Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

Embed Size (px)

Citation preview

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    1/207

    B . Gr. T E U B N E R S S C H L E R A U S G A B E N

    G R I E C H I S C H E R U N D L A T E I N I S C H E R S C H R I F T S T E L L E R

    DIE

    GEDICHTE HOMERS

    DRITTER TEIL: HILFSBUCH

    BEARBEITET VON

    P r o f e s s o r D r . O S K A R H E N K ED I R E K T O R D E S G Y M N A S I U M S I N B R E M E N.

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    2/207

    Y o r w o r t

    Die freudige Zustimmung, die der erste Band diesesHilfsbuches bei sehr vielen meiner Herren Amtsgenossen

    gefunden hat, denen ich an dieser Stelle herzlich fr diezahlreichen anerkennenden und mich zu weiterer Arbeitermutigenden Zuschriften danke, lt mich diesen zweitenTeil, der eine Reihe der wichtigsten und schwierigstenFragen behandelt, mit grerer Zuversicht herausgeben,als ich bei der Herausgabe des ersten Teiles haben

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    3/207

    VI Vorwort.

    Schler willen, die nicht Philologie studieren und die

    einen Anspruch darauf haben, in diese wichtigen Fragen,die ihnen spter berall, in jeder Literaturgeschichte,vor allem auch in Errterungen ber die EvangelienCT Ofrage entgegen treten, eingefhrt zu werden. Natrlichkonnte ich nur meine berzeugung geben und mute ineinem fr Schler bestimmten Buche auf Kritik und

    Polemik verzichten. Aber ich hoffe, da meine Er-rterungen so vorsichtig und mavoll gehalten sind undda ich mich in solchem Mae auf die schon von vielenMnnern als sicher anerkannten Resultate beschrnkthabe, da sie auch fr solche Amtsgenossen, die eineandere Stellung zur Sache einnehmen, nicht unbrauchbarund nicht ohne Wert sein werden.

    Da Auseinandersetzungen, wie sie die AbschnitteI und VIII enthalten, erst an den Schlu des Unterrichtsgehren und da Abschnitt VIII am besten erst danreingehender besprochen wird, wenn die Schler Unter-richt in der philosophischen Propdeutik erhalten haben

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    4/207

    Inh altsbersich t.

    Seite

    Verzeichnis der Abbildungen..........................................................XIE rste r A bsc hn itt . Die Entstehung d er homerischen

    Gedichte . 281308 ...................................................... 1

    I. Einleitung. 281286......................................

    1

    1. Die Aufgabe der Kunst. 2 8 1 ................................ 12. Kunstdichtung und Volksdichtung. 282 23. Die Grundlagen des Volksepos. 283285 . . . . 34. Der bergang vom Volksepos zum Kunstepos. 286. 5

    II. Die Grundlagen des hellenischen Volksepos. 287290 .................................................................................... 71. Die Gttersage, 287 .................................................. 72. Geschichtliche Ereignisse. 288290 8

    III. Die Entwickelung der homerischen Dichtung. 291308 ......................................................... 101. Homer, wie er uns vorliegt. 291295 ................... 102. Die Entstehung der Sage und der Mrenpoesie bei

    den Aiolern 296297 143. Die Wanderung der Sage und Poesie zu den Ioniern.

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    5/207

    VIII Inhaltsbersicht.

    Seite

    B. Die Ausrstung der Schwerbewaffneten im

    m yk en isch en Z e italte r. 3293 3 4 ........................ 551. Der Helm. 329 ...................................................... 552. Der Turmschild. 330332 ................................... 573. Die Lanze. 333 ...................................................... 614. Die Beinschienen. 334 ............................................... (52

    C. S p ter h inzugekom m ene B stung ssti icke . 335341 ..................................................................... 62

    1. Der Armschild. 335336 ................................... 622. Die Panzerung. 337339 .................................. 653. Die Beinschienen. 340 684. Das Schwert. 341 . 69

    D. So n st ig e W af fe n st ck e. 342345 ............... 711. Die Bewaffnung der Bogenschtzen. 342 . . . 712. Die Schleuder. 343 .............................................. 72

    3. Die Streitaxt. 344.................................................. 734. Die Keule. 345 ...................................................... 73

    III. Die Befestigungskunst. 346352 ............................... 731. Die Mauern. 346.......................................................... 782. Die Trme. 347 .......................................................... 743. Die Tore. 348 ............................................................. 744. Der Graben. 349 76

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    6/207

    Inhaltsbersicht. IX

    Seite3. Die Religiositt im homerischen Zeitalter.

    371374 ............................................................. 934. Spuren nachhomerischer religiser Anschauungen. 375379 ................... 101

    B. C ha rak t e r is t ik de r H au p tgo t the i ten heiHomer. 380400 .................................................... 104a. V oro lym pisc he G o tth e ite n , 380381 . . 104

    1. Die vorolympische Gtterdynastie im Tartaros. 380 ................................................................. 104

    2. Vorolympische Gtter der Oberwelt. 381 . 100b. Die G tte r des Him m els . 382392 , . . 106

    1. Zeus. 382.......................................................... 1062. Here. 383.......................................................... 1073. Apollon-Helios. 384 ....................................... 1094. Artemis. 385 .................................................. 1125. Leto. 386 112

    6. Athene. 387..

    .................................................. 1127. Ares. 388 1168. Aphrodite. 389 .............................................. 1189. Hephaistos. 390 .............................................. 120

    10. Hermeias. 391.......................................................12211. Die dienenden Gottheiten des Olympos. 392 123

    c. Die G tte r d es M eeres. 393394............... 124

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    7/207

    X Inhaltsbersicht.

    Seite

    d. Die M antik . 413 . ................................................139

    e. Die Eidesleistung. 414415............................

    1391. Wesen und Arten des Eides. 414 .................... 1392. Gebruche bei der Eidesabgabe. 415 . . . 140

    Vni. Zur Psychologie und Eth ik . 416442 ................ 140A. Zur Psychologie. 416426 ........................... 140

    1. Die Grundgesetze der heutigen Psychologie. 416 1402. Die Grundgesetze der homerischen Psychologie.

    417 _...................................................

    142a. Die S ee len t t igk e i t a ls l e ide n sc h af t-liche Erregung. 418422 ................... 1421. & . 4 1 8 .................................. 1422. . 419 ............................................... 1443. . 420 ........................................... 1444. , . + 2 1 ................................144Anhang: . 422 144

    b. Die S e e le n t t ig k e i t a ls besonnene berlegung . 423427 ........................... 1451. cd . 423426 .............................. 1452. . 427 .............................................. 147

    B. Zur Ethik. 428443 .......................................... 148a. Die angeborene Grundlage der Tugend.

    428432 148

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    8/207

    Verzeichnis der Abbi ldungen.

    Titelbild: Zeus von Otricoli (n. Photographie).Fig. 1. Blick vom Mendere auf den Udschek Tepe. (Schliemann,

    Ilios. 1566.) 2. Helm (n. Zeichnung). 3. Dolchklinge (n. Helbig, Hom. Epos Fig. 125). 4./5. Schild (n. Zeichnung). 6. Lanze (n. Zeichnung). 7. Schardana (n. Helbig, Fig. 124).,, 8. Schild, Durchschnitt (n. Zeichnung).

    9. Schild (n. Helbig, Fig. 118). 10. Schildnabel (n. Helbig, Fig. 172). 11. Panzerung (n. Zeichnung). 12. Leibbinde (n. Helbig, Fig. 106). 13. Grtel (n. Helbig, Fig. 108). 14. Beinschiene (n. Zeichnung).

    15 Beinschienenhalter (n Reichel hom Waffen Fig 30)

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    9/207

    XII Verzeichnis der Abbildungen.

    Fig. 41. Gorgonenhaupt (n. Arch. Ztg. 1881, Taf. 17).

    42. Pempobolon (n. Helbig, Fig. 141a). 43. Altar (n. Schliemann, Mykene PI. F.). 44. Blick auf Hissarlik (n. Schliemann, Ilios 1). 45. Burgmauer (n. Schliemann, Tiryns 136). 46. Rasiermesser (n. Helbig, Fig. 85). 47. Spiralen (n. Helbig, Fig. 80, 81). 48. Vasenbild (n. Helbig, Fig. 74).

    49. Der Briseis Wegfhrung (n. Mon. d. Inst. II, 19). 50. Die Gesandtschaft bei Achill (n. Mon. d. Inst. VI, 20). 51. Der Kampf bei den Schiffen (Gerhard, ausg. Vasenb. III, 197).,, 52. Pasquino (n. Photogr.). 53. Hektors Lsung (n. Mon. d. Inst. VIII, 27). 54. Opferung der Iphigenie (n. Mus. Borb. IV, 3), 55. Bellerophontes (n. Brauns, 12 Basreliefs 1). 56. Aigineten (n. Photogr.).

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    10/207

    Erster Abschnitt.

    Die Entstehung der homerischen Gedichte.

    I. Einleitung.

    1. Die Aufgabe der Kunst. Die Kunst hat die 281.

    Aufgabe eine Id ea lw elt zu schaffen (Vgl. 416).Diese Idealwelt kann zwar niemals die Vollkommenheitder allein in Gott vorhandenen Ideenwelt erreichen, abersie mu sich ihr zu nhern versuchen, indem sie ber diewirkliche Welt, in der wir leben, sicherhebt. Kur dadurchist die Kunst etwas Wesentliches und Unentbehrliches

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    11/207

    2 282 .

    auf dem Gebiete des sittlichen Handelns durch tapferesVerhalten in den Kmpfen und Nten des Lebens zumAusdruck gebracht werden. Eine Statue aber, ein Bild,ein Gedicht, die uns diese Tugend in einem Krieger ver-krpert zeigen, dessen Tapferkeit uns als ein Ideal er-scheint, das wir noch nicht in uns verwirklicht haben,zu dessen Verwirklichung wir aber durch die Darstellung

    begeistert werden, sind Ausdrucksweisen dieser Idee aufdem Gebiete der Kunst.

    Die Idee, die ein Knstler zur Darstel lungb r in g t, mu sowohl in seinem wie auch in se inerV olksgenossen H erzen w urzeln, mu fr ihr Leben

    und S treben von B ed eu tung sein. Ist das nicht derFall, so erscheint das Kunstwerk nur als eine Belustigung,ein Zeitvertreib ohne Bedeutung fr das Leben undWirken der Zeitgenossen. Diesem Fehler war die Zopfund Gelehrtenpoesie im 17. und in der ersten Hlfte des18. Jahrhunderts verfallen. Man meinte damals, die

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    12/207

    283. 284. 3

    veranlagten Volksgenossen an, von Gttern und Helden

    zu singen und zu sagen. Solche Mren stehen noch nichtim Dienste einer Idee. Der Stoff selbst ist es, der dieSnger zum Dichten, das Volk zum Hren lockt. Hierist also nicht die Idee, sondern der Stoff das erste, be-stimmende, die dichterische Ttigkeit weckende Element.Man will erfahren, was in der Welt der Gtter und im

    Volke in der Vorzeit Tagen geschehen ist. Die Lustam Hren, und die Lust am Fabulieren, am Erzhlensind der Boden, auf dem die Mrenpoesie erwchst. JederSnger singt, was ihn und seine Hrer am meisten fesseltund erfreut, der eine dies, der andere das. So entstehteine groe Anzahl von Liedern, die unter sich zwar

    keinen Zusammenhang, die aber alle in der Sage einengemeinsamen Nhrboden haben. Dabei kann es ver

    bleiben und ist es oft verblieben (vgl. 286), aber esist auch noch eine weitere Entwickelung mglich. Eingroes Dichtergenie kann dieser Mrenpoesie in gewal-tigem Umfange sich bemchtigen und nunmehr unter

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    13/207

    4 285.

