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Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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Auch 2014 bietet die Deutsche SchülerAkademie wieder ein abwechslungsreiches Programm an. Die Themen reichen von Mathematik und den Naturwissenschaften über die Gesellschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaften bis hin zu anspruchsvollen Themen aus dem musischen Bereich. Sie sollen den Teilnehmenden die Möglichkeit eröffnen, ihren Horizont zu erweitern und Neues sowie Ungewöhnliches auszuprobieren.

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Page 1: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

» Programm 2014

Page 2: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

I m p r e s s u m

Redaktion: Volker Brandt, Jürgen Klein, Christiane Kunze

Bei den Abbildungen handelt es sich, sofern nicht anders angegeben, um Abbildungen, die während der Akademien des letzten Jahres an den verschiedenen Standorten von Kursleitenden und Teilnehmenden erstellt wurden. © Deutsche SchülerAkademie

Deutsche SchülerAkademieBildung & Begabung gemeinnützige GmbHKortrijker Str. 1, 53177 BonnTel.: 0228 - 95915-40Fax: 0228 - 95915-49Web: www.deutsche-schuelerakademie.deE-Mail: [email protected]

Braunschweig II (21. August bis 6. September 2014)

Braunschweig I (31. Juli bis 16. August 2014)

Papenburg (24. August bis 2. September 2014)

Papenburg (Naka) (9. bis 23. August 2014)

Rostock (17. Juli bis 2. August 2014)

Grovesmühle (31. Juli bis 16. August 2014)

Waldenburg (24. Juli bis 9. August 2014)

Hilden (10. bis 26. Juli 2014)

Urspring (7. bis 23. August 2014)

Torgelow (7. bis 23. August 2014)

Torgelow (17. Juli bis 2. August 2014)

Gaesdonck (30. Juli bis 8. August 2014)

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4–5 gruSSwort

6–17 Die DeutSche SchülerakaDemie (DSa)

AKADemIe BrAuNsCHWeIG I 31. Juli–16. August

20 – 1.1 Wo geht es hier zur Quantenwelt? 21 – 1.2 maßtheorie: Was ist viel? 22 – 1.3 Kollaborationsprozesse 23 – 1.4 Kio estas lingvo? Der Gemachtheit auf der spur 24 – 1.5 prIsm 25 – 1.6 Humor: poetik und praxis

AKADemIe BrAuNsCHWeIG II 21. August–6. september

28 – 2.1 Das »Buch der Natur« und die Lesbarkeit der Welt

29 – 2.2 Organische Chemie – theoretisch betrachtet 30 – 2.3 Volkskrankheiten auf der spur 31 – 2.4 schule der Demokratie 32 – 2.5 einführung in den politik- und

Wirtschaftsjournalismus 33 – 2.6 »Keine mündigkeit vorschützen!«

AKADemIe GrOVesmÜHLe 31.Juli –16. August

36 – 3.1 Graphen als moderner Kompass 37 – 3.2 systembiologie 38 – 3.3 The Big Bang Theory 39 – 3.4 Ach wie flüchtig, ach wie nichtig 40 – 3.5 Die macht der schrift 41 – 3.6 stimmt’s?

AKADemIe ursprING 7.–23. August

44 – 4.1 Gleichungen, die die Welt bewegen 45 – 4.2 experiment Wirtschaft 46 – 4.3 Die energiepolitik der europäischen union 47 – 4.4 Justitia und die musen 48 – 4.5 »Zwischen den Kulturen«? 49 – 4.6 Kinder- und Jugendliteratur in der

Weimarer republik, dem Dritten reich und der Nachkriegszeit

AKADemIe HILDeN 10. –26. Juli

52 – 5.1 Alice, Bob und Cäsar 53 – 5.2 Quantenmechanik 54 – 5.3 Digitale schaltungen 55 – 5.4 Das individual-based model (IBm) 56 – 5.5 In(ter)ventionen im öffentlichen raum 57 – 5.6 »Bilder von dir überdauern bis in alle Zeit«

AKADemIe rOsTOCK 17. Juli–2. August

60 – 6.1 Gruppentheorie 61 – 6.2 Antibiotika in der Natur, Forschung und Klinik 62 – 6.3 Kleinkörper des sonnensystems 63 – 6.4 mein Gehirn und ich 64 – 6.5 Alles was (Zivil-)recht ist! 65 – 6.6 Zum raum wird hier die Zeit

AKADemIe TOrGeLOW 7.–23. August

68 – 7.1 Grenzwertsätze, die Normalverteilung und monte Carlo methoden

69 – 7.2 Quantenmechanik 70 – 7.3 Bauch oder Kopf? 71 – 7.4 Krieg und peripherie 72 – 7.5 philosophie des Lebens 73 – 7.6 Von menschenopfern, Zahlenreihen und

Helikoptern als Bühne

muLTINATIONALe AKADemIe TOrGeLOW 17. Juli–2. August

76 – T.1 Lasst die moleküle tanzen 77 – T.2 Apoptose 78 – T.3 Lange rede, Glück allein 79 – T.4 Wenn einer eine reise tut,

dann kann er was erzählen

muLTINATIONALe AKADemIe WALDeNBurG 24.Juli–9. August

82 – W.1 mathematik der Klänge 83 – W.2 ein Tröpfchen physik 84 – W.3 Antike und moderne Ökonomie 85 – W.4 Die entstehung von Bildern

86 Die Jgw-SchülerakaDemieN

JGW-sCHÜLerAKADemIe GAesDONCK 30. Juli–8. August

89 – JGW 1.1 Formale sprachen 90 – JGW 1.2 Heiter bis wolkig 91 – JGW 1.3 synthetische Biologie 92 – JGW 1.4 Alles außer Hochdeutsch! 93 – JGW 1.5 Wie ein Hefebakterium Frankreich

revolutionierte 94 – JGW 1.6 Bildung zwischen emanzipation und macht

JGW-sCHÜLerAKADemIe pApeNBurG 24. August–2. september

97 – JGW 2.1 Wirklich Top secret? 98 – JGW 2.2 Vom Ton zur CD 99 – JGW 2.3 Funktionelle systeme in der Neurologie 100 – JGW 2.4 Wie lernen wir (richtig)? 101 – JGW 2.5 Wie uns der Zauberlehrling das Fürchten

vor der Gentechnik lehrt 102 – JGW 2.6 »Was soll ich tun?«

103 Die Jgw-NachhaltigkeitSakaDemie

JGW-NACHHALTIGKeITsAKADemIe pApeNBurG 9.–23. August

107 – JGW 3.1 Zurück in die Zukunft 108 – JGW 3.2 Die europäische stromversorgung

im Wandel 109 – JGW 3.3 Zwischen Ökonomie und physik 110 – JGW 3.4 Die schwellenländer in der

internationalen Klimapolitik 111 – JGW 3.5 protest oder partizipation? 112 – JGW 3.6 Welche Welt für unsere Kinder?

prOGrAmme Im AusLAND 2014

120 club Der ehemaligeN ...

121 DaNk

122 bilDuNg & begabuNg: taleNte für DeutSchlaND

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prOF. Dr. JOHANNA WANKABuNDesmINIsTerIN FÜr BILDuNG uND FOrsCHuNG

»Wir brauchen Menschen mit hoher Kompetenz, wacher Intelligenz und sozialer Verantwortung.«

Bildung, Wissenschaft und Forschung sind der Schlüssel für Innovationsfähigkeit wie auch für sozialen und wirtschaftlichen Wohlstand. Deshalb müssen wir nicht nur jene fördern, die sich schwer tun. Wir fördern gezielt auch Spitzenleistungen. Begabtenförderung ist eine notwendige Zukunftsinvestition, die der gesamten Gesellschaft zu Gute kommt. Die Förderinstrumente zur Unterstützung leistungsstarker und gesellschaftlich engagierter junger Menschen haben wir aus diesem Grund in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut.

Wir brauchen Menschen mit hoher Kompetenz, wacher Intelligenz und sozialer Verantwortung. Ihre Begabungen wollen wir fördern und sie ermutigen, ihre vielfältigen Talente in die Gemeinschaft einzubringen. Die Deutsche SchülerAkademie leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Mit ihren Angeboten eröffnet sie Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ihre besonderen Fähigkeiten über den Schulalltag hinaus zu entwickeln.

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Genauso wichtig wie die fachlichen Inhalte, die in den Kursen vermittelt werden, sind die interdisziplinäre Atmosphäre und der musisch-kulturelle Rahmen der Akademien.Die Deutsche SchülerAkademie schafft so einen Raum, der es begabten Jugendlichen ermöglicht, ihre Persönlichkeit umfassend zu entfalten und ihren eigenen Weg zu finden.

Mein besonderer Dank gilt den Ehrenamtlichen, Alumni und Förderern, die mit ihrem Engagement das Angebot der Deutschen SchülerAkademie tragen. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie den Kursleiterinnen und Kursleitern der Akademien 2014 wünsche ich eine gute Zeit und viele spannende Eindrücke und gemeinsame Erlebnisse.

prOF. Dr. JOHANNA WANKABuNDesmINIsTerIN FÜr BILDuNG uND FOrsCHuNG

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Die Deutsche SchülerAkademieEin Teilnehmer des letzten Jahres schilderte seine Eindrücke und Erfahrungen folgen-dermaßen:

»sCHÜLerAKADemIe? sOmmerFerIeN? GANZe ZWeI WOCHeN?

muss DAs DeNN seIN?

Das waren die ersten Fragen, die mir durch den Kopf gingen, nachdem ich erfahren hatte, dass ich von der Schule für die Deutsche SchülerAkademie vorgeschlagen sei. Zeitgleich entstand das Bild eines stickigen Klassenraumes vor meinem inneren Auge, bevölkert von begeisterten Nerds, die eifrig über ein Thema diskutierten, dem man normalerweise erst im Studium begegnen würde oder musste.

Trotz dieser anfänglichen und wie sich im Nachhinein herausstellte völlig unberechtigten Be-fürchtungen und Zweifel entschloss ich mich dann doch, an der Akademie teilzunehmen und das Ganze als das zu begreifen, was es wirklich war: Eine tolle und einmalige Chance.

Zur Auswahl standen etwa zehn Standorte für rund 650 Schüler aus Deutschland und der ganzen Welt. Genauso vielfältig war auch das Angebot der Kurse - von Quantenphysik über Medizinethik bis zur russischen Literatur war alles vertreten, was garantierte, dass jeder Teil-nehmer einen Kurs finden konnte, für den er sich interessiert ...

Im Vorfeld der Akademie musste ich mich bereits mit zwei Readern voll von Fachliteratur mit dem Kurs beschäftigen sowie ein Referat vorbereiten; schließlich dienten diese Vorträge neben den Gruppendiskussionen als Grundlage für den Kurs, der somit nicht im geringsten an den Unterricht im klassischen Sinne erinnerte. Auch die Kursleiter waren eher weniger Lehrer, sondern leiteten die Diskussionen und dienten als ausgewiesene Experten ihres Faches als Ansprechpartner für Fragen sowohl zum Kursinhalt als auch zum Thema Studium und Arbeit. Und um auf das Thema »Nerds« zurückzukommen: Es gab keine, denn von den 80

Leuten, die ich im Verlauf der zwei Wochen kennengelernt habe, würde ich keinen als solchen bezeichnen. Vielmehr waren es ganz normale Schüler.

Eine Besonderheit des Konzepts der Akademie war, dass es neben den zwar intensiven, aber mit sechs Stunden pro Tag nicht allzu lang dauernden Kursen noch die sogenannten »KüAs«, also »Kursübergreifende Aktivitäten« gab. Und da jeder, der Lust hatte, selber eine KüA orga-nisieren und anbieten konnte, gab es unzählige Möglichkeiten den Rest des Tages zu verbrin-gen – ob mit dem Orchester, der Big Band, dem Theater, dem englischen und deutschen De-battierklub, dem Hebräisch- und Chinesisch-Sprachkurs, dem Tanzkurs oder dem Fußball-spielen, langweilig wurde einem gewiss nie. Darüber hinaus gab es noch einen Exkursionstag mit Ausflügen zur UNO in Bonn oder zur Zeche Zollverein in Essen, ein Volleyballturnier, ein Informationsabend zum Thema »Studium im Ausland« und zahlreiche Fachvorträge, wie etwa über »Korrelation und Kausalität« und die Funktionsweise eines Teleskopes.

Was also bleibt? Neben vielem neuen Wissen und Einblicken in die unterschiedlichsten Fach-gebiete, einem internationalen Netzwerk an Freunden, vielen Fotos und der Erkenntnis, dass ich wahrscheinlich noch nie so sinnvoll und aktiv zwei Wochen meiner Ferien verbracht habe, auch die Bestätigung, dass es die absolut richtige Entscheidung war, mich auf die SchülerAka-demie einzulassen und die besondere Chance zu nutzen, die mir zuteil wurde … «

Wie schaffen es die Teilnehmenden, dass eine Akademie aus anfänglichen Zweifeln so positive Erfahrungen hervorbringt?

Eine Antwort ist nur möglich, wenn man sich darauf einlässt!

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Das Angebot 2014

Im Sommer 2014 führt die Deutsche SchülerAkademie für insgesamt rund 650 Schü-lerinnen und Schüler sieben Akademien in Braunschweig (Niedersachsen), Hilden (Nordrhein-Westfalen), Rostock (Mecklenburg-Vorpommern), Schelklingen (Baden-Württemberg), Torgelow bei Waren an der Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) und in Veckenstedt (Sachsen-Anhalt) durch.

Zusätzlich werden für jeweils 64 Schülerinnen und Schüler in Waldenburg bei Glauchau (Sachsen) und in Torgelow zwei Multinationale Akademien veranstaltet. Neben jungen Deutschen werden hier Schülerinnen und Schüler aus mittelost-euro-päischen (Nachbar)Ländern vom Baltikum bis Rumänien teilnehmen.

Die Multinationalen Akademien in Waldenburg (Rumänien, Slowakei, Tschechien und Ungarn) und Torgelow bei Waren an der Müritz (Estland, Lettland, Litauen und Polen) werden seit 2003 durch die Haniel Stiftung, Duisburg, gefördert. Die übrigen Akademien werden etwa zur Hälfte durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Weitere Gelder kommen vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, von Stiftungen und von privaten Spendern. So kann der Teilnahmebei-trag (siehe Seite 14 f.) für diese Akademien weit unterhalb der tatsächlich entstehen-den Kosten liegen und deckt nur rund ein Drittel davon. Auf Antrag kann eine Ermä-ßigung oder eine Befreiung von der Eigenbeteiligung gewährt werden.

Drei weitere Akademien werden in Papenburg (Niedersachsen) und in Gaesdonck bei Kleve am Niederrhein vom Verein Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW), einem Zusammenschluss ehemaliger SchülerAkademie-Teilnehmender, ausgerichtet. Auch diese Akademien werden durch Sponsoren und private Spenden unterstützt. Näheres dazu steht auf den Seiten 86 ff. Schließlich gibt es noch Teil-nahmemöglichkeiten an ähnlichen Akademieprogrammen in Litauen, Österreich und Polen (siehe Seiten 113 ff.).

Warum Akademien?

Viele besonders begabte, interessierte und leistungsbereite Schülerinnen und Schüler machen die Erfahrung, dass sie in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis zwar gut integriert sind, aber eher selten auf Gleichaltrige treffen, die ihre Interessen teilen und deren Fähigkeitsschwerpunkte ähnlich sind. Auch erleben sie, dass Inhalte und Gestaltung des Schulunterrichts den eigenen Interessen, Neigungen und Fähigkeiten nicht hinreichend gerecht werden.

Allgemein ist zu beobachten: Seit Gründung der Deutschen SchülerAkademie 1988 hat sich im Bereich der Begabtenförderung viel getan. Trotzdem kann festgestellt wer-den, dass es zwar für Leistungssportler oder musikalische Talente zahlreiche sowie für intellektuell begabte und interessierte Jugendliche im außerschulischen Bereich eher fachorientierte Angebote gibt. Leistungsstarke Jugendliche mit breiten Interessen und hoher Motivation finden dagegen kaum Maßnahmen, die sie sowohl fachlich als auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie darüber hinaus mit anderen Schülerinnen und Schülern gleicher Befähigung in Kontakt bringen. Für diese Ju-gendlichen hat die Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH (siehe auch Seite 122) seit 1988 Ferienprogramme entwickelt und erprobt. In Zusammenarbeit mit dem damaligen Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft ist daraus die »Deutsche SchülerAkademie« geworden.

1993 wurden durch Beschluss des Deutschen Bundestags Finanzmittel für das Projekt im Haushalt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung abgesichert.

1994 stimmte auch die Kultusministerkonferenz diesem Konzept zur Begabtenförde-rung zu. Im Sommer 2001 übernahm der damalige Bundespräsident Johannes Rau nach dem Besuch einer Akademie die Schirmherrschaft über die Deutsche Schüler-Akademie. Sein Nachfolger, Horst Köhler, setzte diese Schirmherrschaft fort; auch er besuchte eine Akademie. 2009 übernahm Horst Köhler die Schirmherrschaft über die Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH mit allen ihren Projekten. Diese Tradition wurde von Christian Wulff fortgeführt und auch Bundespräsident Joachim Gauck unterstützt Bildung & Begabung mit der Schirmherrschaft. Die Deutsche SchülerAka-demie wird bei ihrer Aufgabe durch einen Beirat unterstützt.

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Für die Organisation und Durchführung der Akademien ist die Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH verantwortlich.

Ziele, Konzeption und Inhalt

Die DSA dient der Förderung besonders begabter, interessierter, neugieriger und lei-stungsfähiger Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II. Diese jungen Menschen sollen die Teilnahme an einer Akademie als eine ganzheitliche Herausforderung erle-ben – und daran wachsen. Ihnen wird die Möglichkeit zum intensiven Zusammensein mit anderen, ähnlich interessierten Gleichaltrigen sowie zum Kennenlernen noch nicht erfahrener oder erlebter Chancen der Selbstentfaltung gegeben.

Eine Akademie stellt zum einen ein Angebot von Kursen verschiedener Inhalte bereit, hier liegt der Schwerpunkt auf der Förderung der intellektuellen Fähigkeiten. Zum anderen treffen die Teilnehmenden hier auf Gleichgesinnte mit ähnlichen Interessen und Fähigkeiten, somit bietet die Akademie vielfältige Möglichkeiten, Gemeinschaft zu leben, gemeinschaftlich zu lernen und viel Neues zu entdecken. Die Teilneh-menden erfahren Toleranz, Akzeptanz und Offenheit sowie Empathie. Sie erleben sich als »normal«, wie die anderen. Die Akademie dient den Jugendlichen bei der Identi-tätsfindung.

Eine Akademie besteht aus sechs Kursen (die Multinationalen Akademien Walden-burg und Torgelow aus vier Kursen) mit jeweils bis zu 16 Teilnehmenden. Jeder Kurs wird von zwei Leitungspersonen betreut. Während der Akademie arbeiten die Teilneh-menden in einem Kurs, den sie vorher gewählt haben. Die Kurszeit beträgt insgesamt etwa 50 Stunden. Für die Akademien des JGW e.V. (siehe Seite 86–112) gelten zum Teil andere Regeln.

Das Niveau entspricht dabei häufig dem von Hochschulstudiengängen in den ersten Semestern.

Die Konzeption der Akademien basiert auf folgenden Prinzipien:– Teilnehmen können besonders befähigte und motivierte Jugendliche der gymnasi-

alen Oberstufe. Sie leben und arbeiten 16 Tage (JGW-Akademien: 10–14 Tage) an einem Ort zusammen.

– Die Teilnehmenden werden durch Wissenschaftler, Lehrer oder andere Experten in ein Thema eingeführt. Sie werden zum selbständigen Wissenserwerb und zu eigenständigem Tun angeleitet. Gemeinsam und verantwortlich erarbeiten sie die Kursinhalte. Dabei lernen sie wissenschaftliche Standards und Grundregeln wis-senschaftlichen Arbeitens kennen.

– Schwerpunkt der Kursarbeit liegt in der eigenständigen und verantwortlichen Ar-beit der Teilnehmenden.

– Die Kursthemen werden aus verschiedenen Disziplinen der Natur-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften und des kulturellen Bereichs zusammengestellt. In jeder Akademie ist eine Mischung der Disziplinen gegeben. Der Informations- und Erfahrungsaustausch soll weitgehend interdisziplinär sein, was durch entspre-chende Programmelemente unterstützt wird.

– Die Kurse vermitteln grundlegendes Faktenwissen und trainieren systematisches und strukturelles Denken. Weitere Schwerpunkte liegen in der Vermittlung von fachspezifischen Methoden wissenschaftlichen Arbeitens sowie in der Anleitung zu kooperativen Arbeitsformen.

– Die Kursarbeit wird durch sportliche, soziale und kulturelle, insbesondere musika-lische Aktivitäten ergänzt.

– Als ganz wesentlicher Bestandteil wird in den Kursen eine Dokumentation (siehe Seite 12) erarbeitet. Hier erfahren die Teilnehmenden eine Anleitung zum wissen-schaftlichen Schreiben, vielfach ergänzt durch mehrfache Redigierung. Es werden das Kursthema, der Lernprozess und die Ergebnisse der Kursarbeit dokumentiert und abschließend je Akademie zusammengefasst und online veröffentlicht.

– Ein ebenfalls zentraler Bestandteil ist die Rotation (siehe Seite 10). Hier schlüpfen die Teilnehmenden in die Rolle der Lehrenden – jede Teilnehmerin und jeder Teil-nehmer referiert den Teilnehmenden anderer Kurse über einen Ausschnitt ihrer Arbeit.

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– In den Akademien wird kein fertiges Programm geboten, sondern nur ein Rah-men, den die Teilnehmenden mit den Kursleitenden gemeinsam mit Leben füllen. Lernen ist hier nicht passiv sondern aktiv.

Neben dem Kursprogramm gibt es zahlreiche offene Angebote: Theater, Musik, Ex-kursionen, Chor, Sport, Gastvorträge u.v.a.m. Diesen kursübergreifenden Aktivitäten (kurz: »KüA«) wird wegen ihrer sozialen und interdisziplinären Bedeutung ein etwa gleicher zeitlicher Umfang im Tagesablauf eingeräumt wie dem Kursprogramm.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer leben während der Akademie in einer Gemein-schaft von ähnlich interessierten und motivierten Jugendlichen und Kursleitenden. Diese anregende, offene und tolerante Gemeinschaft ist für viele rückblickend die wichtigste und wertvollste Erfahrung. Schnell entwickeln sich auch über die Aka-demie hinaus haltende Kontakte und Freundschaften, die u.a. über den »Club der Ehemaligen der Deutschen SchülerAkademien e.V.« (siehe Seite 120) aufrecht erhalten werden. Zahlreiche »Ehemalige« sind inzwischen als Kursleitende tätig.

Was erwartet mich und was wird von mir erwartet?

Wer an einer Akademie teilnehmen will, muss sich darauf einstellen, 16 Tage voll eingespannt zu sein. Die Tage sind relativ stark strukturiert, wobei die festen Kurs-zeiten ergänzt werden durch freiwillige, aber anregende außerkursliche Aufgaben und Aktivitäten. Es wird erwartet, dass jede und jeder mit ganzer Kraft zur gemeinsamen Arbeit im Kurs und im kursübergreifenden Bereich beiträgt. Natürlich gibt es viele Gelegenheiten zu Gesprächen, zu gemeinsamen Spaziergängen etc., doch die Tage ha-ben auch hier nur 24 Stunden.

Bei einigen Kursbeschreibungen (ab Seite 20) sind noch spezielle Teilnahmevorausset-zungen erwähnt, die gewährleisten, dass die spezifischen Vorkenntnisse, die für eine erfolgreiche Bewältigung des Kurses notwendig sind, vorhanden sind. Unabhängig davon gelten für jeden Kurs folgende Voraussetzungen, welche nicht bei jeder Kursbe-schreibung erwähnt werden:

– Von den Teilnehmenden wird erwartet, dass sie für das jeweilige Fachgebiet des gewählten Kurses, seiner Methodik und damit für den Kurs selbst ein hohes Inte-resse aufbringen. Dies gilt sowohl für den Hauptwunsch als auch für alle alternativ angegebenen Kurswünsche (siehe Seite 13).

– In den meisten Kursen wird zur Vorbereitung und Einarbeitung bereits einige Wochen vorab eine (z.T. umfangreiche) Textsammlung zugeschickt. Die Fachtexte

sind vielfach englischsprachig. Erwartet wird die Bereitschaft, sich intensiv mit Fachliteratur (auch fremdsprachiger) auseinanderzusetzen und sich in neue Gebie-te selbst einzuarbeiten. Auch sind die Fachtexte häufig auf einem Niveau, das für Schüler ungewohnt ist und woran sie manchmal verzweifeln möchten. Hier wird Durchhaltevermögen erwartet, wobei die Kursleitenden gerne helfend beistehen – keiner wird allein gelassen.

– In der Regel wird die Vorbereitung eines Referats von ca. 20 Minuten Länge erwar-tet. Von jeder/jedem Teilnehmenden wird erwartet, dass er/sie im Laufe der Akade-mie einmal als Referent vor den anderen spricht.

Und weiterhin: Auch während der Kurse sind möglicherweise noch fehlende Grund-lagen zu erarbeiten; die Bereitschaft zur Text- und Gruppenarbeit sowie Diskussions-freude sind generell unverzichtbar.

Organisation der AkademieBeirat der Akademien von Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH» Dr. Viola Klamroth, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin» Barbara Reinhard, Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-

Württemberg, Stuttgart (als Repräsentantin der Kultusministerkonferenz)» Bettina Jorzik, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen» PD Dr. Elke Völmicke, Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH, Bonn» Rainer Arnold, Studienstiftung des deutschen Volkes, Bonn» Philip Weyrauch, Club der Ehemaligen der Deutschen SchülerAkademien e.V.,

Bonn» Prof. Dr. Carsten Rohlfs, Pädagogische Hochschule Heidelberg, Heidelberg» Prof. Dr. Miriam Vock, Universität Potsdam, Potsdam (Vorsitzende)» Dr. Markus Herrmann, Privatgymnasium St. Leon-Rot, St. Leon-Rot» Dr. Judith Günther, Bayer Pharma AG, Berlin» Dr. Tobias Kläden, Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral

(KAMP) e.V., Erfurt» Viktor Böhler, München» Charlotte Namyslo, Münster

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie: Volker Brandt (Leiter der Geschäftsstelle), Christiane Kunze (Stellvertreterin), Martina Helfenbein, Jürgen Klein, Dr. Dorothea Patzke, Iris Prochazka, Martin Rosenkranz, Grazyna Rynca, Miriam Staiger

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Zeitliche Struktur des Akademieverlaufes

Ein typischer Akademietag hat folgenden Verlauf:

7:30 – 8:30 Frühstück

8:30

anschließendbis 12:00

Plenum: Hier treff en sich alle Teilnehmenden und Kurs-leitenden zum gemeinsamen Tagesbeginn mit einem Infor-mationsaustausch. Dann wird etwa drei Stunden bis zum Mittag in den Kursen gearbeitet mit Pausen je nach Bedarf.

12:15 – 13:30 Mittagessen

14:00 – 16:00

Nach dem Essen finden bis 16.00 Uhr verschiedene kurs-übergreifende Angebote statt, die allen Teilnehmenden offen stehen und auch von allen (mit)gestaltet werden können. Wählen kann man zwischen Chor, Kammermusik, Theater, Sport, Kunst oder speziellen Arbeitsgemeinschaften (z.B. Spra-chen) etc.

16:00 Getränke- und Kuchenpause

16:30 – 18:30 Fortsetzung der Kursarbeit

18:45 – 19:30 Abendessen

ab 20:00

Nach dem Abendessen gibt es wieder für alle offene Angebote. Je nach Interesse und Engagement gestalten Teilnehmende und Kursleitende gemeinsam Kammermusik, Theater, Sport, Vorträge, Arbeitsgemeinschaften, Nachrichten, einen Vorlese-abend und vieles mehr.

Der Tag ist mit vielen attraktiven, z.T. parallel laufenden Angeboten ausgefüllt. Es gilt, eine sinnvolle Auswahl zu treffen und nicht die gesamte Zeit zu verplanen, damit auch Raum für Entspannung und Erholung bleibt. Tradition ist es, dass sich zu Be-ginn der Akademie ein Chor und musikalische Ensembles bilden, die gegen Ende der Akademie ein öffentliches Konzert geben. Weiterhin gehören Exkursionen zu interes-santen Zielen der Region zum Akademieprogramm.

Rotation

Damit die Teilnehmenden einen Einblick in die Inhalte anderer Kurse erhalten, in-formieren sich die Kurse gegenseitig. Auf Postern und/oder in der Akademiezeitung werden Arbeitsergebnisse und Erkenntnisse präsentiert.

Eine spezielle Form des gegenseitigen Unterrichtens ist die Rotation. Während der Rotation schlüpfen die Teilnehmenden für einen Vormittag in die Rolle der Kursleiten-den und referieren Teilnehmenden anderer Kursen über Ausschnitte ihrer fachlichen Arbeit. Dafür müssen sie die gewonnenen Erkenntnisse ihres Kurses gedanklich neu strukturieren – erst wer in der Lage ist, Inhalte und Methoden der Kursarbeit fachge-recht so zu präsentieren, dass fachfremde Teilnehmende dies verstehen, hat den Inhalt des eigenen Kurses verstanden. Dabei müssen die Teilnehmenden sich Gedanken über Formen der sach- und zielgerechten Vermittlung von Methoden und Inhalten machen und sie entwickeln. Auch erfahren die Teilnehmenden Hilfen zum Einsatz einschlä-giger Präsentationsmethoden, wobei sie beachten müssen, dass der Schwerpunkt der Präsentation beim Inhalt und nicht bei der Form liegt.

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Dokumentation

Ein wichtiges Prinzip der SchülerAkademie ist das Verschriftlichen von Methoden, Prozessen und Inhalten der Kursarbeit.

Während der Akademie sind alle aufgefordert, wissenschaftlich begründete Fachbe-richte zu Methoden und Ergebnissen der Kursarbeit, Zusammenfassungen von Refera-ten, Exzerpte zu wissenschaftlichen Artikeln, Texte zu kursübergreifenden Aktivitäten etc. zu entwerfen und zu erstellen. Dabei werden Wiedergabe und wissenschaftliche Erläuterung von Untersuchungen und deren Ergebnissen, von logischen Gedanken-gängen u.a. geübt.

Für alle ist es eine Herausforderung – viele Texte müssen mehrfach und wiederholt bearbeitet und redigiert werden, bis sie eine bestimmte Form und korrekten Inhalt haben. Durch mehrfaches Korrigieren der Texte lernen die Teilnehmenden, zusam-menhängend und prägnant zu formulieren und wissenschaftliche Standards anzuwen-den. Diese Texte werden in Auszügen zu einer Dokumentation zusammengefasst und später online der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Die Erstellung der Dokumentation ist arbeitsaufwendig, kostet viel Zeit, ist aber als Lernerfahrung unersetzlich. Auch hier gilt: Die gewonnenen Erkenntnisse des Kurses werden bei der Verschriftlichung gedanklich neu strukturiert – erst wer in der Lage ist, Inhalte und Methoden der Kursarbeit mit eigenen Worten so zu verschriftlichen, dass es sachlich korrekt ist, hat den Inhalt des eigenen Kurses verstanden.

Musik! Musik! Musik!

Neben der Arbeit in den Kursen wird in allen Akademien viel Musik gemacht. Sowohl räumlich auf dem Gelände als auch zeitlich im Tagesablauf gibt es zahlreiche Möglich-keiten. Jede(r) kann sich je nach Neigung und Fähigkeiten einbringen. Die Koordina-tion darüber übernimmt eine/ein kursübergreifende(r) Musiker(in).

Traditionell wird in jeder Akademie ein Chor gebildet. Bei der Wanderung durch die Epochen und Stile von Barock bis Gospel, von Romantik bis Jazz werden alle ihren Spaß haben, ob mit oder ohne Vorerfahrung. Darüber hinaus kann bei Interesse ein kleiner Kammerchor gebildet oder einzeln die eigene Stimme entdeckt werden.

Auch alle Arten von Instrumenten sind herzlich willkommen. Es werden daraus En-sembles und evtl. ein Orchester zusammengestellt und die Musikliteratur nach den

Bedürfnissen arrangiert. Kammermusikalisch kann alles entstehen, wozu man Lust hat. Eigene Noten oder Vorschläge können gern mitgebracht werden.

Die Ergebnisse werden am Ende in einem Konzert der Öffentlichkeit präsentiert. Rechtzeitig vor Akademiebeginn werden die Teilnehmenden einen Fragebogen erhal-ten, mit dem Stimmlage, Instrumente und musikalische Interessen erfragt werden, um so die Musik gut vorplanen zu können.

Teilnahmevoraussetzungen

1 WohnsitzkriteriumZugang zu den Akademien haben grundsätzlich Schülerinnen und Schüler, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben oder eine Schule im Ausland, die zur Allgemeinen Hochschulreife führt, besuchen.

2 JahrgangskriteriumDie Jugendlichen müssen zum Zeitpunkt der Bewerbung– die 11. oder 12. Jahrgangsstufe von Schulen, die mit der 13. enden, bzw. – die 10. oder 11. Jahrgangsstufe von Schulen, die mit der 12. enden, besuchen und dürfen am 1. Juli 2014 noch nicht älter als 20 Jahre alt sein. Schüle-

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rinnen und Schüler von Weiterbildungs-Kollegs, können ebenfalls vorgeschlagen wer-den, sofern sie am 1. Juli 2014 nicht älter als 24 Jahre alt sind und noch mindestens ein Jahr zu Schule gehen.

Zum Zeitpunkt der Akademieteilnahme dürfen sie ihre Abschlussprüfung (Abitur) noch nicht abgelegt haben.

Jede Schülerin und jeder Schüler kann grundsätzlich nur einmal am Programm der Deutschen SchülerAkademie teilnehmen.

3 LeistungskriteriumDas Programm richtet sich an Schülerinnen und Schüler mit einer weit überdurch-schnittlichen und breiten intellektuellen Befähigung sowie weitreichenden Interessen verbunden mit einer schnellen Auffassungsgabe. Erforderlich sind auch eine hohe Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft sowie Motivation.

Als Nachweis der besonderen Leistungsfähigkeit können gelten:– die erfolgreiche Teilnahme an einem bundes- oder landesweiten Schülerwettbewerb;

die Auswahl erfolgt in Abstimmung mit den Wettbewerbsleitungen.– ein Schulvorschlag: Im Januar jeden Jahres werden dazu alle Schulen in Deutsch-

land, die zur Allgemeinen Hochschulreife führen, angeschrieben und gebeten, be-gabte Schülerinnen bzw. Schüler zur Teilnahme vorzuschlagen.

– ein Selbstvorschlag: Wenn eine Schülerin/ein Schüler sich vorschlagen möchte, sollte eine Person, die sie/ihn kennt, angesprochen werden, damit diese einen Vor-schlag formulieren kann. Die Person sollte vorzugsweise in einer Bildungseinrich-

tung tätig sein. Daneben muss das letzte Zeugnis sowie ein Motivationsschreiben eingereicht werden.

Neben den formalen Voraussetzungen müssen die Teilnehmenden bereit sein, sich die komplette Akademie über vom ersten bis zum letzten Tag mit allen Kräften einzubrin-gen und aktiv und gemeinschaftlich das Akademie- und Kursgeschehen sowie den kursübergreifenden Bereich mitzugestalten.

Bewerbung und Kurswahl

Die zur Teilnahme qualifizierten Schülerinnen und Schüler werden Anfang März von der Deutschen SchülerAkademie aufgefordert, sich um einen Platz in einer Akademie zu bewerben und dafür einen Kurs auszuwählen. Sofern hohes Interesse auch für andere Kursthemen besteht, können zusätzlich bis zu vier Alternativkurse angegeben werden; dadurch erhöht sich die Teilnahmechance. Die Abgabe der Kurswahl sollte möglichst bis 20. März 2014 erfolgen. Sie kann online oder postalisch erfolgen. Die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen wird zugesichert.

Die Multinationalen Akademien wurden für Schülerinnen und Schüler aus Deutsch-land, Estland, Lettland, Litauen und Polen (Akademie Torgelow) bzw. aus Deutsch-land, Rumänien, Slowakei, Tschechien und Ungarn (Akademie Waldenburg) einge-richtet (siehe Seite 16).

Schülerinnen und Schüler aus dem sonstigen Ausland können sich nur für Kurse der ersten sieben Akademien in diesem Heft sowie der Akademien des Vereins Jugendbil-dung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW e.V.) bewerben.

Vergabe der Plätze

Auf Grundlage der Kurswünsche und der Bewerbungsunterlagen entscheidet die Deutsche SchülerAkademie über die Vergabe der Plätze. Dabei wird ein ausgewogenes Verhältnis von Schülerinnen und Schülern angestrebt. Ferner wird auf eine angemes-sene zahlenmäßige Berücksichtigung aller Bundesländer geachtet. Ein Rechtsanspruch auf Teilnahme besteht nicht. Bei erheblichen Bewerberüberhängen für einzelne Kurse entscheidet das Los. Wer die Teilnahmevoraussetzungen erfüllt und eine Absage er-hält, für den bedeutet dies keineswegs ein Zweifel an der Qualifikation. Im Jahre 2013 lag die Aufnahmequote bei 56 Prozent.

kurSwahl mÖglichSt biS 20. mÄrZ 2014

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Weitere Fragen zum Zulassungsverfahren und zum Ablauf der Akademien werden gern von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie beantwortet. Durch sie werden ggf. auch Kontakte zu ehemaligen Teilnehmenden oder Kursleitenden vermittelt, die über die Akademien Auskunft ge-ben können. Darüber hinaus bieten die Internetseiten der Deutschen Schüler-Aka demie (www.deutsche-schuelerakademie.de) sowie des Clubs der Ehemaligen e.V. (www.cde-ev.de) bzw. des Vereins Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (www.jgw-ev.de) einen guten Einblick.

Kosten / Eigenleistung / Rücktritt

Die Kosten für die Organisation und Durchführung der Deutschen SchülerAkademie werden hauptsächlich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vom Stif-terverband für die Deutsche Wissenschaft und weiteren Förderern aufgebracht.

Von den Teilnehmenden der regulären SchülerAkademien wird eine Eigenbeteiligung von 550 Euro erwartet, was etwa den Kosten für Unterkunft und Verpflegung im gast-gebenden Internat entspricht.

Die Kosten für die Multinationalen Akademien werden von der Haniel Stiftung, Duis-burg, getragen. Die Höhe der Eigenbeteiligung für die Teilnahme an einer Multinatio-nalen Akademie beträgt für Schülerinnen und Schüler aus Deutschland ebenfalls 550 Euro, für Schülerinnen und Schüler aus den mittelosteuropäischen Ländern nur 100 Euro.

Die Organisation der JGW-SchülerAkademien erfolgt ehrenamtlich. Die Kosten der Teilnahme werden über die Eigenbeteiligung gedeckt. Diese beträgt für die JGW-Schü-lerAkademie in Gaesdonck und Papenburg aufgrund der kürzeren Dauer 410 Euro, für die JGW-NachhaltigkeitsAkademie 550 Euro.

Bei allen Akademien kann die Eigenbeteiligung auf Antrag ermäßigt oder erlas-sen werden.

Damit sind auch alle Kosten für Kursprogramm, Betreuung und die von Veranstaltern geplanten kursübergreifenden Aktivitäten und Exkursionen abgedeckt. Die Fahrtko-sten zwischen Wohnort und Akademie sind von den Teilnehmenden selbst zu tragen ebenso wie Ausgaben für persönliche Arbeitsmaterialien, Telefon, Porto, private Aus-flüge, Fahrradmiete, zusätzliche Getränke o.Ä. Dies gilt auch für die Teilnehmenden aus dem Ausland.

Ein Rücktritt von der Teilnahme ist bis zum 15. Mai 2014 (Eingang bei der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie) bzw. bis sieben Tage nach Versand der Entscheidung über einen Ermäßigungsantrag kostenlos möglich. Danach wird bei Rücktritt ohne wichtigen Grund (z.B. Krankheit) eine Bearbeitungsgebühr von 50 Euro erhoben.

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Studienstiftung des deutschen Volkes

Die Studienstiftung des deutschen Volkes wurde 1925 in Dresden gegründet und ist damit das älteste deutsche Begabtenförderungswerk. Sie ist politisch, konfessionell und weltanschaulich unabhängig. Zurzeit werden rund 10.500 Studierende und Doktoranden gefördert.

Jeder Stipendiat erhält ein monatliches Büchergeld sowie ein Lebenshaltungsstipen-dium, dessen Höhe vom Elterneinkommen abhängig ist. Des Weiteren gibt es ein umfangreiches Förderprogramm, das u.a. Auslandsstipendien, wissenschaftliche Kollegs, Sprachkurse und Sommerakademien beinhaltet.

Die Deutsche SchülerAkademie hat jedes Jahr die Möglichkeit, herausragende Teil-nehmerinnen und Teilnehmer für das Auswahlverfahren vorzuschlagen; das Team der Akademie- und Kursleitenden einer Akademie kann solche Vorschläge unterbrei-ten. Die Studienstiftung ist darüber hinaus Partner bei der Gewinnung von Kurslei-tenden für die Deutsche Schüler Akademie aus dem Kreis ihrer ehemaligen Stipendi-aten.

Für die seit Beginn der Deutschen SchülerAkademie gewährte Förderung sagen wir herzlichen Dank.

Ermäßigung oder Erlass der Eigenbeteiligung

Die Eigenbeteiligung kann ermäßigt oder erlassen werden, wenn die Einkommens-verhältnisse der Familie die Zahlung der Eigenbeteiligung nur zum Teil oder gar nicht zulassen. Kein Schüler/keine Schülerin sollte daher allein aus finanziellen Gründen von einer Kurswahl Abstand nehmen. Die Platzvergabe erfolgt ohne Berücksichtigung der Einkommensverhältnisse. Ein Antrag auf Ermäßigung oder Erlass ist erst nach Erhalt der Teilnahmezusage zu stellen. Die Beurteilung der Bedürftigkeit folgt im We-sentlichen den Regeln des BAföG.

Zeitplan

Das Bewerbungs- und Verteilungsverfahren 2014 läuft mit folgenden Terminen:– Bis zum 20. März muss die Kurswahl an die Deutsche SchülerAkademie abgesandt

sein. – Die Zusagen und Absagen werden bis zum 30. April an die Bewerber versandt. Bit-

te nicht vorher nachfragen! – Bei einer Zusage muss die Eigenbeteiligung bis zum 15. Mai auf dem Konto des

Vereins Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH eingegangen sein. Spätestens zu diesem Termin muss alternativ der Antrag auf Ermäßigung oder Erlass der Ei-genbeteiligung bei der Deutschen SchülerAkademie vorliegen. Er wird innerhalb weniger Tage bearbeitet.

Anreise

Rechtzeitig vor Beginn der Akademie werden die Adressen der Teilnehmenden ver-sandt, damit sie sich für die Fahrt absprechen und Fahrgemeinschaften bilden kön-nen. Auch der Erwerb einer kostengünstigen Fahrkarte (Sparpreis, Gruppenkarte u.a.) ist damit möglich.

Mit der Anmeldung erklärt sich die Bewerberin bzw. der Bewerber einverstanden, dass die Adresse zu diesem Zwecke weitergegeben werden darf.

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Ferientermine

Die Sommerferien liegen in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich, so dass die Akademie vielleicht nur teilweise in die Ferienzeit fällt. In diesem Fall ist es erfor-derlich, bei der Schule und/oder Schulaufsichtsbehörde einen Antrag auf Freistellung vom Unterricht zu stellen. Einige Bundesländer haben bereits von sich aus die Schu-len ihres Landes gebeten, Schülerinnen und Schüler ggf. vom Unterricht freizustellen. Die Deutsche SchülerAkademie wird nötigenfalls solche Anträge unterstützen.

Multinationale Akademien

Diese Akademien sollen Forum für eine intensive Begegnung von Jugendlichen aus je-weils fünf europäischen Ländern sein, zur grenzüberschreitenden Begabtenförderung beitragen und das gegenseitige Verständnis und die Zusammenarbeit fördern. In Wal-denburg werden Schülerinnen und Schüler aus Deutschland, Rumänien, der Slowakei und Tschechien sowie aus Ungarn zusammentreffen, während in Torgelow bei Waren an der Müritz die Länder Deutschland, Estland, Lettland, Litauen und Polen vertreten sein werden. Die Akademien werden im Wesentlichen nach den Strukturen der Deutschen Schüler-Akademie organisiert, sind aber auf vier Kurse mit je 16 Teilnehmenden begrenzt. Die Kurse werden paritätisch aus den beteiligten Ländern besetzt.Die multinationale Zusammensetzung der Kurse macht es möglich, viele Aspekte der nationalen Kulturen in das Akademieleben, in kursübergreifende Angebote und Ver-anstaltungen einzubringen, so z.B. auch Einführungen in die Sprachen der beteiligten Länder.

Gemeinsame Arbeitssprache während der gesamten Akademien ist Deutsch.

Die Eigenbeteiligung für diese Akademien beträgt für Teilnehmende aus Deutschland 550 Euro, für Teilnehmende aus den anderen Ländern 100 Euro. Auch hier ist eine Reduktion oder ein Erlass in begründeten Fällen möglich.

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Ausländische Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...

Unabhängig von der Durchführung der Multinationalen Akademien werden wie in jedem Jahr auch zahlreiche Jugendliche aus dem weltweiten Ausland an den regulären SchülerAkademien teilnehmen.

… und ihre Gastfamilien

Um ausländischen Teilnehmenden, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die Ein-gewöhnung in Deutschland zu erleichtern, werden sie eingeladen, bereits eine Woche vor Beginn der Akademie bei einem Teilnehmer bzw. einer Teilnehmerin zu wohnen. Hierfür werden Familien gesucht, die bereit sind, diesen einwöchigen Familienaufent-halt zu ermöglichen.

Wer also bereit ist, eine(n) ausländische(n) Teilnehmer(in) in der Woche vor dem je-weiligen Akademiebeginn bei sich aufzunehmen, wird gebeten, dies auf dem Formu-lar zur Kurswahl mit anzugeben.

Nach der Akademie

Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin erhält eine Bescheinigung über die Kursteil-nahme der besuchten Akademie. Weiterhin können die Teilnehmenden und Kurslei-tenden nach der Akademie dem Club der Ehemaligen e.V. (siehe auch Seite 120) bei-treten. Darüber hinaus hat die Deutsche SchülerAkademie jedes Jahr die Möglichkeit, einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das Auswahlverfahren der Studienstiftung des deutschen Volkes vorzuschlagen (siehe Seite 15). Die Entscheidung hierüber tref-fen die Akademie- und Kursleitenden.

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akaDemie brauNSchweig i (31. JuLI BIs 16. AuGusT 2014)

AkademieBraunschweig ICJD Jugenddorf-ChristophorusschuleBraunschweig

Das CJD Braunschweig liegt am Rande der Stadt Braunschweig. Die rund 245.000 Einwohner zählende Stadt bietet zahlreiche Angebote einer Universitätsstadt mit Forschungsanstalten, Museen usw. Zum Jugenddorf gehören das Gymnasium, die Internationale Schule Braun-schweig-Wolfsburg, die Hans-Georg-Karg-Grundschule und die Musische Akademie.

Das Jugenddorf bietet ein umfangreiches Freizeit- und Bildungsangebot. Zum Gymnasium von Klasse 5 bis 12 für ca. 900 Schülerinnen und Schüler gehört ein Internat für Jungen und Mäd-chen mit 130 Plätzen. Die Unterbringung erfolgt in der Regel in Zweibettzimmern. Neben der Normalverpflegung gibt es auch vegetarische Kost oder Diätkost. Die Gebäude des Gymnasi-ums und des Internats liegen auf einem Gelände mit alten Bäumen in der Nähe eines Natur-schutzreservats mit günstiger Straßenbahn- und Busverbindung zur Innenstadt.

Fortsetzung siehe Seite 26 …

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(31. JuLI BIs 16. AuGusT 2014) akaDemie brauNSchweig i

Programm

1.1 Wo geht es hier zur Quantenwelt?1.2 Maßtheorie: Was ist viel?1.3 Kollaborationsprozesse1.4 Kio estas lingvo? Der Gemachtheit auf der Spur1.5 PRISM1.6 Humor: Poetik und Praxis

Akademieleitung

Hartmut Rosa ( Jg. 1965) wurde 2005 auf den Lehrstuhl für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen – nachdem er zuvor in Augsburg und Essen Politische Theorie lehrte und in Freiburg, London (Großbritannien), Berlin und Harvard (Cambridge, Massa-chusetts, USA) Politikwissenschaft, Germanistik und Philosophie studierte. Darüber hinaus ist er seit 2013 Direktor des Max-Weber-Kollegs an der Uni-versität Erfurt. In seiner Arbeit geht er u.a. der Frage nach, warum wir nie Zeit haben, obwohl wir dauernd welche sparen, und wieso die Wirtschaft eigentlich

ständig wachsen muss. Ab und zu lehrt er auch an der New School for Social Research in New York (USA) – der schnellsten Stadt der Welt. Zum Ausgleich blickt er als Hobby-Astronom in die Sterne, spielt und hört coole Musik von Mozart bis Rock Hard oder er orgelt in kleinen Kirchen, wenn er nicht am Tischkicker steht oder richtig Fußball spielt.

Jonas Peters (Jg. 1984) freut sich auf die Akademie und insbesondere auf Kam-mer- oder Orchestermusik (mit seinem Cello) sowie Fußball, Ultimate Frisbee, Doppelkopf u.a. Außerhalb der Akademie begeistert er sich für die Nordsee, Bü-cher, Wandern und Radfahren und beschäftigt sich mit der Frage einer alterna-tiven Stromversorgung. Seine Begeisterung für die Mathematik durfte er schon in Heidelberg, Cambridge (Großbritannien), Tübingen, Seattle (Washington, USA) und Berkeley (Kalifornien, USA) ausleben. Derzeit arbeitet Jonas an der ETH Zürich (Schweiz). Er ist sich sicher, dass die Akademieleitung mit Franzis-

ka, Dörte und Hartmut viel Spaß machen wird.

Franziska Henrich (Jg. 1996) kommt aus der Nähe von Bonn, hat in diesem Frühjahr ihr Abitur gemacht und möchte gerne Mathematik studieren. In ihrer Freizeit spielt sie Klavier, etwas Schlagzeug und in einigen Ensembles Trompete. Sportlich verausgabt sie sich im Judotraining oder genießt im Winter das Ski-fahren. Genauso gerne liest Franziska und versucht sich gelegentlich an neuen Backrezepten. Im Sommer 2012 verbrachte sie selbst als Teilnehmerin der Deut-schen SchülerAkademie in Braunschweig zwei unvergessliche Wochen. Nun freut sie sich darauf, die Akademie aus einer anderen Perspektive erleben zu

dürfen.

Leitung kursübergreifende Musik

Dörte Wehner (Jg. 1977) lebt gern in Hannover. Hier gibt es nicht nur einen der größten Stadtwälder Europas – die Eilenriede –, in dem sie häufiger joggend anzutreffen ist, sondern auch mit der Musikhochschule und der Universität ein breites Angebot an Studienmöglichkeiten, das sie lange und ausgiebig in den Studiengängen Chor- und Ensembleleitung sowie Erwachsenenbildung genutzt hat. Nach mehreren Jahren als freiberufliche Musikpädagogin wechselte sie die Branche und arbeitet jetzt bei UNICEF mit ehrenamtlichen Gruppen. Daneben – und inzwischen seit 15 Jahren – leitet sie ihre Eliza-Singers. Bei der Schüler-

Akademie ist sie zum siebten Mal dabei und freut sich auf die Zeit in Braunschweig.

Jugenddorf-Christophorusschule BraunschweigGeorg Westermann-Allee 7638104 Braunschweigwww.cjd-braunschweig.de

Leitung DSA & Schule

Jens Beljan ( Jg. 1982) studierte Erziehungswissenschaft, Soziologie, Psycho-logie und Philosophie in Jena, wo er auch heute noch lebt. Am Institut für »Bil-dung und Kultur« ediert und kommentiert er Handschriften zur Erziehungsphi-losophie aus dem 18. und 19. Jahrhundert. In seiner Doktorarbeit befasst er sich mit der Frage, ob und wie wir Schule zu einem bessern Ort des Lernens und der Begegnung machen können. In seiner Freizeit spielt er Gitarre oder betätigt sich als Autor und schreibt Geschichten für Kinder und all die, die es geblieben sind.

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AkAdemie BrAunschweig i (31. Juli bis 16. August 2014)kurs 1.1

Wo geht es hier zur Quantenwelt?Pfadintegrale in der theoretischen Physik

Unser Verständnis der Natur auf kleinen Längenskalen beruht auf der Quantentheorie. In der Mitte des letzten Jahrhunderts entwickelte Richard Feynman mit seiner Idee der Pfadintegrale eine alternative Formulierung der Quan-tenmechanik. Diese ist nicht diejenige, der man üblicher-weise im Rahmen eines Physikstudiums zuerst begegnet, jedoch ermöglicht der Pfadintegralformalismus einen eben-so mathematisch präzisen wie physikalisch anschaulichen Zugang zu modernen Quantentheorien und ihren Phäno-menen. Unser heutiges Verständnis der elementaren Physik wurde in großem Ausmaß erst durch diese Reformulierung der Quantenphysik möglich. Ebenso sind Pfadintegrale für nahezu alle Theorien der Quantengravitation, die versu-chen die großen Fragen der aktuellen Forschung zu beant-worten, unabdingbar.

In der klassischen Mechanik ordnet man jedem Pfad, den ein Objekt nehmen könnte, seine Wirkung zu, nämlich die Differenz von kinetischer und potenzieller Energie entlang des Pfades integriert, also sozusagen aufsummiert. Das

Prinzip der kleinsten Wirkung besagt, dass das Objekt sich tatsächlich entlang des Pfades bewegt, dem die kleinste Wirkung zugeordnet wurde.

Auf Längenskalen, z.B. von Atomen, auf denen Quanten-effekte Abweichungen von der klassischen Physik ergeben, sieht die Welt ganz anders aus. Prinzipiell ist es nur noch möglich, eine Wahrscheinlichkeit zu berechnen, mit der ein Ereignis, z.B. »ein Objekt ist zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort«, eintritt. Wir können die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Ereignis eintritt, als ge-wichtete Summe aller Pfade, die zu diesem Ereignis führen, schreiben und berechnen. Dies ist das Pfadintegral.

Im Kurs ist es möglich, Quantenphysik aus dieser Perspek-tive zu entdecken. Physikalische Theorien bedienen sich der präzisen Sprache der Mathematik. Um ein Verständnis für eine physikalische Theorie zu entwickeln, ist es daher obligatorisch, neben ihren Phänomenen, die man in Ex-perimenten messen kann, diese Sprache zu erlernen. Die mathematischen Grundlagen werden im Laufe des Kurses, ausgehend von soliden Schulkenntnissen, formal entwi-

Ingo Roth ( Jg. 1990) schließt momentan sein Masterstudium der Physik an der Universität in Heidelberg mit einer Arbeit im Bereich der Stringphäno-menologie ab. Sein Bachelorstudium hat er ebenfalls in Heidelberg absolviert, unterbrochen durch einen Forschungsaufenthalt an der University of Waterloo in Ontario (Kanada). Bislang beschäftigt er sich mit unterschiedlichen spekt-ralgeometrischen Fragestellungen in verschiedenen Ansätzen zur Quantengra-vitation. Neben dem Studium spielt er vorwiegend Jazz und verwandte Mu-sik in Big Bands, Combos und kleineren Besetzungen am Schlagzeug, Klavier

oder Bass.

Sabiha Tokus (Jg. 1988) nahm 2006 bei der DSA Steinmühle an einem Mathematikkurs teil und wartete seither darauf, selbst einmal einen Kurs leiten zu dürfen. Die Begeisterung für das Fach führte Sie zu Physik- und Mathematikstudien in Heidelberg und Uppsala, Schweden. Fast überall, wohin sie zieht, kommt das Cello mit. Auch für das gemeinsame Singen ist sie immer zu begeistern. Seit dem Auslandsaufenthalt hat sie außerdem ihr In-teresse an Sprachen erneut entdeckt und liest und hört viel Schwedisches wie auch andere (nordische) Sprachen. Ansonsten ist sie nach Lust und Laune gerne experimentell beim Brotbacken in der Küche tätig und möglichst viel an der frischen Luft. Zurzeit schreibt sie

in Heidelberg ihre Masterarbeit im Bereich der mathematischen Physik.

ckelt. Themen sind u.a. der Körper der komplexen Zahlen, die Exponentialfunktion, ihre Verbindung zu trigonometri-schen Funktionen und Schwingungen, Grenzwerte, Diffe-renzial- und Integralrechnung, insbesondere multidimensi-onale Analysis, Differenzialgleichungen sowie Konzepte der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Ebenso sind zahlreiche phy-sikalische Begriffe einzuführen, beispielsweise kinetische und potenzielle Energie, Lagrangefunktionen und -dichten, das Prinzip der extremalen Wirkung und die probabilis-tische Interpretation der Quantenmechanik. Damit umfasst der Kurs einige der wesentlichen Inhalte der ersten vier Semester eines Physik- und Mathematikstudiums.

Dementsprechend hoch ist das Abstraktionsniveau und der Stoffumfang. Daher sind Interesse am Auseinandersetzen mit mathematischen Strukturen und solide Grundkennt-nisse vonnöten. Insbesondere sind Vorkenntnisse in der Differenzial- und Integralrechnung sehr empfehlenswert. Ein gutes Leseverständnis in Englisch wird erwartet. Es werden jedoch keine speziellen Physikvorkenntnisse vo-rausgesetzt.

Ergänzt wird die Kursarbeit durch Exkurse in die histo-rische und experimentelle Entwicklung der Quantentheorie sowie weiterführende und verwandte Themen, etwa onto-logischer Implikationen.

Kursleitung

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(31. Juli bis 16. August 2014) AkAdemie BrAunschweig ikurs 1.2

Maßtheorie: Was ist viel?Für zwei endliche Mengen können wir leicht entscheiden, welche der beiden Mengen größer ist, indem wir zählen, wie viele Elemente die Mengen enthalten. Für unendliche Mengen ist diese Frage aber schwieriger.

