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W. STEIN: Die Besiedlung durch Curculioniden

Aus dem Institut fur Phytopathologie der Justus Liebig-Universitat, Giel3en

Die Besiedlung von wiesenfernen Leguminosen-Kulturendurch Curculioniden*)

Von WOLFGANG STEINMit 4 Abbildungen

1 . EinleitungIn einer vorausgegangenen Arbeit fiber die Be-

siedlung von Leguminosenkulturen hatte DICKLER(1968) Flachen untersucht, die unmittelbar an eine

151

Kenntnisse i. Wien (Bericht fiber das 108 . Vereins-j ahr 1968) 89-127 .

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Wiese grenzten . Er stellte fest, daB die Erst-besiedlung solcher Klee- and Luzerneflachen

") Durthgefuhrt mit Unterstutzung der Deutschen Forschungs-gemeinschaft .

152

hauptsachlich von der benachbarten Wiese er-folgte, wahrend Erbsen im wesentlichen durch diefliegende Art Sitona lineatus aus ferneren Uber-winterungsorten besiedelt wurden .In Fortsetzung dieser Untersuchung wurde in

der vorliegenden Arbeit der Verlauf der Besied-lung von Rotklee- and Erbsenflachen ermittelt,die durch landwirtschaftliche Kulturen von Wie-sen getrennt waren.

2. VersuchsflachenAuf deco Versuchsfeld des GieBener Institutes, auf

dem auch DICKLER seine Untersuchungen durchgefuhrthatte, wurde je eine Rotklee- (Trifolium pratense) andErbsen- (Pisum sativum) Flache so angelegt, daB sievon dern nachsten Dauergrunland (bewachsene Wege)zwischen 25 and 75 m entfernt waren . Umgeben warendie Versuchsflachen von verschiedenen Feldfriichten(Getreide, Ruben, Kartoffeln.) Ihre Gr6Be betrug je-weils 20 x 20 m, sie grenzten mit einer Seite aneinan-der. Eingesat waxen Rotklee Sorte Eifler and ErbsenSorte Kleine Rheinlanderin .

3. MethodenUrn den Verlauf der Besiedlung zu erfassen, wurden

direkte and indirekte Verfahren angewandt . Bei erste-ren handelte es sich um Farbschalen- and Schii.ttel-fallenfange (STEIN 1967) sowie um Fange mit Boden-fallen (1 m lange Rinnen aus Zinkblech mit durch-sichtigem Plastikdach, die nach Art der Fangbecher inden Boden eingegraben waren), bei letzteren urnBonitierung des FraBes an Klee- and Erbsenblattern .Hierbei wurden nur die beiden wichtigsten GattungenApion and Sitona ausgewertet, deren Arten in ihremFraBbild jeweils gut ubereinstimmen (STEIN 1967) .

Zur gleichmaBigen Verteilung von 100 Bonitierungs-punkten auf jeder Flache wurden 10 Linien im Ab-stand von 2 m parallel zum Rand abgesteckt and aufihnen wiederum alle 2 m bei jeder Bonitierung je 10Kleeblatter bzw. 10 Erbsenpflanzen entnommen andauf Frail untersucht. So wurden bei jeder Auswertung1000 Blatter bzw. Pflanzen ausgezahlt .

4. Ergebnisse4.1 . Besiedlung der Rotkleeflache4.1 .1 . Verlauf der Besiedlung durch Apion spp .

and Sitona spp .Vertreter der Gattungen Apion and Sitona sind

die haufigsten Curculioniden an Rotklee (DICKLER1968, STEIN 1967) . Sie konnen deshalb als repra-sentativ fur die gesamte Riisselkaferfauna angese-hen werden .Das Auftreten von FraBstellen an den Blattern

kann als Kriterium fur die Besiedlung gewertetwerden, da beide Gattungen in den Zeiten derNeubesiedlung, vor allem im Fruhjahr, sofortfressen, wenn sie eine Wirtspflanze erreichen .In den Abb. 1 and 2 sind die Ergebnisse der

ersten 6 Bonitierungen nach dem Auflaufen desKlees in der Weise dargestellt, daB je 3 Bonitie-rungen zusammengefaBt wurden (6., 13. and 20.5 .bzw. 27 .5 ., 3 . and 10 .6 .) . Angegeben sind die Boni-tierungspunkte, an denen FraB der betreffendenGattung festgestellt worden war (schwarze Qua-drate) .Es zeigt sich deutlich, daB weder bei Apion

noch bei Sitona eine Bevorzugung einer bestimm-ten Einwanderungsrichtung zu erkennen ist. Die

W. STEIN : Die Besiedlung durch Curculioniden

Randgebiete sind allgemein etwas starker besie-delt .Insgesamt war der FraB in diesem Zeitraum

noch recht schwach. So waren von Sitona spp . beiden ersten Bonitierungen von 3000 Blattern 90,von Apion spp . nur 28 befressen. Auch in der 2 .Bonitierungsgruppe lagen die Werte im gleichenBereich.Im weiteren Verlauf des Jahres ist die FraB-

aktivitat der Apion-Arten weiter sehr gering, dieder Sitona-Arten steigt aber ab August erheblichan. Bei der Bonitierung am 2 . 9. waren von 1000Blattern 327 durch Sitona-Kafer befressen, and dieFraBstarke war auf der ganzen Flache, also jetztauch im Zentrum, praktisch gleich .Im 2. Anbaujahr ist der FraB - and damit die

Besiedlung - bei beiden Gattungen schon im zei-tigen Fruhjahr hoch and gleichmaBig fiber dieganze Flache verteilt.

4 .1 .2 . Die Anderung der Artendichteim Laufe der Zeit

Die Summe der gefangenen Arten nach Mona-ten and den beiden Versuchsjahren getrennt istin Abb. 3 eingetragen. Im ersten Jahr ergibt sichein Maximum im Mai mit 9 Arten . Dem Abfallim Juni/Juli folgt ein erneuter Anstieg zumhochsten Punkt im September . In den letzten zweiFangmonaten ist die Zahl der ermittelten Artendann wieder gering . Im zweiten Jahr ist im Aprilbereits ein groBer Artenbestand vorhanden, derbis zum September annahernd konstant ist . ZumHerbst hin werden dann aber auch in diesemJahr viel weniger Arten gefangen .Die Gesamtartenzahl betrug im 1 . Jahr 25, im

2. Jahr 26. Die nachfolgende Aufstellung zeigtdie vorkommenden Arten :

Arten, die nur im 1 . Jahr gefangen wurden :Apion ervi KirbyOtiorrhynchus scaber L .O. ovatus L .Phyllobius piri L .Barynotus obscurus F .

Arten, die nur im 2 . Jahr gefangen wurden :Apion pisi F .A. flavipes Payk .A. nigritarse KirbyNotaris acridulus L .Alophus triguttatus F .Phytonomus meles F .

Arten, die in beiden Jahren gefangen wurden :Apion seniculus KirbyA. virens Hrbst .A. apricans Hrbst .A. varipes Germ .A. assimile KirbyBarypithes pellucidus Boh .Sitona lineatus L .S. sulcifrons Thunb .S. puncticollis Steph .S.flavescens Marsh .

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Bonitierungen 6 . 5 . - 20.5 .

Abb . 1 . Die Verteilung der FraBstellen von Apion spp . auf einemwiesenfernen Rotkleefeld .

S. crinitus Hrbst .S. hispidulus F .S. humeralis Steph .Grypus equiseti F.Phytonomus zoilus Scop .P. nigrirostris F .P. arator L .P. variabilis Hrbst.Baris lepidii Germ .Rhynchaenus fagi L .

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Bonitierungen 6 . 5 . - 20 .5 .

Abb . 2 . Die Verteilung der FraBstellen von Sitona spp . auf einemwiesenfernen Rotkleefeld .

W. STEIN : Die Besiedlung durch Curculioniden

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Bonitierungen 27. 5 . - 10 . 6 .

∎ Bonitierungspunkte mit Frass

4 .1 .3. Anderung der Individuendichteim Laufe der Zeit

Fur den Vergleich der Individuendichte sollendie Ergebnisse aus den Fangrinnen-Versuchenausgewertet werden, da these Methode unab-hangig von der Wuchshi he, dem Schnitt u . dgl . dieganze Vegetationsperiode fiber Zahlen lieferte .In der Abb. 4 sind die Fangkurven fur beideJahre mit den Durschnittswerten fur eine Wochedes betreffenden Monats eingetragen .

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Bonitierungen 275 .- 10.6 .