    bewegt, sie zur Furcht und Verehrung getrieben und sie

    veranlat, G tters agen zu bilden, in denen der Kampfder lebenspendenden mit der todbringenden Naturmachtzum Ausdrucke kam. Der segenspendende Sommer wird

    personifiziert und verwandelt sich in einen herrlichen,starken, jugendlichen Gott des Lichts, der verderben-bringende Winter in einen scheulichen Drachen, den

    der Lichtgott ttet. Das Ziel des Kampfes ist der Frh-ling, des Lichtgottes Braut, die aus des Drachen Machtbefreit wird, und ein Schatz, den er mit des DrachenTtung erwirbt. Aber Braut und Schatz bleiben demLichtgott nicht. Der Sommer schwindet, der Lichtgottstirbt, der Winter kommt, der Drache lebt wieder aufund ihm fallen Braut und Schatz anheim, bis der neueSommer auch ihn wieder ttet. So bildet sich der Ge-danke aus, da der Schatz dem verderblich wird, der ihnerwirbt. Das alles finden wir im Nibelungenliede wieder:Sigfrid, der Lichtgott, wchst fern von seinen Eltern auf,denn: zwischen seines Vaters und seiner Herrschaft liegt

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    14/207

    2 8 G . 5

    nunmehr zum Volke der Burgundern An A ttila (f 453)

    knpfte sich die Sage, da er von der Hand seiner Ge-mahlin Ildiko den Tod erlitten habe, die als Schwesterder Burgundenknige den Mord ihrer Brder an ihmhabe rchen wollen. Darum lt die ltere Nibelungen-sage, wie sie in der Edda uns erhalten ist, Etzelvon der Hand seiner Gemahlin fallen, die ihrer Brder

    Tod an ihm rcht. Spter aber verdrngt die gewaltigeGestalt Teodorichs (f 526) die Gestalt Attilas. Etzelist in unserm Nibelungenliede ein schwacher Mann;Dietrich von Bern, oh er gleich als Verbannter und Vasallan seinem Hofe lebt, berragt ihn weit an Kraft undMut. Nicht mehr Etzel und Krimhild, sondern Dietrich

    und Krimhild fhren die letzte Entscheidung herbei.Endlich aber hat die aus Burgund stammende Franken-knigin K rodhild , die 5S3 die Zerstrerin des zweiten 7Burgundenreichs dadurch wurde, da sie ihre Shne zurRache gegen ihr eigenes Vaterhaus antrieb, bewirkt, da i / 7>in unserm Nibelungenliede Krimhild nicht mehr wie in

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    15/207

    6 286 .

    schn einen Anlauf erkennen, das Erzhlte als Beweis

    fr eine im Herzen tief wurzelnde Idee erscheinen zulassen, die Idee da Liebe mit Leide lohne allezeit(Strophe 2315,4). Dazu, da wir Deutschen mit einemgroartigen Volksepos beschenkt worden wren, fehltenur noch ein Schritt: Einer der groen Klassiker(Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straburg)

    mute sich der Mrenpoesie bemchtigen und auf ihremBoden ein gewaltiges Epos, das seinen Mittelpunkt ineiner einenden Idee fand, schaffen. Dies Glck ist unsermVolke versagt geblieben. Ehe es zur vlligen Ausreifungder Volksdichtung kam, wurde sie von der Kunstdichtungabgelst, deren Dichter sich den nationalen Stoffen gegen-ber abstoend verhielten. Im zweiten Kreuzzuge ge-wannen die deutschen Ritter durch die franzsischen Lustund Liebe zur Poesie. Damit aber wandten sie sich auchden fremden Stoffen zu, die ihnen durch die Gedichteihrer Vorbilder berliefert wurden, der KerlingischenSage der Artussage der Sage vom heiligen Gral Die

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    16/207

    287. 7

    Sehen wir nun nach diesen einleitenden Vorbemer-

    kungen zu, was wir von der Entstehung der homerischenGedichte, die ja eine hnliche gewesen sein mu, zu er-zhlen vermgen.

    II. Die Grundlagen des hellenischen

    Volksepos.1. Die Gttersage. Ein spter zu behandelnder Ab 287

    schnitt unsers Buches (vgl. 369379) wird uns lehren,da in den homerischen Gedichten Spuren der uraltenindogermanischen Naturreligion sich finden, da es auch

    nicht an Anschauungen fehlt, die der nachhomerischenZeit entstammen, da man dem alten Gtterglauben schonzweifelnd gegenber stand, da aber die Bltezeit desVolksepos mit dem herzlichen, kindlichen Glauben an dieolympische Gtterwelt zusammenfiel. Die Gtterwelt istein unentbehrlicher Bestandteil der epischen Handlung.

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    17/207

    8 288. 289.

    bse Loki zum finstern Degen Hagen. Nur Spuren

    sind von der alten Gtterwelt noch vorhanden, whrendChristentum und kirchliche Zeremonien schon die Stelledes alten Gtterglaubens eingenommen haben.

    288. 2. Geschichtliche Ereignisse. Im zwlften Jahr-hundert vor Christus erfolgte von Norden her der Ein-

    bruch der Dorier in Griechenland und damit war der

    Ansto zu der mehre Jahrhunderte bis ums Jahr 1000whrenden Vlkerwanderung der griechischen Stmmegegeben, der die Hellenen weit nach Ost und Westhinausfhrte und die Neigung , zur Koloniengrndung fralle sptere Zeit in sie pflanzte. Dorier, Ionier undAioler wunderten hinber nach Kleinasien, um sich dort

    eine neue Heimat zu suchen. Die D orier bemchtigtensich der Inseln Kos, Rhodos und des gegenberliegendenFestlandes an der Sdwestkste Kleinasiens. Die Io n ie rbesetzten Chios, Samos und die gegenberliegende Kste,auf der sie zwlf Stdte grndeten, von denen Milet diesdlichst, Phokaia die nrdlichst gelegene war. Die

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    18/207

    200. 9

    haudlung wichtig. Die Stdte der Ureinwohner waren

    aus Furcht vor Seerubern nicht unmittelbar am Meer,sondern landeinwrts und auf einer leicht zu befestigendenBerghhe erbaut. Wissen wir doch von mehren Stdten(Magnesia am Sipylos, Gambreion, Skepsis), da sie inspterer Zeit, als sie erstarkt waren und die Sicherheitgrer geworden war, von ihren Felsennestem in die

    Ebene an Stellen, die fr Handel und Yerkehr bequemerwaren, verlegt worden sind. Diese Stdte zu unterwerfen,war die nchste Aufgabe der einwandernden Hellenen.Sie besetzten, da sie an Zahl den alten Bewohnern unter-legen waren, eine in der Nhe der Kste gelegene Inseloder eine schmale Landzunge, die sie nach dem Binnen-

    lande zu durch eine Befestigung abschlossen. So verfuhrja noch der Oheim des Miltiades, als er die thrakischeChersonnesos von Athen aus kolonisierte (Cornelius Nepos,Miltiades I). Von hier aus beunruhigte man die altenBewohner der Binnenstdte, um sie dazu zu zwingen, dieAnkmmlinge bei sich aufzunehmen, Stadt und Land mit

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    19/207

    10 291.

    wohl wieder in das alte Vaterland nach allerlei Abenteuern

    und Irrfahrten heimgekehrt. Hier fanden sie freilich ihrePltze inzwischen besetzt und ihre Nachfolger waren nichtgewillt, ohne Kampf sie wieder aufzugeben. Manchenmag es gelungen sein, das alte Heim wieder zu erobern,andere mgen dabei ihren Untergang gefunden haben.

    III. Die Entwickelung cler homerischen

    Dichtung.

    291. 1. Homer, wie er uns vorliegt. Der schon errterte

    Umstand (vgl. 286), da es gelungen ist, nachzuweisen,da unser N ib elu ngenlied eine Sammlung aus zwanzigMren ist, die ein hfischer Dichter zu einem Gedichtezusammengefgt hat, hat frher viele verfhrt, sich auchIlias und Odyssee in gleicher Art entstanden zu denken.Man nahm an, da es seiner Zeit nur Mren (Einzellieder)

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    20/207

    292. 293. 11

    Werk eines gewalt igen, hoch begabten, dichte-

    rischen Genies ist.Aber das trifft freilich nur fr den Kern beiderEpen zu. So, wie diese G edich te e in st von dengroen Dichtern geschaffen worden sind, liegensie uns nic h t m ehr vor. Wir sehen vielfach, da anihrer heutigen Gestalt mehre Jahrhunderte mitgearbeitet

    haben.1. Spuren aus fr h e re r Zeit. Die groen Dichter 292.der Ilias und Odyssee sind nicht die ersten, die dieseStoffe aus der Sage dichterisch behandelt haben. Vorihrer Zeit blhte schon eine weit im Volke verbreiteteMrenpoesie. Eine groe Flle von Einzelliedern, die

    teilweise aus uralter Zeit stammten, war bereits vor-handen. Und diese Lieder bildeten die Grundlage frdie mchtigen Epen, die diese Dichter schufen. Ausdiesen Liedern stammen die uralten Anschauungen vonden Gttern als Naturkrften, von denen noch Spurenin unserm Gedichte vorhanden sind (vgl. 370), von

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    21/207

    12 293.

    an Geist und Ausdruck den vorhandenen groen Epen

    nahekamen, sich von selbst in sie einzufgen, sie zuergnzen schienen, mute dazu fhren, da man siemit ihnen verband, sie an geeigneten Stellen einfgte.Sie verraten sich innerhalb der groen Epen als ein-gefgte, jngere Bestandteile teils durch die W ider-sprche in wichtigen Einzelheiten (vgl. z. B. VIII,

    152, 350437 mit XIII, 7; VIII, 198211 mit XIII,138; XII, 179 mit XIII, 684; V, 576 ff, mit XIII,643 ff.), teils dadurch, da sie in den E lan des Ganzennicht hineinpassen, den Fortgang der Handlung unter-

    brechen und stren (vgl. den Kommentar zur Ilias S. 182 ff.),insonderheit aber dadurch, da sie Spuren von An-

    schauungen, Sitten, Gebruchen enthalten, diedem eigentlichen, homerischen Zeitalter nochvllig frem d sind. Dazu gehren z. B. der Zweifel ander Macht und Wrde der Gtter, ja der Spott ber sie(vgl. 375ff.), der Kultus in Tempeln statt in Hainen(vgl. 411), die Verbindung einer erst spter aufge-

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    22/207

    294296. 13

    gewohnt. Aber der Rhapsode, der seinen Hrern ledig-

    lich den Besuch der Thetis bei Hephaistos und die Her-stellung der neuen Waffenrstung Achills vordeklamierenwollte, lt Thetis das alles erst Hephaistos auseinander-setzen (XVIII, 429461), um seine Zuhrer ber denPunkt, an dem seine Deklamation einsetzen sollte, zuorientieren.