Obwohl es beispielsweise »offensichtlich weniger« gan-ze Zahlen als rationale Zahlen gibt, können wir aus den ganzen und den rationalen Zahlen auf eine solche Weise Paare bilden, dass jede ganze und jede rationale Zahl in ge-nau einem Paar vorkommt. Man sagt, dass die beiden Men-gen im Sinne der Kardinalität gleich groß sind. Außerdem sind beide Mengen kleiner als die Menge [0,1] Ì

. Und diese ist wiederum gleich groß wie ganz .

Die letzte Aussage zeigt, dass die Unterscheidung nach Kar-dinalität für viele Anwendungsbereiche zu grob ist. Die In-tuition sagt uns beispielsweise, dass das Intervall [0,2] die Länge 2 hat und damit doppelt so lang ist wie das Intervall [2,3]. In der Maßtheorie möchte man diesen Längenbe-griff auf Mengen übertragen, die keine Intervalle (bzw. im Mehrdimensionalen Quader) sind. Wie »lang« sind z.B. die rationalen Zahlen?

Man kann allerdings zeigen, dass solch verallgemeinerte Begriffe von Länge bzw. Volumen, die auf alle Teilmengen von n anwendbar sein sollen und gewisse Minimalanfor-derungen erfüllen, nicht existieren. Ein berühmter Satz, der dieses Ergebnis im Dreidimensionalen illustriert und der im Kurs bewiesen wird, ist das so genannte Banach-Tarski-Paradoxon: Es ist möglich, eine Kugel in fünf Teile zu zerteilen und die Teile so wieder zusammenzusetzen, dass zwei Kugeln entstehen, die beide denselben Radius haben wie die Ausgangskugel. Könnte man diesen fünf Mengen sinnvoll ein Volumen zuordnen, so hätte sich dieses also irgendwo verdoppelt, was der Intuition widerspricht.

Der Schwerpunkt des Kurses besteht nun darin »zu retten was zu retten ist«. Ein Schlüssel dazu ist, die Forderung aufzugeben, alle Mengen messen zu wollen. Stattdessen formuliert man, welche Mengen man sinnvollerweise mes-sen kann und ordnet diesen Mengen ein Maß (d.h. eine Größe) zu, die sich mit unserer Intuition verträgt. Auf diese Weise gelangt man zum so genannten Lebesgue-Maß. Die Konstruktion der messbaren Mengen und des Lebesgue-Maßes ist ein gutes Beispiel für eine typische Arbeitsweise

Martin Nitsche (Jg. 1990) wusste schon immer, dass er Mathematik studieren wollte. Seit 2009 tut er genau dies an der Universität Göttingen. Er interessiert sich besonders für algebraische Topologie und schreibt zurzeit seine Masterarbeit in diesem Gebiet. Manchmal schlägt auch sein Nebenfach, Informatik, noch ein bisschen durch. In seiner Freizeit singt er im Chor, spielt Klavier und tanzt. Seit einem Auslandssemester in Lund (Schweden) hört er auch hin und wieder schwedische Hörbücher, und manchmal backt er Kekse in Form von Möbiusbändern. In Braunschweig war er schon einmal im Jahr 2008, als er selbst an einem Chemiekurs der SchülerAkademie teilnahm.

Rahel Brugger (Jg. 1991) besuchte 2006 als Teilnehmerin die JuniorAkademie Adelsheim (Kurs: »GENial einfach – einfach GENial«) und 2008 die Schüler-Akademie in Schelklingen (Kurs: »Gott ist tot – Warten auf Godot?«). Seit 2009 studiert sie Mathematik in Göttingen, wobei sie das siebte Semester in Lund (Schweden) verbrachte. Nachdem sie im Herbst hoffentlich ihre Masterarbeit zu einem Thema über Operatoralgebren fertiggestellt hat, möchte sie promovieren. In ihrer Freizeit singt sie gerne im Chor, spielt Gitarre, geht mit ihrer Geige und einer Freundin Straßenmusik machen oder versucht, Swing zu tanzen.

in der Mathematik: Ein zunächst intuitiv gegebenes Pro-blem wird erst in eine formalere Fragestellung übersetzt und kann dann mit den Werkzeugen der Mathematik bear-beitet werden.

Mithilfe des Lebesgue-Maßes kann man schließlich auch das Lebesgue-Integral definieren. Dabei handelt es sich um eine Verallgemeinerung des bekannten Riemann-Integrals. Genau wie im Fall des Lebesgue-Maßes ist auch hier ein gewisser Aufwand nötig, um das Lebesgue-Integral formal zu definieren und einige grundlegende Eigenschaften zu zeigen.

Für den Kurs werden keine besonderen Vorkenntnisse er-wartet. Viel wichtiger ist die Motivation und Ausdauer, sich anspruchsvolle abstrakte Konzepte zu erarbeiten.

Kursleitung

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AkAdemie BrAunschweig i (31. Juli bis 16. August 2014)kurs 1.3

KollaborationsprozesseKommunikation und Zusammenarbeit an Beispielen aus der Physik

Existiert das Bild des einzeln arbeitenden Wissenschaftlers noch? Gab es das jemals? Heute wird in den Naturwissen-schaften generell kollaborativ gearbeitet, wobei die Zahl der Beteiligten von einigen wenigen bis hin zu mehreren tausend Personen, beispielsweise bei den Experimenten am Large Hadron Collider, stark variieren kann. Dieser Kurs, der Naturwissenschaft und Sozialwissenschaft verknüpft, wird sich selbst mit physikalischen Experimenten beschäf-tigen und dabei die eigene Zusammenarbeit und Kommu-nikation sowie die Ergebnisse analysieren und verstehen lernen. Gemeinsam soll hinterfragt werden, welche Kom-munikationsaufgaben und damit einhergehenden Probleme in wachsenden Forschungsgruppen entstehen und wie sie gelöst werden können.

Neben der internen Kommunikation, die einen wesent-lichen Beitrag zu den Ergebnissen wissenschaftlicher Erkenntnis liefert, betrachtet der Kurs auch die externe Kommunikation mit anderen Arbeitsgruppen im eigenen Fachgebiet beziehungsweise zu verwandten Disziplinen.

Dazu sind Veröffentlichungen nötig, die traditionell als Artikel in Fachzeitschriften publiziert werden. Durch den Einfluss neuer Medientechnologien gibt es jedoch auch hier starke Veränderungen, und Wissenschaftler müssen sich mit Themen wie Preprint-Servern, der Open-Access-Problematik, Podcasts oder Blogs auseinandersetzen. Damit verändern sich klassische Rollenbilder von Wissenschaft-lern und Kommunikatoren.

Es ist geplant, im Kurs in mehreren Runden an kleinen Projekten die Zusammenarbeit in Gruppen selbst auszu-probieren und Lösungsansätze für bestehende Probleme zu entwickeln. Diese Experimente werden parallel mittels Methoden aus der empirischen Sozialforschung analy-siert, welche innerhalb des Kurses vermittelt werden. Im Anschluss daran werden die Ergebnisse ausgewertet und Rückschlüsse auf Organisationsstrukturen, Probleme, Vor-teile und Nachteile von Kollaborationsprozessen gezogen. Alle Teilnehmenden werden beide Seiten kennen lernen, um in der Lage zu sein, die eigene Kollaborationsarbeit zu reflektieren.

Paula Zscheischler (Jg. 1984) studierte nach dem Abitur und einem anschließen-den 12-monatigen Aufenthalt in Krakau (Polen) Gesellschafts- und Wirtschafts-kommunikation an der Universität der Künste Berlin und Design an der Hochschu-le der Künste in Zürich (Schweiz). Ihre Diplomarbeit schrieb sie am Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation und dem Institut für Technologie-management der Universität, beide Stuttgart. Aktuell ist sie Doktorandin an der Universität Erfurt und arbeitet im Change Management bei der Daimler AG. In ih-rer Freizeit liest sie, macht Musik, liebt Museen und geht gerne tauchen oder Fahr-

rad fahren.

David Grellscheid (Jg. 1975) ist Elementarteilchenphysiker und lebt seit einigen Jahren in Durham in Nordengland, wo er an einem Softwarepaket zur Simulation von Teilchenkollisionen mitarbeitet, das von den Experimenten am CERN (Euro-pean Organisation for Nuclear Research, Schweiz) verwendet wird. Er studierte Physik in Stuttgart und Cambridge (Großbritannien). Dort promovierte er zu ei-nem Thema aus der Stringtheorie, bevorzugt jetzt aber physikalische Theorien, die sich auch überprüfen lassen. Neben der Wissenschaftsgeschichte interessie-ren ihn auch technische und juristische Risiken der Computernutzung, Linguis-

tik, und Fragen zum gesellschaftlichen Stellenwert der Naturwissenschaften.

Der Kurs richtet sich an alle, die sich für physikalische Experimente interessieren und verstehen wollen, welche sozialen Dynamiken hinter dem Prozess der Wissensgene-rierung stecken. Im Vorfeld werden Referate zu einzelnen Themengebieten verteilt und entsprechendes Material zur Vorbereitung versandt. Während der Akademie selbst wer-den die Referate durch Diskussionen, Vorträge, Übungen und Experimente ergänzt. Es sind keine besonderen Vor-kenntnisse zur Physik oder den sozialwissenschaftlichen Themen notwendig. Die für die Analyse der Experimente nötige Mathematik geht nur unwesentlich über den Schul-stoff hinaus und wird im Laufe des Kurses eingeführt.

Kursleitung

ATLAS Experiment © 2011 CERN

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(31. Juli bis 16. August 2014) AkAdemie BrAunschweig ikurs 1.4

Kio estas lingvo? Der Gemachtheit auf der SpurWas konstruierte Sprachen uns über das allgemeine Wesen der Sprache verraten

Wir atmen Sprache. Seine komplexe Sprache unterscheidet den Menschen von allen anderen Lebewesen. Neben den natürlichen Sprachen, die wir alle mit der Muttermilch aufsaugen oder später mehr oder weniger mühevoll erler-nen müssen, gibt es eine wachsende Anzahl künstlicher Sprachen mit verschiedensten Anwendungsgebieten – oder eben gar keiner Anwendung außer dem Spaß ihrer Kon-struktion.

In unserer globalisierten Welt ist Mehrsprachigkeit beinahe die Grundvoraussetzung zur Alltagsbewältigung. Tagtäglich kommen wir mit konstruierten Sprachen in Berührung. Ohne Computer- und Programmiersprachen würde ein Großteil unserer elektronischen Geräte nicht funktionieren. Ohne ihre Kunstsprachen wären einige unserer litera-rischen oder cineastischen Lieblingskunstwerke nicht halb so fesselnd. Und schon bevor Englisch die weltweit beherr-schende lingua franca wurde, gab es Versuche, eine Plan-sprache zur internationalen Verständigung zu etablieren.

Sind all diese Sprachen nur schlechte Kopien ihrer natür-lichen Vorbilder oder ernstzunehmende Alternativen? Was verbindet und was unterscheidet sie? Warum machen Men-schen sich überhaupt die Mühe, eine eigene Sprache zu erfinden? Und was ist Sprache überhaupt?

Ein Streifzug durch die historischen, kognitiven und soziologischen Gegebenheiten konstruierter Sprachen

In diesem Kurs wird das Konzept »Spra-che« unter anderem aus der Perspektive der Linguistik, der Psychologie, der Neuroanatomie und der Philosophie betrachtet und zu ergründen versucht, wie die Worte zustande kommen, die unsere tägliche Kommunikation – von der Bestellung an der Imbissbude bis zur wissenschaftlichen Abhandlung – er-möglichen.

Dirk Hertrampf ( Jg. 1989) machte 2007 sein Abitur in Burgstädt bei Chemnitz. Danach studierte er Germanistik und Sprechwissenschaft auf Bachelor in Jena, dann ebenfalls dort den Masterstudiengang »Germanistische Sprachwissenschaft«. Neben dem Studium arbeitete er in einem Forschungsprojekt zur Erforschung von Verbalan-tisemitismus und im Bereich Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Gewerkschaftsbun-des (DGB). 2012/2013 war er hauptamtlicher Chefredakteur der regionalen Hoch-schulzeitung »Akrützel«. Neben Zwieback und Birnensaft schätzt er vor allem Tho-mas Mann. Er verabscheut falsch gesetzte Apostrophe.

Stefanie Türpe ( Jg. 1988) studierte in Leipzig und Málaga (Spanien) Übersetzen und Dolmetschen – daher bitte nicht wundern, falls sie ab und zu mehrere Sprachen wild durcheinandermischt! Momentan balanciert sie zwischen ihrer freiberuflichen Tätigkeit als Sprachlehrerin, Übersetzerin und Texterin und ihrem Masterstudium in Begabungsforschung und Kompetenzentwicklung. 2006 war sie selbst Teilneh-merin einer Akademie und ist nun gespannt, wieder DSA-Luft zu schnuppern. In ihrer Freizeit findet man sie oft auf den Brettern, die die Welt bedeuten, mit der Nase in einem dicken Buch oder mit dem Kopf in den Wolken.

Es werden Kriterien erarbeitet, die eine funktionierende Sprache erfüllen muss. Daraus ergibt sich ein Beurteilungs-maßstab, der schließlich auf der Expedition in die Welt der konstruierten Sprachen als Wegweiser dienen. Das Erstel-len einer Systematik im Gewirr der Plansprachen, kontrol-lierten Sprachen, Geheimsprachen, Programmiersprachen usw. wird helfen, sich im Labyrinth des Esperanto, im Dschungel des Quenya und in der Wüste der Gebärden zurechtzufinden.

Kursleitung

Die Teilnehmenden entscheiden sich im Kurs für eine konstru-ierte Sprache, mit der sie sich in Kleingruppen eingehender auseinandersetzen, um sie später als Experten dem gesamten Kurs näherzubringen. Dafür stehen verschiedene konstruierte Sprachen aus der Praxis, aus Literatur und Film sowie aus der Informatik zur Auswahl.

Es gibt Raum zum Lesen, Hören, Analysieren und Ausprobieren – und natürlich für Diskussionen darüber, ob und in welcher Form die vorgestellten Konstrukte unserem Anspruch an eine Sprache genügen.

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AkAdemie BrAunschweig i (31. Juli bis 16. August 2014)kurs 1.5

PRISMFreiheit in der digitalen Gegenwart

»They who can give up essenTial liberTy To obTain a liTTle Temporary safeTy, deserve neiTher liberTy nor safeTy.«

Benjamin Franklin, 1775

Edward Snowden hat die Welt, in der wir leben, verändert. Durch seine Enthüllungen über die Aktivitäten der NSA und anderer Geheimdienste ist die grundlegendste Frage des Politischen zurück in das Zentrum der öffentlichen Debatten und Auseinandersetzungen gerückt: »Wie wollen wir leben?«

Der Kurs nimmt sich dieser Frage an, indem er den Begriff anschaut, der dabei im Zentrum steht: Der Begriff der Frei-heit. Wie ist es um die Freiheit bestellt in unserer Gegen-wart, in der zunehmend alles (alle Kommunikation, aber auch alle Tätigkeiten insgesamt) digitalisiert wird? Kann man das Internet noch als utopischen Ort des freien Wis-sens und freier Kommunikation verstehen, wenn gleichzei-tig durch diese Technik die totale Überwachung in einem

Ausmaße Realität zu werden scheint, die sich noch nicht mal George Orwell in »1984« ausdenken konnte?

Wie hat überhaupt eine Technologie wie das Internet Ein-fluss auf die Freiheit? Schließen sich Freiheit und Sicher-heit im Internet aus – und tun sie das nur bei dieser Technik oder besteht dieser Konflikt bei jeder Technik? Aber auch umgekehrt lässt sich fragen: Ist Freiheit überhaupt beein-trächtigt, wenn der/die Ein-zelne gar nicht mitbekommt, dass er/sie digital überwacht wird und sich ja sowieso nur »ganz normal« verhält?

Um diese Fragen und viele weitere untersuchen und dis-kutieren zu können, wird sich der Kurs mit grundlegenden Texten aus Philosophie und politischer Theorie beschäf-tigen, in denen der Begriff der Freiheit analysiert wird. Es wird unter anderem um die Unterscheidung von positiver

Jonas Marx (Jg. 1980) studierte Architektur und Philosophie in Berlin. Er arbeitet heute ebendort als freier Künstler und unterrichtet daneben an der Universität. In seiner (Installa-tions-)Kunst interessiert er sich für das, was Hannah Arendt schlicht die »Welt« nennt: Der Raum, der nur zwischen Menschen existiert, und nur dann, wenn deren grundsätzliche Verschiedenheit nicht kaschiert wird. Er ist Mitglied des Künstlerkollektivs The Anxious Prop, spielt gerne Klavier und liebt es, in der Stadt unterwegs zu sein.

Jan Bovelet (Jg. 1980) studierte Architektur und Philosophie an der TU Ber-lin. Sein Arbeitsfokus liegt auf den theoretischen und praktischen Aspekten der Gestaltung von urbanen Lebensräumen und gesellschaftlichen Prozessen. Er ist Mitglied des Künstlerkollektivs The Anxious Prop, des Planungsbüros ur-bikon.com und des Netzwerks Architekturwissenschaft. Zurzeit hält er sich in Berlin auf.

(Willens-) und negativer (Handlungs-) Freiheit gehen, um die Frage, was Freiheit mit Willensfreiheit zu tun hat oder warum und in welcher Weise Freiheit ein zentraler Be-standteil jedes politischen Gemeinwesens sein muss.

Dazu werden u.a. Texte von Im-manuel Kant, Friedrich Schiller, den Begründern des Liberalismus, Michel Foucault und Hannah Arendt, gelesen. Die verschiedenen – teilweise konträren – Positionen der Autoren werden nachvollzogen und kritisch diskutiert. Auf der Grundlage der dabei gewonnenen Erkenntnisse und Argumente wird

dann die aktuelle Geheimdienstaffäre unter ihren verschie-denen Gesichtspunkten näher betrachtet. Dabei werden auch grundsätzliche Fragen nach dem Verhältnis von Frei-heit und Technik thematisiert.

Kursleitung

Auch wenn im Kurs ein aktuelles und politisches Thema behandelt wird, so wird doch viel mit philosophischen Tex-ten gearbeitet, die oft erst durch eine gründliche Lektüre verständlich werden. Neben der Freude am Diskutieren ist von daher auch die Bereitschaft zu konzentrierter und ausführlicher Textarbeit – gerade auch in Vorbereitung auf die Akademie – eine zentrale Voraussetzung zur Teilnahme am Kurs.

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(31. Juli bis 16. August 2014) AkAdemie BrAunschweig ikurs 1.6

Humor: Poetik und Praxis

Die folgenden Sätze kennen wir: »das war doch nur ein wiTz!«

Und: »das isT ja wohl ein wiTz!«

Oder auch: »der haT überhaupT keinen humor!«

Aber gibt es das – »nur« einen Witz? Woran erkenne ich, dass etwas als Witz gemeint war? Und wie kann ich wis-sen, ob ein Mensch Humor hat? Was kann ich mit Humor erreichen? Wie muss ein Text, ein Bild, eine Aufführung oder ein Film gemacht sein, dass er sein Ziel erreicht? Und welche Ziele verfolgen die Macher humoristischer Werke? Wollen sie unterhalten oder aufklären, die Gesellschaft oder den Einzelnen verändern? Bekanntes wiederholen oder Unerhörtes verbreiten?

Humorvoll gemeinte Werke haben eine eigene Struktur und eine eigene Wirkungsweise. Beides, also Poetik und Praxis, steht im Mittelpunkt dieses Kurses. Die Teilneh-merinnen und Teilnehmer loten die gerade bei performa-tiven Werken (z.B. Stand-up-Comedy) fließenden Grenzen zwischen Werk und Rezeption aus. Sie lernen im Rahmen von Close-reading- und Close-viewing-Übungen den Umgang mit Techniken der Beschreibung und der wissen-schaftlichen Analyse.

Im Laufe des Kurses werden wichtige Theorien des Hu-mors vorgestellt. Im Wechselspiel zwischen Theorien und Werken soll sich die Validität der Theorien und die Qua-lität der Werke erweisen. Gelesen werden unter anderem klassische humoranalytische Texte von Freud, Bergson (in deutscher Übersetzung) und Adorno. Zu den untersuchten Werken gehören Texte von Max Goldt und Heinz Evers, Auftritte von Gerhart Polt, Oliver Polak und Bülent Ceylan sowie Cartoons von Walter Moers.

Christophe Fricker (Jg. 1978) ist Marie Curie Research Fellow an der Universität Bristol (Großbritan-nien), Sprecher der Stefan-George-Forschungsgruppe am Hanse-Wissenschaftskolleg und Inhaber des Leipziger Wissensdienstleisters NIMIRUM. Sein Forschungsschwerpunkt sind Modelle und Spuren persönlichen Begegnens. Er studierte Germanistik und Politik in Freiburg, Singapur, Halifax (Kanada), und Oxford, (Großbritannien), wo er über Stefan George promoviert wurde. Sein Buch Stefan George: Gedichte für Dich stand auf Platz 2 der SZ/NDR-Sachbuchbestenliste, der Gedichtband Das schöne Auge des Betrachters gewann den Hermann-Hesse-Förderpreis.

Nancy Hünger (Jg. 1981) studierte Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar und verschrieb sich danach ganz der Litera-tur. Sie lebt als freie Autorin und Bibliomanin in Erfurt. Im Herbst 2008 erhielt sie ein Hermann-Lenz-Stipendium. Im Jahre 2011 war sie Jenaer Stadtschreiberin.

Bei der Auswahl der Kursgegenstände sind zwei Annahmen leitend: • Erstens, die Strukturen humoristischer Werke sind zu

einem beträchtlichen Grad anthropologisch konstant. Daher kann es klassische Theorien des Humors geben.

• Zweitens, die Wirkungsweise von Werken in einer be-stimmten Situation ist historisch kontingent. Daher sind bestimmte Werke zu bestimmten Zeitpunkten in be-stimmten Situationen besonders wirkmächtig.

Die für den Kurs ausgewählten Werke behandeln aktuelle gesellschaftliche Konfliktthemen und Tabus. Von den Teil-nehmenden wird also die Bereitschaft vorausgesetzt, sich mit solchen unvoreingenommen und ergebnisoffen ausein-anderzusetzen.

Ziel des Kurses ist es, durch die Verschränkung soziolo-gischer und kulturwissenschaftlicher Methoden anhand relevanter Werke zu erkennen, inwiefern Vorwissen (in-tellektuelle Fähigkeiten) und Vorurteile (Gefühle und Ein-stellungen betreffende Persönlichkeitsaspekte) durch das (anti-)soziale Handeln humoristischer Werke untermauert oder herausgefordert werden.

Kursleitung

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akaDemie brauNSchweig ii (21. AuGusT BIs 6. sepTemBer 2014)

AkademieBraunschweig IICJD Jugenddorf-ChristophorusschuleBraunschweig

Fortsetzung von Seite 18:

In der Schule ist die gute Ausstattung des naturwissenschaftlichen Bereichs hervorzuheben.

Sowohl in der Bibliothek als auch im PC-Zentrum bietet die Schule vernetzte Rechner-Pools mit Internet-Zugang.

Vielfältig sind die Möglichkeiten zur sportlichen und musisch-künstlerischen Betätigung auf dem Jugenddorfgelände: Für Fußball kann ein Kleinspielfeld genutzt werden, ferner gibt es ein Volleyball- und ein Beachvolleyballfeld sowie einen Basketballkorb. Außerdem steht eine große, teilbare Sporthalle mit einem separaten Gymnastikraum zur Verfügung. Zwei Tischtennisplatten und zwei Tischkicker, die sich auf dem Außengelände des Jugend-dorfes befinden, runden das Angebot ab.

Zum Musizieren laden Klaviere, drei Flügel, ein Cembalo und verschiedene andere Instru-mente ein. Ferner gibt es einen Bandkeller und ein Kammertheater mit ca. 100 Plätzen. Zum Kunstbereich gehören Zeichensaal und Werkraum.

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akaDemie brauNSchweig ii (21. AuGusT BIs 6. sepTemBer 2014)

Programm

2.1 Das »Buch der Natur« und die Lesbarkeit der Welt2.2 Organische Chemie – theoretisch betrachtet2.3 Volkskrankheiten auf der Spur2.4 Schule der Demokratie 2.5 Einführung in den Politik- und Wirtschaftsjournalismus2.6 »Keine Mündigkeit vorschützen!«

Akademieleitung

Kerstin Bueschges ( Jg. 1967) arbeitet als Akademikerin und Performance Künstlerin gerne in den Zwischenräumen diverser Disziplinen. Nach dem Stu-dium der Kulturpädagogik in Hildesheim verschlug es sie für fast 17 Jahre nach Großbritannien. Dort absolvierte sie ihren MA Theatre Studies (Leeds), ebenso ihren PaR (practice-as-research) PhD (Lancaster). Ihre Promotion verband ihre Passion für künstlerische Praxis mit philosophischen Theorien zur Geschlech-ter- und Performanceforschung. Ob in Form diverser Ensemblestücke mit Stu-dierenden, einer 12-stündigen Performance zum Thema »Mutterschaft«, einer

Verwandlung zur Meerjungfrau in der Badewanne ihres Badezimmers oder eines Live Art Speed Dating Events – ihre Praxis rüttelt gerne an konventionellen Vorstellungen von Theater und Per-formance. Seit Mai 2013 ist sie die Projektkoordinatorin des interdisziplinären Graduiertenkol-legs Gender und Bildung an der Stiftung Universität Hildesheim.

Hanna Maris (Jg. 1994) wohnt in Kreuzau und ist halbe Niederländerin. Nach ihrem Abitur 2013 arbeitete sie sechs Monate lang in den Niederlanden auf ei-nem Segelschiff als Matrose und verbrachte den Winter als Volunteer in Sambia. Da sie der Faszination fremder Kulturen nur schwer widerstehen kann, will sie mit dem Reisen auch in Zukunft nicht aufhören. Sie strebt ein Geographie-Stu-dium in der schönsten Stadt Deutschlands, Berlin, an und hofft, dass sie dort auch die Möglichkeit hat, wieder Theater zu spielen. 2012 war sie Teilnehmerin einer DSA und freut sich schon sehr auf die neue Erfahrung als Co-AL.

Mihai Kolcsár ( Jg. 1989) ist ein rumänischer Film-, Theater- und populä-re Kulturkritiker. 2008 begann er sein Studium in Drama and Writing an der Anglia Ruskin Universität in Cambridge (Großbritannien). 2011 schloss er sein Bachelor-Studium ab. In seiner Abschlussarbeit stellte er in dem Performance Stück Homo Sapiens Digitalis den immer größer werdenden Einfluss der digi-talen Medien auf das Leben der Menschen des XXI. Jahrhunderts vor. Seitdem arbeitet er als Kritiker für mehrere Veröffentlichungen und studiert jetzt Audio-visual Communication, Filmology, Publicity and Media an der I. L. Caragiale

Universität in Bucharest (Rumänien).

Leitung kursübergreifende Musik

Arpad Toth (Jg. 1982) wurde in Budapest (Ungarn) geboren. Er studierte Har-fe, Musiktheorie, Solfége und Chorleitung an der Budapester Liszt Akademie, wo er auch promovierte. Er lehrt in Budapest am Kodály Zoltán Musikpäda-gogischen Institut der Liszt-Akademie, leitet mehrere Chöre in Ungarn, in der Slowakei, und in Rumänien (Siebenbürgen). Sein spezielles Interesse gilt der Improvisation und zeitgenössischen Musik. Seit 2006 leitete Árpád immer wie-der die kursübergreifende Musik während Multinationaler Akademien der DSA.

Jugenddorf-Christophorusschule BraunschweigGeorg Westermann-Allee 7638104 Braunschweigwww.cjd-braunschweig.de

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AkAdemie BrAunschweig ii (21. August bis 6. september 2014)kurs 2.1

Das »Buch der Natur« und die Lesbarkeit der WeltEine mathematico-physikalische Odyssee

»die philosophie sTehT in jenem grossen buch geschrieben, das uns sTändig vor augen liegT (ich spreche vom universum). aber dieses buch isT nichT zu versTehen, ehe man nichT gelernT haT, die sprache zu versTehen, und die buchsTaben kennT, in denen es geschrieben isT. es isT in der sprache der maThemaTik geschrieben […]. ohne diese miTTel isT es dem menschen unmöglich, ein einziges worT davon zu versTehen; ohne sie isT es ein vergebliches umherirren in einem dunklen labyrinTh.«

Galileo Galilei, il SaGGiatore

Die moderne Physik erhebt den Anspruch, die Vielfalt der uns umgebenden Phänomene in einer einheitlichen Be-schreibung zu erfassen. Von Isaac Newtons »Principia Ma-thematica« bis zu Albert Einsteins Relativitätstheorien, von James Clerk Maxwells Elektrodynamik bis zur Quantenme-chanik: Alle diese großartigen Entwürfe der theoretischen Physik formulieren ein umfassendes Ordnungsschema,

ein physikalisches Modell, in der Absicht, die Natur zu begreifen, zu beschreiben und auf diese Weise technisch beherrschbar zu machen. In diesem Kurs wird der Versuch unternommen, der beeindruckenden Erklärungsmacht die-ser physikalischen Modelle auf die Spur zu kommen und Ein-blicke in das innere Getriebe dieser Theorien zu gewinnen.

Dabei wird deutlich, dass die moderne Physik in metho-discher Hinsicht von frühneu-zeitlichen Voraussetzungen zehrt. Schon Galileo Galilei hatte 1623 im »Saggiatore« die Natur mit einem Buch ver-glichen, dessen Lektüre nur den mathematisch Initiierten offenstehe. Seither ist die Vorstellung, Physik betreibe die Entzifferung der Natur mit den Mitteln der Mathematik angesichts der unbestreitbaren Erfolge einer Wissenschaft, welche die Grenzen unserer »klassischen« Vorstellungswelt stets aufs Neue herausgefordert und ihre elementaren Be-griffe – »Raum«, Zeit«, »Kausalität« – in Frage gestellt hat, immer wieder aufgegriffen und zugleich kontrovers dis-

Fabian Bernstein ( Jg. 1982) studierte Physik, Musik, Kultur- und Musikwissen-schaft in Berlin und Paris (Frankreich). Daher zählte die Herstellung photonischer Raumgitter in Photopolymeren ebenso zu seinem Studiencurriculum wie quellenkri-tische Untersuchungen von Mendelssohn-Manuskripten oder die Analyse der Kul-turphilosophie Ernst Cassirers – interdisziplinäre Brückenschläge faszinieren ihn seither besonders. Selbst Teilnehmer der DSA im Jahr 2000 feierte er vor zwei Jahren seinen Einstand als Kursleiter. Seine Freizeit verbringt er vornehmlich am Klavier, lesend oder in Gesellschaft seiner Freunde.

Christoph Kratz (Jg. 1986) führte das Studium der Physik mit Schwerpunkten in der angewandten Physik und Optik an die Universitäten Berlins. Seine Leidenschaft für die Physik konnte er durch seine langjährige Tätigkeit als studentischer Mitarbei-ter am Fraunhofer Heinrich Hertz Institut vertiefen. Derzeit bereitet er sich auf seine Promotion vor. Einen Ausgleich zu seinem Studium findet er im Kampfsporttraining, das ihm die nötige innere Ruhe und Disziplin verschafft. Als Neuling bei der DSA freut er sich darauf, seine Faszination an der Welt der Physik mit den Kursteilneh-mern zu teilen.

kutiert worden. Ruht die Welt auf einem mathematischen Fundament, das zu entschlüsseln die Aufgabe der Physik ist? Was heißt »Natur physikalisch verstehen« und was lässt sich überhaupt physikalisch begreifen und was – viel-

leicht – nicht?

Auf dieser Odyssee stößt man auf eine Invariante der Betrachtung, näm-lich auf die Beschreibung von »Welt« mittels Differenzialgleichungen. Alle großen klassischen physikalischen Theorien liegen – vom mathema-tischen Standpunkt gesehen – in der Form von Differenzialgleichungen

vor. Was aber ist eine Differenzialgleichung und warum diese geradezu hartnäckige Omnipräsenz? Warum lassen sich Phänomene mit ihrer Hilfe beschreiben und, nicht zu-letzt, wie löst man sie? Denn gelöst werden sollen sie, teils »zu Fuß«, d.h. mit Stift und Papier, teils, wo immer mög-lich, auch am Computer. Schließlich beschreiben sie die physikalische Welt, von der Planetenbewegung bis zu den Atomorbitalen, von den kleinsten Bausteinen der Materie bis zur Evolution des Universums.

Kursleitung

Panorama der Milchstraße, aufgenommen während einer Mond- finsternis am Paranal-Observatorium der Europäischen Südsternwarte

in der Atacamawüste. ESO/Y. BeletskyIst das Universum – wie Galileo Galilei meinte – in mathematischen

Lettern geschrieben?

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AkAdemie BrAunschweig ii (21. August bis 6. september 2014)kurs 2.2

Organische Chemie – theoretisch betrachtetMit »organischer Chemie« (und vermutlich auch mit Chemie im Allgemeinen) verbindet man zuallererst die organische Syn-these, also das Hantieren mit Kolben und Pipetten im Labor, welches dann in einem besonders farbigen, stark riechenden oder auf andere Weise nützlichen Produkt mündet. Beschäftigt man sich näher mit organischer Chemie, so wird man neben der Nomenklatur der organischen Verbindungen auch vielen Konzepten und Sätzen von Regeln begegnen, die Eigenschaften und Re-aktivität organischer Verbindungen beschreiben. Darüber hinaus gibt es noch die »Namensreak-tionen«, das sind Beispielreaktionen bestimmter organischer Substanzklassen, die nach ihren Entdeckern benannt sind. Konzepte und Namensreaktionen gehören zum Rüstzeug des organischen Chemikers, das ihm hilft, Reaktionen zu verstehen und neue Synthesen zu entwi-ckeln. Viele dieser Regeln und Konzepte sind empirischer Na-tur, und auf diese Weise lernt man sie auch in der Schule und im Chemiestudium kennen.

Andererseits sind organische Moleküle aus sehr wenigen Bau-steinen aufgebaut: aus positiv geladenen Atomkernen (vor allem Kohlenstoff und Wasserstoff) und negativ geladenen Elektronen. Das Verhalten solcher kleinen geladenen Teilchen wird durch die Gesetze der Quantenmechanik bestimmt, die

in der Physik ein-gehend erforscht wurden. Dadurch ist es im Prinzip mög-lich, die Chemie auf der Grundlage die-ser physikalischen Gesetze zu erklä-

ren. Auch die empirischen Regeln der organischen Chemiker beruhen letztlich auf der Quantenmechanik und so müssten sie sich auf dieser physikalischen Basis verstehen lassen. In diesem Kurs wird betrachtet, inwieweit ein solches Verständnis möglich ist.

Im Mittelpunkt der Kursarbeit stehen die Referate der Teilneh-menden. Im ersten Teil werden einige besonders interessante organisch-chemische Verbindungsklassen und Reaktionen exemplarisch behandelt. Diese werden dann im Kurs »theore-tisch betrachtet«. Die grundlegenden Theorien und Modelle, die benötigt werden, um Atome und Moleküle sowie die che-mische Bindung zu verstehen werden erarbeitet. Der Schwer-punkt liegt auf dem Verständnis der wichtigsten Konzepte, mit deren Hilfe man Bindungssituationen und chemische Reakti-onen erklären kann.

Gleichzeitig werden die Teilnehmenden in Computerprojekten einige organische Reaktionen selbst theoretisch untersuchen. Dabei werden moderne Programme aus der theoretischen Chemie verwendet, mit deren Hilfe sich Eigenschaften und Reaktionen von Molekülen auf der Grundlage der Quantenme-chanik berechnen und vorhersagen lassen.

Kursleitung

Christoph Jacob ( Jg. 1977) studierte in Marburg und in Karlsruhe Chemie und ein bisschen Mathematik. Nach einer experimentellen Diplomarbeit in der anorganischen Chemie entschied er sich, der Arbeit im Labor den Rücken zu kehren und beschäftigte sich seitdem mit dem Einsatz theoretischer Methoden in der Chemie. Nach seiner Dok-torarbeit in Amsterdam und einem PostDoc an der ETH Zürich leitet er seit vier Jahren eine Nachwuchsgruppe am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Elke Faßhauer (Jg. 1985) studierte in Heidelberg Chemie und finalisiert ebenda zurzeit ihre Doktorarbeit über elektronische Zerfallsprozesse in der theoretischen Chemie. Sie ist Koautorin des quantenchemischen Programmpaketes Dirac und verfolgt zusätzlich diverse kleinere, eigene Programmprojekte. Ihre Freizeit ver-bringt sie singend oder auf GPS basierter Schatzsuche mit Freunden. Wann immer es möglich ist, findet man sie in ihrer zweiten Heimat Dänemark am, im oder auf dem Wasser.

Die Teilnehmenden sollten vor allem Neugier auf die theoretischen Konzepte, mit denen sich chemische Reaktionen und Eigenschaften chemischer Verbindungen beschreiben und voraussagen lassen, mitbringen. Im Um-gang mit Computern werden lediglich Grundkenntnisse vorausgesetzt.

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AkAdemie BrAunschweig ii (21. August bis 6. september 2014)kurs 2.3

Volkskrankheiten auf der Spur

Sie füllen die Titelseiten der Zeitungen und die besten Sen-dezeiten im TV, betreffen das unmittelbare Umfeld oder gar uns selbst. Es scheint nahezu unmöglich, nicht mit ihnen konfrontiert zu werden, so sehr sind Krankheiten zu einem Teil unserer täglichen Lebenswelt geworden.

Unter den Gebrechen der Menschheit finden sich einige, die einen besonderen Status innehaben: als Volkskrank-heiten bezeichnet, wird ihrer besonderen Bedeutung für die Gesellschaft Rechnung getragen. Doch was sind sie überhaupt ge-nau, die so genannten Volkskrankheiten? Wie werden sie definiert, was zeichnet sie aus? Sind es all jene Krankheiten, von denen ein großer Teil der Bevölkerung betroffen ist? Nimmt die Definition Bezug auf bestimmte gesundheitsschädliche Lebensweisen, in deren Folge das Volk krank wird? Oder zielt sie vielmehr auf den volks-wirtschaftlichen Schaden ab, der auf makroökonomischer Ebene durch einzelne Krankheiten entsteht? Wer hat ein Interesse daran, eine Erkrankung derartig zu attribuieren, und was für Konsequenzen hat dies?

Im Laufe der Jahrhunderte änderten sich die Leiden, die gemeinhin als Volkskrankheiten galten. Waren es früher Infektionskrankheiten wie Typhus und Cholera, so sind es heute – bedingt durch bessere Ernährung und medizi-nische Versorgung – Erkrankungen wie die Hypertonie, das metabolische Syndrom oder die Demenz. Weniger dra-stisch als in vergangenen Jahrhunderten, im Kern jedoch vergleichbar, sind die Konsequenzen dieser Krankheiten:

Vorübergehender Arbeitsausfall bis hin zu dauerhafter Ar-beitsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit sind nur ein Bruchteil jener. Damals wie

heute sieht sich unsere Gesellschaft einer enormen sozio-ökonomischen Herausforderung gegenüber.

Nachdem zu Beginn des Kurses der Terminus Volkskrank-heit geklärt wird, werden anschließend die bekanntes-ten und gesellschaftlich relevantesten Volkskrankheiten der westlichen Zivilisation identifiziert und über diese

Michael Plagge (Jg. 1990) nahm 2006 an der JuniorAkademie in seiner Heimat Schles-wig-Holstein teil und besuchte dann 2008 die SchülerAkademie in Rostock, wo er Sven-ja kennenlernte und vollends dem Akademiefeeling erlag. Seit 2009 studiert er Medizin in Lübeck und befasst sich im Rahmen seiner Promotion mit den Entzündungszellen des menschlichen Körpers und ihren Botenstoffen. In seiner Freizeit hängt er am Klet-terhang, versucht sich an Klavier und Gitarre, spielt Karten oder probiert mal wieder eine neue Sportart aus. Gerne geht er auch seinem Interesse für Geschichte nach, liest oder plant eine weitere (Wander-)Reise.

Svenja Esins (Jg. 1989) wirkte seit ihrer Teilnahme an der DSA 2008 in Rostock bereits mehrfach als Co-AL bei Akademien mit. Nun wird sie ihren ersten Kurs zusammen mit Michael leiten. Sie studiert Medizin in Münster und beschäftigt sich im Rahmen ihrer Promotion mit den Auswirkungen des Elternverhaltens auf kinderpsychiatrische Störungen. In ihrer Freizeit geht sie gerne schwimmen und treibt Ballsportarten, insbesondere Wasserball. Musik (Querflöte) sowie das Rei-sen zählen zu Svenjas weiteren Hobbies. Das Schuljahr 2006/2007 verbrachte sie in Texas und betreut nun ehemalige und zukünftige Austauschschüler.

umfassend aufgeklärt. An Beispielen wie der Koronaren Herzkrankheit (KHK), dem Diabetes mellitus oder dem Asthma bronchiale wird ein grundlegendes Verständnis für omnipräsente Krankheitsbilder aufgebaut sowie für deren persönliche und gesellschaftliche Folgen sensibilisiert.

Angefangen bei der Anatomie und Physiologie der jeweils betroffenen Organe, der gesunden Norm, wird den Krank-heiten schließlich über den Weg der Pathophysiologie und Epidemiologie auf den Grund gegangen. Dabei werden auch Möglichkeiten der Prävention thematisiert.

Anhand von Referaten stellen die Teilnehmenden den an-deren ihre Erkenntnisse vor und regen zum Diskutieren an. Die Vorstellung fiktiver Patienten mit charakteristischen Symptomen kann dabei helfen, den übrigen Kursteilneh-mern Inhalte anschaulich zu vermitteln und die Vorträge abwechslungsreich zu gestalten.

Kursleitung

Spezielle Vorkenntnisse werden nicht benötigt, jedoch ist Interesse am Menschen und der Medizin wichtig. Im Vorfeld erhalten die Teilnehmenden Unterlagen, um ein Referat vorzubereiten und ein Handout zu erstellen.

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AkAdemie BrAunschweig ii (21. August bis 6. september 2014)kurs 2.4

Schule der DemokratieDeliberative Politik und Inklusive Pädagogik

Ziel der Kurses ist die Erarbeitung eines zentralen Konflikts aus Pädagogik und politischer Theorie: der Widerspruch und die wechselseitige Bedingtheit von Gleichheit und Au-tonomie im menschlichen Zusammenleben.

So fragt die Pädagogik: Wenn alle Schüler gleich (aber verschieden) sein sollen, jedoch etwa hinsichtlich ihres Geschlechts oder ihrer körperlichen und geistigen Voraus-setzungen ungleich im Klassenzimmer agieren, wie kann die Schule sie dann zum selbstbestimmten Zusammenleben erziehen (etwa Dewey 1916)?

die schule der naTion isT die schule. Willy Brandt (1969)

Ähnlich fragt die politische Theorie: Wenn alle Bürger inhärent gleich und persönlich autonom sein sollen (etwa Dahl 1989), allerdings etwa hinsichtlich ihrer kognitiven Fähigkeiten (Rosenberg 2007), ihres Wissens (etwa Con-verse 1970) oder ihrer Sprache unterschiedlich an der Wahlurne eintreffen, welche demokratischen Institutionen

können dann die Selbstbestimmung unter Gleichen garan-tieren?

a popular governmenT, wiThouT popular informaTion or The means of acquiring iT, is buT a prologue To a farce or a Tragedy, or perhaps boTh.

jameS madiSon (1822)

Einen gemeinsamen Ausgangspunkt bietet der Sozialphi-losoph Jean-Jacques Rousseau mit »Émile oder über die Erziehung« (1762) und dem »Contract Social« (1764), die – auch durch ihr Scheitern und ihre romantische Verklä-rung – viele Debatten des 19. und 20. Jahr-hunderts vorwegneh-men. Aus der Päda-gogik werden zum einen mithilfe von Lern- und Entwick-lungstheorien Bedingungen und Funktionen menschlicher Kooperation (Kohlberg, Wocken, Zimpel) und individueller Lernprozesse (Piaget, Wygotzky) betrachtet. Die Erkennt-

Maximilian Held (Jg. 1983) forscht als Doktorand der Sozialwissenschaften an der Bre-men International Graduate School of Social Sciences über progressive Steuerreform und deliberative Demokratie. Er bloggt, Science-slamt und redet leidenschaftlich gern über Politisches, spielt gelegentlich Geige, singt (Karaoke), verbringt viel Zeit auf dem Rad und zu viel vor dem Computer. SchülerAkademie in Braunschweig gehört für Maximili-an zu einem guten Sommer dazu.

Verena Kasztantowicz (Jg. 1988) studierte an der Universität Trier und an der Humboldt-Universität zu Berlin und schloss ihr Studium Anfang 2014 in den Fä-chern Französisch und Grundschulpädagogik mit dem Master of Education ab. Angetrieben von der Frage, »Was ist eine gute Schule?« arbeitete und unterrichte-te sie als Tutorin und beschäftigte sich vertieft mit den Themen Inklusion und Re-formpädagogik. Daneben zählen Literatur und Tanzen zu ihren Leidenschaften.

nisse daraus werden zum anderen mit historischen und aktuellen Beispielen schulischer Umsetzung verglichen, etwa in freien demokratischen Schulen und Konzepten aus der Inklusions- bzw. Integrationspädagogik (Neill 1960, Gribble 1998, Schöler 2009). Aus der Politikwissenschaft beinhaltet der Kurs einen Ab-riss der Staatsgenese (Tilly 1984, Marshall 1980) sowie liberaler normativer Theorie (Rawls, Dahl). Anschließend werden zentrale Widersprüche (Condorcet, Arrow) und Dysfunktionen (Tsebelis) der aggregativen Demokratie beleuchtet und – teilweise als Antwort darauf – eine alter-native, deliberative Theorie der Demokratie in den Blick genommen (Cohen 1989).

Abschließend versucht der Kurs eine radikale Synthese der beiden Bezugsdisziplinen Pädagogik und politischer Theorie, nämlich dass die inklusive Schule eine demokra-tische Schule sein müsse (Feuser 2001) und deliberative Demokratie

gleichermaßen der operativen Metaphor der Schule folgen solle (Rosenberg 2002).

Kursleitung

Teilnehmende sollten bereit sein, (zum Teil englische und fran-zösische) Fach- und Primärtexte zu erarbeiten, professionelle Computerprogramme zu erlernen (LaTeX und Git) und Lust auf kontroverse, aber stets theoriegeleitete Diskussionen mitbringen.

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AkAdemie BrAunschweig ii (21. August bis 6. september 2014)kurs 2.5

Einführung in den Politik- und Wirtschaftsjournalismus»Journalisten sind wirklich die größten Nullen, denen man nur ins Gesicht spucken kann. Alles Banditen. Aber Bandi-ten haben wenigstens eine Moral.«

So soll sich der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy während seiner Amtszeit in einer Wutrede vor den Mitgliedern des eigenen Kabinetts geäußert haben.

»Ich war eine geistige Tankstelle für ihn. Er wollte mit je-mandem sprechen, der andere Werte verkörperte, nicht an Geld und Karriere dachte«, sagt Autorin Tanja Langer über ihre Brieffreundschaft zum Deutsche-Bank-Vorstand Alfred Herrhausen.

Ganz egal, ob sie gehasst oder geschätzt werden – Politik- und Wirtschaftsjournalisten erfüllen gesellschaftlich eine wichtige Scharnierfunktion. Sie bringen den Menschen die Welt der Entscheider nahe, berichten, wo diese mächtig und in welchen Situationen sie tatsächlich ohnmächtig

sind. Sie können – gelegentlich – hinter Türen sehen, die anderen Bürgern nicht offenstehen. Und wenn sie es nicht können, finden sie vielleicht jemanden, der ihnen erzählt, was dahinter passiert ist.

Vor allem aber: Politik- und Wirtschaftsjournalisten ent-scheiden, was die Schlagzeile des kommenden Tages ist, welche Geschichte weiter verfolgt wird oder wann es genug ist mit der Berichterstattung. Sie reden also ein gewichtiges Wort mit, wenn es darum geht, worüber im Land diskutiert wird und worüber nicht.

Welche Kriterien gibt es für diese Arbeit? Wann wird Ge-schehenes zur Nachricht und wann nicht? Wie schreibt man eine gute Nachricht? Wie liest man eine PR-Mitteilung richtig? Wie führt man ein Interview, bei dem man mehr herausfindet als das, was man ohnehin schon vorher weiß? Wie entsteht eine aussagekräftige Reportage, die den Leser vom Anfang bis zum Ende fesselt? Und: Wie wird aus einer Meinung ein zupackender Kommentar, der seinen Leser entweder überzeugt oder an dem er sich nach Lust und Laune reiben kann?

Sebastian Grundke (Jg. 1980) arbeitet von Hamburg aus als freier Journa-list für Print und Online. Ihn interessiert alles, was mit Wirtschaft zu tun hat: die Energiewende, das Internet, Unternehmertum, Arbeitsmarktpolitik und Wertpapiere, aber auch neue Gesetze, Musik und Kunst. Das Handwerk des Journalisten lernte er bei der Financial Times Deutschland in Hamburg, Brüssel (Belgien), Berlin und Frankfurt am Main und an der Henri-Nannen-Schule sowie der Akademie für Publizistik in Hamburg. Zuvor studierte er Betriebswirtschaftslehre, Kunstgeschichte und Politik in Lüneburg, Hamburg

und Istanbul (Türkei).

Tobias Peter ( Jg. 1979) beschäftigt sich – wenn er nicht gerade langweilige Konferenzen mit Zwischenrufen stört – als Politik-Redakteur beim Kölner Stadt-Anzeiger mit den USA, Entwicklungspolitik, innenpolitischen Machtspielen, Fragen der politischen Kultur oder dem Rätsel, ob die Piratenpartei überleben wird. Er studierte in Dortmund und Washing-ton (USA) mit einem Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes Journalistik und Politikwissenschaften. Im Jahr 2012 arbeitete Tobias zwei Monate lang als Arthur F. Burns Fellow beim Philadelphia Inquirer, Ende 2013 lebte und recherchierte er als Stipendiat der Heinz-Kühn-Stiftung sechs Wochen im westafrikanischen Liberia. Die Aufregung und den

Ärger, der sich an Tagen im Newsroom aufstaut, schwitzt er abends beim Fußball oder in der Sauna aus.

Dieser Kurs liefert theoretische Grundlagen, aber auch viele praktische Übungen: vom Schreiben eigener Texte über das gegenseitige Interview bis hin zur Redaktionskonferenz als Rollenspiel.

Wichtig ist ein starkes Interesse an Politik- und Wirt-schaftsthemen. Ansonsten sollten die Teilnehmenden Lust haben, sich auszuprobieren und auf jeden Fall die Bereit-schaft mitbringen, offen miteinander zu kommunizieren – auch wenn es um die Kritik an eigenen Texten geht. Wir wollen miteinander ringen: um originelle Ideen und Zu-gänge, um die Moral (die hoffentlich doch besser ist als die von Banditen) und auch und vor allem ums richtige Wort.

CSU-Chef Horst Seehofer bekannte übrigens kürzlich, er wäre auch gern Journalist geworden: »Die haben ein schönes Leben«, sagte er. Grob gesagt lässt sich feststellen: Das stimmt. Richtig ist aber auch: Journalismus muss man lernen.

Eine richtig gute Null sein – das kann noch lange nicht jeder.Kursleitung

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AkAdemie BrAunschweig ii (21. August bis 6. september 2014)kurs 2.6

»Keine Mündigkeit vorschützen!«Geschichte, Theorie und Praxis des Kabaretts

Schwer einzugrenzen, fast immer falsch ausgesprochen und viel zu wenig beachtet – aber das deutsche Kabarett ist mit-nichten seit hundert Jahren tot, wie seine Kritiker meinen.

Der Kurs besteht aus drei Teilen: Zunächst werden Ge-schichte und Entwicklung des Kabaretts erkundet und anhand einzelner Texte in die deutsche Geschichte einge-ordnet. Dabei spielen die Unterschiede in der Funktion von Satire in verschiedenen Staatsformen eine Rolle: Kann Kabarett in einer Diktatur überleben und oppositionelle Wirkung entfalten? Wie konnte beispielsweise das Kabarett in der DDR agieren, wurde es vielleicht seiner Schärfe be-raubt, und wie sahen sich die Kabarettisten selbst? Gab es auch in Zeiten der Zensur eine Möglichkeit, seine Freihei-ten auf der Bühne zu wahren? Der Kurstitel »Keine Mün-digkeit vorschützen!« war 1988 der Titel eines Programms der Ost-Berliner »Distel«, das von der DDR-Führung mit einem Verbot »geadelt« wurde und bei dem Zeitzeugen noch heute leuchtende Augen bekommen.

Im theoretischen Teil soll es um die Wirkung der Bühnen-satire gehen: Welchen Platz hat Kabarett in einer Demo-kratie? Wie kann es ihr nützen? Damit verbunden: Was darf Satire, und was soll sie nicht dürfen? Wer setzt die Grenzen? Oder hat die Satire überhaupt Grenzen? Ferner geht es um die Frage, wie das Kabarett mit immer prä-senter werdenden Comedyformaten konkurrieren kann. Ist Kabarett das Format für Altmodische und wird morgen vielleicht von der Comedy beerbt? So leicht sind die Genres nicht voneinander zu trennen, aber was sind die eindeu-tigen Unterschiede? Nachdem verschiedene Mittel der Sati-re vorgestellt wurden, wird untersucht, ob das Kabarett an-dere verbale und nonverbale Mittel benutzt als die Comedy.

Im praktischen Kursteil ist Kreativität gefordert: Gegen Ende der Akademie kommt ein Programm zur Auffüh-rung, dessen Texte vollständig von den Teilnehmenden verfasst wurden. Es wird gezeigt, wie man eine Pointe am besten vorbereitet und welche Schritte beim Schreiben eines stimmigen, pointierten Kabaretttextes nötig sind, so

Martin Valenske ( Jg. 1982) aus Berlin studierte Soziologie und Politikwissenschaf-ten an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist seit April 2012 als Kabarettist im Kabarett-Theater »Die Distel« tätig. Im Moment steht er dort mit seinem ersten Solo-programm »Curriculum Vitae Minimalis« auf der Bühne. Dieses Jahr leitet er seinen zweiten DSA-Kurs. Im Jahr 2013 erhielt er beim Melsunger Kabarettpreis »Scharfe Bar-te« den Nachwuchs-Förderpreis.

Tilman Lucke ( Jg. 1984) aus Berlin ist Kabarettist und arbeitet zurzeit an sei-nem sechsten Soloprogramm. Außerdem befasst er sich im Alt-Berliner Kabarett »Das Fliegende Brettl« mit historischen Liedern und Texten. Die DSA kennt er schon als Teilnehmer von 2002. Zur Kabarettkursleitung ist er über den CdE ge-kommen und leitet nun bereits seinen vierten DSA-Kurs. 2008 erhielt er ein Sti-pendium der »Celler Schule« für Textdichter, 2011 den Melsunger Kabarettpreis »Scharfe Barte« und 2013 den Stuttgarter »Troubadour«-Förderpreis.

dass schnell eigene Texte produziert werden können. Die Themen aus Gesellschaft und Politik liegen auf der Straße. Dabei gilt: Alles, was gesellschaftlich relevant ist, ist im weiteren Sinn politisch und damit kabaretttauglich. Mit der Aufführung wird zugleich das Auftreten vor Publikum und der souveräne Umgang mit Lampenfieber geübt. Auch gute Profis sind schließlich vor all ihren Auftritten aufgeregt. Unterstützung bei der Vorbereitung der Premiere geben Improvisationsübungen sowie Einführungen in Reime und Rollenfindung.

Für den Kurs erforderlich sind Humor, Spaß an der Satire, Lust am Hinterfragen sowie Freude am Auftreten. Auch musikalische Fähigkeiten sind willkommen. Bühnenerfah-rung ist nicht zwingend.

Kursleitung

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akaDemie groVeSmühle (31. JuLI BIs 16. AuGusT 2014)

AkademieGrovesmühleLandschulheim Grovesmühle

Das Landschulheim Grovesmühle liegt – eingebettet zwischen Feldern, Wiesen und Bachläu-fen – in direkter Nähe des Nationalparks Harz zwischen den Städten Ilsenburg und Wernige-rode, sozusagen am Fuße des 1.141 Meter hohen Brockens.

Die restaurierten Fachwerkgebäude der Grovesmühle stammen zum Teil noch aus dem 18. Jahrhundert und wurden als Papiermühle genutzt. 1914 gründete der Reformpädagoge Hermann Lietz hier ein Landwaisenheim, später wurden an der »Groves« die Unterstufenschü-ler der Hermann-Lietz-Schulen beherbergt. Bis kurz vor der politischen Wende 1989 war die polytechnische Oberschule in den Gebäuden untergebracht. Im Jahr 1995 wurde die Groves-mühle als Internat und Schule in freier Trägerschaft neu eröffnet.

Die parkähnliche Anlage mit ihrem alten Baumbestand, einem Teich und dem modernen Schülercafé im »Heizhaus« bietet nicht nur Raum für Entspannung: Ein Beachvolleyball-Platz, eine professionelle 100-Meter-Laufbahn, ein Fußballplatz und eine als Sporthalle eingerichtete Traglufthalle fordern zum sportlichen Ausgleich auf. Ein Yamaha-Flügel und weitere Instru-mente im »Heizhaus« sowie eine Bühne in der Aula lassen auch musisch-künstlerische Entfal-tung zu.

Die Unterbringung erfolgt in den gemütlichen Zwei- bis Vierbettzimmern des Internats. Neben dem regulären Essen wird auch eine vegetarische Mahlzeit angeboten. Die modernen Schul- und Fachräume sowie vielfältige Rückzugsräume ermöglichen eine intensive Kursarbeit sowie kursübergreifende Aktivitäten.

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akaDemie groVeSmühle (31. JuLI BIs 16. AuGusT 2014)

Programm

3.1 Graphen als moderner Kompass3.2 Systembiologie3.3 The Big Bang Theory3.4 Ach wie flüchtig, ach wie nichtig3.5 Die Macht der Schrift3.6 Stimmt’s?

Akademieleitung

Tobias Kläden (Jg. 1969) freut sich, in diesem Jahr wieder einmal an der Aka-demie in der Grovesmühle mitwirken zu dürfen. Der gebürtige (und heute noch überzeugte) Kölner studierte katholische Theologie und Psychologie in Bonn, Je-rusalem (Israel) und Münster. Nach einigen Jahren als wissenschaftlicher Mitar-beiter an der Universität Münster brachten ihn die Wechselfälle des Lebens ins schöne Erfurt, wo er als sozialwissenschaftlicher Referent bei einer Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz arbeitet. Er würde gerne mehr Sport treiben.

