leon das
Konzept in Deutschland, Sr. Augusta Carrara führt auf Einladung der Katholisch– Theologischen Fakultät der Universität
Tübingen in einem ersten Kurs in diese Arbeit ein.“ Vgl. dazu auch die vom Zentrum für Catequesis Familiar in Lima
erstellten Unterlagen zum Forschungsseminar der Universitäten Tübingen, Fribourg und Luzern: Centro de Catequesis
Familiar: Metodologia de Catequesis Familiar. Teil 1: Historia de la Catequesis familiar, Lima 1997, S. 3.
9 Infolge des langen Vorbereitungszeitraums und einer volkskirchlich bedingten differenzierten Erwartungshaltung bieten
peruanische Gemeinden alternativ zur Catequesis Familiar einen gleichberechtigten Kommunionweg ohne
Elternbegleitung für Jugendliche zwischen 13 und 14 Jahren an. Vgl. Monika Scheidler: Rahmenbedingungen und
Optionen der peruanischen Catequesis Familiar – Kulturvergleichende Herausforderungen, in: Adveniat/u.a. (1999),
S. 12f.
10 Vgl. dazu: Carrara: Das Konzept der Catequesis Familiar (1999), Kapitel 3.3: Etappen und thematische Einheiten des
peruanischen Konzepts der Catequesis Familiar, S. 60– 68.
11 Zum Gesamtkonzept der Catequesis Familiar mit seiner Explikation des methodischen Dreischritts auf den verschiedenen
Interaktionsebenen, den Etappen und thematischen Einheiten, Arbeitsmaterialien, sowie einem Organisations- und
Zeitplan zur Einführung der Catequesis Familiar in einer Gemeinde, vgl. ebd., S. 53ff.
- Zustimmung des Herzens, bzw. Bekehrung
- Revision des Lebens
- Bildung von Basisgemeinschaften
- Revision des Lebens
Begegnung mit dem Evangelium
- Situation der Familie und der Gemeinschaft
- Beziehung zu Jesus
Gemeinschaftserfahrung
- Kirche - Gottes Bund mit seinem
Volk
- Sakramente
4
frühen achtziger Jahren je eigenständige Konzeptionen von Catequesis Familiar, die sich
auch theologisch voneinander unterscheiden.12
1.2 Gesellschaftlicher Kontext, Optionen und Ziele
Als Globalisierungsverlierer hängen viele lateinamerikanische Länder heute wie damals
am Tropf der Weltwirtschaft, welcher nur die Wenigsten gut nährt, die gesellschaftlichen
Massen an der Peripherie jedoch verkümmern lässt.13 Insbesondere auf dem Land und in
den Elendsvierteln der Großstädte sind vor allem die Familien, Frauen und Kinder am
stärksten mit den Auswüchsen extremer Armut konfrontiert14: Der alltägliche „Kampf um
ein Minimum an Wasser, Nahrung und Kleidung, das Eltern und Kinder zum Überleben
brauchen, Krankheiten und früher Tod, Gewalt, zerbrechende Ehen, Frauen– und
Kindesmisshandlungen bestimmen den Alltag (...)“15. Eine solche durch extreme Armut
weitgehend destabilisierte, mitunter entsozialisierte Lebenssituation entlässt aus sich
heraus weder Ressourcen noch Räume für notwendende Bildungsprozesse und
Solidaritätsentwicklung, für soziale und emotionale Anerkennung und einen
menschenwürdigen Umgang miteinander, kurz: für die Subjektwerdung des/der
Einzelnen.
Die lateinamerikanische Catequesis Familiar nimmt diese Nöte wahr und zielt anlässlich
der Erstkommunion mit ihrer vorrangigen Option für die Familie durch die
evangelisierende Förderung der intra- und interfamiliären Kommunikation auf die Bildung
von solidarischen interfamiliären Beziehungsgeflechten während des Kommunionwegs,
die sich mitunter in der Gründung von neuen kirchlichen Basisgemeinschaften fortsetzen.
Im Zuge ihrer Entwicklung und den langjährigen und in vielen Regionen
flächendeckenden Erfahrungen wuchs die Catequesis Familiar Lateinamerikas weit über
ein praktisches Katechesemodell zur Erstkommunionvorbereitung einzelner Familien
hinaus zu einer befreiungstheologisch16 inspirierten katholischen Familienbewegung17 und
damit einhergehend zu einer gleichermaßen evangelisierenden, sowie sozial und politisch
12 Zur Entwicklung und gezielten bischöflichen Förderung von Catequesis Familiar in Peru durch die Einrichtung von
diözesanübergreifenden Schulungszentren und einem Nationalbüro, sowie die Verbreitung in anderen
Lateinamerikanischen Ländern, aber auch in Italien, insbesondere Rom, vgl. ebd., S. 49ff.
13 Vgl. Franz Marcus: Kirche und Gewalt in Peru, Befreiende Pastoral am Beispiel eines Elendsviertels von Lima, Münster
1998.
14 Vgl. ebd., Teil 1: Sehen: Die Situation Perus und Montenegros angesichts struktureller und politischer Gewalt, S. 21–
236(!).
15 Scheidler: Rahmenbedingungen (1999), S. 8.
16 Der Unterschied zur westlichen Theologie lässt sich in Anlehnung an Gustavo Gutierrez so beschreiben: „Der westlichen
Theologie gehe es vornehmlich um das Problem des Atheismus, d.h. um die Frage, wie man den individuell Ungläubigen
mit der Botschaft des Evangeliums erreichen könne. Dies führe zu einer eher existenzialistischen und subjektiven
Theologie. Der Theologie der Dritten Welt gehe es dagegen um das Problem der Armut und der Ausbeutung, d.h. um den
Menschen, der zur Un-Person degradiert worden sei und der durch die Botschaft des Evangeliums zur Menschwerdung,
zur Person, befreit werden müsse. Ausdruck fände dieses Bemühen in den verschiedenen Formen der
Befreiungstheologie“, so Georg Evers: Die Herausforderung der westlichen Theologie durch die Dritte Welt, 1983,
S. 172f. Zum spannungsreichen Zusammenhang von lateinamerikanischer Befreiungstheologie und Catequesis Familiar
vgl. Biesinger: Familienkatechese – Befreiungstheologische Aspekte und Realisierungen (2000).
17 Dass es sich bei der Catequesis Familiar nicht um eine katechetische Randerscheinung handelt belegt Sr. Augusta
Carrara eindrucksvoll, wenn sie schreibt „Seit 1977 hat die Catequesis Familiar in Peru viele gute Früchte
hervorgebracht und in fast allen Bistümern zum Aufbau der Gemeinden und zur Bildung von Basisgemeinschaften
beigetragen. Zurzeit sind jährlich schätzungsweise 5.000 leitende Eltern, 6.000 Kindergruppenleiterinnen und -leiter und
etwa 70.000 Eltern in die Catequesis Familiar involviert.“ In: Carrara (1999), S. 51.
5
agierenden familienpastoralen Konkretisierung der vorrangigen Option für die Armen18,
wie sie in den gesamtlateinamerikanischen Bischofskonferenzen von Medellin/Kolumbien
(1968)19 und Puebla/Mexiko (1979) 20grundgelegt und hinsichtlich der Familienpastoral
als eine „grundlegende, einfühlsame, reale und wirksame Priorität“ in Santo
Domingo/Dominikanische Republik (1992)21 bestätigt wurde. Im Zusammenhang mit der
päpstlichen Leitbildvorstellung von der christlichen Familie als „Hauskirche“, bzw. als
„Grund– und Lebenszelle der Gesellschaft und der Kirche“22 wird die genannte Priorität
der Familienpastoral mit einer grundlegenden Option für die ganze Familie verbunden.
Die getroffene pastorale Option für die Familie als pastorale Konkretisierung einer
gesellschaftspolitisch motivierten und biblisch begründeten vorrangigen Option für die
Armen23 wird so zum entscheidenden Bezugspunkt für sämtliche Planungsprozesse und
die Koordination der pastoralen Arbeit auch auf der Gemeindeebene.
1.3 Methoden und Inhalte
Eine konsequent handlungsorientierte Methode, von den fundamentalen
Alltagsproblemen der Menschen ausgehend, die Bibel selbst mithilfe von
Nichtprofessionellen (Parejas Guias; Animadores) als zentralen „Katechismus“ zu lesen,
um so zu einer neuen Sicht und Veränderungsbereitschaft ihrer konkreten
Lebenswirklichkeit zu kommen, prägt entscheidend den Umgang mit den (vorgelegten)
Inhalten24 der Catequesis Familiar Bewegung. Dabei kommt gerade den Ehrenamtlichen
mit ihrer, im lebenspraktischen Sinn, befreiungstheologischen Hermeneutik, die sie sich
durch ihre Reflexion ihrer eigenen Lebenssituation und eine Vertrautheit mit den
18 Ein Charakteristikum der lateinamerikanischen Bischofskonferenzen von Puebla und Medellin war die pastorale
Prioritätensetzung im Sinne pastoraler Optionen: „Die pastoralen Optionen sind der Prozess der Auswahl, der durch die
Abwägung und Analyse der positiven und negativen Gegebenheiten im Licht des Evangeliums erlaubt, die pastorale
Antwort auf die Herausforderungen für die Evangelisierung auszuwählen und zu finden.“, in: Die Evangelisierung
Lateinamerikas in Gegenwart und Zukunft, Puebla 1979, Nr. 1299. Die vorrangige Option für die Armen ist „die zentrale
hermeneutische Determinante der lateinamerikanischen Theologie der Befreiung, die nicht exklusiv die Nicht-Armen als
Adressaten ausschließt, sondern sie bezeichnet lediglich den gesellschaftlichen Standort, von dem aus die Option
getroffen wird. Sie ist damit eine Herausforderung zur analytischen und prophetischen Praxis. Solche Praxis lebt von und
als Gemeinschaft, ermöglicht Beteiligung und fördert solidarische Optionen. Der pädagogische Weg führt soweit vom
„für die Armen“ zum „mit den Armen an der Seite der Armen“, in: Schreijäck: Religionspädagogik im Kontext
befreiungstheologischer Ansätze, 1995, S. 227.
19 In Medellin formulierten die Lateinamerikanischen Bischöfe als grundlegendes Ziel der Familienpastoral die
„Hinführung aller Familien zu einer großherzigen Öffnung, zum Miteinander in einzelnen Familien, einschließlich
denjenigen anderer Konfession und besonders zu den Familien in der Marginalität oder im Prozess der Desintegration,
eine Öffnung zur Gesellschaft, zur Welt und zum Leben der Kirche“ in: Die Kirche in der derzeitigen Umwandlung
Lateinamerikas im Lichte des Konzils, Medellin 1968, Nr. 3.20.
20 „Die Familie ist Subjekt und Objekt der Evangelisierung in Gemeinschaft und Mitbeteiligung“, in: Die Evangelisierung
Lateinamerikas in Gegenwart und Zukunft, Puebla 1979, Nr. 569, vgl. auch Nr. 571ff.
21 Das Schlussdokument von Santo Domingo (1992) ist in deutscher Sprache veröffentlicht in: Neue Evangelisierung,
Förderung des Menschen, Christliche Kultur, Santo Domingo 1992/1993. Zur zentralen Bedeutung der genannten drei
gesamtlateinamerikanischen Dokumente für die Befreiungstheologie, vgl. Schreijäck: Religionspädagogik im Kontext
befreiungstheologischer Ansätze, 1995.
22 Vgl.: Familiaris Consortio, 1981.
23 In Kontinuität zu den Bischofsversammlungen Lateinamerikas sagte Papst Johannes Paul II in seiner Eröffnungsrede zur
IV. Generalkonferenz des lateinamerikanischen Episkopats 1992 in Santo Domingo: „In Weiterführung der Konferenzen
in Medellin und Puebla bekräftigt die Kirche erneut ihre vorrangige Option für die Armen, eine Entscheidung, die allein
auf Gottes Wort gegründet ist (...) Aber unsere Option ist fest und unwiderruflich.“ in: Neue Evangelisierung, Förderung
des Menschen, Christliche Kultur: Santo Domingo (1992), 1993. 1992, Nr. 16.
