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E. HAAS : Beeinflussung optisch-vestibulirer l~eaktionen durch Kurznarkotica 569 wiirde, den L~rmbetrieb zu verlassen und eventuell beruflich umzuschulen. In einem Al~r yon 56 Jahren wiirde das zu weitgehenden soziologischen Folgerungen fiihren, die wir dem Patienten nicht vorenthalten konnten, so dal] er sieh entschloS, weiterhin mit einer HSrhilfe auszukommen. 50. E. HAAS-N~ainz: Die Beeinflussung optisch-vestibul~irer Re- aktionen dutch Kurznarkotica (Mit 1 Textabbildung) Die Vorzfige der intraven5sen Kurznarkose haben dazu geffihrt, dub diese Anaesthesiemethode in zunehmendem MaBe auch bei ambulanten Patienten zur Anwendung kommt. Daraus ergibt sich die •otwendigkeit, den Zeitpunkt der Wiedererlangung der Strai~enverkehrstfichtigkeit zu ermitteln, da nur ein verkehrstauglicher Patient aus irztlieher Obhut entlassen werden sollte. Die Feststellung dieses Zeitpunktes st6Bt aller- dings auf erhebliche Schwierigkeiten, da der Begriff der Verkehrstiichtig- keit aui~erordentlieh komplexer Natur ist und die bevorzugt zur An- wendung kommenden psychophysischen Testmethoden wie Bourdon- Test, Baumtest nach Koch, Tachystoskoptest usw. nut einen Teil der postnarkotischen LeistungsstSrungen zu erfassen vermSgen. Die zu- s&tzliche I-Ieranziehung optisch-vestibul~rer Untersuchungen erscheint deshalb sehr sinnvoll, erstreckte sich bisher aber vorwiegend auf die Prfifung der Optokinetik. So haben JvsT u. KL~I~ das Verhalten des optokinetischen b~ystag- mus in der postnarkotischen Phase untersucht und aus den festgestellten Ausfallserscheinungen l~iickschlfisse auf Bauer und AusmaB der zentralen Intoxikation gezogen. Von Just wurde durauf hingewiesen, dab diese yon Intelligenz und Gesehicklichkeit der Versuchsperson unabh&ngige Untersuchungsmethode in erster Linie einen Test ffir die unwillkiirliche l~eaktionsfi~higkeit darstellt. Diese Auffassung ist insofern irrefiihrend, da (lurch Willkfir~nderung der optischen Aufmerksamkeit sehr wohl eine Beeinflussung des optokinetischen ~ystagmus mSglich ist, wodurch der Aussagewert dieser Prfifung nicht unwesentlich eingeschrinkt wird. ~eben der Optokinetik wurde yon JVST und KLEIN auch der soge- nannte Endstellungsnystagmus als Test zur Feststellung der Verkehrs- tauglichkeit nach Kurznarkosen herangezogen. Much ihren Beobachtun- gen li~uft die ~qormalisierung des optokinetischen ~qystagmus in der post- narkotischen Phase in etwa parallel zu dem Verschwinden des End- ste]lungsnystagmus. Gestiitzt auf diese Untersuchungen folgert F~Eu dab yon StraBenverkehrstiichtigkeit keine l~ede sein k5nne, solange in Endstelinng der Bulbi noch Zeichen yon Nystagmus vorliegen. ]~ei dieser FormuHerung wird jedoeh iibersehen, dab der bei extremem Seitenbliek auftretende Endstellungs- oder Ermfidungsnystagmus keinen Krank- heitswert besitzt. Ein bei zwanglosem Seitenbliek zu beobachtender

Die Beeinflussung optisch-vestibulärer Reaktionen durch Kurznarkotica

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Page 1: Die Beeinflussung optisch-vestibulärer Reaktionen durch Kurznarkotica

E. HAAS : Beeinflussung optisch-vestibulirer l~eaktionen durch Kurznarkotica 569

wiirde, den L~rmbetrieb zu verlassen und eventuell beruflich umzuschulen. In einem Al~r yon 56 Jahren wiirde das zu weitgehenden soziologischen Folgerungen fiihren, die wir dem Patienten nicht vorenthalten konnten, so dal] er sieh entschloS, weiterhin mit einer HSrhilfe auszukommen.