Veronika Schweighoferová (Jg. 1992) wurde in Bratislava (Slowakei) geboren. Im Oktober 2012 zog sie nach Deutschland um und begann ihr Bachelorstudi-um an der Freien Universität Berlin (Publizistik- und Kommunikationswissen-schaft, Sozial- und Kulturanthropologie). Zurzeit studiert sie als Zweithörerin an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf. 2011 nahm sie an der Multinatio-nalen Akademie Schulpforte teil. Neben ihrem Studium widmet sich Veronika gerne den Fremdsprachen (Tschechisch, Spanisch), verbringt viel Zeit als Kin-der- und Jugendleiterin, beim guten Buch oder beim Reisen.

Laura-Marie Stieglitz (Jg. 1995) wurde in Südkorea geboren. Mit vier Jahren kam sie nach Deutschland und besuchte in Mannheim Grundschule und Gym-nasium. Im Jahr 2012 beendete sie die Schulzeit mit dem Abitur. Der Schulzeit folgte ein Freiwilligendienst an der Deutschen Schule Seoul (Südkorea), wo sie Nachmittagsprogamme für die Schüler anbot und auch selbst unterrichtete. Mo-mentan studiert Laura-Marie an der Universität Heidelberg Humanmedizin. In ihrer Freizeit widmet sie sich dem Gesang wie dem Klavierspiel und nahm er-folgreich an Wettbewerben teil.

Leitung kursübergreifende Musik

Agata Ciurkot (Jg. 1985) ist eine Jazzpianistin und Klavierpädagogin aus Bre-men. Seit ihrem 10. Lebensjahr wirkte sie in etlichen Ensembles unterschied-lichster Stilistiken mit. Ihr musikalischer Werdegang umfasste die Mitwirkung in Neue Musik Chören, Sinfonie- und Kammerorchestern, Instrumentalensem-bles und Jazzformationen vom Duo bis zur Bigband. Bis zu ihrem 23. Lebens-jahr lebte sie in Polen und studierte dort klassisches Schlagwerk an der Musik-hochschule in Danzig. Im Jahr 2008 setzte sie ihr Studium an der Hochschule für Musik Theater und Medien in Hannover fort. Nach dem Abschluss 2010

nahm sie ein Jazzklavier-Studium an der Hochschule für Künste in Bremen auf.

LANDSCHULHEIM GROVESMÜHLEGROVESMÜHLE 138871 VECKENSTEDTwww.grovesmuehle.de

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akaDemie groVeSmühle (31. JuLI BIs 16. AuGusT 2014)kurs 3.1

Graphen als moderner KompassWie die moderne Mathematik die Welt umsegelt

Wir kennen das alle: Wir wollen irgendwo hinfahren, ken-nen den Weg aber gar nicht. Früher war man für diesen Fall stets mit einem Stapel Stadtplänen und Straßenkarten ausgestattet, doch heutzutage lässt sich dieses Problem mit Hilfe eines Navigationsgerätes oder Smartphones in weni-gen Sekunden lösen. Aber woher wissen diese kleinen Geräte eigentlich, welcher der vielen tausend Wege z.B. von Bonn nach Berlin der kür-zeste ist?

Die mathematische Formulierung sol-cher Optimierungs-probleme bedient sich heute der Spra-che so genannter Graphen. Diese Graphen (im Übrigen nicht mit Funktionsgraphen zu verwechseln) sind funda-mentale Objekte der diskreten Mathematik, die nur aus

Punkten und Linien zwischen diesen Punkten bestehen. Dass Graphen wohl zu den intuitivsten Gegenständen der modernen Mathematik gehören, zeigt schon das Zeichen-spiel »Das Haus des Nikolaus«. Während das Haus des Nikolaus gezeichnet werden kann, ohne eine Linie zweimal

zu durchlaufen, ist dies für das »Doppelhaus des Niko-laus« nicht möglich. Grund dafür ist die Kombinatorik von Graphen.

So einfach die Beschreibung von Graphen ist, so vielfäl-tig sind ihre Anwendungen.

Graphen tragen eine Reihe kombinatorischer Informa-tionen und dienen zur Modellierung zahlreicher tech-nologischer, wirtschaftlicher und logistischer Vorgänge. Ähnlich wie das Navigationsgerät den kürzesten Weg mit ihrer Hilfe findet, werden moderne Computerchips als Graphen modelliert, optimiert und so leistungsfä-higer gemacht. Auch der Hamburger Hafen hätte ohne

die Unterstützung der diskreten Mathematik niemals das momentane Umschlagsvolumen erreicht.

Auch wenn die Theorie der Graphen erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert auf ein solides Fundament

Florian Funke ( Jg. 1988) studierte Mathematik in Bonn und Oxford (Großbritannien). Seit Anfang des Jahres promoviert er an der Universität Bonn in der Topologie und geometrischen Gruppentheorie. Ob als Trainer, Mentor gemeinnütziger Organisationen, AG-Leiter oder Uni-Tu-tor, er engagiert sich gerne in der Förderung von Kindern und Jugendlichen. Obwohl er sich in seiner Freizeit bei jeder möglichen Art von Sport verausgabt, muss sein neuestes Spielzeug – ein Longboard – während der Akademie wohl zu Hause bleiben. Am Abend wird er regelmäßig zum leidenschaftlichen Theater-Besucher. Als ehemaliger Teilnehmer einer Studienstiftungs-Akade-mie in den Dolomiten freut er sich nun ganz besonders auf den Graphentheorie-Kurs im Harz.

You You Zhang (Jg. 1989) entdeckte ihre Vorliebe für die Finanzmathe-matik bereits 2007, als sie als Teilnehmerin der SchülerAkademie einen wirtschaftsmathematischen Kurs belegte. Sie studierte daraufhin Mathe-matik in Bonn und Cambridge (Großbritannien) und promoviert nun an der London School of Economics. Ihre Forschungsinteressen befinden sich in der Stochastischen Analysis und Martingaltheorie mit Anwendung auf Pariser Optionen. In ihrer Freizeit spielt sie leidenschaftlich Klavier und Schach und ist seit kurzem dem asiatischen Kampfsport verfallen.

gestellt wurde, liegen ihre historischen Wurzeln im Königsberger Brückenproblem. Die Gelehrten des 18. Jahrhunderts fragten sich, ob es einen Rundgang durch Königsberg gab, der alle sieben Brücken über den Fluss Pregel im Stadtzentrum genau einmal überquert. Einer der berühmtesten Mathematiker aller Zeiten, Leonhard Euler (1707–1783), nahm sich des Problems an und bewies, dass ein solcher Rundgang unmöglich sei. Eulers 13 Seiten um-fassende Lösung lässt sich in der modernen Graphentheo-rie auf wenige Zeilen zusammenschrumpfen: Nur Graphen, bei denen die Anzahl der ausgehenden Kanten an jedem Knoten gerade ist, erlauben einen Rundweg, bei dem jede Kante genau einmal durchlaufen wird.

Ziel dieses Kurses ist eine Einführung in die reine sowie die angewandte Graphentheorie. Während in der ersten Woche vor allem die theoretische Seite beleuchtet wird, werden in der zweiten Woche darauf aufbauend Graphen algorithmisch untersucht. Als rein optionalen Bestandteil

wollen wir für Kursteilnehmer mit Programmierkenntnissen abschließend die Implementie-rung der Algorithmen zu einem fertigen Computerprogramm anbieten. Alle Teile des Kurses werden sehr interaktiv und fle-xibel gestaltet.

Kursleitung... und seine abstrakte Darstellung als

Graph (Quelle: Wikipedia)

Das Königsberger Brückenproblem ...

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akaDemie groVeSmühle (31. JuLI BIs 16. AuGusT 2014)kurs 3.2

SystembiologieAnwendung mathematischer Modelle in der Zellbiologie

Die Systembiologie ist ein in den letzten Jahren immer po-pulärer werdender Forschungsbereich, der Methoden der Biologie, Mathematik und Informatik vereint. Ziel ist es, biologische Systeme in ihrer Gesamtheit zu verstehen und akkurate Vorhersagen über das Verhalten der Systeme unter bestimmten Bedingungen zu ermöglichen. Dabei steht ein ständiger Austausch zwischen Laborexperiment und der Erstellung mathematischer Modelle im Mittelpunkt. Die Systembiologie findet zahlreiche Anwendungsgebiete im Bereich der Biotechnologie, Umweltforschung und der me-dizinischen Forschung von detaillierter Krankheitsdiagnose bis zur Entwicklung neuer Therapien und Medikamente.

In der Systembiologie unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei unterschiedlichen Ansätzen: Im »bottom-up« Ansatz wird versucht, zentrale Signal- oder Stoffwech-selwege möglichst detailliert zu erfassen und mathematisch zu beschreiben. Im »top-down« Ansatz wird dagegen der Zustand möglichst vieler Elemente in einer Zelle (Gene, Proteine oder Metaboliten) unabhängig von ihrer Zugehö-

rigkeit zu einem bestimmten Signal- oder Stoffwechselweg mit sogenannten »high-throughput« Methoden erfasst, um ein Bild des Systems aus der »Vogelperspektive« zu bekommen.

Beide Ansätze werden im Kurs näher vorge-stellt und an Beispielen erarbeitet.

Im Kurs werden zur Einführung in die Systembiologie sowohl biologische als auch mathematische Themen theoretisch wie praktisch behandelt. Dabei wird im mathematischen Teil die Theorie der Dif-ferenzialgleichungen sowie die statistische Datenanalyse im Zusammenhang mit Modellbildung eingeführt und durch Übungen ver-tieft. Im biologischen Teil werden Bau und Funktionsweise von Zellen und anderen wichtigen biologischen Systemen vertieft sowie wichtige Signal- und Stoffwechselwege erarbeitet. Im praktischen Teil des Kurses werden beide Themenbereiche miteinander

Andreas Schüttler (Jg. 1986) war im Jahr 2005 Teilnehmer der Naturwissenschaft-lichen Sommerakademie der BASF in Ludwigshafen und nimmt in diesem Jahr erst-mals als Kursleiter an einer Akademie teil. Nach seinem Zivildienst im Norderneyer Nationalpark studierte er Biologie in Freiburg und Göteborg (Schweden). Seine Dip-lomarbeit verfasste er in der Systembiologie-Gruppe am Institut für Makromolekula-re Medizin in Freiburg. Zurzeit untersucht er am Umweltforschungszentrum Leipzig die Wirkung von Umweltgiften. In seiner Freizeit singt er im Chor, dirigiert, und setzt sich politisch für eine nachhaltige Energieversorgung ein.

Marcus Rosenblatt (Jg. 1989) lernte die DSA durch seine Teilnahme am Kurs »Ex-perimentalphysik« 2006 in Rostock kennen. Nach Zivildienst im Kindergarten stu-dierte er Physik in Berlin, Madrid (Spanien) und Freiburg. Bis April 2014 schreibt er seine Masterarbeit in der Abteilung »Systembiologie« am Physikalischen Institut der Uni Freiburg und wird anschließend auf diesem Gebiet promovieren. In seiner Frei-zeit beschäftigt er sich gern mit Chor- und Klaviermusik sowie Schach, Tanzen und Volleyball. Er ist seit mehreren Jahren aktiv im Alumniverein der DSA und wird in diesem Sommer erstmals einen Kurs auf einer SchülerAkademie leiten.

verknüpft, wobei sowohl einfache zellbiologische Experi-mente als auch kleinere Modellierungs- und Simulationsex-

perimente am Computer durchgeführt werden. Abschließend beschäftigen sich kleinere Gruppen mit komplizierteren biologischen Systemen und deren Mo-dellierung.

Kursleitung

Voraussetzung für den Kurs sind die Begeisterung für Themen der Mathematik und Biologie. Programmier-kenntnisse werden nicht vorausgesetzt.

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Analytische Plots von Genexpressionanalyse (links) sowie Modellierung eines Signalwegs (rechts). Quelle: A.S./M.R.

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akaDemie groVeSmühle (31. JuLI BIs 16. AuGusT 2014)kurs 3.3

The Big Bang TheoryModerne Kosmologie und Astronomie

Der Begriff Urknall ist mittlerweile den Meisten bekannt. Nicht zuletzt durch die populäre Sitcom »The Big Bang Theory« ist er heutzutage in aller Munde. Doch was verbirgt sich wirklich hinter diesem Begriff und warum glauben derzeit viele Physiker, dass am Ursprung unseres Universums ein Urknall stand?

Im Jahr 1915 legte Albert Einstein mit der Aufstellung der Feldgleichung der Allgemeinen Relativitätstheorie den Grundstein für die moderne Kosmologie. In den darauf folgenden Jahren fanden Friedmann, Lemaître, Robertson und Walker die Lösungen dieser Gleichung für isotrope und homogene Raumzeiten. Zusätzlich entdeckte Hubble durch astronomische Beobachtungen, dass das Universum expandiert. Beide Erkenntnisse führten zu der Hypothe-se, dass unser Universum aus einer Anfangssingulariät hervorging, dem sogenannten Urknall. Diese Theorie war anfangs sehr umstritten, wurde jedoch durch weitere astronomische Beobachtungen an Supernovae sowie der kosmischen Hintergrundstrahlung immer mehr gefestigt. Das führte letztendlich zur Entwicklung des so genannten

Standardmodells der Kosmologie, in dem das Universum aus einem heißen Urknall hervorgeht. Obwohl die heutigen Theorien sehr viel komplexer sind als das Friedmann-Le-maître-Modell und noch sehr viele Fragen zur Entstehung des Universums offen sind, so beinhalten immer noch viele dieser Modelle einen Urknall.

In diesem Kurs wird der historische Erkenntnisgewinn nachvollzogen, der dazu führte, dass heutzutage ein Groß-teil der Physiker an diese Theorie glaubt. Die mathema-tischen und physikalischen Grundlagen werden im Vorfeld mit Hilfe von Literatur sowie am Anfang des Kurses in Vor-lesungen und Übungen erarbeitet. Das beinhaltet das Lösen einfacher Differenzialgleichungen und Grundkenntnisse in Differenzialgeometrie sowie spezieller und allgemeiner Re-lativitätstheorie. Danach wird anhand von grundlegenden einfachen Annahmen das Friedmann-Lemaître-Modell her-geleitet. Dieses lässt abhängig von Parametern verschiedene kosmologische Szenarien zu.

Das Modell kann anschließend in Gruppen mit Hilfe von Daten aus verschiedenen aktuellen astronomischen Mes-sungen überprüft werden. Anhand dieser können dann

Sebastian Probst ( Jg. 1987) absolvierte sein Physikstudium an den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Regensburg. In seiner Bachelor und Masterarbeit beschäf-tigte er sich mit einem neuartigen Dotiereffekt in Hochtemperatursupraleitern. Seit Dezember 2011 promoviert er am Physikalischen Institut des Karlsruher Instituts für Technologie und untersucht potenzielle Quantenspeicher für supraleitende Qubits basierend auf selten-Erd Spins. In seiner Freizeit spielt er Handball, geht klettern und fährt Rad.

Eckhard Strobel ( Jg. 1988) studierte Physik an den Universitäten von Erlangen-Nürnberg und Regensburg. Danach begann er seine Promotion über Effekte der Quantenelektrodynamik in starken elektromagnetischen Feldern an der »Sapienza« in Rom (Italien) und der Universität von Nizza (Frankreich). An dieser arbeitet er im Moment am »International Center for Relativistic Astrophysics« in Pescara (Italien). In seiner Freizeit geht er gerne Laufen und liest viel. Außerdem interessiert er sich sehr für Sprachen.

die möglichen kosmologischen Parameter verglichen und diskutiert werden. Mit diesen Erkenntnissen ist es möglich, das wahrscheinlichste Szenario für die Evolution unseres Universums zu bestimmen.

Abschließend werden die Schwächen und Stärken des Modells diskutiert und ein Zusammenhang zur aktuellen Forschung hergestellt sowie die Herausforderungen der modernen Kosmologie beleuchtet.

Kursleitung

Temperaturschwankungen in der kosmischen Hintergrund-strahlung, aufgenommen durch den Planck-Satelliten. Diese Strahlung ist ein Fingerabdruck des frühen Universums ca. 300.000 Jahre nach dem Urknall. Ihre Schwankungen sind auf Dichtefluktuationen in der Materieverteilung zurückzu-führen, die der Keim der ersten Galaxien sind. Quelle: ESA

and the Planck collaboration

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AkAdemie Grovesmühle (31. Juli bis 16. August 2014)kurs 3.4

Ach wie flüchtig, ach wie nichtigZur Lage des Gemeinwohls

Das Gemeinwohl ist notorisch schwer zu finden. In der Praxis erscheint es oft flüchtig, in der Theorie mitunter nichtig. Gleichwohl bildet es seit der Antike einen offen-kundig unverzichtbaren Grundbegriff der Politik, dessen Definition respektive dessen definitorischen Mangel es gründlich zu reflektieren gilt. Schließlich ist das »bonum commune« der erklärte Zweck politischer Institutionen; kein Gemeinwesen, zumal kein demokratisches, kann auf diesen Anspruch verzichten, wenn es Legitimität erhei-schen möchte.

Eine zweifache Funktion wohnt dem Gemeinwohl inne: Es ist Ziel der Institutionen und zugleich wesentliches Kriterium für deren Aufbau. Bei wem das Gemeinwohl am sichersten aufgehoben sei, ist aber heftig umstritten. Vor allem zwei Regierungsorte konkurrieren um Geltung und Zuständigkeiten, die Zentrale und die Peripherie, schlichter ausgedrückt: Hauptstädte und Länder, Provinzen, Regionen oder gar Kommunen. Welche Befugnisse an welche Stelle gehören, definieren zentralistische Lehren dezidiert anders

als föderalistische – Extrembeispiele stellen etwa der (so-wjetische) Kommunismus respektive die Schweizer Eidge-nossenschaft dar.

Reserviert der Zentralismus einer Institution möglichst viele Kompetenzen, so delegiert der Föderalismus mög-lichst viele Entscheidungsbefugnisse an kleinere Einheiten. Beide Regierungs-Formen haben ihre entschiedenen An-hänger. Mit schöner Regelmäßigkeit prallen deren Meinun-gen in der Europäischen Union aufeinander, auch in der deutschen Dauerdiskussion um die Föderalismusreform. Überlegungen, wo das Gemeinwohl seinen Ort habe, haben indes eine lange Tradition. Sie beginnt bereits im antiken Griechenland, mit Platon und Aristoteles, und führt über die Scholastik (Thomas von Aquin) bis in die Moderne. Paradigmatisch verdichtet hat sich diese jahrhundertealte Auseinandersetzung in den »Federalist Papers« von James Madison, John Jay und Alexander Hamilton, entstanden im Streit um die US-amerikanische Verfassung des Jahres 1788.

Jens Müller (Jg. 1984) lebt in Brüssel und kennt als parlamentarischer Referent eines Europa-abgeordneten die praktischen Facetten des Kursthemas aus erster Hand. Nach einem Freiwil-ligendienst in Frankreich widmete er sich zunächst den »Deutsch-Französischen Studien« an den Universitäten von Regensburg und Clermont-Ferrand (Frankreich). Der dabei entdeckten Leidenschaft für wirtschaftspolitische Themen ging er anschließend im Rahmen des Master-studiengangs »Europäische Wirtschaft« an der Vrije Universiteit Brussel (Belgien) nach. In seiner Freizeit spielt er gerne Badminton und lernt Fremdsprachen. Er freut sich auf die dritte gemeinsame Akademie mit Georg Eckert.

Georg Eckert (Jg. 1983) ist promovierter Historiker. Als Wissenschaft-licher Assistent lehrt und forscht er an der Bergischen Universität Wup-pertal – vor allem über die Politik-, Wirtschafts- und Ideengeschichte der Neuzeit. Neben solchen Denkwegen nutzt Georg auch gerne Fahrradewe-ge oder Skipisten, je nach Jahreszeit, und singt in mehreren (klassischen) Chören.

Anhand historischer Beispiele, aber gerade auch anhand aktueller Auseinandersetzungen um die Struktur der EU, lässt sich trefflich untersuchen, welche Argumente für Zentralismus und Föderalismus geltend gemacht werden – und mit welchen Prämissen sie verbunden sind. Konkur-rierende Interessen und Werte werden in solchen Debatten immer auch mitverhandelt, nicht zuletzt weitreichende Annahmen über die Steuerungs- und Wissensfähigkeit politischer Körperschaften; der Neoliberalismus beispiels-weise bezweifelt, dass zentrale Einrichtungen überhaupt genau wissen können, worüber sie entscheiden. Debatten über das Gemeinwohl und seine Institutionen haben also politische, historische, ökonomische und philosophische Dimensionen, die es in intensiver Lektüre und Diskussion zu erforschen gilt.

Kursleitung

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AkAdemie Grovesmühle (31. Juli bis 16. August 2014)kurs 3.5

Die Macht der Schrift Vom gemeißelten Wort bis zum digitalen Text

Buchstaben sind heutzutage überall und allgegenwärtig. Sie prägen unsere Gesellschaftssysteme. Unser Leben ist auf die Normierung von Schriften festgelegt. Schrift und Zeichen sind für das moderne, menschliche Miteinander unabding-bar. Doch war dies nicht schon immer so?

Dienten ursprünglich bildhafte Elemente der überlieferten Kommunikation, entwickelten sich daraus im Laufe der letzten Jahrtausende komplexe Schriftsysteme, wie unser heute gebräuchliches Alphabet. Anfangs nur handge-schrieben und demnach selten waren diese Schriften rare Kommunikationsmittel und galten auch als Prestigeobjekt. Mit der Erfindung der beweglichen Lettern vor etwa 500 Jahren, die den Buchdruck in großen Auflagen ermögli-chten, wurde eine wesentliche Voraussetzung zur globalen Wissensvermittlung sowie der damit langsam beginnenden Alphabetisierung geschaffen.

Das Geschriebene sowie das Gedruckte stehen oftmals als Symbol für die Kulturgüter und die Machtverhältnisse. Ein gedrucktes Blatt kann aus diesem Grund wie der unmittel-bare Ausdruck eines allgemeingültigen Wissens wirken.

Doch auch gedruckte Informationen sollten stets hinter-fragt werden. Beispielsweise können (wissenschaftliche) Erkenntnisse und (historische) Gegebenheiten im Laufe der Zeit von einem anderen Standpunkt aus und mit zusätz-lichem Wissen um die Zusammenhänge bestätigt, korri-giert oder anders interpretiert und gewertet werden.

Inhalte werden nicht nur durch Worte, sondern auch durch die mediale Form vermittelt. Die Gestaltung kann vom Sender bewusst eingesetzt werden, um den Empfänger subtil zu beeinflussen oder gar zu manipulieren.Jeder hat bereits Kontakt mit geschriebenen und ge-druckten Schriften, Zeichen- und Informationssystemen (Piktogrammen, Icons, Tabellen, Diagrammen, Karten etc.) gehabt. Im Kurs werden die subjektiven Erfahrungen

Katharina Triebe (Jg. 1984) wurde in Gera geboren und studierte Visuelle Kommu-nikation an der Bauhaus-Universität Weimar und Grafik-Design/Buchkunst mit dem Schwerpunkt Typografie/Buchgestaltung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB). Seit dem Diplom zum Thema »Pflanzenschlaf« (nächtliche Bewegungen bei Pflanzen) im Juli 2011 ist sie als freiberufliche Grafik-Designerin Teil der Arbeitsge-meinschaft 312 in Leipzig und hauptsächlich für Auftraggeber aus dem Kulturbereich tätig. Berufsbegleitend befindet sich Katharina bis März 2014 im Meisterschülerstudi-um an der HGB und unterrichtet seit fünf Semestern an der Abendakademie der HGB

gestalterische Grundlagen im Kontext von Grafik-Design und Schrift.

Lorraine Garchery (Jg. 1987) wurde in Frankreich geboren. Nach einer glückli-chen Kindheit zwischen ihren sieben Geschwistern und ohne Fernsehen studierte sie Latein, Geschichte und Grafik-Design in Paris (Frankreich), Lyon (Frankreich) und Leipzig. Ihre Diplomarbeit (Juli 2013) beschäftigte sich mit der Magie der ma-thematischen Formel. Lorraine arbeitet als selbstständige Grafik-Designerin und Illustratorin in Paris. Ehrenamtlich bei den Pfadfinderinnen Frankreichs enga-giert, schreibt und illustriert sie Märchen über den Wald. Zum Ausgleich backt sie Schmuck in ihrem Emaillierofen.

und Wahrnehmungen von Druckmitteln gesammelt und besprochen. Es folgt eine objektive Beschreibung von bei-spielhaften Druckmaterialen, die später analysiert und ver-glichen werden. Im Fokus stehen dabei gedruckte Medien aus den Bereichen Politik, Werbung und Kunst.

Es werden keine spezifischen Vorkenntnisse vorausgesetzt. Vor Beginn der Akademie werden Texte zur Vorbereitung des Kurses zur Verfügung gestellt. Jeder Teilnehmer wird gebeten, ein Referat zu halten. Gerne können Teilneh-mende interessantes Material aus ihrer alltäglichen Umge-bung für den Kurs sammeln. Ziel des Kurses ist nach der Vermittlung der Wirkung von Schrift und von Inhalten eine eigene Auseinandersetzung zu einem frei gewählten Thema zu führen und anhand des erworbenen Wissens, sowohl theoretisch als auch mittels kleiner Gestaltungsübungen, zu erörtern.

Kursleitung

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AkAdemie Grovesmühle (31. Juli bis 16. August 2014)kurs 3.6

Stimmt’s? Gesang und Chorarbeit aus Sicht der Musikpädagogik

Die menschliche Stimme ist ein unsichtbares, aber sehr wirkungsvolles Instrument. Unbewusst gebraucht, verrät sie bereits klanglich schon sehr viel über eine Person. Be-wusst eingesetzt, kann sie Menschen begeistern, trösten, beruhigen oder manipulieren. Wir nutzen unsere Stimme über die gesamte Lebensspanne – sei es zum Schreien im Kleinkindalter, zum Sprechen, zum Singen oder je nach Neigung auch für ungewohnte Klangerzeugungen, wie beim Jodeln oder dem Kehlkopfgesang, der seit der TV-Serie »Big Bang Theory« durch Sheldon wieder verstärkt ins Licht der Öffentlichkeit gerückt ist.

Der Kurs nähert sich zunächst dem Phänomen Stimme aus verschiedenen Blickwinkeln der musikpädagogischen und musikwissenschaftlichen Sichtweise. Als Grundla-gen dienen dazu Einblicke in die Sprachentwicklung im Kontext der Evolution, in die Musikgeschichte mit ihren spezifischen musikalischen und soziologischen Dimensi-

onen des Stimmgebrauchs und in die Gegenwart, wenn die Teilnehmenden sich mit dem physiologischen Aufbau und besonderen Erscheinungsformen der Stimme bzw. der Sprech- und Gesangstechniken auseinandersetzen. In diesem Themenkomplex werden auch Stimmentwicklung, Stimmbildung und Möglichkeiten der auditiven Stimmbe-urteilung klassischer sowie populärer Musikerinnen und Musiker angesprochen.

Im Rahmen des zweiten Schwerpunktes des Kurses werden Einblicke in die zeitgemäßen empirischen Forschungs-weisen der Musikpädagogik erarbeitet. Dabei gehen die Teilnehmenden selbst eigenen Forschungsfragen durch qualitative (z.B. in Form von Interviews) und quantitative Methoden (z.B. mittels Fragebögen) nach und werten die Ergebnisse je nach Fragestellung durch die Anwendung spezifischer Software wie SPSS oder MAXQDA empirisch valide aus.

Kai Koch (Jg. 1986) studierte Schulmusik an der Hochschule für Musik Detmold (Orgel bei Prof. Tomasz A. Nowak) und Chemie an der Universität Paderborn. Von 2011–2012 absolvierte er ein Masterstudium (Orgel beim Domorganisten Thomas Schmitz) an der Musikhochschule Münster. Kai ist nach seinem Referendariat Lehrer an der Friedensschule, promoviert zugleich im Fach Musik-pädagogik bei Prof. Dr. Heiner Gembris an der Universität Paderborn und nimmt Lehraufträge für Musikpädagogik und Musikwissenschaft in Münster, Paderborn und Oldenburg wahr. Er ist unter anderem mehrfach Preisträger beim Bundeswettbewerb Komposition bzw. bei »Jugend komponiert« auf Landesebene und wurde 2010 durch aktive Teilnahme am »2. Europäischen Chorforum für jun-

ge Komponisten« ausgezeichnet. Zuletzt erlangte Kai im Jahr 2013 den dritten Preis beim Kompositionswettbewerb der chor.com in Dortmund. In seiner Freizeit geht Kai gerne in’s Kino, spielt Gesellschaftsspiele, kocht oder liest.

Katharina Gärtner (Jg. 1987) studiert Schulmusik und Klavierpäda-gogik an der Hochschule für Musik Detmold. Ein Schwerpunkt nimmt dabei die Chorleitung und Teilnahme in den Hochschulchören sowohl im »klassischen« als auch im »populären« Bereich ein. Zusätzlich stu-diert sie Schlagzeug und Percussion, womit sie sich immer wieder neu-en Stilrichtungen von Irish-Folk über Tango bis bulgarischer Folklore zuwendet. Coachings und Konzerte führten sie bereits nach Aarhus (Dänemark), Istanbul (Türkei), Beit Jala (Palästina) und New York City

(New York, USA).

Weitere inhaltliche Exkurse sind Einblicke in die Soziologie des Chorsingens, in ethnologische und religionsgeprägte Unterschiede bei verschiedenen Formen des Singens und in die Phoniatrie bezüglich Stimmerkrankungen bzw. The-rapiemöglichkeiten.

Kursleitung

Zur Teilnahme an diesem Kurs wird die Bereitschaft zur Ausar-beitung eines Referats und zur Einarbeitung in englischsprachige Fachliteratur vorausgesetzt. Zusätzlich wäre ein Interesse an empirischen Arbeitsmethoden wünschenswert. Musikpraktische Fähigkeiten sind hingegen nicht zwingend notwendig, da der Kurs sich wissenschaftlich mit dem Phänomen Stimme beschäf-tigt – vorteilhaft sind sie allerdings. Wichtigste Voraussetzungen sind jedoch Freude an Musik und Wissenschaft bzw. aktueller Forschung in Dimensionen, die der schulische Musikunterricht selten in der Form bieten kann!

Die Stimme ganz neu entdecken ... (Quelle: Bayrischer Rundfunk)

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akaDemie uSPriNg (7. BIs 23. AuGusT 2014)

Die Urspringschule liegt am Südrand der Schwäbischen Alb, 20 km westlich von Ulm.

Im Areal des über 880 Jahre alten Klosterbezirks Urspring leben und arbeiten rund 220 Kinder und Jugendliche und 80 Erwachsene zusammen. Das historische En-semble wurde in den letzten Jahren aufwändig restauriert und um neue Gebäude be-hutsam ergänzt. Schon bei der ersten Ankunft in Urspring stellt sich das einzigartige Campus-Gefühl ein.

Urspring, eine reformpädagogisch und evangelisch geprägte Einrichtung, setzt 80 Jahre nach der Gründung im Gymnasium und in der Montessori-Grundschule heute folgende inhaltliche Schwerpunkte:

Abitur und Lehre: Alle Mädchen und Jungen können zusätzlich zum Abitur in vier Meisterwerkstätten eine Lehre mit Gesellenprüfung kurz nach dem Abitur ma-chen.

Basketball-Leistungszentrum: Urspring ist ein vom Deutschen Basketball Bund aner-kanntes Basketball-Internat. In den Teams der Urspringschule haben talentierte Jugendliche, Mädchen und Jungen, die Chance, sich mit professionellem Coa-ching hochzuarbeiten. Die Meistertitel und Finalteilnahmen auf Bundes- und Landesebene der letzten Jahre sprechen für sich.

Akademie UrspringUrspringschule

Urspring ist bunt: Typisch für das Leben in Urspring ist die bunte Variationsbreite der Herkunft der Jugendlichen unterschiedlicher Nationalitäten und Gesellschafts-zusammenhänge. Tägliche Begegnungen in Schule, Arbeitsgemeinschaften, Werkstätten, Wohngruppen fordern und fördern den ganzen Menschen.

Diese Schwerpunktsetzung prägt die Angebotspalette in Urspring: Ein- und Zweibett-zimmer im historischen Baubestand, fachmännisch ausgestattete Schülerwerkstätten, EDV-Schulungsraum, Cafeterien, Foren für Theater, Kunstausstellungen und Musik, Mehrzweckhalle, Sporthalle und Sportplatz – und mittendrin die eigene Kirche für Gottesdienste und Konzerte.

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akaDemie uSPriNg (7. BIs 23. AuGusT 2014)

Programm

4.1 Gleichungen, die die Welt bewegen4.2 Experiment Wirtschaft4.3 Die Energiepolitik der Europäischen Union4.4 Justitia und die Musen4.5 Zwischen den Kulturen?4.6 Kinder- und Jugendliteratur in der Weimarer

Republik, dem Dritten Reich und der Nachkriegszeit

Akademieleitung

Joachim (Jo) Schwerdtfeger (Jg. 1962) freut sich darauf, nach einjähriger Pau-se in diesem Jahr wieder viele schöne Sommertage in Urspring zu verleben. In den zahlreichen Jahren seiner DSA-Tätigkeit leitete er allerdings nicht nur Aka-demien, sondern ab und an auch Kurse zu Themen aus den Bereichen Mathe-matik und Biologie. Beide Disziplinen faszinieren ihn immer noch und so ver-sucht er, mittels seiner Begeisterung Schülerinnen und Schülern diese Fächer interessant und lebhaft zu vermitteln. In seiner Freizeit widmet er sich gern dem Schachspiel, genießt auf dem Rad die Natur des Niederrheins oder er lässt

sich ganz einfach von seiner Neugier treiben.

Leonie Wagner (Jg. 1994) machte 2013 ihr Abitur und radelt jetzt jeden Mor-gen durch die Harthauser Filzen nach Rosenheim, um dort ihrer heimlichen Liebe zu Natur, Tieren und großen Maschinen nachzugeben, kurz: Sie macht eine Ausbildung zur Landwirtin. In ihrer Freizeit wird sie gelegentlich von Bü-chern bzw. ihrer Lesesucht überfallen, die sie jedoch mit regelmäßigem Kla4 spielen, Leichtathletiktraining und kleineren Holz-Basteleien in Schach hält. Und auch sonst ist sie immer für Gesellschaftsspiele, Bergtouren und längere Spaziergänge zu haben. In diesem Sommer freut sie sich auf die Akademie in

Urspring, an der sie 2012 selbst Teilnehmerin war.

Leitung kursübergreifende Musik

Johanna Beuse (Jg. 1989) machte nach dem Abitur ihr Hobby zum Beruf und begann ein Studium in Musik und Biologie in Oldenburg, welches sie 2014 ab-schließt. Hier lernte sie unter anderem Chöre und Ensembles zu leiten und ge-noss sowohl eine klassische wie auch eine populäre Gesangsausbildung. Neben-bei gibt sie Instrumentalunterricht und finanziert sich so ihr Studium. Seit Stu-dienbeginn singt sie im Pop- und Jazzchor der Uni, in einem weiteren kleinen Ensemble für gleiche Stimmen und in einem eigenen Quartett mit vier weiteren Studentinnen. Wenn sie nicht singt, an internationalen Chorprojekten (z.B. in

den USA und Kuba) und -festivals teilnimmt, reist sie gerne herum, macht viel Sport (Tanzen, Triathlon, Fußball) und genießt das Leben zusammen mit ihren Freunden. Sie freut sich schon sehr, gemeinsam zu musizieren und eine schöne Zeit zu verbringen!

URSPRINGSCHULEAN DER SCHWÄBISCHEN ALB89601 SCHELKLINGENwww.urspringschule.de

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akaDemie uSPriNg (7. BIs 23. AuGusT 2014)kurs 4.1

Gleichungen, die die Welt bewegenDifferenzialgleichungen und ihre Anwendungen

Ein Apfel fällt vom Baum. Ein Stein sinkt in Wasser lang-sam nach unten. Ein ausgelenktes Pendel schwingt von ei-ner Seite zur anderen, bis es zur Ruhe kommt. Schon früh haben Naturwissenschaftler versucht, diese natürlichen Bewegungen zu beschreiben, das heißt eine Funktion zu finden, die die Position x eines Körpers (wie Apfel, Stein oder Pendel) zum Zeitpunkt t angibt. Betrachtet man die physikalischen Kräfte, die auf einen Körper wirken, lässt sich tatsächlich oft eine Gleichung für diese gesuchte Funktion x(t) finden, allerdings beinhaltet sie nicht nur die Funktion selbst, sondern auch ihre Ableitung x’(t): Es ist eine Differenzialgleichung.

Differenzialgleichungen treten in Naturwissenschaft und Technik oft auf: Sie beschreiben die Bewegungen der Himmelskörper, Ausbreitung von Wärme in Bauteilen, Wachstums- und Zerfallsprozesse in der Biologie, das Zu-sammenspiel von Elektrizität und Magnetismus und chemische Reakti-onen. Der Kurs befasst sich mit Dif-ferenzialgleichungen: Wie entstehen sie? Und wie kann man sie lösen?

Der erste Teil des Kurses klärt, was eine Differenzialgleichung überhaupt ist und wie sich naturwissenschaftliche Fragen mit ihrer Hilfe mathematisch formulieren lassen. Die Teilnehmenden leiten in Teams Differenzialgleichungen her, indem sie et-wa die Bewegung eines Pendels oder radi-oaktiven Zerfall in Formeln beschreiben.

Um die gesuchte Funktion für Bewegung oder Zerfall zu finden, müssen die Dif-ferenzialgleichungen allerdings gelöst werden. Damit befasst sich der zweite Teil der Kursarbeit: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erarbeiten Techniken, um verschiedene Differenzialgleichungen zu lösen, und diskutieren die Ergebnisse in der Gruppe. Hier

sind ausgefeilte und ganz andere Strate-gien nötig, als man sie von Gleichungen aus der Schule kennt, denn nun muss eine ganze Funktion x(t)

Jan Nagel (Jg. 1983) studierte Mathematik mit Nebenfach Biologie in Bochum und Bergen (Norwegen). Nach seiner Promotion ging er nach einem kurzen Zwischen-stopp in Münster weiter nach Süden und erforscht zurzeit an der Technischen Uni-versität München, wie sich Teilchen zufällig durch inhomogene Medien bewegen. In München lernte er das Wandern in den Bergen schätzen und geht in seiner sons-tigen Freizeit gerne Laufen oder spielt Badminton oder Squash. Dies ist sein zwei-ter Kurs bei einer SchülerAkademie.

Aeneas Rooch (Jg. 1983) begeistert sich für Naturwissenschaft, Technik und Musik. Er studierte Mathematik und Physik in Bochum und Rouen (Frankreich), promovierte über statistische Verfahren, um stark abhängige Daten zu analysieren, und leitete Ma-thematikkurse und Praxisprojekte für Ingenieurstudenten. Derzeit arbeitet er in der Softwarebranche. Nebenher untersucht er im Hörfunk, warum nasse Kleidung dunkler ist oder ob man mit Tintenfischtinte wirklich schreiben kann. Er spielt gerne Klavier und Badminton (aber selten gleichzeitig). Dies ist sein dritter Kurs.

gefunden werden, und nicht bloß eine einzelne Zahl x. Dies führt schließlich zu der essentiellen Frage: Kann man jede Differenzialgleichung überhaupt lösen? Die Teilneh-merinnen undTeilnehmer wer-den im letzten Teil des Kurses mit mathematischer Präzision beweisen, wann zu einer Diffe-renzialgleichung eine Lösung existiert und ob es mehrere Lösungen geben kann.

Der Kurs wird sich ein faszi-nierendes Thema erschließen,

das nicht nur Kernstück der modernen, abstrakten Mathe-matik ist, sondern gleichzeitig viele interdisziplinäre An-wendungen in Naturwissenschaft und Technik besitzt.

Kursleitung

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer benötigen Grundwissen über Ableiten, Integrieren und die komplexe Exponentialfunk-tion. Aber keine Sorge: Wer das aus dem Schulunterricht nicht kennt, kann ein kleines Vorbereitungsskript durcharbeiten und es sich aneignen. Mathematisches Interesse ist Voraussetzung, ein Mathe-LK ist aber nicht zwingend nötig.

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AkAdemie Uspring (7. bis 23. August 2014)kurs 4.2

Experiment Wirtschaft Wie Märkte wirklich funktionieren

Sollte man für das Studium Geld verlangen? Sind Mindestlöh-ne ein Ausweg aus der Erwerbsarmut? Reduziert ein Organ-handelverbot das Angebot an Spenderorganen? Wird weniger geraucht, wenn die Tabaksteuer erhöht wird?

Mit diesen und anderen Fragestellungen beschäftigt sich die Mikroökonomie, ein Teilbereich der Volkswirtschaftslehre. Die Mikroökonomie versucht das wirtschaftliche Verhalten des Einzelnen zu erklären. Sie möchte herausfinden, wie der Einzelne, Haushalte und Firmen ihre Entscheidungen über die beschränkten Ressourcen fällen, die ihnen zur Verfügung stehen. Meist stehen dabei Märkte im Vordergrund, auf denen Güter oder Dienstleistungen gekauft und verkauft werden.

Der Kurs beginnt mit scheinbar trivialen Themen: Wenn ein Kunde einen Markt betritt ist er mit einer Warenfülle konfron-tiert. Aber wie entscheidet das Individuum, welche Produkte es erwirbt? Der Preis für die einzelnen Waren spielt dabei sicherlich eine nicht unwesentliche Rolle. Doch woher kommt der Preis? Woher weiß der Markthändler, welchen Preis er für sein Produkt verlangen soll? Gibt es vielleicht etwas wie den

»optimalen« Preis? Wie ändert sich dieser, wenn der Stand-nachbar seine Preise erhöht?

Nachdem die grundlegende Funktionsweise des Marktes geklärt wurde, werden die Themen anspruchvoller: Kartelle, Monopole, Verhandlungen, Auktionen, Gebrauchtwagenmär-kte sind ebenso Bestandteil wie die Mindestlohndebatte und Ökosteuern.

Die Volkswirtschaftslehre ist eine von Theorie geprägte Wis-senschaft. Meist reichen Tafel und Kreide um diese Disziplin zu betreiben. Das muss nicht langweilig sein, aber trotzdem stehen Experimente im Mittelpunkt.

Experimente in der VWL?

Leider knallt und raucht es bei volkswirtschaftlichen Expe-rimenten nicht. Spaß machen sie dennoch, denn »Versuchs-kaninchen« sind die Teilnehmenden des Kurses selbst. Das Prinzip von experimenteller Volkswirtschaftslehre ist einfach: Wer Mikroökonomie, also das wirtschaftliche Verhalten des Einzelnen verstehen will, der muss es ausprobieren. Wie han-delt der Einzelne unter festgelegten Rahmenbedingungen? So

Anna Göddeke (Jg. 1981) studierte Wirtschaftswissenschaft in Bochum und promovierte im Anschluss in Bochum, Santa Barbara (Kalifornien, USA) und Nürnberg. Nach ihrer Zeit an der Hochschule arbeitete sie bei einer mikroöko-nomischen Beratungsfirma in London (Großbritannien) und Köln. Inzwischen ist Anna an die Hochschule zurückgekehrt und unterrichtet Mikroökonomie im Studiengang International Business an der ESB Business School in Reut-lingen. Anna bevorzugt Freizeitaktivitäten, bei denen sie nicht hinter einem Schreibtisch sitzen muss.

Laura Birg (Jg. 1983) studierte Wirtschaftswissenschaft in Bochum und Helsinki (Finn-land). Anschließend promovierte sie in Kiel zur Arzneimittelmarktregulierung im euro-päischen Binnenmarkt. Mittlerweile ist sie Mitarbeiterin am Centrum für Europa-, Gover-nance- und Entwicklungsforschung an der Universität Göttingen. In ihrer Freizeit geht sie gelegentlich Laufen und fährt Rennrad, liest viel und geht ins Kino oder Theater. 2002 war Laura selbst Teilnehmerin im Kurs »Demokratie und Deliberation«.

kann das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ebenso wie die Preisbildung am eigenen Leib erfahren werden. Und auch komplexere Fragestellungen lassen sich ohne Weiteres experimentell testen. Der Kurs wird abwechselnd aus Experimenten und Theo-riebausteinen bestehen. Dabei wird es Aufgabe der Teilneh-menden sein, Experimente als Experimentatoren zu leiten. Vor Beginn der Akademie werden genaue Anweisungen gegeben, wie das jeweilige Experiment strukturiert ist, wie der Ver-suchsablauf aussieht, und natürlich auch, was das erhoffte Er-gebnis des Experimentes ist. Ergänzend werden anschließend diese Erkenntnisse theoretisch untermauert.

Es werden keine speziellen wirtschaftlichen Vorkenntnisse verlangt, lediglich Neugierde auf volkswirtschaftliche Zu-sammenhänge sollte vorhanden sein. Jeder und jede Teilneh-mende sollte bereit sein, sich im Vorfeld der Akademie in eine Fragestellung vertiefend einzuarbeiten und ein Experiment oder ein Referat vorzubereiten. Die Versuchsanleitungen, Fall-dokumentationen, Erklärungen und unterstützende Literatur werden dabei vorwiegend in englischer Sprache bereitgestellt. Des Weiteren sind Spaß an Mathematik und der theoretischen Lösungssuche von Vorteil.

Kursleitung

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AkAdemie Uspring (7. bis 23. August 2014)kurs 4.3

Die Energiepolitik der Europäischen UnionZiele, Verfahren, Instrumente und Perspektiven

Wohin entwickelt sich die Energiepolitik in Europa? Wird Stromverbrauch immer teurer? Gelingt es, das Klima zu schützen? Darf die Europäische Union (EU) den Mitglied-staaten eine bestimmte Energiepolitik vorschreiben? Kann die EU außer Glühbirnen auch Solardächer verbieten? Um diese Fragen beantworten zu können, braucht man vertiefte Kenntnisse über Ziele, Instrumente und Verfahren der EU-Energiepolitik.

Mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon am 1. Dezember 2009 verfügt die Europäische Union mit Artikel 194 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) erstmals über eine Kompetenzgrundlage für eine umfassende europäische Energiepolitik. Folgenden Zielen ist sie verpflichtet: Der Sicherstellung des Funk-tionierens des Energiemarkts, der Gewährleistung der Energieversorgungssicherheit in der Union, der Förderung der Energieeffizienz und von Energieeinsparungen, der Entwicklung neuer und erneuerbarer Energiequellen sowie der Förderung der Interkonnektion der Energienetze. Die Mitgliedstaaten können allerdings selbst über ihren Ener-giemix entscheiden. Daraus ergibt sich ein Spannungsfeld zwischen nationaler und europäischer Energiepolitik.

In der jüngeren Vergangenheit war die Energiepolitik der EU stark durch die Klimaschutzpolitik geprägt. Ob dies weiterhin der Fall sein wird, ist derzeit fraglich. Energiever-sorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit sind Ziele, die in der aktuellen Debatte ein höheres Gewicht erhalten haben.

Der Kurs bietet die Möglichkeit, einen vertieften Einblick in die Energiepolitik der EU zu erhalten. Themen des Kurses sind:• dieZielederEU-Energiepolitik,• volkswirtschaftlicheGrundlagenderEnergie-undKli-

maschutzpolitik, • eineDarstellungderrelevantenAkteureundihrerje-

weiligen Ziele (u.a. die Regierungen der Mitgliedstaaten, das Europäische Parlament, der Rat der Europäischen Union, die Europäische Kommission und ihre General-direktionen sowie Interessengruppen),

• eineEinführungindaseuropäischeGesetzgebungsver-fahren,

• dasZusammenspielvoneuropäischerundnationalerEnergiepolitik,

• InhaltundWirkungwichtigereuropäischerRechtsakte(u.a. Erneuerbare-Energien-Richtline, Energieeffizienz-Richtlinie, Ökodesign-Richtlinie in Verbindung mit den einschlägigen Durchführungsrechtsakten).

Jan S. Voßwinkel ( Jg. 1977) studierte Wirtschaftswissenschaft in Bochum und wurde dort im Bereich Finanzwissenschaft auch promoviert. Für gut fünf Jahre war er am Centrum für Europäische Politik in Freiburg insbesondere für den Bereich Energie- und Klimaschutzpolitik tätig. Die Tätigkeit dort war interdisziplinär öko-nomisch-juristisch ausgelegt. Seit Herbst 2013 lehrt er Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. In seiner Freizeit hört er gerne Jazz und läuft seine Runden durch den Stuttgarter Schlosspark.

Fabian Kurz (Jg. 1992) machte 2011 am Gymnasium Schloss Hagerhof in Bad Hon-nef sein Abitur. Seit 2011 studiert er Volkswirtschaftslehre an der Universität Mann-heim. Seit dem ersten Semester ist er Stipendiat der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit. Dort koordiniert er den stipendiatischen Arbeitskreis Wirtschaft und Soziales und organsiert Seminarwochenenden und Abendveranstaltungen in ganz Deutschland. Zuvor engagierte er sich im Bereich der Entwicklungspolitik und be-suchte zweimal Projekte in Burkina Faso.

Der Kurs wird sich sowohl mit Zuständigkeits- und Ver-fahrensfragen einerseits und energiepolitischen Inhalten andererseits befassen. Dabei wird es die Aufgabe der Teil-nehmenden sein, jeweils bestimmte Aspekte der Energie-politik und der dazugehörigen Verfahren und Instrumente vorzustellen und zu erörtern. Vor Beginn der Akademie werden hierzu genaue Anweisungen verteilt. Während der Akademie wird dann das Wissen in Form von Referaten präsentiert und im Kursverlauf in die Diskussionen und Erörterungen einbracht. Die Diskussion der energiepoli-tischen Argumente wird u.a. so geführt, dass Teilnehmende die Aufgabe erhalten, ein jeweils bestimmtes Interesse zu vertreten.

Ziel des Kurses ist es, anhand von fundiertem juristischen, politischen und ökonomischen Wissen an der aktuellen Debatte um die Zukunft der Europäischen Energiepolitik teilzunehmen und das Spannungsfeld zwischen nationaler und europäischer Energiepolitik zu beurteilen. Die Inhalte werden auf dem Niveau eines Hochschulseminars für Bachelor-Studenten erarbeitet.

Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Hilfreich ist die Be-reitschaft, sich auch unter Rückgriff auf englischsprachige Texte juristische, ökonomische und politologische Inhalte zu erarbeiten.Kursleitung

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akaDemie uSPriNg (7. BIs 23. AuGusT 2014)kurs 4.4

Justitia und die MusenRecht und Gerechtigkeit in / für Kunst und Literatur

Schon in der attischen Tragödie rücken die Fragen von Recht und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt der Handlung. Von Sophokles über Kleist bis Dürrenmatt wird in Auseinandersetzung mit Themen wie Gewalt und Gesetz, Schuld und Strafe, Reue und Gnade nicht nur Rechtswissen vermittelt, sondern auch Rechtsdenken verhandelt. Dabei verbindet sich die Grunderwartung, dass es auf der Welt gerecht zugehe, mit der Faszination für die »Nachtseite« der menschlichen Natur und der Gesellschaft. Doch wird das positive Recht in den fiktiven Welten nicht nur legitimiert, sondern auch kriti-siert, nicht zuletzt von den Dichterjuristen (Hoff-mann, Kafka, Schlink). Gerade in der Literatur können die Täter als Individuen wahrgenommen und die Taten auf ihre psychologischen und so-ziologischen Hintergründe befragt und überdies alternative Konzepte von Recht und Gerechtigkeit erprobt werden.

Schon im ägyptischen Totenbuch werden Bilder für die Vermittlung von Recht herangezogen. Die Rechtsordnung

entwickelt ein System von Kennzeichnungen (Siegel und Wappen) und Symbolen (Kro-ne und Zepter für Herrschaft). Dabei ist die bildende Kunst wie keine andere dazu geeig-net, sich für die Interessen von Staat und Recht instru-mentalisieren zu lassen, aber auch Utopien zu beglaubigen: vom Goldenen Zeitalter, dem vollkommenen Zustand der Rechtlosigkeit, bis zum Jüngs-ten Gericht, dem Ereignis der vollendeten Gerechtigkeit.

Schon im römischen Zwölfta-felgesetz wird der Vortrag von

Schmähversen mit dem Tode bestraft. Die kirchliche bzw. staatliche Zensur beansprucht die Kontrolle über die Kunst, um die Masse und die Macht vor dem Künstler zu schüt-zen. Die Vorstellung vom »geistigen Eigentum« ermöglicht

Matthias Wagner (Jg. 1986) studierte Rechtswissenschaft mit den Schwerpunkten Rechtsgeschichte und Rechtsphilosophie in Regensburg und Córdoba (Spanien). Er war studentische Hilfskraft an einem Lehrstuhl für Strafrecht und Strafprozessrecht. Gegenwärtig arbeitet er in Freiburg an einer Dissertation über das Konzept der Pati-entenautonomie im Spannungsfeld von Medizinethik und Medizinrecht. Seit vielen Jahren ist er Ensemblemitglied in der freien Theatergruppe ImPuls, mit der er regel-mäßig in München und Wien gastiert. Außerdem hat er eine besondere Vorliebe für Holz – er spielt Gitarre und baut Möbel.

Sergej Liamin ( Jg. 1977) studierte in Tambov (Russland) Deutsche und Englische Philologie und engagierte sich vielfältig für den deutsch-russischen kulturellen Aus-tausch. Nach dem Abschluss wechselte er nach Regensburg, wo er einen Lehrauftrag in Neuerer Deutscher sowie Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft innehatte. 2013 wurde er mit einer Arbeit über die Aufnahme der eddischen My-thologie in der deutschen Literatur promoviert. Gern lernt er Gedichte auswendig oder besucht Konzerte, Opern, Theater, Kunstausstellungen – am liebsten in fremden Städten und mit guten Freunden.

dagegen die rechtliche Normierung von Urheberschutz und Kunstfreiheit. Somit werden der Künstler und sein Werk vor den Ideologien sowie vor den Konkurrenten bzw. Konsumenten in Schutz genommen und gleichzeitig durch die Rechte der Persönlichkeit in die Schranken verwiesen. Inwiefern der Sache »Kunstwerk« in der Rechtsprechung eine Sonderstellung zukommt, verdeutlicht nicht zuletzt die Diskussion über die Fälle von Kunstfälschung und Raubkunst.

Literaturwissenschaft und Rechtswissenschaft arbeiten auf derselben hermeneutischen Grundlage, indem sich beide mit der Auslegung von Texten befassen. Der Dialog der Ju-stitia mit den Musen erschließt jedoch auch eine juridische Dimension der Kunst und eine ästhetische Dimension der Rechtsprechung. So schafft die Dichtung nicht nur eine immanente oder transzendente »poetische Gerechtigkeit«, sondern auch ein »höheres Gesetz« der literarischen Form. So fällt die bildende Kunst ihre Urteile, indem sie das Gute mit dem Schönen und das Böse mit dem Hässlichen ver-rechnet. So verlangt eine juristische Schrift nach einer spe-zifischen Kunstsprache, so beharrt eine Gerichtsverhand-lung auf ihren althergebrachten Ritualen. Doch während das Recht über die Beseitigung der Widersprüche im Leben befindet, definiert sich die Kunst gerade über die Irritation, die sie für das Leben bedeutet. Am Ende aber finden das Recht wie die Kunst ihre Grenzen in der Gnade, in der sie aufgehoben werden. Kursleitung

Justitia

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AkAdemie Uspring (7. bis 23. August 2014)kurs 4.5

Zwischen den Kulturen?Interkulturalität im Spiegel der Gesellschaft

In einer globalisierten Welt, in welcher der demogra-phische Wandel eine immer entscheidendere Rolle spielt und nationale Grenzen nach neuen Definitionen streben, kommt das Individuum regelmäßig mit Menschen unter-schiedlicher Herkunft, Religion, Denkweise und Lebens-entwürfe in Berührung.

Sicherlich hat die eigene kulturelle Prägung einen starken Einfluss auf Verhalten, Ansichten, Werte und auf die Iden-tität eines Individuums. Doch wie verhält es sich aufgrund dessen in einer Welt der Diversität und der kulturellen Vielfalt? Der Politiker Ralf Niermann äußerte sich zum The-ma Interkulturalität folgendermaßen: »Das Anderssein der anderen als Bereicherung des eigenen Seins zu begreifen; sich verstehen, sich verständigen, miteinander vertraut werden, darin liegt die Zukunft der Menschheit.« Darin liegt aber auch ein zentraler Aspekt dieses Kurses.

Um sich dem Thema Interkultu-ralität zu nähern, verfolgt der Kurs zunächst die Absicht,

für die Begriffe »Kultur« und »Identität« zu sensibilisieren bzw. aufzuzeigen in welchem Spannungsverhältnis die bei-den Begriffe zueinander stehen. In der Alltagssprache ver-wenden wir die Begriffe »Identität« und »Kultur« häufig, um Menschen unterschiedlicher Herkunft und Nationen sowie deren Lebenswelten zu beschreiben. Gleichzeitig verwenden wir den Begriff »Identität« für die Beschreibung unseres Selbst und den Begriff »Kultur« für Bezeichnungen von Hochkultur. Bereits diese Beispiele zeigen, wie viel-schichtig die beiden Begriffe sind. Aus diesen und weiteren Gründen werden die Begriffe in den Geisteswissenschaften immer wieder kritisch diskutiert, man lernt, dass die bei-den Begriffe nur sehr schwer zu fassen sind und man ihnen theoretisch auf den Grund gehen muss. Gleichzeitig wer-

den im Kurs verschiedene Fallbeispiele herangezogen (ein besonderer Schwer-punkt liegt dabei auf der tibetischen Diaspora).

Des Weiteren werden di-verse Kulturmodelle diskutiert und einander gegenüber gestellt. Die Teilnehmenden werden aufgefordert, sich auf interaktive Weise mit Abstrakta wie Stereotypisierung, Wahrnehmung und Fremdwahrnehmung, Kulturwechsel

Tina Lauer (Jg. 1978) studierte Zentralasienwissenschaften an der Universität Bonn und ar-beitete anschließend als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin an der Universität Bern. Dort promovierte sie im Bereich Central Asian Studies zu den Lebenswelten der zweiten Gene-ration von Tibeterinnen und Tibetern in der Schweiz und in Indien. Es folgten Weiterbildun-gen in Kulturmanagement sowie BWL- und internationalem Management. Gegenwärtig arbei-tet sie als Kulturmanagerin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und als selbständige Kulturberaterin. Sie ist stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kham Nomadenhilfe e.V.

Nikolas Vagkidis (Jg. 1980) studierte Germanistik, Slavistik und Westsla-vistik an der Universität zu Köln und am Institut für Literaturwissenschaft Moskau. Es folgten diverse Weiterbildungen in Rhetorik, Marketing, BWL und internationalem Management. Zurzeit arbeitet er als wissenschaftli-cher Mitarbeiter und Dozent für Interkulturelle Sensibilisierung an der Universität zu Köln und betreut zudem die internationalen Studierenden der Philosophischen Fakultät.

und Kulturschock, Fremdheit sowie kultureller Identität auseinander zu setzen. Sie werden kritisch hinterfragen, diskutieren und nach Definitionen suchen. Der Kurs zielt in erster Linie auf die Schärfung des eigenen Blickes und der Bewusstwerdung des eigenen Blickwinkels ab. Zudem wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die eigene kulturelle Prägung bewusst, gleichzeitig werden Handlungsstrategien für den Umgang mit Situationen mit Konfliktpotenzial vorgestellt.

Kursleitung

Tibeter in der Schweiz

Vorkenntnisse werden für diesen Kurs nicht vorausgesetzt, allerdings eine grundlegende Bereitschaft, sich auf Diskus-sionen und Rollenspiele einzulassen. Da die grundlegende Literatur meist auf Englisch verfasst ist, sind Englisch-kenntnisse hilfreich.

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AkAdemie Uspring (7. bis 23. August 2014)kurs 4.6

Kinder- und Jugendliteratur in der Weimarer Republik, dem Dritten Reich und der NachkriegszeitKinderbuchklassiker wie Erich Kästners »Das fliegende Klassenzimmer« oder Else Urys »Nesthäkchen«-Reihe begeisterten bereits Generationen von Kindern. Die bewun-derten Protagonisten, welche die spannendsten Abenteuer erleben, waren schon immer wichtige Identifikationsfi-guren und Vorbilder ihrer jungen Leserschaft. In diesem Kurs werden einige ausgewählte Kinder- und Jugendbücher aus der Zeit der Weimarer Republik, des Dritten Reichs so-wie der Nachkriegszeit angeschaut und analysiert.

Welche Tugenden, Ideale und moralischen Grundsätze werden darin vermittelt und was sagt uns dies über die Zeit in der sie verfasst wurden?

Eingebettet werden die Analysen der Texte in den histo-rischen Kontext der Zeit. Wodurch zeichneten sich die un-terschiedlichen gesellschaftlichen Systeme aus und welche Wert- und Normvorstellungen herrschten vor? Bereits damals – ebenso wie heute – hatten Kinder- und Ju-gendbücher nicht nur den Anspruch, ihr junges Publikum

zu unterhalten, sondern ihm darüber hinaus auch gewisse Werte und Verhaltensweisen zu vermitteln. Neben den Ro-manen beschäftigt sich der Kurs auch mit den Biographien der Autoren oder historisch einschneidenden Ereignissen, wie der Bücherverbrennung im Nationalsozialismus oder der Praxis der Buchzensur.

Die inhaltliche Annäherung des Kurses erfolgt durch litera-turwissenschaftliche und historische Arbeitsweisen. Darü-ber hinaus wird das Verständnis für komplexe, dynamische Zusammenhänge geschärft. Obwohl der Gegenstand der Literatur im Fokus der Betrachtung steht, wird er nicht isoliert erarbeitet, sondern im Kontext der historischen Entwicklungen. So werden die Verbindungslinien zwischen Kinder- und Jugendliteratur und ihrem zeitgenössischen Umfeld aufgezeigt. Von besonderem Interesse ist dabei, wie sich diese in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Systemen veränderten und sich dieses auf die Inhalte von Kinder- und Jugendbüchern auswirkte.Als Basis für den Kurs dient historische und germani-

Ann-Kristin Kolwes (Jg. 1987) studierte an der Universität Bielefeld Geschichtswis-senschaften und Psychologie. An der Fakultät für Geschichte war sie während ihres Studiums als Tutorin im Bereich »Geschichte als Beruf« und als wissenschaftliche Hilfskraft beschäftigt. Zudem ist sie Mitarbeiterin in einem außeruniversitären For-schungsprojekt im Gebiet der Disability History. In ihrer Freizeit engagiert sie sich ehrenamtlich als Lesepatin an einer Bielefelder Kindertagesstätte und ist seit vielen Jahren Mitglied einer Kabarettgruppe.

Julia Schmilgun (Jg. 1986) studierte an der Universität Bielefeld Germanistik, Ge-schichte und Erziehungswissenschaften. Während ihres Studiums leitete sie Lite-raturprojektwochen an Schulen und war als Sprachförderkraft bei der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern aus Zuwandererfamilien (RAA) Bielefeld beschäftigt. Noch während ihres Master-Studiums begann sie ein wissenschaftliches Volontariat im Museum für Westfälische Literatur in Oelde. In ihrer Freizeit geht sie gerne ins Theater und lernt seit einiger Zeit Querflöte spielen.

stische Fachliteratur. Anhand von ausgewählten Romanen und Romanauszügen wird die Vermittlung von Wert- und Normvorstellungen analysiert und interpretiert und in den historischen Kontext eingeordnet. Basierend darauf wird die Verzahnung, Beeinflussung oder auch die Abhängigkeit beider Bereiche analysiert.

Spezifische historische oder literaturwissenschaftliche Kenntnisse sind nicht notwendig. Grundlagentexte werden im Vorfeld als Reader zur Verfügung gestellt.

Kursleitung

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akaDemie hilDeN (10. BIs 26. JuLI 2014)

Unmittelbar neben dem beschaulichen Stadtzentrum von Hilden, einer typischen bergischen Mittelstadt, lernen täglich ca. 1.850 junge Menschen in zwei Schulen auf einem weiträumigen Campus: Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (1.100 Schülerin-nen und Schüler), die Wilhelmine-Fliedner-Realschule (750 Schülerinnen und Schü-ler) und das Internat sowie das Tagesinternat bilden das Evangelische Schulzentrum Hilden.

Gut ausgestattete Fach- und Sammlungsräume (Naturwissenschaften, Musik, Kunst, Theater) und eine große Sportanlage (zwei Sporthallen, eine Judohalle, Außenplatz mit Tartanbahn, Kugelstoß- und Weitsprunganlage), Bibliothek, Interneträume und -Café machen Lust zum Lernen.

Im Internat leben ungefähr 60 Schülerinnen und Schüler in Einzel- und Doppelzim-mern, z.T. mit eigener Dusche und WC. Die große Mensa wird vom eigenen Küchen-team betreut und bietet täglich neben Frühstück und Abendbrot zwei frisch gekochte Mittagsmahlzeiten an, auch vegetarische.

Kulturelle Angebote im Großraum von Düsseldorf und Köln, im Ruhrgebiet und im Bergischen Land sind vom Schulzentrum aus gut zu erreichen.

Akademie HildenEvangelisches Schulzentrum Hilden

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akaDemie hilDeN (10. BIs 26. JuLI 2014)

Programm

5.1 Alice, Bob und Cäsar5.2 Quantenmechanik5.3 Digitale Schaltungen5.4 Das individual-based model (IBM)5.5 In(ter)ventionen im öffentlichen Raum5.6 »Bilder von dir überdauern bis in alle Zeit«

Akademieleitung

Ute Schütte (Jg. 1983 ) verbrachte 2001 auf der SchülerAkademie Grovesmühle zwei unvergesslich tolle Wochen. Nachdem sie 2010 und 2012 in Braunschweig als Kurs- und Akademieleiterin dabei war, freut sie sich auf einen neuen DSA-Sommer in Hilden. Ute studierte Pharmazie in Münster und ist nach Ausflügen nach Lille (Frankreich) und Boston (Massachusetts, USA) seit 2009 Apotheke-rin. Im Moment schließt sie am Universitätsklinikum Bonn ihre Doktorarbeit in der Krebsforschung ab. Wenn sie nicht gerade im Labor pipettiert oder in der Apotheke Kunden berät, singt sie in ihrer Freizeit mit Begeisterung in verschie-

denen Chören.

Friedemann Reinhard (Jg. 1981) leitet im wirklichen Leben eine Forschungs-gruppe an der Universität Stuttgart, die einen Kernspintomographen entwickelt, der einzelne Moleküle abbilden kann. In seiner Freizeit erobert er die Kletter-hallen der Umgebung, spielt Klavier und versucht sich an a-capella-Gesang. Er freut sich schon jetzt auf zweieinhalb Wochen Ausnahmezustand, in denen ne-ben viel Wissenschaft auch Musik, Sport und angewandter Schabernack ihren Platz haben werden.

Laura Berkemeyer ( Jg. 1994) schloss 2013 ihr Abitur in Saerbeck, im wun-derschönen Münsterland, ab und arbeitete anschließend als Produktionsassis-tentin bei einer Märchenspielfilmproduktion in Hamburg. Zur Zeit befindet sie sich in einem sozialen Projekt in Simbabwe im Süden von Afrika, bevor sie sich zum WS 14/15 dem Wirtschaftsingenieurwesen in Dortmund widmet. Neben dem Reisen spielt Laura gerne Theater, Klarinette und Karten. Auf der Akade-mie freut sie sich auf viel Sport, KüAs und das Erleben des Ganzen aus einer anderen Perspektive.

Leitung kursübergreifende Musik

Iskra Ognyanova ( Jg. 1980) in Bulgarien geboren und aufgewachsen, be-gann ihre erste Hochschulausbildung an der Nationalmusikakademie in Sofia mit Tonregie und Chorleitung. Ab 2005 studierte sie Chorleitung, Klavier und Musikpädagogik an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf, besuchte zahlreiche Meisterkurse und war Stipendiatin der Ewald Horbach Stiftung, von E.ON und dem DAAD. Darüber hinaus konzertiert sie als Pianistin und Chor-leiterin in Bulgarien, Tschechien, Italien, Deutschland und Südkorea. Seit 2008 ist sie Chorleitungsassistentin und Repetitorin beim Düsseldorfer Mädchen-

und Jungenchor und leitet außerdem den Kinder- und Jugendchor der städtischen Musikschule Neuss. Iskra erwartet ihre zweite SchülerAkademie in Hilden 2014 mit großer Freude und Aufre-gung und freut sich sehr auf das Treffen mit vielen neuen jungen Talenten aus ganz Deutschland.

Evangelisches Schulzentrum HildenGerresheimer Str. 7440721 Hildenwww.eszhilden.de

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AkAdemie Hilden (10. bis 26. Juli 2014)kurs 5.1

Alice, Bob und CäsarWie funktionieren Verschlüsselungsverfahren?

James Bond befindet sich im Geheimauftrag ihrer Majestät, im Gepäck den entwendeten Sprengkopf der Atomrakete, die um ein Haar die Welt vernichtet hätte. Ausnahmsweise verzichtet er auf eine wilde Verfolgungsjagd mit dem Feind, sondern entschließt sich, mit seinem Satellitentelefon seine Koordinaten an den lokalen Stützpunkt zu senden. Ein paar kurze Rechnungen auf dem zerknüllten Schmierzettel aus der hinteren Hosentasche, und schon wird die für beide Seiten le-benswichtige Information zu einer Folge zusammenhangsloser Ziffern. Der Feind hört die Verbindung zwar ab, kann seinen Standpunkt aber nicht ermitteln. SCHNITT. Welt ge-rettet.

Wie sich Nachrichten sicher übertragen lassen, ist Thema dieses Kurses. Dabei werden verschiedene Verschlüs-selungsverfahren erarbeitet, angefangen bei der naiven Cäsar-Verschlüsselung, die schon vor 2000 Jahren von Cäsar verwendet wurde, und endend bei modernen Kryp-tographieverfahren, die heutzutage für alltägliche Vorgänge

wie Online-Banking oder digitale Signaturen verwendet werden.

Ein wesentlicher Aspekt von Verschlüsselungsverfahren ist die Sicherheit gegenüber möglichen Abhörversuchen. Eine Methode gilt als sicher, wenn die erforderliche Zeit zum Knacken größer ist als die Zeit, in welcher die Daten

geheim gehalten werden müssen. Nach diesem Kriterium ist die Cäsar-Verschlüsselung, bei welcher ein Buchstabe um eine feste Anzahl von Stellen im Alphabet verschoben wird, heute äußerst unsicher. Aller-

dings sind immer mehr mathematische Konzepte in die Kryptographie eingeflossen, so dass moderne Public-Key Verfahren noch nicht einmal dem Austausch eines ge-heimen »Schlüssels« bedürfen. Stattdessen basieren sie auf der Schwierigkeit, Primfaktorzerlegungen für sehr große Zahlen vorzunehmen.

Carola Gerwig ( Jg. 1984) studierte Mathematik und Philosophie in Bonn. Dabei entdeckte sie u.a. die Freude am Programmieren und promoviert nun über Energie-managementsysteme an der Universität Hildesheim. So ist eine ihrer Hauptfragen zurzeit, wie sich kurzfristige Verbrauchsprognosen für die Zukunft erstellen lassen. Abseits der Universität besucht sie gerne Lindy Hop Partys, liest viel oder bereist die Welt per Fahrrad. Auf die Akademie freut sie sich besonders und möchte die Teilneh-menden sowohl für Mathematik als auch fürs Programmieren begeistern sowie selbst neue Sportarten ausprobieren.

Alexander Ivanov (Jg. 1986) studierte Mathematik in Bonn und Heidelberg. Nach seiner Promotion 2013 in den Bereichen der algebraischen Geometrie und Zahlen-theorie arbeitet er jetzt an der TU München als wissenschaftlicher Mitarbeiter. In seiner Freizeit spielt er gerne und viel Schach und hofft, dabei irgendwann doch noch die Umwandlung von Quantität in Qualität zu erleben. Außerdem spielt er seit ein paar Jahren in Laientheatergruppen. Zurzeit erfreut er sich auch am viel-fältigen kulturellen Angebot in München und nutzt die Gelegenheit, den Profis auf den Bühnen der bayerischen Metropole öfter mal zuzuschauen.

Die grundlegende Mathematik, wie beispielsweise die Rest-klassen, liegt in den Anfängen der Gruppentheorie, andere relevante Sätze wie der kleine Satz von Fermat gehören zur elementaren Zahlentheorie. Mit diesen teilweise abstrakten Strukturen werden sich die Teilnehmenden auseinander-setzen, um dann ihre konkrete Anwendung und Bedeutung im Rahmen der Ver- und Entschlüsselungsalgorithmen zu verstehen. Ein weiteres zentrales Kursziel wird die konkrete Umsetzung der verschiedenen Algorithmen zum Ver- und Entschlüsseln mithilfe einer einfachen Programmiersprache sein, so dass diese für einen interaktiven Austausch von ge-heimen Botschaften im Kurs genutzt werden können. Der Kurs wird ein Wechselspiel von Theorie und Praxis. Die in Vortägen und Referaten vorgestellten Konzepte werden in Gruppenarbeit vertieft.

Kursleitung

Der Kurs richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die Spaß am Knobeln haben und sich gerne im Program-mieren ausprobieren wollen. Jede/Jeder Teilnehmende wird ein Impulsreferat zu einer Verschlüsselungsmetho-de übernehmen. Programmierkenntnisse werden nicht vorausgesetzt.

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AkAdemie Hilden (10. bis 26. Juli 2014)kurs 5.2

Quantenmechanik Von der Schrödingergleichung zum Wasserstoffatom

Die Quantenmechanik ist eine der Hauptsäulen der modernen Physik und beschreibt physikalische Prozesse auf mikrosko-pischer bis subatomarer Ebene. Mit ihr können zum Beispiel Effekte aus der Atomphysik, wie die Spektrallinien der Ele-mente, und der Quantenchemie, wie das Farbspektrum von Stoffen, erklärt werden.

Die Quantenmechanik wurde im Jahre 1900 durch Max Plancks Abhandlung zum Strahlungsgesetz begründet. Weitere Phänomene wie der von Einstein entdeckte photoelektrische Effekt, die Entwicklung des Bohrschen Atommodells und die Beschreibung von Materiewellen durch DeBroglie führten letztendlich zur Schrödingergleichung als grundlegender Glei-chung der Quantenmechanik.

Der Kurs beginnt mit Referaten zu diesen wesentlichen Ex-perimenten der Quantenmechanik: Dazu gehören die Spek-trallinien der Elemente, der photoelektrische Effekt und der Doppelspaltversuch mit Elektronen.

Als nächstes wird die Schrödingergleichung für einfache Modellsysteme gelöst und die Lösungen interpretiert. Dabei stellt sich heraus, dass die Quantisierung der Energie und der Tunneleffekt sowie der Welle-Teilchen-Dualismus und die Hei-senbergsche Unschärferelation eine Folge der Schrödingerglei-chung sind. Die hierzu nötigen mathematischen Grundlagen wie das Rechnen mit komplexen Zahlen und das Lösen von Differenzialgleichungen werden im Kurs erarbeitet. In diesem Zusammenhang sind Grundlagenkenntnisse der Differenzial- und Integralrechnung sowie der Wahrscheinlichkeitsrechnung wünschenswert, die aber, falls nicht vorhanden, vor Kursbe-ginn mithilfe von bereitgestelltem Material angeeignet werden können.

Im zweiten Teil des Kurses wird das Wasserstoffatom betrach-tet, welches aus einem Proton und einem Elektron besteht. Seine Besonderheit liegt darin, dass es im Gegensatz zu schwe-reren Elementen analytisch exakt beschreibbar ist und daran der Aufbau des Periodensystems erklärt werden kann. Nach

Benjamin Regler (Jg. 1988) begeisterte sich schon als Kind für physikalische Fragen und wollte wissen, was die Welt und das Universum im Inneren zu-sammen hält. Er war Teilnehmer der DSA 2007 und studierte bis vor Kurzem Physik an der TU Berlin. Am liebsten denkt er über die Allgemeine Relativi-tätstheorie, die Quantenfeldtheorie oder die Teilchenphysik nach. In seiner Freizeit singt er gerne im Chor oder alleine, spielt Gitarre, geht bouldern oder programmiert. Er hält sich gerne in der Natur auf und kann dabei stundenlang den Vögeln beim Singen zuhören.

Tanja Schlemm (Jg. 1987) ging nach dem Abitur nach London (Großbritannien), um dort Physik zu studieren. Nach zwei Jahren hatte sie keine Lust mehr auf London und setzte ihr Studium in Berlin fort. Ihre Masterarbeit schrieb sie auf dem Gebiet der Allgemeinen Relativitätstheorie. In ihrer Freizeit fotografiert sie viel, meistens mit einer digitalen Spie-gelreflexkamera, aber gerne auch mal mit einer ihrer eher antiquarischen Kameras. Tanja ist gern im Wald und in den Bergen unterwegs und übernachtet dabei am liebsten im Zelt. Bei großer Langeweile beschäftigt sie sich mit Philosophie.

Lösung der Schrödingergleichung für das Wasserstoffatom kann diese mithilfe des Computerprogramms Mathematica grafisch dargestellt und interpretiert sowie die Spektrallinien des Wasserstoffs berechnet werden.

Gegen Ende des Kurses können die Teilnehmenden je nach Interesse weitere Themen diskutieren. Es kann zum Beispiel das H

2+-Ion als einfachste Molekül näherungsweise berechnet

oder der Messprozess im Rahmen der Kopenhagener Deutung untersucht werden. Möglich sind auch tiefer gehende mathe-matische Betrachtungen zum Hilbertraum, einem verallgemei-nerten Vektorraum, der den Lösungsraum der Schrödingerglei-chung darstellt.

Kursleitung

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AkAdemie Hilden (10. bis 26. Juli 2014)kurs 5.3

Digitale SchaltungenArbeitstiere unserer modernen Welt

Digitale Elektronik ist heutzutage allgegenwärtig: Egal ob in Uhren, Waagen, Radios, Autos, sogar in manchen Licht-schaltern und Schlüsseln, und natürlich in Computern und Handys – überall finden wir sie. Sie hilft uns im Alltag und rettet unser Leben, aber sie überwacht und kontrolliert uns auch. Mittlerweile können wir uns eine Welt ohne digitale Schaltungen kaum noch vorstellen – und das, obwohl sie erst vor recht kurzer Zeit entstanden sind.

Dabei sind die physikalischen Größen un-serer Welt eigentlich analog: Temperatur, Helligkeit, Länge, Masse, Zeit usw. haben alle einen kontinuierlichen Wertebereich. Um diese mit digitalen Schaltungen verarbeiten zu können, müssen sie erst in digitale (also abzählbare) Größen umgewandelt werden – was immer zu einem gewissen Datenverlust führt – und nach der Verarbeitung oft wieder in analoge Größen zurückgewandelt werden.

Dennoch hat die Digitalelektronik analoge Techniken in vielen Bereichen verdrängt und Möglichkeiten geschaf-fen, die ohne sie gar nicht denkbar wären: Kaum jemand

verwendet heutzutage noch einen me-chanischen Wecker, digitale Foto- und Videokameras haben analoge Kameras nahezu abgelöst und ohne (digitale) Computer sähe die Welt heute ganz anders aus. Durch immer billigere und leistungsfähigere Digitalelektro-nik wird sich dieser Trend zudem in Zukunft noch weiter fortsetzen.

Die Digitaltechnik, auch als digitale Elektronik oder einfach nur Elektro-nik bekannt, wird in der Kursarbeit detailliert angeschaut. Dazu wird sich der Kurs anfangs mit den mathe-

matischen Grundlagen, der Booleschen Logik, vertraut machen und verschiedene logische Operationen kennen-lernen.

Darauf aufbauend werden die ersten einfachen digitalen Schaltungen kennen- und verstehen gelernt, und im Laufe des Kurses wird zu immer komplexeren Schaltungen

Roland Köbler (Jg. 1979) kommt aus der Nähe von Augsburg und studierte Elektro- und Informationstechnik an der TU München. Mittlerweile hat er seine eigene Firma im Bereich der Automatisierungstechnik gegründet, und hat dort täglich mit Digitalen Schaltungen zu tun. Im Jahr 1997 nahm er selbst an einer SchülerAkademie an einem Kurs über Bildverarbeitung teil und ist seitdem im Club der Ehemaligen der Deutschen SchülerAkademien e.V. (CdE) recht aktiv. Seine Hobby umfassen u.a. Lock-Picking, Einradfahren und Slacklining, wofür er jedoch häufig zu wenig Zeit hat.

Lasse Schnepel ( Jg. 1988) fing nach seiner Jugend in Schleswig-Holstein an, in der Pfalz an der TU Kaiserslautern Informationstechnik zu studieren. Nach einem Jahr in Norwegen schreibt er jetzt seine Diplomarbeit. In seiner Freizeit entwickelt er eigene Schaltungen und Software. Sportlich ist Lasse auf dem Vol-leyballfeld, im Fahrradsattel oder auf dem Tanzparkett aktiv. Er nahm selbst als Schüler an einer SchülerAkademie teil und hielt vor drei Jahren auch schon einen Kurs.

übergegangen. Eine besondere Stellung nehmen Prozes-soren ein, die sich programmieren lassen und so flexibel für verschiedene Probleme einsetzbar sind. Darüber hinaus werden programmierbare Logikbausteine (vor allem CPLDs und FPGAs) betrachtet, mit denen es möglich ist, selbst entworfene Digitalschaltungen in die Realität umzusetzen, ohne sie aus mehreren einzelnen Transistoren bzw. Chips zusammensetzen zu müssen.

Dabei werden Schaltungen nicht nur theoretisch analy-siert, sondern auch selbst entwickelt, dabei verschiedene Methoden der Schaltungsentwicklung angeschaut und die entwickelten Schaltungen in Simulationen und in realer Elektronik (CPLDs) ausprobiert.

Ziel des Kurses ist es, dass am Ende die Funktionsweise eines einfachen Prozessors verstanden wurde und selbst digitale Schaltungen entwickelt werden können.

Da das nötige Grundlagenwissen im Kurs zusammen ange-eignet wird, sind keinerlei Vorkenntnisse gefordert. Voraus-setzung ist lediglich ein gewisses technisches Interesse und die Bereitschaft, sich intensiv mit digitalen Schaltungen auseinanderzusetzen.

Kursleitung

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AkAdemie Hilden (10. bis 26. Juli 2014)kurs 5.4

Das individual-based model (IBM)Modelle und Simulationen in der Biologie

Wie breiten sich Viren in der Bevölkerung aus? Welche Faktoren beeinflussen die Populationsdynamik eines Räuber-Beute-Systems? Wie entstehen evolutionäre Phäno-mene wie Kooperation, Altruismus oder Bayesian Mimikry? Wie funktioniert die Beziehung zwischen Enzymen und Substraten? Welchen Mustern folgt eine Rebellion, die Ausbreitung eines Gerüchtes oder die Gettoisierung von Bevölkerungsgruppen? Wie lassen sich Zerstörungen von Naturkatastrophen wie Feuer und Flutwellen kontrollieren? Welche Straßen sind besonders staugefährdet?

Solche und viele andere interessante, aber komplexe Fragen zu beantworten, ist nicht immer leicht: Manche Vorgänge liegen in der Vergangenheit, manche in der fernen Zukunft. Für andere Fragen ist es aus ethischen oder kostentech-nischen Gründen oder aus Gründen der technischen Reali-sierbarkeit schwierig oder unmöglich, experimentell Daten zu erheben. Wieder andere Fragestellungen benötigen eine Vorabanalyse, bevor ein reales Experiment gestartet werden kann. Um trotzdem solche Fragen beantworten zu können

ist die Entwicklung von Modellen in vielen Bereichen der Forschung, von Naturwissenschaften über Sozial- und Politikwissenschaften bis hin zu Computer- oder Verkehrs-wissenschaften, ein unverzichtbarer Bestandteil der alltäg-lichen Arbeit geworden.

Aus einer Vielzahl von Modellen ist das IBM (auch agent-based model genannt) ein bekanntes und weit verbreitetes Beispiel, welches es erlaubt, komplexe Fragestellungen zu simulieren. Der große Vorteil des IBM im Gegensatz zu vielen anderen Modelltypen liegt in seinem Potenzial, in-dividuelle Aktionen in Raum und Zeit zu simulieren und zu analysieren, ohne dass dabei die Dynamik der gesamten Gruppe/Population/Versuchseinheit verloren geht.

Im ersten Teil des Kurses werden das generelle Konzept eines mathematischen Modells und die Verwendungsmög-lichkeiten in der Biologie veranschaulicht sowie verschie-dene Modelltypen vorgestellt. In einem nächsten Schritt wird die Herangehensweise bei der Konzeption einer Fra-gestellung und des damit verbundenen Modells zuerst the-oretisch erläutert und dann im Kurs praktisch erarbeitet.

Severin Dressen (Jg. 1988) wurde im wunderschönen Köln geboren. Nach dem Biologie-studium an der Humboldt-Universität zu Berlin und am Imperial College London (Groß-britannien) und mehreren Auslandsaufenthalten in Spanien und Argentinien promoviert er nun an der Universität Oxford (Großbritannien) über Populationsdynamiken und Be-wegungsmuster bei Mäusen und Wildschafen. Zudem arbeitet er an der Entwicklung von neuen Sendern für die Erforschung von Kleinsäugern. In seiner Freizeit spielt Severin ger-ne Volleyball und Squash, taucht, reitet, spielt Oboe und lernt neue Sprachen.

Julia Barthold (Jg. 1981) studierte Biologie und das Verhalten von Primaten in Göttingen und Madagaskar. Nach dem Diplom verschlug es sie als Freiwillige für ein Jahr nach Südafrika. Anschließend studierte Julia Demografie in Lund (Schweden) und am entsprechenden Max Planck Institut in Rostock. Heute ist sie Doktorandin an der Universität von Oxford (England), wo sie als evolutio-näre Demografin die Evolution des Alterns und die Rolle von Männchen in Po-pulationen erforscht. Sie lebt derzeit in England und Dänemark und verbringt ihre Freizeit am liebsten in der Natur, auch gerne mal unter Wasser.

Hierbei steht es den Teilnehmenden frei, sich einer eigenen Fragestellung zu widmen oder eine vorgegebene Frage zu bearbeiten.

Im zweiten Teil werden Fragestellungen in einem selbst-ständig erstellten Modell analysiert. Bis dass am Ende die eigene Frage beantwortet ist, werden die Teilnehmenden in einem Mix aus Referaten, Diskussionen, Datenrecherche und dem Studieren von wissenschaftlichen Publikationen alle Seiten der Modellentwicklung und -analyse, und somit der grundlegenden naturwissenschaftlichen Denk- und Ar-beitsweise, kennen lernen.

Kursleitung

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AkAdemie Hilden (10. bis 26. Juli 2014)kurs 5.5

In(ter)ventionen im öffentlichen RaumZwischen Kunst, Politik und Stadtentwicklung

Politik beschränkt sich nicht nur auf Wahlen, Parteien und Gesetze. Auch das regungslose Stehen eines einzelnen Mannes auf einem öffentlichen Platz in Istanbul, das An-legen eines Nutzgartens auf einem New Yorker Hochhaus-dach oder die Einrichtung einer temporären Universität in einem bildungsfernen Außenbezirk Hamburgs sind poli-tische Manifestationen. Anliegen des Kurses ist es, gemein-sam Praktiken und Handlungs(spiel)räume von Akteuren aufzuspüren, deren künstlerische und/oder aktivistische In(ter)ventionen sich als derart politisches Moment artiku-lieren.

Interventionen greifen in den öffentlichen Raum deter-minierende normative Ordnungen und Machtgefüge ein, indem sie sich ihnen auf die eine oder andere Art widerset-zen. Dadurch stellen sie vermeintliche Selbstverständlich-keiten und stillschweigende gesellschaftliche Übereinkünfte in Frage. Um diesen Praktiken aktuellen politischen Wi-derstands auf den Grund zu gehen, stellt sich zunächst die Frage, was der öffentliche Raum überhaupt ist.

Mithilfe raumtheoretischer Grundlagentexte wird ergrün-det, was den öffentlichen Raum ausmacht und wie er sich definieren lässt: Sind es physische Grenzen oder kulturelle Normen, die einen öffentlichen Raum charakterisieren? Von wem wird er wie und zu welchem Zweck genutzt? Wer hat an Räumen teil und wer wird ausgeschlossen? Wer bestimmt über Kriterien des Ein- und Ausschlusses? In diesem Zusammenhang wird sich der Begriff der »Grenze« als zentral erweisen. Es geht um sichtbare und unsichtbare Grenzen, militarisierte und normative, ästhetische und gesellschaftliche Markierungen, die von Künstlerinnen und Künstlern thematisiert werden. Die künstlerischen Projekte und Performances erfragen, wer Grenzen überhaupt fest-legt und welche Macht- und Hierarchiebeziehungen damit verbunden sind.

Anhand von Fallbeispielen aus der (Performance)Kunst, Architektur, Stadtentwicklung und Marketing wird erkun-det, wie In(ter)ventionen bestehende Grenzen aufdecken, herausfordern und eventuell verschieben, inwiefern sie Kritik an bestehenden Gesellschaftsordnungen üben und welche alternativen Szenarien von Gesellschaft sie aufzei-gen. Welches Ideal von Gesellschaft, Gemeinschaft und

Friederike Landau (Jg. 1989) entdeckte ihre Leidenschaft für politische Philosophie – ins-besondere für die feministische Denkerin und Schriftstellerin Simone de Beauvoir – wäh-rend eines Auslandssemesters an der Sciences Po Lille (Frankreich). Im Masterstudium der Politischen Theorie in St. Catharines (Kanada) widmete sie sich der Ausarbeitung eines erweiterten Politikverständnisses, das auch künstlerische Ausdrucksformen einschließt. In ihrer Promotion will sie mithilfe postmarxistischer Diskurstheorie kulturpolitische Ent-wicklungen und Formen von künstlerischem Aktivismus in Berlin in den Blick nehmen.

Frauke Surmann (Jg. 1981) studierte Theater- und Musikwissenschaft in Ber-lin, London (Großbritannien) und Paris (Frankreich). Im Oktober 2013 schloss sie ihre Dissertation unter dem Titel »Ästhetische In(ter)ventionen im öffentli-chen Raum. Grundzüge einer politischen Ästhetik« ab. Seitdem forscht sie über die theatralen Ursprünge des Politischen. Als Regie- und Produktionsassisten-tin arbeitete Frauke unter anderem für die spielzeit'europa, Royal de Luxe, die Neuköllner Oper und das Podewil-Zentrum für aktuelle Künste.

gesellschaftlicher Veränderung setzen diese Künstlerinnen und Künstler voraus? Wollen sie verwirren oder beruhigen, verlangsamen, beschleunigen oder zerstören? Haben ihre Interventionen Einfluss auf die Politik?

Künstlerische Interventionen beschäftigen sich einerseits mit konkreten Antworten auf lokale Probleme, wie zum Beispiel Gentrifizierung, Rassismus oder Entvölkerung, andererseits nehmen sie globale Themen wie Kapitalismus, Migration und internationalen Waffenhandel in den Blick. Der Kurs analysiert die Dynamiken einzelner Aktionen und setzen sie in Beziehung zu ihrem jeweiligen Entstehungs-kontext. Neben dieser soziologischen Perspektive möchten wir den Teilnehmer_Innen auch einen historischen Über-blick zur Entwicklung künstlerischer und aktivistischer In(ter)ventionen im öffentlichen Raum bis heute vermit-teln.

In praktischen Übungen werden öffentliche Räume erkun-det, ihre Bedeutungs- und Machtzusammenhänge reflek-tiert und diese Wahrnehmungen mit den theoretischen Konzepten, die gemeinsam erarbeitet wurden, in Verbin-dung gesetzt.

Kursleitung

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AkAdemie Hilden (10. bis 26. Juli 2014)kurs 5.6

»Bilder von dir überdauern bis in alle Zeit«(Laith Al-Deen)

Im Alltag sieht man sich vielfach mit Darstellungen kon-frontiert – etwa dem Titelblatt einer Zeitung, Werbung aller Art oder Fotos –, wobei man sich nur selten bewusst macht, wie viel Vorwissen man zur Dechiffrierung dieser Bilder verwendet. Weitgehend unbewusst assoziiert man ei-ne lila Kuh mit Schokolade, eine Krone mit Monarchie und den Davidstern mit Judentum.

In diesem Kurs wird über die Voraussetzungen, die Funk-tionsweise und die Wirkung von Ikonographie und Bedeu-tungszuschreibung gemeinsam nachgedacht und diskutiert:

• Es geht darum, die Prinzipien der Konstruktion von Identität und Alterität, also die Notwendigkeit der Un-terscheidung von mir und dem anderen zu verstehen.

• Zweitens wird danach gefragt, wie eindeutig ein Bild interpretiert werden kann bzw. welche Richtung es vor-gibt und welchen Interpretationsspielraum es noch lässt: Handelt es sich bei ihm um eine Darstellung oder um eine Vorstellung oder bedingen diese beiden Konzepte einander möglicherweise gegenseitig? Wie verhält es sich mit dem Informationswert von Bildern? Warum er-

höhen ein Foto oder ein Film den Wert einer Nachricht? Und wie weit kann der Einfluss stereotyper Darstel-lungsweisen reichen?

• Drittens gilt es, die Relevanz der Kontextualisierung he-rauszustellen, d.h. ein Verständnis dafür zu entwickeln, warum oft der historische Kontext eines Werkes ent-scheidende Hinweise für seine Entschlüsselung gibt.

• Viertens geht es darum, welche Traditionslinien aus manchen Vorstellungen entstehen können und zu was für intermedialen Verschmelzungen (Text-Bild) es dabei kommen kann.

• Fünftens wird die Verwertbarkeit von Bildquellen für historisches Arbeiten thematisiert.

Diese fünf Fragestellungen werden im Kurs zum einen mit-tels der Diskussion theoretischer Texte, zum anderen – und dies soll im Vordergrund stehen – mittels Quellenarbeit und Präsentationen der Teilnehmenden bearbeitet. Einen beispielhaften Themenkomplex bilden die Darstellungen von Juden seit der Antike: Was ist ein Symbol, was ein At-tribut? Wer wird dadurch gekennzeichnet und warum? Wie wurden im Laufe der Zeit Missverständnisse zu Polemiken?

Franziska Aigner (Jg. 1984) studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Amerikanische Literaturgeschichte in München an der Ludwig-Maximilians-Universität. Studienaufent-halte in Italien und Israel bereicherten ihr Studium sehr und machten Lust auf mehr, so dass sie nach dem Abschluss ihres Magisters 2011 ein Promotionsprojekt zu hebräischen Handschriften des Mittelalters begann. Durch das Thema bedingt, beschäftigt sie sich viel mit jüdischen und christlichen Codices des 15. Jahrhunderts. Aber wenn sie mal nicht in der Bibliothek sitzt, begeistert sie sich für Filme, kocht gerne und macht Yoga.

Julia Carls ( Jg. 1978) studierte nach Berufstätigkeit in der Oper und im Ret-tungsdienst, Religionswissenschaft/Judaistik und Kommunikationswissen-schaft. Nun ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Erfurt und schreibt ihre Doktorarbeit zu jüdischen Identitätsvorstellungen. Darüber hinaus kann sie sich immer für klassische Musik, Berge, Ausdauersport, gutes Essen, Hunde und Neues begeistern. Sie freut sich sehr auf ihre dritte SchülerAkademie und ihre zweite Kursleitung.

Ferner wird gefragt, wie sich Darstellungen historisch kon-textualisieren lassen und wie sich beispielsweise die Werbe-branche tradierter Darstellungsmechanismen bedient?

Vordringliches Ziel ist es, das Verständnis für die Wirk-mächtigkeit von Darstellungen und etablierten Vorstel-lungen in Identitätsdiskursen zu schärfen, um so einen bewussten und kritischen Umgang mit verschiedenem Material zu ermöglichen. Darüber hinaus werden der wis-senschaftliche Umgang mit Quellen und ihre Kontextuali-sierung erlernt, erste Einblicke in kulturtheoretische The-orien gewährt und grundlegende Techniken des geistes-wissenschaftlichen Arbeitens eingeübt. Dabei richtet sich der Kurs an alle, die sich für Geschichte, Kunstgeschichte, Ideengeschichte, Kommunikations- und Mediengeschichte begeistern.

Kursleitung

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akaDemie roStock (17. JuLI BIs 2. AuGusT 2014)

Akademie RostockCJD Jugenddorf-ChristophorusschuleRostock

Die alte, an der Mündung der Warnow gelegene Hansestadt Rostock mit ihrem historischen Altstadt-kern, der Universität und dem Stadthafen bietet ihren Besuchern eine maritime Atmosphäre in direkter Nähe des traditionsreichen Ostseebades Warnemünde mit seinem breitesten und feinsten Sandstrand der norddeutschen Ostseeküste.

Gut erreichbar durch öffentliche Verkehrsmittel befindet sich die Jugenddorf-Christophorusschule in ruhiger Lage, zehn Busminuten vom Zentrum der Stadt entfernt und bietet ca. 1.000 Schülerinnen und Schülern ab Klasse 5 eine Gymnasialausbildung. Außerdem lernen 200 Schülerinnen und Schüler in der Grundschule. Moderne Schul(neu)bauten ermöglichen hervorragende Bedingungen, besonders in allen Naturwissenschaften, im Bereich Kunst, Musik und Sport. Wer Lust auf Bücher verspürt, kann in den Räumen der neuen Bibliothek herumstöbern. Für Großmedienprojektionen bietet die Aula der Schule Raum, die mit ihrer Bühne auch zum Theaterspiel einlädt, eine zweite Bühne erweitert diese Möglichkeiten. Weiterhin stehen zwei Computer-Kabinette mit jeweils 20 modernen Rechnern und Internetzugang zur Verfügung.

Das Internat, in dem bis zu 90 Schüler Platz finden, bietet im alten Charme des Plattenbaus moderne Doppelzimmer mit WC und Duschbereich. Neben der Normalverpflegung wird auch vegetarisches Essen angeboten.

Für den sportlichen Ausgleich können die Großraum-Turnhalle mit mehreren Volleyball-Spielfeldern, das Beach-Volleyballfeld, die Streetball-Anlage und zwei Außen-Tischtennisplatten genutzt werden.

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(17. JuLI BIs 2. AuGusT 2014) akaDemie roStock

Programm

6.1 Gruppentheorie6.2 Antibiotika in der Natur, Forschung und Klinik6.3 Kleinkörper des Sonnensystems6.4 Mein Gehirn und ich6.5 Alles was (Zivil-)Recht ist!6.6 Zum Raum wird hier die Zeit

Akademieleitung

Eric Rentmeister (Jg. 1979) war, nach seinem Diplom in Schauspiel, Gesang und Tanz 2004 an der Folkwang-Hochschule Essen, in über 500 Vorstellungen im Musical »Cabaret« in Berlin als Conférencier zu sehen. Danach führten ihn zahlreiche Produktionen durch ganz Europa. So war das preisgekrönte Kinder-stück »Adler an Falke« 2012 bei Festivals in Belgrad (Serbien) und Wales (Groß-britannien) zu Gast. Daneben arbeitet er regelmäßig als Regisseur und Choreo-graf. Er ist Mitbegründer des »Brachland-Ensembles« und entwickelt mit ihm neue Projekte. Zurzeit unterrichtet er Musicalstudenten in Osnabrück. Bei der DSA ist er seit 2009 mit an Bord.

Sina Reisch (Jg. 1994) war 2012 DSA-Teilnehmerin in Braunschweig, durfte 2013 zum ersten Mal in der Akademieleitung mitwirken und blickt der nächs-ten DSA schon voller Vorfreude entgegen. 2010/2011 verbrachte sie ein Schul-jahr in Südthailand und engagiert sich seitdem bei AFS Interkulturelle Begeg-nungen und Amnesty International. Besonderen Spaß machen ihr Reisen, Tan-zen und Model United Nations Konferenzen. Seit dem Abitur an einem musika-lischen Gymnasium studiert sie Jura in Passau und sammelt Erfahrungen in der Asylberatung.

Linus Volk ( Jg. 1995) wuchs in Tübingen auf und studiert seit diesem Jahr Rechtswissenschaften in Passau. 2012 war er selbst Teilnehmer der DSA-Braun-schweig und erinnert sich noch immer sehr gerne an diese Zeit. Darum freut es ihn besonders, dieses Jahr das Akademieleben noch einmal aus einem anderen Blickwinkel kennenzulernen. Neben dem Studium steht er auch mal ganz gerne auf der Bühne, sei es um Theater zu spielen oder einen Slam-Text vorzutragen. Jeden anderen freien Moment nutzt er zum Tanzen.

Leitung kursübergreifende Musik

Lena-Maria Kramer (Jg. 1979) studierte Gesang und Gesangspädagogik und freut sich jeden Tag, dass sie von dieser »brotlosen Kunst« leben kann. Als Sängerin ist sie vor allem im Bereich Oratorium und Neue Musik tätig. Sie un-terrichtet außerdem freischaffend und an der Clara-Schumann-Musikschule Düsseldorf, sowie als Lehrbeauftragte an der Folkwang Universität der Künste (UdK) Essen. Während ihrer täglichen Fahrten hört sie gerne Hörspiele von der Hexe Schrumpeldei über John Sinclair bis hin zu den 3 ???. Ihre Freizeit ver-bringt sie am liebsten mit ihren Freunden und Gesellschaftsspielen.«

JUGENDDORF-CHRISTOPHORUSSCHULE ROSTOCKGROSS SCHWASSER WEG 1118057 ROSTOCKwww.cjd-rostock.de

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AkAdemie Rostock (17. Juli bis 2. August 2014)kurs 6.1

Gruppentheorie Das ABC der abstrakten Algebra

Unter den algebraischen Disziplinen ist die Gruppentheo-rie eine der Jüngsten und Elementarsten: Gegeben sei ein abgeschlossenes »Zahlensystem«, in dem nur multipliziert und dividiert wird und in dem es (bei uns) meistens nur endlich viele »Zahlen« gibt; geklammert wird nach Belie-ben, aber Faktoren dürfen wir nicht vertauschen! Klingt nach einer simplen Geschichte, aber das ist erst die Theorie der Theorie: Es wird gezeigt, dass eines dieser »Zahlen-systeme«, S

4 mit nur 24 Zahlen, alle Möglichkeiten einen

Würfel zu rotieren, sodass er in sich selbst übergeht, getreu abbildet. Dank der Multiplikation kann man mit diesen Ro-tationen »rechnen«, um die Bewegungen des Würfels bes-ser zu verstehen. Außerdem beschreibt S

4 alle möglichen

Bewegungen der Lösungen der Gleichung x^4-x-1=0, wenn man die rationalen Zahlen um diese erweitert und die gewonnene Erweiterung auf irgendeine additions- und multiplikationsgetreue Art auf sich selbst abbildet.

Jede Gruppe erzählt mathematische Geschichten, jede Gruppe »kann etwas« und einige verbinden auf scharfsin-nige Weise Objekte ohne offensichtliche Gemeinsamkeiten,

wie etwa den Würfel und die obige Gleichung vierten Grades.

Als Évariste Galois im Mai 1832 mit nur 20 Jahren an den Folgen eines Duells starb, lag auf seinem Schreibtisch ein verkannter mathematischer Schatz brach: der Beweis, dass bestimmte Gleichungen fünften Grades nicht durch Wur-zelziehen lösbar sind. Überraschend, wenn man bedenkt, dass Lösungsformeln für alle quadratischen, kubischen und Gleichungen vierten Grades bereits bekannt waren. War da nicht die Formel fünften Grades nur noch eine Frage der Zeit? Das Problem liegt in einer Eigenschaft der Gruppe S

4 (da ist sie wieder) der Permutationen von 4 Ob-

jekten, die S5 vermissen lässt. Diese Eigenschaft heißt heute

passend Auflösbarkeit und bildet eine Kernfrage unseres Kurses: Auf welche Weise zerfallen Gruppen in Untergrup-pen, also in Teilmengen, die ihrerseits eine Gruppe bilden? Das Auflösen einer Gruppe in Untergruppen bildet unter bestimmten Bedingungen, die wir erarbeiten werden, das schrittweise Wurzelziehen bei algebraischen Gleichungen ab und ermöglicht so Galois‘ Unlösbarkeitsbeweis.

Max Freiburghaus (Jg. 1989) entdeckte als Zivi in einem Berliner Kinderladen die Freude an der Arbeit mit jungen Menschen und arbeitete seither als Freiwilli-ger und zuletzt auch beruflich mit Jugendlichen und in Schulen in Serbien, Kenia und England. Zu Beginn seines Mathestudiums in Oxford war es sein Ziel, einmal einen eigenen mathematischen Satz zu beweisen. Auf gar keinen Fall wollte er Lehrer werden. Folgerichtig unterrichtet er seit seinem Masterabschluss 2013 Ma-the an einer Oberschule in Oxford, mit allem, was dazu gehört, von binomischen Formeln bis zur Begabtenförderung auf studienvorbereitendem Niveau.

Hans Höngesberg (Jg. 1989) schloss im vergangenen Sommer seine Bachelorstudien in Mathematik und Philosophie im fränkischen Würzburg ab. Dann verschlug es ihn in die österreichische Landeshauptstadt Wien und nun studiert er dort auf den Spuren Kurt Gödels Logik und Mathematik. Einen Großteil seiner freien Zeit widmet er der Musik. Ist er gerade nicht in einem Chor oder Orchester zu finden, dann lässt er sich durch sein Interesse an slawischer Kultur in den rauhen Osten entführen. 2006 war er selbst als Teilnehmer der DSA in Rostock und freut sich nun, als Franke wieder einmal in den schönen Norden Deutschlands kommen zu dürfen.

Trotz der sehr allgemeinen Gruppendefinition werden im Kurs starke allgemeingültige Sätze über Gruppen gefunden, bewiesen, ausgiebig bestaunt und vielseitig angewendet. Ei-nigen Gruppen wird in grundverschiedenen Gestalten be-gegnet, doch schon wenige strukturelle Gemeinsamkeiten genügen um festzustellen, dass sie im Grunde wesensgleich sind.

Der Kurs baut auf Schulwissen auf, orientiert sich aber in Inhalt, Methode und Anspruch am Studium. Im Zentrum: der mathematische Beweis und die Kunst des guten Fra-gens. Freude am Denken (nicht nur am Verstehen auf einen Blick!) und gute Vorbereitung werden erwartet, da der lan-ge rote Theoriefaden von allen bis zum Schluss mitverfolgt werden muss. Die Kursarbeit verteilt sich etwa hälftig auf Theorie- und Übungsstunden. Letztere ermöglichen Klein-gruppenarbeit zu Wahlthemen. Dabei ist viel Eigenmoti-vation gefragt und die Gelegenheit gegeben, gemeinsam gefundene Werkzeuge anzuwenden - gelegentlich auch auf Requisiten: Würfel und andere Körper, Knoten, Ringe und alles sonst, was durch Gruppen beschreibbar ist.

Kursleitung

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(17. JuLI BIs 2. AuGusT 2014) akaDemie roStockkurs 6.2

Antibiotika in der Natur, Forschung und KlinikDes einen Freud, des anderen Leid

Durch Bakterien ausgelöste Infektionskrankheiten gehörten einst zu den am weitesten verbreiteten und gefürchtetsten Erkrankungen. Der starke Rückgang dieser Krankheiten in den letzten 100 Jahren ist unter ande-rem auf die Einführung von Antibiotika zurückzuführen, eine der wichtigsten medizinischen Neuerungen des 20. Jahr-hunderts.

Bereits im Altertum war bekannt, dass Schimmelpilze die Wundheilung fördern und Infektionen vorbeugen können, doch die genauen Mechanismen dieses Phäno-mens waren lange Zeit unbekannt.

Durch eine Unachtsamkeit während seiner Laborexperimente entdeckte Ale-xander Fleming die bakterientötende Eigenschaft des Schimmelpilzes Penicillum notatum. Der daraus isolierte antibakterielle Wirkstoff, das Penicillin, wurde in der Folge zum ersten medizinisch verwendeten Antibiotikum. Heute sind Antibiotika aus der modernen

Medizin nicht mehr wegzudenken. Weltweit sind rund 8.000 verschiedene Substanzen bekannt und zählen zu den am häufigsten benutzten Arzneimittelpräparaten.

Große Mengen Antibiotika werden als vorbeugende Maßnahme auch in der Tierhaltung verbraucht. Da-durch und aufgrund übermäßigen Einsatzes im medizinischen Bereich entsteht die Gefahr, dass Bakteri-enstämme Resistenzen gegen ein bestimmtes oder sogar mehrere Antibiotika entwickeln. Solche re-sistenten Erreger stellen ein größer werdendes Problem besonders in Krankenhäusern und eine zukünf-tige Herausforderung für die Medi-zin dar.

Im Kurs werden zunächst die Grundlagen der Pathogenität von Mikroorganismen und die Wirkungsweisen von Anti-biotika erarbeitet. Dabei wird insbesondere auf die zellu-lären Unterschiede zwischen bakteriellen Zellen (Prokaryo-ten) und den Zellen mehrzelliger Organismen (Eukaryoten)

David Pöllmann (Jg. 1985) wuchs in Bayern auf und begeisterte sich schon früh für Na-turwissenschaften, besonders die Chemie. Die Teilnahme an einer DSA mit Kursthema »Molekulare Genetik« überzeugte ihn von der Biochemie, die er nach dem Abitur in Re-gensburg und Uppsala (Schweden) studierte. Seine Leidenschaft für die Berge brachte ihn schließlich nach München, wo er sich seit 2011 im Rahmen seiner Promotion mit der Struktur eines Proteinkomplexes und dessen Rolle in der genetischen Regulation beschäf-tigt. Außer in den Alpen verbringt er seine Freizeit gerne mit Freunden, Sport, Tanzen und Reisen.

Martina Sauert (Jg. 1985) wuchs in Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg auf und studierte Biochemie in Regensburg, Hong Kong (China), Taiwan und Poitiers (Frankreich). Begeistert von der internationalen Forschung fand sie ih-ren Platz in Wien (Österreich), wo sie seit 2010 die Arbeit an ihrer Dissertation der Erforschung der bakteriellen Stressreaktion und dem Ziel der Weiterent-wicklung von Antibiotika widmet. Einen Ausgleich zur täglichen Laborarbeit schafft sie sich durch regelmäßiges Laufen, Tanzen, Theaterspielen, Reisen und genießt – so oft es geht – die Schönheiten Wiens.

eingegangen. Darauf aufbauend werden die verschiedenen Angriffspunkte von Antibiotika in prokaryotischen Zellen anhand prominenter Beispiele aufgezeigt. So entfaltet bei-spielsweise Penicillin seine Wirkung dadurch, dass es den Aufbau neuer bakterieller Zellwand verhindert und damit wachsende Bakterien tötet, andere Antibiotika verhindern die bakterielle Proteinproduktion auf verschiedenartige Weisen. In interaktiven Vorträgen und Diskussionen wird schließlich ein Gesamtüberblick über die Vielfältigkeit antibiotischer Ansätze und ein tiefgehender Eindruck der zugrunde liegenden molekularen Mechanismen entwickelt.

Im Weiteren behandelt der Kurs die Problematik von Anti-biotikaresistenzen und deren Entstehung auf molekularer Ebene. Unter dem Druck antibiotischer Behandlung kön-nen Mikroorganismen unter anderem Proteine evolvieren, die das Antibiotikum aus der Zelle entfernen, bevor es richtig wirken konnte.

Darüber hinaus wird in die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens eingeführt und anhand exemplarischer Beispiele ein Einblick in die aktuelle Forschung, die Weiter-Entwick-lung und die industrielle Produktion antibakterieller Medi-kamente gewonnen.

Kursleitung

Wirkorte von Antibiotika in Bakterien und Resistenzmechanismen

Quelle: http://www.gustrength.com/health:antibiotic-resistance-questions-and-answers

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AkAdemie Rostock (17. Juli bis 2. August 2014)kurs 6.3

Kleinkörper des SonnensystemsGroße und kleine Reste einer Großbaustelle

Vor ca. 4,6 Mrd. Jahren nahm in einer Molekülwolke des Milchstraßensystems eine Großbaustelle den Betrieb auf. In einer von vielen Verdichtungen der Wolke aus Gas und Staub entstand die Ursonne samt einer Akkretionsscheibe. Im weiteren Baufortschritt verklumpten die zirkumstella-ren Staubteilchen zu immer größeren Objekten bis hin zu Planeten. Das Scheibengas wurde durch deren Gravitation angezogen. Der Baubetrieb nahm sein Ende als die verblie-benen Baustoffe (und das war eine Menge Gas und Staub) durch den einsetzenden Sonnenwind weggeblasen wurden.

Die ungenutzten Bausteine sammelten sich in großem Ab-stand von der Sonne (aber noch im Bereich ihrer Gravitati-on). Gelegentlich wird einer der im Außenbereich entstan-denen größeren Urbausteine (ein eisiges Planetesimal) ins innere Sonnensystem gelenkt, wo es dann als neuer Komet in Erscheinung tritt.

Nicht vom Sonnenwind weggetragen wurden die größeren Objekte, die sich bis dahin gebildet hatten (Größenspek-trum von zentimetergroßen Körpern bis hin zu kilome-tergroßen Planetesimalen). Diese wuchsen zu Planeten, Monden und Zwergplaneten zusammen. Waren die Zusam-menstöße zu heftig, so führten sie zur Zertrümmerung.

Heute findet man in Kometenkernen, Planetoiden und Meteoroiden die (zum Teil zermahlenen) Reste aus der Bauphase des Sonnensystems vor. Im Rahmen dieses Astro-nomiekurses werden diese Kleinkörper näher betrachtet. Dank der gewachsenen Möglichkeiten der Raumfahrt und der irdischen Beobachtungstechnik ist der Wissenszuwachs in diesem Fachgebiet immens. Die Kleinköperforschung ist spannender denn je, liefert sie doch auch wichtige Indizien zur Beantwortung von grundlegenden Fragen der Wissen-schaft (der Menschheit), wie die nach der Entstehung der Erde und schließlich auch des Lebens.

Es wird mehrere Gruppen von Teilnehmenden geben, die sich als Spezialisten (auch bereits im Vorfeld) mit verschie-denen Typen von Kleinkörpern (Planetoiden, Kometen, Meteoroiden, Staub), ihrer Rolle im Sonnensystem, ihrem Werdegang und ihrer Erkundung (irdisch und raumfahrt-technisch) befassen und ihr Wissen und Können unterei-nander austauschen (Abbild der modernen Forschungsar-beit). Zu den Spezialisten gehören Astronomen, Planeto-logen, Geologen, Raumfahrtingenieure, u.a.m. Nach ihren Präsentationen sollen die Spezialisten ihr Forschungsfeld den anderen Teilnehmenden durch kleine Aktivitäten nah-barer machen. Eine anschließende Projektphase im Kurs wird dann zur Bearbeitung etwas größerer praktischer Auf-gaben dienen.

Vor dem Einstieg in das eigentliche Kursthema steht jedoch eine kurze Einführung in die Grundlagen der Orientierung und Beobachtung des Sternenhimmels mit dem Ziel, ver-schiedene Himmelsobjekte (auch Planetoiden) selbständig aufzufinden und zu benennen sowie deren Bewegungen aus Sicht des Erdbeobachters zu verstehen und erklären zu können.

Kathrin Blumenstein (Jg. 1965) studierte von 1984 bis 1989 Physik und Astronomie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und schloss dort als Diplomlehrerin ab. Ab 1989 arbeitete sie als Lehrerin in Berlin. Die ersten drei Jahre waren geprägt von einem berufsbegleitenden Studium der Mathematik, um die Lehrbefähigung in diesem Fach zu erwerben. Danach unterrichtete sie an einem Gymnasium Mathematik und Physik und versuchte, auch die Astronomie nicht zu kurz kommen zu lassen und immer wieder Schüler dafür zu interessieren. Im Sommer 2011 be-

gann ein neuer Lebensabschnitt, sie lebt nun für ein paar Jahre in Nairobi/ Kenia, um dort an der Deutschen Schule zu unterrichten. In ihrer Freizeit liest sie gerne ein gutes Buch, interessiert sich für Kunst und Kultur und erkundet nach und nach ihr neues zu Hause.

