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Dieter Egger, Andrea Zagavec 1 Die Blasmusik im Wandel der Zeit Unter Berücksichtigung des Wertewandels und dem Frei- zeitverhalten von Jugendlichen heute Jugendreferenten Seminar Nord 2010 Seminararbeit: von Dieter Egger und Andrea Zagavec 30.Juni 2010

Die Blasmusik im Wandel der Zeit - obj2.peak.at · deutsche Klappensystem von J. Sellner (1832) mit weicherer Bohrung und weicherem Klang verwendet. Demgegenüber konnten sich jedoch

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Dieter Egger, Andrea Zagavec 1

Die Blasmusik im Wandel der Zeit

Unter Berücksichtigung des Wertewandels und dem Frei-zeitverhalten von Jugendlichen heute

Jugendreferenten Seminar Nord 2010

Seminararbeit:

von

Dieter Egger

und

Andrea Zagavec

30.Juni 2010

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort ............................................................................................................................... 3

1. Musikgeschichte ............................................................................................................ 4

1.1 Entstehung der Blasmusik ....................................................................................... 4

1.2 Instrumente .............................................................................................................. 7

1.3 Musiker ................................................................................................................... 12

1.4 Stellenwert der Blasmusik ....................................................................................... 13

2. Wertewandel .................................................................................................................. 15

3. Freizeitverhalten von Jugendlichen ............................................................................... 18

3.1 Medien ..................................................................................................................... 19

3.2 Non – Mediale Freizeitaktivitäten ........................................................................... 22

3.2.1 Sport ..................................................................................................................... 22

3.2.2 Musik, Kameradschaft, Vorurteil ......................................................................... 23

4. Hindernisse der Blasmusik ........................................................................................... 25

4.1 Mobilität .................................................................................................................. 25

4.2 Stadt – Land – Problematik ..................................................................................... 26

4.2.1 Land ...................................................................................................................... 26

4.2.2 Stadt ...................................................................................................................... 26

4.3 Konkurrenz der Blasmusik ...................................................................................... 27

5. Quellen .......................................................................................................................... 29

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Vorwort

Die vorliegende Seminararbeit entstand im Zeitraum von Mai 2010 bis Juni 2010 in Kärnten.

Das Thema der Arbeit ergab sich aus Anregungen von Dieter Egger und mir (Andrea Zaga-

vec). Dieter ist Jugendreferent und ich bin Jugendreferent-Stellvertreter im Musikverein Glan-

tal-Liebenfels.

Wir haben lange überlegt und viel diskutiert. Es war nicht einfach da unsere Interessen ein

wenig auseinander gehen. Mein Interesse lag in der geschichtlichen Entwicklung der Musik

und in den Werten der Menschen (Musiker). Dieter wollte eher in der Gegenwart bleiben und

sein Interesse galt der Freizeitgestaltung wie auch der Konkurrenz des Musikvereins. So be-

schlossen wie diese Komponenten zusammen zufügen da wir auch im Verein unsere Arbeiten

gemeinsam erledigen.

Über die Entstehung der Blasmusik zu schreiben war sehr aufregend. Die Anfänge der Blas-

musik zu suchen und herauszufinden welche Instrumente woher stammen war faszinierend.

Das Thema „Wertewandel“ wollte ich in unserer Arbeit erwähnen, weil ich es für passend

hielt. Es betrifft uns alle und dass nicht nur im Job oder Verein sondern auch im Privatleben.

Wie die Musik sich im Laufe der Zeit verändert und verbessert hat haben sich doch auch die

Musiker verändert. Was, wie ich finde, sehr wichtig für das Vereinleben ist. Mein Großvater

und mein Vater spielten im Musikverein. Ich hörte ihnen gerne zu, wenn sie über den Verein

gesprochen hatten. Es hörte sich sehr lustig und amüsant an. Als ich in den Verein eintrat war

aber vieles nicht mehr so, wie ich es damals erzählt bekommen habe.

Wie schon erwähnt habe ich (Dieter Egger) mich mit der Gegenwart beschäftigt. Vor allem

auf das Freizeitverhalten von Jugendlichen hat mich sehr interessiert unter Berücksichtigung

der Medien, welche einen starken Einfluss auf die Jugend hat. Aber auch zu den Non – me-

dialen Freizeitaktivitäten habe ich Stellung bezogen und hier vor allem den Einfluss von Sport

und Musik näher erläutert. Weiteres habe ich mich mit den Hindernissen der Blasmusik be-

schäftigt. Vor allem auf die Problematik der Mobilität ist bei den Kindern zu achten. An-

schließend wurden auch die Stadt – Land – Problematiken und deren Unterschiede näher ins

Licht gerückt. Abschließend habe ich mich dann noch mit der „Konkurrenz“ zu anderen Ver-

einen beschäftigt.

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1. Musikgeschichte

1.1 . Entstehung der Blasmusik

Seit es Menschen gibt, gibt es auch Musik. Die heutige Blasmusik in der Form wie wir sie

kennen stammt von der Militärmusik ab. Sie wurde z.B. im 15. Jahrhundert v. Chr. als

Kriegsmusik oder Schlachtmusik bezeichnet. Es wurden verschiedene Schlaginstrumente als

Signalwerkzeuge eingesetzt. Natürlich wurde Musik auch schon auf Kuh-, Stier- oder Wid-

derhörnern geblasen. Ihr Zweck war die Erzeugung von Lärm zur Abschreckung der Gegner

und zur Steigerung des eigenen Mutes.

Die Besetzung und die Wirkung der mittelalterlichen Blas- oder Kriegsmusik im 14. Jahrhun-

dert schilderte Minnesänger Wolfram von Eschenbach schildern. Er sagt: „da wart vil busine

erschalt und tamburen (Trommeln) ungezalt….da wart geworfen und geslagen….tusend rot-

tumbes (Trommeln) sleht, ir keiniu krumbes und acht hundert pusinen snar man horte damit

krache gar“.1

Musikanten-Bruderschaften entstanden bereits ab dem 13. Jahrhundert. Die im Mittelalter so

genannten „Fahrenden Gesellen“ von kleinen Pfeifer-, Blechbläser- und Trommelgruppen

wurden nicht nur für militärische Zwecke, sondern auch für höfische Unterhaltung eingesetzt.

Im Jahre 1288 wurde in Wien die erste Trompeterzunft, die „Nicolai-Bruderschaft“ gegrün-

det, aus der sich (nach Friedrich Herzfeld) die „Wiener Philharmoniker“ entwickelt haben

soll.

1 Buch: „Die Blasmusik“ Studie über die geschichtliche Entwicklung der geblasenen Musik von Gottfried Veit. S. 18

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Durch die venezianische Schule entstanden die Instrumentalformen der Kansone, der Sonate

und der Sinfonie. Die Instrumente bilden mehrere Klanggruppen. Die breitflächige Chromatik

tritt an Stelle der römischen Polyphonie. Verwendet wurden Zinken, Posaunen, Bass, Flöten,

Schalmeien, Fagotte, gerade Trompeten und Pauken. Jedoch nicht in der Art und Weise wie

wir sie kennen, da es noch keine Ventile gab. Die Instrumente und ihre Entstehung werden

unter Punkt 1.2. noch näher erläutert.

Im 15. Jahrhundert n. Chr. regierte Kaiser Maximilian I. Er setzte sich sehr für die Musik ein.

