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Deutsche Einheit am Balaton Die private Geschichte der deutsch-deutschen Einheit Ein intermediales Forschungs- und Ausstellungsprojekt des .CHB Kinematografische Installation von Péter Forgács und Gusztáv Hámos Deutsche Einheit am Balaton D

Deutsche Einheit am Balaton · Ort, der von Béla Hamvas (1897–1968) in seinem Essay von den „Fünf Genien“ als ein heller und warmer, fast mediterraner Landstrich beschrieben

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Page 1: Deutsche Einheit am Balaton · Ort, der von Béla Hamvas (1897–1968) in seinem Essay von den „Fünf Genien“ als ein heller und warmer, fast mediterraner Landstrich beschrieben

Deutsche Einheit am

BalatonDie private Geschichte der deutsch-deutschen Einheit

Ein intermediales Forschungs- und Ausstellungsprojekt des .CHB

Kinematografische Installation von Péter Forgács und Gusztáv Hámos

DeutscheEinheit amBalaton

D

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index

VORWORT / PReFACe 4

HiSTORiSCHeR KOnTexT / HiSTORiCAL COnTexT 6

die ÜBeRWACHTe FReiHeiT / COnTROLLed FReedOM 7

BALATOn 8

die AUSSTeLLUnG / THe exHiBiTiOn 10

BALATOn-GeSCHiCHTen / BALATOn STORieS 1961-1989 10

WeiTeRe ASPeKTe / FURTHeR ASPeCTS 16

dAS FORSCHUnGSPROJeKT / THe ReSeARCH PROJeCT 17

STASi-GLOSSAR i. / STASi GLOSSARY i. (ddR / GdR) 18

STASi-GLOSSAR ii. / STASi GLOSSARY ii. 19(Ungarische Volksrepublik / People´s Republic of Hungary)

die KÜnSTLeR / THe ARTiSTS 20

CRediTS 21

FÖRdeReR / SPOnSORS 22

KOnTAKT / COnTACT 23

deutsche einheit am Balaton –die private Geschichte der deutsch-deutschen einheitEin intermediales Forschungs-, Kunst- und Ausstellungsprojekt 17. Oktober �009 – 15. Januar �010täglich geöffnet 10–19 Uhr

German Unity At Lake Balaton – The Private Side Of German UnificationAn intermedia research, art and exhibition project October 17th �009 – January 15th �010Open daily 10 a. m.–7 p. m.

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VORWORT

Der größte See Mittel- und Westeuropas verdankt seinen Namen der sumpfigen Marsch (slawisch Blatna), die sich ehemals an seinen Ufern erstreckte. Bereits die Römer wussten die klimatischen Vorzüge der Region zu schätzen, bauten sie doch in Fülle Wein an den Berg-sockeln am See an.

In den Wirren der ungarischen Geschichte war die Gegend oft umkämpft als Grenzregion zwischen Ost und West. Die mit kleinen Dörfern besiedelte Binnensee-Region wurde als Erholungsort erst Mitte des 19. Jahr-hunderts durch den ungarischen Hochadel entdeckt. Herrschaftliche Villen und Schlösser zeugen von dieser Epoche. Damit wurde ein Trend in Gang gesetzt, dem sich in der Folgezeit auch die bürgerlichen Schichten anschlossen.

Als das Kriegsgetöse 1945 um den Balaton her-

um verstummte, blieb der Dutzende von abgeschos-senen Fliegerwracks bergende See für eine kurze Zeit sich selbst überlassen, bis sich dann der Staat der Schlösser und Villen bemächtigt. Es war die Zeit der Be-triebsheime, Ferien- und Aufbaulager, der Lesestunden der Zeitschrift „Freies Volk“, des sich „verschärfenden Klassenkampfes“ und des Pflichtgrußes „Freiheit!“. Der Volksaufstand von 1956 versuchte dieses Wort mit wah-rem Inhalt zu füllen. Was ihm nicht gelang, das schaffte der „Kádársche Konsens“, indem er den Begriff korrum-pierte und seine doppelte Bedeutung – szabadság be-deutet im Ungarischen einerseits Freiheit, andererseits auch Urlaub – strikt auf das Letztere reduzierte.

Im Gegenzug durften ab den 1960ern neben den alten und neuen Kadervillen selbsterbaute, zusammen-geschusterte kleine Eigenheime auf den so genannten „Hosengürtelparzellen“ sprießen. Es war diese Szene-rie, die den allmählich anwachsenden Touristenstrom empfing. Für das um seine Legitimität besorgte Kádár-regime ist der Andrang der Touristen eine willkommene Selbstdarstellungsmöglichkeit und wird letztendlich ein Bestandteil des begrenzt freizügigen Wirtschafts- und Sozialgeflechts, das oft mit dem Ausdruck „Gulasch-kommunismus“ bezeichnet wurde.

Gemäß der Devise der Epoche, wonach es einem er-

laubt ist, nach einem besseren Leben zu streben, solange man nicht an den politischen Tabus rührt, entsteht so eine Symbiose von Langosch-Verkäufern, Zimmerver-mietern, Obst- und Gemüsehändlern, Restaurantbetrei-bern sowie Einheimischen und ausländischen Touristen aus Ost und West auf der Basis protokapitalistischer Wirtschaft, ungarischer Gastfreundschaft, gutem Wetter

und Wein. Den wichtigsten Teil des Touristenandrangs machten ohne Zweifel ost- und westdeutsche Bür-ger aus, die – nicht zuletzt auch von den Gefühlen der Ungarn-Romantik der 1920er und 30er Jahre zehrend – nach dem Bau der Berliner Mauer sehr rasch den Bala-ton und seine Umgebung als einen überaus geeigneten Treffpunkt außerhalb der Grenzen der geteilten Nation entdeckten.

In den 1960er, 70er und 80er Jahren entwickelte sich der Balaton zu einem Mythos, zu einer Lebensart, zum Ort der Urlaubsfreuden schlechthin. So wie der Balaton Synonym für jeden Adoleszenten in Ungarn für die erste Liebe überhaupt war, war er für den DDR-Bürger ein Hauch erlebter Freiheit und Abenteuer, ein Urlaub von den gesellschaftlichen Umständen daheim. Für West-deutsche hingegen stellte er ein günstiges Urlaubsziel dar, mit annehmbaren Dienstleistungen und der Mög-lichkeit, das andere Deutschland zu erkunden.

Neben den immer zahlreicher werdenden Genie-ßern dieser Urlaubsfreiheit lagen aber auch die Geheim-dienste auf der Lauer. Von Anfang an beschattete die so genannte „Balaton-Brigade“ der Stasi, unterstützt vom ungarischen „Bruderorgan“, das Treiben Ost- und Westdeutscher, wie Jahre später Akten-Einträge bele-gen sollen.

