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Phex 1034 n. BF Oktober 2011 Ausgabe Nr. Neunundzwanzig der Die Krone ruft zum Jagdfest! Havena, TSA 1034 BF - Albernia blickt zurück auf einen kalten und stürmischen Winter, der von so manchem unerfreuli- chen Zwischenfall geprägt wurde. Ob nun verursacht durch einen bösartigen Drachen oder von grimmen Söldnerscharen des Bredenhager Grafen, welche ihren fürstli- chen Freibrief immer wieder überreizten. Mehrfach kam es zu teils erschreckend blutigen Übergriffen seitens der Bredenha- ger, sowohl im Abagundschen, als auch im Seenland. Der zuletzt erfolgte brutale Übergriff auf ein Edlengut bei Orbatal, mag das Fass nun zum Überlaufen ge- bracht und die Krone zum Handeln bewegt haben. Mit dem beginnenden Frühling ruft die Kronverweserin den albernischen Adel zu- sammen. Anlass soll ein großes Jagdfest sein, aber die Einladung spricht auch von einem anschließenden Hoftag, bei dem die Kron- verweserin Recht sprechen wird. Zwar geht das Schreiben der Krone nicht ein- deutig auf die Übergriffe der Bredenhager Söldnerscharen ein, jedoch lässt der Ort, zu dem Idra Bennain den Adel ruft, keinen Zweifel daran, dass die Taten des Herrn von Bredenhag zu einem zentralen Ge- genstand der Gespräche werden dürften. Der Adel soll im frühen Phex an keinem geringeren Ort als Burg Bredenhag selbst zusammenkommen. Ob dieser Aufruf im Einvernehmen mit Graf Jast Irian Crumold erfolgte, ist uns nicht bekannt. Doch wer wäre er, seiner Lehnsherrin die traviage- fällige Gastfreundschaft zu verweigern? Rhonwin ui Kerkill (mb) Aus dem Inhalt Aktuelles - Adel zum Baihir nach Bredenhag gerufen - Übergriffe Bredenhags auf Abagunder Scholle Aus der Capitale - Lamas ui Llud gesundet - Praioskirche uneinig - Linai Sanin von Westpforte verlässt RDK - Blutige Gewalt in Orkendorf Aus den Baronien - Von der Heimsuchung des Wyrms - Antike Funde in Honingen - Cintara Arodon erneut Mutter geworden - Vorbereitungen für Immanspiel laufen an - Honinger Schloss erheblich baufällig - Nekrolog für getöteten HF-Mitarbeiter Aus dem Ausland - Fanfare eröffnet Redaktionsstube in Harben A us den Schreckensmeldungen vom Bredenhager Land wurde schreckliche Gewissheit: Auch wenn uns nur wenige Meldungen aus dem Gebiet des Grafen Jast Irian Crumold er- reichen, so müssen wir unsere Darstellung aus der letzten Fanfare leider bestätigen der aus den streitenden Königreichen kommende Riesenlindwurm hinterließ in der ersten Woche des Hesindemonats eine Spur der Verwüstung in Tommeldomm, Gemharsbusch und Glydwick. Dutzende von Toten sind wohl unter der Landbevöl- kerung zu beklagen, dazu kommen nieder- gebrannte Gehöfte und eine Vielzahl ge- rissener Tiere, darunter an manchem Ort ganze Herden. Verluste unter Bewaffneten hingegen hat der Bredenhager Adel nicht zu beklagen. Wie man uns mitteilte verließ der Wyrm die Ländereien ehe er gestellt werden konn- te. Leider ebenso korrekt war unsere Progno- se, dass der sicher zwei Dutzend Schritt lange Drach‘, dessen giftig grüner An- blick Angst und Schrecken verbrei- tete, seine Reise nach Abilacht fort- setzte, auch nach Ot- terntal ist das Untier in den nächsten Tagen vorge- Drache verheert Albernia! Albernia, HESinde 1034 BF - Die schreckliche Bilanz: Weit über hundert Tote und Verwüstungen landauf, landab. Geben die Zwöl- fe, dass die Gefahr gebannt sei der furchtbare Riesenlindwurm mag Albernia nun verlassen haben.

Die Krone ruft zum Jagdfest!albernia.westlande.info/images_albernia/4/40/Ausgabe_29...Phex 1034 n. BF Oktober 2011 Ausgabe Nr. Neunundzwanzig der Die Krone ruft zum Jagdfest! Havena,

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  • Phex 1034 n. BF

    Oktober 2011

    Ausgabe Nr. Neunundzwanzig der

    Die Krone ruft zum Jagdfest!

    Havena, TSA 1034 BF - Albernia blickt

    zurück auf einen kalten und stürmischen

    Winter, der von so manchem unerfreuli-

    chen Zwischenfall geprägt wurde. Ob nun

    verursacht durch einen bösartigen Drachen

    oder von grimmen Söldnerscharen des

    Bredenhager Grafen, welche ihren fürstli-

    chen Freibrief immer wieder überreizten.

    Mehrfach kam es zu teils erschreckend

    blutigen Übergriffen seitens der Bredenha-

    ger, sowohl im Abagundschen, als auch im

    Seenland. Der zuletzt erfolgte brutale

    Übergriff auf ein Edlengut bei Orbatal,

    mag das Fass nun zum Überlaufen ge-

    bracht und die Krone zum Handeln bewegt

    haben.

    Mit dem beginnenden Frühling ruft die

    Kronverweserin den albernischen Adel zu-

    sammen. Anlass soll ein großes Jagdfest

    sein, aber die Einladung spricht auch von

    einem anschließenden

    Hoftag, bei dem die Kron-

    verweserin Recht sprechen wird. Zwar

    geht das Schreiben der Krone nicht ein-

    deutig auf die Übergriffe der Bredenhager

    Söldnerscharen ein, jedoch lässt der Ort,

    zu dem Idra Bennain den Adel ruft, keinen

    Zweifel daran, dass die Taten des Herrn

    von Bredenhag zu einem zentralen Ge-

    genstand der Gespräche werden dürften.

    Der Adel soll im frühen Phex an keinem

    geringeren Ort als Burg Bredenhag selbst

    zusammenkommen. Ob dieser Aufruf im

    Einvernehmen mit Graf Jast Irian Crumold

    erfolgte, ist uns nicht bekannt. Doch wer

    wäre er, seiner Lehnsherrin die traviage-

    fällige Gastfreundschaft zu verweigern?

    Rhonwin ui Kerkill (mb)

    Aus dem Inhalt

    Aktuelles - Adel zum Baihir nach Bredenhag gerufen

    - Übergriffe Bredenhags auf Abagunder Scholle

    Aus der Capitale - Lamas ui Llud gesundet

    - Praioskirche uneinig

    - Linai Sanin von Westpforte verlässt RDK - Blutige Gewalt in Orkendorf

    Aus den Baronien - Von der Heimsuchung des Wyrms

    - Antike Funde in Honingen - Cintara Arodon erneut Mutter geworden

    - Vorbereitungen für Immanspiel laufen an

    - Honinger Schloss erheblich baufällig - Nekrolog für getöteten HF-Mitarbeiter

    Aus dem Ausland - Fanfare eröffnet Redaktionsstube in Harben

    A us den Schreckensmeldungen vom Bredenhager Land wurde schreckliche Gewissheit: Auch

    wenn uns nur wenige Meldungen aus dem

    Gebiet des Grafen Jast Irian Crumold er-

    reichen, so müssen wir unsere Darstellung

    aus der letzten Fanfare leider bestätigen –

    der aus den streitenden Königreichen

    kommende Riesenlindwurm hinterließ in

    der ersten Woche des Hesindemonats eine

    Spur der Verwüstung in Tommeldomm,

    Gemharsbusch und Glydwick. Dutzende

    von Toten sind wohl unter der Landbevöl-

    kerung zu beklagen, dazu kommen nieder-

    gebrannte Gehöfte und eine Vielzahl ge-

    rissener Tiere, darunter an manchem Ort

    ganze Herden. Verluste unter Bewaffneten

    hingegen hat der Bredenhager Adel nicht

    zu beklagen. Wie man uns mitteilte verließ

    der Wyrm die Ländereien ehe er

    gestellt werden konn-

    te.

    Leider ebenso

    korrekt war

    unsere Progno-

    se, dass der

    sicher zwei

    D u t z e n d

    Schritt lange

    Drach‘, dessen

    giftig grüner An-

    blick Angst und

    Schrecken verbrei-

    tete, seine Reise

    nach Abilacht fort-

    setzte, auch nach Ot-

    terntal ist das Untier in

    den nächsten Tagen vorge-

    Drache verheert Albernia! Albernia, HESinde 1034 BF - Die schreckliche Bilanz: Weit über hundert Tote und Verwüstungen landauf, landab. Geben die Zwöl-

    fe, dass die Gefahr gebannt sei – der furchtbare Riesenlindwurm mag Albernia nun verlassen haben.

  • E s ist soweit! Wieder einmal steht unser allseits beliebter und stets gut besuchter Alber-nia - Kon vor der Tür. Nur noch wenige Tage, bis sich viele von uns wie jedes

    Jahr auf Burg Heldrungen einfinden und live

    dabei sind, wenn wir albernische Geschichte schreiben.

    Wie in den Jahren zuvor wird sich die Orga

    viel Mühe gegeben und viel Zeit und Arbeit in die Vorbereitungen gesteckt haben. Dabei ergibt

    es sich immer wieder, dass von langer Hand

    geplante und organisierte Vorhaben wegen unvorhergesehener Ereignisse völlig geändert

    ersetzt, oder sogar gestrichen werden müssen.

    Ich persönlich kann es der Orga gut nachemp-

    finden, war ich doch bis vor einigen Jahren

    selbst dabei. Da glühen in der heißen Phase

    kurz vor Kon - Beginn die Handys und der Mail - Verkehr untereinander steigt

    enorm. Von daher kann man die vorbereitende

    Arbeit dieser lieben Leute nicht genug anerken-nen und ihnen unseren Dank aussprechen.

    Wenn wir schon einmal beim ´Danke sagen`

    sind, möchte ich dies hiermit in Eure Richtung erledigen, da ich mit dieser Ausgabe als HF –

    Redakteur und Herausgeber abdanke. Mit Euren

    vielen Abos hat die HF heutzutage eine so große Anzahl an Lesern wie nie zuvor. Dafür wie ge-

    sagt eine dickes Dankeschön an Euch!

    Mein Abgang soll nun natürlich keinesfalls

    heißen, dass die Fanfare eingestellt wird, zumal

    es Euer Geld ist, welches auf dem Abonnenten-Konto liegt und Ihr dafür weiter Euer alberni-

    sches Fanzine erhalten sollt.

    Künftig wird Nora Hoppe als Redakteurin und Herausgeberin die Geschäfte der HF fortsetzen,

    wobei wir die Übergabe in zwei Schritten vor-

    nehmen. Die nächste Ausgabe (Februar 2012)wird also schon von Nora gestaltet und montiert

    werden, wobei ich mich noch ein letztes Mal um

    Druck, Bindung und Vertrieb kümmere. Ab der Juni-Ausgabe liegt dann alles in Noras Hand.

    Soweit dazu. Zunächst aber wollen wir erst

    einmal auf den Albernia - Kon freuen. :o)

    bis dahin

    Euer Georg

    Impressum:

    Herausgeber, Redaktion, Gesamtherstellung, Vertrieb und Abo-Betreuung: Georg Morick, Marienstraße 54, 38 102 Braunschweig, [email protected]

    Autoren dieser Ausgabe: Matthias Anbergen (ma), Michael Borth (mib), Marcus Buss (mb), Arne Holtschulte (ah), Jan Peter Hoppe

    (jph), Christian Koch (chk), Andreas Kovermann (ak), Sebastian Kurbach (sk), Sonja Mallwitz (sm), Georg Morick (gm), Peggy Sem-

    melmann (ps), Iris Wagner (iw), Wolfgang Wagner (ww), David Zgoll (dz)

    Abbildungen, Illustrationen: Esther Brendel (16), David Zgoll (19, 20, 21) und diverse Freeware

    Fanfarenlogo: Andreas Freymuth

    Anzeigen: Michael Golisch (15), Tina Hagner (5), Nora Hoppe (11, 21), Christian Koch (7), Georg Morick (13), Iris Wagner (14)

    Kreuzworträtsel: Georg Morick

    Für den Inhalt der Beiträge sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Die Havena-Fanfare erscheint zwei - bis dreimal im Jahr. Einzel-

    preis: 2,70 € incl. Porto. Je nach Umfang kann der Preis leicht nach oben oder unten abweichen.

    Die Havena-Fanfare verfolgt keine kommerziellen Interessen.

    „DAS SCHWARZE AUGE“ und „DSA“ sind eingetragene Warenzeichen der Fa. Ulisses-Spiele, Germany. Die Rechte für hier veröffentlichte Auszüge aus den DSA-Regelwerken und inoffiziellen DSA-

    Publikationen von Ulisses-Spiele liegen bei der Firma Ulisses-Spiele, Germany.