50. E. HAAS-N~ainz: Die Beeinflussung optisch-vestibul~irer Re- aktionen dutch Kurznarkotica (Mit 1 Textabbildung)

Die Vorzfige der intraven5sen Kurznarkose haben dazu geffihrt, dub diese Anaesthesiemethode in zunehmendem MaBe auch bei ambulanten Patienten zur Anwendung kommt. Daraus ergibt sich die •otwendigkeit, den Zeitpunkt der Wiedererlangung der Strai~enverkehrstfichtigkeit zu ermitteln, da nur ein verkehrstauglicher Patient aus irztlieher Obhut entlassen werden sollte. Die Feststellung dieses Zeitpunktes st6Bt aller- dings auf erhebliche Schwierigkeiten, da der Begriff der Verkehrstiichtig- keit aui~erordentlieh komplexer Natur ist und die bevorzugt zur An- wendung kommenden psychophysischen Testmethoden wie Bourdon- Test, Baumtest nach Koch, Tachystoskoptest usw. nut einen Teil der postnarkotischen LeistungsstSrungen zu erfassen vermSgen. Die zu- s&tzliche I-Ieranziehung optisch-vestibul~rer Untersuchungen erscheint deshalb sehr sinnvoll, erstreckte sich bisher aber vorwiegend auf die Prfifung der Optokinetik.

So haben JvsT u. KL~I~ das Verhalten des optokinetischen b~ystag- mus in der postnarkotischen Phase untersucht und aus den festgestellten Ausfallserscheinungen l~iickschlfisse auf Bauer und AusmaB der zentralen Intoxikation gezogen. Von J u s t wurde durauf hingewiesen, dab diese yon Intelligenz und Gesehicklichkeit der Versuchsperson unabh&ngige Untersuchungsmethode in erster Linie einen Test ffir die unwillkiirliche l~eaktionsfi~higkeit darstellt. Diese Auffassung ist insofern irrefiihrend, da (lurch Willkfir~nderung der optischen Aufmerksamkeit sehr wohl eine Beeinflussung des optokinetischen ~ystagmus mSglich ist, wodurch der Aussagewert dieser Prfifung nicht unwesentlich eingeschrinkt wird.

~eben der Optokinetik wurde yon JVST und KLEIN auch der soge- nannte Endstellungsnystagmus als Test zur Feststellung der Verkehrs- tauglichkeit nach Kurznarkosen herangezogen. Much ihren Beobachtun- gen li~uft die ~qormalisierung des optokinetischen ~qystagmus in der post- narkotischen Phase in etwa parallel zu dem Verschwinden des End- ste]lungsnystagmus. Gestiitzt auf diese Untersuchungen folgert F~Eu dab yon StraBenverkehrstiichtigkeit keine l~ede sein k5nne, solange in Endstelinng der Bulbi noch Zeichen yon Nystagmus vorliegen. ]~ei dieser FormuHerung wird jedoeh iibersehen, dab der bei extremem Seitenbliek auftretende Endstellungs- oder Ermfidungsnystagmus keinen Krank- heitswert besitzt. Ein bei zwanglosem Seitenbliek zu beobachtender

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Nystagmus hingegen ist sicher pathologisch und in Form des regelm~Bi- gen Blickrichtungsnystagmus als Ausdruck einer zentralen Intoxikation auch regelm/~$ig nach Barbituratnarkosen zu finden.

Die Priifung des optokinetischen Nystagmus uric1 die Beobachtung des wahrscheinlich zentral ocular bedingten Blickrichtungsnystagmus standen jedoch nicht im Vordergrund tier yon uns durchgefiihrten ver- gleichenden elektronystagmographischen Untersuchungen nach Applika- tion verschiedener Kurznarkotica. Uns interessierte vielmehr die Frage, inwieweit die dutch Narkotica hervorgerufene Beeinflussung des experi- mentell ausge16sten vestibul/~ren Nystagmus Rfickschlfisse auf die post- narkotische Reaktionslage gestattet.