Hinter all diesen Erscheinungen, dem ungereimten Anblick der zusammengewürfelten Häuser des Süd-ufers, der Schönheit der Weinberge der nördlichen Hügel, der schilfbewachsenen Ufer, der überfüllten Strände, der kleinen Restaurants und dem sommerlichen Treiben verbirgt sich die eigentliche Anziehungskraft dieser ein-zigartigen und magischen Umgebung. Ein spiritueller Ort, der von Béla Hamvas (1897–1968) in seinem Essay von den „Fünf Genien“ als ein heller und warmer, fast mediterraner Landstrich beschrieben wird, „wo das Sonnenlicht weißer erscheint, der Nebel sich von den Farben hebt und die Konturen schärfer werden“. „Die Atmosphäre“ führt er fort, „füllt sich mit Elektrizität und das Licht strahlt in die Dinge und in die Menschen, und der Geschmack der Früchte ist ebenfalls heller. Nichts ist übertrieben, keine Spur von verschwitzter Anstren-gung. Die Gelöstheit ist in der Gegend, in den Men-schen, in der Gemeinschaft, in den Bewegungen. Nicht, dass das Leben hier leichter wäre, denn der Süden ist nicht ärmer an Leiden, es hat aber eine geräumigere Perspektive.“

Vielleicht war es auch diese der Gegend um den Balaton innewohnende „geräumigere Perspektive“, die die Menschen aus der ehemaligen DDR jährlich in

PReFACe

immer größer werdenden Scharen an den Plattensee zog, und vielleicht war es die von Hamvas angedeutete „Gelöstheit“, weshalb den Bürgern der BRD die Gegend um den Plattensee auch während des Kalten Krieges besuchenswert erschien und sich der Balaton jahrzehn-telang in einen emblematischen Ort ost-westdeutscher Begegnungen verwandelte. Die Eigenarten und Wider-sprüche, Schicksale und Geschichten, dieses paradoxe Geflecht deutsch-deutscher und ungarischer jüngster Geschichte lässt das Collegium Hungaricum Berlin nun anhand einer komplexen intermedialen Ausstellung auf-leben.

Ich bedanke mich bei den Unterstützern dieses Unterfangens, allen Mitarbeitern des Projektes und vor allem bei den Zeitzeugen, die ihre persönlichen Ge-schichten preisgaben und es uns somit ermöglichen, einen wichtigen Teil der privaten Geschichte der deut-schen Einheit zu erzählen.

János Can TogayBotschaftsrat, Direktor CHB

Lake Balaton, the largest lake in Western and Central Europe, owes its name to the Slavic word Blatna which describes the marshland that used to be along its shores. In the 19th century the Hungarian aristocracy, and soon afterwards the wealthy middle class, discovered the lake and became the first holiday makers there, building lavish castles and mansions. After 1945 the communist government took possession of these retreats and transformed them into public holi-day homes. It also set up holiday camps and introduced the socialist salute “szabadság” (“freedom”). In 1956, a national uprising failed to bring freedom to Hungary. Subsequently the government under János Kádár per-verted the word and it‘s double meaning (“freedom” and “holiday”) and strictly reduced it to “holiday”. Yet, Hungarians enjoyed a relative freedom and were even allowed to build small privately owned houses.The Kádár system’s ‘liberal’ and proto-capitalist pol-icy along with Hungarian hospitality and Lake Bala-ton’s pleasant climate started to attract an increasing number of tourists especially from the GDR and West Germany. Germans from both East and West appreci-ated the beautiful landscape and the region’s relaxed atmosphere. However, even in Hungary, the Stasi State Security kept GDR tourists under surveillance with the so-called “Balaton Brigade” and the support of the Hun-garian State Security Service. Nevertheless the lake soon became a symbol of freedom behind the Iron Cur-tain and a place for East and West German reunions.In it‘s grande narrative intermedia exhibition, the Colle-gium Hungaricum Berlin now revives the peculiarities, contradictions, lives and stories of these paradoxical East and West German relations in recent Hungarian history, 1963–1989. I would like to thank to the supporters and to all of those who worked on this ambitious project. I especially wish to express my gratitude to all those who, by sharing their stories with us, enabled us to illustrate an impor-tant part of the private history saga of German Unity.

János Can TogayCounsellor at the Hungarian Embassy, Director of the CHB

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HiSTORiSCHeR KOnTexT

Mit dem Volksaufstand von 1956 wagt Ungarn den Versuch in die Unabhän-gigkeit. Die blutige Niederschlagung der Revolution durch die sowjetischen Streitkräfte setzt der Freiheitsbewegung jedoch im November 1956 ein Ende. Der neue, von den Sowjets unterstützte Parteichef János Kádár erklärt den Aufstand kurzerhand zur „Konterrevolution“ und legitimiert damit dessen Vergeltung und den „Kampf gegen die konterrevolutionären Kräfte“. Ab dem Ende der 1950er Jahre, bis weit in die 1960er Jahre hinein versucht Kádár jedoch das verloren gegangene Vertrauen der Bevölkerung zu gewin-nen. Er lockert die rigiden Strukturen und öffnet das Land, um nicht zuletzt ein verstärktes Valutaeinkommen zu sichern und den Lebensstandard anzu-heben. Die beschränkte Zulassung von Privatwirtschaften führt zu einem ei-genartigen Geflecht sozialer und wirtschaftlicher Aspekte, oft als „Gulasch-kommunismus“ bezeichnet. Parallel hierzu werden ab 1961 auch westliche Touristen in Ungarn willkommen geheißen. Infolge dessen etablieren sich Ungarn und der Balaton als charakteristische Orte einer „privaten deut-schen Geschichte“. Für das um seine Legitimität bemühte Kádársystem ist der Andrang der Touristen zudem eine willkommene Selbstdarstellungsmög-lichkeit gegenüber der skeptischen Weltöffentlichkeit. Die Einkommen aus dem Fremdenverkehr reichen jedoch bereits in den 1970er Jahren nicht mehr aus, um die Kádársche „Lebensniveau-Politik“ auf-rechtzuerhalten. Das Land nimmt immer mehr westliche Kredite in Anspruch und verschuldet sich. Die bedingte politische Freiheit in den 1980er Jahren ist auch hierauf zurückzuführen: Kádár ist gezwungen, eine verhältnismäßig liberale Politik zu vertreten, um nicht ein Versiegen der westlichen Kredite zu riskieren.

HiSTORiCAL COnTexT

After the bloody crash of the 1956 Hungarian Revolution, the new Communist Party leader János Kádár, was eager to win back public confidence by im-proving the population‘s economic situation and the consuming values.He opened the country to Western tourists, and it soon became a place where East and West Germans reunited. As a consequence, the Stasi expanded its operations to Hungary and was supported by the Hungarian State Security Service. In the 1970s Hungary increasingly borrowed money from Western countries in order to maintain the people’s standard of living. This policy led to more political freedom which let the number of German reunions soar.

ÜBeRWACHTe FReiHeiT

Die DDR-Touristen am Balaton wurden mit Duldung und Hilfe des unga-rischen „Bruderorgans“ (ÁVH / BM) von der dort stationierten Stasi, der so genannten Balaton-Brigade, überwacht. Insbesondere die Vorbeugung mög-licher Fluchtversuche über die westliche Grenze, aber auch die Observierung der Kontakte mit Bürgern aus dem „nichtsozialistischen Ausland“ zählten zu den Arbeitsfeldern der Geheimdienste.Einem Großteil der Urlauber kam es nicht in den Sinn, dass der Arm der Stasi bis nach Ungarn reichen könnte. In ihren Augen wirkte das Land liberal und westlich. Sie bewegten sich freier als zuhause, waren gelassener, genossen die Möglichkeit, mit Bekannten und Familienmitgliedern aus der BRD ent-spannte Urlaubstage zu verbringen und knüpften neue Beziehungen. Doch eben diese Momente der Arglosigkeit, der Loslösung vom Alltag wurden aus-gespäht. Bis in die späten 1960er Jahre kooperierten die Geheimdienste bei-der Länder bei der Observierung der Urlauber. Zunehmend verloren jedoch die ungarischen Sicherheitsorgane das Interesse an den deutsch-deutschen Familienbegegnungen und den sich mit der Zeit entwickelnden Freund-schaften und Liebesbeziehungen. Für sie wurden vielmehr die zu Besuch kommenden vertriebenen Ungarndeutschen und die 1956er-Dissidenten von „operativer Bedeutung“. Dennoch leisteten sie bis zum Sommer 1989 „opera-tive Hilfe“ für die Stasi, was praktisch die Beschaffung „operativer Technik“, die Organisation von „Treffmöglichkeiten“ in „T-Wohnungen“ und die Infor-mationsübermittlung, etwa über Einreisedaten von West-Deutschen oder so-gar über die eigenen Staatsbürger bedeutete.

