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48 ~ugo Hermann: Der lokale mikrochemische Nachweis der Tonerde. I)er lokale mikrochemische l~achweis der Tonerde. ¥on Hugo Hermann. ~Neben dem allgemeinen Nachweis der Elemente hat der lokale besonderes wissenschaftliches und teehnisches Interesse, weil durch ihn auch die ¥erteilung eines Stoffes innerhalb eines KSrpers klargelegt wird und so wertvolle Erkenntnisse~ insbesonders yon Werkstoffen an- gebahnt werden k(innen. Fiir die Silikatindustrie- and die Gesteinskunde ist oftmals die Verteilung der Tonerde wichtig, besonders wenn sie in Einschltlssen in erheblicher Menge auftritt. Fiir ihren INachweis hat H. B e h r e n s t) eine Methode angegeben, welche wohl bei manchen Gesteinen zu schCinen Bildern ffihrt, aber nicht rein genug ist, um auch mikroskopisehe Struk- turen scharf zu entwickeln. Ein Ubelstand des Behrensschen Yerfahrens ist, dass man die Einwirkung des Fluorwasserstoffgases nicht regeln kann, Es ist aber auch die Gefahr des Versehwemmens gegeben, weil die Probe sich beim Herausnehmen aus dem Bleitiegel mit Feuchtigkeit beschli~gt. Bei dem darauffolgenden Abrauchen mit Schwefelsaure sind auch bei vorsichtigem Arbeiten Kondensationen an der Probe kaum vermeidbar; bleibt doch die zentral gelegene Probe naturgemi~fi am weitesten in der Erwi~rmung zurtick and bewirkt dadurch Verdichtung der mitsteigenden Di~mpfe. Endlich abet steIlt das Ammoniakbad eine Gefahr vor, denn nachdem die ersten Teile der Fltissigkeit sich an der Oberfiache der geri~ucherten Probe neutralisiert haben, tritt L0sung des Aluminiumsalfates ein, das fortgetragen wird und erst dort wieder ausfallt, wo es mit neuen Ammoniakmengen zusammentrifft. Man sieht dann auch meist mehrere A1 (OH)3-Floeken in dem Ammoniakbad herumschwimmen. Sollte die Methode fiir mikrochemische Zwecke verfeinert werden~ so mtisste jede Kondensation vermieden and jedes 16sliche Salz um- gangen werden. Das gelingt, wean man statt der gasf0rmigen Flusssi~are Fluor- ammonium verwendet and bei erhShter Temperatur atzt. Dadurch, dass man je nach der Eigenart der Probe gr(issere oder kleinere Mengen 1) An]eitung zur mikrochemischen Analyse, S. 175 (1895); F. Emich, Lehrbuch tier Mikroehemie, S. 99 (1911).

Der lokale mikrochemische Nachweis der Tonerde

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Page 1: Der lokale mikrochemische Nachweis der Tonerde

48 ~ugo Hermann: Der lokale mikrochemische Nachweis de r Tonerde.

I)er lokale mikrochemische l~achweis der Tonerde.

¥on

Hugo Hermann.

~Neben dem allgemeinen Nachweis der Elemente hat der lokale besonderes wissenschaftliches und teehnisches Interesse, weil durch ihn auch die ¥erteilung eines Stoffes innerhalb eines KSrpers klargelegt wird und so wertvolle Erkenntnisse~ insbesonders yon Werkstoffen an- gebahnt werden k(innen.

Fiir die Silikatindustrie- and die Gesteinskunde ist oftmals die Verteilung der Tonerde wichtig, besonders wenn sie in Einschltlssen in erheblicher Menge auftritt. Fiir ihren INachweis hat H. B e h r e n s t) eine Methode angegeben, welche wohl bei manchen Gesteinen zu schCinen Bildern ffihrt, aber nicht rein genug ist, um auch mikroskopisehe Struk- turen scharf zu entwickeln.

Ein Ubelstand des B e h r e n s s c h e n Yerfahrens ist, dass man die Einwirkung des Fluorwasserstoffgases nicht regeln kann, Es ist aber auch die Gefahr des Versehwemmens gegeben, weil die Probe sich beim Herausnehmen aus dem Bleitiegel mit Feuchtigkeit beschli~gt. Bei dem darauffolgenden Abrauchen mit Schwefelsaure sind auch bei vorsichtigem Arbeiten Kondensationen an der Probe kaum vermeidbar; bleibt doch die zentral gelegene Probe naturgemi~fi am weitesten in der Erwi~rmung zurtick and bewirkt dadurch Verdichtung der mitsteigenden Di~mpfe. Endlich abet steIlt das Ammoniakbad eine Gefahr vor, denn nachdem die ersten Teile der Fltissigkeit sich an der Oberfiache der geri~ucherten Probe neutralisiert haben, tritt L0sung des Aluminiumsalfates ein, das

fortgetragen wird und erst dort wieder ausfallt, wo es mit neuen Ammoniakmengen zusammentrifft. Man sieht dann auch meist mehrere A1 (OH)3-Floeken in dem Ammoniakbad herumschwimmen.

Sollte die Methode fiir mikrochemische Zwecke verfeinert werden~ so mtisste jede Kondensation vermieden and jedes 16sliche Salz um- gangen werden.

Das gelingt, wean man statt der gasf0rmigen Flusssi~are Fluor- ammonium verwendet and bei erhShter Temperatur atzt. Dadurch, dass man je nach der Eigenart der Probe gr(issere oder kleinere Mengen

1) An]eitung zur mikrochemischen Analyse, S. 175 (1895); F. Emich , Lehrbuch tier Mikroehemie, S. 99 (1911).