Zur Beantwortung dieser Frage sind mehrfache Wiederholungen der Vestibularisprfifung in relativ kurzen Zeitabst/~nden unumg/~nglich. Nach den Beobachtungen yon MITT~M~i~ aber erfolgt dutch wiederholte Reizung des peripheren Vestibularorgans eine Abschw/~chung tier vesti- bul/~ren Reaktion, so dal3 ein Erreichen des pr/~narkotischen Ausgangs- wertes beiAnwendung tier fiblichen thermischen oder rotatorischenUnter- suchungstechnik gar nicht zu erwarten is$. Die yon MONT~WDO~ ent- wickelte Drehreizschwellenbestimmung hingegen erwies sich uns im Rahmen der vorliegenden Problemstellung als recht brauchbar. Die Drehreizschwelle differiert n/~mlich -- wie wit in entsprechenden Vor- versuchen feststellten -- bei wiederholter Bestimmung in aehtminiitigem Abstand nicht yon dem anf/~nglich ermittelten Schwellenwert und ist auch an den folgenden Tagen bei Einhaltung gleicher Untersuchungszeiten (JARoTzxY) in etwa derselben ItShe zu erwarten.

Um vergleichende Resultate zu erhalten, ffihrten wit unsere Unter- suchungen an insgesamt 20 gesunden Probanden beiderlei Geschlechts im Alter yon durchsehnittlieh 22,5 Jahren durch. Den eigentlichen Nar- koseversuchen gingen jeweils die Bestimmung der Drehreizschwelle, die Priifung der Optokinetik und das Fahnden naeh Endstellungs- und Blick- riehtungsnystagmus voraus. An den darauffolgenden Tagen wurden die Versuchspersonen mit wirkungs/~quivalenten Dosen yon Thiopental, Methohexital und einem noch in Erprobung befindlichen Phenoxyessig- s~ureamidderivat narkotisiert. Die I~arkosedauer betrug im Durchschnitt 3--4 rain. Nach Wiedererwachen wurden in zeitlich genau festgelegter Folge Optokinetik und das Auftreten yon Blickrichtungsnystagmus geprfift und Drehreizschwellenbestimmungen mit dem vorher ermittelten Schwellenwert bis zur Erreichung des pr~narkotisch festgestellten Norm- befundes durchgeffihrt.

Fassen wit die Ergebnisse unserer Untersuchungen zusammen, so ist in Ubereinstimmung mit BINKERT, JUST, KLEIN UIld anderen festzustel- len, dab die Erholungsphase nach Phenoxyessigsaureamid- und Metho- hexitalnarkosen bedeutend k/irzer ist als nach Thiopental. Die pharma-

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Beointtussung optisoh-vestibularer Reak~ionen durch Kurznarkotic~ 571

kologisehen Grundlagen dieses un~ersehledlichen Verhaltens und d i e sioh daraus ergebenden praktisehen Konsequenzen sollen bier nieh~ n~her erSrtert werden. Wir mSchten vielmehr den Wert optisch-vestibul~rer Untersuehungen ffir die Feststellung der Stra~enverkehrstfichtigkeit naeh Kurznarkosen diskutieren.

Das Verhalten des op6okinetischen Nystagmus ist unseres Eraehtens kein sieher verwertbares Kriterium ffir die Erntiehterung, da seine Nor- malisiertmg bei unseren u bereits zu einem Zeitpunkt auf- trat, wo die Probanden noeh deutliche Zeiehen psychophysischer

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Leistungsminderung boten und sieh selber als nieht stral~enf~hig beur- teilten. Das Fahnden nach Blickriehtungsnystagmus kann ebenfalls nur als eine grob orientierende Methode im Rahmen der vorliegenden Pro- blemstellung angesehen werden, da sein Verschwinden n~ch der Narkose der Wiederkehr normaler Reaktions- und Konzentrationsf~higkeit vorausgeht. Als recht brauchbar hingegen erwies sich die Bestimmung der Drehreizsehwelle, deren pr~narkotischer Ausgangswert im all- gemeinen zum gleichen Zeitpunkt wie die Normalisierung der psycho- physisehen Tests erreicht wurde (vgl. Abb. 1).