Neben den Kapellen mit reiner „Trompeter- und Paukerbesetzung“ vereinte er auch Blech-

(Naturtrompeten und Zugposaunen) und Holzinstrumente (Pommern, Rauschpfeifen und

Querpfeifen) zu Bläserchören, welche der heutigen Blasmusik ähneln. Sogar Schlaginstru-

mente, wie kupferne Kesselpauken und doppelfellige Landsknechtstrommeln wurden einge-

führt.

Durch die Türkenkriege (1526 bis 1699) kam es zue einer Begegnung der europäische mit der

türkischen Militärmusik. Man integrierte türkische Schlaginstrumente (große Trommel, Be-

cken, Schellenbaum usw.) in die europäische „Feldmusik“. Es entstand eine Blasmusikbeset-

zung, die „türkische Musik“ (Harmoniemusik) genannt wurde.

Die Zeiten änderten sich und so musste der Barock der Klassik Platz machen. Das spürte man

in der Bläsermusik sogar in den Werken von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) und Georg

Friedrich Händel (1685 – 1759). Händel zeigte mit der Aufführung seiner berühmten „Feuer-

werksmusik“ in Jahre 1749 welch hohes Niveau die „gesellige Musik“ damals hatte.

In der Klassik, gemeint ist die „Wiener Klassik“ im 18. Jahrhundert, waren die großen Kom-

ponisten Josef Haydn (1732 – 1809), Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) und Ludwig

van Beethoven (1770 – 1827)herausragend. Einfache Harmonik, fanfarenartige Themen und

starke Wirkung der Hauptfunktionen kennzeichnen diesen Zeitabschnitt.

Wieder zurück zur Blasmusik: Mit der Einführung des Gleichschrittes, war der Anfang der

Marschmusik gemacht, welche zuerst nur von Querpfeifen und Trommeln gespielt wurde. Die

Herkunft des Namens „Marsch“ stammt entweder von „marcus“ (= der Hammer) oder von

„Mark“. Das Tempo der ersten Märsche war, bedingt durch die schwere Rüstung, viel lang-

samer als das heutige Marschieren.

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Um die Mitte des 17. Jahrhunderts, mit der Errichtung des stehenden Heeres, entstanden auch

kleine Blaskapellen, dessen Aufgabe es war, weiterhin Signale zu blasen, aber auch bei diver-

sen Festen ihren Beitrag zu leisten. Zahlreiche „Präsentier“-, „Sturm“-, „General“-, „Grena-

dier“- und sogar „Parademärsche“ dieser Zeit sind überhaupt keine Märsche, sondern alte

Signale, die aus der Landsknechtmusik hervorgegangen sind. Die ältesten bekannten Märsche

sind der „Pappenheimer-Marsch“ und der „Marsch der finnländischen Reiterei“, der aus der

Zeit des Dreißigjährigen Krieges stammen.

Die österreichische Militärmusik kennt seit der Einführung des Gleichschrittes (1740) die

Militärtrommel als taktangebendes Instrument. Zum Schlagen besonderer Signale wurde die

Pauke verwendet. Schon 1705 wurden Schalmeibläser von Trommeln begleitet. Im Jahre

1767 führte man Oboen, Klarinetten, Fagott, Trompeten und etwas später auch Waldhörner

ein. Auch Pfeifer und Tambours waren dabei.

In der Zeit der Romantik im 19. Jahrhundert wurden im Sinfonieorchester Holzbläser dreifach

besetzt, Blechinstrumente erhalten erstmals Ventile (ca.1813), die „Wagner-Tuben“ werden

ins Orchester eingebaut und die Baß- bzw. Kontrabaßtuba werden zur Verstärkung herange-

zogen.

In Österreich setzte sich (1842) die Infanteriemusik aus Oboen, Klarinetten, Postoninstrumen-

ten, Waldhörnern, Euphonions, Baßhörnern und Bandisten zusammen. Die österreichische

Militärmusik wurde durch den „Prinz-Eugen“-, den „Radetzky“- und den „Deutschmeister-

Marsch“ weltberühmt.

Die Entstehung der zivilen Blasmusik bzw. die ersten zivilen Blaskapellen entstanden zur der

Zeit in der die Einführung der Ventile stattgefunden haben. Die Gründung solcher Blaskapel-

len wurden meist von ehemaligen Militärmusikern vorgenommen. Die gleiche Literatur, Be-

setzung und sogar die Uniform (statt der heute üblichen Ortstracht) bestätigt den militärischen

Ursprung der Blasmusik.

Das Können dieser Blaskapellen wird bei Musikfesten, die von Zeit zu Zeit in regelmäßigen

Abständen stattfinden unter Beweis gestellt. In Österreich schlossen sich die Kapellen zu

Verbänden auf Bezirks- oder Landesebene zusammen. 1960 wandelte sich diese „Arbeitsge-

meinschaft“ zum „Österreichischen Blasmusikverband“ um.

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Die Blasmusikverbände waren es, die durch umfangreiche Nachwuchsschulungen, Kursen,

Lehrgängen usw. die Voraussetzung für eine Leistungssteigerung in den Blasmusikkapellen

geschaffen haben. Ebenso trugen Wertungsspiele zu Leistungsvergleichen bei und Pflichtstü-

cke wurden eingeführt. So hat sich die Tätigkeit der Kapellen erweitert. Die Blasmusik ge-

wann an Ansehen und Anhänger. Sei es, wenn sie durch die Straßen marschieren, ein Konzert

abhalten oder ein Fest musikalisch umrahmen. Die Blasmusik hat nicht nur die Pflicht als

Traditionswahrer übernommen, sondern leistet auch einen „Dienst am Volke“.

1.2. Instrumente

In diesem Abschnitt unserer Seminararbeit beschreiben wir die Entwicklung einiger Instru-

mente.

Querpfeifen (Schwegel od. Schweizerpfiff) = Querflöte

Die Querpfeife erlangt im 13. Jahrhundert zusammen mit der Trommel beim

Militär große Popularität. Die Querpfeifen waren meist aus Buchsbaum gefer-

tigt, hatten eine zylindrische Bohrung mit sechs Grifflöchern und einen Tonum-

fang von etwa anderthalb Oktaven. Die Querpfeife blieb zunächst in ihrer urs-

prünglichen Form erhalten. Erst im 19. Jahrhundert erhielt sie konische Bohrung

und wurde mit sieben Grifflöchern ausgestattet, wodurch sich ihr Tonumfang

erheblich erweiterte. Als Werkstoff wurde nun Ebenholz oder Grenadillholz verwendet. Ein

erster Schritt zu neuen Werkstoffen wurde mit der Kunststoffpfeife gemacht, die jedoch leicht

zerbrechlich war. Erst gegen Ende der fünfziger Jahre begannen die Instrumentenbauer er-

folgreich, Querpfeifen aus Metall zu bauen.

Schalmei = Oboe

Schalmei ist ein Blasinstrument, dass aus dem Mittelalter stammt und ein dop-

peltem Rohrblatt hat. Sie ist der Vorläufer der Oboe. Die Schalmei besteht aus

Hartholz und hat ein konisches Rohr mit sechs bis sieben Grifflöchern. Die

ersten Schalmeien traten im Europa des 13. Jahrhunderts auf. Im 15. Jahrhun-

dert gab es sie bereits in allen Größen vom Großbass (Bomhart) bis zur Sopra-

nino.

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Die Schalmei wurde ursprünglich als Freiluftinstrument in Ensembles mit Trommeln und

Trompeten gespielt. Frühe Modelle hatten in der Regel sieben Grifflöcher und zwei Klappen,

es waren jedoch auch Formen mit vier Klappen in Gebrauch. Um 1800 wurde die Zahl der

Klappen bis auf 15 oder mehr erhöht. In Deutschland und Österreich wurde das so genannte

deutsche Klappensystem von J. Sellner (1832) mit weicherer

Bohrung und weicherem Klang verwendet. Demgegenüber konnten sich jedoch die kleineren,

im Ton etwas schärferen Instrumente des französischen Systems, entwickelt ab 1840 von G.