24 Zur Themenfolge der 50(!) Elterntreffen der Catequesis Familiar in Peru vgl. die Ziel-Inhalt-Skizzen zu beiden Etappen,
in: Carrara (1999), S. 53– 79.
6
Zentraldokumenten der Lateinamerikanischen Kirche angeeignet haben, die eigentliche
Schlüsselrolle zu. In der katechetischen Praxis haben folglich die vor Ort bereitgestellten
katechetischen Arbeitsblätter und -mappen, welche „beim lesenden Nachvollzug auf
deutsche Religionspädagoginnen und -pädagogen zunächst einen recht engmaschigen
und traditionsorientierten Eindruck machen“25 vornehmlich eine gesprächsinitiierende
Bedeutung. Das zentrale Medium und die Inhalte der Catequesis Familiar ergeben sich
faktisch im Austausch konkreter Alltagserfahrungen der Menschen in direkter kreativer
Auseinandersetzung mit den überlieferten Erfahrungen der biblischen Texte im Horizont
ihrer Befreiung.
Nicht zuletzt als Ausdruck und der gemeinschaftlichen Besiegelung dieses Ansinnens fügt
sich, wenn auch unbenannt, ein vierter „methodischer“ Schritt und damit weiterer
konstitutiver Aspekt der lateinamerikanischen Catequesis Familiar in den katechetischen
Lehr– Lernprozess ein: regelmäßig, d.h. etwa alle fünf bis sechs Wochen trifft man sich
zum gemeinsamen Feiern in der Gesamtgruppe (Eltern und Kinder). Dass es sich dabei
keineswegs um ein nüchternes liturgisches Ereignis handelt beschreibt Helga Kohler–
Spiegel aus eigenem Erleben folgendermaßen: „Gebete, biblische Texte, Riten und vor
allem zahlreiche Lieder machen die Feiern aus; ohne Singen, ohne Gitarre oder eine
Flöte, ohne Bewegung und Tanz kann keine Feier stattfinden. Im Anschluss an das
gemeinsame Beten werden mitgebrachte Speisen gemeinsam gegessen, es wird
gesungen, getanzt, geplaudert und für die kommenden Wochen geplant. Auch Lieder,
verbunden mit Gesten, spielen eine wichtige Rolle. Dinamicas nennen die peruanischen
Christen diese Lieder, sie geben der Freude an der Gemeinschaft Ausdruck und verbinden
diese mit dem Glauben (...)“26
(Abb.2: Die Arbeitsmaterialien der Catequesis Familiar, aus: Adveniat (1999), S. 70)
25 Scheidler, Rahmenbedingungen und Optionen, 1999, S. 11. 26 Kohler– Spiegel: Catequesis Familiar, 1998, S. 17.
7
2. Der „Kommunionweg als Familienkatechese“ im deutschsprachigen
Raum
2.1 Genese
Ausgehend von der Unzufriedenheit über bislang beschrittene Wege in der
Sakramentenkatechese als Versorgungs- und Betreuungspastoral wurde die
lateinamerikanische Catequesis Familiar erstmals 1990 unter der Bezeichnung
„Kommunionweg als Familienkatechese“ in zwei Gemeinden der Diözese Rottenburg–
Stuttgart Diözese eingeführt. Die katholische Kirchengemeinde Heilig Geist, Balingen,
(Pfarrer Franz Nagler und Gemeindereferent Alwin Hummel) und die katholische
Kirchengemeinde St. Bonifatius, Herbrechtingen, (Pfarrer Alwin Nagy und
Gemeindereferentin Elsa Schießl) entwickelten in Anpassung an die hiesigen Zeiträume
der Erstkommunionvorbereitung von etwa sieben Monaten eigenständige
familienkatechetische Konzepte mit umfangreichen katechetischen Materialien im
Eigenverlag,27 die ihre basiskirchliche Zielsetzung28, inhaltliche Orientierung29 und auch
den konsequent bibeldidaktisch orientierten methodischen Dreischritt Sehen–Urteilen–
Handeln unmittelbar den lateinamerikanischen Vorlagen entlehnen. Beide Pfarrer hatten
zuvor bereits mehrjährige eigene Erfahrungen mit der Catequesis Familiar in Argentinien
gesammelt und dort Catequesis Familiar nach Vorbildern aus Chile, Peru und Bolivien
mitentwickelt.
Promotor und Zentrum für die wissenschaftliche Reflexion, kontextuelle Adaption und
Verbreitung von Familienkatechese im deutschsprachigen Raum ist das
Religionspädagogische Institut an der Katholisch–Theologischen Fakultät der Universität
Tübingen unter der Leitung von Prof. Dr. Albert Biesinger.30 Von hier aus werden seit
1994 im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts „Familienkatechese“ im
unmittelbarem Austausch mit dem Centro de Catequesis Familiar in Lima/Peru zahlreiche
diözesanübergreifende theologische Fachtagungen, Vortragsreihen und Kongresse mit
Hunderten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem deutschsprachigen Raum
organisiert, diverse religionspädagogische Veröffentlichungen und seit 1999 auch
entsprechende katechetische Materialien zum Kommunionweg als Familienkatechese auf
den Weg gebracht, sowie einschlägige Erfahrungen von Gemeinden mit dem
familienkatechetischen Weg evaluiert.
27 Vgl.: Franz Nagler/Alwin Hummel: Der Kommunionweg als Familienkatechese – Hintergründe, Grundlagen und
Spiritualität dieses Kommunionwegs, o. Ort (1995), vgl. auch: Dies.: Der Kommunionweg als Familienkatechese –
Materialien, o. Ort (1995), Alwin Nagy/Elsa Schießl: Der Kommunionweg in Herbrechtingen, Materialien, o. Ort 1995.
28 „Insgesamt ist diese Familienkatechese ein Weg zur Entwicklung einer Gemeinde, die sich immer mehr aus kleinen
christlichen Gemeinschaften als lebendige Zellen des Lebens und Glaubens zusammensetzt.“, in: Nagler/Hummel: Der
Kommunionweg als Familienkatechese (1995), S. 5.
29 „Es geht nicht um Katechismus-Wahrheiten, sondern darum, zu einer lebendigen Beziehung zu Jesus zu kommen und
sein Leben und seine Botschaft zusammenzubringen mit unserem alltäglichen Leben.“, ebd., S. 2.
30 In Zusammenarbeit mit der diözesanen Arbeitsgruppe „Familienkatechese“. Die Arbeitsgruppe bestand bis zu ihrer
Auflösung 2000 aus: Franz Nagler, Alwin Hummel, Alwin Nagy, Elisabeth Schießl, Dr. Michael Kessler, Dr. Claudia
Hofrichter, Prof. Dr. Albert Biesinger, Herbert Bendel und Dr. Christoph Schmitt und bemühte sich vergeblich um eine
gemeinsame Strategie zur Inkulturation und die Entwicklung katechetischer Materialien zur Verbreitung von Catequesis
Familiar im deutschsprachigen Raum. Auch gelang es bislang nur vereinzelt eine eigenständige familienkatechetische
Einrichtung (z.B. diözesane Planstellen, Familienkatechetisches Institut o.Ä.) zur Weiterentwicklung und Verbreitung des
Konzepts und entsprechenden Materialien, sowie zur Fort- und Weiterbildung katechetischer MitarbeiterInnen zu
etablieren.
8
Dabei handelt es sich nicht um eine modellgetreue Kopie der lateinamerikanischen
Catequesis Familiar, sondern um die Inspiration und religionspädagogisch verantwortete
Auslotung der „Möglichkeiten einer revidierten Praxis der Sakramentenkatechese im
Dialog mit lateinamerikanischen Erfahrungen, ausgehend von den europäischen
Analysevoraussetzungen (...), die durch die Begriffe Aufklärung, Subjekthaftigkeit,
Individualität, Industrie- und Mediengesellschaft gekennzeichnet sind.“31
2.2 Profil und Praxis des „Kommunionwegs als Familienkatechese“ nach Albert
Biesinger
Im Unterschied zu gemeindekatechetischen Erstkommunionwegen, die sich vor allem an
Kinder wenden und nach Albert Biesinger deswegen oft zu kurz greifen, „weil die Kinder
von ihrem familiären Kontext, der auf religiöse Symbolbildung und Praxis in diesem Alter
signifikant Einfluss nimmt, weitgehend abgekoppelt bleiben“32, nimmt der von Biesinger
(u.a.) entwickelte Kommunionweg als Familienkatechese die Familie als Ganzes in den
Blick und bezieht sich „nach Begriff, Inhalt und Adressaten auf die Communio und
Kommunikation in der Familie im Dialog mit der Gemeinde.“33
2.2.1 Begriffliche Klärungen
Jenseits der kirchlichen Familienrhetorik wird Familie dabei funktional verstanden als
„differenzierte und pluralisierte Konstellationen von Vater und/oder Mutter und Kind(er),
Pflege und Adoptiveltern und Kind(er), Heimerzieher(in) und Kind(er) u.a.
Wiederverheiratete oder nichteheliche Partnerschaften als neu zustande gekommene
Familienkonstellationen fallen bewusst unter diese Begriffsbestimmung von Familien.“34
Wenn im Folgenden immer wieder von Eltern die Rede sein wird bezieht sich auch dieser
Begriff funktional in erster Linie auf die soziale Elternschaft, bzw. elterliche
Bezugspersonen des Kindes.
Katechese ist in diesem Zusammenhang ein gemeindlich initiierter, organisierter,
begleiteter und gleichermaßen auf gelingende Familienkommunikation und
Gemeindebildung zielender Lehr– Lernprozess im Dienste einer ganzheitlich integrativen
Erschließung der Gottesbeziehung im Sinne eines mystagogisch ansetzenden
31 Albert Biesinger: Erstkommunion als Familienkatechese, 1994, S. 123. Vgl. auch: Josef Sayer/Albert Biesinger: Von
lateinamerikanischen Gemeinden lernen, München 1988. Zur Diskrepanz zwischen „harter“ und „weicher“ Rezeption
lateinamerikanischer basisgemeindlicher Befreiungstheologie und ihrem eigenem Selbstverständnis vgl.: Raúl Fornet-
Betancourt (Hg.): Befreiungstheologie. Kritischer Rückblick und Perspektiven für die Zukunft, Mainz 1997, Band 3: Die
Rezeption im deutschsprachigen Raum, darin insbesondere die Beiträge von Hermann Steinkamp: Selbst „wenn die
Betreuten sich änderten“, S. 354–363, und Michael Ramminger: Kirchenkritische Bewegungen in der BRD und
Theologie der Befreiung, S. 113–128.
32 Biesinger: Erstkommunion als Familienkatechese (1994), S. 123. Die positive Wendung dieser These entspricht der vor
dem Hintergrund zahlreicher empirischer Erhebungen zur religiösen Sozialisation in der Familie validierten Feststellung
Bernhard Groms, „dass die Familie in modernen westlichen Gesellschaften in religiöser Hinsicht ein entscheidendes
Sozialisationsfeld, ein herausragender Lernort des Glaubens ist.“, in: Grom: Religiöse Sozialisation in der Familie, 1996,
S. 610. Vgl auch: Grom: Glauben-Lernen – nicht ohne die Familie, 2000, S. 86–100.
33 Vgl. Albert Biesinger/Herbert Bendel (Hg.): Gottesbeziehung in der Familie, Familienkatechetische Orientierungen von
der Kindertaufe bis ins Jugendalter, Ostfildern 2000, S. 10
34 Ebd., S. 10.
9
Bewusstwerdungsprozesses, der Kinder, Jugendliche, und Erwachsene für sich und
aneinander entdecken lässt, dass sie bereits in der Gottesbeziehung stehen.35
Das Kompositum Familienkatechese assoziiert in unserem Zusammenhang begrifflich
die formale Anlehnung der deutschen Übersetzung an die lateinamerikanische Bewegung
Catequesis Familiar. Dabei handelt es sich also nicht um einen Überbegriff für pastorale
Maßnahmen, die Familien im Blick haben, sondern eine dezidierte intergenerationelle
katechetische Interaktionsstruktur im Kontext der Gemeinde mit einer vierfachen Option
gemeindlicher Katechese mit Familien als gegenüber der Gemeinde subsidiär verstandene
Zielgruppe, Trägergruppe, inhaltliche Orientierung und Ort.