COnTROLLed FReedOM

With the help of the Hungarian State Security Service, Operative Groups set up at Lake Balaton (The Balaton Brigade) and monitored utterly unsuspect-ing GDR citizens and recorded, i. e. ‘criminalised’ even their most mundane activities. Permanent surveillance in the GDR and abroad produced tons of files that not only served as a justification for the Stasi’s right to exist and as a proof of its importance but it also created the false impression that the GDR was threatened by internal and external enemies. Living under perpetual spying systematically destroyed the East Germans’ confidence in human relations and thus deterred them from building organizations and networks. East German citizens didn’t expect their state security to also be active in a relatively free and Western-oriented country like Hungary. The Stasi, of course, took advantage of the tourists’ ignorance and of the fact that they loosened up and were more relaxed and careless than at home, where they knew they were constantly monitored.

von / by Kriszta Slachta

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Klaus BobachBalatonmáriafürdö u. a. (1983–1989)

Ulrich GrunertBalatonboglár u. a. (1968–1989)

Lutz HildischTihany u. a. (1969)

Christoph LohseBalatonfenyves u. a. (1964, 1987, 1989)

Catrin HenneckeZamárdi u. a. (1984–1989)

Rainer LieboldBalatonfüred u. a. (1972–1989)

Manfred SchotteBalatonszemes u. a. (1976–1989)

Carola Schacht Balaton (1981)

BALATOn

46°47´N, 17°34´OGeographische Lage / Location: Westungarn / West HungaryBesonderheiten: Größter See Mitteleuropasdistinctions: Largest Lake in Central EuropeFläche / Surface area: 594 km², Länge / Length: 79 km, Breite / Width: 12,7 km, Volumen / Water volume: 1,9 Mrd. m³, Umfang / Shore length: 195 km, Maximale Tiefe / Max. depth 12,5 m

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die AUSSTeLLUnG

Das Kernstück der Ausstellung bildet die kinematografische Installation des Medienkünstlers und Filmemachers Péter Forgács. In einer Montage aus Zeit-zeugenberichten, privatem Film- und Fotomaterial, TV-Archivaufnahmen und Akten des ostdeutschen und des ungarischen Geheimdienstes thematisiert sie die deutsche Einheit am Balaton, die private Geschichte jener eigenartigen, oft paradoxen deutsch-deutsch-ungarischen Beziehungen zwischen Mauerbau und Mauerfall in einer bewegenden Geschichtsdokumentation.Installative Projektionen aus Amateuraufnahmen, ungarischen Balaton-Filmen und Archivmaterialien auf den Innen- und Außenflächen des CHB-Gebäudes ergänzen die Installation, kreieren sinnliche Landschaften auf allen Etagen und verwandeln das Haus in einen Ort atmosphärischer Intermedialität.

THe exHiBiTiOn

The exhibition’s centrepiece is a cinematographic installation by media artist and film maker Péter Forgács. His composition of interviews with contempo-rary witnesses along with private photos and footage, archival TV footage and files of the East German and Hungarian Secret Services illustrates German Unity as it was at Lake Balaton. It’s a touching documentation of the personal stories behind the peculiar and often paradoxical East / West German-Hungari-an relations in the decades between the erection and the fall of the Berlin Wall.In addition to the installation, amateur pictures, Hungarian films on Lake Balaton and archive footage will be projected inside and outside the building. These projections will create sensual landscapes on all floors of the CHB and transform the institute into a place for stunning intermedia art works.

BALATOn-GeSCHiCHTen 1961–1989 BALATOn STORieS 1961–1989

Rainer Liebold erinnerungen aus dem Paradies / Memories from Paradise 9:00 min.Im Gespräch mit / In conversation with Conny Klauß

Die bittersüßen Erinnerungen des Rainer Liebold an das verlorene Paradies am Balaton setzen sich aus den Details seiner seit 1972 regelmäßigen Balaton-Urlaube zusammen: den Campingplätzen, den ungarischen Freunden und den atmosphärischen Augenblicken längst entwichener Sommertage. Die Liebolds sind auch im August 1989 am Balaton, können sich aber wegen ihrer kleinen Kinder nicht zur Flucht durchringen … Eine Erinnerung, die das Eigentliche am Balaton-Gefühl, den Geist des Ortes aufleben lässt.

Rainer Liebold’s bittersweet memories of a paradise lost at Lake Balaton con-sist of his regular Balaton holidays since 1972, the camp grounds he stayed in, his Hungarian friends and impressions of bygone summer days. In August 1989, Liebold and his wife spend their holiday at Lake Balaton as they do every year, but they can’t bring themselves to escape because of their little children … a memory reviving the essence of the so-called Balaton feeling, the special spirit of this place.

Manfred Schotte eine protestantische Mission / Protestant Mission26:00 min.Im Gespräch mit / In conversation with Gusztáv Hámos

Manfred Schotte, Jugendarbeiter der evangelischen Gemeinde Bünde, West-falen, organisiert seit Mitte der 1970er Jahre jährliche Treffen für Jugendli-che aus Ost- und Westdeutschland am Balaton. Dutzende von jungen Leuten verbringen, in Bungalows untergebracht, unter Anleitung des feinfühligen Organisators viele Wochen in christlichem Rahmen miteinander. Was das Verhalten gegenüber den kontrollierenden Organen der DDR und Ungarns anbelangt, gilt für Schotte die gleiche Devise wie für die Verständigung der jungen Leute untereinander: „Sagt einfach die Wahrheit, ihr habt nichts zu verbergen.“ Von den ungarischen Umständen und der ungarischen Gast-freundschaft inspiriert, nehmen die jungen Leute bis zum Jahre 1989 auf ihre Weise die (spirituelle) deutsche Einheit vorweg. Der Film zollt zugleich Manfred Schotte Tribut, der vor kurzem verstorben ist.

Since the mid-1970s Manfred Schotte, a youth worker in the protestant par-ish of the West German town of Bünde, has been organizing meetings for young people from East and West Germany at Lake Balaton. Under Schotte’s direction, every year dozens of young people spend several weeks together there. Schotte believes the participants should behave towards the East Ger-man and the Hungarian secret services just as they do towards each other: “Simply tell the truth, you don’t have anything to hide.” Inspired by Hungarian hospitality and the special circumstances in Hungary, these young people were truly one step ahead of German (spiritual) Reunification. This film also pays tribute to the recently deceased Manfred Schotte.

Klaus Bobach Bobachs Wanderungen / The Wanderings of Bobach14:35 min.Im Gespräch mit / In conversation with Barbara Bollwahn

Der leidenschaftliche Amateurfilmer Klaus Bobach hält in seinen Jugend-jahren auf dutzenden Stunden Super-8-Film seine Ungarnerlebnisse fest. Die Filmstreifen lassen die Farben, die Atmosphäre, die Bilder und die Freuden der Ungarnwanderungen des jungen Bobach wieder aufleben. Im Hinter-grund der fröhlichen Chronik verbirgt sich die nur allzu vertraute deutsch-deutsche Geschichte einer sich zunehmend in Ost und West spaltenden Familie – Bobachs Schwester verlässt, dank Ausreiseerlaubnis die DDR im Jahre 1987 – und das ständige Dilemma von Bleiben oder Gehen …

Enthusiastic amateur film-maker Klaus Bobach captured his Hungarian ad-ventures on dozens of Super 8 films that still revive the colours, the atmos-phere, the impressions and pleasures of his Hungarian wanderings. This joy-ful footage, however, conceals a story well-known to many East Germans: a family affected by separation (in 1987, Bobach’s sister left the GDR thanks to an exit permit) and their permanent dilemma of staying or leaving the country.