Thiébert, durchsetzen. Sie haben eine sehr enge Bohrung.

Dulzian (Pommer) = Fagott

Dulzian Pommer

Das Fagott vertritt in der Reihe der Doppelrohrblattinstrumente das Bassregister.

Es hat wie die Oboe Vorfahren, die heutzutage fast nur noch von historischem Interesse sind.

So gab es unter anderem einen 3 m langen Großbasspommer, der die Basslage übernahm.

Unmittelbarer Vorläufer des Fagotts ist der sogenannte Dulzian (dulcis = süß), der auch in

verschiedenen Größen hergestellt wurde und bereits eine Doppelbohrung besaß. Bereits im

16. Jahrhundert kam man auf die Idee, das lange, unhandliche Instrument zu biegen. Seit Mit-

te des 17. Jahrhunderts wird das Fagott im Orchester gespielt. Nach und nach wurde das

Klappensystem verbessert. Im 19. Jahrhundert bekam das Fagott seine heutige Gestalt, insbe-

sondere dank der Entwicklungen des Kölner Instrumentenbauer Carl Almenräder (1786-

1843). In Frankreich wurde parallel dazu von Louis Auguste Buffet, der schon für die Ent-

wicklung der Oboe maßgebend war, ein anderes Fagottmodell geschaffen.

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Zinken wurden von den Trompeten abgelöst

Der Zink wird im Prinzip wie eine Trompete geblasen, das heißt der Ton

wird in einem Kesselmundstück – in der Regel aus Holz, Horn oder El-

fenbein – mit den Lippen erzeugt. Daher wird der Zink trotz seines Mate-

rials zu den Blechblasinstrumenten gezählt. Die Spieler setzen das

Mundstück seitlich auf den Lippen an. Oft wird der Zink als eine Art

Mischung aus Blockflöte und Trompete angesehen. Er ist ein Griffloch-

horn, d.h. die mit den Lippen hervorgebrachten Naturtöne werden durch

Öffnen und Schließen von sechs bis sieben Grifflöchern verändert. Wie

bei anderen Grifflochhörnern ist der Ziehbereich der Töne sehr groß, was die Intonation

schwierig macht. Der Zink war vom 15. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts eines der wichtigs-

ten Instrumente. Er hatte den Ruf, die menschliche Stimme besonders gut imitieren zu kön-

nen. Vermutlich war die Melodik der damaligen Musik „orientalischer“ als heute und ein

„Ziehen“ des Tones nicht ungewöhnlich, wofür sich der Zink besser eignet als moderne In-

strumente. Der Tonumfang liegt theoretisch bei nahezu drei Oktaven. Die gängige Literatur

reicht von a bis d’’’. Zinken sind bereits im Spätmittelalter bezeugt. Eingesetzt wurde das

Instrument seit der Renaissance zunächst von Stadtpfeifern als Oberstimme zum Posaunen-

Ensemble (Trompeten waren dem Adel vorbehalten und waren auf die Naturtonreihe be-

schränkt). Seit dem späten 1970er Jahren erfährt der Zink eine intensive Wiederbelebung im

Zuge der Neuentdeckung der Alten Musik. Heute gibt es wieder Zinkenisten und Instrumen-

tenbauer, die denen aus der Blütezeit des Zinken ebenbürtig sind. Für Anfänger werden heute

auch Zinken aus Kunststoffen hergestellt.

Chalumeau = Klarinette

Der Vorläufer der heutigen Klarinette war das Chalumeau (17. Jahrhundert).

Dieses hatte am oberen Ende ein einfaches Rohrblatt, welches durch Anblasen

in Bewegung gesetzt wurde. Der eigentliche Erfinder der Klarinette war der

Nürnberger Instrumentenbauer Johann Christoph Denner. Dieser brachte die

erste Klappe am Instrument an. Der Tonumfang dieses einfachen Instrumentes

betrug zwölf Töne. Das Blatt wurde mit einer Schnur am Mundstück festge-

bunden. Jacob Denner, der Sohn von Johann Christoph Denner, brachte 1740

eine dritte Klappe an der Klarinette an.

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Der Tonumfang war nun vom kleinen e bis zum c’’’, das sind 21 Töne. 1760 entwickelte man

die erste Fünfklappenklarinette. Mehr als 40 Jahre später wurde noch eine sechste Klappe

angebracht. Gleich im darauf folgenden Jahr entstand die Achtklappenklarinette. Iwan Müller

beseitigtedas große Problem der Filzposter indem er die Löcher der Klarinette versenkte. Die

Polster selbst waren aus Leder mit einer weichen, nachgiebigen Wollfüllung. Er veränderte

auch die Anordnung der Klappen und erreichte dadurch ein deutlich besseres Klangresultat.

1815 ersetzte er die Schnur zum Befestigen des Blattes durch einen verstellbaren Metallring,

vergleichbar mit der heutigen Blattschraube. Der Franzose Hyacin (the Klosè) entwickelte

1939 die Böhm–Klarinette. Eigentlich wollte er nur die Tonlöcher an den mathematisch kor-

rekten Stellen platzieren, entwickelte aber dabei den so genannten Ringklappenmechanismus.

Carl Baermann entwickelte Verbindungshebel für die Klappen und Klappenverdopplungen,

damit diese von unterschiedlichen Fingern bedient werden konnten. Der Berliner Oskar Oeh-

ler veränderte im Laufe vieler Jahre die Lage und Form bei fast jeder Klappe.

Trompa (Naturtrompete) = Trompete

Trompetenartige Instrumente (ursprünglich aus Holz, vgl. das Alphorn!) be-

gleiten die Menschheit schon lange. In der Antike spielen sie eine wichtige

Rolle als Kriegs- und Tempelinstrumente. Durch die Kreuzzüge gelangten

Trompeten nach Europa, wo man spätestens seit dem 13. Jahrhundert die

Tromba, eine Trompete mit gestrecktem Rohr, blies. Um es vor dem Verbie-

gen zu schützen, wurde das Rohr seit dem 14. Jahrhundert zu einem flachen

S gebogen. Seit dem 15. Jahrhundert gibt es die moderne Bügelform. Noch

war es aber nicht möglich, auf diesen (ventillosen) Instrumenten Melodien zu

spielen. Durch Veränderung der Lippenspannung konnte der Grundton des

Instrumentes zwar überblasen und Obertöne erzeugt werden, aber es standen

nur (Natur-)Töne im Abstand von Quinten, Quarten oder Dreiklängen zur

Verfügung. Eine vollständige Tonleiter konnte nur in hohen Tonlagen gebla-

sen werden. So entwickelte sich aus der Not heraus die hohe Kunst des Cla-

rinoblasens. Ende des 18. Jahrhunderts wurden dann Stopf, Klappen- und

Zugtrompeten eingeführt. Doch der Durchbruch kam erst später: um 1815 wurden endlich die

erste Ventile entwickelt, die es ermöglichten, eine chromatische Tonleiter auch in tiefen La-

gen zu blasen. 1820 gab es die ersten Trompeten mit Ventilen.