2.2.2 Interaktionen
Anlässlich der Erstkommunionvorbereitung des Kindes36 werden ausnahmslos alle Eltern
und/oder andere elterliche Bezugspersonen eingeladen, ermutigt und von der Gemeinde
gefördert und unterstützt, die ihnen möglichen Schritte bei der Begleitung ihres Kindes
zu einer lebendigen Gestaltung ihrer Gottes- und Jesus-Christus-Beziehung zu gehen, die
im Kommunionempfang gipfelt, aber nicht endet. Im Mittelpunkt des Kommunionwegs als
Familienkatechese steht dabei die Glaubenskommunikation in der Familie als Gesprächs–
und Interaktionsraum zwischen den Generationen in Vernetzung mit verschiedenen
Begegnungsräumen der Gemeinde. Strukturanalog zur lateinamerikanischen Catequesis
Familiar treffen sich dabei Menschen in verschiedenen Gemeinschaften, bzw. Gruppen
gegenseitiger Begleitung:
1.) Die Gemeinschaft der Familie
„Wer Jesus war, was seine Botschaft für uns heute ist, was Brot und Wein beim Mahl der
Kommunion bedeuten, das sollen Kinder in erster Linie von den eigenen Eltern erfahren.“37
Im (in der Regel wöchentlichen) Familiengespräch „erleben, entwickeln und vertiefen Eltern
und Kinder ihre Gemeinschaft untereinander und mit Gott“38 im Blick auf das gemeinsame
Verstehen dessen, was Kommunion meint. Eine (Vor-)Auswahl geeigneter Bausteine zum
Familiengespräch aus dem gemeinsamen Familienbuch stellt dazu die Grundlage und
Anregungen für das Familiengespräch bereit.
2.) Die Gemeinschaft der Eltern in der Elterngruppe eines Wohngebiets
Diese trifft sich auf „ermutigende Einladung“39 hin in größeren Abständen und dient den
Eltern neben der gemeinsamen Vorbereitung der o.g. Familiengespräche auf
Erwachsenenebene als Ort lebendigen Austauschs „über die eigenen Glaubenserfahrungen,
über die Hoffnungen und Bedenken in der Beziehung mit Gott, über Gottesbilder, über
Vorstellungen von religiöser Erziehung und über eigene Glaubenszweifel usw.“40 Gemeinsam
35 Vgl. ebd., S.10 (Anm. 2.). Zum Verständnis von Katechese als Erschließung der Gottesbeziehung auf der
offenbarungstheologischen Grundlage des Antwortaktes des Menschen auf das Schöpfungswort Gottes und seine
Selbstmitteilung in der Menschwerdung Jesu Christi in Anlehnung an Johann Baptist Hirscher vgl. Biesinger:
Erstkommunion als Familienkatechese, 1994, S. 121.
36 Dies geschieht in weiten Teilen Deutschlands aus historischen Gründen – im Zusammenhang mit der Entwicklung der
Gemeindekatechese aus der schulischen Katechese – in der Regel als (schul-)jahrgangsweise Erfassung, dabei handelt es
sich aber keinesfalls um ein Strukturmoment der Familienkatechese.
37 Vgl.: Albert Biesinger/Herbert Bendel/David Biesinger: Gott mit neuen Augen sehen: Für das Leitungsteam – Einführung,
2004, S. 23.
38 Ebd., S. 22.
39 Der Einladungscharakter des Kommunionwegs als Familienkatechese ist für diesen Ansatz konstitutiv: „Zwang ist
religionspädagogisch grundsätzlich abzulehnen“, ebd., S. 23.
40 Ebd., S. 22.
10
überlegen die Erwachsenen neu, was es für ihr je eigenes Leben und das Leben in ihrer
Familie bedeuten und sich darauf positiv auswirken kann, in Beziehung mit Gott zu leben.
Die katechetische Praxis zeigt, dass in gelingenden Gruppenprozessen durch die
katechetischen Themenvorschläge und über sie hinaus auch unvermittelte Glaubens- und
Lebensthemen der Teilnehmerinnen kommuniziert werden, Elternfreundschaften entstehen
können und mitunter auch gegenseitige Unterstützungsnetze in Problemsituationen geknüpft
werden.
3.) Die Gemeinschaft der Kinder in der Kindergruppe eines Wohngebiets
Diese ist geprägt vom Charakter des gemeinsamen Erlebens, des Feierns und des
spielerischen Einfindens in die Gottes- und Jesus-Christus-Beziehung. Dabei werden inhaltlich
die Themen des Familiengesprächs aufgegriffen, ohne diese zu verdoppeln, sodass
denjenigen Kindern, bei denen aus irgendwelchen Gründen – beruflich schwierige Situation,
familiäre Krisen, Krankheiten, soziale Probleme, bewusstes Desinteresse usw. – eine aktive
Begleitung durch die eigenen Eltern oder andere Bezugsperson, (J.H. im Sinne des Modells
Familienkatechese) nicht möglich ist, ebenso die Teilnahme am Kommunionweg der
Gemeinde ermöglicht wird41. Die regelmäßigen Kindertreffen in überschaubaren Gruppen von
6–8 Kindern unterscheiden sich jedoch methodisch und vom inhaltlichen Vermittlungs-
anspruch (an die Katechetinnen) her von Erstkommunionvorbereitungswegen, welche den
Schwerpunkt der Erarbeitung des (obligatorischen) eucharistie-katechetischen Glaubens-
wissens konsequenterweise im Rahmen der Kindertreffen verorten (müssen).
4.) Die Gemeinschaft der Begleiterinnen und Begleiter der Elterngruppen
Sie bereiten auf der Grundlage der bereitgestellten eltern- bzw. erwachsenenkatechetischen
Materialien gemeinsam die Moderation der Elterntreffen vor und nach „und fördern bei den
Eltern die Sensibilität, religiöse Erfahrungen wahrzunehmen und auszutauschen.“42 Dabei
reflektieren sie vertieft ihre eigenen Lebens- und Glaubensgeschichten und erfahren sich in
besonderer Weise als katechetische Multiplikatoren im Sinne des Laienapostolats.
5.) Die Gemeinschaft der Begleiterinnen und Begleiter der Kindergruppen
Hier wird angestrebt, zunehmend interessierte Jugendliche aus den Gemeinden zu gewinnen,
die miteinander (evtl. zunächst gemeinsam mit erwachsenen Begleiterinnen und Begleitern)
die Gestaltung der Kindertreffen erarbeiten und reflektieren und darüber ebenfalls
persönlich, d.h. als Subjekte ihres Glaubens und nicht etwa als Adressaten oder „Vermittler“
„des Glaubens“ in einen katechetischen Prozess involviert werden.
6.) Die Gemeinschaft des katechetischen Leitungsteams in der Gemeinde
Nach Ansätzen des Prinzips „Anleitung zur Selbstanleitung“ auf der Grundlage von Ruth
Cohns Ansatz vom lebendigen Lehren und Lernen als Themenzentrierter Interaktion43
begleitet dieses Team aus Hauptberuflichen und/oder befähigten Ehrenamtlichen die
Begleiter und Begleiterinnen für die Eltern– und Kindergruppe und befähigt sie
religionspädagogisch für ihre Tätigkeit.44 Ihm obliegt die Leitung und organisatorische
Gesamtplanung, sowie die spirituelle Begleitung des gesamten Prozesses „Kommunionweg
als Familienkatechese“.
41 Vgl. ebd., S. 24.
42 Ebd., S. 23.
43 Vgl.: Barbara Langmaack: Einführung in die themenzentrierte Interaktion, Weinheim/Basel/Berlin 2001. Zum Überblick
über die religionspädagogische Rezeption, insbesondere im Horizont einer „Kommunikativen Theologie“ vgl. Matthias
Scharer/Bernd Jochen Hilberath: Kommunikative Theologie. Eine Grundlegung Mainz 2002.
44 Etwa durch die basale Erarbeitung pädagogischer Gruppenbegleitungskompetenzen (Gesprächsführung,
Gruppenmoderation, Störungsbearbeitungen) und theologischer Grundannahmen. Vgl. die Einleitungskapitel der
Leitfäden: Albert Biesinger/Herbert Bendel/u.a.: Gott mit neuen Augen sehen. Wege zur Erstkommunion (4 Bände)
München 2004.
11
Abb. 3: Das Interaktionsmodell der Familienkatechese, Nach: Biesinger/u.a.: Gott mit neuen Augen sehen,
Familienbuch, (2004).
Aus dem Strukturmodell wird ersichtlich, dass gerade die Integration der Familie in ein
komplexes Netz von Beziehungen im Zusammenspiel verschiedener Gruppen und
Gemeinschaften konstitutiv für das Hauptanliegen dieses Weges ist, Communio während
der Erstkommunionvorbereitung konkret anzustiften und zu einer
glaubenskommunikativen Erfahrung werden zu lassen: „Familienkatechese hat als
Grundaxiom, dass eucharistische Gemeinschaft, dass die Kommunion in Zeichen von Brot
und Wein die Gemeinschaft zwischen den Menschen braucht, bedingt und ermöglicht –
sowohl in der Familie als auch in der Gemeinde.“45
Das Theologumenon Communio, wird so gleichermaßen zum zentralen
eucharistietheologischen, ekklesiologischen und ekklesiopraktischen Schlüsselbegriff für
diesen Weg.
2.2.3 Intentionen
Analog zur lateinamerikanischen Catequesis Familiar gehen die Intentionen des
Kommunionwegs als Familienkatechese ebenfalls über ein im engeren Sinne
katechetisches Modell zur Erstkommunionvorbereitung hinaus. Vielmehr wird die
Vorbereitung auf das Fest der feierlichen Erstkommunion des Kindes als geprägter
kirchlicher Anlass und Zeitpunkt wahrgenommen, dass sich Eltern/elterliche
Bezugspersonen und Kinder in der Familie, sowie in überschaubaren Gemeinschaften
45 Bendel, Herbert: Glaube liegt in der Luft, in: Biesinger/Bendel, 2000, S. 296f. Zu „Communio“ als Schlüsselbegriff des
Kommunionwegs als Familienkatechese vgl. Biesinger/u.a.: Für das Leitungsteam – Einführung, 2004, S. 15–19.
Begleitung der
Elterngruppe Elterngruppen
Familiengespräch:
Eltern mit ihrem
Kommunionkind
Kindergruppen (Jugendliche)
Begleitung der
Kindergruppen
Katechetisches
Leitungsteam
12
(Elterngruppen und Kindergruppen) als handlungsfähig erfahren, miteinander einen
geistlichen Weg zu gehen und somit die Subjektwerdung der Familie als einen
authentischen Lernort des christlichen Glaubens zu fördern. In dieser Hinsicht ist
Familienkatechese eine Katechese von Laien, mit und für Laien und vertraut ganz auf
deren Berufung, Träger und Trägerinnen ihrer gegenseitigen Evangelisierung zu sein.