Olaf Fischer ( Jg. 1958) studierte von 1982–1987 Physik und Astronomie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Abschluss: Diplomlehrer). Nach kurzer Lehrertätigkeit an einer Leip-ziger Schule für mathematisch-naturwissenschaftlich stark interessierte Schüler bot sich ihm die Möglichkeit zur Promotion in der Astrophysik an der Jenaer Universitäts-Sternwarte. Als As-tronom tätig war er außer in Jena auch an den astronomischen Max-Planck-Instituten in Heidel-berg und Bonn. Von 1997–2003 habilitierte er sich dann im Bereich Physik- und Astronomie-didaktik an der Universität Jena. Seine Mittlerrolle zwischen astronomischer Wissenschaft und ihrer Lehre setzte er erst an der Sonneberger Sternwarte und ab 2005 im Rahmen des Projektes

»Wissenschaft in die Schulen!« in Heidelberg fort. Seit 2010 arbeitet er im Haus der Astronomie, einer deutsch-landweit einmaligen Einrichtung der Max-Planck-Gesellschaft zur Popularisierung und Vermittlung astronomi-scher Forschung in Heidelberg mit. In seiner Freizeit versucht er sich mit Freude im Inline-Skaten.

Kursleitung

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(17. Juli bis 2. August 2014) AkAdemie Rostockkurs 6.4

Mein Gehirn und ichVon der Nervenzelle zum Verhalten

Vom Fühlen bis zum Schmecken, unser Denken, unsere Persönlichkeit und unsere Erinnerungen – all das und vieles mehr spielt sich in unserem Gehirn ab. Doch trotz seiner komplexen Aufga-ben ist das Gehirn keinesfalls ein perfekter, von der Natur designter Supercomputer. Im Alltag zeigen uns zum Beispiel optische Täuschungen oder das scheinbar unbändige Verlangen nach Süßigkeiten, dass unser Gehirn das Produkt einer langen Evolution ist: Vieles hat sich bewährt, einiges ist überflüssig und manches in unseren Zeiten sogar eher von Nachteil (wie z.B. eben die Lust auf Süßes).

Die moderne Hirnforschung ist eine recht junge Wissen-schaft. 1906 bekamen Ramón y Cajal und Camillo Golgi den Nobelpreis für das Anfärben von Nervenzellen in fixierten Präparaten – und waren sich nicht einig, was sie überhaupt vor sich hatten. Gut 100 Jahre später wissen wir, dass es wirklich einzelne Nervenzellen waren, die die bei-den sahen. Inzwischen ist bekannt, dass Neurotransmitter

über Rezeptoren in der Zellmembran die elektrische Spannung ins Negative oder Positive verändern. Über diese Veränderungen der Spannung, die nur wenige Millisekunden andauern, kommunizieren die Zellen im Gehirn. Doch nicht nur das: Über diese Si-gnale empfängt das Gehirn Sinnesein-drücke und reagiert, etwa bei Bewe-gungen. Noch immer ist unklar, wie genau aus diesen Informationen so unterschiedliche Sinneseindrücke wie Geruch, Farbe oder Berührung ent-

stehen. Doch Forscher versuchen heute, dieses Rätsel mit modernsten Methoden zu lösen: Mit ausgefeilten Mikroskoptechniken können sie inzwischen lebenden Zellen bei der Arbeit zusehen. Dank funktioneller Magnetresonanztomographie ist es möglich, das mensch-liche Gehirn beim Denken zu beobachten. Mittels Gentech-nik können spezifische Zellen manipuliert werden und so kann ihre Funktionsweise verändert werden. Wir verstehen folglich immer besser, warum einige Menschen anfällig für Suchterkrankungen sind und andere nicht, oder wie sich

Alexander Jack (Jg. 1988) begann sein Biologiestudium 2007 an der Ruhr-Universität Bochum. Während seiner Bachelorarbeit arbeitete er bereits mit Nervenzellkulturen und untersuchte dabei das Wachstum und die Entwick-lung dieser komplexen Zellen. Besonders wurden Glutamatrezeptoren und deren Hilfsproteine untersucht. In seiner Masterarbeit erweiterte er die For-schung auf diesem Gebiet, um eine andere Untergruppe von Glutamatrezep-toren zu studieren. An dieser Stelle kommt auch Alexanders langjährige Lei-denschaft für Gifttiere ins Spiel. Alexander war bereits auf einer Schlangen-

farm in Florida und hat dort viel im Umgang mit Gifttieren gelernt. Eine große Leidenschaft ist daher auch das Reisen vor allem in die Heimatländer der verschiedenen Giftmischer.

Oliver Klatt (Jg. 1988) studiert seit 2008 in Bochum mit einem Abstecher nach Schweden und wollte eigentlich immer was mit Medien machen. 2006 war er deswegen begeisterter Teilnehmer eines Journalismus-Kurses bei der DSA. Nach einem beinahe gelungenen Start ins Journalisten-Leben verlor er während des Bachelor-Studiums jedoch sein Herz an die Biologie und tauschte das Aufnahmegerät gegen das Mikroskop. Seitdem lassen ihn die grauen Zellen nicht mehr los, denn unser Gehirn formt, wer wir sind – und andersrum. Derzeit untersucht er den Effekt von Glutamat-Kanälen, die u.a. für Lernen und Gedächt-nis wichtig sind, auf das Wachstum von Neuronen und wie man ihre Wirkung verbessern

kann. Seine Freizeit füllt er immer noch gern mit Presse, Funk und Film, wenn auch derzeit nur passiv. Ak-tiv wird er hingegen beim Tauchen, Jiu Jitsu und Weltverbessern.

unser Gehirn verändert, wenn wir neue Dinge wie Jonglie-ren lernen.

Im Kurs werden zunächst die grundlegenden Funkti-onsweisen von Nervenzellen und Synapsen erarbeitet. In einem nächsten Schritt werden die Anatomie des Gehirns und Prozesse wie Sinneswahrnehmung und Bewegung näher betrachtet. Im Anschluss setzt sich der Kurs genauer mit komplexeren Abläufen, wie z.B. Intelligenz, Verhalten, Lernen und Gedächtnis, auseinander und sieht, wie diese Vorgänge das Gehirn verändern. Weitere Themen sind die Auswirkungen von Neurotoxinen, Drogen und Ernährung auf das zentrale Nervensystem. Außerdem werden sich die Teilnehmenden mit einigen neurologischen Krankheitsbil-dern befassen und an welchen Therapiemöglichkeiten der-zeit geforscht wird. In Diskussionseinheiten wird Fragen nachgegangen, ob unser Bewusstsein und der freie Wille nur eine Illusion sind und wir nur von der Architektur des Gehirns abhängen oder ob es nicht vielmehr andersherum ist und unsere Entscheidungen sich erst im Nachhinein im Gehirn wiederspiegeln und ob es ethisch vertretbar ist, sein Gehirn zu dopen.

Besonderes Vorwissen oder ein Bio-LK sind keine Voraus-setzungen für den Kurs. Ein Interesse an (Neuro-)Biologie und Grundsätzen der Naturwissenschaft sind jedoch un-abdingbar. Ein Großteil der Literatur wird auf Deutsch zur Verfügung gestellt, ein Teil der Literatur wird jedoch in englischer Sprache sein.

Kursleitung

Glutamaterges Pyramidal-Neuron nach Floureszenz-Färbung

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AkAdemie Rostock (17. Juli bis 2. August 2014)kurs 6.5

Alles was (Zivil-)Recht ist!Von A wie Anspruch bis Z wie Zubehör – eine Einführung in das Bürgerliche Recht

Am 01.01.1900 trat das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) in Kraft und regelt seither die rechtlichen Grundlagen unseres Zusammenlebens. Es sind dieselben Vorschriften, die auch im Jahr 2014 für den Kauf auf Amazon und die Versteigerung auf eBay gelten. Was verbirgt sich hinter den über 2.300 Paragraphen dieses Gesetzbuches, nach denen tagtäglich Mietverträge geschlossen, Ehen geschieden und Erbschaften auseinander gesetzt werden? Die Teilneh-menden erarbeiten sich anhand des Bürgerlichen Rechts einen ersten Einblick in die Welt des juristischen Denkens und wissen nach zweieinhalb Wochen: Drei Verträge ab-schließen beim Kauf eines einzigen »Coffee to go«? – Für den Juristen kein Problem!

Im Vordergrund des Kurses steht, die Arbeitsweise der Rechtswissenschaft kennen zu lernen und sich mit Sprache und Systematik der »fünf Bücher« des BGB auseinander zu setzen. Hierzu eignet sich das Privatrecht aufgrund seiner Dogmatik hervorragend. Es wird neben der Vermittlung eines juristischen Grundwissens veranschaulicht, dass das

Jurastudium eben nicht darin besteht, »Gesetze und Defi-nitionen auswendig zu lernen«.

• Zunächst werden solche Grundlagen des Allgemeinen Teils (1. Buch) erarbeitet, die für alle Rechtsverhältnisse gelten: Was ist Rechts- und Geschäftsfähigkeit? Wie ist ein Anspruch zu prüfen? Wie kommt ein Vertrag zu-stande? An dieser Stelle wird eines der grundlegenden Prinzipien des deutschen Rechtssystems verstanden: die Abstraktion.

• Das 2. Buch umfasst das Recht der Schuldverhältnisse. Hier werden neben dem Allgemeinen Teil des Schuld-rechts konkrete Vertragstypen (Kauf-, Werk-, Mietver-trag, etc.) untersucht.

• Das Sachenrecht (3. Buch) bringt den Teilnehmenden den rechtlichen Gehalt von Besitz und Eigentum näher. Hier werden die Wirkungsweise des gutgläubigen Er-werbs vermittelt und verschiedene Anwendungsbereiche desselben untersucht. Das Sachenrecht wird Fragen beantworten wie: Wem gehört ein ausgezogener Bie-nenschwarm, der sich mit einem anderen vereinigt hat?

Katharina Langer (Jg. 1984) wuchs in der niederbayerischen Provinz auf, die sie zwischenzeitlich für Aufenthalte in Australien und den USA verließ. Während des Jurastudiums an der Uni Passau engagierte sie sich bei den UN-Simulationen Model United Nations Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein. Das juristische Refe-rendariat führte sie ans Oberlandesgericht Nürnberg und an die Deutsche Botschaft in Wellington. Nach dem Zweiten Staatsexamen arbeitete Katharina zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Zivilpro-zessrecht der Universität Passau. Seit Februar 2013 befindet sie sich im notariellen

Anwärterdienst des Freistaates Bayern.

Lukas Mezger (Jg. 1986) war Teilnehmer der Akademie Hilden 2003 und studierte Jura an der Bucerius Law School in Hamburg. Während des Studiums beschäftigte er sich mit Arbeits- und Gesellschaftsrecht und arbeitete am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht. Seit dem Referendariat mit Sta-tionen beim Norddeutschen Rundfunk und bei der Wikimedia Foundation in San Francisco (Kalifornien, USA) begeistert er sich für Medienrecht. Seit Anfang 2014 ist Lukas Mezger als Rechtsanwalt zugelassen und forscht an der Universität Kiel zum Urheberrecht. In seiner Freizeit spielt er Klarinette und ist Wikipedia-Autor.

Kursleitung

Warum kann in Deutschland nur Chuck Norris durch Kaufvertrag Eigentum erwerben? Was macht den iPad-Besitzer weniger stolz als den iPad-Eigentümer?

• Die Rechtsbeziehungen innerhalb einer Familie sind Gegenstand des Familienrechts (4. Buch), wie etwa Sta-tusfragen (Mit wem ist man wie verwandt?) oder Fragen des Unterhalts.

• Abschließend beschäftigt sich der Kurs mit den über vierhundert Paragraphen des Erbrechts (5. Buch), die in weiten Teilen seit dem 01.01.1900 in unveränderter Form bestehen.

Der Kurs richtet sich an alle, die nicht davor zurückschre-cken, sich auf universitärem Niveau mit rechtswissen-schaftlicher Literatur und der Gesetzessprache zu befassen. Es wird erwartet, dass die Teilnehmenden sich anhand ausgewählter Fachliteratur auf den Kurs vorbereiten. Jedem Kursteilnehmer wird vorab ein Referatsthema zugewiesen. Die juristischen Kernkompetenzen – Spaß am logischen abstrakten Denken, am Diskutieren und an der deutschen Sprache – sollten bei keinem fehlen.

Page 65: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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(17. Juli bis 2. August 2014) AkAdemie Rostockkurs 6.6

Zum Raum wird hier die ZeitEntwicklung eines Regiekonzepts zu Richard Wagners PARSIFAL

»das ganze isT nichTs anderes als eine auseinanderseTzung miT dem, was jeder lebende noch vor sich haT.«

auS: »alleS SCHreit« – notizen zu CHriStopH SCHlinGenSieFS parSiFal-inSzenierunG anläSSliCH

der premiere am 25. juli 2004 von Carl HeGemann

1882 führt Richard Wagner im Festspielhaus Bayreuth zum ersten Mal sein Bühnenweihfestspiel »Parsifal« auf. Nur hier, entscheidet Wagner, soll von jetzt an dieses sein letztes Werk gespielt werden. Das ursprünglich für Wag-ners »Ring des Nibelungen« gebaute Theater mit seiner einzigartigen Akustik und Architektur wird damit zum Gralstempel der Musiktheater-Welt.

»Parsifal« erzählt die Geschichte von einem jungen Mann, der seinen Weg in einer zwischen totalitären Systemen zer-rissenen Welt sucht.

»Parsifal« kann als Alterswerk des großen Musiktheater-Mannes gelesen werden, als große »Welt-Verweigerung«, in der der große Magier Wagner das, was er sagen will,

bewusst hinter den Nebelschwaden eines mit rätselhaften Metaphern und Bezügen überladenen Textes, einer einzigartig zeit- und uferlosen Musik verbirgt. Sei-ne heimliche Hauptfigur Kundry kann Beispiel für Wagners antisemitische Fan-tasien sein und damit als Vorahnung und Stichwortgeber für das grauenhafteste Kapitel deutscher Geschichte verstanden werden.

Der Glaube an einen neuen Messias, an ein neues Weltenreich der Kunst kann aus dem »Parsifal« ebenso herausgelesen werden wie die rauschhafte Erfahrung von Nahtoderlebnis-sen, Visionen vom Ende des Lebens und unserer Welt an sich.

»Parsifal« ist eine musikalisch-theatrale Traumreise – in die Untiefen unserer Geschichte und unserer See-le. Gemeinsam wird im Kurs ein Inszenierungs- und Ausstattungskonzept zu »Parsifal« erarbeitet. Dabei wird mit einer dramaturgischen und musikalischen Analyse des Materials begonnen. Es werden Quel-len, Kommentare und Übertragungen aus bildender

Dirk Schattner ( Jg. 1976) ist Regisseur, Autor, Dramaturg und Songtexter in den Bereichen Oper, Musical und Schau-spiel. Er arbeitet hauptsächlich als Chefdramaturg des Fes-tival junger Künstler Bayreuth und bereitet im Moment pa-rallel Projekte für ein Opernfestival in Griechenland, für die Hochschule für Musik und Theater Rostock und für Thea-terfestivals in Moskau und New York vor. Bei der Deutschen SchülerAkademie ist er zum 4. Mal als Kursleiter dabei.

Julia Bührle-Nowikowa ( Jg. 1975), in St. Petersburg geboren, studierte von 1997–2002 Kostüm-und Büh-nenbild (weitere Schwerpunkte in Dramaturgie, Malerei, Zeichnen) an der Hochschule für Angewandte Wis-senschaften Hamburg bei Prof. Dirk von Bodisco. Seit 2005 ist sie freiberuflich als bildende Künstlerin (groß-formatige Malereien und Zeichnungen) und Illustratorin sowie als Bühnen-und Kostümbildnerin für Oper, Musical, Schauspiel und Tanztheater tätig. Sie arbeitet u.a. am Royal District Theatre in Tbilisi, am Deutschen Theater in Göttingen, am Deutschen Nationaltheater Weimar, am Staatstheater Saarbrücken, auf Kampnagel Hamburg und an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Bei der Deutschen SchülerAkademie macht sie zum zweitem Mal mit. Mit Dirk Schattner verbindet sie eine kontinuierliche und intensive Zusammenarbeit.

Kunst, Literatur und Musik un-tersucht – von Wolfram von Eschenbach bis Heiner Müller und Susan Son-tag, von Richard Wagner bis Robert Wilson und Christoph Schlingensief und dem Kom-ponisten John

Adams. Schließlich wird eine begehbare Raum-Klang-Lichtskulptur mit dem Arbeitstitel PARSIFAL 14 entwi-ckelt.

Kursleitung

Voraussetzung für diesen Kurs ist ein reges Interesse an Kunst, Theater und Musiktheater. Notenkenntnisse, Grundkenntnisse in Musiktheorie und das Spielen eines Instrumentes sind sehr hilfreich, aber nicht zwingend erforderlich. Die Bereitschaft sich kreativ vor allem in die Entwicklung und Herstellung der Skulptur einzubringen, dagegen schon.

»Kundry« , 150x250 cm, Mixed Media ( Papier, Ölkreide, Acrylfarben, Kunstblut), Gemälde von Julia Bührle-Nowikowa, 2013

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akaDemie torgelow (7. BIs 23. AuGusT 2014)

Am Wiesenufer des Torgelower Sees in einem der schönsten Naturschutzgebiete Deutschlands wurde im Jahr 1994 das Private Internatsgymnasium Schloss Torgelow eröffnet. In der Mitte zwischen Hamburg und Berlin nahe der Urlaubsmetropole Wa-ren an der Müritz am Rande der Mecklenburger Seenplatte lernen und leben heute 220 begabte und hoch begabte Internatsschüler aus ganz Deutschland.

Über 30 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten in kleinen Klassen mit maximal 12 Schülern die Klassen 5 bis 12. In den Klassenräumen der Oberstufe kommen seit einiger Zeit statt Kreidetafeln »Interactive Smartboards« zur Verwendung. Die Unter-richtsaufzeichnungen können über das Schülernetzwerk zur Verfügung gestellt wer-den. Internetzugang in den Klassenräumen ermöglicht zusätzlich unterrichtsbegleiten-de Recherchen im Internet.

Fortsetzung siehe Seite 74 …

Akademie TorgelowInternatsgymnasium Torgelow

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akaDemie torgelow (7. BIs 23. AuGusT 2014)

Programm

7.1 Grenzwertsätze, die Normalverteilung und Monte Carlo Methoden

7.2 Quantenmechanik7.3 Bauch oder Kopf?7.4 Krieg und Peripherie7.5 Philosophie des Lebens7.6 Von Menschenopfern, Zahlenreihen und

Helikoptern als Bühne

Akademieleitung

Marén Heinzelmann ( Jg. 1983) arbeitet in Leipzig an ihrer Masterarbeit in der Philosophie, in der sie dem Unterschied zwischen Mensch und Tier auf den Grund geht. Sie studierte Biologie und beschäftigt sich in ihrer Diplomarbeit mit der Frage, wie man die Photosynthese einzelliger Algen zur Energiegewin-nung nutzen kann. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten in den Lernferien mit Hamburger Grundschülern. Sie lacht, liest, reist, schwimmt und tanzt gern. Manchmal spielt sie auch Gitarre oder Theater, und seit ihrem letzten Urlaub in Costa Rica arbeitet sie an ihren Boddyboard-Surf-Skills. SchülerAkademie etab-

liert sich für Marén gerade zu einem festen Bestandteil eines gelungenen Sommers.

Stefan Neubert ( Jg. 1992) schloss 2011 sein Abitur in Neckarsulm ab und machte anschließend ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Bereich Erneuerbare Energien in der Nähe von Tübingen. Seit dem WS 2012/13 studiert er IT-Systems Engineering am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Neben der Uni macht er Musik auf Saxophon, Klarinette, Cajon, Keyboard und Gitarre, spielt Volleyball und liest oder macht irgendwas mit Medien. Mit Marén war er bereits 2013 im Team einer DSA und freut sich darauf, mit ihr auch Torgelow – seine dritte Schü-lerAkademie – zu einem unvergesslichen Erlebnis zu gestalten.

Simon Drewitz (Jg. 1991) wuchs im beschaulichen Erpolzheim zwischen den leuchtenden Wingerten der Pfalz auf. Nach dem Abitur mit den Leistungskursen Mathematik, Physik und Englisch zog es ihn zum Studium der Mathematik nach Mainz. Wenn er nicht gerade mit Freunden beim Bouldern ist, spielt er gerne Gitarre oder tanzt. Mit dem Akademiefieber hat er sich 2010 in Torgelow an-gesteckt und war 2011 bereits in Braunschweig Assistent der Akademieleitung. Nun freut er sich auf einen weiteren unvergesslichen Sommer am malerischen Torgelower See.

Leitung kursübergreifende Musik

Jonas Tacke ( Jg. 1988) wohnt in der unterschätztesten Metropole Deutsch-lands: Oldenburg. Diese beschallt er regelmäßig, denn er ist begeisterter Sän-ger. Wenn er nicht gerade an der Uni Musik, Biologie sowie Politik-Wirtschaft auf Lehramt studiert, sitzt er am nächsten Arrangement, mit Freunden beim Doppelkopf oder rockt auf der Bühne ab: wahlweise in Chören, Bands, am Kla-vier, seiner heißgeliebten Gitarre oder nur mit seiner Stimme. Außerdem gibt er Stimmbildungsunterricht und schließt im Mai seine Chorleiterausbildung ab. Im Sommer ist er das 2. Mal bei der DSA dabei und freut sich richtig darauf,

dort Musik zu machen!

Schloss TorgelowSchlossstr. 117192 Torgelow am See (Waren)www.schlosstorgelow.de

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akaDemie torgelow (7. BIs 23. AuGusT 2014)kurs 7.1

Grenzwertsätze, die Normalverteilung und Monte Carlo MethodenEine interdisziplinäre Irrfahrt in den Gefilden der Mathematik, Simulation und Philosophie

»am anfang waren de moivre, laplace und viele bernoullis, und sie zeugTen grenzwerTsäTze. und die weisen männer sahen, dass es guT war und sie nannTen es im namen von gauss.«

le Cam (1986), eiGene ÜBerSetzunG

Was hier in einem Artikel des französischen Statistikers Le Cam in biblischen Phrasen gepriesen wird, sind die Grenzwertsätze der Stochastik. Diese ermöglichen es, aus Umfragen in ein paar Dörfern den Ausgang ganzer Wahlen zu prognostizieren oder von Medikamentenstudien an ei-ner Gruppe freiwilliger Probanden auf die Wahrscheinlich-keiten von Nebenwirkungen zu schließen.

Auch intuitiv sind wir mit den Phänomenen der Grenz-wertsätze vertraut. Werfe ich eine faire Münze, so wird sie bei zehn Würfen etwa fünf Mal Zahl zeigen. Bei hundert

Würfen erhalte ich etwa 50 Mal Zahl und bei tausend Würfen ungefähr 500. Lässt sich dieses »Ungefähr« quantifizieren? Obzwar einzelne Zufallsexperimente unvorhersehbar sind, kann ihre Aneinanderreihung zu konkreten Aussagen führen, die in einem gewissen Sinne gar immer sicherer werden, je größer die Zahl der Expe-rimente wird. Bei den tausend Würfen wird das Ereignis »500 mal Zahl« häufiger auftreten als »300 mal Zahl«. Doch in welchem Maße häufiger? Diese Häufigkeiten lassen sich im zentralen Grenzwertsatz mittels der Normalvertei-lung beschreiben, der »normal« zufälligen Streuung der Ergebnisse um einen erwarteten Wert (wie hier »500 mal Zahl«). Die Normal- oder Gaussverteilung lässt sich vorstel-len als die unendliche Wiederholung unseres Münzwurfs. Haben wir also wirklich eine intuitive Vorstellung davon? Was heißt denn eigentlich normal?

Die ganze Mathematik ist von Goldadern der Unendlich-keit und Philosophie durchzogen. Auch diese Aspekte wer-den nicht außer Acht gelassen.

Matthias Börrnert ( Jg. 1988) studiert an der Uni Potsdam Mathematik, Englisch und Physik für das Lehramt an Gymnasien. Er war Austauschschüler in Michigan (USA), stu-dierte in Plymouth (Großbritannien) und arbeitet noch bis Ende Februar 2014 an der Deut-schen Schule Cuenca in Ecuador. In Potsdam war er Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehr-stuhl für Physikdidaktik und Übungsleiter beim Hochschulsport. In seiner Freizeit ist er gern wandernd, kletternd, schwimmend oder segelnd in der Natur unterwegs. 2006 war er selbst Teilnehmer der DSA.

Peter Parczewski ( Jg. 1981) ist Postdoc für Mathematik an der Universität Mannheim und forscht über stochastische Analysis. Er studierte in Stuttgart und Heidelberg. Die Promotion über ein Thema zur fraktionalen Brownschen Bewegung führte ihn über Braunschweig und Saarbrücken. Im Jahr 2000 war er selbst Teilnehmer der DSA, 2012 gab er einen Kurs über »Kosmos und Cha-os«. Neben Laufen (am liebsten Berglauf) und Leichtathletik widmet er sich insbesondere dem Schreibeng.

Nun kann man die Grenzwertsätze überdies für konkrete Berechnungen verwenden. So wird beispielsweise in der Graphik das Integral (die blaue Fläche unter der Kurve) durch das Verhältnis der Färbung der zufälligen Punkte immer genauer bestimmt. Diese Monte-Carlo Methoden werden thematisiert und in Beispielen und Simulationen untersucht.

Auf dem Weg dahin, der einer Irrfahrt ähneln wird, werden obige mathematische Begriffe und Zusammenhänge einge-führt und präzisiert, Simulationen von Zufallsexperimenten erlernt und der Neugierde die Ausflüge in die goldenen philosophischen Gründe nicht verwehrt.

Kursleitung

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AkAdemie Torgelow (7. bis 23. August 2014)kurs 7.2

QuantenmechanikEine Einführung an Hand von Gedankenexperimenten

Die Quantenmechanik ist heute einer der wichtigsten Grund-pfeiler der theoretischen Physik, in weit mehr Bereichen als nur der Beschreibung von Strahlungsphänomenen, für die Max Planck, Albert Einstein und Niels Bohr sie entwickelt hatten.

Seit über hundert Jahren wurde die Quantenmechanik in vielen Experimenten eindrucksvoll bestätigt, obwohl viele Vorhersagen der alltäglichen Erfahrung zu widersprechen scheinen.

So können nach der Heisenbergschen Unschärferelation Ort und Geschwindigkeit eines Teilchens nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmt werden. Die Quantenmechanik bricht auch mit bis dahin als unumstößlich richtig erachteten Grundprinzipien der theoretischen Physik. Das Lokalitäts-prinzip besagt, dass voneinander entfernte Objekte sich nicht direkt beeinflussen können. Das Prinzip der kontrafaktischen Bestimmtheit fordert, dass das Ergebnis einer Messung auch ohne die Durchführung der Messung festgelegt ist. Beide Prin-zipien sind in der Quantenmechanik jedoch unvereinbar.

Selbst Einstein, einer der Väter der Quantenmecha-nik, hielt sie für unvollständig. Er hoffte auf eine grundlegendere Theorie, welche die Quantenphysik mit dem etablierten Weltbild widerspruchsfrei ver-eint. Auf der Suche nach dieser besseren Theorie, entwickelte er zahlreiche Gedankenexperimente, um die Quantenmechanik auf die Probe zu stellen. Dabei stand er in intensivem Diskurs mit Bohr, der die Quantenmechanik als abgeschlossene Theorie verteidigte.

Der Kurs gibt eine Einführung in die Quantentheorie, ihre mathematischen Grundlagen und ihre Interpretation. Der mathematische Formalismus soll am Beispiel von einfachen Systemen aus wenigen Elektronen oder Photonen eingeführt werden. Die physikalischen Konsequenzen werden an Hand von einigen der zahlreichen Gedankenexperimente diskutiert, die in der Tradition Einsteins und Bohrs von verschiedenen Physikern entwickelt und mittlerweile teilweise auch tatsäch-lich durchgeführt wurden. Schwerpunkte sind u.A.:Heisenberg-Formalismus: ein moderner Formalismus, in dem

der Zustand eines physikalischen Systems als Vektor in einem abstrakten Raum dargestellt wird.

Unbestimmtheitsrelation: Die Unschärferelation ist nicht nur Ausdruck unseres Unvermögens, ein perfektes Messgerät zu bauen, sondern eine weiter reichende Aussage über die

Philipp Höffer v. Loewenfeld ( Jg. 1978) studierte an der TU in München Allgemeine Physik. Nach einer Diplomarbeit am Albert-Einstein-Institut in Potsdam im Bereich der Allgemeinen Relativitätstheorie beschäftigte er sich an der LMU in München mit Stringtheorie-inspirierter Kosmologie. Jetzt ist er als Referent des Studiendekans wieder an der TUM und bemüht sich die Studien-bedingungen für Physikstudierende zu verbessern. In seiner Freizeit fährt er gern Fahrrad oder betätigt sich als Zuckerbäcker.

Maximilian Totzauer ( Jg. 1989) studiert an der TU München im Masterstudiengang Kern-, Teilchen- und Astrophysik. Im April wird er seine Masterarbeit einreichen und da-nach voraussichtlich im gleichen Fachbereich promovieren. Er war 2007 selbst Teilnehmer einer Deutschen SchülerAkademie in Hilden zum Thema Experimentalphysik, wo seine Entscheidung, Physik zu studieren, fiel. Seine Freizeit verbringt er gerne in den Bergen, in der Küche und auf der DSA.

Messgrößen, mit denen wir quantenmechanische Systeme beschreiben können.

Messproblem: Was genau ist eine Messung und wann findet sie statt?

Interpretationen der QM: die durch Messung ermittelten Fakten können auf unterschiedliche Weise interpretiert werden.

Verschränkte Zustände: Quantenmechanische Systeme können gleichzeitig sich gegenseitig scheinbar ausschließende Ei-genschaften haben.

Beispiele für Gedankenexperimente sind der Quantenradierer, bei dem der störende Einfluss einer Messung sozusagen wie-der ausradiert wird, oder das Einstein-Podolsky-Rosen-Parado-xon, das auf die Unvereinbarkeit von Lokalität und Realismus eingeht. Zukünftige Anwendungen für die Quantenmechanik, die betrachtet werden, könnten sein: Quantenteleportation, Quanteninformationsübertragung und Quantencomputing:

Weiterführende Einzelfragen werden auch durch die Arbeit mit Fachliteratur in Kleingruppen näher beleuchtet.

Kursleitung

Grundkenntnisse der Differenzial- und Integralrechnung, insbesonde-re Ableiten sind unabdingbar. Vorkenntnisse der Vektorrechnung sind von Vorteil aber nicht zwingend erforderlich. Bereitschaft zum Durch-arbeiten der vorbereitenden Literatur wird erwartet.

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AkAdemie Torgelow (7. bis 23. August 2014)kurs 7.3

Bauch oder Kopf? Wie wir Entscheidungen treffen

ein amerikaner wird von seinem nachbarn wie folgT beschrieben: »sTeve isT sehr schüchTern und zurückhalTend, unglaublich hilfsbereiT doch miT geringem inTeresse an menschen und der realiTäT im allgemeinen. er isT eine sanfTmüTige und saubere seele, haT ein bedürfnis nach ordnung und sTrukTur, und eine leidenschafT für deTails.« isT es wahrscheinlicher, dass sTeve ein biblioThekar oder ein agrarwirT isT?

naCH: kaHneman, d. (2011). tHinkinG FaSt and SloW. london: pinGuin BookS [S.7]

Die meisten Menschen würden, ohne lange nachzudenken, sagen, dass Steves Persönlichkeit der Stereotyp eines Biblio-thekars ist. Dabei haben sie jedoch wichtige Statistiken ignoriert. Oder wurde bei der Antwort daran gedacht, dass in den USA 20 Agrarwirte auf einen Bibliothekar kommen? Fragen und Probleme dieser Art sind Gegenstand der Ver-

haltensökonomie, und stehen im Mittelpunkt des Kurses zum Entscheidungsverhalten von Menschen. Im ersten Teil beschäftigt sich der Kurs mit Theorien und Konzepten der Entscheidungsfindung aus den Wirtschafts-wissenschaften und der Psychologie, wie zum Beispiel rational choice theory und heuristics. Dabei wird die Ver-bindung der beiden Disziplinen in der Verhaltensökonomie erkundet und diskutiert. Außerdem werden für aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen Erklärungsansätze beleuch-tet, für die das instinktive Verhalten von Menschen einer der wichtigsten erklärenden Faktoren ist. Warum gibt es Rezessionen? Warum sind Aktienpreise derart volatil? In diesem Teil des Kurses werden die Diskussionen durch the-menrelevante Referate bereichert.

Im zweiten Teil des Kurses wird es praktischer zugehen. Wie haben Marshmallows und Monopoly geholfen, unser Entscheidungsverhalten zu erklären? Antworten auf diese Frage werden im Rahmen der Durchführung und Teilnah-

Johanna Melissa Lukate ( Jg. 1990) studierte von 2007 bis 2011 neben der Schule (Abitur 2010) Kulturwissenschaften an der Fernuniversität Hagen. Nach ihrem Abschluss machte sie Praktika am Zentralinstitut für seelische Gesundheit (Mannheim) sowie am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschafts-gütern (Bonn) im Bereich Rechtspsychologie und Verhaltensökonomie. Seit Ok-tober 2012 studiert sie Psychologie im BA Politics, Psychology & Sociology an der University of Cambridge (Großbritannien), den sie im Sommer 2014 abschließen wird. Neben sportlichen Aktivitäten (Sprint, Joggen, Fahrradfahren) spielt sie in

ihrer Freizeit gerne Klavier, malt, bereist die Welt und beschäftigt sich mit App Development.

Sandra Seifert ( Jg. 1989) studiert an der Ludwig-Maximilians-Universität in Mün-chen Economics und wird im Frühjahr 2015 ihren Masterabschluss erlangen. Zuvor absolvierte sie ihren Bachelor in Wirtschaftswissenschaften in Passau und Bordeaux (Frankreich). Während ihrer Studienzeit beschäftigte sie sich auch in Praktika (z.B. Mu-nich Re: Konzernentwicklung; Strategieberatung) mit der Entscheidungsfindung von Marktakteuren. In ihrer Freizeit sucht sie nach Bewegung, sei es in Form von Skifahren, Joggen oder Volleyball. Als ehemalige Teilnehmerin (2008) freut sie sich darauf dieses Erlebnis nun anderen zugänglich zu machen.

me an Experimenten gefunden. Unter anderem werden sich die Teilnehmenden mit Monopol, Bargainingspielen sowie dem Gefangenendilemma auseinandersetzen. Da-durch werden die Grundlagen des wissenschaftlichen Experiments vermittelt: Versuchsaufbau, Stichprobe, statis-tische Analyse. Das Ziel ist die Entwicklung und Durchfüh-rung eines eigenen kleinen Experiments.

Der Kurs gibt einen fundierten Einblick in die Erforschung der Entscheidungsfindung. Teilnehmende gewinnen so ein Gefühl für ökonomische wie psychologische Theorien und Arbeitsweisen. Außerdem wird ein besseres Verständnis der eigenen Entscheidungsabläufe erworben.

Grundlagenkenntnisse in Volkswirtschaftslehre, Psycholo-gie und Statistik sind nicht notwendig. Für das Lesen wis-senschaftlicher Texte (z.B. Referatsvorbereitung) sind Eng-lischkenntnisse notwendig. Eine Einführung in die Grund-lagen sowie die wichtigsten Originaltexte und das Material für die Referate wird im Vorfeld als Reader geschickt.

Kursleitung

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AkAdemie Torgelow (7. bis 23. August 2014)kurs 7.4

Krieg und PeripherieDer Erste Weltkrieg in den Kolonien

Der Erste Weltkrieg gilt als »Urkatastrophe des 20. Jahr-hunderts«. George F. Kennan bezog sich dabei auf den missglückten Versuch, die Deutsche Frage dauerhaft zu lö-sen. Doch auch für die europäischen Weltreiche wurde der Krieg zur Zerreißprobe, weil er deren Peripherien erst auf-wertete und dann in dauerhafte Unruhe versetzte. Die hi-storische Chance zur Neuordnung der Welt wurde von den ermatteten Großmächten in Versailles jedoch nicht ergrif-fen, nicht begriffen. Vielleicht konnten sie es auch nicht, nachdem Europas Jugend in der Hölle der Schützengräben verblutet war. E.H. Carr sprach daher schon 1939 treffend von einer »zwanzigjährigen Krise«, Raymond Aron nach einem weiteren Weltenbrand alsbald von einem »zweiten Dreißigjährigen Krieg« – Denkfiguren, die auch für die Ko-lonialgeschichte fruchtbar gemacht werden können.

Sicherlich führte nicht jeder Weg von Versailles nach Sta-lingrad, doch 1914 war der letzte klassische europäische Krieg zugleich tatsächlich ein erster Welt-Krieg, der nicht nur bis dahin unverbundene Kriegsschauplätze in Fernost, Europa und Amerika miteinander verknüpfte, sondern

auch bis tief in die imperiale Peripherie ausgriff. Der hundertste Jahrestag des Kriegsausbruchs sei daher zum Anlass genommen, der Globalität des Ersten Weltkrieges an solchen nichttraditi-onellen Schauplätzen nachzuspüren, die in der eurozentrischen Weltkriegsgeschichtsschreibung noch immer stark unterbelichtet sind: in der Südsee, im Maghreb, in Südafrika, China, Ara-bien und Indien.

In den Kolonien waren Verlauf, Akteure, Inten-sität und Kriegsziele zum Teil gänzlich andere als in Europa – und doch prägte die imperiale Peripherie diesen Konflikt und auch die Nachkriegsrealität in den Großmächten in entscheidendem Maße. Das wird bei der Darstellung der jeweiligen lokalen Vorgeschichten ebenso deutlich wie bei der Bewertung der Folgen des Großen Krieges für diese kolonialen Schauplätze. Denn die Waf-fenbrüderschaft zwischen den kolonialen Gliedern führte zu neuen Hoffnungen und Enttäuschungen und würde alsbald eine weitere Konfliktwelle zwischen Zentrum und Peripherie lostreten. Nicht zuletzt in der Retrospektive der Nachkriegszeit entpuppt sich der Große Krieg damit als

Angela Abmeier (Jg. 1984) studierte in Berlin und im britischen Cambridge Ge-schichte, Neuere deutsche Literatur und Rechtswissenschaften. Nach vielfältigen Archiv- und Bibliotheksaufenthalten wurde sie jüngst an der Humboldt-Universität zu einem Thema der deutsch-deutsch-argentinischen Außenpolitikgeschichte pro-moviert. Sie reist aber nicht nur gern in die Vergangenheit, sondern auch in ferne Länder. Daheim in Berlin singt sie in einem Chor und erfreut sich am reichhaltigen kulturellen Angebot der Hauptstadt: an Theater, Konzert, Kino oder aber mit Freun-den in einem der zahlreichen Cafés.

Christian E. Rieck (Jg. 1978) studierte in Bayreuth, im spanischen Sevilla, in Berlin und im britischen Oxford zunächst die Rechte, dann Regionalwissenschaften. Nach Stationen bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin und am Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien GIGA in Hamburg ist er nun Senior Analyst am Glo-bal Governance Institute in Brüssel (Belgien). In Berlin lehrt er an der Schnittstelle zwischen Zeitgeschichte und Politikwissenschaft. Dem faszinierenden Peripheriebe-griff folgte er zuletzt nach Benin, Israel und Argentinien – der neuzeitlichen Kinema-tographie dagegen überall hin.

Weltkrieg, in letzter Konsequenz wohl gar als Totengräber des Im-perialismus.

Neben der Darstellung des Krieges in den Kolonien und seiner hi-storischen Einbettung, wird die Teilnehmenden also auch die Fragestellung beschäftigen, in-wieweit die Entwicklungen an der imperialen Peripherie für den Weltkrieg und seine europäischen

Protagonisten von Bedeutung waren. Der Kurs ist zunächst als Sammlung globalgeschichtlich-politischer Einzelstudien angelegt, die sich stark auf die Literatur stützen muss. Er stellt jedoch zugleich eine Einführung in die historische Quellenforschung zur Weltkriegsgeschichte dar, wenn die Teilnehmenden mit zeitgenössischen Quellen konfron-tiert werden. Das Thema wird dabei auch die intensive politisch-wirtschaftlich-soziale Verflechtung der imperialen Welt offenbaren, eine Globalisierung vor der Globalisie-rung. In Anlehnung an Thomas Friedman schließlich gilt: Die Welt war bereits vor dem Kriege flach.

Kursleitung

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akaDemie torgelow (7. BIs 23. AuGusT 2014)kurs 7.5

Philosophie des LebensWas heißt es, dass Pflanzen, Tiere und auch Menschen lebendig sind? Mit dieser Frage wird sich der Kurs aus philosophischer Perspektive auseinandersetzen. Sich philo-sophisch mit diesem Begriff auseinanderzusetzen bedeutet letztlich zu bestimmen, was Leben als solches eigentlich ist und damit eine Definition des Lebensbegriffs zu geben.

Man könnte nun meinen, dass die Frage nach dem Leben keine philosophische Frage sein kann, da die Untersu-chung des Lebendigen doch in den Bereich der Biologie fällt. Der Kurs wird deshalb zuallererst thematisieren, was es eigentlich heißen kann, Leben aus der Warte der Philo-sophie zu betrachten. Wenn die Biologie Leben untersucht – und dass sie das tut ist unbestritten –, was kann die Philosophie überhaupt noch Klärendes zur Bestimmung von Leben beitragen? Diese Frage führt zumindest zu zwei Folgefrage: (1) Was ist Philosophie eigentlich und wie unterscheidet

sie sich von den Naturwissenschaften und damit auch der Biologie?

(2) Wie ist es zu erklären, dass der Begriff des Lebens ein Begriff ist, der sowohl in den Gegenstandsbereich der Naturwissenschaften als auch der Philosophie fällt?

Im Anschluss an diese vorbereitenden, aber für die weitere Kursarbeit unabdingbaren »meta-philosophischen« und methodischen Betrachtungen wird der Kurs zu seinem ei-gentlichen Thema übergehen: der Philosophie des Lebens im Sinne des Versuchs einer begrifflichen Bestimmung von Leben. Hierzu werden verschiedene klassische (bspw. Aristoteles) und zeitgenössische (bspw. Michael Thompson) Autoren und ihre Antworten auf die Frage nach dem We-sen des Lebens studiert. Eine genaue inhaltliche Auseinan-dersetzung mit diesen und anderen Autoren wird dabei von dem Versuch begleitet sein, die Auffassungen der unter-schiedlichen Autoren, ihre Bestimmungen und Argumente zueinander in Beziehung zu setzen und gegeneinander abzuwägen. Ziel des Kurses ist es, die Thesen der einzelnen Denker nicht lose und unverbunden nebeneinander stehen zu lassen, sondern in ein umfassendes Gesamtbild zu inte-grieren.

Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Le-bensbegriff wird der Kurs auch eine Ein- und Anleitung

Maximilian Huber (Jg. 1985) studierte Philosophie, Logik und Geschichte in Basel (Schweiz), St. Andrews (Schottland) und Amsterdam (Niederlande). Mo-mentan ist er Forschungsassistent am Departement für Philosophie in Genf (Schweiz) und untersucht im Rahmen seiner Dissertation biologische Möglich-keit und Notwendigkeit. Wenn er keine Philosophie liest, faszinieren ihn kon-trafaktische Romane und Science-Fiction. Er hat eine Affinität für Landschaften, steigt gerne auf Berge und ist passionierter Strategiespieler.

Jonas Zahn (Jg. 1985) studierte Soziologie, Philosophie und Logik in Basel (Schweiz), Leipzig und Chicago (Illinois, USA). Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt »Die Anthropologische Differenz« an der Universität Leipzig und denkt gerade angestrengt über sein Dissertationsprojekt zum Begriff der Tugend nach. Ist Jonas nicht gerade mit Philosophie oder mit dem Pauken von Altgriechischvokabeln beschäftigt, verbringt er sei-ne Zeit gerne mit Sport, Kochen, Wandern und – natürlich Zombiefilmen.

zum eigenständigen philosophischen Nachdenken bieten. Dazu wird sich der Kurs zum einen dem widmen, was man »philosophische Werkzeugkiste« nennen könnte: Was ist ein philosophisches Argument, welche Argumentformen gibt es und was heißt es eigentlich, einen Begriff zu bestim-men? Zum zweiten soll im Kurs ausreichend Raum für ei-genständiges philosophisches Nachdenken und Schreiben zur Verfügung gestellt werden. In der so genannten »Text-werkstatt« wird es von Anfang an die Möglichkeit geben, die Auseinandersetzung mit der Textbasis eigenständig zu vertiefen und sich im Erstellen kleiner, philosophischer Texte zu üben.

Kursleitung

Sind Lebewesen komplexe Maschinen (Canard Digérateur, 1739)?Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:MechaDuck.png

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AkAdemie Torgelow (7. bis 23. August 2014)kurs 7.6

Von Menschenopfern, Zahlenreihen und Helikoptern als BühneDie Kunstmusik des 20./21. Jahrhunderts

Zwei Weltkriege, Aufstände, der Aufstieg und Fall von Dik-taturen – das 20. Jahrhundert kann historisch als eine Ära von Umbrüchen bezeichnet werden. Auch die Kunstmusik dieser Zeit war großen Wandlungen unterworfen: So revo-lutionierte Arnold Schönberg die Kompositionstechnik in den 1920er Jahren durch die gleichberechtigte Verwendung aller zwölf Töne radikal und Zeitopernkomponisten, wie Ernst Krenek, konfrontierten ihr Publikum mit filmreifen Verfolgungsjagden und schwarzen Protagonisten auf der Bühne – für das damalige Publikum Anlass zu Empörung!

Anfang der 1950er Jahre wandten sich Komponisten dem Serialismus zu, der in seiner extremen Form als Weiter-entwicklung der Zwölftontechnik die Vorordnung aller musikalischen Parameter bedeutet. Zur selben Zeit expe-rimentierte John Cage mit dem Zufall, indem er mittels Münzwurf oder dem Orakelbuch »I Ging« komponierte. Bis ins 21. Jahrhundert hinein reizten Komponisten ihre

Möglichkeiten bis ins Extreme aus: So nutzte Karlheinz Stockhausen 1996 für sein Helikopter-Streichquartett vier Hubschrauber als »Bühne«. In dieser Zeit findet sich der Ausgangspunkt für allerlei vermeintlich Schräges und Verrücktes – im Umgang mit den Instrumenten, auf der Bühne und bezüglich des Kompositionsprozesses. Aber sind die Werke tatsächlich lediglich schräg wie gleichsam intentionslos und könnten mit einfachsten Mitteln imitiert werden, wie es den Komponisten oft vorgeworfen wurde? Oder prägten nicht vielmehr politische oder gesellschaft-liche Entwicklungen wie musiktheoretische Überlegungen, künstlerische Strömungen und philosophische Einflüsse die Kompositionen?

Dieser so spannenden Zeit soll sich im Kurs auf vielfältige Weise gemeinsam genähert werden. Es gilt, zentrale Strö-mungen (z.B. Zwölftontechnik, Serialismus, Aleatorik und Elektronische Musik), deren Vertreter (von Arnold Schön-berg bis zu Zeitgenossen wie Friedrich Cerha) und Schlüs-

Sara Beimdieke (Jg. 1985) schloss 2010 ihr Studium des Lehramts für Gymnasien mit den Fächern Musik und Anglistik mit dem 1. Staatsexamen ab. Seitdem promoviert sie in der Historischen Musikwissenschaft (Prof. Dr. Matthias Henke, Universität Siegen) über Ausgerechnet und Verspielt (1961), eine Fernsehoper des österreichischen Komponisten Ernst Krenek, und ist an der Universität Siegen unter anderem für die Studienberatung in der Musik zuständig. In ihrer Freizeit macht sie gerne selbst Musik, geht in die Oper und ins Theater, besucht Konzerte verschiedener Musikrichtungen oder betätigt sich sport-lich.

Anne Fritzen (Jg. 1985) studierte Schulmusik, Anglistik sowie Germanistik an der Universität Siegen, wo sie derzeit in der Historischen Musikwissenschaft zu Friedrich Cerhas Oper »Der Riese vom Steinfeld« (1997–99) nach einem Libret-to von Peter Turrini promoviert. Ihr künstlerisches Profil vertieft sie seit 2010 mit einem Klavierstudium an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig. Neben ihrer Konzerttätigkeit unterrichtet sie mit großer Freude Klavier an einer Leipziger Musikschule. In ihrer Freizeit besucht sie gerne klassische, Jazz- und Funk-Konzerte, trifft sich mit Freunden und geht gerne tauchen.

selwerke des 20./21. Jahrhunderts zu erarbeiten. Jeder Themenblock wird durch musikwissenschaftliche Literatur untermauert, um zu einem vertieften Verständnis für die musikalischen Strömungen und Umbrüche zu gelangen, aber auch, um den Blick für den gesamten historischen Verlauf des Jahrhunderts zu öffnen. Das Hören von Schlüs-selwerken (z.B. Arnold Schönbergs Klavierstücke op. 33 oder Ernst Kreneks Jonny spielt auf) und die gemeinsame Analyse von Partituren gehören zum Kursinhalt selbstverständlich ebenfalls dazu. Wenn möglich, findet in diesem Kurs auch die praktische Erprobung von Werken oder Kompositions-techniken statt.

Das Ziel ist es, in angenehmer Atmosphäre, mit Hilfe ver-schiedener Methoden die Musik des 20. Jahrhunderts ge-meinsam besser zu verstehen. Bis auf die Fähigkeit, Noten lesen zu können, brauchen die Teilnehmenden keine Vo-raussetzungen. Das Interesse für und die Neugier auf wo-möglich unbekannte und zunächst fremd klingende Werke, für deren Hintergründe und Historie reichen vollkommen aus. Teil des Kurses wird es sein, ein Impulsreferat zu einem vorbereiteten Thema zu halten, zu dem Grundlagen-texte in Form eines Readers zur Verfügung gestellt werden.

Kursleitung

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multiNatioNale akaDemie torgelow (17. JuLI BIs 2. AuGusT 2014)

Fortsetzung von Seite 66:

Im Oktober 2006 wurde ein weiterer Neubau eröffnet, der u.a. mit einer neuen Biblio-thek, einem großen naturwissenschaftlichen Labor, neuen Projekträumen sowie einem komfortabel eingerichteten Vortragssaal die schulische Qualität noch weiter verbessert hat. Im Nachmittagsbereich finden wöchentlich über 70 Projekte statt. Angebote, wie die Sporthalle und ein Sportplatz, der Tennisplatz, ein umfangreich ausgestattetes Fitnessstudio und vieles mehr, nehmen die Schülerinnen und Schüler regelmäßig in Anspruch.

Auf dem Internatsgelände wohnen die Schüler sowohl im Schloss als auch in anderen modern eingerichteten Gebäuden. Die Unterbringung erfolgt in der Regel in Zweibett-zimmern. Die Vollverpflegung erfolgt in der internatseigenen Mensa, in der die Spei-sen durch ein eigenes Küchenteam frisch zubereitet werden.

Multinationale Akademie TorgelowInternatsgymnasium Schloss Torgelow

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multiNatioNale akaDemie torgelow (17. JuLI BIs 2. AuGusT 2014)

Programm

T.1 Lasst die Moleküle tanzenT.2 ApoptoseT.3 Lange Rede, Glück alleinT.4 Wenn einer eine Reise tut, dann kann er

was erzählen Akademieleitung

Hermine Wenzlaff (Jg. 1979) studierte in Berlin, Tübingen und Brisbane (Aus-tralien) Biologie. Begeistert von den Neurowissenschaften erforschte sie in ihrer Doktorarbeit in Berlin wie Entscheidungsfindungs-Prozesse im menschlichen Gehirn ablaufen. Nach einigen Jahren in der Grundlagenforschung wandte sie sich der angewandten, klinischen Forschung zu und setzt sich für die Entwick-lung von Medikamenten, z.B. gegen Alzheimer, ein. In jeder freien Minute klet-tert sie enthusiastisch oder spielt Violine.

Dominika Brzoza (Jg. 1994) studiert Architektur und Städtebau an der Tech-nischen Universität Dortmund. 2012 absolvierte sie das International Baccalau-reate Diploma Programme auf Englisch in ihrer Heimatstadt Breslau (Polen). Im August 2011 war sie selbst Teilnehmerin der Multinationalen SchülerAkademie in Torgelow, was sie davon überzeugte, demnächst in Deutschland studieren zu wollen. Nach Architektur ist Sport ihr zweites Hobby: Im Sommer schwimmt sie, spielt Tennis und segelt gerne, während sie im Winter gerne Ski und Snow-board fährt.

Konstantin Klingbeil (Jg. 1995) machte im letzten Sommer sein Abitur. Der-zeit genießt er sein »Gap Year« als Reiseleiter und Schiguide am Arlberg in Ös-terreich. Ab März wird er nach dem Prinzip des »Work und Travel« noch einige Zeit in Neuseeland verbringen. Da er sich sehr für die Forschung im Bereich der Genetik und der Medikamentenentwicklung  interessiert, wird er nächstes Wintersemester anfangen, (Molekulare) Medizin zu studieren. In seiner Freizeit findet man ihn mit Freunden am Starnberger See, oder – als leidenschaftlichen Segler – auf dem See.

Leitung kursübergreifende Musik

Vasilena Krastanova (Jg. 1987) wurde in Sofia, Bulgarien, geboren. Im Januar 2014 machte sie ihren Master Abschluss an der Robert Schumann Musikhoch-schule bei Prof. Schenck. Sie bekam ihren ersten Klavierunterricht mit 5 Jahren, weil sie ihre Lieder selbst begleiten wollte. Mit den Jahren hatten sich Gesang und Klavier von einem Hobby zum Beruf entwickelt. Sie singt gerne allein sowie mit Freunden bei Karaoke-Abenden. Zwischen den Konzertreisen findet sie im-mer Zeit für ihre Lieblingssportarten – Tischtennis und Badminton.

Schloss TorgelowSchlossstr. 117192 Torgelow am See (Waren)www.schlosstorgelow.de

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multiNatioNale akaDemie torgelow (17. JuLI BIs 2. AuGusT 2014)kurs t.1

Lasst die Moleküle tanzen

Unser alltägliches Leben wird zumeist unbe-wusst von Molekülen auf essentielle Art und Weise bestimmt. Allein die Wirkungsweise unseres Körpers hängt sehr sensibel von den Strukturen der einzelnen Biomoleküle wie Proteinen oder Fetten ab. Sei es bei der Ent-wicklung neuer Medikamente oder bei der Herstellung innovativer elektronischer Baue-lemente auf der Basis organischer Materialien, auch hier bestimmt die Struktur die Funktion.

Ein Zwischenstück zwischen Struktur und makroskopischen Eigenschaften sind die Schwingungen der Moleküle. In diesem Kurs werden Konzepte aus Physik, Chemie, Mathematik, Werkstoffwissenschaften und Infor-matik kombiniert, um die Dynamik molekularer Systeme theoretisch und experimentell zu untersuchen und zu ver-stehen sowie um die Grundzüge eines computerbasierten Materialdesigns zu entwickeln.

Dabei werden aus den Grundlagen der Mole-külphysik Methoden zur dynamischen Simulation molekularer Systeme entwickelt und darauf aufbauend ein erster Code programmiert, der die Trajektorie eines einfachen Modellsystems berechnet.

Weiterführend werden Standardcodes der Quantenchemie genutzt, um komplexere Systeme zu analysieren. Parallel zu den theoretischen Ansätzen der Schwingungsanalyse werden experimentelle Untersuchungsmethoden hergeleitet und die theoretischen Ergebnisse durch einen Abgleich mit experimentellen Resultaten evaluiert. Zum Abschluss gilt

Rebecca Beyer (Jg. 1984), geboren und aufgewachsen in Oberschwaben am Boden-see, verließ nach dem Abitur die Heimat und studierte Physik mit Schwerpunkt Pho-tonik an der Friedrich-Schiller Universität Jena. Doch was ein richtiger Schwabe ist, bleibt nicht lange fern und so kehrte sie nach ihrem Diplom nach Stuttgart zurück, wo sie seit 2009 ihre Doktorarbeit in Physik schreibt. Nach ihrem Abschluss 2014 wird sie der Wissenschaft den Rücken kehren und ins gymnasiale Lehramt wech-seln. Bei der Arbeit mit jungen Menschen ist es ihr Ziel, ihnen einen Teil ihrer eige-nen Begeisterung für die Physik weiterzugeben.

Sebastian Radke (1987) ist zwar theoretischer Physiker, jedoch gibt es kaum ein Thema, für welches er sich nicht interessiert. Neben seiner Promotion, in der er neue Materialien für organische Solarzellen untersucht, bäckt und kocht er leidenschaft-lich gern, engagiert sich für den Natur- und Klimaschutz und liebt das Ringen. Seine größte Leidenschaft ist jedoch die Lehre und so kann er schon auf eine Vielzahl un-terschiedlichster Projekte zurückblicken. Sein Lehrportfolio reicht so von Kinderuni-versitäten für Grundschüler bis hin zu Vorlesungsreihen an der TU Dresden.

es, die gelernten Methoden innerhalb komplexer Projekte anzuwenden, um Designregeln für eine gezielte Funktiona-lisierung von Molekülen zu entwickeln.

Kursleitung

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multiNatioNale akaDemie torgelow (17. JuLI BIs 2. AuGusT 2014)kurs t.2

ApoptoseSterben um zu Leben

Woher kommen die Lücken zwischen unseren Fingern? Wie wird die Linse in unseren Augen durchsichtig? Wie wirft der Frosch seinen Schwanz ab?

In all diesen Prozessen spielt die Apoptose, der genetisch regulierte Zelltod, eine zentrale Rolle. Wird eine Zelle nicht mehr gebraucht oder wird sie gar zum Problem, muss sie rückstandsfrei beseitigt und wiederverwertet werden. Durch Apoptose können Zellen ihr Wachstum stoppen, ihre Struktur auflösen und sich in wieder verwertbare Pakete zerteilen, um von Fresszellen aufgenommen zu werden. Im Gegensatz zur Nekrose, der physikalischen Zerstörung, wird die Apoptose von der Zelle selbst gesteuert und verläuft nach klaren Regeln. Ist dieser Prozess gestört, sind Fehlbildungen von Organen oder Tumorentwicklung die Folge.

Die Apoptose ist einer der wichtigsten und hoch-komplexen Prozesse im Körper höherer Organismen, deren Erforschung im Jahre 2002 sogar mit dem Nobelpreis für Medizin gewür-digt wurde.

Die Erforschung der Apoptose nahm ihren Anfang mit den Studien am Wurm Caenorhabditis elegans. Dabei wurde ent-deckt, dass genau 131 von ursprünglichen 1.090 somatischen Zellen einen Zelltod unterliefen. Dieser bemerkenswerte Pro-zess erwies sich also hochkoordiniert und -kontrolliert. Im Nachhinein wurde herausgefunden, dass die Apoptose durch zwei verschiedene Mechanismen ausgelöst wird. Äußere Sti-muli, wie UV-Strahlen, Hitze und Oxidationsmittel leiten die Apoptose von Außen ein und aktivieren unter anderem be-stimmte Proteine mit ihren Todesstrukturen. Diese werden im englischen »death domains« genannt werden. Die Apoptose, die von Innen ausgeht, wird auch mitochondrialer Zelltod ge-nannt. Hierbei bewirken verschiedene Faktoren die Auslöche-rung des Mitochondiums, die in das Cytosol toxische Substan-zen auslassen kann. Apoptose kann durch anti-apoptotische Proteine auch gestoppt werden. Dieses Mechanismus‘ bedie-nen sich gerne die Tumorzellen, um das Überleben zu sichern.  In diesem Kurs wird am Anfang eine kurze Einführung in Zell-biologie angeboten. Danach nähern wir uns der Funktion und dem Mechanismus des programmierten Zelltodes, sowie den damit assoziierten Krankheiten.

Sebastian Timmler ( Jg. 1988) stammt aus Halle (Saale). Bis Anfang 2014 stu-dierte er in Halle und Kiel Biochemie und wurde dabei als Stipendiat des Cusa-nuswerks unterstützt. In seiner Masterarbeit beschäftigte er sich mit der proteoly-tischen Spaltung von Apolipoprotein E, einem Risikofaktor der Alzheimer’schen Krankheit. Sebastian ist Mitglied der Gesellschaft für Biochemie und Moleku-larbiologie (GBM e.V.) und engagiert sich in der Nachwuchsorganisation junior-GBM. Zum ersten Mal leitet er im Jahr 2014 mit Joka einen Kurs zur Apoptose, dem programmierten Zelltod.

Joka Pipercevic ( Jg. 1988) ist in Slowenien geboren und lebt seit zehn Jahren in Deutschland. Sie studierte Biochemie an der Technischen Universität in München (TUM). Während des Studiums verbrachte sie fünf Monate in Indien am National Center for Bio-logical Sciences und forschte dort am Nervensystem des Wurms C. elegans. Die Promo-tionsarbeit schreibt sie im Bereich der Apoptose an der TUM in der Kooperation mit der Harvard Universität. Dabei verwendet sie Kernspinresonanz, um die Strukturen der zu erforschenden Proteine zu entschlüsseln. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich gerne mit Fotographie und Reisen wie auch mit Psychologie- und Geschichtsbüchern.

Anhand von interessanten Beispielen und einfachen Experi-menten werden die naturwissenschaftlichen Methoden mit denen große Teile des heutigen Wissens gewonnen wurden, erarbeitet. Ein Schwerpunkt ist die Strukturaufklärung von Membranproteinen durch Nuklear-Magnetische-Resonanz-(NMR)-Spektroskopie, aber auch molekularbiologische Standardmethoden, wie Gelelektrophorese und western blot, werden erläutert.

Dieser Kurs richtet sich an naturwissenschaftlich interessierte Schüler, die mehr über die faszinierenden Prozesse der Natur wissen wollen. Detaillierte Vorkenntnisse sind nicht nötig.

Kursleitung

»BAX ist eine der Komponenten, die durch den Apoptosevorgang im Cytosol aktiviert und darauffolgend in die mitochondrialle

Membran eingebaut wird. Es sorgt mit für die Ausschüttung cyto-toxischer Substanzen aus dem Mitochondrium, was  zur Zerstö-

rung der Zelle beiträgt. Bild aus {{PDB|1F16}»

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Multinationale akadeMie torgelow (17. Juli bis 2. August 2014)kurs t.3

Lange Rede, Glück alleinComics erzählen, zeichnen und gestalten

Das Medium Comic ist als eigenständige Kunstform an kein Genre gebunden und vereint Aspekte von Literatur, bildender Kunst und Theater. Der Kurs geht von den Erzählungen und Geschichten der Teilneh-menden aus. Hierzu wird ein Comicstrip zu einer Redewendung aus dem jeweiligen Herkunftsland erarbeitet. Um Sprichwör-ter wie: »Besser die Meise in der Hand als den Kranich am Himmel.« (Russland) oder »Man muss sich um seine Zähne kümmern, solange sie noch im Mund sind.« (Nigeria) zu verstehen, muss man nicht unbedingt Tier- oder Zahnarzt sein. Inhalte von Rede-wendungen erschließen sich recht schnell, auch wenn man diese vorher noch nie zu-vor gehört hat. Jede Kultur hat ihre eigenen Sprichwörter hervorgebracht, die einen wichtigen Teil des Thesaurus (Wortnetzes) einer Sprache darstellen.Sie sind ein kulturelles Gut, das auf Erfahrung aufbaut und

situationsbezogen als Ratschlag oder Weisheit wiedergegeben wird.Zu Beginn macht sich der Kurs mit der Geschichte des Comics vertraut, dessen Ursprünge in der Antike liegen. Anschließend werden Redewendungen und der einzigartige kulturelle Charak-ter der Sprachen betrachtet. Es wird untersucht, wie diese heutzutage in unterschiedlichen Gesellschaftsschich-ten Verbreitung finden und welche Themen bearbeitet werden. Neben dem geschichtlichen Hintergrund werden unter anderem Erzähltechniken, Form-sprachen und künstlerische Verfahren untersucht. Wie wird eine Geschichte in Dialogen entwickelt? Welche Charaktere

gibt es? Welche stilistischen Mittel nutzt das Comic? Was ist das Besondere an einem Comic im Vergleich zu einem Buch, Film oder Theaterstück? Welche Perspektiven wer-den verwendet? Wie wird ein Storyboard entwickelt?

Im weiteren Kursteil steht die Erarbeitung des Comics im Mittelpunkt. Hierbei sind alle aufgefordert, die in dem

Susanne Haase (Jg. 1985) wurde in Dresden geboren. Sie studierte Kunst-pädagogik und Illustration an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und Malerei an der Mimar Sinan Üniversitesi in Istanbul (Türkei). Seit ihrem Abschluss im Sommer 2012 arbeitet sie freischaffend als Illustrato-rin, Grafikerin und Kunstvermittlerin. Sie ist an asiatischen Bildtraditionen interessiert, wobei sie von zwei Aufenthalten in Shanghai (China) inspiriert wurde. In dem Kurs freut Sie sich sehr, mit Teilnehmenden aus unterschied-lichen Kulturkreisen zusammenzuarbeiten.

Sophia Wiest (Jg. 1985) stammt vom Bodensee und begann 2005 an der Burg Giebichen-stein Kunsthochschule Halle Kunstpädagogik zu studieren. Ein Auslandssemester verbrachte sie in Rom (Italien), studierte in Museen antike Statuen und hielt das Leben in Italien in Zeichnungen fest. Nach ihrem Abschluss 2012 arbeitete sie mit Kindern und Jugendlichen mit Legasthenie und Dyskalkulie und gab Führungen und Workshops am Bauhaus in Des-sau. Derzeit ist sie in der Sammlung Boros in Berlin in der Kunstvermittlung und Ausstel-lungsorganisation tätig. Sie freut sich schon sehr auf die SchülerAkademie und ist gespannt auf die Comics, die entstehen werden.

ersten Schritt gewonnenen Erkenntnisse in der eigenen Ar-beit am Storyboard zu testen und ihre eigenen Geschichten und Charaktere zu entwickeln und in einer schlüssigen Bildfolge anzuordnen. Dabei gilt es auf Bildausschnitt, Blickwinkel und andere dramaturgische Tricks zu achten. Da die meisten Comics mit Techniken der Grafik geschaf-fen werden, insbesondere der Zeichnung mit Bleistift oder Tusche, werden hierzu intensive Zeichenübungen gemacht, aber auch andere Techniken, wie diverse Druck-, Collage-, und Schablonentechnik ausprobiert. Neben einer breiten stilistischen Vielfalt hat sich im Comic eine eigene Formen-sprache entwickelt. Dabei finden übertrieben dargestellte, aber tatsächlich auftretende bildhafte Symptome, wie Schweißtropfen oder Tränen oder gänzlich metaphorische Symbole, Verwendung. Die Kombination von Wort und Bild verdeutlicht den Inhalt, besonders verbreitet ist auch die Sprechblase als symbolische Darstellung der nicht sichtbaren Sprache. Fragen zu typographischen Eigenarten werden in diesem Teil ebenso geklärt, wie das Layout der Seiten, das für die Wahrnehmung von Zeit und Bewegung von Bedeutung ist.

Die einzelnen Comics der Teilnehmenden werden am Ende des Kurses in einem Heft zusammenzutragen.Kursleitung

Die Teilnehmenden lesen, sehen und gestalten eigene Comics. Es sind keine »Zeichenfertigkeiten« erforderlich. Für den theoretischen Teil wird u.a. die Bereitschaft zur Übernahme eines Referats erwartet.

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Multinationale akadeMie torgelow (17. Juli bis 2. August 2014)kurs t.4

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählenDie Begegnung mit dem Fremden in europäischer Literatur von der Antike bis heute

Das Reisen in fremde Welten zählt seit der Antike zu den beliebtesten Gegenständen der Literatur. Seien es Schiffbrü-che und Irrwege, die Entdeckung neuer Landschaften oder aber auch die Begegnung mit den Einheimischen, stets ha-ben sie die Reisenden zu abenteuerlichen Erzählungen an-geregt. Insbesondere die Begegnungen mit Einheimischen lösten in den Reisenden Faszination aus und veranlassten sie zu verschiedensten Reflexionen über diese. Das Fremde ruft aber auch Erstaunen und Verwunderung hervor, unser (vermeintliches) Verständnis der Welt wird herausgefor-dert, unsere eigene Sprache gelangt dabei an die Grenzen des Sag- und Beschreibbaren.

Drei Prozesse werden durch das Reisen hervorgerufen. Einerseits wird im Akt des Ausschließens des Fremden die eigene Identität definiert (Exklusion). ln der Tat erweisen sich die Darstellungen häufig als Projektionsfläche, um eigene Werte und Verhaltensweisen zu legitimieren und zu festigen. So lieferten die so genannten Barbaren immer

wieder Schreibstoff, ebenso wie die Kannibalen, die in er-ster Linie als Kontrast zur eigenen Zivilgesellschaft gesetzt wurden. Andererseits kann diese Perspektive aber auch zu einer Kritik der eigenen Gesellschaft umgekehrt werden, so dass wir selbst zu Barbaren werden, wobei jedoch die Merkmale der Dichotomie beibehalten werden (Inversion). Schließlich fordert die Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Fremden das Verändern der eigenen Sprache und die Anpassung eigener Erklärungsmodelle heraus (Subver-sion). Wir sind gezwungen unsere eigenen Kategorien in-frage zu stellen und neue Strategien der Sinnzuschreibung zu entwickeln.

Im Zentrum des Kurses wird insbesondere der Aspekt der Sprache(n) stehen. Wie wird das Gesehene in Sprache ge-fasst bzw. welche Hindernisse ergeben sich dabei? Welche Vorstellungen und Imaginationen werden dadurch wider-gespiegelt? Vor allem erzählende Texte spielen dementspre-chend auch mit Imaginationen des Anderen. Insbesondere in der Zeit der Kolonialisierung wird die Figur zu herr-schaftslegitimatorischen Zwecken bemüht. Zugleich dient

Hanna Nohe ( Jg. 1983) wurde in Künzelsau in Baden-Württemberg ge-boren. Sie studierte Spanische und Englische Philologie in Freiburg i. Br., Salamanca (Spanien) und an der Freien Universität Berlin. Momentan pro-moviert sie an der Universität Bonn in Literaturwissenschaft und befasst sich in diesem Zusammenhang mit dem Europabild und Identitäten in Reisebriefromanen der Aufklärung.

Daniel Wendt (Jg. 1980) wurde in Löningen im westlichen Niedersachsen geboren. Nach dem Abitur studierte er in den Jahren 2000–2009 in Münster Latein, Geschichte, Griechisch und Französisch, unterbrochen von einem Erasmus-Jahr (2003–2004) in Lyon (Frankreich). Seit Herbst 2009 arbeitet er im Rahmen eines trinationalen Graduiertenkollegs an einer Disserta-tion zur Antikerezeption in Frankreich. Nach insgesamt zwei Jahren in Florenz (Italien) und Paris (Frankreich) lebt er nun wieder in Bonn, um die Promotion abzuschließen. In seiner Frei-zeit interessiert sich Daniel sehr für Musik und hat schon in den verschiedensten Gruppen und Stilen Trompete gespielt, von Jazz über Indie-Pop bis hin zu Ska.

sie dazu, die eigenen Begegnungen mit dem Fremden zu verarbeiten und erfahrbar machen zu können.

Der Barbar etwa, derjenige also, der nur unverständliche Geräusche (»bar-bar-bar«} von sich gibt, ist eine der wirk-mächtigsten Figuren der Ausgrenzung in der europäischen Geistesgeschichte. Der »vielgewandte Odysseus« wiederum kann als literarische Verkörperung aller drei erwähnten Prozesse der Reise gesehen werden: Auf seinen Abenteu-ern konstruiert und dekonstruiert er nicht nur die eigene Identität, sondern er entkommt den zahlreichen Gefahren nur durch seinen Einfallsreichtum, seine Wortgewandtheit und seine Anpassungsfähigkeit. Auch die zahlreichen Be-richte aus der Neuen Welt (von Kolumbus bis James Cook) spielen eine wichtige Rolle für die europäische Imagina-tion. Nicht zuletzt sollen die kreativen und subversiven Potenziale der Reise als einer Bewegung und damit stetiger Veränderung erkundet werden, wie sie in der europäischen Literatur genutzt, aber auch in den travel/ing concepts von Miekel Bai oder Edward Said bzw. der pensée nomade des französischen Philosophen Gilles Deleuze vorgeschlagen werden.Kursleitung

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multiNatioNale akaDemie walDeNburg (24. JuLI BIs 9. AuGusT 2014)

Multinationale AkademieWaldenburgEuropäisches Gymnasium Waldenburg

Das Europäische Gymnasium Waldenburg liegt zentral im Wirtschaftsdreieck Leipzig-Chemnitz-Zwickau im neuen Landkreis Zwickau an der Grenze zu Thüringen und beeinflusst maßgeblich das gesellschaftliche Leben der Städte Waldenburg, Lichten-stein, Meerane und Glauchau.

Die Töpferstadt Waldenburg liegt im Tal der Zwickauer Mulde und ist umgeben von Waldgebieten, Flussauen und der Hügellandschaft des Erzgebirgsvorlandes. Der Grünfelder Park, das Schloss der Herren von Schönburg und das Naturalienkabinett sind beliebte Ausflugsziele und prägen das historische Bild der Stadt. Der englische Landschaftspark »Grünfeld« zählt zu den bedeutendsten Werken sächsischer Garten-kunst. Auch Fahrrad- und Wanderfreunde kommen in Waldenburg auf ihre Kosten. Viele beschilderte Wege führen Natur- und Kunstinteressierte durch das Muldental. Zahlreiche Burgen, Schlösser und Museen der Umgebung laden zu Kulturgenuss und Entspannung ein.

Unweit der Kirche steht das ehemalige Fürstlich Schönburgische Lehrerseminar, ge-stiftet 1844 von Fürst Otto Viktor I. von Schönburg-Waldenburg. Heute sind dort das 1994 in freier Trägerschaft gegründete Europäische Gymnasium und die Freie Jugend-kunstschule ansässig. Der große 3-flüglige Bau zählt nach seiner Rekonstruktion zu einem der schönsten historischen Gebäude der Stadt.

Das Gymnasium ist Träger der Titel »Schule mit internationalem Charakter« (verlie-hen vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus, SMK), »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage« (verliehen von der Stiftung Courage), Schule der offenen Tür (verliehen von der Zeitschrift Focus-Schule) und zählt lt. Schulranking der Zeitschrift »Capital« 13/05 zu den 100 besten Gymnasien Deutschlands.

Im vergangenen Jahr waren das Gymnasium und die in enger Kooperation verbun-dene Jugendkunstschule Siegerschule des vom WDR und dem Verband der Schul-musiker ausgeschriebenen Wettbewerbs »Musik gewinnt«. Außerdem wurde das Ju-gendblasorchester vom entsprechenden Landesverband mit dem Prädikat »Sehr gut« eingestuft. Eine hohe Würdigung erfuhr die Arbeit des Kollegiums auch durch den Besuch des Bundespräsidenten am 17.04.2007. An der Schule werden auf der Grund-lage einer Vereinbarung mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus und den Regierungen Chinas und Vietnams Jugendliche dieser Länder zum deutschen Abitur geführt.

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multiNatioNale akaDemie walDeNburg (24. JuLI BIs 9. AuGusT 2014)

Programm

W.1 Mathematik der KlängeW.2 Ein Tröpfchen PhysikW.3 Antike und moderne ÖkonomieW.4 Die Entstehung von Bildern

Akademieleitung

Nils Krah (Jg. 1983) konnte schon diverse Male die besondere SchülerAkade-mieluft in verschiedenen Orten Deutschlands schnuppern. Warum also nicht auch in diesem Jahr die Reise von Heidelberg nach Waldenburg antreten und dort gut zwei erlebnis- und lehrreiche Wochen mit jungen Menschen aus meh-reren Ländern verbringen? Besonders freut er sich darauf, viele neue Gesichter kennenzulernen. In der übrigen Zeit des Jahres beschäftigt sich Nils mit Physik und insbesondere damit, wie schnell Stoffe von der Atmosphäre in den Ozean gelangen können. Weil aber auch das irgendwann langweilig wird, geht er ger-

ne in die Sporthalle, um Volleyball zu spielen, schießt ein paar Photos oder fährt bei schönem Wetter im Sommer auf seinem Fahrrad durch den Odenwald und im Winter auf Skiern durch die Alpen.

Mónika Bánszki (Jg. 1993) legte 2012 das Abitur ab. Sie studiert gerade Geo-grahpie in Ungarn und möchte später in dem Bereich Regional- und Stadtent-wicklung arbeiten. In ihrer Freizeit unternimmt sie gerne Ausflüge, entdeckt die schöne Natur oder fährt Rad, wenn das Wetter schön ist. 2011 war sie Teil-nehmerin der Multinationalen SchülerAkademie in der Landesschule Pforta. Sie wirkte voriges Jahr bei der Akademieleitung in Waldenburg als Assistentin mit. Sie freut sich, in diesem Jahr in Waldenburg wieder dabei zu sein, neue Men-schen zu treffen und eine schöne Zeit zu erleben.

Leitung kursübergreifende Musik

Leonie von der Ohe ( Jg. 1990) interessierte sich schon früh für die Musik. Nach vielen Jahren im Chor, Orchester (Querflöte) sowie verschiedenen Ensem-bles entschied sie sich, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Momentan studiert sie daher Musik und Deutsch auf Lehramt in Oldenburg. Sie ist nach wie vor in mehreren Instrumental- und Gesangsensembles tätig. Außerdem begeistert sie sich für Sport, Theater und interessiert sich sehr für andere Länder und Kul-turen. So studierte sie für ein halbes Jahr in Uppsala (Schweden) und reiste im letzten Jahr nach Südafrika. Sie freut sich sehr darauf, alle kennenzulernen!

Europäisches Gymnasium WaldenburgAltenburger Str. 44 08936 Waldenburg, Sachsenwww.eurogymnasium-waldenburg.de

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Multinationale akadeMie Waldenburg (24. Juli bis 9. August 2014)kurs w.1

Mathematik der Klänge Die Fourieranalyse

Klänge in der Musik entstehen durch Überlagerung ver-schiedener reiner Töne. Ein reiner Ton lässt sich als Luft-druckschwankung beschreiben, die einen sinusförmigen zeitlichen Verlauf hat. Sollen solche Klänge auf digitalen Medien, z.B. einer CD, gespeichert werden, so wird deren Schwingungsverlauf mit einem Mikrofon aufgenommen und durch einen Analog-Digital-Wandler in mathematisch erfassbare Zahlenwerte umgewandelt. Diese Werte werden mittels Fourieranalyse weiter verarbeitet und schließlich auf CD gebrannt. Beim Abspielen der CD werden die Klän-ge durch Überlagerung wieder reproduziert. Aber nicht nur bei der Verarbeitung von akustischen Signalen kommt die Fourieranalyse zum Einsatz; auch bei der digitalen Bild-erfassung durch Fotografie und Film werden die Informati-onen mittels Fourieranalyse in Einzelkomponenten zerlegt. In diesem Zusammenhang spielen geschickt angewendete Datenkompressionsverfahren eine Rolle, die auf der Kennt-nis beruhen, welche Komponenten durch den Menschen nicht oder kaum wahrgenommen werden können. Solche Komponenten können weggelassen werden, ohne dass eine wesentliche Informationseinbuße hingenommen werden muss.

Die Fourieranalyse ist ein wichtiges Werkzeug bei der Ver-arbeitung von Signalen, wodurch sie in den Naturwissen-schaften und der Technik eine große Bedeutung gewinnt. Auch im Rahmen der Mathematik spielt die Fourieranalyse eine wichtige Rolle, da die Methode der Fouriertransfor-mationen ein wertvolles Hilfsmittel zur Lösung vieler Pro-bleme darstellt. Durch die Entwicklung effizienter Algorith-men lässt sich die Fourieranalyse rechnerisch mithilfe von Computern schnell durchführen. Innermathematische und an Anwendungen aus vielen anderen Fachbereichen orien-tierte Fragestellungen werden den inhaltlichen Rahmen des Kurses bilden.

Ein erster Kursteil stellt die nötigen mathematischen Grundlagen der Fourieranalyse bereit. In einem zwei-ten Kursteil werden kleine Projekte von Teilnehmenden bearbeitet, um so in kleinen Teams die verschiedenen mathematischen Methoden an speziellen Fragestellungen eigenständig zu erproben und zu erforschen. Im Kurs muss aus der umfangreichen Stoffmenge natürlich ausgewählt werden. In einem dritten Kursteil werden die Ergebnisse der Projektarbeit in Form von Vorträgen präsentiert und in schriftlicher Form dokumentiert.

Joachim Gomoletz (Jg. 1955) ist in der Schulleitung der Max-Planck-Schule in Kiel tätig, unterrichtet an diesem Gymnasium die Fächer Mathematik, Physik und Informatik und leitet das Projekt »Kom-petenzzentrum Begabtenförderung«. Er koordinierte die Projekte MATHEMA und PHYSIK PLUS zur Förderung besonders interessierter Schülerinnen und Schüler im Land Schleswig-Holstein und hatte an der Fachhochschule und an der Universität Kiel Lehraufträge für Mathematik inne. Er bildet Lehrerin-nen und Lehrer zu Informatiklehrkräften aus und ist als Schulbuchautor tätig. Mehrfach leitete er bereits Kurse auf Deutschen SchülerAkademien. Im Jahre 1998 erhielt er den Karl-Heinz-Beckurts-Lehrerpreis für seine Verdienste um die Begabtenförderung. Zu seinen Hobbys zählen u.a. die Beteiligung an wissen-

schaftlichen Forschungen, die Fotografie und ausgedehnte Radtouren.

Andy Timmermann ( Jg. 1986) studierte an der Christian-Alb-rechts-Universität (CAU) zu Kiel und beendete 2013 sein Studi-um als Master of Education in den Fächern Mathematik und Phy-sik. Im Fach Physik führte er zwei Jahre prüfungsvorbereitende Kurse für Studierende durch. Parallel zum Studium betreute er jahrelang in einem Bildungsinstitut Kinder und Jugendliche mit ADS/ADHS und Dyskalkulie. Neben seiner Tätigkeit als angehen-der Lehrer an einem Kieler Gymnasium spielt er in seiner Freizeit

in einem Verein Fußball.

Dieser inhaltlich anspruchsvolle Kurs wendet sich an Schülerinnen und Schüler, die sich sehr für Themen aus der Mathematik und ihren Anwendungen interessieren. Erwartet wird: Freude an der gedanklichen Durchdringung komplexer mathematischer Fragestellungen aus unter-schiedlichen Bereichen, die Bereitschaft, sich in neue und schwierige Themen einzuarbeiten, kreativ nach Lösungen zu suchen und über die erzielten Ergebnisse Referate zu halten. Vorausgesetzt wird weiterhin die Fähigkeit, gele-gentlichen Frust ertragen zu können und sich durch zeit-weilige Rückschläge nicht entmutigen zu lassen.

Grundkenntnisse in der Analysis, speziell der Differenzi-al- und Integralrechnung sind für den Kurs erforderlich. Einige notwendige Grundlagen werden im ersten Teil des Kurses gesondert behandelt oder müssen in den Projekten selbst erarbeitet werden. Speziellere Vorkenntnisse aus der Mathematik sind nicht nötig. Erwartet wird allerdings die Bereitschaft sich intensiv mit mathematischer Literatur (auch fremdsprachlicher) auseinander zu setzen und sich in neue Gebiete einzuarbeiten. Obwohl der Computer als wichtiges Hilfsmittel eingesetzt wird, werden Kenntnisse in der Programmierung nicht vorausgesetzt, können aber natürlich für die Untersuchung einiger Probleme nützlich sein.

Kursleitung

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Multinationale akadeMie Waldenburg (24. Juli bis 9. August 2014)kurs w.2

Ein Tröpfchen PhysikFlüssigkeitstropfen begleiten uns jeden Tag, zum Beispiel als prasselnde Regentropfen oder morgendlicher Tau. Dabei sind Tropfen nicht nur schön, sie spielen auch eine entscheidende Rolle in der Herstellung von Shampoo und wasserabweisenden Kleidungsstücken. Man kennt Tropfen in unterschiedlichsten Formen, und je nach Flüssigkeitsart ändert sich auch ihr Ver-halten.

Aber wie kann man diese Erscheinungen in ihrer ganzen Fülle zusammenfassen? Diese Frage wurde erst im 18. Jahrhundert systematisch untersucht. Forscher fanden in Versuchen mit Röhren in Flüssigkeiten heraus, dass die Form von Flüssig-keitstropfen hauptsächlich durch eine einzige Materialeigen-schaft, die Oberflächenspannung, bestimmt wird. Insbeson-dere erreichen Tropfen das Gleichgewicht, indem sie ihre Größe und Oberflächenform anpassen. So entstehen zum Teil gekrümmte Grenzflächen in Seifenblasen, Wassertropfen oder Kapillaren. Diese Zusammenhänge wurden von Thomas Young und Pierre-Simon de Laplace erörtert. Gauß vereinheitlichte die Krümmung der Oberfläche mit den an der Flüssigkeit angreifenden Kräften durch eine gemeinsame geometrische Beschreibung. Ein Jahrhundert später schlug Einstein einen

ähnlichen Weg für die allgemeine Relativitätstheorie ein. Beim Tropfen ergeben sich gekrümmte Oberflächen als Folge von Druckgefällen zwischen dem Inneren und dem Außenbereich. Umgekehrt üben gekrümmte Flächen Kräfte aus, wie man es vom Aufblasen von Luftballons kennt.

Dieser Kurs folgt der historischen Entwicklung. Anhand von Alltagserfahrungen und einigen Versuchen wird die Grund-gleichung für die Oberfläche einer Flüssigkeit hergeleitet. Danach geht es zur Mathematik der Differenzialgeometrie. Mit diesem Werkzeug bestens ausgerüstet, wird das Verhalten von Tropfen auf Ebenen und Fasern näher untersucht. Hier wird es nötig sein, unser physikalisches Modell von der Oberfläche zu vertiefen. Dazu wird die Grenze einer Flüssigkeit auf der molekularen Ebene angeschaut und die dort wirkenden Kräfte werden bestimmt.

Was hält die Flüssigkeit zusammen? Wieso wird die Feder einer Ente nicht nass? Das sind typische Fragen in Zusam-menhang mit Benetzung, d.h. der Art und Weise, wie sich eine Flüssigkeit im Kontakt mit Festkörpern verhält. Hierzu lassen sich einfache Laborexperimente durchführen, die das

André Katzenberger (1985) studierte Energie- und Umwelttechnik in Hamburg und ist derzeit als Klimaschutzmanager bei der Stadt Hürth tätig. Nach dem Abitur in seiner Hei-mat Wiesbaden nahm er 2007 nach einem Freiwilligendienst in Ecuador und einer Welt-reise sein Studium auf. Während eines Auslandssemesters in Japan entdeckte er seine Liebe für Asien und war nach Beendigung des Bachelors von 2012/13 in Bangkok als Englisch-, Mathe- und Physiklehrer tätig. Als Klimaschutzmanager sind ihm Umwelt und Nachhal-tigkeit wichtig und er beschäftigt sich sehr viel mit dem Thema Energiesparen. Er ist sehr gerne mit Fahrrad oder zu Fuß in der Natur unterwegs und liebt es zu kochen.

Guillermo Zecua (Jg. 1985) studierte Physik an der RWTH Aachen. Seit 2012 promoviert er an der Universität Leipzig am Institut für Kondensierte Mate-rie und beschäftigt sich gerade mit Nanopartikeln und Zellmechanik. Noch glaubt er, dass es gerade in der Physik einen Faden gibt, der alle Menschen untereinander und mit der Natur verbinden und versöhnen kann. In seiner Freizeit geht er seiner Vorliebe für romanische Sprachen nach. Der großen Li-teratur der kleinen Erzählung ist er schon länger verfallen. Findet man ihn gerade nicht im Park, dann sitzt er bestimmt vor der großen Leinwand.

Anwendungsgebiet verdeutlichen und fassbar machen. Dieses reicht von der Kleidungsherstellung bis zur Biophysik von Zellmembranen.

Spezifische Kenntnisse der Physik oder Mathematik sind von Vorteil, aber nicht notwendig. Die nötigen Begriffe und Glei-chungen werden schrittweise einfließen. Flächen lassen sich mit jedem herkömmlichen Rechner und sogar auf Handys überzeugend darstellen. Letztendlich zielt der Kurs darauf ab, nicht nur ein Bild von der mannigfaltigen Welt von Tropfen zu vermitteln, sondern auch die für die Physik typische Ab-straktion der Natur auf eine mathematische Sprache an einem konkreten Beispiel zu verdeutlichen. Und nach dem Kurs wird man sich auf Regentage richtig freuen.

Kursleitung

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Multinationale akadeMie Waldenburg (24. Juli bis 9. August 2014)kurs w.3

Antike und moderne ÖkonomieTheorie(n), Konzept(e), Praxis

Immobilienblase, Bankenkrise, Rettungsschirme – mit die-sen drei Schlagworten öffnet sich ein ganzes Forschungs-feld, das nicht nur tagtäglich eine prominente Stellung in der medialen Berichterstattung hat, sondern sich auch unmittelbar auf das Leben vieler Menschen auswirkt. Diese Wirtschaftskrisen haben die Ansprüche der modernen Ökono-mie, Vorgänge theoretisch erfassen und zukünftige Entwicklungen prognostizieren zu können, grund-legend infrage gestellt. Gleichzeitig wurde auf erschreckende Weise sichtbar, welch´ umfassende negative Auswirkungen eine rein auf das Hier und Jetzt ausgerichtete und damit letztlich beschränkte Sichtweise auf ökonomische Vorgän-ge hat. Ziel des Kurses ist es daher, die Entwicklungsge-schichte ökonomischen Denkens von der Antike bis in die

Moderne nachzuzeichnen und dabei auch einen kritischen Blick auf die moderne Wirtschaftsausrichtung zu werfen.

Lange wurden so beispielsweise die Vorstellungen und Ausgestal-tungen der antiken Wirtschaft als »primitiv« und nicht mit mo-dernen Verhältnissen vergleich-bar abgetan. Die Beschäftigung mit begrifflichen Konzepten wie oikos (= Haus) oder oikonomia (= Hauswirtschaft) und deren Entwicklung zeigt hingegen ein völlig anderes Bild. Dies wird auf der Grundlage einer gemein-samen Analyse der Beschrei-

bungen von griechischen Schriftstellern wie Platon, Aristo-teles und Xenophon im Kurs nachvollzogen und diskutiert.

Sven Günther (Jg. 1978) studierte u.a. Alte Geschichte, Mittlere und Neue Geschichte sowie Rechts-wissenschaften im Magisterstudiengang an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Nach seinem Abschluss pendelte er zwischen den beiden Welten »Wissenschaft« und »Schule«: Als wissenschaft-licher Mitarbeiter wurde er an seiner Alma Mater 2008 mit einer Arbeit zum römischen Steuerwesen promoviert; seine schulischen Wege führten ihn als Latein- und Geschichtslehrer vom Gymnasium Weierhof, Bolanden, über die Anna-Schmidt-Schule, Frankfurt, bis an die Deutsche Schule Tokyo Yokohama (Japan). Seit Oktober 2013 ist er Akademischer Rat auf Zeit an der Universität Bielefeld und arbeitet an seiner Habilitationsschrift zu den griechischen Wirtschaftstheoretikern. In seiner

Freizeit läuft er gerne viel und lang oder lässt sich auf den einen oder anderen Kickbox-Fight ein.

Elisabeth Löser (Jg. 1988) studiert an der Johannes Gutenberg-Uni-versität Mainz Klassische Archäologie, Lateinische Philologie und Bio-logie. Zurzeit schreibt sie ihre Magisterarbeit über die Archäologie des griechischen Theaters. Ihre Leidenschaft für die Antike führte sie z.B. zu Ausgrabungen und Museumspraktika in Griechenland, der Türkei und Jordanien. Dennoch ist sie ganz in der Gegenwart verhaftet: Sie hört und macht gerne Musik, powert sich beim Joggen und Boxen aus und verbringt gerne Zeit mit ihren Freunden. Sie freut sich schon auf

eine tolle Zusammenarbeit bei der SchülerAkademie!

Die antiken Theorien spiegeln sich später auch in den Wirtschaftstheorien des Mittelalters, der Frühen Neuzeit und der Moderne wider. Dabei kann beobachtet werden, wie ursprünglich antike Vorstellungen, bedingt durch ver-änderte soziale und politische Rahmenbedingungen, umin-terpretiert und weiterentwickelt werden (Rezeption).

Letztlich wirkten und wirken diese »modernen« Wirt-schaftstheorien dann auch wieder auf die Beschreibung der antiken Verhältnisse durch die moderne Forschung zurück. Die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen antiken und modernen Wirtschaftstheorien sollen ebenfalls exempla-risch herausgearbeitet werden, u.a. am Beispiel der athe-nischen Finanzwirtschaft, der Preisbildungssysteme in den griechischen Stadtstaaten (Poleis), in Handelsbeziehungen und der römischen Staatswirtschaft. Ganz konkret soll auch der Blick in das Heute sein: So wird es unter anderem um die Theorie und Praxis des Geldes, um Management-Qualitäten, das Verhältnis von Wirtschaft und Kultur und Wirtschaftsethik gehen.

Kursleitung

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Multinationale akadeMie Waldenburg (24. Juli bis 9. August 2014)kurs w.4

Die Entstehung von BildernPerspektiven auf Fotografie und Kunstgeschichte

Fast jeder von uns verfügt in seinem Mobiltelefon über eine Kamera, mit der Fotos gemacht und über das Internet innerhalb von Sekunden in alle Welt verschickt werden können. Bilder, meist in Form von Fotografien, und ihre schnelle Verfügbarkeit sind eine Selbstverständlichkeit geworden, stellen ein wichtiges Kommunikationsmittel dar und haben in dieser Form großen Anteil an unserem Zugang zur Welt. Eine solch schnelle Herstellung und Konsumierung von Fotografien setzt kein großes Wissen und keine besondere Sensibilität im Umgang mit Bildern voraus. Daher ist es das Ziel des Kurses, den Blick und das Bewusstsein zu schärfen und sich Zeit zu nehmen im genauen Betrachten und in der Herstellung von eigenen Fotografien. Es werden die Grundlagen des anspruchs-vollen Handwerks des Fotografierens vermittelt und über kunst- und kulturhistorische sowie philosophische Fragen rund um das Phänomen der Fotografie nachgedacht, in der Hoffnung, dass die praktische und die theoretische Be-schäftigung mit diesem Thema in einem sich wechselseitig befruchtenden Verhältnis stehen werden.

Zunächst beschäftigen sich die Teilnehmenden eingehend mit den vielfältigen Optionen einer Spiegelreflexkame-ra. Das Zusammenspiel von Blende, Zeit und Licht wird der Ausgangspunkt sein, um sich den verschiedenen Gattungen, wie Landschafts-, Porträt-, Marko- und Doku-mentationsfotografie, mit ihren jeweils unterschiedlichen Ansprüchen und Herausforderungen zu stellen. Es werden erste Erkenntnisse zu Bildgestaltung, Bildaufbau und mög-lichen Kriterien, was ein gutes Bild ausmacht, gesammelt und umgesetzt. Welche Vorabinformation braucht der Fo-tograf, z.B. für ein gutes Porträt? Wie wird Licht eingesetzt? Welche Rolle spielt der Betrachter? Welche Aussage will das Bild vermitteln und welche Hilfsmittel setze ich dafür ein?

Bei diesen praktischen Fragen der Bildgestaltung kann auch die theoretische Beschäftigung mit der Kunstgeschich-te helfen, um Antworten zu geben. Auch aus diesem Grund wird der Kurs sich der Geschichte der Fotografie widmen, deren Voraussetzungen sich über den Einsatz der Camera obscura in Kunst und Wissenschaft und den Realismus

Torsten Korte (Jg. 1984) studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Mu-sikwissenschaft in Bonn und Venedig (Italien). Schwerpunkte seines Stu-diums waren u.a. die italienische und niederländische Malerei der Neuzeit und interdisziplinäre Fragenstellungen zur Kulturgeschichte des Bürger-tums. Zurzeit lebt er in Berlin und arbeitet an einer Dissertation zur Ar-chitekturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Neben der Kunstgeschichte hat er Freude am Musizieren und an Fremdsprachen. 2003 nahm er an der SchülerAkademie in Hilden am Kurs »Abenteuer Sprache« teil und freut

sich nun sehr, selbst einen Kurs leiten zu dürfen.

Gabriele Thieme (Jg. 1958) wuchs in Bayern auf und ging dort auch zur Schule. In München studierte sie Germanistik und evangelische Theologie für das Lehramt an Realschulen, ist aber nach drei Jahren des Unterrichtens in die freiberufliche EDV-Schulung abgewandert. Sieben Jahre später wurde sie von der Fraunhofer-Gesellschaft abgeworben, wo sie heute im Bereich Personalcontrolling arbeitet. Schon während der Schulzeit entdeckte sie die Liebe zur Fotogra-fie, damals noch analog mit der dazugehörigen Arbeit im Fotolabor, seit ca. 15 Jahren digital. Lieblingsmotive sind besonders in den Bereichen Portrait, Makro und Natur, ihre beiden Border Collies sind brave Models. Von 2009 bis 2013 leitete sie einen Fotokurs für die Talent Akademie

in Lindau am Bodensee, weil ihr die Arbeit mit Jugendlichen besonders viel Spaß macht.

der Barockmalerei bis zurück ins 15. Jahrhundert mit der Entwicklung der Perspektive in der Renaissance-Malerei zurückverfolgen lassen. Trotz dieser Kontinuität erscheint die Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert eine Revo-lution nicht nur für die Kunstgeschichte, sondern auch für das Alltagsleben der Menschen, für die Wissenschaft und den modernen Journalismus.

Ähnlich große Veränderungen ruft jetzt die Digitalisierung von Bildern hervor, weshalb sich der Kurs auch mit den aktuellen Entwicklungen und der Rolle von Bildern in den neuen Medien im Internet auseinandersetzen will. Welche bildhafte Gestaltung wird in den Medien und in den Nach-richten verwendet? Was wollen uns diese Bilder vermitteln und wie wird das geschickt umgesetzt? Darüber hinaus lädt das Thema dieses Kurses dazu ein, sich mit grundlegenden gängigen Theorien der Kunst- und Bildforschung, sowohl als auch mit philosophischen Überlegungen zum Verhältnis Bild – Abbild zu beschäftigen.

Kursleitung

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Jgw-SchülerakaDemieN

Die JGW-SchülerAkademien

Wenn man selbst das große Glück hatte, an einer SchülerAkademie teilzunehmen, dann weiß man, wie besonders, wie bedeutend und in gewisser Weise auch prägend dieses Erlebnis ist. Rückblickend möchte man es unter keinen Umständen missen und ist dankbar für diese erhaltene Chance.

Der Verein Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW) wurde von ehemaligen Teilnehmenden der Deutschen SchülerAkademie gegründet und besteht seit 1999. Ein ehrenamtlich arbeitendes Organisationsteam richtet seit 2004 JGW-SchülerAkademien unter dem Dach der Deutschen SchülerAkademie aus. Ziel seiner Arbeit ist es, noch mehr Schülerinnen und Schülern die Teilnahme an einer Schüler-Akademie zu ermöglichen. Darüber hinaus entsendet JGW jährlich eine Delegation zu den zwei weltweit größten UN-Simulationen – zur National Model United Nations (NMUN) und zur World-MUN. Informationen zu weiteren Projekten auf www.jgw-ev.de.

Wie bei den von der Bildung & Begabung gemeinnützigen GmbH ausgerichteten SchülerAkademien sind die JGW-SchülerAkademien von intensiver Kursarbeit auf hohem Niveau und den verschiedensten Aktivitäten in der kursfreien Zeit geprägt. Musik und Sport gehören ebenso dazu wie lange Diskussionen bis tief in die Nacht,

spontane Spiele-Abende und ein Exkursionstag. Die Teilnahmebedingungen sowie das Bewerbungsverfahren sind mit denen der Deutschen SchülerAkademie identisch.

Kosten / Ermäßigung oder Erlass

Aufgrund der mit zehn Tagen kürzeren Dauer wird von den Teilnehmenden der JGW-SchülerAkademien eine Eigenbeteiligung von 410 Euro erwartet. Hinsichtlich einer Ermäßigung oder eines Erlasses der Eigenbeteiligung gelten die gleichen Be-dingungen wie bei der Deutschen SchülerAkademie (siehe Seite 14), d.h. die Eigen-beteiligung kann ermäßigt oder ganz erlassen werden, wenn die Einkommensver-hältnisse der Familie die Zahlung der Eigenbeteiligung nur zum Teil oder gar nicht zulassen. Auch hier erfolgt die Platzvergabe ohne Berücksichtigung der Einkom-mensverhältnisse. Ein Antrag auf Ermäßigung oder Erlass ist erst nach Erhalt der Teilnahmezusage bei der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie zu stellen.

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Jgw-SchülerakaDemie gaeSDoNck (30. JuLI BIs 8. AuGusT 2014)

JGW-SchülerAkademieGaesdonckCollegium Augustinianum Gaesdonck

Das Collegium Augustinianum Gaesdonck widmet sich bereits seit seiner Gründung im Jahre 1849 der Bildung und Erziehung junger Menschen. Es befindet sich in der Trägerschaft des Bistums Münster und liegt im Gebiet des Niederrheins direkt an der niederländischen Grenze.

Der Leitsatz »Christlich leben, sozial handeln, Begabungen entfalten« bestimmt das Handeln in Internat und Schule und verdeutlicht die pädagogische Zielsetzung der Schule, die Schülerinnen und Schüler zu verantwortungsbewusstem Handeln in Fa-milie, Beruf, Kirche und Gesellschaft zu befähigen. Derzeit besuchen über 800 interne und externe Schülerinnen und Schüler das Gymnasium, welches bis 2002 noch ein reines Jungengymnasium war.

Die modern ausgestatteten Unterrichtsräume sowie die Sportanlagen werden im Schulalltag sowohl im Unterricht als auch in der Freizeit in Arbeitsgemeinschaften und Projekten genutzt. Neben zwei Sporthallen, einem Tennisplatz und einer Ska-terbahn für den sportlichen Ausgleich steht den Schülerinnen und Schülern eine umfangreiche Präsenzbiblio thek zur Verfügung. Großer Wert wird auf die musisch-künstlerische Ausbildung gelegt. Die Kooperation mit der Gaesdoncker Musikschule

rundet das Angebot an Theater-AGs, Schulchören und -bands ab. Darüber hinaus werden Programme speziell zur Förderung besonders Begabter umgesetzt.

In den Gebäuden des Internates wird die JGW-SchülerAkademie herzlich willkom-men geheißen. Die Teilnehmenden sind in den Zimmern der Schülerinnen und Schüler untergebracht, die in Wohngruppen zu je etwa 25 Personen gegliedert sind. Die verschiedenen Räumlichkeiten der Gaesdonck können für vielfältige kursüber-greifende Angebote genutzt werden. Eine große Aula bietet genug Platz für alle Aka-demieteilnehmenden, sodass auch das Akademiekonzert in angemessenem Rahmen stattfinden kann.

rundet das Angebot an Theater-AGs, Schulchören und -bands ab. Darüber hinaus

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Jgw-SchülerakaDemie gaeSDoNck (30. JuLI BIs 8. AuGusT 2014)

Programm

JGW-1.1 Formale SprachenJGW-1.2 Heiter bis wolkigJGW-1.3 Synthetische BiologieJGW-1.4 Alles außer Hochdeutsch!JGW-1.5 Wie ein Hefebakterium Frankreich revolutionierteJGW-1.6 Bildung zwischen Emanzipation und Macht

Akademieleitung

Dörthe Kennedy ( Jg. 1982) war 2002 selbst Teilnehmerin einer Deutschen SchülerAkademie. Sie belegte einen Kurs über Teilchenphysik, für die sie sich noch heute begeistert. Also studierte sie anschließend Physik und promovierte am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg, wo sie sich mit der Suche nach Supersymmetrie am CERN beschäftigte. Sie leitete bereits zweimal einen Kurs bei einer JGW-SchülerAkademie und freut sich nun sehr auf ihre Aufgabe als Akademieleiterin, da ihr die Arbeit im JGW-Team sehr viel Spaß macht. Wenn sie gerade nicht auf Kursleitersuche ist, dann geht Dörthe gerne

joggen oder besucht ihre Gastfamilie in den USA.

Jan Thorben Wilkens ( Jg. 1992) studiert nach seinem Freiwilligendienst in Haifa (Israel) Judaistik und Geschichte und Kultur des Vorderen Orients an der Freien Universität Berlin. 2010 besuchte er im Kurs »Von Göttern, Helden und anderen Komplexen – Auseinandersetzungen mit antiken Mythen« selbst ei-ne JGW-SchülerAkademie. Seitdem lässt ihn die Faszination für dieses Projekt nicht mehr los und er freut sich nun auf seine erste Akademieleitung. Seine Frei-zeit verbringt er am liebsten in der Natur, in ein gutes Buch vertieft, oder beim Ausprobieren neuer Rezepte für allerlei Köstlichkeiten.

Leitung kursübergreifende Musik

Benjamin Wankmüller ( Jg. 1990) nahm 2008 selbst an einer JGW-Schüler-Akademie in einem Kurs zur Physik der Musik teil. 2013 war er zum ersten Mal als Musikleiter tätig. Nach seinem Abitur absolvierte er ein Freiwilliges Öko-logisches Jahr in einem Naturschutzzentrum am Bodensee. Zurzeit studiert er in Mannheim Lehramt Musik mit Hauptfach Violoncello sowie Musiktheorie/Gehörbildung. Seine Begeisterung für Musik gilt insbesondere dem Chorgesang. Wenn man ihn nicht beim Musikmachen sieht, läuft er Halbmarathon, treibt jegliche Arten von Sport oder schreibt an einer neuen Komposition.

Collegium Augustinianum GaesdonckGaesdoncker Str. 22047574 Gochwww.gaesdonck.de

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Jgw-SchülerakaDemie gaeSDoNck (30. JuLI BIs 8. AuGusT 2014)kurs Jgw-1.1

Formale SprachenEnglisch, Französisch, Latein – beim Wort »Sprachen« denken die meisten Menschen unwillkürlich an lebende, menschliche Formen der Kommunikation. Doch gerade im Umgang mit oder zwischen Computern sind künstliche Sprachen wie Programmiersprachen, Datenformate oder Protokolle zum Datenaustausch heute praktisch allgegen-wärtig. Und in der Mathematik (sei es in der Logik, in der mathematischen Grundlagenforschung oder in der Kom-plexitätstheorie) sind die formalen Sprachen schon lange eine wesentliche Komponente zum Formulieren und Be-trachten der zugrundeliegenden Sätze und Axiome.

Programmierer wie Mathematiker können dabei auf ein reichhaltiges theoretisches Fundament aufbau-en, welches sich aus dem Versuch entwickelt hat, die syntaktischen Regeln natürlicher Sprachen zu untersuchen und zu verstehen. Das soll in diesem Kurs ein wenig näher beleuchtet werden. Ausgehend von der Definition einer Sprache im mathematischen Sinn und des Begriffs der Grammatik (der wesentlichen Methode zur De-finition einer formalen Sprache) wird der Kurs sich an der von Noam Chomsky 1956 definierten Chomsky Hierarchie

entlanghangeln und nach und nach immer komplexere Sprachen betrachten – und auf diese Weise ein Konzept entwickeln, was »Komplexität« einer Sprache überhaupt bedeuten soll. Diese Untersuchung wird dabei auf mathe-matischen Methoden beruhen: Man kann beispielsweise zeigen, dass Chomskys Einteilung tatsächlich alle Gramma-tiken in eine Hierarchie immer größer werdender Klassen einstuft. Zu diesem Zweck wird unter anderem ein als »Pumplemma« bekannter Satz für die beiden untersten Stufen der Hierarchie, der so genannten regulären und kontextfreien Sprachen, bewiesen. Dazu kommen Ausflü-

ge in die Theorie der endlichen Automaten, welche hervorragend dazu geeignet sind, Sätze algorithmisch auf »Korrektheit« in einer gegebenen formalen Sprache zu prüfen (man spricht vom »Erkennen von zu einer Sprache gehörigen Sätzen«). Endliche Automaten bil-den daher auch die Grundlage der meisten

Parsingalgorithmen (also der Methoden, einen gegebenen Text anhand einer gegebenen Grammatik zu »verstehen«).

Trotz aller Bezüge zur Informatik: Computer werden in die-sem Kurs lediglich die Kulisse bilden, das Hauptwerkzeug sind (zumindest konzeptionell) Papier und Bleistift. Und die Tafel natürlich: Nach der Vorstellung der Grundlagen

Klaus Aehlig ( Jahrgang 1976) studierte in München Mathematik. Es folgten Post-doc Aufenthalte in Oxford (Großbritannien), Toronto (Kanada) und Swansea (Groß-britannien), sowie die Habilitation in Informatik an der Universität München. Nach einem weiteren Forschungsaufenthalt in Southampton (Großbritannien) wechselte er im November 2011 in die Industrie und arbeitet seitdem als Softwareengineer. Er konnte in seiner Schulzeit selbst an einer SchülerAkademie teilnehmen und freut sich daher, diese positive Erfahrung als Kursleiter nun zum fünften Mal weiter geben zu können.

Marc Schäfer (Jg. 1977) nahm 1994 an der SchülerAkademie St. Peter-Ording teil. Er studierte an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und an der University of Warwick (Großbritannien) Mathematik. Dort beschäftigte er sich insbesondere mit partiellen Differenzialgleichungen. Seitdem arbeitet er bei Siemens Energy im Bereich Steuerung und Regelung von Gasturbinen und betreut dort (neben Reglerdesignauf-gaben) auch die dynamische Simulation von Gasturbinenfahrweisen. Wenn er das gerade nicht tut, macht er wahrscheinlich Musik (Klavier, Orgel oder Chor) oder übt Zaubern.

werden im Gespräch z.B. in Gruppenarbeit Themen erar-beitet und vorgetragen oder gemeinsam Aufgaben gelöst und die Ergebnisse verglichen – vielleicht wird auch der ein oder andere Satz darauf warten, eigenständig bewiesen zu werden (keine Sorge, es wird Tipps geben).

Kursleitung

Voraussetzungen: Die Teilnehmende sollten Interesse an abstrakten Problemstellungen und mathematischem Denken mitbringen. Besondere Vorkenntnisse sind nicht nötig -- das Themengebiet erfordert nur wenig mathematisches Vorwissen, welches im Kursverlauf wiederholt bzw. eingeführt wird.

Struktur eines Satzes in einer nur unwesentlich vereinfachten Version der englichen Sprache

Endlicher Automat zum Erkennen einer Zahl in wissenschaftlicher Notation

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JGW-SchülerAkAdemie GAeSdonck (30. Juli bis 8. August 2014)kurs Jgw-1.2

Heiter bis wolkigWolken in Wetter und Klima

Wolken faszinieren die Menschen von je her. Ihre verschie-denen Formen regen die Fantasie an – und wer hat nicht schon einmal in den Himmel geschaut und Tiere oder Bilder anstatt kondensiertes Wasser gesehen? Doch auch als konden-siertes Wasser bergen Wolken eine große Faszination. Sie beeinflussen Wetter und Klima und bieten von den winzigen Prozessen der Mikrophysik bis hin zu gewaltigen Wolkenstruk-turen ein großes Spektrum an wichtigen Größenskalen.

In diesem Kurs geht es um den Einfluss der Wolken auf Wetter und Klima. Dafür werden verschiedene Zusammenhänge und Phänomene untersucht – immer mit dem Fokus auf der Rolle der Wolken.

Am Anfang des Kurses steht eine kleine Einführung in die Meteorologie. Dabei geht es um die grundlegenden physika-

lischen Zusammenhänge in der Atmosphäre. Wie entstehen eigentlich Wind, Wolken und Nie-derschlag? Wie kann man sie vorhersagen? Und wa-rum ist das doch manch-mal schwierig? Dabei wer-den globale Strömungen und große Wettersysteme, aber auch lokale Phäno-mene und natürlich die Entstehung der Wolken betrachtet und diskutiert.

Aufbauend auf diesen grundlegenden Zusammenhängen und mit Hilfe von aktuellen Wetterkarten können dann bereits eigene kurzfristige Wettervorhersagen erstellt werden. Anhand dieser Vorhersagen und der Diskussion der Wetterkarten und der entscheidenden Prozesse wird das Wissen und Verständnis weiter vertieft. In diesem Zusammenhang wird auch auf mo-derne Mess- und Vorhersagemethoden eingegangen.

Hendrik Hoeth (Jg. 1977) nahm 1996 selbst an einer SchülerAkademie teil. Er studierte in Clausthal, Haifa (Israel) und Wuppertal Physik mit Schwerpunkt auf experimenteller Teilchenphysik. Es folgten ein paar Jahre Forschung an der Schnittstelle zwischen Theo-rie und Experiment, an Universitäten in Schweden und England. Inzwischen entwickelt er in Heidelberg Bordinstrumente für Kleinflugzeuge. Auch mit der Meteorologie kam er durch die Fliegerei in Kontakt: Am Wochenende findet man ihn meistens auf dem Segel-flugplatz oder in der Werkstatt, wo er sein eigenes Flugzeug baut.

Vera Schemann ( Jg. 1983) verbrachte ihre Schulzeit im schönen Münster und nahm 2002 selbst an einer SchülerAkademie teil. Später zog es sie dann in den Norden: für ein Studium der Technomathematik nach Bremen und für ein Aus-tauschjahr bis nach Norwegen. Seit 2010 sieht sie Wolken mit anderen Augen und beschäftigt sich am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg insbe-sondere mit der Modellierung von Wolken in Klimamodellen. Wenn sie einmal nicht in den Himmel guckt, versinkt sie gerne in skandinavischen Krimis oder in Diskussionen über die schönste Nebensache der Welt – den Fußball.

Doch nicht nur für kurzfristige und eher lokale Phänomene – das Wetter – spielen die Wolken eine Rolle. Durch die Refle-xion und Absorption von Strahlung beeinflussen Wolken die Energiebilanz der Erde und haben somit einen starken Effekt auf unser Klima. Mit dem zuvor erarbeiteten Wissen werden verschiedene Wolkentypen, ihr Vorkommen an verschiedenen Stellen des Globus und natürlich ihr Einfluss auf das Klima diskutiert.

Abschließend wird ein kleiner Einblick in die angesprochenen Modelle gegeben. Auch hier wird der Schwerpunkt darauf liegen, wie Wolken auf verschiedenen Größenskalen in Wetter- und Klimamodellen dargestellt werden.

Kursleitung

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JGW-SchülerAkAdemie GAeSdonck (30. Juli bis 8. August 2014)kurs Jgw-1.3

Synthetische Biologie Von den molekularen Bausteinen zu neuem Leben

Können wir de novo Leben im Reagenz-glas erschaffen und optimieren? Diese Fra-ge gründet nicht nur auf purer Neugierde. Zellen zu kreieren, die bestimmte Aufga-ben erfüllen, stößt auch auf ökonomisches Interesse. Könnte man Zellen designen, die neuartige Moleküle herstellen, so würde das ganze Industriezweige revolu-tionieren. Fortschrittsdrang und Streben nach wirtschaftlicher Entwicklung haben zur Etablierung eines neuen, interdiszi-plinären Forschungsfeldes geführt: der synthetischen Biologie.

In diesem Kurs werden essenzielle Fragen der synthetischen Biologie diskutiert. Wel-che Faktoren sind wesentlich für funk-tionierendes Leben, welche eher schmückendes Beiwerk? Was ist die kleinstmögliche Zahl von Genen, mit denen ein Organismus überleben kann? Wie können Zellen moduliert und optimiert werden?

Um diese Fragen zu beantwor-ten, werden zunächst verschie-dene zelluläre Mechanismen natürlich vorkommender Or-ganismen untersucht. Mithilfe wissenschaftlicher Fachlitera-tur beschäftigen sich die Teil-nehmenden u.a. mit intrazellu-lären Transportmechanismen, Synthese von Biomolekülen, Signaltransduktion und Kom-munikation zwischen Zellen. Dabei wird auch auf Ähn-lichkeiten und Unterschiede zwischen den Domänen des Lebens eingegangen. Pro- und Eukaryoten besiedeln meist ge-

mäßigte Lebensräume, Archaebakterien hingegen können unter widrigsten Umständen überleben – sei es in Geysiren, Black Smokern oder im Toten Meer. Wie schaffen es Archaeen, dem Stress extremster Bedingungen zu trotzen?

Florian Schober (Jg. 1991) ist in der Nähe von Passau in Niederbayern groß geworden. Obwohl er sich lange Zeit für die Klimawissenschaften interes-sierte, begeisterte ihn ein Kurs einer Deutschen SchülerAkademie über die chemische Evolution des Lebens so sehr, dass er sich anschließend der Erfor-schung der Zelle widmen wollte. Er studierte zunächst sechs Semester Mo-lekulare Medizin in Erlangen und ist nun zusammen mit Katharina Student der Biomedizin am Karolinska Institut in Stockholm (Schweden). In seiner Freizeit spielt er Klavier in Kammerensembles und wandert gerne.

Katharina Becker ( Jg. 1991) wuchs in Berlin auf. Nach dem Abitur studierte sie in Hei-delberg Molekulare Biotechnologie. Dort nahm sie auch an einem Wettbewerb zur Synthe-tischen Biologie teil. Als Mitglied des Gewinner-Teams arbeitete sie ein Jahr lang an einem Projekt zu zielgerichteter Evolution. Zum Masterstudium zog es sie in den Norden. Nun studiert sie am Karolinska Institut in Stockholm (Schweden) Biomedizin zusammen mit Florian. Neben Vorlesung und Labor bleibt noch ausreichend Zeit zum Tanzen und für zag-hafte Annäherungsversuche an die schwedische Sprache.

Ausgehend von der Zellbiologie bekannter Organismen werden im Kurs Bausteine zusammengetragen, mit denen einfache synthetische Organismen entwickelt werden könnten. Dieser Baukasten wird mit den neuesten gentech-nischen Methoden erweitert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erarbeiten daraus Konzepte, um neuartiges Le-ben zu entwickeln. Welche Herausforderungen könnte syn-thetisches Leben meistern? Wessen Zelle könnte den Mars besiedeln? Wer konstruiert ein Bakterium, das einfallende Lichtsignale speichern und verarbeiten kann? Die Entwürfe zur eigenen synthetischen Zelle werden abschließend auf einem wissenschaftlichen Poster festgehalten.

Dieser Kurs präsentiert einen Überblick über höhere Zell-biologie und neuere Entwicklungen der synthetischen Biologie. Darüber hinaus regt er dazu an, die Zukunft der Molekularbiologie im 21. Jahrhundert zu diskutieren.

Kursleitung

Voraussetzung für die Kursteilnahme ist die Be-reitschaft, sich mit englischsprachiger Fachlitera-tur zu beschäftigen.

Eine molekulare Fabrik – Die Zelle, Quelle: proteinatlas.org

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Jgw-SchülerakaDemie gaeSDoNck (30. JuLI BIs 8. AuGusT 2014)kurs Jgw-1.4

Alles außer Hochdeutsch!Wer wann wo wie spricht – und warum

»Wir können alles. Außer Hochdeutsch.« – Seit einigen Jahren bewirbt das Land Baden-Württemberg schon mit diesem Marketingcoup seine Leistungs-fähigkeit. Dass es außer dem hochdeut-schen Standard noch ein paar mehr »Deutschs« – oder besser: Varietäten des Deutschen – gibt, wissen wir spätestens seit einem Besuch bei der hessischen Oma, auf dem norddeutschen Fischkut-ter oder in der Münchner Gesamtschule à la Fack ju Göthe.

Standard = gut, Dialekt = ländlich, pri-mitiv, falsch? Dieser Kurs will aufräumen mit Volksdefinitionen und eine varietä-tenlinguistische Perspektive auf unser Sprechen eröffnen. Wir decken Einfluss-faktoren wie Region, Geschlecht, soziale Schicht auf und fragen, wie etwas so Individuelles und Spontanes wie (gespro-chene) Sprache wissenschaftlich erforscht

und dargestellt werden kann. Darüber hinaus beschäftigt sich der Kurs mit Theorien des Sprachwandels und ver-

sucht herauszufinden, wer jetzt schon großen Einfluss auf den Standard von morgen hat und wie eine von vielen Varietäten zum unangefoch-tenen, bedeutenden Standard (gemacht) wird. Mit Mini-Experimenten wird sich der empirischen Praxis genähert.

Auf dieser Basis interessiert in diesem Kurs die Funktion sprachlicher Varietäten im sozialen, politischen, kulturel-len Leben: Wie kann Sprache dabei helfen, sein Gesicht zu wahren, seine Identität zu fin-den oder sich beliebt zu ma-chen? Wie(so) dient Sprache

Benjamin Bechtold (Jg. 1989), geborener Hesse und geduldeter Wahlbayer, ist Sprach-Gourmet. In seinem Germanistikstudium in München spezialisierte er sich auf die Lin-guistik, beschäftigt sich mit Dialektologie und schreibt über die eigene Fachsprache von Auto-Zeitschriften. Praktika, wie in Redaktionen, einem Museum und einem Autohaus, waren und sind ihm neben Ehrenämtern wichtig. Nicht nur seine Freizeit verbringt er gerne völlig kopfhörerfrei in öffentlichen Verkehrsmitteln und sammelt Sprechfetzen. Eher außerhalb des öffentlichen Raumes spricht, singt, kocht und liest er leidenschaft-lich.

Julia Stadler (Jg. 1988), geborene Dialektsprecherin und angehende Fremdspra-chenlehrerin, verschlug es während ihres Studiums nach Passau, München, Lon-don (Großbritannien), Cannes (Frankreich) und Wien (Österreich). Ihre Freude am Sprechen, Lernen und Weiterbilden hat sie bisher in verschiedenen Schular-ten, Universitäten, Ehrenämtern und in der professionellen Führungskräfteent-wicklung ausgelebt. Gerade denkt sie angestrengt über mögliche Promotionsthe-men und ihre Zukunft im Allgemeinen nach und singt laut, reist weit, liest viel oder kocht meist lecker.

schon sprichwörtlich seit biblischen Zeiten als Mittel der Abgrenzung zwischen Völkern? Ist eine Nationalsprache nichts anderes als a dialect with an army and a navy? Warum ist Sächsisch (angeblich?) nicht sexy, Dialektcomedy lustig und »Alles außer Hochdeutsch« gutes Marketing? Und haben sprachliche Varietäten ästhetischen Wert in Film, Theater, Lyrik?

Kursleitung

Empirische Forschung mit Brot und Wurst: Benrat-her Linie und Rheinischer Fächer. Nach plus.google.

com/110729159808906909328/posts/dWmgD7CiyEG

Werbeslogan der Landesregierung Baden-Württemberg seit 1999.Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wirkoennenalles.jpg

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JGW-SchülerAkAdemie GAeSdonck (30. Juli bis 8. August 2014)kurs Jgw-1.5

Wie ein Hefebakterium Frankreich revolutionierte Eine Einführung in die Wissenschaftsforschung

Thomas Edison erfand 1880 die Glühbirne, Cricks und Watson entdeckten 1952 die DNA – diese Ereignisse kennt jeder aus der Schule. Doch: Was passiert eigentlich genau in einem Labor? Wie (er)findet man überhaupt etwas? Beeinflussen eigentlich nur die Menschen neue Entde-ckungen oder spielen noch ganz andere Dinge eine Rolle? Und was heißt es überhaupt, eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler zu sein?

Dieser Kurs möchte auf diese Fragen Antworten finden. Dazu werden zentrale revolutionäre Texte von Soziologen, Philosophen, Historikern und Kulturwissenschaftlern aus dem 20. Jahrhundert, beispielsweise von Michel Foucault, Thomas Kuhn, Bruno Latour und Niklas Luhmann, gele-sen, diskutiert und analysiert.

Auf Grund der Komplexität der Texte werden zu Beginn des Kurses Strategien erarbeitet, die das Lesen von kom-plexen Texten aus verschiedenen Disziplinen erleichtern. Gemeinsam wird zusammengetragen, wie sich die Texte

gegenüber Texten aus dem schulischen Kontext, aber auch untereinander unterscheiden, welche Schwierigkeiten und Herausforderungen sich beim Lesen und Verstehen ergeben und wie man diesen begegnen kann.

Außerdem wird sich der Kurs mit dem Begriff der »Wis-sensgesellschaft« auseinandersetzen, um darüber zu dis-kutieren, welchen Einfluss wissenschaftliche Erkenntnisse, aber auch Denkweisen und Methoden, auf die gesamte Gesellschaft haben. Daran anschließend werden genau diese wissenschaftlichen Denkweisen und Methoden selbst kritisch beleuchtet. Anhand von Texten des Historikers und Philosophen Thomas Kuhn wird thematisiert, wie wissen-schaftliche Theorien bestimmten Moden und Trends un-terworfen sind. Entlang der Texte von Michel Foucault und Niklas Luhmann wird der Kurs darüber diskutieren, was es eigentlich mit der »Wahrheit« in der Wissenschaft auf sich hat, und ob man wissenschaftliche Erkenntnisse wirklich »beweisen« kann.

Janine Noack ( Jg. 1990) studiert seit 2013 den Master Modern European History an der Universität Cambridge (Großbritannien) und absolvierte zuvor den Bachelor in Geschichte, Politik, Soziologie und Wirtschaft in Berlin. Ih-re Forschungsinteressen liegen im Bereich der deutsch-deutschen Geschichte, der Ideen- und Wirtschaftsgeschichte und kulturwissenschaftlichen Ansätzen. Neben dem Studium arbeitet sie für verschiedene Organisationen auf deutscher und europäischer Ebene als Seminarleiterin, hauptsächlich im Bereich der poli-tischen Bildung, engagiert sich politisch und ist journalistisch aktiv.

Charlotte Coch (Jg. 1989) studiert seit 2012 den M.A. Germanistik an der Universität zu Köln. Nach ihrem B.A.-Abschluss an der Universität Freiburg in den Fächern Germanistik und Anglistik unterrichtete sie ein Jahr an der Colgate University in Hamilton (New York, USA). Charlottes Forschungsinteressen liegen im Bereich der Erzähl-, Literatur- und Me-dientheorie; sie interessiert sich außerdem für fachübergreifende kulturwissenschaftliche Fragestellungen. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich mit Unipolitik, außerdem musiziert (Klavier, Fagott, Chorgesang) und liest sie leidenschaftlich gerne.

Danach wird es im Kurs praktisch: In Anlehnung an die Laborstudien des Soziologen Bruno Latours in den 70er Jahren wird anhand von Rollenspielen beobachtet, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Labor arbei-ten, welche Instrumente und Messmethoden sie benutzen und wie sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen oder Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern interagieren. Dabei kann man sich fragen: Könnte der Stift, mit dem wir schreiben, eigentlich genauso wichtig sein, wie der Schreibende selbst?

Auf einer abschließenden Podiumsdiskussion werden die verschiedenen Ansätze noch einmal kritisch zusammenge-fasst und diskutiert. Dabei wird auch reflektiert, inwiefern sich der Blick auf eigene und fremde wissenschaftliche Tä-tigkeit verändert hat. Bestimmt hat nun jeder eine Meinung dazu, ob und warum ein Hefebakterium wirklich Frank-reich revolutionieren kann.

Kursleitung

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JGW-SchülerAkAdemie GAeSdonck (30. Juli bis 8. August 2014)kurs Jgw-1.6

Bildung zwischen Emanzipation und MachtAnalysen neuzeitlicher Bildungsdiskurse

»seiT der ära, in der die ausübung des inTellekTs die quelle von machT und reichTum wurde, isT es unmöglich, jeden forTschriTT in der wissenschafT, jede erfrischende neue wahrheiT und jede neue idee nichT als einen in die reichweiTe des menschen gebrachTen keim von machT zu beTrachTen.«

alexiS de toCqueville, ÜBer die demokratie in amerika, 1840

»die pädagogik [...] isT erziehung zur persönlichkeiT, erziehung eines frei handelnden wesens, das sich selbsT erhalTen und in der gesellschafT ein glied ausmachen, für sich selbsT aber einen innern werTh haben kann.«

immanuel kant, pädaGoGik, 1803

Im 18. Jahrhundert wird der Begriff der Bildung ein ge-sellschaftlicher und politischer Leitbegriff. Die Bildungs-diskurse der letzten 250 Jahre zeigen aber: Es gibt keine

einheitliche Definition von Bildung, Bildung ist vielmehr ein mehrdeutiger Begriff.

Grundlegende Konzeptionen verstehen Bildung entweder als Befreiungsgeschichte oder aber als Mittel der Macht: Bildung macht frei oder Bildung ist ein Herrschaftsin-strument. Daraus ergeben sich weitere spannungsvolle Verhältnisse, die durch gründliche Lektüre verschiedener Texte nachvollzogen und diskutiert werden sollen: Neu-zeitliche Bildungsbestimmungen bewegen sich zwischen Traditionalismus und Antitraditionalismus, allmählicher Verwirklichung und gewaltiger Einzeltat; Bildung wird als Selbstzweck oder Mittel zum Zweck, als Ideologie oder Un-abhängigkeit von Ideologien verstanden; Bildungsbegriffe changieren zwischen Allgemeinwerdung und Vereinzelung, Egalisierung und Elitarismus.

Zu Beginn des Kurses sollen die aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert stammenden Bildungskonzepti-onen Johann Gottlieb Fichtes, Georg Wilhelm Friedrich Hegels und Wilhelm von Humboldts untersucht werden, die Bildung als Befreiungsgeschichte verstehen und mit Aufklärung und der Entwicklung zur Mündigkeit konno-tieren.

Benjamin Dober (Jg. 1989) studiert seit dem Wintersemester 2010/11 Philosophie und Germanistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Er arbeitet als wis-senschaftliche Hilfskraft an einem linguistischen Lehrstuhl und ist Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Zu seinen Lieblingsautoren gehören Kant, Nietzsche, Kafka und Gernhardt. In seinem Studium interessieren ihn besonders die Grenzgebiete zwischen Literatur und Philosophie. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit seinen Freunden, beim Sport oder am Klavier.

Marie Merscher (Jg. 1992) studiert Philosophie und Katholische Theologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Sie ist wissenschaftliche Hilfskraft und Tuto-rin an einem philosophischen Lehrstuhl. Schwerpunkte ihres bisherigen Studiums waren die Vorsokratik, Platon und die Transzendentalphilosophie Kants. Aktuell beschäftigt sie sich besonders mit fundamentaltheologischen Fragestellungen, dem französischen Existentialismus und rationaler Mystik. Neben ihrem Studium musi-ziert und tanzt sie gerne oder verbringt ihre Zeit sportlich an der frischen Luft oder hinter guten Büchern.

Anschließend sollen Bildungsbegriffe Friedrich Nietzsches, Jean-Paul Sartres und Michel Foucaults erar-beitet werden. Hier stehen die Kritik am Bildungsbegriff, Orientierung an Nützlichkeitskalkülen und Aspekte der Vereinzelung im Mittelpunkt.

Auf dieser Grundlage der großen ideengeschichtlichen Linien des Bildungsbegriffs und ihrer jeweiligen Pro-blematik soll ein Blick auf neuere Bildungsdiskurse geworfen werden (Georg Picht, Jacques Derrida, Odo Marquard). Außerdem möchte der Kurs dazu anregen, heutige »Bildungsrealitäten« zu hinterfragen und zu dis-kutieren.

Der Schwerpunkt des Kurses liegt in der Auseinander-setzung mit philosophischen Texten, die immer auch in Zusammenhang mit geschichtlichen und gesellschafts-politischen Vorgängen stehen. Vorkenntnisse im Umgang mit solchen anspruchsvollen Texten sind begrüßenswert, aber keine Voraussetzung. Schritt für Schritt soll das Denken anhand solcher Texte geübt werden und zwar an einem Problem, vor dem man dabei bereits steht: Wie kann man das Bestreben verstehen, »gebildet« zu sein?

Kursleitung

Page 95: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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JGW-SchülerAkAdemie PAPenburG (24. August bis 2. september 2014)

Die Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg liegt inmitten eines vor mehreren hundert Jahren trockengelegten Moorgebietes im nordwestlichen Nie-dersachsen. Sie wurde im Rahmen einer Beschäftigungsinitiative für ältere Langzeitar-beitslose konzipiert und erbaut.

Besonderer Wert wurde dabei auf eine Energie und Ressourcen schonende Gestal-tung gelegt, was sich auch in der ungewöhnlichen und originellen Innengestaltung zeigt. Als anerkannte Heimvolkshochschule legt sie in ihrem eigenen Programm den Schwerpunkt auf politische und Umwelt-Bildung.

Das Areal ist harmonisch in die Landschaft eingebettet. Von der Straße ist es durch ei-nen sanften Hügelwall getrennt, auf dessen Innenseite sich Haupthaus und zahlreiche kleinere Gebäude befinden. Fast alle Häuser haben eigene Wintergärten, in denen es neben den landesüblichen Pflanzen auch zahlreiche exotische Gewächse wie Aloe ve-ra, Kumquats und Palmen gibt. Die Flure im Haupthaus öffnen sich allesamt auf den großen Wintergarten, der wiederum auf den vorgelagerten See blickt. Dieser wird aus einem über das Gelände der Bildungsstätte verlaufenden Bach gespeist und lädt zu Fahrten mit dem Boot ein. Das komplette Haus steht für die Akademie zur Verfügung.

Fortsetzung siehe Seite 105 …

JGW-SchülerAkademie Papenburg Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg e.V.

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Jgw-SchülerakaDemie PaPeNburg (24. AuGusT BIs 2. sepTemBer 2014)

Programm

JGW-2.1 Wirklich Top Secret?JGW-2.2 Vom Ton zur CD JGW-2.3 Funktionelle Systeme in der NeurologieJGW-2.4 Wie lernen wir (richtig)?JGW-2.5 Wie uns der Zauberlehrling das Fürchten

vor der Gentechnik lehrtJGW-2.6 »Was soll ich tun?«

Akademieleitung

Caroline Wacker (Jg. 1993) wurde in Erlangen geboren und studiert dort Hu-manmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität. 2010 war sie begeisterte Teilnehmerin im Kurs »Von kleinen Welten zu großen Netzwerken« in Papen-burg und engagiert sich seitdem für die JGW-SchülerAkademien. Auf der Aka-demie 2014 wird sie ihre dritte Akademieleitung übernehmen und freut sich sehr darauf, mit Philipp zusammenzuarbeiten. Wenn sie ein bisschen Zeit übrig hat, liebt Caroline es, Saxofon und Klavier zu spielen, in Konzerte zu gehen oder gute Gespräche zu führen.

Philipp Möller (Jg. 1992) stammt aus Burgdorf bei Hannover. Seit seinem Abi-tur studiert er Mathematik an der Georg-August-Universität in Göttingen und beschäftigt sich vornehmlich mit stochastischen Prozessen. In seiner Freizeit beschäftigt er sich gerne mit der englischen Sprache, geht Tanzen oder kocht mit Freunden. 2010 nahm er am Kurs »Von kleinen Welten zu großen Netz-werken« in Papenburg teil. Seitdem war er in verschiedenen Funktionen an der Vorbereitung der JGW-SchülerAkademien beteiligt und freut sich nun auf seine erste Akademieleitung.

Leitung kursübergreifende Musik

Feodora-Johanna Gabler ( Jg. 1985) studierte von 2005–2008 Harfe an der Musikhochschule München. 2011 beendete sie erfolgreich die angeschlossene Meisterklasse. Parallel dazu nahm sie ein Studium der Schulmusik und der Ele-mentaren Musikpädagogik in Würzburg auf. Sie wurde unter anderem durch die Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert. Neben dem Studium arbei-tet sie als Musikerin, Lehrerin und Lehrbeauftragte (Musikhochschule Mün-chen). Sie liebt das Tanzen, egal ob es sich um Standard und Latein, Hip Hop oder Volkstänze handelt. 2014 leitet sie zum dritten Mal eine KüA Musik für JGW.

Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland Spillmannsweg 3026871 Papenburgwww.hoeb.de

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Jgw-SchülerakaDemie PaPeNburg (24. AuGusT BIs 2. sepTemBer 2014)kurs Jgw-2.1

Wirklich Top Secret? Kryptographie und Kryptoanalyse

• Was ist eine sichere Verschlüsselung? • Wie funktioniert Online-Banking? • Wie kann ich meine E-Mails vor PRISM schützen? • Woher weiß ich, dass eine wichtige Nachricht wirklich

vom richtigen Absender kommt und keine Fälschung eines Betrügers ist?

• Was ist RSA? • Und wie werden Codes geknackt?

Diesen und weiteren Fragen wird in diesem mathema-tischen Kurs nachgegangen. Kryptographie ist die Wissen-schaft vom Verschlüsseln geheimer Daten. Der berühmteste Code ist sicherlich derjenige, der Cäsar zugeschrieben wird. Er verschob jeden Buchstaben des Alphabets um eine feste Anzahl von Lettern (aus A wird M, aus B wird N usw.), so dass der Empfänger die unleserliche Nachricht nur »rückverschieben« musste, um den Sinn zu erkennen. Offenbar ist das keine sehr sichere Verschlüsselung und im Verlauf der Geschichte fand man neue, bessere Methoden, von denen einige erst nach langer Zeit geknackt werden konnten.

Nach einer soliden Einführung in die notwendigen mathe-matischen Grundlagen aus der Statistik und Zahlentheorie werden einige historische Verschlüsselungsverfahren erklärt und deren Kryptoanalyse (die Wissenschaft vom Knacken von Codes) erörtert und getestet. Darauf folgend wird ein informationstheoretischer Begriff von der »perfekten Si-cherheit« eines Codes gebildet, der eng verwandt mit der Komplexitätstheorie von Algorithmen ist. Schließlich wird auf moderne, sichere Verschlüsselungen eingegangen und der wichtige Unterschied zwischen symmetrischen und asymmetrischen Codes herausgestellt. Ein Ausblick auf Sig-natur- und Hashfunktionen, die Empfänger von Nachrich-ten vor den Möglichkeit einer bösartigen Fälschung oder fehlerhafter Daten bewahren können, neue physikalische Techniken, wie die Quantenkryptographie, sowie eine Be-trachtung des gesellschaftlichen Einflusses, den moderne, sichere Verfahren bieten, bilden den Abschluss des Kurses. Die recheninten-siveren Verfahren und Algorithmen werden am Computer simuliert.

Meru Alagalingam ( Jg. 1991) studierte Mathematik in Tübingen, Bonn und Moskau (Russland) und promoviert gerade in Augsburg auf dem Gebiet der To-pologie. Als Schüler hat er selbst an einer Junior- und an einer SchülerAkademie sowie an den JGW-Mathewochenenden teilgenommen und freut sich, wieder Teil einer SchülerAkademie zu sein. In seiner Freizeit musiziert er gerne, indem er Geige oder Gitarre spielt, singt oder einfach auf Konzerte geht. Er hilft jungen Asylbewerbern vor allem bei der Verständigung mit Behörden. Außerdem lernt er Russisch und reist gerne, am liebsten per Anhalter.

Philipp Düren (Jg. 1991) studierte Mathematik in Augsburg und promoviert dort ak-tuell auf dem Gebiet stochastischer partieller Differenzialgleichungen. Er betreut regel-mäßig den Übungsbetrieb von Lehrveranstaltungen. Zudem versucht er als Leiter einer Schülergruppe im Rahmen des Matheschülerzirkels der Universität Augsburg, seine Be-geisterung für die Mathematik auch an Schüler weiterzugeben. In seiner Freizeit spielt er E-Gitarre, lernt Sprachen und befasst sich mit Astronomie und Elektrotechnik, lernt Arabisch und kocht gerne Spätzle mit Linsen.

Kursleitung

Die berühmte deutsche Verschlüsselungsapparatur »Enigma«

Spaß an mathematisch-logischer Denkweise wird vorausgesetzt, wenn auch mathematische Techniken, die über die Mittelstufe hinausgehen, nicht benötigt beziehungsweise im Kurs eingeführt werden. Praktische Erfahrung mit dem Programmieren in einer be-liebigen Sprache ist hilfreich, aber nicht notwendig.

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Jgw-SchülerakaDemie PaPeNburg (24. AuGusT BIs 2. sepTemBer 2014)kurs Jgw-2.2

Vom Ton zur CD Eine physikalische Reise durch die Welt der Musik

Musik begleitet uns quasi überall: Unterwegs in Bus und Bahn kommt die Musik vom MP3-Player, im Auto läuft eine CD, im Restaurant und im Kaufhaus vernimmt man sie leise im Hin-tergrund, Filme werden mit Musik untermalt und zu Hause dudelt sie aus dem Radio. Aber wie ist es eigentlich möglich, auf so vielfältige Art und Weise Musik zu hören? Oder: Wie kommt der Ton auf die CD, ins Radio, in die MP3?

Dieser Kurs möchte Antworten auf diese Fragen bieten. The-men werden die Entstehung von Tönen, deren Übertragung und darauf aufbauend die Aufnahme und Wiedergabe von Tönen sein. Dabei werden die Inhalte sowohl von der physika-lischen als auch von der musikalischen Seite aus betrachtet.

Zu Beginn des Kurses werden die physikalischen Grundlagen auf dem Plan stehen: Was ist Schall? Was sind Schallwellen? Wie entstehen sie? Wie bewegen sie sich fort? Wie beeinflus-sen sie sich gegenseitig?

Danach steht die Tonerzeugung im Mittelpunkt, wobei der Schwerpunkt auf der Tongenerierung bei Musikinstrumenten

liegen wird. Es werden sowohl die Zusammensetzung von Tö-nen und deren Charakterisierung durch Obertöne untersucht als auch Schwebungen und andere klangliche Phänomene. Am eindrucksvollsten lassen sich diese Zusammenhänge an der Königin der Instrumente, der Orgel, veranschaulichen, da in diesem Instrument so gut wie alle Phänomene ausgenutzt werden.

Nach der Tonentstehung wird es um die Frage gehen, wie Töne zum Ohr des Hörers übertragen werden. Dabei wird diskutiert, welchen Einfluss die Beschaffenheit des Raumes – der Fußboden, die Decke, die Gestaltung der Wände oder die Raumgröße – und die Tonhöhe haben. Am Ende dieses Abschnitts steht die Frage, wie sich die Akustik eines Raumes charakterisieren lässt und ob sie möglicherweise sogar positiv beeinflusst werden kann.

Aufbauend auf diesen Grundlagen werden Themenbereiche wie Musikaufzeichnung und -wiedergabe erkundet. Hier spielen die verschiedenen Speichermedien eine Rolle, sowohl eher historische Varianten wie Schallplatte und Kassette, als auch heute gängigere Medien wie CD, Blu-ray und Festplatten. Insbesondere bei der Speicherung von Musikdateien auf dem Computer sieht man immer wieder verschiedene Dateiformate

Marcus Adams (geb. 1985) studierte Kirchenmusik im Aufbaustudiengang (Kirchenmusik A) an der Hochschule für Musik Saarbrücken. Er geht einer regen Tätigkeit als Organist nach und leitet verschiedene Chöre, unter anderem den renommierten Trierer Kammerchor Portavoci. Zuvor studierte er Angewandte Mathematik an der Universität Trier. In seiner Freizeit genießt er die Ruhe der Natur, liest ein gutes Buch, tanzt, kocht oder erkundet andere Städte.

Myriam Koch ( Jg. 1984) studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik. Derzeit ar-beitet sie an der ETH Zürich am Institut für Hochspannungstechnik. Bei ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit Durchschlägen in Gasen. In ihrer Freizeit ist sie unter anderem als Organistin tätig, wodurch sie immer wieder mit den Tücken der Akustik konfrontiert ist. Außerdem treibt sie gerne Sport und versucht neue Sprachen zu lernen. Nach ihrer eigenen Teilnahme an einer SchülerAkademie 2001 freut sie sich, dieses Jahr bereits zum dritten Mal einen Kurs zu leiten.

(*.wav, *.mp3, …). Aber warum gibt es unterschiedliche For-mate, was sind die Unterschiede und Gemeinsamkeiten, die Vor- und Nachteile?

Die physikalischen Betrachtungen und Beschreibungen wer-den durch entsprechende musikalische Beispiele ergänzt. Und vielleicht steht somit am Ende auch mehr als eine Antwort-möglichkeit, wie der Ton auf die CD kommt …Kursleitung

Thomas Edison mit seinem Phonographen (1878) –eines der ersten Geräte zum Aufzeichnen von Sprache und Musik

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JGW-SchülerAkAdemie PAPenburG (24. August bis 2. september 2014)kurs Jgw-2.3

Funktionelle Systeme in der Neurologie Vom Symptom zur Therapie

Während Aristoteles noch im 4. Jh. v. Chr. annahm, das Gehirn diene dazu, das im siedenden Herzen überhitzte Blut zu kühlen, hielt es Hippokrates bereits Jahrzehnte zuvor für den Sitz der Sinneswahrnehmungen und des Ver-standes. Seither versuchen die Menschen das komplexeste ihrer Organe selbst zu verstehen, indem sie nach Ordnung und Strukturen darin suchen.

Doch wie kann man dieses gi-gantische Netz aus vielen Mil-liarden Nervenzellen sinnvoll einteilen? Wie findet man heraus, welcher Zusammenhang zwischen Struktur und Funktion besteht? Wie stellt ein Neurologe eine Diagnose und stimmt es, dass man neuro-logische Erkrankungen nicht heilen kann?

Diesen und weiteren Fragen wird in diesem Kurs nach-gegangen. Angefangen von der einzelnen Zelle über anatomisch-morphologische Betrachtungsweisen des Ge-hirns bis hin zum funktionellen System wird im ersten Teil untersucht, von welchen unterschiedlichen Standpunkten

aus man die Organisation des zentralen Nervensystems be-trachten kann.

Ein Schwerpunkt soll dabei in der klinischen Neurologie liegen. Es wird diskutiert, warum funktionelle Systeme gerade für den Neurologen so interessant sind und welche

Implikationen und Einschrän-kungen dies mit sich bringt. In diesem Sinne ist es Aufgabe des zweiten Kursteils, Beispiele für funktionelle Systeme in der Neu-

rologie kennen zu lernen. Das motorische ist eines der am besten verstandenen funktionellen Systeme des menschli-chen Nervensystems. Wir können heute in großen Teilen erklären, wie sich die Intention einer Bewegung ihren Weg durch die verschiedenen Instanzen des Nervensystems bahnt, damit die Finger am Ende eine Seite umblättern. Anhand ausgewählter neurologischer Krankheitsbilder wird veranschaulicht, welche Aufgaben die verschiedenen Bereiche des motorischen Systems wahrnehmen und was passiert, wenn sie gestört sind. Dabei kommen auch Fall-

Dinah Laubisch (Jg. 1979) ist gebürtige Berlinerin und studierte an der Charité, Ber-lin, und an der Universidad de La Laguna (Spanien) Humanmedizin. Von 2009 bis 2013 arbeitete sie in der neurologischen Abteilung der Charité und ist seit April 2013 an der Schlosspark-Klinik, Berlin, beschäftigt. Sie promoviert zum »Total Mismatch« am Schlaganfall-MRT. Ihr besonderes klinisches Interesse gilt den neuropsychologi-schen Syndromen und den Bewegungsstörungen. In ihrer Freizeit unternimmt sie ger-ne etwas mit Freunden, tanzt Tango, strickt und reist.

Eva-Maria Frittgen (Jg. 1986) studierte Humanmedizin an der Universität Frei-burg. Sie promovierte am Freiburg Brain Imaging im Bereich der Schlaganfallre-habilitation und startete als Assistenzärztin in der Inneren Medizin ins Berufsle-ben. Ein ausgeprägtes Interesse für die Neurowissenschaften begleitet sie seit der Schulzeit. In ihrer Freizeit trifft man Eva-Maria oft im philosophischen Diskurs mit Lektüre oder Gegenüber, beim Go-Spiel oder auf ausgedehnten Wanderungen. 2004 nahm sie selbst an der ersten JGW-Akademie in Papenburg teil und freut sich daher besonders auf die Akademie 2014.

beispiele, Diagnosemethoden und Therapieansätze nicht zu kurz.

Zudem befasst sich der Kurs auch mit dem Sprach- und Sprechsystem. Es wird erarbeitet, welche sprachrelevanten Areale im Gehirn unsere kommunikativen Fähigkeiten prägen und welche Symptome unterschiedliche Ausfälle nach sich ziehen. Anhand von Videobeispielen erfolgt eine möglichst genaue Analyse der verschiedenen Störungen des Sprechens und der Sprache. Insbesondere erfolgt dabei eine genauere Betrachtung der vier essentiellen Sprach-funktionen Phonologie, Syntax, Semantik und Lexikon. Danach wird zusammen erarbeitet, welche Sprachstörungs-syndrome voneinander abzugrenzen sind und was man tun kann, um die verlorenen Fähigkeiten wiederzuerlangen.

Ziel des Kurses ist es, einen Eindruck davon zu bekom-men, wie Neurologen das Gehirn sehen und wie sie aus-gehend von einem Symptom die richtige Therapie für den Patienten finden.

Kursleitung

Der Kurs setzt die Bereitschaft voraus, ein Referat zu übernehmen und sich vor der Akademie mit ausgewähl-ter Lektüre zu beschäftigen.

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Jgw-SchülerakaDemie PaPeNburg (24. AuGusT BIs 2. sepTemBer 2014)kurs Jgw-2.4

Wie lernen wir (richtig)?

Dem Lernen ist nicht zu entkommen: Ob man nun eher kurz vor der Klausur die selbstgemachte Zusammenfas-sung nochmals durchliest, schon Wochen vorher sämtliche Hefteinträge auswendig lernt oder sich Vokabeln im Schlaf über Kopfhörer vorlesen lässt – jeder hat individuelle Herangehensweisen an das Ler-nen. Und fast jeder hat mal gelernt, Fahrrad zu fahren – mit Stützrädern und wackeligen Erstversuchen. Aber: Was ist eigentlich lernen? Und kann man den Lernprozess beim Fahrradfahren überhaupt mit dem des Vokabellernens vergleichen? Kann man auch nicht-lernen? Wie also lernen wir (richtig)?

Schwerpunkt dieses Kurses ist eine Ein-führung in die Psychologie des Lernens. Ausgehend von den verschiedenen Aspekten aus den Teil-bereichen der Psychologie wird zunächst eine Klärung des Begriffs «Lernen« erreicht: Hiervon ausgehend erfolgt eine Annäherung an den hochkomplexen Prozess des Lernens.

Auf Basis der kognitions- und neurowissenschaftlichen Grundlagen, werden anschließend in der Gruppe verschie-dene Lernformen wie z.B. das assoziative oder das sozial-kognitive Lernen vorgestellt und analysiert.

In einem zweiten Schritt erfolgt ein breiter Blick auf die Umgebungs-prozesse erfolgreichen Lernens: Kognitive und motivationale Prozesse, sowie Strukturen der Selbst- und Fremdwahr-nehmung üben einen großen Einfluss auf er-folgreiches und effizientes

Lernen aus. Verbunden mit neuen Erkenntnissen aus der Lern- und Gedächtnisforschung sowie der Entwicklungs-psychologie erfolgt dann ein Ausblick auf die schulbezo-gene pädagogische Psychologie: Wie sieht die ideale Lern-

Christoph Ellßel (Jg. 1984) studierte in Bamberg, London (Großbritannien) und Syd-ney (Australien) Geschichte, Englisch und Beratungslehramt in der schulpsycholo-gischen Erweiterung. Derzeit promoviert er in München in Neuester Geschichte zum australisch-amerikanischen Verhältnis während des Kalten Krieges, nachdem er in der großen weiten Welt Interesse an internationalen Fragestellungen entwickelt hat. Wenn er nicht gerade in irgendeinem Archiv unterwegs ist oder sein Interesse an juristischen Fragestellungen auslebt, fotografiert, liest oder schreibt er – oder spielt Improvisations-theater.

Garvin Brod ( Jg. 1987) ist Diplom-Psychologe und arbeitet als wissenschaftli-cher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Dort promoviert er über den Einfluss von Vorwissen auf den Wissenserwerb in Ab-hängigkeit vom Lebensalter. Er interessiert sich für Fragen der Entwicklungs- und Pädagogischen Psychologie, denen er mithilfe von kognitions- sowie neu-rowissenschaftlichen Experimenten nachgeht. Vor seinem Psychologiestudium studierte er Musik, welche er weiterhin als Mitglied verschiedener Jazzensembles leidenschaftlich betreibt.

umgebung eigentlich aus? Und: Ist dieses Ideal umsetzbar und welche tatsächlichen Rahmenbedingungen sind im »Lernkontext Schule« noch zu beachten?

Darüber hinaus sind auch Fragestellungen zur experimen-tellen Forschung und methodische Ansätze einer Theori-enbildung Bestandteil der Kursarbeit. Auch aus dem Erfah-rungsschatz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden individuelle Lernprozesserfahrungen kontrastiert und in einen größeren theoretischen Zusammenhang eingeordnet.

Die Grundinhalte des Kurses werden anhand (deutsch-sprachiger) Einführungsliteratur entwickelt. Zur Vertiefung sind auch einige englischsprachige Aufsätze zu lesen. Wei-tere Vorbedingungen – außer natürlich einem Interesse an der Thematik – bestehen nicht.

Kursleitung

»Lebenslanges Lernen« - ein Schlagwort. Wie aber lernen wir richtig?

Page 101: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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JGW-SchülerAkAdemie PAPenburG (24. August bis 2. september 2014)kurs Jgw-2.5

Wie uns der Zauberlehrling das Fürchten vor der Gentechnik lehrtGesellschaft, Wissenschaft, Geschichten

Menschen mögen Geschichten. Besonders eingängige Ge-schichten »bleiben hängen« und prägen unsere Wahrneh-mung. Geschichten tragen unser kollektives Gedächtnis genauso wie unsere individuelle Erinnerung, sie beeinflus-sen gesellschaftliche Debatten wie auch unser Denken über Wissenschaft und Technik.

Ausgehend von dieser Annahme, geht der Kurs am Beispiel der Diskussion über die Gentechnik auf Geschichtensuche: Welche Geschichten erzählen Gegner und Gegnerinnen, welche die Befürworter und Befürworterinnen darüber, was Gentechnik ist? Wer es schafft, in politischen Argumentati-onen an gewohnte Erzählmuster und bekannte Geschichten anzuknüpfen, findet nicht nur Gehör für seine/ihre Inhalte, sondern kann diese auch tiefer im Bewusstsein verankern. Auf welche bekannten Geschichten oder Erzählmuster grei-fen wir in unserem Sprechen über die Gentechnik zurück? Kennen wir Geschichten, die ähnlich aufgebaut sind? Wie

verändert es unseren Blick auf politische Debatten, wenn wir nach Erzählstrukturen suchen, die uns aus (beispiels-weise) der Literatur vertraut sind? Zur Skepsis gegenüber neuer Technologie mag einem etwa Goethes Zauberlehrling in den Sinn kommen: »die Geister, die ich rief ...«

Was aber ist Gentechnik eigentlich aus Sicht der biolo-gischen Forschung? Welche Risiken gehen von ihr aus, welche Möglichkeiten bietet sie? Eine naturwissenschaft-liche Annäherung an den Gegenstand hilft, Heilsfantasien wie Horrorszenarien als unhaltbar auszusortieren. Dazwi-schen allerdings tut sich ein Spielraum auf, innerhalb des-sen die Einordnung der Gentechnik nicht nur eine Frage der empirischen Untersuchung, sondern auch eine der Interpretation von Ergebnissen ist. Dies führt zu der Frage: Welche Geschichten erzählen wissenschaftliche Publikati-onen? Überzeugendes »Storytelling« ist immer dann wich-tig, wenn man etwas vermitteln möchte, das gilt auch für naturwissenschaftliche Texte. Wer seine/ihre Forschungser-

David Lähnemann ( Jg. 1986) absolvierte nach seinem Abitur in Magdeburg für ein Jahr einen Freiwilligendienst in Frankreich. Danach studierte er Biologie an der Univer-sität Tübingen – mit Arbeitsaufenthalten in Kiel, London und Exeter (beide Großbritan-nien) sowie einigem Engagement in der universitären und studentischen Selbstverwal-tung und in einer selbstorganisierten Theatergruppe. Zurzeit hat er eine Doktoranden-stelle in der Bioinformatik der Universität Düsseldorf inne und beschäftigt sich dort mit Verfahren zur Auswertung von Genom-Sequenzierungs-Daten.

Sonja Völker (Jg. 1987) absolvierte 2006 ihr Abitur in Grevenbroich. Anschlie-ßend studierte sie Latein und Geschichte in Tübingen und London (Ontario, Kanada) mit dem Abschluss Staatsexamen. Ihr Erweiterungsstudium in Altgrie-chisch möchte sie 2014 beenden. Im Sommer 2009 unterrichtete sie für drei Mo-nate in Ghana im Rahmen eines Freiwilligendienstes. An der Universität Tübin-gen arbeitet sie als Mentorin für wissenschaftliches Arbeiten. Sonja engagiert sich ehrenamtlich in Gremien der universitären und studentischen Selbstverwaltung und im Forum Offene Religionspolitik e.V.

gebnisse bekannt machen möchte, hat dann gute Chancen auf Erfolg, wenn es gelingt, diese in einen Erzählkontext einzubetten, der anderen einleuchtet. Man kann jedoch auch noch früher ansetzen: Auch die Forschenden sind Menschen, die ihre eigenen Ergebnisse zunächst einmal selbst einordnen müssen, ehe sie anderen davon erzählen können.

Von der Gentechnik lässt sich der Blick auf andere Debat-ten weiten: Warum haben wir mehr Angst vor Gentechnik oder Atomkraft als vor Kohlemeilern und giftigem Indus-trieabfall? Lassen sich die Unterschiede mit Blick auf die Geschichten beschreiben, die wir einander von den ver-schiedenen Gefahrenquellen erzählen (können)?

Antworten auf die Frage, ob wir Gentechnik fördern oder fürchten sollten, kann und will der Kurs nicht geben – wohl aber einen aufmerksamen Blick auf die jeweiligen Ar-gumentationen werfen und die Freude daran weitergeben, gesellschaftlichen Debatten aus neuen Perspektiven auf den Grund zu gehen.

Kursleitung

Page 102: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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JGW-SchülerAkAdemie PAPenburG (24. August bis 2. september 2014)kurs Jhw-2.6

»Was soll ich tun?«Eine Einführung in die praktische Moralphilosophie

Der Frage »Was soll ich tun?« kann man kaum entgehen. Oft werden wir ganz un-vermittelt vor diese Frage gestellt: Mit einem Male sehen wir vor uns den Vater, der sein Kind schlägt, den Obdachlosen, der friert, den Freund mit den Fingern im Geldbeutel des reichen Vaters. Was sollen wir mit einem solchen Freund anfangen? Sollen wir nichts tun? Ihn belehren? Gar den Vater hinzuzie-hen? Wann sind wir dann noch sein Freund? Kommt es bei der Frage, was zu tun ist, da-rauf überhaupt an?

Wer sich die Frage »Was soll ich tun?« ernst-haft stellt, der bemerkt schnell, wie viel an dieser Frage hängt, und der bemerkt schnell, dass daran alles zum Rätsel werden kann.

Was ist zu tun? Gewiss, das Richtige. Aber was ist denn dieses Richtige? Wie finde ich, was richtig ist? Und kann mein Richtiges das Richtige aller anderen sein?

Was soll ich tun? Wer erhebt hier eigentlich den Anspruch des Sollens? Und weshalb gilt dieses Sollen für mich? Warum kann ich nicht, wie ich will? Was haben mein Wollen und das Sollen dieser Frage mitei-nander zu tun?

Was soll ich tun? Auf eine merk-würdige Weise ist die Frage, was zu tun sei, mit der Frage verbunden, wer ich eigentlich bin, wer ich eigentlich werden möchte. Wann bin ich denn Freund? Wenn ich schweige, belehre, verrate? Und macht es überhaupt einen Unterschied, ob ich Freund, Bekannter oder Fremder bin?

Björn Freter (Jg. 1977) studierte Philosophie und Literaturwissenschaft und wurde ge-rade mit einer Arbeit zu Liebe und Naturrecht promoviert. In der Zeit, die neben der akademischen Arbeit verbleibt, widmet er sich vor allem ökologischen und zoologischen Problemen, den Vorlieben für Ägyptologie, Altorientalistik und alte Sprachen sowie der Arbeit an psychiatrischen und psychotherapeutischen Fragestellungen. Daneben ist er passionierter Handwerker, schwimmt oft und gern in den Berliner Seen und ist leiden-schaftlicher Musikhörer.

Christopher van Dillen ( Jg. 1986) studierte in Bielefeld und Jena Philosophie, Wirtschaftswissenschaften und Angewandte Ethik. Derzeit lebt er in Hamburg und ist Stipendiat der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik. Dabei promoviert er zu Fragen im Bereich moralischer Urteilsbildung aus ethischer Perspektive und beschäftigt sich darüber hinaus mit ethischer Risikoanalyse in Wertschöpfungs-ketten. In seiner Freizeit diskutiert er mit Vorliebe über aktuelle ethische Fragestel-lungen, macht mit Freude Musik und zeichnet.

Was soll ich tun? Was heißt denn, etwas tun? Womit fängt denn das Tun an? Mit dem missbilligenden Blick? Reicht das? Ist das schon zu viel? Und was passiert eigentlich mit mir, wenn ich zu wissen glaube, was zu tun sei, es aber eben nicht tue? Was habe ich dann eigentlich getan? Und ist etwas nicht zu tun möglicherweise doch ein Tun?

Der Kurs beschäftigt sich genau mit diesen Fragen. In aus-führlichen Diskussionen wird versucht, die rätselhaften Zu-sammenhänge der Frage »Was soll ich tun?« aufzuklären. Als Grundlage dienen dabei im Vorhinein mit den Teilneh-mern erarbeitete ethische Probleme.

Der Kurs setzt bis auf die Bereitschaft, ein Referat und ein umfangreiches Lektürekontingent auf sich zu nehmen, nichts voraus.

Kursleitung

Iustitia am Fontaine de la Justice in Cudrefin (Photo: Roland Zumbuehl)

Page 103: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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Jgw-NachhaltigkeitSakaDemie PaPeNburg (9. BIs 23. AuGusT 2014)

Die JGW-NachhaltigkeitsAkademieDie Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Naturkatastrophen mehren sich. Die große Mehrheit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geht davon aus, dass die Erwärmung der erdnahen Atmosphäre und der Meere überwiegend vom Menschen verur-sacht wird und schon in wenigen Jahrzehnten signifikante Auswirkungen auf unser Leben hat. Und dennoch konnten die zahlreichen Bemühungen, ein völkerrechtlich bindendes Abkommen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu schließen, bisher zu keinem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind ein gesellschaftlich hochaktuelles Thema und gleichzeitig ein komplexes wissenschaft-liches Forschungsgebiet.

Oberthema Klimawandel

Die JGW-NachhaltigkeitsAkademie findet 2014 zum fünften Mal statt und ist eine Schü-lerAkademie mit einer besonderen Ausrichtung: Alle sechs Kurse beschäftigen sich auf

unterschiedliche, wissenschaftliche Art und Weise mit dem Klimawandel. Da die Klima-forschung Aspekte zahlreicher Fachrichtungen umfasst, verwenden auch die sechs Kurse jeweils unterschiedliche Herangehensweisen und Methoden. Häufig verbinden die Kurse auch Ansätze verschiedener Fachrichtungen und betrachten einen Teilaspekt des Oberthe-mas aus einem multidisziplinären Blickwinkel, um die Auswirkungen des Klimawandels auf unterschiedliche Bereiche unserer Gesellschaft abzubilden.

Mit der Variabilität des Klimas beschäftigt sich so in diesem Jahr ein naturwissenschaftlich ausgerichteter Kurs. Im technischen Bereich befasst sich ein Kurs mit der Energiewende in Europa. Das Spannungsfeld zwischen Naturwissenschaft und Ökonomie betrachtet ein weiterer Kurs mithilfe physikalischer und spieltheoretischer Ansätze. Zwei Kurse befassen sich mit der Politik, aber auf ganz unterschiedlichen Ebenen: Zum einen wird die interna-tionale Klimapolitik am Beispiel der Schwellenländer diskutiert, zum anderen geht es um zivilgesellschaftliche Handlungsmöglichkeiten. Entwicklungspolitische, aber auch medizi-

Page 104: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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JGW-NachhaltiGkeitsakademie PaPeNburG (9. bis 23. August 2014)

nische, wirtschaftliche und klimawissenschaftliche Aspekte beleuchtet ein interdisziplinär angelegter Kurs unter der Fragestellung »Welche Welt für unsere Kinder?«.

Wer Spaß an naturwissenschaftlichen, technischen und/oder gesellschaftswissenschaft-lichen Themen hat und sich gleichzeitig auch für Umweltthemen interessiert, ist bei der JGW-NachhaltigkeitsAkademie genau richtig. Die Akademie vermittelt im Rahmen des ge-wählten Kurses detaillierte Einblicke in ein klimarelevantes wissenschaftliches Forschungs-gebiet und stellt zugleich zahlreiche Bezüge zu aktuellen gesellschaftspolitischen Frage-stellungen her. Zugleich bietet sich die Gelegenheit, »über den Tellerrand zu blicken« und mehr über das Zusammenspiel unterschiedlicher Fachrichtungen, die am Themenkomplex Klimawandel beteiligt sind, zu erfahren. Vorkenntnisse über den Klimawandel sind dabei in keinem der Kurse erforderlich.

Akademieablauf

Die JGW-NachhaltigkeitsAkademie dauert 15 Tage und läuft fast genauso ab wie die ande-ren SchülerAkademien. Ein normaler Tagesablauf (siehe Tagesablaufplan, Seite 10) besteht aus dem Morgenplenum, den Mahlzeiten, zwei Kurssitzungen und kursübergreifenden Aktivitäten (Sport, Musik, Kunst, Kultur …; siehe Seite 11). Die Historisch-Ökologische Bildungsstätte in Papenburg, in der die JGW-NachhaltigkeitsAkademie stattfindet, bietet hierfür vielfältige Möglichkeiten (siehe auch Seiten 95 und 105). Das inhaltliche Angebot der Akademie wird abgerundet durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit weiteren Aktivitäten zum Oberthema Klimawandel: Neben einem Exkursionstag gibt es zum Beispiel Abendvorträge von Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern sowie einen gemeinsamen Debattenabend.

Ein weiteres, besonderes Angebot der JGW-NachhaltigkeitsAkademie sind die so genann-ten Fallstudien, die die Teilnehmenden vor Ort zusätzlich zu den Kursen ihren Interessen und Neigungen entsprechend wählen können. Um das Fachwissen der verschiedenen Kur-

se zusammenzuführen und auf konkrete praktische Situationen anzuwenden, treffen sich die Teilnehmenden an zwei Tagen anstelle der Kursarbeit in Kleingruppen und entwickeln gemeinsam eigene Lösungsansätze für reale Problemstellungen rund um den Klimawandel. In den letzten Jahren wurde so z.B. ein Kurzfilm über energiesparende Verhaltensweisen gedreht oder eine exemplarische Werbekampagne für Anbieter von klimafreundlichem Strom entworfen. Die Teilnehmenden setzen sich dabei in kreativer Weise eigenständig und fachübergreifend mit den Problemstellungen auseinander und erarbeiten ein Kon-zept sowie eine Ergebnispräsentation, die sie an einem gemeinsamen Präsentationsabend vorstellen. Die Fallstudien bieten so einen besonderen Raum, um eigene Ideen und Vor-stellungen in die Gruppenarbeit einzubringen und durch gemeinsame Recherche und Diskussionen persönliche Verhaltensweisen und Überzeugungen zu reflektieren. Ziel ist es, durch die Fallstudien zu einem möglichst umfassenden Bild des Komplexes Klimawandel zu gelangen und das Zusammenwirken zahlreicher Fachrichtungen praktisch zu erfahren.

Bewerbung und Teilnahme

Teilnahmebedingungen und Bewerbungsverfahren entsprechen denen der Deutschen SchülerAkademie. Der Teilnahmebeitrag beträgt wie bei der Deutschen SchülerAkademie 550,- Euro. Auch hinsichtlich einer Ermäßigung oder eines Erlasses der Eigenbeteiligung gelten die Bedingungen der Deutschen SchülerAkademie (siehe Seite 14), d.h. die Eigen-beteiligung kann auf Antrag anteilig oder vollständig erlassen werden.

Weitere Informationen über die JGW-NachhaltigkeitsAkademie sind auch im Internet er-hältlich unter www.jgw-ev.de/nachhaltigkeitsakademie

Page 105: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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Jgw-NachhaltigkeitSakaDemie PaPeNburg (9. BIs 23. AuGusT 2014)

JGW-NachhaltigkeitsAkademieHistorisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg e.V.

(Fortsetzung von Seite 95)

Die Unterbringung der Teilnehmenden und Kursleitenden erfolgt in sämtlichen Gebäuden der Anlage. Manche Zimmer sind eigene kleine Häuschen, die in einem größeren Winter-garten stehen. Für die Kursarbeit stehen verschiedene Seminarräume sowie das ebenfalls auf dem Gelände befindliche Regionale Umweltbildungszentrum und mehrere PCs zur Verfügung.

Für das kulinarische Wohlbefinden sorgt eine vollwertige und abwechslungsreiche Küche, basierend auf Lebensmitteln, die umweltfreundlich, artgerecht und in der Region erzeugt wurden. Auch für Freizeit und kursübergreifende Aktivitäten bietet die Anlage ausreichend Raum: Wintergärten, Kaminzimmer, Partyraum, Turnhalle und die ländliche Umgebung laden zu vielgestaltiger Beschäftigung ein und werden mit dazu beitragen, dass die Zeit in Papenburg reich an unterschiedlichen intellektuellen und sinnlichen Erfahrungen wird.

Page 106: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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Jgw-NachhaltigkeitSakaDemie PaPeNburg (9. BIs 23. AuGusT 2014)

Akademieleitung

Moritz Zeising (Jg. 1991) studiert in Bayreuth Geoökologie. Nach seinem Abi-tur leistete er einen elfmonatigen Freiwilligendienst in Kolumbien. 2010 nahm er selbst an der JGW-NachhaltigkeitsAkademie am Kurs »Numerische Metho-den der Klimaforschung« teil. Moritz begeistert sich für andere Kulturen, die Natur und umweltbewusstes Handeln. Ganz besonders freut er sich auf die ab-wechslungsreichen zwei Wochen der JGW-NachhaltigkeitsAkademie in diesem Sommer, die er gemeinsam mit Paula und Miriam leitet. In seiner Freizeit spielt Moritz Ultimate Frisbee, geht laufen, liest oder spielt Gesellschaftsspiele.

Paula Neher (Jg. 1993) studiert Jura in Berlin. Nach ihrem Abitur im Mai 2012 arbeitete sie im Rahmen eines internationalen Freiwilligendienstes im Pfadfin-derinnenzentrum Pax Lodge in London (Großbritannien). Paula war selbst Teil-nehmerin der JGW-NachhaltigkeitsAkademie und verstärkt seit letztem Jahr das Team der Akademieleitung. Nach den unvergesslichen Erlebnissen ihrer eigenen Teilnahme und Leitung freut sie sich schon sehr auf die Fortsetzung in diesem Jahr. Neben Nachhaltigkeitsthemen interessiert sich Paula für die britische Kul-tur und Musik. Sie spielt selbst Gitarre und Klavier und singt seit vielen Jahren

in einem Chor. Außerdem reist sie gerne, um ihre Freunde auf der ganzen Welt zu besuchen.

Miriam Kaiser ( Jg. 1996) macht dieses Jahr Abitur und plant anschließend einen Auslandsaufenthalt in Frankreich und Neuseeland. Als Teilnehmerin des kulturwissenschaftlichen Kurses »Der Mensch und das Klima« verbrachte sie im letzten Jahr zwei tolle Wochen in Papenburg. Begeistert von den gesammel-ten Erfahrungen freut sie sich, dieses Jahr im Leitungsteam wieder bei der JGW-NachhaltigkeitsAkademie dabei zu sein. In ihrer Freizeit ist sie gerne sportlich unterwegs, sei es beim Joggen, mit dem Fahrrad oder auf dem Pferderücken. Besonders reizt es sie, Neues kennenzulernen und mit Menschen aus den unter-

schiedlichsten Kulturkreisen in Kontakt zu kommen.

Programm

JGW-3.1 Zurück in die ZukunftJGW-3.2 Die europäische Stromversorgung im WandelJGW-3.3 Zwischen Ökonomie und PhysikJGW-3.4 Die Schwellenländer in der internationalen KlimapolitikJGW-3.5 Protest oder Partizipation?JGW-3.6 Welche Welt für unsere Kinder?

Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland Spillmannsweg 3026871 Papenburgwww.hoeb.de

Page 107: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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JGW-NachhaltiGkeitsakademie PaPeNburG (9. bis 23. August 2014)kurs Jgw-3.1

Zurück in die ZukunftKlimarekonstruktion & -vorhersage

War es früher zeitweise wärmer als heute? Natürlich. Und gab es schon mal so viel CO

2-Ausstoß? Vermutlich. Trotz-

dem reden alle von nie dagewesenen menschgemachten Klimaveränderungen. Warum eigentlich? Das zeigt eine Reise in die Vergangenheit und ein Blick auf aktuelle natur-wissenschaftliche Erkenntnisse.

Eine klimatische Zeitreise

Der erste Teil des Kurses beschäftigt sich daher mit der Klimageschichte der Erde: vom Treibhausklima in der Krei-dezeit über die Abkühlung und erste Vergletscherungen vor 40 Millionen Jahren bis zu den Eiszeitzyklen des Quartärs. Um diese Veränderungen zu rekonstruieren, gibt es Klima-archive, auch Proxies genannt. Ähnlich eines Stadtarchivs werden dort Klimaschwankungen aufgezeichnet und erhal-ten. Ein Beispiel sind Baumringe, deren Dicke ein Indika-tor für die Temperatur der Wachstumsperiode sein kann. Im Kurs werden verschiedene dieser Proxies (Baumringe, Seesedimente etc.) genauer betrachtet und auch praktisch bearbeitet.

Das Klima heute

Im Gegensatz zu den vergangenen Klimaschwankungen bilden 30-jährige Mittelwerte die Grundlage für die De-finition des aktuellen Klimas. Die Trends basieren auf Beobachtungen, die seit dem Beginn der instrumentellen Wetteraufzeichnungen um 1850 erfasst werden. Um die Vorgänge und Veränderungen jedoch verstehen zu können, sind physikalische Gesetzmäßigkeiten und beobachtete Zusammenhänge der Klimavariablen entscheidend. Einige dieser Grundlagen der Atmosphärenphysik werden im Kurs behandelt. Außerdem geht es um Unsicherheit in der Messung und Auswertung der Klimavariablen.

Und in Zukunft?