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Erfinder dieser Kastenventile waren der Hornist Heinrich Stölzel und Friedrich Blühmel aus

Berlin. Die heute gebräuchlichen Ventile wurde jedoch erst später entwickelt: 1832 baute Jo-

seph Riedl in Wien das erste Dreh- oder Zylinderventil und 1839 verfeinerte Francois Périnet

in Paris die alten Pumpventile entscheidend.

Busine = Posaune

Die Posaune entstand in ihrer jetzigen Form bereits

um 1450 in Burgund als Weiterentwicklung der Zug-

trompete und ist neben der Violine eines der ältesten

voll chromatisch spielbaren Orchesterinstrumente.

Weil eine Naturtrompete (Tromba) mit dem Grundton

b eine unhandliche Länge von etwa 1,37 Meter (4,5

Fuß) aufweist, wurden die Instrumente in S-Form gebogen, gerollt oder in „Brezelform“ her-

gestellt. Der englische, französische und italienische Name des Instruments trombone bedeu-

tet wörtlich nichts anderes als „große Trompete“. Der deutsche Name entwickelte sich aus der

altfranzösischen Bezeichnung „buisine“. Bis etwa 1700 wurde die Posaune in Bläserensemb-

les dieser Zeit („Alta capella“, Stadtpfeifer) eingesetzt und wurden neben anderen damals

gebräuchlichen Instrumenten wie Zinken, Schalmeien und Zugtrompeten gespielt. Sie traten

in der Regel bei gesellschaftlichen, mitunter auch kirchlichen, jedoch weniger bei höfischen

Anlässen auf und griffen mangels spezieller Kompositionen häufig auf Vokalmusik, auch zur

Tanzbegleitung zurück. Die ersten „modernen“ Posaunen, die auch das metallische Forcieren

des Klanges ermöglichten, wurden erst nach Mozarts Tod gebaut. Erst seit dieser Zeit wird

die Posaune auch im Satz mit Trompeten eingesetzt. In der klassischen Musik des 20. Jahr-

hunderts behielt die Posaune ihre bedeutende Stellung im Sinfonieorchester und erhielt mar-

kante Passagen in Werken praktisch aller bedeutenden Komponisten dieser Epoche. Zugleich

kam es im 20. Jahrhundert zu zahlreichen konstruktiven Weiterentwicklungen, etwa bei den

verwendeten Werkstoffen. Die Durchmesser von Mundstücken, Bohrungen und Schalltrich-

tern stiegen. Innovative Ventilkonstruktionen und verschiedene Typen von Dämpfern wurden

entwickelt. Heute wird die Posaune in allen Arten der Blasmusik, Sinfonie-Orchestern,

Marsch- und Militärkapellen, Brass Bands, Posaunenchören und anderen Genres gespielt. Sie

kann auch in kleineren Gruppen mitspielen wie etwa Blechbläserquintetten,-quartetten und -

trios oder reinen Posaunentrios oder -quartetten

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Schellenbaum

Der Schellenbaum, der nicht nur wegen seiner Herkunft, sondern auch

wegen seines Aussehens auch Halbmond oder Mohammedsfahne ge-

nannt wurde, ist ein zur Zeit der Türkenkriege in die deutschen Regi-

mentsmusiken gekommenes, ursprünglich türkisches Rassel- oder Klin-

gelinstrument. An einer Tragestange mit Querhölzern und Querbügeln

sind Schellen und Glocken befestigt, die beim Tragen während eines

Umzuges und/durch rhythmischen Auf- und Abbewegungen klingen.

Am oberen Ende befindet sich eine Art Feldzeichen, darunter sind am

liegenden Halbmondbügel meist bunte Pferdehaare (Rossschweif) befestigt.

Darunter befinden sich Querstreben mit den angehängten Klangkörpern über einer gleicharti-

gen Kugel. Der halbmondförmige Teil am oberen Teil der Tragestange weist auf sein her-

kunftsland –die Türkei- hin. Zusammen mit den Schlaginstrumenten (Trommel, Becken) und

dem Triangel wurde er durch rhythmisches Schütteln zur taktbestimmenden und auch charak-

teristischen Begleitung der melodieführenden Blasinstrumente. Die später angebrachten Pfer-

deschweife waren oft gefärbt und eine rein europäische Zutat. Das heutige Glockenspiel ver-

tritt den damaligen Schellenbaum.

1.3. Musiker

In der Vergangenheit wurde Musik nur von Männern ausgeübt. Im 12. Jahrhundert zum Bei-

spiel wurden nur ehrbare und unbescholtene junge Männer als Lehrlinge für Trompenten zu-

gelassen. Sie mussten nach einer strengen Lehrzeit von einigen Jahren Prüfungen ablegen.

Nach einer bestanden Prüfung bekamen die höfischen Trompeter Pferd, Straussenfeder und

Degen, als Zeichen des Offizierstandes. Bürgerliche Schichten war das Spielen vin Trompeten

untersagt. Erst im 18. Jahrhundert wurde die Trompete zu einem bürgerlichen Instrument.

Kinder und Jugendlichen war es nicht möglich ein Instrument zu erlernen. Grund waren die

hohen Kosten und dass. es damals keine Kinderinstrumente gab wie heute. Frauen in der

Blasmusik gibt es erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Auch wenn sich in Sachen Emanzipati-

on schon einiges getan hat, unterscheidet sich das Rollenverständnis von Frauen noch immer

von dem der Männer. Frauen sind offenbar noch immer mehr in der Familie eingebunden und

weniger frei, zumindest zeitweise eigene Wege zu gehen.

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Ich habe es schon öfter selbst erlebt, dass die (Ehe-)Männer unbehelligt weiter Musik spielen

konnten, während die Frauen aussteigen mussten, um sich um die Kinder zu kümmern. Allein

der Gedanke, dass durch die Anwesenheit einer Frau innerhalb des Musikvereines die Um-

gangsformen und damit auch die Umgangssprache geändert werden mussten, vermochte bei

so manchem Musiker Gänsehaut erzeugt haben. Es ist und war für die Männerwelt eine ge-

waltige Herausforderung, den rauen und oft für Frauen unverständlichen Ton innerhalb einer

Männerclique abzulegen und auf eine andere Art miteinander zu kommunizieren. Ein sehr

schweres Unterfangen, aber nicht das einzige Problem. Den meisten „Herren der Blasmusik“

wäre es nie in den Sinn gekommen, die gewisse Vorherrschaft, welche sie in ihren Augen

hatten, durch die Aufnahme einer Musikerin abzugeben. Doch sie wurden eines besseren be-

lehrt und im Laufe der Zeit verloren sie ihre dominante Position. So waren eigentlich die ers-

ten Musikerinnen große „Kämpferinnen“, denn sie hatten oft mit vielen Vorurteilen zu ringen

und ihr instrumentales Können wurde anfangs sehr bekrittelt.

1.4. Stellenwert der Blasmusik

Wie wir schon erwähnt haben, hatte die Musik schon zu Kriegszeiten eine große Bedeutung.

Sei es zum einen Angriff zu blasen oder am Abend am Lagerfeuer die Freizeit musikalisch zu

gestalten.

Musikvereine gibt es heute in jeder größeren Gemeinde oder Stadt und sie tragen wesentlich

zum kulturellen Leben bei. Meist wird insbesondere die Jugendarbeit sehr ernst genommen.

Entweder wird die Instrumentalausbildung mit Lehrern aus den eigenen Reihen oder aber in

Zusammenarbeit mit regionalen, öffentlichen oder privaten Musikschulen oder vereinseigenen

Bläserschulen durchgeführt. Die Blasmusik fördert soziale Kontakte, bietet ein Gefühl der

Zusammengehörigkeit und ermöglicht und fördert Freundschaften.