Ausgehend von der Glaubens– und Lebenssituation der Familien, hier: die
Nachfrage/Bitte der Eltern um die Erstkommunionvorbereitung für ihr Kind, geht es
deshalb sowohl um eine (Neu-)Evangelisierung der Familien und um einen Beitrag zur
Gemeinschaftsbildung, als auch um eine spezielle Sakramentenkatechese. Dabei handelt
es sich von seinem didaktischen Grundansatz her weniger um einen Vermittlungsprozess
kognitiver Lerninhalte. Vielmehr geht es um ein ganzheitliches Erschließungsgeschehen –
in Anknüpfung an die grundlegenden kommunikativen Kompetenzen,
Beziehungserfahrungen und Deutehorizonten in der Familie, mit dem Ziel, „zu einer
persönlich bedeutsamen Beziehung zu Jesus Christus zu kommen und sein Leben und
seine Botschaft mit dem alltäglichen Leben zusammenzubringen.“46
Auch in diesem Sinne ist Familienkatechese keine Methode im Sinne einer Technik,
vielmehr geht es um die Glaubenskommunikation und Gemeindeentwicklung im Kontext
einer Gesamtpastoral auf der Grundlage handlungsorientierter und
kommunikationsdidaktischer Lehr-/Lernprozesse, die eine entsprechende Spiritualität
gegenseitiger Annahme und des Vertrauens in die Kompetenz der Getauften und
Gottsuchenden verlangt. Aufs Engste damit verknüpft ist das Anliegen, in der Familie
Kommunikation über und im Glauben, aber auch gelingende familiäre Kommunikation im
Allgemeinen zu fördern und darüber hinaus intra- und interfamiliäre Solidaritätsprozesse
anzustoßen.
Im Gemeindebild selbst verfolgt auch die deutsche Reformulierung des Kommunionwegs
als Familienkatechese eine „basisgemeindliche“, respektive an kleinen geistlichen
Gemeinschaften orientierte Ausrichtung:
„Leben und Evangelium haben miteinander zu tun. Lebensgestaltung nach dem
Evangelium in befreiungstheologischer Dimension ist selbstverständlich.
Wesentlich gehört dazu die Frage „Wer ist mein Nächster?“. Es geht um ein
bewusstes Leben mit den Mitmenschen und mit der Umwelt.
Leben vollzieht sich in Gemeinschaft. Dazu braucht es die kleine überschaubare
Gruppe und regelmäßige Treffen. (...)
Basiskirchliches Leben definiert sich von der Basis her, d.h. von den Sorgen und
Nöten, von den Freuden und Hoffnungen der Menschen her.“47
In einer solchen unspezifisch basisgemeinschaftlich orientierten Kirche des Volkes als Gemeinschaft
von Gemeinschaften, erfahren sich Familien auf dem Kommunionweg als eigenständige
„Basisgruppen“, die selbst Glaubenserfahrungen machen können, neben und im Dialog mit anderen
denkbaren Konstellationen des gemeindlichen und ortskirchlichen Lebens. Die Offenheit im
Gemeindebild des familienkatechetischen Ansatzes in seiner deutschen Reformulierung im
Unterschied zu seinem lateinamerikanischen Vorbild ergibt sich u.a. aus der Schwierigkeit der
Inkompatibilität der Weitläufigkeit lateinamerikanisch-basisgemeindlicher Gemeindestrukturen mit
den gewachsenen territorial und personal engmaschigeren Pastoralstrukturen in der
Bundesrepublik, die sich ihrerseits jedoch derzeit im Zusammenhang mit der, wenn auch regional
46 Vgl.: Albert Biesinger: Gott in die Familie. Erstkommunion als Chance für Eltern und Kinder, München 1996, S. 180.
47 Bendel, 2000, S. 303, mit Bezug auf Gaudium et Spes, Artikel 1.
13
ungleichzeitigen Umbruchsituation der kirchlichen Sozialgestalt in der Bundesrepublik (und in ganz
Westeuropa) befinden, deren Zukunftsszenarios sich jedoch immer noch kaum abzeichnen lassen.
2.2.4 Themen und Inhalte
Wie ihr lateinamerikanisches Vorbild bringt auch der Kommunionweg als
Familienkatechese „Werte des Reiches Gottes, die Wirklichkeit Gottes gegen
menschenvernichtende Mechanismen des Marktes ins Spiel. Sie stellt Werte wie
Gemeinschaft, Glaube, Freundschaft, Teilen über Kapital und Konsum. Das Reich Gottes
dient als Ausgangspunkt für den Aufbau konkreter Gemeinschaftsstrukturen.
Familienkatechese ermöglicht den Beteiligten, Zeit und Lebensmöglichkeiten mit anderen
ins Spiel zu bringen.“48
Den inhaltlichen Roten Faden für den Gesamtverlauf ihres Kommunionwegs komponiert
das katechetische Leitungsteam einer Gemeinde/einer größeren pastoralen Einheit die je
eigene Auswahl des katechetischen Materials auf der Grundlage der einzelnen Bände des
Kommunionweges „Gott mit neuen Augen sehen“ mit aufeinander abgestimmten 20
Vorschlägen zu Familiengesprächen bzw. Kindertreffen und zehn Erwachsenentreffen.
Dabei beinhalten insbesondere der IV. und V. Themenbereich (In Brot und Wein mit Gott
verbunden, Miteinander Kirche sein) die spezifisch eucharistie- und liturgiekatechetischen
Elemente, wie der folgende Überblick aus der vollständig überarbeiteten Neuauflage
„Gott mit neuen Augen sehen“ (2012) zeigt:
Die Themenbereiche
Familienbuch und Leitfaden für die Kindertreffen
Eine Übersicht stellt die modularisierten Bausteine zum Familiengespräch dar. Sie sind identisch
mit dem Leitfaden für die Kindertreffen.
Zur thematischen Orientierung wurden die Titel der jeweiligen Bausteine zum Familiengespräch
durch ihre inhaltliche Kernaussage aus dem Familienbuch ergänzt. Weitere Hinweise zum Aufbau
des Familienbuchs finden Sie auf den Seiten 28–33 im Buch Gott mit neuen Augen sehen –
Familienbuch.
Themenbereich I: Was uns wichtig ist
1. Miteinander leben
Wir leben mit vielen Menschen zusammen – mit unseren Eltern, Geschwistern, mit Freundinnen
und Freunden, Verwandten und Bekannten. Ohne Gemeinschaft mit anderen Menschen ist Leben
kaum möglich. Gemeinschaft mit anderen Menschen lässt uns spüren, dass wir nicht alleine sind
und dass wir geliebt werden.
2. Tag für Tag
Jeden Tag können wir als Geschenk Gottes verstehen. Jeder Tag ist wie eine neue Chance, um
unser Leben froh und zufrieden zu leben. Auch wenn wir uns oft keine Zeit nehmen, im Alltag an
Gott zu denken, er hat immer für uns Zeit. Wir sind bei Gott immer erwünscht.
3. Gut und gerecht
Wir können selbst sehr viel für Gerechtigkeit in unserem Alltag tun. Wo immer wir unsere
Mitmenschen so behandeln wie wir selbst behandelt werden wollen, tun wir etwas Gutes.
Ungerechtigkeit widerspricht nach der Bibel dem Willen Gottes. Jesus hat uns vorgelebt wie wir uns
gegenüber Armen und Kranken verhalten können, damit es Ihnen wieder besser geht.
4. Wir streiten und versöhnen uns
48 Biesinger, 1996, S. 181.
14
Frieden und Versöhnung untereinander sind ein Wunsch Gottes für alle Menschen. Friede ist
möglich, wenn wir nicht auf Kosten anderer leben. Es gibt Situationen, in denen es nötig ist,
miteinander zu streiten. Wichtig dabei ist, dass wir fair bleiben und versuchen, auch die anderen zu
verstehen. Jesus will, dass wir uns versöhnen und den Frieden suchen, wenn es Streit gibt. Frieden
können wir nur gemeinsam schaffen.
Themenbereich II: Viele Fragen – Unser Leben gibt uns zu denken
5. Einmalig und unverwechselbar
Gott hat alle Menschen geschaffen, unser Leben kommt von Gott. Er meint es gut mit uns und
begleitet uns beim Wachsen und Größerwerden. Wir sind Gottes Ebenbild. Das gibt jeder und
jedem von uns einen besonderen Wert. Gott hat uns die Welt anvertraut. Wir haben dadurch
Verantwortung für Gottes Schöpfung. Wenn wir Gottes gute Schöpfung zerstören, können wir in
Zukunft nicht mehr gut leben. Wir Menschen sind als Geschöpfe Gottes selbst ein Teil seiner
Schöpfung.
6. Was ist, wenn wir sterben?
Wir vertrauen darauf, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Der Tod ist wie ein Tor zu neuem
Leben. Weil Gott Jesus auferweckt hat, glauben wir, dass Gott auch uns auferwecken wird. So wie
aus dem sterbenden Weizenkorn neues Leben sprießt, so kommen auch wir, wenn wir sterben, zu
neuem Leben.
7. Wege zu Gott
Die verschiedenen Religionen sind unterschiedliche Wege von Menschen zu Gott. Die jüdische,
islamische und christliche Religion haben trotz aller Verschiedenheit viele Gemeinsamkeiten, die ein
friedvolles Miteinander ermöglichen. Für uns Christen ist Jesus Christus der Weg zu Gott. Im
Glaubensbekenntnis bekennen wir Christen unseren Glauben.
8. Raus aus der Sackgasse
Manchmal kommt uns unser Leben vor wie eine Sackgasse. Gott empfängt uns immer wie ein
barmherziger Vater mit offenen Armen, wenn wir umkehren. Wenn wir aufeinander zugehen und
uns versöhnen, wenn wir unnötigen Streit vermeiden oder einen Konflikt beenden, geht es uns
allen besser. Wir erfahren in unserem Leben, dass wir manchmal scheitern, nicht richtig handeln
und schuldig werden. Diese Erfahrung gehört zum Leben. Menschliches Leben ohne Scheitern und
Schuldig– Sein gibt es nicht. Mit jemandem über das zu reden, was uns bedrückt, kann uns aus
solchen Situationen heraushelfen. Gott bietet uns immer seine Versöhnung an. Deshalb spricht uns
der Priester im Sakrament der Versöhnung Gottes Vergebung zu. Diese Freude über einen neuen
Anfang können wir feiern.
Themenbereich III: Mit Jesus Gottes Spuren suchen
9. In Gottes Hand geschrieben
Gott ist immer für uns da. Er begleitet uns durch unser Leben – jedes Jahr, jeden Monat, jeden
Tag. Durch die Taufe sind wir Gott ganz besonders nah. Wir wurden durch das Sakrament der
Taufe in die Gemeinschaft aller Christen aufgenommen.
10. Mit Jesus in Kontakt
Jesus Christus war ein besonderer Mensch, der auch uns heute viel zu sagen hat. Er hat uns
Menschen die Frohe Botschaft von der Liebe Gottes verkündet. Wir glauben, dass Jesus Christus
der Sohn Gottes ist und Gott ihn aus dem Tod auferweckt hat.
11. Reich Gottes – Schatz für uns Menschen
Die Gemeinschaft mit Jesus Christus ist wie ein kostbares Geschenk, wie ein Schatz. Leben in
Beziehung mit Jesus Christus heißt: Leben aus der Frohen Botschaft vom Reich Gottes.
12. Unsere Tür zu Gott
15
In der Begegnung mit anderen Menschen und mit der Welt können wir Spuren Gottes entdecken.
Wir können unsere Augen, unsere Ohren und unser Herz öffnen für Gottes Gegenwart. Wir können
mit Gott sprechen, zum Beispiel im Vaterunser. Wir können ihn bitten, ihm klagen, ihn loben, ihm
danken. Denn: Gott liebt uns wie eine unendlich gute Mutter und ein unendlich guter Vater.
Themenbereich IV: In Brot und Wein mit Gott verbunden
13. Essen und Trinken hält uns am Leben
Zum Leben brauchen wir nicht nur Nahrung, sondern auch Liebe und Gemeinschaft. Wenn wir uns
vor dem Essen die Hände reichen, drücken wir Gemeinschaft untereinander und mit Gott aus.
Gemeinsames Essen und Trinken ist mehr als nur Hunger und Durst stillen. Bei Jesus ist ein
gemeinsames Mahl Zeichen von Nähe und Verbundenheit.
14. Jesus lädt alle ein
Jesus hat mit den Menschen gegessen. Dabei hat er keine Unterschiede gemacht, zum Mahl mit
ihm waren und sind alle eingeladen. Für Jesus drückt sich in der Einladung zum gemeinsamen Mahl
die Liebe Gottes aus.
