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Soziale Arbeit/Sozialpädagogik
Zwei frühe Ansätze: Karl Wilhelm Eduard Mager (1795-1866) im Jahre1844 evtl. Karl Hermann Scheidler (1795-1866)
Oder :
A. Diesterweg ((1799-1860) im Jahre 1854,
(Quelle: Engelke/Spatscheck/Borrmann 2009)
Den Aspekt Gemeinschaft rückt
Natorp in den Blickpunkt
Paul Natorps Werk: „Gesammelte
Abhandlungen zur Sozialpädagogik“
(Stuttgart 1907)
Definition
„Die [..] notwendige Wechselbeziehung der
Begriffe Bildung [des Einzelnen] und
Gemeinschaft in Erinnerung zu halten soll der
Ausdruck „Sozialpädagogik“ uns dienen“
(Natorp 1907: 1).
Paradigmen der Sozialen Arbeit
Begriff ausformuliert von
Thomas Kuhn:
„Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“
(Frankfurt a.M. 2009)
Paradigmen sind:
Theorien, Konzepte, Modelle, die Gültigkeit
beanspruchen und erklären wollen.
Sie sind im übertragenen Sinn Landkarten zur
Orientierung.
Theoretische Ansätze nach Thole
-Lebenswelt, (Thiersch)
-Hilfe, (Hillebrandt)
-Soziale Probleme/Menschenrechte, (Staub-
Bernasconi)
-Bildung, (Sünker)
-Reflexive Sozialpädagogik, (Dewe/Otto)
-Lebensbewältigung und
-Capability(ies) (Fähigkeitsansatz) (Ziegler/Oelkers)
-Sozialarbeitswissenschaft (Scherr/Engelke)
-(Agency wäre zu ergänzen, (Homfeldt/Schroer/Schweppe)
Quelle: W. Thole (Hg.) (2011), Grundriss Soziale Arbeit .Wiesbaden
Disziplin
Abgrenzbarer Bereich ( Ausschnitt: Sozialer Probleme nach Mollenhauer)
Wissenschaftliche Methoden/Forschung
Theorien und Paradigmen
Geschichte
Was ist eine Profession?
Aufgabenbereiche in einer spezifischen Praxis
Handlungskönnen (Anwendung spezifischer
Methoden)
Berufliche Standards:
Ethos, beruflicher Habitus
Berufliche Organisation
Das handelnde Subjekt ?
Neuere Ansätze betonen die
Handlungsbefähigung und -wunsch (capability):
(the various things a person may value being and
doing (Sen, 1999:75)
Und die agency ( Fähigkeit to act upon the own
world ) (Homfeldt/Schröer/Schweppe 2008)
Reflexive Modernisierung
Meint nicht nur Selbstreflexion, sondern
Unsicherheit
Polarisierung
Vertrauen und Risiko
Menschen werden aus Bindungen herausgelöst
(Beck, Giddens, Lash)
„Große Erzählungen“
Giddens: Entbettung der Menschen
Beck: Individualisierung und Pluralisierung
Castells: Networksociety (in or out)
Huntington: Kampf der Kulturen
Bauman: Modernisierung führt zur Exklusion
Rosa: Zeit als zentrale Kategorie
Gemeinschaft
Paul Natorp
Ferdinand Tönnies (Soziologe)
Beide fragen schon um 1900 nach dem
Stellenwert von Gemeinschaften
F. Tönnies
Tönnies 1887:
Gemeinschaft: Das Gefühlhafte, Organismus,
Hilfsbereitschaft
Gesellschaft: Maschine, Abstrakte, Formelle
P.Natorp (1908)
Gemeinschaft:
Wesentliche geistige Inhalte des Daseins,
Gemeinschaft ist Lebensauffassung und
Lebensarbeit.
Konzeption einer Sozialhilfe zur
Wiederherstellung und Festigung von
Gemeinschaft – Gestaltung des
Gemeinschaftslebens
„Der Mensch bildet sich zum Menschen in
Zum Missbrauch des Begriffs:
Gemeinschaftsfähige und Auszumerzende
Gemeinschaftserziehung als Lagerpädagogik und
Ausgrenzung (Moringen/Uckermark:
„Jugendschutzlager“)
R. Hitzler (2008)
Gemeinschaft:
- Abgrenzung gegenüber einem Nicht-Wir,
-Gefühl der Zusammengehörigkeit
-geteiltes Interesse
-anerkannte Wertsetzung
-gemeinsame Interaktions(zeit)räume
Die Kommunitaristen
A. Etzioni, amerikanischer Soziologe, die
„Verantwortungsgesellschaft“
Charles Taylor, kanadischer Philosoph. Moral
map. („Sozialmoralische Landkarten“)
Jean-Luc Nancy – Französischer Philosoph:
Wir sind nie „außer Gemeinschaft“
Konzept in Deutschland kaum verbreitet
Überblicke zur Gemeinschaft
H. Rosa u.a. : Gemeinschaft ( Kritischer Blick)
R. Hitzler u.a.: „Posttraditionale
Gemeinschaften“
Jutta Spitta: „Zur Renaissance eines Begriffs“-
Es geht um das Gemeinsame, hier als Gemein-
Begriff definiert – alles umfassend
Elinor Ostrom „Was mehr wird, wenn wir
teilen“ – Zur Nutzung gemeinsamer Ressourcen
Der Blick auf den Einzelnen
These:
Bildungsinstitutionen sind derzeit primär an der
Förderung und Unterstützung des Einzelnen
orientiert!
Veränderungen innerhalb der
Gesellschaft?Deutschland „älteste“ Gesellschaft in Europa
Geburtenziffer konstant niedrig
Entmischung Land/Stadt
Schwindet der gesell. Konsens?
Alt gegen Jung – Der Methusalemkonflikt fällt
aus
Armut nimmt zu: Jeder 10. trotz Arbeit arm
(IL0, zitiert nach SZ v.19.5.: 23)
G. Schulze, „Die
Erlebnisgesellschaft“5 Milieus:
Integrationsmilieu,
Harmoniemilieu
Selbstverwirklichungsmilieu
Unterhaltungsmilieu und
Niveaumilieu (bürgerl.)
(Sinusstudien unterscheiden 10 Milieus)
S. Lessenich
Das Soziale wird „neu“ erfunden:
Umgestaltung des Sozialen, der Mensch muss
das Soziale selbst gestalten, die „Wohlfahrt“
schwindet, das Risiko trägt der Einzelne
Beschleunigung der
Lebensprozesse ist das
Stichwort der ModerneHier Analysen von Hartmut Rosa
wegweisend
Pädagogik/Soziale Arbeit folgt dem
- Vorschulbereich: Gezielte Kenntnisvermittlung
- Private Kindertagesstätten für Gutverdienende
- Prozess: Verden Jobzenter (HAZ v. 24.5.16)
Auswirkung der Verdichtung
Vielfalt steigt (Soziale Arbeit im Kern der
Gesellschaft)
Aushandeln schwindet, der Dialog geht verloren
Zunahme externer und interner
Controlingverfahren – Beispiel Verden
Verantwortung nimmt zu
Drei Aspekte der
Sozialarbeitsentwicklung:
Mitglied im Orchester der Verdichter (Mitwirkungspflicht und Sanktionen) - Jobbörse
Wellnesscombo ( Soziale Arbeit als Kompensation für Leistung),
Exklusionskapelle (Bootcamps), geschlossene Unterbringung
(Mike Seckinger, Verdichtung der Jugendphase in: SOS-Dialog, Jugendliche zwischen Aufbruch und Anpassung. Fachmagazin des SOS-Kinderdorfes e.V. 2007)
Prognose:
Uneindeutigkeit moderner Gesellschaften
wächst,
Exklusion schreitet mit Modernisierung einher
Ist der Exklusionsbegriff noch zutreffend –oder
sind tendenziell alle exkludiert?
Z. Bauman
„Wir alle sind Spieler“
4 Typen: - Pilger
- Spieler
- Tourist
- Ausgeschlossene/Vagabunden
Ambivalenz ist das Stichwort
Simmel entwirft schon 1890 das Konzept der Ambivalenz:
Entwicklung die „Zwiespältigkeit“ erzeugt und ständig neu produziert
Förderung des Gemeinsinns
Wie lässt sich Gemeinsinn fördern?
Bildungs- und Erziehungspartnerschaften als
ein Ansatz?
Umgestaltung der Schule? Glück als Fach?
Was bedeutet würdiges Leben?
(Capability-Approach, „Nudgen“)
Neuere Gesellschaftstheorie sieht die
Entwicklung eher problematisch
Doch in der Gesellschaft gibt es vielfältige
soziale Bezüge (Ehrenamt etc.)
Soziale Aktivierung:
Gemeinschaft im Wandel
verändernde Formen von Gemeinschaften:
Projektorientiert, zeitlich begrenzt, zielorientiert,
fluide und offener -Zeitungsberichte
Bürgerschaftl. Engagement (Ost-West) (Beetz
et.al. 2014)): Statusorientiert/Mitreden vs.
Mitmachen
Soziale Arbeit und (Stadtteil)Initiativen
Ehrenamt und Beruf
Fazit:
Der Blick auf Gemeinschaft(en) wichtig:
Entideologisieren,
Natorp adaptieren,
Dahrendorf: Der Mensch lässt sich im Schatten
der Gesellschaft nieder!
Auch der Eremit ist Teil einer Gesellschaft!
Forschungslücke