Die kulturelle Aufgabe einer Musikkapelle ist eindeutig das Musizieren. Die Unterhaltung

und Darbietung der erlernten Stücke in einem Konzertsind wesentlich.

Aber auch ein Konzert in der Nachbargemeinde oder bei einer befreundeten Kapelle gehört zu

den kulturellen Aufgaben.

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Einen großen Wert hat die Musik auch für die Kirche. Was wäre eine Prozession ohne Musik?

Was wäre ein Hochamt oder eine einfache Messe ohne Musik? Die Musik nimmt schon seit

Jahrhunderten eine große Rolle in der Kirche ein. Es wird kaum eine Hl. Messe geben in der

nicht in irgendeiner Weise musiziert wird.

Die Kirche ist ein besonderer Ort um Musik zu machen. Meistens verfügen Kirchen über eine

besonders gute Akustik. Daher ist ein Kirchenkonzert immer ein ganz besonderes Konzert.

Die verschiedenen Ausrückungen einer Blasmusikkapelle bei kirchlichen Anlässen sind:

• Prozessionen (wie z.B. Fronleichnam)

• Herz Jesu

• Maria Himmelfahrt

• Erntedank

• Palmsonntag

• Erstkommunion

• Firmung

• Begräbnis

• Hochzeiten

• usw.

Ob es die ganze Kapelle ist oder eine Bläserabordnung, Musik verschönert jede kirchliche

Veranstaltung.

Hier ergibt sich auch die Möglichkeit die Jugend in kleinen Gruppen in die Gestaltung eines

Gottesdienstes einzubinden.

Immer wenn ein Konzert gespielt wird, repräsentiert die Musikkapelle die Gemeinde. Damit

wird das Bild einer Gemeinde vermittelt. Für viele Gemeinden ist der Tourismus eine wichti-

ge Einnahmequelle. Viele Urlaubsgäste wollen Unterhaltung und dazu gehört auch die musi-

kalische Umrahmung. Die Werbung für eine Gemeinde wird auch bei so manchen Ausflügen

sehr gefördert. Ob ein Wochenende in einer Partnerstadt der Gemeinde oder bei einem Aus-

tausch mit einer befreundeten Kapelle, Ausflüge fördern Zusammengehörigkeit, da die Musik

ein guter Draht zwischen den Menschen ist. Musik verbindet die verschiedenste Gesell-

schaftsschichten, ob einfache Bauern oder Rechtsanwälte, ob 14 jährige Schüler und 75 jähri-

ge Großväter. Das gemeinsame Musizieren fördert die Gesellschaft und die Gemeinschaft.

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2. Wertewandel

Die Wertvorstellungen der Menschheit haben sich im Laufe der historischen Entwicklung zu

allen Zeiten verändert. Ein Beispiel ist das Vergeltungsprinzip bei Körperverletzungen, wie es

im Alten Testament aufgestellt wird („Auge um Auge, Zahn um Zahn“): Während heute mit

einer Körperverletzung rechtlich und auch was die moralische Einschätzung betrifft ganz an-

ders umgegangen wird, stellte der Grundsatz „Auge um Auge“ seinerseits bereits einen Wen-

depunkt dar. Er wirkte strafmildernd und sollte ausufernde Blutrache vermeiden.

Mit sich ändernden Denkstilen werden alte Begründungen als unlogisch, als „nur“ religiös

begründet oder als nutzlos empfunden, und entsprechende Wertvorstellungen (zum Beispiel

Schamhaftigkeit, Feiertagsheiligung, Nahrungstabus) entfallen im Laufe der Zeit bzw. werden

neben abweichenden neuen allenfalls toleriert.

Bezugnehmend auf die Gesellschaft nehmen folgende Werte (Pflicht und Akzeptanz) ab:

Disziplin

Treue

Gehorsam

Pflichterfüllung

Leistung

Fleiß

Ordnung

Bescheidenheit

Unterordnung

Bezugnehmend auf das individuelle Selbst nehmen folgende Werte ab:

Selbstbeherrschung

Pünktlichkeit

Anpassung

Fügsamkeit

Enthaltsamkeit

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Werte die in der Gesellschaft zunehmen (Selbstentfaltung) sind:

Emanzipation

Gleichbehandlung

Gleichheit

Demokratie

Partizipation

Autonomie

Hedonismus (unter dem Begriff Hedonismus versteht man allgemein eine nur an materiellen

Genüssen orientierte egoistische Lebenseinstellung):

Genuss

Abenteuer

Spannung

Abwechslung

Ausleben

Individualismus (der Individualismus ist ein Gedanken- und Wertesystem, in dem das Indi-

viduum im Mittelpunkt der Betrachtung steht):

Kreativität

Spontaneität

Ungebundenheit

Eigenständigkeit

Betreffend Jugend ist es so, dass ihnen traditionelle Werte wie:

eigene Familie

sicherer Arbeitsplatz

viele Freunde

erfolg im Beruf

eigenes Haus

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wichtig sind. Gesellschaftliche Probleme werden auch von Jugendlichen wahrgenommen.

Keine Lehrstelle zu finden, mit Drogen konfrontiert zu sein und auch finanzielle Probleme

beschäftigen sie.

Kurz gesagt: „neue“ Werte bilden sich in der Gesellschaft und „alte“ Werte verschwinden

Der Wertwandelschub von traditionellen „Pflicht- und Akzeptanzwerten hat sich in Richtung

„Selbstentfaltungswerten“ verändert.

Disziplin und Fügsamkeit wurden ersetzte durch Autonomie, Selbstverwirklichung und Indi-

vidualisierung. Die Gegenwärtige Situation sieht so aus, dass eine Koexistenz zwischen alten

und neuen Werten herrscht. Von den40er bis in die 90er hat sich, was Wertewandel betrifft

schon sehr viel geändert, wenn man bedenkt, dass es ein kurzer Zeitraum ist.

In den 40er und 50er Jahren standen harte Arbeit, konservative Haltung und Loyalität gege-

nüber der Organisation im Vordergrund.

In den 60er und 70er Jahren waren es schon andere Werte wie Lebensqualität, Nonkonfor-

mismus, Suche nach Autonomie und Loyalität sich selbst gegenüber von Bedeutung.

Die 70er und 80er war beruflicher Erfolg, Leistungsstreben, Ehrgeiz und Loyalität der eige-

nen Karriere gegenüber wichtig.

Seit 90er sind die Werte wie Flexibilität. Unabhängigkeit, Arbeits- und Lebenszufriedenheit,

Freizeit und Erholung wichtig. Mann merkt, dass wir uns in Richtung Egoismus bewegen.

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3. Freizeitverhalten von Jugendlichen

Freizeit ist in der heutigen von Stress geplagten Gesellschaft sehr kostbar geworden. Nach der

Shell Jugendstudie (2000) gehören „zu Hause quatschen und Musik hören“ und „sich mit

Freunden treffen“ zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Shoppen und Sport stehen

ebenfalls ganz oben auf der Liste. Während das Einkaufen eher eine „weibliche“ Freizeitbe-

schäftigung und Sport, insbesondere Fußball, eher eine „männliche“ Beschäftigungsart ist.

Internet und Fernseher bekommen laut Studie ebenfalls immer stärkere Bedeutung. Wie Kin-

der und Jugendliche ihre Freizeit verbringen ist selten von ihren eigenen Entscheidungen ab-

hängig. Viel mehr wirken hier viele verschiedene Einflussfaktoren auf die Jugendlichen ein.