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Catrin Lori’s parents are both party members. Her father is a Stasi officer. In 1983, shortly before she is to become a member of the state party SED, she meets Dieter Hennecke, a West German businessman, in Leipzig. For Catrin, a ‘good’ GDR citizen, and Dieter, a married man, this first encounter will be a turning point in their lives and the beginning of their love story. After a first passionate year meeting frequently in East Berlin, they decide to arrange Catrin’s escape via Hungary. They spend their first holiday together at Lake Balaton in 1984. Only a few months later, Dieter smuggles Catrin in a special-ly prepared car and under dramatic circumstances over the Austrian-Hun-garian border. Subsequently, Catrin’s father is sacked and Catrin herself is charged in absentia with espionage. In the beginning, she struggles to adapt to life in West Germany, also because possibly the West German secret serv-ice consider her to be a GDR spy. Finally, after two years, she marries Dieter, finds a job and settles into her new life.

Christoph Lohse Unsere glücklichen Zeiten in Ungarn / Our Happy Times in Hungary 19:00 min. Im Gespräch mit / In conversation with Gusztáv Hámos

Christoph und Doris reisen 1964 zu ihrer Verlobung nach Ungarn. Alles ist bis ins Detail geplant und das glückliche Brautpaar verschickt Verlobungskarten aus Budapest heim in die DDR. Aus ihrer Ehe gehen zwei Söhne hervor. In den 1970er Jahren lernen Christoph und Doris über ihre Kinder und christ-liche Gemeindekontakte die Familie Haarbrücker aus der BRD kennen. Die Bekanntschaft wird zur Freundschaft und die beiden Familien verbringen im Sommer 1987 einen gemeinsamen Urlaub am Balaton. Als sich 1989 der jüngere Sohn der Lohses entscheidet, die DDR über Ungarn zu verlassen, begleitet ihn sein Vater zu einem letzten gemeinsamen Urlaub an das unga-rische Meer. Vater und Sohn nehmen Abschied und der Junge überquert am 11. September mit dem allerersten Zug, der noch gar nicht offiziell Flücht-linge transportierte, die ungarisch-österreichische Grenze. In der Bundes-republik angekommen, wird er von den Haarbrückers willkommen geheißen – eine erste Anlaufstelle für ein neues Leben …

Christoph and Doris Lohse get engaged in Hungary in 1964. They plan their trip down to the last detail, even sending engagement cards from Budapest to friends and family in the GDR. Later they get married and have two sons. The Lohses meet the Haarbrücker family from West Germany through their children and their church activities in the 1970s. Soon becoming friends, the families spend a holiday together at Lake Balaton in the summer of 1987. In 1989, the Lohses’ younger son decides to escape to the West via Hungary. His father spends a last holiday with him at the lake. On September 11th, they say goodbye to each other and the young man crosses the Austrian-Hungarian border in the very first train which, at that time, is not yet an official refugee transport. When he arrives in West Germany the Haarbrückers welcome him and help him to settle into his new life.

Lutz HildischVom Vater getrennt / Separated from my Father20:00 min.Im Gespräch mit / In conversation with Gusztáv Hámos

Die Eltern von Lutz Hildisch trennen sich kurz nach dem Krieg. Die Mutter sieht ihre beruflichen Chancen im östlichen Teil gesichert, wohingegen der Vater in West-Berlin als erfolgreicher Architekt eine Karriere beginnt. Lutz, der bei seinen Großeltern auf Rügen aufwächst, verbringt ein ganzes Leben in der DDR in der Sehnsucht nach seinem Vater. Zuerst treffen sich Vater und Sohn regelmäßig in West-Berlin, bis der Mauerbau einen Strich durch die ge-heimen Lebenspläne und Hoffnungen des Jungen zieht. Auch der Hoffnungs-schimmer auf die Freiheiten des Prager Frühlings, erweist sich für Lutz als trügerisch. Es bleibt nun nur die Möglichkeit eines Treffens im Herbst 1969 in Budapest und am Balaton. Doch seine Hoffnungen auf Fluchthilfe durch seinen Vater werden erneut enttäuscht. Lutz beschließt in die DDR zurück-zukehren und, sich den Umständen fügend, ein Leben ohne den Vater auf-zubauen.

Lutz Hildisch’s parents separate shortly after the war. His mother believes that her career path is more secure in the East, while his father launches a successful career as an architect in West Berlin. Growing up with his grand-parents on the isle of Rügen, Lutz yearns all his life for his father. For many years, they see each other regularly in West Berlin. Yet the erection of the Wall thwarts Lutz’s plans and hopes. After the Prague Spring proves to be a treacherous ray of hope for Lutz, he and his father meet in Hungary at Lake Balaton and in Budapest in autumn 1969. Lutz’s hopes are crushed once more, when his father does not offer help to escape to the West. Lutz returns home and acquiesces to a life without his father.

Catrin Hennecke, geb. LoriLiebe auf den ersten Blick / Love at First Sight 23:30 min.Im Gespräch mit / In conversation with Ágnes Berger

Catrin Loris Eltern sind Parteifunktionäre, ihr Vater Stasi-Offizier. Kurz be-vor sie in die Partei eintreten soll, lernt sie 1983 Dieter Hennecke, einen Ge-schäftsmann aus der BRD in Leipzig kennen. Für die überzeugte DDR-Bür-gerin Catrin und den verheirateten Westbürger Dieter wird der vergnügliche Abend zum Wendepunkt ihres Schicksals – der Anfang ihrer großen Liebe. Nach einjähriger leidenschaftlicher Beziehung fassen sie den Entschluss zu Catrins Flucht über Ungarn. 1984 verbringen sie einige Tage eines ersten ge-meinsamen Urlaubs am Balaton. Wenige Monate später schleust Dieter Catrin unter dramatischen Umständen in einem speziell für die Flucht präparierten Wagen über die ungarisch-österreichische Grenze. Nach der gelungenen Flucht verliert Catrins Vater seine Stellung bei der Stasi, Catrin wird in Abwe-senheit der Spionage angeklagt. Es folgt eine schwierige Zeit der Anpassung, während derer in Catrin der Verdacht entsteht, dass der Bundesnachrichten-dienst sie für eine mutmaßliche DDR-Spionin hält. Nach zwei Jahren heiratet sie Dieter, findet endlich eine Arbeitsstelle und beginnt sich in ihrem neuen Leben heimisch zu fühlen.

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dr. G.dr. G. – die Stasi i. / dr. G. – The Stasi i.36:00 min.Im Gespräch mit / In conversation with Gustáv Hámos

Dr. G. arbeitete im Rang eines Offiziers bei der DDR-Staatssicherheit. Sein Spezialauftrag beinhaltete u. a. die Auskundschaftung der Beziehungen von DDR-Bürgern zu BRD-Touristen am Balaton. Ende der 1980er Jahre wirbt er innerhalb des Geheimdienstes für mehr Transparenz – hierin sieht er die „ein-zige Überlebenschance“ des Apparates …

Dr. G. works as an officer for the Ministry for State Security. One of his tasks is to investigate relations between GDR citizens and West German tourists at Lake Balaton. At end of the 1980s he advocates transparency within the Stasi, since he considers more openness to be ‘the only chance of survival’ for the State Security Service.