    3. Fragen wir uns nun, welche Stcke aus Ilias 294.und Odyssee als sptere Bestandtei le auszu-scheiden sind, so kann nach dem Stande der heutigenForschung mit ziemlicher Sicherheit folgendes angegebenwerden. In die Ilias sind erst spter eingedrungen: derSchiffskatalog (H, 484877), die Doloneia (X), das erste

    Eingreifen des Poseidaon (XIII), die Erzhlung von derHerstellung der neuen Waffen Achills (XVIII, 468618),endlich die Bcher XXIII, XXIV. Auerdem haben dieErzhlungen von der ersten (IIVII) und der drittenSchlacht (XIXVII), die die Hrer am meisten fesselten,zweifellos spter mancherlei Erweiterungen erfahren, so

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    23/207

    14 296.

    kreises und von den Rckfahrten ( )mancher Heroen

    schon bei den A io le rn ausgehildet sind und bei ihnenauch schon Ausdruck in einer reichen Mrenpoesie ge-funden haben, dafr spricht einmal der Umstand, dain unserm Homer zahlreiche Reste des aiolischen Dialektssich finden, und dann der, da die Geographie von Alt-griechenland bei Homer die Verhltnisse vor der dorischen

    Wanderung aufweist. Dorier kennt Homer nur auf Krete(19, 172ff). In Nordgriechenland wie in der Peloponnesos sind die Achaier der herrschende Stamm (vgl. 157).Das ist nur dadurch zu erklren, da die dem Homervoraufgehende Mrenpoesie sehr frh entstanden ist, ineiner Zeit, als im Mutterlande noch der Kampf der Stmme

    tobte, also etwa im elften Jahrhundert vor Christus. DieserAnnahme gem stimmen nun auch bis auf einen Punktdie Gedichte mit den in 288 vorgefhrten historischenE reign is sen berein. Der Kampf ist sehr hartnckig,whrt zehn Jahre, das Kriegsglck wechselt, die An-kmmlinge sind in Gefahr zu unterliegen ja die Eroberung

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    24/207

    297. 298. 15

    T ro a s , d er d a m it v e r b u n d e n e n l a n g w i e rig e n

    Kmpfe und der Rckkehr auf die Inseln derSag enkreis sich geb ilde t ha t , der unsern Ge-dichten den S toff l iefe rte , und da aiolischeAden in a io l is ch em D ia l ek t d i e sen Sagen inMren Ausdruck gegeben haben.

    Nur ein Punkt scheint, wie schon erwhnt, damit 297.

    nicht in Einklang zu sein: In der Sage und in derOdyssee ist I lion e rob ert worden, in W irklich k eitk a n n es v i e l le i c h t in je n e n K m p fe n z u r E r -oberung und Z erstrun g der al ten S tadt gekommensein, aber die Eroberung war keine nachhalt ige,erfolgreiche, vielmehr muten die Eroberer schlielich

    doch zurckweichen. Aber dieser scheinbare Widersprucherklrt sich leicht. Da die Ilias, das ltere der beidenGedichte, die Eroberung nur als Wunsch, Hoffnung, Be-frchtung ausdrckt, sie nirgends wirklich voraussetzt,ist schon erwhnt. Ferner mu auf die liebe National-eitelkeit der Snger verwiesen werden die natrlich ihre

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    25/207

    16 299.

    am Mittel und Niederrhein wohnten. Als 437 Gunter,

    der Burgundenknig, den von Aetius herbei gerufenenHunnen unterlag und sein Reich unterging, da gewann

    beim Nachbarvolke der Franken die Sage neues Leben.Hier verwob man mit ihr das Geschick des unglcklichenBurgundenknigs, identifizierte ihn mit dem mythischenKnige Gunnar und gestaltete Sage und Mrenpoesie

    darnach aus. Ganz h n lic h is t die W e it e r -entwickelung bei den kleinasiat ischen Griechengewesen. Als die Aioler geschlagen waren, auf dieInseln sich zurckzogen, dabei vielfach mit ihren leb-haften, empfnglichen, hochbegabten, ionischen Nachbarnin Berhrung kamen, da bemchtigten diese sich der

    unter den Aiolern schon ausgebildeten Sage und ihrerMrenpoesie und entwickelten sie weiter. Daher kommtes, da unsere Gedichte, wie die Mren, die sie zurVoraussetzung haben, im altionischen Dialekt verfatsind, aber doch zahlreiche Erinnerungen an den aiolischenDialekt aufweisen Hier bei den Ioniern hat die Aden

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    26/207

    3 0 0 . 17

    den Fremdling schmerzlich bewegt, heit Alkinoos ihn

    abbrechen. Aber drauen bei den Spielen singt er aufsneue und am Abend nach der Mahlzeit ist auch derSnger wieder anwesend und setzt den am Tage ab-gebrochenen Gesang fort. Hier ist von keiner Ungeduldder Zuhrer die Rede. Wenn die Mannen den Tag mitKampfspiel, Waffenbung und Jagd hingebracht haben,

    so suchen sie nach der Abendmahlzeit beim Wein Zer-streuung, indem sie dem Snger lauschen. Wer da einenStoff hat, der ihre Gedanken von einem Tage zum andernfesselt, wer die Erzhlung ausspinnen kann, da vieleTage verlaufen, ehe das Ende kommt, wer das neue,noch nicht Gehrte singen kann, der gewinnt bei ihnen

    den Ruhm des trefflichsten Sngers. Da ergab es sichvon selbst, da der Snger es nicht bei kurzen Mren{ ' ) bewenden lie, sondern da er sie mehr undmehr erweiterte, da er Zusammengehriges, das er vor-her einzeln vorgetragen hatte, zu einer Mre vereinte.Darauf deutet schon das Verfahren des Demodokos hin

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    27/207

    18 301.

    worden waren und in der jede Stadt und jedes Stdtchen

    Gewicht darauf legte, im Homer wenigstens erwhnt zusein (vgl. den Kommentar zur Ilias S. 36 ber Boiotienim Schiffskatalog). Aus der Ilias selbst knnen wir nur soviel erschlieen, da der Dichter im kleinasiatischenIo nien geleb t hat. Das beweist die Sprache, das be-weisen geographische Bestimmungen (z. B. der Kord west

    weht aus Thrakien her IX, ; XXIII, 230) und vielesandre. Wenn die Alten erzhlen, er sei b lind gewesen,so ist das wohl aus 8, 64 (Demodokos) abgeleitet worden,die Lebendigkeit der Darstellung in seinem Epos wider-spricht dem (vgl. Cicero , Tuscul. 5, 39). Was die Z eitseines Lebens und Schaffens angeht, so geht aus seinem

    Epos hervor, da er die von ihm erzhlten Tatsachenals die einer lngst verschwundenen Vergangenheit an-sieht (V, 304; XII, 383, 449; XX, 287). Es mu alsoseit den Ereignissen, die zur Ausbildung der Heldensage

    bei den Aiolern fhrten (12., 11. Jahrhundert), schon eineziemlich lange Zeit verflossen sein Anderseits beweisen

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    28/207

    302. 19

    wundeinehmen. Unter den zahlreichen Epen des Kyklos

    (vgl. 303) stand sie der Ilias am nchsten. Sind dochauch die groartigen, in Jesajas Geiste gehaltenen, in derZeit des Perserknigs Kyros (Jes. 44, 28 u, .), also um550 entstandenen Weissagungen spter dem ums Jahr 700lebenden grten Propheten des Alten Bundes zugeschriebenund als Kap, 4066 seinen Weissagungen angefgt worden.

    5. W ie sind Ilias und O dyssee a u f die N achw elt gekommen? Da Ilias und Odyssee in ihrem ursprng-lichen Umfange ohne Hilfe der Schrift haben entstehenund von den groen Dichtern, die selbst Aden warenund in der Art der Aden ihre Gedichte in den Fest-hallen der Knige rezitierten, haben vorgetragen werden

    knnen, ergibt sich aus dem Wesen und der Art derAdenpoesie von selbst ( 299). Dazu mu bedachtwerden, da unser Gedchtnis einerseits durch das viel-seitige Wissen, das von Kindheit an auf uns einstrmt,anderseits dureh die Hilfe, die ihm durch Lesen undSchreiben zuteil wird sehr geschwcht ist und nicht

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    29/207

    20 302.

    Odyssee erwhnt es gar nicht. Nun hat man zwar gesagt,

    der Dichter brauche nicht alle Sitten, Gebruche, Fertig-keiten, die er gekannt habe, auch zu erwhnen. Aber dieserEinwand verfngt nicht, wenn man bedenkt, da in derOdyssee fr die Ithakesier alles davon abhngt, da sieKunde davon bekommen, ob Odysseus noch lebt oder nicht.Man fragt ngstlich jeden Vagabunden aus, hrt Wahrsager

    darber an, macht weite Reisen, um Nachrichten berihn einzuziehen. Auf den naheliegenden Gedanken, sichdazu auch der Schrift zu bedienen, wrde der Dichter nachvieler Meinung doch wohl gekommen sein, wenn die Schreib-kunst damals schon ein weitverbreitetes Hilfsmittel ge-wesen wre. Nun lt sich freilich aus einem noch heute

    erhaltenen Denkmal nachweisen, da ums Ja h r 650 dieSchreibkunst schon al lgemein verbrei te t gewesense in mu. Knig P sam tik von gypten (653610) be-gnstigte die Fremden, besonders die griechischen Sldner,durch die er die Herrschaft erlangt hatte, und zog sie dereinheimischen Kriegerkaste vor Da wanderten (Herodot

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    30/207

    303. 21

    schon allgemein verbreitet gewesen ist, so mu sie in

    Homers Zeit (900800) mindestens in den wohlhabendenVolkskreisen schon bekannt und gebt worden sein.Kommt man darum auch zu der berzeugung, da dieSchreibkunst weit hher ins Altertum hinaufreicht, alsman in der Regel annehmen zu mssen glaubt, einendirekten Beweis dafr, da Homer diese Kunst gekannt

    und angewandt hat, kann man heute noch nicht fhren.Man hat sich mit mndlicher Tradition zu helfengesucht und auf die mehrfach bei den Alten erwhntenH om eriden hingewiesen. Man hat geglaubt, in ihneneine Schule von Aden sehen zu drfen, die sich dieErhaltung und Fortpflanzung der Ilias und Odyssee zur

    Lebensaufgabe gemacht habe. Aber genauere Prfunghat ergeben, da unter den Homeriden entweder dieRhapsoden der historischen Zeit oder Liebhaber der home-rischen Poesie oder auch die Mitglieder eines Geschlechtsauf Chios, das von Homer abstammen wollte, was aberauch im Altertum schon bestritten wurde zu verstehen

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    31/207

    22 304.

    schn auseinandersetzt, wesentlich von Ilias und Odyssee.

    Alle lassen einen einheitlichen Plan, der die erzhltenTatsachen um einen Helden gruppiert, eine organisierendeIdee vermissen. Sie wollen nur die Neugierde derer be-friedigen, die gern wissen wollten, was denn vor demZorne des Achill vor Ilion und nachher geschehen sei usw.Da nun die Alten diese Gedichte, z. B. die Aithiopis, bis

    ber das Jahr 700 hinaufrcken, manche dieser Epen soalt waren, da man sie zu Herodots Zeiten (2, 117)Homer selbst meinte zuschreiben zu drfen, so sind sieein beredtes, wenn auch indirektes Zeugnis dafr, daIlias und Odyssee bald aufgeschrieben und von ungeheuermEinflu berall in Griechenland geworden sein mssen.

    Man kann auf diesem Wege durch sichere Zeug-n isse na eh w eisen , da die I l ia s vo r 700, dieOdyssee um670 als Ganzes vo rhan den gewesen sind.