15. Tun, was Jesus getan hat
In der Eucharistie-Feier segnen und teilen wir das Brot und den Wein, wie Jesus das getan hat. Bei
diesem feierlichen Mahl erinnern wir uns intensiv an das Leben, den Tod und die Auferweckung
Jesu Christi, sodass er für uns so lebendig wird wie damals.
16. Wandlung und Verwandlung unseres Lebens
In den Gaben von Brot und Wein ist Jesus unter uns. Er verwandelt unser Leben durch seine Nähe.
Wie Brot und Wein in der Eucharistie-Feier eine neue Bedeutung erhalten und zu Jesus Christus
selbst werden, will er auch uns zu Menschen verwandeln, die nach seiner Botschaft leben. Das
gemeinsame Mahl in der Eucharistie-Feier verbindet uns mit Jesus Christus und untereinander.
Themenbereich V: Miteinander Kirche sein
17. Gott loben und danken
In unseren Gottesdiensten feiern wir Gott. Im Wortgottesdienst versammeln wir uns, um das Wort
Gottes zu hören. Wir bringen alles, was uns bewegt, im Gebet vor Gott. Auf Gottes WORT geben
wir unser ANT–WORT im Bekenntnis unseres Glaubens sowohl im Gebet als auch im alltäglichen
Handeln. In der Eucharistie-Feier erinnern wir uns an das Leben, den Tod und die Auferweckung
Jesu Christi. Wir loben und danken Gott, dass Jesus Christus uns im Brot des Lebens bleibend nahe
ist.
18. Ein Tag wie kein anderer
Die Feier der Kommunion ist ein wichtiger Tag in deinem Leben. Sie ist ein Festtag für dich, deine
Familie und die ganze Gemeinde. Ab jetzt bist du in jeder Eucharistie-Feier zum gemeinsamen Mahl
geladen.
19. Gemeinde – Miteinander weitergehen
Die Gemeinschaft mit Jesus gilt für unser ganzes Leben. Jesus zieht seine Einladung an uns nicht
zurück. Als Familie und als Gruppe sind wir Teil dieser größeren Gemeinschaft, die Gemeinde heißt.
Die Gemeinschaft unserer Gemeinde hilft uns, die Einladung Gottes immer wieder anzunehmen.
20. Katholisch – In der ganzen Welt zu Hause
In fast allen Ländern der Erde leben Christen. Die katholische Kirche ist eine weltweite
Gemeinschaft. In der Eucharistie– Feier am Sonntag sind wir mit Jesus Christus, mit unseren
Verstorbenen und mit unseren Schwestern und Brüdern in der ganzen Welt verbunden.
16
Für die Elterntreffen – Leitfaden
Der Leitfaden für die Elterntreffen greift zehn elementarisierte Themen (hier: Arbeitstitel) auf, die
sich in ihrer Gliederung und Zuordnung zu den Bausteinen zum Familiengespräch an den fünf
Themenbereichen im Familienbuch orientieren.
Informationsabend: Kommunionweg als Familienkatechese
1. Kommunion – Wir machen uns gemeinsam auf den Weg
2. Unsere Beziehungen neu entdecken
3. Kinder und der Tod
4. Wie Advent und Weihnachten feiern
5. Jesus Christus – Basiswissen
6. Weil Versöhnung guttut
7. Vom Fasten zum Feiern: Ostern
8. Wandlung und Verwandlung unseres Lebens
9. Gott mit neuen Augen sehen – Wege in die Zukunft
10. Wir gestalten Gottesdienst
2.2.5 Exemplarische Gesamtfahrpläne
Die folgenden Vorschläge für mögliche Organisationspläne veranschaulichen beispielhaft die
Struktur eines Kommunionweges als Familienkatechese. Den Entwürfen liegen jeweils die
Kalenderwochen (KW) zugrunde. Da die Ferienordnungen regional unterschiedlich sind, wurde die
Ferienzeit fiktiv eingeplant. Es wurden exemplarisch unterschiedlich viele Bausteine zum
Familiengespräch, ebenso viele Kindertreffen und Elterntreffen ausgewählt. Diese Auswahl stellt
keine Gewichtung der katechetischen Materialien dar, sondern veranschaulicht einige Möglichkeiten
von vielen. Das Baukastensystem dieses Weges ermöglicht längere und auch kürzere
Kommunionwege, falls dies aufgrund pastoraler Gegebenheiten notwendig ist. Um den
Gruppenprozessen Raum zu lassen, sollten nicht alle Wochen durchgehend verplant sein; es bleibt
so die Möglichkeit, im Verlauf des Kommunionweges diesen Prozessen genügend Raum zu geben.
Bewusst wurde bei dieser Übersicht auf die Darstellung der Treffen der Begleiter der Gruppen mit
dem katechetischen Leitungsteam sowie auf die Darstellung der liturgischen Feiern auf dem
Kommunionweg verzichtet.
17
Beispiel A – für einen intensiven Kommunionweg als Familienkatechese
(Oktober bis Mai)
KW Familiengespräch Kindergruppe Elterngruppe
Vor den Sommerferien: Informationsabend und Anmeldung
41 Familiennachmittag
42 1.Miteinander leben 1. Miteinander leben (2.) Unsere
Beziehungen neu
entdecken
43 Herbstferien
44 2.Tag für Tag 2.Tag für Tag
45 3.Gut und gerecht 3.Gut und gerecht
46 4.Wir streiten und versöhnen
uns
4.Wir streiten und versöhnen uns
47 5.Einmalig und
unverwechselbar
5.Einmalig und unverwechselbar
48 6.Was ist, wenn wir sterben? 6. Was ist, wenn wir sterben? (3.) Kinder und der Tod
49 7. Wege zu Gott 7.Wege zu Gott
50 8. Raus aus der Sackgasse 8. Raus aus der Sackgasse (4.) Wie Advent und
Weihnachten feiern
51 Gestaltung je nach Prozessverlauf
52 Weihnachtsferien
01 Weihnachtsferien
02 9. In Gottes Hand geschrieben 9. In Gottes Hand geschrieben (5.) Jesus Christus –
Basiswissen
03 10. Mit Jesus in Kontakt 10. Mit Jesus in Kontakt
04 11. Reich Gottes – Schatz für
uns Menschen
11. Reich Gottes – Schatz für uns
Menschen
05 12. Unsere Tür zu Gott 12. Unsere Tür zu Gott (6.) Weil Versöhnung
guttut
06 Gestaltung je nach Prozessverlauf
07 Winterferien
08 Winterferien
09 13. Essen und Trinken hält uns
am Leben
13. Essen und Trinken hält uns
am Leben
10 14. Jesus lädt alle ein 14. Jesus lädt alle ein (8.) Wandlung und
Verwandlung unseres
Lebens
11 15. Tun, was Jesus getan hat 15. Tun, was Jesus getan hat
12 16. Wandlung und
Verwandlung unseres Lebens
16. Wandlung und Verwandlung
unseres Lebens
13 17. Gott loben und danken 17. Gott loben und danken (7.) Vom Fasten zum
Feiern: Ostern
18
KW Familiengespräch Kindergruppe Elterngruppe
14 Gestaltung je nach Prozessverlauf
15 Osterferien
16 Osterferien
17 18. Ein Tag wie kein anderer 18. Ein Tag wie kein anderer
18 Kommunion-Feiertag
19 19. Gemeinde –Miteinander
weitergehen
19. Gemeinde – miteinander
weitergehen
20 20. Katholisch – In der ganzen
Welt zu Hause
20. Katholisch – In der ganzen
Welt zu Hause
(10.) Wir gestalten
Gottesdienst
Beispiel B – für einen kürzeren Weg (November bis April)
KW Familiengespräch Kindergruppe Elterngruppe
Vor den Herbstferien: Informationsabend und Anmeldung
43 Herbstferien
44 Familiennachmittag
45 1. Miteinander leben 1. Miteinander leben (1.) Kommunion ...
46 2. Tag für Tag 2. Tag für Tag
47 9. In Gottes Hand
geschrieben
9. In Gottes Hand geschrieben
48 10. Mit Jesus in Kontakt 10. Mit Jesus in Kontakt
49 11. Reich Gottes – Schatz für
uns Menschen
11. Reich Gottes – Schatz für uns
Menschen
(4.) Wie Advent und
Weihnachten feiern
50 12. Unsere Tür zu Gott 12. Unsere Tür zu Gott
51 Gestaltung je nach Prozessverlauf
(z.B. Sternsingerprobe; Familienadventsfeier, Adventsschmuck basteln)
52/01 Weihnachtsferien
02 13. Essen und Trinken hält
uns am Leben
13. Essen und Trinken hält uns
am Leben
03 14. Jesus lädt alle ein 14. Jesus lädt alle ein
04 15. Tun, was Jesus getan hat 15. Tun, was Jesus getan hat (8.) Wandlung und
Verwandlung ...
05 16. Wandlung und
Verwandlung unseres Lebens
16. Wandlung und Verwandlung
unseres Lebens
19
KW Familiengespräch Kindergruppe Elterngruppe
06 Gestaltung je nach Prozessverlauf
(z.B. Gruppenstunde mit Paula-CD;
Gottesdienst aller Kommuniongruppen mit Eucharistiekatechese …)
07/08 Winterferien
09 4. Wir streiten und
versöhnen uns
4. Wir streiten und versöhnen
uns
(6.) Weil Versöhnung
guttut
10 8. Raus aus der Sackgasse 8. Raus aus der Sackgasse
11 Gestaltung je nach Prozessverlauf
(z.B. Erstbeichte; Versöhnungstag für Familien …)
12 17. Gott loben und danken 17. Gott loben und danken
13 18. Ein Tag wie kein anderer 18. Ein Tag wie kein anderer (7.) Vom Fasten zum
Feiern: Ostern
14 Gestaltung je nach Prozessverlauf
(z.B. Palmbuschen binden, Osterdekoration, Gewänderprobe …)
15/16 Osterferien
17 Osterferien / Kommunion-Feiertag
18 19. Gemeinde – miteinander
weitergehen
19. Gemeinde – miteinander
weitergehen
(10.) Wir gestalten
Gottesdienst
Beispiel C – für einen komprimierten Weg (z.B. Einladung zu vier katechetischen
anderthalbtägigen Wochenenden) und einem Abschlusstreffen (November bis
April)
KW Familiengespräch Kindergruppe Elterngruppe
42 Vor den Herbstferien: Informationsabend und Anmeldung
43 Herbstferien
44 Familiennachmittag
45 1. Miteinander leben (1.) Kommunion ...
46 2. Tag für Tag
47 5. Einmalig und
unverwechselbar
48 9. In Gottes Hand
geschrieben
1. Miteinander leben
2. Tag für Tag
5. Einmalig und
unverwechselbar
9. In Gottes Hand
geschrieben
49 –
51
52/01 Weihnachtsferien
02
20
KW Familiengespräch Kindergruppe Elterngruppe
03 10. Mit Jesus in Kontakt (5.) Jesus Christus –
Basiswissen
04 11. Reich Gottes – Schatz für
uns Menschen
05 12. Unsere Tür zu Gott 10. Mit Jesus in Kontakt
12. Unsere Tür zu Gott
06
07/ 08 Winterferien
09 4. Wir streiten und
versöhnen uns
(6.) Weil Versöhnung guttut
10 8. Raus aus der Sackgasse 4. Wir streiten und
versöhnen uns
8. Raus aus der Sackgasse
11 14. Jesus lädt alle ein (8.) Wandlung und
Verwandlung
12 15. Tun, was Jesus getan hat
13 16. Wandlung und
Verwandlung unseres Lebens
14 17. Gott loben und danken 14. Jesus lädt alle ein
15. Tun, was Jesus getan hat
16. Wandlung und
Verwandlung unseres Lebens
17.Gott loben und danken
15 18. Ein Tag wie kein anderer
15 Osterferien
16 Osterferien / Kommunion– Feiertag
19 19. Gemeinde – Miteinander
weitergehen
19 Gemeinde – Miteinander
weitergehen
20. Katholisch – In der
ganzen Welt zu Hause
(10.) Wir gestalten
Gottesdienst
Beispiel D – für einen Grundschulweg
Die Gestaltung eines Kommunionwegs als Grundschulweg zielt auf eine Differenzierung
ab, der es Familien mit unterschiedlichen Zeitressourcen und Interessenlagen ermöglicht,
einen mehr oder weniger intensiven Kommunionweg zu gehen. Dementsprechend
entspannen sich erfahrungsgemäß auch die Belastungen der haupt- und ehrenamtlichen
Katechetinnen und Katecheten. Im unten dargestellten Modell wird der Herbst-
/Adventsweg fakultativ für Familien mit Kindern der zweiten und/oder dritten
Grundschulklasse angeboten. Verbindliches Kernstück für die Kommunionvorbereitung ist
hier nur der Kommunionweg. Darauf aufbauend werden interessierte Familien mit
Kindern in der dritten (und vierten) Klasse zum Versöhnungsweg, bzw. zum Dienstweg
(MinistrantInnenausbildung) eingeladen.