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153

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Es ist zu erkennen, daB die Fruhjahrswerte im2. Jahr unvergleichlich holier liegen als imersten, wahrend im Herbst die Unterschiede nichtso erheblich sind.Die Fange mit Schiittelfallen bestdtigen these

Dichteunterschiede, lassen fur das Fruhjahr aberkeinen Vergleich zu, da im ersten Jahr wegen dergeringen Kleehohe zu dieser Zeit noch keine Er-gebnisse gewonnen werden konnten . In den Mo-

III IV

V

VI VII VIII IX

X

XI

MonateAbb . 3 . Die Anderung der Artendichte der Curculioniden-Faunaauf einem wiesenfernen Rotkleefeld in den ersten beiden Anbau-

jahren .

naten Juli and August wurde dann im 2 . Jahreine wesentlich groBere Anzahl von Kafern er-beutet als im ersten. Allerdings ergab sich, daBim 1, Jahr das Fangmaximum erst im Septembererreicht wurde, wahrend es im 2 . Jahr schon imAugust lag . Das diirfte vor allem daran gelegenhaben, dab die Kafer im 1 . Jahr wegen der Ein-wanderung spater zur Eiablage kamen, wahrendsie im 2. Jahr schon im Bestand waren .

4 .2 . Die Besiedlung von ErbsenDICKLER (1968) hatte schon festgestellt, das die

Besiedlung von wiesennahen Erbsenflachen an-ders verlauft als bei Rotklee, da durch die Haupt-art, Sitona lineatus, sofort die ganze FlachegleidlmiBig durch Flug besiedelt wird and eineEinwanderung von der Wiese her kaum ins Ge-wicht fallt. Die Fral3bonitierungen der bier ge-schilderten Versuche brachten deshalb auch keineUnterschiede zu den von DICKLER erzielten Er-gebnissen .

5 . DiskussionBei einem Vergleich mit der Besiedlung wie-

sennaher Leguminosenfelder, wie sie DICKLER auf

W. STEIN : Die Besiedlung durch Curculioniden

dem gleichen Versuchsfeld untersucht hat, zeigtesich als wichtigster Unterschied, daB auf wiesen-fernen Flachen der typische Einwanderungseffektvom Rande her fehlt . Die ersten Kafer auf solchenNeuanlagen erreichen fliegend den neuen Lebens-raum and verteilen sich von Anfang an gleich-maf3ig in ihm, wobei allerdings die Besiedlungim Zentrum zunachst etwas geringer ist . DaB beiArten mit dimorphen Fliigeln die langfliigeligen,

MonateAbb . 4. Die Anderung der Individuendichte der Curculioniden-Fauna auf einem wiesenfernen Rotkleefeld in den ersten beiden

Anbaujahren .

flugfahigen Individuen oft viele Wochen vor denkurzflugeligen die neuen Lebensraume erreichen,konnte schon in anderen Untersuchungen nach-gewiesen werden (STEIN 1968) .

Die Anderung der Artendichte zeigt, daB aufwiesenfernen Standorten auch 3 typische Be-siedlungswellen auftreten : im Fruhjahr andHerbst des ersten Jahres and im Fruhjahr deszweiten. Letzteres sind jene Arten, fur die im1 . Jahr die Flache wahrend ihrer Ausbreitungs-oder Wanderphase (STEIN, im Druck) noch nichtattraktiv genug war (STEIN 1967) . Insgesamt sindaber auch bei wiesenfernen Standorten schon im1. Jahr alle typischen Arten anwesend, so daBsick kaum Unterschiede zu wiesennahen Flachenim Artenspektrum ergeben: Wahrend bei DICKLER

im 1 . Jahr 27 and im zweiten 34 Arten vorkamen,sind es in den vorliegenden Untersuchungen 25bzw. 26 .In der Individuendichte gibt es aber wieder

deutliche Unterschiede zwischen beiden Lagen .Absolute Zahlen lassen sich wegen der Ver-schiedenartigkeit der angewandten Methodenzwar nicht vergleichen, doch zeigt sich, daB auf

der wiesenfernen Flache im 1 . Jahr nur relativwenige Tiere auftraten, wahrend erst im 2. Jahrein starker Anstieg zu verzeichnen ist. Vergleichtman die Fangzahlen beider Jahre, so betragt dasVerhaltnis bei wiesenfernen Rotklee 1 : 4,5,wahrend es auf wiesennahem nach den Wertenvon DICKLER 1 :2,6 betragt . - Auch die Ergeb-nisse der FraBbonitierung lassen diesen Unter-schied deutlich erkennen. Wahrend DICKLER fand,daB in 2 m Entfernung von der Wiese 61 °/o allerBlatter durch Sitona befressen waren and in 18 mAbstand immer noch 20 °/o, beliefen sich in denvorliegenden Untersuchungen die Werte bei denersten drei Bonitierungen wahrend der gleichenPhase der Biozonoseentwicklung (1 . Jahr, MonatMai) auf 3,7 - 2,0 - 3,3 °/o im Schnitt fur dieganze Flache. Im 2. Jahr ergab die Maibonitie-rung einen Frail von Sitona an 11,6 °/o der Rot-kleeblatter, also auch noch viel weniger als aufder wiesennahen Flache im 1 . Jahr. Fur Apionlassen sich entsprechende Werte aus den Anga-ben von DICKLER nicht errechnen . In den oben ge-nannten 3 Bonitierungen lagen sie auf der wie-senfernen Rotkleeflache aber auBerordentlichniedrig (1,0 - 1,0 - 0,8 %) .