    304. 2. Dazu kommt das Zeugnis der T ra dit ion . Um500, zur Zeit des Peisistratos, ist Xenophanes Zeuge,da die homerische Poesie in Kleinasien in Attika in

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    32/207

    305. 23

    6. Die Rhapsoden und die homerischen Gedichte. 305.

    Vom achten Jahrhundert ab verschwand das p a tr i-arc ha lis ch e Knigtum . Nur in Sparta erhielt essich in beschrnkter Gestalt. Mit dem Leben und Treibenan den Knigshfen aber erfuhr auch das Adentum all-mhlichen Niedergang. Unter der folgenden Herrschaftder A ris to k ra tie konnte es, besonders im asiatischen

    Ionien, wo es sich zu so hoher Blte entfaltet hatte, nocheine Zeitlang fortblhen, wenn es auch an Bedeutungund Einflu mehr und mehr verlor. Aber mit dem Ein-tritt der D em okratie und dem berwltigenden Einflu,den Ilias und Odyssee ausbten, die alle andre epischePoesie erdrckten, ging es ganz zugrunde. An die

    Stelle der in der Knigshalle schmausenden Huptlingetra t nun die groe, alle Brger umfassende P e s tv e r-sammlung. Das nur auf kurze Zeit zusammenstrmendeVolk kann aber dem Gesnge umfangreicher Epen vonAnfang bis zu Ende nicht mehr ruhig folgen. Und dochwollte man den Homer hren. Wer konnte sich denn

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    33/207

    24 306,

    schrecklich oder entsetzlich, dann stehen die Haare meinesHauptes vor Schauder zu Berge, und mein Herz klopft.Ich sehe immer von meinem hohen Sitze aus die Zu-hrer weinen, entsetzt starren und von dem Yorgetragenenganz ergriffen, denn ich mu genau auf sie Achtung geben.Wenn ich sie nmlich zum Weinen bringe, werdeich selbst lachen knnen, wenn ich das Geld ein-

    streiche; wenn sie hingegen lachen, werde ichweinen mssen, denn dann bleibt das Geld aus.Da sind freilich unsere heutigen Rhapsoden klger, sielassen die Zuhrer vorher bezahlen. Natrlich kam dasVolk dabei zu kurz. Es bekam immer nur dieselben Kraftsteilen, die dem Rhapsoden Geld einbrachten, zu hren.

    306. In A then nun (I so k ra tes , Paneg. 159; L ykurg ,Rede gegen Leokrates 102) wurde Homer nicht blo demUnterrichte zugrunde gelegt, sondern er hatte seinenbesondern, von den Gesetzen ihm angewiesenen Platzbei der groen Nationalfeier der Panathenaien. Hiersollte Homer und kein an drer D ich ter von den

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    34/207

    307. 25

    sogar mit der Fabel von den siebzig Dolmetschern,die die Septuaginta geschaffen haben sollen, in Verbin-dung gebracht. Aber die Mnner, die zur Zeit desPeisistratos oder bald darnach in Athen lebten (Xeno-phanes, Herakleitos, Herodot, Thukydides usw.), wissendavon nichts. Und htten sich wohl die attischen Redner,ein Lysias, Isokrates, Lykurg, Hyperides, Demo-

    sthenes, Aischines, die jede Gelegenheit ergriffen, umdie Verdienste ihrer Vaterstadt und dabei die BedeutungHomers, der in Athen besondres Ansehen geno, bis inden Himmel zu erheben, die Gelegenheit entgehen lassen,das Verdienst Athens um die Herstellung der Ilias undOdyssee zu preisen? Was htten sie darum gegeben,

    ihren entzckt lauschenden Zuhrern erzhlen zu knnen,da Homer eigentlich erst in Athen entstanden sei?Auch die groen Philosophen, P la to und A ris to te le s ,auch die Geschichtschreiber und Geographen sptererZeit, Polybios und Strabo, wissen nichts davon, auchbei den A lexandrinern (vgl. 307) und in den aus

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    35/207

    26 308.

    thekare wurden die berhmtesten Gelehrten angestellt.

    Diese Mnner, in der Geschichte die A le xandriner ge-nannt, haben sieh auch um Heiner unvergngliche Ver-dienste erworben. Sie erkannten bereits, da Ilias undOdyssee nicht von einem Dichter herrhren knnten{Xeno, Hellanikos, ). Der grte aller alexandrischen Kritiker aber ist A ris ta rchos, der unter Ptole

    maios VI. lebte (181146). Seiner groartigen Ttig-keit verdanken wir den Text der Ilias und Odyssee, derdie Grundlage aller heutigen Ausgaben bildet. Auf ihnwird auch die Einteilung der Gedichte in je 24 Gesngezlurckgefhrt.

    308. In neuerer Zeit hat sich die grten Verdienste um

    die Erforschung Homers erworben Eriedrich August W olfdurch sein Werk: Prolegomena ad Homerum, sive deoperum Homericorum prisca et genuina forma, variisquemutationibus et probabili ratione emendandi. Vol. I.Halle 1795. Bis auf Wolf hatte man keine Ahnung

    d i t li h W d V lk M b

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    36/207

    Zweiter Abschnitt.

    Inhalt.

    I. Inhalt und Chronologie der Ilias.

    1. Teil. Einleitung uud Erregungspunkt. Buch I.

    I. .

    I. Einleitung.

    1. Tag. Agamemnon beleidigt denA ll i t Ch

    309.

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    37/207

    28 3 0 9 .

    Odysseus bringt die

    Chrysefe ihrem Yater zu-rck. B riseis wird demAchilleus genommen. Achil-leus fleht seine Mutter umBeistand an (304476).

    11. Tag. Odysseus kehrt zurck

    (477492).21. Tag. Zeus kommt von denAithiopen zum Olymp zu-rck. T hetis trgt ihmihre Bitte vor und er ver-spricht ihr Genugtuung

    fr Achilleus (493611).

    2. Teil. Die steigende Handlung. IIYIII.

    I. Die erste Schlacht, Buch IIVII, 380.

    II "OvsiQog 22 Tag Agamemnons Traum

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    38/207

    29 309.

    , .

    VI.

    -P2S .

    VII. "

    daros zu dem Schu aufMenelaos. Der Vertrag istgebrochen. Die Heerercken zur Schlacht vor.Agamemnons Musterung.

    Diomedes, dem Athenehilft, ttet den Pandaros,

    verwundet Aineias, Aphro-dite und Ares.Hektor geht zur Stadt,

    um durchHekabe die GttinAthene vershnen zu lassen.Glaukos und Diomedes.

    Hektor und Andro-mache. Hektor bei Paris;beide begeben sich aufsSchlachtfeld.

    H ek to r fordert einen derAchaier zum Zweikampfe

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    39/207

    30 3 0 9 .

    24. Tag.

    werden zwar zurckge-wiesen, aber der Waffen-stillstand wird geschlossen(381432).

    Totenbestattung. Lager-befestigung (433482).

    VIII.

    II. Die zweite Schlacht, Buch VIII.

    .

    ' 25. Tag. Gtterversammlung.Zeus verbietet die Teil-nahme am Kampfe undgeht zum Ida. Um Mittag

    hebt er die Schicksalswage.Die Hellenen werden indie Schanzen zurckge-trieben. Sie dringen wiedervor, werden aber zum zwei-tenmal zurckgeschlagen

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    40/207

    3 0 9 . Bl

    4. Teil. Die fallende Handlung. Buch XXVIII.

    I . Der Kundsehaftergang des Diomedesund Odysseus. Buch X.

    X. . Nachtzum

    26. Tag.

    In der Nacht findet eineBeratung am Grabenstatt: Agamemnon, Mene-laos, Nestor, die beidenAias, Odysseus, Diomedes.Odysseus und Diomedesgehen auf Kundschaft aus.Dolon. Rhesos.

    II. Die d r it te Sch lac ht. Buch XIXVIII, 386.

    XI. -I26.vos -

    .

    Tag. Agamemnon drngt dieTroer zurck. Es werdenverwundet: Agamemnon,Diomedes, Odysseus, Ma-chaon, Eurypylos. N esto r

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    41/207

    32

    XIY. z/ig .

    3 0 9 .

    i um den Hellenen zu helfen.In der M itte kmpfen diebeiden Aias gegen Hektor,auf dem linken FlgelIdomeneus und Merionesgegen Aineias und Paris.Viele Einzelkmpfe. End

    j lieh ruft Hektor die Heldenvom linken Flgel zurMitte, aber die Erzhlungbricht ab; alles verluftresultatlos.]

    Beratung der verwun-

    deten Knige (Agamemnon,Diomedes, Odysseus) mitNestor. Here sch lfe rtZeus e in , Pose idaonhilft den Hellenen. H ektorwird von Aias mit einem

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    42/207

    3 0 9 . 33

    XVII. [

    . \

    XVIII. ' .

    Hektor nimmt des

    Achilleus Rstung. H ek-tor und Aineias suchensich der Leiche des Patroklos zu bemchtigen.Menelaos und Merionestragen sie aus der Schlacht,

    unter dem Schutze derbeiden Aias. A ntilochosbringt Achilleus die Trauer-botschaft.

    Achilleus tritt an denGraben und scheucht die

    Troer zurck. Nacht. Be-sonnener Rat des Pulydamas, den Hektor ab-weist.

    III. Achilleus wird neu gewaffnet.

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    43/207

    34 309.

    XXI. -

    I

    i

    XXII. " \ .

    : drngt die Troer bis zum

    Flusse zurck.Die Troer werden in denX an th os getrieben. Achil-leus fngt zwlf troischeJnglinge und ttet den

    > o

    Lykaon. Kampf mit dem

    Xanthos, vor dem Poseidaon, Here, Athene ihnerretten. Die zw eiteGtterschlacht. Achil-leus verfolgt die Troerdurch den sdlichen Teil

    der Ebene bis zur Stadt.H e k t o r w i r d v o nAchilleus im Kampfeerschlagen.

    6. Teil. Schlu. Buch XXIIIXXIV.

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    44/207

    310. 35

    4L49.

    Tag.

    j 50. Tag.

    j 51. Tag.

    Die Troer schaffen das

    | Holz vom Ida fr RektorsBestattung herbei (777784).

    Die Verbrennung (785787).J Einsammlung der Asche,

    !Aufschtten des Grabjhgels (788804).

    II. Aus dem Gedanltenschatze der Ilias.

    1. Zur Verslehre.

    1. V, 31. , " , , .Rein daktylischer Vers in hastiger, erregter

    Anrede.

    310.

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    45/207

    36

    311.

    8. XXIII, 116.

    & .Zickzackbewegung.

    2. Der Dichter und sein Werk.

    9. I, 17.

    , & , , & , & , /h 6 uv ul, .

    A nru fu ng der Muse. Mit Y. 3 pflegte man wohlungeschickte Arzte zu verspotten.

    10. II, 484487

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    46/207

    312. 37

    3. Geschichte. 312

    12. I, 528530. , 0 /. & , " .

    Phidias soll, als er die Statue des olympischen

    Zeus herstellen sollte, durch Anhren dieser Yerse dasBild seines Kunstwerks gewonnen haben. Vgl. V ergil,Aen. X, 115:

    Adnuit et totum nutu tremefecit Olympum.

    Alexanders des Groen Lieblingsvers.

    14. IY, 164. 165.

    ,

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    47/207

    S13.

    313.

    18. X, 535. .

    N ero sprach diese Worte, als er den Hufschlag derPferde seiner Verfolgter vernahm, und ttete sich darauf.Sueton., vita Ner. 49.19. XVHI, 98. 99.

    & , '

    .Octavianus soll diese Verse schmerzbewegt ge-

    sprochen haben, als er nach Osars Ermordung in Romerschien.

    4. Religion, Moral.

    20. I, 218,og & & , .G ehorsam f ind et E rh ru ng . Psalm 145, 19.

    Der Herr tut, was die Gottesfrchtigen begehren, undhrt ihr Schreien und hilft ihnen. Ovid, Met. VIII, 724:

    38

    318 39

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    48/207

    318. 39

    Dem Tod entflieht, wer ihn verachtet, dochden Verzagten holt er ein. H oraz, Od. III, 2, 13:

    Dulce et decorum est pro patria mori.Mors et fugacem persequitur virum.

    Nec parcit imbellis inventaePoplitibus timidoque tergo.

    24. VII, 102.

    / cn & & .Der Sieg ste h t in G ottes Hand. Roem. 9,16: So

    liegts nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern anGottes Erbarmen. S ch iller, Jungfr. v. Orl. 371: Das Glckder Schlachten ist das Urteil Gottes. Goethe, Iphig. 18661:

    Das Los der Waffen wechselt hin und her;

    Kein kluger Streiter hlt den Feind gering.

    25. IX, 63. 64.

    , , ,bg , .

    Ei F d i Z i t ht k i

    40 314

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    49/207

    40 314.

    29. XII, 237243.

    & & , ' ,' ' , % . zlibg & & , & & . ' & .

    Die N ich tigk eit al ler W eissagek unst. Cicero,de sen. 4: Optimis auspiciis ea geri, quae pro reipubli-cae salute gererentur, quae contra rempublieam ferrentur,contra auspicia ferri. Sprichw ort: Hilf dir selbst, sohilft dir Gott.

    30. XVI, 111. ] .

    Ein Unglck kommt selten allein.

    31. XVI, 688.

    a l l zlibg voog .

    314 41

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    50/207

    314. 41

    35. II, 204. 205.

    ' , . ' .

    Viele Kche verderben den Brei. Corn. Nepos,Dion 6: Non posse bene geri rempublieam multorumimperio.

    36. IV, 320.

    . & & .

    Die Sc hran ken unse re r K raft. V erg il, Ecl. VIII,63: Non omnia possumus omnes.

    37. VI, 261.

    .

    Der Wein erfreut des Menschen Herz.

    38. VIII, 282.

    , zJavaoli ' .

    Brav gem acht! Mit diesem Verse pflegte Plotinus

    42 314

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    51/207

    42 314.

    , ' tu ig .

    W ohl w iege t eines viele Taten au f; das istum deines Vaterlandes Not der Heldentod.

    Tyrtaios II, 10, 1:

    & '' & .

    H oraz, Od. III, 2, 13:

    Dulce et decorum est pro patria mori.

    42. XVII, 446. 447.

    , .Der M ensch is t das arm se ligste Wesen. Vgl.

    auer den in Band I, S. 42, Nr. 24 angefhrten Parallelennoch folgende: Rckert:

    Wenn du willst im Menschenherzen

    314 43

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    52/207

    314 . 43

    44. XIX, 242. & , .

    G esag t, getan! V erg il, Aen. I, 142:

    Sic ait et dicto citius tumida aequora placat.

    45. XX, 250. - , .

    es in den Wald schallt, schallt es wiederhe ran s.

    45. XXI, 106-113. , , - ' ; , . , oiog , ; & , - t . , " ,

    .

    44 315

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    53/207

    44 315.

    Der Geist ist mchtiger als die rohe Kraft.Ovid, Met. XIII, 369:

    Pectora sunt potiora manu; vigor omnis in illis.

    49. XXIII, 589. 590.

    oitSdoica & ,' , ig.

    Der Jug en d le ich te r Sinn. Cicero, de sen. 6:Temeritas est videlicet florentis aetatis, prudentia sene-scentis. S chil le r, Wallenstein 452629:

    Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort,Das leicht sich handhabt wie des Messers Schneide.Aus ihrem heien Kopfe nimmt sie keckDer Dinge Ma, die nur sich selber richten.

    50. XXIV, 49.

    ' & avQ- .

    D lde ged lde dich fein! P bli s S r s

    315 45

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    54/207

    315. 45

    ' , . ' & ' & .

    Die goldene Kette.

    54. XX, 3240.

    Q-toL & .

    & ' , bg & ' , & , , . & ,

    Sav&og .

    Die Parteinahme der Gtter.

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    55/207

    Dritter Abschnitt.

    Zusammenhngende Erklrungen zur Ilias.

    I. Der Kriegsschaupla tz .

    (Vgl. Tafel I. II.)

    316. 1. Die Ebene der Troas in ihrer heu tigen Gestaltzeigt uns Tafel I. Von Sden her strmt der Men de rein vielen Krmmungen durch gebirgiges Land vom Idagebirge her der Ebene zu7vorber an einem hochragenden,steil abfallenden Plateau auf seinem linken Ufer (A) das

    317 318 47

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    56/207

    317. 318. 47

    Weizengefilde (XXI, 602), dicht verwachsenen Sumpf(14, 474), Ulmen, Weiden und Tamarisken (XXI, 350)finden. Den Schrei des Reihers kann man dort noch hren(X, 274), einen Adler mit dunkeim Gefieder (XXIV, 316)hoch oben in den Lften kreisen sehen, ebenso Kraniche,die die Troas verlassen, um dem Winter zu entfliehen (III, 4).Westlich vom Dorfe Bunarbaschi findet sich eine merk-

    wrdige Naturerscheinung, vierzig Quellen, von denTrken K irk gs, die vierzig Augen, genannt. Hier ent-springt ein kleiner Nebenflu des Mendere, B unarbaschiSu, der sich nrdlich von Kalafatli in den Mendere er-giet. Noch wei-ter westlich liegt

    der GrabhgelUdschek Tepeauf einer ausder Ebene iso-liert aufsteigen-d h li

    48 3 1 9 3 2 0

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    57/207

    48 3 1 9 . 3 2 0 .

    deutende Mnner, im Altertum die A lexandrin er, inneuerer Zeit unter vielen andern M oltke, haben sich fr

    diesen Platz erklrt. Moltke sagt, da er keine andereStelle fr eine Hauptstadt der alten Zeit in der troischenEbene wte. Wer sich vom militrischen Instinktleiten lasse, der wrde an diesen Ort gefhrt werden,wo man, damals wie heute, sich anbauen wrde, wennes glte, eine unbesiegbare Burg zu grnden. Aber die

    bisher auf diesem Platze veranstalteten A usgrabungenhaben noch wenig Resultate zur Besttigung geliefert.Zwar hat man Tpferwaren gefunden, die man der mykenischen Kulturperiode glaubt zuschreiben zu mssen,aber diese geringen Funde gengen nicht, um daraus aufdas einstige Vorhandensein einer groen, die ganze Gegend

    beherrschenden Stadt zu schlieen. Ob weitere Aus-grabungen zu einem gnstigeren Resultate fhren werden,mssen wir dahin gestellt sein lassen.

    319. Ganz anders verhlt es sich mit den T schibla kru inen (Hissarlik. Vgl. zu 319 fl', die Fig. 44 im Bilder-

    821323. 49

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    58/207

    entsprossen war, und schenkten ihm aus Dankbarkeit dasganze benachbarte Gebiet. Im Kriege mit Mithridates

    wurde die Stadt Fim b ria zerstrt, aber von Caesarwieder aufgebaut, ihm und A ugustu s, die sogardaran gedacht haben sollen, die Residenz des Weltreicheshieher zu verlegen, mit Schenkungen reich bedacht.

    In der nchsten Gruppe der Schichten ist eine Stadt 321.aus der m ykenisehen (homerisehen) Periode gefunden

    worden. Eine umfangreiche Burg mit vielen groen Bau-werken im Innern und einer beraus mchtigen Ring-mauer ist aufgedeckt und nach der Beschaffenheit der indiesen Gebuden aufgefundenen Tpferware scheint eszweifellos, da die ganze Anlage dem mykenischen Zeitalter (13001100) angehrt und darum Anspruch daraufhat, das von Homer besungene Ilion zu sein.

    Endlich tief unten in der dritten Gruppe zeigen sich 322.Dorf und Stadtanlagen aus vorm ykenischer Zeit. Dasbeweisen die gemachten Funde. Die Gerte und Waffenpassen nicht zu dem Stande der Kultur, den die home-

    50 324. 325.

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    59/207

    50

    eine sehr getreue, noch heut vielfach als solche zu er-weisende Schilderung gibt, aber doch der Insel aus

    poetischen Grnden eine ganz andere Lage anweist, alssie in Wirklichkeit hat; wir denken auch daran, da eraus der armseligen, noch heute vorhandenen Hhle aufIthake eine beraus herrliche Nymphengrotte hat werdenlassen ( 158).

    324. A. Die Ebene der Tro as bei Hom er (vgl. Taf.II).Da der Charakter der Ebene noch heute den Schilde-rungen der Ilias entspricht, ist schon erzhlt. Aber esbleiben noch wesentliche, geographische Schwierigkeitenzu lsen. Homer kennt nur einen Hauptflu, den Skam andros (Xanthos), den wir im Mendere wiederfinden.Er lt ihn aus zwei Quellen in der Khe der Stadt ent-springen (XXII, 147. 208). Hier liegt eine Verwechselungmit dem BunarbaschiSu vor, der bei den vierzig Quellenentspringt. Natrlich hat Homer sich auch die Lage derQuellen anders gedacht, nmlich im Osten der Stadt, stattim Westen denn sonst htten Achaier und Troer nicht

    51

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    60/207

    ( . XXII, 411, Ygl. XX, 151). Auf die Weite derStadt wollen wir kein Gewicht trotz der Kleinheit des

    Hissarlikplateaus legen, denn der Dichter brauchte unterallen Umstnden fr sein Lied eine groe, herrliche,volkreiche Stadt. Aber die brigen Attribute passen nurauf A, nicht auf den niedrigen Hgel B. Nun hat manzwar auf eine Stelle hingewiesen, in der gesagt wird,da Ilion in der Ebene (v XX, 217) gelegen gewesensei, aber in dieser einzigen Stelle ist das nur von Iliongesagt als einer in der Nhe der See gelegenen Stadt imGegensatz zu der im Idagebirge versteckten MutterstadtDardanie. Vor der Stadt liegt ein Hgel, ,auf dem das Troerheer zur Verteidigung der Stadt Auf-stellung nimmt (II, 813). Dieser Hgel ist in demterrassenartig ( ) ansteigenden Hgelgelndevon Bunarbasehi vorhanden, wogegen Hissarlik, der letzteAuslufer des Gebirges, rings von ebenem Lande um-geben ist. In der Nhe des Skamandros soll eine Er-hebung liegen auf der ein Feigenbaum steht (VI 433;

    52 3 2 6 .

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    61/207

    Hgel ( XX, 53. 151) zu erblicken, auf demdie Gtter Platz nehmen, um dem Beginn des Kampfes

    am Graben in der vierten Schlacht zuzuschauen. 326. Dagegen hat man nun freilich zwei Grnde vor-

    gebracht: 1. Die Entfernung zwischen Bunarbaschi unddem Lager der Achaier sei zu gro (12 km), um dasschnelle Hin und Herwogen des Kampfes zwischen diesen

    beiden Punkten zu erklren. Hissarlik ist freilich nur

    etwa 5 km vom Lager entfernt. Aber an die Heroendarf nicht der Mastab gewhnlicher Menschen gelegtwerden, denn sie haben bermenschliche Kraft und Ge-schicklichkeit (vgl. V, 302ff.; XH, 378ff.;445ff.; XX, 285ff),

    ja sie werden an einer Stelle (XII, 23) geradezu Halb-gtter, -' , genannt. Drfen wir diesen Mastabdoch nicht einmal bei den Helden unserer Balladen an-wenden. Damon in Sch il le rs Brgschaft wandert bisMittag in Sturm und Regen, mu dann einen reiendenStrom durchschwimmen, hat aber nicht nur Kraft, dreiRuber zu erschlagen die brigen zu verjagen sondern

    327 53

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    62/207

    327, 53

    Diesen Resultaten gem ist unsere Karte des Kriegs-

    schauplatzes (Tafel II und Tafel III im 1. Textbande) ent-worfen. Das Kiepertsche Kartenbild (Tafel I) ist zugrundegelegt und es sind an ihm die nderungen Torgenommenworden, die der Text der Ilias fordert.