Stasi ii. – Techniken und Berichte / Stasi ii. – Technics and Reports54:00 min.

Anhand von internen Ausbildungsfilmen des ungarischen Geheimdienstes und der DDR-Staatssicherheit werden Methoden der Überwachung vorge-stellt, die es den Geheimdiensten ermöglichten, die Bürger der kommunis-tischen Regime auch während der glückseligen Urlaubstage am Balaton nicht aus den Augen zu verlieren. Wenn es dennoch dem einen oder ande-ren gelang, sich der Beschattung zu entziehen, blieb auch dem Geheim-dienst nichts anderes übrig, als Bericht zu erstatten: „Das Objekt ist außer Kontrolle geraten …“

Top secret training films of the Hungarian Secret Service and the GDR State Security show the methods of control that were used by the two organiza-tions to keep an eye on their citizens even when they were on holiday. Every time some of the tourists managed to defy control, the state security service had no other choice than to report ‘The object got out of control’.

Tableau 9. november 19899:30 min.

Die Gespräche mit den Zeitzeugen führten zuweilen ganz nebenbei und doch unweigerlich zum 9. November 1989. Trockene, herzergreifende, manchmal auch unglaubliche Geschichten und persönliche Erinnerungen an die Novem-bertage 1989 geben einen Einblick in das Alltägliche während einer Zeit der Umbrüche.

The contemporary witnesses that were interviewed for the exhibition natu-rally also talked about the 9th of November 1989. Their prosaic, poignant and sometimes incredible stories on how they experienced those days in Novem-ber give an insight into everyday life in a time of upheaval.

Ulrich Grunertder Rock-Tourist / Rock Tourist 18:30 min. Im Gespräch mit / In conversation with Gusztáv Hámos

Ulrich Grunert erlebt seine Jugend in der DDR mit Skepsis gegenüber der Ideologie des westlichen Feindbildes, verbringt er doch noch vor dem Mauer-bau als Kind die Ferien bei seinen Großeltern in Westdeutschland. Von 1968 an – als sie der Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in Prag un-verhofft zur Verlängerung ihres Ungarnurlaubs zwingt – fahren er und seine Freunde bis ins Jahr 1989 mehrmals jährlich an den Balaton, lernen viele Un-garn, aber auch Westdeutsche kennen. Grunert ist fasziniert von den frei-zügigen Umständen und vor allem von dem leichten Zugang zur Rock- und Popmusik, die in der DDR seit dem „Rockverbot“ des 11. Plenums der SED offiziell verpönt ist. So verschaffen sich Grunert und seine Freunde während ihrer Balatonaufenthalte ein Stück der zu Hause entbehrten Freiheit …

Ulrich Grunert grows up in the GDR sceptical to the ‘enemy’ ideology, from the time he spends his school holidays at his grandparents’ house in West Germany until the Berlin Wall is erected. From 1968 on he and his friends travel to Lake Balaton several times a year until 1989. They get to know many Hungarians and also girls from West Germany. Grunert is fascinated by the cultural differences of ‘liberal’ Hungary and how easily people access rock and pop music, some-thing the GDR has banned by issuing the so-called ‘Rockverbot’ (rock ban) by the Communist party, SED’s 11th congress in 1965. In Hungary, Grunert and his friends are able to enjoy the rare feeling of freedom they heavily miss at home.

Carola Schacht eingeholt von der Gedankenpolizei / The Thought Police Reached Me17:20 min.Im Gespräch mit / In conversation with Conny Klauß

Carola Schacht macht sich des Öfteren Gedanken über mögliche Fluchtwege aus der DDR. Mit ihrem für zehn Jahre der NVA verpflichteten Bräutigam Peter spricht sie wiederholt über ihre Tagträume. Peter, der keinen Bezug zum Westen hat, widerspricht ihren Luftschlössern, bis beide eines Tages von der Stasi für ihre Flucht-Gedankenspielereien verhaftet werden. Carola nimmt viele der Anklagepunkte auf sich und wird zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Es bleibt ihr nur die Hoffnung auf einen Freikauf durch die BRD, der ein Jahr spä-ter auch glückt. Nach einigen kurzen Treffen in Prag sieht sich die Familie erst in den 1980er Jahren für längere Zeit am Balaton wieder …

Carola Schacht frequently thought about escaping from the GDR. She repeat-edly talked about her daydreams with her fiancé Peter, who had made a ten-year commitment to the army. Since he wasn’t interested in the West, Peter objected to her reverie. Suddenly the Stasi arrests the couple on charges of having these conversations. Carola takes much of the blame and is sentenced to two-and-a-half years in prison. Her only hope is that the West German gov-ernment will help set her free. One year later her wish is finally fulfilled, when the West German Government buys her freedom. After a few short get-togeth-ers in Prague, there will not be any longer reunions for Carola and her family until the 1980s at Lake Balaton.

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WeiTeRe ASPeKTe

inTeRAKTiVeS TeRMinAL In Kooperation mit der Fachhochschule Potsdam entstand ein interaktives Terminal, das vertieft die Begegnung von Menschen aus dem Osten und Westen Deutschlands am Balaton in Ungarn beleuchtet, ebenso die Unter-schiede der Lebensweisen im Osten und Westen, das jeweilige Empfinden der Begegnungen und Urlaubszeiten am Balaton, die Rolle Ungarns zur Zeit des geteilten Deutschlands und die Überwachungen der ostdeutschen Bür-ger durch das MfS.

ÜBeR BeRLin HinAUSAufbauend auf der intermedialen kinematografischen Installation im CHB wird die Ausstellung „Deutsche Einheit am Balaton“ sowohl in Deutsch-land als auch in Ungarn im Rahmen einer Wanderausstellung zu sehen sein. Vorläufige Stationen: Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund (Frühjahr 2010), Vaszary-Villa Balatonfüred, Ungarn (Frühjahr/Sommer 2010), Pixel-Galerie Budapest, Ungarn (Herbst 2010), FilmFestival Cottbus (Novem-ber 2010)

Als weiteres ergebnis des Projektes entstand in Zusammenarbeit mit dem Wilhelm-Fraenger-institut das Buch „deutsche einheit am Balaton“. er-schienen im be.bra-Verlag im September �009.

FURTHeR ASPeCTS

inTeRACTiVe TeRMinALIn cooperation with the University of Applied Sciences Potsdam the CHB has developed an interactive terminal which shows how East and West Germans got together at Lake Balaton and demonstrates the differences between their lifestyles, the surveillance of East Germans by the ‘Stasi’ secret service and Hungary’s role in these events.

BeYOnd BeRLin“German Unity at Lake Balaton” will be shown both in Germany and Hungary at the Museum of Art and Art History, Dortmund (spring 2010), the Vaszary Mansion, Balatonfüred, Hungary (spring/summer 2010), Pixel-Gallery, Buda-pest (autumn 2010) and the Cottbus FilmFestival (November 2010).