Zusammenfassung1. Leguminosen-Kulturen, die nicht unmittelbar an

eine Wiese grenzen, werden von Curculioniden vonAnfang an gleichmaBig besiedelt. Dies konnte durchFraBbonitierung fiir die Gattungen Apion and Sitonanachgewiesen werden .

2. Die Artendichte lag in einem Rotkleefeld im An-saatjahr bei 25 Arten, im folgenden Jahr bei 26 .Unterschiede zwischen beiden Jahren ergaben sich inden Friihjahrs- and Sommermonaten durch einewesentlich hohere Dichte im 2 . Jahr.

3. Unterschiede in der Individuendichte der Cur-culioniden traten vor allem im Friihjahr auf, wahrendim Herbst des 1 . Jahres schon annahernd die Wertedes 2. Jahres erreicht wurden .

Als Wirtspflanzen fiir die Riibenfliege Pegomyahyoscyami Panz. werden in der hier bekanntenLiteratur aus der Familie der Solanaceen nur zweiArten der Gattung Solanum, namlich Solanumdulcamara L . and Solanum laciniatum Aut., ge-nannt, nicht aber die Speisekartoffel (Solanumtuberosum L.) .

DaB ein Befall moglich ist, sollen die hier ge-zeigten Aufnahmen veranschaulichen . Der Scha-den wurde im August 1969 in Stuttgart im Ge-wachshaus der Landesanstalt fur Pflanzenschutzan eingetopften Pflanzen der Sorte 'Maritta' ent-deckt, die dort fiir Untersuchungen auf Nemato-denbefall (Biotest nach Behringer) angezogenworden waren. Die BlatteinbuBe war gering, da

M. GEIGENMCLLER : Auftreten der Rubenfliege

Aus der Landesanstalt fur Pflanzenschutz StuttgartDirektor : Dr. KARL WARMBRUNN

Ein Auftreten der Rubenfliege Pegomya hyoseyami Panz.an Kartofelpflanzen

Von MARIA GEIGENMiTLLERMit 3 Abbildungen

155

4. Die hier gewonnenen Ergebnisse werden mit de-nen von DICKLER (1968) verglichen, der die Besiedlungvon Leguminosenkulturen untersuchte, welche direktan eine Wiese grenzten . Zwischen beiden Lagen er-gaben sich charakteristische Unterschiede . (Bei wie-senfernen Kulturen keine gerichtete Einwanderung,Individuendichte im 1 . Jahr wesentlich geringer .)

Summary1, Legume fields which do not border directly on

meadows were colonized uniformly by curculionidsfrom the very beginning . This could be affirmed byevaluating the feeding activity of the weevils be-longing to the genera Apion and Sitona .

2. In a red-clover field there occurred in the yearof sowing 25 species, in the following year 26 speciesof curculionids . Differences were observed betweenboth years in spring and summer with a much higherdensity of species in the second year .

3 . In the two years the density of curculionids alto-gether differed strongly in spring, but was quitesimilar in autumn .

4. The results of these investigations were com-pared with those gained by DICKLER (1968) in legumefields bordering directly on meadows . Characteristicdifferences in the modus of colonization could bedemonstrated. (E . g . no directed immigration and amuch lower density in the first year in legume cropsremote from meadows .)

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es sich wohl nur um Larven eines Geleges han-delte, dessen acht Eihiillen noch auf einem aus-gefressenen and dann abgefallenen Fiederblattgefunden wurden. Die blasig aufgetriebenenMinen erstreckten sich jeweils fiber das ganzeFiederblatt, das nach and nach zu einem braun-schwarzen Knauel zusammenschrumpfte (Abb . 1) .Die Larve frail sich so weit in den Stengel desBlattchens hinein, bis dieser platzte and denSchadling freigab . Wenige Minuten danach hattesie sich erneut vollstandig in ein anderes Fieder-blatt eingebohrt (Abb . 2). Drei Larven wurden ineiner Petrischale bis zur Vollendung ihrer Ent-wicklung geftittert and im Durchlicht fotografiert(Abb. 3). Sie verpuppten sich am 15 . 8 . 69 im Blatt .