    Zur Erklrung der auf Tafel II und III zum Texteverzeicbneten einzelnen Punkte vgl. das Register III zum

    2. Textbande.

    II. Das Waffenwesen.A. Die Bewaffnung zur Zeit Homers im allgemeinen.

    1. Die Bewaffnung in der Odyssee. In der Odyssee 327.spricht Athene den an Telemaehos gerichteten Wunsch aus,Odysseus mchte in voller Bewaffnung pltzlich erscheinenund dem schamlosen Treiben der Freier ein Ende machen.Die volle Bewaffnung besteht in Helm, Schild, zwei

    5 4 328

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    63/207

    5 4 328.

    in seinem Hause in Ithake und bei denen, die er auf

    seinen Fahrten besucht, z. B. den Phaieken, abspielen.Kriegerische Waffentaten treten dagegen ganz in denHintergrund. Es lag deshalb fr die Aden der spterenZeit, durch die die alte Odyssee Erweiterungen erfuhr,auch kein Anla vor, Kampfszenen mit besonderer Vor-liebe auszumalen, und so ist es gekommen, da die alte,

    einfache Bewaffnung in der Odyssee sich erhalten hat.H erodot (I, 171) besttigt diese Beobachtung. Ererzhlt, da die Karer als Erfinder berhmt seien, daauf sie auch die Erfindung zurckgefhrt werden msse,den (kleinen, runden Arm) Schild mit Armbgeln ( )zu vergehen, whrend man frher in ganz Griechenland

    nur den (groen, ovalen Turm ) Sehild an einem ledernenRiemen, dem Schildgehenk ( ) getragen habe. Mitdieser Nachricht stimmen die Abbildungen auf denFunden aus dem mykenischen Zeitalter berein.Sie zeigen allesamt die Krieger nur mit Helm, T um

    hild d S b ff t D kl i A hild fi d t

    329. 55

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    64/207

    Die Leichtbewaffneten tragen allesamt nnr den Armschildoder den Fellschild. Endlich finden sich Stellen, in denen

    zwar aus der alten Bewaffnung der Turmschild gebliebenist, aber von der jngeren Bewaffnung der Panzer unddie metallenen Beinschienen hinzugefgt sind. So verhltes sich z. B. bei Diomedes, Menelaos, Hektor, Paris u. a.

    Demnach werden wir fr die Schwerbewaffnetenim folgenden zu betrachten haben: 1. Die Waffen der

    lteren, raykenisehen Periode: Helm, Turmschild, Speer,Ledergamaschen. 2. Die Waffen der jngeren Periode:Armschild, Panzer, metallene Beinschienen und das all-gemein gewordene Schwert. 3. Die seltener vorkom-menden Waffenstcke, die beiden Perioden angehren:Bogen und Fellschild, Schleuder, Streitaxt, Keule.

    B. Die Ausrstung der Schwerbewaffnetenim mykenischen Zeitalter.

    1. Der Helm (rj , fj , , 329.

    56 329.

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    65/207

    XI, 352) oder ihn mit Filz ftterte (X, 265). Die Mehr-zahl der Helme aber war durch M eta llbuckel ( - XVI, 106) verstrkt, von denen je einer an derSeite, einer ber der Stirn, einer ber dem Hinterkopfsich befand (Fig. 2, a, l, c).

    Der untere, metallene Rand des Helmes war derHelmkranz ( X, 30; XI, 96. Fig. 2d).

    Vorn hatte der Helm zwei H iebfnger ( IV, 459; VI, 9; XIII, 614. Fig. 2e), hornartige, hohleRhren, die so weit hervorragten, da die Mannen, wennsie gedrngt standen, sich bei der Bewegung mit den Hieb-

    fngern berhr-ten (XVI, 216).Zuweilen warenauch an derHinterseite zweisolche Hieb-fnger ange-

    bracht (XII 384)

    330. 57

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    66/207

    XX, 398; 22, 102) oder erzbeschlagen ( - XV, 535). Je nach der Zahl der Hiebfnger ister mit zweien ( V, 743) oder mit vierenversehen ( XII, 384). Von den seitlichenHelmbuckeln wird er (s. o.), vonallen vieren vierbucklig( gV, 743) ge-nannt.

    Neben dem Helmkommt noch die einfacheS t u rm h a u b e (rj )vor, die man bei Kund-schaftergngen (X, 258)trug. Sie ist X, 257265eingehend beschrieben. Diedes Thrasymodes warvon Rindsleder ( )und hatte weder Hieb-

    58 3 3 1 .

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    67/207

    einem mykenischen Grabe gefunden worden ist. Auf dieserDarstellung erscheinen die Krieger in der ursprnglichen

    Bewaffnung. Sie sind ohne Panzer und Beinschienen.Beide ersetzt der Turmschild. Zwei Jger, die noch nicht dem Lwen bedroht sind, haben den Schild auf denRcken geworfen und das Schildgehenk, an dem sie ihntragen, geht ber die linke Schulter hinweg, liegt schrgber der Brust und geht unter der rechten Schulter hin-

    durch. Die beiden im Kampf mit dem Lwen begriffenenMnner haben den Schild am Gehenk yorgezogen und sindfast ganz von ihm bedeckt. Was lernen wir nun ausder Ilias ber die Anfertigung und Beschaffenheit dieserSchilde?

    Der Turmschild wurde aus getrockneten und zu

    Ovalen geformten Rindshuten ( VII, 238 f.;oag avag XVII, 492f.) hergestellt. Man legte dieseHute zu Schichten ( VII, 247 ), deren der Schilddes Aias sieben hatte (VII,220), bereinander: Schichten-schild ( g & XIII, 130) und berzog die

    331. 59

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    68/207

    in einem flachen, nicht vllig einen Halbkreis bildendenBogen umschlo. Gesicht, Hals, der obere Teil der

    Schultern waren nicht gedeckt, so da der Mann hinterdem Schilde sich ducken mute, um ganz gedeckt zusein, damit der Schild zum deckenden ( III, 347) werde. Die Hute waren nach beiden Seiten,links und rechts, nach hinten gebogen, so da der Schild

    60 3 3 1 .

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    69/207

    schnrungen aufwies (Fig. 5 cc). Diese Spreize hatte einenQuerstab (Fig. 5 ff), der als Sehne einen flachen Bogenabschnitt, an dem man den Schild fassen und regierenkonnte. Diese S childsp re ize ( VIII, 193) lagnicht genau in der Mitte, sondern teilte den Schild ineine kleinere Oberhlfte und eine grere Unterhlfte,damit der Schwerpunkt in diese falle und die Handhabungdes Schildes erleichtere. Diese Spreizen waren von Holzund zuweilen mit Metall beschlagen. Die obere unduntere Hlfte verband ein Steg (Fig. 4bl) zwischen denEinschnrungen, der als Schildnabel ( -, - , genabelt IV, 448) bezeichnet wird. Dieser warzuweilen durch einen Metallaufsatz besonders gefestigt(Fig. 4a) und mit Verzierungen versehen.

    Der Schild konnte schon wegen seiner Schwere nichtblo mit der Spreize regiert werden, auch darum nicht,weil der Krieger zuweilen beide Hnde frei haben mute.Darum war an der Innenseite unter dem obem Randeein Schildgehenk ( II 388; Fig 5 e) aus

    3 3 2 . 3 3 3 . 61

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    70/207

    OL

    den Schwerbewaffneten dem Panzer mit metallenen Bein-schienen und dem kleinen Armschilde wich, Terschwanden

    auch die Kriegswagen aus dem Kriegswesen derHellenen.Der Turmschild ist schwer zu handhaben

    ( ), weshalb Hektor sich sein.es Geschickesdarin besonders rhmt (VII, 238 f.) und Ares dasAttribut (der den Schild gut zu

    brauchen wei V, 289) fhrt. Der Schild muteso getragen werden, da der Gegner dem Trgernicht die Seite bgewinnen und ihn verwundenkonnte. Auch ein Straucheln mit dem Schildewar leicht mglich, da der Trger den Bodenunmittelbar vor sich nicht bersehen konnte.

    Darum galt es, vorsichtig unter dem Schildezu avancieren ( , iagXIII, 158; 806f.; XVI, 609). Kam der Trgerdurch einen mchtigen Wurf oder Sto desGegners, der den Schild vorn traf, zu Falle,

    332.

    62 3 3 4 . 3 3 5 .

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    71/207

    ( VI,320. Fig. 6 ) am Schafte befestigt war. berdie Form der Spitze erhalten wir ums dem Gedichte keine

    Auskunft, auch die Funde lassen uns hier im Stich, dochscheint nach der in Mykenai gefundenen Spitze, diemittels einer Tlle aufgesetzt wurde, die Spitze blatt-frmig und zweischneidig gewesen zu sein.*) Die untereSpitze, der Schaftschuh ( XVI, 612, einmalauch X, 153 genannt; Fig. 6 e), diente dazu,

    den Speer in den Boden zu stoen, wenn man ihn nichtbrauchte. Die Lanze war 11 Ellen - VI, 319),also mehr als 5 m lang. Daher fhrt sie die Attributelang ( V, 45; IV, 533), riese n lang( V, 594); sie wirft einen langen Schatten, lang-schat t ig ( 111,346). Man yerwahrte die

    Lanze in einem F u tt e ra l ( XIX, 387).Den kleineren W urfspie ( X, 335) fhrte

    man als Waffe und zur Sttze mit sich, wenn man aus-ging. Der Jagdspeer ( 9, 156) hatte einefeinere Spitze mit langer Tlle ( 9, 156).

    3 3 5 . 3 3 6 . 63

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    72/207

    schildert, an dem sowohl die Schwerbewaffneten mit denrindsledernen Turmschilden ( osiccg), als auch die

    Leichtbewaffneten mitden runden Armschilden( , $) unddie Schtzen mit denflatternden Pellschilden( ) teil

    nehmen. Ferner knnenOdysseus und Diomedesim X. Buche nur Arm-schilde gehabt haben, dader ungefge Turmschildweder fr einen Schleich-

    gang pat, noch sich mitihm reiten lt (X, 257,529). Auch X, 152 sindArmschilde gemeint, daTurmschilde zu hoch sind,

    64 3 3 6 .

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    73/207

    vertauschten, wurden auch Arinschilde aus Metall ange-fertigt. M eta llscheiben von verschiedener Gre (fnf

    bei Achills Schilde) wurden durch Bolzen aufeinander

    3 3 6 . 3 3 7 . 65

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    74/207

    mit oft prachtvollen Verzierungen aus eingelegter Arbeit.Vgl. Fig. 9, die einen Teil eines Bronzeschildes dieser

    Art aus einem Caeretaner Grabe darstellt, und dazu dieErluterungen im Kommentar zu Buch XVIII, 468 617.Besonders wichtig war fr den Armschild der S c h i ld -n a b e l , da die grte Widerstandskraft des Schildesin die Mitte gelegt werden mute. Er wurde darummit einem besonders starken Metallbeschlag versehen.

    Figur 10 zeigt uns einen bronzenen Schildnabel, der bei

    66 3 3 8 . 3 3 9 .

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    75/207

    (XV, 529); 2. den O berle ib spanzer (V, 99); 3. denU n te r le ib s p a n z e r (XIII, 507). Die Stelle, wo die

    Panzerung des Oberleibes und Unterleibes zusammentrifft,wird durch die Worte oth , wodie Doppelpanzerung zusammentrifft (IV, 133) bezeichnet.Unter dem Panzer trug man das fe stgezw irn te U n te r-k le id ( V, 113; XXI, 31. Vgl. 238;Fig. 11aa).

    338. Der Oberle ib wurde durch einen aus Leder oderstarkem Zeuge (ein Linnenpanzer, & ,wird II, 529,

    830 erwhnt) gefertigten, durchMetallplatten oder Streifen ( ) verstrkten ( XV,530) Panzer geschtzt, der gleicheinem Korsett um die Brust ge-legt wurde (Fig. 11). Er konnte,,vielleicht durch Schnrriemenenger und weiter gemacht, an-gepat werden ( d

    339. 67

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    76/207

    des Leibes ausweichen knnen ( & III, 360). AnStelle des plattenbesetzten, steifen Korsettpanzers traten

    daher: a) die Leibbinde ( ), eine mit Wolle ge-ftterte, dnne Blechplatte, die ber das Unterkleid ge-schnallt wurde (Fig. 12). Sie bildete den Hauptschutz

    F ig . 12. Le ibb inde . B ron zebesch lag , au f E ub o ia ge funden .

    fr den mittleren Teil des Unterleibes, dessen schwereVerwundung ja den schmerzvollsten Tod nach sich zieht

    68 3 3 9 . 3 4 0 .