    Die Rechte für die Artikel liegen bei den jeweiligen Autoren und dürfen ohne vorherige Genehmigung auch nicht auszugsweise weitergegeben, kopiert oder anderweitig veröffentlicht werden.

    Ausgabe Nr. 29

    Beiträge gesucht!!!

    Wer seinen aventurischen Artikel über seine albernische Baronie oder über sonstige alber-

    nische oder allgemein derische Geschichten

    oder seinen irdischen Beitrag in der

    Ausgabe No. 30 der Havena-Fanfare

    veröffentlicht sehen will, sende ihn bitte als txt-, rtf oder Word - Datei bis zum:

    31.12.2011 (Einsendeschluss)

    an die Redaktion (Anschrift: siehe Impres-

    sum). Die Beiträge sollten in 10 PT-Schrift, nicht länger als eine, maximal eineinhalb DIN

    A 4 Seiten umfassen. An den Anfang eines

    jeden Artikels soll ein derischer Ort und Datum gestellt werden. Es wird außerdem

    gebeten, nach Möglichkeit passende Abbil-

    dungen mit Bildnachweis beizufügen. Die Redaktion behält sich Auswahl, sowie

    Änderungen an den Artikeln und Auswahl der

    Abbildungen vor.

    Termine 2011

    Allaventurischer

    Konvent

    Burg Bilstein

    04.11. — 06.11. 2011

  • drungen. In Abilacht setzte sich

    sogleich eine ganze Schwadron der

    Abilachter Reiter in Marsch Jagd zu

    machen auf das Untier, doch der

    Drach‘ wechselte gar oft seinen Ort

    und seinen Weg, so dass die alberni-

    schen Streiter ihn nicht erreichten. Aus

    Otterntal hingegen erreichte uns gar

    andere Kunde: Hier soll es einer Frau

    durch eine Gabe gelungen sein, das

    dreiköpfige Ungetüm zum Verlassen

    der Gegend zu bewegen. Bestätigen

    können wir dies nicht, ist doch diese

    holde Frau nicht zu finden, wie sie so-

    wohl alt wie auch jung gewesen sein

    soll.

    Ab dem 12. Tage der Hesinde war

    der Drach‘ im Honinger Land – womit

    wir wieder auf dem Grund bestätigter

    Fakten sind. Franka Salva Galahan, die

    Gräfin Honingens, hatte in Erwartung

    des Unheils Truppen aufgestellt und

    ihre Barone angewiesen es ihr gleich zu

    tun, wie sich auch die Schwadron der

    Abilachter Reiter der nun folgenden

    Drachenhatz anschlossen. Mehrfach

    kamen sie dem Wyrm nah, weniger als

    eine Stunde soll der Abstand zu man-

    cher Zeit gewesen sein. Das Verhalten

    des Lindwurms blieb jedoch unvorher-

    sehbar; Späher und Überlebende der

    ungezählten Angriffe auf Gehöfte und

    Weiler berichteten gar, dass der Drach‘

    wahrlich wie gehetzt wirkte und unstet

    Kurs und Richtung setzte, selbst wenn

    die Bewaffneten unter der Gräfin nicht

    nah waren. Dies Verhalten – und natür-

    lich die immense Geschwindigkeit, die

    des Drachen gewaltige Flügel ihm ver-

    leihen – sorgte letztlich dafür, dass es

    nie zur Konfrontation kam. Das Untier

    schlug weiter seinen Pfad der Verwüs-

    tung durch das Land.

    Die Barone der südlichen Ländereien

    Lyngwyn, Traviarim und Hohenfels

    bemühten sich indes nach Kräften eben

    dies Unheil von ihren Untertanen abzu-

    wenden. Dies scheint ihnen oft auch

    gelungen, wenn unsere Berichte aus

    Hohenfels auch noch unvollständig

    sind. So kam es zwar noch mehrfach zu

    schwersten Verwüstungen, doch der

    Verlust an Menschenleben blieb über-

    schaubar, wenn auch ein jedes verlore-

    ne Leben eines zu viel ist und die Ge-

    samtzahl der Toten in allen Grafschaf-

    ten wohl die Hundert weit übersteigt.

    Der 16. Tag der Hesinde markierte

    dann, den Zwölfen sein es gedankt, die

    letzte Sichtung des grausamen Wyrms

    über Albernia. Zeugen berichten von

    seinem Flug gen Südost über die Ingra-

    Kuppen, was das Untier in die Nord-

    marken führen tät. Jene dort mag es in

    ihrem Glauben bestärken, dass nur Är-

    ger aus dem Westen kommt, doch täte

    dies Unrecht: Albernias und des Wind-

    hags Küsten kennen die Westwinddra-

    chen, diese jedoch zieht es nicht land-

    einwärts – das Untier dieser Tage aber

    ist unser aller Schrecken. So ist das

    Einzige, was wahrlich von uns kommt,

    unser Wunsch, dass die Zwölfe unseren

    Nachbarn mehr Gnade zeigen, als sie –

    und diese – es uns taten.

    Larric Machaligh (mib)

    3

    Ausgabe Nr. 29

    Magister Gleann Hesinscire vom Tempel

    der Hesinde in Havena erörtert uns den

    grossen Wyrm wie folgt:

    Primus – ohne dubio ein Riesenlind-

    wurm, die Dreiheit des Kopfes Testimoni-

    um ohne Gleich. Dieser furchtbarste der

    grossen Wyrm ist im Besitz der Intelligen-

    cia und der Magica, von beiden viel, doch

    nicht etwa dem Kaiserdrach‘ gleichbar.

    Secundus – ein recht junger Wyrm, ge-

    messen in der Skala der Drachen selbst,

    das hellere Grün der Schuppen Beleg

    hierfür. Dennoch eine Gefahr ohne

    Gleich für Land‘ und Leut‘, kein sterblich

    Streiter mag hoffen ihn zu bezwingen,

    auch wenn die vorliegende Berichte über

    seine Grösse wohl Üebertreibung sind;

    zwei mal zehn statt zweier Dutzend

    Schritt mögen es sein.

    Tertius – Kein solcher Wyrm herrscht

    über Land im Reiche Rauls. Im hohen Nor-

    den, dem Orkenland, im Wall des Rash-

    dul und anderen Bergen, dort sind sie

    uns bekannt. Ergo reiste dieser, was sel-

    ten und der Erklärung bar.

    Quartus – Wesen und Gebaren scheinen

    seltsam gar, so die Memorare von Hesin-

    de mit Wahrheit und Klarheit gesegnet.

    Hast, Unruhe gar, wurden gar nimmer die-

    sen Schreckensherrschern zugeschrie-

    ben, und doch geschah es hier. Historia,

    nicht fabula, erinnert an die Tyrannei

    des Wyrm in den Bergen des Windhag im

    Jahr des Feuers, der, so vermutet, su-

    chend ward. Ist dies ursächlich par, hat

    es also die gleichen Gründe, dann ge-

    schieht Grosses für diese grössten der

    Drachen.

    Mag Nandus uns auf dem Weg der Er-

    kenntnis begleiten, so dass Hesinde es uns

    offenbart!

    Der Wyrm erklärt

  • S ollte ein Wahrer der Ordnung in überschaubarer Zeit seines Am-tes fernbleiben, sei es auf Grund von Krankheit oder auch einer Pilger-

    reise, so hat es, der Ordnung der Kirche

    entsprechend, einen Würdenträger an

    seiner statt mit allen Befugnissen zu

    geben. Derer zwei Möglichkeiten sind

    dem Metropoliten zur Bestimmung des

    Bevollmächtigten gegeben.

    So kann er ihn von sich aus bestim-

    men, was meist bei kurzer Abwesenheit

    vom Amte üblich ist, oder es entschei-

    det ein Gremium, was meist bei länge-

    rer Abwesenheit von Amte üblich ist.

    Dieses Wahlgremium setzt sich aus

    dem des Metropoliten nächst unterste-

    hendem Ranges, den Tempelvorste-

    hern, der Praioskirche zusammen. All

    die Orden und Truppen der Praioskir-

    che sind dabei dem Gremium zutritts-

    bemächtigt. Dies mag nun erklären,

    warum es in den Tagen nach dem Be-

    ginn der Pilgerreise zu allerlei Reisetä-

    tigkeit der Tempelvorsteher, vom Ran-

    ge und Amt her, gen Havena oder auch

    zwischen den Tempel gab.

    Es mag im Rondra gewesen sein, als

    sich das Wahlgremium zum ersten Ge-

    spräch einfand. Ehrwürdig und bedeu-

    tend war die Schar der dort sitzenden

    Amts - und Würdenträger: Die Oberste

    Rechtswahrerin, der Geheime Inquisiti-

    onsrat der Ordnung, der Beschirmer

    des Ordens

    vom Bann-

    strahle Prai-

    os, die Obristin

    der Sonnelegion sowie die

    Tempelvorsteher aus Honi-

    gen, Seshwick, Bredenhag,

    Andergast, Winhall, Zweiei-

    chen und Yantibair. Doch welch Verwunderung

    herrschte alsbald darauf in Havena? So

    ward es zu keiner Einigung in den ers-

    ten Tagen gekommen. Waelen Feder-

    leicht konnte von harschen und feuri-

    gen Debatten im Gremium und im

    Tempel berichten. So scheint’s, also ob

    unter den Mitglieder des Gremiums zu

    unterschiedliche Ansichten und Ge-

    wohnheiten vertreten sind. Welch

    Furcht und Schrecken breitete sich im

    Umfeld von Tempel, Hof und Stadt

    aus? Uneinigkeit in der Kirche der Ord-

    nung und Gerechtigkeit? Zwist? Welch

    Zeit wird dies Gremium noch benöti-

    gen? Während der kalten Monde ist mit

    keinen Entscheidungen mehr zu rech-

    nen. Die Diener des Götterfürsten müs-

    sen in diesen dunklen und harten Tagen

    an ihrem angestammten Platze weilen

    und die Schar der Gläubigen hüten. So

    wird die Zeit knapp. Es ist unerlässlich,

    einen Bevollmächtigten an des Metro-

    politen statt für die so bedeutungsvolle

    und fundamental

    wichtige Zeremo-

    nie zur Sommer-

    sonnenwende zu haben.

    Welch Unheil und welch Zorn

    wird die Ordnung befallen, sollte

    dieses Heiligste aller Feste nicht

    durchgeführt werden können? Alldieweil betrifft diese Verzöge-

    rung auch die weltlichen Dinge. So ist

    die Kirche des Praios in Prozesse mit

    großem Einfluss auf die Ordnung Al-

    bernias involviert. Wer soll nun in ei-

    nem vertretbaren Zeitraum die Klage

    des hoch verehrten Hauses Arodon ge-

    gen den verblichenen Obristen Greifen-

    berg entscheiden? Des Weiteren wurde

    unserer Schreiberin kundgetan, dass es

    schon zu mahnendem Worte vom Hofe

    der Kronverweserin gekommen sei. So

    ward in den letzten Tagen der Hofge-

    weihte Praiodan von Schnakenfels in

    eiligem Schritte von Schloss zum Tem-

    pel und zurück sputend zu erblicken. All die Hoffnungen ruhen nun auf ei-

    nem weiteren, eiligst anberaumten

    Treffen in den nächsten Tagen. Wir

    werden unsere werten Leser umgehend

    und umfassend über das Ergebnis un-

    terrichten.

    Waelen Federleicht (jph)

    4

    Ausgabe Nr. 29

    Magisches Albernia – Verändert sich das Land?

    Havena, HESinde 1034 BF - Verwerfungen der albernischen Landschaft aufgrund der Änderung magischer Flüsse –

    darüber berichtete die Fanfare. Doch eine wahre Erklärung blieb aus. Bis heute.

    I m Tsa 1033 BF erörterten uns

    Adepten der Grauen Gilde, dass je-

    ne Sphärenkraft, die sie vim astralis

    nennen, Pfaden und Flüssen folgt, Li-

    nien der magischen Macht formt, über

    Tore und Brunnen in unsere Welt tritt

    und jene merkbar beeinflusst. Letzteres

    sei möglich, da Madas Gabe an Dere

    etwa im Bett der Flüsse, im Pfad des

    Windes, in Wegen und Wirken von

    vielen Menschen ihr Abbild fände –

    womit sich die Welt ändern müsse, so

    sich die Lage der Sphärenkraft ver-

    schiebt. Wir befragten zu diesem The-

    ma u.a. die Mentorin der Hesindekirche

    Scia Coîonbachir, welche wie folgt be-

    antwortete:

    SC: In der Tat gibt es Linien der

    Sphärenkraft, wie die nördliche Über-

    walslinie oder die Basiliuslinie. Jedoch

    ist die zitierte Sichtweise der Gilden

    begrenzt, denn jene Manifestationen

    sind in keiner Weise alleine der Magie

    zuzurechnen. Stattdessen zeigt sich

    auch hier, dass alles immerdar auf die

    Einheit des zwölfgöttlichen Wirkens

    zurückzuführen ist. In Madas Ge-

    schenk, der Magie, wirkt der Willen ih-

    rer Mutter, der allwissenden Hesinde,

    wie auch in den Linien die Macht der

    Götter elementar ist.