21
Der Herbstweg / Adventsweg – für Familien mit Kindern ab der 2.Klasse
(Oktober bis Dezember)
KW Familiengespräch Kindergruppe Elterngruppe
Nach den Sommerferien: Informationsabend und Anmeldung zum Grundschulweg
für Eltern der 2. und 3. Klasse
1. Miteinander leben 1. Miteinander leben (1.) Kommunion ...
2. Tag für Tag 2. Tag für Tag
3. Gut und gerecht 3. Gut und gerecht
Herbstferien
5. Einmalig und
unverwechselbar
5. Einmalig und
unverwechselbar
6. Was ist, wenn wir sterben 6. Was ist, wenn wir sterben (3.) Kinder und der Tod
7. Wege zu Gott 7. Wege zu Gott (4.) Wie Advent und
Weihnachten feiern
Ideen für die Vernetzung mit (bestehenden) Gemeindeangeboten:
Besondere Einladung zum/zur
- gemeinsamen Friedhofsbesuch (Allerheiligen)
- gemeinsamen St. Martinsfeier mit Laternenlauf
- gemeinsamen St. Nikolausfeier
- gemeinsamen Adventskranzbasteln
- Vorbereitung und Teilnahme an der Sternsingeraktion
- Beteiligung an einem Familiengottesdienstes im Advent
- Herbergssuche im Advent (an jedem Tag im Advent öffnet sich eine Tür in der
Gemeinde)
- Weihnachtsgottesdienste etc.
Der Kommunionweg – für Familien mit Kindern ab der 3.Klasse (Januar bis
April)
KW Familiengespräch Kindergruppe Elterngruppe
Nach den Sommerferien: Informationsabend und Anmeldung zum Grundschulweg
40–
52 Schriftliche Einladung der Familien mit Kindern ab der 3. Klasse
zur Teilnahme am Herbstweg/Adventsweg
01 Weihnachtsferien
Informationsabend und Anmeldung für den Kommunionweg
(für Familien mit Kindern in der 3. Klasse, die nicht am Adventsweg beteiligt waren)
02 Familientag mit Elementen aus Kindergruppenstunde 1 und 2
9. In Gottes Hand
geschrieben
9. In Gottes Hand
geschrieben
(2.) Unsere Beziehungen neu
entdecken
22
KW Familiengespräch Kindergruppe Elterngruppe
03 10. Mit Jesus in Kontakt 10. Mit Jesus in Kontakt
04 11. Reich Gottes – Schatz für
uns Menschen
11. Reich Gottes – Schatz für
uns Menschen
05 12. Unsere Tür zu Gott 12. Unsere Tür zu Gott (5.) Jesus Christus –
Basiswissen
06 Gestaltung je nach Prozessverlauf
07 Winterferien
08 Winterferien
09 13. Essen und Trinken hält
uns am Leben
13. Essen und Trinken hält
uns am Leben
10 14. Jesus lädt alle ein 14. Jesus lädt alle ein
11 15. Tun, was Jesus getan hat 15 Tun, was Jesus getan hat
12 16. Wandlung und
Verwandlung unseres Lebens
16. Wandlung und
Verwandlung unseres Lebens
(8.) Wandlung und
Verwandlung
13 17. Gott loben und danken 17. Gott loben und danken
14 18. Ein Tag wie kein anderer 18. Ein Tag wie kein anderer
15 Osterferien
16 Osterferien
18 Kommunion– Feiertag
19 19. Gemeinde – Miteinander
weitergehen
19. Gemeinde – Miteinander
weitergehen
(10.) Wir gestalten
Gottesdienst
Ideen für die Vernetzung mit (bestehenden) Gemeindeangeboten –
Besondere Einladung zum/zur
- gemeinsamen Besuch / Gestaltung eines Elements bei Familien– und
Kindergottesdiensten
- gemeinsamer Besuch eines Taufgottesdienst in der Gemeinde
- gemeinsamen Teilnahme/Gestaltung eines Elements am Gottesdienst am
Aschermittwoch (mit Aschenkreuz)
- Fastenaktion der Gemeinde
- Versöhnungsfeier
- gemeinsamen Teilnahme am Palmenbinden; Gestaltung von Osterschmuck
- gemeinsamen Teilnahme/Gestaltung eines Elements an der Liturgie der Kar– und
Osterfeiertage etc.
23
Der Versöhnungsweg – für Familien mit Kindern ab der 3. Klasse (Mai)
KW Familiengespräch Kindergruppe Elterngruppe
Im Anschluss an den Kommunionweg
Schriftliche Einladung für Familien mit Kindern ab der 3. Klasse,
die im letzten Jahr nicht am Versöhnungsweg teilgenommen haben
20 4. Wir streiten und
versöhnen uns
4. Wir streiten und
versöhnen uns
(6.) Weil Versöhnung guttut
21 8. Raus aus der Sackgasse 8. Raus aus der Sackgasse
22 Empfang des Sakraments der Versöhnung (Erstbeichte)
Der „Dienstweg“ – für Familien mit Kindern ab der 3. Klasse (Mai bis Juli)
KW Familiengespräch Kindergruppe Elterngruppe
Im Anschluss an den Versöhnungsweg
Schriftliche Einladung für Familien mit Kindern ab der 3. Klasse,
die im letzten Jahr nicht am Dienstweg teilgenommen haben
23 20. Katholisch – In der
ganzen Welt zu Hause
20. Katholisch – In der
ganzen Welt zu Hause
(7.) Vom Fasten zum Feiern:
Ostern / (9.) Gott mit neuen
Augen sehen ...
Ab KW
24 MinistrantInnenausbildung
Feierliche Aufnahme der MinistrantInnen in der Gemeinde
3.3 Irritationen – Anmerkungen zur theoretischen und praktischen Rezeption
des Kommunionwegs als Familienkatechese in Deutschland
Die gemeindekatechetische Diskussion um den Kommunionweg als Familienkatechese in
Anlehnung an die lateinamerikanische Catequesis Familiar erregte im Zeitraum von ihrer
Ankündigung durch Albert Biesinger in seinem religionspädagogisch argumentierendem
Beitrag „Erstkommunion als Familienkatechese“ in der Theologischen Quartalschrift 1994
bis zu ihrer praktischen Präzisierung durch das Erscheinen der vierbändigen
katechetischen Materialien „Gott mit neuen Augen sehen“ 1999 einige Aufmerksamkeit in
den einschlägigen religionspädagogischen Fachzeitschriften.49 Die anfängliche Diskussion
war zunächst von kritischen Anfragen geprägt, die sich insbesondere auf rigoristisch
missverstandene Formulierungen Albert Biesingers bei seiner mitunter provokanten
Darstellung des Konzepts „Kommunionweg als Familienkatechese“ in scharfer
Abgrenzung von bisherigen Formen der Kommunionvorbereitung und gleichzeitig als
49 Vgl. z.B. die diesbezüglichen Artikel in den Katechetischen Blättern 121, 1996, Lebendige Katechese 21, 1999.
24
Projekt der Gemeindeerneuerung in diversen vorbereitenden Veröffentlichungen bezog.50
Der vorliegende Abschnitt systematisiert und differenziert diese Kritik, ergänzt sie durch
kritische Stimmen aus der Gemeindepraxis, klärt etwaige Missverständnisse und benennt
Problemüberhänge des Konzepts im Blick auf die Qualitätssicherung eines entscheidend
unterscheidenden familienkatechetischen Ansatzes diesseits und jenseits des
Kommunionweges.
3.3.1 Rigoristische Verengung?
Insbesondere die Zielformulierung, dass alle Eltern als Katecheten ihrer Kinder
angesprochen werden, führte zu Irritationen, ob etwa alle Eltern an den Elterngesprächen
teilnehmen müssten und inwiefern ihr Fernbleiben von den Elterntreffen oder gar die
Weigerung, Familiengespräche zu führen, ausschließende Konsequenzen für den
Kommunionweg des Kindes hätte. Mit dem Erscheinen der katechetischen Materialien
„Gott mit neuen Augen sehen“, die vor allem im Einführungsband für das Leitungsteam
auf derlei Missverständnisse eingehen, sind die Diskussionen um potentielle „Rigorismen“
des Modells zumindest in der theoretischen Diskussion weitgehend verebbt.
3.3.2 Ermutigung oder Überforderung?
Ein notorischer Kritikpunkt betrifft hingegen die von Katecheseverantwortlichen, aber
auch von beteiligten Eltern angezeigte Spannung einer positiv oder negativ verstandenen
Zumutung des Konzepts hinsichtlich einer (Über-)Forderung von Eltern, was ihre eigene
religiöse (Erziehungs-)Kompetenz betrifft und damit den Kern des familienkatechetischen
Ansatzes: das Familiengespräch. Auf das konkrete Konzept von Biesinger(u.a.) bezogen
sind solche berechtigten Anfragen letztlich nur im Anschluss an eine differenzierte
empirische Auswertung der katechetischen Materialien, bzw. des familiären Umgangs mit
den Materialien beantwortbar. Erste Ergebnisse zur Familienkatechese im Besonderen
werden im Rahmen der Auswertung einer breit angelegten quantitativen und
qualititativen Studie (DFG-Projekt „Forschungsgruppe Religion und Gesellschaft“) im
Februar 2012 erwartet51.
Eine andere Variante dieser Kritik zielt auf die Sorge um die Verwässerung des
katechetischen (Vermittlungs-)Geschehens im Blick auf die Kinder, wenn diese noch
deutlicher als beim sogenannten Tischmüttermodell von Nichtprofessionellen, bzw.
religiös Ungeübten begleitet werden sollen. Damit ist eine grundsätzliche Frage nach den
erforderlichen Reichweiten und nicht zuletzt der pastoralen Effizienz von religiöser
Professionalität oder Virtuosität in religiösen, näherhin katechetischen Lehr-/
Lernprozessen aufgeworfen, die auf das Engste mit der Spiritualität, dem Richtziel und
den angedeuteten ekklesialen Intentionen von Familienkatechese verbunden ist und in
diesem Zusammenhang theologisch begründete Optionen erfordert. Beide Aspekte
markieren auf ihre Weise den bereits mehrfach angedeuteten „basiskirchlich“ inspirierten
Perspektivenwechsel des familienkatechetischen Ansatzes als Katechese inter pares, bei
dem alle eingeladen und aufgerufen sind, die jeweils ihnen möglichen Schritte eines
50 Für einigen Anstoß sorgte v.a. Albert Biesingers Veröffentlichungen: Gott in die Familie, Erstkommunion als Chance für
Eltern und Kinder, 1996, sowie: ders: Gott in die Familie. Basiskirchliche Tendenzen in der Kommunionkatechese, in
Katechetische Blätter 121, 1996, S. 164–168 – mit rhetorischen Zuspitzungen, welche, ihres befreiungstheologischen
Kontextes enthoben, für europäische Ohren geradezu evangelikal klingen, wie z.B. durch Familienkatechese würde „den
Eltern das Evangelium zurückgegeben“; „Durch diesen Weg erhalten Familien wieder Sitz und Stimme auch in
Glaubensthemen“, in: Albert Biesinger, Gott in die Familie, Erstkommunion als Chance, 1996, S. 10f.