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    77/207

    c) Nicht nur zum Schutze, sondern auch zum Schmuckediente der Grtel ( Fig. Ilee und Fig. 13). Erentspricht der des Frauengewandes (ygl. 242),weshalb auch & Kriegern, die sich rsten,gebraucht wird (X, 77; XI, 15). Er wird durch Spangen( ) zusammengehalten, die sich in der Regel vorn(IV, 146), zuweilen auch auf dem Rcken (XX, 414ff.Fig. 13) befinden. Der Grtel lag da, wo der Schurzsich an den Oberleibspanzer schlo. Da auch die Binde

    bis hierher reichte, so mute ein Pfeil, der diese Stelle

    3 4 0 . 3 4 1 . 69

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    78/207

    noch kein eigentliches Panzerstck zur Abwehr von Ge-schossen war, so wurde sie aus biegsamem Zinn (

    XVIII, 613) gefertigt. Dies aus ferngelegenen Fundsttten herbeigeholte Metall war seltenund teuer und darum nur den Wohlhabendenzugnglich. Wie unsere Abbildung.(Fig. 14) zeigt,wurden diese Schienen nicht durch Bnder fest-gehalten, sondern von dem, der sie anlegte,

    aufgebogen und um den Unterschenkel gelegt(Fig. 14 a), den sie dann losgelassen vermgeihrer Federkraft fest umschlossen. Damit sie in-folge der heftigen Bewegung bei Marsch undKampf nicht hinunterglitten und den Fu ver-letzten, ruhten sie auf Schienenhaltern (rd

    III, 331), ledernen Ringen (Fig. 146/(),die ber den Kncheln befestigt wurden undauf denen die Schienen ruhten. Als dieSchiene zum w esentl ichen R stun gsstckneben Panzer und Armschild wurde, bereitete

    70 341 .

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    79/207

    (, ' I,194; XIV, 385), da das Schwert sowohlzum Hiebe (24mal z. R Y, 8082) als zum Stiche ( llm al

    z. B. IV, 531) gebraucht wird. Die Scheide ( )ist einmal von Silber (XI, 31), ein andermal von Elfen-

    bein (8, 404). Ebenso wird auch gesagt, da der G riff( ) silbern gewesen sei (I, 219; 8, 403 f.).

    Ein sehr hufig gebrauchtes Attributfr das Schwert ist mit silbernen N-

    geln b eschlagen ( III, 334).Nach 11, 97 f. knnen die Ngel nicht ander Scheide, sondern nur am Schwerte,nach XI, 29 ff. nur am Griffe desSchwertes gewesen sein.

    Figur 16 ist die Abbildung eines

    auf dem Burghgel von Mykenai gefun-denen Bronzeschwertes von 60 cm Lnge.Es entspricht genau den Angaben desEpos. Da die Klinge breit ist und erstin der Nhe der Spitze sich verjngt so

    3 4 2 . 71

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    80/207

    XI, 31), die aus Leder geschnitten ( VII, 304) und zuweilen mit Gold (11, 609 f.) oder Silber

    (XVIII, 598) beschlagen war. Figur 18 ist die Abbildungeiner solchen goldbeschlagenen Koppel aus dem viertenGrabe in Mykenai.

    Auf der Scheide war zuweilen ein Messer ( III, 271) befestigt, wie unsere Jger solches noch zu-weilen auf der Scheide ihres Hirschfngers tragen.

    72 3 4 2 . 3 4 3 .

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    81/207

    feli III, 17; X, 384) diente als Gewand und Schild zu-gleich. Man knpfte es mit den Enden zweier Tatzen

    um den Hals, und lie es hinten ber den Rcken hinab-hngen. Sollte es zum Schutze dienen, so zog man esnach vorn und schlang es um den linken Arm, von demes, wenn er erhoben wurde, frei herabhing und demKrper gegen kleinere Geschosse Schutz gewhrte.

    Ins Gefecht der

    Schwerbewaff-neten durftesich ein Bogen-schtze freilich

    nur wagen,wenn er entwe-

    der eine natr-liche Deckunghatte (Paris

    hinter demGrabmal des

    . 3 4 4 3 4 6 . 73

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    82/207

    Hand zusammen, schwangden Kopf und lie dann

    der Stein in der durchden Schwung ihm ge-gebenen Richtung fortflog(XIII, 599 f.; 716 ff.).

    3. D i e S t r e i t a x t ( , 6 XV, 711)

    bestand aus Bronze ( - XIII, 612) und hatteeinen langen, poliertenStiel von Olivenholz ( ' 1 12).

    4. D i e K e u l e ( - , ' ) scheintzu Homers Zeit schonauer Gebrauch gewesenzu sein und wird nurl W ff d H ld d

    die Schleuder mehrmals berdas eine Ende los, worauf

    F ig. 20. Trod delschild.

    Nach einer Darstellung des Zeus mit

    344.

    345.

    74 347 . 348.

    d li h A f hl ( 348 350) U fh li h

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    83/207

    deutliche Aufschlsse ( 348. 350). Um so ausfhrlicheraber ist an verschiedenen Stellen von der Mauer ge-

    handelt, die die Achaier zum Schutze ihres Lagers er-richtet haben und die sich Homer und die Aden zweifel-los in der Art vorgestellt haben, wie die Festungsmauernder Stdte ihrer Zeit. Schon die Attribute lassen aufmehr als einen Erdwall schlieen: Die Mauer heit stark( IV, 407), wohlgebaut ( og XII, 36), hoch

    ( XVI, 397), gro, b re it und s eh r schn(XII, 257; XXI, 447). Mehr aber noch beweisen die An-gaben ber einzelne Teile, da die Dichter an eine kunst-voll erbaute Mauer gedacht haben. Das Fundam ent be-steht aus Baumstmmen und Steinen ( , XII, 29).Da man sich wenigstens die Auen und Innenwand

    der Mauer aus Steinen erbaut dachte, ergibt sich daraus,da die Mauer oben mit einem Kranze von berragendenGesimssteinen (cd XII, 444), die das Erkletternder Mauer erschweren sollten, gekrnt war (Fig. 21a).Auf diesen Gesimssteinen standen die Brustwehren (a(

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    84/207

    !Fig. 21. Gra ben und M auer des ScMffslagers.

    76 349. 350.

    Priamos mit den Geronten zu sitzen pflegte (III 145ff )

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    85/207

    Priamos mit den Geronten zu sitzen pflegte (III, 145 ff.)und wohin auch die Frauen sich begaben, um dem Kampfe

    zuzuschauen oder Kunde von ihren Angehrigen zu ver-nehmen (TI, 3 8 6 f.; XXII, 460 ff.). 349. 4. D e r G ra b e n ( )war tief (VII, 341), breit

    und u m fa n g re ic h (VII, 441). Er hatte s te i l eBschungen ( ), die oben mit spitzenPal isaden ( ' XII, 55f.; Fig. 21d) versehen

    waren. Vor jedem Tore fhrte ein von Erde auf-geschtteter Damm ber den Graben, der die Breiteeines Fahrweges hat (og ( VII, 439), ber dendie fliehenden Achaier sich ins Lager zurckziehen (VIII,343). Die Mauer erhob sich nicht unmittelbar hinterdem Graben, vielmehr war zwischen beiden ein so weiter

    Raum, da die 700 Mann der sieben Feldwachen (IX, 85 ff.)bequem daselbst lagern knnen.

    3 50 . 5. W a s l e h r e n u n s d i e n o c h v o r h a n d e n e n B a u -

    r e s t e d e s m y k e n i s e h e n Z e i ta l te r s ? Die folgende Tafel*)zeigt uns den Unterbau der Burgmauer neben dem Sd-

    350. 77

    Um das Zusammenhalten der Mauer zu sichern legte

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    86/207

    Um das Zusammenhalten der Mauer zu sichern, legteman in ihr mehre, 30 cm im Quadrat messende Balken

    78 3 5 0 .

    Der Mauerring scheint ein ziemlich regelmiges

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    87/207

    Der Mauerring scheint ein ziemlich regelmigesZwlfeck gewesen zu sein, dessen Ecken um etwa 50 m

    voneinander entfernt waren. Jede Ecke ist durch einenTurm befestigt, der nach auen hin 2 m ber die Mauervorspringt. Figur 23 stellt den Durchschnitt einer dieserTrme dar, deren Bauart (Unterbau von Stein, Oberbauvon Lehmziegeln, die mit Balken durchschossen sind) mitder der Mauer bereinstimmt.

    Dazu stimmen die Angaben der Ilias, nach der dieMauer aus Holzblcken ('), Steinen (&) bestandund von Balken ( ) durchschossen war. Hur dieLehmziegel des Oberbaues erwhnt Homer nicht, denndie von Halbgttern" l XH, 23) erbaute Mauer,auf die die Gtter mit Heid schauen, sollte eben die

    Mauern, die des SngersZeitgenossen kannten,an Groartigkeit undFestigkeit bertreffen.Darum lt er sie ganz

    351. 79

    das flache Dach eines riesigen Turmes der genau der

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    88/207

    das flache Dach eines riesigen Turmes, der genau derSchilderung des Skaiischen Tores (III, 145 ff.; VI, 386 ff. u. .)

    entspricht. Dies Tor nur fr ein armseliges Sparren-werk erklren zu wollen, geht nicht an.Somit ergibt sich, da die aufgedeckten Trmmer

    den Angaben der Ilias durchweg .entsprechen. Figur 21ist ein Versuch,auf Grund der

    Angaben desGedichts undder erhaltenenBauten aus mykenischer Zeitdie Mauer so

    darzustellen,wieHomer und dieSnger seinerZeit sie sichgedacht haben

    80 3 5 2 .

    (VIII 518ff) vor den Festungswerken Feldwachen auf-

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    89/207

    (VIII, 518ff), vor den Festungswerken Feldwachen aufstellt, die den ersten Angriff abzuwehren und das Heer zu

    alarmieren haben (IX, 80ff.), auch Kundschafter ausschickt,um die Absichten der Feinde kennen zu lernen (X).Gegen die A ushungerung wehrt man sich durch Aus-flle (XVIII, 516 ff.) oder indem man durch Rauchsignaleam Tage, Feuersignale in der Nacht Entsatz herbeiruft(XVIII, 207ff). Dem gew altsa m en A ngriff wehrt man

    durch Verteidigung der Mauer, vor allem durch Wurf-geschosse, die dann zahlreich wie Schneeflocken von derMauer herabwirbeln (XII 278 ff). Neben den Brust-wehren scheint man behufs der Verteidigung Haufen vonSteinen, die als Wurfgeschosse dienen konnten, aufgeschichtet zu haben (XII, 380 f.)

    352. Buch XII, 80471 gibt uns eine anschauliche Er-zhlung vom gew altsam en A n gri ff auf eine Festungs-linie (vgl. Tafel VI). Hektor bildet fnf Sturmkolonnen,deren strkste (HI) im Zentrum er selbst befehligt. Sierichtet ihren Angriff gegen das Haupttor das am

    3S3. 81

    schwchen, um den gefhrdeten Posten Hilfe zu bringen,

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    90/207

    schwchen, um den gefhrdeten Posten Hilfe zu bringen,und dadurch gelingt es Hektor, das ungengend ver-

    teidigte Haupttor zu sprengen, und nun ergieen sichdie Scharen der Troer durch das Tor und zwingen dieAchaier, die Mauer aufzugeben, die nunmehr auf derganzen Linie von den Troern berklettert wird.