    Manche dieser Linien scheinen seit

    langer Zeit unverrückt, andere, dafür

    gibt es starke Indizien, sind im Flux –

    sie ändern sich wahrlich und so es der

    Wille der Zwölfe ist, mag sich dies

    Zwist im Hause des Götterfürsten?Havena, BORon 1034 BF - Monde ist's her, dass der Wahrer der Ordnung Greifenlande, Praiosson Greiffas, auf Pilgerrei-

    se gen Beilunk gegangen ist. Seit diesem denkwürdigem Tag ist der Sitz des Wahrers verwaist und kein Bevollmächtigter

    an des Metropoliten statt eingesetzt worden. Was mag der Grund dafür sein? Warum wird dieses für die Ordnung, Ruhe

    und Sicherheit der Greifenlande so wichtige Amt vakant gehalten? Wie wird der Bevollmächtigte an und für sich be-

    stimmt? All diesen Fragen ist unsere Schreiberin Waelen Federleicht in den letzten Wochen nachgegangen.

  • auch im Weltlichen Deres zeigen, ja.

    Doch beachtet: Warum sollten die Göt-

    ter ihre Schöpfung derart ändern? Weit

    besser belegt ist das Wirken jener Li-

    nien auf alle Kreaturen, speziell auf je-

    ne, deren Wesen magisch ist. So folgte

    einst wohl der Große Schwarm treu ei-

    nem mächtigen Band, die sagenumwo-

    benen Stätten der alten Elfen werden

    auf bedeutenden Knotenpunkten ver-

    mutet und viele magische Kultstätten

    finden sich ebenfalls entlang solcher

    Kraftlinien.

    HF: So mag gar der Flug eines Lind-

    wurms, wie wir ihn diese Tage erleben

    müssen, einer solchen Linie folgen?

    SC: Im Falle einer großen Wande-

    rung, ja. Doch, erneut, bedenkt: Ein

    großer Drach‘ ist ein Wesen voller Ma-

    gie, ja, doch ebenso gesegnet durch He-

    sindes höchster Gabe, der Intelligenz.

    Sein Weg ist nicht bestimmt durch

    Trieb allein. Euer ursprüngliches The-

    ma jedoch, die Veränderung Deres

    durch den Einfluss der vim astralis, ist

    komplex. Bedenkt hier, wer in der Fan-

    fare sein Sprachrohr fand. Es war Felix

    aus den Nebellanden, dessen Name al-

    leine uns viel über seine Affinitäten

    sagt. So wie die Nebel unstet sind, ist

    seine Sicht auf Welt und Magie. Diese

    Sicht ist vielerorts fehlgeleitet, doch

    weniger so in Albernia, denn deutlich

    sind die Indizien auf Feentore im Farin-

    del und im Gundelwald, deutlich die

    Interaktion zwischen den Welten der

    Menschen und der Feen. Auch hier –

    und es fällt auf, dass Felix dies ver-

    schwieg – können wir uns der Existenz

    der Kraftlinien sicher sein. Wir mögen

    sie als regional klassifizieren, ihre

    Kraft begrenzt, doch in ihrem Wirken

    ohne Frage bedeutend. Schauen wir in

    die lokalen Erzählungen, betrachten

    wir uralte Wegsteine in den genannten

    Wäldern, so finden wir Namen wie den

    Feenpfad, den Zwielichtsprung und,

    von besonderer Signifikanz, den Tor-

    weg. Ereignisse wie bei der Schick-

    salsturney in Weyringen 1033 BF zei-

    gen uns deutlich, dass diese Magie

    wahrlich ist, doch allzeit unstetig – und

    sich tatsächlich in der Welt nieder-

    schlägt, die wir alle teilen. Eine Verän-

    derung des Laufes des Großen Flusses

    durch Verwerfungen in der Sphäre der

    astralen Macht ist hingegen nicht be-

    wiesen.

    HF: Dennoch eine Möglichkeit, spe-

    ziell, da sowohl die großen Sagen Al-

    bernias dies stützen, denn neben den

    sagenumwobenen Feen Gundel und

    Farindel sprechen wir alle oft genug

    vom Flussvater, der sogar einst ihr Kö-

    nig gewesen sein soll, wie wohl auch

    eine Kraftlinie existiert, entlang derer

    der Fluss verläuft.

    SC: (schweigt lange und wendet sich

    dann Larona Seeträumerin zu. Die Ge-

    weihte des Alten Efferdtempels Have-

    nas hat sich für eben dieses Thema zu

    uns gesellt.) So ist es wohl. Eine große

    Linie, welche die Gilden für das Pen-

    tagrammaton in Punin bestätigen, die

    dann weiter über Zhamorrah und Gor

    nach Maraskan verläuft. Im Gegenrich-

    tung und daher uns nah scheint sie über

    den Eisenwald und Brandans Ring zu

    laufen, wo das Druidentum Kraft aus

    ihr schöpft, ehe sie dann Havena er-

    reicht.

    LS: Und in diesem erkennt die Vor-

    sehung Efferds, auf dessen Geheiß hin

    Havena gegründet wurde! Es ist, wie

    Scia eingangs erklärte, die Macht der

    Götter. Der Große Fluss, in seiner Ver-

    körperung ein Alveraniar im Gefolge

    des Launenhaften, alles andere als ein

    simples Feenwesen, ist gesetzt das Un-

    heilige zu brechen, welches beständig

    nach uns giert, ebenso wie es Efferds

    Dienerin Lata ist, für deren Entsendung

    wir ihm danken. Das Unheilige, das

    Gottlose, es hat Macht, hier, wo es sein

    widernatürliches Krakenhaupt erhebt,

    wo sich die Tore öffnen, nicht ins

    Feenreich, sondern in nachtblaue Tie-

    fen. Doch unter Efferds Banner stehen

    wir ihm entgegen! Tun wir dies nicht,

    stände nicht das Gefolge des Herren

    der Gezeiten an unserer Seite, wir nicht

    an seiner, so ist prophezeit, wie es en-

    det: Folgt nur der Linie der Macht, die

    Euch so fasziniert, um es zu sehen und

    betrachtet die Ruinen von Zhamorrah,

    betrachtet die lebensfeindliche Wüste-

    nei von Gor.

    SC: In der Tat mag uns Menschen

    oft Hesindes Weisheit fehlen, die Be-

    deutung dieses ewigen Strebens über

    den weltlichen Konflikten zu sehen, die

    uns immer und immer wieder in Be-

    schlag nehmen, wie im Krieg mit den

    Nordmarken, wie in anderen Konflik-

    ten dieser Tage. Diese Betrachtung legt

    uns jedoch eine Interpretation nahe, de-

    ren Tragweite schrecklich sein mag:

    Mehr als ein Kampf wird hier gefoch-

    ten und mehr als eine Zeitspanne müs-

    sen wir betrachten dies zu sehen. Ein

    Streit zwischen Adligen, das kennen

    wir. Kämpfe zwischen Truppen, das er-

    leiden wir. Doch ebenso ahnen wir,

    fürchten wir, in manchen Fällen wissen

    wir, dass dies nicht alles ist. Der Fluch

    des Roten Wyrm 1027 BF im Winhal-

    ler Land ein Beispiel, denn dies war

    mehr als ein Konflikt zwischen Men-

    schen, von denen dennoch wohl eintau-

    send darob ihr Leben ließen. Latas

    Kampf gegen das Schreckliche ein an-

    deres. Einmal müssen wir wohl Jahr-

    hunderte sehen, um es zu überblicken,

    einmal gar Jahrtausende. Dies vermö-

    gen wir, die wir sterblich sind, nicht.

    Doch dann und wann mögen sich die

    Frontlinien dieser Kriege ändern, nicht

    schleichend, sondern einer Springflut

    gleich, gar mit der Macht eines Erdbe-

    bens. Dann mag die Sphärenkraft sich

    neu ordnen, dann mag das Land sich

    wohl verändern. Es mag

    wahrlich geschehen. Dieser

    Tage.

    LS: Und wir... wir mögen uns

    endlich auf das wahrlich Be-

    deutende besinnen. Nicht der

    Besitz. Nicht die Macht über

    Land. Sondern das götterge-

    fällige Streben, welches uns

    von den Zwölfen auferlegt ist.

    Larric Machaligh (mib)

    5

    Ausgabe Nr. 29

  • I nzwischen stellte sich der in jenem

    Artikel gemeldete Fund von

    Schmuggelgut in einer Garnison der

    Havener Flussgarde als zutreffend her-

    aus. Hier bestand zumindest der Ver-

    dacht, dass diese Ware der albernischen

    Krone eigentlich vorenthalten werden

    sollte, um sie über Umwege selbst zu

    verkaufen. Über die Beweggründe mag

    man trefflich nachdenken. War es nur

    die schlechte Besoldung? Oder stecken

    ernstere Dinge dahinter? Ernstere als

    der schwerwiegende Vorwurf der Un-

    treue – oder besser: Unterschlagung

    gar?

    Wenn man von Treue redet, sei be-

    dacht, dass die der Flussgarde vor nicht

    allzu langer Zeit eben nicht der Kron-

    verweserin, sondern ihrer Schwester

    Isora galt. Oberst Grifo von Streitzig –

    wenn auch vormals in anderer Stellung

    tätig – muss man da nicht ausnehmen.

    Wie groß ist also die Zuneigung zur

    Kronverweserin?

    Kurzum: Es war abzusehen, dass die

    Machenschaften Konsequenzen haben

    würden. Oder zumindest mussten – wo

    sie doch inzwischen hinreichend be-

    kannt geworden waren. Doch dauerte

    es sechs Monde bis die nächsten Schrit-

    te folgten. Sehr verwunderlich, ange-

    sichts greifbarer Beweise, aber mögli-

    cherweise von dem Gedanken geleitet,

    die Angelegenheit genauestens zu un-

    tersuchen. Möglicherweise…

    Denn die Vorwürfe trafen Offiziere

    des 1. Banners der Flussgarde. Es han-

    delt sich wohlgemerkt nicht um die

    Leibschwadron Grifo von Streitzigs.

    Sein Hauptmann wurde jedoch erst

    kürzlich persönlich vom Obristen ein-

    gesetzt. Dies allein könnte sich als

    schmachvoll genug für den Befehliger

    der Flussgarde erweisen. Zumindest

    stellt es sein Urteilsvermögen bei Be-

    förderungen in Frage.

    Im stürmischen Firun des Jahres

    1034 BF kam in Havena letztendlich

    das Kriegsgericht zusammen. Ange-

    klagt war die komplette Stabslanze des

    Banners einschließlich Hauptmann

    Fredo Kruighan. Allerdings fehlten

    zwei Soldaten, die sich rechtzeitig ge-

    nug durch Fahnenflucht entzogen hat-

    ten. Oberst von Streitzig ließ es sich

    nicht nehmen, selbst als Richter aufzu-

    treten. Sein Urteil lautet – nach kurzem

    Prozess - ausnahmslos: Tod durch den

    Strang! Scheinbar gab es wenig Zwei-

    fel an der Schuld der Soldaten. Voll-

    streckt wurden die Hinrichtungen zur

    Abschreckung direkt im Anschluss in

    der Havener Kaserne.

    Die Geschichte könnte an dieser

    Stelle zu Ende sein,

    doch bleibt durch

    das Urteil eine Reihe

    von Fragen offen. Wa-

    rum dauerte es so lange

    bis zum Prozess? Wie

    kommt es, dass alle

    Angeklagten zum Tode

    verurteilt wurden? Und

    weshalb ist bis jetzt nichts bekannt

    geworden über Komplizen außerhalb

    der Armee? Man mochte doch meinen,

    dass Verbindungen zu zwielichtigen

    Gesellen nötig sind, um das geplante

    Vorhaben umzusetzen.

    Oberst von Streitzig muss sich zu-

    dem mit Recht fragen lassen, wie viel

    er von den Dingen wusste – oder besser

    hätte wissen müssen – die sich fast

    unmittelbar vor seiner Nase abgespielt

    haben. Eine glaubwürdige Antwort

    wäre jetzt sicher geboten. Dass Verfeh-

    lungen von Untergebenen auch Aus-

    wirkungen auf ihre vorgesetzten Offi-

    ziere haben, ist in Albernia nämlich –

    nicht erst seit dem Fall von Marschall

    ui Llud – eine verhängnisvolle Traditi-

    on. Auch die Hardenfels-Affäre nahm

    einen eher gemächlichen Anfang…

    Halman ui Kilstane (ak)

    6

    Ausgabe Nr. 29

    Von den Folgen einer Reise — Mehr Fragen als Antworten

    Havena, FIRun 1034 BF - Vor wenigen Monden berichtete die Fanfare von der Inspektionsreise Seiner

    Gnaden Leuenglanz zu den Albernischen Regimentern im Auftrag der Kronverweserin Idra Bennain.