Die zeittieh begrenzte ErhShung der Drehreizsehwelle nach Kurz- narkosen ist in Analogie zu der yon FO~STER festgestellten tIemmung des Drehbesehleunigungsnystagmus naeh Alkohol als Ausdruck einer zentralen Intoxikation aufzufassen und gibt verl~l~liche Anhattspunkte ffir die Dauer der postnarkotisehen Erholungsphase.

Die rotatorische Sehwellenbestimmung is6 deshalb zur Bem'teflung der StraBenverkehrstiichtigkei~ in wcsentlich hSherem Mal3e geeignet

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572 E. HAAs: ]~eeinflussung optisch-vestibul~rer Reaktionen durch Kurznarkotiea

als die Pr / i fung der Op tok ine t ik u n d das F a h n d e n nach Bl ickr ich tungs . nys tagmus . Der m i t der Methode ve rbundene a ppa ra t i vo Aufwand beschr~nkt ihre A n w e n d u n g al lerdings im wesent l ichen au f kl inisch- exper imente l le Frages~el lungen.

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H. GUTTICH: Uber Suggestivfragen bei Erhebung der Schwindelanamnese 573

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51. H. GI~TTICH-N[finchen: l~ber Suggestivfragen bei Erhebung der Schwindelanamnese (Ein Sehwindelfragebogen) (Mit 1 Textabbfldung)

Sehwindel ist ein Symptom, das viele unserer Patienten zu uns ffihrt. Sehr h~ufig ist das Wort Sehwindel ein Wort, das auch im Untersucher ein ~hnlich unbehagliches Geffihl weckt wie im Patienten. t t ier genfigt nieht mehr ein Blick, um schnell zu einer Diagnose und damit zur Therapie zu kommen. Der Schwindel verlangt nach mehr: nach einer gewissenhaften Abkl/irung der Beschwerden, naeh einer Auseinander- setzung mit dem Patienten. Der Arzt muB doeh diesem erst vorsichtig tastend entlocken, was der Kranke unter Schwinde] versteht. Sie alle wissen, welche Zeit eine gute Sehwindelanamnese erfordert. Dabei daf t man den Patienten nicht an ein Ziel locken, es ist verboten, ihm Sug- gestivfragen zu stellen.

Die Zeit des Arztes ist bemessen und Suggestivfragen sind gefiihr]ich, wenn der Untersucher nur wenige stellt. Auch in grol]en Kliniken kann die Schwindelanamnese in der Regel nur vom Erfahrenen durchgeffihrt werden. Der Lernende vergiBt im Effer des Gefeehtes Einzelheiten. Erst, wenn der Pat ient die Sprechstunde verlieB, fallen dem Arzt ver- gessene Kernfragen ein.

Das subjektive Erleben der Sehwindelkranken ist immer gleieh. Die Sensationen, die sie schfldern, die in den Kranldleitszustand des be- treffenden Endorganes gehSren, decken sieh miteinander. Wir haben deshalb versueht, die Hauptkrankhei tsgruppen der Sehwindelkranken zu erfassen. Es muB sich daher jeder Kranke nach genauem Uberlegen ffir sein subjektives Schwindelgeffihl festlegen. Das kann der Unter- sucher aueh erreiehen, wenn er eine Menge Suggestivfragen stellt. Die :Fragen miissen dann alle vom Ohrlabyrinth ausgelSsten Schwindel- zust~nde erfassen. Wir gebrauchen deshalb seit mehr als 2 Jahren einen Schwindelfragebogen. Er hat sieh bei fast 1000 Befragungen gl~nzend bew~hrt. Der Pat ient wird aufgefordert, zuerst den Bogen durehzulesen und dann beim zweiten Durehlesen das anzukreuzen, was seinem Schwin- del entspricht. Ich will Ihnen im folgenden seine Fragegruppen kurz schildern: