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Die Fortschritte der chemischen Geologie (April 1895 bis Oktober 1896)

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Referate.

Die Fortschritte der chemischen Geologie (April 1895 bis Oktober 1896)

von G. BODLAENDER in Clausthal.'

Lagerstatten. Uber die Umstande, welche es bewirken, dafs gewisse Ele- mente nicht gleichmafsig auf der Erdobeiflache verteilt, sondern an einzelnen Stellen besonders angereichert sind, ist noch wenig mit Sicberheit beliannt. Fur die Erzgiinge vertritt F. v. SANDBERGER die Anschauung, dafs die Metalle in den Nachbargesteinen, resp. deren Mineralien in kleinen Mengen vorhanden, aus deiiselben durch Wasser ausgelaugt und in den Gesteinskluften wieder ab- geschieden worden sind. Diese als L a t e r a l s e k r e t i o n bezeichnete Entstehungs- weise nirnmt SANDBERQER anch fur die Blei- uncl Fahleregbge der Gegenrl von Weilmiinster und Runkel an (Sitxwgber. d. Boy-. ALad. d. Wiss. [1895], 1151. Der Schalstein, in welchem die Gange aufsitzen, wurde analysiert, nnd es wurden in l o g Spuren von Kupfer, Antimon, Arsen und Zink nachgewiesen. Blei fehlt in den Schalsteinen, ist aber in den Schiefern der Gegend verbreitet. Schwefel ist als Natriumsulfat in reiclilicher Menge vorhanden, so dafs die zur Gangausfullung verwendeten Substanzen aus dem Nebengestein stammen kijnnen.

Der Lateralsekretionstheorie entgegengesetzt ist die As c e n s i o n s t h e o r i e, nach welcher die die Gange ausfullenden Metalle aus der Tiefe stammen und in Form von Dampfen oder wasserigen Lijsungen aufgestiegen sind. Wahrend diese Entstehungsweise bisher nur fur solche Lagerstitten angenommen murde, deren Begrenzungsfliichen quer zu den Schichtflachen des Nebeugesteins stehen (Gange), glanbt J. H. L. VOGT (Zeitschr. pralct. Geol., 1594), dal's auch die lagerf6rmigen, zwischen die Schichten parallel eingeschalteten Vorkommen von Schwefelkies und Kupferkies meist Lhnliche Entstehnng haben. Diese Vor- kommen, namentlich viele aus Norwegen und das yon Rammelsberg am Ham, stehen im Zusammenhang mit Gesteinen feurigflussigen Ursprungs. Wabrschein- lich sind gleichzeitig mit den Gesteinseruptionen die Bestandteile cler Erze in Form von wnsserreichen D!lmpfen aufgestiegen nnd haben sich zwischen die Schiefer, in denen sie anftreten, geprefst. H. SJOEGREK (Nezces Jahrb. [1895] 2, 275) nimmt fur die Entstehung vieler Kieslagerstatten eine Umwandlung von Eruptiv- gesteinen durch Wasser an. Das Eisen und Kupfer der Lagerstatten stammt nach dieser Anschauung aus dem Eruptivgestein, aus welchem die anderen Be- standtcile ausgelaugt wurden. In ahnlicher Weise ist nach H. v. FouLLorr (Oesferr. Zeitsclzr. Berg-Hcttenw. 43, 255 und Verlz. d. Wiener Cfeol. Reiehs-

Die Litteraturangaben beziehen sich vielfach nicht auf die Original- qiiellen, sondern auf Referate in dentschen Zeitschriften.

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a*&. 43, 223) das Entstehen vieler Nickelerzvorkommen, nanientlich von Caledonien und von Frankenstein in Schlesien zu erkllren. Das als Silikat (Garnierit) vorhandene Nickel ist der Uberrest von der Zersetzung eines nickel- haltigen Serpentins, resp. von nickelhaltigem Olivin- und Hornblendegestein, die zunachst in Serpentin verwandelt worden waren. Fur die in klcinen Mengen im rheinischen Schiefergebirge weit verbreiteten Nickelerze (Sulfide, Arsenide, Antimonide) ist nach H. LASPEYRES (Zeitsrhy. Krystallogr. 26, 592) gleichfalls ein EruptiTTgestein, der Diabas, als Quelle anzusehen.

Eruptiven Ursprungs ist nach FR. D. ADAMS (Xeucs Jahrb. [1896] 1, 272) und J. F. KENP (Zeitschr. Krystallogr. 26, 526) auch das zur Zeit wichtigste Vor- kommen von Nickel von Sudbury in Canada. Das Nickel kommt hier als Sulfid in nickelhaltigem Magnetkies vor urid ist aus dem Eruptivgestein nicht durch Auslaugeu mit Wasser isoliert worden, sondern verdankt seine Entstehung der m a g m a t i s c h e n D i f f e r e n t i a t i o n . Dieser Prozefs bestcht darin, dals eiu homogenes, feuerfliissiges Gemisch vor der Erstarrung odcr wahrend derselben in zwei oder melir Schichten verschiedener cliemischer Natur zerfallt , die sich durch die Schwere oder den Krystallisationsprozefs raumlich voneinander trennen. Solche Prozesse fanden nach W. C. BR~GGER (1L'eues Jahyb. [lS95) 2, 89) bei der Erstarrung der basischen Eruptivgesteine von Gran in Norwegeii statt. Nach H. BXCKSTR~M (1Veues Jahrb. [I8951 2, 272) haben sich bei der Bildung eines schwedischen Kugelgranits basische Silikate noch im fliissigen Zustande in Form von Tropfen in einem weniger basischen Silikatgernisch abgeschieden und sind nachtraglich erstarrt. Bei der Abschcidung basisclier Massen aus erup- tiven Magmen kommt es oft auch zu einer Zusammenballung von Erzen. Dies gilt nicht nur fur die canadischen Nickelerze, sondern auch nach G. LOF- STRAWD (IVeq4e.s rJohrh. [la951 3, 273) fur viele norwegische Eisenerzlagerstatten.

Emptiven Ursprungs scheint nach H. SJOEGRER (Zeitschr. Krgsfallogr. 2,5, 423) auch der Schwefel und Gips von Sicilien zu sein. In einem Wassereinschlufs in grolsen sicilischen Gipskrystallen fand der Verfasser Schwefelwasserstoff und daneben 4.023 o / o feste Stoffe. Dieselben enthielten 3.7 a/a K,SO,, 11.4 "/, Na,SO,, 9.7 a/io CaSO,, 66.2 o/io NaCl und 9.0 O/, MgC1,. Die ist die Zusammen- setzung eines an Sulfaten angereicherten Meereswassers. Der Verfasser nimmt an, dafs in einem halb abgeschlossenen Meerbusen Schwefelwasserstoff- exhalationen stattfanden. Durch den Saucrstoff der Luft wurde ein Teil des Schwefelwasserstoffes zu Schwefel oxydiert, eiri anderer Teil zu Schwefelsaure, aus welcher die Sulfate entstanden. - Schwcfelwasserstoff fand sich nach W. SCHIMPFF (Zeitschr. Krystallogr. 26, 92) auch in grobkBrnigem Syhin von Stafsfurt; die Krystalle eiithielten 3.01 Volnmprozent des Gases.

AMS wasseriger LBsung hat sich nach A. CARNOT (Cow@. vend. 121, 151) ein in Algier aufgefundenes Lager von phosphorsaurer Thonerde und phos- phorsaurem Kali abgeschieden. Phosphate von Algier wurden auch von A. und H. MALBOT untersucht (Compt. rend. 121, 442). Aus wasseriger Liisung hat sich nach L. HOFFXANN (iVeues Jahrb. [1895] 1, 476) der Marmor von Auerbach in der Hergstrafse abgeschieden. Der Serpentin, ein wasserhaltiges Magnesium- silikat , tritt meist nur als Zersetzungsprodukt anderer Magnesiumsilikate auf. I n den iistlichen Centralalpen aber ist der Serpentin primaren Ursprungs. Each E. WEINSCHENK (iVezces Jahrh. [ lS95] 3 , 221) scheint ein wasserhaltiger Schmelzflul's von Magnesiumsilikat unter der machtigen Spannung, die bei der Aufstauung

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der Alpen herrschte, zu Serpentin erstarrt zu sein, wiihrend unter normalen Bedingungen aus einem solchen’ Schmelzflurs kein Serpentin entstehen wiirde. Die eigentumliche Art der Erstarrung untcr starkem Druck bezeichnet WEIN- SCHENK als P i e z o k r y s t a l l i s a t i o n . In einer spateren Arbeit beschreibt E. WEINSCHENK (Zeitschr. Krystallogr. 26, 337) mehrere Typen von Minerallager- statten, welche im Serpentin nnd anderen Gesteinen des Grok-Venedigerstockes auftreten.

Goldvorlrornm en. Zu lebhaften Diskussioneii haben Untersuchungen des zur Zeit wichtigsten Goldvorkomrnens von Transvaal gcfuhrt. L. dc LAUNAY (Compf. rend. 122, 343) erortert drei Miiglichkeiten der Entstehung dieser Erzlagerstatte. Das Gold kommt hier in gediegenem Zustande und als Schwefelkies in dem Hindemittel eines Conglomerates vor. Die grofsen, aus Quarz bestehenden Rollstucke des Conglomerates eind von Gold frei. Der Verfasser halt es fur wahmcheinlich, dafs sich die Free aus gold- und eisenhaltigen Losungen zu derselben Zeit niederschlugen, als der Absatz des groben Materials erfolgte; er verkennt aber nicht, dafs auch diese Annahme Schwierigkeiten bietet. E. CUMENGE (Compt. rend. 122, 346) hat eine Losung von Gold in Konigswasser alkalisch gemacht, dann mit Wasserglas iersetzt und aus der klaren Flussigkeit durch Kohlensaure gallertartige Kieselsgure uiid metallisches Gold niedergeschlagen. Er glaubt, dak sich aus iihnlichen Losungen das Gold in Transvaal niederge- schlagen haben kijnne. A. LODIN (Compt. Tend. 122, 637) glaubt, dafs die Gold- conglomerate von Witwatersrand nur als Absiitze eines machtigen Stronies der Devonzeit aufgefafst werden diirfen, dessen Becken sich gleichzeitig rnit der Ausfullung infolge von Gebirgsfaltung senkte. Eine Snreicherung des ge- liisteii Goldes durch Abscheiduiig in Kornern oder auf Schwefelkies ist nur in tiefen StrGmen, in deiien der Sauerstoff nicht einwirkt, moglich; auch kanii nur in eihem Stroni einP Trennung der groben Conglomerate van dem feinen Schlamm stattfinden. Bildung des chemischen Niederschlages von Gold und Schwefelkies und die mechanische Aufbereitung des Absatzes haben rnit ein- ander abgewechselt. Fur Goldseifen bestreitet F. POSEPNY (Arch. prakt. Geol. 2) die Miiglichkeit des Absatzes des Goldes aus Losungen. Uber das Goldvor- kommen voii Minas Geraes liegt eine Arbeit von P. FERRAND vor (News Jahrb. [1896] 1, 270). TH. N. TSCHERNFSCHEFF beschreibt eine Goldlagerstatte vom Ural (Zeitschr. Krystallogr. 24, 505). - WLhrend P l a t i n bisher nur von Seifen be- kannt war, findet sich nach J. W. MUSCBKJETOFF und A. INOSTRANZEW (Zeitschr. KrystnUogr. 24, 505. 514) im westlichen Ural Platin auf primiirer Lagerstatte zusammen mit Chromeisenstein in einem Olivinfels.

V o r k o m m e n e i n z e l n e r E l e m e n t e . Uber das Auftretenron H e l i u m in verschiedenen Mineralien liegen zahlreiche Mitteilungen vor. DaCs auch S t i c k - s t o f f ein Bestandteil von manchen in Urgesteinen vorkommenden Mineralien ist und dafs dieser Stickstoff bei Behandlung mit Wasser als Ammoniak ent- weicht, hat HUGO ERDMANN (Ber. dezitsch. cltem. Ges. 29, 1710) gezeigt. Diese Quelle von Stickstoffverbindungen hat vielleicht das erste Auftreten der Vegetation auf der Erdobei4ache erm6glicht. Von selteneren Elementen fand TORRICO Y MECA (Berg-HGttenm. Ztg. 1895, 361) V a n a d i n in ziemlich betrachtlichen Mengen in den Kohlen von Yauli in Peru. G e r m a n i u m hat K. v. CHRUSTSCHOFF (Zeitschr. Krystallogr. 24, 516) spurenweise in verschiedenen Niob und Tantal enthaltenden Mineralien gefunden. Von groker Redeutung fur die Gluhlichtindustrie sind

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die t h o r i II ni h a1 t i g e n M i n e r a1 i en. Der Monazitsand von Brasilien konimt in grofsen Mengen vor und enthait 3-4 O i 0 Thoroxyd. L. SCHIYIELCB (Zeifsehr. trlzgeu1. Chem. 1895, 542) macht Mitteilungen iiber verschiedene norwegische thoriumhaltige Mineralien. CTber thoriumhaltige Mineralien berichtet auch GRAY (Zeitschr. prakt. Geol. 1895, 219). H. B. C. Nmze beschreibt die Monazit- ablagerungen von Nord- und Siidcarolina (Jouwr. Gasbel 1896, 85). Die Ver- arbeitung der Erden der Monazitsande wird von P. SCH~TZENBERGER und 0. BOUDOUARD (Compt. rend. 122, 697) beschrieben. Ein Thorium enthaltendes Ceritmineral aus dem Batumschen Gebietc hat G. P. TSCHERNIK (Plzarnz. Zed- schr. Ru/X %, 263) analysiert. T e l l u r ist nach CARELL WIIITE~IEAD (Amer. Jouna. Se. Szllirraiz 17 849) ein regelmli'siger Bestandteil der Gold- und Silbererze voii Colorado und kann bei deren Verhiitung in betrLchtlicher Menge gewonnen werderi.

Von besonderen Lagerstatten werden noch beschricben die der Zink e r z e von Franklin im Staate New-Jersey durch J. F. KEMP (Zeitsehr. Krystallogr. %, 286) und die Z i n n m i n e n von Dakota durcli J. ULKE (Zeitsclzr. Krystallogr. 23, 509). C h l o r n a t r i u m tritt in einer merkwiirdigen Lagerstatte bei Prltoria in Transvaal auf. Dort findet sich nach E. COHEN (Tsch. iltitt. 15, 1 und 194) ein kreisrunder See von 400 m Durchmesser, der vollkommen konzentrisch von einem Amphibolgranitwall nmslumt wird. Das Wasser enthalt 21.14 a/io Salze, wovon 27.25 aus Natriumkarbonat, 'i2.7Oo/, a m Chlornatrium und nur 0.05 o:o aus Natriumsulfat bestehen. Am Boden des Sees findet sich eine Salzkruste. Die Entstehung des Sees ist nngewifs; miiglich ware es, dal's durch Gase vulkanischen Ursprnngs ein an Chlornatrium reicher Schlamm aufgetrieben worden ist.

K a 1 i b a1 z e sind in den letzteii Jahren an sehr vielen Stellen Norddcutsch- lands erbohrt worden. Uber einen bei Arnstadt in Schwarzburg-Sondersliausen gemachtcn Fund wird (Chevi. Ztg. 19, 1623) berichtet. Das massenhafte Auftreten dieser Salze, wclche bislier fast ausschliel'slich in Deutschland gefunden sind, ist von grijl'ster Redeutnng fur den allgemeinen Nationalreichtum, insbesondere auch f i r die chemische Industrie Deutschlands.

Koniaktmetarnorphosen. Charakteristische Minerallagerstiitten entstehen. wenn sedimentarc Gesteine durch Eruptivgesteine durchbrochen werden. Die Sedi- mentargesteine erleiden dabei eine als Kontaktmetamorphismus bezeichnete Umwandlung, teilweise durch den EinfluLy der hohen Temperatur welche ein Umschmelzen oder Fritten des gesammten Gesteins oder einiger Bestandteile bewirkt und dadurch zu Mineralneubildungeri Veranlassung giebt, und teilweise infolge chemischer Wechselwirkung zwischen Eruptiv- und Seddimentarge- stein. W. SALOMOX (Xeues Jcilzrb. [ 18951 2, 90) beschreibt die Umwandlung der permischen Sandsteine des Val Daone durch den Durchbruch von Granit und Diorit. Bei Friedeberg in Oesterreich-Schlesien hat Granit den Kalkstein in Marmor verwandelt und dabei eine grol'se Anzahl der typisclien Kontaktmineralien gebildet. Die Mineralien dieser Lagerstiitte werden yon F. KRETSCHIER (Tscherwz. Mitt. 15, 9) beschrieben. Einc Bildung von Kontaktgesteinen schon in der 'I'iefe durcli Vcrmischung des feurig-flussigen Magmas eines Eruptivgesteines, Gabbro, mit einem Schiefer, nimmt W. S. BAYLEY (Neues Jahrb. 118961 2 , 85) znr Deutung der Gesteinsbildungen in Pigeon Point in Minnesota an.

Petroleum. E ~ u r m hat bekanntlich die Hypothese aufgestellt, dafs das Petroleum durch nestillation thierischer Fette unter hohem Druck entstan-

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den sei. C. A. LOBRY de BRUYN (Chemiker-Zeitung 19, 555) beschreibt einen einfachen Vorlesungsversuch zur Demonstration dieser Bildungsweise. F R ~ HEUSLER (Zeitschr. ctngew. Chem. 1866, 318) macht daranf anfmerksam , dafs die Druckdestillate von ENGLEB vie1 ungesattigte Kohlenwasserstoffe enthalten, wahrend die entsprechend siedenden Teile des Erd6ls nur geringe Mengen nngesiittigter Kohlenwasserstoffe enthalten. Durch Behandlung des ENoLEa'schen Destillats mit Aluminiumchlorid werden die ungesattigten Kohlenwasserstoffe in hochsiedende Schmierijle verwandelt. Es ist anzunehmen, dafs auch in der Natur die Umwandlung der thierischen Fette in Petroleum in zwei Stadien erfolgt ist. Primar entstand ein Produkt von der Beschaffenheit des Druck- destillates und sekundar wirkten Metallchloride in analoger Weise wie Aluminium- chlorid ein, so dars unser heutiges Erdol entstand. CARL OCHSENIUS (Berg- Hdtenm. Ztg. 65, 201 und Chem.-Zt.q. 20, 383) sucht die Versuche von ENQLER und HEUSLEB im Sinne seiner Theorie zu verwenden, nach w e l c h das ErdG1 durch die Einwirkung yon Salzlaugen anf thierische Reste gebildet werde. Die Sake wirken analog wie Steigerung des Drucks oder der Temperatur zersetzend ein. Dadurch, d a b sie beim Eindringen in eine Meercsbucht alles Tier- und Pflanzenleben tiiten, bereiten sie Material f ir die Petroleumbildung. Endlich befiirdern die Salze die Umwandlung des primaren Produktes in eigentliches Erdol. Eine andere Anschauung uber die Enstehung des ErdBls hat HENRI MOISSAN (Con@. rend. 122, 1462; Chem. I\7ezcs. 74, 15) aufgestellt. Urancarbid C,U, entwickelt mit Wasser neben gasfirrmigen auch flussige und feste Kohlen- wasserstoffe. Dieselben sind allerdings ungesattigt; es ist aber moglich, dars bei hoherer Temperatur auch gesattigte flussige Kohlenwasserstoffe entstehen, iiidem der bei gewshnlicher Temperatur gasformig entwickelte Wasserstoff bei hiiherer Temperatur mit den ungesiittigten Kohlenwasserstoffen reagiert. Metall- karbide sind wahrscheinlich im Erdkern enthalten. Tritt zu ihnen infolge von Bruchen der Erdkruste Wasser, so entstehen die naturlichen Erdiile. C. VIOLA (News Jahrb. [ 18961 2, 334) glaubt, dafs der in eocanen Kalken und Sandsteinen auftretende Asphalt und das Petroleum von Castro di Volci in der Provinz Ron1 intratellurischcn Ursprungs und aus den Tiefen durch Destillationspro- zesse auf Spaltea in hohere Niveaus gelangt seien. Das Saccotlial, in welchem das Erdol auftritt, ist der Bruchrand eines Grabens und durch kleine Vulkane gekennzeichnet. Die in der Nilhe vorhandenen miocanen Braunkohlen hiitten nichts mit dem Asphalt zn thun. Wahrend diese Ansicht der von MOISSAN nahesteht, glaubt L. VAN WERWEKE (Zeitschr. prakt. Qeol. 1595, 97; 1896, 41), dafs das ErdSl von Pechelbronn im Unterelsafs in den Tertiarschicliten ent- standen, riicht aber auf Venverfungsspalten aus der Tiefe emporgestiegen sei.

Gesteinsanalysen. Von folgenden Gesteinen wurden Analysen veriiffentlicht : Granit, G. KLEMM (Abhdl. d. Hess. ffeo1.-Landesanst. 2, 163). Mikrogranit und Granophyr, 0. NOBDENSKJOLD (Neues Jahrb. jlS96] 1 51). Eo,rhyolith, W. C. BRO~GER (Neues Jahrb. [lS96] 1, 54). Liparit, S. BEHTOLIO (Neues Jahrb. [1896] 2, 76). Grorudit-Tinguaitgesteine, W. C. BROGGER (Neues Jahrb. [1896] 1, 54). Nephelinsyenit, W. RAMSAY und V. HACKMANN (Neues Jahrb. [I8961 1, 255). Fourchit, F. L. RANSOME (Neues Jahrb. [1896] 1, 263). Bostonit, J. F. KEMP und V. F. MARSTERS (Neeues Jahrb. [18961 2, 83). Trachyt, S. BERTOLIO (News Jahrb. [1896] 2, 76).

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Porphyrit, A. LEPPLA (Jahrb. d. p ~ . geol. Lanclesaqist. 1893, 134). Noritporphyrit, C. v. JOHN ( Verlz. p o l . Reichsanst. Wieiz 1894, 133). Epidiorit, CH. PALACHE (NezLes Jahib. [18951 2, 437.) Diabas, P. J. HOLMQUIST (Xeues Jnhrb. 118951 2, 272). IXabas, K. Kusz (iVeTeues Jalzrb. 118961 1, 57). Diabas und Monchiquit, J. F. KEXP und V. F. MARSTERS (Neues Jahrb. [l896] 2,213). Melaphyr, A. LEPPLA (Jahrb. d. pr . p o l . Lnnclesanst. 1893, 134). Carmeloit, A C. LAWSON (Neues Jcrhrb. 118951 2, 292). Dolerit, H. 0. h N a (Tsch. &%t 15, 188). Basalt, J. E. HIRSCH (Tsch. Mitt. K5, 201). Gabhro, ?v. s. h Y m Y (n'euer Jctlwb. / l h % I ?, 85). Serpentin, F. L. R A N s o x E (,\rez'eucs Jahrb. [ISUS I 1. 263). Peridotit, C. F'ORRO (Zeitschr. tleutsche geol. Ges. 47, 377). Feldspatamphibolit, C. I'ORRO (Zeitschr. deutsclte geol. Ges. 47, 377). Feldspatpyrouenit, C. POI~RO (Zeitsdzr. deulse?ie geol. Ges. 47, 377 1. Chloritschiefer, ROWEL ( T%sch Illit/. 13, 102). Mergelschiefer, ALB. VESPERDCRL (BsedernL. Cenlmlbl. 24, ti50). Griiner Schiefer, J. H. COSTE (Ber. rleutsch. clzern. Ges. 29, 2450).

Gesteinssyntkesen wurden von K. SCHXUTZ (Neues JahrB. [18Y6J 1, 211) ans- gefuhrt. Es ergab sich, dafs beim Umschmelzrii von Gesteinen ganz andere Mineralaggregate cntstchen , ~ e n n die Gesteinc fir sich verschmolzen werderi, als wenn Fluoride, Chloridc, Wolfrainate und andere ,,agents mineralisateurs" zugesetzt werden. Der EinfluCs des Drucks aitf die Gesteinsumwandhng ist von F. BECKE (Wzener Atbud. d. Wzssensch. 1896) eriirtert worden. Es entstehen bei der Dynamometamorphose immer solche Mineralien, deren Molekularvolumeri kleiner ist als das der umgewandclten Miiirralien. i!ber dic Untersuchungen von KLEMENT uber die Umwandlung voii Kalkstcin in Dolomit wird an ariderer Stelle berichtet werden.

Meteoriten. Von Meteoreisen und Meteorsteinen liegen folgende Analysen vor : Donna Jiiez und Llano dcl Inca in Chile, E. E. HOWELL (Xeues Jcrhrli. I18951 2, 30). Cherokee Mills in Georgia, E. E. HOWELL (Silliman [3] 30, 2521. E1Capitan in Mexiko, E. E. H o x i . ~ ~ , (Sillirnnn [3] 50, 252). Werchne Udinsk in Sibirien, H. Lasrsmas (Zci2sc/z?~. Krpttallogr. 24, 48s). Netschaevo in Rufsland, H. LASPEYRES (Zoitsclzr. h'r?ystccllogr. 24, 485). Kendnll County in Texas, Sierra Dkesa in Chile, Newshead in Schottland,

Xovy-TJrej in Kresnotobodsk, RuMmd inid Caniion Diablo, H. M ~ I S S A N (Conipt rend. 121, 2, 4b31.

Oaniion Diablo, 0. W. HUNTINGJON (Zedschr. lCrysfallogr. '25, 286). I'orsyth County in Nord-Csrolina. E. A. dc SCHWEINITZ (Sillima?~ 141 1, 2 0 5 . Fisher hi Ninnesota, N. H. \'INCHELL (&/?apt . veizd. 122, 681 '. Madrid, SANTIAGO BOUILLA MIRAT (Compf rend. 122, 1352). Madrid, GnFnILLA Y GAUNA (Compt rend. 382, 1559). Seelhsgen, Bolson de Mapimi, Saiicha Estate in Mexiko, Hex Rivier Mounts in

Cctplaiid, Schwetz an der Weichsel, Rasgatct und Lime Creek in Alabama, E. C O H ~ N , (1Veue.F Juhr.6. jl89Sl 2, 42).

Hamblen County in Tennessee, G. MERIUL, ( J S ~ / l ~ m u i z [4] 2, 142). 0. VOGM eriirtert (Stahl und Eisen 16, 442) die Beziehungen des Meteor-

eisens zum kunstlichen Eisen inid znm gcdiegenen terrestrischen Eisen. Wie-

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wohl im allgemeinen in Meteoreisen dieselben Beimengungen enthalten sind wie im kuristlichen Eisen, kann man ersteres doch leicht vom letzteren durcli die chemische Zusammensetzung, die Struktur, Gestalt und Beschaffenheit der Oberfliiche unterscheiden. Schwierig ist die Unterscheidung des kiinstlichen vom natiirlichen terrestriscben Eisen. Meteoreisen ist als Nickeleisen aufzufassen, in dem sich zunachst der Kohlenstoff, dann der I’hosphor nnd zuletzt der Schwefel ausgeschieden hat, alle in Form von Verbindungen, die sich ungemein rasch bildeten. E. COHEN (Nezres Jnhrb. [1896] 2 , 42) bespricht die Mineral- ausscheidungen von R h a b d i t und P a r t s c h i t in Meteoren. Mit der Unter- suchung der verschiedenen Fornien des Kohlenstoffs im Metporeisen hat sich H. MOISSAN (Compt. rend, 121, 2, 483) beschaftigt. Es treten auf amorpher Kohlenstoff, Graphit, schwarzer und durchsichtiger Diamant. Das Vorkonimen von gut krystallisiertem Diamant im Meteoreisen von Cannon Diablo mird durch 0. ITT HUNTINGTON (Zeitschr. Krystrrllogr. 25, 286) bestiitigt.

Verschiedene Orte in Vorarlberg, J. ZEHENTER (Chern. CentrnZD. llS951 2, 381). Vichy, A. MALLAT (Journ. Pharm. Chim. [6] 2, 200). Montbarry in der Schweiz, ED. SCHXIDT (Schweixer Worhensekr. Pharwi. 33, 369). Clermont, F. PARMENTIER (Compt. rend 121, 644). Warasdin-Tbplitz in Kroatien, R. v. ZEYNECK (Tsch. ilfztt. 15, 192). Gleichenberg in Steiermark, E. LUDWIG (Chem. Cen2rcrlbZ. 118961 1 , 571 urid

Tetschen in Bbhmen, 3’. UW.IK und R. PEOHL (Tsch. iiiitt. 15, 286). Knaresborough in Yorkshire, B. A. BURREL (Chent. X e u x 73, 196). Pojana negri in der. Bukowina, E. LUDWIG und R. v. ZEYNECK (Cliem.

Comano in Siidtirol, E. LUDT~IG und R. v. ZEYNECK (Chern. Centralbl. [1896] 2. 57). Ponte Molle in Rom, G. FELICIANI (Chem. Ce?atraZbl. [ l896] 2, 130). Scharatitz bei Susterlitz in Mahren, A. GAWALOWSKI (Phnrn~. Post 29, 289). Dorna-Watra in der Bukowina, E. LUDWIG und A. SYITA (Chem. Centralbl.

Seifersdorf in Oesterreich-Schlesien, E. .LUDWIG (Tsch. Mitt. 16, 133). Hypate in Griechenland, A. K. DaniacRGIs (Pharm. Post 29, 405). ConneautviIle in Pennsylvanien, A. E. ROBINSON und CHAELES F. MABERY (Aulw.

NORDENSKJGLD (Compt. rend. 120, 857) hat beobachtet, daB Strecken von Eisenerxgruben, die 100-200 m weit unter den Meereshoden getrieben worden waxen, salzfreie Siekerwasser enthielten und daraus gesehlossen, dars das See- wasser bei der Filtration durch den Meeresboden sein Salz verliert. Daraufhiri veranlafste NORDENSKJ~LD, dak auf kleinen Inseln, die Leuchttiirme trageri oder Lootscnstationen sind, tiefe BohrlGcher gestohen wiirden, weil er annahm, dalb die Gesteine des Meeresbodens horizontale Haarkliifte cnthalten mubten, auf denen Seewasser in das Innere der Inseln eindringen untl dabei von Salz- gehalt befreit wiirde. Diese Vermutung hat sich bestitigt urid es sind durch diese Bohrungen die Inseln mit ansreichenden Mengen stirsen Wassers versorgt worden.

K. NATTERER (Monatsh. Chem. 16, 405) hat eine groke Reihe schr s o g - faltiltiger Untersuchungen iiber das vexschiedenen Tiefcn des Marniararneers ent-

Mineralwasseranalysen liegen von folgenden Lokalitiiten vor:

Tsch. Mitt. 16, 140).

CentralbZ. [1896] 2, 57).

118961 2, 754).

Journ. Sc. (Sdliman) 18, 915).

Page 8: Die Fortschritte der chemischen Geologie (April 1895 bis Oktober 1896)

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nomniene Wasser ver6fientlicht. Es wurde das spezifische Gewicht, die Temperatur, der Salzgehalt, der Sauerstoffgehalt, der Gehalt an organischen Substanzen etc. etc. der Beobachtung unterworfen. F. PARMEWTIER (Compt. rend. 121, 644) macht da- rauf aufmerksam, dafs einige Quellen in der Nahe von Clermont vie1 Ammonia k enthalten. Nach Josh CASARES (Zeitschr. anal. Chem. 34, 546) enthalten viele Mineralwasser F l u o r . Dasselbe wurde insbesondere in schwefelhaltigen Wiissern w n Lug0 und von Guitiriz in Galizien (Spanien) nachgewiesen. Auch J o d ist nach M. T. .LECCO (Zeifschr. anal. Clzem. 15, 318) in Mineralwassern und Trinkwassern sehr weit verbreitet. Der Verfasser fand es nur in guten, nicht aber in schlechten Trinkw%sscrn von Belgrad. Argon fanden 1,. TROOST und L. OUVRARD, (Compt. re77d. 121, 798) im Seiuewasser und im Mecrwasser. In den Quellen von Cauterets ist A r g o n und H e l i u m enthalten. Beide Gase sind nach Moureu [Conipt. rend. 121, 819) auch in der Quelle von MaiziBres (CBte $Or) enthalten und nach LoRo RAYLEIGH (Chem. News 7 3 , 247) in don Quellen von Batli.

FR. RASPE (Zeitschr ges. ~~ohZen,suzLreii2~zLstrie 1896, Heft 7-14) tritt mit guten Griinden dafiir ein, die Ergebnisse von Mineralwasseraualyseii in Form von Ionen mitzuteilen. Es ware sehr zu wiiuschen, dafs seinen Vorschl5gcn allgemein gefolgt wurde.

Clausthal, Bergakademie, L k e m b e r 1896.