9
24 „Wirtschaft im Saarland“ 11/2008 IHK R EGIONAL Sie sind meist weithin sichtbar, diese Zeichen der Montanindustrie, einst Säulen der Wirtschafts- kraft im Regionalverband Saarbrücken. Etwa die Anlagen der schon lange stillgelegten Steinkoh- lengrube in Göttelborn, die Abraumhalden, In- dustriehallen mit eingeworfenen Fensterschei- ben. Aber auch der „Leuchtturm“ unserer Indus- triedenkmäler, das UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Wahrzeichen für längst Vergan- genes - aber auch Symbol für die Zukunft als eines der Highlights im Tourismus des Saarlan- des. Rund um das Oberzentrum Saarbrücken ist der Regionalverband mit seinen innovativen Un- ternehmen, mit den Standorten von Universität und Fachhochschulen, mit Gewerbeparks und Starterzentren Beleg für erfolgreichen Struktur- wandel. Da entsteht auf den ehemaligen Gelän- den der Burbacher Hütte (Saarterrassen) ein Zentrum für innovative junge Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Auf dem gerade er- wähnten Gelände der Kohlengrube Göttelborn vermarktet die IKS – Industriekultur Saar GmbH – eine neue multifunktionale Veranstaltungshal- le, bietet neue Standorte für Nanotechnologie- unternehmen und innovative High-Tec-Unterneh- men. Das sind nur einige wenige Beispiele, die die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung im Regionalverband dokumentieren. Die anstehen- den Großprojekte – ECE-Einkaufszentrum, die Stadtmitte am Fluss, der Eurobahnhof – stimmen optimistisch, dass die vergleichsweise hohe Ar- beitslosenquote bald Vergangenheit sein wird. Von Dr. Carsten Meier und Rupert Stillemunkes Der Regionalverband Saarbrücken Zukunftsgerichtete Stadtentwicklungsperspektiven, gelebte Industriekultur, exzellente Forschung

Der Regionalverband Saarbrücken - IHK Saarland · (6,8 Prozent1) noch immer relativ hoch. Gegen über dem Vorjahrswert ist die Zahl der Arbeits losen im Regionalverband jedoch um

  • Upload
    ngodiep

  • View
    214

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Der Regionalverband Saarbrücken - IHK Saarland · (6,8 Prozent1) noch immer relativ hoch. Gegen über dem Vorjahrswert ist die Zahl der Arbeits losen im Regionalverband jedoch um

24 „Wirtschaft im Saarland“ 11/2008

i H k r E G i o n a l

Sie sind meist weithin sichtbar, diese Zeichen der Montanindustrie, einst Säulen der Wirtschafts­kraft im Regionalverband Saarbrücken. Etwa die Anlagen der schon lange stillgelegten Steinkoh­lengrube in Göttelborn, die Abraumhalden, In­dustriehallen mit eingeworfenen Fensterschei­ben. Aber auch der „Leuchtturm“ unserer Indus­triedenkmäler, das UNESCO­Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Wahrzeichen für längst Vergan­genes ­ aber auch Symbol für die Zukunft als eines der Highlights im Tourismus des Saarlan­des. Rund um das Oberzentrum Saarbrücken ist der Regionalverband mit seinen innovativen Un­ternehmen, mit den Standorten von Universität und Fachhochschulen, mit Gewerbeparks und Starterzentren Beleg für erfolgreichen Struktur­

wandel. Da entsteht auf den ehemaligen Gelän­den der Burbacher Hütte (Saarterrassen) ein Zentrum für innovative junge Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Auf dem gerade er­wähnten Gelände der Kohlengrube Göttelborn vermarktet die IKS – Industriekultur Saar GmbH – eine neue multifunktionale Veranstaltungshal­le, bietet neue Standorte für Nanotechnologie­unternehmen und innovative High­Tec­Unterneh­men. Das sind nur einige wenige Beispiele, die die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung im Regionalverband dokumentieren. Die anstehen­den Großprojekte – ECE­Einkaufszentrum, die Stadtmitte am Fluss, der Eurobahnhof – stimmen optimistisch, dass die vergleichsweise hohe Ar­beitslosenquote bald Vergangenheit sein wird.

Von Dr. Carsten Meierund Rupert Stillemunkes

Der Regionalverband Saarbrücken Zukunftsgerichtete Stadtentwicklungsperspektiven,

gelebte Industriekultur, exzellente Forschung

Page 2: Der Regionalverband Saarbrücken - IHK Saarland · (6,8 Prozent1) noch immer relativ hoch. Gegen über dem Vorjahrswert ist die Zahl der Arbeits losen im Regionalverband jedoch um

„Wirtschaft im Saarland“ 11/2008 25

i H k r E G i o n a l

Und von der Sogwirkung der Großprojekte wird das ganze Saarland profitieren.

Aus dem einstigen Stadtverband Saarbrücken ist durch die zum 1. Januar 2008 in Kraft getretene Verwaltungsstrukturreform der neue Regional­verband Saarbrücken mit der Landeshauptstadt Saarbrücken und seinen neun Kommunen (Friedrichsthal, Großrosseln, Heusweiler, Klein­bittersdorf, Püttlingen, Quierschied, Riegelsberg, Sulzbach und Völklingen) entstanden. Eine Maß­nahme, die an der Zusammensetzung sowie an den Kompetenzen des 350.000 Einwohner zäh­lenden Ballungsraumes nichts Wesentliches än­derte. Die Aufgabenschwerpunkte des Regional­verbandes liegen weiterhin in den Bereichen

Jugend und Soziales, für die derzeit rund 80 Pro­zent des 280 Millionen­Euro­Haushaltes aufwen­det werden.

Gelungener Strukturwandel

Wo einst Kohle und Eisen für Wachstum und Beschäftigung sorgten, haben die Gruben­ und Hüttenschließungen der vergangenen Jahrzehn­te für eine zwischenzeitlich hohe Arbeitslosigkeit gesorgt. Mit 10,1 Prozent ist die Arbeitslosenquo­te auch nach dem erfolgreich eingeleiteten Struk­turwandel im Verhältnis zum Landesdurchschnitt (6,8 Prozent1) noch immer relativ hoch. Gegen­über dem Vorjahrswert ist die Zahl der Arbeits­losen im Regionalverband jedoch um 13 Prozent

Page 3: Der Regionalverband Saarbrücken - IHK Saarland · (6,8 Prozent1) noch immer relativ hoch. Gegen über dem Vorjahrswert ist die Zahl der Arbeits losen im Regionalverband jedoch um

26 „Wirtschaft im Saarland“ 11/2008

i H k r E G i o n a l

zurückgegangen. Die Sorgwirkung, die die prosperierenden Unterneh­men im Regionalverband auf die Arbeitnehmer der gesamten Region ausüben, verdeutlicht auch die hohe Quote sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse ­ bezo­gen auf den Arbeitsort ­ von mehr als 40 Prozent, die in Saarbrücken sogar auf nahezu 60 Prozent an­wächst. Diese vergleichsweise hohe Beschäftigungsbesatz (sozialversi­cherungspflichtig Beschäftigte je 1.000 Einwohner) und die Vielzahl der im Regionalverband Saarbrücken ansässigen Unternehmen verdeutli­chen zugleich die Bedeutung für die IHK Saarland: Ein gutes Drittel der mehr als 50.000 zumeist kleinst­ und mittelständischen IHK­Mitgliedsun­ternehmen sind hier tätig (siehe Schaubild). Zahlreiche bedeutende

Unternehmen haben im Regional­verband ihren Sitz: Halberg Guss, die Brück GmbH, die Hager Electro GmbH & Co KG, die Hydac Techno­

logie GmbH mit Standorten in Sulz­bach und Quierschied­Göttelborn, Decoma in Sulzbach­Neuweiler oder Stahl­ und Apparatebau Hans Leffler

GmbH in Saarbrücken­Dudweiler, Saarstahl in Völklingen sowie das Werk der ZF Getriebe GmbH in Saar­brücken, um nur einige davon bei­

spielhaft zu nennen. Sie alle pro­fitieren mit ihren innovativen Produkten von der weltweiten Nachfrage nach qualitativ hoch­wertigen Erzeugnissen „made im Saarland“ und tragen mit ihrem Absatz zu Wachstum und Be­schäftigungsaufbau in der gesam­ten Region bei. Nach wie vor gilt daher: Die Metall­ und Elektroin­dustrie sowie die Automobilzulie­ferindustrie sind die Leitindustrien der saarländischen Wirtschaft ­ auch und gerade im Regionalver­band Saarbrücken. Ergänzt wird diese Struktur aber mehr und mehr durch innovative, junge Branchen, die vom For­1 Die Daten basieren auf den Angaben der Regionaldirektion der Arbeitsagentur vom September 2008.

Page 4: Der Regionalverband Saarbrücken - IHK Saarland · (6,8 Prozent1) noch immer relativ hoch. Gegen über dem Vorjahrswert ist die Zahl der Arbeits losen im Regionalverband jedoch um

„Wirtschaft im Saarland“ 11/2008 27

i H k r E G i o n a l

schungsstandort Saarbrücken profi­tieren. Gerade die zukunftsgerichte­te Hochschul­ und Innovationsland­schaft mit den hier verdichteten Zukunftssegmenten Automotive, IT, Nano­ und Biotechnologie zeugen von den Potentialen der Region. Für den notwendigen Wissenstransfer als Motor für Innovation und Wachs­tum sorgen das auf dem Gelände der Universität des Saarlandes ange­siedelte deutsche Forschungszent­rum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das auf dem Gebiet innovativer Soft­waretechnologien eine der führen­den wirtschaftsnahen Forschungs­einrichtungen in Deutschland ist und zu den weltweit wichtigsten „Centers of Excellence“ zählt. Dazu gehören das Max­Plank­Institut für Informatik (MPII), das Institut für Neue Materialien (INM) sowie das

Fraunhofer­Institut für zerstörungs­freie Prüfverfahren (IzfP). Zahlreiche Gründer­ und Technologiezentren, wie der IT­Park Saarland, die Saarter­rassen als zukunftsweisender Stand­ort für Dienstleistungen, neue Medi­en und Telekommunikation, der Science Park Saar oder das Spin­Off Center der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) und das Star­terzentrum bieten zudem die besten Voraussetzungen für junge Grün­der. Die Verkehrsinfrastruktur im Regio­nalverband Saarbrücken ist ausge­zeichnet. Die BAB 620 sowie die BAB 623 und 8 „umschließen“ den Regi­onalverband förmlich und sorgen für ein optimale Anbindung vieler Un­ternehmen an das Fernverkehrstra­ßennetz. Aber auch im Luft­ und Wasserstraßenverkehr trifft die regi­

onale Wirtschaft auf gute bis sehr gute Bedingungen. Der Flughafen Saarbrücken entwickelt sich – trotz des großen Konkurrenzangebotes in der Region. Die Kommunen im Re­gionalverband bieten den Unterneh­men immer noch gute Möglichkei­ten, sich in Gewerbeparks anzusie­deln. Nahezu alle Kommunen versu­chen, weitere Gewerbegebiete zu erschließen und die Bedingungen für die Schaffung neuer Unterneh­mensstandorte zu verbessern.

Gelebte Industriekultur

Derart exzellente Voraussetzungen finden sich auch auf dem 40 ha gro­ßen Gelände des ehemaligen Berg­werkes in Göttelborn. Der dortige Strukturwandel, der auf den Quali­täten der industriellen Vergangenheit

aufbaut, trägt bereits heute das Ge­sicht der Zukunft. Im „Zukunftsort“ Göttelborn mit seiner unverwechsel­baren Mischung aus historischer Bausubstanz und moderner Indus­triearchitektur, haben sich unter Fe­derführung der Industrie KulturSaar ­ IKS bereits moderne, zukunftsfähi­ge Unternehmen, wie die Nanogate AG, die City Solar AG mit ihrem rie­sigen Solarwerk sowie die Hydac International GmbH angesiedelt und entfalten ihre Magnetwirkung auf andere Unternehmen. Anziehungs­kraft hat dieser Ort gelebter Indust­riekultur mittlerweile auch auf un­zählige Touristen, die bei einer Fahrt auf den höchsten Förderturm der Welt ­ dem Wahrzeichen des 2000 stillgelegten Bergwerkes Göttelborn ­ einen herrlichen Ausblick auf Huns­rück, Pfälzer Wald und Vogesen ha­

Aktiv für die RegionWirtschafts-, Tourismus- und Kulturarbeit beim Regionalverband Saarbrücken

„Wir arbeiten daran, unsere Re-gion noch attraktiver zu machen und sie weiter im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Dabei setzen wir stets auf eine enge Ko-operation mit unseren Partnern.“ So Ulf Huppert, Direktor des Re-gionalverbandes Saarbrücken, über ein Aufgabengebiet seiner Verwaltung, das der Region Im-pulse für eine weitere gedeihliche Entwicklung geben soll. Der Fachbereich Regionale Ent-wicklung leistet neben seinen Ak-tivitäten in Kompetenzfeldern wie kommunale Planung, in grenzüberschreitender Zusam-menarbeit und Unterer Bauauf-sicht wichtige Arbeit in den The-menbereichen Tourismus und Kultur. Dies stets in Zusammen-arbeit mit weiteren Akteuren von kommunaler und Landesseite. Ulf Huppert kommt auf Aufga-benfelder zu sprechen, bei denen der Netzwerkcharakter von be-sonderer Bedeutung ist:

„Wir leisten Beiträge zur touris-tischen Inwertsetzung unserer Region. Bei der touristischen Ver-marktung arbeiten wir mit den touristischen Dienstleistern TZS und KONTOUR eng zusammen. Beispiele unserer Projektarbeit sind: die Erlebnisroute Barock-Straße SaarPfalz, das grenzüber-greifende Radwegenetz Velo vi-savis, die Einrichtung von Premiumwanderwegen und der Jakobswege in unserer Region, Aktivitäten zum Wassertourismus und zum barrierefreien Wan-dern.“Besonderes Anliegen des Regio-nalverbandes Saarbrücken ist es sein kulturelles Erbe zu bewah-ren und erlebbar zu machen. Da-bei bereichern außergewöhnliche Veranstaltungen an Kulturorten (z. B. Wintringer Kapelle in Klein-blittersdorf, Jagdschloss und Forstgarten Karlsbrunn, Ölmühle Berschweiler), vor allem aber die weithin bekannten Reihen sonn-

tags ans Schloss, Kultur für Kids, Comedy im Frühling/Herbst das kulturelle Angebot in der Regi-on.Neben diesen freizeitwirtschaft-lichen und kulturellen Arbeiten widmet sich ein Arbeitsbereich der Regionalentwicklung ganz konkreten unternehmerischen Belangen: die Wirtschaftsförde-rung. Ulf Huppert: „Wir verste-hen uns als Mittler zwischen un-ternehmerischen Interessen und öffentlichen Belangen. Mit un-seren Projektgesellschaften set-zen wir uns für den Strukturwan-del unserer Region ein. Wir leisten Einstiegsberatung für Existenz-gründungswillige im Rahmen der Saarland Online Gründerinitiative (SOG) und verstehen uns als „Kümmerer“ bei Unterneh-mensanliegen.“Gerade das Kümmern – im um-fassenden Sinn verstanden – be-deutet für junge, kleine oder in Not geratene Unternehmen eine

wichtige Hilfe. Dezent und un-spektakulär sucht die Wirtschafts-förderung nach geeigneten Lö-sungen. Der Regionalverband hat keine Zuschussprogramme aufgelegt. Er zeigt aber Wege und Maßnahmen auf, die in ihrer Summe dazu führen, ein Unter-nehmen auf gesunde Beine zu stellen.

Informationen:Regionalverband SaarbrückenRegionalentwicklungSaarbrücker Schloss66119 SaarbrückenTel.: 06 81/5 06-80 01 [email protected]

Ulf Huppert, Direktor des Regi-onalverbandes Saarbrücken

Page 5: Der Regionalverband Saarbrücken - IHK Saarland · (6,8 Prozent1) noch immer relativ hoch. Gegen über dem Vorjahrswert ist die Zahl der Arbeits losen im Regionalverband jedoch um

28 „Wirtschaft im Saarland“ 11/2008

i H k r E G i o n a l

ben. Die Erfolgsgeschichte im Zu­kunftsort Göttelborn wird langfristig auch positive Effekte auf die umlie­genden Orte Sulzbach, Quierschied und Fiedrichsthal haben, wo Einzel­handel und Gastronomie besonders unter den Folgen der Schließung der Gruben Camphausen, Göttelborn, und Reden innerhalb von nur etwas mehr als einem Jahrzehnt zu leiden hatten und auch teilweise noch ha­ben. Positiv auf die Entwicklung des Tou­rismus, und damit auch auf Einzel­handel und Gastronomie, wird sich auch die Realisierung der lange ge­planten Kurklinik in Rilchingen­Han­weiler auswirken (geplante Eröff­nung im Herbst 2010, Investitions­summe: 20 Millionen Euro). Das Projekt ergänzt damit die im Saar­land bereits gut aufgestellten Ange­bote im Bereich von Maßnahmen sowie der Wellness­Wirtschaft insge­samt. Die neue Kurklinik wird sich hervorragend in das vielfältige An­gebot an medizinischer Versorgung im Regionalverband Saarbrücken eingliedern. Dazu gehören das Win­terberg­Klinikum in Saarbrücken, das Herzzentrum Völklingen und die Knappschaftsklinik in Püttlingen, in die inzwischen auch eine Klinik für Naturheilverfahren integriert ist. Unbestrittenes touristisches High­light ist das Weltkulturerbe Völklinger Hütte im Zentrum der Mittelstadt Völklingen mit ihren rund 40.000

E inwohnern . 1994 nahm die UNESCO die 1986 stillgelegte Roh­eisenproduktion der Völklinger Hüt­te in die Liste des Weltkulturerbes auf ­ 1,6 Millionen Besucher haben diesen Ort spannender Begegnun­gen mit seiner Technologiegeschich­te und Industriekultur und dessen vielfältige Projekte seitdem besucht. Wo einst Eisen kochte, treffen heute Künstler aus aller Welt ihr Publikum aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg und tragen dazu bei, dass Industriekultur und Kunst eine gelungene Symbiose eingehen. Gleichzeitig ist Völklingen mit der Saarstahl AG weiterhin ein Stahl­standort modernster Prägung. Inves­titionen in Millionenhöhe zeugen

davon, dass das Unternehmen auf dem Weltmarkt mitspielen kann. Wenn man so will, auch dies ein konkreter Beleg für erfolgreichen Strukturwandel.Viele Angebote der Kunst­ und Kul­turszene sind jedoch auf die Landes­hauptstadt Saarbrücken konzentriert. Auch in diesem Segment wird die Stadt ihrer Rolle als Barock­Oberzen­trum gerecht. Und zahlreiche Bauten des Baumeisters Joachim Friedrich Stengel (1694–1787) sind im Stadt­bild präsent und weit über die engen Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Das Saarländische Staatstheater – ein Drei­Sparten­Haus – begeistert Einheimische wie Touristen ebenso wie das alle zwei Jahre stattfindende

Festival Perspectives, das zeitgenös­sische deutsche und französische Aufführungen von hohem Rang mit Theater, Tanz, Straßentheater, Zirkus und aktueller Musik präsentiert. Ab­gerundet wird das Angebot durch die Musikfestspiele Saar, das Festival „jazz­transfer“ sowie durch zahlrei­che interessante Museen, wie das Saarlandmuseum, die Stadtgalerie Saarbrücken sowie das Museum für Vor­ und Frühgeschichte. Saarbrücken – bekannt für seine französische Lebensart, das „Savoir vivre“, und sicherlich die fran­zösischste Landeshauptstadt in Deutschland – ist nicht nur ein wich­tiger Kulturstandort. Es ist zugleich das wirtschaftliche und industrielle Herz des Saarlandes sowie ein grenz­überschreitend bedeutender Stand­ort für Handel­ und Dienstleistungen. 2007 kürte die Initiative „Neue Sozi­ale Marktwirtschaft“ in Zusammen­arbeit mit dem Magazin Wirtschafts­woche Saarbrücken zu einer der dynamischsten Großstädte Deutsch­lands. Wohl zu recht, wenn man die angestrebte nachhaltige Aufwertung des Standortes durch die geplanten Stadtentwicklungs­ und Infrastruktur­projekte genauer betrachtet. Hierzu zählen vor allem der Eurobahnhof, das Projekt „Stadtmitte am Fluss“, der Ausbau der ehemaligen Saarga­lerie zum ECE­Einkaufstempel, aber auch die Ertüchtigung des Ludwig­bergs­ und des Ostspangenkreisels, der Weiterbau der Saarbahntrasse bis nach Lebach.

Zukunftsgerichtete Stadtentwicklungsprojekte

Das multifunktionale Quartier „Eu­robahnhof Saarbrücken“ wird sich zum Verkehrs­ und strukturpoliti­schen Schlüsselprojekt der Region entwickeln: Mit Anschluss an drei Autobahnen, Express­Bussen, die Saarbahn und die Innenstadt ist der Eurobahnhof Saarbrücken auf dem Weg zu dem Mobilitätsstandort im Südwesten Deutschlands. Bis zu fünfmal täglich hält heute bereits der ICE 3 M auf seiner Fahrt von Frank­furt nach Paris und zurück. Dadurch verkürzt sich die Fahrzeit von und nach Paris um 110 Minuten ­ ein un­

Hohe Bevölkerungs- und IHK-Mitgliederdichte

Gemeinde Einwohner 1 Einwohner/km 1 IHK­Mitglieder 2

Friedrichsthal 11.114 1.225 455

Großrosseln 8.757 348 365

Heusweiler 19.928 499 955

Kleinblittersdorf 12.634 463 671

Püttlingen 20.348 850 900

Quierschied 14.079 696 621

Riegelsberg 15.122 1.029 752

Saarbrücken 176.889 1.059 11.643

Sulzbach 17.803 1.104 730

Völklingen 40.086 598 1.842

Stadtverband 336.760 820 18.934

Saarland 1.035.090 403 54.192

Quelle: Statistisches Landesamt und IHK Saarland. 1 Stand: 31.03.2008; 2 Stand: 15.09.2008

