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B 14 Fahrbericht_MAN Lions Intercity ´ Die Antwort aus München Mit den neuen Intercity- Modellen zielt MAN direkt auf Günstigan- bieter wie Crossway und Co. Der scharf kalku- lierte Überlandbus aus türkischer Fertigung geht üppig prämiert mit Designpreisen ins regionale Rennen. Ist er so gut, wie er aussieht? D er Plan scheint simpel, ist auch nicht neu. Im hart umkämpften Überlandrevier, wo es kaum Margen zu verteilen gibt, zählt vor allem der Preis. Der Crossway von Iveco und der Mercedes Intouro mischen die Regi- onal- und Schulbusszene in Europa auf, man spricht hier von Kampfpreisen von 180.000 Euro und etlichen Talern weniger. Diesem Treiben kann und darf ein großer Hersteller wie MAN nicht tatenlos zusehen, schließlich geht es vorerst um ein Marktvolumen von rund 4.000 Einheiten allein in Europa. Die bis- herigen Produkte des Hauses und allen voran der Lion’s Regio können hier nicht mithalten. Dringend musste ein neues Fahrzeug-Konzept her. Im reichlich gefüllten Portfolio identifi- zierten die Entwickler ein preiswertes Hoch- boden-Fahrgestell als geeignete Basis, das bisher in Europa keine Verwendung fand. Es musste natürlich schick eingekleidet werden, um den europäischen Geschmack zu treffen. Den preislichen Beitrag zum Erfolg realisieren zum einen die strenge Standardisierung und zum anderen die kostengünstige Fertigung im türkischen Omnibuswerk in Ankara. Crossover-Kleid für die Überlandlinie Zweifellos haben die MAN-Designer ihren neuen Regionalbus anständig verpackt. Und das ist kei- ne Einzelmeinung, der eher schlichte Bus wird von der geballten Design-Kompetenz des Lan- des geadelt. Der Intercity darf stolz das iF-Logo D-01809 Heidenau · Mühlenstraße 31 Telefon 03529/5743-0 · Fax –28 www .busfachhandel.de · [email protected] D-12487 Berlin · Großberliner Damm 81 Telefon 030/21808755 · Fax 030/40899683 A&K-F ahrzeug teile Heidenau GmbH – ET -V ertriebspartner für Omnibusse • Anlasser u. Lichtmaschinen • Gebläse, Lüfter, E-Motoren • Umwälz u. Wasserpumpen • Heizungsersatzteile • Achs- u. Bremsersatzteile • Heizungs- u. Wasserkühler Ausschließlich als Zweiachser: Der Lion´s City von MAN wird in drei Formaten bis zu 13,25 m Länge angeboten.

Die Antwort aus München - busfahrt.com · zen sich schmäler als bei Bussen üblich am Rah-men ab – nein, der Intercity ist kein reinrassiger Integralbus. Wer jetzt gleich Schwachpunkte

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Fahrbericht_MAN Lions Intercity´

Die Antwort aus MünchenMit den neuen Intercity-Modellen zielt MAN direkt auf Günstigan-bieter wie Crossway und Co. Der scharf kalku-lierte Überlandbus aus türkischer Fertigung geht üppig prämiert mit Designpreisen ins regionale Rennen. Ist er so gut, wie er aussieht?

Der Plan scheint simpel, ist auch nicht neu. Im hart umkämpften Überlandrevier, wo es kaum Margen zu verteilen gibt, zählt

vor allem der Preis. Der Crossway von Iveco und der Mercedes Intouro mischen die Regi-onal- und Schulbusszene in Europa auf, man spricht hier von Kampfpreisen von 180.000 Euro und etlichen Talern weniger. Diesem Treiben kann und darf ein großer Hersteller wie MAN nicht tatenlos zusehen, schließlich geht es vorerst um ein Marktvolumen von rund 4.000 Einheiten allein in Europa. Die bis-herigen Produkte des Hauses und allen voran der Lion’s Regio können hier nicht mithalten. Dringend musste ein neues Fahrzeug-Konzept her. Im reichlich gefüllten Portfolio identifi-

zierten die Entwickler ein preiswertes Hoch-boden-Fahrgestell als geeignete Basis, das bisher in Europa keine Verwendung fand. Es musste natürlich schick eingekleidet werden, um den europäischen Geschmack zu treffen. Den preislichen Beitrag zum Erfolg realisieren zum einen die strenge Standardisierung und zum anderen die kostengünstige Fertigung im türkischen Omnibuswerk in Ankara.