Das Freizeitverhalten von Jugendlichen hat sich seit der Entstehung elektronischer Unterhal-

tungsmedien sehr stark verändert.

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3.1 Medien:

Anhand des Gerätebesitzes zeigt sich, welche Bedeutung die einzelnen Medien im Alltag von

Jugendlichen haben.

Medien spielen im Alltag Jugendlicher eine wichtige Rolle. 93 Prozent aller Jugendli-

chen geben an, den Fernseher täglich bzw. mehrmals pro Woche zu nutzen. An

zweiter Stelle rangiert mit 85 Prozent der Musikkonsum. Drei Viertel der Befragten

(76 %) beschäftigen sich mehrmals in der Woche mit dem Computer, 72 Prozent mit

dem Radio und 70 Prozent mit MP3-Playern. Während von den Jungen Computer,

MP3-Player, Zeitungen, DVDs, Videos und insbesondere Spielkonsolen häufiger ge-

nutzt werden, bevorzugen die Mädchen Musikkassetten/-CDs, das Radio und vor

allem Bücher.

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Früher war es notwendig vor die Tür zu gehen um etwas von der Welt zu sehen, so ist es

heutzutage doch viel einfacher und bequemer den Computer einzuschalten und schon steht

einem über das Internet die ganze Welt zur Verfügung. Das Internet ist in der heutigen Welt

eines der wichtigsten Medien geworden und ist kaum mehr wegzudenken. So gut wie jeder

Jugendliche besitzt schon die Möglichkeit, ob zu Hause oder unterwegs mittels Laptop, oder

sogar am Handy, das Internet zu nutzen. Häufig werden sogenannte Chatrooms benutzt um

mit Freunden in Kontakt zu treten, die kilometerweit weg sind, oder sogar mit Leuten in Kon-

takt zu treten die eine andere Nationalität besitzen um Eindrücke und Erfahrungen miteinan-

der auszutauschen. So ist es auch kein Problem mehr mit einem Chinesen eine Runde Online-

schach zu spielen. Außerdem bietet das Internet durch die Anonymität die Möglichkeit sich

einfach mal als jemand anderes auszugeben, um der Fantasie ihren Lauf zu lassen. Leider

bietet genau diese Anonymität Betrügern eine große Attraktivität. Das Internet wird dadurch

zu einem Paradies für kriminelle Aktivität.

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Der Computer ist aber nicht nur durch das Internet eines der wichtigsten Freizeitbegleiter von

Jugendlichen geworden, sondern auch durch die Vielzahl von multimedialen Eigenschaften

sehr begehrt. Denn Musik hören, Filme schauen oder Computerspiele dienen hervorragend

dazu um mal die eine oder andere Stunde totzuschlagen.

Hervorzuheben sind hier vor allem Computerspiele. Sie sind mittlerweile zu wichtigen Unter-

haltungsmedien geworden. Es ist kaum zu glauben über welche umfangreiche Sammlung so

mancher Jugendliche verfügt. Zwar gibt es auch hervorragende Lernspiele, aber leider verlie-

ren solche nach kurzer Zeit ihren Reiz, da sie für zu wenig Abwechslung und Spannung sor-

gen. Ob an der Spielkonsole, am PC oder sogar am Handy finden sich eine Vielzahl von Spie-

len. Sobald ein Spiel durchgespielt wurde müssen die Eltern wieder in die Tasche greifen um

ein neues, anspruchsvolleres Spiel zu besorgen. Darüber hinaus sollte auch das Suchtpotential

nicht unterschätzt werden. Häufig nisten sich wahre Gamefreaks in ihren Zimmern ein und

spielen ohne nennenswerte Pause oft mehrere Tage und Nächte hin durch. Wobei durch die

ständige angespannte Sitzposition leicht Haltungsschäden entstehen. Die Spielehersteller set-

zen gezielt auf das Gefühl des Erfolges, der Anerkennung und des Sieges um Freude zu ver-

mitteln.

Auch das Handy ist aus der heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Die immer bes-

ser werdenden Mobiltelefone besitzen schon die wichtigsten Eigenschaften von Computern,

Radios, Videokameras und vielem mehr. Diese Multitalente dienen nicht mehr nur der ständi-

gen Erreichbarkeit sondern sind heute schon zu einem Statussymbol geworden. So gut wie

jeder Jugendliche besitzt bereits eines.

Fernsehen ist wohl mittlerweile die wichtigste mediale Freizeitbeschäftigung der Jugendli-

chen geworden. Aber nicht nur Jugendliche verbringen sehr viel Zeit vor der Flimmerkiste,

sondern auch die Erwachsenen nutzen das Gerät zunehmend. Das liegt aber weniger an einer

großen Faszination am Programm, sondern eher mehr an den geänderten Lebensbedingungen

sprich fester Lebenspartner, zunehmender Arbeitsstress oder einfach kleiner werdende Akti-

onslust. Viele verwechseln Fernsehen mit Entspannung, doch eigentlich ist das Gegenteil der

Fall. Das ständige Flimmern und die schnellen Bewegungsabläufe der Kamera und die Bild-

sprünge strengen das Auge sehr an. Auch die Muskeln können sich, durch die ständig anges-

pannte Sitzposition, nicht richtig entspannen. Der zusätzliche Verzehr von Chips und anderen

Fast Food stört zudem noch die Verdauung.

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3.2. Non-Mediale Freizeitaktivitäten

Die Nutzung von Medien gehört zum Alltag von Jugendlichen ebenso dazu wie

das Treffen von Freunden (88 %), Sportaktivitäten (75 %) oder einfach nur das

Ausruhen (59 %). Non-mediale Freizeitaktivitäten verlieren also trotz zu-

nehmender Mediatisierung des Alltags bei Heranwachsenden nicht ihren Reiz.

3.2.1 Sport

Obwohl es keine Zweifel mehr gibt, dass körperliches Training sich positiv auf Herz und

Kreislauf auswirkt, ist es erschreckend wie wenige, vor allem Erwachsene, in der heutigen,

von Medienkonsum geprägten Gesellschaft, aktiv Sport betreiben. Laut der deutschen Studie

von S. Schwarz und M. Halle: „Laufen, bis der Blutdruck sinkt!“ , treiben 45% der Erwach-

senen gar keinen Sport mehr und nur jeder achte erreicht die derzeitigen Empfehlungen für

ausreichende körperliche Aktivität.

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Hier liegt es vor allem an Medienüberflutung, dass der innere Schweinehund immer schwerer

zu überwältigen ist, obwohl über den Fernseher immer wieder lautstark verkündigt wird, wie

wichtig Sport für den Körper ist. Hier liegt es vor allem an den Erziehungsberechtigten den

Kindern frühzeitig den Sport schmackhaft zu machen. Betreiben die Eltern eines Kindes

Sport, ist es nahe liegend, das auch das Nachwuchs eines Tages Sport als wichtig empfinden

wird. Vor allem Jungs landen aufgrund des elterlichen Arrangements frühzeitig in einem

Sportverein. Vor allem Fußball bietet hier eine gefundene Möglichkeit, dass sich die kleinen

Wilden mal so richtig austoben können.

Dieter Grimm fasste die gesellschaftlichen Auswirkungen des Sportes folgendermaßen zu-

sammen: „Sport trägt zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei, sät aber auch Zwietracht.