Unser Verständnis des Klimasystems bildet die Grundlage der Klimamodelle, die Szenarien für das zukünftige Klima entwerfen. Der IPCC, ein Verbund aus Wissenschaftlern im Auftrag der UN, steckt hierfür regelmäßig Rahmenbe-dingungen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ent-wicklung für die nächsten 100 Jahre ab. Im Kurs werden einige dieser Modelle und Szenarien vorgestellt. Sie geben

Moritz Schaefer ( Jg. 1988) studierte Geographie an der Universität Bonn. Dabei beschäftigte er sich schwerpunktmäßig mit der Klimatologie sowie der Geologie. In seiner Bachelorarbeit betrachtete er die Entwicklung des Pflanzenwachstums und der Rentierzucht in Nordnorwegen unter dem Einfluss des Klimawandels. Im Anschluss arbeitete Moritz ein Jahr in der Vermessung, bevor er sich entschied, für das Master-studium ins schwäbische Nürtingen zu ziehen. Dort erarbeitet er sich das Thema Um-weltschutz. Seine Freizeit verbringt Moritz gerne auf Reisen oder draußen in der Natur.

Marina Morlock ( Jg. 1989) studiert Klimawissenschaften an der Universität in Bern (Schweiz). Aufgewachsen im Südschwarzwald zog es sie für ihr Bachelorstu-dium an die Universität Bonn und in einem Auslandsjahr nach Bergen (Norwe-gen). Als Geographiestudentin konnte sie dort Landschaftsformen und Prozesse der letzten Eiszeit vor Ort untersuchen. Zurzeit schreibt sie ihre Masterarbeit über die Messung und Rekonstruktion der Methanproduktion eines Sees bei Bern. Ne-ben dem Studium ist Marina im Sommer wie im Winter viel unterwegs, am liebs-ten draußen in den Bergen.

mögliche Antworten auf Fragen, wie z.B.: Wie ändert sich das Klima in Deutschland? Wie in den Tropen? Und wird es tatsächlich überall wärmer? Dabei ist es wichtig, Unsi-cherheiten und unterschiedliche Anfangsbedingungen rich-tig zu interpretieren. Denn auf Basis der Modelle müssen Politiker über Kosten und Nutzen von Vermeidungs- und Anpassungsstrategien entscheiden.

Die Debatte über den Klimawandel wird von einer histo-risch-naturwissenschaftlichen Seite betrachtet. Mit beson-derem Schwerpunkt auf Geographie, Biologie und Physik wird eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft geschlagen und aktuelle Fragen werden diskutiert. Beson-dere Vorkenntnisse aus diesen Fächern sind jedoch keine Voraussetzung für die Teilnahme.

Kursleitung

Gletscher kalben in die Lagune Jökulsárlón auf Island. Foto: Marina Morlock

Page 108: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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JGW-NachhaltiGkeitsakademie PaPeNburG (9. bis 23. August 2014)kurs Jgw-3.2

Die europäische Stromversorgung im WandelUm den Klimawandel zu bekämpfen, ist es notwendig, die CO

2-Emissionen so schnell wie möglich zu verringern.

Dafür ist es unumgänglich, den Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix zu erhöhen.

Ziel dieses Kurses ist es, einen Entwurf für eine mögliche Stromversorgung Europas zu skizzieren. Sind zentrale Großprojekte, wie Sonne aus der Sahara, technisch sinnvoll und gesellschaftlich vertretbar? Oder wollen wir unseren Strombedarf lieber durch dezentrale Solaranlagen und Bürgerwindparks decken? Und hält unser Stromnetz das überhaupt aus?

Erneuerbare Energien und ihre Möglichkeiten

Um diese Fragen fundiert beantworten zu können, beginnt der Kurs mit einer Einführung in die erneuerbaren Ener-gien, in ihre Funktionsweisen und Standortbedingungen. Insbesondere werden die Vor- und Nachteile der einzelnen Energiegewinnungsarten und die Nutzungseinschrän-kungen erarbeitet. Es wird auf aktuelle Diskussionen und Kritikpunkte, wie z.B. die Netzstabilität, die Kosten oder auch die »Tank oder Teller«-Diskussion, eingegangen.

Wie kommt der Strom zur Steckdose?

Was tun, wenn die Sonne nicht scheint, der Wind nicht weht und die Lichter trotzdem brennen sollen? Die Angst vor Blackouts wird von Kritikern der Energiewende oft als Argument vorgebracht. Zur Beantwortung dieser Frage ist es wichtig zu verstehen, wie die Stromversorgung organi-siert ist.

Im Kurs gibt es eine Einführung in die Elektrodynamik, auf deren Grundlage die Funktionsweise des europäischen Stromnetzes behandelt wird. Spezielle Punkte sind die Um-wandlung von Gleich- zu Wechselstrom sowie die Gefahren von unregelmäßiger und zu hoher Belastung durch Tages-schwankungen. Dabei wird die heutige Netzsituation mit der vor dem massiven Ausbau der Erneuerbaren verglichen.

Modelle für eine moderne Stromversorgung

Für den Umbau der Stromversorgung gibt es verschiedene Konzepte, die sich in ihrer Grundstruktur unterscheiden. Als Modelle mit zentraler Ausrichtung werden die Vorha-ben der großen Energiekonzerne mit Großprojekten, wie z.B. Desertec und Offshore-Windparks, begutachtet. Dem gegenüber stehen Smart-Grid-Konzepte, die von einer de-zentralen Stromerzerzeugung ausgehen.

Marisa Selinger ( Jg. 1989) ist gerade in der Endphase ihres Physikstudiums in Frei-burg, das sie zwischendurch für einen Sprachaufenthalt in Granada (Spanien) und eine Reise durch Südostasien unterbrochen hat. Für ihre Masterarbeit erforscht sie Hocheffi-zienzsolarzellen am Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme. In ihrer Freizeit näht sie gern oder versucht sich in urbaner Selbstversorgung, wenn sie nicht gerade Bücher über die Postwachstumsgesellschaft verschlingt. Außerdem träumt sie von ausgedehn-ten Reisen durch Osteuropa, den Nahen Osten und Asien.

Oliver Lutz (Jg. 1988) beendete 2013 sein Physikstudium an der Universität Frei-burg. Nachdem er sich bereits während des Studiums mit den erneuerbaren Ener-gien auseinandersetzte und sich weiter für dieses Thema engagieren will, wechsel-te er nach seinem Abschluss zum Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg. Um seinen Interessen nachzukommen, studiert er zusätzlich Informatik an der Fernuniversität in Hagen. Oliver ist ein begeisterter Musiker und hat im-mer Musik im Kopf, wenn nicht sogar im Ohr.

Da der Erfolg der Energiewende keine rein technische Pro-blemstellung ist, wird auch die Frage aufgeworfen, welche Auswirkungen die technischen Modelle auf die Gesellschaft haben. Umgekehrt steht hinter den jeweiligen Konzepten aber auch immer eine gesellschaftliche Ideologie.

Um dieses Wechselspiel zwischen Technik und Gesellschaft zu analysieren, werden im Kurs die verschiedenen Stand-punkte studiert und verglichen, wie sich die Politik relativ zu den Modellen positioniert.

Im Kurs lernen die Teilnehmenden, mit Hilfe von wissen-schaftlichen Texten und aktuellen Veröffentlichungen, die technischen sowie gesellschaftlichen Komponenten der Energiewende als komplexes Problem zu analysieren und zu bewerten.

Kursleitung

Foto: Mario Sedlak

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Jgw-NachhaltigkeitSakaDemie PaPeNburg (9. BIs 23. AuGusT 2014)kurs Jgw-3.3

Zwischen Ökonomie und PhysikDas Klimaproblem als Modell

Der Klimawandel und Globale Umweltveränderungen ge-hören zu den drängendsten Herausforderungen, die es als Gesellschaft im 21. Jahrhundert zu überwinden gilt, um ein friedvolles Zusammenleben auf unserem Planeten zu ermöglichen. Zur Erreichung dieses Ziels ist ein integra-tiver Ansatz, der naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit wirtschaftlichen Lösungsmöglichkeiten in Einklang bringt, unerlässlich.

Zunächst wird in dem Kurs eine Analyse der physika-lischen Ursachen und Umweltfolgen des Klimawandels erarbeitet. Darauf folgend werden spieltheoretische Kon-zepte eingeführt und diese dann auf den Themenkomplex Klimawandel angewandt, um mögliche Lösungsstrategien abzuleiten.

Physikalische Ursachen und Umweltfolgen des Klimawandels

Nach einer allgemeinen Einführung in die Physik des Kli-mas und dessen Einflussfaktoren wird in dem Kurs vor

allem auf die drei Themenbereiche Klimamodellierung, Extremwetterereignisse und Umweltfolgen eingegangen, da diese für die spätere wirtschaftswissenschaftliche Betrach-tung relevant sind.

Für die wirtschaftliche Bewertung spielen Modelle eine zentrale Rolle. In Arbeitsgruppen und Fallstudien werden Möglichkeiten, Grenzen und verschiedene Typen von Kli-mamodellen erarbeitet. Extremwetterereignisse sind für einen Großteil der wirtschaftlichen Klimaschäden verant-wortlich. In diesem Zusammenhang werden Fragen zu den Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und (Extrem-) Wetterereignissen sowie deren Auswirkungen auf Gesell-schaft und Umwelt erörtert. Abschließend befasst sich der Kurs mit Umweltfolgen in gefährdeten Ökosystemen oder möglichen Kipppunkten des Klimasystems. In diesem Rahmen werden aktuelle Konzepte für ein wirtschaftlich nachhaltiges Zusammenleben innerhalb der »planetaren Grenzen« (Rockström et al., 2009) diskutiert.

Spieltheorie und wirtschaftliche Lösungsansätze

Für die ökonomische Analyse des Klimawandels sowie zur Entwicklung und Beurteilung möglicher Lösungsstrategien

Sebastian Sippel (Jg. 1987) studierte Geoökologie an den Universitäten Bayreuth und Oxford (Großbritannien). Die Spezialisierung im Master erfolgte in Umweltphysik mit ei-ner Abschlussarbeit zu Komplexität in Umweltzeitreihen. Im Anschluss an das Studium promoviert er zu klimatischen Extremereignissen. Nach dem Abitur absolvierte Sebasti-an ein Freiwilliges Ökologisches Jahr in einem Umweltforschungsinstitut in Südbayern, wo er in der Freizeit für Wanderungen, Klettereien und Wintersport immer noch oft anzutreffen ist. Außerdem geht er begeistert dem Triathlon nach.

Christian Fischer ( Jg. 1987) studierte Volkswirtschaftslehre an den Universi-täten Bayreuth und Bonn. In seinem Masterstudium spezialisierte er sich im Be-reich der Mikroökonomik und beschäftigte sich in seiner Abschlussarbeit mit der spieltheoretischen Modellierung von Auktionsmärkten. Nun hat er mit seiner Promotion zum Thema Spieltheorie und experimentelle Wirtschaftsforschung am Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie begonnen. In seiner Freizeit geht Christian am liebsten mit Rucksack und Fotoapparat auf Reisen. Außerdem ist er sportlich als Ruderer und beim Fußball aktiv.

sind die mathematischen Methoden aus der Spieltheorie besonders geeignet. In einem ersten Schritt werden grund-legende spieltheoretische Konzepte erarbeitet und der Rah-men für die Analyse der wirtschaftlichen Anreizprobleme geschaffen. Die entwickelten Fertigkeiten sollen dazu dienen, wirtschaftliche Lösungsansätze des Klimaproblems zu beurteilen und entsprechende Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Der Kurs verbindet naturwissenschaftliche und wirtschafts-wissenschaftliche Arbeitsweisen und Methoden. In Fallstu-dien und Diskussionen sollen spezielle Themen intensiviert und praktisch greifbar gemacht werden. Der Kurs richtet sich an alle interdisziplinär interessierten Schülerinnen und Schüler.Kursleitung

Planetare Grenzen nach Rockström et al. 2009; Grafik: C. Leichsenring

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JGW-NachhaltiGkeitsakademie PaPeNburG (9. bis 23. August 2014)kurs Jgw-3.4

Die Schwellenländer in der internationalen KlimapolitikFast die Hälfte aller CO

2-Emissionen werden durch

Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien erzeugt – und doch sträuben sich vor allem diese Länder gegen verbindliche Vorgaben zu Treibhausgasemissionen sowie zwingende Reduzierungsmaßnahmen. Die internationale Klimadebatte ist ein ungelöstes Problem, über das seit mehr als drei Jahrzehnten diskutiert wird. Doch warum ist eine Einigung so schwierig? Kämen verbindliche Ziele zum Klimaschutz nicht allen Ländern zugute? Und wer trägt die größte Verantwortung für den Klimawandel? Auf diese Fra-gen geht der Kurs mit dem Fokus auf Entwicklungs- und Schwellenländer ein.

Im Kurs wird erforscht, weshalb einige der weltweit größ-ten Produzenten von CO

2 zurzeit noch keine verbindlichen

Ziele zur Reduzierung ihrer Ausstöße eingehen und welche Handlungsspielräume die internationale Gemeinschaft noch besitzt, für ein fortwährendes, tragfähiges Klima-system zu sorgen. Anhand der Schwellenländer wird erör-tert, was die Gründe ihrer extremen Treibhausgasemissi-onen sind und wie sie diese verringern könnten

Grundlagen des Klimawandels

Die Grundlage der internationalen Klimadebatte ist der seit Jahren erforschte und belegte Klimawandel. Der Kurs wird daher im ersten Schritt die naturwissenschaftlichen Grundlagen behandeln. Es werden die erwarteten Auswir-kungen und möglichen Konsequenzen des Klimawandels diskutiert, wie das Steigen der globalen Durchschnittstem-peratur, das Abschmelzen der Polkappen und der Anstieg der Meeresspiegel.

CO2-Emissionen

Weiterhin wird herausgearbeitet, weshalb CO2 schädlich

für die Atmosphäre ist und welche anderen Faktoren für die Veränderung des Weltklimas eine Rolle spielen. Es wird der Frage nachgegangen, welche Länder am meisten CO

2 freisetzen und welche Sektoren für den größten Anteil

des Ausstoßes verantwortlich sind. Dadurch werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern verdeutlicht.

Lena Gütermann (Jg. 1988) wuchs in Frankreich auf und studierte Umweltpolitik, Um-welt- und Ressourcenmanagement und Internationale Beziehungen in England, Mexiko, Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Sie absolviert Praktika beim UN-Weltklima-sekretariat (UNFCCC) in Bonn und beim UN-Welternährungsprogramm (WFP) in Rom (Italien). Die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik findet sie besonders span-nend, genauso wie die Diskussionen um die neusten Erkenntnisse in den Klimawissen-schaften. Lena liebt Reisen und Sprachenlernen genauso wie lange Spaziergänge.

Dorothea Brödnow (Jg. 1985) absolvierte nach ihrem Bachelor in BWL und län-gerem Aufenthalt in China einen Doppelmaster in Paris (Frankreich) und Pe-king (China). Praktische Erfahrung im Bereich Umwelt sammelte sie bei Siemens durch die Arbeit an einer nachhaltigen Verkehrsstrategie für eine südchinesische Stadt sowie durch eine Tätigkeit für das französische Umweltministerium. Zur-zeit organisiert sie in Berlin internationale Aus- und Weiterbildungsprojekte. In ihrer Freizeit reist Dorothea am liebsten oder klettert, joggt und wandert mit Freunden.

Internationale Klimapolitik

Gemeinsam wird recherchiert, welche internationalen Regeln und Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawan-dels bislang geschaffen wurden. Die Entstehung und die Meilensteine der internationalen Klimapolitik werden auf-gezeigt, vom Weltgipfel in Rio de Janeiro 1992, der Grün-dung des Weltklimasekretariats bis hin zum bekannten Kyoto Protokoll und den Klimagipfeln der letzten Jahre.

Um die verschiedenen Länder und ihre Standpunkte zu verstehen, wird im Kurs diskutiert, weshalb die Klimade-batte so schleppend verläuft. Welche Ansicht vertritt die EU? Was steht auf der Agenda der USA? Was fordern die Schwellenländer? Im Kurs werdne nicht nur bestehende, sondern vor allem auch eigene Vorschläge und Lösungsan-sätze erarbeitet.Kursleitung

Klimaverhandlungen auf internationaler Ebene, Foto: Flickr

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JGW-NachhaltiGkeitsakademie PaPeNburG (9. bis 23. August 2014)kurs Jgw-3.5

Protest oder Partizipation?Klimawandel und Zivilgesellschaft

Warschau, 21. November 2013: Unter großer medialer Inszenierung entschließt sich ein Großteil der Nichtregie-rungs- und Jugendorganisationen den diesjährigen Kli-magipfel aus Protest zu verlassen. Wichtiges Zeichen oder lediglich Medienspektakel ohne nachhaltige Wirkung? In einer Zeit, in der die politischen Verhandlungen festge-fahren scheinen und weniger als hundert global agierende Unternehmen für mehr als zwei Drittel aller Klimagase verantwortlich sind, stellt sich die Frage, welche Rolle zi-vilgesellschaftliche Akteure spielen können oder sollten. Was können beispielsweise professionelle Umweltorga-nisationen, Kirchen, Bürgerinitiativen genauso wie jeder Einzelne unter diesen Rahmenbedingungen zur Lösung des Klimaproblems beitragen? Aufbauend auf einer sozio-logisch-politikwissenschaftlichen Perspektive erarbeitet der Kurs Antworten auf diese und weitere Fragen.

Von Kontroversen und Lösungsansätzen ...

Im ersten Teil des Kurses werden die inhaltlichen Posi-tionen zivilgesellschaftlicher Organisationen zum Kli-

mawandel kritisch analysiert. Dabei wird zunächst die (bundesrepublikanische) Umweltbewegung historisch und soziologisch eingeordnet. Im Folgenden wird, nachdem ein Überblick über die Bandbreite zivilgesellschaftlicher Positionen gewonnen wurde, ein besonderes Augenmerk auf Kontroversen, beispielsweise zu Themen wie Atomener-gie, Fracking, Biokraftstoffe oder Geoengineering, gelegt. Darüber hinaus wird der Kurs sich mit unterschiedlichen Lösungsansätzen zur Begrenzung des Klimawandels be-schäftigen.

... zu Kampagnen und Aktionen

Anhand von konkreten Kampagnen werden Potenziale und Beschränkungen zivilgesellschaftlicher Interventionen diskutiert. Hierbei wird unter anderem der Frage nach der Zusammenarbeit mit Unternehmen oder der Sinnhaftigkeit konfrontativer Protestformen nachgegangen. Besonders wird dabei auf die Dilemmata zivilgesellschaftlicher Arbeit zum Klimawandel eingegangen: Wie vermittelt man alar-mierende wissenschaftliche Ergebnisse effektiv, ohne diese zu verfälschen oder in »Panikmache« zu verfallen? Wie legitim ist es, den Klimawandel als moralisches Problem individuellen Handelns darzustellen? Wie lassen sich aus divergierenden Analysen in der »nördlichen« und »süd-

.Fabian Flues (Jg. 1985) studierte nach seinem Zivildienst in Nicaragua Philo-sophie und Volkswirtschaftslehre in Bayreuth und São Paulo (Brasilien) sowie Geographie in London (Großbritannien). Er arbeitet seit Mitte 2012 bei der Umweltschutzorganisation Friends of the Earth Europe zu Umweltschutzthe-men auf europäischer Ebene. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf unkon-ventionellen fossilen Energieträgern und ihrer Bedeutung für den Klimawan-del. Seine freie Zeit verbringt er am liebsten lesend oder mit Freunden beim Wandern in den Bergen.

Sebastian Bock (Jg. 1986) studierte Philosophie, Volkswirtschaftslehre und Politik in Bay-reuth, São Paulo (Brasilien) und London (Großbritannien). Zwischen Bachelor und Master war er Praktikant bei Greenpeace USA und ist der Organisation seitdem in verschiedenen Funktionen treu geblieben. Seit Ende 2011 arbeitet Sebastian als politischer Kampagner und Referent für Greenpeace International und beschäftigt sich mit den internationalen Klima-verhandlungen und Waldschutz. In seiner Freizeit versucht er möglichst oft mit Freunden in die Berge zu entfliehen, um diese heraufzuwandern oder auf Ski und Snowboard herab-zufahren.

lichen« Zivilgesellschaft gemeinsame globale Positionen entwickeln?

Die Fragestellungen des Kurses werden interaktiv und par-tizipativ bearbeitet. Es geht hierbei weniger darum, eine bestimmte Interpretation der Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure im Bereich Klimawandel zu vermitteln. Vielmehr lernen die Teilnehmenden durch vielfältige Diskussions-formen, Rollenspiele, Vorträge und Ausarbeitung von Po-sitionen verschiedene Sichtweisen kennen, ordnen sie ein und diskutieren sie. Inhaltlich und methodisch richtet sich der Kurs vor allem an politisch und sozialwissenschaftlich interessierte Teilnehmende. Da der Großteil der nötigen Literatur auf Englisch verfasst wurde, sind gute Englisch-kenntnisse für das Textverständnis von Nutzen.Kursleitung

Foto: Greenpeace / Alex Carvalho

Page 112: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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JGW-NachhaltiGkeitsakademie PaPeNburG (9. bis 23. August 2014)kurs Jgw-3.6

Welche Welt für unsere Kinder?Umwelt, Entwicklung und Gesundheit

Armutsbekämpfung oder Umweltschutz? Oder ist beides gleichzeitig erreichbar?

Dank wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung leben die Menschen in der westlichen Welt heute im Wohl-stand und werden mehr als doppelt so alt wie vor 200 Jah-ren. Von den Auswirkungen des durch industrielle Prozesse angeheizten Klimawandels sind aber vor allem die Ärmsten in den Entwicklungs-ländern bedroht.

Dies wird von vielen Menschen als Un-gerechtigkeit empfunden – doch wie damit umgehen, und welche Erkenntnisse erlangt man bei näherer Betrachtung und aus einer anderen Perspektive?

Ein interdisziplinärer Ansatz für ein komplexes Problem

Halten Dürren und Malaria Afrika in Armut oder sind dort Tropenkrankheiten so verbreitet und Naturkatastrophen so folgenreich, weil die Menschen arm und die Regierungen

schwach sind? Wie beeinflusst Wirtschaftswachstum un-sere körperliche und psychische Gesundheit? Weshalb hat die industrielle Revolution in Europa und nicht etwa in Lateinamerika stattgefunden und kann man dies auf die unterschiedlichen Umwelt- und Klimabedingungen zu-rückführen?

Um diese und weitere spannende Fragen, die sich daraus ergeben, geht es in diesem Kurs. Mögliche Antworten

und Ansätze zum Umgang mit diesen Problematiken fin-den sich in aktueller wissenschaftlicher Literatur aus den Bereichen Wirtschaftsgeschichte, Entwicklungsökonomie, Umwelt- und Sozialmedizin und Klimaforschung. Im Zen-trum stehen dabei die Wechselwirkungen zwischen unserer natürlichen physischen Umwelt, der technologischen, wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklung von Gesellschaften, sowie der körperlichen und psychischen Gesundheit von Individuen.

Steffen Menzel ( Jg. 1983) arbeitet als Politikberater im Internationalen Klimaschutz für das Bundesministerium für Umwelt in Berlin. Seine Leidenschaft für Umweltschutz und Klimapolitik führte ihn zum Studium von Carbon Management und Umweltwis-senschaften nach Edinburgh (Großbritannien) und Freiburg, sowie für klima- und ent-wicklungspolitische Arbeit nach Amsterdam (Niederlanden), Ulaanbaatar (Mongolei) und Washington (USA). Allein oder mit anderen – wo er ist, genießt er das Leben und mag es, unterschiedliche Perspektiven und Denkweisen kennen zu lernen. Auf regel-mäßigen Reisen hat er Spaß daran, andere Kulturen und unberührte Natur zu erleben.

Peter Philipsborn (Jg. 1984) studierte Politik, Wirtschaft und Recht in Freiburg, Paris (Frankreich) und London (Großbritannien) und schloss sein Erststudium mit einem Master in Global Politics ab. Seit 2011 studiert er in München Medizin. Ne-ben seinem Studium arbeitet er an verschiedenen Forschungsprojekten zur interna-tionalen Gesundheitspolitik mit und engagiert sich bei dem Netzwerk Universities Allied for Essential Medicines (UAEM), für das er u.a. ein Projekt zur Medikamen-tenversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern koordiniert. Er ist ein lei-denschaftlicher Radfahrer und schwimmt, reist und liest gerne.

Zwischen Wissenschaft und Politik

Im Kurs wird ein systematischer, wissenschaftlich fun-dierter Zugang zum Verständnis dieser komplexen Zusam-menhänge geschaffen. Das Wissen ist Voraussetzung für die Bewertung von aktuellen umwelt- und entwicklungs-politischen Vorhaben, Kontroversen und Konflikten. Diese werden nachgezeichnet, analysiert und diskutiert. Zum Abschluss des Kurses schlüpfen die Teilnehmenden in die Rolle von Staatenvertretenden und simulieren ein für 2015 vorgesehenes Gipfeltreffen der Vereinten Natio-nen über die Grundlage der internationalen Umwelt- und Entwicklungspolitik für die Zeit nach 2015. Die Teilneh-menden diskutieren die Sustainable Development Goals (SDGs) und handeln die so genannte post-2015 Entwick-lungsagenda aus.Kursleitung

Wirtschaftswachstum kann Wohlstand bringen, aber auch Umwelt und Gesundheit gefährden. Foto: Vmenkov/Wikipedia

Für diesen Kurs werden gute Englischkenntnisse und Interesse an entwicklungspolitischen Fragestellungen vorausgesetzt.

Page 113: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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Programme im auSlaND 2014

Seit einigen Jahren unterhält die Deutsche SchülerAkademie Austauschabkommen mit ausländischen Partnern, die vergleichbare Maßnahmen wie die Deutsche SchülerAkademie anbieten. Auch im Jahr 2014 werden diese Austausch-programme fortgesetzt.

Akademien in Litauen, Polen und Österreich

Programmeim Ausland 2014

Summer Academy in Nida, Litauen16. bis 26. August 2014

Die National Student Academy of Lithuania richtet jedes Jahr eine Akademie für hochbegabte Schülerinnen und Schüler in Litauen aus. In diesem Jahr organisiert die Deutsche SchülerAkademie zum siebten Mal ein Aus-tauschabkommen mit der National Student Academy.

Die Teilnahmegebühr für die Akademie vom 16. bis 26. August 2014 beträgt 780 Euro (390 Euro Teilnahmegebühr plus 390 Euro für Unterbringung und Vollverpflegung) zu-züglich Reisekosten.

»You are invited to join the Economics section and together with a dozen 16–18-year-old peers from Lithuania deepen your know-

ledge of Marketing and PR, Finance, Sales, Personnel Manage-ment, International Investment, Entrepreneurship, Leadership and other topics guided by top managers and professionals from leading Lithuanian and international companies. Seminars are structured in an entertaining way – there are plenty of discus-sions, case studies and interactive games.

Your action-packed day at the Academy will start at 8.00 a.m. with breakfast followed by three 1.5-hour subject interactive classes. Topics covered during previous Summer Academies in-cluded Leadership, Innovation and New Product Development, Managing Change in a State Enterprise, Visit to «Mars Lietuva«, International Business: Entering Foreign Markets, Visit to «We-stern Ship Yard«, Microeconomics, Game Theory in Economics, Business and Daily Decisions, Macroeconomics, General Princip-les and Applications of the IS-LM Model, etc.

After lunch you will be welcome to join a 1.5 hour self-develop-ment lecture. In the afternoon, you will have some spare time for sightseeing, going to the beach and sporting activities. Each day you will have a chance to mingle with all Summer Academy’s students at a daily evening event – a concert, a movie or guest evening, a mind storm or a theatre project.

The Summer Academy is organised by the National Student Academy of Lithuania. Every year the best Academy’s students as well as the most talented young musicians are invited to par-ticipate and create a versatile and dynamic community of young intellectuals studying Economics, Philology, Maths, Physics and Astronomy, Chemistry, History, Biochemistry, Computer Science and Music.

Lithuania is a small Baltic country with a population of 3 million people. Nida is a neat and cosy village in westernmost Lithuania, in the Curonian Spit that is inscribed on UNESCO’s List of World Heritage.«

Interessenten melden sich bitte bei der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie.

Page 114: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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Programme im auSlaND 2014Multidisciplinary Scientific Camp, Polen

Der Polish Children´s Fund, eine polnische Organisation zur Förderung von hochbegabten Schülerinnen und Schülern, organisiert seit dem Jahr 1986 multidisziplinäre wissenschaft-liche Camps (Schülerakademien) für hochbegabte polnische Schüler. Jedes Jahr treffen sich etwa 80–90 Schüler der Mittelschulen in der Umgebung von Warschau. Das Camp findet in einem gut ausgestatteten Konferenzzentrum (Zweibettzimmer mit Bad) mit Com-puterräumen, Schwimmbad und Sportanlagen am Waldesrand in der Nähe von Warschau statt.

Auf dem Programm des Camps stehen jeden Tag zur Wahl: drei Vorlesungen der besten polnischen Wissenschaftler, acht bis zehn Workshops, zwei allgemeine Diskussionstreffen mit hervorragenden Persönlichkeiten der Wissenschaft, Literatur und Kultur, Vorträge der Teilnehmenden, Sport und psychologische Workshops. Jede(r) Teilnehmende soll in alle Aktivitäten einmal täglich hineinschnuppern. Es gibt auch ein Konzert der klassischen Musik und Filmabende.

Im Jahr 2014 wird die Akademie vom 24. April bis 4. Mai stattfinden.

Teilnahmevoraussetzungen sind die gleichen wie bei der Deutschen SchülerAkademie, außerdem wird eine sehr gute polnische Sprachkompetenz erwartet. Die Eigenbeteiligung beträgt 180 Euro.

Interessenten können unter folgendem Link weitere Informationen zum polnischen Pro-gramm erhalten: http://fundusz.org/program-pomocy-wybitnie-zdolnym/321

Internationale Sommerakademie Obertrum, Österreich

Ein Austauschabkommen für einige Schülerinnen und Schüler unterhält die Deutsche SchülerAkademie mit der Pädagogischen Hochschule Salzburg, Österreich, die vom 29. Juni bis 2. Juli 2014 die Sommerakademie Obertrum, 20 km nördlich von Salzburg am gleichnamigen See ausrichtet. Die Unterbringung erfolgt in der Landesberufsschule Obertrum, einer Tourismusschule mit exzellenter Infrastruktur, die jede Art von Freizeit-aktivitäten erlaubt.

Angeboten werden insgesamt fünf Workshops zu den Themen Gentechnik, Geoinformatik, Verschlüsselung, Bibelwissenschaften und Theater. Die Teilnehmenden melden sich im Vorfeld für einen der angebotenen Workshops und arbeiten insgesamt fünf Halbtage in Gruppen zu etwa fünfzehn Personen.

Die an der Sommerakademie Obertrum interessierten Schülerinnen und Schüler können ab dem 26. März 2014 genauere Programminformationen abrufen unter: http://www.landesschulrat.salzburg.at/

Die Eigenbeteiligung beträgt 75 Euro.

Page 115: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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Programme im auSlaND 2014Workshop 1: Dein Gehirn, Deine Gene, Dein Gedächtnis und Du

Was weiß man bereits über unser Gehirn? Wie ist es aufgebaut und welche neuen For-schungsergebnisse gibt es darüber? Können wir aus den neuen Forschungen lernen, besser zu lernen? Welche Einflüsse haben die Gene auf das Gedächtnis oder die Kreativität?Im Kurs wird tief eingetaucht in die Welt der Gedächtnisforschung, der Kreativität, des Gehirns und der Gene. Im Laborteil wird die DNA gereinigt und eine nichtmedizinische SNP-Analyse bei einem Gen, welches das Gedächtnis beeinflussen kann, durchgeführt.Wir werden aber auch Tipps und Tricks aus der Forschung betrachten, die den Umgang mit dem Gehirn völlig verändern könnten. Ein paar modernste Spezialbereiche aus der Hirnforschung runden den Workshop ab.

Workshop 2: Aus dem Weltall Natur beobachten

Heutzutage lässt Google Earth weltweit Distanzen schrumpfen. Per Mausklick begeben sich tagtäglich Millionen Menschen auf eine virtuelle Reise, um die Welt zu entdecken und mehr über sie zu erfahren. Ermöglicht werden diese Streifzüge durch Fernerkundung, mit der die Erdoberfläche berührungsfrei mit Hilfe von Flug- und Raumfahrzeugen beobachtet werden kann. Bei einem digitalen Spaziergang durch den Naturraum Salzachauen wird es möglich, die Auwälder durch Satellitenbilder mit anderen Augen zu betrachten.

Workshop 3: Digitale Datensicherheit

Wie funktioniert Verschlüsselung, was gilt als sicher und was kann man trotzdem kna-cken? Für gesicherte Webseiten, verschlüsselte Emails und digitale Unterschriften ist asym-metrische Verschlüsselung notwendig. Dabei ist der Schlüssel zum Zusperren ein anderer wie der zum Aufsperren.

Wie das möglich ist und wo die Schwachstellen liegen können, soll schließlich nicht nur die NSA wissen. Der Workshop bietet ein kleines digitales Überlebenstraining von der selbst geschriebenen RSA Verschlüsselung bis zum kleinen Einblick in homomorphe Ver-schlüsselung.

Workshop 4: Stern von Bethlehem – Antikes GPS oder doch nur ein Märchen?

Fantastisch anmutende Geschichten werden in der Bibel rund um die Geburt Jesu von Nazareth erzählt. Doch was hat es damit auf sich? Ein Stern als Wegweiser, Magier aus dem Osten, Hirten auf den Feldern von Bethlehem, Verkündigung der Geburt durch einen Engel – das alles sind Motive, die in einer langen Tradition stehen und eine Bedeutung hinter der eigentlichen Erzählung haben. Wer herausfinden will, was die biblischen Texte meinen, und Spaß daran hat, andere Kulturen und Denkweisen kennen zu lernen, ist in diesem Workshop genau richtig!

Workshop 5: Improvisation ist grenzenlos!

Wie grenzenlos ist deine Ausdrucksmöglichkeit?– Kannst du dich stets in neue Figuren verwandeln?– Zu Beginn: dein »Du« auf der Bühne!– Am Ende: unser »Wir« auf der Bühne – bestehend aus allen »Du’s«!Anhand von Improvisationsaufgaben erfolgt eine Annäherung an bestimmte Figuren und es wird anhand einiger Texte eine Geschichte entwickelt.

Page 116: Deutsche SchülerAkademie Programm 2014

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Programme im auSlaND 2014Internationale Sommerakademie Semmering, Österreich vom 20.–27.06.2014

Bereits zum 16. Mal wird dieses Jahr die Internationale Sommerakademie Semmering in Niederösterreich für leistungsbereite Schülerinnen und Schüler abgehalten. Diese Akade-mie wird vom Verein zur Förderung begabter und hochbegabter Schülerinnen und Schüler in Niederösterreich vom Landesschulrat für Niederösterreich, Referat für Begabtenförde-rung, und von der Begabtenakademie Niederösterreich ausgerichtet. Sie findet vom 20. bis 27. Juni 2014 statt.

Die Teilnehmenden können einen Kurs aus zahlreichen Angeboten wählen. Das Kursange-bot umfasst auch dieses Jahr wieder eine Palette an interessanten Inhalten und steht unter dem Gesamtmotto »Sport«. Unter der Anleitung von äußerst motivierten und engagierten Kursleiterinnen und Kurs-leitern können sich die Jugendlichen mit neuartigen Kursthemen auseinandersetzen – bei-spielsweise anspruchsvolle mathematische Aufgabenstellungen lösen, naturwissenschaft-liche Phänomene erforschen oder kreative Erfahrungen machen – und in neue Wissensge-biete eintauchen.

Alle Kurse garantieren neben intellektuellen Herausforderungen im Kurs auch ein Rah-menprogramm während der Pausen bzw. in der kursfreien Zeit. Kooperatives Arbeiten und Kopfzerbrechen haben genauso Platz wie gemeinsames Erleben und eine ordentliche Por-tion Spaß beim sportlichen Ausgleich. Neben der Förderung der Begabungen geht es auch um den Austausch untereinander oder mit den Referentinnen und Referenten.

Die Teilnahmevoraussetzungen entsprechen denen der Deutschen SchülerAkademie. Die Eigenbeteiligung beträgt 310 Euro. Informationen zur Akademie sind auch auf der Inter-netseite des Landesschulrates http://bbf.lsr-noe.gv.at/ erhältlich.

Kurs 1: Kämpfen bis zum K.O. und zum Schachmatt – eine kritische Auseinandersetzung mit dem Wesen des Sports (Philosophie/Deutsch)

Sport wird oft unhinterfragt mit »Bewegung« gleichgesetzt, die dann mit »Gesundheit« in einen normativen Zusammenhang gebracht wird. Die historisch-kulturellen, sozial-politischen, ökonomischen und psychologischen Aspekte des Sports werden dabei außer Acht gelassen. Auf der einen Seite ist also ein kritischer Blick angebracht. Schriftsteller, wie z.B. die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die in ihren Werken die Komplexität dieses Phänomens zu fassen suchen, können dem philosophischen Diskurs wichtige Impulse ge-ben: Ist Sport »die Organisation menschlicher Unmündigkeit« (Ein Sportstück, S. 49)? Auf der anderen Seite haben auch philosophische Richtungen ihre »Fans« und das Feld der Philosophie war und ist ein geistiges Schlacht- und Fußballfeld mit vielen »Kampfplätzen« (Flasch) und Sportliches, wie z.B. die sogenannte »Fairness«, kann z.B. den Philosophen Rawls zu seiner Theorie der Gerechtigkeit inspirieren.

Im Philosophie-Kurs werden zuerst die anthropologischen und ethischen Grundbegriffe und Argumentationsmodelle auf der Grundlage einer allgemeinen Einführung in die Phi-losophie geklärt. Denkanstöße liefern Bezugstexte der österreichischen Gegenwartsliteratur (Jelinek, Haslinger). Die Schülerinnen und Schüler haben dann die Gelegenheit, brisante sportphilosophische und sportethische Probleme unserer Zeit und deren Argumentations-struktur zu untersuchen und eigenständig (z.B. essayistisch) darüber zu »philosophieren« oder auch dazu freie literarische Texte zu schreiben. Falls sich die Möglichkeit dazu ergibt, soll auch der interdisziplinäre Diskurs mit anderen Kursen gepflegt und durch gemein-same Aktivitäten (z.B. Schachturnier, Exkursion: Boxen? u.Ä.) vertieft und veranschaulicht werden. Die Ergebnisse werden schließlich auch präsentiert.

Dieser Kurs richtet sich an diskussionsfreudige Schülerinnen und Schüler, die sich litera-risch und philosophisch mit aktuellen sportphilosophischen und sportethischen Proble-men kritisch auseinandersetzen wollen.

Kurs 2: Überzeugend und erfolgreich kommunizieren durch Rhetorik, Stimm- und Sprechtraining (Deutsch/Rhetorik)

Bei zunehmendem Wettbewerb am Arbeitsmarkt erlangen Menschen, die imstande sind, klar und professionell zu kommunizieren, immer größere Vorteile. In diesem Kurs lernen Sie, sich »richtig« vor einem Auditorium zu präsentieren, dabei authentisch zu bleiben und wie Sie in kurzer Zeit komplexe Themen auf den Punkt bringen.

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Programme im auSlaND 2014Freies, deutliches und müheloses Sprechen ist für zahlreiche Berufe fast schon selbstver-ständliche Voraussetzung. Darüber hinaus steigert es das selbstbewusste Auftreten, aber auch das persönliche Wohlbefinden.

Stimme und Sprechtechnik sind wichtige Elemente für die Vermittlung von Inhalten bei Diskussionsrunden und vielen anderen Gelegenheiten des öffentlichen Sprechens.

Dieser Kurs vermittelt die Grundlagen des Sprechens, wie Entspannung, mühelose Koor-dination von richtiger Atmung, Auswirkung der Stimmlage auf die Zuhörenden und die Erarbeitung der persönlichen Stimmlage. Das Erlernte wird immer wieder anhand von Beispielen (freie und gebundene Rede) erprobt.

Inhalte:– Entwicklung und Kompetenzerweiterung in der Kommunikation – Sprech-, Präsentations- und Auftrittstechniken

Philosophie:– Veränderungen in unserer Wahrnehmung – Vertrauen als wichtige Voraussetzung – Persönliche Ressourcen aktivieren und nutzen lernen

Team und Gruppen:– von anderen lernen – lernen Feedback zu geben

Dieser Kurs richtet sich an alle, die an einer gezielten Weiterentwicklung ihres persön-lichen und rhetorischen Auftretens interessiert sind.

Kurs 3: Geschichte des Sports von der Antike an (Geschichte)

In diesem Kurs werden die verschiedensten Phänomene des Sports im Hinblick auf sozi-okulturelle Entwicklungen in anderen Zeiten und Räumen sowie die Wechselwirkungen von Sport und Politik untersucht. Ebenso möchten wir der Frage nachgehen, was man unter »Sportgeschichte« versteht bzw. welche historisch-politischen Ereignisse die Ent-wicklung des Sports geprägt haben. Die Instrumentalisierung des Sports am Beispiel der antiken und modernen Olympischen Spiele wird genauer unter die Lupe genommen. Außerdem erforschen wir die Geschichte einiger Sportarten sowie die Rolle des Sports im Zusammenhang mit Fairplay, Rassismus, Emanzipation und Wirtschaft.

Der Kurs richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die sich mit dem spannenden Bereich »Wenn Sport Geschichte schreibt« eigenständig auseinandersetzen wollen. Interesse für das Thema, die Bereitschaft, verschiedene Aspekte des Phänomens Sport zu beleuchten und kompetenzorientierte Arbeitstechniken auszuprobieren, sollen mitgebracht werden.

Kurs 4: Die Gesetze der Physik im Sport (Physik/Technik)

Sport ist untrennbar mit der Physik verbunden. Zur Beschreibung sportlicher Bewegung sind physikalische Begriffe wie Kraft, Masse, Trägheit, Geschwindigkeit erforderlich. Für optimale Bewegungsabläufe im Sport reicht aber die Berücksichtigung physikalischer Gesetze alleine nicht aus. Sowohl der Körper als auch die Sportart/Bewegung haben spezi-fische Voraussetzungen.

Die Biomechanik des Sports verbindet die Beschreibung und Erklärung der Erscheinungen und Ursachen von Bewegungen im Sport mit den Bedingungen des Organismus. Es geht dabei um die Betrachtung des Körpers als mechanisches und biologisches System.Ausgehend von physikalischen Grundlagen und Prinzipien der Biomechanik richtet sich der Fokus des Kurses im Sinne eines physikalischen Blicks auf den Menschen auf die Betrachtung und Analyse sportlicher Bewegungen. Es geht dabei um die physikalische Be-schreibung einfacher und komplexer Bewegungen, vom Gehen und Laufen über Schifah-ren und Schispringen zum Fosbury-Flop beim Hochsprung.

Hat man sich zum Beispiel schon einmal gefragt, warum ein Athlet beim Weitsprung während der Flugphase seine Beine nach vorne bringt? Weiter werden die wohl verbreite-testen Sportgeräte, nämlich die Bälle, die je nach Sportart unterschiedliche Bedingungen

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Programme im auSlaND 2014

erfüllen müssen, zum Thema gemacht. Schließlich werden aber auch Energiebilanzen und Energieumsätze in Hinblick auf die maximal mögliche Leistungsfähigkeit eines Menschen betrachtet sowie die Frage untersucht, ob die (physikalischen) Grenzen der Rekorde im Sport schon erreicht sind.

Kurs 5: Grenzerfahrungen – Vom Wohlfühlaspekt zur psychomotorischen Degeneration (Biologie/Medizin/Deutsch-Literatur)

Primär gehen wir der Frage nach, warum der Mensch Sport betreibt.

Die Motivation reicht von gesundheitlichem Aspekt bis zu psycho-physischer Grenzerfah-rung. Die Auswirkungen lassen sich am menschlichen Körper biologisch nachweisen und sind in der einschlägigen Literatur eindrucksvoll dargestellt. Das Kursprogramm reicht da-her von der Sektion von Gelenken und Organen bis zur Interpretation von Buch und Film.

Sport übt auf den menschlichen Körper oft einseitige Belastungen aus.Im biologischen Teil wollen wir an ausgewählten Beispielen den Bau der Organe und ihre Arbeitsweise mit Hilfe von Mikroskop und Skalpell kennen lernen und so Verständnis für Funktionsstörungen, Veränderungen und Erkrankungen durch Sport erreichen. Welche positiven Auswirkungen zeigt sportliche Aktivität auf den Körper?Welcher Zusammenhang besteht zwischen Sport und unterschiedlichen Zivilisations-krankheiten, wie z. B. Krebs, Arteriosklerose, Hypertonie?

Das Blut spielt eine wesentliche Rolle im Organismus. Ausgehend vom Wissen über die Zusammensetzung und die Funktion werden wir uns mit dem Thema Doping beschäfti-gen.

Was versteht man unter EPO und welche Bedeutung hat es für den Sport?

Im literarischen Bereich soll anhand ausgewählter Werke nachgewiesen werden, welche Beziehung zwischen Literatur und Sport herrscht: Beide appellieren auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlichen Mitteln an dieselben Gefühle. Viele große Motive, mit denen sich die Weltliteratur befasst hat – Heldentum, Leidenschaft, Solidarität, aber auch Neid und Missgunst – finden sich auch im Sport. Wie diese Thematik nun in der Literatur künstlerisch be- und verarbeitet wird, soll Gegenstand der Analyse sein.

Der Kurs richtet sich an Jugendliche mit Interesse an kreativen, wissenschaftlichen Frage-stellungen, die bereit sind, sich auf vernetztes Denken einzulassen und sich einem Thema auch von ethisch-philosophischer Seite zu nähern. Für die praktischen Arbeiten müssen sie zusätzlich bereit sein, sich »die Hände schmutzig zu machen«. Der Kurs soll jene Teil-nehmerinnen und Teilnehmer ansprechen, die das Thema Sport sowohl aus naturwissen-schaftlicher als auch aus geisteswissenschaftlicher Perspektive betrachten wollen.

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Programme im auSlaND 2014Kurs 6: Bewegung in Malerei, Fotografie, Film und Animation (Bildnerische Er-

ziehung/Mediendesign)

In diesem Kurs sollen die vielfältigen Möglichkeiten der Bewegungsdarstellung erkundet werden. Die kritische Analyse von Beispielen aus Malerei, Fotografie, Film und Animation dient als Anregung zur Reflexion und für das eigene Schaffen in verschiedensten Tech-niken.

Die Mittel der Zeichnung/Malerei (auch Digital Painting), der Fotografie und Bildbearbei-tung, der 3D-Grafik und -Animation sowie des Mediums Film werden behandelt und in der Folge in individuellen Projekten angewendet.

Themenvorschläge sind z.B. Mimik, Bewegungen von Personen im Alltag und beim Sport, Bewegungen von Fahrzeugen, von eigentlich unbeweglichen Gegenständen (Stop Motion-Animation), die bewegte Kamera und vieles mehr.

Erfahrungsgemäß finden sich sehr schnell Teams oder einzelne Teilnehmer, die sich ver-schiedener Themen annehmen und eigene Ideen umsetzen.

Ein kleines Fotostudio steht ebenso zur Verfügung wie eine umfangreiche Ausrüstung für Video, auch einige Computer mit Software für Videoschnitt, Bildbearbeitung und Animati-on, Fachliteratur und vieles.

Eigene Computer sind von Vorteil, aber nicht Bedingung. Computergrundkenntnisse sind allerdings erwünscht.

Im Vordergrund steht dabei der gestalterische Aspekt: Bleistift, Hard- und Software sind nur faszinierend leistungsfähige Hilfsmittel, um die eigenen Vorstellungen zu verwirkli-chen.

Kurs 7: Pobeda! Nur der Sieg zählt (Russisch)

Der Russischkurs auf dem Semmering bietet:– 8 Tage intensives Sprachtraining– Monologisches Sprechen– Dialogisches Sprechen– Schreiben– Sprache im Kontext

Dabei werden wir uns mit dem Phänomen des Sports in Russland beschäftigen, mit der Unterscheidung von »großem Sport«, »Sport« und »Fizkul´tura«, über einige herausra-gende Persönlichkeiten in diesem Bereich sprechen, auch über die politischen und wirt-schaftlichen Probleme, die mit dem Sport verbunden sind. Auch im Kino und in der Lite-ratur sind einige interessante Werke zu diesem Thema zu entdecken.

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NACH DeN AKADemIeN GeHT es WeITer! CLuB Der eHemALIGeN e.V.

Club der Ehemaligender Deutschen SchülerAkademien e.V. (CdE e.V.)

Auch in diesem Jahr haben alle Teilnehmenden einer Deut-schen SchülerAkademie (DSA) oder JGW-SchülerAkademie Gelegenheit, zweieinhalb Wochen Akademie mitzuerleben und mitzugestalten. Sie werden dabei Projekte bearbeiten, interessante Menschen kennen lernen und sich über die Kursarbeit hinaus gemeinsam Theater, Sport, Chor, Or-chester und vielen anderen kursübergreifenden Aktivitäten widmen. Dieser inhaltliche und persönliche Austausch muss nicht auf die Zeit der Akademie beschränkt bleiben. Um den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, auch über das Erlebte hinaus in regen Kontakt mit interessierten Schülerinnen, Schülern, Studierenden und Berufstätigen aus ganz Deutschland und vielen anderen Ländern zu tre-ten, wurde der Club der Ehemaligen der Deutschen Schü-lerAkademien (CdE e. V.) ins Leben gerufen.

Der Verein ist ein lebendiges Forum für Aktivitäten, Dis-kussionen und Bekanntschaften – in Deutschland und der Welt! Der CdE bietet seinen Mitgliedern vielfältige Mög-lichkeiten, eigene Ideen einzubringen und zusammen mit anderen jungen Menschen umzusetzen.

Zentrales Element des CdE sind Akademien, auf denen sich die Teilnehmer wie auf einer SchülerAkademie fühlen können. Es gibt eine Vielzahl interessanter Kurse, die von anderen Ehemaligen angeboten werden, Raum für inhalt-lichen Austausch, kursübergreifende Aktivitäten und viel Zeit für persönliche Kontakte.

So gibt es jedes Jahr eine PfingstAkademie mit knapp 400 Teilnehmern, eine einwöchige SommerAkademie mit etwa 150 Teilnehmern, eine einwöchige Multinationale Akade-

mie, die meist in einem osteuropäischen Land stattfindet sowie über Neujahr eine WinterAkademie mit knapp 150 Teilnehmern. Reichliche Gelegenheiten also, die Akademie-Atmosphäre wieder aufleben zu lassen!

Über den CdE laufen zudem noch viele weitere Veran-staltungen, wie zum Beispiel wissenschaftliche Seminare, Musik-, Segel-, und Skifreizeiten. Besonders interessant für Teilnehmer der diesjährigen SchülerAkademien dürfte das im Herbst stattfindende Studieninformationswochenende sein.

Im CdElokal treffen sich in zahlreichen Städten regelmäßig CdEler zu verschiedenen Aktivitäten in ungezwungener Atmosphäre. Gerade für Studienanfänger sind diese Lo-kalgruppen interessant: So lassen sich leicht Kontakte am neuen Hochschulort knüpfen!

Zweimal im Jahr erscheint der exPuls, das offizielle Mit-teilungsorgan des CdE mit vereinsinternen Informationen und Ankündigungen, Berichten, Diskussionen und Fotos, sowie Artikeln von CdElern: Jeder ist herzlich eingeladen, dazu beizutragen.

Unter der Adresse www.cde-ev.de gibt es ein umfangreiches Internet-Angebot – unter anderem mit aktuellen Informa-tionen zum CdE, seinen Veranstaltungen und einer Adress-datenbank.

Die DSA-Mailingliste bietet ihren Abonnenten ein offenes Forum für den Austausch von Informationen und Meinun-gen. Wer hier eingetragen ist, kann mit einer Mail Hunder-

te von CdElern auf einmal erreichen. Spannende Diskussi-onen garantiert!

Bis zum Ende ihres Teilnahmejahres sind ehemalige Akade-mieteilnehmer automatisch Mitglied im CdE und erhalten ein kostenloses Exemplar des exPuls. Von allen, die länger Mitglied im CdE bleiben wollen, erbitten wir (namentlich zur Finanzierung des exPuls) einen Mitgliedsbeitrag von 2,50 Euro je Halbjahr. Nähere Informationen gibt es hierzu im exPuls sowie unter www.cde-ev.de.

Die Akademie ist der Anfang, im CdE geht es weiter!

Ansprechpartner des CdE

Allgemeine Fragen zum CdE? d [email protected]

Fragen zur Mitgliedschaft? d [email protected]

Fragen zu den Lokalgruppen? d [email protected]

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Dank

Wir freuen uns über das rege Interesse von Institutionen und Unternehmen, motivierten Jugendlichen ein Forum der Wissenserweiterung, der fachlichen Orientierung, dazu des geistigen und sozialen Miteinanders zu er-möglichen. Es drückt sich in vielfältiger Weise aus: Wir erhalten finanzielle Förderung, personelle Unterstützung sowie Sachspenden und Leihgaben, ohne die die Durch-führung der Akademien nicht möglich wäre.

Im Namen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer dan-ken wir für dieses Engagement sehr herzlich!

– Bundesministerium für Bildung undForschung, Berlin

– Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen– Haniel Stiftung, Duisburg

– Claussen-Simon-Stiftung, Hamburg– Reutersche Stiftung, Essen– BASF SE, Ludwigshafen

– Fonds der Chemischen Industrie, Frankfurt a.M.– Marianne und Emil Lux Stiftung, Remscheid– Rotary Club Remscheid, Remscheid– Walbusch-Jugendstiftung, Solingen– Edith und Carl Otto Weise-Stiftung, Frankfurt a.M.– Christine Diek-Stiftung, Frankfurt a.M.– Sondervermögen Bein, Essen– Maplesoft Europe GmbH, Aachen– MathWorks GmbH, Aachen– Schach Niggemann, Heiden– Meads Instruments Europe GmbH & Co. KG, Rhede– Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH,

Frankfurt a.M.– Süddeutsche Zeitung GmbH, München– Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH Co. KG, Hamburg– Bayer Pharma AG, Berlin– Carl-Zeiss-Jena GmbH, Jena– Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH,

Heidelberg– CJD Jugenddorf-Christophorusschule Braunschweig,

Braunschweig

– Gymnasium und Internat des Landschulheims Grovesmühle, Veckenstedt

– Urspringschule, Schelklingen– Evangelisches Schulzentrum Hilden, Hilden– CJD Jugenddorf-Christophorusschule Rostock,

Rostock– Privates Internatsgymnasium Schloss Torgelow,

Torgelow– Europäisches Gymnasium Waldenburg, Waldenburg– Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland,

Papenburg– Collegium Augustinianum Gaesdonck, Goch

Darüber hinaus wurde die Deutsche SchülerAkademie mit Spenden von zahlreichen Eltern und Einzelpersonen in ihrer Arbeit unterstützt.

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Nach deN akademieN geht es weiter! club der ehemaligeN e.V.

Bildung & Begabung: Talente für DeutschlandBildung & Begabung ist das Zentrum für Begabungsförderung in Deutschland. Für Eltern, Lehrer und Schüler ist Bildung & Begabung eine zentrale Anlaufstelle. Bei uns finden sie Infor-mationen, Austauschforen und individuelle Förderprogramme.

Mit Akademien und Wettbewerben unterstützen wir jedes Jahr eine Viertelmillion junge Menschen darin, ihr Potenzial zu erkennen und auszuschöpfen. Zu den Förderprojekten von Bildung & Begabung zählen die Bundesweiten Mathematik-Wettbewerbe, der Bundeswettbewerb Fremdsprachen, die Deutsche SchülerAkademie, die Deutschen JuniorAkademien, die TalentAkademie und die VorbilderAkademie. Wir setzen uns dafür ein, dass jeder die Chance bekommt, das Beste aus seinen Begabungen zu machen – unabhängig von Herkunft oder Hintergrund.

Individuell fördern

Talente für Deutschland: Dieses Motto steht über der Arbeit von Bildung & Begabung. Und gemeint ist die Vielfalt der Ta-lente und Ressourcen in unserer Gesellschaft. Die Teilnehmer unserer Programme bringen ihre Neugier und ihre ganz unter-schiedlichen Potenziale mit. Wir möchten sie befähigen, diese Potenziale weiterzuentwickeln. Mit unseren Projekten schaffen wir Freiräume, um Lernen neu zu entdecken. Zum Beispiel auf unseren Akademien: Teilnehmer programmieren Smartphone-Apps, entwickeln Radiosendungen oder setzen sich im Rah-men des forschenden Lernens intensiv mit mathematischen, natur-, geistes- oder sozialwissenschaftlichen bzw. musischen Themen auseinander.

Informieren und vernetzen

Talentförderung kann nicht gelingen ohne Menschen, die zu Talentförderern werden. Deshalb richtet sich Bildung & Bega-bung als Zentrum für Begabungsförderung in Deutschland mit seinen Angeboten an genau diese Talentförderer: zum Beispiel an Eltern, Lehrer und Wissenschaftler. Wir informieren sie – vor allem online mit dem Begabungslotsen (www.begabungslot-se.de) – über das Thema Talententwicklung und halten Adres-sen, Termine und Tipps bereit.

Die Vernetzung von Wissenschaft und Praxis ist uns beson-ders wichtig. Mit unserer Veranstaltungsreihe »Perspektive Be-gabung« geben wir der Begabungsförderung in Deutschland neue Impulse. Bei »Perspektive Begabung« bringen wir For-scher und Bildungspraktiker ins Gespräch. Online berichten wir regelmäßig über praxisrelevante Studien, bereiten diese verständlich auf und führen Interviews mit Experten.

Förderer

Hauptförderer sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Unterstützt wird Bildung & Begabung von der Kultusministerkonferenz. Schirmherr ist der Bundespräsident.

Mehr erfahren

www.bildung-und-begabung.de

Bildung & Begabung in sozialen Netzwerken: www.facebook.com/BildungBegabung www.twitter.com/BildungBegabung

Bildung & Begabung gemeinnützige GmbHKortrijker Str. 153177 Bonn

Tel. 02 28 / 9 59 15 - 0Fax 02 28 / 9 59 15 - 19

E-Mail: [email protected]

Geschäftsführung: PD Dr. Elke Völmicke Heinz Rüdiger Grunewald

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Reuter’sche Stiftung im Stifterverband

für die Deutsche Wissenschaft