51 Vgl.: http://www.frg.de.tf (Zugriff am 27.12.2011)
25
geistlichen Weges zu gehen und dabei von der Gemeinde gleichsam subsidiär unterstützt
und begleitet zu werden.
Vor dem Hintergrund volkskirchlich gewachsener und nachhaltig geprägter Mentalitäten
einer, im Vergleich etwa mit lateinamerikanischen und/oder afrikanischen pastoralen
Verhältnissen, gesteigerten pädagogisch-professionellen Erwartungs- und
Anspruchshaltung an Hauptberufliche unterläuft Familienkatechese eine
Delegationsmentalität, welche die religiöse Erziehung an theologisch qualifiziertes
Fachpersonal überweist52. Dabei ist es für eine Problemanzeige bzgl. des Verhältnisses
pastoraltheologischer Reflexionsebene und gemeindlicher Praxis höchst aufschlussreich,
in der gemeindlichen Praxis erfahren zu müssen, wie das mühevoll argumentativ
errungene, anthropologisch gewendete, pastoraltheologische Richtziel der
Subjektwerdung des einzelnen Gemeindemitglieds gerade auch in Kontexten
kooperativer Pastoral, welche die Gemeinde als Ganzes als Subjekt und Trägerin der
Seelsorge sowie der Liturgie versteht, auf den ersten Blick Gefahr läuft, im Dunstkreis
pastoraler Versorgungsmentalitäten eben jener Subjekte zu vernebeln. Auf den zweiten
Blick lassen sich hinter solchen Anfragen allerdings auch Ratlosigkeiten bzgl. einer
durchaus gewünschten, aber nicht eigens realisierten religiösen Erziehung vermuten.
Auch der berechtigte Hinweis auf die ambivalente Einschätzung familiärer
Sozialisationsleistungen im Allgemeinen, z.B. hinsichtlich körperlicher und seelischer
Gewalt-, Missbrauchs- und Unterdrückungsstrukturen in Familien sowie einer die
gewünschte ressourcenbildende religiöse Sozialisation hinderlichen familiären religiösen
Erziehung im Besonderen, etwa durch die Vermittlung dämonischer Gottesbilder, den
Missbrauch Gottes zur Disziplinierung etc. lassen sich als kritische Anfragen hinter diesen
Infragestellungen des familienkatechetischen Ansatzes identifizieren. Allerdings lässt sich
hier zurückfragen, ob solche unheilvollen Vorkommnisse aus gemeindekatechetischer
Perspektive überhaupt konzeptionell vermeidbar wären und nicht gerade durch die
intensive familienkatechetische Vernetzungsstruktur am ehesten wahrgenommen werden
können – und es sich dann anbietet, direkt auf der problemgenerierenden Ebene zu
intervenieren: im Gespräch mit den Erziehenden.
3.3.3 Mangelnde Differenzierung?
Eine weitere kritische Anfrage betrifft das Differenzierungspotenzial des Konzepts
„Kommunionweg als Familienkatechese“ im Spagat zwischen „Offenheit und Identität“53,
das „bisher nur einen jahrgangskatechetischen Kommunionweg für Kinder in der dritten
Klasse entwickelt (hat)“54 im Vergleich etwa zur „peruanischen Doppelstrategie mit
differenzierten Wegen“55, die parallel zur jahrgangsübergreifenden Catequesis Familiar
einen gleichberechtigten Kommunionvorbereitungsweg für ältere Kinder mit
Katechetinnen und Katecheten aus der Gemeinde anbietet. Ein Aspekt, der nicht durch
52 Analog etwa der beobachtbaren Ausdünnung gemeindediakonischen Handelns unter Hinweis auf professionell agierende
katholische Sozialstationen, die Diakonie oder etwa den Caritasverband.
53 Monika Scheidler meint damit (in Rückgriff auf Dieter Emeis: Zwischen Ausverkauf und Rigorismus, Freiburg 1991 und
Leo Karrer: Plädoyer für eine multiforme Pastoral in einer Zeit zunehmender Kirchendistanzierung, in: Bibel und
Liturgie 65 (1992), das katechetische Dilemma zwischen Servicekirche und Rigorismus. Vgl. dies: Catequesis Familiar in
Peru, 1999, S. 207. Ihre Vermutung, Familienkatechese werde „vor allem in süddeutschen Gemeinden umgesetzt, die
noch stark volkskirchlich geprägt sind und versuchen den vollen Spagat zwischen der Offenheit und der Identität zu
machen“, ebd., S. 214, trifft so nicht zu, wie umfangreiche Praxisdokumentationen u.a. aus Berlin und den jüngeren
Bundesländern, sowie die internationale Verbreitung des Modells (bis hin nach China) belegen.
54 Scheidler: Catequesis Familiar in Peru, 1999, S. 214.
55 Ebd., S. 212.
26
vorschnelle Hinweise auf die organisatorische Mehrbelastung der Verantwortlichen für die
Gemeindekatechese abgewiegelt werden sollte, steht dahinter doch die berechtigte
Sorge, der Kommunionweg als Familienkatechese könnte trotz oder gerade wegen seiner
starken Betonung der Eigenverantwortlichkeit der Eltern, den differenzierten Gemeinde–
und Familiensituationen und den entsprechenden gegenseitigen Erwartungshaltungen
nicht adäquat differenziert entgegenkommen. Die hier anklingende Überlegungen
bündeln sich in der Forderung nach einer multioptionalen katechetischen
Angebotsstruktur, wie sie derzeit etwa im Umfeld der Firmkatechese unter den
Stichworten Intensivkurs, Crashkurs/Zwei-Wege-Pastoral etc. diskutiert wird. Dabei gerät
über die Kritik an einer volkskirchlich gewohnten jahrgangsmäßigen Erfassungspastoral
auch die Frage nach intensitäts-, bzw. qualitativ- differenzierenden Wegen in den Blick.
Gerade an dieser Stelle erweist die aktuelle Neuauflage der Materialien ihr
Innovationspotenzial, indem sie die explizite Sakramentenkatechese (Buß- und
Eucharistiekatechese im engeren Sinn) als thematisch verdichtete und zeitlich eng
umgrenzte (und je unterschiedlich stark frequentierte) Wegabschnitte eines erweiterten
integrativen familienkatechetischen Prozesses versteht.
3.3.4 Begriffliche Unschärfen?
Weiterhin löst die Bedeutungsoffenheit des Begriffs Familienkatechese im deutschen
Sprachraum einige Irritationen aus: Zunächst assoziiert der von der lateinamerikanischen
Catequesis Familiar übertragene Begriff „Familienkatechese“ im Kontext an das medial
kolportierte hoch idealisierte katholische Familienleitbild einer „Heiligen-Familien-
Konstellation“ mit der Folge, dass sich Menschen in Familienzusammenhängen, die
diesem Ideal nicht entsprechen oder auch nicht entsprechen wollen, auch nicht
angesprochen fühlen und das Konzept im familienideologischen Abseits gesellschaftlicher
Realitäten verorten lassen. Die diesbezügliche Positionierung der katechetischen
Materialien zugunsten eines funktional akzentuierten Familienbegriffs, mehr aber noch
die Erfahrung seiner konkreten Umsetzung in der jeweiligen pastoralen Praxis, vermag
solche ausgrenzenden Assoziationen zu korrigieren.
4. Konstitutive Strukturmerkmale des familienkatechetischen Ansatzes
Der folgende Abschnitt destilliert nochmals die konstitutiven Strukturmerkmale eines
familienkatechetischen Ansatzes in unmittelbarer Anlehnung an das Praxismodell
„Kommunionweg als Familienkatechese“ nach Biesinger/Bendel/Biesinger/Berger
(Boschki/Hauf).
• Familienkatechese ist – als ein Segment der Gemeindekatechese – ein gemeindlich
initiiert und begleiteter intentionaler und organisierter Lehr-/Lernprozess aus
unterschiedlichem Anlass mit Familien in ihrem konkreten familiären Interaktionsfeld im
Dialog mit der Gemeinde.
• Im Unterschied zu traditionellen sakramentenkatechetischen Ansätzen der
Gemeindekatechese fordert und trifft der familienkatechetische Ansatz in vierfacher Weise
innovative Optionen für die Familie:
1.) Familienkatechese optiert für die Familie als Objekt der Katechese (Zielgruppenorientierung)
Ein familienkatechetischer Ansatz richtet sich sowohl an die einzelnen Glieder der Familie, als
auch an die Familie als Ganzes.
2.) Familiekatechese optiert für die Familie als Subjekt der Katechese
Ein familienkatechetischer Ansatz unterstützt die „Subjektwerdung“ der Familie als christliche
Basisgruppe, insofern er alle Eltern darin unterstützt, Katechetinnen und Katecheten ihrer
27
Kinder zu sein. Im Vertrauen auf die Geistesgegenwärtigkeit Gottes in jedem Menschen
(mystagogischer Bezug) arbeitet er damit behutsam entgegen einer volkskirchlich geprägten
Delegations- und Versorgungsmentalität und fördert vorrangig die religiöse Elternkompetenz
für die religiöse Erziehung. Dabei anerkennt und bestärkt er Familien darin, die ihnen
möglichen Schritte ihres Glaubensweges auszuwählen und zu gehen.
3.) Familienkatechese optiert für die Familie als Ort der Katechese
Ein familienkatechetischer Ansatz würdigt die Familie als authentischen Ort der
Glaubenskommunikation, insofern sie als ein zentraler Erfahrungsraum der Gottesbeziehung
in – aber auch in Abgrenzung von – der Gemeinde oder anderen kirchlichen Sozialformen
agiert.
4.) Familienkatechese optiert für die Familie als thematische Orientierung der Katechese
(thematischer und formalmethodologischer Aspekt)
Unbeschadet unterschiedlicher Anlässe und entsprechend zu berücksichtigender theologisch-
inhaltlicher Akzentuierungen integriert ein familienkatechetischer Ansatz in besonderer Weise
familienrelevante Themen in der Katechese, mit dem Ziel der Förderung inter- und
intrafamiliärer Glaubenskommunikation.
• Die innovative, didaktisch wirksame Dynamik von Familienkatechese ergibt sich aus
ihrer Netzwerkstruktur im Zusammenspiel der verschiedenen Gruppen und Gemeinschaften.
Unbeschadet der extensiven Differenzierung für den Kommunionweg als Familienkatechese
erscheint deshalb gerade das Ineinandergreifen von (mindestens) drei
unterscheidbaren Begleitungs- und Interaktionsebenen konstitutiv für
familienkatechetische Prozesse, unabhängig von Anlass und Themenfeld:
Elterngruppen/Elterngruppenbegleitung: Eltern erschließen sich im gegenseitigen Austausch
über das Evangelium, über ihr Leben und ihren Glauben die Zugänge zu einem Thema
(Erwachsenenkatechese) und erhalten Hilfestellung und Begleitung, wie sie sich gemeinsam
mit ihrem Kind/ihren Kindern ein Thema und dessen Inhalte erschließen können
(Elternkatechese).
Familiengespräch zu Hause: Eltern und Kinder interagieren zum Thema mithilfe didaktisch
aufbereiteter Materialien und Handlungsimpulse (Familienkatechese im engeren Sinn).
Kindergruppen/Kindergruppenbegleitung: Kinder (und Jugendlichen) vertiefen das Thema
inhaltlich und methodisch modifiziert in der Gleichaltrigengruppe (Kinderkatechese).
• Gemeindebild
Ein familienkatechetischer Ansatz zielt auf die Gemeindevision einer Gemeinschaft aus
miteinander vernetzten Gemeinschaften und Unterstützerkreisen. Er baut und vertraut
primär auf die geistbewirkten Begabungen und Kompetenzen aller Beteiligten und wirkt
somit einer unrealistischen (und unbiblischen) Versorgungs- und Professionalisierungs-
mentalität in der Katechese entgegen.
• Spiritualität
Ein familienkatechetischer Ansatz verschreibt sich auf der Grundlage seiner latein-
amerikanischen Wurzeln und des Evangeliums einer vorrangigen Option für die Armen und
liest die biblische Botschaft im Blick auf die Befreiung des Menschen aus sozialen,
emotionalen und spirituell-weltanschaulichen Nöten im Horizont familienbiografischer
Entwicklungsaufgaben.