Sport fördert die Völkerverständigung, ist aber auch für Nationalismus anfällig. Sport hält zur

Fairness an, wird aber auch Anknüpfungspunkt für Gewalt. Sport leistet einen wichtigen Bei-

trag zur Gesundheitsvorsorge, er ist aber auch Quelle großer gesundheitlicher Schäden und

ihrer sozialen Folgekosten. Da es im Sport längst nicht mehr nur um Ruhm, sondern auch um

Geld geht, zieht er unlautere Praktiken an. Doping ist nur die sichtbarste.“

Es sollte allerdings unterschieden werden zwischen Breitensport- also dem Freizeitsport- und

dem Leistungssport. Wird auf der einen Seite der Breitensport eher als Hobby genutzt und

trägt dadurch in erster Linie dazu bei die körperliche Fitness zu bewahren, so wird Leistungs-

sport meist professionell praktiziert.

3.2.2 Musik, Kameradschaft, Vorurteil

Musik spielt im Leben von Jugendlichen eine tragende Rolle. Viele von ihnen hören jeden

Tag Musik und finden es faszinierend, wie aus mehreren Instrumenten im Zusammenspiel ein

Kunstwerk entsteht. Dennoch beherrschen nur wenige ein Instrument. Grund dafür sind meis-

tens die teuren Anschaffungskosten und der teure Musikunterricht. Zwar gibt es günstige

Leihangebote, womit ein Musikinstrument für nahezu jeden erschwinglich wird, mit dem Ta-

schengeld alleine lässt sich dies jedoch trotzdem nicht finanzieren. Somit entsteht eine große

Abhängigkeit von den Eltern.

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Eine weiterer Punkt warum die Kinder häufig kein Musikinstrument erlernen, obwohl das

Interesse besteht ist der schlechte Ruf von Musikern. Immer wieder hört man von gefährli-

chem Drogenkonsum der Popstars in den Medien. Auch ein Musikverein hat mit ähnlichen

Klischees zu kämpfen. So hört man zum Bespiel oft vom angeblichen Alkoholkonsum von

Musikanten. Dieses Vorurteil aus dem Weg zu räumen ist nahezu unmöglich. Durch die hohe

Anzahl von Musikern in einem Verein passiert es schnell einmal, dass man ein Mitglied mit

einer Flasche Bier erwischt und schon wird man wieder an den vorgeworfenen Alkoholmiss-

brauch erinnert. Auch durch die starke Kameradschaft im Musikverein wird die öffentliche

Meinung bestärkt, dass man nur deshalb beim Musikverein ist um sich nach der Probe beim

lustigen Zusammensitzen ein Bierchen zu gönnen. Daher versuchen die Eltern ihre Kinder

davor zu bewahren. Der Musikverein verfügt meist über ein voll ausgestattetes Probelokal, in

dem sehr häufig ein Raum als so genannte Kantine zur Verfügung steht, in dem auch Alkohol

sehr günstig ausgeschenkt wird. Dies fördert zwar sehr stark den Zusammenhalt und die Ka-

meradschaft im Verein, unterstützt dadurch aber leider auch dieses Vorurteil.

Andere Vereine besitzen diese Möglichkeit meist nicht. Sie helfen sich in öffentlichen Gast-

wirtschaften. Zwar wird dann genauso Alkohol konsumiert, aber durch den örtlichen Unter-

schied kann der Verein meist nicht mehr mit den Konsum in Verbindung gebracht werden.

Dennoch ist es genau diese Kameradschaft, die Musiker brauchen. Denn immerhin steht bei

den Jugendlichen „sich mit Freunden treffen“ ganz oben auf der Liste ihrer liebsten Freizeit-

aktivitäten. Zwar ist die Musik anfangs der Grund warum sie dem Musikverein beitreten, aber

sobald man einige Jahre dem Verein angehört und die Routine Einzug hält, tritt häufig die

Musik nach und nach in den Hintergrund. Gründe dafür sind zum Beispiel, dass die anfängli-

chen Schwierigkeiten von Rhythmus und Tonlage überwunden werden und man bald auch

technisch mit den routinierten Kameraden mithalten kann. Auch die Literatur spielt hier eine

große Rolle. So werden im Jugendorchester durchwegs moderne Werke und Filmmusikstücke

aus bekannten (Kinder) Filmen gespielt.

Später werden aus Sicht der Jugendlichen aus langweiligere, altmodische und traditionelle

Musik wie Polka und Märsche einstudiert und immer weniger Pop, Rock, Jazz oder Filmmu-

sik. Dadurch wird das „sich mit Freunden treffen“ zum wichtigeren Punkt, warum die Probe

besucht wird. Ausnahmen bestätigen die Regel.

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Zudem ist die Musik auch der Grund, warum es so einfach ist, im Verein Freunde zu finden,

denn sie ist das Medium das alle verbindet. Ein Gefühl der Gemeinschaft entsteht.

Leider finden viele Jugendliche, dass der Musikverein „uncool“ sei und dass man sich schä-

men müsste ihm anzugehören. Hier wird Tradition gepflegt, welche von den meisten Jugend-

lichen nicht sehr geschätzt wird. Auch die meist altmodische Tracht wird von den meisten

Kindern und Jugendlichen ungern angezogen.

4. Hindernisse der Blasmusik

Im Laufe der Zeit haben sich die Gegebenheiten vor allem durch die industrielle Revolution

sehr stark verändert. Vor allem die Fortbewegungsmittel haben sich verbessert. Dadurch sind

der Bezug und die Loyalität zum ortsansässigen Verein gesunken. Auch dass sich der Ar-

beitsplatz meist in der nächstgelegenen Stadt befindet, macht diese Situation nicht besser.

4.1. Mobilität

Ist der nächste Spiel bzw. Sportplatz meist nur wenige hundert Meter vom zu Hause entfernt

und somit leicht zu Fuß zu erreichen, so ist die nächste Musikschule oder das Probelokal des

Musikvereins meist ohne Hilfsmittel nicht zu erreichen. Auch das meist schwere und unhand-

liche Musikinstrument macht oft schon kürzere Entfernungen zu einem großen Hindernis. Im

Gegensatz dazu bietet sich in fast jeder Ortschaft die Möglichkeit sich mit Freunden am

Sportplatz oder einem Spielplatz zu treffen, um zum Beispiel eine zwanglose Runde Fußball

zu spielen. Dieser, im Auge eines Erwachsenen, kleine Unterschied kann für einen Jugendli-

chen gerade der Unterschied sein, warum er sich für den Sportverein entscheidet. So ist es

doch für einen Jugendlichen das Wichtigste, die Abhängigkeit zum Elternhaus zu minimieren.

Durch die fehlende Mobilität entsteht aber leider schnell eine Abhängigkeit zu den Erwachse-

nen. Jugendliche können aus einer Laune heraus sich auf einem Sportplatz treffen, ohne die

Eltern großartig um Erlaubnis fragen zu müssen oder zu bitten sie dorthin bringen zu müssen.

So leicht ist es beim Musizieren leider nicht.

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Wenn man sich mit Freunden treffen will, um einfach mal eine zwanglose Runde auf den In-

strumenten „herum zu klimmbern“, ist es notwendig, die mit den Eltern zu besprechen und sie

zu bitten sie dorthin zu bringen, oder ihnen einen Raum zur Verfügung zustellen und später

eventuell zu einem, im vorhinein vereinbarten Zeitpunkt, wieder abzuholen. Dadurch entsteht

ein gewisser Termindruck, da man jetzt so viel wie möglich in der vorhandenen Zeit machen

will. Das schadet dem spontanen, zwanglosen Musizieren. Wenn sich dann auch noch die

Eltern des Ensembles miteinander kurzschließen um den nächsten Spieltermin zu vereinbaren,

ohne die Kinder mit einzubeziehen ist es meist mit dem zwanglosen Musizieren auf kurz oder

lang vorbei und das Kind empfindet es nur mehr als Pflicht.