Crossover-Kleid für die ÜberlandlinieZweifellos haben die MAN-Designer ihren neuen Regionalbus anständig verpackt. Und das ist kei-ne Einzelmeinung, der eher schlichte Bus wird von der geballten Design-Kompetenz des Lan-des geadelt. Der Intercity darf stolz das iF-Logo

D-01809 Heidenau · Mühlenstraße 31Telefon 03529/5743-0 · Fax –28www.busfachhandel.de · [email protected]

D-12487 Berlin · Großberliner Damm 81Telefon 030/21808755 · Fax 030/40899683

A&K-Fahrzeugteile Heidenau GmbH – ET-Vertriebspartner für Omnibusse• Anlasser u. Lichtmaschinen • Gebläse, Lüfter, E-Motoren

• Umwälz u. Wasserpumpen • Heizungsersatzteile

• Achs- u. Bremsersatzteile • Heizungs- u. Wasserkühler

Ausschließlich als Zweiachser: Der Lion´s

City von MAN wird in drei Formaten bis zu 13,25 m

Länge angeboten.

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tragen, die strenge Jury verlieh ihm 2016 sogar den iF Gold Award. Und damit nicht genug: Zu-letzt wurde er gar für den German Design Award 2017 nominiert.

Werfen wir einen genauen Blick auf den In-tercity, sehen wir von vorn das bekannte Stadt-bus-Gesicht und heckseitig die Verwandtschaft mit den Reisebussen. Darf man daraus schlie-ßen, dass da noch ein Low-Entry im Produkt-Kochtopf steckt? Die Proportionen sind stimmig, Fenster und Türen sauber integriert. Das gilt auch für den Dachspoiler als Abrisskante, der die Heckscheibe sauber halten soll. Nein, wie ein Billigprodukt kommt er nicht daher. Erst recht nicht, wenn er in Anthrazit-Metallic und mit Alu-rädern vorfährt. Dass er gegen Intouro & Co an-tritt, sieht man an den nackten Spiegelhaltern, die man sonst bei MAN nicht kennt.

Bei aller formaler Finesse ist der Lion’s Inter-city kein Hingucker, wie es vor einem Jahrzehnt sein Überland-Kollege Regio war. Der galt einst als Leichtbau-Pionier, mit Kunststoff-Klappen und großzügiger GFK-Verwendung. Der Intercity bringt mit 12,2 t immerhin 500 kg weniger auf die Waage. Mit 300 l Kraftstoff an Bord und 35 l Adblue für die 53 sitzenden und 25 stehenden Fahrgäste errechnen sich pro Person etwa 74 kg. So bleibt, wenn der 18-Tonner Transfers erledigt, reichlich Reserve fürs Gepäck oder für einen vol-len Skiträger.

Fast ReisebuskomfortDie Fahrgäste dürfen sich über einen sachlichen, aber nicht ungemütlichen Innenraum freuen. Wer geschickt die Bezüge wählt und Vorhänge für die Fenster spendiert, schafft eine wohnliche Atmosphäre. Die Lite-Top-Bestuhlung mit Leh-nenverstellung bietet fast Reisebuskomfort, die Sitze führen auch auf schlechten Straßen kein Eigenleben. Wie im Reisebus wird mit leisen Konvektoren geheizt, eine Spheros Revo 320 mit Heizfunktion sorgt mit 32 kW Kälteleistung im Sommer für angenehme Temperaturen. Über-zeugt hat uns auch der Kassettenlift im Mitte-leinstieg. Er beansprucht wenig Platz und funk-tioniert einwandfrei, gegenüber dem Einstieg bekommt man ein Wechselpodest mit Sitzen. Sonst aber ist das Optionspaket eher knapp ge-halten. Wer anspruchsvollere Sonderwünsche äußert, wird dezent auf den auch als Doppelver-diener möglichen Lion’s Regio verwiesen.