A further achievement of the project is the publication of the book “deut-sche einheit am Balaton”, which was produced in co-operation with the Wilhelm-Fraenger-institute. Published in September �009 by be.bra Verlag.

dAS FORSCHUnGSPROJeKT

Wesentliche Grundlage der intermedialen Ausstellung „Deutsche Einheit am Balaton“ bildet ein eigens seit dem Frühjahr 2008 erarbeitetes Archiv mit 32 Oral-Histories, rund 15 Stunden privatem Schmalfilm-Material sowie mehr als 1.000 Fotografien und Dias von Zeitzeugen deutsch-deutscher Begeg-nungen am Balaton. Für die gesellschaftspolitische Kontextualisierung der privaten Geschichten fanden parallel dazu Forschungen in ungarischen (ÁBTL, MOL, OSA, etc.) und deutschen (BStU) Archiven statt. Eine ausführliche Recherche medialer Dokumente sowie zeitgeschichtlich relevanter Objekte aus den Urlaubs- und Beziehungsgeschichten der Zeitzeugen ergänzt die Sammlung. Die aufgezeichneten Oral-Histories und weitere rund 40 Zeitzeugenberichte geben ein breites Spektrum jener deutsch-deutschen Begegnungen am Bala-ton wieder: Von durch die Mauer getrennten Familien über alte und neue Ost-West-Freundschaften, kirchlich organisierte Begegnungen bis zu den Treffen ausgereister Ex-DDR-Bürger mit ihren Freunden und Familien; von Liebesge-schichten bis hin zur spontanen oder geplanten Flucht über die ungarische Grenze. Sowohl aus den 1960er, 70er als auch den 80er Jahren liegen Berichte vor, anhand derer sich ein Einblick in die einzelnen Dekaden nehmen sowie ein Entwicklungsprozess durch die Jahrzehnte hinweg verfolgen lässt. Somit wurde ein in dieser Form bislang einzigartiges Archiv erarbeitet und angelegt, dass eine Zusammenstellung von Medien und Dokumenten ver-schiedenster Art beinhaltet, die nicht nur einen innovativen Blick auf das Zusammenspiel privater und offiziell-politischer Fakten und Geschehnisse liefern kann, sondern neue Schlüsse und Erkenntnisse zu diesem Kapitel deutsch-deutsch-ungarischer Geschichte während des Kalten Krieges er-möglicht. Mit einer projekteigenen Homepage wird dieser Archivbestand in seiner Fülle auch über die Ausstellungslaufzeit hinaus der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

ReSeARCH PROJeCT

Based on oral histories along with over 1,000 private photos and 15 hours of amateur super8 and 8mm films provided by contemporary witnesses, this in-termedia exhibition tells tales of separated families, East-West friendships, family reunions and escapes over the Hungarian border. The CHB’s socio-political research has produced an archive that unveils new aspects of the cooperation between the East German and the Hungarian secret service as well as the gap between private lives and official propaganda and offers a new understanding of German-Hungarian Cold War history. The full project archive will also be available online after the exhibition has closed.

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STASi-GLOSSAR i. (ddR) STASi-GLOSSARY i. (GdR)

Stasi MfS – Ministerium für Staatssicherheit / Ministry for State Security Stasi ist die umgangssprachliche Abkürzung für „Ministerium für

Staatssicherheit“ der DDR, den einst größten Geheimdienst der Welt – im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung des Landes.

iM inoffizieller Mitarbeiter / Unofficial collaborator Das Netz von IMs war eines der wichtigsten Instrumente der Stasi:

mit Hilfe der ca. 120.000 Inoffiziellen Mitarbeiter gelang es, perma-nent Informationen über die gesamte Bevölkerung zu sammeln. Die meisten IMs arbeiteten nicht amtlich und offiziell für das MfS, be-kamen aber meist Begünstigungen, Prämien oder sonstige Vorteile. Daneben übten einige hauptamtliche Inoffizielle Mitarbeiter diese Tätigkeit hauptberuflich aus und erhielten ein regelmäßiges Gehalt vom Staat.

OPK Operative Personenkontrolle / Operative Personal Control Die Operative Personenkontrolle bestand aus einer präzise zusammen-

gestellten Art von Maßnahmen zur möglichst vollständigen Kontrolle gesellschaftlicher und familiärer Kontakte. Dies diente der Sicherung des Systems und der Aufklärung von geplanten und begangenen „staatsfeindlichen Verbrechen“.

Complete surveillance of a suspicious person.OPG Operativgruppe / Operative Groups Eine kleine Gruppe, bestehend aus hauptamtlichen Mitarbeitern des

MfS, die sich während der touristischen Hochsaison im Operations-gebiet befanden, um Urlaubsaufenthalte der DDR-Touristen in den sozialistischen Ländern operativ zu sichern.

Special MfS staff that had to surveil GDR tourists in socialist coun-tries during the holiday season.

GÜST Grenzübergangsstelle / Border Crossing Point

UGÜ Ungesetzlicher Grenzübertritt / illegal Border Crossing

KMHB Kriminelle Menschenhändlerbande / Criminal Human Traficking Gang

nSA nichtsozialistisches Ausland / non-socialist Foreign Countries

nSW nichtsozialistische Welt / non-socialist World

BStU Bundesbeauftragte der Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen deutschen demokratischen Republik / Federal Commissioner for Stasi Files

Die Behörde ist zuständig für die systematische Archivierung und Auf-arbeitung von Unterlagen, die während der Arbeit und Tätigkeit des MfS entstanden.

von / by Kriszta Slachta

STASi-GLOSSAR ii. (VOLKSRePUBLiK UnGARn) STASi-GLOSSARY ii. (PeOPLe´S RePUBLiC OF HUnGARY)

BM Belügyminisztérium = Mdi – Ministerium des inneren / Ministry of the interior

Nach der Revolution von 1956 wurde das Organ des Staatssicher-heitsdienstes (ÁVH) aufgelöst und der Sicherheitsdienst in die Struktur des MdI integriert. Die Hauptverwaltung III/III bekämpfte die inneren Feinde, die Abteilung III/II die äußeren Feinde, wie etwa Dissidenten und vertriebene Ungarndeutsche, Touristen, feindliche Propaganda aus dem nichtsozialistischen Ausland.

Tmb titkos megbízott = Geheimer Beauftragter / Unofficial collaborator – similar to the east German Inoffizieller Mitarbeiter (IM)

Mitglied des Netzes der Staatssicherheit. Der Geheime Beauftragte lieferte bei regelmäßigen Treffen gezwungen oder aus wirklicher Über-zeugung Informationen aus seinem Umfeld und Bekanntenkreis an sei-nen Führungsoffizier, der ihn anleitete und weitere Anweisungen gab. Umgangssprachlich: ein Agent.

Der Begriff ist vergleichbar mit der Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter (IM) bei der Stasi.

�/e rendszabály = �/e Ordnungsbefehl / �/e directive on the bugging of private homes Operativ-technische Maßnahme, um Abhöranlagen in einer zu obser-

vierenden Wohnung einzubauen und die dortigen Gespräche abzuhö-ren. Umgangssprachlich: eine Wohnung verwanzen.

T-lakás Találkozási lakás = Treffquartier / Apartments used as secret meet-ing places for unofficial collaborators and their liaison officers

Eine Wohnung, die zur Tarnung von operativen Zusammentreffen von IM und Verbindungsoffizieren genutzt wurde.

Társadalmi kapcsolat = Gesellschaftlicher Kontakt / Societal employees Mitarbeiter von staatlichen Firmen, Organisationen, Behörden, Insti-

tuten, die den Staatssicherheitsorganen des MdI „gesellschaftliche Hilfe“ leisteten: sie berichteten auch über auffällige Ereignisse. Ihre wichtigste Aufgabe bestand jedoch in der Unterstützung der opera-tiven Arbeit der Organe.