    Ihre Ergebnisse vermochten wir hier getreulich, wenn auch nicht immer für alle Beteiligten schmei-

    chelhaft, darzulegen. Aber wir bekräftigen hier noch einmal die uns zugetragenen Berichte.

    Geheimrat Lamas ui Llud auf dem Weg der Genesung?

    Havena, FIRun 1034 BF - Kronverweserin und Weggefährten sichtbar erfreut über das Wiedererstarken des ältesten Ge-

    heimrats des Reiches. Dessen Vertretung, Riana ni Seadh, setzt indes neue Schwerpunkte in der albernischen Politik.

    W ährend wir in unserer letzten Ausgabe noch über eine schwere Krankheit des höchsten albernischen

    Rates Lamas ui Llud berichten muss-

    ten, haben wir dieser Tage bessere

    Nachrichten: Der hochbetagte Meister

    der Diplomatie wurde nun wieder re-

    gelmäßig auf Spaziergängen gesehen,

    welche offenbar seiner Gesundheit

    höchst zuträglich sind. Ihre Erlaucht

    Idra ni Bennain ist, so heißt es am Ho-

    fe, höchst erfreut, dass ihr der scharfe

    Geist des ui Llud weiter zur Verfügung

    steht. Hier sei angemerkt, dass der Ge-

    heimrat nie in den Ruhestand entlassen

    wurde: Auch wenn die Krone betont,

    dass sich niemand mehr einen geruhsa-

    men Lebensabend verdient hat, als die-

    ser Bewahrer so vieler albernischer

    Geheimnisse, so ist man am Hofe wohl

    nicht willens oder fähig ihm diesen zu

    gönnen – sofern es nicht der Geheimrat

    selbst ist, der eine Verabschiedung aus

    dem Dienst verweigert.

    Des Geheimrats langjährige rechte

    Hand und enge Vertraute Riana ni

    Seadh, welche in den vergangenen

    Monden dessen Amtsgeschäfte wohl

    zur allgemeinen Zufriedenheit ausführ-

    te, ist weiterhin kommissarisch mit den

    Angelegenheiten des Geheimarchivs

    vertraut. Sie begleitet ihren Mentor nun

    oft auf dessen Spaziergängen, und dies

    stets mit ihrer prall gefüllten Akten-

    mappe, wohlbekanntes Markenzeichen

  • ihrer höchst sorgsamen Arbeit. Es ist

    somit zu vermuten, dass die mit der

    Hoheluchter Linie der Bennain ver-

    wandte ni Seadh derart die Rückkehr

    des ui Llud vorbereitet – oder aber trotz

    aller gegenteiligen Beteuerungen, die

    Übernahme seiner Amtsgeschäfte.

    Die mit nur knapp über drei Dutzend

    Jahren fast – für ihr Amt – noch ju-

    gendliche Geheimrätin setzt indes neue

    Schwerpunkte in der Arbeit der Kanz-

    lei: War das Wirken ui Lluds oft auf

    die äußeren Beziehungen Albernias

    ausgerichtet, so scheint Riana ni Seadh

    entschlossen vieles vom dem zu rich-

    ten, was unter Königin Invhers eher

    rondrianischer Hand im Inneren kaum

    Aufmerksamkeit erlangte. So sehen

    sich dieser Tage oft reisende Ritter der

    Krone und zum Hof kommende Hoch-

    adlige und Geweihte zu Gesprächen

    eingeladen, in denen die Rätin ihr Wis-

    sen um das Wohl des Landes auffüllt;

    Vertreter von Gilden und Handelshäu-

    sern finden stets ein offenes Ohr und

    berichten von detaillierten Diskussio-

    nen über Rechte und Pflichten von

    Ständen, und Stadtherren berichten uns

    von Schreiben voller Erkundigungen

    über die Ausübung ihrer verbrieften

    Rechte, Antworten dann oft gefolgt von

    Erwiderungen, die mehr als eine Charta

    präzisieren.

    Ob die Krone hier nun wahrlich Ver-

    änderungen des schönen Albernias

    anstrebt, oder aber die Bürokratie ihrer

    vornehmsten Aufgabe nachkommt,

    welche ist die Bürokratie zu erhalten,

    vermag die Fanfare noch nicht zu sa-

    gen. Unsere Leser mögen sich aber

    sicher sein, dass wir uns intensiv um

    ein Gespräch bemühen, um genau dies

    zu erfahren. Bislang erhörte Geheimrä-

    tin Riana ni Seadh unsere Anfrage dies-

    bezüglich jedoch noch nicht – was auch

    daran liegen mag, dass sie, so wir hör-

    ten, ihre äußert knapp bemessene freie

    Zeit gerne mit dem Edlen Oranko

    Krustan verbringt, einem der schillern-

    den und gerne gesehenen Gäste am

    Hofe. Wie sich der geneigte Leser erin-

    nern mag, berichtete die Fanfare in der

    Ausgabe 26 über diesen bemerkens-

    werten Abkömmling eines lange ausge-

    storbenen Geschlechts.

    Larric Machaligh (mib)

    7

    Ausgabe Nr. 29

    Abschied einer Kronenritterin Havena, TSA 1034 BF - In einer prunkvollen Zeremonie wurde Linai Sanin von Westpforte aus dem Dienst der Krone entlassen.

    M it dem gemächlichen Einzug des Frühlings erwachte auch das Le-ben auf Burg Feenquell wieder. Der

    Tsamond hatte gerade erst Einzug er-

    halten, als Primus Elron Fenwasian die

    Versammlung der Kronenritter einbe-

    rief. Der unter mysteriösen Umständen

    verschwundene Baron Wikthor von

    Westpforte-Sanin, welcher nun seit

    mehreren Monden auf See weilt und

    als verschollen zu gelten hat, hinterließ

    eine Baronie ohne praiosgefällige Ob-

    rigkeit (die Fanfare berichtete). Um

    diese Lücke ausfüllen zu können, er-

    suchte Linai Sanin von Westpforte die

    Krone und die versammelten Ritter,

    aus dem Dienst und ihrem Eid gegen-

    über der Krone entlassen zu werden.

    Die Ritterin hatte in den vergangenen

    Monden mit Billigung der Krone, über

    Botenreiter und Anordnungen, versucht

    den Aufgaben des abwesenden Barons

    von Westpforte nachzukommen und

    die Baronie zu verwalten, jedoch war

    dies kaum mit den Pflichten einer Rit-

    terin der Krone zu vereinbaren. Ihr Eid

    verhinderte, dass sie den Platz ihres

    Gemahls einnahm. So ist ein Kronen-

    ritter eben nur der Krone verpflichtet

    und darf niemand anderem Rechen-

    schaft schuldig sein.

    Seit göttergefälligen zwölf Jahren

    gehörte die junge Frau zu den Treues-

    ten der Krone. Nun, sieben Götterläufe

    nach dem Angriff der Orken auf Win-

    hall, wo sie für ihre Tapferkeit den

    Ritterschlag empfing, sollte sie die

    Gemeinschaft der Ritter wieder verlas-

    sen. Wiewohl die Kronenritter nieman-

    den gerne aus ihren Reihen entlassen,

    die Wiederherstellung der praiosgefäl-

    ligen Ordnung in der Baronie wog

    schwerer für das Wohl des Fürsten-

    tums. Und so bekräftigten die Ritter

    einmütig die Entscheidung der Krone,

    Linai Sanin von Westpforte von ihren

    Pflichten und Eiden zu entbinden und

    dem Grafen vom Großen Fluss anzu-

    empfehlen, sie als Vögtin von West-

    pforte zu bestätigen.

    Bei der prunkvollen Entlassungszere-

    monie im großen Saal auf Burg Feen-

    quell, betonte Ritterprimus Elron Fen-

    wasian ihre Verdienste um die Fürsten-

    krone und erklärte das sie durch ihre

    Loyalität, Ritterlichkeit und ihr Pflicht-

    bewusstsein als Leitbild für junge Rit-

    ter gelten sollte und selbstverständlich

    jederzeit in der Gemeinschaft der Ritter

    willkommen sei. Daraufhin nahm des

    Primus Ehrenknappe, Kronprinz Finn-

    ian ui Bennain, ihr förmlich den Waf-

    fenrock ab und übergab ihr die Doku-

    mente die ihre Verabschiedung bezeug-

    ten. Abschließend verkündete Hofmar-

    schall Ronan zu Naris den versammel-

    ten Edlen und Würdenträgern das ihro

    Hochgeboren Linai Sanin von West-

    pforte als in Ehren entlassene Ritterin

    der Krone von nun an den Titel einer

    Kronedlen führen dürfe.

    Ceola Hafergarb (ah)

  • Ihr Edlen albernischer Lande - Höret den Ruf der Krone!

    Vom dritten Tage des listigen Phex anno 1034 BF an ruft die Krone

    den Adel des Fürstentums zu fürstlicher Jagd und Hofhaltung auf

    Burg Bredenhag zusammen!

    Seine Hochwohlgeboren Jast Irian Crumold sei für die traviagefäl-

    lige Gastung bedankt, die er der Krone und dem albernischen Adel

    gewähren wird, und für die firungefällige Vorbereitung des allge-

    meinen Jagdvergnügens. Seine Hochwohlgeboren hat mitteilen las-

    sen, dass es sich um eine Drückjagd zu Pferde handeln wird und

    Schwarz- sowie Rotwild bejagt werden soll.

    Ihre fürstliche Erlaucht wird zu dieser Gelegenheit auf Burg Bre-

    denhag bis zum neunten Phex Hof halten und dort auch die Anlie-

    gen und den Rat ihrer Untertanen, ihrer Vasallen und der Gesandten

    hören und entscheiden, schlichten und Recht sprechen.

    Selbstverständlich ist für die Dauer der Zusammenkunft ein Burg-

    friede ausgerufen und ein jeder Adliger, der nach Bredenhag reist,

    steht unter dem Schutz der Krone.

    Gegeben zu Havena am zwölften Tage des Mondes Tsa im Jahre

    1034 nach dem Fall des hunderttürmigen Bosparan.

    8

    Ausgabe Nr. 29

  • M elcher trank. Er trank schon immer gern und wurde nur von seinem geliebten Weibe Riganna davon ab-

    gehalten, die ihn Jahr und Tag zur Ar-

    beit anhielt, auf dass sie immer die

    Pacht und die Steuer für den Grafen

    entrichten konnten. Ja wahrlich, es war

    nicht leicht, einen freien Hof sein eigen

    zu nennen. Schon gar nicht, wenn die-

    ser auch noch in Gräflichen Landen lag

    und erst recht nicht, wenn dieses Gräf-

    liche Land sich Gräflich Bredenhag

    nannte. Aber dank Riganna hatten sie

    es viele Jahre geschafft, seit dem Mel-

    cher den Hof geerbt hatte.

    Doch nun... Riganna war im letzten

    Sommer von einem Fieber dahingerafft

    worden. Und seit er allein war, lief es

    nicht so recht. Die Ernte war wieder

    einmal mies, oft waren die Felder vom

    Regen niedergedrückt und von den

    Reitern, die ihre Rösser nicht auf der

    Straße halten konnten. So hatte er

    kaum die Abgaben zusammenbekom-

    men. Dann der Winter - viel hatte er an

    Mäuse und Ratten verloren, und so war

    schon bald Schmalalrik Küchenmeister

    geworden.

    Dann sah erstmal alles besser aus.

    Der Winter war hart aber kurz, und

    schon früh konnte die Saat ausgebracht

    werden. Das Wintergetreide und dann

    noch die Rüben. Und nun war auch das

    alles wieder umsonst. Heute konnte

    Melcher nur zusehen, wie die neuen

    Söldner des Grafen quer über seine

    Felder gen Süden zogen. Nach Aba-

    gund, sagt man. Einen seltsamen An-

    führer hatten die Söldner, südländisch

    und neumodisch

    gekleidet. Doch ein

    harter Mann. Schon als er

    ihn sah, verließ Melcher der

    Mut und so sagte er nichts, als

    der Heerhaufen über seine aufge-

    weichten Felder ritt und stapfte und

    von der Saat kaum was übrig blieb.

    Und auch als sie am Hof vorbeizogen

    und nachher das Schweinegatter leer

    war, wagte Melcher kein Wort zu sa-

    gen. Er ging nur in die Schänke und

    ließ sich einschenken. Dann erzählte er

    trübsinnig den anderen aus dem Dorfe

    von seinem Schicksal.

    Dort kamen viele Geschichten zu-

    sammen. Dass die Soldaten schon seit

    einiger Zeit in Diensten des Grafen

    standen und wie die Soldaten von ihren

    Streifzügen zurückkehrten, Männer und

    Frauen gebunden mit Stricken im Ge-

    folge, im Schlepp der Trosswagen oder

    in überfüllten Käfigkarren. Eine Bäue-

    rin wusste zu berichten, wie eine dieser

    armen Seelen wohl schon lange die

    Kraft verlassen hatte und bereits seit

    langem nur noch vom Fuhrwerk ge-

    schleift wurde: „Das Fleisch hing ihr

    bereits…“ Genauer möchte Melcher

    ihrer Erzählung nicht lauschen, sondern

    ließ sich noch ein weiteres Starkbier

    bringen. Das Kreisen der Sinne brachte

    etwas Linderung in dieser schon wieder

    so harten Zeit.

    Durch den Nebel hörte Melcher viele

    Stimmen, die er kaum noch zuordnen

    konnte: „Was mich nur wundert: Der

    Graf selbst ist niemals dabei. Früher ritt

    er immer voran und führte die Heer-

    haufen persönlich an. Jetzt kommt er

    kaum

    noch aus

    seiner Burg.

    Er wird doch

    wohl nicht alt?

    Alt an Jahren ist er

    ja schließlich hinrei-

    chend.“ Eine Frau ant-

    wortete: „Alt? Da habe ich

    was ganz anderes gehört.

    Meine Schwägerin, die Ilmi-

    na, ist Magd auf der Burg Bre-

    denhag. Sie sagt der Graf sei

    stärker denn je. Er würde uns

    noch alle überleben, sagt sie, und

    unsere Kinder wohl auch noch. Je-

    den Morgen würde er mit den

    Schwertern üben und viel ausreiten.

    Sie sagt, er würde gerade von Götterna-

    men zu Götternamen jünger und kräfti-

    ger. Nur dass er das Interesse an dem

    Soldatischen nicht mehr so hätte. Viel-

    leicht mag das auch am Götterfürsten

    liegen. Dem zu Ehren lässt er ja gerade

    eine Tempel bauen.“ „Na welch ein

    Glück, solch einen Grafen zu haben…“

    Melchers Kopf sank auf die Tischplatte

    und er gab sich dankbar dem Schwin-

    den seiner Sinne hin.

    (ww)

    9

    Ausgabe Nr. 29

    Zwischentöne - Ansichten aus der Bauernstube

    Neue Gewalt in Orkendorf Havena, TSA 1034 BF - Eine neue Welle der Gewalt scheint den Stadtteil Orkendorf erfasst zu haben. Waren gewalttätige

    Auseinandersetzungen zwischen zwielichtigen Banden in den vergangenen Monden leider häufiger zu beobachten, schei-

    nen diese nun ein neues Ausmaß angenommen zu haben.

    A m ersten Rohalstag des ver-gangenen Tsa wurde Roric Thereson, Stadtgardist in den

    Marschen, noch vor Aufgang der Prai-

    osscheibe tot aufgefunden. Besonders

    schauerlich ist, dass ihm nach Aussage

    der Hauptfrau Nalca Steckenbrunn der

    rechte Daumen abgetrennt worden sein

    soll.

    Doch damit nicht genug. Am folgen-

    den Feuertag wurde ebenfalls vor Auf-

    gang der Praiosscheibe die kleine Gast-

    stätte „Ebenholz“ am Rande von Orken-

    dorf und ganz in der Nähe des Gesche-

    hens vom Rohalstag angezündet. An

    diesem regnerischen Tag konnte das

    Feuer — den Göttern sei Dank - zügig

    unter Kontrolle gebracht werden. Zwei

    Personen, die aufgrund der starken

    Verbrennungen nicht mehr zu erkennen

    waren, fanden den Tod in diesem heim-

    tückischen Inferno. Die Gaststätte selbst

    brannte vollkommen aus.

    Hauptfrau Steckenbrunn versicherte

  • die Vorkommnisse rasch aufzuklären.

    Unserem Schreiber Orlan Bärenstark

    stand sie ob der genannten Geschehnis-

    se dankenswerterweise für ein kurzes

    Gespräch zur Verfügung.

    OB: Hauptfrau Steckenbrunn, binnen

    einer Woche zwei fürchterliche

    Verbrechen in unserer wunderbaren

    Stadt.

    HS: Fürwahr, dass ist schlimm!

    OB: Beide Taten folgten aufeinander,

    kein Praioslauf verging – seht Ihr ei-

    nen Zusammenhang?

    HS: Keineswegs, Orkendorf ist ja nun

    bekanntlich nicht der friedlichste Fle-

    cken Albernias.

    OB: Stehen diese Anschläge in ir-

    gendeiner Verbindung zu vorherigen

    Übergriffen?

    HS: Nein.

    OB: Nein?

    HS: Dies sind Einzelfälle, die Bürger

    haben keinen Grund zur Sorge.

    OB: Roric Thereson, einer Ihrer Gar-

    disten wurde ermordet und — bitte

    verzeiht - offensichtlich bestialisch

    ´gezeichnet´.

    HS: Vermutungen, nichts als Vermu-

    tungen.

    OB: Ihr denkt also nicht, dass hier

    das Wirken gottloser Banden dahin-

    tersteckt?

    HS: Nein, wie ich sagte, Nein. Die Gar-

    de sorgt für Ruhe, dass wird sie auch in

    Zukunft tun. Die Bewohner dieser

    schönen Stadt können vollkommen be-

    ruhigt sein, ich versichere euch, die

    Garde wird sich diesen Dingen anneh-

    men.

    OB: Ich danke für das Gespräch!

    Orlan Bärenstack (ma)

    10

    Ausgabe Nr. 29

    Spuren aus Dunkler Zeit Honingen, TRAvia 1034 BF – Erntearbeiten im Umland der Grafenstadt trugen eigentümliches Mauerwerk

    auf längst vergangenen Zeiten zu Tage. Welch Geheimnis mögen sie verbergen? Welch dunkler Schrecken

    mag in ihnen lauern. Dies zu ergründen ist nun, durch Wunsch Ihrer Hochwohlgeboren Franka Salva Ga-

    lahan, die Mission seiner Wohlgeboren Quanion von Hohenfels, Alt-Junker zu Greifenhain und Historiker.

    R uine zu erforschen – Krieger, Schreiber und Gelehrte aller Lande sind aufgerufen Su-mus Leib die verborgenen Geheimnisse

    zu entlocken. Guter Sold – Tiefgründi-

    ges Wissen – Ein Abenteuer. So meldet

    euch in der Hesindebibliothek zu Ho-

    ningen“

    So stand es an der berühmten An-

    schlagstafel auf dem Honinger Markt

    geschrieben. Von der Neugier gepackt

    machte sich unser Schreiber in der

    Grafschaft Honingen, Glarik Collean,

    auf, um mehr über diese Ruinen zu

    erfahren. Er fand die Antworten auf all

    seine Fragen bei Dero Wohlgeboren

    Quanion von Hohenfels, welcher für

    die Zeit der Ausgrabungen Quartier in

    der berühmten Bibliothek gefunden

    hatte. Der Schreibtisch Seiner Wohlge-

    boren war voller eigentümlicher Ge-

    genstände. Tonscherben, Mosaike,

    Fragmente von Mauern und Metallstü-

    cke. Die Ausgrabungen schienen schon

    Einiges dem Leibe Sumus entrissen zu

    haben. Doch was liegt nun dort verbor-

    gen? Seine Wohlgeboren berichtete

    mir:

    Es war vor einigen Wochen, als ein

    peraingefälliger Bauersmann bei der

    Ernte des Korns ein Loch in seiner

    Krumme entdeckte. So war wohl ein

    unterirdischer Hohlraum eingestürzt

    und so zu Tage getreten. Voller Ver-

    wunderung schaute der Bauersmann

    auf ein Stück Mauerwerk mit unbe-

    kannten Verzierungen. Diese Kunde

    trug er zu seinem Herren und so nahm

    die Botschaft ihren Weg bis zum Hof

    der Gräfin. Gelehrte der Stadt konnten

    den Fund recht schnell dem bosparani-

    schen Reich zuordnet. So ward dann

    auch die Stunde für den Honinger Ge-

    lehrte für die bosparanische Zeit

    schlechthin gekommen. Quanion von

    Hohenfels beschäftigt sich schon seit

    Jahrzehnten mit dem Alten Reich und

    hat bereits eine vielfältige und unter

    den Gelehrten anerkannte Sammlung

    angehäuft Schnell waren Grafenhof

    und weitere Amts - und Würdenträger

    überzeugt und die Ausgrabungen be-

    gannen vor nicht einmal einer Woche.

    Schnell stellte sich die Aufgabe als

    langwierig und komplex heraus. So

    wurden aller Orten Grabungshelfer,

    Schreiber und Gelehrte gesucht. Ja, und

    da alte Orte gefährliche und kostbare

    Dinge verbergen, soll auch der Schutz

    der Gelehrten gesichert sein. So wer-

    den noch immer tapfere Krieger zum

    Schutze der Wissenschaft gesucht. Doch was lag nun viele Jahrhunderte

    unter der Erde verborgen? Was mag in

    längst vergangenen und dunklen Tagen

    einst im Antlitz des Herrn Praios dort

    gestanden haben? Dero Wohlgeboren geht anhand der

    bisherigen Funde von einem Latifundi-

    um aus. Einem bosparanischen Gutshof

    mit prachtvoller Villa und vielen Wirt-

    schaftsgebäuden. Zurzeit scheint man

    am ehemaligen Stall zu graben. Es

    wurden einige Reste von Sätteln und

    Zaumzeug gefunden. Auch scheint man

    dort den Grund für das Ende des Guts-

    hofs gefunden zu haben. Knochen von

    Pferden und auch Menschen, sowie

    Brandspuren im Erdreich, deuten auf

    ein gewaltsames Ende hin. Seine Wohlgeboren lädt alle Bewoh-

    ner Honingen ein, die Fundstelle zu

    besuchen und sich über die bisher so

    unbekannte Vergangenheit ihrer Hei-

    mat zu informieren. Eine Ausstellung

    der Fundstücke sei auch in Planung. Wir werden unsere geschätzten Leser

    weiter über die Ausgrabungen unter-

    richten.

    Glarik Collean (jph)

  • 11

    Ausgabe Nr. 29

    Honinger Schloss eingestürzt – Gräfin verletzt?

    Honingen, HESinde 1034 BF – Teile des gerade erst fertig gestellten Schlosses sind eingestürzt. Mehrere Verletzte sind zu

    beklagen. Was sind die Gründe für dieses schreckliche Ereignis? Wo ist die Gräfin?

    I n einer der vergangenen Ausgaben

    berichteten wir über das rauschende

    Fest, welches Ihro Hochwohlgebo-

    ren Franka Salva Galahan zur Wieder-

    eröffnung des Honinger Schlosses aus-

    richtete. Adel, Amts- und Würdenträ-

    ger aus Honingen und dem Umland

    waren geladen und feierten das pracht-

    volle Gebäude und die die junge Bau-

    meisterin Collien ni Donnel.

    Damals gerade 30 Sommer alt hatte

    Collien nach einer Lehre beim ehrwür-

    digen Meister Baren-

    born die große Heraus-

    forderung erhalten das

    Gräfliche Schloss zu

    erweitern und zu reno-

    vieren. Welch ein Ver-

    trauensbeweis und eine

    Ehre war diese Erlaub-

    nis durch die Honinger

    Gräfin. Doch längst

    sind der Jubel und das

    Lob dem Hohn, Spott

    und der Wut des Gra-

    fenhofs und der Ho-

    ninger Bürger gewichen. Was war ge-

    schehen?

    Je stürmischer und regnerischer die

    kalten Tage wurden, um so mehr traten

    kleinere Mängel am an und für sich

    prachtvollen Bauwerk auf. So wurde

    unserem Schreiber Glaric Collean von

    nicht mehr zu schließenden Fenstern

    und Läden, feuchte Stellen im Mauer-

    werk und Türen, die nicht mehr zu öff-

    nen waren, berichtet. Auch soll es in

    manchen Räumen derart gezogen ha-

    ben, dass nur Sturmlaternen zur Be-

    leuchtung eingesetzt werden konnten.

    Die Gräfin selbst sah es anfangs der

    jungen Baumeisterin nach und ließ sie

    mit Scharen von Handwerkern hier und

    da die Schäden beheben. Doch dies

    sollte erst der Anfang sein.

    Als der grimmige Gevatter Firun sei-

    nen ersten kalten Hauch über das Land

    schickte, ging es Schlag auf Schlag.

    Zuerst wurden einige Soldaten der Gra-

    fengarde von plötz-

    lich aus dem Mau-

    erwerk platzenden

    Steinen getroffen.

    Es wird von min-

    destens sechs ver-

    letzten Männer und

    Frauen berichtet.