Vertraute Verhältnisse findet auch der Fah-rer vor. Das MAN-eigene Stadtbus-Cockpit ist einfach zu bedienen. Auch wenn die ovale „MAN-Pille“ nicht mehr ganz taufrisch ist: Das Lenkrad verdeckt die Instrumente, der Digitacho sitzt zu tief und an der falschen Stelle, mit Ablagen und Getränkehalter wird der Fahrer nicht verwöhnt.

FAP-Cockpit aus dem Stadtbus: die „MAN-Pille“ mit einfacher Bedienung, aber wenig Ablagen

Bequeme Lite-Top-Bestuhlung: verstellbare Rückenlehnen, klapperfrei auch ohne Besetzung

Heute ein Muss im ÖPV: Der Intercity-MAN ist mit Kassettenlift lieferbar.

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Aber für die Pedale und die Lenkung gibt es an dieser Stelle nur beste Noten.

Keine IdealbesetzungIm Intercity muss es bis heute der 6,9 l kleine Sechszylinder vom Typ D0836 sein, der verant-wortet nämlich ein Gutteil der Gewichtsdiät. No-minell hat der Kompaktdiesel 290 PS und eher magere 1.100 Nm Drehmoment zu bieten. Seine Leistungscharakteristik verlangt im Alltag nach Drehzahlen, ein stämmiger Antritt aus dem Stand ist dem kleinsten MAN-Sechszylinder auch zu Euro-6-Zeiten nicht gegeben. Das maxi-male Drehmoment steht unter Volllast ab 1.200 Touren zur Verfügung, darunter gibt es wenig zu holen. Auch wenn ihm die flinke Ecolife-Automa-tik hilfreich unter die Arme greift, bewegt sich der Intercity nur schaumgebremst aus der Halte-stelle. Der D0836, obwohl mit zwei Turboladern beatmet, ist keine Idealbesetzung fürs regionale Geschäft. Nur wenn er auf Touren ist, herrscht kein fühlbarer Leistungsmangel mehr. Die An-triebstechniker setzen auf eine kurze Achse: Mit 1.430 Umdrehungen im sechsten Gang cruist man mit 80 km/h auf der Landstraße, bei Tem-po 100 rotiert die Kurbelwelle schon 1.800-mal in der Minute. Das Sechsgang-Handschaltge-triebe, das zur Grundausstattung zählt, können wir nicht empfehlen. Der recht spitz agierende Sechszylinder verlangt nach viel Schaltarbeit, das hat schon die erste Proberunde bei der Pre-miere gezeigt.

SicherheitsbewusstDer Blick unters schicke Blechkleid offenbart eine recht spezielle Konzeption. Die einzelradge-führte Vorderachse stammt aus dem Reisebus, bei der Hinterachse samt Luftfederung bedienen sich die MAN-Techniker aus dem LKW-Regal. Die vier Luftfederbälge, auch die Stoßdämpfer, stüt-zen sich schmäler als bei Bussen üblich am Rah-men ab – nein, der Intercity ist kein reinrassiger Integralbus. Wer jetzt gleich Schwachpunkte bei der Straßenlage vermutet, liegt sicher falsch. Aber zweifellos fährt der Intercity mit kräfti-gen Stabilisatoren steifbeiniger, um eventuelle Schräglagen im Ansatz zu unterbinden. Dass die Antriebsachse aus dem LKW stammt, verrät nur das Klagelied aus dem Untergeschoss. Ob mit oder ohne Last, die Achse singt den Blues, wenig sensibel und gar nicht omnibuslike.

