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Die galvanokaustische Behandhng des Stockschnupfens. Von

Dr. A r t h u r H a r t m a n n in Berlin.

Die meisten Autoren stimmen darin Uberein, dass die Behand- lung des Stockschnupfens mit Einspritzungen medieament~ser FlUs- sigkeiten, mit Aetzmitteln~ mit der l~asendouche und anderen Mit- teln eine ~iusserst langwierige und hKufig nicht zum Ziele fUhrende sei. Aus diesem Grunde sah sich Vol to l in i 1) veranlasst gegen die beim Stockschnupfen vorhandenen Sehwellungen der Sehleimhaut die Galvanokaustik in Anwendung zu ziehen. Besonders Michel ' ) hebt neuerdings wieder die Vorzttge der galvanokaustischen Behand- lung des Stockschnupfens hervor.

Da ich reich yon der Wichtigkeit der Galvanokaustik fUr die Behandlung des Stocksehnupfens ttberzeugt habe und noch keine ausftthrlieheren Ver~ffentlichungen tiber die galvanokaustisch zu er- zielenden Erfolge vorliegen~ glaube ich berechtigt zu sein, eine kleine Zusammenstellung der yon mir behandelten FKIIe mitzutheilen.

Was das pathologisehe Verhalten der Nase betrifft, so sind es hauptsRehlieh die unteren Museheln, die am h~ufigsten hochgradige Sehwellung zeigen. Die eonvexen FIKchen derselben finden sich stark vorgew~lbt, in manchen Fiillen bis zum Septum reichend. Die Sehwellung ist sehr weieh~ IRsst sieh mit der Sonde .leicht ein- drtteken, um danaeh sofort die frUhere Form wieder anzunehmen; die OberflRche ist stets mehr oder weniger stark ger~thet. Diese Schwellungen sind in einzelnen Fiillen vielfaehem Weehsel unter-

1) Die Anwendung der Galvanokaustik im Innern des Kehlkopfes und Sehlund- kopfes etc. Wien 1871. S. 240.

2) Die Krankheiten derNasenhiJhle und des Nasenraehenraumes. Berlin 1876.

Die galvanokaustisehe Behandlung des Stoeksehnupfens. 75

worfen, indem sie bald auftreten, bald versehwinden~ bald sind sie abweehslungsweise auf der einen und auf der anderen Seite vor- handen. Bisweilen ist die Sehwellung des vorderen I~ades der un- teren Muschel so stark, dass dieselbe als kolbiger Wulst in die aussere NasenSffnung herabhangt und za Verweehselung mitPolypen Veranlassung gibt. Ebenso kann das hintere Ende der unteren Museheln so hochgradig angesehwollen sein, dass es bei der pha- ryngoskopischen Besichtigung fast die ganze Choane ausftillt und dieselbe naeh hinten Uberragt. Die Anschwellung erseheint hier weissliehffrau durch den bedeekenden Schleim.

In einer anderen Reihe yon Fallen ist es weniger der eonvexe Theil der Muscheln, als der untere Rand derselben, weleher sieh geschwollen zeigt. Entlang demselben finder sich die Schleimhaut lappenfi~rmig oft bis zum Boden der NasenhShle reicbend. Dieso lappenf~rmigen Schwellungen sind verschieden dick, nehmen bald die ganze Ausdehnung des unteren Randes, bald nut einen Theil desselben ein und lassen sieh mit der Sonde leieht hin- und her- sehieben. Diese Form der Sehwellung findet sich sehr h~ufiff aueh an der mittleren Muschel.

Das Septum findet sieh seltener vorn, am hi~ufigsten in seinem hinteren Theile geschwollen. Der Befund wird sehon yon S e m e - l e d e r 1) genau besehrieben und abgebildet. Das Septum zeigt ge- w(ihnlieh eine Wulstung, die am starksten in der Mitte ist und nach oben und unten sich veliiUngt, so dass das Aussehen ein spindel- f~irmiges wird. Wahrend das Septum selbst mehr oder minder ge- r~thet ist, hat die Wulstunff ein ffraugelbliches Aussehen.

Die Symptome sind je nach der Intensit~t der Erkrankung und nach dem Mitergriffensein der NebenhShlen sehr verschieden. Meist hat der Patient die Empfindung yon Verstopftsein der Nase~ die vorhanden sein kann auch wenn die Nase flit Luft durehgiingig ist. Dazu gese]lt sich meist das GefUhl von Eingenommensein des Kopfes, von Druck und Sehwere in demselben. Sind die Neben- hi/hlen, besonders die Stirnhiihlen miterkrankt, so wird dieses Ge- ftihl in die Stirne verlegt und stellen sieh mehr oder weniger hoeh- gradige Kopfsehmerzen ein. Diese Symptome Uben besonders einen naehtheiligen Einfiuss auf die GemUthsstimmung des Patienten aus. Bisweilen sind dieselben Morgens am starksten und verlieren sieh im Laufe des Tag'es. Sind die Symptome dureh Ansammlung yon FlUssigkeit in den Nebenhiihlen beding't, so werden sie dureh Luft-

l) Die Rhinoskopie und ihr Werth fiir die ~irztl. Praxis. Leipzig 1862. S. 62.

76 III. HARTMANN

compression in der :Nase 1) naeh dem P o l i t z e r ' s c h e n Verfahren ge- mildert. Von Wichtigkeit ist der Einflass des •asenkatarrhs auf die Stimme, die in leichteren Fallen nur einen unangenehmen Bei- klang erh~tlt, was haupts~tehlich ftir Singstimmen yon gr9ssem Nach- theil ist, w~thrend bei hochgradigen Sehwellungen die Stimme einen nRselnden Charakter bekommt. Die Secretion ist in vielen F~tllen sehr reichlich, dUnnflUssig, in anderen ist das Secret sp~trlieh, sehr z~the, so dass der Patient grosse MUhe hat es zu entfernen. Beson- ders unangenehm und l~tstig ist die Entfernung des ziihen Schleimes, der sieh w~ihrend der Naeht im Nasenraehenraume angesammelt hat. Bisweilen ist die Nase trocken, der Patient sucht sic durch Reizmittel (Schnupftaback) feucht zu machen, was ihm vorUber- gehend Erleiehterung bringt. Er begrUsst in solchem Falle mit Freuden die dutch die Behandlung wieder eintretende Secretion. Das Rieehverm(igen ist in versehiedenem Grad e gestOrt.

Die galvanokaustische Behandlung wird mit dem yon V o l t o l i n i eonstruirten spitzen, ganz feinen Galvanokauter vorgenommen. Der-

Name, Alter, Constitution

Dauer des Leidens, Ar t des Auftretens

Erscheinungen vor der Behandlung

Ph., Frl., 26 Jahr. Sehwiiehlieh, anii- I misch, frtiher scr0-] phuRis. [

I

F., Kiichin, 36 J. Kr~iftig, friih, scro- phul~s, jetzt mit granuliisem Auffen- katarrh.

A., Officier, 28 J. Kr~iftig, Disposition zu Katarrhen.

Seit mehreren Jahren hiiufig verstopfte Nasc, starke Se- cretion, 0hrensausen.

Nase von Kindheit an hiiuflg t verstopft, seit einigen Jahren I Foetor aus der Nase, frtiher I reiehliche Secretion. Druck und Schwere in der Stirne seit liingerer Zeit. Seit Jahren schr h~iufig wie-

derkehrender Schnupfen, der hie ganz verschwindet. -- Ebenso Raehenkatarrh.

Foetor aus der Nase, Ein- genommenheit des Kopfes, h~iufig Kopfschmerz, Ohren- sausen das durch rein otia- trische Behandlung nicht zum Schwinden gebracht werden kann. Starke Se- cretion. Die Druckempfindungen in

der Stirne bes. linkerseits. Ebenso haupts~ichlich links das Geftthl yon Verstopft- sein in der Nase. Nase trocken.

Geftihl yon Verstopftsein der Nase. Starke Secretion diinnfiiissig. Schleimes. Bes. Morgens starke Schleiman- sammlung im Halse. HRufig Benommcnheit des Kopfes.

1) Vgl. meinen Aufsatz, ,,Zur Behandlung des Nasenkatarrhes". Deutsche medic. Wochenschrift Nr. 16. 1877. -- Besonders eclatant ist in manchen F~illen der Einfluss des Poli tzer 'schen Verfahrens beim acuten Katarrh, wenn ein Patient mit Stirnkopfschmerzen, Eingenommenheit des Kopfes sieh nach einer Luftcompression in der bTasenhithle zu seinem Erstaunen pl(itzlich frisch und

Die galvanokaustisehe Behandlung des Stoeksehnupfens. 77

selbe besteht aus zwei Leitungsdr~thten aus Messing-, an deren Enden eine feine Platinspitze angebracht ist. Vermittelst der am Griffe an- gebrachten Schliessvorrichtung wird die Spitze momentan zum Weiss- gltihen und durch Aufheben der Leitung ebenso rasch zum Erkalten gebracht. Die galvanokaustische Operation wird sowohl an der vorderen :Nasentiffnung dureh das Speculum als aueh yore Munde aus vermittr des Pharynxspiegels ausffeftihrt. Die Schwellung.en werden entweder punktfSrmig" dutch Einsteehen der Spitze kaute- risirt oder wird mit dcr g.liihenden Spitze tiber die Oberfiache ge- striehen. Vor der Operation hat man sieh dutch die Untersuchung. mit der Sonde yon der Besehaffenheit und Ausdehnung- der Sehwel- lungen zu tiberzeuffen.

Bei den in folgender Tabel le zusammengesiel l ten F~tllen babe ich meistens die Galvanokaus t ik ausschliesslieh ang-ewendet, nur in einzelnen Fallen nei)enbei Kali chloric.-LSsung- einspritzen lassen, was am betreffenden Orte notirt ist. Es sind somit die erzielten Er- folge ausschliesslieh der Galvanokaus t ik zuzuschreiben.

L o c a l e r B e f u a d : B e h a n d l a a g

i E r f o l g

In den hinteren Partien d. Nase und am Rachendach Borkenbildung. Auf beiden Seiten bes. die unteren we- niger die mittl. Muscheln. in Form yon schlaffen Lap- pen verl~ngcrt. Schleim- haut an~imisch. Rechts sehr weite Nasen-

h(Ihle im hint.Theile mit Bor- ken belegt. Links schlaffe Sehwellunff der mittl, und haupts, d. unteren Muschel. die bis zum Septum reichtl Die Schleimhaut der Nase

wie die des Rachens stark Per~imiseh. Beide untere senmuscheln lappenf(ir-

mlg verl~ingert, rechts die vordere H~ilfte d. Convexitat der unteren Muschel stark angeschwollen.

. . . . I Zwezmahge strlchfiJrm]geL

Kauterisation der geschw. 1 Schleimhautpartien. Ein- I spritzunff, mit Kali chloric.

Erleichterung im Kopfe, Beseitigung des Ohren- sausens, Einschr'~inkung der Secretion.

Zweimalige strichfiJrmige Kauterisation links. Aus- spritzungen mit Kali chlo- ric. rechts.

Zweimalige striehfiirmige I Galvan., da im Verlaufe I eines halben Jahres wie- I der Schwellung aufgetre- I ten war, zweimalige Wie- 1 derholung der Kauterisat.

Kopfsymptome dauernd verschwunden, das Gefiihl von Verstopftsein der I~ase beseitigt.

Beschr~inkung der Secre- tion. Seit Beginn der Be- handl, keine Benommen- heit des Kopfes mehr. Singstimme, die friiher unangenehmen Beiklang hatte, reiner geworden.

taunter f~hlt. Ich halte es ffir um so wichtigcr, diese Behandlungsmcthode ent- deckt zu haben, als wit Aerzte uns bisher unseren mit den ~usserst unangenehmen Nebenerkrankunffen behafteten Sehnupfenpatienten gegenUber ziemlieh machtlos verhielten.

D. Verf.

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Name, Alter, Dauer des Leidens, Art des Erscheinungen rot der Constitution Auftretens Behandlung

S., Arehitekt, 36 J'l Wegen l~moptoe ~, in Gtirbersdorf ge- wesen. Jetzt Bron- chitis chronica.: Sonst kriiftig.

L., Wirthin, 48 J. Kr~,ftig.

H., Schlosser, 23 ~I. Kfiiftig. I~rUher / Drlisensehwellung.l

W., Arbeiter, 23 J FrUher serophult~s.

Seh., Musiker, 21 Jahr. Kr~iftig.

Seit 12 Jahren leidet Pat. an einer Otorrhoe mit Po- lypenbildung, wogegen ez ohren~irztliche Hiilfe aufge- sucht hatte. Fast eben so lange besteht chron. Sehnu- pfen, der, aus dem Erfolg der Behandhng zu schlies- sen, zu h}iufig auftretenden Kopfschmerzen und Benom- menheit des Kopfes Veran- lassung gegeben hatte.

Vor 12 Jahren mit Sehnnpfen erkrankt, der sich nieht wie- der zuriick bildete. Nase bald mehr, bald weniger verstopft. Rieehvermiigen sehon lange vermindert. Troekenheit im Halse.

Neben einer Sehwerh~irig- keit geringen Grades seit 2 bis 3 Jahren, leidet Patient angeblich yon Kindheit an an Stoekschnupfen.

Vom 14. Jahre an Stock- schnupfen, abweehslungs- weise bald die eine, bald die andere Seite der Nase ver- stopft. Nie Kopfschmerz. Im Halse }iusserst ziiher Schleim dcr den Patienten so sehr be- l~istigte, dass er angeblieh wiihrend zweier Jahre spe- eialistisehe Hiilfe ohne Er- folg aufsuehte.

Kommt in Behandlung we- gen einer gleiehzeitig mit Sehnupfen vor einem halben Jahre aufgetretenen Schwer- ht~rigkeit. Die anfangs stark~ Secretion ging bald zuriick es blieb bestehen Verstopfun der Nase. Seitdem h~iufig bai sehwiieher, bald stiirker ant tretcnder Stirnkopfsehmerz.

Gefiihl yon Verstopftsein in der Nase, reiehliche Se- cretion. Kopfsehmerzen, d. bes. Morgens, naeh dem Essen, naeh Weintrinken auftreten; Eingenommen- heit des Kopfes. Rachen- katarrh. Erleiehterung der Kopfsymptome durch das Politzer'sche Verfahren.

Nase verstopft. Benom- menheit des Kopfes, Druck und Schwere in demselben. Verdriesslich. GemUthsstim- mung. Bes. Morgens Kopf- schmerzen, d. in letzter Zeit starker geworden waren. Erleichterung durch das Politzer'sche Verfahren.

Nase meist verstopft, n~- selnde Sprache. Sonst keine krankhaften Symptome yon Seiten des Kopfes.

Pat. hat moist das Gefiihl des Verstopftseins in der Nase. Sehliift Naehts mit offenem Munde, so dass Mor- gens der I-lals ausgetroek- net ist. Der z~ihe Schleim im Halse ist sehr schwie- rig durch R~iuspern zu ent- fernen. H~iufig stechende Sehmerz. in d. Tiefe d. Nase. Unreine Sprache. Gleich- zeitig Raehenkatarrh und Kehlkopfkatarrh.

Nase verstopft, Gefiihl Yon Druck und Vt;lle im Kopfe, deprimirte Gemiithsstim- mung. Dutch wiederholte Anwendung des Politzer- schen Verfahrens werden diese Symptome wesent- lich gemildert.

Die galvanokaustisehe Behandlung des Stoekschnupfens. 79

Localer Befund

Die Convexitiit beider url- refer Muscheln stark ge- schwollen, mit der Sonde leicht eindrtickbar. Die Schwellung reicht bis zum Septum. Die Sehleimhaut stark injieirt.

Links die untere Nasen- muschel an der Convexitiit so stark geschwollen, dass sic das Septum beriihrt. Rechts mittlere und untere Muschel am Rande stark lappenfiJrmig gewulstet.

Das vordere Ended. mittl. i. Muschel gesehwollen von himbeerfSrmiger Oberfi~iehe ohne polypSse Form. Die Schleimh.hierst~rkerhyper- ~misch als in der iibrigen Nasenhiihle. Linke untere Muschel weniger, st~rk, d. r. an d. Convexit. geschwollen.

Rachenschleimhaut glatt, starker injicirt, ebenso Kehl- kopfsehleimhaut. In d. vor- deren Theilen d. NasenhShle m~issige Schwell. d. Schleim- haut d. Muscheln. Pharyn- goskopiseh gesehen, finden sieh die hinteren Enden der mittl. Muscheln starker, der unt. weniger stark gesehwol- len. Mit ~iusserst z~ihem Sehleim bedeckt. Ausser- dem Wulstung des Septums.

Besonders die unteren we- niger, die mittler. Muscheln an der Convexit~it und am unteren Rande stark ge- schwollen.

Behandlung

Nach Heilung der 0tor- rhoe werden d. geschwol- lenen Muscheln zweimal! mit dem Galvanokautex bestrichen.

Zweimalige striehfiJrmige Kauterisat. der geschwol- lenen Partien der Sehleim- haut.

Die himbeerfiSrm. Schwel- lungin l~ingeren Zwisehen- r~iumen dreimal pnnkt- u. strichf~rmig kauterisirt. Ausserdem die unteren Muscheln mit dem Galva- nokauter bestrichen.

Neben strichf(irmig. Kau- terisation von vorn, wer- den vom Rachen aus die hinteren Enden der Mu- scheln and des Septums punktf~rmig kauterisirt in 9 Sitzungen.

Striehfiirmige Kauterisa- tion. Nach der 1. Sitzung I Reaction mit heftigem I aeuten Sehnupfen. Nach] der 2. weniger intensiven I Sitzung andauernde Bes- serung.

Erfolg

Viel selteneres Aaftreten der Kopfschmerzen. Wenn sic auftreten, viel weniger intensiv. Die Benommen- heit d. Kopfes verschwun- den. Verminderte Secre- tion. Nicht mehr das Ge- fiihl des Verstopftseins.

Die Nase nieht mehr ver- stopft, Kopfsymptome ver- schwunden, Patient. fUhlt sieh, ,,wie wenn sic wie- der jung geworden wiire."

Nase nieht mehr ver- stopft, Sprache reiner ge- worden.

Sehon naeh dreimaliger Anwendung der Galva- nokaustik schl~ft Patient mit geschlossenem Munde, was seit langer Zeit nicht mehr der Fall gewesen war. Im Halse wesentliche Erleichterung. Schleim nieht mehr so z~he.

Die Nase nieht mehr ver- stopft. Kopf frei, (ihne Schmerz.

80 III. HARTMANN

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Name, Alter, Constitution

H., Kellner, 35 J. SehwRchlieh.

L., Tisehler, 17 J, Serophultis.

K., Akademiker, 23 Jahr. Kriiftig.

L., Officier, 31 J. KrKftig.

Dauor des Leidens~ Art des Auftretens

Schwerhiirigkeit yon Kind- heit an. Stoeksehnupfen seit mehreren Jahren.

blach Heilung einer doppel- seitigen Otorrhoe wird der seit mehreren Jahren beste- hende Stoekschnupfen in Be- handlung genommen.

Wiederholt aufgetretene ge- ringe SchwerhiSrigkeit, Stock- schnupfen seit einigen Jah- ren. Mit h]iufigem Auftreten neuter Exacerbation.

Seit einer Reihe von Jah- ren sehr h~iufig auftreten- der Schnupfen, der sieh hie ganz zurtiekbildet. Ausser- dem (ifters Raehenkatarrh mit !Vlandelanschwellung.

Erscheinungen vor der Behandlung

Gefiihl des Verstopftseins der Nase. Eingenommen- heit des Kopfes, h~iufig Stirnkopfschmerz. Dutch d. Pol. Verf. Erlcichterung. Verstopftsein der Nase, Ge-

ftihl yon Druck zwisehen den Augen nnd in d. Stirne. Sehr starke Sehleimsecret.

Die Nase erlaubt nicht den freien Luftdurchtritt, was dem Pat. zuerst auffiel, als er L6throhrblasen lernen wollte, was ibm nieht go- lang. Reichliche Secretion. Hyper~imisch.Conjunetiven, dicke iiussere Nase.

Liukerseits Gefiihl yon Verstopfung in der 4~ase. Sehr reichliche Sehleimse- eretion.

Aus den mitgetheilten Fi~llen geht hervor, dass wir in der Galvanokaustik ein Mittel besitzen, mit dam sieh die wesentlichen Symptome des Stockschnupfens rasch und sicher beseitigen lassen. In der Regel ist sehon wenige Tage naeh der Operation das Geftthl yon Verstopftsein aufgehoben, die Secretion besehritnkt, die Kopf- symptome haben sieh gebessert und sehwinden in der folgenden Zeit voUends ganz. Moist sind 2 - - 3 Sitzungen ausreiehend, nur bei altem Katarrh des hinteren Theiles der Nasenh(ihle bei Fall 7 brauehte ieh eine grSssere Anzahl derselben, Dieser Fall war mir in so fern yon besonderem Interesse, als ieh glaube, dass fur ge- wiihnlieh in solchen Fi~llen der Sehwerpunkt der Behandlung in den Raellen und in den Kehlkopf gelegt wird und dass sich daraus die in diesen Fiillen so hKufig erfolgtose Behandlung erkl~trt. Dass bei dem Patienten die Ursaehe der Erseheinungen, wegen weleher er fittlfe suehte, ihren Sitz in der bTasenh(ihle hattr ging mir einer- seits aus der Untersuehung mit der Sonde horror, so oft ieh mit der Sonde veto Raehen aus die hinteren Nasenmusehelenden oder

Die galvanokaustisehe Behandlung des Stoekschnupfens. 81

Localer Bcfund Behandlung Erfolg

Bes. links, weniger rechts stark geschwollene Sehleim- haut der Muscheln. St~ir- kere Injection. Raehenka- tarrh.

Beide mittl. Museheln stark geschwollen, die unteren stiirker am Rande als an der Convexit~it.

Das Septum der Nase zeigt unten eine Ausbuchtung nach rechts. Bes. die unt. Muscheln beiderseits stark geschwollen. Hyperamie d. Sehleimh. Rachenkatarrh. Eine adenoid. Wueherung am Raehendach.

Das Septum steht stark nach links, so dass d. rechte l~asenhiihle bed. gr~sser er- seheint als die linke. Die Muscheln der I. Seite zeigen starke hyper~im. Schwellg. Mi~ssiger Rachenkatarrh. Bes. die linke Mandel stark gesehwollen.

Zweimalige strichfiirmige Kauterisation. I

Strichf(irmige zweimalige Kauterisation d. geschwol- lenen Sehleimhautpartien.

Dreimalige strichffirmige Kauterisation. Entfernung der ad. Wucherung.

Zweimalige strichfiirmige Kauterisation der linken Museheln, die linke Man-! del wird galvanokaustisehl verkleinert, ohne Sehmerz zu verursaehen.

Nase nieht mehr ver- stopft. Secretion gerin- ger. Beseitigung d. Kopf- symptome.

Nase weniger verstopft, Kopf freier. Patient ent- zieht sich der weiteren Behandlung.

Patient ftihlt sich in der Nase viel freier, Luft frei durehgiingig. Die acuten Exaeerbationen viel sel- tener and weniger heftig als frtiher.

Nase weniger verstopft, Secretion bedeutend ge- ringer.

die Choanalriinder berUhrte, die mit i~usserst z~them Schleim be- deckt waren, gab Patient stets bestimmt an, dass hier der Schmerz und der Schleim, der ihn bel~istigte, seinen Sitz habe; andererseits abet lieferte den Hauptbeweis der Erfolg der Behandlun~. Von der ersten galvanokaustischen Sitzung an, in der ich die hinteren Enden der Muscheln und die Wulstung des Septums yore Raehen aus punktfSrmi~ kauterisirte~ trat Erleichterun~ der Symptome ein, die mit .i.eder Sitzung weiter riickg~ingig" wurden.

Das galvanokaustische Verfahren hat den Hauptvorzug, (lass es sehr wenig sehmerzhaft ist, so lange wit in den geschwollenen Schleimhautpartien operiren, hat der Patient nur das GefUhl des Kitzels, das ihn zum Niesen reizt, erst wenn wir~ was nur aus- nahmsweise vorkommt, auf die gesunde Sehleimhaut oder dem Pe- riost des unterliegenden Knochens zu nahe kommen, klagt der Patient iiber Schmerz und verbietet sich durch seine Unruhe von selbst die Fortsetzung der Operation.

Nach der Behandlung" bekommen die kauterisirten Sehleimhaut- Deutsche Zeitschrift f. Chirurgie. IX, Bd. 6

82 III. HARTMANN

stellen eine unebene Oberfiaehe, anstatt der VorwSlbung finder sich eine Einziehung. Statt dass sieh frtiher die Schleimhaut weich an- fiihlte, ist sie jetzt resistent geworden, indem sie sich dem unter- liegenden Knochen an|egte.

Reaction sah ich einmal nach einer sehr ausgedehnten Kaute- risation, ein anderes Mal, als ich vor Ende einer acuten Exacer- bation des Schnupfens operirte, eintreten. Die Reaction, die in beiden Fallen mit den Erscheinungen des hochgradigen acuten Schnupfens auftrat, ging in beiden Fallen in 2--3 Tagen voriiber.

Im Anschlusse an die obigen Mittheilungen mtichte ich noch einen yon mir operirten Fall kurz beschreiben, der wegen der Selten- heit des Vorkommens yon Interesse sein dUrfte.