Page 6: Der Regionalverband Saarbrücken - IHK Saarland · (6,8 Prozent1) noch immer relativ hoch. Gegen über dem Vorjahrswert ist die Zahl der Arbeits losen im Regionalverband jedoch um
Page 7: Der Regionalverband Saarbrücken - IHK Saarland · (6,8 Prozent1) noch immer relativ hoch. Gegen über dem Vorjahrswert ist die Zahl der Arbeits losen im Regionalverband jedoch um

30 „Wirtschaft im Saarland“ 11/2008

i H k r E G i o n a l

schätzbarer Vorteil für Manager und Angestellte französischer Unterneh­men mit Niederlassungen im Saar­land, wie etwa Peugeot oder Miche­lin ­ und umgekehrt natürlich auch für Unternehmer aus dem Saarland, die in Frankreich tätig sind. Aber der Eurobahnhof ist mehr als nur ein Verkehrsknotenpunkt: Auf zehn Hek­tar ehemaliger Bahnflächen stehen 75.000 qm Bruttogeschossfläche für Dienstleitungen, Handel, designori­entiertes Handwerk, Gastronomie, Freizeit, Kunst und Kultur zur Verfü­gung. Ohne Zweifel hat der An­schluss an das internationale ICE/TGV­System diesem Standort einen neuen Qualitätssprung beschert. Im Gegensatz zum grenzüberschreiten­den Gewerbe­ und Dienstleistungs­park „Eurozone“ an der Goldenen

Bremm, bei dem deutlich mehr En­gagement in der Vermarktung erfor­derlich ist (und nicht zuletzt deshalb gerade aus dem EU­Ziel­II­Programm einen Zuschuss in Höhe von einer halben Million Euro f. d. Umbau der Gärtnerhäuser 1 und 2 erhalten hat), hat der Eurobahnhof das Potential, sich zu einem attraktiven und erfolg­reichen Innovationsstandort zu ent­wickeln. Erhebliches Potential bietet auch die künftige Nutzung des Ge­ländes der ehemaligen Grube Jä­gersfreude als neues Gewerbege­biet: Erste interessante Anfragen von namhaften Handelsunternehmen in erheblicher Größenordnung liegen bereits vor. Voraussetzung für einen prosperie­renden Standort ist aber auch eine leistungsfähige Infrastruktur für den

Individual­ und Kraftfahrzeugver­kehr. Hier beseht noch erheblicher Handlungsbedarf, doch die ersten Fortschritte sind bereits erkennbar: Mit der Fertigstellung der Baumaß­nahmen im Zusammenhang mit Ausweitung des Verkehrskreisels am Ludwigsberg von vier auf sieben Spuren vor einigen Wochen sowie mit dem für Anfang 2009 zu erwar­tenden Abschluss der Erweiterung des Ostspangenkreisels wird eine deutliche Entspannung der Verkehrs­situation eintreten. Verkehrspolitisch für den Regional­verband Saarbrücken bedeutsam ist auch der Ausbau der Saarbahntras­se. Nach dem mittlerweile rechts­kräftigen Planfeststellungsbeschluss steht dem Weiterbau der Trasse von Riegelsberg­Etzenhofen bis nach

Lebach­Jabach nichts mehr entge­gen. Die ersten Bauarbeiten an der insgesamt rund 60 Millionen Euro teuren Strecke sollen Anfang 2009 beginnen. Ab Beginn des Jahres 2011 können die Saarbahn­Züge dann bis Heusweiler­Markt fahren. Die Realisierung der weiteren Stre­cke folgt ab 2011.Ein weiterer städtebaulicher Impuls für Saarbrücken und darüber hinaus wird von der Umgestaltung und Er­weiterung der ehemaligen Saargale­rie unter Einbeziehung der denkmal­geschützten, einstigen Bergwerksdi­rektion ausgehen. Rund 120 Millio­nen Euro werden die Hamburger ECE und die Crédit Suisse Asset Ma­nagement Immobilienanlagegesell­schaft mbH in die Realisierung des ehrgeizigen Projektes investieren.