28
5. Neuakzentuierungen der aktuellen katechetischen Materialien „Gott
mit neuen Augen sehen“ (Frühjahr/Herbst 2012):
5.1 Katechumenale Struktur
Die differenzierte Begleitungsstruktur des familienkatechetischen Ansatzes und die
diversen Gemeinschaftsformen der Familien-, Eltern- und Kindergruppen greifen in
vielfacher Weise das frühkatechumenale Spezifikum von – in Bezug auf die Ortsgemeinde
– subsidiären Katechumenatsgruppen auf, in denen das Christsein in einer verbindlichen
und überschaubaren Gemeinschaft unterschiedlicher Menschen mit dem gleichen
Ansinnen eingeübt wird, die sich gegenseitig und im Austausch mit der Gemeinde auf
ihrem Glaubens– und Lebensweg unterstützen, begleiten und voneinander lernen.56
Eine Öffnung und Ausdifferenzierung des familienkatechetischen Ansatzes entlang des
Kirchenjahres für gleichermaßen familienbiografisch relevante und traditionell liturgische
Situationen und Höhepunkte, wie z.B. die Sonntagsgestaltung, Adventszeit,
Weihnachten, Fastenzeit, Ostern, Pfingsten (liturgischer Kontext), sowie die Pflege
christlichen Brauchtums können damit zum katechumenalen Spezifikum eines intensiven
mehrphasigen, gestuften und ritengestützten Glaubenswegs von interessierten Familien
werden. So lassen sich z.B. ausgewählte liturgisch geprägte Zeiten des Kirchenjahres mit
zunehmender Verbindlichkeit (im Kontext einer „Pastoral des Weges“) im Vorfeld einer
dann zeitlich verkürzten und thematisch/inhaltlich pointiert sakramentenkatechetischen
Vorbereitungszeit ebenfalls nach den skizzierten Strukturmerkmalen eines
familienkatechetischen Ansatzes gestalten. Durch eine solche Stufung können auch die
unterschiedlichen Teilnahmeerwartungen von Familien konzeptionell aufgegriffen werden
(biografischer Kontext). Darüber hinaus verweist insbesondere der lateinamerikanische
Hintergrund des familienkatechetischen Ansatzes auf die liturgie-katechetischen
Methoden des Schrift-Teilens und der Auseinandersetzung mit gesamtkirchlichen
Dokumenten, welche in der aktuellen Auflage insbesondere auf der Ebene der
Elterntreffen verstärkt wurde.
5.2 Diakonische Dimension
Von seinem lateinamerikanischen Ursprung her entwickelte sich der
familienkatechetische Kommunionweg insbesondere durch den handlungsorientierten
bibeldidaktischen Dreischritt „Sehen–Urteilen–Handeln“ mit seinen kognitiven,
emotionalen, pragmatischen, sozialen und gemeinwesenorientierten Implikationen zu
einem befreiungstheologisch inspirierten Dienst an Familien. Die „Catequesis-Familiar“-
Bewegung versteht sich deshalb als Konkretisierung der lateinamerikanischen pastoralen
Option für die Armen (und für die Jugend), als diakonische Praxis im Blick auf die
politische und religiöse Subjektwerdung des Einzelnen und der Familie, in Solidarität mit
den Nächsten und nicht zuletzt wider die Ohnmacht gegenüber struktureller
Ungerechtigkeit. Damit werden kontextuelle Aspekte angeschnitten, die sich aufgrund
unterschiedlicher geschichtlicher, kultureller, sozialer, politischer, ideeller, materieller
und von daher auch theologischer Kontexte nicht unbedacht in bundesrepublikanische
Verhältnisse implementieren lassen und deshalb einer grundsätzlichen
humanwissenschaftlichen und (befreiungs-)theologischen Reflexion bedurften: Der
diakonagogische Anknüpfungspunkt einer familienbiografischen Orientierung der
56
„Kennzeichnend für den am Vorbild der frühen Kirche erneuerten Erwachsenenkatechumenat sind sein prozesshafter
Charakter und seine verschiedenen Phasen und Stufen. Darin drücken sich das organische Wachsen im Glauben und die
unterschiedlichen Stufen der Kirchenzugehörigkeit aus. Ziel des Glaubensweges ist das Hineinwachsen in umfassende
personale Beziehungen, grundgelegt im Ja Gottes zum Einzelnen wie zur Gemeinschaft der Glaubenden.“ Sekretariat der
Deutschen Bischofskonferenz (Hg), Die Deutschen Bischöfe: Katechese in veränderter Zeit, Bonn, 2004, S. 15.
29
Katechese liegt dabei in der (vierfachen) Option für die Familie als Subjekt, Objekt, Ort
und thematischen Dimension des familienkatechetischen Ansatzes und seinen
operationellen Vollzügen in konkreten katechetischen Handlungsfeldern und
familienbiographischen Situationen. Für einen katechetischen Ansatz
familienbiographischer Begleitung bedeutet dies zunächst die pastorale Entscheidung für
ein theologisches Verständnis von Gemeindekatechese im Blick auf Familien als
(Communio-)ekklesial vermitteltem Dienst an den realexistierenden Familien, der
zuvörderst an seinen Wirkungen wie Heilung, Subjektwerdung, Befreiung und
Solidaritätsstiftung deutlich wird und diese als Zeichen der anbrechenden Herrschaft
Gottes deutet.
5.3 Familienleitbild und kirchenrechtliche Aspekte
Der familienkatechetische Ansatz ist geprägt von einem weiten humanwissenschaftlichen
Familienbegriff, der sich von traditionellen lehramtlichen katholischen Familienleitbildern,
wie es bspw. in Familiaris Consortio grundgelegt wird unterscheidet und insbesondere im
Umfeld sakramentenkatechetischer Prozesse zu kirchenrechtlichen und – davon
abgeleitet – pastoralen Spannungen führen kann. In diesem Zusammenhang gilt es die
gesellschaftlichen Familienrealitäten und familientheologischen Bedingungen einer
solchen prinzipiellen familiendefinitorischen Öffnung für das pastorale Handlungsfeld
gemeindekatechetischer Prozesse in kritischer Auseinandersetzung mit historisch
gewachsenen, dogmatisch und kirchenrechtlich zementierten lehramtlichen
Familienleitbildern zu klären. Konkret orientiert sich die aktuellen Neuauflage des
Kommunionwegs als Familienkatechese an der Einladungsformel zur HEILIGEN MESSE
mit Papst Benedikt XVI. am 25. September 2011 auf dem City Flugplatz Freiburg: „Der
Empfang der Heiligen Kommunion ist Ausdruck unserer innigsten Vereinigung mit
Christus. Bei der Kommunionspendung wird jedem Gläubigen die Heilige Hostie gezeigt
mit den Worten „Der Leib Christi“. Wer zur Kommunion hinzutritt, muss dazu ehrlichen
Herzens „Amen“ sagen können: „Ja, ich glaube, in diesem Brot ist Christus selbst
gegenwärtig.“
5.4 Sozialästhetische, milieu- und kultursensible Aspekte
Durch die bewusste Einladung an alle Familien, als primäre Basisgruppe katechetischer
Prozesse zu intraagieren, unterstützt ein familienkatechetischer Ansatz zunächst die
Differenz pluraler Familienkulturen in ihren sozialmilieuspezifischen ästhetischen
Präferenzen. Im Blick auf das flankierende Netzwerk gegenseitiger Begleitung in den
verschiedenen Gruppen und Gemeinschaften hingegen obliegt es dem katechetischen
Leitungsteam einer Gemeinde/einer größeren pastoralen Einheit durch den Modus der
Gruppenzusammensetzung (nach Wohnviertel, nach Belieben der Eltern/der Kinder, nach
Schuleinzugsgebiet, nach ethnischen Gruppen etc.) ein Mindestmaß an
kommunikationsförderlicher sozialästhetischer Homogenität zu bewahren oder aber
gerade die Inhomogenität der Beteiligten intentional zum Programm zu machen und auf
diese Weise interkulturell und sozialästhetische Milieus übergreifende Kontakte zu
ermöglichen. Dabei wird ein erfolgreicher Gruppenprozess entscheidend davon abhängen,
ob es in den jeweiligen Gruppen gelingt, miteinander eine beziehungsreiche
kommunikative Atmosphäre zu schaffen, die es den Einzelnen ermöglicht, sich
ungezwungen auf verschiedenen kommunikativen Handlungsebenen in das
Gruppengeschehen einzubringen. Eine besondere Herausforderung stellt in diesem
Zusammenhang die Arbeit mit Menschen dar, die aus unterschiedlichen Gründen
(Migrationshintergrund, fehlende Bildungsvoraussetzungen, körperliche und geistige
Teilleistungsstörungen) ggf. über differierende Kommunikationsmöglichkeiten verfügen,
30
sodass sie unter Umständen das Gruppengeschehen und auch die Impulse zur
intrafamiliären Glaubenskommunikation nur eingeschränkt mit– oder nachvollziehen
können. Insofern wurde neben dem Problemfeld differenzierter Erwartungen der
Adressaten auch der Aspekt differierender Ressourcen im Zusammenhang mit einer
katechetischen Option für die Familie als Subjekt der katechetischen Prozesse verstärkt
aufgegriffen.
5.5 Neue thematische Strukturierung und inhaltliche Ergänzungen
Eine anspruchsvolle und möglicherweise die streitbarste Innovation des
familienkatechetischen Ansatzes ist die leicht missverständliche Option für die Familie als
(religions-)didaktischen Diskussionsschleifen um das angemessene Verhältnis von
Lebensthemen und Glaubensinhalten in katechetischen Prozessen führt – ohne Aussicht
auf den harmonisierenden Entwurf. Zunächst galt es im Horizont einer breit angelegten
humanwissenschaftlich fundierten Suchbewegung zu klären, welche deutungsrelevanten
familienbiographischen Themen Familien heute betreffen, denn vornehmlich um solche
wird es meines Erachtens in katechetischer Absicht gehen. Dabei geraten insbesondere
normative und nicht-normative familienbiografische Übergänge im Familienlebenszyklus
in den Blick, verbunden mit den Fragen, ob (und wenn, dann wie?) sich diese mit
geprägten kirchlichen Verkündigungsinhalten insbesondere der Sakramentenkatechese
zueinander in Beziehung setzen lassen. Unbeschadet dessen umfasst der Kommunionweg
als Familienkatechese in seiner vollständig überarbeiteten Neuauflage in
elementarisierter Form sämtliche katechetischen Kerninhalte und -kompetenzen, wie sie
von der DBK in „Katechese in veränderter Zeit“ (2004) vorgelegt wurden: Stärkung einer
Haltung glaubenden Vertrauens zu Gott, Förderung der Kenntnis des Glaubens (Heilige
Schrift, Überlieferung, Glaubensbekenntnis) sowie die Befähigung zum Zeugnis des
Glaubens, Einübung in das Beten und in die Grundgebete der Kirche, Liturgische Bildung
(Mitvollzug der liturgischen Handlungen), Befähigung und Stärkung, aus der Haltung des
Christseins verantwortlich handeln zu können.
Weiterführende Literatur:
Albert Biesinger/Herbert Bendel/David Biesinger: Gott mit neuen Augen sehen. Leitfaden für das
Leitungsteam, München ²2004, bzw. Albert Biesinger/Reinhold Boschki/Jörn Hauf: Gott mit neuen
Augen sehen. Leitfaden für das Leitungsteam und die Elterntreffen, München 2012.
Jörn Hauf, Familienbiographische Katechese, Unterwegs mit Familien in der Erziehungsphase,
Ostfildern 2004.
Jörn Hauf, Familienbiographische Katechese, in: Angela Kaupp/Stephan Leimgruber/Monika
Scheidler (Hg.): Handbuch der Katechese. Freiburg i.Br. 2011, S. 464–475.
Dr. theol. Jörn Hauf