    Anschließend lös-

    ten sich Wasser-

    speier und zer-

    schmetterten eine

    soeben abfahrende

    Kutsche. Den Göt-

    tern sei Dank war sie leer und niemand

    wurde verletzt. Die Ungeduld der Grä-

    fin wuchs, und es wird von einer für

    die Gräfin sehr ungewöhnlich scharfen

    Ermahnung an die Dame Collien be-

    richtet. All die Reparaturarbeiten soll-

    ten nicht mehr helfen.

    In einer der letzten stürmischen

    Nächte, als Efferd mit inbrünstig wü-

    tendem Hauch an den Ecken und Kan-

    ten des Schlosses zerrte, lösten sich

    Mauerteile der Westfassade und krach-

    ten mit lauten Getöse zu Boden. Ein

    Bediensteter des Schlosses, welcher in

    einen Erker gerannt war, um nach dem

    Rechten zu sehen, konnte sich gerade

    noch mit einem Sprung aus dem sich

    im freien Fall befindlichen Erkers er-

    retten. Das prachtvolle Element der

    Westfassade riss mehrere Schritt der

    Wand des ersten Stockwerks mit sich

    und ließ Teile des Schlosses den Unbil-

    den der Natur ausgesetzt sein. Schluss-

    endlich zog sich ein gewaltiger Riss

    vom Boden bis zum Dachstuhl über die

    Westseite des Schlosses.

    Voller Sorgen und mit Zornesfalten

    auf dem so jugendlichen Gesicht soll

    die Gräfin im tosenden Windhauch die

    junge Baumeisterin zur Rede gestellt

    haben. Anschließend wurde Ihro Hoch-

    wohlgeboren zur eigenen Sicherheit in

    die Gräfliche Residenz in Honingen ge-

    bracht. Dort will sie so lange Hof hal-

    ten, bis alle Schäden beseitigt und die

    Gebäude von erfahrenen Baumeistern

    umfassend geprüft wurden. Unserem

    Schreiber wurde mehrfach bestätigt,

    dass Ihro Hochwohlgeboren unverletzt

    geblieben ist.

    Die junge Baumeisterin hingegen

    wurde mit Schimpf und Schande aus

    dem Dienst entlassen. Nur wenige Ta-

    ge später, nach einem nicht enden wol-

    lenden Spießrutenlauf, verließ sie Ho-

    ningen mit wenig Gepäck und unbe-

    kanntem Ziel.

    Glarik Collean (jph)

    Franka Salva Galahan

  • I n den frühen Morgenstunden des

    16ten Rabentages erblickte ein sü-

    ßes Mägdlein das Licht De-

    res. Den Götter wurde das

    Kindlein, dessen Haupt bereits

    mit rotgoldenem Flaum be-

    deckt und dessen Äuglein

    schon einen goldengrünen

    Schimmer zeigten, unter dem

    wohlklingenden Namen Ma-

    chalyn Selina Durinai Arodon

    überantwortet.

    Wie aus der Fuchsburg am

    Schleiensee verlautet, hatte man den

    Kindersegen erst für Hesinde erwartet.

    Deshalb überraschten die ersten Zei-

    chen der Niederkunft die Baronin und

    ihren Gemahl beim gemeinsamen Ge-

    bet im Ylvidocher Travia-

    tempelchen. Eilends wurde

    die werdende Mutter in die

    nahe Heilerschule verbracht.

    Trotz gleich zweier Weh-

    mütter und weiterer tatkräfti-

    ger Hilfe zog sich die Geburt

    über ungewöhnlich viele

    Stunden hin. Am Ende ihrer

    Kräfte und von Weinkrämp-

    fen geschüttelt musste Frau

    Cintara obendrein noch bis spät in den

    folgenden Tag hinein um das Leben der

    Kleinen bangen, so feingliedrig und

    zart, wie es wirkte. Doch der jüngste

    Spross der Arodon bewies schon bei-

    zeiten, dass sie die Herausforderungen

    des Lebens mit den ihrem Blute eige-

    nen, starken Willen zu meistern ge-

    dachte.

    Nach der schweren Niederkunft er-

    holten sich Mutter und Tochter in der

    Obhut ihrer Schwieger auf deren Land-

    sitz Dun Grainne zusehends. Mögen

    die Götter ihre Hände über der neuen

    Derebürgerin halten und ihr allzeit

    Wohl und Heil bescheiden.

    Meredyn Verderquill (ps)

    Erneut Nachwuchs für die Familie Arodon

    Gort Lomán/Ylvidoch, BORon 1034 BF - Freudige Kunde aus dem Hause Arodon in Ylvidoch: Frau

    Tsa, die Ewig Junge, gedachte Seiner Hochgeboren, Baron Seamus ui Channon und dessen liebrei-

    zender Gemahlin Cintara Arodon einen weiteren Segen zu.

    12

    Ausgabe Nr. 29

    Cintara Arodon

    V orsichtig zog die Bardin ihre Beutestücke

    aus der wachsenen

    Röhre, die sich über ei-

    nen halben Götterlauf

    schützend

    darum ge-

    legt hatte.

    Nach langer

    Zeit des Rei-

    sens und gesell-

    schaftlicher Ver-

    pflichtungen kam

    die nicht mehr ganz

    junge Frau endlich

    dazu, den kleinen

    Schatz aus Bockshag

    zu sichten, den das

    Schicksal ihr im ver-

    gangenen Peraine-

    mond anvertraut hat-

    te. Graf Jast Irian

    Crumold

    schätz-

    te es

    nicht, wenn man seine Art der Lehens-

    führung kritisierte, gar missbilligte und

    jenes offen und freimütig kundtat. In

    einem abgebrannten Haus in Traurin-

    gen hatte sie die Aufzeichnungen ge-

    funden und darin wohl zurecht den

    Grund vermutet, warum man die Fami-

    lie des Matthis vertrieben, womöglich

    gar gemordet hatte.

    Das geborgene Erbe von Matthis dem

    Barden war ein Sammelsurium von

    Blättern und Viertelbögen, brüchigen

    angekohlten Stücken aus grauem Büt-

    ten und gelblichem Pergament. Alles

    roch noch nach Rauch, kaltem Ruß und

    dem so eigenen Duft von verkochter

    Eichengalle.

    Mit spitzen Fingern, vorsichtig und

    behutsam, sammelte die Frau einige

    Bruchstücke von gleicher Beschaffen-

    heit heraus und versuchte, sie wieder so

    aneinander zu fügen, dass das Noten-

    bild einen Sinn ergab. Stück für Stück

    glitten die angekohlten Kanten zueinan-

    der, Lücken dazwischen lassend und

    doch leidlich eine schlüssige Melodie-

    folge bildend.

    Nachdenklich starrte die Frau auf die

    Notenlinien, sorgfältig mit der Hand

    gezogen, eine akkurat unter der ande-

    ren. Leise hub sie an zu summen, die

    Reihe von kleinen, sorgfältig gezeich-

    neten Notenköpfchen in Töne wan-

    delnd. Wie von selbst glitt ihre Hand zu

    der Feder, die auf einem Bogen fri-

    schem, bereits liniertem Bütten lag,

    tauchte sich das Ende ins Tintenfäss-

    chen. Mit einem leisen Kratzen glitt die

    Spitze des Kiels über die Notenlinien,

    folgte der eingängigen, in ihrer Ein-

    fachheit umso einprägsamen Melodie.

    Dem frommen Klang der Klagelieder

    folgte ein nur kurzes Aufblühen zu fest-

    licher Klarheit, nur um dann wieder

    traurig zu werden, fast mystisch, be-

    schwörend. Der Kehrreim, widersprach

    sich selbst, als wollte der Spielmann

    seiner Traurigkeit durch die gemeinhin

    fröhlichen Silben ein wenig die Bitter-

    keit nehmen, die ihm im Herzen

    schwang.

    Fa la la la la, fa lala la lala…

    Je öfter die Frau die Silben intoniert

    wiederholte, umso trauriger wurde sie

    Eine Schreibstube irgendwo im Seenland

  • selbst, spiegelte doch die Melodie den

    verzweifelten Versuch wider, aus dem

    Jammertal der Unterdrückung heraus-

    zukrabbeln, um schlussendlich wieder

    hinein zu rutschten.

    Sie nahm sich ihre Laute, die sie zärt-

    lich ´Bliannah` nannte und strich ganz

    sanft über die Saiten, während die Fin-

    ger der Linken eine Tonika um die an-

    dere griff. Eindringlich, zu Herzen ge-

    hend, waren die Klänge, die sich ihren

    Weg vom Notenblatt über die schwin-

    genden Drähte in die Luft um sie her-

    um bahnten. Warm, dunkel, albernisch,

    klagend, anklagend und doch mit einer

    Spur der Hoffnung.

    Plötzlich sah sie sich wieder in Trau-

    ringen im letzten Lenz, mitten unter ih-

    ren Gefährten, die sich für die Reise

    nach Weyringen aufgemacht hatten.

    Schritt für Schritt tauchte aus dem Ne-

    bel der Feenwelt das abgebrannte Ge-

    höft auf, die Erkenntnis, den Barden,

    den sie gesucht und seine Familie hier

    nicht mehr zu finden. Banger Frage

    nach seinem Verbleib schnöde Antwort

    gaben die Tritte der Stiefelabsätze

    mehrerer Reiter. Verschleppt! Nicht

    nur er, auch sein Weib, seine Kinder,

    doch wohin?

    Wie vielen anderen mochte es so er-

    gangen sein wie Matthis? Wie vielen

    dräute dies Schicksal noch? Wann ge-

    bot man dem Grafen und seinem Söld-

    nerhaufen endlich Einhalt? So viele

    Fragen doch keine Antwort, nur stum-

    mes Schulterzucken. Wie passend dann

    Matthis eigene Worte, die nach dem

    Willen des Jast Irian nie gehört werden

    sollten:

    Nein!

    Die kleine Faust, deren Finger noch

    eben zärtlich die Laute gestrichen hat-

    ten, fuhr auf den schweren Eichentisch

    nieder, dass die Tintenfässchen anein-

    ander klirrten.

    Nein!

    Matthis sollte diese Worte nicht um-

    sonst geschrieben haben. Diese Weh-

    klage, die eine Anklage an den Cru-

    molder war, sollte nicht in der Versen-

    kung verschwinden.

    Schnell war die Laute beiseite gestellt

    und eine Depesche verfasst, adressiert

    an die Redaktion der Havena-Fanfare

    und zunächst zu Händen eines ihrer Be-

    richterstatter gegeben. Meredyn Veder-

    quill erkannte die feine, sorgfältige

    Schrift und schmunzelte. Dann las er,

    was dem geneigten Leser nicht vorzu-

    enthalten sei:

    „Geborgen aus den Trümmern eines

    anständigen Hauses im Bredenhag-

    schen erstehen die Worte von Matthis

    dem Barden von Trauringen wieder.

    Gleich dem Rauche, der von seinem

    Zuhause aufstieg, das Schergen trachte-

    ten, es zu brennen, gleich dem Nebel,

    der den Verbleib aufrechter Mannen

    und Frauen deckt, steigen seine Worte

    empor in den Beleman, auf dass sie in

    alles Richtungen der Efferdsrose getra-

    gen werden.

    Matthis der Barde lebt, auch wenn,

    jene, die ihn mundtot machen wollen,

    vermeinten, er wäre übers Nirgendmeer

    geflogen. Er lebt, wie sein Geist lebt,

    der aus seinen Worten spricht. Er lebt

    in den Herzen derer, die wie er fühlen

    und so lange diese schlagen, lebt er

    fort.“

    Meredyn Vederquill (ps)

    13

    Ausgabe Nr. 29

    Wer kann von mir erwarten, dass ich wetz seine Scharten

    Die sein Schwert statt dem Pflug kerbend in die Scholle schlug

    Wer kann von mir erwarten, dass ich hege seinen Garten

    Da sein Hand mir Zug um Zug alle Frücht’ vom Felde trug

    3

    Wer mag sich mit mir streiten, dass ich soll ein Fest bereiten

    Für ihn der mir die Liebsten nahm, wie es ihm in den Sinne kam

    Wer mag mich nicht verstehen, dass ich will von hinnen gehen

    Wenn meiner Tagwerk nieder liegt und aller Zweig zu Bögen biegt

    Wer sollt mich wollen halten, mein Leben mir verwalten

    Das ohne Wert und ohne Sinn, da meines Lebens Werk dahin

    Wer wüsst nicht von den Alten, meins Vaters Ahngestalten

    Die mit ihrem Blut getränkt, das Land das nun ein Schinder lenkt

    Matthis der Barde 1033 BF

    Wer höret sie nicht? Die

    Lest über die Ereignisse am Fürstenhofe, in den Baronien, den alten, mittleren und jungen Adel-

    häusern, deren beigelegte Konflikte nach dem Frieden von Abilacht wieder auflodern.

    Erhältlich sind einzelne Ausgaben für Euro 2,70 incl. Versandgebühr. Wünscht ihr ein Abonnement, so richtet eure

    Bestellung an: Georg Morick, Marienstraße 54, 38102 Braunschweig oder [email protected]

    erschallt in ganz Albernia und über die

    Grenzen hinaus.

  • 14

    Ausgabe Nr. 29

    Übergriff auf Ylvidoch Ylvidoch, FIRun 1034 BF - So Unglaubliches hat sich im grimmen Firunmond in der Baronie Ylvidoch zugetragen, dass

    man zunächst an den Aussagen zweifeln möchte, sie doch schlussendlich glauben muss.

    Sie kamen wie die Nebelgeister, im

    Schutze der Dunkelheit. Dampfender

    Atem aus den Nüstern ihrer Pferde

    mischte sich mit den vom See aufstei-

    genden Schwaden. Schnee deckte ihre

    Spuren, kaum dass sie getreten waren,

    legte sich wie ein weiches Tuch über

    jede Regung. Sie kamen um zu rauben,

    zu nehmen, was nicht ihnen war und

    nicht ihrem Herrn. Sie trugen die Far-

    ben des Bredenhag, den Crumoldschen

    Baum am Gürtel und auf den Sattelde-

    cken, sie handelten nach des Crumol-

    ders Befehl.

    Doch was war geschehen? Zu der

    Zeit, als die Edlen des Seenlandes zu-

    sammengekommen waren, um den Tra-

    viabund zwischen Arodon und Cru-

    mold zu feiern, begaben sich Schergen

    des Grafen von Bredenhag von Wal-

    lersrain her kommend auf die Scholle

    Ylvidochs. Geschützt durch den Frei-

    brief der Kronverweserin erhoben sie

    Anspruch auf das Recht, flüchtige Ver-

    brecher aus Bredenhagschen Gemarken

    zu fangen und sie der gerechten Bestra-

    fung zuzuführen.

    Ein Hof beim Weiler Turmwacht, am

    rahjawärtigen Ufer des Schleiensees

    war ihr Ziel. Offenbar vermeinten sie,

    die von ihnen lange Gesuchten dort

    aufzufinden. Bei Nacht und Nebel ka-

    men die Reiter, scheuchten die Bauers-

    leut’ und Dienstvolk aus dem Hause

    und trieben sie am Ufer des Sees zu-

    sammen, wie Vieh. Jene, die sich wehr-

    ten, Einrede führten gegen Anschuldi-

    gung und die rüde Behandlung, wurden

    kurzerhand mit den Pferden bedrängt,

    ins eisige Wasser des Sees gedrängt

    oder böse niedergeschlagen. Ein Dut-

    zend Leute, Männer wie Weiber sollen

    die Schergen, deren Anführerin eine

    gewisse "Blutige Birsel" sein soll, in

    dieser Nacht fortgeschleppt haben.

    Zwei Kinder hatten es geschafft, mit

    dem elterlichen Boot über den teilweise

    gefrorenen Schleiensee zu kommen

    und dem Büttel von Ylvidoch Bericht

    zu geben. Die völlig durchgefrorenen

    und verängstigten Buben, deren Eltern

    unter den Verschleppten sind, berichte-

    ten getreulich – an ihrem Leumund be-

    stünde kein Zweifel, hörte man von der

    Fuchsburg.

    Nach ihrer Rückkunft aus

    Yantibair erreichte auch die

    hohen Herrschaften von Yl-

    vidoch die Nachricht von

    dem dreisten Übergriff. Ba-

    ron Seamus ui Channon ließ

    es sich nicht nehmen, umge-

    hend nach Bredenhag zu rei-

    ten und bei Seiner Hoch-

    wohlgeboren Jast Irian Cru-

    mold vorstellig zu werden.

    Wie weiter verlautete, wurde

    auch der in seiner Winterresi-

    denz in Elenvina weilende

    Graf vom Großen Fluss von

    dem Vorfall unterrichtet.

    Wir werden über die weitere Ent-

    wicklung berichten und hoffen mit den

    Betroffenen auf eine baldige Heimkehr

    der Verschleppten.

    Meredyn Vederquill (ps)

  • Pagenschaften am Fürstenhof und in

    Rabenstein Orbatal, im Herbst 1034 BF - Der

    Ernst des Lebens beginnt: Sean ui

    Niamad und Melaine ni Niamad tre-

    ten ihre Pagenschaften an.

    N un beginnt auch für die Kleinen Ihrer Hochgeboren Samia ni Niamad der Ernst des Lebens. Wie bekannt wurde, wurde die Baroness

    Melaine auf dem Turnier der Besten in

    Draustein als Pagin an Kronverweserin

    Idra persönlich übergeben und reiste just

    nach dem Turnier mit dem Gefolge der

    Kronverweserin mit in ihre neue Heimat.

    Sean ui Niamad hingegen, der jüngere

    der Zwillingskinder, trat wie vor Jahr

    und Tag offenbar bereits vereinbart sei-

    ne Pagenschaft am Hofe des nordmärki-

    schen Barons von Rabenstein an. Ge-

    rüchte besagen, dass die beiden hochge-

    borenen Herrschaften seit einem ge-

    meinsam durchstandenen Kampf gegen

    Banditen ein gutes Verhältnis zueinan-

    der pflegen, ungeachtet der Spannungen,

    die sonst wohl immer noch zwischen

    manch Alberniern und manchen Nord-

    märkern herrschen mögen. Auch erfül-

    len die beiden Barone so die Vereinba-

    rungen des Pagen- und Knappenaus-

    tauschs, die vor etlichen Götterläufen im

    gemeinsamen Friedensvertrag zwischen

    Albernia und den Nordmarken getroffen

    wurden.

    Auf jeden Fall ist es Ihrer Hochgebo-

    ren ni Niamad gelungen, ihren Kindern

    einen guten Start ins Erwachsenenleben

    zu ermöglichen. Nur dürfte es nun reich-

    lich einsam werden am Hof der noch

    immer unverheirateten Baronin.

    Larona Alfaran (iw)

    15

    Ausgabe Nr. 29

    G ermhild Markwardt äußerte sich gegenüber der Fanfare folgen-dermaßen, „Die Entwicklungen

    im Nach-Bürger-kriegs-Albernia haben

    sich als schwieriger und auch gefährli-

    cher sowohl für unsere Handelsgesellen

    als auch für die transportierten Güter

    herausgestellt. Damit sind nicht nur die

    Waren unserer Kontore, sondern auch

    die im Auftrage unserer Partner im Al-

    benuser Bund transportierten und gela-

    gerten Güter gemeint. Die besorgten

    Händler in den Nordmarken und im

    Kosch haben nun entschieden, den Wa-

    renzügen zusätzlichen Geleitschutz zu

    stellen. Hiermit sind vor allem die We-

    ge außerhalb der Grafschaft Abagund

    gemeint, denn innerhalb deren Grenzen

    ist ein zusätzlicher Geleitschutz durch

    die sehr gute Sicherheitslage nicht not-

    wendig.“

    Angesprochen, ob die Proklamation

    der Kronverweserin zugunsten seiner

    Hochwohlgeboren Graf Jast Irian Cru-

    mold von Bredenhag etwas mit der Ent-

    scheidung zu tun hatte, erwiderte die

    Handelsfrau, "Die unschönen Ereignisse

    in der Grafschaft Bredenhag werden auf

    dem Rechtswege beigelegt werden.

    Dies ist unbenommen von der Prokla-

    mation der Krone. Ich hege keinen

    Zweifel daran, dass unsere Beweise ei-

    nen unabhängigen Richter davon über-

    zeugen können, dass unser Handel lau-

    ter und des Herrn der Händler gefällig

    war. Das Handelshaus Markwardt hat

    sich noch nie des Schmuggels schuldig

    gemacht und wird dies auch niemals

    tun."

    Fin Braewen (chk)

    Orbartaler Handelshaus wirbt Söldner an

    Orbatal, BORon 1034 BF - Aufgrund der neuerlichen Ereignisse wurden dem Han-

    delshaus Markwardt Söldner aus dem Kosch gesendet. Diese Frauen und Männer

    stehen im Sold des Albenhuser Bundes und werden von diesem bereitgestellt, um

    die Leben der Händler und den Schutz ihrer Waren vor Wegelagerei zu schützen.

    Barbarische Korklümmelei ?

    Otterntal Stadt, BORon 1034 BF – Kaum war ein Praioslauf nach dem Besuch

    des neuen fürstlichen Waffenmeisters Leuwin von Westpforte und der Heroldin

    Eillyn ni Beornsfaire im Otterntaler Magistrat vergangen (die HF berichtete in

    der letzten Ausgabe), als sich ob des von der Heroldin vorgeschlagenen Im-

    manspieles rege Betriebsamkeit in dem sonst so betulichen Dienstablauf breit-

    L ange Zeit, doch vor allem auch

    wegen des Albernisch-

    Nordmärkischen Kriegs war der

    einst so beliebte Mannschaftssport ins

    Abseits getreten. Doch seit im Travia

    der neue Waffenmeister in Begleitung

    der ehrbaren Dame ni Beonsfaire mitun-

    ter den beiden Niamad-Baronien Orba-

    tal und Otterntal einen Besuch abstatte-

    te, ist der Begrtiff Imman allüberall

    wieder in Volkes Munde; vor allem, da

    es sich um ein Spiel zweier Niamad-

    Baronien gegeneinander handelt.

    Allerdings ist es zuvörderst einigen

    resoluten und tatkräftigen Angehörigen

    des Otterntaler Magistrats zu verdan-

    ken, dass der Vorschlag der Heroldin

    nicht gleich wieder zu den Akten gelegt

    wurde, war doch anfangs zu erfahren,

    dass sich der Stadtkämmerer Otterntals,

    Bardo Pelzer, vehement gegen eine

    Veranstaltung der von ihm missbilligten

    ´barbarischen Korklümmelei` ausge-

    sprochen hatte.

    „Allein der Aufwand an klingender

    Münze was die Vorbereitungen betref-

    fen, wird das Stadtsäckel haltlos strapa-

    zieren.“ so Pelzer abweisend noch im

    vergangenen Traviamond. „Und die

    Schäden, die der trunkene Zuschauer-

    mob bei so einem Spiel hinterlassen

    wird, bringt unser schönes Otterntal

    zweifellos an den Rand des Ruins.“

    Einträgliche Geschäfte und lohnende

    Einnahmen in die Stadtkasse sahen je-

    doch andere Mitglieder des zwölfköpfi-

    gen Rates. An dieser Stelle sei mitunter

    die Baderin Tsaiane Schinder zu nen-

    nen, welche der Zunft der heilkundigen

    Berufe vorsteht. „Stellt euch nur die

    Einnahmen vor, die wir der Stadt durch

    solch einen erhöhten Zustrom an Kund-

    schaft als Zehnt erbringen, wenn so

    viele Leute in den Zuber wollen. Und

    das wird im kommenden Sommer,

    wenn das Spiel stattfindet, gewisslich

  • der Fall sein“

    Ach Lon Brandub, seines Zeichens

    Zuckerbäcker und gewichtiger Zunft-

    meister der Lebküchner, Konditoren

    und Brotbäcker, erwartet von dem Im-

    manspie l vermehr te Gewinne .

    „Plätzchen und Küchlein glasiert in den

    jeweiligen Mannschaftsfarben werden

    das Volk begeistern.“ prophezeite er

    voller Euphorie und soll dabei `Süßer

    die Taler nie klingen` gesummt haben.

    Weitere Gegenredner des Stadtkäm-

    merers fanden sich in der Marktvögtin

    Meagan Lumlo, vor allem aber mit der

    Ratsvorsitzenden und Stadtvögtin Rah-

    jala Eslebon, die letztendlich bei der

    Abstimmung einer unverzüglich einbe-

    rufenen Magistratsversammlung die

    Umsetzung des Vorschlages der fürstli-

    chen Heroldin erreichen konnte.

    So war bereits im Boronmond zu

    hören, dass sich die Baderin Tsaiane

    Schinder nachhaltig um die Nutzung

    des alten Exerzierplatzes der einstigen

    Abilachter-Reiter-Kaserne am südli-

    chen Stadtrand Otterntals als Spielfeld

    bemühte. Mit dem Wehrvogt Renfred

    Nattel habe die Vorsitzende Eslebon

    über erhöhte Sicherheitsvorkehrungen

    in der Stadt zum Zeitpunkt des Spieles

    gesprochen.

    Wie und woher sich die Otterntaler

    Mannschaft zusammenstelle und wer

    jene betreue, war bis Redaktionsschluss

    zu unserem Bedauern noch nicht zu

    erfahren.

    Raike Branninger (gm)

    16

    Ausgabe Nr. 29

    A ufs Äußerste entsetzt über die schändliche Bluttat, die sich dem Vernehmen nach auf dem

    Hof einer Jannendocher Wegherberge

    ereignet haben soll, berichtete der Kauf-

    mann Domnall Caoimghin aus Abilacht,

    dass es sich bei den Missetätern um

    Söldner im Bredenhager Rock gehandelt

    haben soll. In der Otterntaler Schänke

    `Feentor` traf ihn unsere Abagunder

    Schreiberin Raike Branninger.