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dieses Salzes verwendet, ist man in der Lage, die Tiefe der J~tzung

~u regeln. Man verfahrt dann so, dass man die Probe in eine Spirale aus

Piatin- oder Chromnickeldraht legt und sie damit in einen Platintiegel bi~ngt, knapp unterhalb des Deekels. In den Platintiegel bringt man einige Krystalle Fluorammonium (0,01--0~03 g), bedeckt ihn und setzt ihn in ein kleines eisernes Luftbad, das man mit einem Uhrglas bedeckt. Man erwarmt nun anfangs schwach, spi~ter etwa eine halbe Stunde sti~rker, so dass die Temperatur 100--150 0 C nicht i~bersteigt.

Es bildet sich dabei ein Hauch yon uhl6slichem Aluminiumfluorid, tier ohne weitere Umwandlung farbbar ist. Doeh empfiehlt es sich, die abgekahlten Proben erst einzeln in Reagensgli~sern mit Wasser aus- uulaugen, um etwa anhaftende Siiure zu entfernen, besonders bei ~or6sen Materialien.

Nach einiger Zeit ersetzt man das Wasser durch die Farbstoffl6sung, in der die Probe 30 Minuten verbleibt. Dabei erwarmt man. Zur

~i~rbung verwende ich Alizarin. Von der alkoholischen L6sung werden einige Tropfen in eine einprozentige NatriumphosphatlOsung gebracht, ~o dass die Fliissigkeit intensiv gefiirbt erscheint.

Nach dem Fhrben wird die L6sung abgegossen und durch Wasser mehrmals ersetzt. Schliesslich wird die Probe mit Filtrierpapier getupft, .damit sie trockne. Man daft nicht vergessen, dass das Aluminium- ~laorid nut lose auf der Unterlage haftet und abgewischt werden kaun. Immerhin ist die Haftfestigkeit eine durchaus genagende.

Die Probe gelingt meist sehr gut und gibt aueh dann noeh deutliehe Zeichnungen, ~enn tier Einschluss 5 °/' o Tonerde, die umgebende Masse dagegen 1 °/o enthMt. Bei geeigneten Objekten, z. ]3. entglastem Flaschen- gias erscheint die Zeiehnung auch unter 200facher Vergrbsserung noch ~otlkommen scharf.

In hochgebrannten und gesinterten tonerdereichen Stoffen, wie Porzellan und manchen Ch~tmottewaren, li~sst sich der Nachweis sehwer fi~hren. Bei ihnen kann die Probe misslingen. Dieser grundsi~tzliche Mangel kann jedoch fi'lr gewisse Prafungen wertvoll werden.

Die Reaktion ist bei Bruehfiachen und Schliffen anwendbar, doeh .~,ird im allgemeinen tier Schliff vorzuziehen sein, well beim Bruch einzelne Fli~chen bevorzugt werden k6nnen, so dass das Bild beeinflusst ist. Bei porOsen KOrpern ist zu beaehten, dass sich die Poren beim

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50 Josef Kunft: Der Nachweis yon ChlOr, Brom und Jod in Gemischem

Schleifen leieht mit pulverigem und dadureh sehr reaktionsfi~higerr~ Material fallen; auf diese Weise kann das Bild verfalscht werden.

Die .Glashiittenwerke Max M i i h l i g hubert reich bei dieser Studie durch 13berlassung yon Versuchsmaterial und Arbeitsgeritten unterstatzt~ wof(ir ich ihnen zu Dank verpfliehtet bin.

A u s s i g , im Januar 1924.

Der Nachweis yon 'Chlor, Brom und Jod in Gemischea. Von

Josef Kunft,

Aus dem Laboratorium ffir analytische Chemie der Technischen Hochschule in Wien.

Die quantitative Bestimmung yon C1, Br und J in Gemisehen aaf direktem Wege ist eine Aufgabe, deren erfolgreiehe LSsung erstmalig .G. V o r t m a n n a) in grundlegender Weise gelungen ist. Seitdem i ~ dieses Gebiet yon zahlreichen Forschern nach vielerlei Richtungelt bearbeitet worden, wobei abet prinzipielle Neuerungen kaum zatag¢ gefSrder t wurden. Anders bei dem qualitativen Nachweis dieser Elemente in Gemischen, welchem der genannte Forscher gleichfalls schon friih- zeitig, his in die letzte Zeit, seine Aufmerksamkeit zugewendet hatte,: bier ist es ibm gegliickt, neue Wege der Scheidung zu finden.

Im wesentlichen werden bei der Behandlung dieser Aufgabe z~'ei Wege eingeschtagen: Es werden entweder die Elemente als solche nach- einander in Freiheit gesetzt und als solche erkannt, oder sie werdea gemeinsam als Silbersalze gef~llt und dann identifiziert.

Das Mteste Yerfahren der ersten Art dfirfte wohl dasjenige yon A. Re imann 'e) sein, das auf der sukzessiven Verdrhngung der einzelnea Halogene dutch Chlor~ bequemer Chlorwasser, beruht. Als Indikator wird (C~H~)~0, CS~ oder CHC1j, auch Starke a) verwendet. Die zu untersuchende angesiiuerte LSsung wird bekanntlich mit Chlorwasser in kleinen Anteilen versetzt, kraftig umgeschtittelt und die Farbe deJ Indikators beobachtet. Sind sowohl J als auch Br vorhanden, so tritt bei Verwendung yon CS~ zunachst Violettfi~rbung als Folge des freigewordenea

a) Monatsh. f. Chem. 8, 510 (1882); vergl, diese Ztschrf~. 2~, 565 (1883}~ ~) Ann. der Chem. 115, 140 (1860). a) Siehe z. B. T. F. Mars son , Arch. der Pharm. [2], 66, 281 (1851).