(staff of government enterprises and organizations) supporting op-erative actions and providing ‘societal help’, i. e. information

K-ellenörzés = K-Überprüfung / K-examination – K stands for Küldemény (mail): mail surveillance K steht für Küldemény, Sendung – die Maßnahme bedeutete Kontrolle

erhaltener und verschickter Postsendungen. Die ungarischen Staats-sicherheitsdienste verwirklichten keine derart perfekte Überprüfung des gesamten Postverkehrs des Landes wie das MfS, sondern kont-rollierten nur gezielt den Postverkehr einzelner Verdächtiger.

ÁBTL ÁBTL – Állambiztonsági Szolgálatok Történeti Levéltára: Histo-risches Archiv der Staatssicherheitsdienste (von Ungarn): Histori-cal Archives of the Hungarian State Security

ÁBTL ist zuständig für die Archivierung und wissenschaftliche Auf-arbeitung der Unterlagen der Staatssicherheitsorgane des unga-rischen Ministeriums des Inneren.

von / by Kriszta Slachta

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CRediTS

Kinematografische installation, Ausstellungskonzept / Cinematographical installation / installation concept Péter ForgácsKünstlerische Leitung, Projektleitung, Videoregie / Artistic & project man-agement, video direction Gusztáv HámosKünstler. Beratung & Mitarbeit / Artistic advice & collaboration Dávid Szauder Musik / Music Károly Cserepes Schnitt / editing Péter Sass Grundkonzept, Produktion / Basic concept, production János Can TogayProjekt-, Rechercheleitung / Project & research management Karin Fritzsche Projekt-, Akquiseleitung / Project & fundraising management Conny E. Voester Projektkoordination / Project coordintion Emilia Nagy, Anna-Lena Nowicki Recherche / Research József Berta, Andrea Dunai, Karin Fritzsche, Ádám Masát, Claudia Müller, Robert Nagel, Anna-Lena Nowicki, Kriszta Slachta interviews / Oral-Histories Ágnes Berger, Barbara Bollwahn, Gusztáv Hámos, Hajnal Kálnoki-Lukovics, Conny Klauß, Ede Müller, Anna-Lena Nowicki, Krisztina TurnaFCP-Schnitt Projekt-Bibliothek/ FCP editing project library Ede MüllerZusätzlicher Schnitt / Additional editing Szilvia RuszevBudgetmanagement Tamás Csaba, Emilia NagyGraphik / Graphic arts Stefan Höderath, Janet Riedel, Frauke WiechmannPresse & Öffentlichkeitsarbeit / PR Ágnes Berger, Jan-Gunnar Franke, Anna-Lena NowickiAusstellungsbauten und Technik / Set construction and engineering Zoltán Ádám, Miklós Weisz, Jens HeinzelMitarbeit / Collaboration Veruschka Baksa-Soós, Anke Bieler, Anikó Boros, Evi Chantzi, Wilhelm Droste, György Fehéri, Gabriella Gönczy, Julia Höllerich, Hajnal Kálnoki-Lukovics, Marett Klahn, Melinda Losoncz, Zsuzsa Schau-schitz, Anett Sóti, Thea Sóti, Orsolya SzéherÜbersetzung / Translation Eszter Bolla, Ivetta Csongrádi, Andrea Dunai, Ildikó Jaruska, Hajnal Kálnoki-Lukovics, Melinda Losoncz, Lídia Nádori, Anett Sóti, Éva ZádorTranskribierungen interviews / Transciption oral-histories Jelena Matic, Katharina Haase, Julia Höllerich, Marett Klahn, Anett Sóti, Anna Sarah VielhaberBearbeitung interviews / editing oral-histories Angela HenkelZeitzeugen / Contemporary witnesses André Austen, Bärbel Bauman, Ste-phan Bellmann, Rolf Beyer, Bernd Bielfeld, Paul Blank, Klaus Bobach, Helga Briedigkeit, Brigitte Börner-Sachs, Bärbel Brödner, Valeska Cordner, Nicole Degenhardt, Barbara Felsmann, Dieter Felsmann, Wolfgang Findeisen, Chris-tine Fischwasser, Hendrik Franke, Ulrich Grunert, Cordula Gühnl, Catrin Hen-necke, Dieter Hennecke, Thurid Herbert, Gerhard Hermann, Lydia Heuser, Lutz Hildisch, Ulrike Hofmann, Jürgen Hoppe, Adolf Ihde, Lars Ihde, Heinz Jablokoff, Martina Kaul, Ute Keller, Cornelia Kenke, Klaus Kenke, Helga Kolbe, Gabriele Kronenberg, Armin Kunze, Dorothea Kunze, Werner Kühn, Rainer Liebold, Her-bert Liman, Christoph Lohse, Wolfgang Loof, Frau Lorz, Dietmar Löwendorf, Rotraut Marquardt, Brigitte Maudanz, Carl-Heinz Mewes, Ingeborg Niedlich, Susanne Niedlich, Liane Özukan, Gyula Polgár, Dorothea Polstorff, Horst Przy-wecki, Josef Rabanus, Carola Schacht, Elisabeth Schmidt, Michael Schories, Manfred Schotte, Johann Schröpfer, Sabine Seidlitz, Reinhard Stangl, Karin Suppus, Andreas Szabries, Brigitte Szirmai, László Szirmai, Ingeborg Templin, Joachim Tschubel, Béla Tóth, Angelika Treseler, Fr. Urban, Kai Walaschewski, Helmut Waurich, Wolfgang Welsch, Rüdiger Wenzel, Helmut Wolff, u. a.

die KÜnSTLeR

Péter Forgács (*1950); mit dem Erasmus-Preis ausge-zeichneter ungarischer Medienkünstler und Filmema-cher. Er lebt in Budapest, seine Werke werden weltweit ausgestellt. Seit 1978 schuf er mehr als dreißig Filme und herausragende Installationen (z.B. Donau Exodus – 2007 im Jüdischen Museum Berlin). Bekannt ist er v. a. für seine preisgekrönte Reihe „Privates Ungarn“, die auf privaten Amateurfilmen der 1920er und 80er Jah-re basiert und gewöhnliches Leben dokumentiert, das plötzlich aus den Fugen gerät, ausgelöst durch ein au-ßergewöhnliches historisches Trauma, das sich jenseits der Leinwand ereignet. Sein jüngstes Werk Col Tempo – The Wastl Project ist im ungarischen Pavillon der 53. Biennale in Venedig ausgestellt.

Gusztáv Hámos (*1955); ungarischer Künstler, Kurator und Autor. 1979 Emigration nach West-Berlin. Gastpro-fessuren, Lehraufträge, Workshops an der DFFB Berlin, HFF Potsdam-Babelsberg, UdK Berlin, Merzakademie Stuttgart u. a. Sein künstlerisches Werk umfasst Film, Video, Fotografie und Installationen. Ausstellungen und Projektionen u. a. im MOMA New York City, Documen-ta, ZKM Karlsruhe, Transitland: Sofia-Budapest-Berlin, Museum Ludwig Budapest. Publikationen (Auswahl): „Mozog Vagy nem mozog, ez itt a kérdés“, in Balkon (Budapest 2008/04); „Montage ist Zauberkunst“ in www.montageforum.de (Berlin 2006).

dávid Szauder (*1976); ungarischer Medienkünstler, geboren in Budapest, lebt in Berlin. Er setzt sich in seinen Arbeiten mit generativen Strukturen im audio-visuellen und künstlerischen Bereich auseinander. Dar-über hinaus arbeitet er an verschiedenen Publikationen zu experimentellem, audiovisuellem und Live-Cine-ma. Projekte: Serpendity, Solo-A/V-Performance 2009 (Rom-Bologna-Berlin); CurlyCode: eigene Echtzeit-3D-Gestik-Software, 2009 (Berlin); Particles, mit Nicky Broekhuysen 2009 (Berlin); Screen Labyrinth, 2008 (Helsinki), u. a.