    „Ist ja nicht das erste Mal, dass ich mit

    den Drachenreitern durch Jannendoch

    bin. Jeden Mond einmal von Abilacht

    nach Havena und zurück. Bisher ist ja

    immer alles gut gegangen. Die Nia-

    madstreiter sind gute Jungs und Mädels.

    Sind ja welche von uns, haben sie er-

    zählt – aus dem Volk halt. Nur eben gut

    geschult im Umgang mit Waffen und so.

    Sind auch nicht leicht aus der Ruhe zu

    bringen. Haben sie ja oft genug unter

    Beweis stellen können, wenn bei ande-

    ren Warenlieferungen immer mal wieder

    Waffenknechte oder andere Streithähne

    aus Bredenhag ankamen und Ärger ma-

    chen wollten. Ich hab zwar keine Ah-

    nung, was dieses Gezänk immer soll,

    aber fürs Geschäft ist das jedenfalls nix.

    Das müsste der Graf doch auch wissen.

    oder? Und so ganz ohne Handel geht’s ja

    auch in Bredenhag nicht. Naja, die Dra-

    chenreiter konnten freilich bis heute

    jeden Ärger von uns Kutschern und

    Kaufleuten abwehren, wenn wir durch

    Jannendoch mussten, aber jetzt wurden

    zwei von denen umgebracht.

    Wir waren so um die Praiosstunde bei

    Gaertwyns Wegschänke angekommen.

    War ein Mistwetter – kalt, stürmisch und

    Efferd hatte Firun anscheinend überzeu-

    gen können, dass es an der Zeit ist an-

    statt weiße Flocken lieber seine Fluten

    über das Land zu ergießen. Es regnete

    also unentwegt und wir waren froh, dass

    wir uns bei Gaertwyn ein wenig aufwär-

    men und trocknen konnten.

    Mein Wagenlenker Naejel und ich

    sind schon vor in die Gaststube, nach-

    dem die Pferdeknechte unseren Wagen

    in die Remise geschoben hatten. Die

    Tod in Jannendoch Jannendoch, FIRun 1034 BF – Wie die Fanfare bereits in vergangenen Ausgaben berichtete, stellen die Drachenreiter des

    Hauses Niamad seit etlichen Monden Eskorten zum Schutze von Händlern und Handelszügen, deren Weg über die

    Reichslandstraße durch die Bredenhager Baronie Jannendoch führt. Zwar war von manchem Fuhrknecht hin und wieder

    über Belästigungen oder gar zeitraubende Behinderungen durch Bredenhager Waffenvolk zu hören, jedoch gingen diese

    unbedeutenden Plänkeleien bislang glimpflich aus, so wir einmal von blutigen Nasen und einigen wenigen Handgemen-

    gen absehen. Im Firunmond jedoch forderte ein erneuter Zwischenfall zwei Todesopfer aus den Reihen der Drachenreiter.

  • beiden Drachenreiter – einer wohl aus

    Otterntal und das Mädel aus Gräflich

    Abagund – wollten ihre Pferde lieber

    selbst versorgen und später nachkom-

    men.

    Der Naejel und ich stehen also schon

    fast vor der Tür zur Schankstube, als

    sechs oder sieben – so genau hab ich

    sie nicht gezählt – von den Bredenha-

    ger rauspoltern. Haben nach Bier und

    Brannt gestunken diese Flegel. Dann

    haben die den Naejel und mich auch

    noch absichtlich angerempelt, verspot-

    tet und beleidigt. Der Naejel ist von

    dem Stoß sogar hingefallen. Wir haben

    dann lieber nix gesagt, bevor wir noch

    mehr Prügel beziehen. Und drinnen

    war der Gaertwyn deutlich erleichtert,

    dass diese Streitbolde endlich wieder

    weg. waren.

    Aber kaum hatten wir uns hingesetzt,

    als vom Hof her lautes Geschrei zu

    hören war. Wir ans Fenster, aber auch

    von da konnten wir kaum was sehen.

    Nur, dass die Bredenhager die beiden

    Drachenreiter vorhatten, die gerade aus

    dem Stall gekommen waren. Und nur

    wenige Augenblicke später vernahmen

    wir Waffenklirren. Natürlich hat sich

    keiner raus getraut. Welche Neugierna-

    se wollte sich denn noch Schwerthiebe

    einfangen? Das Hauen war aber schnell

    vorbei und als der Gaertwyn, der Nae-

    jel und ich dann vorsichtig auf den Hof

    gingen, lagen da die beiden Drachen-

    reiter in ihrem Blut – mausetot! Gleich

    darauf kamen die Bredenhager aus dem

    Stall, lachten auch noch höhnisch und

    ritten davon.“

    Soweit der Augenzeugenbericht des

    Abilachter Kaufmanns Domnall Ca-

    oimghin, der zum Ende des Firunmon-

    des mit seiner Fuhre in der Stadt Ot-

    terntal eingetroffen war.

    Zornige Proteste über den Tod der

    Drachenreiter waren in diesem Zusam-

    menhang von den herrschaftlichen Hö-

    fen aus Otterntal und Gräflich Abagund

    zu hören. So wollen Baron Bedwyr und

    die Abagunder Vögtin Gilia ni Niamad

    dem Fürstenhaus eine Protestnote zu-

    stellen lassen. Fernerhin war in Erfah-

    rung zu bringen, dass Ihro Hochgebo-

    ren Samia ni Niamad ob dieses tödli-

    chen Zwischenfalls ihren Vetter Graf

    Cullyn auf Burg Utengund aufgesucht

    haben soll.

    Sowie weitere Einzelheiten über den

    Hergang der skandalösen Bluttat be-

    kannt werden, wird die HF der geneig-

    ten Leserschaft selbstverständlich be-

    richten.

    Raike Branninger (gm)

    17

    Ausgabe Nr. 29

  • S i e k a -men aus dem

    Nichts, aus

    dem Nichts,

    sag ich Euch.

    Fielen plötzlich

    über unser schönes

    Dorf her, zwei Dutzend Söldner, be-

    stimmt, wenn nicht mehr. Ihr Haupt-

    mann, ein großer, stämmiger Kerl, den

    alle nur „Bulle“ riefen, hieß seine Man-

    nen uns aus den Häusern zu treiben,

    egal ob alt ob jung. Ach, es war einfach

    nur schrecklich.“

    Ingvah Morbeth, Seilerin in Kerven-

    hir, verschlägt es die Stimme. Nur zö-

    gernd kann sie ihren Augenzeugenbe-

    richt unserer Schreiberin vortragen, wie

    an jenem Morgen im frühen Tsa eine

    Bande berittener Söldner mit dem

    Wappen des Grafen von

    Bredenhag urplötzlich das

    Dorf Kervenhir im Westen

    der Baronie Orbatal überfiel.

    Keine Gelegenheit blieb

    den Wache haltenden Büt-

    teln, ihre Mitbewohner zu

    warnen, was sich da im

    Schutze eines der schlimms-

    ten Stürme des ausgehenden

    Winters dem so beschauli-

    chen Orte aus Richtung Ma-

    radom in Wallersrain näher-

    te. Nachdem die Söldner die

    Dorfbewohner aus ihren

    Häusern getrieben und auf

    dem Marktplatz versammelt hatten, be-

    gann ein Großteil der Einheit die Woh-

    nungen und Ställe zu durchsuchen. Die

    Kervenhirer wagten nicht einzugreifen,

    war es den Soldaten des Bredenhager

    Grafen doch durch einen fürstlichen

    Erlass kürzlich erst erlaubt worden, die

    Grenzen Bredenhags auf der Suche

    nach flüchtigen Verbrechern zu über-

    treten. Ob es sich bei dem Überfall auf

    Kervenhir allerdings um eine solche

    Suche gehandelt hatte, mag bezweifelt

    werden, denn laut den Aussagen der

    Zeugen fragte keiner der Bredenhager

    auch nur einmal nach irgendwelchen

    Flüchtigen.

    Auch der Gutshof der Edlen zu Ker-

    venhir blieb von den Söldnern nicht

    verschont. Das Oberhaupt der Familie,

    Caillinis ni Riunad, war allerdings zu

    dieser Zeit geschäftlich in Stadt Orba-

    tal, weswegen sie auch einige ihrer

    Waffenfähigen als Bedeckung mitge-

    nommen hatte. So hatten die Söldner

    leichtes Spiel gegen die wenigen Be-

    waffneten und das Dienstvolk auf dem

    Gutshof. Auch hier begannen die

    Schergen des Grafen sofort mit der

    Durchsuchung des Hofes, der Scheune

    und der Ställe. Im Laufe dieser Durch-

    suchungen kam es zum Streit unter den

    Söldnern, wer welchen Anteil an der

    Beute bekommen sollte. Während des

    Streites begann eine Prügelei im

    Schafsstall des Gutes, bei der wohl eine

    Lampe umgestoßen worden sein muss -

    jedenfalls ging der Stall trotz des vielen

    Regens, den der Sturm gebracht hatte,

    binnen Augenblicken in Flammen auf.

    Da die Bredenhager es den Orbatalern

    unter Androhung von Waffengewalt

    verweigerten, gegen den Brand vorzu-

    gehen, griff das Feuer bald auf die Ne-

    bengebäude und schließlich auch auf

    das Haupthaus über.

    Doch damit nicht genug. Laut Aussa-

    ge ihrer Zofe flehte die junge Schwes-

    ter der Edlen, Aife ni Riunad, in einem

    verzweifelten Versuch, wenigstens

    noch das Haupthaus, den Ort ihrer Ge-

    burt, zu retten, den Anführer der Söld-

    ner auf Knien an, die Leute wenigstens

    dort das Feuer löschen zu lassen. Was

    dann geschah, zeugt von der Brutalität

    und Gnadenlosigkeit der Bredenhager

    Söldner. Vor den Augen ihrer Diener-

    schaft verhöhnte der „Bulle“ die junge,

    als sehr zart besaitet geltende und bei

    ihrem Volk sehr beliebte Aife ni Riu-

    nad auf das Übelste, schlug sie ins Ge-

    sicht und stieß sie in die Flammen des

    brennenden Stalls.

    Die Gutsbewohner mussten hilflos

    zusehen, wie die junge Frau kurz dar-

    auf unter dem einstürzenden Dach be-

    graben wurde.

    Dann, nach ungefähr zwei Stunden-

    gläsern, verschwanden die Bredenhager

    so schnell wie sie gekommen waren,

    doch mit etlichem Raubgut beladen.

    Zurück blieben ein Bild der Verwüs-

    tung und eine arme unschuldige Seele,

    die weit vor ihrer Zeit aus dem Leben

    gerissen wurde.

    Die Orbataler Baronin

    Samia ni Niamad weilte

    just zu der Zeit des Über-

    falls am Hofe des Abagun-

    der Grafen Cullyn ui Nia-

    mad, um einen Überfall

    auf Abagunder Drachen-

    reiter in Jannendoch, der

    sich vor ungefähr andert-

    halb Wochen früher ereig-

    nete, zu besprechen. Die

    Nachricht vom Überfall

    und vom Tod der jungen

    Aife ni Riunad haben die

    Baronin schwer getroffen,

    heißt es, pflegte sie doch

    mit den Riunad - Schwestern ein gutes,

    ja freundschaftliches Verhältnis. Ge-

    meinsam mit Seiner Hochwohlgeboren

    verfasste sie dann auch sogleich eine

    scharfe Protestnote an das Fürstenhaus.

    Mehr können sie wohl auch derzeit

    nicht tun, sind ihnen doch durch den

    Erlass des Fürstenhauses die Hände ge-

    genüber dem Bredenhager gebunden.

    Es ist allerdings kaum vorstellbar, und

    es steht zu hoffen, dass die Kronver-

    weserin diesen Vorfall einfach so hin-

    nehmen wird.

    Larona Alfaran (iw)

    Eskalation der Gewalt – Unschuldiges Todesopfer in Orbatal

    Orbatal, TSA 1034 BF - Der Freibrief der Krone an den Grafen von Bredenhag fordert ein

    weiteres Todesopfer: Aife ni Riunad, Edle von Kervenhir in Orbatal, stirbt von der Hand eines

    Bredenhager Söldners.

    18

    Ausgabe Nr. 29

  • I n Zeiten der Not erflehen die Men-

    schen besonders den Schutz der

    Götter – in guten Zeiten ist es daher

    an den Menschen, den Göttern zu dan-

    ken. Man sagt, Königin Invher selbst

    hätte damals hier an dem Schrein um

    die göttliche Führung der Herrin

    Rondra gebetet. Von diesem Ort aus

    begann dann die Versöhnung Albernias

    mit dem Reich, die schließlich den

    Frieden brachte. Daher ist es unsere

    Pflicht als götterfürchtige Menschen,

    unseren Dank auszudrücken.“

    Ruadh ui Notorn, der Herausforderer

    f