    IV. Der Gang der Schlacht.

    A. Krieg und Kampf im allgemeinen.

    1. Die Bezeichnungen fr Krieg und Kampf. Wie 3innig das Leben der Griechen des homerischen Zeitalters

    mit dem Meere verwoben war, beweisen die treffendenund zahlreichen Bezeichnungen fr die See ( vgl. 174).Ebenso verhlt es sich mit den Synonymen, die die Be-griffe Krieg und Kampf znm Ausdruck bringen. IhreFlle und Mannigfaltigkeit tut dar da die Mnner

    82 ' 3 5 3 .

    rler Kme des Kriegsgottes gebraucht: " , ,

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    91/207

    rler Kme des Kriegsgottes gebraucht: , ,der ebenfalls als keinen schonend ( XVIII, 309 ) be-

    zeichnet wird. 2. Die Schlacht, der Kampf derHeere miteinander, heit (IV, 225), (das Aufeiiiandertreffen der Scharen IV, 82), (die Feldschlacht XI, 72). Auer schon erklrten Attri-

    buten werden diesen Worten folgende beigelegt: sch reck-lich ( IV, 82), heftig ( XV, 696), hei

    [ IV , 342), m e n s c h e n m r d e r i s ch ( & - XIII, 339), mnnerehrend ( IV, 225),gewalt ig ( , 345) 3. Der K am pf a lsW affen bung, der W affen tan z erhlt dieselbe Be-zeichnung wie die K am pflust: (vgl. XII, 203 & 6& , die Lust zum Kampfe verlieren und

    XVII, 161 ' , jemand aus dem Kampfeentfernen). 4. Der mrderische Kampf, das Ge-metzel (caedes) ist ( , furchtbares Ge-metzel III, 20) und , das nur im Dativ ai vor-kommt (Attribute: XIII 286 und XIV

    3 5 4 . 3 5 5 . 83

    XIII, 621; , das unermeliche Schlacht-

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    92/207

    XIII, 621; , das unermeliche Schlachtgeschrei XI, 50; III, 2; IV, 436).

    9. Das Blutbad:

    X, 521 und

    II, 352.Dieses bezeichnet auch das o r d w e r k z e u g XVI, 144und das verg ossene B lu t, Mordblut XXIV, 610. End-lich , das Morden V, 909.

    2. Allgemeine Bemerkungen ber die Schlachten der Ilias. Es wre grundfalsch, wenn man sich die

    Leitung eines Heeres in der Schlacht zur Zeit Homersnach Art der heutigen Heeresleitung vorstellen wollte.Heut ist das Heer ein Werkzeug in der Hand des Feld-herrn, das einheitlich organisiert und so kommandiertwerden mu, da alle Teile Zusammenwirken, um einvorgesetztes Ziel zu erreichen. Davon ist im Heroen-

    zeitalter nicht die Rede. Zwar fehlt es nicht an einemOberfeldherrn, auf dessen Befehl nach gehaltenem Kriegs-rate das Heer in die Schlacht zieht. Aber in der Schlachtselbst fehlt jede Einheit, jedes harmonische Zusammen-wirken der einzelnen Teile Die ganze Schlacht lst sich

    84 5 5 6 3 5 8 .

    und brachte darum vor der Schlacht Opfer dar (II, 400ff.),

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    93/207

    p ( , ),ja auch an Gelbden fehlte es vor besonders gefhr-

    lichem Kampfe nicht (VII, 81 ff.). Nachdem dann dasHeer ein Mahl eingenommen hatte (H, 381 ff.; XIX, 160ff.),fand wohl eine M usterung der einzelnen Haufen durchden Feldherrn statt (IV, 220421) und die Fhrer dereinzelnen Heerhaufen hielten an ihre Mannen eine An-sprache, durch die sie auf ihr Ehrgefhl (

    & V, 529ff.) zu wirken trachteten, auch wohlAnweisungen fr das Gefecht gaben ( ' & IV, 301). 356. 2. Die Truppengattungen. Die Krieger ( -

    V, 289) zerfielen in drei Klassen: 1. Die Schwerbew affneten (ot V, 744) werden bald nach ihrenWaffen (nach dem Turmschilde IV, 221; dem

    Helm IV, 457; dem Speer I, 152),bald darnach benannt, da sie sich des Kriegswagens(vgl. 232ff.; 331) bedienen mssen (Reisige: IV, 297; caII, 336; IV, 387; XVI, 126). Zum Unterschiede von seinem W agen

    359. 85

    ihre Wucht ber den Haufen zu rennen und damit den

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    94/207

    ihre Wucht ber den Haufen zu rennen und damit denLeichtbewaffneten das Eindringen in die feindlichen

    Reihen zu ermglichen. Gelang das, so rckten dieLeichtbewaffneten in Kolonnen ( IV, 334; vg , sich in Kolonnenaufstellen XII, 43; , in fest geschlossener Kolonne XV, 618) vor und nun richteten alle unterden Feinden ein Blutbad an und trieben sie vor sich her

    (V, 452f.; XII, 425f.). Die Bogenschtzen hatten keinebestimmte Stelle in der Schlachtordnung, sondern fandennur bei gnstiger Gelegenheit Verwendung. Sie schossendann hinter natrlicher Deckung hervor oder wurden vonden Schwerbewaffneten mit dem Turmschilde geschtzt(vgl. 342). Ihre Hauptaufgabe war die Verteidigungder Mauern und Schiffe.

    Zum Schlu sei bemerkt, da zwar an einer StelleTrompetensignale erwhnt werden (XVHI, 219ff.), dasie aber nie in den Schlachten Vorkommen. Deshalb isti t k Sti i b d V f i

    86 3 6 0 .

    Hilfe. Ebenso eilten diese herbei wenn der Gefhrte

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    95/207

    Hilfe. Ebenso eilten diese herbei wenn der Gefhrtefiel, um seine Leiche und seine Waffen zu retten. Von

    seiten der Feinde fand dasselbe statt, weil man sieh desGefallenen bemchtigen wollte. So kam es zu einerReihe gleichzeitiger Zweikmpfe, aus der der einzelne

    bald vor der bermacht sich zurckzieht, in die er baldwieder sieh hineinstrzt. Ein treffliches Bild dieses Hinund Her gewhrt unser bekanntes Turnspiel, der Barlauf.

    360. Figur 25 versucht das V ork m pfe rg efe ch t IV,457507 zu skizzieren. Trotz des Verbotes seines Vaters

    o

    o

    jije -n o r q.__

    JEtihzf) 0_ - # . * e h o $

    361. 87

    schlgt den Demokoon, der sich gegen ihn heranwagt (10).

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    96/207

    g , g g g ( )Der Verlust der Troer ist der grere. Sie knnen dem

    wuchtigen Angriff des Odysseus nicht widerstehen undziehen sich zurck, die chaier folgen und richten einBlutbad unter den Fliehenden an.

    Zuweilen gelingt es den Angreifern, da jeder Vor-kmpfer den ihm gegenberstehenden Feind erlegt (XVI,306357). Dann gehen die Leichtbewaffneten in wilder

    Flucht zurck und erleiden schwere Verluste.Aber auch andere Umstnde bringen die Vorkmpferzum Weichen, obwohl sie im Kampfe im Vorteil gewesensind. So erlegen in dem Gefecht V, 519595 die Aehaierdrei Troer, verlieren selbst nur zwei ihrer Leute. AberHektor strzt, von Ares untersttzt, mit solcher Wut auf

    sie los, da sie sich zurckziehen mssen.In dem Gefecht VIII, 253308 verschafft ein Bogen-schtze, Teukros, den Aias unter seinen Schild genommenhat, dadurch, da er viele hervorragende Feinde ttet,den Seinigen den Sieg

    88 362 .

    doch den Gegner dabei beobachten und ihm einen Fehler

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    97/207

    gablauern zu knnen, das war die Kunst, die durch des

    Schildes Ungefgigkeit und Schwere sehr erschwert wurde.Der Zweikampf begann mit der 362. 1. , dem Standgefecht (XIII, 314;

    VII, 241; XIII, 325). Dabei nahmendie Gegner, wenn sie auf Wurfweite sich genhert hatten,so Stellung, da das linke Knie hinter dem Schilde ge-

    beugt, der rechte Fu weit nach hinten ausgestrecktund in den Boden gestemmt wurde. Der etwas geduckteKrper war ganz durch den Schild gedeckt und drngtesich in den Schild hinein ( , tvXXII, 4),damit er ganz geschtzt sei. Ebenso ging man beim An-griff auf eine feste Stellung vor. (Vgl. auch den vordersten

    Lwenjger auf Fig. 3.) a) Das M anvrieren. Es galtnunmehr, sich dem Gegner vorsichtig Schritt fr Schritti vgl. 332) zu nhern und dabei ihm eineBle unvermutet abzulauern ( & j , VII, 243),womglich ihm die Seite abzugewinnen und ihm dann

    363. 364. 89

    am obem Rande und bringt ihm eine Streifwunde amHalse bei die ihn aber nieht kampf nfhig macht

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    98/207

    Halse bei, die ihn aber nieht kampfunfhig macht. c) Da es auch jetzt nieht gelungen ist, Tod oder schwereVerwundung herbeizufhren, so folgt der V ersuch, denGegner zu werfen, ihn unter den schweren Schild zu

    bringen und dadurch wehrlos zu machen (VH, 269272 ).Die Gegner entfernen sieh wieder von einander, nehmendie alte Stellung ein und bedienen sieh einer wuchtigen

    Wurfwaffe, in unserni Beispiel eines gewaltigen, zackigenSteines. Wieder trifft Hektors Stein auf den Schildnabeldes Aias, der dem Wurfe standhlt. Dagegen wird durchdes Aias Wurf Hektors Schild nach innen verbogen und erverletzt ihm das Knie; Hektor strzt rcklings nieder, reitam Sehildgehenk den groen Schild ber sich her und ist

    nun dem heranstrmenden Aias wehrlos preisgegeben. Erwre verloren gewesen, wenn nicht Apollon, der deus exmachina dieses Kampfes, ihn schnell wieder aufgerichtetund auf die Fe gestellt htte. Daher kann es nun

    2. zum K am pfe m it den Schw erte rn kommen 363.

    90 365.

    unter 27 Fhrern gegenber. Die Schiffsbemannung ist

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    99/207

    g g gnur zweimal angegeben. In jedem der boiotischen Schiffe

    sollen 120, in jedem Schiffe aus Methone 50 Mann ge-wesen sein. T hukydides (I, 10) sieht diese Zahlen alsMaximum und Minimum an, berechnet also hei einerDurchschnittsbesatzung von 85 Mann die Zahl derA chaie r auf 100810, rund 100000 Mann. Die T ro erzhlen VIII, 562 f. 50000 Mann. Da nun die Zahl der

    Waffenfhigen in Ilion nicht ganz ein Zehntel der Achaierist ( , 123 ff.), so wren etwa 9000 eigentliche Troer,41OOOStammverwandte und Hilfsvlker anzunehmen. Davon den Achaiern stets ein groer Teil abwesend seinmute, um durch Raub und Plnderungszge Proviantherbeizuschaffen, so erklrt es sich leicht, da es nie zu

    einer eigentlichen Belagerung kommen konnte, sondernda beide Heere sich in befestigten Lagern gegenber-standen und auf der zwischen diesen gelegenen Ebenedie Schlachten schlugen, die je nach dem Ausfall baldfr die Achaier bald fr die Troer zu einem Sturm-

    366. 91

    6. Zw eites V ork m pfe rg efe ch t, siegreich fr dieT V 519 595

  • 7/25/2019 Die Gedichte Homers, Dritter Teil - Hilfsbuch

    100/207

    Troer. V, 519595.

    7. Rckzugsgefecht der Achaier bis zur Furtdes Skamandros. V, 596 702.8. Dr