János Can Togay (*1955); Schauspieler, Schriftsteller, Filmemacher und Kulturmanager. Er wuchs in Buda-pest und Leipzig auf, studierte Literatur, Dramaturgie und Filmregie. Er war aktiv in der Budapester Off-Kultur der 1970er / 80er Jahre und arbeitete später internatio-nal als Filmregisseur, Drehbuchautor und Schauspieler. Togay ist der Initiator und Co-Autor des Holocaust-Mahnmals „Schuhe am Donauufer“. Seit Anfang 2008 ist er Leiter des ungarischen Kulturinstitutes Collegium Hungaricum Berlin (CHB).

THe ARTiSTS

Péter Forgács (*1950); Erasmus prize-winning Hun-garian media artist and independent filmmaker, based in Budapest, whose works have been exhibited world wide. Since 1978 he has created more than thirty films and several outstanding installations (such as The Dan-ube Exodus – 2007 Berlin Jewish Museum). He is best known for his “Private Hungary” series of award win-ning films based on home movies from the 1920s and 1980s, which document ordinary lives soon to be rup-tured by an extraordinary historical trauma that occurs off screen. His recent installation work the Col Tempo – The Wastl Project is exhibited at the Hungarian Pavil-ion, Venice Biennale 2009. See www.peterforgacs.com

Gusztáv Hámos (*1955); hungarian artist, curator and author. 1979 he emigrated to West-Berlin. Visiting pro-fessor, lectureship, workshops in DFFB Berlin, HFF Potsdam-Babelsberg, UdK Berlin, Merzakademie Stutt-gart, amongst others. His work includes film, video, pho-tography and installations, exhibitions and projections, amongst others in MOMA New York City, Documenta, ZKM Karlsruhe, Transitland: Sofia-Budapest-Berlin, Museum Ludwig Budapest. Publications (selection): “Mozog Vagy nem mozog, ez itt a kérdés”, in Balkon (Budapest 2008/04); “Montage ist Zauberkunst” in www.montageforum.de (Berlin 2006).

dávid Szauder (*1976); is a hungarian media artist, born in Budapest, based in Berlin. He works mostly with generative structures in the audiovisual and art fields. Beyond that he works on different publications about experimental, audiovisual and live cinema. Se-lected projects: serpendity, solo A/V performance 2009 (Rome-Bologna-Berlin); CurlyCode own realtime 3D gestural-software, 2009 (Berlin); Particles, with Nicky Broekhuysen 2009 (Berlin); Screen Labyrinth, 2008 (Hel-sinki), amongst others.www.pixelnoizz.wordpress.com

János Can Togay (*1955); actor, writer, filmmaker, cul-tural manager. He grew up in Leipzig and Budapest, studied literature, drama and film directing. He was active in the underground cultural scene of Budapest of the 1970s and 80s and has worked later as a film di-rector, scriptwriter and actor internationally as well. He is the initiator and co-author of the holocaust memorial “Shoes at the Danube Promenade”. At the end of 2007, he was appointed Director of the Hungarian Cultural Institute Collegium Hungaricum Berlin (CHB).

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FÖRdeReR / SPOnSORS

UnTeRSTÜTZeR & PARTneR / SUPPORTinG PARTneRS

Wir danken außerdem / We would also like to thank

Balatoni Múzeum – Balatonmuseum (Keszthely, Ungarn), be.bra Verlag Ber-lin, Berliner Zeitung, DDR-Museum (Berlin), Deutsche Kinemathek – Mu-seum für Film und Fernsehen, FilmFestival Cottbus, Filmmuseum Ungarn, Frankfurter Rundschau, Intuit Pictures, Leipziger Buchmesse, Märkische Oderzeitung, MitOst e.V., Mitteldeutscher Rundfunk, MTI Budapest, Nestlé, Nordkurier, Stasi-Museum/ Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstra-ße, Super Illu, Ungarisches Tourismusamt Berlin, Wilhelm-Fraenger-Institut

Stefanie Greimel, Anna Luebben, Hannah Osenberg, Marielle Pohlmann, Tabea Schulze (Team Entwicklung & Gestaltung Interaktives Terminal, Fachhoch-schule Potsdam) Betreuung: Toby Mory (www.goldenerwesten.net)

Karsten Blumenthal, Caspar Bódy, Éva Csatári, György Dalos, Prof. Klaus Dufke, Birke Fehéri, Brigitte Freudenberg, György Gyarmathy, Prof. Jürgen Haase, Dr. Georg Herbstritt, Katrin Hartig, Angela Henkel, Anna Juhász, Éva Karádi, Dóra Károly, Georg Keim, Dr. Elke Kimmel, Sebastian Krüger, Klára Muhi, Dr. Sándor Peisch, Ibolya Nagy, Annette Schäfer, Ulrike Schmiegelt, Jana Schulze, Ulrich Schwarz, Sandra Smarsch, Monika Stösser, János Suba, Zsuzsa Szalai, Kristóf Sztojanovits, Prof. Anne Quirynen, Krisztián Ungváry, Barry Wickenden, Gabriella Wittmann, Robert Zagolla, Ottó Zimmermann

Und allen, die dieses Projekt ermöglicht haben. Vielen Dank!And everybody who has made this project possible.Thank you!

KOnTAKT / COnTACT

Collegium Hungaricum Berlin – Der ungarische Impuls

Dorotheenstraße 12 | 10117 BerlinT.: +49. 30. 21 23 40-0 | F: +49. 30. 21 23 [email protected] | www.hungaricum.de/balaton

PRÁgnes [email protected]+49 30 212 340 430

Das COLLEGIUM HUNGARICUM BERLIN ist ein Teil des

BALASSI-INSTITUTES zur Förderung der ungarischen Kultur.

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deUTSCHe einHeiT AM BALATOn – die PRiVATe GeSCHiCHTe deR deUTSCH-deUTSCHen einHeiT

Paradoxerweise hat sich ein essentieller Teil der deutschen Geschichte außerhalb Deutschlands abgespielt: Mit dem Bau der Mauer 1961 wurde Ungarn und die Balaton-Region ein emblematischer Ort der deutsch-deutschen Begegnung; drei Jahrzehnte lang trafen sich dort Fami-lien, Freunde und Unbekannte aus Ost- und Westdeutschland, um die Trennung zumindest eine Zeit lang aufzuheben.Das Forschungs-, Kunst- und Ausstel-lungsprojekt des CHB untersucht an-hand von Zeitzeugenberichten, privatem Film- und Fotomaterial, TV-Archivbestän-den und der Aufarbeitung hunderter von Akten des ostdeutschen und des unga-rischen Geheimdienstes die Schicksale derer, die die deutsche Einheit in den Zeiten des Kalten Krieges auf diese Weise vorweggenommen haben. Als Highlight des Großprojektes zeigt das CHB eine in-termediale Ausstellung, mit einer einzig-artigen kinematografischen Installation.

GeRMAn UniTY AT LAKe BALATOn – THe PRiVATe Side OF GeRMAn UniFiCATiOn

During the Cold War one of the few places where East and West Germans could meet was Hungary’s Lake Balaton region. Fo-cusing on witness accounts and archive materials, the research, art and exhibition project ‘German Unity at Lake Balaton’ initiated by the Collegium Hungaricum Berlin emphasizes on this lesser-known part of German history.