4.2. Stadt-Land Problematik

4.2.1 Land

Da es in vielen Gemeinden, vor allem im ländlichen Bereich, häufig keine Möglichkeit gibt

die Kinder in eine Musikschule in der näheren Umgebung zu schicken, gibt es, sofern es mög-

lich ist, Privatunterricht von diplomierten Musiklehrern. Jene wirken bei der ortsansässigen

Kapelle mit und dozieren häufig in den umliegenden Musikschulen. Häufig wird das Probelo-

kal für den Privatunterricht genutzt. Es ist sehr wichtig, dass der Unterricht in der Gemeinde

stattfindet, um die Loyalität zu bewahren und die Gefahr zu minimieren von umliegenden

Musikvereinen abgeworben zu werden. Außerdem könnte ein zu langer Weg zum Musikun-

terricht schnell zu einem Hindernis werden. Außerdem geschieht es am Land häufiger, ob-

wohl man räumlich gesehen weiter auseinander wohnt, das man einen Musikkollegen. Im

nächsten Supermarkt trifft und dieser dann auf eventuell versäumte Proben hinweist. Dies

zeigt zwar das Interesse an der Person, wird aber schnell als Kontrolle empfunden und kann

zu einer unangenehmen Situation für den Schwänzer werden.

4.2.2 Stadt

Der große Vorteil ist natürlich, dass die meisten Städte über eine Musikschule verfügen. Al-

lerdings kann es auch passieren, dass sich zwei oder mehrere Musikkapellen in jener befin-

den, wodurch sich die Musikschüler aufteilen müssen und dadurch ein starkes Konkurrenz-

verhalten auftreten kann.

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Zudem ist auch der Weg zum Verein anders, als jener am Land. Auf dem Land ist es meistens

so, dass sich angehende Musiker bzw. deren Eltern sie an den Musikverein wenden um ihr

Interesse am Erlernen eines Musikinstrumentes zu behandeln und sich zu informieren. Wenn

Interesse besteht, so ist es in der Stadt so, dass die Eltern direkt mit der Musikschule intera-

gieren und somit kein direkter Kontakt zum Verein entsteht. Hier liegt es dann an den Leh-

rern, dem Jugendreferenten oder dem Kapellmeister die Schüler für den Musikverein zu be-

geistern. Weiteres ist es schwieriger für die Funktionäre sich über das Engagement des Ein-

zelnen zu erkundigen, da eben der Kontakt zu den Eltern fehlt und es seltener vorkommt, dass

man sich zufällig über den Weg läuft. Hier muss der Kontakt des Jugendreferenten bzw. Ob-

manns zur Musikschule viel größer sein um eventuelle Nachwuchstalente rechtzeitig zu er-

kennen es zu fördern und um ein Abwerben von anderen Musikvereinen zu vermeiden. Vor-

teilhaft ist es, dass sich immer mehr Schulen und Kindergärten für eine Zusammenarbeiten

anbieten. Ein weiterer Nachteil ist, dass es vor allem in der Stadt für Jugendliche mehr Mög-

lichkeiten gibt ihre Freizeit zu verbringen. Dadurch entsteht starke Konkurrenz. Aber zum

Glück herrscht in der Stadt eine verhältnismäßig große Bevölkerungsdichte vor, die den einen

oder anderen Musikbegeisterten zu Tage fördert. Als Musiker hat man in der Stadt oft die

Qual der Wahl. Meistens fehlt es dann an Motivation zum Aufsuchen eines Vereins.

4.3. Konkurrenz mit anderen Vereinen

Jeder Verein versucht durch sein Angebot den Nachwuchs für sich zu gewinnen. Die Musik

fasziniert die Jugend, doch bringt die Entscheidung ein Musikinstrument zu lernen einige

Pflichten mit sich. So muss man regelmäßig den Unterricht besuchen und sollte täglich üben.

Das kostet viel Zeit und kann auch die Eltern sehr stark belasten, sollte man doch sein Kind

zum Üben animieren. Häufig fehlt es auch an den räumlichen Möglichkeiten. Wo sollte man

z.B. in einer kleinen Wohnung ein Schlagzeug hinstellen.

Zudem will man es sich auch mit den Nachbarn nicht verscherzen, der sich vielleicht vom

ständigen gequietschte belästigt fühlt. Hinzu kommt, dass man nicht von Anfang an dem Mu-

sikverein beitreten kann, da man ein gewisses Grundniveau haben muss, welches mit dem

Lehrer erreiche werden muss. Dadurch ist das Dazugehörigkeitsgefühl zum Verein nicht von

Anfang an gegeben. Beim Fußballverein erscheint der Jugendliche zum ersten Training und

ist gleich ein vollwertiges Mitglied. Deshalb ist es wichtig die Anfänger so früh wie möglich

ins Jugendorchester zu bekommen um ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu fördern.

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Auch kann der Weg zum Probelokal für die Eltern zur Belastung werden. Oft fällt es aus zeit-

lichen Gründen die Veranstaltung zu besuchen. Deshalb sollte im Verein ein „Pate“ bestimmt

werden, der, wenn nötig, das Kind abholen kann und es auch verlässlich wieder nach Hause

bringt, um die Eltern ein wenig zu entlasten.

Darüber hinaus bietet der Musikverein den Jugendlichen die Möglichkeit sich in der Öffent-

lichkeit zu präsentieren. In kaum einen anderen Verein hat man so oft die Möglichkeit vor

Publikum aufzutreten. Das stärkt das Selbstbewusstsein und formt den Charakter. Bei Sport-

vereinen tauchen häufig nur die Eltern als Besucher auf, wogegen bei einer musikalischen

Veranstaltung die Besucherzahlen größer sind und sie auch nicht Verwandte, fremde Men-

schen dafür interessieren. Die Anerkennung und der Applaus sind das größte Geschenk für

einen Musiker. Daraus resultiert nun auch eine neu gewonnene Selbstbestätigung und ein

steigendes Selbstvertrauen.

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5. Quellenverzeichnis

S. Schwarz, M. Halle: „Laufen, bis der Blutdruck sinkt!“. In: MMW-Fortschr. Med., Nr. 47 /

2006 (148. Jg.), S. 29 ff.

www.Winds4you.at

www.wikipedia.org

www.medieninfo.bayern.de

Buch: „Die Blasmusik“ Studie über die geschichtliche Entwicklung der geblasenen Musik

von Gottfried Veit.

Das Spielmannswesen im ÖTB Eine Serie über die musikalischen Werbeträger des ÖTB,

von Mag. Elke Nebenführ Folge 6

Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG für Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99,

1070 Wien, © Dr. Christian Winkler

http://www.mgw.at/service/download/musik/instrumentenkunde/doppelrohrbl.pdf

http://de.wikipedia.org/wiki/Zink_(Musik)

http://teacher.schule.at/klarinette/pdf_dateien/Zusammenfassung_Geschichte.pdf

http://www.mgw.at/service/download/musik/instrumentenkunde/blechblasinstrtrompete.pdf

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http://de.wikipedia.org/wiki/Schellenbaum

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http://de.wikipedia.org/wiki/Wertewandel

http://www.fgoe.org/veranstaltungen/fgoe-konferenzen-und-tagungen/archiv/9-

osterreichische-praventionstagung-soziale-ungleichheit-und-

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http://www.blasmusikverband-tirol.com/fileadmin/blasmusikverband-

tirol/data/Diplomarbeiten/060619_Muigg_Ruppert_-_MK_Navis.pdf