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Die Himmelsscheibe von Nebra

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Page 1: Die Himmelsscheibe von Nebra

© 2004 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Nr. 1 | 35. Jahrgang 2004 | Phys. Unserer Zeit | 9

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tierende γ-Faktor stimmt innerhalb derFehler mit der Vorhersage überein.

Die Messungenauigkeit ∆γ = 9 · 10–10 liefert eine neue obereSchranke für Abweichungen der Zeit-dilatation von der Speziellen Relati-vitätstheorie von 4,3 · 10-7, was eine

Verbesserung um eine Größenord-nung bedeutet.

[1] G. Saathoff et al., Phys. Rev. Lett. 22000033, 91,190403.

[2] H. E. Ives, G. R. Stilwell, J. Opt. Soc. Am.11993388, 28, 215

Guido Saathoff, MPI für Kernphysik,Heidelberg

reichischen Mitterberg, wo in derBronzezeit 15000 Tonnen Kupferabgebaut wurden. Das Gold auf derScheibe dürfte dagegen wohl inSiebenbürgen geschürft worden sein.

Und noch eine dritte Entdeckungmachten die Physiker: In der Gold-auflage der Scheibe sind auch Silberund Zinn in unterschiedlichenAnteilen enthalten. Durch dessenMessung lassen sich eindeutig dreiHerstellungsphasen unterscheiden:Zuerst schuf der Künstler Mondeund Sterne. Anschließend – mög-licherweise Jahrzehnte später –wurden die Horizontbögen aufge-bracht und zuletzt das Schiff appli-ziert.

Die Scheibe von Nebra soll erstmals vom 15.10.2004 bis zum24.4.2005 in einer Ausstellung in Halle der breiten Öffentlichkeitgezeigt werden.

www.archlsa.de/sterne

Andreas Loos, Berlin

A S T RO N O M I E |Die Himmelsscheibe von Nebra„Eine Sensation, vergleichbar mitdem Gletschermann Ötzi“ nennt Ha-rald Meller vom Landesamt für Archä-ologie Sachsen-Anhalt die Himmels-scheibe von Nebra. Vor einem Jahrwurde sie zusammen mit Schwerternund Beilen bei einer Raubgrabungunweit von Naumburg entdeckt. Dierund 30 Zentimeter große Bronze-scheibe zeigt neben knapp 20 zufäl-lig verteilten Sternen auch den Stern-haufen der Plejaden, zwei Mond-phasen, Horizonte und ein Boot, dasüber den Nachthimmel fährt – allesin dünner Goldfolie aufgelegt. Ge-schaffen wurde die Scheibe wohlzwischen 2000 und 1600 v. Chr. Da-mit ist sie die älteste astronomischeDarstellung Mitteleuropas.

Physiker spielten bei ihrer Unter-suchung die Hauptrolle: Am BerlinerElektronensynchrotron BESSY, demInstitut Archäometallurgie der TUFreiberg und anderen Einrichtungenbestimmte man unter anderem dieHerkunft des Kupfers und des Gol-des. Am BESSY verwendete mandazu Röntgenfluoreszenz (Physik inunserer Zeit 2003, 34 (2), 80). Unterder Leitung von Martin Radtke vonder Bundesanstalt für Materialfor-schung in Berlin bestrahlte man dortdas Metall mit harter Röntgenstrah-lung. Aus der Intensität der von denangeregten Metallatomen emittiertenSekundärstrahlung erhielt man diegenaue Zusammensetzung derLegierungen.

Ergebnis Nummer eins: DieScheibe ist keine Fälschung aus mo-dernem Metall. Ergebnis Nummerzwei: Das für die Scheibe verwendete

Kupfererz gleicht chemisch demje-nigen in den gemeinsam mit derScheibe gefundenen Schwertern undBeilen. Doch die Isotopenverhält-nisse des Bleianteils im Kupfererzschwankten von Messpunkt zuMesspunkt.

Ein Team um Ernst Pernicka vonder TU Freiberg maß den Gehalt an206Pb, 207Pb und 208Pb im Verhältniszu 204Pb – eine gängige Methode zurgeologischen Datierung. Währenddie ersten drei Bleiisotope Endpunk-te der Zerfallsreihen von Uran undThorium darstellen (238U, 235U und232Th), entsteht 204Pb nicht durchZerfall. Im Falle der Himmelsscheibeverwendete man die Isotopenverhält-nisse, um einen eindeutigen „Finger-abdruck“ des Kupfers zu erhalten: Sowusste man, dass das Kupfer auseiner Mine stammen musste, dielokal verschiedene Mengen an Uranund Thorium enthält. Pernickavermutet dieses Bergwerk im öster-

K E R N PH YS I K |Element 110 heißtDarmstadtiumDie Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) inDarmstadt hat das chemische Element 110 offiziell aufden Namen Darmstadtium mit dem chemischen SymbolDs getauft. Damit ist Darmstadt die erste deutsche Stadt,nach der ein chemisches Element benannt ist. Das 1994durch ein internationales Forscherteam um Sigurd Hofmann bei der GSI entdeckte Darmstadtium ist nun dasschwerste chemische Element mit einem offiziellenNamen. Der internationale Chemikerverband IUPAC hatteder GSI im Jahr 2001 das Entdeckerrecht zugesprochenund im August dieses Jahres den Namensvorschlag akzep-tiert. Um das Element 110 zu erzeugen, hatten die For-scher Nickel-Ionen bis auf 30 000 km/s beschleunigt undauf eine dünne Bleifolie geschossen. Hierbei fusioniertenin wenigen Fällen je ein Nickel- und ein Bleikern zuElement 110. Das Team der GSI hat nach diesem Prinzipinsgesamt sechs neue chemische Elementen mit denOrdnungszahlen 107 bis 112 erzeugt.

TB

Abb. 1 Die älteste astronomische Dar-stellung Mitteleuropas: Die Scheibe vonNebra.