Dafür darf sich der Intercity für seine Sicher-heitsausstattung weitere Zähler gutschreiben. Serienmäßig überwacht ein ESP-System die Straßenlage, unser Regionalbus hat den EBA-Notbremsassistenten und den LGS-Spurwächter an Bord. Der späten Geburt ist die Konformität mit dem neuen Umsturzregelwerk ECE R66.02

Technische Daten: MAN Lion’s Intercity

Motor Reihensechszylinder D0836 LOH, Turbolader und Ladeluftkühlung, elektronische Common-Rail-Dieseleinspritzung, vier Ventile pro Zylinder, ab-gasarm nach Euro 6 mit AGR, SCR und DPF.

Hubraum 6.871 cm³Nennleistung 213 kW/290 PS bei 2.300 U/minMax Drehmoment 1.100 Nm bei 1.200–1.750 U/min

KraftübertragungSechsgang-Automatikgetriebe ZF 6AP-1200 Ecolife, Topodyn-Schaltsoftware; Hypoid-Hinter-achse mit Übersetzung i = 5,67.

FahrwerkEcas-Luftfederanlage mit elektronisch geregelter Fahrwerkregulierung durch Wegsensoren; vorne Einzelradaufhängung mit Mehrlenkerführung (VOS-8-B01) mit zwei Luftbälgen, zwei Stoß-dämpfern und Stabilisator; zul. Achslast 7.100 kg. Hinten starre Antriebsachse (HY-1350-B03), Achsführung durch Längslenker und Dreiecklen-ker, vier Luftbälge, vier Stoßdämpfer; zul. Achs-last 12.600 kg. Bereifung im Format 295/80 R 22,5.

BremsanlageElektronisch geregelte Zweikreis-Druckluft-bremsanlage (EBS), vorne und hinten Scheiben-bremsen, Dauerbremse Primärretarder, ABS und abschaltbare ASR, ESP.

LenkungHydraulische ZF-Kugelmutterlenkung Typ Servo-tronic 8098, pneumatische Verstellung in Höhe und Neigung, Radeinschlag Vorderachse max. 56 Grad.

Heizung/Lüftung/KlimatisierungKonvektorenheizung, Mindestheizleistung 12 kW, Spheros Revo 320 mit Heizfunktion, 32 kW Käl-teleistung, Kühlwasser-Vorwärmgerät Spheros Thermo 350, 2 elektrisch betätigte Notausstiegs-luken mit Lüftfunktion.

Maße und GewichteLänge/Breite/Höhe 12.280/2.550/3.400 mmRadstand 6.000 mmÜberhang vorn 2.780 mmÜberhang hinten 3.500 mmWendekreis 29.960 mmFußbodenhöhe 860 mmMin. Einstiegshöhe Tür 1/2 289 mmKofferraumvolumen ca. 5,5 m³Tankvolumen 300 lAdblue-Tank 35 lLeergewicht/Waage 12.160 kg

Zul. Gesamtgewicht 18.000 kg

FahrgastkapazitätSitze- und Stehplätze 53 + 25 Personen

PreisGrundpreis 165.000 Euro

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geschuldet, der Intercity besitzt spürbar eine steife Fahrgastzelle. Die automatische Feuer-löschanlage im Motorraum sollte unbedingt zur Pflicht werden, im Kofferraum sitzt ein Brand-melder. Vor allem für Frankreich ist der Alkohol-tester vorgesehen.

FazitAls Regional- oder Schulbus macht der Lion’s In-tercity keine schlechte Figur. Er wirbt mit sach-lich moderner Optik, Stabilität und Sicherheit –in den meisten Disziplinen kann er mit seinen Wettbewerbern mithalten, hat da und dort sogar die Nase vorn. Vor allem der Kampfpreis spricht für den Intercity – mit Grundausstattung wird er für rund 165.000 Euro angeboten, wer bietet weniger? Nur mit seinem wenig inspirierten D08-Triebwerk fällt er etwas zurück. Aber hier ist bereits Abhilfe im Gespräch, ein neuer kräfti-gerer Sechszylinder soll schon bald den kleinen MAN-Diesel ersetzen. Ob es den Lion’s Regio dann noch braucht? Entscheidend sind die Ver-kaufszahlen, nicht nur in Deutschland.

Wolfgang Tschakert

Ohne Alternative: Der kompakte D08-Sechszy-linder sorgt für schaumgebremste Dynamik.