Page 8: Der Regionalverband Saarbrücken - IHK Saarland · (6,8 Prozent1) noch immer relativ hoch. Gegen über dem Vorjahrswert ist die Zahl der Arbeits losen im Regionalverband jedoch um

„Wirtschaft im Saarland“ 11/2008 31

i H k r E G i o n a l

Insgesamt werden in der neuen Ein­kaufsgalerie 100 mittel­ und hoch­wertige Einzelhandelsgeschäfte auf rund 25.000 qm Verkaufsfläche und zahlreiche gastronomische Angebo­te die gesamte Innenstadt beleben. Und die ersten Folgeinvestitionen sind schon in der Realisierungs­phase: Das bekannte „Walters Eck“ ist verschwunden, C&A errichtetan dieser Stelle ein neues Kauf­haus.

„Stadtmitte am Fluss als entscheidendes Leucht turmprojekt“

Das meist diskutierte, neue Leitpro­jekt für Saarbrücken ist aber sicher­lich das Projekt „Stadtmit te am Fluss“ – das Chancen und Heraus­

forderungen zugleich in sich birgt: Derzeit wird die Mitte Saarbrückens beherrscht von der Stadtautobahn. Die zahlreichen Abfahrten, Kreisver­kehranlagen sowie die Hochwasser­umfahrt zwischen Luisenbrücke und Bismarckbrücke umfassen über 13 ha und trennen Alt­Saarbrücken vom Fluss. Mit der Lärmemission behindert die Autobahn das öffent­liche Leben und entsprechende pri­vate Investitionen im Umfeld des Flusses. Durch die geplante Teilver­legung der Stadtautobahn in einen Tunnel, könnte die Stadt an den Fluss herangeführt und die Quartie­re über den Freiraum als Bindeglied zusammengeführt werden. Ein wei­teres Ziel des Großprojektes, zu dem gegenwärtig in einem Bürgerbeteili­gungsverfahren erste Entwürfe dis­

kutiert und in einem Realisierungs­wettbewerb zwischen sechs Pla­nungsbüros konzipiert werden, ist die Rückgewinnung der Berliner Pro­menade als Flaniermeile mit gastro­nomischen Schwerpunkten. Jahre­lange Diskussionen sind hier erfolg­reich zum Abschluss gekommen. Noch bevor das Projekt „Stadtmitte am Fluss“ in die Realisierungsphase gelangt, wird die Berliner Promena­de ein neues Gesicht bekommen (Baubeginn 2009, Investitionssum­me: 21 Millionen Euro). Durchgänge von und zur Bahnhofsstraße, die damit verbundene Öffnung zum Flussraum, können die Qualität der gesamten Innenstadt erhöhen und damit ein weiterer Beitrag zur Stär­kung des Handels in der Stadt im Wettbewerb mit anderen Städten in

der SaarLorLux­Region geleistet wer­den. Ein Besuch in Saarbrücken, ein Einkaufsbummel werden zum Erleb­nis.Alles in allem würde durch die Rea­lisierung von „Stadtmitte am Fluss“ die Mitte der Stadt ihren Bürgern zurückgegeben. Durch die zahlrei­chen Maßnahmen würde ein erheb­licher Beitrag zur Verbesserung der Attraktivität und Lebensqualität ge­leistet werden ­ eine Chance, zusätz­lichen Raum für attraktives Wohnen in der Innenstadt zu etablieren und den Flussrum für die Menschen wie­der erlebbar zu machen.Strukturpolitisch ist dieses „Leucht­turmprojekt“, das Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz notfalls auch ohne finanzielle Betei­ligung der EU vorantreiben will, bes­

Page 9: Der Regionalverband Saarbrücken - IHK Saarland · (6,8 Prozent1) noch immer relativ hoch. Gegen über dem Vorjahrswert ist die Zahl der Arbeits losen im Regionalverband jedoch um

32 „Wirtschaft im Saarland“ 11/2008

i H k r E G i o n a l

tens geeignet, Saarbrückens Rolle als Oberzentrum in der Region, als at­traktiver Lebensraum und Motor des Strukturwandels zu festigen. Damit verbunden ist die Erwartung, dass die öffentliche Vorleistung der Auto­bahnverlagerung in einem Tunnel auf der Alt­Saarbrücker Saarseite erhebliche private Investitionen zur Revitalisierung der Berliner Prome­nade nach sich ziehen werden.