P. Richter, 8 Jahre alt, kam in meine Behandlung wegen hoeh- gradiger Schwerh(irigkeit, bedingt dutch doppelseitige 0torrhoe mit ausgedehnter Perforation der beiden Trommelfelle. Die Erkrankung war aufgetreten wahrend einer 2 Jahre zuvor stattgehabten Schar- lachdiphtheritis, die attsser zu dem Gehtirleiden zur EntzUndung der Nasenh~ihle Veranlassung gegeben hatte. Nach Ang'abe tier Eltern babe sich in der Nase ein GeschwUr gebildet, das naeh aussen auf- gebrochen sei. Seit dieser Zeit hat Patient fortwahrend verstopfte Nase mit sehr reichlicher Schleimseeretion, ohne dass es ihm ge- lange den angesammelten Schleim dutch Schneuzen vollstandig zu entfernen. Die Sehwerhiirigkeit war so bedeutend, dass Patient aus der Schule genommen werden musste. Laute Sprache wurde links in einer Entfernung yon 1/2, rechts yon I1/2 Meter vernommen. Ausserdem war Stenose des linken Thranenkanales, hochgradiger granulSser Rachenkatarrh und Hypertrophie der Pharynxtonsille vor- handen.

Bei der Specularuntersuchung finden" sich in beiden Halften der bTasenhtShle Verwachsungen zwischen unteren Muscheln und Septum. Wahrend die Verwaehsung links auf dem Durchschnitte nur etwa die Gr~sse einer Bohne betragt, ist dieselbe rechts sehr ausgedehnt, in einer Lange yon 3 Cm. sich yon vorn nach hinten erstreckend, vorn sich zuspitzend, besonders nach hinten oben sich verbreiternd. Beide untere Iqasengange sind frei, das hintere Ende der Verwach- sung lasst sieh mit der hakenfiirmig gekrUmmten Sonde genau be- stimmen.

Die Durchtrennung der Verwaehsungen wird in Chloroformnar- kose mit dem messerfSrmigen Galvanokauter vorgenommen. Wah- rend links die Durchtrennung naeh wenigen Applicationen gelang,

Die galvanokaustische Behandlung des Stockschnupfens. 83

fand sich rechts die Verwaehsunff kn(ichern, so dass der Galvano- kauter sehr oft aufgesetzt werden musste; ausserdem wurde dutch kleine Blutunffen die Uebersicht tiber das Operationsterrain wieder- holt gestSrt, so dass die Operation tiber eine Stunde in Anspruch nahm. :Naeh der Operation konnte man die hakenfSrmig gekrUmmte Sonde zwiscben den kniichernen R~ndern der durehbrannten Ver- wachsung dureh fi'ei yon vorn nach hinten sehieben.

Ich hatte ursprtinglich die Absicht die Wiederverwachsung be- sonders rechterseits dutch Einlegen eines dUnnen Bleehes zu ver- hindern, was aber misslan~, da die Durchtrennung nieht vollst~ndig geradlinig aus~efallen war, so dass ich die Hcilung" nut dadureh zu beeinflussen suchte, dass ich die Sonde wiederholt zwischen den R~ndern der Verwaehsung durchschob und fur sorgf'/iltige Reinigung sorgte. Naeh 3 Wochen war beiderseits Wicderverwachsung einge- treten, jedoch so, dass die fi'Uher sehr ausgedehnte Verwachsung rechterseits etwa auf die H~tlfte reducirt war und die linke Ver- waehsung nur einen schmalen Strang repr~sentirte. Die krank- haften Symptome yon Seite der ~qase warcn vollst~ndig verschwun- den, die Entfernung des wenig reichlichen Secretes gelingt sehr leicht, die Nase ist nicht mehr verstopft. Dureh gleichzeitige Be- handlung tier Paukenh(ihlenschleimhaut mit H(illenstein in Substanz und LSsung, sowie mit Eintri~ufelungen yon reinem Alkohol wurde die Otorrhoe beseitigt und das H(irvermSgen so hergestellt, dass Patient laute Sprache in 4 Meter links, rechts Fltistersprache in 6 Meter Entfernung vernimmt.

Da die Eltern der Ansicht waren, dass ihr Sohn yon seinem Leiden befreit sei, konnte ich die beabsichtigte Wiederholung der Operation, d. h. nochmalige Durehtrennung der Verwachsungsstellen nieht ausfUhren.