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Eine modifizierte chirurgische Behandlung des Prolapsus recti beim Mastschwein von DVM Herbert Nagel, Geseke (aus VETIMPULSE, Ausgabe 6, 4.Jahrgang, Juni 1995, S. 13 - Wenn der Mastdarm das Tageslicht erblickt ... ) Der Prolaps ani et recti des vornehmlich jungen Mastschweines stellt bei weitgehend unbekannter Ätiologie und vielfältigen prädisponierenden Faktoren eine nicht seltene Erkrankung dar. Die Erkrankungshäufigkeit variiert sehr stark und kann bis zu 10% in einzelnen Beständen betragen (K.JAR, 1976). Neben den bislang diskutierten prädisponierenden Faktoren (Fütterung, Infektionen der Darmschleimhaut, starker Hustenreiz, Arzneimitteleinwirkungen, Mykotoxine, genetische Einflüsse), trat bei unseren Beobachtungen eine Häufung dieser Erkrankung besonders beim Verbringen von Absatzferkeln aus gut geheizten Flatdeckställen in Ställe mit großen betonierten und unzureichend eingestreuten Liegeflächen auf. Als Behandlungsmethode kommen im Wesentlichen die klassische Rektumamputation nach MOLLERFRICK (DIETZ et al., 1981) und eine von PLONAIT und BICKHARDT (1988) modifizierte Behandlung mittels eines Kunststoff - bzw. Gummirohres zur Anwendung. GROSSE BEILAGE und GROSSE BEILAGE (1994) haben auf Grund der ihrer Meinung nach zeitaufwendigen und unter Stallbedingungen schwierig durchzuführenden Operation die Behandlung nach PLONAIT und BICKHARD (1988) einer sehr umfassenden Untersuchung unterzogen und empfehlen diese zur Verhinderung von Leistungseinbußen. Im Gegensatz dazu wurde bei unseren Fällen die Methode nach MOLLER-FRICK (DIETZ et al., 1981) geringfügig dahingehend modifiziert, dass zur Fixierung statt des Fadenkreuzes eine starke Arterienklemme ca. fingerbreit vor dem After angelegt wurde. Der Vorteil besteht im Abklemmen der oftmals stark blutenden Gefäße nach Amputation des vorgefallenen Mastdarmabschnittes bei gleichzeitiger sicherer Fixation. Im Zeitraum 1993-1994 wurden insgesamt 89 Mastferkel bis zu einem Gewicht von 50 kg nach der beschriebenen Methode unter Stallbedingungen operiert. Alle Fälle waren nicht älter als 24-30 Stunden. Die Anästhesie erfolgte mit einer Stresnil-Hypnodil-Kombination, und die Tiere wurden in Seitenlage gebettet. Nach der OP erhielten die Tiere eine einmalige Penicillin-Langzeitformulierung in angegebener Dosierung und wurden für zwei Tage von anderen Tieren bei vollem Trinkwasserangebot und halber Rationszuteilung ferngehalten.

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Eine modifizierte chirurgische Behandlung des Prolapsus recti beim Mastschwein von DVM Herbert Nagel, Geseke (aus VETIMPULSE, Ausgabe 6, 4.Jahrgang, Juni 1995, S. 13 - Wenn der Mastdarm das Tageslicht erblickt ... ) Der Prolaps ani et recti des vornehmlich jungen Mastschweines stellt bei weitgehend unbekannter Ätiologie und vielfältigen prädisponierenden Faktoren eine nicht seltene Erkrankung dar. Die Erkrankungshäufigkeit variiert sehr stark und kann bis zu 10% in einzelnen Beständen betragen (K.JAR, 1976). Neben den bislang diskutierten prädisponierenden Faktoren (Fütterung, Infektionen der Darmschleimhaut, starker Hustenreiz, Arzneimitteleinwirkungen, Mykotoxine, genetische Einflüsse), trat bei unseren Beobachtungen eine Häufung dieser Erkrankung besonders beim Verbringen von Absatzferkeln aus gut geheizten Flatdeckställen in Ställe mit großen betonierten und unzureichend eingestreuten Liegeflächen auf. Als Behandlungsmethode kommen im Wesentlichen die klassische Rektumamputation nach MOLLERFRICK (DIETZ et al., 1981) und eine von PLONAIT und BICKHARDT (1988) modifizierte Behandlung mittels eines Kunststoff - bzw. Gummirohres zur Anwendung. GROSSE BEILAGE und GROSSE BEILAGE (1994) haben auf Grund der ihrer Meinung nach zeitaufwendigen und unter Stallbedingungen schwierig durchzuführenden Operation die Behandlung nach PLONAIT und BICKHARD (1988) einer sehr umfassenden Untersuchung unterzogen und empfehlen diese zur Verhinderung von Leistungseinbußen. Im Gegensatz dazu wurde bei unseren Fällen die Methode nach MOLLER-FRICK (DIETZ et al., 1981) geringfügig dahingehend modifiziert, dass zur Fixierung statt des Fadenkreuzes eine starke Arterienklemme ca. fingerbreit vor dem After angelegt wurde. Der Vorteil besteht im Abklemmen der oftmals stark blutenden Gefäße nach Amputation des vorgefallenen Mastdarmabschnittes bei gleichzeitiger sicherer Fixation. Im Zeitraum 1993-1994 wurden insgesamt 89 Mastferkel bis zu einem Gewicht von 50 kg nach der beschriebenen Methode unter Stallbedingungen operiert. Alle Fälle waren nicht älter als 24-30 Stunden. Die Anästhesie erfolgte mit einer Stresnil-Hypnodil-Kombination, und die Tiere wurden in Seitenlage gebettet. Nach der OP erhielten die Tiere eine einmalige Penicillin-Langzeitformulierung in angegebener Dosierung und wurden für zwei Tage von anderen Tieren bei vollem Trinkwasserangebot und halber Rationszuteilung ferngehalten.

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