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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis- Mythus. 'Haupttext' und Parallelversionen Von Wolfram von Soden Münster Seit dem Erscheinen der Erstausgabe des Mythus — W. G. Lambert and A. R. Millard, Atra-hasis. The Babylonian Story of the Flood, Oxford 1969 — ist über die Lesung und Deutung schwieriger Stellen viel geschrieben worden; der Inhalt des nun endlich veröffentlichten Mythus hatte natürlich bei vielen ein großes Interesse geweckt. Für eine Bibliographie verweise ich auf R. Borger, HKL II157 ff. Ergän- zend ist jetzt vor" allem Cl. Wilcke, ZA 67,160ff. mit einer Neu- bearbeitung von Tafel I,i—20 zu nennen. Ich hatte seit längerem eine Neubearbeitung vor allem von Tafel I geplant, weil die Heraus- geber für diese aus den Bruchstücken der Versionen eine ,,Harmonie" erstellt hatten, in der bisweilen aus Fragmenten von zwei verschie- denen Fassungen Verse zusammengestellt wurden, die sich so in keiner der alten Versionen finden. Ich habe immer das Recht zur Erstellung von „Harmonien" für Übersetzungen verteidigt, die sich an weite Kreise außerhalb der Wissenschaft wenden, und tue das trotz mancher Einwände etwa von B. Landsberger auch heute noch. Eine wissen- schaftliche Textausgabe muß aber die Versionen klar trennen, was nicht in jedem Fall bedeutet, daß man sog. Partiturausgaben mit genauen Angaben des Erhaltenen für jedes Fragment schaffen muß; Textausgaben größerer Epen wie Enüma elis, Gilgames-Epos oder Erra-Mythus würden bei der großen Zahl der erhaltenen Fragmente dann so anschwellen, daß sie nicht mehr bezahlbar sind. Bei kleineren Dichtungen vor allem aus älterer Zeit werden Partiturausgaben aber oft zweckmäßig sein; das gilt auch für Atram-hasis. Verschiedene Versionen sollten freilich auch in einer Partiturausgabe durch klare Trennung auseinandergehalten werden nicht zuletzt deswegen, weil bei ihnen meistens auch der Textumfang im ganzen oder in einigen Teilen verschieden ist. Als Hauptfassung kann für die altbab. Zeit nur die durch die drei Tafeln mit Nür-Ajja-Kolophonen 1 und deren Duplikate vertretene 1 Statt des bisher gelesenen - - sehe ich überall (hier Z. 421; Atr. pl. 8,4; BRM 4,1,443; YOS 13,39,17) das Wortzeichen ZALÄG, das nach den Kopien 0084-5299 / 78 / 6801-000482.00 Copyright by Walter de Gruyter & Co. ZA 68 (1978), S. 50-94 Brought to you by | Penn State - The Pennsylvania State University Authenticated | 128.118.88.243 Download Date | 8/19/12 4:29 PM

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus. 'Haupttext' und Parallelversionen

Von Wolfram von Soden — Münster

Seit dem Erscheinen der Erstausgabe des Mythus — W. G. Lambertand A. R. Millard, Atra-hasis. The Babylonian Story of the Flood,Oxford 1969 — ist über die Lesung und Deutung schwieriger Stellenviel geschrieben worden; der Inhalt des nun endlich veröffentlichtenMythus hatte natürlich bei vielen ein großes Interesse geweckt. Füreine Bibliographie verweise ich auf R. Borger, HKL II157 ff. Ergän-zend ist jetzt vor" allem Cl. Wilcke, ZA 67,160ff. mit einer Neu-bearbeitung von Tafel I,i—20 zu nennen. Ich hatte seit längeremeine Neubearbeitung vor allem von Tafel I geplant, weil die Heraus-geber für diese aus den Bruchstücken der Versionen eine ,,Harmonie"erstellt hatten, in der bisweilen aus Fragmenten von zwei verschie-denen Fassungen Verse zusammengestellt wurden, die sich so in keinerder alten Versionen finden. Ich habe immer das Recht zur Erstellungvon „Harmonien" für Übersetzungen verteidigt, die sich an weiteKreise außerhalb der Wissenschaft wenden, und tue das trotz mancherEinwände etwa von B. Landsberger auch heute noch. Eine wissen-schaftliche Textausgabe muß aber die Versionen klar trennen, wasnicht in jedem Fall bedeutet, daß man sog. Partiturausgaben mitgenauen Angaben des Erhaltenen für jedes Fragment schaffen muß;Textausgaben größerer Epen wie Enüma elis, Gilgames-Epos oderErra-Mythus würden bei der großen Zahl der erhaltenen Fragmentedann so anschwellen, daß sie nicht mehr bezahlbar sind. Bei kleinerenDichtungen vor allem aus älterer Zeit werden Partiturausgaben aberoft zweckmäßig sein; das gilt auch für Atram-hasis. VerschiedeneVersionen sollten freilich auch in einer Partiturausgabe durch klareTrennung auseinandergehalten werden nicht zuletzt deswegen, weilbei ihnen meistens auch der Textumfang im ganzen oder in einigenTeilen verschieden ist.

Als Hauptfassung kann für die altbab. Zeit nur die durch die dreiTafeln mit Nür-Ajja-Kolophonen1 und deren Duplikate vertretene

1 Statt des bisher gelesenen - - sehe ich überall (hier Z. 421; Atr. pl. 8,4;BRM 4,1,443; YOS 13,39,17) das Wortzeichen ZALÄG, das nach den Kopien

0084-5299 / 78 / 6801-000482.00Copyright by Walter de Gruyter & Co.ZA 68 (1978), S. 50-94

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 51

Version gelten. Ihre Tafel I umfaßt inhaltlich die Einleitung und denStreit der Anunnaku und Igigu wegen der Fronarbeit, die Menschen-schöpfung und die erste Auseinandersetzung zwischen Göttern undMenschen bis zur Aufhebung der ersten Plage. Eben diese Themenwerden noch mit geringeren oder größeren Abweichungen in min-destens drei weiteren Versionen behandelt, die je für -sich bearbeitetwerden müssen. Zu den insgesamt vier Versionen gehören die folgendenStücke (ich behalte die Buchstabenbezeichnung, die Lambert ein-führte, bei) :

1. Die Haupttafel A ist BM 78941+78943 = CT 46:1. Dazu gibt es2 Duplikatfragmente, nämlich E = BM 92608 = CT 46:4 (früherCT 6,5 und UM / pl. Ulf. Photographien sind meiner Bearbeitungin OrNS 26/1957, 306 ff. als Tabula XI— XIV beigegeben) und F =BM 17596 a = CT 46:2. Für die Entsprechungen im einzelnen vgl.den Text.

2. Eine zweite altbab. Version, die trotz mancher Gemeinsamkeitenim Text stark abweicht, wird durch das leider nur kleine BruchstückG = BM 78257 = CT 44:20 vertreten, bei dem nur die Vorderseiteeine Bearbeitung lohnt. Ob sie älter oder jünger ist als die Haupt-fassung, ist vorläufig nicht feststellbar.

3. An die Hauptfassung lehnt sich auch in einer weithin altbab.Schreibweise sehr eng an eine durch 8 Fragmente aus der Ninive-Bibliothek vertretene jüngere Fassung, deren Entstehungszeit zubestimmen wir vorläufig keine Möglichkeit haben. Es muß ausdrück-lich betont werden, daß die Zugehörigkeit aller Fragmente zu der-selben Version nicht beweisbar ist ; es ist denkbar, daß auch die zweitealtbab. Version weiterlebte. Es erscheint gleichwohl zweckmäßig,sie bis zum Beweis des Gegenteils zusammenzunehmen. Nach meinenKollationen lassen sich die Fragmente, deren Zusammengehörigkeitteilweise auch Lambert schon erkannte, auf 3 Duplikate wie folgtverteilen :

a) J(+)K(+)M = K.ioo82(+)6235(+)7i09+9979 = CT 46'-7(+)I°

b) N(+)O(+)P = Bu.89-4-26,97(+)K.i4697(+)78i6+i3863CT 46:8(+) Atr. P1.5(+) CT 46:13.

c) L(+) V - K.683i(+)6634 = CT 46 : i2(-f )9.übrigens teilweise auch bei den vielen K ü-Namen in UET 5 vorzuliegenscheint. Ein Ellet-GTXF ist m.\V. syllabisch nie bezeugt, wohl aber Li-wi-ir-Adad, -Enkit -Bäbili. -Sangil (APR 76,22; YOS 13, p. 6$a. oft; TJAUB 25,7),außerdem viele Namen des Typs JSfa-ttr-GN. Wegen der großen Häufigkeitder letzteren wird man am besten Nür-Ajja lesen.

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Für die Anordnung der Fragmente im einzelnen und die Ent-sprechungen zwischen den Duplikaten vgl. den Text. Die Tafel Idieser Version umfaßte nicht den ganzen Text von A. Das beweistdas Fragment Q = Sm. 292 = CT 46:14; denn seine am Anfangabgebrochene Vorderseite bietet bis Z. 8 des erhaltenen Stückes nochVerse, die auf A zu Tafel I gehören, danach aber Stücke vom Anfangder Tafel II. Nur die der alten Tafel I entsprechenden Zeilen werdenhier umschrieben.

4. Eine trotz mancher Übernahmen aus den älteren Versionen ganzneue Dichtung stellt die Tafel S+T dar, die nach freundlicher Mit-teilung von Lambert jetzt aus den Stücken ^3599+3934+8562++I0097+io6o4+i200oc+i6979 besteht (K.16979 ist noch unveröffent-licht). Die Rückseite dieser Tafel ist auf S. io6ff. in Atr. gesondertbearbeitet; die viel geringeren Reste der Vorderseite wurden hin-gegen in die Bearbeitung der Hauptfassung einbezogen. Da bei dieserTafel nur eine neue Gesamtbearbeitung sinnvoll sein könnte, lasseich hier auch die inhaltlich Tafel I entsprechenden Teile beiseite.

Als einen Sonderfall möchte ich Zeile i von Tafel I behandeln. Hiererschien es zweckmäßig, alle Textzeugen zusammenzustellen. DieTextzeugen sind: Für Z. la Kopie A mit Z. i und 418 (Kolophon)und Kopie B der Tafel II Z. 441 (BRM 4, Nr. i); für Z. ib Kopie Cder Tafel III, Kol. VIII 22 (Kolophon von CT 46:3); für Z. ic die inAtr. 35 zusammengestellte Stichzeile am Ende einer zweisprachigenSchöpfungslegende (Hauptexemplar KAR 4); für Z. id das Kolophonder oben unter 4 genannten Dichtung aus viel jüngerer Zeit. Nur aund b vertreten eindeutig die Anfangszeile des alten Atramhasis-Mythus.

Ich habe alle Textzeugen an den Originalen teilweise einige Maleim British Museum überprüft und dabei vor allem auch auf dieGröße von Textlücken geachtet. Für die freundliche Erlaubnis, dieTafeln zu kollationieren, danke ich den Herren R. D. Bar nett undE. Sollberger sehr herzlich. Meine Abweichungen von dem in Atr.gebotenen Text stehen teilweise in Übereinstimmung mit den Kopienin CT 46, die ganz überwiegend sehr zuverlässig sind. Bisweilen mußteich von den Kopien und den Umschriften in Atr. abweichen. Dazuhabe ich mich bei den schwierigen Stellen immer wieder neu um dieGe\vinnung eines grammatisch, lexikalisch und inhaltlich befriedigen-den Textes bemüht. Noch während der Reinschrift dieses Aufsatzesfand ich mehrere neue Lesungen und Ergänzungen. Das letzte Wortüber den Text ist damit sicher noch nicht gesagt. Ich meine aber,daß oft wesentliche Fortschritte erzielt wurden, an denen auch andere

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Gelehrte beteiligt sind, nicht zuletzt Cl. Wilcke in ZA 67,160 ff. AlleAbweichungen' von dem Atr.-Text durch Ausrufezeichen zu kenn-zeichnen, erschien mir nicht sinnvoll. Die Fachgenossen werden dieBearbeitung in Atr. ja doch immer zum Vergleich heranziehen. Derhier gebotene Text wird die Weiterarbeit an dem Mythus erleichternund, wie ich hoffe, da und dort auch eine Hilfestellung für das Auf-finden neuer Fragmente in den Museen geben. Es ist sehr merkwürdig,daß bisher \veder aus Assur noch aus babylonischen Archiven derSpätzeit Kopien der vier Versionen aufgetaucht sind, von denen obengesprochen wurde. Ein Hauptgrund dafür wird sein, daß Enüma elisund für die Sintfluterzählung die n. Tafel des Gilgames-Epos die ältereDichtung verdrängt haben.

Auf die inhaltlichen Fragen und die religionshistorischen Probleme,die der Mythus :aufwirft, möchte ich hier nicht erneut eingehen;vielleicht bietet sich dafür später noch eine Gelegenheit. Ein, wieich meine, sehr bedeutsames Nebenergebnis meiner Beschäftigung mitdem Atramhasis-Mythus und anderen Dichtungen waren ganz neueEinsichten in die rhythmische Gestaltung babylonischer Dichtungender älteren Zeit. Sie sollen nach einem 1976 gegebenen Vorberichtauf der Rencontre Assyriologique in Birmingham in einem der nächstenHefte der ZA unter Anführung von Beispielen in zusammenhängenderUmschrift besonders dargestellt werden. In einer syllabischen Um-schrift lassen sich rhythmische Akzente ja nicht anbringen. Es \virdsich zeigen, daß die Analyse der rhythmischen Gestaltung babylo-nischer Dichtungen uns auch ermöglicht zu erkennen, wo die Dichterihren Aussagen ein besonderes Gewicht beimessen. Der Atramhasis-

3 1 5 gehört zu den Dichtungen, die ganz überwiegend kurze Verseverwenden. Verse mit mehr als 10 Silben sind ziemlich selten. Wenigerals 7 Silben sind allerdings auch die Ausnahme, etwa in Vers 80.82bill\Enlil lawi bü-ka. Die Alliteration (Stabreim) findet sich nichtselten. Man muß freilich fragen, ob etwa in Vers 12 der viermalige-Anlaut wirklich ein bewußt eingesetztes Ausdrucksmittel war, oder

ob sich die 4 i- aus dem -Präfix der Verbalformen und den gewähltenWörtern zwangsläufig ergeben haben. Noch schwieriger ist die Frage,ob in bestimmten Versen die Bevorzugung einzelner Vokale zufälligoder ge\vollt war. Eine eindeutige Antwort wird selten möglich sein.

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1) Die Hauptfassung CT 46 Nr. i.A I i a i-mi-ma i-lu a-wi-lum

b i-nu-tna i-lu a-wi-luma'wl-ilu^(c e-nu-ma i-lum a-[me-luni])(d e-n[ii-ma\ il m*§ ki-i a-mi-li)2

2 ub-lu du-ul-la iz-bi-lu su-up-$i-[i]k-ka3 su-up-Si-ik ß-li ra-bi-[m]a4 du-ul-lu-wm ka-bi-it ma-a-ad sa-ap-sa-qum5 ra-bu-tum &A-nun-na-ku se-be-et~tam6 du-ul-lam ý-sa-az-ba-lu al-g[i-g]i7 A-mi, a-bti-hi-nu sa[r-]ru8 \m\a-li-ik-su-nu qii-ra-dfa] ^En-lil9 [KU-u^z-za-lu-ht-nlu] &[Nf\n-urta

ßï [Ë?] gal-lu-$M-nu ^[En-^nu-gi11 k^é-tam i-hu-zu le-ti-sa12 is-qd-am id-du-ý i-lu iz-zu-zu13 [A-nu] i-te-li s[a-me-~\e-sa14 \i-le-e\q-q[e\ er-se-tam-ma pa4a-\f\ul-iis-sit,15 [si-ga-ru ri]a-ah-ba-lu ti-a-am-tim16 \_is-sa-a\k-nu a-na &En-ki na-as-si-ki17 [is-tu A-nu-u]m i-lu-u sa-me-e-sa18 [i-lu su-u-ut a]p-si-i \it-f\a-ar-du19 [aA-nun-na-ku su-]u-u[t s]a-ma-i20 [du-ul-lam is-]ku[-nu e\-lu al'-gi-gi21 [i-lu na-ra-tim ~\i-he-er-ru-nim22 [pa-al-gi ip-tu-ý n}a-pi-is-ti ma-tim23 [^I-gi~gM na-ra-tim i\-he-er-ru-nim24 [pa-al-gi ip-tu-ý na-p]i-iis-ti ma-tim25 [i-i-w ih-çé-ý 7cif|^a^([iD]iGNA) na-ra-am26 [þ Purattam wa-a~\r-ki-tam273 [ 4—628 [ 5—7

. 29 [ 7—930 [ 6—831 [ 5—732 [ . . . . · u?-ul?-l]u?-ii re-si-su(¥)33 [ 5—7 ]i-la$a-di-i34 [sa-na-tim im-nu-ý] Sa su-up-si-ik-ki(F)

2 Zu Z. la—d vgl. o. S. 52.3 F I bietet Reste der letzten Zeichen bis Z. 38.

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Als die Götter (auch noch) Mensch waren,

2 trugen sie die Mühsal, schleppten den Tragkorfr.3 Der Götter Tragkorb war groß,4 die Mühsal schwer; viel Beschwerde gab es.5 Die großen Anunnaku wollten die (nur) sieben6 Igigu die Mühsal tragen lassen.7 Anu, ihr Vater, der König,8 ihr Ratgeber, der Kämpfer Enlil,9 ihr [Ses]selträger(?) Ninurta,

10 [und] ihr [Enjnugi:11 Sie faßten die (Los-)Flasche an ihrem Hals ('Backe'),12 warfen das Los, (und nun) teilten die Götter.13 Anu stieg hinauf (fort) in den [Himjmel;14 [es nimjmt die Erde der (= Enlil).15 [Die Riegel,] die 'Fallgruben' für das Meer,16 [wurden] dem Enki hingelegt.17 [Als Anum] zum Himmel hinaufgestiegen war,18 [stiegen die Götter des] apsü hinab.19 [Die Anunnaku] des Himmels20 [leg]ten [die Mühsal] auf die Igigu.21 [Die Götter begannen, Flüsse] zu graben,22 [Kanäle öffneten sie,] das Leben für das Land.23 [Die Igigu begannen, Flüsse zu] graben,24 [Kanälejöffneten sie, das] Leben für das Land.25 [Die Götter gruben den] Fluß Tigris26 [und den Euphrat da]nach.27 [ in der] Wassertiefe;28 [ leg]ten sie nun hin.29 t ]30 [ ]...'. des Landes.31 [ ] sein Inneres;32 [ sie erhöhten seine Spitzen.33 [ ] die/der Steppen;34 [die Jahre zählten sie] der Fronarbeit.

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«j 6 Wolfram von Soden

35 [ 4 — 5 ]? su-si-a ra-bi-a36 [sa-na-tim im-~\nu-u §a hi-ttp-§i-ik-ki(F !)37 [/?-£*? -g«? 2^o]o? +60+40 $an tim(M\j&·) at-ra-am(F)38 [ a&-taw du-^ul'lam ßæ-bi-lu mu-si u ur-ri(F)39 \i-nalda-bii\-bu-ma i-ik-ka-hi ka-ar-si40 [ut-ta-az]-za-mu i-na ka-la-ak-ki41 \lal-pul-f\ai-ni guzzal m(GV ̂ .ZA.L ) i ni-im-hii-ur-ma

42 [ a-a]6-/am du-ul-la-çß li-sa-si-ik el-ni43 \bei-laml m]a-li-ik ß-li qu-ra-dam44 [a/- ]a-mw i ni-is-si-a i-na su-ub-ti-wi45 ^-E^-Zi/ m\a-li-ik i-li qu-ra-dam46 [#/-£]#- w w i ni-is-si-a- ß-na su^ib-ti-su47 \_&Eri>-ki~\l pi-a-su i-pu-sa-am-ma48 [iz-za-ka]r a-na i-li ah-hi-hi49 [ · · · · ] ? guzzale** am\bi-ru-tim50 [ ]?51 [ 3

.52 [ ]?-»i

53 — 56 ganz abgebrochen; jB Fassung s. S. 86 f.

II 57 ma-li[-ik] i[-li] qu-ra-dam58 al-t\il"\(k[ai~\} i ni-is-si-a i-na Su-ub-ti-su59 ^En-lil \ma-li-i~\k i-li qu-ra-dam60 al[-til (ka?)] i ni-is-si-a i-na su-itb-ti-su61 a-nu-um-ma ti-si-a tu\_-q\u-um-tam62 ta-ha-za i ni-ib-lu-la qa-ab-la-am63 i-lu is-mu-ý zi-ki-ir-su64 i-sa-tam ne-pe-si-hi-nu id-dii-u-ma65 ma-ar-ri-su-nu i-sa-ta-am66 su-up-si-ik-ki-hi-nu &gira(BiL.Gi)67 it-ta-ak-su68 i-ta-ah-zu-nim i-il-l'a-ku-nim69 ba-bi-sa-at-ma-ni qu-ra-di ^En-lil70 mi-si-il ma-as-sa-ar-ti mu-sum i-ba-as-si71 bitum(&) la-wi i4n ý-ul i-de72 mi-Si-il ma-as-sa-ar-ti mu-sum i-ba-as-sil · ·

73 E-kiw la-wi ^En-lil ý-ul i-de74 u-te-eq-qi ^Kal-kal u-se-e\p! (- i?]75 il-pu-ut si-ik-ku-ra i-hi-it [ba?-bat]

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramliasls-Mythus 57

35 [ ] die große Lagune;36 [die Jähre zähljten sie der Fronarbeit.37 [Die Igigu, 25]oo Jahre lang die übergroße38 [schwere Arjbeit trugen sie Nächte und Tage.39 [Sie führen] Klage und äußern Beschimpfungen;40 [sie beklajgen sich in den Erdgruben.41 [,, ] unseren [Hauptatifse]her, den Sesselträger, wollen wir

herantreten;42 unsere [schwjere Arbeit, (die) auf uns (liegt), soll er abschaffen!43 [Den Herrn,] den Ratgeber der Götter, den Kämpfer,44 [kommt] her, wir wollen ihn von seinem Sitz fortholen!45 [Enlil,] den Ratgeber der Götter, den Kämpfer,46 [kommt] her, wir wollen ihn von seinem Sitz fortholen l"47 [Enki] öffnete seinen Mund48 und [sprach] zu den Göttern, seinen Brüdern:49 [,, ] den/des Sesselträger(s) ;

50—56 sind fast ganz abgebrochen; s. dazu S. 86f.

57 ,,Den Bera[ter der ] Götter, den Kämpfer,58 wohl[an,] wir wollen ihn fortholen von seinem Sitz!59 Enlil, [den Berater] der Götter, den Kämpfer,60 wohl[an], wir wollen ihn fortholen von seinem Sitz!61 Nunmehr ruft aus den Streit,62 die Schlacht; wir wollen im Kampf handgemein werden\"63 Die Götter hörten sein Wort;64 sie warfen Feuer auf ihre Werkzeuge.65 An ihre Spaten legten sie Feuer,

66/7 den Brand an ihre Tragkörbe.

68 Sie faßten einander, kommen her69 zum Tor des Heiligtums des Kämpfers Enlil. —70 Die Mitte der Wache, Nacht war es;71 das Haus ist umzingelt, der Gott (aber) weiß es nicht.72 Die Mitte der Wache, Nacht war es;73 Ekur ist umzingelt, Enlil (aber) weiß es nicht.74 Es merkte auf Kalkal, ließ verfschließen,]75 faßte an den Riegel, prüfte [das Tor.]

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58 Wolfram von Soden

76 *Kal-kal id-de-ki il[77 ri-ig-ma i-se-em-mu-ý Sa [cl/-g/-g/]78 uNusku id-dc-ki b[c-el-$u ]79 i-na ma-ia-li u-Se-et-ffi-Sti]80 &<j-/i /tf-ie>·/ bi-[it-ka]81 qa'fib-lum i-ru-sa a\-na ba-bi-kd]82 dj?M./// /fl-tei[i bi-t]t-ka83 qa-ab-l\um i-ru-s\a a-na [b~\a-bi-ka84 &En-Ul \K\a-ki il-$a-ar-di a-na $u-itb-ti-$u85 W\EnM p{-a-$n i-pu-8a-am-ina86 rt-?m §iikkallim(s\JKKAL) (lNuslm iz-za-kar87 (Wtt$ ff e-di- ba-ab-ka88 ka-ak-ki-ka le-qo ß-æß-iz ma-ah-ri-ia89 ^Nusku i-di'il ba-ab-Su90 ka-ak-k'i-Su il-qe it-ta-zi-iz ma-har ^En-lll91 ^Nushu öß-a-Su i-pit>-$a-am-ma92 iz-za-kar a-na qu-ra-di ^En-lU93 6iJ-/i ýé'-̹ bu-nu-ka94 ma-m ra-ma-ni-ka tni-in-$u ta-dn-ur

95 ^En-lil bi-nu bu-nu-ka96 ma-rn ra-ma-ni-ka mwn-Su ta-dw-nr

97 $u-pn-nr A-nam U-Se-ri-d'i98 dJ?n-/c?·! li-ib'bi-ku-nim a-n m[a-ah-ri-k]a99 i$-pu-ur A-nam ti-$e-ri-[du-ni-{\$-$u

loo ^En-ki ib-bi-kii-nim a-na ma-a[h-ri]-suéïß wa-Si-ib A-nu Sar-ri [$a-~\'me-e102 far-n ap-si-i (lEn-kiti[l'i-te?-e]q-qi103 va-bu-tum

F 11. i ra-bu-t[um ]104 · ^En-lil it-bi-ma $a[-ki-in]2'1 ll.ZT'W-/// it-b\i-ma105 ^En-l ñß-a-hi i-[pu-$a-(i\m-ma106 iz-za-kar a-n[a i-li Ya-1j\u-tvM107 i3 ' i108 ta-fra-za e-np-pu-uS Sa ? ? ?[( )]ô 09 v!-// mi-na-a a-mu-ur a-\n\a-ku4 «-# mi-na a-m[u-uv110 qa-ab-lum i~ru-$a a-na ha-bi-ia

F vereinigt mehrfach zwei Verse in einer Zeile.

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 59

76 Kalkal weckte nun [den Nusku;]77 das Geschrei hören sie der [Igigu.]78 Nusku weckte dann [seinen Herrn,]79 vom Lager ließ er [ihn] auf [stehen.]80 „Mein Herr, umzingelt ist [dein Haus,]Si der Kampf lief heran [an dein Tor.]82 Enlil, umzingelt ist [dein] Ha[us,]83 der Kampf [lief heran] an dein Tor/'84 Enlil ließ die Waffen bringen in seine Wohnung.85 Enlil öffnete seinen Mund86 und sprach zum Wesir Nusku:87 ,,Nusku, verriegele dein Tor,88 nimm deine Waffen, tritt hin zu mir!"89 Nusku verriegelte sein Tor,90 nahm seine Waffen, trat hin zu Enlil.91 Nusku öffnete seinen Mund92 und sprach zum Kämpfer Enlil:93 ,,Mein Herr, (von) Tamariske(nfarbe) ist dein Gesicht;94 es sind (doch nur) deine Kinder, weshalb gerietest du in

Furcht?95 Enlil, (von) Tamariske(nfarbe) ist dein Gesicht;96 es sind (doch nur) deine Kinder, weshalb gerietest du in

Furcht?97 Schick hin, daß man Anu herunterhole,98 den Enki herbeibringe zu dir!"99 Er schickte hin, (und) man holte den Anu herunter,

100 den Enki brachten sie herbei zu ihm.Anu saß da^.der König des Himmels;

102 der König der Wassertiefe, Enki, [merkte] auf.

103 Die großen Anun[naku] saßen da.104 Enlil stand auf, und es ward Gericht ge[halten.]105 Enlil öffnete seinen Mund106 und sprach zu [den gros]sen [Göttern]:107 ,,Haben wirklich gegen mich sie [jetzt sich erho]ben? —108 Ich werde den Kampf führen109 Ihr Götter, was habe ich gesehen?110 Der Kampf lief her zu meinem Tor!"

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6è Wolfram von Soden

in A-nu pl-a-Su i-pu-Sa-am-ma5 An-mi pa-a-[$]u [112 iz-za-kcw a-na qu-ra-di aEn-lil113 zi-ik-ra §a dl-gi-gu114 [·/] l-mu-ý ba ? -bi-i&-ka6 zi-ik-ra[ ]

A III 115 li-si-ma [ 9 — 12 ]7 li-si~ma[116 te-er-ta ?-?[ 7 — 10 ]8 te-er-ta[117 a-na ma-\ri-ka ]118 ^En-lil pi-a-ht \i-pu-la-am-ma\9 dJE«-//Z pa-a-$[u ]119 iz-za-k v a[-na Sukkallim &Nuski \120 &Nusku pe-te [ba-ab-ka ]

F 10 *h^iskii po-te[121 ka-ak-ki-ka l[e-qe ]122 ß-ßæá pu-uh-ri[ ha-la i-li-ma]

F ii . i-na pu-hu-ur k[a-la123 ki-mi-is i-zi-i\z 6 — 8 ]

E II i [ su-un-ni a-wa-at]-m124 is-pu-ra-an-ni [a-bu-ku-nu A-nu\

E 2 [ ]Ë-*ÌF 12 \is-p~\u-ra-an-n\i

. 125 ma-li-ik-kii-nu [qu-ra-du

126 i<u-uz-za-hi-ku-[nu aNin-urta]E 4 [ ^Nin-]urta

127 u gal-lu-ku-n[u ^-En-nu-gi]E 5 [ aEn-]mi-gi

128 ma-an-nu-um-mi [i-la-ak a-na qa-ab-lim']E 6 [ qd]-ab-lim

129 ma-aii-nw-timf u-us-si a-na ta-ha-zi]E 7 [ . t]a-ha-zi

130 wa-a^-wti-ti[w 3 — 5 . ]tu-qu-um-E 8 [ t]u-qu-um-tam

9(131) [qa-ab-lam? 5—6 '10(132) ì-wa 6 — 8II(I33) [Ë-äá- 4—6!2(i34)[dJViis^ 3 — ̂ 4 K]a-la i-li-maI3(i35) [ 5—7 ' ]? ? ? ip-Su-ur14(136) [is-pu-ra-an-ni a]-bu-ku-mi A-nu·I5(I37) [ma-li-ik-ku-nu qu-ra]-du1 6(138) \vi\5-uz-za-lu-kii-nui?(I39) [^? gal-lu-ku-nu

140 ma^-an-nu-um-mi i-la-ak a-na qa-ab-lim']18 [ - qa]-ab-lim141 ma-[an-nu-um ý-tis-si a-na ta-ha-zi]

19 [ · ia-ha~]-zi

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasls-Mythus 6l

in Anu öffnete seinen Mund112 und sprach zum Kämpfer Enlil:113 „Die Rede davon, daß die Igigu114 sich rund herum stellten zu deinem Tor hin:115 Es gehe hinaus [ ] und [ ]116 Die Weisung ... [ ;]117 zu [deinen] Kinfdern ]" *118 Enlil [öffnete] seinen Mund119 und sprach z[um Wesir Nusku:]120 Nusku, öffne [dein Tor, ;]121 n[imm] deine Waffen,[ !]122 In der Versammlung [aller Götter]123 verbeuge dich, tritt hin, [erzähle] unser [Wort:]124 'Gesandt hat mich [euer Vater Anu,]125 euer Berater, [der Kämpfer Enjlil,126 euer Sesselträger (?) [Nin]urta127 und euer , [En]nugi (mit den Worten) :128 Wer [will gehen in den] Kampf?129 Wer [will ausziehen in die] Schlacht?130 Wer [will den] Streit,131 [den Kampf für] Enlil?'"132 Bei seinem [ ]133 [ ] Enlil.134 [Nusku ] alle(r) Götter;135 [ ] berichtete er:136 [, »Gesandt hat mich] euer Vater Anu,137 euer Berater, der Kämpfer Enlil,138 [euer Sesselträger (?) ]Ninurta139 [und euer ] Ennugi (mit den Worten):140 ['Wer will gehen in den K]ampf?141 [Wer will ausziehen in die Schla]cht?

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62 Wolfram von Soden

142 ma-\an-nu-um 3 — 5 tu-qu-um-tani]E 20 [ tu-qu-it}m-tam

143 qa-a\b-lamt 4 — 7 &En-lil]21 [ *E]n-Ul

144 2-tt [ 5 — 8 -Sul]22 [

145 #>-äá[- 4—623 [

146 ku-ul-la-a[t ka-la i-li-ma-nii]24 E ]?

147 ni-i$-ku*u\n . ? -ra]25 [ ]?148 i-wa Á[á-/á-áË-Áß]149 Sit-up-$i-ik-[ku at-ru id-du-uk-ni-a-ti]150 ka-bi-it du-[ul-la-ni-ma ma-a-ad sa-ap-sa-qum]151 þ ku^tl-l[a-at ka-la i-li-m }152 ßßä-/á pi-i-ni \na-ba-ba-am it-ti aEn-lil]

153 aNusk^^, il-q[e ka-ak-ki-su ]154 il-U-iku-[ . . . . ] ? [ ] ? [ ]155 be-U a-na ?[. . ta-as-^]w[-ra-]<m-w156 al-l[i-ik a-na . . . "\balma-abldu-ti157 ap-su-u\rl 3 — 5 ]? ra-bi-tam158 na-ab/p-[ 3 — 5 ]?- a?-si159 k\iwil-la-at ka-la i-l]i-ma-mi160 w-[ . . . ] tu-qu-um-ta-am161 n[i-is-ku-un . ]?-ni ß-na ka-la-ak-ki162 s[urup-si-ik-ku] at-ru id-d -uk-ni-a-ti163 [ka-bi-it du-u]l-la-ni-ma ma-a-ad sa-ap-sa-qum164 [ kii-ul-l~\a-at ka-la i-li-ma165 ^[ä-/á Ipi-i-ni na-ba-ba-am it-ti uEn-l

166 is[-me ]a-wa-tam su-a-£i167 ^En-lil \i-il-l~\a-ka di-ma-su168 ^En-lil i[t-ta-s]a-ar a-wa-as-su169 iz-#a-£[ar a-w# ^i-ra-rfi A-nim170 e-te-e\l4i is-ti-~]ka a-na sa-ma-i171 — 187 sind auf A und E ganz abgebrochen.

E III i [188] [ ] ? ?2 [189] wa-as-ba-at <*B[e-le-et-i-li s -as-s\u-ni3 [÷9°] *sa^as-su-ru li-id-di-a li-ib-ni-ma4 [191] su-up-si-ik ilim a-wi-lum li-is-si

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 63

142 [Wer will den Str]eit,143 den [Kampf für En]lil?'144 Bei \sei~\nem [ ;]145 [ Enl]il:146 '[Ihr Götter] alle [allzumal,]147/8 wir legten hin [unser ] in den [Erdgruben.]

149 Die [übergroße] Fronarbeit [tötete uns fast,]150 schwer ist [unsere Mühsal, viel Beschwerde gibt es.]151 Und (nun), [ihr Götter] alle [allzumal,]152 hat unser Mund vorgebracht, [daß wir uns bei Enlil bekla-

gen.'"]153 Nusku nahm [ seine Waffen, ,]154 ging ....[ ]155 „Mein Herr, zu .. [ hast du ] mich ge[sandt.]156 Ich gi[ng zu ]157 Ich berichtete ] das große [ ;]158 . . . . . . [ ] :159 'Ihr Göt[ter alle allzumal,]160 wir wollen [ ] den Streit;161 wir [legten hin unser in den Erdgruben.]162 Die übergroße [Fronarbeit] tötete uns fast, ·163 [schwer ist] unsere Müh[sal], viel Beschwerde gibt es.164 [Und (nun),] ihr Götter [al]le allzumal,165 hat unser-Mund [vorgebracht,] daß wir uns bei Enlil bekla-

gen/"166 Es hör[te] diese Rede167 Enlil, es [flies]sen seine Tränen.168 Enlil be[wahr]te seine (d.h. Nusku's) Rede,169 sprach [zum] Kämpfer Anu:170 Ich werde [mit] dir nach oben davon[gehen] in den Himmel.

171—188 sind ganz abgebrochen

189 es sitzt da B[elet-ili, der Mutter]leib.190 Der Mutterleib lasse fallen und erschaffe,191 dann soll der Mensch den Tragkorb des Gottes tragen!"

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64 Wolfram von Soden

5 [192] il-ta-am is-su-ý i-Sa-lu6 [193] tab-su-ut illm*& e-ri- -tam <*Ma-mi

7/8 [194] at-ti-i-ma sa-as-su-ru ba-ni-a-at a-wi-Ui-ti9 [I95] bi-ni-ma lu-ul-la-a Ii-bi-il5 ab-sa-nam

10 [196] ab-sa-nam li-bi-il Si-pt-ir &En-l11 [197] &Mip-si-ik ilim a-wi-lum li-is-si12 [198] &Nin-tu pi-a-sa te-pu[-s]a-am-ma×3 [I99l ßæ-za-kar a-na i^me§ ra-bu-ti14 [200] it-ti-ia-ma la na-tu a-na e-pe-si15 [201] it-ti ^En-ki-ma i-ba-as-si si-ip-m16 [202] $u-u-ma u[^i]l-la-al ka-la-ma17 [203] ti-id-da-am li-id-di-nam-ma a-na-ku hi-pu-us18 [204] ^En-ki pi-a-sii i-pu-sa-am-maX9 [2O5] iz-za-kar a-na i^me§ ra-bu-ti20 [206] i-na ar-hi se-bu-ti u sa-pa-at-ti21 [207] te-li-il-tam lu-sa-as-ki-in ri-im-ka22 [208] Harn is-te-en li-it-bu-hu-ma

A IV 209 [li-f]e-el-li-lu i-[lu i-na ti-i-bi\E 23 li-te-el-li-lu il me* i-na ti-i-bi

210 [i-na'] si-ri-$u u da\_-mi-sii\24 i-na si-vi-su u da-mi-$u211 uNin-tu li-ba-al-li-il \ti-id-da~\

25 aNin-tu li-ba-li-il ti-id-da212 i-lu-um-ma u a-wi-lum li-[ib-ta-al~li-lu]

26 ilum-ma u a-wi-lum213 pu-hu-ur i-na ti-id-d[i]

27 li-ib-ta-al-li-lu pu-hu-ur i-na ti-id-di214 ah-ri-a-ti-U u±-mi *upi-pa i ni-i$-ine

28 \a\h-ri-a-ti-is u±-mi uprpa i ni-iS-me215 i-na Si-i-ir i-li e-di-im-mu li-ib-H

29 \i-ri\a si-ir ilim wi-di-im-mu lib-si216 ba-al-ta it-ta-Su li-§e-di-$u-ma

30 \ba-a~]l\_-f\a it-ta-lu li-se-di-§\u-mal~\217' áÝ-su la mu-us-Si-i e-di-im-mu li-ib-si

31 [aS-su la m\u-us-si-i wi-di-im-mu l[ib-$i]. 218 i-na pu-uh-ri i-pu-lu a-an-na32 [i-na pu-uh-r]i i-pu-lu a-an-n[a]

219 ra-bu-tum aA-nun-na[ ]·220 pa-qi-du si-ma-ti ·221 i-na ay-ÁÀ se-bu-ti sa-pa-at-ti222 te-li-il-tam ý-sa-as-ki-in ri-im-ka223 dGestu(pi)-e i-Z# s i-su-ý te^-e-ma224 ?'-Wtf pu-uh-ri-su-nu it-ta-ab-hu

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasls-Mythus 65

192 Sie riefen die Göttin, fragten193 die Hebamme der Götter, die weise Mami:194 ,,Du bist der Mutterleib, der die Menschheit erschafft,195 erschaffe den Urmenschen, daß er das Joch auf sich nehme!196 Er nehme das Joch auf sich, das' Werk des Enlil,197 den Tragkorb des Gottes trage der Mensch!"198 Nintu öffnete ihren Mund199 und sprach zu den großen Göttern:200 ,,Mit mir (allein) ist es nicht tunlich, (etwas) zu tun:201 nur mit Enki zusammen ist es ein Werk!202 Er reinigt Jegliches;203 er gebe mir den Lehm, dann will ich (es) tun!"204 Enki tat seinen Mund auf205 und sprach zu den großen Göttern:206 ,,Am Monatsersten, am siebenten und fünfzehnten Tage207 will ich die Reinigung veranstalten, ein Baden.

208 Einen Gott soll man schlachten,209 dann mögen sich die Götter durch Eintauchen reinigen!210 Mit seinem Fleisch und seinem Blut211 möge Nintu den Lehm überschütten;212 der Gott und der Mensch mögen beschmiert werden213 gemeinsam mit dem Lehm!214 Für alle zukünftigen Tage wollen wir die Trommel(?) hören;215 aus dem Fleisch des Gottes werde Edimmu (Var. Widimmu)!216 Den Lebenden lasse er kennen sein Zeichen,217 dann werde, um nicht in Vergessenheit geraten zu lassen,

Edimmu (Var. Widimmu) l"

218 In der Versammlung antworteten ein Ja219/20 die großen Anunna, die die Schicksale betreuen.

221 Am Monatsersten, am siebenten und fünfzehnten Tage222 veranstaltete er die Reinigung, das Baden.223 Gestu'e, den Gott, dem Planungsfähigkeit eignet,224 schlachteten sie in ihrer Versammlung.ZA 68/1

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66 Wolfram von Soden

225 i-na U-ri-su u da-mi-su226 uNin-tu u[-b]a-li-il ti-id-da227 ah-ri-a-t[i?-is? uj-mil 3—5 ]?

A V 228 i-na Si-i-ir i-li e-di-\im-mu ib-si]229 ba-al-ta it-ta-su ti-§e-[di-su-ma]230 as-su la mu-us-si-i e-di-im-mu [ib-$i]

231 is-tu-ma ib-lu-la ti-da sa[-t]i232 is-si ^A-nun-na i-li ra-bu-Hfl233 al-gi-gu i-hi ra-bu-tum234 m-if-tam id-du-ý e-lu ti-id-di235 \^M]a-mi öß-a-sa te-fyu-ia-am-ma236 \_iz-z\a-kar a-na i-li ra-bu-tim237 [si-f]p-ra ta-aq-bi-a-ni-im-ma237 u-sa-ak-li-il239 i-lam ta-at-bii-ha qa-du te±-mi-su240 ka-ab-tam du-ul-la-ku-nu u-s[a-a\s-si-ik241 sit-up-si-ik-ka-ku-nu a-wi[-l]am e-mi-id242 ta-as-ta-ah-da ri-ig-ma a-n[a]La-wi-lUfti243 ap-tu-ur ul-la an-du-ra[-ra as-ku-u^n244 is-tmi-ma an-ni-a-am qa\_-ba-sd\245 id-da-ar-ru-ma u-na-as[-si-qu se-pi-sa]246 pa-na-mi aMa-mi [ . . . . ]247 i-na-an-na be-le-[et ka-la i-li]248 lu-ý s[u-um-ki]249 ß-te-er-bu [a-na ]250 ni-is-s[i-ku &En-ki ^Ma-mi]251 ?[ . . . i

/Gro e L cke in A bis Ende V

EIV i [271]. [ ^ ] ? ?[ ]2 [272] [ ] i-ir-ti-sa3 [273] [ -]n'?(A«??) zi-iq-mi4 [274] [ · · · ·]? ^"^ '̂̂ '5 [275] \_ii-nal nat-~\ra-ti u su-li-i .6 [276] [ih-]ti-ru! as-sa-tum murus-sa7 [277] [sa- s-s^i-ra-^w pu^th-hu-ra-ma8 [278] [z^a-as-äá]-^ <*Nin-tu9 [279] \i-ma\-an-nu ar-hi ,

10 [280] [i-wa 6 f] si-ma-ti is-su-ý es-ra arha(m)

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 67

225 Mit seinem Fleisch und seinem Blut226 überschüttete Nintu den Lehm.227 Für alle zukünftigen Tage ]228 [wurde] aus dem Fleisch der Götter Edi[mmu].229 Den Liebenden ließ er [kennen] sein Zeichen,230 so [wurde], um nicht in Vergessenheit geraten zu lassen,

Edimmu.231 Als beide(?) diesen Lehm überschüttet hatten,232 rief er die Anunna, die großen Götter.233 Die Igigu, die großen Götter,234 spieen Speichel auf den Lehm.235 Mami öffnete ihren Mund236 und sprach zu den großen Göttern:237 „[Das] Werk habt ihr mir befohlen,238 und nun vollendete ich es;239 den Gott habt ihr geschlachtet mit seiner Planungsfähigkeit.240 Eure schwere Mühsal habe ich (damit) abgeschafft ;241 euren Tragkorb legte ich dem Menschen auf.242 Ihr beschertet nun der Menschheit Geschrei;243 ich habe den Halsring gelöst, Lastenbefreiung [bewirkt/']244 Sie hörten diese [ihre] Rede,245 liefen überall hinzu, küß[ten ihre Füße.]246 ,,Früher, Mami, [ ;]247/8 jetzt sei Her[rin aller Götter dein] Na[me!"]249 Sie traten nun ein [in ,]250 der [ Ea, Mami]

251—271 sind ganz abgebrochen

272 [ ] ihrer Brust.273 [ ].'.. der Bart;274 [ ] Wange des Mannes. -275 [Auf den Flüs]sen und Straßen276 [frei]ten einander die Gattin und ihr Gatte.277 [Die Mutterleiber sind versammelt,278 [es sitjzt da Nintu,279 [zäh]lt die Monate.280 [Im Haus] der Schicksale riefen sie aus den zehnten Monat.

5*

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68 Wolfram von Soden

Ë VI 28t e$-ru arhu [i]l-li[-/ta]-am-maE 11 [e$-r]u ar/ju il-li-ha-am-ma

282 ['i]f/-lu-up pa-le-e $i-li-tam ip-leJ2 \iq-*\lu-up pa-le-e si-li-tam ip-te283 na-am-vu-nia ha-\d\u-u pa-nu-Sa

13 [nci]-ani-YU-ma ha-du-ý pa-nu-Sa284 i*-pu-ur ka-ag-qa-as-sa

14 \i"\y-pu-ur ha-aq-qa-as-sa285 ta-ab-su-ta-am i-pu[-u^

15 Sa-ab-su-ta-am i-pu-iiS286 [q]a-ab-li-S[a] i-te-ze-eh

3 6 [q~\a-ab-li-$a i-te-ze-eh287 i-ka-ar-ra-ab

17 . i-ka-ar-ra-ab288 \i-si-i\v qo-ma u li-bi-it-ta. id-di

18 i-si-ir qo-ma u li-bi-U-ta id-di289 [a-na-hu-^mi ab-ni i-pu-§a q\a-ta-ia\

19 a-na-hu-mi ab-ni i-pu-la qa-ta-ia290 ta[-ab-s]u-timi i-na bi-it qa-di-il-ti l\i-ih-du\

20 tab-su-ttim i-na bi-it qa-di-i$-ti li-ih-du291 á-/[ú a-l\i-il-tum u-itl-la-[du-m ]

21 a-/z a-li-it-tum u-ul-la-du-ma292 um-rtii le-ev-vi293 w-'a.^-a^-J^w-w ra-ma-an-$a

22 um-m[i S]e-er-ri u-KAR-ru-u ra-ma-an-$a294 9 w[4-mi /i-]m-wa-(ii li-bi-it-tum

23 9 «[4-mz l]i-in-na-di li-bi-it-tum295 z tu-uk-t[a-b]i-it ^Nin-tu sa-as-su-ru

24 i t\u-iili-ta\b-bi-it *Be-le-et-i-li296 d.Ma-;m[ al-hai-su-vi\u i ta-ab-bi

25 [dMa?-mz? a?-]//a?-sw-ww t /áä-6'ß297 * ^á[" · · s]a-as-sw-r«298 '̂ /a[-a^-^f] ki-ta-am

26 [i to- . . $a-as-s]w-ra i ta-ad-di ki-tam299 i-?2a ?[ . . . -wa-]iZe- e-er-§i

27 [t-wa . . . ]? na-de-e e^'(Gis.N )300 li-ih-ti-\rit a$-$a\-tum éú mu-sa

28 [li-ih-ti-ru a$-$a-tuiri] i/L mu-us-sa

301 i-nu-ma as-s\u-ti ] mu-tu-ti302 i-^a W- [ . . ] « ? i ta-ah-du Is-tar303 9 w4-wi [li-is-]$a-ki-in hi-iu-tum304 7s-j5ar [/i-sa?-]a£-^w-^ als-ha-ra305 i-wa[ . . . . ]?-fe' si-ma-nu si-im-ti306 [ . . afi-titf-nu? t]a-ab-bi-[a]-n[im?]

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 69

281 Der zehnte Monat kam,282 da schälte sie die Stangen ab, öffnete den Mutterleib.283 Hell strahlend und freudig war ihr Gesicht;284 sie bedeckte ihren Kopf,285 . sie tat den Hebammendienst.

286/7Ihre Hüften gürtete sie, segnet;288 sie zeichnete (einen) Mehl(kreis) und legte einen Ziegel hin.289 „Ich habe geschaffen, meine Hände taten es;290 die Hebamme möge sich im Hause der 'Geweihten' freuen!291 Wo die Gebärende gebiert,292/3 die Mutter der Kinder selbst entbindet,294 möge neun Tage lang der Ziegel hingelegt werden;295 geehrt werde Nintu, der Mutterleib (Var. Belet-iK)!296 Mami, ihre [Schwerster, möge nennen;297 sie [ ] den Mutterleib,298 lege hin die Matte!299 Bei .. [ ].., dem Aufstellen des Bettes,300 mögen einander frei[en die Gatjtin und ihr Gatte.301 Zur Zeit der Gattinfschaft] und der Gattenschaft302 möge im Hause [ ].. sich Istar freuen!303 Neun Tage lang [möge] ein Freudenfest gefeiert werden;304 die Istar [mögen sie anru]fen(?) als Ishara!305 In [ ].... zum Zeitpunkt des Schicksals306 [ habt ihr] [für mich] benannt.

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70 Wolfram von Soden

3073è8

3ú9320321322323324325326327328329330331332333

VII 334335336337338339340341"34.2•JT··*·343344345346

34734.8O*t"349350

35lE V i

3522

3533

C w\i'ir^'?

[ 4—6 ]?[ 4-6 ]309 — 318 ganz abgebrochen

?[rp-[AN[[w-?[?[?['Ú-a-wi-lum[ 8 — 10

zu-uk-ki mu-sa-[ab? 7—9ma-ru a-na a-bi-[su 7 — 9

? [ ] gi is sil [ 8 — 10it-ta-as-bu-ma NI?[ 7 — 9

su-una-si?[ 7 — 10i-mu-iw-mat [ 3 — 4

aEn-lil?[ . . ]-ari-[ 4 — 6i-ta-dh-zu la-qa-ti ? ? [ . . ] ?

áÆ-Zi ma-ar-ri ib-nu-ý es-s[u]-tiß-ki ib-nu-ý ra^bu-t[im]

b -bu-ti-is ni-si ti-i-ti-is \_i-li\[ 5—7 ]?«[ 3—4 ] '

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[ma-iwm ir-ta-pi-i§] ni-$u im-ti-da[ · -ßß]á

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 71

3°7—327 sind ganz oder fast ganz abgebrochen

328 Der Mensch [ ;]329 reinige di§ Woh[nung !]330 Der Sohn zu [seinem] Vater [ ;]331 ..[....]·· C ]332 Es setzten sich nun hin ... [ ;]333 (gerade) er trägt ..[ ]334 Es sah ...[..... ;]335 Enlil..[ ] [ ]336 Sie faßten einander, die [ ;]337 neue Hacken (und) Spaten schufen sie.338 Große Kanaldeiche schufen sie339 fü1 die Hungerstillung der Menschen, die Nahrung [der Götter.]340—345 ist kein vollständiges Wort erhalten

346 [ ] des Menschen;347—3 50 a ist kein vollständiges Wort erhalten

351 [ ] das Kind.352 [Nicht vergingen I2]oo(?)5 Jahre,353 [da wurde das Land immer weiter], die Menschen wurden

immer zahlreicher.

5 Das erhaltene Zahlzeichen 600 kann abweichend von Tf. II i auch zu einemhöheren Vielfachen der 600 ergänzt werden, etwa 1800 oder 2400.

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72 Wolfram von Soden

354 ma[-tiim ki-ma li-i] i-sa-ap-pu355 i-na \hu-bu-ri-$i-na\ i-lu it-ta-cf-da-ar356 [ En-l i$-te-me] ri-gi[-i]m-si-in357 [iz-za-kar a-]na i-li ra-bu-tim358 [ik-ta-ab-ta ]ri-gi[-i]m a-wi-lu-ti359 [i-na lm-bu-ri-si}-na ý-za-am-ma si-it-ta360 [qi-bi-a-ma su-r]u-tip-pu-u li-ib-s[i]361 [ ']? ?&'-? ? ? ?[ ]3 6 2 ? [ ] ? ? ? [ . . . . ]363 «-?[ . ]364 ii su-[u mAt-ra-am-ha-si-is]365 il-su ^En-ki ý-zu^-un-su pe-ti-a-a(]366 i-ta-mu i[t-ti i-li-su]367 u su-ý il-su it-t[i-su i-ta-mu]368 mAt-ra-am-ha-si-is pi-a[-sti i-pu-sa-am-ma~\369 iz-za-k r a-na [be-li-su]370 á-ßßÀ ma-^tiy-mi ib[p[- ] ? [ · · · · ]371 miwir-sa i-im-mi-dii-ni-a-ti a-[dil . . ]372 ^En-ki pi-a-su i-pu-§a-a[m-md]373 iz-za-kar a-na ar-di-[su]374 5[i-]6w-^' si-[Z]w-ni i-[&i]375 ?[ ] s^? ^"a qi-ri-ib bi-ti-is-k[a]376 q[e]r?-ba-mi li-i[s-s\u-u na-gi-ru377 ri[-ig]-ma li-s\e-~\ep-pu-u i-na ma-t[im]378 £[<z-]d^>-Z#-A# i-li-kii-un379 tu[-s]a-al-li-a \i~\s-ta-ar-kiwi,n380 Na\m-~\ta-r\a\ si-a ba-ab-su381 bi-la e-p[i-t]a a-na qu-ud-mi-su382 li-il-U-ik-hi ina-as-ha-tum ini-qfam?]383 . li-ba-as-ma i-na k[a-a~\d-[re-e]384 li-sa-aq-qi-i[l] qa[-a~]s-su385 mAt-ra-am-ha-si-is il-qe-a te-er-tam386 si-bu-ti ý-pa-ah-he-er a-na ba-bi-su387 ^Afcra-am^ha-si-is pi-a-hi, [i-p]u[-sa-am-ma]388 \_iz~\-za-k\ar] a-na si-bu-[ti]389 si-bu-ti 'si-[l]u-ni [ab^-bi]

VIII 390 [ä^?-Æß? iq-bi-a-am qi-ri-ib bi]-ti-is-ka391 [qer?-ba-mi li-is-^su-ý na-gi-ru392 [ri-ig-ma li-se-e^p-pu-ôß i-na ma-tim393 [e ta-ap-la-ha] i-li-ku-un394 [ ^-sa-aZ-Z]i-a i[s-tar-k]u^m

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 73

354 Das Land lärmt [wie Stiere] ;355 durch [ihr lautes Tun] geriet der Gott in Unruhe.356 [Enlil hörte] ihr Geschrei;357 [er sprach] zu den großen Göttern:358 [,,Zu lästig wurde mir] das Geschrei der Menschen;359 [infolge ihres lauten Tuns] entbehre ich den Schlaf.360 [Gebt Befehl, daß ein Käl]tefieber aufkomme;

361—363 ist kein vollständiges Wort erhalten

364 Aber er, [Atramhasis],365 sein Gott war Enki, [sein] Ohr [war geöffnet.]366 Er spricht [mit seinem Gott,]367 und er, sein Gott, [spricht] mit [ihm],368 Atramhasis [öffnete seinen] Mund369 und sprach zu [seinem Herrn:]370 „Bis wann .. . [ ]371 legen sie uns die Krankheit auf b[is ?]372 Enki öffnete seinen Mund373 [und] sprach zu [seinem] Diener:374 ,,Älteste als Senioren be[rufe!]375 ··[···] "tritt herzu zu deinem Hause!376 'Kommt herzu!' sollen rufen die Ausrufer,377 sollen sehr laut rufen im Lande:378 'Verehrt nicht eure Götter,379 ruft nicht an eure Göttin!380 Namtaras Tor (aber) sucht auf,381 bringt Gebäck vor ihn!382 Zu ihm gelange das Röstmehl, das Op[fer,]383 daß er beschämt werde durch die Begrüßungs[geschenke]384 und dann seine Hand wiege!'"385 Atramhasis nahm den Auftrag an,386 versammelte die Ältesten an seine Tür.387 Atramhasis öff[nete] seinen Mund388 [und sp]rach zu den Ältes[ten:]389 ,,Älteste als Senioren [berief ich.]390 [Mein Herr sagte zu mir: Tritt herzu zu] deinem Hause!391 [Kommt herzu! So sollen ru]fen die Ausrufer,392 [sie sollen sehr laut] rufen im Lande:393 [Verehrt nicht] eure Götter,394 [ruft nicht] an eure [Göttin!]

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74 Wolfram von Soden

395 [Nam-ia-ra si-a] ba-ab-ht396 [bi-la e-pi-ßá a-na gju-ud-mi-Sa1

397 [li-i\l-li-ik-$u ma-as-ha-tum n[i-qum?]398 [li']ba-aS-ma i-na ka-ad-re-e399 \li-§]a-aq-qi-il qa-as-sii400 [$i-b]u-lum iS-mti-ý zi-k[i-ir-$u~\401 \Na\ni-ta-ra i-na a[-li]402 [i]b-nu-u bi-[is-su]403 [iq-]bu-ma is-su-ý [na-gi-ru]404 [ri-i]g-ma u-§e-ep-p\u-u i-na ma-tim]405 [ý-ul] ip-la-hu i-\li-su-uri\406 [ý-ul] u-se-el-lu-u [is-tar-su-uri]407 [Nam-ta]-ra i-si-ý [ba-ab-su]408 \iib-Ut\ e-pi-tam a-na qu-ud-m\i-sii\409 \il-li-i~\k-su ma-as-ha-tum ni[-qum?~\410 \i-ba-as-m~\a i-na ka-ad-r[e-e\411 \u-sa-aq-q\i-il qa-as-su412 [su-m-up-pu-u i-te-z\i-ib-si-na-ti413 [i-/w á-çá ni-qi-si]-na it-tu-ru414 [ ]? m ?[ ]415 [ ]?-am- «?-w[w? . . . ] ? [ · · · · ]416 [fi-]«/ il'(liy-ik[-ma] 600.600 s[an tum\417 26418 416419 DUB I-KAM.MA i-nu-ma i-hi a-wi-htm420 MU.SID.BI 416421 SU N r (ZAL G)-M-a DUB.SAR.TUR422 ituNis' ̂ ^B R.ZAG.GAR) UD.2I.KAM

423 irm Am-mi-sa-du-qa lugal-e424 alam-a-ni mas-gaba-tab-ba su ?425 u alam-a-ni su-silim-ma ab-ba?-a

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasls-Mythus 75

395 [Namtaras] Tor (aber) [sucht auf,]396 [bringt Gebäck] vor ihn(!)!397 Zu ihm [gelan]ge das Röstmehl, das [Opfer,]398 [daß er] beschämt werde durch die Begrüßungsgeschenke399 und dann seine Hand wiege!'"400 [Die Äl]testen hörten sein] Geheiß, .401/2 Namtaras Haus in der St[adt] bauten sie.403 [Es spra]chen, riefen [die Ausrufer,]404 [sie rie]fen sehr laut [im Lande.]405 [Nicht (mehr)] verehrten sie [ihre Götter,]406 [nicht (mehr)] riefen sie an [ihre Göttin.]407 [Namta]ras [Tor] suchten sie auf,408 [brachten] Gebäck vor [ihn.]409 [Es gelangte] zu. ihm das Röstmehl, das Op[fer,]410 [er wurde beschämt] durch die Begrüßungsge[schenke]411 [und wieg]te dann seine Hand.412 [Das Kältefieber verjließ sie,413 [die Götter] kehrten zurück [zu ihren6 Opfern.]

414/5 ist kein vollständiges Wort erhalten

416 Nicht vergingen 1200 [Jahre.]418 416 (Zeilen)419 Erste Tafel „Als die Götter (auch noch) Mensch waren". j420 Ihre Zeilen (sind) 416,421 Hand des Nür-Ajja, des Schreibergehilfen,422/5 (Datenformel des 12. Jahres des Ammisaduqa)

(der Text ist noch unklar)

nämlich der Menschen, die nun wieder opferten.

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76 Wolfram von Soden

KOMMENTAR

NB. Auf Einzelerläuterungen, die ich bereits in Or. 38,415 ff. gege-ben habe, sowie Lamberts reichhaltigen Kommentar komme ich hiernur zurück, wenn die weitere Diskussion das notwendig erscheinenläßt.

Z. i ist nach wie vor strittig wegen der ungewöhnlichen Aussage.C. Wilcke ZA 67,161 übersetzt zwar ähnlich wie ich; Th. Jacobsenüberrascht aber in The Treasures of Darkness 117 mit der Wieder-gabe ,,When Ilu (i.e., Enlil) was the boss", obwohl es weder für üu =Enlil noch für awlhim „boss" (vgl. dazu CAD und AHw.) irgendeinZeugnis gibt. Es bleibt festzuhalten, daß es einen Lokati v-Adverbialaltbab. bei Personenbezeichnungen nicht gibt; die junge Variantekl amlli in Or. 38,533 stellt eine Textänderung dar als Folge des ver-lorengegangenen Verständnisses für die ursprüngliche Aussage. Sobleibt meine Erklärung des Verses bestehen. Für die Quellennach-\veise vgl. S. 52. [Korr.-Zusatz: In Essays... in Memory of J. J. Finkel-stein S. 113-7, versucht Th. Jacobsen unter dem Titel "Imima Iluawilum" jetzt eine Rechtfertigung seiner Deutung, nennt aber wederfür Ilu = Enlil noch für awihim „boss" einen überzeugenden Beleg,kann daher meine Übersetzung und Deutung nicht widerlegen].

Z. 2. Da für den Kanalbau nur Erdarbeiten nötig waren, ist hierwohl eher der Erd-Tragkorb als der Ziegel-Tragrahmen gemeint.

Z. 5f. Das Verständnis der beiden Verse ist wiederum umstritten.C. Wilcke erkennt gegen B. Kienast — vgl. dazu u. S. 81 zu Z. 232ff.— sebettam als Akkusativ an, übersetzt aber »siebenfach«, obwohl erfür die Verwendung der Kardinalzahl als Multiplikativzahl keineüberzeugende Begründung geben kann. Sein 'Hauptargument gegenmeine Übersetzung ist, daß die später ..erzählte Streikaktion eine weitgrößere Zahl der Igigü voraussetzt. Das ist richtig. Da der Dichteraber nach Vers i hier die arbeitenden Götter in Parallele zu den Men-schen sieht, rechnet er in den 2500 Jahren der Fronarbeit mit einerähnlichen Vermehrung, wie er sie in Z. 352f. bei den Menschen nachder Schöpfung unterstellt. Er mußte das nicht ausdrücklich sagen, daVorgänge, die für den Fortgang der Erzählung als nicht wesentlichangesehen wurden, auch sonst oft uneiwähnt bleiben.

Z. 8: Die Übersetzung ,,Kämpf er" für qurädum ist ein Notbehelf;gemeint ist nur, daß ^.-Götter, wenn notwendig, den Kampf nichtscheuen.

Z. 10: Zur Lesung s. S. 79 zu Z. 127.Z. ii: Die von Wilcke I.e. ohne Vorschlag einer Alternative ange-

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 77

zweifelte Lesung dieser Zeile habe ich kürzlich noch einmal über-prüft. Sprachlich und vom Sinn her ist sie einwandfrei. Für die Artdes Losens durch Hochstoßen einer mit Lossteinen gefüllten Flaschevgl. schon Or. 38,42l1.

Z. 14 bietet Wilcke zwei Zeichen mehr, als äußerstenfalls in derLücke Platz finden könnten. Zudem ist il-ti-qi statt normalen il-te-qeganz unwahrscheinlich. Mit ba- - übernimmt W. den Umschrifttextvon Lambert gegen die Kopie in CT, die mit dem Original über-einstimmt. Im letzten Wort ist [£]u nicht sicher, da ich von einemSchrägkeil nichts sehen konnte. Nach den Raumverhältnissen ist tuaber wahrscheinlicher als Su oder ku. Entgegen den bisherigen Mei-nungen muß pa-la-lQu!-us-su Subjekt zu \ile\qqe und damit eineBezeichnung Enlils sein ähnlich dem für Enki gebrauchten nasslku.Ich kann diese sonst nicht nachweisen und nicht deuten, obwohl esnahe liegt, in pala- pala = palüm ,,Regierungszeit" zu sehen. DerTitel Enlils kann fremder Herkunft sein.

Z. 15ff. Lesung nach Wilcke I.e. In Z. 19 ist [i-na] u-u\l s]a-ma-i(nach K. Hecker) zwar graphisch möglich; ülu „Höhe" wird imAkkadischen aber trotz der korrekten Nominalform purs nicht gebildetund durch mein bzw. mülu ersetzt. Meine Ergänzung ist trotz derungewöhnlichen Pleneschreibung hi-u-ut sprachlich und sachlich ein-wandfrei und entspricht in Z. 20 genau den Spuren.

Z. 2i ff. sind hier versuchs\veise ergänzt. Von den Wörtern für„Kanal" kommt hier wohl nur palgu in Frage, da atappu ein kleinerKanal ist und pa(-at}-ta-tim noch mehr Raum beansprucht. Als Ver-bum könnte etwa in Z. 25 auch ih-tu-tu „sie gruben'' ergänzt werden.Daß der Tigris vor dem Euphrat gegraben wurde, geht aus Atr. 43,5ff., der assyrischen Neugestaltung des Mythus, hervor. Obwohl dieMehrzahl der großen Städte in Babylonien am Euphrat lag, nenntinteressanterweise auch die Liste HARRA den Tigris vor diesem(s. MSL n,io6,33if. (altbab.), 46 III I3f. und 24:2,3!); das gleichetun ältere Texte (s. RGTC 2,257) und das AT in Gen 2,14.

In Z. 31 f. ist nicht klar, worauf sich das Suffix -$u bezieht; amehesten ist wohl an einen Berg zu denken. In Z. 33 freilich wirdsadü vielleicht eher im Sinne von „Steppenland'' gemeint sein (s.AHw. 1125 a:io), weil in Babylonien Steppe und Lagune die beidenwichtigsten Urlandschaftsformen darstellen.

Z. 36.38. Wann im Epos supsikkum den Tragkorb bzw. den Trag-rahmen bezeichnet und wann die Fronarbeit allgemein, ist nichtüberall deutlich. Der Babylonier hörte aus dem Wort vermutlichbeides gleichzeitig heraus.

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78 Wolfram von Soden

Z. 37 ist die Ergänzung der teilweise zerstörten Zahl zu 2500 wohldie einzig mögliche, weil in allen anderen Fällen ungerade Hunderterherauskommen würden wie etwa 6100 oder 9700, an die gewiß nichtzu denken ist. 2500 ist das Quadrat von 50, der Zahl des für die Fron-arbeit verantwortlichen Enlil. Vgl. auch u. zu Z. 352 ff.

Z. 39 ist wohl eher zu [i-na-bu]^{, als zu \i-da-bu~\-bu zu ergänzen.nabäbum findet sich auch in Z. 165. Die Bedeutung wäre dann aller-dings gegen AHw. 694a eher ,,klagen, Klage führen", karsl akälumkann hier nicht gut ,,verleumden" bedeuten, weil mit Recht geklagtwird.

Z. 41 liegt die vorgeschlagene Ergänzung angesichts der Funktiondes laßuttüm bei öffentlichen Arbeiten nahe.

Z. 49. Die Lesung und Deutung dieser so stark zerstörten Zeilebleibt ganz unsicher, zumal da auch nicht mit Sicherheit festzustellenist, welcher Gott hier redet.

Z. 58 und 60 erlauben die Spuren die Lesung al-t\i\ (s. Or. 38,422)wie auch al-k[a]. Gegen letztere spricht, daß offenbar mehrere Götterangeredet sind, sodaß man al-ka-nim erwarten sollte; dafür aber reichtder Platz nicht.

Z. 6iff. In den folgenden Doppelversen findet sich öfter die Allitera-tion zur Steigerung der Intensität der Aussage.

Z. 62: qablam balälum ,,den Kampf vermengen" kann man nur sehrfrei ins Deutsche übertragen.

Z. 64: nadü wird nur sehr selten mit zwei Akkusativen verbunden;vgl. AHw. 706f. sub ib und 18 und hier S. 90 zu Z. n. In jüngerenTexten sind allerdings die Akkusativ- und Dativformen der Prono-minalsuffixe sehr oft nicht zu unterscheiden. Das -ma nach id-du-uist wohl nur wegen des trochäischen Versschlusses angefügt.

Z. 67: nakäsum ist ein selten gebrauchtes teilweises Synonym zunadu. Außer AHw. 721 b ist noch auf WL 93 hinzuweisen, wo nakäsummit Schafen als Objekt im Sinne von ,,vernachlässigen" steht, und aufARM 13,38,16 (lies ik-ki\-su], wo vom Unbestelltseinlassen von Felderngesprochen wird. H. Hirsch wies.in AfO Beih. 13, 2. Aufl. Zusatz 5/.darauf hin, daß es altass. ein von nakäsum abzuleitendes nikistumgebe, das in dem dort besprochenen Text HUCA 39,13 mit nakäsumverbunden ist, in seinem Sinn trotz 3 Belegen allerdings vorläufignicht ganz klar ist.

Z. 68: Zu reziprokem i-ta-ah-zu-nim s. R. Borger, HKL 2,157.Z. 69 ist die Sandhi-Schreibung bei dem.ursprünglich mit w anlau-

tenden atmänu interessant und der archaisierende St.cstr. mit i-Endung, der wohl rhythmisch bedingt ist.

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 79

Z. 74 f. Die neuen Ergänzungen an den Zeilenenden sind nach demZusammenhang sehr wahrscheinlich. Das Kausativ zu pehu „ver-schließen" war bisher nicht bezeugt.

Z. 84: Für surdu ,,(hin)bringen lassen vgl. AHw. 967b sub § i.Z. 93.95: Die richtige Deutung von bi-nu bu-mi-ka gab R. Borger

in HKL 2,158 (ebd. auch zur wahrscheinlichen Ergänzung von Z. 102nach W. Schramm).

Z. 98.100. Da nabfpäk/qum m.\V. immer noch nur in altbab. Dich-tungen bezeugt ist, lassen sich die Radikale nicht genau bestimmen.

Z. 105 f. ist in F offenbar ausgelassen.Z. 114. Wenn lawum hier wirklich vorliegt, wäre altbab. nicht nur

mu statt wu auffällig, sondern auch der TermAdv. statt des Akk.von bahn; vgl. zu Z. 366. lemu II ,,nicht wollen" begegnet sonst nurim Stativ und ist deswegen hier wohl nicht anzunehmen, ba- ist hierübrigens nicht ganz sicher, auf alle Fälle etwas ungewöhnlich geschrie-ben. Die Übersetzung bleibt unsicher.

Z. 123: Die Ergänzung nach dem Zusammenhang in E i ist un-sicher.

Z. 126: Ob die Schreibung von git(z)zalum mit hier eine Neben-form mit anlautendem k meint oder lediglich eine Schreibermarotteist, läßt sich nicht sicher sagen; in Z. 9 ist das Zeichen abgebrochen.An klguzallu ,,Schafhirt" ist hier jedenfalls nicht zu denken, da diesesWort nie als Göttertitel gebraucht wird.

Z. 127: A. Falkenstein vermutete nach C. Wilcke, ZA 67,162 hiereine Lesung uiul\-gal-Ui-su-nu ,,ihr Oberhirt", da iitulgallu als Titeldes Ennugi bezeugt ist ( . 116,58). Das Original bestätigt dieseLesung auch nach freundlicher Kollation von C. B. F. Walker nicht;in Z. 10 und in E-17 ist das Zeichen abgebrochen. Da ein gallum IIals Göttertitel sonst nicht bezeugt ist, läßt sich ein Schreibfehlernicht ausschließen. Man wird weitere Textzeugen bzw. neue Belegefür Ennugi mit Titel abwarten müssen.

Z. 128 f. darf die Ergänzung wohl als sicher gelten. Die folgendenZeilen sind vorläufig nicht herstellbar, da auch die Wiederholungder Rede in Z. isoff. ganz schlecht erhalten ist.

Z. 145: " -6 -[ ] könnte zu ib-ba-[si\ ,,es entstand" oder ib-ba-[al-ki-tu] ,,sie lehnten sich auf" ergänzt werden.

Z. 1460. beruhen die falschen Ergänzungen von W. G. Lambertauf einer Vermengung der beiden altbab. Versionen der Dichtung,die in ihrem Wortlaut oft voneinander abweichen. Eine so falscheForm wie *ni-ig-ra-ain ist nirgends bezeugt. Der winzige Rest vonE 25 gehört vielleicht zu Z. 148. Auf das Bruchstück eines hethitischen

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8 Wolfram von Soden

Paralleltextes wies J. Siegelova in ArOr. 38,135 ff. hin. Die Zeichenam Ende von Z. 156 sind nicht ganz deutlich.

Z. 160 wäre eine Ergänzung wie ni-[de-ek-ki] „wir entfesseln (denKampf)'' denkbar (s. AHw. i66b sub 3).

Z. 163ff. Für den parallel laufenden Text von K(+)M||L||N s.u.S. 89f.

Z. 165: Zur ganz genau noch nicht erkennbaren Bedeutung vonnabäbum s.o. zu Z. 39.

Z. 168: Die Lesung i\t-ta-s\a-ar nach Kollation. Für awätam nasärumvgl. AHw. 755 f. sub 12 a.

Z. 190. Für die Lesung li-id\-di\-a vgl. schon Or. 39,314.Z. 210 ff. Vgl. hierzu meine Überlegungen in SBM De Liagre Bohl

350 ff. Das Verbum balälu ist im D- und Dt-Stamm nicht ganz ein-deutig, weil bullulu im Sinne von ,,vermischen" und von „über-schütten, beschmieren" stehen kann (s. CAD B 42/4 und AHw. 98a).Ich meine, daß hier nur die letztgenannte Gebrauchsweise einen wirk-lichen Sinn ergibt.

Z. 214. Ob uppum als Musikinstrument eine Trommel oder einePauke ist, läßt sich ohne eine neue umfassende Untersuchung derBezeichnungen für Musikinstrumente wohl nicht feststellen.

Z. 215. Zu e-di-im-mu mit der bei einem Wort vermeintlich sumeri-scher Herkunft ganz ungewöhnlichen Variante wi-di-4m-mu vgl. meinenzu 210 ff. genannten Aufsatz, in dem die Herkunft aus einer anderenSprache vermutet wird. Die frühere Annahme, hier liege das Wortfür den Geisteskrankheiten bewirkenden Totengeist etemmum vor,bedarf gewiß keiner erneuten Widerlegung.

Z. 216 und 229: Was diese Zeilen eigentlich meinen, ist vorläufigunklar, obwohl alle verwendeten Wörter gut bekannt sind. Beziehensich beide Suffixe -su auf bal-ta als Kollektivbegriff für die Lebendender Folgezeit, oder verweist it-ta-su auf up-pa Z. 214, das dann auchin Z. 227 ergänzt werden müßte? Der Text gibt keinen eindeutigenHinweis.

Z. 223: Zum Gott Gestu-e und dem Sinn von femum vgl. meineBemerkungen a.a.O. 352f. In dem inzwischen für AHw. ausgearbei-teten Artikel temu habe ich versucht, die Grundbedeutung als ,,Pla-nungsfähigkeit, Entschluß (kraft)" zu bestimmen. Die Gebrauchs-weisen des Wortes sind sehr vielfältig, und oft genug ist die gemeinteBedeutungsnuance nicht ganz klar erkennbar. Nur eine umfassendeUntersuchung aller Begriffe im Sinngebiet ,,Verstand, Weisheit",also auch milku, haslsu, uznu, nemequ, taslmtu us\v. kann hier weiter-führen. Sie kann weder hier noch im Rahmen der AHw.-Arbeit

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 8l

geleistet werden; AHw. kann nur versuchen, eine ausreichend großeZahl von Belegen möglichst gut gegliedert vorzulegen. In zwei-sprachigen Texten gibt tarnt nicht gestu, sondern zumeist u m u soder das aus dem Akkadischen entlehnte dimma wieder, währendgestu haslsu und uznu entspricht. Verfolgte der Dichter eine beson-dere Absicht, als er hier temu zur kennzeichnenden Eigenschaft einesGottes Gestu machte?

Z. 227: Das in die Zukunft weisende ahriät[is üml] — anders kannwohl nicht gelesen werden — gewinnt hier nur dann einen Sinn,wenn es sich auf die Menschenschöpfung bezieht. Eine volle Ergänzungnach Z. 214 ist dann kaum möglich; s. aber oben in Z. 216.

Z. 231 ist die Endung -a in ib-lu-la auffällig. Bei Nintu als SubjektAväre ib-lu-lu zu erwarten; ebenso müßte die Pluralform ibhilü ge-schrieben werden,1 wenn die Götter Subjekt wären. Eine weitereMöglichkeit wäre ein Dual iblulä mit Nintu und Enki als Subjekten;aber Dualformen beim Verbum sind altbab. nur sehr selten zu findenund in diesem Mythus nicht sicher bezeugt. Ganz unbefriedigend isthier die Annahme eines Ventivs, da in Z. 226 der Indikativ steht.Die Übersetzung geht von der Annahme einer Dualform aus; ichgebe sie nur mit Vorbehalt.

Z. 232ff. stellt wieder eindeutig die Anunna als eigene Gruppe denIgigü gegenüber. Es ist nach meiner Überzeugung ein schlechter Stil,wenn in dem RIA-Artikel Igigü und Anunnakkü B (Bd. 5,40 ff.)B. Kienast, statt objektiv zu informieren, das für die Differenzierungbeider Göttergruppen eindeutige Zeugnis des Atramhasis-Mythusherunterspielt und nur eine sehr subjektive Auswahl von Belegenvorlegt, ohne die Problematik klar aufzuzeigen- In Wirklichkeit hatder Mythus meinen ohne Kenntnis der ganzen Dichtung 1965 ge-schriebenen Aufsatz in Iraq 28/1966,140 ff. voll bestätigt und zusätz-liche Argumente dafür hinzugebracht. Sie verlieren nicht an Gewichtdadurch, daß man sie nicht nennt. Gegen die Übersetzung in RIA 5,42bist sebettam in Z. 5 nun einmal kein Nominativ, sondern Akkusativ!

Z. 242: Zu dem nur in diesem Mythus bezeugten kanaanäischenFremdwort sahädum ,,schenken, bescheren" vgl. AHw. 1128 a.

Z. 244ff. sind die Ergänzungen nach der jungbab. ParallelversionCT 46:13 (s. S. 92) nur teilweise aufgenommen, weil mit der Mög-lichkeit eines abweichenden Wortlautes gerechnet werden muß.

Z. 273 schien mir das erste Zeichen eher ein ri als ein hu zu sein,keinesfalls aber ein U.

Z. 275: Meine frühere Ergänzung zu [na-]ra-ti ist dem [ib]-ra-tiLamberts sicher vorzuziehen.ZA 68/1 6

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82 Wolfram von Soden

Z. 276: Die Lesung [ih]-li-rul ist nach Kollation sicher.Z. 282 kann der Zeichenrest auf A nur zu [i]q ergänzt werden.Z. 286: Diese Zeile ist unter ezihu in AHw. 269 nachzutragen. Für

cz-he-ku tukkanna\u vgl. jetzt Or. 36,120/8,81.180.Z. 293: urrit „entblößen" (s. AHw. 247f. sub eru V D) hat hier

offenbar die Spezialbedeutung „(Kind) entbinden".Z. 295ff. Da die von Lambert zuerst festgestellte Kohortativpar-

tikel i auch vor der 3. Person Fern, mit Präfix ta\tu- hier nach denberichtigten Lesungen mehrere Male vorkommt und L.s letzte Bemer-kung dazu in BiOr. 30,362 f. auch nur wenige Beispiele nachweist,mag es sinnvoll sein, hier alle .mir derzeit bekannten Belege dafürzusammenzustellen. Altbab. sind zunächst die hier bezeugten 5 For-men i tu-uk-t[alta\b-bi-it, i tab/ta-ab-bi Z. 296, i ta-[ ] und ta-ad-diZ. 297 f. sowie i ta-ah-du Z. 302 zu nennen. Dazu kommen in BiOr. 30,361,30!. i tu-su-li-il ,,sie lasse jauchzen!", i ta-hi-is ,,sie eile!" undi tu-si-im, das nicht sicher zu deuten ist; liegt vielleicht die Verbal-wurzel zu simtum ,,Farbe" wsm vor (vgl. ar. wsm)? Mittelbab. ist zunennen die Siegelinschrift de Leclercq II 262 b mit den Formen inZ. i—3 i ta-as-U-im i ta-an-me-er i ta-ah-hi-is „sie möge gesundbleiben, strahlen, füllig werden!". Jungbab. sind belegt i tuk-ta-bitAtr. 62,16 und i tu-pa-hi-ra-ma „sie möge versammeln!" 154,38^sowie i ta-aß-rik „sie versperre!" AS 16,286 Rs. 23.

Z. 296: Die Ergänzung zu [a?-A]a? -su-nu ist, soweit ich sehen kann,die einzige, die sinnvoll und mit den erkennbaren Spuren vereinbarist.

Z. 297. Ich finde keinen Anhalt für eine Ergänzung der Verbal-form, die sa-as-su-ra.oas Objekt hat.

Z. 298: Der senkrechte Keil hinter am auf der Haupttafel beruhtwohl nur auf einem Versehen und kann »nicht gut als das Zahlzeichen iverstanden werden.

Z. 300: Die Ergänzung zu li-ih-ti-[rü] ergab sich aus der korri-gierten Lesung [ih]-ti-rul in Z.[276] = E IV 6.

Z. 301: Zu der seltenen Verwendung von inüma als Präpositionvgl. AHw. 384a sub D; dort ist diese Stelle nachzutragen.

Z. 302: Abweichend von der Umschrift in Atr. können in Über-einstimmung mit der Kopie und dem Original hier nur zwei Zeichenganz fehlen.

Z. 304: Obwohl ein Gtn von nabü bisher nicht belegt ist, kaiinLamberts Ergänzung zu [li-ü-ta-^ab-bu-u wegen [l]i-ib-bu-[u] S. 93,15 nicht ausgeschlossen werden. Wahrscheinlicher ist mir aber [li-sa-]ap-pu-u. In welchem Verhältnis der Dichter hier die Namen Istar

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 83

und Ishara sieht, ist nicht klar. Umfassende Untersuchungen über denGebrauch des Namens Ishara sind erwünscht.

Z. 306: Die Ergänzung ist nur ein Versuch.Z. 329: In welchem Sinn zukkum hier gebraucht ist, bleibt wegen

der Textlücken unklar.Z. 336: Vor dem Prät. ib-ntt- in Z. 337 kann i-ta-ah~zu gegen meine

Übersetzung in OLZ 1977,29 nur als Prät. des Gt aufgefaßt werden.la-qa-ti dürfte ein Plural zu einem sonst m. W. nicht belegten Sub-stantiv laqtu oder auch zu läqu sein, läqu in AHw. 538 b ist nachCAD L 103 a offenbar mit dem Duplikat VAT 10244+11514 gegendie Edition CT 18,43 II n in na\-a-qu zu korrigieren.

Z. 352 ff. sind nach Tf. II iff. zu ergänzen. Die dort durch zweiTextzeugen vertretene Lesung il-li-ik statt der zu erwartenden Plural-form ü-li-ka vor sanätum könnte des Rhythmus wegen gewählt wordensein. Die hier übliche Ergänzung der Zahl zu 1200 nach Tf. II igeht von der Voraussetzung aus, daß die Perioden vor den Plagengleich lang gedacht wurden. Denkbar wäre aber auch, daß die Geduldder Götter zuerst länger währte, später aber sich schneller erschöpfte.Bei Einbeziehung der ganz verlorenen Zahl der Jahre vor der Sint-flut könnte man an Halbierungen der Jahre denken, also [24]oo, 1200,[600] und [300] Jahre oder an eine absteigende Reihe wie [i8]oo, 1200,[900] und [600] Jahre. Die Summe wäre in beiden Fällen 4500 Jahre.Zusammen mit den wohl 2500 Jahren vor der Menschenschöpfungergäben sich 7000 Jahre, also die „böse" Sieben? Zu beachten sind dieim Vergleich zur Königsliste ganz niedrigen Zahlen. 4500 6 \vare270 ooo, also eine Zahl zwischen den von den beiden Königslisten für dieKönige „vor der Flut0 in AS n gegebenen Zahlen 456000 bzw. 241200.

Z. 353. Die Übersetzungen beider Verbalformen gehen von derAnnahme aus, daß das Prät. Gtn in dem (auch im Nachtrag zu GAGnoch nicht erkannten) Sinn von ,,immer mehr werden'' vorliegt (vgl.AHw. 939a zu rabü Gtn, 955b zu rapäsu Gt 2 [lies Gtn!], io87b zuseheru Gtn i usw.). Ein ähnlich augmentativer Sinn ist bei Zustands-verben sicher wesentlich öfter, z.B. auch bei $aru Gtn (1193b), anzu-nehmen; Beispiele dafür müssen noch gesammelt werden.

Z. 355: Für die Bedeutung von hubürum vgl. meine Bemerkungenin SBM De Liagre Bohl 353.

Z. 361 f. konnte ich die erhaltenen Zeichenspuren nicht deuten.Z. 365: Die berichtigte Ergänzung hält sich an die hier fast wörtlich

entsprechende assyrische Fassung in Atr. io6,i8ff.Z. 366: i-ta-mu statt des altbab. zu envartendem i-ta-wu ist merk-

würdig, findet aber in ü-mu-u Z. 114 eine Parallele.

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Z. 370: Die Emendation zu a-di ma-(tiy-mi erscheint nach demZusammenhang als notwendig.

Z. 374: Über diese Zeile und 389 habe ich schon in ZA 67,236!gehandelt und die Probleme eines hurritischen Wortes, eben silhmmt,„Ältester", in diesem Mythus kurz besprochen. Leider war mir dieErgänzung am Zeilenende damals nicht eingefallen; nach i- ist nochein Zeichen abgebrochen.

Z. 375: Den Text dieser Zeile und von 390 konnte ich nicht klären.Statt si erscheint auch \r\a oder [e]l denkbar. Man sollte einen adver-bialen Ausdruck der Zeit oder Art und Weise erwarten, doch konnteich kein passendes Wort finden, qereb kann altbab. noch nicht fürina qereb „inmitten" stehen; also kann m.E. nur der Imp. des Ver-bums qerebum gemeint sein.

Z. 376: Die erkennbaren Spuren lassen qer als denkbar erscheinen ;sicher ist die Lesung nicht.

Z. 382: Der Zeichenrest ist am ehesten zu q\wri\ zu ergänzen. Fürdie Ergänzung zu ni-q[u-ü] nach Tf. II (Atr. 76,27) reicht der Raumwohl nicht; auch der übliche trochäische Versschluß begünstigt eineForm nlqum.

Z. 384: Für hiqqidum „wiegend bewegen" vgl. AHw. 1178 b subD 4 a. Hier ist die Gewährung der Bitten gemeint.

Z. 389 ff. wiederholen überwiegend wörtlich Z. 374ff. Doch ist inZ. 390 nur mit einer abweichenden Ergänzung ein Sinn zu gewinnen.Der knappe Raum befürwortet als erstes Wort be-li anstatt desGottesnamens ^En-ki.

Z. 396: -sä statt -su muß ein Schreibfehler sein.Z. 401: Nam-ta-ra kann nach dieser Zeile keine Akkusativform

sein, sondern muß als nicht zu deklinierende Normalform des Gottes-namens aufgefaßt werden.

Z. 413: [-§i]-na nach Tf. II (Atr. 76,35). Die Ergänzung ist ein Ver-such. Der Rest der Tafel vor der Stichzeile 416 bleibt unverständlich.

Z. 422 ff. Die mir bekannten Belege für die unverkürzte Daten-formel des Jahres 12 des Ammisaduqa (vgl. außer RIA II 190 b nochCT 48:54 sowie ARDer Nr. 49 und als Variante Nr. 232) erlaubennoch keine zuverlässige Herstellung des Textes.

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 85

2) Eine andere altbabylonische Version (CT 44i2o)7

Kol. I entspricht etwa 1:157 ff.; Kol. II etwa 1:182 ff.I 2 [ 8 — 10 ]? -gcrt

3 [ " 4 — 6 ]? ig? (gatyra-am tu-qum-tam4 [ 5 — 7 ] ka-la-ak-ku5 [ 5 — 7 ]?-ti ?(as?) an-ni-a-am6 [ 5 — 7 w]a?-ad? $a-ap-$a-qum7 [ 7 — 9 i~\me*-ma8 [ ä—ßï a]En-f#

Rest von Kol. I abgebrochen

II i ^Å-á'öá-a-su i[-pu-sa-am-ma]2 iz-za-k r ̂ ana i7ime§ a\h-hi-su~\3 mi-nam kar-si-su-mi ni-i[k-ka-al]4 ka-bi-it dti-ul-la-su-un\_ . . . .]5 Uj-mi-sa-am-ma er-se-ta[m? 4 — 6 ]6 tu-uk-buMi Aa-?[ 5 — 7 ]7 <-&á-áß-&?[]?[ 5—7 ]8 wa-as-ba-at d[ 6 — 9 ]9 li-ib-ni-ma lu-u\L4a-a 4 — 5 ]

10 ab-sa-ni? li-bi-i[l? 5 — 7 ][ ]? W-?[ 5—7 ]

12 f. geringe Spuren, ebenso Ende Z. i6f.18 ] SIQ ]-Si

20 ] ? ? [ ]

Rest von Kol. II und Anfang von Kol. III abgebrochen; inKoJLIII weiterhin geringe, vorl ufig kein ganzes Wort erge-bende Reste; in Kol. IV ganz geringe Reste.

bersetzung (nur soweit sinnvoll)

13 [ ..................... ] ........ den Streit;4 [ ....................... .] die Erdgrube(n).5 [ ...................... ] ..... diesen/s; --^6 [ ................ vi]el Beschwerde gab es.7 [ ........................... die/der G t]ter;8 [ ........................ ] Enlil.

Gro e L cke

Die Tafel trennt die Doppelverse durch Linien ab.

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II i Ea [öffnete] seinen Mund2 [und] sprach zu den Göttern, [seinen] Brü[dern:]3 „Was sollen wir Beschimpfungen gegen sie [äußern?]4 Ihre Mühsal ist doch schwer, [ ]5 Täglich die Erde [ ;]6 das Alarmsignal . . . [ ]7 Es existiert ... [ ;8 es sitzt da die [ ]9 Er/sie möge schaffen den Urmen[schen ;]

10 unser Joch soll er auf sich neh[men ]Der Rest ist fast ganz -abgebrochen.

Auf PL ii in Atr. gibt Lambert einige Kollationen zur Ausgabe desFragments in CT 44. Leider bleiben trotzdem viele Wortreste vor-läufig unklar. Vgl. den Kommentar zu 1:157 ff. un(i 182 ff.

I 3 erwartet man vor tii-qum-tam eine Verbalform, \ni-ri\a-ga-ra-am,,wir wollen ansagen" scheint zu den Spuren nicht ganz zu passen.

II 6: tukkiim kann, wenn wir von der Bedeutung „Alarmsignal"ausgehen, kaum Subjekt zu ka-b\i-if\ sein. Daher verzichte ich lieberauf eine Ergänzung, zumal da der Zeichenrest nach ka- mehrdeutigist.

11 10: ab-sa-ni kann wohl nur für absän-ni stehen, da ,,mein Joch"oder eine Pluralform nicht gemeint sein kann.

3) Bruchstücke der jungbabylonischen Version in Anlehnung an denNur-Ajja-Text. Auf die Entsprechungen mit diesem wird jeweilshingewiesen. Die Schreibweise deutet auf viel ältere Vorlagen.

a) J = CT 46:7 Kol. I entspricht etwa 1:45 ff. Am Anfang fehlt viel.

1 [ 4—6 ~\-a i ni-na-ra-[as-su]2 [ 3—5? ]? i ni-is-bi-ir ni-ra3 \^E-a pä-su] i-pu-$a-am-ma4 [is-sa? -aq-qa-r]a ana i-lul ah-he-e-su5 [ 3—4 ]? g^2ß/e(GU:ZA.LÄe) la-bi-ru-tim6 [ 3—5 ] i-sa-ak-ka-na aEn-lil '7 [ 4—6 ~\-ne-e i-sa-ka-an8 [ 4—5 ] tii-tei-eq-qu- urii ? ? ?

Rest von Kol. I auf J abgebrochen. Die geringfügigen Reste von 4 Zeilen-anfängen in Kol. II sind vorläufig nicht einzuordnen.

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 87

1 [ ].. wollen wir [ihn] töten;2 [ , ].., das Joch laßt uns zerbrechen \"3 [Ea] öffnete [seinen Mund]4 [und sprach] zu den Göttern, seinen Brüdern:5 [,, ] die alten Sesselträger,6 [ ]'stellt hin'Enlü.7 [ ] . . . . : . 'stellt er hin';8 [ ] merkten auf

Von dem wenig charakteristischen Doppelvers 3f. = i^4?f · abgesehen,weicht der Wortlaut überall von der Hauptfassung ab. \Ven die aufsässigenGötter töten wollen, ist nicht klar. In Z. 4 ist i-lu ein Schreibfehler. GU.ZA.LÄ*in Z. 5 kaiin trotz der merkwürdigen Schreibweise wohl nur Plural sein, es seidenn, vor la-bi-ru-tim sei ein i-li versehentlich fortgeblieben. Wer mit ^Sessel-träger* ' gemeint ist, bleibt unklar.

*b) K = CT 46:10 Vs. Wohl Anfang der Kol. II von J; entspricht 1:69 ff.Die ursprüngliche Zeilenlängen sind nicht mehr sicher feststellbar; z.T.standen 2 Verse in einer Zeile.

1 atl-mal-~\ni [2 ]? kas \-da-at-ma [3 bi?-]ti la-wi i-lu ul[ i-de]4 bil-~\ti la-wi &En-li[l ul i-de]5 i]h-ta-ki-im [6 i]l-pii-itt \s\i-ik-ku-ra [7 ri-i]g-ma i-se-em-m[u-ii8 m~\a-a-a-al \nwrt-ul-sil ]9 ]? la-wi b[i-it-ka? ]

nicht bestimmbare Lücke bis zu den Zeichenresten von J II

1 [zum Tor des Heiligtums [ ..]2 [Die Nachtwache] war gekommen und [ ;]3 [ des Hau~\ses ist umzingelt, der Gott (aber) [weiß es]

nicht.4a fehlt ganz4b [ des Haii\ses ist umzingelt, Enlil [(aber) weiß es nicht.]5 [Da ]begriff es [der Gott ]6 [ .....] faßte an den Riegel [ ] --7 a fehlt ganz7b [ ] hören das Geschrei.8 a fehlt ganz8b [ ] Lager [der Nacht].9 [ ] umzingelt ist [dein Haus.]

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88 Wolfram von Soden

Die Ergänzungsversuche in der Übersetzung nach der Hauptfassung. InZ. 5 steht das Perfekt des Ncueinsatzes der Handlung (vgl. meine Beobachtungenin AS i6,io6fi\). In Z. 6 begegnet jungbab. m.W. zum ersten Mal die Neben-form Sikkuvu zu sikküru „Riegel" (fehlt in AHw.).

c) L «= CT 46:12 Vs. (Anfang abgebrochen); entspricht i:io6fT.

1 \is-sa-q\ar ana i[/ime]§ ah-[hi-i-su~]2 [e-li-i]a-ma-a ! ü \-te-ne-e[b \-bu-ti\3 [ . · . ] ? ? [ ] *«?? -ti [ . . ]4 [i/?7meä] m\i-n\i a-mu-ur a-[na-ku]5 [qa-ab-l]um i-ru-sa bäb(KÄ) es? ?[ . . ]6 \i-pu-u~\l ^A-nu-um pa-a[-su ^p^ts-am?-ma]7 \is-~\sa-qar ana a-hi-su [aEn-ltt] ·

u 8 [si-iq-ra s]a al-g[i-gi . . . . ]9 [l]i-si-ma aNusku ?[ ..... ]

10 [aEn-li]l -a-su i-[ßu-sa-am-ma]11 \is-s]a-qär ana i-l\i~> ah-hi-su]12 \_&Nusk}u> <pe-te [bäb-ka . . . ]13 [ . · ] ? ? ? [ . . . . . . ]14 [ . . . . ] ' * [ ...... ]

Rest der Vs. von L abgebrochen(davor abgebrochen)

1 [spra[ch zu den Göttern, [seinen] Brü[dern:]2 [,, Gegen mi]ch wollen sie sich immer wieder [erheben?]3 [ ...... .·..'...] .......... [ ........ ]4 [Ihr Götter,] was mußte [ich] sehen !5 [Der Kampf] lief heran , das Tor . . . [ ........ "]6 [Es antwortete Anu, [öffnete seinen] Mund7 [und spr]ach zu seinem Bruder [Enlil:]8 [„Die Rede] der Igpgu ........... ;]9 hinaus gehe Nusku . . [ ............... "]

[Enlil öffnete] seinen Mund11 . [und sprjach zu den Göt[tern, seinen Brüdern:]12 [,, Nusku], öffne [dein Tor . . . ....... ;13 ff. sind fast ganz abgebrochen.

In Z. 2f. ist der Text gegenüber 1:107 f. offenbar geändert worden. Z. 2nach Kollation. Das Zeichen vor u in Z. 3 könnte außer zu auch s« oder dusein. In Z. 5 würde man ana vor bäbu erwarten; ich fand wie in Z. 3 keinesinnvolle Ergänzung.

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 89

Am Anfang von Z. 6 kann kaum anders ergänzt werden. Als Alternativekäme allenfalls ein auf \_g~\u, \}vi\u oder [q]u auslautendes Prädikat Anu's inFrage; für Anu werden aber wenige Prädikate verwendet. — Z. 9 gibt i : 113!offenbar nur stark verkürzt wieder. Sehr merkwürdig ist die Anrede an dieGötter in Z. n, da in Z. 12 doch offenbar wie in 1:120 Nusku angesprochenwird. Vielleicht ging die Anrede danach auch, an andere Götter. Die geringenReste von Z. 13 f. scheinen von 1:121 ff. abzuweichen.

d) K(+)M = CT 46:10 Rs. (Kol. III?)(+)u; L = ebd. 12 Rs.;N = ebd. 8; Zählung nach K(+)M; entspricht 1:1630.

Anfang bei allen 3 Stücken abgebrochen

M i [ sapt-sa\q-ni2 [ ] i-ltt-ma3 [ . . · . . nn? -ii\s-zaz-za itti(Ki) ^En-lü4 [is-me a-mat] su-a-tu5 \^En-Ul i]l-la-ka di-ma-a-su

K(+)M 6a [<y£-ia 0< ( )[-& i~p~\u> -sa\t6b is-sa-aq-qar ana a-hi-su aA-nu

-lil i-ta-ru \\_-ur i]s-sa-aq-qar ana a-hi-su aA-nuL i [ -*]«?[-r>?-w? issaqqar(MV)ar<i[ ]

8 e-tel-li is-ti-k[a ana sa-m~\a-mi2 i"]s-ti-ha ana \S\a-\nia-mi\

9 par-sa-am ta-ba-a\l-ma le-q]e id-ka3 [ f]a-ba-al-ma Ie-q6 i[d-ka~\

10 as-bu &A-nun-na-ki [ma]-har-ka4 N [ &A-nu]n-na-ki ma-har[-ka]

[ &\A-nun-n\a-ki ]11 i-lu -te-en $i[-si-ma li\-id-du-su tam-ta

5 \ilwrtä-te-~\en si-si-m\a li]-i[d-du-$u ]2 _ P* W-™ ̂ "^ _ ] _ (nurK(+)M)

12 a aA-nu pa-a-Su i-pu-§a[ ]6 [ -i\u i-pu[-$a-am-ma']

3 \^A-~\nu pa-a-lu i[-pu-sa-am-ma]12 b [is-sa]-aq-qar ana i-li ah-hi-

7 \issaqqarar ana i^l[i ] L bricht ab4 \is-sa-~\aq-qar ana i-li [ ] ""

13 mi-nam kar-si-Su-nu [ni]-ik-kal5 [ ~\kar-si-£u-nu [ ]

14 ka-b[if] du-ul\_-la-Su'Un ma-a~\d $a-ap-$aq-$u-un6 [ka-bif] dul-la-su-un m[a(-a)-ad ]

15 [ ]? na-a-iu7 [ ]?M ]

16 [ kal-bit ni-$e-e\m-me ri-ig-ma

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g0 Wolfram von Soden

8 [ ?-6] - bricht ab17 [ ] e-pe-Si18 ]?-ra-a-tu

Ende der Kolumne

(davor abgebrochen)

1 [ ] unsere [Beschwerde.]2 [ ] der/die Götter;3 dann [wollen wir ] hinstellen bei Enlil."4 [Es hörte das Wort] von diesem5 [Enlil, es] fließen seine Tränen.6 a [Ea öff]nete [seinen] Mund, .6b spricht zu seinem Bruder Anu:7 ,,Enlil zitter[te nun], er spricht zu seinem Bruder Anu:8 'Ich werde mit dir davongehen nach oben [in den Himmel;]9 das Amt nimm fort (von mir), dann empfange deinen Entgelt!'

10 Es sitzen die Anunnaku vor dir;11 einen Gott rufe, man belege ihn mit Vernichtung!"12 a Anu öffnete seinen Mund12b [und spri]cht zu den Göttern, seinen Brüdern:13 „Was sollen wir Beschimpfungen gegen sie äußern?14 Ihre Mühsal ist doch schwer, gar viel Beschwerde für sie gab es.15 [ ]· · ·[ ].. ist geeignet;16 [ ist seh]wer, [wir hö]ren das Geschrei.17 [ ..] des Tuns;18 [i die ...]

Zu großen Teilen dieses auf den drei Duplikaten teilweise erhaltenen Bruch-stücks fehlt die altbab. Parallele. Ergänzungen sind daher besonders schwierig.In Z. 3 könnte auch zu [i nu-u\s-ziz-za ergänzt werden, was dasselbe bedeutet.su-a-tu Z. 4 ist Mask.

Z. 6a kann doch wohl nur Ea sprechen, der dann die kurzen Worte vonEnlil ab Z. 8 berichtet. Die Lesung am Ende von Z. 6a abweichend von derKopie ist ein Versuch mit Rücksicht auf i-pu- Z. 12 a; [i-pu-s]a ist wenigerwahrscheinlich. Bemerkenswert ist in Z. 6b und oft das Präsens issaqqay.

Z. 7: ru ist nach Kollation sicher. Da die Verben tarü ,,holen" und (w)aru,,führen" hier keinen Sinn geben, bleibt nur die · vorgeschlagene Lesung. —idu in Z. 9 kann wohl nur als idu ,,Lohn, Miete" aufgefaßt werden, da „Arm,Seite" hier sinnlos erscheint. Soll Anu den Entgelt für das Enlil übertrageneAmt für sich behalten? Ich fand keine Parallele.

Z. n: Für die Konstruktion von nadü mit doppeltem Akkusativ, die sonstwenig gebräuchlich ist, vgl. schon o. S. 78 zu 1164.

Z. 15: Der Zeichenrest vor na-a-tu paßt nicht zu einer Negation.Z. 16: Für die Nicht-Ergänzung von tukku vgl. o. S. 86 zu 2:11 6.

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 91

e) V = CT 46:9 Vs. (Kol. II?); entspricht i i iSgff . mit Auslassungen; s. i).

1 as-bat &Be-le-et4-U sa-as[-su-Mt]2 sa-as-su-ru amelü[ta](LV.VLVlW)[li-ib-ni]3 tu-tip-Si-ik-ku i-li a[-me?-lu li-is-si]4 li-ib-ni-ma aw5 ab[-s]a-nam6 [#&-sa-]w#

Rest der Vs. von V abgebrochen1 es sitzt da Belet-iK, der Mutter[leib].2 Der Mutterleib [erschaffe die] Menschheit ;3 den Tragkorb des Gottes [trage der Mensch !4 Sie erschaffe die Mensch[heit ............... ;]5 das Joch nehme auf sich [ ................ !]6 [Das Jojch nehme er [auf sich ................ ;]

Rest abgebrochenf) O = Lambert, Atr. PL 5 (gleiche Tafel P); entspricht i:22off.

Anfang abgebrochen1 [ ] fo'-»H|a?]2 [ ] ä-wi-l\uni\3 [ ] fi-if-tm4 [ ] u-se-e$-m[e]56 [ la mu-u£]-$i-i e-dim-m\u\

Rest von O abgebrochen1 [ ] den Lehm.2 [ ] der Mensch.3 [ ] des Lehms;4 [ ] ließ er hören.5 [ ] er ließ ihn kennen;6 [ ............. um nicht in Vergessenheit] geraten zu lassen, Edimniu.7 [ ] den Lehm für sie;8 ] die Igigu.9 [ die gros]sen;

bricht abZ. 2: Beachte die spielerisch archaisierende Schreibung von awtluml In Z. 6ist wohl nicht anzunehmen, daß die jüngere Fassung das alte Wort edimmudurch efemmu ,, Totengeist" ersetzt hat, wenn auch bei einzelnen Schreibernein Mißverständnis nicht auszuschließen ist. In Z. 7 wird trotz der merkwür-digen Schreibung das Wort für Lehm vorliegen, da das manchmal im Dualgebrauchte didu „Gewandbausch" hier nicht paßt. In Z. 8 sind die Igigu ent-sprechend dem späteren Verständnis der Göttergruppen an die Stelle vonili rabuti i : 232 getreten.

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[[[[

[

[[[

8— iiä—ßïä—ßïä—ßïä—ßï6—84-64-6

] ? ? [ · ]]u-ul-la-d[u]] a-me-hi-tim]? e-mi-id

]a-na a-me-lu-timqa-d]u-um te-mi-su

an-ni-a-]am qa-ba-sau-na-as]-isi-qii se-pi-sa

(J2 Wolfram von Soden

g) P « CT 46:13 Vs. (Kol. II?); entspricht etwa 1:237 ff-

Anfang abgebrochen (kleine L cke nach O)

3456789 [ 4 — 6 &Ma-m\a ni-sa-si-ki

10 [i-na-an-na 6ete]i([Ni]N) &#-/# i-ti'lu mm-ki11 [i-te-er-b]u a-na blt si-im-ti12 [WwJ-si-M di-a e-ri$-tu ^Ma-ma13 [sa?-a]s-sw-ra-a-^wm pu-uh-hu-ra-ma14 \ti-i\t-ta i-kab-ba-sa-am-ma ih-ri-saJ5 [&"-]i si-ip-ta it-ta-na-an-di16 ý-sam-na-si &E-a a-si-ib ma-ah-ri-sa17 is-tu-ma ig-mu-ru si-pa-as-saR- ̂ - i- - ̂ - (Strich falsch)18 [yfe ]- r-5i J^ uk-ta-ar-ri-i\s\19 7 ke-er-si a-na i-mi-it-t\it~\20 7 ke-er-si a-na hi-me-li is-k[uri]21 [ma b~\i-\f\i-su-mi it-ta-di li-bit-t[i]22 [ . . .""]? ? - a-bu-un-na-ti us[_-~\b[al~\

Rest von P Vs. abgebrochen

2 [ ........................... .], die gebiert.3 [ ...... ....................... .] der Menschheit;4 [. . ; ......................... ] legte ich auf.5 [ .......................... .] der Menschheit;6 [.. . .! ............... nebjst seiner Planungsf higkeit/4

7 [ ................... diesj'e ihre Rede,8 [ ........ ...... ..... k ]ten ihre F e.9 [,, .................. Mam]a pflegten wir dich zu rufen;

10 [jetzt sei Herrin] aller G tter dein Name!''11 [Sie traten nun ein] in das Schicksalshaus,12 [Nin]siku-Ea (und) die weise Mama.13 [Die Mut]terleibe waren versammelt,14 daraufhin tritt sie [den] Lehm und legte sich ins Kindbett.

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Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythus 93

15 [Sie] spricht immer wieder die Beschwörung;16 Ea läßt sie (sie) rezitieren, sitzt vor ihr.17 Als sie ihre Beschwörung vollendet hatte,18 kniff sie die 14 Lehmklumpen ab.19 7 Lehmklumpen zur Rechten,20 7 Lehmklumpen zur Linken legte [sie].21 [Zwischen sie legte sie den Ziegel;22 [ ] der Nabelschnur setzten sie [sich.]

Rest abgebrochen

Die Erzählung läuft der altbabylonischen in 1:237:0. weithin parallel, istaber offenbar nicht überall wortgleich. Daher habe ich auch auf naheliegendeErgänzungen verzichtet und verweise auf den altbab. Text. Die Lücken-angaben wollen nur „besagen, wieviele Zeichen fehlen können; öfter werden esweniger sein. Es wäre^ interessant zu wissen, ob der Ausdruck bit simti in Z. uaus dem alten Text stammt (1:280 \bif\ §lmäti) oder eine Neuerung ist. DasGleiche gilt für das Motiv der 7+7 = 14 abgekniffenen Lehmklumpen inZ. iSff. Die assyrische Fassung läßt aus ihnen 7 Knaben und 7 Mädchengeschaffen werden (s. Atr. 62,8ff.). Die Zeichenreste vor abunnati in Z. 22 sindleider nicht sicher zu deuten.

h) P = CT 46:13 Rs. (Kol. III?); entspricht 1:288«.Anfang abgebrochen

2

3456789

II

12

1314156?

[

[

[C

[

[

[

[

ccEc[cEcc

4—58—98—96—87—94—66—86—84—66—8 __._8 —8 —

4—63—54-64—6

Rest von P Rs.i2

4

67

rL"

r

r[Wo

rr

die

möge

• u li-bit-f]a id[-di]q]a-ta-a-[a]] li-ih-du

ul]-la-du-u-m [a]] ra-ma-an-sa

li-in-n\a-di li-bit-tumsa-~]as-su-ru

mu-~\tu-u-timi? tahl-d]u aMah

?? td]-ab-bi(-}]kelqo-e-Sa

]ersu/i(s&xA)]

1li&-$a\_-hin hi-du-tuml]r\i-ib~bu[-u &I$-ha-ra]

] si-ma-nu [ 3 — 5 ]a~\t-tu-n\u 3 — 5 ]

abgebrochenund den Ziegel] legte sie [hin.]

] meine Hände ;] sie möge sich freuen!

] gebiert und dann] sie selbst,

hinge]legt werden der Ziegel;der] Mutterleib.

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94 Wolfram von Soden

8 [ ....................... der Gat]tenschaft9 [ ............... möge sich freu]en die Mäh!

[ .................... sie möge] nennen;r i [ ........................... ] ihren/s .......12 [ ....................... ] das/des Bett(es)13 ist ganz abgebrochen14 [ .............. ] veranstaltet werde ein Freudenfest;]15 [ .............. sie] mögen nennen [die Ishara!16 [ .................... ] Termin [ .............. ;]

Rest abgebrochenAuch hier entspricht der Text im großen und ganzen der altbab. Rezension;

es gibt aber Auslassungen, Umstellungen und Änderungen, die zu großerZurückhaltung bei Ergänzungen mahnen. Für das Ende von Z. n habe ichkeine plausible Ergänzung. In Z. 15 wurde offenbar das Verbum gegenüber1:304 geändert.

i) V = CT 46:9 Rs. (Kol. III? Vs. s. e)); abweichend von i: etwa 360 ff.Anfang fehlt

1 [ su-ru-^up-pu-u [lib?-&? ]2 [ ] li-iq-b[u?-u? ]3 [ ri-g]im-$i-na ki-m[a ]4 [ ^su-ru-up-pu-u [ ]

(unterer Rand)1 [ ein Kälte]fieber [entstehe;]2 [ ] möge man befeh\len\ ]3 [ ] ihr [Gesch]rei wie [ ;]4 . [ j das Kältefieber [ .]

Die schlechte Erhaltung beider Rezensionen läßt nicht erkennen, inwieweitder Text geändert wurde;

j) Q = CT 46:14 Vs. i — 8 entspricht i:4ioff. mit Zusätzen; Z. gft. ent-sprechen Tf . II i ff .

Anfang gebrocheni c ] ? ? ? [ : . ]2 [ , -Saqt-^qil qa-as-su3 [ i-te-z]i-ib-$i-na-a-ti4 [ ] it-tu-ru5 [ ]? ri-gim- -6 [ ] it-tu-ru7 [ ] u ne-e-si8 [ ' t-ni s AR- KW2 [ , wieg]te seine Hand.3 [ ver]ließ sie4 [ ] sie kehrten zurück.5 [ ] ihr (d.h. der Menschen) Geschrei;6 [ ] sie kehrten zurück.7 [ ] und des/der Löwen;8 [ ] ..... ..... .......

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