„Stadtmitte am Fluss“ bietet aber zugleich die Chance auf den Erhalt und die Schaffung von bis zu 3.000 Arbeitsplätzen in Handel, Tourismus, Gastronomie sowie in der Baubran­che. Die Stadt Saarbrücken wird durch dieses „Ruck­Projekt“ erheb­lich an Attraktivität, Vitalität und Flair gewinnen. Fazit: Der Regionalverband Saarbrü­cken ist auf dem richtigen Weg, den

➜ Die Autoren

Rupert Stillemunkesist Redakteur der Zeitschrift „Wirtschaft im Saarland“und betreut den IHK Regional-verband Saarbrücken (06 81) 95 20 - 3 10 rupert.stillemunkes@

saarland.ihk.de

Dr. Carsten Meierist Leiter der StabstelleKoordination/Grundsatzfragen (06 81) 95 20 - 1 04 carsten.meier@saarland.

ihk.de

Der Regionalverband Saarbrücken mit seinen zehn Städten und Ge­meinden – darunter auch die Lan­deshauptstadt Saarbrücken und die Mittelstadt Völklingen – bildet die wirtschaftliche Kernregion des Saar­landes. Auf einer Fläche von 411 km2 leben hier über 340.000 Menschen; rund ein Drittel der saarländischen Bevölkerung. Im Regionalverband findet sich fast die Hälfte aller Ar­beitsplätze im Saarland. Diese Tatsa­che und das breit gefächerte Bil­dungsangebot mit Schulen und Hochschulen sowie Forschungs­ und Entwicklungseinrichtungen unter­streicht die Bedeutung der Region als Motor der saarländischen Wirt­schaftsentwicklung.Der Regionalverband Saarbrücken versteht sich als Impulsgeber, vor allem aber als Partner seiner Städte und Gemeinden. Durch seine Aus­

gleichsfunktion zwischen Stadt und Umland schafft er mit die Vorausset­zungen für eine zukunftsorientierte Entwicklung der saarländischen Kernregion.Seine Rolle definiert der Regional­verband in erster Linie als Dienstleis­ter für seine Kommunen. So stellt er als Schulträger sicher, dass ortsnah ein weiterführender Schulabschluss möglich ist und seine weit über 50 allgemeinbildenden und beruflichen Schulen mit ihren 30.000 Schülern eine zeitgemäße und qualitativ gute Ausstattung haben. Mit seiner leis­tungsstarken ARGE kümmert sich der Regionalverband um Zehntau­sende von Menschen und engagiert sich um die Vermittlung in Arbeit oder Ausbildung. Über das Jugend­amt werden Kinder, Jugendliche und Familien bei persönlichen, familiären oder erzieherischen Problemen be­

raten. Außerdem beteiligt er sich an der Finanzierung von über 70 sozia­len Projekten und 170 Kindertages­einrichtungen. Damit wird eine sozi­ale Infrastruktur sichergestellt, die wesentlich zum Miteinander von Menschen unterschiedlicher sozialer Stellung oder Herkunft beiträgt.Die besondere Herausforderung aus der Grenzlage hat der Regionalver­band als Chance zu einer engen Zusammenarbeit in vielfältigen Be­reichen genutzt. Dies hat nicht zu­letzt zur Gründung des ersten kom­munalen, grenzüberschreitenden Vereins ­ Zukunft SaarMoselle Avenir ­ mit den benachbarten französi­schen Gebietskörperschaften ge­führt, so dass sich dort mittlerweile fast 1,1 Millionen Einwohner reprä­sentieren. Zur Zeit läuft mit Unter­stützung aus Berlin und Paris die Entwicklung eines Eurodistrikts, ei­

nes Wirtschaftsraumes ohne Gren­zen.Die Bündelung dieser Aufgaben in den Bereichen Bildung, Jugend und Soziales beim Regionalverband ent­lastet in der Summe regionalver­bandsangehörigen Kommunen. Damit werden für die Städte und Gemeinden nicht zuletzt auch finan­zielle Spielräume geschaffen, um ihrerseits den immer noch andau­ernden Strukturwandel aktiv beglei­ten zu können.

Der Regionalverband Saarbrücken:Kernregion und Motor des SaarlandesVon Ulf Huppert

➜ Der Autor

ist Beauftragter für das Amtdes Regionalverbandsdirektors

eingeleiteten Strukturwandel aktiv und erfolgreich zu meistern und weiterhin an Dynamik zuzulegen. Von einer starken Landeshauptstadt Saarbrücken und prosperierenden Gemeinden im Regionalverband wird schließlich das ganze Land pro­fitieren. Zunächst sind aber weiterhin klare und mutige standortpolitische

Entscheidungen der Politik ebenso erforderlich wie deren konsequente Umsetzungen. Hier ist ohne Zweifel das Projekt Stadtmitte am Fluss zu nennen. Ob Bund und EU sich finan­ziell beteiligen und in welcher Höhe soll Anfang 2009 entschieden wer­den.

Noch „Zukunftsmusik“ …